1848 / 149 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

denn als ich bis 3 Stunde von Heitersheim gelemmen war, demerlte ich den eiligen Abzug großer Züge aus Heitersbeim gegen Weitelbrunn und Staufen. Eine halbe Stunde diesseits Staufen ließ ich deshalb die Vorhut links abwenden und die Truppen diesseits des Schlosses von Heitersheim aufmarschiren, da aus diesem mehrere Schüsse abgefeuert wurden. Eine Compagnie griff das Schloß an, das von den wenigen Freischaaren alsbald verlassen wurde, die sich gegen Sulzburg zogen. Mit der Hauptkolonne wendete ich mich nunmehr . elbrunn und ließ vou da die Truppen in 2 Kolonnen gegen Staufen vorgehen, woselbst die Freischaaren unter Struve (wie man sagte, mehrere Tau- send Mann) sich sestgesetzt hatten. Die rechte Flügelkolonne, Bataillon Ludwig, die Scharfschützen des 1. Negiments, die beiden Haubißen und die Dragoner-Schwadron führte ich von Wettelbrunn über Grunern nach dem obein Eingang von Staufen, während General von Gapling mit dem Bataillon Walz und den beiden Sechspfündern nach dem unteren Eingange bei Kirchhofen sich dirigirte. Die Compagnie Laroche stellte die Verbindung zwischen beiden Kolonnen her und schloß sich beim Sturm der Kolonne des Generals v. Gapling an. Die Häuser und Gärten der ganzen Umfassung waren mit Büchsenschützen besetzt, die bei der Annäherung der Truppen unverzüglich das Feuer eröffneten. Unsere Scharsschützen und Plänkler rückten darauf an die Umfassung vor. Alle Eingänge waren ver= barrikadirt. Ich ließ daher einige Granatschüsse auf diese richten, und da dieselben ohne besondern Ersolg waren, führte ich eine Sturmłolonne von zwei Compagnieen des Leib - Infanterieregiments gegen Diesen Eingang, nahm die erste Barrikade, durchwatete den Neumagen, da die Brücke abgetragen und verbarrikadirt war, und drang in die Haupt— straße ein, woseslbst wir von einem sehr heftigen Feuer von den beiden Sei= ten und besonders dem nahen, mit Front gegen die Brücke stehenden Rath- haus empfangen wurden. Ueber eine Wiel unt: dauerte hier der Kampf, da noch zwei weitere Barrikaden zu nehmen waren, durch nachgeführte Un- terstützung des Bataillons Ludwig genährt. General von Gayling hatte gleichfalls die Schützen, rechts unter Hauptmann Laroche, links unter Haupt mann Hoffmann vorgehen lassen, die sich an dem Saum der Gärten und Häuser festzusetzen suchten, welche die Büchsenschützen der Freischaaren ver- theidigten. Doch auch hier ließ General von Gaypling sofort die Artillerie gegen die besetzten Häuser vorgehen und rückte mit der Kolonne nach dem Eingange vor, etwa in der Zeit, als meine Sturmkolonne des rechten Flügels in der Straße von der Brücke gegen das Rathhaus vorging. In dem Eingang angelangt, fand General von Gavling auch dort eine Barrikade, die genommen, geräumt und darauf gegen die Brücke vorgerückt wurde, wo ich bereits die beiden Haubitzen hatte auffahren lassen. In der Stadt hatte ich indessen eine das Vorgehen auf den Marktplatz hemmende Barrikade und sofort das Rath- haus genommen und mit Truppen theilweise besetzt. Abtheilungen des Ba— taillons Walz waren herbeigekommen, die sich nach dem oberen Staditheil bei der Kirche, dem Hospital und den Ausgängen gegen den Wald wende ten, während ich nach dem Ausgange gegen den Siaufenberg vorrückte und die Freischaaren vertrieb. Von der Seile des Münsterthals hatte sich nun wieder eine Kolonne Freischärler gegen Staufen in Marsch geseßzt; General von Gayling ließ daher eine Compagnie des Leib-Infanterie Regiments dahin vorrücken und durch die beiden Haubitzen einige Granat- und Kar= tätschenschüsse gegen sie richten, worauf die Freischaaren sich wieder zurück= zogen. Im Innern der Stadt hatte der Kampf um den Besitz der einzelnen Häuser, aus welchen immer noch gefeuert wurde, sortgedauert, und leider sind hierbei auch zwei Einwohner erschossen worden. Ein Haus gerieth in Brand. Mittags 1 Uhr hatte das Feuer begonnen; um 3 Uhr war ich im völligen Besitze von Staufen und hatte hierbei einen außerordentlich geringen Verlust, da nur ein Scharfschütze todt, A4 Unteroffiziere und Soldaten schwer und 4 leichter verwundet sind. Von den Freischaaren wurden allein in den Straßen der Stadt 11 Todte aufge—= funden, 60 Gefangene gemacht, 8 Pferde und eine ziemlich bedeutende Kasse erbeutet. Die Kanzlei Struve's mit sehr interessanten Papieren wurde bei der Eile des Abzugs gleichfalls zurückgelassen, die ich dem Untersuchungsgericht in

Freiburg nebst den Gefangenen übergeben werde. Das Benehmen der saämmtlichen Truppen, welche alle zum erstenmal ein Gefecht bestanden, war in jeder Bezie- hung sehr lobenswerth, und ich freue mich, ihnen dies Lob ertheilen zu können. Einzelne, die sich besonders ausgezeichnet, werde ich nachträglich zur Kenntniß zu bringen nicht verfehlen. Von den Offizieren kann ich kei= nen besonders bezeichnen, da sie sämmtlich durch Muth und gute Führung ihrer Stellung sich würdig gezeigt haben. Die Reiterei kam leider nicht zum Handeln, da der durchschnittene Boden und die Weinberge und Höhen dies nicht gestatteten; sie war aber vielfach dem nahen Büchsenfeuer aus— gesetzt. Der Neichstags - Abgeordnete Graf Keller ist heute Abend 5 Uhr als Reichs -Commissair hier eingetroffen und wird morgen nach Freiburg

zu ruckfeh ren.

Preußen. Charlottenburg, 29. Sept. Heute Vor— mittag um 11 Uhr fand in der Kapelie des hiesigen Königlichen Schlosses die Einsegnung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Fried— rich Wilhelm Nikolaus Karl, Sohn des Prinzen von Preu— ßen Königl. Hoheit, durch den Ober- Hofprediger Dr. Ehrenberg, in Gegenwart Ihrer Majestäten des Königs und der Köni— gin, der hohen Aeltern des Prinzen und der übrigen hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hau— ses, ferner der anwesenden Hofchargen, des Minister-Verwesers

der geistlichen Angelegenheiten (die übrigen Minister waren wegen der Sitzung der National-Versammlung verhindert) und der Hof-⸗Geistlichkeit aus Berlin und Potsdam, der hiesigen Geist— lichen, Militair⸗ und stäbtischen Behörden, auch der Leh— rer des Prinzen und seiner Jugendfreunde, stast, nach⸗— dem der Prinz zuvor von dem Ober = Hofprediger Ehren— berg, welcher den Gonfirmations Unterricht geleitet hatte, in den Lehren des Christenthun«s vor der gedachten Versammlung ge— prüft worden war und sein von ihm selbst verfaßtes Glau— bensbekenntniß vorgetragen hatte. Möge die ernste Feier dieser einer schweren und tief bewegten Zeit angehörenden Stunde, in wel— cher der jugendliche Prinz mit Freimuth und Sicherheit seinen christlichen Glauben bekannte, und die Gelöbnisse, welche er in diesem Bekennt⸗ niß ablegte, gewiß ernst und fest in sein Herz geprägt haben wird, in künftiger Zeit, segensreiche Früchte tragen; dies ist sicher der herzliche Wunsch jedes Vaterlandsfreundes.

Koln, 27. Sept. (Kölnische Ztg.) Im Laufe des gestrigen Tages ist unsere Garnison um 3 Bataillone, n , des 13. 17. und 34. Infanterie⸗ Regiments, welches letztere uns erst vor ein paar Tagen verlassen hatte, und eine Abtheilung Schützen verstärkt worden. Das hte Ulanen-Regiment von Düsseldorf soll für die Dauer des Belagerungs⸗Zustandes nach Deutz verlegt sein. Hier in Köln wurden die Soldaten von ihren Kameraden nst Jubel em⸗ pfangen und nahmen theils an den Bivouaks auf den öffentlichen Plätzen Theil, theils aber zogen sie in die Forts, da der ganze Rayon der Festung mit Truppen besetzt ist. Während der ganzen Nacht ist auch nicht die geringste Störung vorgefallen. Von dem Lager auf dem Neumarkte haben schon diesen Morgen früh die Mehrzahl der Truppen ihre Quartiere bezogen. Die auf dem Wallrafe⸗ Platze aufgefahrenen Geschütze, so wie die am Regierungs-Gebäude aufge⸗ stellten, wurden vor S Uhr Morgens weggebracht. Nachträglich zu den Auftritten des 26. haben wir noch zu berichten, daß man auch einen Eisenladen am Gülichsplatze und in der Schildergasse geplün⸗ dert hat. Im Laufe des heutigen Tages wurden noch mehrere Ver— haftungen vorgenommen. Die beiden am Montag der Verhaftung entgangenen i. werden if i verfolgt. .

, achmittag um 2 Uhr ist nachstehende Bekanntmachung erschienen: .

„Da in Folge der gestrigen Bekanntmachung noch nicht alle aus hie= sigem Zeughause an die Bürgerwehr verabreichten Waffen urückgeliefert worden und hier nur angenommen werden kann, daß die Ni tbezeichnung aller Waffengattungen der Bürgerwehr und Kürze der Zeit diesem zu Grunde gelegen, so wird hiermit noch bestimmt, daß die Waffen der Kavallerie,

788 Schützen und *. . spätestens bis morgen Vormittags 11 Uhr auf dem abgegeben werden.

Koln, 27. September 1848. 7 * Die Kommandantur:

Kaiser, General -Major. Engels, Oberst.“

̃ ; jen, 27. Sept. (Allg. Oest. 3tg.) Se. e, , d den Feldmarschall · LZieutenant, Grafen von Qamberg, Divissonair in Preßburg, zum bevollmächtigten Königlichen ungarischen Militair⸗ Commissair ernannt, und ihm alle in den zur Krone Ungarns gehörigen Ländern befindlichen Königlichen Truppen Grän⸗ zer und Garden, die kroatischen nicht ausgenommen, untergeordnet. Se. Majestät spricht in demselben Erlasse den festen Entschluß zur Unterdrückung des Bürgerkriegs in Ungarn, aus und ordnet dem zu⸗ folge einen Waffenstillstand unter den streitenden Parteien an und das Einrücken des Königlichen Militairs aus Mähren zur sofortigen Unterdrlickung der dort entstandenen slavischen Insurrection.

Baden. Karlsruhe, 256. Sept, (Karlstr. Ztg. Das Großherzogliche 3 veröffentlicht den , Erlaß des Reichs⸗Ministers des Innern, die lbereits n, . r* nennung des Abgeordneten, Grafen von Keller, zum 6 . ommis⸗ sar für die südwestlichen deutschen Bundesstaaten reg fen z .

„Der in das Großherzogthum Baden erfolgte Einfa . schaaren hat die 2 Centralgewalt für . and be stimmt, den Abgeordneten der deutschen Reichs- Versammlung, Herrn Gustav Grafen von Keller, zum Reichs-Kommissär für den gan⸗ zen Umfang aller südwestlichen deutschen Bundesstaaten zu r. mit dem Auftrage, im Namen der Reichs gewalt alle zur Herstellung der Ruhe und Ordnung und der Herrschaft der Gesetze erforderlichen Maßregeln zu ergreifen, nöthigenfalls die hierzu erforderlichen Trup⸗ pen zu requiriren, den Belagerungszustand zu. erklären, das Stand= recht zu proklamiren, kurz, in Allem nach seinem, besten Wissen und Gewissen zu handeln, so weit es die allgemeine Wohlfahrt und Sicherheit von Deutschland erfordert.

. He rn el ö wird daher ersucht, un⸗ gesäumt die Verfügung zu treffen, daß sämmtliche Behörden und Truppen- Kommandos angewiesen werden, den Verfügungen des ge⸗ nannten Reichs- Commissairs unweigerlich und ungesäumt Folge zu leisten und ihn in Durchführung aller von ihm getroffenen Maßre⸗ geln auf das krästigste zu unterstützen. ;

Frankfurt a. M., den 23. September 1848.

Der Reichsminister des Innern. Schmerlin g.“

Das Staats ⸗Ministerium fügt dieser Veröffentlichung hinzu, daß alle Behörden des Großherzogthums angewiesen werden, sich nach dem obigen Erlaß zu achten. .

Heute Morgen ist auch das Dragoner⸗-Regimeut Großherzog nach der obern Gegend abmarschirt. Um Mittag setzte sich das hes⸗ sische Bataillon, welches vorgestern dahier eingetroffen war, nach Ettlingen in Marsch. Diesen Abend wird ein Bataillon Oesterreich er erwartet, welches vorläufig hier bleiben soll.

Freiburg, 25. Sept. O. P. A. Ztg.) Heute ist folgender Erlaß der Großherzoglichen Regierung des Obenmheinkreises ei— chienen: ; s „In mehreren von den Aufrührern besetzten Bezirken sind die Großherzoglichen Beamten von denselben ihrer Freiheit beraubt und in Hast genommen worden. Wir fordern die Behörden und alle Bürger derjenigen Gemeinden, in welchen dieses schwere, gegen die Autorität der Großherzoglichen Staate⸗-Negierung, wie gegen die per⸗ sönliche Freiheit des Einzelnen gerichtete Verbrechen verübt worden ist, aufs nachdrücklichste auf, demselben aufs entschiedenste entgegen zu treten, und durch alle ihnen zu Gebot stehende Mittel zu bewir⸗ ken, daß die Beamten in Freiheit gesetzt werden. Wir halten uns dabei für verpflichtet, die Bürger auf die schweren Folgen und das Unglück aufmerksam zu machen, welches sie über ihre Gemeinden bringen, wenn sie jenes in ihrer Mitte verübte Verbrechen ruhig dulden und nicht vielmehr Alles thun, was in ihrer Macht steht, um dessen Fortsetzung zu verhindern. Wir haben dem kommandirenden General von dieser unserer Verfügung und Aufforderung zur gut— findenden Maßnahme Kenntniß gegeben. von Maischall.“

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 26. Sept. (H. C.) Am Sonntage fand auf dem großen Exerzierplatze beim Haselholze eine Kirchenparade der aus Schleswig zurückgekehrten Truppen statt. Etwa 2000 Mann Infanterie und 14 Geschütze passirten darauf vor dem Großherzoge die Revue. Heute und an den solgenden Tagen wird die Mannschaft von fünf Jahrgängen entlassen werden. Auch das rostocker Musketier ⸗Bataillon ist bereits am 23sten d. in seine Gar⸗ nison zurückgekehrt und, wie das Chevauxleger-Regiment zu Ludwigs⸗ lust, mit allgemeinem Jubel empfangen worden.

Dem Kammer⸗ und Forst⸗Kollegium ist die Mittbeilung gemacht, daß bei der bevorstehenden neuen Organisation des Staates dasselbe aufhören werde, ein selbstständiges, der Regierung gewissermaßen koordinirtes Kollegium zu bilden, und daß daher diejenigen Mitglieder desselben, welche nicht gesonnen seien, in dieses neue Verhältniß ein⸗— zutreten, auf ihre Penstonirung anzutragen hätten.

Die Wahlwoche hat begonnen. In Rostock fand schon am 23sten d. eine Versammlung von Urwählern aller vier Wahl-Bezirke statt. Am 24sten d., als an einem Sonntage, sind wohl in den mei sten übrigen Wahl-Bezirken ähnliche Versammlungen gehalten wor— den. Auch hier in Schwerin fanden dergleichen während der letzten Tage statt, jedoch nur im Partei⸗Interesse, indem ber Reform-Verein und der constitutionelle Klub die Vorwahlen halten ließen. Von bei⸗ den Seiten wird dabei nach besten Kräften agitirt. Am Sonntage veröffentlichte der constitutionelle Klub eine Liste von Kandidaten zu Wahlmännern; dagegen ließ der Reform-Verein gestern Nachmittag ein großes Plakat auschlagen, in welchem er die Urwähler auffordert, nur Reformer zu Wahimaͤnnern zu wählen. Am Abende hielt der— selbe auf dem Schützenhofe eine Volksversammlung, welche von 5000 Personen besucht war. Heute endlich haben überall bie Wahlen be— gonnen. Bei der Energie, mit welcher die Reform-Vereine ihre Ten⸗ denzen verfechten, bei dem innigen Verbande, in welchem sse durch das Central. Com te mit einander stehen, ist es wohl keinem Zweifel unterworfen, daß in den Städten so ziemlich überall die Reformer den Sieg davontragen werden.

Im Strelitzschen werden die Wahlen der Wahlmänner am 2Zten und die der Abgeordneten am 6. Oltober stattsinden. Rücksichtlich dess Fürstenthunis Ratzeburg ist beschloffen worden, daß bie zu er? wählenden Wahlmänner zuvor die Fragt berathen und durch Stim⸗ menmehrheit entscheiden sollen, ob das Fürstenthum Ratzeburg durch Hinzutritt von drei Abgeordneten an der zur Vereinbarung der neuen 33 6 zusammen zu berufenden Stände⸗Versammlung von 15

6. neten us den Herzogihum Strelitz und! S5 Abgeordneten ng 2 Großherzogthum Pieählenburg- Schwerin Theil nehmen oder sich das Weitere wegen Zutritts des Fürstenthums Ratzeburg zu der zu vereinbarenden neuen Verfassung vorbehalten wolle.

Schleswig⸗Holstein. Kiel, 27. Sept. (Alt. Merk)

eumarlte

soniere, wie überhaupt alle noch rücktändig gebliebenen;

ĩ = issair die baldige Verlegung des Regierungssitzes nach en,. an, . die Landes Versammlung zu folgen eingeladen werden solle. Der Antrag des Dr. Meier wegen der

ropaganda im nördlichen Schleswig kam zur Schlußberathung. Es . außerordentliche Regierungs- Kemmissarien hingesandt und die Auehebung der Mannschast ꝛc. mit der größten Strenge betrieben werden.

Lauenburg. Lauenburg, 25. Seyt. (Alt. Merk. Seit einiger Zeit sind die lauenburger Jäger, sewohl diejenigen, welche in Fehmarn waren, als auch die übrigen, wieder hier und haben vor⸗ läufig, da in Ratzeburg noch die Hannoveraner liegen, welche nach dem Wunsche der Stande eist „nach geschehener Ausbildung des lauenburgischen Militairs, und wenn dadurch eine hinreichende Waf— fenmacht zur Aufrechthaltung der Ordnung im Lande gewonnen ist“, entfernt werden sollen, in Mölln Quartier genommen.

1 Samburg. Hamburg, 27. Sept. (Börs. H.) Die Kommerz-Deputation veröffentlicht Nachstehendes:

„Um Mißverständuissen, welche durch die in der Bekanntmachung der provisorischen schleswig - holsteinischen Regierung vom 23. September d. J. enthaltene Hinweifung auf den 6. Artifel des hamburgischen Konsular-Ne—

lemente (S. Nr. 147 des Preuß. Staats- Anzeigers.) veranlaßtwerden fo nnn vorzubeugen, hält die unterzeichnete Deputation es für angemes en, das handelnde Publikum auf den angeführten Artikel ausmerksam zu machen und von dem Inhalt eines darauf bezüglichen Antwortschreibens des Senats 9j die provisorische Regierung in Kenniniß zu setzen. Tieses Schreiben esagt: Der unterzeichnete Senat muß nach dem verehrlichen Schreiben der pro— visorischen schleswig-holsteinischen Regierung vom 23. Septbr. 1848, den den schleswig-holsteinischen Schiffern durch die hamburgischen Konsuln zu gewährenden Beistand betreffend, und nach der mit demselben mitgetheil ten Bekanntmachung besorgen, daß die letztere zu Mißverständnissen An— laß geben werde. Es konnte nach dem in dem früheren Schreiben des Senates angezogenen Artikel des hamburgischen Konsular-Reglements, welcher hierbei vollständig in Abschrift erfolgt, nicht die Absicht sein, eine förmliche amtliche Vertretung, welche die Beglaubigung von Manisesten erfordern würde, zuzusagen, sondern nur eine freundliche Vermittelung, veshalb der unterzeichnete Senat sich auch außer Stande sieht, seinen Konsuln neue spezielle Instruction in Betreff der schleswig- holsteinischen Schiffer zu ertheilen. Indem der unterzeichnete Sengt es namentlich unter den gegenwärtigen Verhältnissen für sehr zweifelhast hält, ob es den hamburgischen Konsuln überhaupt möglich sein werde, den schleswig holsteinischen Schiffern im Auslande irgend einen wirksamen Beistand angedeihen zu lassen, muß er es der provisorischen Negierung lediglich anheimgeben, ob sie nicht angemessen erachtet, die Betheilligten von dem Inhalte diefes Schreibens in Kenntniß zu setzen, damit dieselben nicht in Zweifel gelassen werden üben die Ausdehnung des Beistandes, dessen sie sich von den hamburgischen Konsuln überall nur werden zu gewärti— gen haben. Hamburg, den 26. Sept. 1818. ; . Der Senat der freien und Hansestadt Hamburg.“ Artikel 6 des hamburgischen Consular- Reglements vom 28. Oktober 1812 lautet, wie folgt: 4 „Der Konsul ist verpflichtet, hamburgischen Angehörigen, wenn es ge⸗ wünscht wird, in seinem Konsulats - Distrikte stinen Beistand und Rath zu gewähren, sie nöthigenfalls nach Maßgabe der Umstände bei den der— tigen Verwaltungs- und Regierungs- Behörden vertreten zu helfen, wie auch sie namentlich mit den betreffenden Landesgesetzen und Zolleinrich⸗ tungen bekannt zu machen. Falls Unterthanen anderer deutscher Staa— ten, die daselbst nicht durch Konsuln oder sonst vertreten sind, sich an ihn wenden, wird er auch diesen seine Vermittelung und seinen Beistand nicht versagen. Hamburg, den 27. Sept. 1848. Die Kommerz-Deputation.“ Bremen. Bremen, 26. Sept. (S. C.) Das Damp sschiff „Hermann“, Capitain Crahtree, setzte am 290sten d., dem regelmäßi— gen Tage der Abfahrt, seine Reise von Southampton nach New= Nork mit 150 Passagieren und voller Ladung fort. Unter den Pas⸗— sagieren befand sich auch Dr. Hecker aus Mannheim.

Aus land.

Oesterreich. Pesth, 23. Sept. (Oest. Ztg.) Kossuth hat nachstehenden „Auftuf an alle biederen Ungarn, welche Krast in sich fühlen, zur Rettung des Vaterlandes mitzuwirken“, erlassen:

„Seitdem ich an dem öffentlichen Leben Theil nehme, habe ich immer verkündet, daß man das politische Leben auch auf dem sozialen Wege för dern müsse. Seit einer Reihe von Jahren gab ich dieser meiner Ueberzen gung Leben, und ich rufe die Natlon auf als Zeugen, daß diese soziale Mitwirkung von nicht geringem Erfoige war. Nie that es uns mehr noth, solcherweise zu handeln, als eben jetzt. Alle Anstrengungen des Reichsta— ges, der Behörden, Regierungs-Beamten zur Neitung des Vaterlandes wer— den nur halb und von geringem Erfolge sein, wenn die rechtschaffe nen Bürger dieses Landes, zu Vereinen assoziirt, ihnen keinen Vorschub leisten. Der Weg der Association ist es, auf dem Jedermann der etwas thun will, ein Feld und einen Wirkungskreis zum Handeln findet. Jetzt müssen wir Tag und Nacht daran sein, das Volk über den nieder— trächtigen Verrath, der an ihm begangen wurde, aufzuklären, und dafür zu sorgen, daß immer mehr Menschen zu den Waffen greifen, um das Vatch— land zu retten. Unterlassen wir dies, so ist die ungarische Nation verloren; thun wir es, so wird sie frei und glücklich. Im heiligen Namen des Vater— landes fordere ich daher Jedermann, der sein Vaterland liebt, und in dem nur ein Funken ungarischer Ehre lebt, auf, in Städten und in der Provinz Vereine zu gründen zur Förderung der Landesvertheidigung. Der Name dieser Gesellschaften sei „Landesvertheidigungs-Verein“; diese mögen denn aus einer kleineren Anzahl von Mitgliedern Ausschüsse bilden und mit aller Kraft dahin arbeiten, daß das Volk gehörig davon unterrichtet werde, wie schmäh lich man das Vaterland verrathen, und welche Sklaverei, ja, welche Aus— rottung die Nation bedroht, wenn der Verrath seinen Zweck erreicht; sie mögen immer mehr Menschen zur Ergreifung von Waffen begeistern, mit einem Worte, sich bestreben, auf dem Wege der Association und des gesell— schaftlichen Verkehrs die Nation zur Rettung des Vaterlandes zu enthusigs— miren und Alles zu thun, was sie je nach den lokalen Verhältnissen zur Be— förderung der Landesvertheidigung für zweckmäßig erachten. Weil es aber des Erfolges wegen nöthig, daß diese Vereine kia von jener Richtung unterrichtet seien, welche hier der Reichstag, die Regierung und die hier be— findlichen Patrioten, sdie hier im Centrum die Umstände am besten kennen, zu befolgen für nöthig finden, so fordere ich demgemäß alle jene Patrioten auf, welche sich zur Gründung solcher Vereine anbieten, die Güte zu haben, entweder mich oder

die Reichstagsrepräsentanten ihrer Gegend davon zu benachrichtigen und so von ihrem und der Vereine Wirken in beständiger Kenntniß zu erhalten, damit Einheit komme in die auf die Rettung des Vaterlandes gerichteten Bestrebungen und die Regierung die Hülfskräfte, welche die Vereine ent- wickeln werden, mit dem möglichst größten Erfolg benützen könne.

„Patrioten! gründet in immer größerer Anzahl Landesvertheidigungs= vereine.

„Der Palatin ist ins Lager gegangen, und wenn der Palatin ins La— X geht, dann muß nach dem Gesetz jeder freie Mann aufstehen zum

chütze des Vaterlandes. Jetzt eben ist Jebermann frei. Die Verrälher

und die Rebellen aber wollen die ungarische Nation ausrotten.

„Gründen wir Landetzvertheidigungs vereine Ko ssuth.“

esth, 24. Sept. (Oestetr eichische Zeitung.) In der peut Sitzung des Unterhauses betrat. Ftossuth die Rebserühne und zeigte an, kaß er von Kine inisten die Volhnacht erhalo ten habe, das Volk um sich 6 e gn „Ich, werde“ sagte er, „das Volk aufrufen, die fein iche Brut zu vernichten; Sie werden

In der heutigen Sihung der Landes ⸗Versammlung zeigte der Rie⸗

inich entweder niz wieber sehen, oder nur an der Spitze efner solchen

Macht, die dies im Stande sein wird. In einer halben Stunde nehme ich die Fahne in die Hand und gehe von Czegled, ich weiß noch nicht wohin, aber überall will ich sein. Wenn es Jemand ge⸗ ben wird, der mich begleiten will, so muß es augenblicklich ge⸗ schehen (Zurufe; ich, ich, auch wir). Es wird Andere geben, die in einem anderen Kreise vielleicht noch mehr nützen werden, sie mögen also gehen, das Volk wird sich um die Fahne der Freiheit schaaren. Es werde Jedermann aufgezeichnet, in welcher Gegend er wirken wolle, Wenn ich mich in Pesth umsehe, so giebt es noch so viele Menschen, die Waffen führen können, daß sie allein dem Feinde Re— spekt einflößen könnten; die Gallerien alle, alle, wenn sie keine Waffen haben, haben sie Zähne, Stöcke, Schaufeln und Steine, mit denen Jeder nur einen Räuber todtschlagen kann, soll, und wir sind gerettet. Hier in Pesth soll nicht ein Gewerbtreibender indessen seine Waare verkaufen, während der Andere die Waffen ergriffen, es sollen auf einige Zeit die Gewölbe gesperrt werden. (Beifall.) Die Be⸗ hörde wird übrigens heute eine Volks-Versammlung abhalten. End lich möge die Gesetzgebung, wenn es nöthig wird, ihre Sitzungen auf kurze Zeit unterbrechen und eine Zeit der Fortsetzung bestimmen. Fort, fort, zum Volke, es begleite mich, wer kann.“ (Kossuth ver⸗ läßt den Saal.) .

Die Sitzungen werden nicht aufgehoben, sondern nur Mitglie— der in ihre Komitate entlassen. Ohne Urlaub darf kein Deputirter die Stadt verlassen.

Frankreich. National-Versammlung. Sitzung vom 2s. September. Obgleich die Eröffnung für 12 Uhr Mittags erst angezeigt war, schaute die neugierige Menge, unter ihr viel Invaliden, schon von 10 Uhr an längs der Brücke und den Quais nach dem „Prinzen“, aber auch dieses Mal wieder vergebens. Louis Bonaparte ist zwar in Paris und hat die⸗— sen Morgen, so versicherte man in der Vorhalle, in Begleitung ei⸗ nes seiner Vettern dem Präsidenten Marrast bereits einen Besuch gemacht, aber im Sitzungssaale war er noch nicht, als Marrast um 12 Uhr die Sitzung eröffnete. Mehrere Berichterstatter besteigen die Tribüne, um über die vorgenommene Prüfung der jüngsten Er⸗ satzwahlen zu berichten. General Le Flö, gegenwärtig Vertreter der Republik in St. Petersburg, im Departement Finistäre gewählt, wird zugelassen; Oberst Negrier, für das Departement du Nord, desgleichen; Chambolle, vom Sincle, für das Departement der Mayenne, ebenfalls. Das Seine⸗Departement fehlt noch. Die Ver⸗ ammlung geht zur Tagesordnung, die Verfassungs Debatte, über. Sie ist bis zum Art. 20: „Das französische Volk verleiht die gesetzgebende Gewalt einer einzigen Versammlung“, vorgerückt. Lherbette spricht gegen den Arlikel. Zahlreiche Versammlungen hätten etwas Elektrischesz sie überlegten weniger, als sie handelten; sie ließen sich vom Sturme der Leidenschaften hinreißen; sie müßten daher von einer zweiten Kammer temporirt werden. Das Einkammer-System habe etwas Diktatorisches und Tyrannisches. Demokraticen könnten in eben so schlimme Despotieen ausarten, wie Monarchieen. Die Plackereien in Republiken seien sogar noch unerträglicher als in Monarchieen. End— lich verweist der Redner auf Englands und Amerika's Bei⸗ spiel. Marcel Barthe vertheidigt ben Artikel. Ob denn die Versammlung glaube, ihre Verfassung für die Ewigkeit zu machen, daß sie sich so mit allerhand Barrieren und Sicherheitspfählen verpallisadiren wolle? Ledru Rollin habe dieser, wie allen früheren Verfassungen, nur eine kurze Dauer pro⸗ phezeit. Das Zweikammer⸗ System verstoße gegen die Gleichheit; unsere Väter hätten alle feudalen Unterschiede mit der Wurzel aus— gerottet In diesem Augenblicke entsteht Geräusch an den Sei— tenthüren, alle Augengläser werden nach dem Punkte des Geräusches gerichtet, und bald heißt es: Er ist da! Er ist da! Graf Mols nnd eine Menge anderer Repräsentanten verlassen ihre Plätze, das Ge— räʒnsch wird immer lebhafter, man hört keine Sylbe von dem Vortrag des Redner. Marrast und die Saalwärter rufen vergebens: Nie⸗ dersetzen! Stillschweigen! Louis Bonaparte war wirklich eingetreten und hatte dicht unter dem Berge, etwas mehr als linkes Centrum, neben Vieillard, seinen Platz genommen. Barthe vollendet seine Rede und verläßt die Tribüne. Clement besteigt dieselbe und stattet das Ausschuß- Gutachten über die Wahlen im Nonne⸗-Departement ab. Die meisten Stimmen zähle Louis, Bonaparte, aber da sich dieser Gewählte weder über Nationalität noch Alter ausgewie— sen, so befürworte der Ausschuß nur dessen provisorische Zu⸗ lassung. Marrast: Es giebt keinel provisorische Zulassung! Cle⸗ ment: Ich täusche mich. Das Büreau trägt nur auf Vertagung wegen des Alters und Nationalitätsnachweises an. (Man lächelt. Vivien: Es ist wahr, daß das 9te Büreau die Lückenhaftigkeit der Papiere beanstandete, indessen ist die Notorietät im gegenwärtigen Falle wohl vollkommen hinreichend. Marrast: So proklamire ich hiermit den Bürger Louis Napoleon Bonaparte zum Volksvertreter des Nonnede— parteements. Louis Bonaparte verläßt seine, Bank und begiebt sich auf die Rednenbühne. (Tiefe Stille. „Es ist mir unmöglich“, sagt er, „zu all den Verleumdungen zu schweigen, deren Gegenstand ich bin. Nach dreiunddreißigjähriger, Verbannung sehe ich meine Heimat wieder. Die Republik hat mir diese Möglichkeit bereitet, ich be⸗ zeuge ihr meine Anerkennung. Nun ich mein Vaterland wiedersehen, in Ihrer Mitte leben darf, will ich all meine Kräfte aufbieten, um mit Ihnen für die Befestigung der Republik zu arbeiten. (Bewegung.) Ich kann zwar nur die Früchte meiner einsamen Betrachtungen und meinen guten Willen darbieten. Doch Niemand, theure Kollegen, ist geneig⸗ ter, Ihre Aufklärungen in Ihrer Mitte zu benutzen, als ich. (Be— wegung. Eine Stimme ruft: Es lebe die Republik! Man lacht.) Es ist mir nicht erlaubt, Stillschweigen zu beobachten nach all den Verleumdungen, die gegen mich gerichtet wurden, und ich fühle das Bedürfniß, die wahren Gefühle zu verlautbaren, die mich belebten und stets beleben werden. Die Republik ist proklamirt worden, und nach dreiunddreißigjähriger Verbannung gewährt sie mir das Glück, die Verbannung aufgehoben zu sehen, die mich von meinem Vater⸗ lande, von meinen Mitbürgern entfernt hielt. Mögen sie durch meine Gefühle und meine vollkommenste Anerkennung den Dank dafür hin⸗ nehmen! Ich danke denjenigen Mitbürgern, die mich gewählt haben, und mögen sie überzeugt sein, daß ich für Aufrechthaltung der repu⸗ blikanischen Staatsformen, die Frankreich verlangt und die es mit Recht verlangt, arbeiten werde. Da ich leider enkfernt von hier leben mußte, kann ich freilich nur die Früchte meines Nachdenkens und mei⸗ nes Exils bieten. Ich danke Ihnen, daß Sie mich in Ihren Schoß zugelassen. Heute ist mir die Bahn geöffnet, auf der auch Sie wandeln. Jetzt kann ich im Interesse meines Vaterlandes arbeiten. Mein Beneh⸗ men wird zeigen, namentlich wenn es Leidenschaften begegnet, daß keiner von uns entschlossener als ich ist, sein Mandat als Vertreter des Volkes zum Heil und zur Aufrechterhaltung der republikanischen Form zu erfüllen.“ Diese Rede, die Louis Bonaparte von einem Blatte Papier ablas, machte Eindruck. Marra st gab darauf das Wort an Gilles, der über die Wahl Raspail's für das Seine⸗De⸗ partement berichtete. Der 6 trug auf Anerkennung der Wahl an. Die Versammlung tritt diesem Antrag bei, und Raspail wird als Volksvertreter proklamirt. Jetzt aber liest Marrast eine An⸗ klage⸗Akte gegen den Gewählten, die auf Haft anträgt. Die Ver⸗ sammlung genehmigt die gerichtliche Verfolgung“, und Raspail bleibt also im Donjon zu Vincennes. Um 67 Uhr wollte die Ver⸗

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ammlung noch die Verfassungs- Debatte fortsühren, verschob sie je⸗ kg 64 Die Sitzung wird um 5 Uhr geschlossen.

Paris, 26. Sept. Auf Befehl des Kriegs ⸗Ministers La morickẽre wurde diesen Morgen eine bedeutende Masse Munition aus Vincennes in die Stadt geschafft und unter die Truppen ver⸗ theilt. Das 6te Bataillon der Mobilgarde hat den linken Tuilerieen= flügel (Rue de Rohan) verlassen und sich nach Ruel begeben, wo zahlreiche Emissäre den dortigen Bauern vorgeredet haben sollen, daß Louis Bonaparte mit zwei Milliarden baarem Gelde aus London käme, die er auf den Ältar des Vaterlandes niederlegen würde und wodurch die Bauern zwei Jahre von allen Abgaben ver— schont bleiben sollten. In Moneteau bei Auxerre hat die Polizei solgendes Plakat von den Mauern entfernen lassen, welches für Lonis Napoleon Bonaparte zu den Waffen rief. Das Gerücht aber, daß die Regierung sich der Rückehr Louis Bonaparte's von Eng land nach Frankreich widersetzt hätte, war ungegründet. Sie hatte vielmehr ihrem londoner Gesandten Befehl gegeben, ihm die Pässe sofort verabfolgen zu lassen. Sie soll jedoch entschlossen sein, feine Demonstration zu dulden, die auch nur im entferntesten die Absicht der Gründung des demokratischen Kaiserthums zum Zweck haben lönnte, und Eavaignac soll mit seiner gewöhnlichen Trockenheit zu einigen Repräsentanten geäußert haben, daß er die Napoleoniden, von denen vier in der National-Versammlung sitzen, sammt und son— ders nach Amerika überschiffen lassen würde, wenn sie sich zu Ruhe— störungen verleiten ließen.

Eine Courier⸗-Nachricht aus Palermo vom 16. September be— stätigt es, daß das Kabinet von Neapel auf die Vermittelung der englisch-französsschen Admirale hin eine Waffenruhe genehmigt hat. Während dieser Zeit sollen Unterhandlungen gepflogen werden. Die Berichte, welche die Pest aus Turin vom 22. September gebracht hat, enthalten nichts über die Gerüchte von der Abdankung Karl Al— bert's. Es wird nur gemeldet, daß der König nach Chambery abzu⸗ reisen im Begriff stand.

Großbritanien und Irland. London, 25. Sept. Am 29. d. findet in der City die Wahl des neuen Loid⸗Mayors von London statt. Man glaubt, daß die Wahl ohne Widerstand auf Sir J. Duke fallen werde.

Die neueste westindische Post bringt traurige Nachrichten über einen entsetzlichen Orkan am 21. und 22. August, durch welchen An— ligua, St. Kitts und Nevis arg mitgenommen wurden. Auf An— tigua wurden über 2000 Häuser entdacht und 700 ganz zerstört; viele Schiffe gingen unter oder wurden stark beschädigt; etwa 36 Menschen, so wie unzählige Heerden Vieh, kamen ums Leben. Eine Masse Eigenthum ging zu Grunde; an den Regierungs-Gebäuden, Kasernen c. beträgt der Schaden über 25,900 Pfd. St. Der Sturm war so heftig, daß die stärksten Bäume mit den Wurzeln ausgerissen und leicht gebaute Häuser 25 Ellen weit fortgeschleudert wurden. In ähnlichem Maßstabe litt St. Kitts, wo ebenfallz manche Schiffe, zum Theile mit der Mannschaft, verunglückten; eine Menge Pflanzungen sind gänzlich verheert.

Schweiz. Basel, 23. Sept. Die Bas. 3. meldet: „Die Blät⸗ ter aus Frankfurt, Württemberg und Baden sind uns ausgeblieben, da die Aufständischen im badischen Oberlande alle Communication un- terbrochen haben. Wir können daher nur ziemlich unzuverlässige Berichte mittheilen. Die Nachrichten aus unserer nächsten Umgebung sind sehr unsicher, ohne Laufpaß wird Niemand zum Lande heraus— gelassen. Indeß wird uns von verschiedenen Seiten bestätigt, daß der Enthusiasmus keinesweges allgemein sei, vielmehr ganze Gemeinden sich beharrlich dem Anschluß widersetzen. Man belege dann dieselben mit Executlonen. Es wird versichert, die Stadt Schopfheim beharre auf ihrem Widerstand, und zwar hauptsächlich deshalb, weil Struve's Un ternehmen wider alle Verabredung überstürzt worden sei, da erst am Sonntag eine Volksversammlung in Steinen zur Besprechung der Frage hatte abgehalten werden sollen. Auffallend ist dabei, daß die Coni- munication nur auf den Straßen von Lörrach und Freiburg gänzlich abgeschnitten ist, während die Communication von hier rheinaufwärts frei zu sein scheint. Wenigstens ist heute Morgen der schaffhauser Wagen ungestört eingetroffen. Reisende, welche gestern Abend von Schaffhausen abgingen, melden, man wisse dort noch gar nichts, so daß also auch der Seekreis noch nicht in Bewegung zu sein scheint. Der Kleine Rath von Basel hat in heutiger Sitzung den beiden Bürgermeistern, unter Beiziehung des Präsidenten des Militair— Kollegiums, Vollmacht ertheilt, unsere Milizen erforderlichenfalls egg und den Nachbar-Kantonen und dem Vorort die nö⸗ thigen amtlichen Mitteilungen zu machen, namentlich die Nachbar— Kantone zum Aufsehen gegen allfallsige Zuzüge aus der Schweiz aufzumahnen. In unseren Gränzgemeinden sind die nöthigen Maß— regeln zur Wahrung unseres Bodens angeordnet. Ein Augenzeuge erzählt von dem, was er gestern (Freitag) in Lörrach gesehen. Die Sitzungen der provisorischen Regierung im Amthause sind eine kleine Karrikatur der Sitzungen des gouvernement provisoire im pariser Stadthause im Februar und März. Das Volk dringt in den Saal, Deputationen über Deputationen von Gemeinden kommen; manche auch mit Entschuldigungen, daß sie nicht mitziehen können, wo dann eine grobe Apostrophe Struve's erfolgt; in der Ecke des Saals steht, vermüthlich als Symbol, ein Pulverfaß, um welches mit Cigarren herumflankirt wird. Von Zeit zu Zeit sieht man in Lörrach Züge von bewaffneten Bauern anlangen; Struve haranguirt sie, und sie ziehen gegen Schliengen. Die Zoll-Gardisten sind auf die Republik beeidigt und stehen da mit rothen Bändern an dem Arm. Dem Dorfe Tüllingen, das seine Mannschaft verweigert, wurde eine Contribution von 6000 Gulden auferlegt, da zog die Mannschaft. Schopfheim und Umgegend wollten auch nicht gehen; es heißt, Struve habe ihnen bis heute Morgen 9 Uhr die Wahl gelassen, einzurücken, oder so und so viel Contribu- tion zu zahlen. Unter den Aufständischen sieht man viele beurlaubte Soldaten. Die Fabrik von Herrn Köchlin in Lörrach ist geschlossen. Einem baeler Post-Beamten, der sich in Lörrach über die Wieder⸗ eröffnung der Post⸗Verbindung zu erkundigen hatte, warde von Struve die Antwort, es thue ihm leid, allein die provisorische Re⸗ gierung habe den Grundsatz, bis zur Beendigung des Kampfes alle Post-Verbindung abzubrechen. Radetzky unten, Struve oben. Les

extrèmes se touchent.“

Basel, 26. Sept. Die Baseler Ztg. von heute berichtet: „Aus Allem ergiebt sich, daß Struve's Unternehmen ganz isolirt da⸗ steht; überdies hat sich im Laufe des gestrigen Tages volllommen bestätigt, daß es sich nur auf einen scz kleinen Bezirk ausdehne. Von oben herab sind keine bedeutende Zuzüge gekommen, der See⸗ lreis scheint ganz ruhig geblieben, auch ner, Schliengen keine freiwillige Theilnahme gewesen zu sein. In dem kleinen Bezirke, den die Bewegung umfaßte, war überdies keine Begeisterung vorhanden; die Leute, der bestehenden = ö und stark dagegen bear- beitet, fühlten doch keine Freudigkeit zum Aufstande und zogen, weil man ste eben ö. en hieß. Organisation und Bewaffnung 1 erner unter aller Kritik gewesen sein, ein Landsturm der geringsten Sorte. Sehr bestimmt wird uns versichert, Struve habe vön reicheren Bauern, auch von den Juden in Müllheim, Loskaufssummen vom

Kriegsdienst angenommen. Am Sonnabend biach dag Hauptquartier gegen Müllheim auf, wo es im Laufe des Nachmittags eintraf. Eine andere Kolonne soll das Wiesenthal hinauf marschirt sein, um ber Todtnau gegen Freiburg vorzudringen. In Müllheim wurde der Bürgermeister Blankenhorn bei Ankunst der Aufständischen ftet, gegen Hinterlage einer Summe von 1000 Fl. aber, 26 nne einsteckte, und mit dem Versprechen, sich wieder zu stellen, ——— Inzwischen rückten Truppen landaufwärts. Das Städtchen Staufen, wo sich die Insurgenten hätten halten wollen, soll beschossen worden sein und an mehreren Orten gebrannt haben. Löwenfels soll gefan-= gen sein, nach Einigen auch Struve, welcher nach anderen Berichten in Bauerntract enfkommen sei. Während so bie ganz unsinni Schilderhebung ein klägliches Ende nahm, suchte die proviso⸗ rische Regierung durch ihre Biülletins die immer mehr schwindende Zuversicht ihrer Anhänger zu bestärken. Abenbs 4 Uhr wurde folgendes Büllctin in Lörrach angeschlagen: „„Nach den durch Estafette so eben eingegangenen Nachrichten von unseren abgezogenen Wehrmännern sind dieselben bereits in bie Nähe von Freiburg gerückt; Löwenfels, Struve über Müllheim, Doll, ling durch das Wiesenthal. Der heutige Tag wird ohne Zweifel ein hochwichtiger werden, und wir werden die Berichte hierüber dem Volke sogleich veröffentlichen, wie dieselben eintreffen. Der Gang der republikanischen Bewegungen ist bis jetzt ungeheuer, von über 15.00 Mann; von Truppenbewegungen gegen uns ist noch keine Rede. Wer angetroffen wird, falsche Gerüchte zu verbreiten, wird verhaftet und standrechtlich behandelt. Lörrach, 24. September 1848. Im Namen der provisorischen Regierung: Die Kommission: M. Fiala. J. C. Müller. Braun. Stampfer.“ Es war das wahrscheinlich der letzte Erlaß dieser Regierungs⸗-Kommission. Denn heute Morgen fand sie für angemessen, sich von Lörrach auf Schwei⸗ zerboden zurückzuziehen, wo sie einstweilen im Dorfe Riehen sich auf⸗ hält. Wir hoffen, unsere Regierung und die Eidgenossenschaft wer⸗ den ernste Maßregeln treffen, damit das heillose Spiel, das seit Mo⸗ naten auf Schweizerboden getrieben worden, nicht wieder von vorn anfange. Es ist lange genug und schamlos genug mit der Ehre der Eidgenossenschaft gespielt und der offenkundigen Wahrheit ins Gesicht geschlagen worden. Es wird uns gemeldet, daß man Grund habe, zu vermuthen, Hecker habe von Struve's neuem Vor⸗ haben gewußt, aber dasselbe als ein ganz aussichtsloses mißbilligt, und es sei das mit eine Ursache, warum er seine Abreise mit Hinter- lassung seiner Familie beschleunigt habe.“

Italien. Palermo, 15. Sept. (A. 3.) Zwischen der hiesigen und der neapolitanischen Regierung ist es durch englische und französische Vermittelung zu einem Waffenstillstande gekommen, und man hofft, es werde jenen Großmächten gelingen, ein gütliches Ver⸗ ständniß zwischen den kämpfenden Parteien herbeizuführen.

Der bisherige Königliche Militair⸗-Intendantur-Assessor Paul Jakob Konstant Michaelis ist von der hiesigen Stadtverordne⸗ ten-Versammlung zum besoldeten Stadtrath und Kämmerer gewählt, von der Königlichen Regierung zu Potsdam bestätigt und am 2bsten September d. J. in sein Amt eingeführt worden.

Berlin, den 26. September 1848.

Der Magistrat.

Bis 28sten d. M. waren an der asiatischen Cholera als erkrankt angemeldet 1689 Personen, Zugang von gestern bis heute Mittag 15. Zusammen 15704. Davon sind gestorben 1012, genesen 302, in ärztlicher Behandlung 390.

Berlin, den 29. September 1848.

Königliches Polizei⸗Präsidium.

Berichtigung. In Nr. 148 des Pr. St.- Anz. S. 7806, Sp. 1, 3. 18 v. u. ist statt Ausland zu lesen: England.

Markt ⸗Berichte. Berliner Getraidebericht vom 29. September. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Weizen nach Qualität 62 —64 Rthlr. Roggen loch 28 30 Rthlr. „S2 pfd. p. Sept. / Okt. 28 Rthlr. Br. * Okt. Nov. 28 Rthlr. Br. p. Frühjahr 333 —33 Nthlr. Gerste, große, loco 28 30 Rthlr. . kleine 25 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 16—17 Rthlr. » p. Frühjahr 48pf8d. 18—17 Nthlr. Rüböl loco 11 —11 Rthlr. Sept. / Oft. 11 Rthlr. bez. u. G. Okt. Nov. 11 *. —11 Rthlr. Nov. / Dez. 115 11 Rthlr. Dez. Jan. 117 11, Rthlr. Jan. / Febr. 11 —11*, Rthlr. Febr.“ März 111 —115, Rihlr. Leinöl loco 105 10 Rthlr., Lieferung 9. Spiritus loco 153 153 Rthlr. verk. u. Br. Sept. / Okt. 151 155 Rthlr. Okt. Mov. 155 Rthlr. p. Frühjahr 17 Rthlr.

Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 28. September.

Zu Lande: Roggen 1 Rthlr. 13 Sgr. 2 Pf., auch 1 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf.; große Gerste 1 Rtihlr. 13 Sgr. 2 Pf., auch 1 Rthlr. 8 Sgr. 9 Pf.; Hafer 26 Sgr. 3 Pf., auch 20 Sgr. 8 Pf.

Zu Wasser: Weizen 2 Nthlr. 21 Sgr. 3 Pf., auch 2 Rthlr. 15 Sgr.; Roggen 1 Rihlr. 19 Sgr., auch 1 Rthir. 6 Sgr. 3 Pf; große Gerste 1 Rthlr. 5 Sgr.; Hafer 23 Sgr. 9 Pf., auch

20 Sgr. Mittwoch, den 27. September. Das Schock Stroh 6 Rthlr. 15 Sgr., auch 5 Rthlr. 10 Sgr.; der Centner Heu 22 Sgr. 6 Pf., auch 15 Sgr. artoffel-- Preise. Der Scheffel 15 Sgr., auch 10 Sgr.; metzenweis 1 Sgr., auch

9 Pf. Branntwein ⸗Preise. Die Preise von Kartoffel-⸗Spiritus waren am 22. Septbr. 1848 177 u. 171 Rthlr. ) 174 u. 165 * srei ins Haus . n 165 u. 1668 p. 200 Quart 5 * v 165 u. 163 oder M. S0 nach 2 2 165 Tralles. ĩ 28. 163 u. 161 , , z 8. 6 ̃ ö erlin, ben 28. September , 8 Bie Äeltesten der Kau fmannschaft non erlin.

Königsberg, 26. Seht. unh r m r , ,

60 bis 5 Sgr. pr. Schfl., Noggen