wurde, sich nicht ermächtigt fühle, dem Präsidenten Mit- theilungen zu machen. Das Schreiben wird ad acta gelegt.
Hasselwander interpellirt den Minister des Innern. Es seien Ver⸗
sprechungen gegeben worden, die Universität Innsbruck zu einer vollkomme nen Hochschule zu erheben, nun seien aber die Hoffnungen vernichtet wor⸗ den, das Ministerium wolle die ganze Universität aufheben. Diese Absicht habe sowohl in der Stadt als auf dem Lande große Unruhe hervorgebracht, es sei sogar gleich eine Deputation hierher gesendet worden, und er wün— sche daher, das Ministerium möge sich offen erklären, ob es die Aufhebung beabsichtige, damit man zugleich auch wisse, ob nicht absichtlich beunruhigende Gerüchte ausgestreut werden, um auch in Tyrol die Ruhe zu stören. Minister Doblhoff antwortet, daß dem Ministerium die Absicht der Aufhebung ganz fremd sei, und es ersieht, daß man sich auch in Tyrol bemühe, gegen das Ministerium zu wirken. Rieger interpellirt wegen der Militair⸗Versammlung in Prag, die ganz gesetzmäßig vor sich gegangen sei, derenthalben aber doch die Befehls ⸗ haber Theilnehmer ins Stockhaus gesperrt. Ferner erzählt er einen Fall, daß Militairs in die Wohnung eines Redacteurs, der über die Versamm⸗ lung berichtete, gewaltthätig eingedrungen. Das Militair habe nun das Recht der Versammlung eben so, als jeder andere Staatsbürger. Indem man ihm aber dieses Recht verweigere und es einerseits einschränke, erlaube man ihm andererseits die größten Uebergriffe. Soldaten machten in Böh— men öffentliche Standale, bezahlten Waaren mit bloßen Drohungen, Offi⸗ ziere verboten in einzelnen Städten den Garden, Säbel zu tragen, sie ritten Bürgerkinder nieder und so fort. Ein Major habe gerech— ten Forderungen eines Bürgers gegenüber geantwortet: „Ich habe bezahlt! und wenn ein Major sagt, er habe bezahlt, so ist schon bezahlt.“ Nebstdem hat er den ebrenhaften Bürger von den Solda— ten so mißhandeln lassen, daß er bettlägerig wurde. Indem man nun dem Soldaten alle constitutiontllen Rechte nehmen will, so scheine es, als ob man ihm alle Uebergriffe absichtlich erlaube. Es geschehe dies auch in der Presse. Rieger licst Stellen aus einem Gedichte, das in Prag bei einem militairischen Gastmahle vertheilt wurde und viel Aufregung im Volke her— vorbrachte. Er frage nun, ob dies die Gesinnung einer constitutionellen Armee sei, und glaube daher, daß es Pflicht des Kriegsministers wäre, die Armee über die Constitution aufzullären. Das Militair möge noch vor der Musterung auf die Constitution schwören, es solle vor Gewaltthätig⸗ keiten streng gewarnt und der Major möge seines Amtes entsetzt werden. Er frage, ob der Kriegs -Minister hierzu bereit sei. Latour antwortet, daß in einer wohldisziplinirten Armee jedem Subalternen der Weg offen stehe, sein Recht zu suchen. Der Adel werde nicht mehr bevorzugt, es seien bereits 530 Unteroffiziere zu Offizieren avancirt. Der Unteroffizier in Prag habe nicht das Recht gehabt, eine Versammlung zu berufen. Betreffs Beschwerden habe ihm der Disziplinar— weg offen gestanden. Der Kiiegs-Minister stehe für die gute Gesinnung der Armee. Es stehe übrigens jedem Offiziere frei, in einer Privatgesellschaft seine Meinung vorzutragen. Die einzelnen Fälle werde er untersuchen. Rieger fragt, ob der Minister nicht gesonnen sei, eine Warnung zu erQ— lassen, sie sei dringend nothwendig, in Preußen sei es bereits geschehen. Latour antwortet, daß es ihm freistehe, einen solchen Erlaß zu machen oder nicht, das sei sein Amt. Rieger: Nun so werde ich einen Antrag vor die Kammer bringen, und ich hoffe, der Herr Kriegs⸗Minister wind den Beschlüssen der Kammer Folge leisten. (Bravo.)
Brauner interpellirt den Minister des Innern wegen bedeutender in- constitutioneller Uebergriffe der chrudimer Kreisbeamten und besonders des Kreis hauptmanns, der zu den Einwohnern gesagt, die Constitution nütze nichts und sei gar nichts werth; das Stat tverordneten-Kollegium, das sich bildete, ließ er nicht zusammentreten, weil dadurch die Unter-Kammer-Amts- Beamten ver kürzt würden, und als es doch zusammentrat, ließ er es durch Militair auseinandertreiben. Er (Brauner) frage daher, ob das Ministerium nicht gesonnen sei, sogleich eine strenge Untersuchung einzuleiten und den chrä⸗= dimer Äreishauptmann sogleich von seinem Amte zu entfernen. Dolblhoff antwortet, daß dies Benehmen nicht das eines constitutionellen Beamten sei, daß er den Kreishauptmann absetzen und eine strenge Untersuchung einlei⸗ ten werde.
Borrosch intewellirt ebenfalls den Minister des Innern in Betreff der Anfrage, die er schon einmal gemacht habe, ob es in dem Hesetz-⸗Erlasse über die Bauern-Verhältnisse nicht heißen sollte: „Wir Ferdinand ꝛ0. sanctioniren den uns von der hohen Kammer vorgelegten Beschluß“ anstatt, wie es gedruckt ist, „wir beschließen 2c.“ Doblh off anwortet, daß er den eingebrachten Protest des Herrn Abgeordneten nicht kannte, weil er damals nicht gegenwärtig war. Die Abfassung des Einganges zu dem Ge— seße sei der anderer freien Staaten gleich, in dem amtlichen Blatte sei jedoch auch dem Begehren des Abgeordneten entsprochen worden; sollte die bisherige Form künftighin nicht genügen, so möge die gesetzgebende Kam- mer eine andere beschließen. Borrosch antwortet, daß im Blatte die Form eine erzählende sei und daher mit dem Amtlichen eigentlich nicht ganz e. zu stellen. Er habe übrigens nur wissen wollen, ob die Form dem Mini- terium genüge, und das wisse er jebt. Er komme nur noch auf seine Fra⸗ gen Betreff der Vereinbarung zurück, auf die er bereits vor längerer Zeit eine Antwort mit Ja und Nein gesordert. Doblhoff sagt, daß er nicht allein diese Antwort geben könne und sich mit seinen Kollegen berathen werde.
Triest, 20. Sept. (Allg. Oest. Ztg.) Unsere Flotte soll Venedig aufs engste blokiren. Hiesige Seeleute bezweifeln jedoch, daß dies bei den Aequinoctialstürmen, denen wir entgegengehen, mög⸗ lich sein wird, und wir erfahren auch, daß schon einige Schiffe durch einen Orkan bedeutend gelitten haben. Ein heute angekommenes Kauffahrteischisf will einen Theil der Flotte in den Gewässern von Venedig und mehrere Schiffe in den Gewässern von Pirano gesehen haben. Die Piemontesen, Flotte und Truppen, liegen in Ancona. Von da und von Ravenna wurden päpstliche Truppen mit sardini— schen Dämpfern und mit dem venetianischen „Pio 1X.“ nach Venedig gebracht, bevor noch unsere Flotte auslief. Das französische Linien- schiff und die Fregatte werden morgen Triest wieder verlassen, nach— dem sie, einige Tage hier geankert, viel Aufsehen gemacht haben. Da der Waffenstillstand heute zu Ende geht, obwohl er zur See erst vom gten, als dem Tage, an welchem Albini abzog, datiren sollte, so er⸗ wartet man dessen Wiedererscheinen vor Venedig und eine Seeschlacht mit den Unseren, wenn sie sich nicht bei Zeiten zurückziehen.
Triest, 21. Sept. (Oest. Lloyd.) Die beiden französischen Kriegsschiffe, welche neulich hier vor Anker gingen, haben heute vor Tagesanbruch unsere Rhede verlassene, und die Richiung gegen Vene— dig genommen.
Baden. Karlsruhe, 22. Sept. (Karlsr. Ztg.) Nach heute Nachmittag eingegangenen Nachrichten aus dem Oberlande sind (wie bereits erwähnt) gestern die Flüchtlinge aus der Schweiz bei Lörrach über die Gränze gedrungen, haben in Leopoldshöhe die Kasse geplündert, in Lörrach die friedlichen Einwohner bedroht und Ge— waltthätigkeiten gegen die Beamten verübt. In der vergangenen Nacht hielten sie den von Basel kommenden Eilwagen an. Heute Vormittag waren sie in Schliengen.
Es sind alle Vorkehrungen getroffen, diesem neuen Aufruhr ein baldiges Ende zu machen. Von hier gehen noch diesen Abend Trup— pen ab. General Hoffmann wird sich an deren Spitze stellen.
Freiburg, 22. Sept. Nachmittags 4 Uhr. (O. P. A. 3.) Bis zu diesem Augenblick sind wir noch ohne bestinimte Nachrichten aus dem Oberlande, da die Eisenbahn⸗Verbindung unterbrochen ist; doch erfährt man durch auf Umwegen hierher Geflüchtete Folgendes? Struve hat auf die Nachricht, daß in Frankfurt der Waffenstillstand genehmigt worden, alle wehrfähige Mannschaft des Vberlandes, Schwardzwaldes ꝛc. vom 17ten bis 5hssten Alterejahre zum Zuge nach Frankfurt aufgerufen. Wer sich weigert, mitzuziehen, wird auf der Stelle erschossen. Er übt eine wahre Schreckensherrschaft. Die Freischaaren sollen ziemlich gut bewaffnet und nur noch einige Stun—⸗ den von hier entfernt scin. Alles ist in Schrecken und ö für die nächste Nacht, in welcher die Freischaaren hierherkommen sollen.
772 Viele Familien flüchten aus der Stadt. Vor einer Stunde ist die Bürgergarde aufgeboten worden. — 41 Uhr Abends. So eben
wird durch die Schelle bekannt gemacht, daß noch heute Abend meh— rere Tausend Mann Militair hierher kommen werden.
Die O. P. A. Z. meldet unter den neuesten Nachrichten aus Frankfurt a. M., 21. September: „So eben geht uns noch ein Schreiben aus Freiburg, 23. Sept. Morgens, zu, folgenden In— halts: „„Die Postverbindung mit dem Oberlande ist wenigstens theil= weise wieder hergestellt, und wir erfahren, daß die Gerüchte in Be⸗ treff der Stärke ber Freischaaren sehr übertrieben waren. Ihre An⸗ zahl beträgt blos einige Tausend, und scheint ihr bewaffneter Einfall blos eine Beraubung der öffentlichen Kassen zum Zweck gehabt zu haben. Diese so genannte „republikanische Armee“ besteht aus lauter italienischem, französischem und schweizerischem Lumpengesindel, dem sich die in der Schweiz weil enden deutschen Flüchtlinge angeschlossen haben. Die Anfüh⸗ er sind Struve, Weißhaar und Siegel. Wie man vernimmt, haben sich die⸗ selben, nachdem sie sich der Kassen in Lörrach bemãchtigt hatten, wie⸗ der über die Gränze zurückgezogen. Die Angst der hiesigen Einwohner hat nun einer gerechten Entrüstung Platz gemacht. Das gestern Abend erwartete Militair rückt so eben, Morgens Uhr, 2000 Mann stark, hier ein. Ein Bataillon vom Leib⸗Regiment, ein Bataillon vom Zten und die Scharfschützen des 1sten Regiments. Der Terrorismus Struve's soll keine Glänzen kennen. Allenthalben sind Wacheposten des Militairs aufgestellt.“ Die neuesten freiburger Blätter, welche uns zuge— gangen, Neue Freiburg er und Oberrheinisce Zeitung, bringen Nachrichten aus Freiburg bis zum 22. September, die nichts wesentlich neues enthalten. Was bis dahin in Freiburg selbst verlautete, waren mehr Gerüchte als zuverlässige Nachrichten. Am 21. Abends, wird erzählt, wäre unter Leitung Struve's, Löwenfels und Anderer ein Freischaaren-Einfall aus der Schweiz erfolgt; als— bald wären in Lörrach die Gefangenen befret, die anwesenden Beam ten festgenommen und die Ober-Einnehmerkasse mit Beschlag belegt, auf der Leopoldshöhe ebenfalls die Zollkasse aufgehoben und der Post⸗ wagen festgehalten worden. Etwa 50 Aufständische sind am 22. Morgens in Schliengen gesehen worden, wo sie den Bahnhof besetzt hielten. Die Anzahl der von Rheinfelden Herübergekommenen wird verschieden angegeben; es frage sich, ob ihre Zahl 800 über— steige. Um Lokomotive und Wagen nicht der Gefahr auszusetzen, läßt man die Bahnzüge nicht nach Schliengen gehen. Die Theil— nahme italienischer Flüchtlinge an dem Aufstand bestätigt sich; in Lörrach war für den 22. September eine Volks⸗-Versammlung an— gesagt, um Veistärkung zu gewinnen. Von einer gleichzeitigen Schild⸗ erhebung im Seekreis hat man noch nichts gehört. Die ausgespreng- ten Gerüchte über Demolirung der Eisenbahn (oberhalb Freiburg) haben sich als unwahr erwiesen. Die militairischen Maßregeln zur Dämpfung des Aufstandes sind wirksamst getroffen. Die Gar— nison in Freiburg, wo zum Schutz der Stadt die Bürger— wehr ins Leben tritt, erwartete drei Bataillone Infanterie nebst Ar— tillerie zur Verstärkung. Das Kommando führt der entschlossene Gene— ralmajor von Gapling. Die Regierung des Oberrhein -Kreises hat eine Bekanntmachung, datirt Freiburg, 22. Sept., erlassen, worin der ausgebrochene Aufstand zur öffentlichen Kenntniß gebracht und von der Theilnabute en dem verbrecherischen Unternehmen aufs ernstlichst⸗ abgemahnt wird, indem solche voraussichtlich zur Verkündung des Kriegs Justandes in den vom Aufruhr ergriffenen Bezirken führen werde. Nach einem zweiten Bericht der Freiburger Zeitung wären am 19. Sept., also nach den blutigen Ereignissen in Frank— furt, Emissaire aus dieser letzteren Stadt abgegangen, welche die aben⸗ teuerlichsten Lꝓigenberichte über den Sieg der republikanischen Partei, der sich die österreichischen Truppen () angeschlossen hätten, verbreiteten, namentlich auch in Freiburg. Dies erklärt den Aufruhr im Oberrhein Kreis. Nach demselben Bericht steht Struve mit 5 — 600 Mann bereits in Kandern. Mittheilungen im Mannheimer Journal zufolge, wäre Schliengen von 600 Aufständischen und 2 Stück Ge— schütz besetzt; Struve habe alsbald nach seinem Einbruch das Stand— recht verkündigt und alle Waffenfähigen vom 18ten bis 40sten Jahre aufgeboten. Reisende aus Straßburg sagen, daß dort alle deutschen Flüchtlinge verschwunden seien.“
Sach sen⸗ Weimar. Jena, 22. Sept. Epzg. Ztg.) Vie Versammlung der akademischen Lehrer beschäftigte sich heute mit der Frage über Lernfreiheit. Der Zwang zum Besuche einer bestimmten Landesuniversität wurde als unzulässig erkannt und die Unbeschränkt⸗— heit der Wahl der zu besuchenden Universität (also ohne Beschränkung auf deutsche Universitäten) fast einstimmig ausgesprochen. Tagegen führte die Frage, ob und inwieweit Überhaupt der Besuch einer Universität vom Staate gefordert werden könne, also die Berechti—⸗ gung der Autodidakten zu einer längeren Debatte, an deren Schluß man mit einer Majorität von nur 5 Stimmen (39 gegen 34) er— klärte, keine Beschränkung der Lernfreiheit darin zu erblicken, wenn der Staat dies Erforderniß als Bedingung der Zulassung zu den Prüfungen, wo es bisher verlangt worden, als Regel gelten lasse. Der Wegfall des Kollegienzwanges wurde beinahe einstimmig be— schlossen. In der Nachmittagesitzung kam man zu dem Kapitel über die Prüfungen. Daß die Universitätslehrer nicht als solche mit den Staatsprüfungen betraut werden sollen, wurde mit Majorität auge— nommen; nächstdem der von Bluhme modifizirte Antrag von Van⸗ gerow's, daß die Prüfungen öffentlich abgehalten werden sollen von einer Kommission, welche aus der Mitte sämmtlicher Uni versitü lo Lehrer mit möglichstem Wechsel und für den einzelnen Fall, und zwar mit Zuziehung von Praktikern, zusammengesetzt ist. Der von Leipzig aus gestelltẽ Antrag, die deutsche Sprache als Regel bei den Prüfungen aufzustellen, wurde nicht in dieser Fassung, sondern statt dessen der von Vangerowsche Antrag: für die Zukunft den einzelnen Fakultäten zu überlassen, ob sie das Examen rigorosum ganz oder theilweise in lateinischer Sprache aufnehmen wollen, jedoch nur mit einer Majorität von 6 Stimmen angenommen. — Am Schlusse der Sitzung wurde durch indirekte Wahl von je einem Abgeordneten je— der Universität eine Kommission von 6 Mitgliedern Cvon Wächter, Birnbaum aus Gießen, Bluhme aus Göttingen, Hye aus Wien, von Sybel aus Marburg, Dommrich aus Jena) gewählt, welche die noch vorliegenden Anträge zusammenstellen und die Gegenstände der Tagesordnung vorbereiten soll. Die nächste Frage ist die der Ver— fassung der Universitäten.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 21. Sept. Wegen bes Ablebens Sr. Turchlaucht des regierenden Landgrafen Gustav Adolph zu Hessen-Homburg legt der Großherzogliche Hof vom 2oösten bis 27sten d. incl. Trauer an.
Schleswig⸗Holstein. Rendsburg, 23. Sept. (O. C.) Der kommandirende General in den Herzogthümern, General-Major von Bonin, hat in Beziehung auf die gestern mitgetheilte Bekannt— machung aus Schleswig vom 22. Sept. ein Rundschreiben an die Kommandanturen erlassen, worin es heißt: „Ich sehe mich in Folge dieser Bekanntmachung veranlaßt, den Kommandanturen der Herzog⸗ thümer Schleswig und Holstein zu eröffnen, daß mir von der Ein⸗ setzung dieser sogenannsen K. Immediat-Kommission nichts bekannt 1. Die „gemelnsame Regierung,“ welche nach dem Art. 7 des
affenstillstands · Vertrages * die beiden Herzogthümer eingesetzt
werden und welche aus 5 Mitgliedein bestehen soll, hat sich noch nicht konstituiren können und ist noch nicht von den beiden hohen kontrahi— renden Theilen eingesetzt worden, wie der genannte Artikel vorschreibt. Die oben genannte „Königl. Immediat-Kommission zur gemeinsamen Re— gierung der Herzogthümer Schleswig und Holstein“ ist somit im Wesen und im Namen von jener einzusetzenden „gemeinsamen Regierung für die beiden Herzogthümer“ durchaus verschieden und daher nicht als eine recht— mäßige Verwaltungsbehörde für die letzteren zu betrachten und an— zuerkennen. Sie maßt sich vielmehr widerrechtlich die der genannten gemeinsamen Regierung zustehenden Gerechtsame an. Die hochlöbli— chen Kommandanturen werden daher hierdurch angewiesen, die Ein— wohner, Beamten und Behörden gegen diese sogenannte „Königl. Immediat - Kommission“ zu schützen, und wenn kurch deren Auftreten in den Herzogthümern irgendwo Unruhen entstehen sollten, diesem kräftigst im Zusammenwirken mit den jetzigen Beamten und Behörden zu steuern. Von solchen Vorkommnissen ist sogleich auf das schuellste hierher Meldung zu machen, und haben die Kommandanturen die kräf— tigste Unterstützung meinerseits bei Maßregeln zur Erhaltung der Ruhe und Ordnung zu erwarten. Im Uebrigen verweise ich auf den an die Kommandanturen von mir erlassenen Befebl vom 17ten d. M. Die hochlöblichen Kommandanturen sind ermächtigt, den Ortsbehörden von vorstehendem Besehl Kenntniß zu geben.“
Frankfurt. Frankfurt a. M., 23. Sept. (O. P. A. 3.) In den Frühstunden des heutigen Tages haben die hierzu beorderten Abtheilungen der hier befindlichen Reichstruppen die Stadt verlassen, um die umliegenden Städte und Dorfschaften zu besetzen. Bocken— heim, Rödelheim, Ginheim, Bergen und Höchst sind entwaffnet wor— den. In Hanau herrscht die größte Ruhe; auch sind dort noch keine Reichstruppen eingerückt; dagegen sind starke Truppenabtheilungen heute Vor- und Nachmittag nach dem badischen Oberlande von hier abgegangen. Ziemlich zuverlässigen Mittheilungen zufolge, die mit dem Nachmittagszuge der Main-Neckarbahn eingegangen sind, haben die Insurgenten im badischen Oberlande die Bahnhöfe in Schliengen und Mühiheim besetzt. Doch ist die Communication von Freiburg her nordwärts völlig unterbrochen. Bei Etlingen waren einige Schienen ausgehoben, sind aber nach wenigen Stunden wiederherge— stellt worden.
Frankfurt a. M., 24. Sept. (Fr. J.) Von hier aus wur⸗ den gestern 2000 Mann Reichstruppen nach dem badischen Oberlande befördert, welche ohne Aufenthalt bis Emmendingen verbracht werden, bis wohin die Eisenbahn demolirt worden ist. (Emmendingen ist die zweite Station diesseits Freiburg.) Die neuesten, gestern Abend hier eingetroffenen Nachrichten lauten dahin, daß die Freischärler in Schlien⸗ gen und im Besitz von 4 Kanonen sind. Die Bahn ist aber bis Freiburg wieder fahrbar. Hinter Karlsruhe, bei Malsch, wurden ge— stern Morgen die Schienen aufgerissen.
Nachschrift. Morgens 9 Uhr. Die Main-Neckar-Eisenbahn ist heute Racht bei Weinheim demolirt worden. Zwei Maschinen, welche mit leeren Wagen von Heidelberg nach Frankfurt befördert werden sollten, sind von dem Bahndamm heruntergestürzt. Ob von dem Dienstpersonal Jemand dabei verunglückt, ist noch nicht bekannt. Die Personenzüge sind beute Morgen um 6 und um 9Uhr bis Wein heim gefahren.
— ö—
Musland.
Oesterreich. Pesth, 20. Sept. (P. 3.7. In Ler gestri⸗ gen Sitzung des Repräsentantenhauses zeigt der Präsident an, daß sechs sächsisch-siebenbürgische Deputirte, Schmidt, Rosenseld, Frieden fels, Bransch, Schnell und Fabini, schriftlich ihre Entlassung einge reicht hätten, die ersten Beiden, weil das Haus vom Pfade der Ge— setzlichkeit abgewichen sei, die Uebrigen, weil sie es mit ihren Privi legien für unvereinbar hielten, in diesem Hause zu sitzen. Die Auf regung, welche dieser Erklärung folgte, war ungeheuer. Kossusth beäntragte dagegen: 1) Tas Haus möge beschließen, daß sich diese Deputirten nicht früher entfernen dürfen, bis ihre Nach solger ange⸗ kommen seien. 2) Der Deputirte Palffy möge als Kommissär nach Siebenbürgen gesendet werden, um die reactiongiren Bestrebungen dam selbst zu überwachen. Dies Haus wenigstens solle frei von dem Ein⸗ flusse der Camarilla bleiben. Ihm folgt Palffy. Es sei schwer, in diefem Augenblicke seinem Zorne zu gebieten; görte er auf die Stimme der Leisenschaft, so müßte er die Köpfe der Verräther fordern. Das seien wieder dieselben Menschen, die durch Geld aufwie gelten, und burch welche Ströme unschuldigen Blut's, versossen wurden. Er ehre die sächsische Nation, als Nation; sie sei fleißig, betriebsam, mora⸗ lisch, allein diese Menschen müßten bis auf das äußerste ver- folgt werden. Wenn er, der Redner, als Jöniglicher Kommissär, nach Siebenbürgen komme, dann. wehe jenen Auswieglern, denn er werde sie mit eisernem Arme verfolgen. Das Haus beschloß, an die Stelle des B. Vay Spezial-Kommissäre nach Siebenbürgen zu senden; es erklärt, daß kein Deputitter sich entfernen dürfe, bis sein Nachsol— ger gekommen sei, und nachdem Pa 1ffy erzählt, die genannten De⸗ putirten seien schon abgereist, so erklärt das Haus sie für Ausreißer. In derselben Sitzung wurde angezeigt, daß Besse und Szentliralyi abgereist seien, um ein Freicorpé unter den Kumanen zu kilden. Der Gesetzentwurf über die nach Klausenburg fortzusetzende Bahn wurde gelesen und angenommen. J ;
. Der Königliche Kommissär Lad. Csanyi berichtet aus Keßthely vom 16ten d. M., daß an demselben Tage, Vormittags gegen 11 Uhr, der Major Graf Bubna und der Rittmeister Barczay von Nik. Hufaren, nebst einer Infanterie⸗Compagui«, als Abgeordnete des gan⸗ zen Offizier-Corps den vom ganzen Sffizier Corps untenschriebenen und schoͤn bekannten Brief an den Baron Jellachich überbrachten. Der Ban weilt zwar noch immer in seinem Lager zu Groß-Kanischa und dürfte nicht so bald die Wälle von Budapesth erblicken, dessen⸗ ungeachtet arbeitet man über Hals und Kopf an den Schanzen, werche zur Vertheidigung der nächsten Umgebung Ojens aufgesührt werden. Aus Schemnitz allein kamen bei 50) tüchtige Schanzgräber. Bei Neusatz und Futak haben die Insurgenten tüchtig den Kürzeren ge⸗ zogen. Erstere Stadt, wolllen sie, in, der Nacht vom 13. auf den 4. September überfallen. Aber, vier italienische Compagnieen, welche mit zwei Compagnieen Dom Miguel aus der Festung Pet rwarbein verstärkt wurden, warsen die Eingedrungenen zursick. ffiziere wie Gemeine wetteiferten an Bravour, und wir zählten rah en trotz deo kurzen Scharmützels fünf Todte und n n e, , moch übler erging es dem Feinde, als er in der , ., i ö die T onau setzenb, Futak überrumpeln wollte. 3u . n 1. war die Garnifon vorbereitet, ihn zu empfangen. Eine. anonen agel zer⸗ frümmerte ein Floß, worauf sich viele Raitzen befanden, Was nun nicht schwimmen konnte, fand den Tod in den Wellen des Isters. Von dem neuen kommandirenden Generale in Slavonien, dem Feld⸗ marschall Zieutenant Blazovich, kann man überhaupt mit Hamlet sa— gen: „Jeder Zoll ein Maun.“ Neusatz war durch seine Thätigkeit, wie mit einem Zauberschlage, von einer tüchtigen Erdschanze umge⸗ ben; freilich soll er dem Vanne, der die Erdarbeiten überwachte, ins Ohr geflüstert haben „Sehen Sie dort jenen Baum Thun Sie heute nicht Ihre Schuldigkeit, so beziehen. Sie morgen zw ischen sei⸗ nen Aesten, sieben Schuh über der Erde, ein luftiges Quartier.“ So
erzählt man sich hier. Gewiß ist es jedoch, daß Blazovich dem Me— tropoliten von Karlowitz, obgleich sich Beide von Jugend auf kennen, den angesuchten 14ᷣtägigen Waffenstillstand nicht bewilligte.
Am 18. September rückte Jellachich mit dem Gros seiner Armee, be⸗ stehend aus ungefähr 9000 regulairen und 14,900 unregulgiren Trup— pen, in 3 Kolonnen gegen Szala-Egerszegh vor. Die rechte Kolonne, unter dem & eon Popowich, ging auf den, ungefähr eine Viertelstunde vom Plattensee gelegenen Flecken Keßthely, die linke, unter Oberst Markowich, auf Löwi, der Ban selbst ging mit dem Centrum auf Szala⸗Egerszegh vor. Dieser Ort war von einem Szekler- und drei Mobilgarde⸗-Bataillonen unter dem Ober-Kommando des tapferen Major Vöhar besetzt. Bei Börend und Szalaber stand das ungarische Hauptlager unter dem Ober-Kommando des Grafen Terek bei 16,000 Mann stark. Am 18. Morgens 5 Uhr brachte eine Streifpatrouille von Kaiser Husaren dem Major Vöhar die Meldung, daß sie in der Gegend von Möloar ein dumpfes Trappen und Ras⸗ seln gehört und vermuthet, daß der Feind im Anzuge sei; soaleich schickte der Major diese Meldung an den Ober-Kkommandanten Terek, er selbst aber traf durch die ihm bei keiner Gelegenheit verlassende Geistesgegenwart solche Maßregeln, die den Mann der Strategik und Taktik beurkunden. Er legte sich mit 3 Bataillonen Mobilgarden hinter das vor Szala-Egerszegh befindliche Gestrüpp, die Szekler als Besatzung zurücklassend, und erwartete so den Feind, dessen AvantGarde ungefähr nach drei Viertelstunden sichtbar wurde. In möglichster Stille läßt er ein Bataillon als Tirailleure im Gebüsch versteckt aufstellen mit der Ermahnung, nicht eher Feuer zu geben, als bis der Feind etwa 190 Schritt von ihnen entfernt sein werde. Graf Terek rückte indessen mit seiner Gesammtmacht gegen die rechte feindliche Kolonne in ge⸗ ordneter Schlachtordnung vor, während er 5 Tivisionen Kavallerie, duich eine Hügelreihe begünstigt, den Feind zu umgehen beorderte. Ein erwünschter Nebel begünstigte überdles die Dispositionen der mit dem Terrain bekannten Magyaren, und als dieser ungefähr um 7 Uhr durch einen frischen Nordwind verweht wurde, griffen die kampf⸗ gierigen Magyaren den Feind mit solchem Ungestüm an, daß dieser, 7000 bis S900 Mann stark, nach einigem Widerstand in wilder Flucht über das ihn von der Hauptmacht trennende Flüßchen Szala eilte, wo die genannten 5. Kavallerie -Divisionen ein entsetzliches Ge— metzel anrichteten. Der Ban, der auf Szala-Egerszegh losrückte, wurde von den unter Major Vöhar stehenden Truppen und dem sich schnell gebildeten Landsturm aufgehalten, und als die Kroaten ihren rechten Flügel in so wilder Flucht davoneilen sahen, wurden sie, von einem panischen Schrecken befallen, mit in die Flucht fortgerissen. Ihr linker Flügel kam gar nicht ins Gefecht. Kroatischerseits blie—⸗ ben auf dem Kampsplatz 12 — 1500 Todte und Verwundete, nebst 17 Kanonen und 3 Fahnen. Ungarischerseits 123 Todte und 192 Verwundete.
Frankreich. National-Versammlung. Sitzung vom 23. Sept. Corbon nimmt um 125 Uhr vor ziemlich leeren Bänken den Präsidenten Stuhl ein. Marie, Justiz-Minister, richtet einen Brief an den Präsidenten, in welchem die Regierung erklärt, daß sie das Ehescheidungs-Gesetz zurückziehe. (Allgemeines Erstaunen“) Souteyra überreicht einen Antrag, den Artikel 42 des Verfassungs Ent— wurfs dahin zu ändern: „Der Präsident der Republik muß gebor— ner Franzose sein, darf nie die Eigenschaft eines Franzosen verloren haben und muß über 30 Jahre zählen. Er muß das französische Gebiet mindestens fünf Jahre lang ununterbrochen vor seiner Wahl bewohnt haben.“ Es wird die Bemerkung gemacht, daß dieser An trag offenbar gegen Louis Bonaparte gerichtet sei. An der Ta— gegordnung ist die Fortsetzung der Debatte üben die Musterpachthöfe oder Ackerl auschulen. Mehrere St mmen rufen: „Aber wir sind ja nicht voll zählig! Namens-Aufruf!“ Während man zu demselben schreitet, eilt alle Belt aus den Nebensälen in die Sitzung. Aubergié liest eine lange Rede zu Gunsten der Schulen. Amable Dubois bekämpft dieselben. Sie würden nichts nützen. Die unerhörte Steuerlast, die den Bauer erdrücke, erleichtern, das heißt der Agrikultur aufhelfen. Die Steuer der 15 Centimen sei für sie der Todesstoß gewesen. Keine Schulen, sondern Comitien, wie sie die vorige Regierung beabsichtigt, und wovon deren Anfänge bereits die besten Früchte getragen. Nichts sei gefährlicher für den Landbau als schwere Steuern. „Ihr sollt sehen“, schließt der Redner, „wie die jüngsten Steuerhöhungen die Ackerproduction im nächsten Jahre herabdrücken werden.“ Er stimmt gegen den Entwurf. Tillan court gesteht den Nutzen der Agrikultunr— Comitien zu, we sie die vorige Regierung dachte, tadelt aben den Vorredner, wenn er die Theorie von der Praxis ausschließe. „Dem Ackerbau fehlen Hände und Geld. Wenden sich die einsichtsvollsten Köpfe je⸗— nen Schulen und Musterpachthöfen zu, daun werden die Hände sich bald einfinden, und die Feldarbeiter werden von ihrer Sucht, nach den Städten zu strömen, nachlassen. Sind erst Einsicht und Hä de dem Feld— bau gewonnen, dann wird sich das Geld von selbst sinden, das Iapital hat die Eigenschaft, sich immer derjenigen Production zuzuwenden, die am meisten Profit abwirft.“ Er stimmt darum für den Entwurf. Lumingis, dem Plane abgeneigt, beantragt dessen Vertagung. Stimmen: zum Schluß! zum Schluß! v. Montreuil prolestirt gegen den Tebatten⸗ schluß. Der Gegenstand müsse tief erwogen werden. Flocon legt der Versammlung an's Herz, das Gesetz ja nicht zu vertagen, son— dern es zu votiren. Seit dem 4. Mai habe sie kein Gesetz votirt, das demokralischer gewesen wäre. Stimme: Ah bah, Sie haben den Plan der Monarchie entnommen! Flocon, empfindlich: „Wenn es Jemanden hier im Saale giebt, welcher der Monarchie das Wort redet, dann will ich ihm die Tribüne gern abtreten.“ Der Redner zeigt dann übrigens auf die belgischen, englischen und deutschen Aecker hin, welche die französische Kultur weit überflügelt hätten. Lunenu betrachtet den Plan als nicht praktisch genug, daher er sich die Oppo— sition von Männern erkläre, die sich am meisten mit Landwirthschaft beschäftigt hätten und dem Plane alle abhold wären. Der Plan würde einen glänzenden Generalstab von Agrilultur-Professoren schaffen, aber dem Bauer selbst nichts nützen. Darum beantrage er Vertagung. Tourret, Minister des Ackerbaues, vertheidigt den Plan gegen den Vorwurf, daß er nur Piofessoren schaffe. „Als 1833 zuerst dekretirt wurde, jedes Dorf müsse ein Schul— haus besitzen, schrie man auch, daß man nur Lehrer- Stel len schaffe.“ Er dringt auf Eile. Luneau und Besnard bekämpfen den Plan. Hovyn Tranchere unteistützt ihn. Tonrret bekämpft die Anträge auf Vertagung. Die Sache sei zu dringend, um den geringsten Aufschub zu erleiden. Man habe mit Recht hucvorgehoben, daß dem Ackerbau nur Kapital fehle, man solle also nicht säumen, den ersten Schritt hierfür zu thun, der in schleuniger Bergthung des vorliegenden Dekrets liege. Guüichard be lümpft den Plan und spricht für die Vertagung. Mehrere andere Nedner verlangen das Wort. Die Versammlung dringt aber auf Abstimmung. Der Antrag auf Vertagung wird zur Abstimmung ge— bracht. Tourret macht Miene, im Falle der Verwerfung sein Porie— feuille niederzulegen. Man schreilet zur Abstimmung. Zahl der , , r. . Mehrheit 326, für Vertagung 200, gegen dieselbe 1419. Die erschulen haben also gessegt. Einige Aufregung im Saale. Lamoriciere beantragt die Bewilligung eines Kredits von 2 Millionen zur algierischen Expropriation. Wird sofort bewil= ligt. Duplan beantragt die möglichst baldige Diskusslon des Indu—
773
strial⸗ und Rustikal⸗Kredite. Goudch aux erklätt, daß er am Mon wählten 74, 414 Stimmen.
Wir wollen nicht von Herrn Caussidiere
tag oder Dienstag einen Gesetz- Entwurf üer denselben Gegenstand sprechen, welcher Furch ein besonderes Glück die Stimmen beider Par
vorlegen werde, dann könne die Versammlung wählen. Um 16 Uhr geht die Versammlung aus einander.
Paris, 23. Sept. Ungeachtet des Vertrauens ⸗Votums, wel ches der Cavaignac'schen Regierung gestern, bei Gelegenheit der Souteyra'schen Interpellationen, von der National- Versammlung zu Theil wurde, spricht man immer noch von einem nahe bevorstehen⸗ den Misisterwechfel, weil in dem Kabinet, keine Einigkeit herrsche; namentlich ist von dem Auesscheiden der Minister des Innern und der
N
ö h ü Mie Ir s. M GS 955 81 Justiz, Senard und Marie, die Rede. Die Versammlung der Rue Herrn Pron
de Poitiers hat in Rüchicht auf die kritische Lage der Dinge beschlos— sen, sich fest und einig um die Regierung zu schaaren. Gegen das gestrige Vertrauens-Votum in der National- Versammlung, erhoben sich, außer der äußersten Linken, auch eine Anzahl von Mitgliedern der Rechten, unter ihnen Napoleon Bonaparte. Dessen Verwandter, der eben für Paris gewählte Louis Bonaparte, ist noch nicht hier eingetroffen. Man behauptet aber, derselbe werde im Laufe des heutigen Tages ankommen.
Das Lamartine'sche Bien public meldet, Louis Bonaparte werde inkognito in Paris eintreffen und sich eben so in die National Versammlung begeben. Dort werde er ebenfalls inkognito auf der Tribüne erscheinen, eine Rede halten und sich dann wieder zurück⸗ ziehen, denn seine Freunde meinten, je stillet und vorsichtiger er sich verhalte, desto größer werde die Wirkung sein.
teien erhielt. Herr Moreau kam nach ihm auf die Liste mit 126,650,
Goudchaux mit 106,282, Changarnier mit 105,301, Thiers mit mehr
vorbei sind,
als N, 009 Stimmen; Louis Bonaparte bekam im Juni nur 84, 131 Stimmen. Die Zahl der abwesenden Freunde der Ordnung läßt sich nicht so genau nachweisen, weil sie ihre Stimmen zwischen einigen dreißig Kandidaten vertheilt haben; gewiß aber bleibt, daß Viele feblen. Die besser disziplinirten Sozialisten dagegen haben keine Stimmen verloren; jedoch haben sie die 90,577 Stimmen des Herrn
Leroux, die 78,136 des Herrn Lagrange, und sogar die 74,417 des
; en nicht wiedersinden können. Wir haben künftighin unser Schicksgl in unseren Händen. Das ist die Folge des allgemei- nen Stimmrech's. Die Unthätigkeit ist also mehr als je unverträg⸗ lich mit Ehre und Gewissen.“ Die Reforme bemerkt: „Die Wahl Lonis Bonaparte's ist numerisch eine demokratische, insoweit sie von der Mehrzahl ausging. Das mag Demokratie sein, aber es ist kein verständiger Republikanismus, es ist kein Republikanismus!“ Der National äußert sich folgendermaßen: „Napeleon sagte eines Ta⸗ ges auf St. Helena, ein grauer Ueberrock und ein kleiner Hut, auf einen Stock aufgestellt, würden in einem Augenblicke ganz Europa auf die Beine bringen. Wir sehen jetzt, inwiefern diese Bemerkung wahr ist, wenigstens in Bezug auf Frankreich. Glücklicherweise ist die Meinung bei uns unveränderlich und erholt sich bald von den Ueber⸗ raschungen, in welche sie gestürzt werden kann. Ehe vierzehn Tage werden der Ueberrock und der kleine Hut niedergeworfen
9
Das Bankett zur Gedächtnißfeier der Gründung der Republik sein und nichts übrig bleiben, als der Stock.“
von 1792 hat gestern Abend in den Gärten des Chalet stattgefun— den. Audry de Puyraveau führte den Vorsitz. Er und Lerru Rol lin hielten Reden. Der Letztere wies darauf hin, daß der Einst der Umstände Einigkeit und gemeinschafihches Zusammenwirken gebiete, um den imperialistischen und royalistischen Bestrebungen energisch ent gegenzutreten. „Was hat“, rief er unter Anderem aus, „die Repu— blik für das Volkswohl seit dem 4. Mai gethan? Auch mit der Politik dem Auslande gegenüber erklärte sich der Redner sehr unzufrieden. Demosthenes Olivier brachte die Gesundheit der abwesenden Republikaner aus. Das Bankett verlief ohne Störun gen. In Lyon sollte an demselben Tage ebenfalls ein großes Ban kett stattsinden.
Alphonse Gent, dessen Wahl in Avignon früher heftige Kämpfe hervorrief, hat dieses Mal mit bedeutender Mehrheit über seinen Geg ner, den Abbé von Genonde, gesiegt.
Grandmenil und Cahaigne wurden vorgestern wieder auf freien
Nichts.“
Fuß gesetzt, da man ihnen keine bewaffnete Theilnahme an dem Juni ihre gesammle Pferdekraft 44,480, und es is beabsichtigt, vor dem Schlusse
Aufstand nachweisen konnte.
Ei Dekret des Finanz⸗Ministers im Moniteur will dem Un— fug ein Ziel setzen, der mit dem Tabacksmonopol seit langen Jahren, besonders in Paris und den Departements -Hauptstädten, getrieben würde. Artikel lautet: „Jeder Tabacksbüreau- Inhaber, von dem es erwe slich ist, daß er sein Bürean erschachert hat, ist abgesetzt.“ (Fin anderes Ministerial-Reskript setzt dem Pulververkauf neue Schran⸗
Großbritanien und Irland. London, 21. Sept. ) Im Jahr 1847 waren in England 3597 englische Meilen Eisenbah⸗ nen (röffnet, die eine Brutto-Einnahme von 8, 366,B772 Pfd. St. hatten. Das Parlament hatte bis zu Anfang dieses Jahres noch 7150 Meilen Eisenbahnen konzessionirt, die zum größten Theil im Bau begriffen waren. Am 1. Mi 1847 waren 5209 Meilen im Bau, an welchen 213,792 Mann beschäftigt waren.
Aus dem Bericht, welchen das Spezial-Cemité des Parlaments über den Zustand der Flotte, der Armee und der Artillerie erstattet
hat und welcher jetzt in den öffentlichen Blättern mitgetheilt wird,
heben wir noch Folgendes hervor: „In den letzten Jahren war der Bau von Dampfschiffen eine Quelle von großen Ausgaben, und die⸗ ser Gegenstand hat daher die ernste Aufmerksamkeit des Comité's auf sich gezogen. Aus einem Berichte des Controlleurs der Dampfma⸗ schinen geht hervor, daß die Anzahl der Dampfscheffe jetzt 174 beträgt, und des jstzigen Jahres noch 13 neue Dampfschiffe zu vollenden, da 25 noch im Bau begriffen sind. Diese eben angegebene Gesammtzahl der Dampfschiffe schließt Paketschiffe, Lichterschiffe, Nachten ꝛc. in sich; aber für Zwecke des Krieges können verwendet werden, oder sind im Bau begriffen: 4 Linienschiffe mit 1800 Pferdekraft; 23 Fregatten mit 11,R759 Pferdekraft; 48 Sloops mit 14,862 Pferde⸗ krast; 28 Kanonen-Böte mit 39006 Pferdekraft; zusammen 32,327
ken. Von nun an soll jeder Bezirk sein speziell überwachtes Büreau! Pferdekraft. 1
haben.
Die Patrie behauptet, die französische Regierung habe ihren diplomatischen Agenten zu Neapel, so wie der Flotte, Befehle zuge— schickt, den Feindseligkeiten zwischen Sicilien und der neapolitanischen Regierung Einhalt zu thun. Ueber die Frage einer Verlängerung des Woffenstillstandes in Italien lauten die Angaben der Journale widersprechend. Während einerseits behauptet wird, der Waffenstill— stand sei auf Radetzky'es Antrag verlängert und die Unabhängigkeit Italiens als Grundlage der Unterhandlungen anerkannt, versichert man, nach der Patrie, andererseits, Karl Albert habe Radetzky's Antrag abgelehnt und rüste sich zum Wiederbeginne der Feindselig— keiten.
Im Constitutionnel liest man: „Die Regierungen Frank
reichs, Englands und Oesterreichs sollen dahin übereingekommen sein, ten verminderte 14 .
daß Venedig im status quo bleiben, d. h. vorläufig keine österreichische Garnison erhalten solle. Der Waffenstillstand, der auf 45 Tage ver= längert ist, wird so auf ganz Italien ausgedehnt werden. Es scheint auch gewiß, daß die Regierungen Frankreichs und Englands einge— schritten sind, um die Einstellung der Feindseligkeiten zwischen dem König von Neapel und den Sicilianern herbeizuführen.“
Von Louis Blanc wird schon im voraus eine Antwortsschrift auf Thiers' noch nicht erschienene Abhandlung über das Eigenthum angekündigt.
Der Appellhof hat entschieden, daß kein Grund vorliege, die gegen die Minister Ludwig Pyilipp's dekretirte Kriminal- Unter suchung fortzuführen. Sie wird deshalb niedergeschlagen.
Laut dem neuesten Bank-Bericht vom 21. Morgens ist die Ziffer der im Verkehr befindlichen Wechsel in Paris auf 72,794, *30 Fr. 82 Cent. und in den Sukkursalen auf 118,220,695 Fr. 40 Cent. gefallen.
Der neue spanische Gesandte, Herzog von Sosomayor, und Do— heny, der bei dem irländischen Aufstande-Versuche eine Relle spielte, sind hier eingetroffen.
Der Drucker der fälschlich Louis Bonaparte zugeschriebenen Pro— clamation an das französische Volk ist verhaftet und bereits verhört worden, wobei der Repräsentant Napoleon Bonaparte als Kläger erschien.
Eine telegraphische Depesche meldet, daß zu Lyon Herr Rivet über seinen Mitbewerber Raspail gesiegt hat. Im Departement der Gironde hat Molé nach einem heißen Kampfe über Compans den Sieg davongetragen. Im Nord-Departement wurde Oberst Nrgrier gewählt.
Die Union bedauert das Wiederauftreten Louis Bonaparte's eben so sehr, als das Raspail's. In Betreff des Ersteren sagt sie: „Die beträchtliche Stimmenzahl für Louis Bonaparte verleiht seiner Wahl einen eigenthümlichen Charafter. Welche Bedeutung sollen wir derselben beilegen? Ist es ein Protest gegen die Republik zur Be— förderung des Versuches einer Kaiserlichen Restauration? Ist es eine Kandidatur zur Präsidentschaft der Nepublit? Hat die Meh heit der Wähler zu zeigen gewünscht, daß man noch vor jeder Verfassung einen Mann, einen Nimen, eine historische und ruhmreiche Erinnerung brauchte? Es liegt vielleicht etwas von dem Allen in dieser Wahl. Die Ursachen mögen verschieden sein, das Resultat ist ein verhäng⸗— nißvolles. Die Zukunft wird das Räthsel lösen. Die Wahl Louis Bonaparte's nimmt an Bedeutung zu durch seine Ernennung in ver— schiedenen Departements. Der Neugewählte ist nicht lediglich ein Vertreter mehr, welcher seinen Sitz neben seinen Vettern nimmt; nein, er tritt vor die Versammlung und die Regierung wie eine Drohung, wie ein Hinderniß, wie eine Warnung. Diese Thatsache ist unf die bemerkenswertheste seit der Februar-Revolution. Wenn Louis Bonaparte, bei seinem Eintritte in die Versammlung sich zum Schweigen verurtheilt, dann wird er die öffent« liche Erwartung nicht befriedigen. Nimmt er aber eine Opposttions⸗ Stellung ein, dann wird die Lage erschwert, denn die Erinnerungen an Straßburg und Boulogne werden immer Argwohn erregen. Wir wiederholen es: die Lage ist eine schwierige und gefährliche für Alle, für die Neugewählten, ö. die Versammlung, für die Regierung. Die Erstgewählten bei den Juniwahlen vereinigten 116,716, die Letztge=
Belgien. Brüssel, 23. Sept. In der gestrigen Sitzung des Kongresses der Friedensfreunde stimmten die Mitglieder bejahend ab üher die zwei nachstehenden Anträge: „1) Es ist zu wünschen, daß sich bald ein Völker-Kongreß vereinige, zusammengesetzt aus den Vertretern eines jeden dieser Völker, zur Verfassung eines Gesetz⸗ buches, welches die völkerrechtlichen Beziehungen regele. Die Er— richtung dieses Kongresses und die Annahme eines Gesetzbuches, wel⸗ chem alle Nationen beipflichteten, dürfte ein sicheres Mittel sein, zum allgemeinen Frieden zu gelangen. 2) Es wäre angemessen, die Auf⸗ mertsamkeit der Regierungen achtungsvoll auf die Nothwendigkeit zu lenken, durch eine allgemeine und gleichzeitige Maßregel ein Entwaff⸗— nungs-System anzunehmen, welches, indem es die Lasten der Staa⸗ eine fortwährende Ursache von Aufregung und Be⸗ sorgniß beseitigen würde. Das gegenseitige Zutrauen und der Aue⸗ tausch guter Dienste seien eben so günstig für jedes Volk im Beson— deren, als für die Erhaltung des Friedens und die Entwickelung der , , der Nationen.“ Der Kongreß hat sich alsdann auf⸗ gelöst.
Brüssel, 24. Sept. Als gestern zur Jahresfeier der Unab- hängigkeit Belgiens in Gegenwart des Königs eine Fahnen-Verthei⸗ lung an die Bürger-⸗Garde auf dem Platz zwischen dem Palaste und dem Park stattgefunden hatte, stieg Se. Majestät von der für die Königliche Familie errichteten Estrade herab, stellte sich in die Mitte des von den Offizieren der Legionen gebildeten Kreises und redete sie folgendermaßen an: „Meine Herren! Indem Ich einige Worte an Sie richte, fühle Ich Mich lebhaft bewegt, aber auch von sehr gerechtem Stolz durchdrungen. Dies schöne Land, der Sitz der ältesten Civilisation, hatte lange Zeit auf ein Fürsichbestehen, auf eine nationale Existenz gehofft, doch leider wurden diese Wünsche oft getäuscht und die Geschicke des Landes ihm frem⸗ den Interessen untergeordnet. Endlich, seit achtzehn Jahren, Ist es Joönen gelungen, diese ost ersehnte Existenz zu erobern; zum erstenmale gehören Sie sich selbst an. Von dieser unabhängigen Existenz haben Sie einen edlen und patriotischen Gebrauch gemacht und dieselbe auf diese Weise stark befestigt. In dieser Lage sind Sie einer in der Geschichte beispiellosen politischen Krisis begegnet. Sie haben sie bis jetzt ruhmvoll bestanden, so ruhmvoll, daß viele Länder Ihre politischen Einrichtungen als Muster angenommen haben (leb— hafter Zuruf), daß Ihr Name überall geehrt und geachtet ist, und daß Sie das Bewußtsein haben müssen, er verdiene dies. Lassen Sie uns diese edle Stellung zu behaupten wissen, lassen Sie uns so fortwandeln, wie bisher, dann werden wir einen schö⸗ nen Namen in der Geschichte und eine glorreiche Zukunft uns sichern.“ Der enthusiastischste Ruf: Es lebe der König! folgte kieser Ansprache des Königs von allen Seiten. Se. Masjestät hielt nun eine Revue der Bürgergarde und der Truppen ab und wurde überall mit begeisterten Acelamationen begrüßt. Die Musterung dauerte über eine Stunde; die Linien erstreckten sich vom Königlichen Palast bis zum Ninover Thor; eben so viel Zeit erforderte das De⸗ siliren vor dem König, womit diese Feierlichkeit um 5 Uhr Nachmit-— tags schloß. Abends gab die Bürgergarde von Brüssel den Deputa⸗ tionen der Bürgergarden aus den anderen Städten des Landes einen Ball im Vauxhall, auf welchem auch Ihre Majestäten erschienen und einen Gang durch die festlich geschmückten Säle machten.
Italien. Messina, 8. Sept. (Oesterr. Zeitung.) Der Corriere Mercantile berichtet, daß die Erhebung in Masse unter der Aufsicht der sicilianischen Regierung sich organisirt. In Palermo allein stehen 30,007 Mann wohl ewaffnet und von a. liebten Offizieren angeführt. Von den in Messina , . 25,000 Mann wären nur 10,900 in einem Zustande, fe, r. lairen Truppen 26 =. ö 21 Sr n 2 haufen, ist von der Bevölkerung gänzlich ve . 3 gre⸗ . f, ,,, Erpeditionsgeschwader bestant aus hr
) Die englischen Blatter vom 2ꝛsten sind heute hier nicht eingetroffen.