1848 / 144 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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rr von Thielau. Bürgermeister Kling en entgegnet, daß in Leipzig 2 Gemeinde jährlich 200 Thlr. zu Abzah lung ihrer Schulden von den Protestanten gewährt worden wären. Der Antrag wird hierauf gegen 1 Stimme (von Posern) angenommen. Die Anträge e und f (daß das Amt der Aebtissinnen nur mit Inländerinnen zu besetzen und daß das Ordensgelübde künftig nur auf eine gewisse Zahl von Jahren beschränkt würde) findet die Deputation zur Bevorwortung ungeeignet. Dr. Großmann: Beide Anträge seien empfehlenswerth, namentlich widerstreite das für die Lebensdauer abgelegte Ordensge⸗ lübde der Glaubens- und Gewissensfreiheit. Bischof Dittrich: Das gehöre zu den Kirchen⸗Angelegenheiten. Herr von Erdmanns dorf: Die Jungfrauen, welche den Schleier nähmen, legten sich freiwillig den Zwang auf. Herr von Th ie lau: Hierüber zu berathen, sei nicht Sache der Kammer. Herr von Posern:; Es seien ohnehin mehr In- länderinnen als Ausländerinnen zu Aebtissinnen gewählt worden. Bürgermeister Klinger erklärt sich mit Er. Großmann einverstanden. Der Antrag e wird gegen 1 Stimme (Dr. Großmann), der andere, l, gegen 4 Stimmen abgelehnt. Hierauf erklärt noch Herr von Posern die in der 1I. Kammer gefallene Aeußerung, daß die Kloster= pröbste sich in die Rechtspflege mischten, für ein Märchen, sie seien nur bisweilen bei Eidesleistungen und Vergleichen zugegen, und auch dies würden sie künftig unterlässen. Die Kammer erklart sich sodann mit, der ganzen Angelegenheit in dem beschlossenen Maße gegen 3 Stimmen (Starke, von Posern, Klinger) einverstanden.

In der heutigen Sitzung der II. Kammer bevorwortete Abge— ordneter Oehme eine auf der Registrande befindliche Petition für Bei⸗ behaltung des Zweikammersystens. Nach der Registrande wurde eine vom Abgeordneten v. Herder vorgelesene ständische Schrift über das Dekret, die Entschädigung der im Dienste verleßzten Kommunalgar⸗ disten betreffend, von der Kammer genehmigt. Sodann die Bera— thung über den Bericht der ersten Deputation, das Dekret, den Ent— wurf eines Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der deutsch⸗katholi⸗ schen Glaubensgenossen betreffend. Die Kammer beschließt bei 8. 4 den ersten Satz folgender Gestalt zu fassen: Den deutsch- katholischen Kirchengemeinden ist der Gebrauch der Kirchen— gebäude anderer Konfessionen gestattet, wenn die betreffenden Kirchen⸗ gemeinden ihnen deuselben überlassen. Es ist aber davon der Kon— sistorialbehörde Anzeige tzu machen;“ ꝛc. Bei §. 5 wird nach dem Worte: »Verbindlichkeiten« der Zusatz angenommen: „insoweit sie nicht den Grundbesitz betreffen.“ Die zz. 20 und 22 werden gänz⸗ lich abgelehnt. Bei allen übrigen Paragraphen tritt die II. Kammer den Beschlüssen der J. Kammer bei. Am Schlusse der Sitzung wird noch ein während der Berathung eingegangenes Dekret, den Gesetz⸗ entwurf, die provisorische Einrichtung des Strafverfahrens bei Preß- und solchen Vergehen, welche mittelst freier Rede in öffentlichen Ver⸗ einen begangen werden, angezeigt.

Württemberg. Stuttgart, 20. Sept. (Schw. M.) Heute wurde der elfte ordentliche württembergische Landtag durch den Vorstand des Ministeriums des Innern, Staatsrath Du vernoy, eröffnet. Die Landtags-Predigt hielt Herr Ober-Konsistorial-RKath von Klemm über den Text Epheser 5. 10. Und prüfet, was da sei wohlgefällig dem Herrn. Der Zudrang war diesmal nicht so stark als anderemale, die Wache an und im Ständehaus hatten die Stadt⸗

reiter und das 5te Banner der Bürgerwehr. Beim Eintritt der Ab-

geordneten bemerkte man das Wegfallen früherer Förmlichkeiten, eine freiere Physiognomie der Kammer: die Mäntel der bürgerlichen, die Uniformen der xritterschaftlichen Abgeordneten waren verschwunden und hatten dem schwarzen Frack Platz gemacht, der Abgeordnete des Amtes Reutlingen erschien im Wehrmannskleid mit dem Fa⸗ schinenmesser; starke Bärte kamen zum Vorschein. Nur die Herren Geistlichen erschienen im Amtskleid. Nicht anwesend war unter Anderem Kanzler von Wächter (er ist in Jena). Alters— präsident ist Herr Rettenmaier (er studirte in Landshut). Um 11 Uhr trat Herr Staatsrath Duvernoy, begleitet von Regie⸗ rungsrath Geßler ein, empfangen von der ständischen Deputation. Zuerst wurden nach Verlesung des gewöhnlichen Stände⸗Eides, welcher Jedoch durch eine vertheilte gedruckte Erklärung des Ministeriums dahin er— läutert worden war, daß derselbe natürlich der Unterordnung Würt— tembergs unter die Reichs -Verfassung nicht im Wege stehen könne, die erstmals eintretenden Abgeordneten beeidigt, wir bemerken unter ihnen Dr. Strauß. Der Abgeordnete von Geißlingen, Scherr, wurde nicht beeidigt. Sofort folgte folgende Eröffnungsrede des Staatsraths Duvernoy: Hohe Versammlung!

Se. Majestät der König haben mir den ehrenvollen Auftrag zur Eröffnung der Stände-Versammlung ertheilt.

In, Vollziehung dieses Auftrages begrüße ich die hohe Versamm⸗ lung, die ihrem größeren Theile nach aus neuen Wahlen hervorge⸗ gangen ist. Der im Monat März d. J. im Staatsleben eingetre⸗ ö. Umschwung hatte die Erneuerung der Volksvertretung ge— ordert.

Es ist Ihnen Allen bekannt, welche hochwichtige Ereignisse und Veränderungen seit diesem Zeüpunkte in unserem gemeinschaftlichen großen Vaterlande eingetreten sind.

In allen deutschen Staaten ist die freie Presse hergestellt, das Recht der Vereine und öffentlichen Versammlungen wesentlich erwei⸗ tert, die allgemeine Wehrhaftigkeit vorbereitet, namentlich aber ist der Weg zu volksthümlicher Vertretung der deutschen Stämme durch den Zusammentritt einer konstituirenden Versammlung in Frankfurt angebahnt und nach dem Erlöschen des deutschen Staätenbundes eine provisorische Centralgewalt errichtet worden, welche durch die bereits erfolgte Einleitung eines geregelten Verkehrs mit derselben als die oberste Gewalt Beutschlands von der Regierung Seiner Majestät des Königs unumwunden anerkannt wird.

Die bevorstehenden Beschlüsse der National⸗Versammlung, deren Befugniß zur neuen Begründung der Verfassung Deutschlands für die Regierung feststeht, werden wesentliche Abänderungen auch unserer Landes⸗-Verfaässung zur Folge haben. Die Regierung wird nicht an= stehen, dieselbe mit einer nach einem neuen Wahlgesetze einzuberu= senden Stände⸗-Versammlung in Ausführung zu bringen, sobald die Beschlüsse der deutschen National⸗Versammlung verkündigt sein werden.

Diese Beschlüsse werden auch für das Verhältniß der Kirche zum Staat, für neue Einrichtungen in dem Schulwesen und für die Wehrverfassung maßgebend werden; inzwischen läßt die Regierung es sich angelegen sein, die in diesen Beziehungen erforderlichen Vorbe⸗ reitungen zu treffen.

Ein Theil der Mitglieder der württembergischen Stände -Ver— sammlung hat zugleich in der konstituirenden National ⸗Versammlung mit zu berathen; es wäre daher der Regierung willkommen gewesen, den . bis zum Schlusse der Verhandlungen der National-Ver⸗ sammlung verschieben zu können, Allein die Bestimmungen unseres Hrundgesetzꝛes, die Bedürfnsse in der Gesetzgebung und im Staats— haushalte haben Se. Königliche Majestät bewegen müssen, die Stände jetzt zu berufen, um die dringendsten Angelegenheiten zu erledigen.

Die Verwilligung des . wird Ihnen nur auf ein Jahr angesonnen werden, da die beabsichtigte Reorganisation der Staats⸗ verwaltung, so wie Verbesserungen der Steuergesetzgebung, welche Ge— genstand, reiflicher Erwägung sind, nicht sogleich ins Leben gerufen werden können.

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Sie werden deshalb auch in dem Ihnen vorzulegenden Finanz⸗ Etat noch nicht alle diesenigen Ersparnisse im Einzelnen verwirklicht sinden, welche bei der Umgestaltung unseres Staatshaushaltes durch⸗ geführt werden sollen.

Leider haben die Bedrängnisse der letzten Jahre, die zur Erhal⸗ tung der inneren Ordnung in Deutschland im Laufe dieses Jahres zu erfüllenden Bundespflichten, so wie die von der Centralgewalt zur Integrität und Würde Deutschlands angeordneten militairischen Maß⸗ regeln, dem Lande Lasten aufgebürdet, welche eine Erhöhung der bis⸗ her bezahlten Steuern und die Auffindung neuer Hülfequellen um so gebieterischer fordern, je größere Ausfälle im Ertrage der Staatsdo⸗ mainen, namentlich bei den Waldungen und in Folge der Ablösungs— gesetze bei den Grundgefällen in Aussicht stellen. Indessen hofft die Regierung, die Stände ⸗Versammlung werde ihren Vorschlägen beistimmen, sofern sie es Ihc Pflicht gemacht, iusbesondere einem Theile des so sehr gedrückken Gewerbestandes möglichste Schonung zu gewähren und zu den nöthig werdenden neuen und höheren Lasten hauptsãchlich diejenigen beizuziehen, welche sie leichter als Andere tragen können, und von denen zu erwarten ist, daß sie aus Vaterlandsliebe, so wie in richtiger Würdigung der Ver= hältnisse, zu Opfern sich geneigt zeigen werden.

Einen weiteren Ihrer verfasfungsmäßigen Berathung zu unter⸗ stellenden Gegenstand werden mehrere Geseßes-Entwürfe bilden.

Die Gesetze über Befreiung von Grund und Boden werden durch die Vorlage eines Gesetzes Entwurfs in Betreff der Ablösung der Zehnten vervollständigt werden.

An diesen schließt sich an ein Gesetzes- Entwurf über Bannrechte und dingliche Gewerös-Berechtigungen mit Ausschlußbefugniß, ferner ein Gesetzes Entwurf, der es sich zur Aufgabe macht, die vollstän⸗ dige Gleichheit der Beitragspflicht zu Corporations-⸗Lasten und Staatssteuern herzustellen.

Den Beschwerden über Wildschaden und über die Ausübung des Jagdrechts auf fremdem Eigenthum wird ein Gesetzes⸗ Entwurf über das Jagdwesen begegnen.

Das Strafverfahren soll in Uebereinstimmung mit den Forde—⸗ rungen, der Gegenwart gebracht werden durch einen Gesetz⸗Entwurf über die Einführung von Geschwornengerichten, wodurch die Gerech⸗ tigkeitspflege dem Volke selbst als ein Heiligthum anvertraut wird. Möge hierdurch der Sinn für Recht und Gesetz immer lebendiger, llarer und fester werden.

Das württembergische Volk hat in seiner überwiegenden Mehr— heit während der sturmbewegten jüngsten Zeit eine rühmenswerthe Haltung gezeigt; doch sind in einzelnen Theilen des Landes Unord— nungen vorgefallen, welche das Einschreiten der bewaffneten Macht erfordert und die Thätigkeit der Gerechtigkeitspflege in Anspruch ge— nommen haben. Die Regierung, welche Jeden ungehindert gewähren läßt, so lange er die Schranken des Gesetzes nicht überschreitet, ist entschlossen, frechen Beeinträchtigungen der gesetzlichen Ordnung stets kräftig entgegen zu treten. Sie wird Ihnen einen Gesetz-Entwurf über die Einschreitung der bewaffneten Macht zum Schutze der Ge⸗ setze zur Berathung und Beschlußnahme übergeben.

Um den Gemeinden eine erweiterte Seibstständigkeit zu gewäh⸗ ren, soll der Entwurf eines Gesetzes über die Verwaltung derselben

einer wiederholten Prüfung unterzogen werden.

Hiermit habe ich Ihnen, in Gemäßheit des mir gewordenen höchsten Austrags, in allgemeinen Umriffen die Aufgabe bezeichnet, für welche Ihre Thätigkeit und Einsicht von Seiten der Regierung in Anspruch genommen wird. Es bleibt mir nur noch übrig, die Hoffnung auszusprechen, daß aus dem aufrichtigen Zusammenwirken der Stände und der Regierung solche Beschlüssfe hervorgehen werden, welche den gerechten Forderungen und Wünschen genügen, die hastige Ungeduld beruhigen, das Vertrauen befestigen und das dauernde Wohl des Vaterlandes begründen; eben dadurch aber zugleich zum Heil des großen Vaterlandes beitragen, dessen Gesammtwohl durch das Wohl seiner einzelnen Glieder bedingt ist, und für dessen glückliche Erneue⸗ rung und Kräftigung die wärmsten Wünsche des Königs mit denen Seines Volkes sich vereinigen.

Hierauf erwiederte der Präsident der ersten Kammer, Fürst von Hohenlohe⸗-Langenburg:

Im Namen der Stände des Königreichs habe ich gegen Se. Majestät unseren verehrten König den ehrfurchtsvollsten Dank für die Wiedereröffnung der Stände⸗-Versammlung auszusprechen. Ein wich⸗ tiger Zeitabschnitt und bedeutende, folgenvolle Arbeiten liegen vor uns. Der Prüfung und Bearbeitung derseiben werden sich die Stände mit Eifer widmen. Wenn die durch die jüngsten Ercignisse herbeigeführ= ten neuen Institutionen in unserem deutschen Vaterlande, wodurch bie größere Einheit und Kraft unseres Gesammtvaterlandes bezweckt wird, Aenderungen auch in unserer Verfassung hervorrufen, so werden die von der Regierung eingebracht werdenden Anträge auf solche Aende— rungen von den Ständen nach Maßgabe der Bestimmungen der Ver— fassung geprüft werden, und es müssen bei dieser Prüfung eben so die Einheit und Kräftigung unseres Gesammtvaterlandes, wie treu der Ver— fassung das unzertrennliche Wohl des Königs und Vaterlandes vor Au— gen behalten werden, denn nur so kann das wahre Wohl des Volkes gefördert werden. Mögen in diesem Geiste die Arbeiten dieses Land— tags für Ordnung, für Recht und für Gesetzlichkeit und zum From⸗ men des Volkes und unseres geliebten Königs, den Gott erhalte, gedeihen!

Heute Abend 4 Uhr beginnen die Arbeiten des Landtags.

Vi ecklenburg⸗Schwerin. Wismar, 20. Sept. Heute Morgen ist das dänische Kriegsdampfschiff „Waldemar“ mit dem Kammerherrn v. Reedtz von Sonderburg hier angekommen. Derselbe begiebt sich von hier nach Berlin.

Schleswig⸗Holstein. Kiel, 29. Sept. (H. B.) Die Landesversammlung hat in ihrer heutigen Sitzung auf Th. Olshau— sen's Antrag einen Ausschuß beschlossen, der die Waffenstillstand s⸗ Angelegenheiten überwachen, der Versammlung von jedem hierauf be⸗ züglichen Ereigniß fortgehend Kunde geben und, wie es erforderlich ist, sosort geeignete Anträge stellen soll, welche durch einfache Majo= rität für dringlich erklärt werden können. In diesem Ausschuß sind gewählt: Th. Olshausen, Landvogt Jensen, Balemann, Syndikus Prehn, P. Lüders, Reventlow, Landdrost Rathgen, die Rechte (in dieser Beziehung die Partei der Nagiebigen) wat also in diesem Ausschusse das Uebergewicht. Ebenfalls ist heute in der Schifffahrts⸗ sache ein Beschluß gefaßt, nämlich den Schiffern zu erlauben, ihre alten Meßbriefe zu gebrauchen, nachdem die resp. Behörden darauf verzeichnet haben, welche Veränderungen mit Schleswig-Holstein vor— gegangen; ferner solle die provisorische Regierung sich mit einer be⸗ nachbarten deutschen Seemacht darüber verständigen, daß sich die Kon- suln derselben der schleswig-holsteinischen Schiffer in fremben Hafen⸗ orten annebmen, wo es noͤthig thut. Aus der Rechten und Linken hat sich jetzt auch ein Centrum gebildet; Synd. Prehn aus Altona, Prof. Christiansen, Balemann werden als de, weer, genannt, aber auch dies ist wohl noch nicht die letzte Parteibildung, sondern möchte r,, d,. in diesem Centrum nach Rechts und Links nicht

1 en.

Kiel, 21. Sept. (H. C.) Zu Sonderburg ist Folgendes erschienen: Bekanntmachung. Bis unterzeichnete, in . des

zwischen Sr. Majestät unserem Allergnädigsten Könige und Sr. Majestät dem Könige von Preußen abgeschlossenen Waffenstill⸗ stand⸗Vertrags zur gemeinsamen Regierung der Herzogt hümer Schles⸗ wig und Holstein während der Dauer des Waffenstillstan des Allerhöchst ernannte Commission ist heute in Wirksamkeit getreten. Nach dem Art. 7 des Waffenstillstand Vertrages, welcher also lautet:

„Die beiden kontrahirenden Theile sind übereingekommen, für die Dauer des Waffenstillstandes eine gemeinsame Regierung für die beiden Herzogthümer einzusetzen, welche ihre Amtshandlungen im Namen Sr. daj. des Königs von Dänemark in Ihrer Eigenschaft als Herzog von Schleswig und Holstein und mit dero Machtvoll⸗ lemmenheit aus ben wird, init Ausnahme ker gesetzgebenden Gewalt, die während der Dauer des Waffenstillstandes ruht. Diese Regie⸗ rung wird aus den Notabeln der beiben Herzogthümer zu wählenden Nit gliedern zusammengesetzt werden, welche allgemeine Achtung und Ansehen genießen. Zwei von diesen Mitgliedern werden von Sr Maj. dem König von Preußen feitens bes deutschen Bundes füt das Herzogthum Holstein und zwei von St. Maj. dem KRöni 2 von Dänemark, Herzog von Schleswig und Holstein, für das Herogthum Schleswig ernannt werden. .

Das fünfte dieser Mitglieder, welches die Functionen des Prä— sidenten der gemeinsamen Regierung der beiden Herzogthümer zu übernehmen hat, wird in Folge gemeinschaftlicher Einigung von Ihren erwähnten Majestäten ernannf werden. Man ist dahin über⸗ eingekommen, daß weder die vor dem 17. März c. angestellt gewe—⸗ senen Regierungsmitglieder (schleswig- holsteinische Regierung), noch diejenigen, welche die Regierung seit dieser Epoche gebiidet haben, in diese neue Verwaltungsbehörde eintreten können, welche letztere so bald als möglich, und spätestens 14 Tage nach Unterzeichnung der ge— genwärtigen Convention, in Function treten soll.

Man hat sich ferner darüber verständigt, daß alle und jede seit dem 17. März c. für die Herzogthümer erlassenen Gesetze, Verord- nungen und Verwaltungs⸗Maßregein im Augenblick des Amtsantritts der neuen Regierung aufgehoben werden sollen; jedoch soll der letz teren das Recht zustehen, solche nach dem 17. März (. erlassenen Gesetze, Verordnungen und Verwaltungs⸗Mafregeln wieder in Kraft treten zu lassen, deren Aufrechthaltung ihr unerläßlich oder für den regelmäßigen Geschäftsgang ersprießlich erscheint, weiche in dessen keinen— falls etwas den Bestimmungen des Art. 11 Wodersprechendes enthal⸗ ten dürfen.“ ist die Kommission die einzige rechtmäßige oberste Verwaltungs-Be— hörde der Herzogthümer Schleswig und Holstein, welcher die Aus übung der landesherrlichen Gewalt in ihrem ganzen Umfange, mit Ausnahme der Gesetzgebung, übertragen ist. Es sind also alle Be— richte, Eingaben und Gesuche, welche nach dem bisherigen Geschäfts— gange an die Immediat-Kollegien und Departements in Kopenhagen zu richten sein würden, während der Dauer des Waffenstillstandes an die unterzeichnete Kommission zu richten und einzusenden, und von dieser allein haben sämmtliche Behörden und Beamten in beiden Her— zogthümern in den zum Wirkungskreise der gedachten Kollegien und Departements gehörigen Sachen, Befehle und Aufträge entgegenzu⸗ nehmen, und auch dann zu befolgen, wenn die betreffenden Erlasse nicht von sämmtlichen Mitgliedern der Kommission unterzeichnet sein werden. ;

Die Gesetzgebung, also insbesondere die Feststellung der staats= rechtlichen Verhältnisse der Herzogthümer, gehört nach dem Waffen⸗ stillstands-Vertrage nicht zu dem Wirkungskreise der Kommission; sie hat sich nur mit der Verwaltung zu befassen. Frömmigkeit und Fleiß in Kirche und Schule, Unabhängigkeit und Schnelligkeit der Rechte— pflege, Sicherheit und Ruhe, Ordnung und Freiheit zu erhalten und zu fördern, den Unterthanen die während des Krieges ihnen aufge— legten Lasten abzunehmen oder wenigstens zu erleichtern, sämmtliche Bewohner der Herzogthümer in ihren begründeten Rechten zu schützen, die während des Krieges gebildeten Verhältnisse und Interessen, auch wenn sie strenge genommen der rechtlichen Begründung entbehren möchten, schonend zu berücksichtigen, dies ist die Aufgabe der Kom— mission. Mit dem Beistande des Allmächtigen und der Mitwirkung ihrer lieben Landsleute und Mitbürger hofft sie, ihre Aufgabe zu lösen.

Gegeben in der Königlichen Immediat-Kommission zur gemein⸗ samen Regierung der Herzogthümer Schleswig und Holstein.

Sonderburg, den 18. September 1848.

Moltke.

Versammlung ist bei der

Auskunft zu geben; man schickte bei großer Erregtheit der Versamm— lung zu dem zufällig in Kiel anwesenden Grafen Reveatlou-Preetz, ohne daß eine genaue Aufklärung erfolgt wäre. (Später ist es frel⸗ lich als zuverlässig bekannt geworden, daß Friedrichsort und Laboe so gut als unbesetzt sind) Eine energische Remonstration bei der provisorischen Regierung ist von der Versammlung beschlossen.

Heute Nachmittag ist die allgemeine Aufregung noch vermehrt worden, indem der hier anwesende Major von Wildenbruch einem Mitgliede der Landes⸗-Versammlung die obige „Bekanntmachung“ mit⸗ getheilt hatte, mittelst welcher aus Sonderburg unterm 18. Septbr. die zur Regierung der Herzogthümer Schleswig und Holstein „Aller⸗ höchst ernannte Immediat⸗Kommission“ den Beginn ihrer Functionen zur öffentlichen Kunde bringt und sich die ausschließliche Antorität fortan beilegt.

Altona, 20. Sept. Morgen verläßt uns General Miller. Die Hessen⸗-Darmstädter haben heute ihren Rückmarsch angetreten, die Nassauer und Badenser werden ihnen morgen und, übermorgen folgen. Die Badenser, 4 Bataillone und zahlreiche Artillerie, haben heute zwischen Hamburg und Altona eine Inspectionsparade gehabt, der auch der junge Prinz Friedrich von Baden beiwohnte.

Altona, 21. Sept. Heute erwartet man die Ankunft des noch rück— ständigen frankfurter Bataillons, das gleichfalls auf hamburger Gebiet untergebracht werden soll, so daß damit die conventionsmäßige Räu— mung des Landes von den deutschen Hülfstruppen vollzogen wäre.

QL aas Lazsꝰ.

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Oesterreich. Trie st, 18. Sept. (Allg. Dest. Ztg.) Das Blokade⸗Geschwader hat sich vor Venedig eines Küstenfahrers bemächtigt, welcher von Ravenna kam und eine Schaar von Freiwilligen an Bord hatte, bestimmt zur Verstärkung der Besatzung von Venedig. Diese Bestim⸗= mung war ganz klar im Schreiben des Gonfaloniere von Navenna ausgedrückt, im Requisttions-⸗Instrument des Trabakels, und es stellte sich , der Beweis heraus, daß die Behörden selbst solchen Trup— pen. Expebitionen Vorschub leisten. Unsererseits hat man nun den Ita⸗ lienern eine Andeutung gegeben, was man hiervon hält; man fand

es weber der Mühe werth, die Freischärler zurückzuhalten, noch das Fahrzeug; sondern das leßtere wurde mit Allem, was sich darauf be- fand, an die äußerste Spitze Istriens zurückgewiesen und in Freiheit gesetzt, um die Richtung dahim zu nehmen, woher es gekommen. Gestern war unser Militair- Kommandant Feldmarschall⸗ eutenant Gyulai beim Kommandanten des französtschen Linienschiffes „Jupiter zu Gaste. Diese Anzeichen einer Entente cordiale wirken sehr be⸗ ruhigend auf unsere Bevölkerung. Es fehlt auch niemals an Kano⸗ nensalven, um diese von solchen Ereignissen zu verständigen.

Pesth, 19. Sept. (Bresl. Ztg.) Graf Oedön Zich) ist mit 36 060 Nationalgarden und Bauern gegen Croatien aufgebrochen. Jellachich befindet sich in Groß-Canischa. Sein Trupp ist gegen 7090 Mann stark. Dem Stadtrichter von Groß-Canischa hat er aber befohlen, für 30,000 Mann Lebensmittel herbeizuschaffen. Die ungarische Macht unter dem Oberkommando des Erzherzogs Palatin konzentrirt sich bei Weszrim. Der ungarische Oberst Kisch hat wieder bei Aradaza eine glänzende Affaire gegen die Raitzen aus⸗ geführt; 3 Kanonen und viele Gefangene waren die Trophäen des Sieges. Perlaß ist eingeäschert worden. Dagegen haben sich die Aufständischen der Stadt Kumand bemächtigt, wodurch der ganze Kreis von Groß -Kikimda bedroht ist. Der Kriegs⸗-Minister General Meßaros hat am 17ten d. unter eigener Anführung einen General⸗ sturm auf die Schanzen von St. Thomas angeordnet. Der Erfolg dieses entscheidenden Angriffs kann hier erst im Verlaufe des heuti— gen Tages bekannt werden. (S. Wien.) Die hier lebenden Fran— osen und Polen sind ermächtigt worden, ein besonderes Corps unter französischer Fahne zu bilden. Sie werden die Uniform der franzö— sischen Nationalgarde tragen.

Pesth, 19. Sept. Die Pesther Zeitung bringt einen Ar— tikel unter der Rubrik: „Eifreuliche Nachricht“, welcher lautet: KTaut erfreulichem Bericht des Königl. Kemmissärs Lag. Csanyi aus Keßtselv vom 15ten J. M. hat sich das tapfere Offizier⸗ Corps von Nikolaus Husaren, unter Anführung des Majors Gr. Bubna, und der Rittmeister Barezay von Alexander Husaren im Namen des Of⸗ fizier⸗Corps zu dem General-Lieutenant Br. Teleky begeben und die Eröffnung gemacht, daß sie sich nun nicht weiter zurückziehen werden, sondern für den König und das Vaterland zu kaͤmpfen und zu ster— ben bereit ind, worauf im Namen des ganzen Offizier Corps ein Brief abgefaßt wurde, den man durch den Ge. Bubna und den Ritt— meister Barezay am 15ten J. M. an Jellachich absandte; in diesem Briefe fordern sie ihn auf, den diesfälligen Befehl mit Unterschrift Sr. Majestät vorzuzeigen, daß der Angriff auf Ungarn deutlich und bestimmt anbefohlen wird, widrigenfalls die Truppen und ihre Offi— ziere die Ehre ihrer Waffen mit fester Entschlossenheit wahren wer— den. Gr. Ludwig Batthyanz.“

Frankreich. Natio nal-Versammlung. Sitzung vom 21. September. Um 125 Uhr eröffnet Marrast die Sitzung. An der Tagesordnung ist der Artikel 9 der Verfassung, der von der Unterrichtsfreiheit handelt. Er lautet: „Die Unterrichtsfreihrit wird unter der Garantie der Gesetze und der Aufsicht des Staats ausge— it. Diese Aufsicht dehnt sich auf alle Erziehungs- und Unterrichts— häuser ohne Ausnahme aus.“ de Laboulie sstellt die Fassung: „unter der ausschließlichen Aufsicht der Bischöfe, was die kleinen und großen Seminarien betrifft, und unter der Aufsicht der Provinzial⸗ und Kreisbehörden, so weit er die sonstigen Schul- und Lehr⸗ Anstalten betrifft.“ Er entwickelt die Fassung. „Möge“, sagt er, Zdie Universität alle Staatsgunst, alle fetten Gehälter, alle Orden und Ehren behalten, nur gestatte man uns, ihr Kon furrenz zu machen.“ Du fgaure bekämpft den vorigen Redner. Sein ultramontaner Eifer übersteige Montalembert und Fallour. Diese hätten doch wenigstens auch den Fourieismus und Kommunis⸗ mus angegriffen, Laboulie aber mache die Universität allein für alles Wehe und für alle moderne Unmoral verantwortlich. Der Verfassungs⸗ Ausschuß kritisire weder die Einen, noch die Anderen; er begnüge sich lediglich damit, dem Staate das Recht über alle Parteien und Toftri= nen zu sichern. Der Antrag Laboulie's wird verworfen. Abbé Parisis schlägt vor, den ganzen Paragraphen auf die Worte zu reduziren: „der Unterricht ist frei.“ Da er aber sieht, daß die Versammlung ihm kaum Gehör schenkt, so zieht er seinen Antrag zurück. Fayet, Bischof von Orleans, will. dem Artikel folgende Fassung geben: „Die Verfassung garantirt die Un⸗— terrichts⸗Freiheit. n Freiheit wird unter Aufsicht des Staates geübt.“ Die religiösen Grundsätze, sagt der Redner, vermöchten den Wellenschlägen der Gegenwart allein eine Richtung zu geben, die Lei— denschaften zu zügeln und den Genuß mit den Pflichten der Wohl⸗ thätigkrit, diesem Schlüssel für die Zukunft, zu regeln. Sein Antrag wird aber ebenfalls verworfen. Mauvais heantragt den Zusatz: „Die vom Gesetz eingeführte Obrigkeit kann allein die Aufsicht üben. Die Geschworenen allein sollen über Unterrichts -Vergehen richten.“ Er entwickelt diesen Antrag. von Tracy unterstützt denselben. Die Universität sei das monstruöseste Monument der Mo⸗ narchie, das er seit 20 Jahren; bdkämpfe. Barthelemy St. Hilaire vindizitt dem Staate allein das Aussichtsrecht über das gesammte Schul- und Erziehungswesen und ärndtet ziemlich lebhaften Beifall, wird aber auch mitunter heftig unterbroQ chen. Nachdem er vollendet, drängen sich mehrere Redner zugleich zur Redner-Bühne. Dufaure macht sich Platz und spricht einige Worte. v. Tracy stellt den neuen Antrag: „Der Unterricht sst frei; er kann der Obrigkeits-Aufsicht nur im Interesse der Moral und der Achtung der Gesetze unterworfen werden.“ Mauvais: „Ich trete diesem Antrage bei.“ Es wird geheime Abstimmung ver⸗ angt. Dieselbe erfordert eine Stunde. Endlich verkündet Marrast das Resultat. Der Antrag ist mit 638 gegen 181 Stim— men verworfen. Die Versammlung schreitet zu Artikel 10, der don der. Zulassung aller Bürger zu den Staatsstellen handelt, und Artikel 11, von der Unverletzlichkeit des Eigenthums, werden angenommen. Artikel 12: „Die Confiscation der Gister kann nie— mals wieder hergestellt werden.“ Wird ebenfalls angenommen. Ar— tikel 13. Arbeits- und Handelsfreiheit, Unentgeltlichkeit des Elemen— tar⸗Unterrichts und professsoneller Erziehung betreffend, wird nach Ver— werfung mehrerer Zusätze auch angenommen. Artifel 14. „Die öf⸗ fentliche Schuld ist garantirt.“ Hieran wird der Zusatz: „Die Sparkassen werden unter den Schutz der Republik gestellt“ ange⸗ hängt. Artikel 15, der von den Steuern handelt, wird lebhaft diskutirt. „Jeder Bürger“, heißt es darin, trägt nach Maßgabe seiner Fä⸗ higkeit und seines Vermögens bei.“ Die Worte: „nach Maßgabe schien Vielen eine Andeutung zur Einführung des verhaßten Pro⸗ Messipstener-Systems in sich zu bergen; der äußersten Linken und den Sozialisten schien sie im Gegentheil noch ungenügend. Matthien (Orsme) hatte daher den Antrag gestellt, das indirekte Steuer- System ganz abzuschaffen. Dasselbe sei ungerecht und überlebt. Es plündere den Armen zum Besten des Reichen. In Paris z. B. zahle der Arme drei- bis viermal mehr, als der Reiche; in den De? partements herrsche ein ähnliches Verhältniß. Diesen Unrecht müsse abgeholfen werden. de Méaulle sieht den Kommunismus herein= brechen, wenn man die Wr e, un, einführe. Die Fortsetzung der Debatte über Artikel 15 wird auf morgen verschoben. Um 6 Uhr geht die Versammlung augeinander. lan fürchtete für diesen

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bend ernste Auftritte. Das Volk, hieß es, wolle die hefangenen befreien. Es durchzog die Straßen, indem es „Naspail!“ nach dem Lampions-Takt singt. Bis zum Possschluß, 7 Uhr, war die Ruhe indeß nirgends ernstlich gestört worden. Die Straßen waren überfüllt mit Volk und Patrouillen; Senard

und Cavaignac waren ziemlich lange im Palast der National-Ver=

sammlung geblieben.

aris, 21. Sept. Heute Vormittag um 11 Uhr wurbe die une, n e en g yl ß im Stadthause vollendet. Die offi⸗ zielle Piroklamirung der drei Deputirten zog eine unübersehbare Volke⸗ menge auf den Platz vor dem Stadthause. Obgleich die Zusammen⸗ schaarungen auf den Boulevarde und öffentlichen Pläßen gestern Abend weniger dicht und weniger heftig waren, so ist die Stimmung doch noch sehr aufgeregt, und der Kriegeminister hat aus Toulouse und einigen anderen Plätzen durch den Telegraphen neue Truppen hierber gerufen. Der Polizei- Präfett Ducour beruhigt in seiner gewöhnli= chen Wochen- Proclamation die Aufregung, die sich der Gemüther seit einiger Zeit wieder bemächtigt hat. „Diese Aufgeregtheit/ heißt es darin, „die in den partiellen Wahlen ihren Grund hat, lähmie meh⸗ rere Industriezweige in dem Aufschwunge, den sie in letzter Zeit ge⸗ nommen. In Folge dieser Lähmung sind 20000 Arbeiter brodlos. Die Zahl der Junigefangenen belãuft sich nur noch auf 1893. Die Einnahme sämmtlicher pariser Theater vom 3. bis 15. September beirug 133 656 Fr. Die Summe der seit dem Junikampf von der National⸗-Veisammlung für die Armen der Stadt Paris allein votir= ten Almosen beläuft sich auf 6 Mill. Fr. .

Herr von Watteville schlägt eine Luxus-, Vergnügungs⸗- und Genußsteuer zum Besten der Armen vor. Er berechnet unter Anderem die Einnah nen sämmtlicher pariser Theater auf 12 Millionen Fr. jähr⸗ lich. Ein Zehntel davon, meint er, würde der Armenkasse immerhin eine schöne Summe eintragen. .

; . Ertrag der erer ist in allen Gegenden so reichlich, daß die Weinbauer durch die Spottpreise ruinirt zu werden fürchten. ;

Der gegenwärtige Justiz-Minister, Herr Marie, hat dem Prä⸗ sidenlen der ausübenden Gewalt, General Cavaignac, um einige Monate später, als dies in den früheren Jahren seit 1825 zu ge⸗ schehen pflegte, den Jahresbericht über die Verbrechen und Strasen in Frankreich während des Jahres 1846 überreicht. Es erhellt aus demselben, daß die schweren Verbeechen 1846 gegen das Jahr zuvor, trotz der Mißärndte und daherigen Nothstände, nur um 3 Prozent zugenommen haben. Die schwersten unter ihnen, die gegen Personen sind nicht zahlreicher geworden. Unter den Angeklagten konnten 52 pCt. weder lesen noch schreiben, 48 pCt. verstanden es mehr oder minder, während unter den Rekruten des Heeres 58 pCt. mindestens lesen konnten. Von 52 zum Tode Verurtheilten wurden 40 hinge⸗ richtet. Hinsichtlich der sogenannten Vergehen (leichteren Verbrechen) hat 1816 gegen das Jahr zuvor eine Zunahme von S3 auf Tau— send stattgefunden. Auch die Polizei⸗Uebertretungen, welche die dritte Klasse aller straffälligen Handlungen bilden, haben 1816 um ein Tausendstel mehr betragen, als im vorhergehenden Jahre, was im Vergleich mit dem Wachsthume der Bevölkerung eigentlich eine AbQ nahme derselben darthut. Die pariser Polizei⸗Uebertretungen betra⸗ gen 12 pCt. derer im ganzen Lande, so wie auch die um Paris be= legenen Zuchthäuser, welche die dort Verurtheilten aufnahmen, die meisten Rückfälligen aller Gefangenhäuser geliefert haben. Die An- zahl der Verhaftungen durch die pariser Polizei-Präfektur hat 1816 um ein Sechstel mehr betragen als im Jahre zuvor. In dem über zwei Jahre abzustattenden erich wird sich zeigen, welchen Einfluß die Staate⸗Umwälzungen des gegenwärtigen Jahres auf die öffent⸗ liche Sittlichkeit ausgeübt haben. .

Die meisten Zeitungen stimmen im Allgemeinen mit der Ver— werfung der Todesstrafe für alle anderen als politische Verbrechen überein. Galignani's Messenger betrachtet die Frage als blos vertagt. Dieselbe würde später noch gründlicher zur Sprache kommen. Wolle man aber die Todesstrafe beibehalten, so müsse man Maßregeln treffen, um sie wirksam zu machen, und die Entscheidun nicht unbedingt der Jury überlassen, welche nur zu oft unbefugt sen zu urtheilen, ob die Todesstrafe eine verdiente fei oder nicht, sich auch meistens von ihrem Gefühle in solchen Angelegenheiten verlei⸗ ten lasse und ihrem Gewissen Stillschweigen gebiete.

Das Journal des Déhats . sich über die Rede des Grafen von Montalembert, wie folgt: „Wir rathen ihm, wenn er etwas erlangen will von dieser modernen Gesellschaft, welche am Ende die Herrin ist und nicht aufhören wird, es zu sein, dieselbe nicht so streng zu behandeln. Ohne ihr zu schmeicheln, könnte er es doch unterlassen, sie zu beschimpfen. Sie hat ihre Elendigkeiten, aber auch ihre Größe. Sie hat ihre Wunden; aber auch jene Zei— ten, zu welchen Herr Montalembert uns zurückführen möchte, haben die ihrigen gehabt. Wir ziehen die Religionskriege unserem Bürger⸗ kriege nicht vor. Unsere sozialistischen Sekten sind im Schoße der Freiheit nur dasjenige, was die Ketzereien im Schoße des Aberglau⸗ bens und der Unwissenheit waren. Wir wollen voranschreiten zur Zukunft, wir können nicht zur Vergangenheit zurückgehen. Alles war unglücklich in der Rede des Herrn von Montalembert, sowohl der Inhalt als die Form, und er selbst muß fühlen, daß er seiner Sache mehr geschadet als genützt hat.

Vorgestern wurde ein ehemaliger Garde⸗du⸗Corps, Fouchecourt, welcher beim Juniaufstande ein Kommando führte, vom Kriegsgerichte mit 5 gegen 2 Stimmen, welche sich für die Todesstrafe aussprachen, zu zwanzigjähriger Zwangsaibeit verurtheilt.

Zweihundertdreißig Offiziere der National -Garde in den Ba— tignolles haben dem Ober-⸗Kommandanten, General Changarnier, ihre Entlassung eingereicht. Der Grund dieses Entschlusses soll in ge⸗ wissen Klagen liegen, die sich im Schoße dieser vorstädtischen Na— tional⸗Garde gegen die von Cavaignac für den Junikampf ausge— theilten Orden erhoben, und die von Changarnier nicht berücksichtigt wurden.

Die National-Versammlung votirte gestern den Lamoricièreschen Auswanderungs-Plan, und heute früh fordert bereits ein großes Pla—= kat die zur Auswanderung geneigten Arbeiter auf, sich im Ueberschif— fungs-Büreau nach strenger Prüfung ihrer materiellen und morali— schen Verhältnisse einschreiben zu lassen.

Die lyoner Schneider-Werkstätten arbeiten eiligst an sardinischen Soldaten-Röcken, deren sie 50, 000 zu an liefern übernommen.

Radetzky soll erklärt haben, er werde die Verlängerung des Waffenstillstands lediglich dem wiener Kabinet überlassen und die Feindseligkeiten nur dann wieder aufnehmen, wenn er angegriffen würde.

Der National erklärte es jüngst für eine Schande, daß die Schweiz dem Könige von Neapel noch Truppen liefere. Das schwei⸗ zer Drueye⸗-Blatt La Suisse in Bern antwortete darauf, daß man alte Verträge ehrlich erfüllen müsse. Heute weist nun der Ratio nal nach, daß in den betreffenden Verträgen die Einschiffung der Schweizer zu Expeditionen ausdrücklich verbolen sei. Da König Fer⸗ dinand seine Schweizer gegen Messina und Palermo aber dennoch eingeschifft, so könnten jene Verträge jeden Augenblick gebrochen wer⸗ den, und dies müsse die Schweiz thun.

Großbritanien und Irland. London, 20. Sept. Aus Dublin wird vom gestrigen Tage gemeldet, daß die Umgegend

von Clonmel, Portlaw, Kilmacthomas und ein paar anderen Orten fortwährend durch Haufen aufständischer Bauern, welche bei Nacht auf Plünderung ausziehen, in Unruhe erhalten wurde. Die Schaa⸗ ren stehlen meistens Waffen und Lebensmittel, die sie in den einzeln liegenden Gehöften mit Gewalt wegnehmen. Marquis Waterford hat mindestens 150 Personen, welche aus ihren Wohnungen flüch⸗ teten, bei sich aufgenommen. In den übrigen Theilen der Gras⸗ schaft Tipperary, so wie überhaupt im südlichen Irland, ist seit 1 bis 5 Tagen die Ruhe nirgendwo gestört worden. S. O'Brien, Meagher und Konsorten wurden am 18ten unter starker Bedeckung von Polizei⸗Mannschaft von Kilmainham auf der Eisenbahn nach Clonmel gebracht, wo man sie ins Gefängniß führte. Gegen etwaige Befr.ungs⸗Versuche sind die geeigneten Vorkehrungen ge⸗ troffen. S. O'Brien und Meagher sind gesund und scheinen guter Dinge zu sein.

Aus Balmoral Casile wird die Ankunft Lord John Russel's gemeldet. .

Das Post⸗Dampfschiff „Britannia“ hat Nachrichten aus New⸗ York bis zum 5. September übeibracht, die in politischer Beziehung ganz unwichtig sind, da sich die Journale der Union blos mit dem Fortgange der Wahlen beschäftigen, deren Endergebniß sich noch gar nicht mit Sicherheit angeben läßt. In Bezug auf Irland hatten die neuesten Berichte aus England die Hoffnungen der Sympathi⸗ sirer vorläufig vernichtet. Die Führer der irländischen Bewegung zu New- York hatten schon zwei Versammlungen gehalten, um zu ent⸗ scheiden, ob man das eingesammelte Geld den Einzahlern zurückgeben oder, wie einige Ultras vorschlugen, für einen Einbruch in Kanada verwenden solle. Wahrscheinlich wird man die Summe zu Privat- zwecken verwenden. Aus Großbritanien erwartete man in Folge des theilweisen Mißrathens der Kartoffel-Aerndte ansehnliche Be⸗ stellungen auf Brodbstoffe, und bereits wurde in diesen Artikeln stark spekulirt. Bedeutende Ankäufe von Korn und Mehl waren schon für die Ausfuhr erfolgt, und die Preise, so wie die Frachten, eiwas gestiegen. Binnen einer Woche sellte die Verschiffung von 200, 000 Scheffel Mais nach England und Irland stattfinden. Jedes Steigen der Kornpreise wird sofort ein weiteres Höhergehen der Frachten nach sich ziehen. Man sah einer ergiebigen Baumwollen-Aerndte entgegen. Auf der Staaten-Insel, 3 Stunden von New-⸗York, waren mehrere Personen am gelben Fieber gestorben, das angeblich durch die aus Mexiko heimgekehrten Soldaten eingeschleppt würde. Auch zu New Orleans grassirt die Seuche. In Mexiko war nach den neuesten Nachrichten Alles ruhig. z

Die Nachrichten aus Amerika, welche ein Steigen der Kornpreise melden, machen gerade keinen erfreulichen Eindruck. Man hofft jedoch, daß die Amerikaner keine zu hohen Forderungen für ihre Brodfrucht stellen werden, wenn sie erfahren, daß die Aerndte bei uns ergiebiger ausgefallen ist, als man vor drei oder vier Wochen voraussetzen konnte. In unseren Handelskreisen ist die Stimmung wieder etwas besser, und man hofft, daß bald, da Geld genug zu haben und die Besorgniß wegen der Aerndte beschwichtigt ist, ein Aufschwung der Geschafte eintreten wird, wenn nicht politische Befürchtungen dazwi⸗ schen treten. Für jetzt ist die Ansicht vorherrschend, daß sowohl die Einsicht als die Armuth der Festlandémächte das Unheil eines Krie⸗ ges verhüten werden. Die Nachricht aus Paris, daß Ludwig Napo⸗ leon und Raspail gewählt worden seien, hat auf die Course nachthei⸗

ig eingewirkt.

is Ein Verkauf der Gegenstände in Stowe, dem Schlosse des Her⸗ zogs von Buckingham, hat bereits 25 Tage gedauert und wird noch fernere zehn Tage dauern. Er hat bis jetzt 65.441 Pfd. St. auf⸗ gebracht und wird im Ganzen 80,000 Pfd. St. aufbringen. Das Silberzeug, welchts vom 166en bis zum 2osten Tage verfauft wurde, betrug 21,439 Pfd. St.; die Gemälde, welche vom 2isten bis zum 24sten Tage an die Reihe kamen, 19,788 Pfd. St.

Belgien. Brüssel, 21. Sept. Aus England sind hier 1400 Mitglieder des Kongresses der Freunde des Friedens ange⸗

kommen. z ; So eben ist der Bericht über den Eisenbahn⸗Verkehr in Belgien

während des Jahres 1847 erschienen. Es erhellt aus demselben eine außerordentliche Zunahme in den Handels- Beziehungen zu Deutsch— land und Frankreich. Die International-⸗Transporte jeder Art haben 1K 091,000 Franken mehr eingebracht, als im Jahre 1846. Dieser Ertrag beläuft sich auf 24 pEt. von der Gesammt-Einnahme.

Brüssel, 22. Sept. Vorgestern hat die Feier der September⸗ Feste begonnen, welche diesmal eine volle Woche dauern werden. An demselben Tage wurden auch die Sitzungen des Kongresses der Frie= densfreunde und gestern die des Ackerbau-Kongresses hier eröffnet. In ersterem, zu welchem am Dienstag 150 Amerikaner und Englän⸗ der über Ostende in Brüssel eintrafen, führt Herr Visschers den Vor itz. Die in den ersten Sitzungen dieses Kongresses angenommenen Be—= schlüsse lauten: „1) Der Kongreß erklärt, daß die Berufung an die Waffen, um Zwiste unter den Nationen zu lösen, ein Bruch sst, welchen Religion, Vernunft, Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Wohl⸗ fahrt der Völker verdammen. Es ist daher eine Pflicht und ein Mittel des Heils für die gebildete Welt, die zur Herbeiführung einer gänzlichen Abschaffung des Krieges geeigneten Maßregeln an⸗ zunehmen. 2) Es ist von der höchsten Wichtigkeit, bei den Negie⸗ rungen darauf zu dringen, daß die zwischen den Rationen sich erhe⸗ benden Zwiste durch ein Schiedsgericht, dessen Grundsätze in den Verträgen festzustellen wären, auf friedlichem Wege und nach den Regeln der Gerechtigkeit erledigt werden; besondere Schiedsrichter oder ein Ober-Völkerrechts Tribunal müßten in letzter Instanz ent- scheiden.“ Den Ackerbau⸗Kongreß eröffnete eine Rede des Ministers des Innern, Herrn Rogier, worin derselbe unter Anderem sagte: „Belgien ist nicht nur ein Land der Freiheit, sondern auch ein Land der Arbeit. Es giebt fast keinen Zweig der menschlichen Thätig= keit, in welchem es nicht mit Erfolg seine Kräfte geübt hätte. Gerühmt wegen seines Gewerbefleißes und seiner Künste, hat es ganz besonders durch den Ackerbau sich seinen Reichthum und seinen Ruf erworben. Im vorigen Jahr hatten wir in der Hauptstabt ein erstes Ackeibaufest, zu welchem alle unsere Provinzen mitwirkten. In diesem Jahr haben wir einen großen Schritt weiter gethan, in⸗ dem wir alle Erzeugnisse der Landwirthschaft in ihrer unendlichen Mannigfaltigkeit in einer einzigen Ausstellung verewigen.“ Diese Ausstellung umfaßt an 30,000 Gegenstände, und die Zahl der Aus⸗ stellenden beläuft sich auf —— 3000. Den eigentlichen Vorsitz in dem Ackerbau⸗-Kongreß führt Charles de Brouckère, der Minister Rogier ist nur Ehren-Präsident. ĩ

Dänemark. Kopenhagen, 19. Sept. (O. B.) Das Ministerium des Auswärtigen hat unterm 17ten folgendes Rund⸗ schreiben an die dänischen Gesandten im Auslande e lassen: . Gerüchte, daß Dänemaik sich willig erklärt hat, . nãhen eg. nete Modisicationen in dem mit Preußen . loss⸗ 3. e,. zirten n, . vom 26. August einzurd n 9. in bedeutenden Grade e en,, der * en Ri . z

ezogen, so lange diese nur ; , ,. 6 h. , . ,,. , , ö 5

ĩ Gla en nden 2. 2 8 * . n anffur 33. er e, Hrahlion der National ⸗- eisammlung i