Rthlr. 167, 800 326, 500 623,300 361, 800 112,000
94.100
1 Arnsberg : Disseldorf
11 .
Oesterreich. Wien, 30. Sept. Gestern Abend sind die ungarischen Minister Batthhany und Estvös aus Pesth hier eingetroffen.
Bayern. München, 29. Sept. (Münch. Ztg.) Das Reiche-Ministerium hat nachstehenden Erlaß an das bayerische Ge sammt⸗Ministerium gerich et:
„Das Reichs⸗-Ministerium hat mit ungetheilter Befriedigung die Er— klärung des Königl. bayer. Gesammt-Staatsministeriums vom 8. Sept. 1848 empfangen, worin dasselbe die Anerkennung der Central-Gewalt und die Bereitwilligkeit, den Beschluß der National-Versammlung vom 28. Juni d. J. zu vollziehen, ausspricht, und beifügt, daß die Königl. bayer. Regie⸗ rung alle ihre Kräfte aufbieten werde, um die Einheit Deutschlands in Verbindung mit dem konstitutionell-monarchischen Prinzipe der Einzeln— Staaten herzustellen, zu befestigen und zur sriedlichen Vermittelung der widerstrebenden Interessen auf jede mögliche Weise beizutragen. Das Reichs-Ministerium erkennt in diesen Aussprüchen eine große Buüͤrgschaft für die Gestaltung Deutschlands zu einem großen, mächtigen Neiche, es erwiedert die offene Erklärung mit der Zusicherung, daß das konstitutionell— monarchische Prinzip der Einzeln⸗Staaten immer gewahrt sein werde; das Reichs-Ministerium ist erfreut bei der großen Aufgabe, die ihm geworden, der unterstützenden Mitwirkung der Königl. baver. Regierung sicher zu sein.
Frankfurt a. M., den 20. September 1848.
* Das Reichs ⸗-Ministerium. Schmerling. Peucker. Duckwitz. R. Mohl.
Gestern Abends ist auch der Redakteur des dahier erscheinenden
Blattes Vorwärts, der Student Sensburg, verhaftet worden.
Hessen und bei Nhein. Büdingen, 24. St. (Darnmst. Ztg.) Heute Morgen starb Ihre Durchlaucht die Für⸗ stin Ferdinande zu Ysenburg und Büdingen, geborne Gräfin zu Er⸗ dach Schönberg. Tie Vercwigte war geboren am 23. Juni 1784, vermählt am 19. Mai 1801.
Sachsen⸗ Weimar. Weimar, 29. Sept. Ceipz. Ztg.) Heute Abend hat sich hier ein Enschreiten des Militairs nöthig ge⸗— macht. Die Demokraten hatten nämlich insbesondere von Jena aus die Soldaten aufgeregt, so daß diese in einer nicht kleinen Anzasl gegen die Verwendung außerhalb Landes, welche in Aussicht steht, protestirten. Heute früh kam nun Dr. Lafaurie, Vorsitzender des Cen- tralvereins der Demokraten Thüringens in Jena, mit einigen Gleich— gesinnten von da herüber und verlangte von unserem Minister von Watzdorf geradezu Erfüllang des von den Soldaten gestillten Ansin— nens, wurde jedoch in den gemessensten Worten abgewiesen und ver— suchte sodann, in einer Versammlung die Soldaten auszureizen, in⸗ dem er die „brutale“ Staatsregierung angriff, obschon in der Ver— sammlung nur sehr wenig Soldaten erschienen waren. Da ihn nun gar einige Unteressiziere nach der Hauptwache brachten, wo sie glaub⸗ ten, daß er seiner Reden halber fen genommen werden würde, was jedoch nicht geschah, so merkte er mit seinen Genossen, daß seine Ab— sicht verfehlt war, und fuhr nach Jena zurück. Unkerdeß war es Nacht geworden, und eine Volksmasse von etwa 300 Köpfen ver— sammelte sich vor der Hauptwache, um dort einen verhafteten Sol⸗ daten zu befreien, schrie nicht allein tumultuarisch, sondern warf so⸗ gar nicht ungeschickt nach den Soldaten und mußte nun durch ver⸗ schiedene Bajonettangriffe aus einandergetrieben werden, wobei nicht gefährliche Verwundungen vorgekommen sind. Gegen Dr. Lafaurie wird, dem Vernehmen nach, durch das Kriminalgericht ein geschritten werden, zumal dadurch dem Ansinnen des Reichsjustizminssters ent— sprochen wind. Auch hat es hier überhaupt au Energie nicht gefehlt, wo es galt, einem in allen Staatsformen verbrecherischen Treiben entgegenzutreten.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 1. Okt. (D. A. 3.) Eine jo eben eischienene Verordnung betrifft die Ermittelung des rei— nen Einkommens behufs der, Vorbereitung einer Einkommensteuer. Diese Steuer wird erhoben nicht nur von dem reinen Einkommen in— nerhalb des Landes, sondern auch außerhalb desselben. Die Verpflich— tung zur Entrichtung von Einkommensteuer beschränkt sich nicht auf physische Perfonen, sondern erstreckt sich auch auf juristische Personen, insosern deren Einkommen aus der Nutzung von Grundbesitz oder an⸗ derem Kapital fließt. Ausgenommen davon sind auch nicht die Ki⸗— en- und Schul -Aergrien. Wenn der Abgabenpflichtige sein Ein— kommen ganz oder theilweise verschwiegen hat, so wird er mit einer Ordunngsstrafe belegt, welche nach dem Verhältnisse von 1 Rthlr. für je 5) Rthlr. der veischwiegenen Einkommenssumme zu bemessen und an die Orts-Armienkasse zu entrichten ist.
In Bezug auf den bevorstehenden Einmarsch von Reichs Trup⸗ gen ist nachstehender Erlaß erschienen:
Nach iner an das unterzeichnete Ministerium gelangten Mittheilung des Reichs · Ministeriuins zu Frankfurt soll im . Lande und in der Umgegend kin Reichs⸗Truppencorps, bestehend aus ächsischen, österreichischen, we marischen, reußischen Und altenburgischen Truppen, zusaminengezögen wer= den und steht deren theilweiser Einmarsch in den nächsten Tagen zu er— arten. Aus Anlaß dieser Maßregel ist im Publikum die Befürchtung . daß dieselbe darauf berechnet sei, reactiongiren Absichten
cb zu leisten. Eine solche Befürchtung ist indeß völlig grundlos,
und . 6 das un tetzeichnete Ministerium für seine Pflicht, nicht nut
af 2 a n 63 Besoigniß aufmerlsam zu machen, sond ern da⸗
Feilkdrung zu verbinden, daß die Staats-Negierung, weit
ler hin son feder reartzsöngiren Gesnnäng, sich bft ben lr g; Ein- vernehmen mit der versammelten Landschast dle erlangten Freiheit .
Volks durch Gescke dauernd zu sicher d ei e n i en, m. Der lass e , . . ern und ine wahrhaft vollsthümliche
assung ins Leben zu rusen. Als Beweis dafür ma ⸗ s .
ö r ,, . is g der Umstand die— nen, daß der Landschast heute eine nene Gesetz vorlage über die Initiativ= zugegatzgen ist, worin in sreisinniger Auffassung' dir dies sallsigen . lichen Anträge in der Haup sache zur Geltung erhoben . ö 9 n z glaubt das Ministerium darauf ausmerlsam machtn zu müssen . gedachie Maßregel des Reichs-Ministeriums leine das dete in in 9. ; ausschließlich treffende ist, sondern daß ähnliche Truxypenꝰ Jusamnĩe nm . an drei anderen Orten von Süddeutschland statisinden, und 6 Vernehmen nach, auch für Norddeutschland dergleichen Truppen. R 4. n rungen in Aussicht sieben. ( k Was ferner den Aufwand anlangt, der dur Aus ü j Be; schlusses der provisorischen Reichs-⸗Centralgewalt .. . an . Ministerium in der Lage, persichern zu können, daß, so wie die Maßregel selbst im Interesse des gesammten Deutschland beschlossen worden ist e auch die Kosten derselben aus den Reichsfassen werden bestüütten weiden und daß das Ministerium, seiner Pflicht eingedenk, nicht unterlassen wird' in dieser Beziehung die Interessen hiesiger Stadt und des ganzen Landes fräftigst zu wahren. Schließlich aber spricht das Ministerium'die zuversicht⸗ liche Erwartung aus, daß nach dieser offenen Darlegung des Sachverhalts die Staataangehbörigen aller Klassen in ihrem eigenen wohlverstandenen In- teresse den getroffenen Anordnungen sich willig fügen und durch ein gesetz⸗ mäßiges Verhalten gegen die zu eiwartenden Truppen zeigen werden, daß sie den Sinn und die Bedingungen wahrer Volksfreiheit erkannt haben und
zu bethätigen wissen. Altenburg, 30. Sept. 1818. Herzogl. sä * nisterium. von Planitz. derzogl. sächsisches Mi
Sonnenkalb. Cru ciger.“
Oldenburg. Qldenburg, 22. Sept. (D. A. 3.) Nach= dem in der heutigen Sitzung der Ständeversammlung dieselbe die durch den Austritt der birkenselder Abgeordneten nöthig gewordenen Wahlen vorgenommen hatte, machte der Regierungs-Kommissar Ze—= deliuns die Mittheilung: die Einberufung der birkenfelder Stellver- treter sei angeordnet; die Finauzvorlagen würden spätestens Ende der nächsten Woche gemacht weiden; Uebersichten der Einnahme und Aus⸗ gabe könnten aber noch in dieser Woche vorgelegt werden. Die Ta- gesordnung führte dann zum Ärt. 130, zu welchem die Mehrheit des Verfassungs⸗Ausschusses die Abänderung vorgeschlagen hat: „Ein Ge⸗ setz⸗Entwurf, welcher dieses Staate grundgesetz nicht abändert, wird auch ohne Zustimmung des Großherzogs Gesetz und ist als solches zu publiziren, wenn er auf drei nach einander folgenden Landtagen, zwischen denen jebesmal eine Wahl liegt, gleichlautend beschlossen worden.“ Die Entscheidung wurde vertagt.
Oldenburg, 28. Sept. Die Berathung über das dem Für— sten zustehende Veto ist heute geschlossen und das absolute Veto mit 17 gegen 14 Stimmen augenommen worden.
Schleswig⸗Holstein. Rendsburg, J. Olt. (H. C.) Der Abgeordnete Stedtmann ist über Berlin von Frankfurt aus hier eingetroffen. Nach dessen Mittheilungen sind die in Berlin gepfloge⸗ nen ferneren Verhandlungen wegen Ter Waffenstillstands⸗ Frage so weit gediehen, daß eine baldige Regulirung dieser bisher so verwickelt gewesenen Angelegenheiten zu erwarten steht. Namentlich hat Herr Stedtmann sich dahin geäußert, daß an die Stelle der jetzigen pro— visorischen Regierung binnen kurzem eine andere interimistische Re— gierung treten werde.
Die provisorische Regierung wird erst am Dienstage, den 3. Ok⸗ tober, Rendsburg verlassen; es ist deshalb der von der rendsburger Bürgerschaft beabsichtigte Fickelzug bis zum Montag Abend aus— gesetzt.
Die Immediat-Kommission auf Alsen hat verschiedene Verfügungen er— lassen, unter anderen eine, betreffend die Bestätigung der Verfügung der provisorischen Regierung wegen Aufhebung der Jagdgesetze. Gestern hat dieselbe nun an sämmtliche Post-Aemter den Befehl ergehen lassen, die Gelder aus dem letzten Quartal nicht an die provisorische Regierung, sondern an die Inmediat-Kommission einzuschicken, unter dem Hinzufügen, daß die einzelnen Postmeister für die Befolgung dieses Befehls verantwortlich seien.
Hohenzollern⸗ Sigmaringen. Sigmaringen, 27. Sept. (Schwäb. Merk.) Eine Zeitungsnachricht, das einiges bayerisches Militair Marschbefehl in die hohenzollrrischen Fürstenthü— mer erhalten habe, veranlaßte die hiesigen Gemeinde-Behörden bei dem Chef der Staats-Regierung Anfrage zu stellen, inwieweit diese Nachricht gegründet sei. Sie erhielten die Antwort, daß die Regie⸗ rung keine Reichs-Truppen requirirt und von einem Einmarsche der— selben in das Fürstenthum keine Kenntniß habe, denselben aber ein— tretenden Falles nicht verhindern könne. Tiese Erwiederung genügte nicht, und es wurde deshalb auf gestern Mittag eine Volts-Ver— sammlung angeblich zur Abwendung von Executions-Truppen zusam— menberufen. Der Reduer, Advokat Würth, stellte mit Hervorhebung der Schwäche der Regierung und mit Hinwesung auf die Fortschritte der Revolution in Baden und Württemberg die Nothwendigkeit hervor, einen Sicherheits-Ausschuß aufzustellen, welchem sich alle Bürgerwehren unbe⸗ dingt zu fügen haben, und welchem die Aufgabe gemacht werden soll, den Einmarsch der Reichstruppen mit bewaffneter Hand zu verhin— dern. Die enorm aufgeregte Masse genehmigte die Ausstellung des Sicherheits Ausschusses, welcher unter der Direction Würth's aus neun Mitgliedern, entnommen aus der hiesigen Gemeinde-Behörde unter Zuziegung zweier Offiziere aus dem Kontingente und eines Be⸗ amten von hier, sogleich bestellt wurde. Es verlautete Vormittags, daß auch die Regierung gestürzt werden solle. Allein dies unterblieb, weil die Zeitungs -Naͤchtichten den gehegten Erwartungen nicht ent— sprachen. Sodann beschloß die Versammlung nach demselben Antrage, die Waffen des Kontingentes der Regierung mit dem Bedrehen ak— zufordern, daß sie augenblicklich mit Gewalt aus der Kaserne abgeholt würden, wenn dem Begehren nicht entsprochen werde. Wirklich begab sich eine Deputation zu der obersten Staatsgewalt, die ganze Versammlüng folgte, nahm, eine drohende Stellung ein, und man feuerte von Zeit zu Zeit zum Nachdruck Schüsse ab. Dle Regierung mußte nachgeben, um grobe Erzesse zu verhüten, da insbesondere zugriffslustige Zazüge aus der Nachbarschaft anwesend waren und kein Mittel vorhanden war, denselben zu steuern. Ein anwesender fremder Kaufmann trug vor, daß in Reutlingen, Rottweil, Ravensburg und Heilbronn bereits die Republik proklamirt sei, und suchte nachzuweisen, daß die württember— gische Regierung nur noch eine Null sei. Nachdem die Gewehre in der Kaserne durch die Turner in Empfang genommen waren, verlief sich die Menge ohne weitere Exzesse.
Heute Abend 6 Uhpr erschien eine Proclamation des Fürsten an das sigmaringensche Volk. Ereignisse (. oben). Dann heißt es:
„Wenn ich auch einem solchen, auf gesetzlichem Wege an mich ge— brachten Begehren zu entsprechen geneigt gewesen wäre, so liegt doch in der Androhung von Gewaltanwendung offener Aufruhr gegen meine Staatsre— gierung. Der vom Volke auf diese Weise gegen meine Regierung bethä— tigten Gewalt bin ich zu weichen genöthigt, und ich halte es mit Ehre und Pflicht eines Regenten nicht mehr vereinbarlich, neben einer revolutionairen Behörde und unter dem Einflusse absoluter Gewalt zu regieren. Ich begebe mich daher mit meiner Regierung ins Ausland, ich thue diesen Schritt mit dem tiefsten, von der reinsten Volksliebe in mir erzeugten Schmerzen s⸗ gefühle; ich bedaure die gutgesinnten und ordnungesllebenden Bürger, die ich auf kurze Zeit ohne genügenden Nechtsschutz lassen muß; ich thue die— sen Schritt mit dem Bewußtsein, daß ich durch meine aufopfernde Sorge für des Volkes Wohl von demselben zu erwarten berechtigt war, daß ein derartiges Loos nicht über mich lomme. Von diesem Vorgange setze ich unverweilt den für solche Fälle schon bevollmächtigten Kommissar der deutschen Centralgewalt in Kenntniß, damit er durch die ihm zu Gebot ste= henden Mittel den duich frevelhaste Hand in meinem Lande gestörten Rechts zustand wieder herstelle. Meinen Civil! und Militair Beamten, insbeson⸗ dere, auch meinem Militair-Kontingente, ertheile ich hiermit die bestimmte Weisung, sich in allen Beziehungen nach den bestehenden Landesgesetzen zu richten, auch keinen anderen als meinen gesetzlich noch bestehenden Behörden und sofort den Anordnungen des von mir angerufenen Reichs-Commissairs Folge zu leisten. Für die unversehrte Erhaltung der öffentlichen Kassen mache ich die betreffenden Gemeinden verantwortlich. Hiermit habe ich ge— than, was Pflicht und Ehre mir geboten, und zum Richter meiner Hand- lungen rufe ich alle diejenigen auf, denen Recht und Ordnung noch heilig sind. — Karl Anton. — Mock. v. Bannwarth. v. Sallwürk. Dopfer.“
Neu s⸗Lobenstein⸗Ebersdorf. Gera, 29. Sept. Heute versammelten sich in Folge ergangener Aufforderung von Seiten der Femeinschaftlichen Landes-Regierung die 31 Mitglicder des consti= tuirenden Landtags für die reußsschen Fürstenthümer jüngerer Linie hier zur ersten Vorberathung, die bei geschlossenen Thüren gehalten wurdez, Es wurden zunächst sämmtliche Wahlakten durch den Land- tags Kommissar, Kanzler von Bretschneider, den Abgeordneten vor⸗ gelegt, nachdem der Alters- Präsident (Lederfabrikant H. Müller aus Hirschberg) ⁊hxnannt worden wal, An J. Chöober! wird eine kirch=
liche Feier zur Eröffnung des Landtags stattfinden, dieser aber den
Im Eingange folgt die Erzählung der,
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2. Oktober förmlich eröffnet werden. Seit einigen Tagen liegt auch eine gedruckte provisorische Geschäftsordnung für die Verhandlungen unsercs Landtags von der Landes- Regierung vor; auch haben meh⸗ rere Abgeordnete des reußischen Oberlandes eine solche ausgearbeitet und gedruckt an die übrigen Deputirten vertheilt.
—
AMnsland.
Oesterreich. Pesth, 28. Sept. (Allg. Oesterr. Ztg.) Gestern Abend kam Kossuth von Kecskemét zurück und veröffentlichte in der Sitzung, es sei ihm gelungen, in 2 Tagen 12,0060 Menschen ius Lager zu schicken. Er spreche nicht viel, weil jetzt die Zeit der That angekommen sei. L. Madaräß sprach über das Königl. Reskript, nannte es ungültig und ungesetzlich und forderte Kossuth auf, dies zu sormuliren. Kossuth that dies, nachdem das Hans die Motion mit allgemeinem Beifall angenommen hatte. Die Sitzung war um halb 12 Uhr zu Ende. Der Beschluß der gestrigen Sitzung lautet:
„Vor dem Beschlusse wird der 3te Artikel (8. 3) des 1848er Gesetzes erwähnt, worin Ferdinand J. und der V. den heiligen Eid gele stet, ohne Kontrasignirung eines ungarischen verantwortlichen Ministeriums feine Er— nennungen, Befehle oder Verordnungen zu erlassen.
„Gemäß dieses Gesetzes sind all derlei Verordnungen, Befehle und Ernennungen, Sr. Majestät des Königs, die von einem in Buda-Pesth re— sidirenden Minister nicht kontrasignirt sind, ungültig, welchen ungultigen Verordnungen zu gehorchen eine Verletzung der Constitution und der Ge— setze ist.
„Mit Befremdung haben die durch die Nation und Sr. Majestät zum Reichstage einberufenen und durch das Volk freiwillig gewählten Repräsen— tanten erfahren, daß am 25. September aus Wien ohne ministerielle Con— trasignation, im Namen Sr. Majestät Manifeste an die Völker Ungars und an die Armee in Ungarn erlassen wurden, in Folge deren alle Kriege⸗ truppen in Ungarn, und jede bewaffnete Schaar, welcher Art immer, dem Ober-Befehle des General Grafen Fr. Lamberg unterworfen sind.
„Weil diese angebliche Verordnung durch das in Buda Pest residirende Ministerium nicht unterzeichnet ist, ist dieses Reskript nach dem Zten Artikel 1848er Gesetzes ungültig.
„Weil Se. Masestät gemäß dieses Gesetzes, welches Se. Maj stät durch das Königliche Wort geheiligt, die exekutive Macht nicht anders als im Sinne der Gesetze durch das unabhängige ungarische Ministerium aus— üben kann;
„weil: wenn das Land durch Verordnungen ohne ministerielle Gegen— zeichnung regiert, und wenn der Oberbefehl über das Heer im Lande in die Hände eines nicht durch das ungarische Ministerium ernannten Kom— mandanten gelegt würde, dies so viel hieße, als die unabhängige Regie— rung Ungarns vernichten, die Constitution des Landes umstürzen, und die Freiheit der Nation unterdrücken,
„so erkären die Repräsentanten der Nation, deren Schuldigkeit es ist, die Constitution des Landes zu wahren, die obbenannteu angeblich Königli— chen, aber ohne Contrasignirung eines ungarischen Ministeiums emitirten Verordnungen — wenn diese Schriften auch nicht fingirt wären — für un— gesetzlich und ungültig.
„Dem Grafen Fr. Lamberg wird also hiermit im Namen der Gesetze und der Constitution der Oberbefehl über die Kriegstruppen und jede be— waffnete Schaar in Ungarn verboten.
„Es wird daher im Namen der Gesetze allen Kriegstruppen im Lande und jeder bewaffneten Schaar, Kriegs- und Festungs-Kommandanten, den Offizieren und deren bewaffneten Gemeinen befohlen, daß sie sich nicht un— terfangen, den Grafen Fr. Lamberg als ihren Kommandanten anzueikennen oder seinen Befehlen als solchen zu gehorchen; sondern zufolge ihrer Schuldigkeit gemäß ihres Eides den Gesctzen des Landes und der Consti— tution treu bleiben mögen. r
„Die Repräsentanfen der Nation, sich stützend auf die Gesetze und auf den heiligen Eid des Königs — erklären hiermit, wenn Graf Fr. Lamberg sich unteistünde, den Befehl über das Heer im Lande, oder über welche bewaffnete Schaar immer zu übernehmen — alle jene, die im Allgemeinen oder Einzelnen, wenn sie sich erdreisten sollten, ihn als Oberbefehlshaber zu empfangen, und ihm als solchen Gehorsam zu leisten, sie in die Schuld der Verräther der Constitution und der Nationalfreiheit verfallen.
„Die Repräsentanten der Nation erklären, daß alle jene Civil- oder Militair-Behörden oder Beamte, welche dazu beitragen, daß erwähntes un— gültiges und anti-constitutionelles und das angekündigte Königliche Reskript vollzogen und verbreitet werde, sich die Schuld der Umwälzung der gesetzli chen Constitution des Landes aufbürden. Die Repräsentanten der Nation erklären, daß, wie sie sich verpflichtet fühlen, die Verletzung der Landes— Constitution nicht mit Stillschweigen zu erdulden, erwarten sie auch vor der Gesetzmäßigkeit der gesammten Nation die unbeschädigte Erhaltung der Lan— des⸗Constitution,
„Dieser Beschluß ist sogleich durch den Premier-Minister und durch den Landwehr-Ausschuß (die Sections⸗-Kommission) des Hauses zu veröf— fentlichen, auf schnellstem Wege an alle Behörden und besonders an die vor dem wühlerischen Feind stehenden tapseren Hecrestruppen und bewaff— neten Schaaren zu senden, von deren Treue zur Constitution, von deren Tapferkeit es die Repräsentanten des Volkes erwarten, daß sie dieses arme, verrathene, ungarische Vaterland von dem angreifenden bewaffneten Feinde durch muthige Siege unverzüglich befreien möge und sich dadurch des glor reichen Namens „Befreier der ungarischen Nation und der gesetzlichen Frei⸗ heit“ würdig zeigen.
„Dem Premier-Minister und dem Landes-Ausschuß wird als Beschluß aufgetragen, daß sie die Vertheidigung des Landes und alle Vertheidigungs— Punkte desselben der Treue zur Constitution sichern mögen. .
„Niemand erdreiste sich, anders zu handeln, sonst wird er sich die Last der Constitutions-Umwälzung zu schulden kommen lassen.
Heute Morgens kam Graf Lamberg in Ofen ohne alle Beglei— tung an. Krine menschliche Seele wußte darum, Sitzung wurde nicht gehalten, denn man vernahm, daß Batthyany einen 24stündigen Waffenstellstand geschlossen, und erwartete daher Nachrichten; blos in den Vorzimmern und auf der Altan spazirten einige Deputirte herum, als sich in der inneren Stadt die Nachricht veibreitete, Lamberg sei angekommen. Niemand glaubte daran, besonders da man kein Mili⸗ tair bemerkte, und weil man sich seit gestern ohnehin zugeflüstert, Lamberg sei ins Lager gereist, und dies würde unserer guten Sache schaten. Nach kurzer Frist kamen aber Nationalgardisten aus Ofen und erzählten, Lamberg hätte die Offiziere der Nationalgarde zu sich rufen lassen und ihnen angezeigt, von nun an werde er ihnen befeh—⸗ len. Die Offiziere erklärten einstimmig, sie erkennten ihn nicht an und würden auch seinen Befehlen nicht gehorchen. Diese Nach ficht, wie überhaupt die, daß Lamberg in Dfen sei, regte die Gemüther auf und es fingen an, sich Gruppen zu bilden. Das Volk sammelte sich beim Brückenkopf und der Bruckgasse und schrie: „Hinüber nach Ofen, den müssen wir festhalten, damit er uns nicht entlömmt.“ In einem Nu waren Hunderte von Sensenmännern, Garden mit Bajonett was⸗ fen und deutsche Studenten auf dem Platze und zogen in Masse über die Brücke.
In einer kurzen Zeit kamen Viele zurück und brachten die Nach⸗ richt, die Festungsthore wären gesperrt, was sich nicht zu bestätigen schien. In Pesth wurde es immer lebhafter, bewaffnete Schaaren strömten zu, die Kaufläden wurden gesperrt und die Sache anfangs so gering, fing an, ernstlich zu werden. Indessen war Lunberg bei Hraͤbowsßly, der sich in nichts einlassen wollte und ihn an das Mini⸗ sterium wies. Er nahm einen Fiaker und für zum Thore hinaus; wohin er wollte, weiß man noch nicht, ob entfliehen oder nach Pesth, das muß erst ermittelt werden Genug, ein bewaffneter Volkshaufe hielt den Fiaker — weil er schnell fubr — auf, und einer der Be⸗ waffneten erkannte Lanberg, trotz seiner Civil⸗Mtleidung. Der Wagen wurde umringt, und etwa 20 Gardisten, die dazu kamen, bewachten ihn und wollten ihn ins Landhans (Redoute - Gebäude) führen, da
drang von der pesther Seite ein starker Volkshaufe gegen den Fiaker, die ganze Masse konnte sich nicht weiter bewegen, das Volk war nicht zu beschwichtigen, denn es drohte auch Jenen, die es beruhigen wollten. Man zog Lamberg aus dem Wagen, und er fiel unter unzähligen Stichen todt nieder. Das Volk sah Blut, und ward noch wilder und nicht mehr im Zaum zu halten. Der verstüm⸗— melte Körper wurde in die nahe gelegene Karle-Kaserne gebracht. z
Viele Deputirte versammelten sich im Sitzungesaale, wo diese ganze That mißbilligt wurde, wenn die Ernennung Lamberg's auch ungesetzlich war. Es machte auf Alle einen schmerzlichen Eindruck. Die Nepräsentanten hatten keine Geduld mehr, viel zu verhandeln, der Präsident fragte nur, ob das Haus den in der Konferenz gefaß⸗ ten Beschluß auch in der öffentlichen Sitzung anerkenne, da erhoben sich Alle von ihren Sitzen. Der Beschluß ist folgender: In Er— mangelung einer Regierung ernennt das Haus die Sechser⸗-Fo⸗nmis⸗ sion, welche Batthyany schon vor 2 Wochen in Kriegs ⸗Angelegen⸗ heiten zugetheilt wurde, zur proviserischen Regierung mit unum⸗ schränkter, vollkommener Macht. Gegen 3 Uhr kum 27 Uhr geschah diese That) wurden alle Nationalgarden konsignirt und Abends, da die Stadt immer mehr in Aufregung kam, die Stadt beleuchtet, da⸗ mit Unruhen vorgebeugt werde. — Es ist 11 Uhr Nachts; es ist nichts Vesonderes vorgefallen.
Viele Dokumente und Schriften, welche man bei Lamberg fand, wurden Pazmaudy übergeben.
Frankreich. National⸗Versammlung. Sitzung vom 3). Scptember. Vice⸗Präsident Corbon eröffnet die Sitzung um 12 Uhr. Er zieht die neue Mongts-⸗Abtheilungen durchs Loos. Dann wurden allerlei Sonnabendgeschäfte vorgenommen. Camille Beranger erhält das Wort zu Interpellationen an' den Finanz- minister. „Jm Mai“, beginnt er, „trug von Mornay darauf an, daß sich jeder Repräsentant aller Fürsprecherei zu Gunsten irgend eines Postulanten begeben möge. Dieser Antrag ging damals mit Enthu— sigsmus durch. Aber wie schnell haben sich die Dinge geändert. Das Postulantenwesen ist ärger als je. Die Exekutivgewalt ist weder Herrin im Heere, noch in der Civilverwaltung, Alles ist durch das Gunstwesen vergiftet. Zur Unterstützung dieser Behaup— tung will ich der Versammiung einen Brief vorlefen, den ich aus dem Finanzministerium als Antwort auf das Gesuch einer Dame um Verleihung eines Tabacks⸗Büreau's erhalten.“ (Unter all— gemeinem Lälmen, — die Einen lachen, die Anderen schreien nach Tages Ordnung — liest der Redner das min sterielle Re— skript vor.) Hier mülssse ein Irrthum obwalten, denn er habe nie um Tabacks Büreaus gebeten. Sffenbar sei die Antwort an den Dichter seines Namens bestimmt gewesen. Goudchaux, Finanz Minister: Dieser Brief sei in der That an den Dichter Beranger bestimmt ge— wesen. Derselbe habé nebst einem anderen Repräsentanten die Bstte einer Dame, Namens Chabot in Passp, mit Empfehlungen begleitet, und die Antwort beweise klar, daß die Tabacks-Debits keine Wahl- und Gunst-Prämien mehr seien. Der Brief habe sich verirrt. Wenn übrigens Repräsentanten Anträge mit Empfehlung begleiteten, so ge⸗ schehe dies immer nur da, wo es sich um allgemeine Intereffen handle. (Ah! ah! Die Sache ist erledigt— Denjoy er⸗ hält das Wort zu Interpellationen an den Minister des In⸗ nern. „Es scheint“, beginnt er, „daß sich Bankett-Com— pagnieen gebildet haben, die es sich zum ausschließlichen Geschäft machen, von einem Ende der Republik zum anderen zu ziehen und Bankette zu organisiren. In Troyes, Lyon, Bourges und anderen Städten werden Bankette stattfinden. Doch ich will nur von dem Bankett in Toulouse sprechen. Die demokratischen Journale sind die Anstifter dieser Bankette. Der Vorwand ist die Glorisicatlon der Nepublik von 1792 oder des 57sten Jahres der Republik, wie das Blatt Le Peuple souverain in Lyon datirt; im Hintergrunde schlummert aber der wüthendste Haß gegen die National⸗Versamm⸗ lung und ihre jüngsten Dekrete, welche die Arbeit wohl garantiren, aber nicht das Recht auf Arbeit zugestehen. (Nein! Nein!) Der Aka— demie⸗Direftor, der Präfekt und die höchsten Beamten wohnten dem Bankett bei, das Programm war im voraus bekannt, es hieß also, der National-Versammlung, der Bourgeviste und unseren Dekreten offen trotzbleten; selbst die verbotenen rothen Farben waren aufge— steckt. (Vom Berge: Es giebt keine verbotene Farben. Seit dem 24. Februar giebt es allerdings eine Nationalfahne. Wäre Herr von Lamartine hier, so würde er Ihnen den Unterschied zwischen der rothen und der dreifarbigen Fahne nachweisen. Inmitten des Ban— ketts wollte man auf das Wohl der National- Versammlung und des Generals Cavaignac trinken, allein ein Hagel von Flü— chen begrüßten den Vorschlag, Andere schrieen: Nieder mit der Bourgeois-Kammer! Nieder mit Cavaignae! An demselben Abend durchzogen die Bankettisten die ganze Stadt mit dem Rufe: Es lebe Barbès! Es lebe Marat und Robespierre! Es lebe die Guillot'ne! Ich frage den Minister, ob jene Beamten mit seiner Genehmigung jenem Bankett beiwohnten, auf weichem eine Politik gepredigt wurde, die gar zu sehr derjenigen des Banketts im Chaͤlet glich.“ Bei diesem Auespruch erhebt sich der Berg von seinen Bän⸗ ken, und mit drohenden Geberden wenden sich Mitglieder dieser Fraction dem Redner entgegen. Es entsteht ein entsetzlicher Tumult. Corbon's Stimme und Klüngel dringen nicht durch. Die Sitzung wird unter— brochen und erst nach einer Viertelstunde wieder aufgenommen. Den⸗— joy versucht, seinen Vortrag zu vollenden, wird aber fortwährend unterbrochen. Senard, Minister des Innern, erklärt, daß die Re⸗ gierung von den Einzelnheiten nicht amtlich unterrichtet sei und Infor—⸗ mation einziehen werde. Joly spricht heftig gegen Denjoy, den er reactionairer Tendenzen, beschuldigt. Lamorieidre erklärt daß er den Generalen die Theilnahme an dem Bankett verboten habe. Germain Sarrnt: Tie legitimistischen Gelüste des Südens seien bekannt. Bei den April- und Juniwahlen habe man die weiße Fahne aufgepflanzt. Das Bankett sei in voller Ordnung veranstaltet wor⸗ den, der. Präfekt und Maire seien eingeladen gewesen. Was ihn (den Rednei) aber wundere, sei, daß der Kriegs⸗Minister dem kom— mandirenden General den Besuch desselben verboten habe. Dies zeuge als Zeichen der herrlichen Eintracht, die im Schoße der Re⸗ gierung herrsche. (Lärm.) Lamorieikre erwiedert, er habe keine Zeit gehabt, sich mit dem Minister des Innern zu verständigen. Mathieu (Dröme) weist einige Bemerkungen des Interpellanten Denjoy als Verunglimpfungen des Bankerts im Chalet zurück. (Schluß! Schluß) Die Versammlung geht zur Tagesordnung über. Die Aufregung legt sich allmälig im Saale, und es tritt wieder Ruhe ein. An der Tagesordnung befindet sich die Anlage landwirthschaftlicher Bildungsschulen, für deren Centralpunkt man die n von Versailles bestimmen will. Laussac spricht gegen den Entwurf. Das Insti⸗ tut, die Akademie, der Pflanzengarten seien hinreichend für den Ak— kerbau⸗Unterricht. Man solle die Geldopfer für bessere Zwecke ver⸗ wenden. Da Laussac selbst Ackerbauer ist, so erregte sein Vortrag im negativen Sinne großes Aufsehen. Morrery Kaus dem Nord= Departement) spricht für den Entwurf. Die Furcht vor einem soge⸗ nannten landwirthschaftlichen Generalstabe sei lächerlich. Die Bänke werden indessen immer leerer, und die Fortsetzung der Debatte wird um 5 Uhr auf Montag verschoben.
Paris, 30. Sept. Der heutige Moniteur enthält folgende Erklrung: „Ein Journal (die Presse) brachte gestern einen Arti-
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kel über die Vermittelungsfrage. Die in diesem Artikel enthaltenen Behauptungen rühren aus keiner amtlichen Quelle her und haben keinen authentischen Charakter, wie das Wort „Mittheilung“, mit welchem derselbe überschrieben ist, glauben lassen könnte. Die Presse berichtete näimlich, der Hof von Wien habe eingewilligt, gegen Venedig während der Unterhandlungen keine Feindseligkeiten zu eröffnen, daß sie unter der Bedingung keine Unterstützung von außen erhalte, und daß das öffentliche Besitzrecht dieser Stadt, wie es aus den Verträgen von 1815 lichte, vorbehalte bleibe. Diese Antwort des wiener Hofes sei dem pariser und londoner Kabinetten und werde in diesem Augenblick von Palmerston und Bastide erwogen. . .
Die ehemaligen Zimmer der Königin und der Saal der Adjn— tanten in den Tuilerieen sind jetzt in eine Infanterie -Kaserne ver— wandelt. n .
Die Post von Toulouse ist ausgeblieben. Am 2b6sten Abends herrschte daselbst große Aufregung, und man besorgt, daß die politi— schen Parteien, namentlich Kommunisten und Legitimisten, an einander gerathen seien.
Eine Revolte, die im Hafen von Abbeville stattfand, ist beige
legt. Das Volk hatte sich dort der Einschiffung einer bedeutenden Masse Kartoffeln widersetzt und dadurch das Einschreiten des Mili— tairs hervorgerufen. Man fürchtete Theurung dieses fast einzigen Nahrungsstoffes der armen Klassen für den Winter. Die städtische
Verwaltung hat indessen versprochen, dafür zu sorgen, daß sich die
Preise im Winter nicht übermäßig erhöhen dürften, und nach Erlaß dieser Proclamation stellte sich die Ruhe wieder her. Der Bankbericht im Moniteur von diesem Morgen weißt eine merkliche Besserung im hiesigen Handel nach. Das pariser Portefsuille sticg von 72 Millionen auf 74. 858, 068 Franken 31 Centimen. In den zur pariser Bank gehörigen Departements sind dagegen die Porte⸗ feuilles von 118,220, 0½5 auf 115,218,184 Franken 38 Centimen gefallen, wodurch obige Erhöhung wieder herabgedrückt wird.
Die Wahl Cavaignac's zum ersten Präsidenten der Februar— Republik wird bereits als gewiß betrnchtet.
Das Bien public sagt: „Ein junger Mann in halb bür— gerlicher, halb militairischer Tracht, den schwarzen Ueberreck bis ans Kinn zugeknöpft, die Beinkleider mit einer blauen Berte geziert, die Oberlippe illustrirt mit einem Schnurrbart, die Haare schöͤn frisirt, die Physiognomie schläfrig und eiskalt, eher verlegen als erstaunt über die Bewegung, welche sein Eintritt verursachte, erschien in der Nat onal⸗Versammlung, sich hal auf die linke Seite niederlassend, neben einem Vertreter mit weißen Haaren, Namens Vieillard. Dieser junge Mann war Louis Napoleon.“ Ter Courrier frangais: „Wißt Ihr's? Er ist in Paris! Man hat ihn sogar in der Na— tional-Versammlung gesehen, und was mehr ist, er hat gesprochen; er hat die Republik seiner Hingebung versichert, und die Veisamm— lung ist darüber außer sich vor Freude gewesen. Man hatte uns gesagt, es würde ihm genügen, zu erscheinen, damit uns geboten würde, gleich einen Kaiser zu begrüßen. Wir athmen wieder auf in vollem Februar⸗Regiment, da dieses noch dauert. Zurück, ihr Zag⸗ haften und Alarmisten! Es lebe die Republik!“ Die Union: „Der Ex -Prätendent ist ein Mann von gewöhnlicher Größe; sein Gang ist unfrei, sein Gesicht unbeweglich und durch nichts Anderes ausgezeichnet, als einen dicken Schnurrbart. Dieser Vertreter, den Niemand fenut und Niemand bemerkt, ist dennoch kein Anderer als Herr Louis Bonaparte. Ihr kennt die Geschichte vom kreisenden Berge! Die wenigen Zeilen, welche der Bürger Bonaparte vorge⸗ lesen hat, sind nichts Anderes“
Straßburg, 27. Sept. (Köln. Ztg.) Die Schilderhebung im badischen Oberlande ist nun beendigt, Von allen Seiten kommen Flüchtlinge über den Rhein. Das planlose und unsinnige Unterneh—= men Struve's hat so geendet, wie jeder Vernünftige im voraus ein⸗ sehen konnte. Seiner Partei hat er durch seinen abenteuerlichen Zug nicht wenig geschadet. Den politischen Flüchtlingen wird nun so— wohl an der schweizer, als auch an der französischen Gränze der Aufenthalt erschwert. ᷣ
Seit vorgestern haben preußische Truppen die Gränze bei Kehl, so wie die Rheinbrücke, besetzt. Gestern strömten Tausende von Straßburgern nach dem nahen Gränzstädtchen, um die preußischen Truppen, deren Haltung allgemein gefällt, zu sehen. Unsere Näch— barn sind mit den preußischen Gästen sehr zufrieden, da sich dieselben überall, wo sie einquartirt sind, sehr höflich und anspruchslos betra— gen. In allen rheinischen Gränzbezirken wimmelt es von deutschen Reichstruppen. Während das Na! barland ganz kriegerisch besetzt ist, siud bei uns die Besatzungen sehr schwach, uͤnd noch verlautet nichts, daß dieselben verstärkt werden. Die Aspen-Armee befindet sich da— gegen auf vollständigem Kriegsfuße und verlangt noch immer neuen Zuwachs an Artillerie und Reiterei.
Nächsten Sonntag findet ein großes Verbrüderungsfest unserer National-⸗Garde hier statt. Es wird bei dieser Gelegenhet ein Ban— kett veranstaltet, an welchem etwa 3 —= 40900 Personen Theil nehmen.
Vorigen Sonntag, bei den Wahlen für die Handels-Kammer, für welche 7000 Wähler eingeschrieben waren, machten nur 219 Ge— brauch von ihrem Rechte, trotzdem, daß mehrere Wochen lang die Leute aufgefordert wurden, zu stimmen, und das Skrutinium von Morgens 8 bis Abends 5. Uhr offen stand.
Großbritanien und Irland London, 29. Sept. Ihre Majestät die Königin wurde gestern in Aberdeen erwartet, um sich dort nach der englischen Hauptstadt wieder einzuschiffen.
Heute ist Sir James Duke für das nächste Jahr zum Lord— Mayor von London gewählt worden.
Die Times enthält die Mittheilung, das die Vorschläge zur Kontrahirung einer französischen Anleihe von 12 Millionen Pfd. in England auf Anordnung des französischen Finanz- Ministers zurückge⸗ zogen worden seien.
Im großen Chartistenprozeß wurde gestern das Zeugenverhör für die Anklage gegen Euffey, Lacey und Fay geschlossen. Der Erst= genannte ist ein Mulatte und ein sehr erzentrischer Charakter. Dies— mal traten freiwillig zwei Belastungezeugen auf, die sich erst durch die gedruckten Verhandlungen veranlaßt sahen, zur Unterstützung von Powell's Aussagen Zeugniß abzulegen, und die vorher nicht mit der Polizei in Verbindung gestatten haften. Die Times giebt zu, daß der Prozeß bei der Unverhältnißmäßigkeit der Mittel der Verschwo— renen zu ihrem vorgesetzten Ziele fast einen lächerlichen Charakter trage. Aber das sei nicht zu vermeiden. Aus eben so unbedeutenden Bestandtheilen sei der Krawall auf dem Trafalaarplatz und der Pö⸗ belhaufe zusammengesetzt gewesen, der sich am 10. April bei Kenning⸗ ton Common habe versammeln und London stürmen wollen. Ohne die Wachsamkeit der Polizei und rechtzeitige Maßregeln, um den Auf— ruhrgeist im Keim zu ersticken, hätte große Verwirrung und vieler Schaden angerichtet werden können, ehe die öffentliche Gewalt im . war, zu handeln. Aus diesen Gründen billigt die Times den
rozeß.
In London hat sich eine Gesellschaft zu dem Zwecke gebildet, eine systematische Auswanderung nach Kanada zu befördern.
Das im Juni errichtete Feldlager auf Kersallmoor bei Manchester ist abgebrochen.
Belgien. Brüssel, 29. Sept. (4. 3.) Von ber Verbes⸗ serung der Geschäfte zeugt die aus der offiziellen Veröffentlichung der Operationen der drei großen Banken während ber Tagt vom 11 bis zum 25. Sept. erhellende Zunahme der Diskonto⸗- Geschäfte. Die Wiederkehr des Zutrauens aber geht aus dem Umlauf der Kassen⸗ scheine hervor, welcher sich wahrend desselben Zeitraumes um 1,654,000 Fr. vermehrt hat. Während der Septemberfeste hatte sich bie Bevölkerung von Brüssel beinahe verdoppelt, und doch ist nicht die geringste Ruhestörung, nicht der geringste Unfall vorgekommen.
Schweiz. Bern, 27. Sept. (O. P. A. 3) Die von der ngsatzung be hlossene Note an das österreichische Ministerium in den Angelegenheiten Tessins ist nach Wien abgegangen. Ich theile Ih⸗ nen den Hauptinhalt dieses sehr langen Aktenstücks mit. Nachdem das Geschichtliche des möglicherweise „folgereichen Konflikts“ zwischen Radetzty und der tessiner Regierung erzählt, der zwischen beiden strei= tenden Parteien stattgehabte Noten⸗Wechsel angeführt worden ist, pro⸗
testirt der Vorort gegen das Verfahren Radetzky's aegenũber einer schwei⸗ zerischen Kantons- Regierung. „Die schweizerische Kantone-Regierung ist
gegenüber dem Auslande eine 6 esammtheit, und es können die Fragen des öffentlichen Rechtes, mithin nicht durch einen Kanton, sondern nur durch das Central-Organ, die Bundes⸗Behörden, ausgetragen wer⸗ den.“ Die Beschwerden Radetzly's gegen die tessiner Regierung hätten durch das K. K. österreichische Ministerium an den Vorert ge⸗ langen müssen. Mit allem Nachdruck verlangt sodann der Vorort von dem österreichischen Ministerium die von Radetzty „getroffenen, dem Völkerrecht wie der Humanität zuwiderlaufenden Maßregeln sistiren zu wollen und gegenüber dem Kanton Tessin den Slatus ab ante eintreten zu lassen.“ Besonderes Gewicht wird auf den Um⸗ stand gelegt, daß Radetzky's Maßregeln Greise, Frauen und Kin⸗ der getroffen haben, die ganz unschuldig feien. Die gegen den Kanton vorgebrachten Beschwerden stellt die Rote aufs seierlichste in Abrede. Ferner wird als ein Beweis, wie die Schweiz bei ihrer im lembardischen Krieg befolgten Neutralitäts— Politif die Erinnerung an genwisse Antecedentien unterdrücken mußte, darauf bingedeutet, „wie in den Tagen ihrer Krisis von der Diplo⸗ matie ihr gegenüber verfahren worden sei, welche keinen Anstand ge⸗ nommen habe, ein der Eidgenossenschaft feindlich gegenüberstehendes Separat Bündniß mit Rath und That, durch Geld, Waffen, Munition und Anführer zu unterstützen. Die Note schließt mit der zuversichtlichen Hoffnung, daß die loyale Denkungsweise, welche das Kaiserl. österreichische Ministe⸗ rium in der Note vom 16. d. M. durch Herrn v. Kaiserefeld habe aussprechen lassen, durch sofortige Aufhebung der von Radetzky gegen den Kan⸗ ton Tessin resp. gegen die gesammte Eidgenossenschaft getroffenen Maßregeln auf reale Weise sich bethätigen werde. Der Kanton Tessin wird nach und nach mit österreichischen Truppen ganz umringt. Fünf areße Barken sind von den Oesterreichern sequestrirt worden. Am 23sten d. M. waren bereits 30090 ausgewiesene Tessiner in ihrem Himatlande. Der Kanton hatte an die lombardische Intendanz bereits zum voraus für das zu liefernde Salz 10,006 Fr. bezahlt; Radetzky läßt weder Geld noch Salz verabfolgen.
Die Regierung Lon Uri hat das neue Promulgations⸗-Dekret der neuen Bundes-⸗Verfassung zerreißen lassen.
Am 23sten d. M. sind gegen 49 deutsche Handwerker von hier abgereist, um den Freischaartnzug Struve's untersiützen zu helfen. Sie fuhren auf einem Wagen, jedoch ohne Waffen. Gestern kam ein Abgeordneter Struve's hier an und wollte zwei Kanonen kaufen. Die Nachrichten von dem Ausgang der Schilderhebung, welche die Basl. Ztg. brachte, nannte er absichtliche Lügen. Es sei an dem Gelingen des Unternehmens nicht zu zweifeln.
Bern, 28. Sept. (O. P. A. 3.) Der Kaiserl. österreichische Gesandte, von Kaisersfeld, zeigt dem Vorort in einer Note vom 22sten d. M. an, daß er die ihr von Tessin aus zum Visum des Eintritts in die Lombardei zugesandten Passe, anfangs als ihrer nur 29 bis 30 waren, ohne Anstand visirt, als sie sich aber auf Hunderte vermehrten, glanbte er, sich zuerst darüber mit dem Feld⸗ marschall Radegz'y ins Einverständniß setzen zu wollen. Ferner ver⸗ sicheit er, daß Radetzky, so wie die Kaiserliche Regierung, unbedingtes Vertrauen in den Vorort und die Tagsatzung setzen, und daß der Feldmarschall sich mit den beschlossenen eidgenössischen Maßregeln
ollfommen beruhigen und bereitwilligst die gegen Tessin getroffenen
Maßnahmen auftzeben werde, sobald er in den Verfügungen der Tagsatzung die Bürgschast für die Vollziehung ihrer Beschlüsse, die Aufrechthaltung der schweizerischen Neutralität betreffend, erkenne.
Basel, 28. Sept. Nachmittags. (Karlsr. Zeitung.) Wie man vernimmt, wird die fliegende Brücke bei der Schuster⸗-Infel ohne Hinderniß von Freischärlern benutzt. In Folge hiervon ist die Leo⸗ poldehshe bedroht, und man spricht von Feindseligkeiten, welche diese Nacht dort begangen worden seien. (S. das gestrige Blatt.) Einige Stunden unterhalb Hüningen haben heute Nacht 140 Mann den Rhein überschritten und sins ohne Widerstand in Baden eingefallen; so wenigstens wurde diesen Morgen allgemein versichert und noch bei⸗ gefügt, daß längs des Rheins bis nach Istein ein ungehemmter Ver⸗ kehr zwischen beiden Rheinufern stattfinde. In Lörrach waren heute Morgen noch keine Truppen angekommen, und von der Leopoldshöhe ist abgemahnt worden, Waaren dahin zu schicken. Hoffentlich wird einem solchen beklagenswerthen Zustand ein baldiges Ende gemacht werden. Einem freilich noch gänzlich unverbürgten und eben in Um- lauf kommenden Gerüchte zufolge, würde in diesem Augenblick in der Nähe der Leopoldshöhe gekampft, und zwar zwischen neu eingebro⸗ chenen Freischaaren und den Bewohnern der benachbarten Dörfer. Ich zweifle an der Wahrheit der Angabe, da man bei uns nicht schießen hört.
Italien. Rom, 14. Sept. hat Herr d'?
Dazwischenkunft Frankreichs. z ö Rom, 19. Sept. (A. 3.) Die hiesigen Klubs seßen ihre strengungen, welche auf die Befreiung Italiens von der Sreme e.
schaft gerichtet sind, unermüdet fort. Der Volkeklab (Cie
lare) hat in einer vorgestern Abend abgehaltenen 2 lung in Uebereinstimmung mit denen von Ancona ne, des Kirchenstaates an ganz Europa un 2
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