— — —
. 6 möglich für ein an n * — von gestern und vorgestern. Al-
lerdinge kennt das Ministerium die Zustände der Gewerbeklasse, die⸗
ud ledoch nicht in Folge der Bewegung seit den Märztagen y. 5 66 sich schon von der Noth und Korntheurung des vorigen Jahres, was schon damals die öffentlichen Arbeiten nö⸗ thig machte und die Unterstützung durch Privat -Vereine; hinzu kam nun noch die Stockung von diesem Jahre. Der Grund, warum das Ministerium zu keinem energischen Eingriffe die Erlaubniß gegeben, sst, weil es eingesehen, daß keines weges durch Almosen oder Unter⸗
stützung eine Belebung der Gewerbe ermöglicht werde, sondern nur
durch Wiedereintreten des Vertrauens und der Ruhe. Leider dauert aber diese Stockung schon so lange, daß schon Viele kaum mehr im Stande sind, sich das nöthige anzuschaffen, es wurde darum ein Comité von den Vertrauenẽ⸗ männern der verschiedenen Innungen niedergesetzt, welche die Ge⸗ suche entgegennehmen, und schon ist einige Abhülfe durch An⸗ schaffung des Materials, so wie durch Bestellung an Arbeit gesche⸗ hen. Allerdings giebt es verschiedene Branchen, die nicht direft zu beschäftigen sind, wie Graveure, Anstreicher u. s. w., die meistens an die Hochherzigkeit der Versammlung appelliren. Was nun die Gründung einer Kredit⸗Bank durch Hypothezirung der städtischen Realitäten betrifft, so existiren wohl solche, doch hat schon in letzter Zeit die Stadt sich genöthigt gesehen, darauf eine Anleihe zu machen; ich kann darauf nicht unbedingt antworten, wohl sinde ich das Inelebemufen einer Kreditbank den jetzigen Umständen er⸗ sprießlich, selbe jedoch augenblicklich ins Leben zu rufrn, kann ich nicht zusagen, ich verspreche jedoch, alle mögliche Mittel hierzu in ge⸗ naueste Erwägung zu ziehen. (Beifall. Neuwall: Er behalte sich den Dank im Namen seiner Kommittenten bevor, wenn das Verspre— chen zur That geworden. An den Herrn Kriegs ⸗—Minister Latour habe er noch eine Frage zu stellen, ob in Berücksichtigung der gegen— wärtigen Verhältnisse die Ausrüstungs - Gegenstände für die Armee nicht hier in Wien oder auch anderen großen Städten den Civil— Arbeitern zugewiesen werden könnten. Latour: Er werde diesem Wunsche insofern nachzukommen bemüht sein, um jene Gegenstände, die nicht schon durch Kontrakte überlassen wurden, für die Zukunft an Privat-Arbeiter zu überlassen.
Als die gestrige Reichstags -Sitzung aufgehoben werden sollte, ergriff der Kriegs Minister Latour das Wort, um mitzutheilen, daß ihm Berichte zugekommen, in der Aula herrsche große Bewegung, man beabsichtige nicht nur das Ministerium zu stürzen, sondern auch den Reichstag zu sprengen. Der Kommandant der Garde habe das Ansuchen um Militair-Assistenz gestellt. Zwei Bezirke hät⸗ ten erklärt, nicht ohne Militair ausrücken zu wollen, darunter sei der Bezirk Lropoldstadt, dessen Chef, Hofmann, auch die Assistenz ge— fordert. Der Aula⸗Bericht sei ohne Unterschrift und sei eigent« lich an einen Oberst⸗Lieutenant gelangt. Er gebe die Versicherung, daß das Militair nur einschreiten werde, wenn von der anderen Seite Angriffe stattfänden. Diese Nachricht bringt große Aufregung in die Versammlung. Löhner beantragt sogleich, in Anbetracht dieser Umstände möge sich der Reichstag permanent erklären. Ein— stimmig angenommen. — Borrosch meint, auf einen Bericht hin, der nicht unterschrieben ist, sollte man sich nicht permanent erklären. Goldmark ergreift das Wort, er habe so ziemlich die Gefahren seit
März alle miterlebt, sei aber überzeugt, daß durch Militair= Maßregeln unbedeutende Bewegungen erst wirklich gefährlich werden könnten, darum sei diese Maßregel höchst ge⸗
fährlich, um so mehr, da Militair-Ausrüdung der wundeste Fleck der wiener Bevölkerung sei. Er meint nicht, daß die Majorität Ler Garde dafür sei, eben so wenig, daß die Chefs die Meinung der Garde ver⸗ treten. Er kenne die augenblickliche Bewegung nicht genau, müsse aber trotzdem entschieden der Aussage entgegentreten, daß man den Reichstag sprengen wolle. Einzelne Mitglieder des Ministeriums seien wohl unbeliebt, nie aber sei der Reichstag von der Legion in dem Sinne angefochten worden. Er stellt den Antrag, nan möge so lange mit der Ausrückung des Militairs innehalten, bis authentische Berichte da seien. Uebrigens gehe er jetzt auf die Universität, um Alles zu erfahren. Wenn man einen Konflikt zwischen Bürger und Militair herbeiführen wolle, sei dies nur allzu leicht geschehen. Latour antwortet, daß die Garnison einen Werth darauf lege, im Einvernehmen mit der Bürgerschaft zu sein, und nie einen Konflikt gewünscht habe. Wenn einer entstehe, so mögen es Jene verant— worten, welche die Massen aufwiegeln. Er wolle eher sein Amt nie- derlegen, als das Militair früher einrücken lassen, bis nicht die voll— kommene Ordnung und Ruhe hergestellt sei. Pre stl bemerkt, wenn auch zwei Bezirke Militair forderten, so sei dies nicht die Majorität, und der Kommandant sei nicht der Repräsentant des Willens der Garde. Löhner lag das Ministerium habe nun die Pflicht, dem Reichs- tage von Allem Nachricht zu geben, und erst wenn diese Maßregeln gutgeheißen, könnten sie ausgeführt werden, wofür die Minister ver⸗= antwortlich seien. Justiz⸗Minister Bach: Wenn der Reichstag die erekutive Gewalt übernehme, so stelle er den Antrag, das Ministe— rium von seiner Function zu entlassen. Die Stellung des Reichstages sei eine verfassunggebende, das Ministerium sei die exequirende Ge— walt. Das Ministerium sei allen möglichen Angriffen, ja sogar der Person ausgesetzt, man möge ihm diese schwierige Lage nicht noch ganz zur Unmöglichkeit machen. Er sei gegen jede gewaltsame Stür⸗ zung von Außen, derlei sei das Grab der Freiheit, die Kammer könne aber überzeugt sein, sobald sich ihre Majorität gegen das Ministerium aussprechen werde, dessen Grundsatz ein starkes, einiges, freies Oesterreich sei, so werde es gern abtreten und würdigeren Männern Platz machen. Das Mi— nisterium sei nicht erst seit Monaten für bie Freiheit, sondern seit länger, es habe die Stellen nicht gefucht; da es sie aber erhalien, fühle es sich verpflichtet, im Geiste der gesetzlichen Ordnung und der Freiheit auszuharren. Hätte das Ministerium feinem Herzen, nicht dem Wohle des Volkes Gehör gegeben, so hätte es bereits einen anderen Beschluß gefaßt. Er bittet die Rechté und die Linke, einig mit dem Ministerium zu wirken. (Beifall. Sierakowski stellt den, Antrag, der Reichstag möge beschließen, daß das Militair, nicht ohne. seine Eclaubniß angricke, daß das Ministeriun den Sicherheits — Ausschuß neu organistre, und daß das Ober-Kommando und das Legions? Kominando aufge⸗ fordert werden, authentische Berichte einzuliefern. Purtscher könimt so eben von der Aula und berichtet, daß keine Silbe von Allen wahr sei, man habe das Ministerium ins Bockshorn gejagt, man wolle es nun mit dem Reichstage eben so machen. r 'lergtläre dir Zuschriften für Lüge (Lärm), und sie seien nachgesagt worcen ohne Üieberzeugung. Jon ak wünscht, man möge das Ministerium jetzt die Feuerprobe bestehen lassen, ob es sich bewähre. Er ist gegen die exceptionellen Maßregeln, wie die Permanenz eine sei. Schuselka spricht entschieden für Permanenz; man wisse nicht, was die andere Partei im Schilde führe; durch die Ausrückung des Militairs sei der 26. Mai eigentlich erst reiht hervorgerufen worden, es könne heute eben so gehen. Er ist für die Exeku⸗ tivgewalt des Ministeriums, will aber die Permanenz so verstehen, daß der Reichstag beisammen sei für den Fall, daß das Ministerium besondere dae fassen wollte. Rieger sagt, daß das Ministe⸗ rium erklären möge, wenn es auf diese Weise die Permanenz wünsche. Bach meldet, daß er so eben in den Ministerrath berufen werde, es
rivat⸗ Unternehmen garantiren. Die⸗
Arbeitsmaterial
— K
718
müsse sich daher um eine schnelle Maßnahme handeln. Er versichert die giößte Gewissenhastigkeit und beantragt, daß, wenn Außeror— dentliches stattsinden sollte, der Reichstag sich in einer Abendsitzung ver⸗= sammeln möge. Schuselka: Ob wir uns dann versammeln können, wissen wir nicht; wer weiß, ob nicht der Weg versperrt ist. Jetzt sind wir versammelt und sind daher verpflichtet, es zu bleiben. Pauli mel⸗ det, daß Offiziere der Garde ihm so eben gesagt, ein Legionair, Mediziner, theile Zettel aus, worauf die Errichtung des Sicherheits- Aueschusses gefordert werde, und daß man eine Sturmpetition beab-
sichtige. Klaudi ist überzeugt, daß man über die Stu⸗ denten nur Gerüchte auestreue, er will die Permanenz auch
nicht exekutio, sondern nur als ultimo ratio. Borrosch will blos einen permanenten Ausschuß aus dem Hause. Fe⸗— dorovitsch eben so, er habe zwei Revolutionen mitgemacht und wisse, daß große Massen in solchen Augenblicken nicht gut wir— ken. Er sei aber für das Verbleiben, auf daß man zeige, daß man für die Freiheit auch hier sterben könne. Hauschild ist für das Ministerium. Dieses sei dem Volke verantwortlich, der Reichstag
nur seinem Gewissen. Violand sagt, das Ministerium habe wohl eine Majorität in der Kammer, aber nicht im Volke, man möge nur „Ich bitte, mich aussprechen zu lossen, ich spreche meine leberzeugung aus, ob Ich wünsche mir das freie
die Blätter, die öffentlichen Organe lesen. (Tumult.) ste jetzt Beifall oder Piißfallen erhält. n Wort gewahrt zu wissen. Das Volk ist nun einmal mißtrauisch, weil der Sicherheitsausschuß aufgelöst wurde und es nicht mehr klar in Alles sieht, nicht in die italienische Angelegenhe t, nicht in die ungarische, in die französische, in die moldauische, und weil es mitdin Reaction wittert. Meine Herren, es wurde bereits schon die schwarzgelbe Fahne aus— gesteckt. (Unruhe.) Wissen Sie, was diese Farbe bedeutet; nicht, daß man Oesterreicher ist, sondern daß man gegen die Volkefreiheit und für die Macht der Tynastie ist. (Unruhe.) Der Minister hat vorhin von Ordnung und Geseklichkeit gesprochen, das ist noch leine Freiheit; Ordnung und Gesetzlichkeit herrschen auch in Rußland. (Beifall, Tumult.) Das Volk will seine Freiheit gewahrt wissen.“ Dylewski erklärt, er menge sich nicht in die Lekalverhältnisse, er kenne sie nicht, er habe aber so eben einen Offizier vom 9ien Bezirk gesprochen, und dieser erkläre sich gegen einen Sicher⸗ heits-⸗Ausschuß. Schwarzer kömmt vom Ministerium und stattet im Namen desselben Bericht ab; es sei so eben bei demselben eine Deputation von Garden und Studenten, den Profrssor Füster an der Spitze, gewesen, welche Zettel auf den Hüten trugen für die Errichtung des Sicherheits-Ausschusses; das Mi— nisterium habe aber dieses Ansinnen zurückgewiesen, da es einen Beschluß, den es mit dem Reichstag gesaßt, nicht ermächtigt sei, um— zustoßen. Militair und Garde fraternisirten. Es habe sich aber ein Haufe von Garden, die vermuthlich das Abzeichen nur fälschlich trügen, eben so von Studenten, vermuthlich auch nur falsche, dann von Arbeitern gezeigt, welche, dem Militair gegenüber, ihre Gewehre geladen und Pulver auf die Pfanne geschüttet, welche ihre Absicht deutlich gezeigt. Es stelle sich demnach heraus, daß die Requisition des Militairs nothwendig sei. Auf Antrag wird die Sitzung auf eine halbe Stunde vertagt.
Trie st, 11. Sept. (Oest. Lloyd.) Die österreichische Flotte hat gestern, bis auf eine Fregatte und eine Korvette, unseren Hafen verlassen. Ueber die von ihr eingeschlagene Richtung ist nichts be⸗ kannt worden; man hört nur, daß sie sich gestern, von Gegenwinden zurückgehalten, auf der Höhe von Umago befand. Das sardinische Geschwader ward gestern in den Gewässern von Ancona gesehen.
Fiume, 9. Sept. (Oest. Lloyd.) Der Vicegespan Bunje vaz hat das Regierungsgebäude bezogen und beschäftigt sich nun, kraft der ihm vom Banus ertheilten Vollmacht, mit der Organisation der hiesigen Verwaltung. Ein Theil der hiesigen Garnison verläßt heute Abend wieder unsere Stadt, welche sich andauernd der vollkommen sten Ruhe und Ordnung erfreut.
Sachsen. Leipzig, 15. Sept. (O. A. Z.). Die von ge— stern aus Chemnitz eingegangenen Nachrichten bestätigen die Fort⸗ dauer der hergestellten Ruhe. Die vom Dresdener Journal
gebrachte Nachricht von Verwundung des Regierungs-Kommissars, Ge⸗- * e heimen Regierungsraths Todt, durch einen Steinwurf auf der Brust keine Geltung gewährt.
ist glücklicherweise eben so unbegründet wie der Tod des Rittmeisters Helbig. Auch die sonstigen Angaben über Getödtete und Verwundete stellen sich als übertrieben heraus. sollen 3 getörtet sein; die Anzahl der Verwundeten ist nicht be— kannt. Das Militair und die Kommunalgarde haben keine Todten. Am 13. Sept. Abends schon waren alle Barrikaden, deren zehn ge— wesen sein sollen, weggeräumt. An demselben Tage war auch vom Regierungs- Kommissar Todt eine, Proclamation erlassen worden, dir offen und ernst zur gemeinsamen Fürsorge für die Ordnung im Interesse der Freiheit auffordert und dem säumig gewesenen Theile der Kon- munalgarde sein großes Unrecht augemessen ans Herz legt und ihn auffordert, wegen der ihm deshalb drohenden Folgen durch eifrigen Dienst von nun an wenigstens Milderungsgründe zu schaffen. Wie der Chemnitzer Anzeiger sagt, sollen nicht wenig Mitglieder der Kommunalgarde zwar ohne Binde und sonstige Armatur, allein mit dem Gewehr unter den Tumultuanten gesehen worden sein. Tie Bürgerschule, aus der die Bänke zu den Barrikaden verwendet wur— den, zwei Häuser in der Johannis -Gasse, ein Hinterhaus der Han⸗ delsschule und noch ein anderes Haus werden als diejenigen bezeichnet, welche die meisten Spuren der stattgehabten Kämpfe aufzuweisen ha— ben. Die Kugeln stecken meist ziemlich hoch. Ueber den eigentlichen Zusammenhang der ganzen unseligen Vorgänge ist man noch unklar.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 13. Sept. (H. C.) Das heute Mitag ausgegebene Offizielle Wochenblatt bringt die folgende Pröclamation des Großherzogs, wodurch eine Modification unseres Ministeriums verfügt wird: .
„Der Minister, Kammer. Präsident von Levetzow, und der Negierungs-— Direstor von Oertzen haben bei Uns das Gesuch um ihre Entlassung ein— gereicht, und ist ihnen dasselbe unter der Bedingung gewährt worden, daß sie in ihren Siellen so lange noch verbleiben, als dies erforderlich ist, um Stockungen im Geschästsgange zu vermeiden. Da Wir nun nicht gemeint sind, eine Wiederergänzung Unseres Geheimen Ministeriums und Unscrer Regierung vorzunehmen, zumal die Au lösung dieser nach dem Systeme der Kollegial'- Verwaltung organisirten Behörden ohnthin bevorsteht, so haben Wir beschlossen, von den übrigen, jenen Behörden bis zu ihrer Auflösung verbleibenden Negierungs-Geschäften die Ver— sassungs -Angelegenheit abzuzweigen, und haben Wir mit dersel— ben Ünseren Minister, Geheime ⸗Naths-Präsidenten von Lützow, den Stever auf Wustrow, den Doktor Kippe und den Landsyndikus Groth aus Rostock beauftragt. Die Bearbeitung dieses wichtigen Gegenstandes und beziehungsweise dessen Leitung ist den eben Genannten zugetheilt wor= den, und haben sie die Verantwortlichleit übernommen, ihren Austrag im zeitgemäßen Sinne und Geiste der von uns in Bezug auf die neue Ver- sassung dahin gemachten Zusicherungen zu vollführen, daß diejenigen, Ein = richtungen geschaffen und dem Lande und dessen , Vertretern diejeni⸗
en Rechte eingeräumt werden, welche in konsequenter Entwickelung der neuen taatssorm in Grundlage des Repräsentativ- Systems sich hervorgeben. Schwerin, den 12. Sept. 1818. Friedrich Franz.“
Schleswig: Holstein. Altona, 14. Sept. (H. C.) Der ber- Befehlshaber, General von Wrangel, hat nachstehend ts Schreiben an das Neichs-⸗Kriegsministerium eriassen:
Auf Seiten der Tumutuanten
„Einem hohen Reichs-Ministerium des Krieges verfehle ich nicht, gan ergebenst zu berichten, daß ich gestern und heute die einzigen von mir no nicht geschenen Truppen der Armer, die kombinirte Division des Sten deut- schen Bundes Corps, inspizirt und sie dabei in demselben guten, kriegstüch-= tigen Zustande gefunden habe, der die übrigen, schon länger hier anwesen⸗ den Abtheilungen der Armee so rühmlich auszeichnet, was ich für meine Pflicht halte, hier öffentlich auszusprechen.
Hiermit . ich nunmehr meinen Dienst als Ober⸗Befehlshaber der deutschen Bundes -Armee in Schleswig und Holstein beenden zu können, denn der Waffenstillstand ist geschlossen, die Ausführung des militairischen Theils der Convention ist im Gange und wird in wenigen Tagen beendet sein, und endlich hat der preußische General⸗Major von Bonin das Kom- mando der in den Herzogthümern zurückbleibenden Truppen, einschließlich der schleswig-holsteinischen, übernommen, so daß für mich keine wesentliche Wirk= samkeit mehr übrig bleibt; ich lege daher das mir anvertraute Armee⸗Kom⸗ mando ehrfurchtsvoll in die Hände eines hohen Neichs⸗Ministeriums des Krieges nieder; bis auf Weiteres aber wird der Chef des Stabes der Ar— mer, der preußische Oberst von Hahn, in Altona die Geschäfte des Armer— Kommando's fortführen, und zwar bis die zurückzusendenden Abtheilungen die Herzogthümer verlassen haben oder ein hohes Ministerium anders dar- über verfuͤgt, während ich bereits meine Neise nach Potsdam angetreten habe, wie ich dies hochdemselben gestern gemeldet.
Reinbeck in Holstein, den 12. Sept. 1848.
Der Königlich preußische General der Kavallerie von Wrangel.“ ann n ,
. 24 Meisland.
Oesterreich. Pesth, 11. Sept. (Bresl. Ztg.) Gestern um 5 Uhr Nachmittags ist die Reichs-Deputation aus Wien auf einem Dampfboot hier eingetroffen. Die meisten Deputirten hatten rothe Federn aufgesteckt, zum Zeichen des gänzlichen Mißlingeus der Mission, und daß man nun mit den Waffen die Freiheit erkämpfen müsse. Eine unübersehbare Menschenmenge überdeckte sogleich beide Ufer der Donau, wo die Landung geschah, und wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, daß nunmehr der König selbst an die Spitze der Reaction getreten. Dir Minister Batthyany und Deak sind ebenfalls zurückgekommen und begaben sich sogleich zum Erzher⸗ zog Stephan, wo mehrstündiger Minister Rath war. In der Nacht fand eine geheime Sitzung des Repräsentantenhauses statt. Man ist böchst gespannt auf die Schritte, welche der Landtag jetzt thun wird. Eine große Velks-Versammlung von etwa 10,000 Köpfen trat auf dem Mufeums-Platze zusammen, als aber ein Ministerial ⸗Beamter die Versammlung zum Auseinandergehen und zum Vertrauen auf die Vorkehrung des Landtages aufforderte, zerstreute sie sich beruhigt. Heute um 10 Uhr sindet eine geheime Sitzung beider Häuser im Saalt des Unterhauses statt.
Brieflichen Nachrichten zufolge, haben sich die Serben kanzentrirt und sind unter dem Kommandanten Csorich mit klingendem Spiele und fliegenden Fahnen am Ften d. M. in Perlasz mit einer bedeu- tenden Masse einmarschirt. Auf die Nachricht, daß die Magyaren den Baderlitza und mehrere ansehnliche serbische Familienväter in ma⸗— gyarischen Srtschasten standrechtsmäßig hinrichten ließen, ist das ser⸗ bische Lager furchtbar erbittert. In Folge dessen treten die Serben offensiv auf und haben einen neuen Sieg am 6ten d. M. erkämpft. Nach einem blutigen Kampfe haben die Serben Futtack, Aér, Piros, Begees behauptet und gegen Verbacz einen hartnäckigen Angriff ge⸗— macht. Außer General Bechtold sollen, verläßlichen Nachrichten zu⸗ folge, die Kommandanten Wollenhofer und Ottinger resignirt haben; Kommandant Bakony ꝛist erkrankt.
Pesth, 12. Sept. (Oest. Ztg.) In dem sogleich nach der Rückkehr der Neichs-Deputatiou bei Sr. Raiserl. Hoheit dem Erzherzog⸗ Palatin abgehaltenen Ministerrath dankten sämmtliche Minister, mit Ausnahme des Ministers des Innern, Szemere, ab. In Folge die- ses Entschlusses richtete der Erzherzog an die einstweilen zusammen-— getretene gehrime Reichstags Versammlung ein Schreiben, in welchem er die Abdankung der Minister annahm, zugleich dem Hause anzeigte, daß er nun, bei Ermangelung eines Ministeriums, die Leitung der verantwortlichen Regierung interimistisch übernehme. Dieses Schrei- ben ward, aus Mangel an der Kontrasignatur des noch im Amte verbliebenen Ministers Szemere, ungesetzlich befunden und ihm daher Da jedoch im Verlaufe langer Debat- ten der Finanz⸗-Miunister Kossuth dem dringenden Ansuchen der Reichsstände, die Leitung der Regierung zu übernehmen, nicht nachgegeben hatte, aber sammt den übrigen Ministern, mit Ausnahme Batthyanys, einwilligte, das Porteseuille so lange zu be-
halten, bis ein neues Ministerium konstituirt wird, so wurde eine
Reichs-Deputation an den Palatin mit dem Ersuchen der Reichs- stände abgeordnet, Se. Kaiserl. Hoheit möge genehmigen, daß der Minister Kossuth die Zusammensetzung eines neuen Ministeriums be⸗ werkstellige. Der Erzherzog äußerte zwar seine tiese Kränkung dar⸗— über, daß die Vertreter der Nation seine Zuschrift für ungesetzlich erklärten, da doch sein ganzes Bestreben von jeher dahin gerichtet sei, die Gesetze auf das pünktlichste zu befolgen; da jedoch der Neichs⸗—
tag durch Entsendung der gegenwärtigen Deputation einen Veweis
seines Vertrauens gegeben, so wolle er noch ferner an der ihm vom König und der Nation angewiesenen Stelle verharren, werde jedoch bei der ersten Kundgebung eines Mißtrauens der Nation das ange⸗ betete Vaterland zu verlassen gezwungen sein. Für den vorliegenden Fall werde er von dem Ansuchen der Reichsstände Gebrauch machen. Somit ist Kossuth mit der Zusammensetzung des neuen Ministeriums beauftragt.
Der Banus Jellachich hat nachstehende Bekanntmachung er- lassen: ;
„An die ungarische Nation! ö. .
Indem ich ein Land mit bewaffneter Hand betrete, für das ich, . meinen tapseren Waffenbrüdern, die wärmste mit dem Verbande von Jahr hunderten ererbte Spmpathie fühle, thue ich diesen Schritt erst, nachdem mir sede Hoffnung einer friedlichen Ausgleichung benommen worden ist. Ich thue ihn, gedrängt durch die anmaßtnden und für die Gesammtmonaichie Verderben drohenden Umtriebe einer Fraction, aus deren Mitte das gegen- wärtige Ministerium mit einem den Schein den Legalität tragenden Gewalt- streich' entstanden, deren sichtliches Streben aber die Herabwürdigung der Königlichen Majestät und die Vernichtung aller freundschaftlichen seit ahr⸗ hunderten bestandenen Beziehungen zwischen den Völkern des Königreichs, sa sogar die faktische Aufhebung jenes durch die vpragmatische Sanctlon ge⸗ beiligien Bandes ist, das Ungarn und die Nebenländer mit unerschütter licher Treue an ihren König und ihre Versassung, zugleich auch mit aller Fraft der Bruderliebe an das österreichische Kaiserreich knüpfen soll.
„Jene, die, von Eigennutz geleitet, seit Jahren bemüht waren, die auf ihre eigene Ausbildung beschränkte rein nationelle Tendenz der Nebenländer und der zu diesen gehörenden Militairg änze in Een Augen unserer magva—Q rischen Brüder zu verdächtigen, werten Euch . 7 den mir die schul dige Treue zu meinem Fürsten und wahre Vaterlands liebe vorschreibt, im Lichte des verabscheuungswürdigsten Bürgerkrieges darstellen, meine Absicht eine feindliche, meine That eine verrätherische nennen. Lasset Euch aber durch diese trügerischen Worte nicht verblenden; suchet die Verräther nur unter jenen, die, eine solche Sprache sührend, die Macht der Krone durch Trug und List gebrochen, die Eintracht unter den Völkern des Landes zer- stört, Ungarns gesetzmäßigen Verband mit Oesterreich — trotz ihrer heu le⸗ rischen Gegenversicherungen gewaltsam gelockert und so zu sagen aufge- hoben, ja an ihre Sympathie für die Feinde Oesterreichs mit der größten Vermissenheit öffentlich zur, Schau getragen haben, während Tausende der Slaven, Deutschen und Magyaren unter einem Banner vereint für Ehre und die Integrität Oesteneichs aus ruhmvollen Wunden bluteten; suchet
bie Verräther unter jenen, die, nachdem alle ihre Forderungen auf Kosten des Gesammtstaates erfüllt waren, dennoch die gerechten Ansprüche der Ne= benländer ferner auch verächtlich zurückweisen und sie mit trotzigem Ueber= muthe verletzten.
„Gegen diese allein sind meine Waffen gerichtet, um dem frevelhaften miß bin d der Gewalt ein Ende zu machen, mit welchem sie die Gewalt und die friedliche Gesinnung der Nebenländer verhöhnen, die Einheit und den Bestand der Monarchie aufs Spiel setzen, den Frieden der Völker, die Wohlfahrt des Landes gefährden und selbst den Glanz des magyarischen Namens durch ihre ehrlose Handlungsweise zu verdunkeln drohen.
„Fern sei es von uns, irgend eine der Wohlthaten schmälern zu wol— len, die Ungarns Völkern durch das Wort unseres Allergnädigsten Königs gewährleistet worden sind. Zu sehr achten wir selest die Ge⸗ setze, deren Schutz wir — unbeschadet der Integrität der Krone — auch für unsere Selbstständigkeit ansprechen, um einen gewaltsamen Umsturz derselben zu beabsichtigen. Alles, was die Milde unseres gütigen Königs dem Bürger der Städte, dem fleißigen Landmanne, den verschiedenen Klassen der Gesellschaft gewährt hat, ist für uns heilig und unantastbar. Die Hand, die wir Euch reichen, will nichts auf Eure Kosten erkämpfen; sie ist eine Bruderhand, die Euch stützen soll im Genusse Eurer freien Institutionen, die aber unter eintr Leitung, die alle Gerechtigkeit und Billigkeit nur für ihr eigenes Interesse auebentet, für Euch wie für uns nimmer gedeihlich werden können.
„Ich wiederhole es daher, nicht als Feind, sondern als Freund und Bundesgenosse aller lopalen Bewohner Ungarns, die unter der segensreichen Regierung unseres heißgeliebten Königs einer glücklichen Zukunft entgegen sehen, beirete ich die Marken des Landes, für dessen Wohl und Aufbluͤhen ich die wärmsten und auftichtigsten Wünsche hege. Die unermeßliche Mehr— beit des Volkes wird mein von jedem selbstischen Interesse freies Auftreten würdigen und 2 ein brüverliches Entgegenkommen die Lösung unserer . Aufgabe — die Befreiung von dem Joche unfähiger, die Exi= tenz Ungarns dem sicheren Verderben preisgebender Gewalthaber — mit zu frleichtern trachten. Dits erwarte ich von allen Behörden, dies von der sämmtlichen Bevölkerung, die durch die strengste Mannszucht meiner tapfe— ten Truppen gegen jede Unbill geschützt werden soll. .
„Mit der Hülse des allmächtigen Gottes wird es unseren vereinten Be— strebungen bald gelingen, diesem herrlichen Lande die Segnungen des Frie— dens, den unverkümmerten Genuß seiner Verfassung, die freie Entwickelung seines Wohlstaudes unter dem Schutze unseres allergnädigsten Königs im heilbringenden Verbande aller Glieder unferes großen und untrennbaren Staatskörpers auf alle Zeiten zu sichern.
Von der Drave, im September 1848.“
„Waffenbrüder!
Die kroatischen nnd slavonischen Gränztruppen betreten unter meiner gi run den Boden des Königreichs Ungarn, dessen Schutz Euch anver— traut ist.
„Seht in uns keine Feinde — die österreichischen Fahnen wehen in unseren Reihen — der Doppel-Adler, auf hundert Schlachtfeldern das Wahr— zeichen des Ruhmes und der Ehre, wird nie zum Symbol des Aufruhrs und des Treubruches werden.
„Wir haben unsere Fahnen entfaltet, nicht zum Schutze und zur Wah— rung unserer Rechte allein, sondern zur Aufrechthaltung jener unseres ge— liebten Monarchen — die eine frevlerische Partei, nicht achtend die wahren Gefühle der großen Mehrheit einer hochherzigen und treuen Nation, zu ih— ten verbrecherischen Zwecken mißbraucht.
„Schon hat ste ihren auf die Auflösung der Monarchie gerichteten Plänen die Krone aufgeseßt, indem sie durch ihre Beschlüsse in den Trup— pen, die stets nur ein gemeinsames Band der Treue für Fürst und Vater—= land kannten, einen verderblichen Sondergeist zu erwecken, Mißtrauen und Gehässigkeit erzengende Unterscheidungen einzuführen und hierdurch die Ein— heit if. starken Bollwerkes der Gesammt⸗-Monarchie zu zerstören trachtet.
„Soldaten der österreichischen Armee! der wir anzugehören stolz sind, Ihr theilt unsere Gefühle der Entrüstung über ein solches Beginnen — Eure Waffen werden sich nie gegen Eure Brüder kehren, die Blut und Leben für ihren Kaiser, für dessen Rechte, den wahren Schirm der unseren, einzusetzen bereit sind.
„Auf den Gefilden Italiens hat ein ruhmgekrönter Held mit den Tapfersten der Tapferen der Krone ein kostbares Juwel zurück erkämpft, seine Schaaren, welchem Stamme sie anch angehörten, führte ein Wort — es belebte sie ein Geist, der Sieg war der Lohn ihrer Einheit.
„Uns war es nicht vergönnt, unser Blut für den großen Zweck zu ver gießen, doch das erhebende Bewußtsein, jene Helden unsere Brüder nennen zu dürfen, lasse uns den hohen Werth des Glückes erkennen: durch das Band der österreichischen Farhen vereinigt, unseren Söhnen ein Vorbild der Treue, der Ehre und Tapferkeit bieten zu können.
„Hoch lebe die Einheit der österreichischen Armee unter unserem gelieb—
ten Kaiser und Fönig!
Von der Drave, im September 1848. ö. — Jellachich, Feldmarschall-Lieutenant und Ban.“
Man if e st. s ö
„Als in den Märztagen die laute Stimme des Volles nach Befreiung von dem Jahrhunderte langen Drucke des alten Systems rief, da hörte unser gütiger Monarch auf diese Stimme und sprach Freiheit, sprach Gleich berechtigung aus für alle Völker seines großen, mächtigen Kaiserstaates.
. enn herrliche, eine glückliche Zuknnst schien uns gesichert; aber lei— der sollten wir Kroaten, Slavonier und unsere serbischen, romanischen und deutschen Brüder bald das Gegentheil erfahren. Eine übermüthige, selbst⸗ süchtige Partei in Ungarn benußte die bei einem solchen Umstunze unver— meidlichen Aufregungen und wußte von unserem allergnädigsten Menarchen Zugeständnisse zu entringen, welche unser allerheiligstes Gut, die Freiheit, ihnen und dem magyarischen Volksstamme ausschließlich gewährten, den übrigen unter ben i n heiligen Krone Ungarns lebenden Völkern aber Knechtschaft und Unterdrückung bereiteten und vollends durch das Entstehen eines abgesonderten Ministeriums die durch die pragmatische Sanction ge— währleistete ungetrennte Einheit der ungarischen Kronländer mit der großen Monarchie faktisch vernichteten.“
„Die Existenz des Königreichs Croatien wurde geradeweg geläugnet, — das Königreich Slavonien zu ungarischen Komitaten erklärt, die Ein— führung der magparischen Sprache in denselben angeordnet und in allen Komitaten, somit auch in den südlichen, fast durchgehends von Serben be— wohnten, solche schon früher bewerlstelligt, — dadurch die Entrüstung eines um das Vaterland hochverdienten, tapferen Volksstammes herbeigerufen, ja bis zur Verzweiflung gesteigert, als das ungarische Ministerium durch Maß— regeln der Gewalt das Wert der Ungerechtigkeit durchzuführen begann.
„Das waren für uns die Früchte der neu erlangten Freiheit! Das war die durch Gesetze der Natur geforderte, durch das geheiligte Wort unseres gütigen Monarchen gewährleistete Gleichberechtigung aller Nationa— litten! Das der Lohn für die tausendfachen Verdienste, die sich unser Volk dutch Jahrhunderte um die Krone Ungarns, um die Gesammtmonarchie er— worben, für die Ströme Bluts, die es für die Vertheidigung des gemein samen Vaterlandes vergossen hat, — eines Volkes, das auch in der neue— sten Zeit auf den Schlachtfeldern Italiens 35,990 seiner Söhne in den Reihen des tapferen österreichischen Heeres zählte, ehe es in den Kämpfen für die Ehre der Monarchie dezimirt war!
„Ich will von den zahllosen mittelbaren und unmittelbaren Angriffen auf das m. Volkl nicht reden; nicht reden von tau— sendfachen Schmähungen und Verdächtigungen; nicht reben von endlosen Verfolgungen, die in vielfacher Form mich als Ban der vereinigten König reiche trafen, und mein Leben, meine Ehre dedrohten. Ich führe sie nür an, nicht weil ich, sondern in mir die Eristenz, das gute Recht der Nation bedroht war.
Vielfache Deputationen unseres Volles baten zu wiederholtenmalen am hrone unserts in g, Monarchen um Schutz, um Gerechtigkeit; r Verhängniß waltete über uns, und vergebens waren un— ere Bitten.
„Da bestimmte Se. Klaiserl. Majestät in huldreicher Erwägung dieser traurigen Zustände Se. Kaiserl. Hoheit den durchlauchtigsten Erzherzog Jo— hann zum Vermittler der zwischen Croatien und Slavonien und deni un— 8 Ministerium obschwebenden Wirren. Dem Allerhöchsten Befehle olgend, begab ich mich nach Wien, gern die Hand bietend zum Frieden, r. Bersöhnung. Aber fruchtlos war auch dieser Schritt. Ich begehrte
amens des kfroatisch - slavonischen Volks Aufrechthaltung der pragmati=
ö
719
schen Sanction, — welche in ihren wesentlichsten, von der kroatisch- slavo⸗
nischen Natidn auf ihrem am 9. März 1712 abgehaltenen Landtage mit
ausdrücklicher Genehmhaltung Kaiser Karl's VI. angenommenen Punkten fesistellt: „Daß die Königreiche Croatien, Slavonien und Dalmatien auch serner die Regierung nicht nur der männlichen, sondern auch der wei blich en Descendenten des erlauchten Kaiserhauses jedoch nur jener anerkennen welche nicht allein im Besitze von Oesterreich, sondern auch im Besitze von Stepermark, Krain und Kärnthen sein und im gedachten Oesterreich residiren werden“, — welche ferner laut des Art. 2, 1723 mit voller Gesetzeskraft verordnet: „Daß die deutschen sowohl als ungarischen Erbländer ungetheilt, untrennbar und gem einschaft⸗ lich regiert werden sollen;“ — ich verlangte derselben zufolge ein Central= Ministerium des Krieges, der Finanzen und der auswärtigen Geschäfte; ich verlangte auf Grundlage des Rechts und der geheiligten Worte Sr, Majestät Gleichberechtigung unserer Nationalität; ich verlangte Erfüllung der Ansprüche und Wüunsche der serbischen Nation in Ungarn.
Und als der ungarische Minister- Präsident auf diese Grundlagen der Pacification nicht eingehen wollte, blieb mir nichts übrig, als die Beschlüsse des ungarischen Reichstags über unser letztes Friedenswort abzuwarten.
„Aber bis zur Stunde kam diese so hochwichtige Frage, an deren Lö—= sung nicht allein das Wohl Ungarns und aller zur heiligen Krone dieses Landes gehörigen Völkerschaften, sondern der Bestand der Gesammt- Mo narchie hängt, nicht einmal in Verhandlung, sondern es dauern mittlerweile die Angiiffe des ungarischen Ministeriums fort. Verirrte Söhne unseres Vaterlandes arbeiten unter dem Schutze dieser magparischen Partei unab- lässig daran, um die bisher erhaltene materielle Ruhr Croatiens zu stören; in Slavonien zwingen ministerielle Commissaire unter militairischer Assistenz das Volt zur gewaltsamen Wahl von Deputirten für den pesther Reichstag; in Triest wird ein Schiff armirt, um die kreatischen Küsten zu beunruhigen; ein anderes bewaffnetes Fahrzeug auf der Donau zichtet zwecklos Zerstörun⸗ gen an; Truppenabtheilungen mobiler ungarischer Nationalgarde überschrei— len die Gränze und betreten den der Banal-Autorität unterstehenden Boden, und der grausamste Krieg wüthet mit vermehrter Gewalt im Banat. Und um das Aeußerste zu thun, werden die Bosnier durch magyarische Emissaire angeeifert, mit ihren wilden Horden Mord, Brand und Veiwüstung in ein Land zu tragen, dessen Bewohner treu und ehrlich mit ihrem Blute die so fernen Gränzen des Reiches Jahrhunderte lang bewacht haben und noch bewachen, damit Ungarn, Oesterreich und ganz Europa sicher sei vor der Barbarei und vor der Pest, dem schrecklichen Uebel des Orients.
„Ich bin ein Mann des Volles, ich bin ein Mann der Freiheit, ich bin ein Mann Oesterreichs! treu ergeben meinem constitutionellen Kaiser und König, weise ich mit voller Beruhigung und auf das entschiedenste alle Verdächtigungen, — wie siesimmer heißen mögen: Nückschritt oder Pan— slavismus — zurück, und erkläre hiermit vor allen Völkern Oesterreichs: daß ich zufolge des von der kroatisch-slavonischen Nation landtäglich ge— faßten Beschlusses und frast meiner eigenen innigsten Ueberzeugung von den als Grundbasis aufgezeichneten Bedingungen der Pacification weder ab— weichen kann noch darf.
„Wir wollen ein einiges, mächtiges, freies Oesterreich, — daher als unerläßliche Bedingung hierzu die Centralisirung der Ministerien des Krie⸗ ges, der Finanzen und der auswärtigen Geschäfte. Wir wollen Gleichbe⸗ rechtigung aller unter der Krone Ungarns lebenden Nationalitäten; sie ist allen Völlern zugesagt in den Mäiztagen durch das geheiligte Wort unse— res gnädigsten Monarchen. Wir wollen vermöge eines auf dem besagten kroalisch-slavonischen Landtage feierlich ausgesprochenen Beschlusses unsere Sache von der unserer stammbluts- und sprachverwandten serbischen Brü— der in Ungarn nicht trennen. Die Nationen haben, wie jeder Einzelne, ihre Ehre — die ihnen wie jedem Einzelnen höher gelten muß als das Le— ben. Sie wollen dasselbe, was wir: wollen treu und fest halten an unse⸗ rem Kaiser und König; wollen unerschütterlich fest halten an dem großen Kaiserstaate Oesterreich.
„Da nun das ungarische Ministerium nicht eingehen zu können glaubt; da es in seinen separatistischen Tendenzen verharrt, d. h. den Verfall der schönen Monarchie herbeiführen will, so gebietet die Pflicht und Ehre, das Aeußerste zu wagen und zu den Waffen zu greifen; und wir wollen ein—⸗ stehen mit Gut, Blut und Leben für unser gutes Richt und die heilige Sache!
Gott erhalte unseren constitutionellen Kaiser und König
3 151 Jellachich, Ban.“
Frankreich. National-Versammlung. Sitzung vom 13. September. Tagesordnung: der Mathieusche Antrag, das Recht auf Arbeit und Staatshülfe in den Schlußartikel der Verfassung«— einleitung aufzunehmen. Eingeschrieben sind noch 39 Redner. Gas⸗ onde erhält zuerst das Wort. Er bekämpft den Antrag. Er wi— derlegt die sozialistischen „Träumereien“ Matthieu's, Pelletier's, Le—= dru Rollin's, Lamartine's, Cremieux's und Anderer Ihre sozialisti⸗ schen Grundsätze seien solidarisch mit dem Kommunismus, sie müß— ten zur Vernichtung der Familie, des Eigenthums und der bürgerli— chen Freiheit führen. Er kritisirt das moralische Recht Lamartine's. Das sei eine nagelneue Erfindung. Ihm zufolge giebt es nur ein religiöses Recht, eine religiöse Pflicht der gegenseitigen Hülfe und Unterstützung. Foy legt das Aasschußgutachten über den Lamori-— cirreschen Colonisationsplan für Algerien auf den Tisch. De Lupp (é nimmt die Debatte über das Arbeitsrecht wieder auf. Er habe anfangs dafür stimmen wollen, allein die Disékussion der letzten Tage habe ihm die Augen geöffnet. Arnaud erklärt diejenigen für schlechte Bürger, die dem Armen das Recht auf Ar— beit versagen wollten. Schon der christliche Standpunkt gebiete dies. Das Christenthum sei die wahre Demokratie, der wahre Fortschritt, die Staatseinrichtungen müßten ganz vom Christenthum durchdrun— gen werden. Das Christenthum lasse die Menschen nicht Hungers sterben. Geschehe dies, so sei dies ein Beweis, daß dasselbe in Ver⸗ fall gekommen. Man müsse es, als die erhabenste aller Religio⸗ nen, wiederherstellen. Auch habe es nicht das Eigenthum ge— schaffen, sondern Brüderschaft gepredigt. Das Band zwischeg Eigenthümer und Arbeiter sei später zerrissen worden. Der Staat schulde darum dem Arbeiter keinen Almosen, der ent⸗ würdige, sondern Arbeit, welche sittlich mache. Das Recht auf Ar- beit nicht anerkennen, heiße den Staat in Anarchie stürzen wollen. Thiers nimmt unter allgemeiner Spannung das Wort. „Bürger Repräsentanten“, sagte er, „auch ich benutze gleich Ihnen das Recht, an Berathung der Verfassung Theil zu nehmen, die zum Glück meines Landes beitragen soll. Wir haben die Republik nicht gemacht, auch nicht gewünscht, wir nehmen sie an. (Lärm zur Linken.) Ich und meine Freunde nehmen die Republik aufrichtiger und loyaler Weise an. Für jeden vernünftigen Bürger ist die gesetzliche Regie⸗— rungsform seines Landes achtungswerth. Wir haben niemals konspi⸗— rirt und werden niemals konspiriren. Wir haben nie dem Königthum geschmeichelt, wir werden auch der Republik nicht schmeicheln. Die Regierungsform eines Landes ist gleichgültig, das Glück desselben ist Alles.“ Nach dieser Einleitung geht der Redner auf die! Tagesfrage über. Wäre sie rein ökonomischer Natur, so würde er stillge⸗ schwiegen haben, aber sie sei sozialist scher, philosophischer und meta physischer Natur. „Man sagt, das Velk leide; man wirft den frü— heren Staatsmännern vor, daß sie diesen Leiden ruhig zugesehen hät ten. Ich wende mich jetzt an Euch und frage Euch, was habt Ihr denn gethan? Eure Mittel?“ Der Redner kritisirt nun die sozia⸗— listischen Schritte der Februar-Negierung und schildert sie als unheil⸗ bringend und Freiheit zerstörend. Die Sozialisten übertrieben die Lage des Proletariats; es gebe nur ein Mittel, und dieses sei die größte industrielle Freiheit; die freieste Konkurrenz bessert die Lage des Arbeiters. (Nein! nein! vom Berge.) Jeder bisherige Versuch habe nur die Lage der Arbeitsgeber verschlimmert. (Flocon und Vietor Considerant unterbrechen den Redner mit Heftigkeit. (Thin0et rs setzt seine Kritik der Arbeitsvoerhältnisse jedoch fort und mißt einen großen Theil der Schuld des Elends unter den Arbeitern diesen selbst bei, so der muth⸗
willigen Arbeits = Einstellung, den Coalitionen und Anderem. Thiers trug dann auf Streichung des Rechts auf Arbeit an und schloß da⸗ mit, daß der Staat unmöglich Allen Arbeit verschaffen könne. Victor Considerant folgte ibm auf der Tribline. Er hält einen kurzen Vortrag, in welchem er fast nur Persönliches in aller Kürze berichtigt. Rollũÿi= nat erhebt sich für den Mathieuschen Antrag. Er bekämpft zunächst die Ansicht, daß die Republik eine hohle Form sei; sie sei vielmehr
die ergiebigste und mächtigste von allen. Die Februar- Revolution habe das Recht, arbeitend zu leben, dekretirt, und man wolle dies Necht aus der Verfassung streichen? Ob man denn die . tion schon vergessen habe, die der damalige Prässdent der Versamm- lunes, Senart, an die Insurgenten erlassen und in welcher er sie be⸗ schworen habe, die Waffen niederzulegen, indem ihnen die künftige Verfassung Arbeit und Existenz garantiren würde? Wolle man das gegebene Wort zurücknehmen? Es falle ihm nicht ein, ein Prinzip zu vertheidigen, das den Staat ver- pflichte⸗ jedem einzelnen Bürger in seiner Spezialität Arbeit zu verschaffen; aber wenn der Privatbetrieb nicht ausreiche, dann müsse der Staat für Arbeit sergen. (Stimme: Dasselbe will ja auch Thier ]) Der Staat müsse jede Arbeitslosigkeit unmöglich machen. Die Revolution von 1789 und ihre gesetzgebenden Versaramlungen hãtten Frankreich die Arbeitefreiheit errungen, die Revolution von 1848 habe für volle Benutzung dieser Freiheit, nämlich für Arbeit, zu sorgen. Das Privilegium sei für immer abzuschaffen und Jedem Gelegenheit zu geben, arbeitend zu leben. (Beifall. Die Sitzung wurde um 6 Uhr aufgehoben.
Paris, 13. Sept. Pascal-Duprat, Vice - Präsident des Re⸗
präsentanten-Klubs im Palais National, geht nicht mit einer Mission nach, Wien, sondern nach Pesth, von wo Teleki als Abgesandter nach Paris gekommen ist. „Wir wünschen“, sagt das Univers, „daß Herr Pascal-Duprat seine diplomatisch-geographischen Kenntnisse im Auslande vervollständigen möge, denn in feiner Revue indepen⸗ dante behauptete er vorigen Herbst steif und fest, daß Vorort und Tagsatzung ein und dasselbe sei. Die Democ:ratie pacifique betrachtet die ergiebige Aerndte in Frankreich als ein Unglück für die Bauern, weil der Ueberfluß die Preise drücken und den Bauer zwingen würde, schwärzeres Brod zu essen und weniger Wein zu trinken. Darauf antwortet der Com- merce durch die Frage, ob es nicht wahrscheinlicher wäre, daß der Ueberfluß dem Bauer erlauben werde, mehr Weißbrod aus seiner ergiebigen Weizenärndte zu backen und mihr von dem gut gerathenen Weine zu trinken.
Mehrere Blätter protestiren diesen Morgen gegen die bereits erfolgte Transportation eines dreizehnjährigen Insurgenten; in die⸗ sem Alter sei man noch nicht zurechnungsfähig.
Herr Galesco soll von der wallachischen Regierung den Auftrag an Cavaignac haben, um das thätige Einschreiten der Republik für den Fall nachzusuchen, daß Rußland seine Drohung, die Wallachei zu besetzen, in Ausführung bringen wolle.
In der heutigen Sitzung der National⸗Versammlung wurde von Mitgliedern des diplomatischen Corps erzählt, Messina sei von den Truppen des Königs von Neapel eingenommen worden.
Das Wahl-Comité der demokratischen Vereine und der vereinig— ten Arbeiter-Corporationen hat am 109ten einen Vorschlag genehmigt, der dahin lautet, daß die demokratischen Sozialisten, weit entfernt von der Absicht, bei den Wahlen ihre Unterstützung Louis Napoleon zuzuwenden, fest entschlossen seien, allen Pratendenten, wie sie auch heißen möchten, entgegen zu treten; sie würden daher bei dem jetzi⸗ gen Anlasse für Cabet, Raspail und Thors stimmen.
Großbritanien und Irland. London, 12. Sept. Der Minister des Innern, Sir George Grey, befindet sich bei der Königin in Balmoral-Castle.
Die Königin Wittwe wird übermorgen ibren Wohnsitz Bushy verlassen, um die Villa Lord Abercorus bei Stanmore zu beziehen, welche sie für die Herbstmonate gemiethet hat.
Der mexikanische Gesandte hat bekannt gemacht, daß das Finanz-= Departement zu Mexiko, da ihm jetzt das Zoll-Einkommen wieder zur Verfügung stehe, die bedungene Summe zur Zinsenzahlung an die
heimischen und ausländischen Staatsgläubiger bei Seite zu legen be⸗ absichtige. Unsere Bons- Inhaber wünschen blos, daß diese Ab- sicht auch getreulich zur Ausführung gelangen möge.
Aus Lissabon ist den biesigen Jnhabern portugiesischer Staats⸗
papiere von ihrem Agenten Thornton angezeigt worden, daß die dor⸗
tige Regierung die rüctändigen Zinsen zu einem Viertel in Geld und zu drei Vierteln in Papier bezahlen wolle. Es fragt sich nun, ob die Bons-Inhaber dies nicht sehr günstige Anerbieten annehmen
werden.
Bis gestern Mittag sind an der asiatischen Cholera als erkrankt angemeldet 1259 Personen, Zugang von gestern bis heute Mittag 12. Zusammen 1301. Davon sind gestorben 780, genesen 161, in ärztlicher Behandlung 360. Zusammen 1301 Peisonen.
Berlin, den 16. September 1848.
Königliches Polizei-Präsidium.
HMeteorologische Beobachtungen.
1848. Morgens Nachmittag Abends Nach emmaliger 15. Sept. 6 Uhr. 2 Ubr. 10 Upr. Beobachtunꝶ. Luftdruck ..... 37, 890 par 337, 4 bar. 337, 22“ Par. Quell äßrme 7, 9 n.
w 6, 7* R. * 11,92 R. 4 9, 27 R. Fluss me 1, m.
Lustwärme .....
rThbeupunkt. ... 4 6,8 2 * 6,85 n. 6, 90 n. Bod: Puunstaättizung. 91 pet. 42 pCt. 70 pCt. Ausdüns tung Wetter...... 1rüh / regnig halbheiter. Niederschlas 0, 169 nb. we; . — w. w. Würme wechsel 15,0 Weolkenzug. ... 2 W 4 4,7? Taßeumittel-: 337,35“ Par... 4 10,3) R... 4 6,77 R.. 68 pCt. W.
Königliche Schauspiele.
Sonntag, 17. Sept. Im Opernhause. 101ste Abonnements⸗ Vorstellung: Thea, oder: Die Blumenfee, Ballet in 3 Bildern, von P. Taglioni. Musik von Pugny. Vorher: Die Ochsen⸗ Menuett, Singspiel in 1 Akt, von G. von Hoffmann, nach einer wahren Anekdote. Musik nach Haydn's Compositionen, arrangirt vom Kapellmeister von Seyfriedt. Anfang halb 7 Uhr.
; . dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen ver⸗= auft:
Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr.; ein Billet in den Logen des ersten Nanges, im ersten Balkon daselbst und Proseenium 1 Rthlr. 10 Sgr., ein Billet im Parterre, in den Logen des dritten Ranges und im Balfon daselbst 20 Sgr., 53 ger im Amphitheater 10 Sgr., ein Billet
⸗ 2 Rthlr. 7 zur Fremden⸗Loge hlr gm Schanspielbause. 16 Abonne⸗
Montag, 18. Sept. ̃ . r nn , 5. von y, k eisernen Hand, iel i h Göthe. Anfan 8 ,,, 6 dy bKHyer ul 102ste Abonnements⸗ Vorstellung. Zum erstenmale: Das Diamantkreuz, Oper in 3 Auf-