1848 / 157 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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ie B ung des Verfassungs - Hesetzes ist aber vor Allem noth⸗ n hängt Ruhe und Ordnung und Sicherheit des Rechts im Lande ab, ohne welche lein Wohlstand möglich ist.

Wer die Verfassung nicht will, der will Gesetzlosigkeit. -

Tarum seid dankbar denen, die mit aller Kraft fur die Beschleunigung der Verfassung wirken. 6.

Seht nach Franlfurt am Main! ;

Nuch dort berathen Eure Vertreter, was dem deutschen Volke Noth thut, von dem ja auch Preußen ein Theil ist. Auch dert hat man erkannt, baß die schleunige Berathung der Verfassung vor Allem Noth thun Daraus mögt Ihr entnchmen, daß keine andere Absicht das gleiche Streben der prenßischen Nationalversammlung leitet, als die Sorge fur das wahre Wohl des Landes.

Man sagt Euch: daß nach Feststellung der Verfassung um so weniger Hoffnung für Euch sei, weil dann die Nation in zwei Kammern werde vertreten werden, deren erste, nur aus Bevorrechteten bestehend, nur den Vor— theil gleich Bevonechteter fördern werde.

Nationalversammijung vorgelegt hat, sollen Manner jeden Berufs, also auch Männer aus Eurer Mitte, in beiden Kammern mit demselben Rechte wie seder Andere sitzen. Wird also eine erste Kammer gebildet, so werdet Ihr auch in dieser eine Stütze gerechter Ansprüche sinden. Man sagt Euch: Die Staats-Regierung versäume, für Euer Wohl zu sorgen.

Aber schon in den ersten Wochen nach Eröffnung der National -Ver⸗

sammlung wurden von Seiten des Ministeriums mit schlesischen Deputirten die in Eurem Interesse zu treffenden gesetzlichen Maßregeln berathen, und bald darauf wurde ein Gesetz⸗ Entwurf uͤber die unenigeltliche Aufhebung verschiedener Lasten von der Staatsregierung an die National Versammlung gebracht. Auch jetzt sind wieder Berathungen im Staats-Ministerium ge— pslogen worden, an denen ich selbst Theil genommen habe, auf welche WKeise eine vollständige Aufhebung aller gutsherrlich- bäuerlichen Verhaltnisse am schleunigsten durchzuführen sei.

Man will Euch die Absichten des Ministeriums verdächtigen, weil seine Mitglieder dem alten Regiment angehörten.

Aber dieses Ministerium hat durch seinen Armeebefehl vom 23. Sep tember den Beweis gegeben, daß es keine Regetion wolle, und daß es, seinem Programm geren, im Vereine mit der National-Versammlung, die Rechte und Freiheiten des ganzen Volkes, also auch die Euren, zu wahren und zu fördern entschlossen sei.

Man sagt Euch:

daß der König einem Gesetze, das gegen die Großen für Euch

günstig wäre, seine Genehmigung nicht ertheilen werde, und daß Er

Hesetzen, die einstimmig von der National-Versammlung angenom—

men, die Bestätigung versage.

Aber erinnert Euch daran, daß es der unbeschränkte König war, der vor 40 Jahren Euch aus der Erbunterthänigkeit befreite, und fragt Euch selbst, ob Ihr von dem Constitutionellen König weniger Gerechtigkeit erwar— ten könnt.

Vernehnmit, daß in derselben Zeit, wo man Euch vorspiegelt, der König werde dem Gesetz über die persönliche Sicherheit die Genehmigung versagen, dieses Gesetz schon mit seiner Bestätigung publizirt worden ist.

Danach ermeßt, was Ihr von den Verdächtigungen zu halten habt, die man Euch fälschlich als degründet darstellt! Sie fallen zurück auf das Haupt der Verläumder!

Wer Krone und National-Versammlung grundlos verdächtigt, wer dem

Volke das Vertrauen zu beiden konstitutionellen Gewalten raubt, der ist des Voltes Feind und schaͤndet die Nation! Erinnert Euch daran, daß als Bürger des preußischen Staates der schlesische Landmann Theil genommen hat an ven Wohlthaten einer Gesetzgebung, welche seit einem Menschenalter die Nachbarländer vergeblich ersehnten, die ihnen jetzt erst ihre Abgeordneten erkämpfen mußten.

Erinnert Euch daran! und die Gedanken alter Zeiten werden nicht den landesverrätherischen Wunsch in Euch erregen, Eure Vertreter möchten lie— ber zu Wien als in Berlin tagen!

Wahret Euch, daß nicht unter dem Vorwande, Euer Loos zu verbessern,

Ihr Euch hinreißen läßt in die rasende Verblendung einiger Wenigen, welche, feindlich dem constitutionellen Königthum, Euch benutzen möchten, um andere Zwecke zu verfolgen! Seht nach Frankfurt, seht nach Baden und Württemberg, wo in die⸗ sen Tagen, aufgereizt von heuchelnden Vollsfreunden, eine verhrecherische Schaar gegen das Recht und den Willen der Gesammtheit der Nation mit den Waffen in der Hand den blutigen Kampf heraufbeschworen und schmach⸗ voll, mit Meuchelmord besudelt, unterlegen hat.

Erkennt, daß aus der Zwietracht die wahre Freiheit nicht entsproßt, und lasset meine Friedensmahnung in Eure Herzen dringen!

Bedenket, daß der Staat jede gewaltsame Störung der Ordnung starker Hand niederzuhalten verpflichtet ist.

Nöthiget mich nicht, seine Gewalt gegen Euch anzurufen!

Ich würde meine Pflicht, wenn auch mit schwerem Herzen, mit aller Kraft erfüllen.

Breslau, den 29. September 18438.

Der Ober-Präsident der Provinz Schlesien Pinder.“

Desterreich. Wien, 5. Okt. (Wien. Ztg) Se. Maje⸗ stät der Kaiser hat, durch die in Ungarn vorgefallenen neuesten Er— eignisse veranlaßt, folgende Beschlüsse gefaßt:

Königliche Verordnung Ich ernenne Meinen Feldzengmeister und Capitain-Lieutenant der ungari— schen Leibgarde, Adam Freiherrn von Recsey von Recse, zu Meinem unga— 33 Minister-Präsidenten mit dem Auftrage, ein neues Ministerium zu bilden. Schönbrunn, am 3. Oktober 1848. Ferdinand. Adam Reesey. ö AKöoönigliche Verordnung. an die Vorsteher sämmtlicher ungarischer Jurisdictionen. 3. Nachdem vermöge Unseres hier angebogenen an den Landtag gerichteten Allergnädigsten Königl. Neseriptes das Königreich Ungarn insolange, als die gestörte Ordnung und der Friede nicht zurückgekehrt sein wird, unter die Kriegsgesetze gestellt ist, befehle Ich Ihnen, daß Sie Unser vorerwähn— tes Königl. Resiript in den bei den verschiedenen Jurisdictionen gebräuch— lichen Sprachen bekannt machen lassen und Ihren amtlichen Vorgang unter strenger Verantwortung diesem gemäß einrichten. . . Schönbrunn, am 4. Oktober 1818. Ferdinand. K Adam Reesey. wa gerd Restript. Wir Fendinan er Erste, constituti is es reich 2c. Ungarns, des Großfürstenthums 8 , n , . barländer Reichsbaronen, kirchlichen und weltlichen Würdenträ n 6. naten und Repräsentanten, die auf dem von Uns in der 53 zie d Pesth zusammenberufenen Reichstage versammelt sind, unscren! hin ö ie e dünn, . Zu Unserem tiefen Schmerz und Entrüstung hat das Neprä haus sich durch Ludwig Kossuth und seine Inn gd zu ö,, leiten verleiten lassen, sogar mehrere ungesetzliche Peschlässe gegen ÜUnseren Königl. Willen zum Vollzuge gebracht, und neuerlich gegen vo Sendun des Jon Uns zur Herstellung des Friedens abg: or vn: en e ln o er n Unserem Feldniarschall-Lãnöntenant Grafen Franz Lamberg, bevor derselbe uur Unsere Vollmacht vorzeigen konnte, am 27. September einen Beschluß efaßt, in Folge dessen dieser Unser Königl. Kommissär von einem wilden aufen auf öffentlicher Straße mit Wuth angegriffen und auf die grauen—Q vollste Weise ermordet wurde. Unter diesen Umständen sehen Wir Uns, Un serer Königl. Pflicht zur Aufrechthaltung der Sicherheit und der Geseßze ge= nale in t solgende Anordnungen zu treffen und deren Vollziehung zu befehlen: : , . Eistens. Lösen Wir hiermit den Reichstag auf, so, daß nach Ver— öffentlichung Unseres gegenwärtigen Allerhöchsten Restriptes derselbe also⸗ gleich seine Sitzungen zu schließen hat.

Zweitens. Alle von Uns nicht sanctionirten Beschlüsse und . . . Verord- nungen des gegenwärtigen Reichstages erklätren Wir ĩ ö tig * 282 ir Ara * 64 n ,, . Drittens. Unterordnen Wir dem Oberbesehle Unseres Croatien, Slavonien und Dalmatien, . 5 erh Jellachich, hiermit alle in Ungarn und seinen Nebenländern, so wic in Siebenbürgen liegenden Truppen und bewaffneten Körper, von welch immer Gattung, gleichviel, ob diese aus Nationalgarden oder Freiwilligen bestehen. Viertens. Bis dahin, wo der gestorte Friede und die Can im Lande hergestellt sind, wird das Konigreich Ungarn den Kriegsgesetzen un— terworfen, daher den betreffenden Behörden die Abhaltung von Komitats⸗ städtischen oder Distrikts-Eongregationen einstweilen eingestellt wird. Fünften s. Unser Banus von Croatien, Slavonien und Dalmatien Josepdß Baron Jellachich, wird hiermit als bevollmächtigter Commissair un⸗ serer Königlichen Majestät abgesendet, und ertheilen Wir ihm volle Macht und Wirksamkeit, damit er im Kreise der vollziehenden Gewalt die Befug— nisse ausübe, mit welchen er in gegenwärtigen außerordentlichen Umständen

9 1 . ern . ö als Stellvertreter Unserer Königlichen Majestät begleitet ist. Aber diese hingeworfene Besorgniß ist ohne allen Grund. Denn noch ist die Verfassung nicht festgestellt, und nach dem Entwurse, welchen die

In Folge dieser Unserer Allerhöchsten Bevollmächtigung erllären Wir, daß all dasjenige, was Ker Banüs von Cioatien verordnen, verfügen, be schließen und befehlen wird, als mit Unserer Allerhöchsten Königl. Macht verordnet, verfügt, beschlossen und befohlen anzusehen ist; daher Wir auch allen kirchlichen, Civil⸗ und Militairbehörden, Beamten, Würdenträgern und Bewohnern, weß immer Standes und Nanges Unseres Königreichs Ungarn, Siebenbürgens und aller Nebenländer, hiermit Allergnädigst befehlen, daß sie den durch Baron Joseph Jellachich als Unseren bevollmächtigten Königl. Commissair unterschriebenen Besehlen in Allem eben so nachkommen und gehorchen, als sie Unserer Königl. Majestät zu gehorchen veipflichtet sind.

Sech stens. Insbesondere tragen Wir Unserem Königl. Commissair auf, darüber zu wachen, daß gegen die Angreifer und Mörder Unseres Königl. Commissairs, Grafen Franz Lamberg, so wie gegen alle Urheber und Theil nehmer an dieser empörenden Schandthat, nach der vollen Strenge der Gesetze verfahren werde.

Siebentens. Die übrigen laufenden Geschäste der Civil Verwal- tung werden einstweilen von din den einzelnen Ministerien zugewiesenen Beamten nach Vorschrift der Gesetze gesührt werden.

; Wie sofort die Einheit der Wahrung und Leitung der gemeinsamen Interessen der Gesammt- Monarchie auf bleibende Weise hergestellt, die gleiche Berechtigung aller Nationalitäten für immer gewährleistet, und auf dieser Grundlage die Wechselbeziehungen aller unter Unserer Krone verei— nigten Länder und Völker geordnet werden sollen, wird das Geeignete mit Zuziehung von Vertretern aller Theile berathen und im gesetzlichen Wege festgestellt werden.

Gegeben zu Schönbrunn, den 3. Oltober 1848.

Ferdinand. Adam Reesey, Minister Präsident.

Laut gestriger Kundmachung ist eine neue Scheidemünze, von 2 und 6 Kreuzerstücken in Umlauf gebracht worden. Erstere sind von Kupfer und die letzteren von Silber, nach dem Gehalte von 228 Stück per wiener Mark ausgeprägt, welche demnach 28 Fl. 18 Kr. C. M. auf die wiener Mark geben. Zur Erleichterung der Um— wechselung wind diese neue Scheidemünze dem kleineren Verkehr sehr zu statten kommen.

Da in Folge des von Seiten der ungarischen Regierung ergan— genen Verbots die Brücke in Preßburg für die Durchfahrt der Damp'⸗ schiffe nicht geöffnet werden darf, so sind die Fahrten von hier ab= wärts nach Preßburg eingestellt worden. Die Reisenden müssen sich nun bis Preßburg der Eisenbahn bedienen.

Einer gestern hier eingegangenen Staffetten Nachricht zusolge ist ein 800 Mann starkes Corps Kroaten in Raab eingerückt. Das Journ. des Oest. Lloyd theilt hierüber nach einem Schrei ben aus Raab Folgendes mit: „Ein Theil des kroatischen Heeres, und zwar vom linken Flügel, im Ganzen 6 80060 Mann stark, rückte gestenn (am Iten) Nachmittag, wahrscheinlich in Folge der

schon bekannten Niederlage des linken Flügels vom Heere des Jel⸗

lachich, über Kis-Ber, einer Besitzung der Grafen Casimir und Bat— thyany, gegen Raab, und zog um 12 Uhr in die Stadt ein. Der

Befehlshaber derselben, welchen man für Jellachich selbst hielt (was aber nicht wahrscheinlich ist), legte der Stadt eine Kriegs -⸗Contribu- fionssteier von 60,000 Laib Brod, 70 Eimer Wein, 300 Ctr. Rindfleisch, 1200 Metzen Hafer und 30, (06) Gulden C. M. auf, welche von den Behörden, da gar keine ungarischen Truppen in der Stabt lagen, mit etwas saurer Miene augenblicklich bewilligt wur— den. Dagegen erhob sich zu gleicher Zeit in Wieselburg und der Umgegend in zahlreichen Massen der Landsturm und rückte gegen die Stadt, so daß man noch heute einen Angriff gegen die eingerückten Kroaten erwartet. Die JIellachichschen Truppen waren nach diesem Berichte des Augenzeugen keinesweges in einem militairisch- geordne— ten Zustande.“

Vie neuen Briefe aus Pesth schildern den dortigen Zustand und die Stimmung als sehr betrübend. Alle Läden sind geschlossen, jeder Verkehr ist unterbrochen, die Nationalgarde steht fortwährend unter den Waffen, und es herrscht dort große Bestürzung.

Triest, 2. Okt. (Allg. Oest. Ztg.) Das nordamerikanische Schraubendampfschiff „Princeton“, die englische Fregatte „Spar— tan“ und die englisch« Brigg „Arlequin“ haben unsere Rhede ver— lassen; der erstere geht nach seiner Heimat, dürfte aber auch noch Venedig berühren, die letzteren schlugen die Richtung nach Venedig und Ancona ein, wofür sie ohnedies die Quasi-Postschiffe geworden sind. Der Stand der Kriegeschiffe vor Triest ist nun folgenden: Franzosen: das Dampfschiff „Brassia« und die Fregatte „Psyche“; Eng⸗= länber: die Dampffregatte, Locust“; Oesterreicher; die Dmpsschiffe ‚Vul⸗= cano“ und „Maria Dorothea“, die Korvette „Hecate“, eine Goelette und mehrere Penichen.

Bayern. München, 3. Oft. (Münch. Ztg.) Der Kriege⸗ Minister von Weishaupt ist von seinem Urlaub zurückgekehrt und hat mit dem 1. Oktober das Portefeuille wieder übernommen.

Gestern hatte die erste Versammlung des Kongresses der Aerzte Bayerns im Gasthof zur blauen Traube statt. Ihre Aufgabe ist die Reform der bayerischen Medizinal⸗Verfassung. Tie acht Kreise sind durch Abgeordnete mit Stimmrecht vertreten; es können an den . aber auch andere, als die kommittirten Aerzte Antheil nehmen.

Morgen verläßt Prinz Adalbert, jüngster Sohn Sr. Majestät des Königs Ludwig, die Hauptstadt, um eine Reise nach England an— zutreten, wobei deifelbe seinen Rückweg über Portugal, Spanien und Frankreich nehmen wird. In seiner Begleitung sind der Adjutant Oberlieutenant Freiherr von Ow und der Hauptmann Graf Latos(e.

Dem Reichs Commissair Grafen Keller in Baden ist bayerischer⸗ seits der Regierungs- Direktor Schubert in Würzburg, derzeit Ab- eordneter zur deutschen National-Versammlung, als Civil⸗Spezial⸗ Commissair behufs der Vollziehung der nörhigen Requisitionen in Bayern beigegeben worden.

Baden. Freiburg, 3. Okt. (Karlsr. Ztg.) Von Sei⸗ ten der hiessgen Kreis- Regierung ist fol Erlaß an sa kee ,. Regierung ist folgender Erlaß an sämmtliche

Das Reichs Kriegs ⸗Ministerium hat sich, in Ermangelung eines fi —. gesammte deutsche Heer gültigen Hip ile nn Gn gn . . 31 gefunden, zu bestimmen, daß diejenigen deutschen Truppen, ö welchen das bei Freiburg aufzustellende Beobachtungs⸗Corps ge- ildet wird, vorerst die landesübliche Quartier⸗Verpflegung, so wie das ganze Betürfniß an Fourgge, von den betreffenden Bundesländern geliefert erhalten, daß aber für alle an diese Truppen erfolgenden Leistungen

an Verpflegungs⸗, Transport- und sonstigen Bedürfnissen von den Em⸗ K aus gestellt werden, deren Liquidirung spä= teren Verhanblungen vorbehalten bleibt. Das Amt hat dieses sämmt⸗ lichen Gemeinderäthen seines Bezirks mit der Auflage zu eröffnen, die nach Art. 24 der Verordnung vom 21. Dezember 1814 vom Militair auszustellenden Bescheinigungen wohl zu verwahren. Obige Bestimmungen sinden, wie sich von selbst versteht, keine Anwendung auf diejenigen Gemeinden, deren militairische Besetzung in Folge eines darin ausgebrochenen Aufruhrs nöthig geworden ist; diese haben die Kosten der Besetzung zu tragen, Tem Ante geht die nöthige Anzahl von Exemplaren dieser Verfügung zur Eröffnung an die Gemeinden zu. von Marschall.“

Freibung, 1. Oft. Täglich werden hier noch gefangene Frei= scharler eingebracht. Die Bauern im Oberlande machen förmlich Jagd auf dieselben und liefern sie an die Militair-Behörden ab. Diesen Nachmittag wurden wieder 22, zwei und zwei an einander gebunden, in die Stadt geführt; unter ihnen befand sich der repu—

blikanische „Stadt-Kommandant“ von Müllheim, Breitenstein.

Konstanz, 30. Sept. (Karlsr. Ztg.) Gestern Vormittag ist ein Theil des österreichischen Regiments „Wellington“ von Bre— genz auf zwei Dampf- und eben so vielen Schleppschiffen mit dem Stab des Regiments hier angekommen. Fast die ganze hiesige Be⸗ völkerung stand an dem Hafen, denn diese schönen Truppen wurden hier mit großer Freude empfangen und gastlich bewirthet. Nachmit⸗ tags traf noch eine zweite Abtheilung ein. Erstere ist noch an dem⸗ selben Tage und diese letztere heute in der Frühe um Uhr nach Ra— dolfzell und Stockach aufgebrochen.

Hohenzollern-Sigmaringen. Sigmaringen, 2. Olt. (Schwäb. Merk.) Das peinliche Gefühl des Unmuthes und der Niedergeschlagenheit hat der sieberhaften Aufregung Plaz; gemacht, und schon zeigen sich die Folgen des unbesonnenen Schrittes. Von allen Seiten nähert sich Militair, mehrere bürgerliche Mitglieder des Sicherheits ausschusses haben ihren Austritt angezeigt, und gegen die dabei betheiligten Beamten und Offiziere soll die Dienstentlassung und Landesverweisung bereits verfügt sein; gegen Würth erwartet man stündlich einen Verhaftsbefehl, wenn ihn nicht die neueste Be⸗ schlußfassung der National-Versammlung (Würth wurde einige Tage vor dem Loschlagen mit großer Majorität an des ausgetretenen Sprißleis Stelle nach Frankfurt gewählt) vor dieser Maßregel schützt. Die Regierung, welche übrigens noch nicht zurückgekehrt ist, scheint mit großer Strenge einschreiten zu wollen.

Lübeck. Lübeck, 3. Ott. (Wes. Ztg.) Heute ist Herr Welcker, Gesandter der deutschen Centralgewalt am schwedischen Hofe,

auf dem „Gauthiod“ von Stockholm hier angekommen.

Ausland.

Oesterreich. Pesth, 2. lt. (BresJ. Ztg.) Gestern hatte trotz des abgeschlossenen Waffenstillstandes ein heilweiser Kampf statt. Jellachich wollte nämlich seine Positionen äudern, was aber die Unsrigen in einem mörderischen Gefecht verhinderten. Jellachich soll sich etwas zurückgezogen haben. ) ö

In dem Lager wurden gestern die beiden Brüder Grafen Oedön und Eugen Zichy als Verräther gehenkt. Man hat bei ihnen ver⸗ rätherische Verbindungen mit Jellachich entdeckt. Bei dem Ersteren fand man auch Briefe von der Erzherzogin Sophit. Er war mit dem Fürsten Metternich verschwägert. .

Der Kriegs -Minister Meßaros war gestern hier. Er brachte aus dem Lager bei St. Thomas „000 Mann mit sich und ging heute ins Lager bei Martonvasar, 4 Stunden von hier, ab. 15,000 Bauein treffen heute ebenfalls dort ein. Der Landsturm wird heute auch in unserer Doppelstadt organisirt. Aus den slovalischen Komi⸗ taten hat man die bestimmte Nachricht erhalten, daß die dortigen panslavistischen Unruhen bereits gänzlich niedergedrückt sind. Der Graf Zay hat es mit starker Hand gethan. Gestern wurde hier eine sehr bedeutende Baarsumme konfiszirt, welche aus Wien dem Jellachich zugesendet worden.

In Folge des Beschlusses der gestrigen National -Versammlung wurde heute nachstehende Proclamation angeschlagen:

„Mitbürger! Das unter dem Befehle des abtrünnigen Jellachich stehende feindliche kroatische Lager ist trotz der tapferen Gegenwehr uuserer Armee bis Martonvaser vorgerückt. Die Staatsrechte unseres geliebten Vater— landes, der heimische Heerd der städtischen Bürgerschaft und all jenes, was dem Vaterlandskinde heilig ist, schwebt in Gefahr. Mitbürger! Jetzt ism's an der Zeit, daß wir unsere muthig begeisterte und entschlossene Armee aus vollen Krästen unterstützen und die Vernichtung des Feindes fördern. Der Hauptstadt des Landes werde der Ruhm zu Theil, daß sie durch massen⸗ haftes und furchtbares Auftreten dem zweifelhaften Kampf zu Gunsten des Vaterlandes einen Ausschlag gebe und so zur Rettung der bedrohten Frei⸗ heit und des Wohlstandes, ihrem großartigen Berufe gemäß, betheiligt werde. Ursache dessen hat die unterzeichnete Behörde beschlossen: daß Pesth's sämmtliche waffenfähige Männer ohne Ausnahme heute in Masse zur Vertheidigung des Vaterlandes sich begeben sellen; um dies zu bewerk⸗ stelligen und den Landsturm ordnen zu können, wird Folgendes festgesetzt: 1) Aller Handel und jedes Geschäst wid nach Maßgabe der sich entwickeln— den Umstände längstens auf acht Tage, als bis zur Zurückkunft des be⸗ waffneten Volkes, eingestellt. 2) Ist jeder Mensch mit allen waffenfähigen Miigliedern seiner Familien und im Allgemeinen mit seinen sämmtlichen Gehülfen am bestimmten Orte wegen Ausmarsch in das Lager verpflichtet, zu erscheinen. 3) Jedweder soll auf zwei Tage mit Lebensmitteln und der es im Stande ist, mit was immer für Waffen sich versehend, erscheinen. Sämmtliche Hauswirthe werden für zwei Tage ihre Gehülfen mit Lebens- mitteln versehen; zur Ausfolgung der Lebensmittel für Jedermann, so wie die Unbewaffneten zu bewaffnen, wird die Behörde besorgt sein. Heute wird zur gewissen Zeit Neveille geschlagen; alsdann hat das sämmtliche waffenfähige Volk gerüstet auf folgenden Sammelplätzen zu erscheinen, ins besondere die National-Garde- Bataillone. Das dritte Bataillon auf dem großen Marktplatz, das vierte Bataillon auf dem Josephs-Platze, das fünste Baiaillon nächst dem Museums-Gebäude bei dem Kunewalderschen Hause, das sechste Bataillon rückwärts der Karl- oder großen Kaserne auf der Landstraße. Diesen werden sich sämmtliche waffenfähige Einwohner der Stadt ohne Ausnahme anschließen, und zwar die Leopoldstädter dem Aten, Die inneren Städter dem Iten, die Joseph⸗ und Franzstädter dem ten, die Theresienstädter aber dem Hten Bataillon. Nachdem der auf diese Weise geordnete Landsturm auf den bestimmten Plätzen , , die fämmtliche Einwohnerschaft in Masse versammelt, . unter Leitung ihrer Anführer aufbrechen. Pesth, am 2. Okiober 1818. Die städtische Behörde.“ . 2 .

Diese Proclamation hat natürlich . . ausen e in die Waffen getrieben, und Alt wie Jung, Reich, wie Arm eilt in die Reihen der ; erthei Von ker Nationalgarde werden jedoch einige Landesvertheidiger. 1 . 9 Compagnieen zur Aufrechthaltung der Ordnung und öffentlichen Si= cherheit zurüdbleiben. Vom Kriegeschauplaße nichts Neues, als daß Ban Jellachich einen Aufruf an unsere Offzziere erließ, des Inhalts, daß sse zu ihrer. Pflicht. das heißt, zu seiner Fahne zurückkehren sollen.

Halb 2 Uhr Nachmittags. Es herrscht gränzenlose Ver⸗

wirrung. Gestern Nachmittag war Volksversammlung unter dem räsidium der Stadt⸗Behörde. Es wurde beschlossen, daß heute die affenfähigen in Masse dem Feinde entgegen marschiren sollen, was

in diesem Augenblicke auch wirklich geschieht. Sämmtliche Läden müssen auf Befehl geschlossen bleiben. Unaufhörlich wirbelt der Ge⸗ neralmarsch durch die Straßen. Gegen die Wiener herrscht die größte Erbitterung, so wie überhaupt eine wahrhaft tigerartige Wuth. in den untersten und gewissen anderen Schichten der Gesellschaft. Das Mißtrauen ist auf das Aeußerste gestiegen, daher jeder Fremde in größter Gefahr schwebt. Alle Wohlhabenden sind bereits geflüch⸗ tet. Heute gehen viele Tausend Proklamationen in kroatischer Sprache ins feindliche Lager, um die Kroaten zur Niederlegung der Waffen und zum Frieden zu bringen. Der Banus soll sich gegen Mor und Dotis gezogen haben. Der Zuzug der Bauern dauert unaufhörlich fort, ist aber nicht auffallend zahlreich.

Abends. Es heirscht Anarchie im höchsten Grade, Der Ba⸗ nus stand in Martonvasar; die Waffenruhe soll bis gestern Abends „Uhr fortdauern. In der Umgegend ven Pesth sind die Straßen mit Landstürmern, die nach Pesth eilen, bedeckt. Das Flüchten aus Ofen, Pesth und Preßburg nach Mähren und gegen die Gränze dauert ununterbrochen sort.

National-Versammlung. Sitzung vom J. Oftober. Anfang 127 Uhr. Präsident Marrast. Laissac, für Montpellier gewählt, wird zugelassen. Die Versammlung schreitet dann zu der Feit einigen Tagen unterbrochenen Verfassungs - Debatte, Sie war bis zum Z0sten Artikel vorgerückt, hatte jedoch die Artikel 7 und 28 nochmals an den Verfassungs⸗-Ausschuß zurückgewiesen. Diese beiden Artikel handeln von den Unzulässigleiten oder soge= nannten Inkompatibilitäten, zu denen eine Menge Anträge gestellt worden waren, die alle dem Versassungs Ausschuß zur Begutach⸗ tung und respektiwve Verschmelzung zugeschickt wurden. Martin von Straßburg besteigt die Rednerbühne, um diesen Bericht abzustatten. „Der Ausschuß“, sagt er, „schlägt Ihnen vor, den Artikel 28 also zu fassen: „„Zwischen der Eigenschaft eines Volksvertreters und der eines vom Staate bezahlten und nach Willkür absetzbaren Beam— ten henscht Unverträglichkeit. Kein Mitglied der National-Ver—⸗ sammlung kann während der Dauer der Legislatur zu sol chen öffentlichen und bezahlten Stellen weder ernannt, noch er⸗ hoben werden, welche von dem Chef der Exekutivgewalt vergeben werden. Von dleser Bestimmung sind ausgenommen: ) die Mini⸗ ster, 2) die Unter-Staats-Secrekaire, 3) der General-Prokurator des Cassations-Tribunals, 4) der General-Prokurator des Appellhofes, 5) der Seine-Präfekt, 6) der Polizei⸗Präfekt von Paris, ) der Com- mandeur der National-Garde, 8) die mit diplomatischen Posten beauf⸗ tragten Repräsentanten.““ Eine lange Tisfusslon entspinnt sich über diese neue Redaction. Ein Antrag Boussi's auf radikale Aus⸗ schließung aller Beamten aus der Kammer wird mit 548 gegen 198 Stimmen verworfen. Flandin will auch die Notare, Advoka— ten, Mediziner ausgeschlossen wissen. Alle diese Leute taug⸗ ten zu Volksvertretern nichts, sie sceien bezahlten Beamten gleichzustellen und lebten vom Gelde. (Große Aufregung auf der Rechten und im Centrum.) Man ruft: Das hieße ja die ganze Gesellschaft wahlunfähig erklären! Endlich wird zum Votum über den Artikel 28, wie er vom Verfassungs⸗Ausschusse durch Martin vor⸗ gelesen worden, geschritten. Zahl der Stimmenden M4; dafür 637 dagegen 107. Per Artikel ist also angenommen. (Bewegung.) In— mitteist meldet Marrast das Resultat der Vice Präsidenten⸗ Wahlen für den Ofteber. Es bleiben dieselben Personen. Artikel 29 und 30 (letzterer mit wenigen Aenderungen) waren schon am Freitag angenommen. Artikel 31: „Die Repräsentanten sind stets wieder wählbar.“ Angenommen. Artikel 32: „Die Mitglieder ber National-Versammlung sind Vertreter nicht des Departements, das sie wählte, sondern von ganz Frankreich.“ Angenommen. Arti⸗ sel 33: „Sie können kein imperatives Mandat erhalten.“ Angenom⸗— men. Artikel 34: „Die Volksrepräsentanten sind unverletzlich. Sie dürfen weder verfolgt, noch angeklagt, noch verurtheilt wer⸗ den für die Meinüngen, die sie im Schoße der National⸗ Versammlung aussprechen.“ Angenommen. Artikel 35: „Sie önnen in' Kriminalsachen nicht verhaftet werden, es sei denn auf frischer That, noch gerichtlich verfolgt, es sei denn mit Ge— nehmigung der Versammlung.“ „Die frische That ist sosort der Versammlung zu berichten, welche darüber zu entscheiden hat.“ An—⸗ genommen mit letzterem Zusatze. Artikel 36: „Jeder Volksvertreter erhält eine Entschädigung, auf die er nicht verzichten darf.! Morin beantragt die Streichung jeder Entschädigung. Dufaune bekämpft ihn. Der Artikel wird in seiner ursprünglichen Gestalt angenommen. Tie Diäten von 25 Franken sind somit beibehalten. Artikel 37: „Die Sitzungen sind öffentlich. Doch kann sich die Versammlung in ein geheimes Comité veiwandeln, wenn es die vom Reglement vor— geschriebene Zahl verlangt.“ Angenommen. Artikel 38: „Die Hälfte der Mitglieder und eines darüber sind nöthig zu rech sgülti⸗ gen Voten.“ Angenommen. Artikel 39 (Dringlichkeits⸗Erklärungen betreffend) ebenfalls angenommen. Artikel 40 auf morgen verscho⸗ ben. Tie Versammlung geht um 6 Uhr aus einander.

National-Versammlung. In der heutigen Sitzung der National-Versammlung wurde die Berathung über den Dekretentwurf wegen des landwirthschaftlichen Unterrichts sortgesetzt. Die Art. 2 bis 22 wurden nach einer ziemlich langen und für das Aueland kein Jursresse darbietenden Debatte, in deren Verlaufe fast alle vorgeschla⸗ genen Amendementé und Zusätze verworfen wurden, von der Ver⸗ sammlung der Neihe nach genehmigt und hierauf der ganze Delret⸗ entwurf mit 79 gegen 199 Stinimen angenommen, Durch Art. 2 wird festgesetzt, daß der landwirthschoftliche Unterricht in seinen ver⸗ schiedenen Abstusungen auf Staatskosten ertheilt werden soll.

Paris, 4. Okt. Im heutigen Moniteur liest man: „Die Organe der Presse nehmen täglich mit einem, zum wenigsten gesagt, unüberlegten Vertrauen die verdächtigsten und unbegründetsten Be⸗ richte über die Verhältrisse zwischen der französischen Regierung und den auswärtigen Mächten auf. So haben mehrere Blätter auf die sehr streitige Glaubwürdigkeit eines italienischen Journals die ganz und gar entstellten näheren Einzelheiten einer zwischen dem Botschaf⸗ ter Frankreichs zu Rom und dem heiligen Vater gepflogenen Unter⸗ redung aufgenommen. Man darf über die Ungewissenhastigkeit solcher Erzählungen nicht erstaunen, wenn man weiß, wie vielfach sie erst im Geklatsch von Mund zu Mund gehen, che sie zur Oeffeutlichk. it ge—⸗ langen.“ Ferner: „Die Gerüchte, die man xücksichtlich des Orts, an welchem die italienischen Angelegenheiten verhandelt werden sollen, verbreitet hat, sind voreilig. Der Sitz dieser Konferenzen ist noch nicht bestimmt, und in jedem Falle, ist es gewiß, daß Junsbruck dafür nicht gewählt wird.“

Pie neueste Post aus Italien meldet, in Genua sei der Volks⸗ siurm losgebrochen und am 29. September die Republik preklamirt worden, Und der König von Neapel habe die Veimittelung Frank— reichs in den sicilianischen Angelegenheiten abgewiesen.

Herr Savoye, bisheriger Vertreter der französischen Republik in Frankfurt, ist hierher zurückgelehrt.

Die Verzweiflung der hiesigen Kapitalisten wächst mit jedem Tage. Einer derselben, Herr Ch. Devaux, hat ihnen vorausgesagt, daß ssch die Staatekasse schwerlich die 300 Millionen verschaffen könne, bie ihr für 1518 49, aber unvorhergesehenen Fälle abgerechnet, feh⸗ len, und daß Herr Goudchaux sich gezwungen sehen werde, in Eng⸗ land Geld zu borgen; aber auch diefes Anleihen würde nicht ausrei⸗

Frankreich.

825 chen, und man würde bald zu der verhaßten Piogressivsteuer seine Zuflucht nehmen müssen. Die jüngsten Beschlüsse des Finanzaus⸗ schusses, die naraentlich an der gestrigen Börse stari besprochen wurde, erregen daher das größte Aussehen. Der Finanzausschuß der Natio⸗ nalversammlung hat nämlich einen Bericht über das abgfändente Einnahmen? und Ausgaben-Budget für 1848 übergeben. Der sür das Jahr erbffnete Gesammtlredit betrug 1, Vb to, uls Fr.; die Regicrung schlägt vor, ihn auf 17813372186 Ir. herabzuseßen, das Comité abel wil ihn auf 1,776, 635,277 Ir. ermäßigt wissen. Die Einnahmen sind, die Reserve des Tilgungs-Fonds eingerechnet, auf nur 1,167, 962,18 Fr. veranschlagt so daß das Desizit demnach 300 Millionen übersteigen wird. Die drei abgeschlossenen Anleihen werden dasselbe zwan delken, aber für 1819 wird davon fast nichts übrig bleiben. Bri den Budgets für den Krieg, die Marine und die öffentlichen Arbeiten hat das Finanz- Comité keine Ermäßigung vorgeschlagen; das Kriegs⸗Budget bleibt demnach auf 432,251,721 Fr. fesigesetzt, was fast 218 Millionen mehr beträgt, als im verigen Jahre. Der Effektiv - Bestand des Heeres wird sich am Schlusse

dieses Jahres auf 502,715 Mann und 190,293 Pferde belaufen.

Tas vem Comité angewandte Ersparungs-System trifft fast aus- schließlich den allgemeinen Dienst des Auswärtigen, des Innern und der Justiz. Insbesondere sind die Gehälter der Gesandten sehr bedeu⸗ tend herabgesetzt worden; so soll künftig der Gesandte in St. Petersburg 120, 000 statt 300, 000 , in London 150, 66609 statt 3006, 00M) Fr. be⸗ ziehen. Auch den Gehalt der Präfekten hat das Comité zum Theil ansehnlich ermäßigt. Die Herren Türck und Prudhomme wollen Frankreich durch Ausgabe von Hypothekenbons zu 50, 100, 200, 500 und 1000 Fr., denen man Zwangs Cours bewilligen solle, vor einem Bankerott bewahren. Auf diese Weise lönne man sich 2 Milliarden verschaffen. Herr Goudchaur bestieg gestern Abend die Tribüne der National-Versammlung und sagte, die Gährung, die dieser Vorschlag in der Geldwelt hervorrufe, sei so groß, daß er auf dessen baldige Erledigung dringen müsse. Die Versammlung hat beschlossen, ihn nächsten Montag zu diefutiren. ;

Cabrera soll, nach Blättern von Marseille, in Perpignan ange kommen sein. Vie Schaaren, heißt es, die sich ihm angeschlossen,

seien wüthend gegen ihn; man sage, er habe die Sache des Grafen von Meonkemolmm verrathen und werde von der Königin von Spanien einen bedeutenden Posten im Heere erhalten. In Paris, meint man, diese Nachrichten der marseiller Blätter schienen noch sehr der Bestä— tigung zu bedürfen. Dieselben Blätter sprechen sogar schon von dem Abschlusse einer zweiten Convention von Vergara.

Großbritanien und Irland, London, 3. Alt. Ihre Majestät die Königin der Belgier ist gestenn Morgen in Tover an— gekommen und von dort nach Claremont abgegangen.

Statt des Prinzen Georg von Cambridge, der mit Urlgub nach England gegangen ist, hat General Wemys den Befehl der dubliner Besatzung übernommen.

Aus Dublin wird unteim 30. September gemeldet, daß die zur Abwendung des Verkaufs der Versöhnungshalle nöthigen Gelder nicht zusammengekommen waren, und daß man daher übereingelom— men war, das bisherige Eigenthum des Repealvereins sammt Mobi⸗ lar, Bibliothel ꝛc. öff ntlich veisteigern zu lassen. Zueist sollte die aus mehreren tausend Bänden bestehende Bibliothck unter den Hammer kom⸗ men. Die Journale geben ausführliche Berichte über die Art, wie Do⸗ hens, einer der Führer des Aufstandes, seine Flucht nach Havre bewerkstel⸗

die Kohlen sogar an der Oberfläche hervor. An Arbeitern ist Man⸗ gel. Der Arbeitelohn beträgt 26 bis 27 Schilling die Woche, und mit 6 bis 7 Schilling lann ein Arbeiter dort leben. Die Eingebor⸗ nen sterben aus, indem die europäische Kultur sie schwächt. Selbst vermögende Familien wandern von England nach Neuseeland aus.

Bie Gesundheits Behörde hat zwei Aerzte nach dem Festlande abgeschickt, um dort über die Cholera an Ort und Stelle Untersu⸗ 3 auzustellen. Jeder empfängt als Kosten-Vergütigung täglich 2 Guineen.

Die neuen Sheriffs für London und Middleser leisteten heute ihren Amtseid.

Heute wurden vom Central Kriminalgerichte wieder 14 der an— geflagten Charlisten, und zwar 13 zu zwel Jahren Ge fängniß, einer aber zu lebenelänglicher Deportation verurtheilt.

Prin; Waldeman von Preußen hat an Lord Hardinge einen gol⸗ denen Becher als Geschenk für das jetzt zu Tover liegende 5hste Regiment überschickt, in welchem der Prinz in Indien als Freiwilli= ger diente.

Lord J. Russell befindet sich noch in Schottland auf Besuch bei dem Heizoge von Inverary.

Niederlande. Amsterdam, 3. Okt. (Amstd. Handl.⸗ Bl.) In diesem Augenblicke haben in der verdoppelten zweiten Kammer die Berathschlagungen über die zwölf Gesetz⸗Eniwürfe, welche die Revidirung des Staats Gꝛundgesetzes bezwecken, begon⸗ nen. Aus dem allgemeinen Bericht, welcher von der Kommission zur Begutachtung über diesen Entwurf erstattet worden ist, geht hervor, daß die große Mehrheit der Kammer über die Hauptpunkte mit der Regierung einstimmig denkt, daß man jedoch Aufklärungen und Erläu⸗ terungen verlangt, welche für die Annahme und Ausführung der grund= gesetzlichen Bestimmungen als von Wichtigkeit anzusehen sind. Die große Mehrheit war dem Eutwurfe zugethan, so daß keine weiteren Veränderungen in den Entwurf gebracht worden sind, und dieselben also, so wie sie liegen, angenommen oder verworfen werden müssen. Man beschloß dabei mit Recht, den Wunsch zu äußern, daß, wenn die Revision des Staatsgrundgesetzes wirklich zu Stande gebracht sei, wesentliche Ersparungen und Vereinfachungen das Ziel sein möchten, wonach die Regierung und die dann ernannte Volksvertretung rastles streben sollten, in der Ueberzeugung, daß es keine bessere Bürgschaft für die Unabhängigkeit des Vaterlandes gebe, als wohlgeordnete Finanzen.

talien. Rom, 23. Sept. Heute ward ein kirchlich-peliti= sches Bokument von allgemeinem Interesse unter diesem Titel ver⸗ öffentlich: „Apostolischer Brief unseres heiligsten Herrn, Pins 1X, in welchem die Beschreibung der Diözesen des lateinischen Ritus im russischen Reich enthalten ist.“ Schon im vorletzten geheimen Kon— sistorium lagen die Materialien für den Abschluß dieser so lange be⸗ strittenen Angelegenheit bereit vor; allein es hat sich damit bis jetzt verzögert. „Die uns“, so beginnt das Breve, „von oben her über⸗ sragene Sorge für die gesammte Kirche fordert, daß wir in unserer

väterlichen Liebe, mit der wir die ganze weite Christenheit umfangen,

zu keiner Zeit irgend einen Theil derselben der wachsamsten Ob⸗ hut entziehen lassen; auch in den entferntesten Himmelestrichen ha⸗ ben wir die Sache unserer heiligen Religion und das See⸗ lenheil der Gläubigen aus allen Kräften nach unserem besten Da⸗ fürhalten zu fördern. Sobald wir daher, durch den geheimen Rath— schluß Gottes auf den Thron des Apostelfürsten erhoben, das Steuer⸗

ligte. „In letzter Woche wunden in verschiedenen Gegenden von Limerick ruder der Kirche in die Hände genommen, so wendeten wir ohne

drei verschiedene Personen als verdächtig, Richard O'Gorman jun. zu sein, von der Polizei verhaftet, jedoch wieder freigelassen, sobald sie sich gehörig ausweisen konnten. Der eine dieser Männer, den man für den Insurgentenführer hielt, war ein katholischer Pfarrer, der andere ein' dublsner Anwalt und der dritte ein englischer Han— delsreisender. Aus Clonmel wird untern 29sten über die Fort⸗ setzung des Zeugenverhörs in Sachen S. O Briens weitläufig berich⸗

Verzug unsere väterliche Aufmerksamkeit und Sorge auf das große russische Reich. Dem Beispiel unseres erhabenen Vorgängers Gre—

or's XVI. folgend, haben wir daher die Unterhandlungen mit dem Raiser von Rußland und König von Polen, Nikolaus I., wieder aufgenommen, und ermahnen daher alle Priester und Konsilien, daß sie sich angelegen sein lassen, den Zustand der katholischen Religion jn immer bessere Verhältnisse zu bringen, Obgleich aber jener er⸗

tet. Am lfiämlichen Tage wurde General Napier erwartet, der als lauchte Fürst in Manchem unseren Wünschen entsprochen hat, so ist

Entlastungszeuge vorgeladen ist; auch der frühere Privat- Sccretair Lord Melbourne's zur Zeit der Annahme der Reformbill ist als sol⸗ cher vorbeschieden worden. Der Dublin Freeman meint, die Aussagen dieser Herren und des ebenfalls vorgeladenen Herrn Parker würden ergeben, daß die Führer der Whigpartei nicht immer der An⸗ wendung physischer Gewalt so abgeneigt gewesen wären, als jetzt. Der bisherige Hauptzeuge gegen den Angeklagten war ein Klub⸗ Mitglied, Stephenson Vobyn, welcher die Relle eines Spions ge— spielt zu haben scheint, um die Behörden stets von dem Thun und

Treiben der Komplottisten, so wie von ihren Plänen, zeitig und genau zu t führte sogar an dem Thore, das zum pisaner Bahnhof führt, zwei

zu unterrichten. . ö Der hiesige Gesundheits⸗-Verein veranstaltele gessern Abend eine zahlreich besuchte öffentliche Versammlung, worin die besten Mittel,

England vor den Verhecrungen der zu Hull eingeschleppten Cholera möglichst zu schützen, berathen und anempfohlen, so wie mehrere ent⸗

sprechende Beschlüsse genehmigt wurden.

Dem Beitichte über die Vierteljahreg-Einnahmen sieht man mit Spannung entgegen. Jedermann behauptet, daß derselbe günstig ausfallen werde, und Manche sagen eine Einkommens-Zunaghme von 2 300,000 Pfd. St. vorher. Freitage mit der Zahlung ihrer Dividenden beginnen, und man er— wartef' daher einen neuen Ausschwung der Börsen-Geschäßste.

Sir J. Roß schreibt unteim 11. Juli von der BVBrow⸗Insel,

daß er noch ohne alle Nachricht in Betreff der Expedition Sir ler Art m manden mehr gehorchen; es sei die Zeit der Freiheit, heißt es;

J. Franklin's sei, seine Nachforschungen aber fortsetzen und, so weit es das Eis erlaube, weiter vordringen werde. Dies sei übrigens das letzte Schreiben, welches er bis zu seiner Rückkehr heimbefördern lönne.

Heute ist eine Post aus Indien mit Berichten bis zum 30. Au⸗ gust aus Bombay hier eingegangen. Major Edwardes sollte am Izsten den Moolraj von Mooltan mit 10,000 Mann und 40 Ka⸗ nonen angreifen, ihn zum Kampfe und zur Unterwerfung zwingen.

Im Lande Hazareh haben die Silhs revoltirt. Das Volk ließ sie aber im Stich. Sie griffen das Fort Attock an, wurden aber zurückgeschlagen. liegt Indien im tiefsten Frieden. Die mit der Ueberlandpost ange⸗ langten Handelsberichte aus Kalkutta und Bombay lauten in Bezug auf den Einfuhrhandel, der so lange gedrückt war, recht befriedigend.

Der Globe bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß die minder starken

Ausfuhren, welche dieses Jahr geschehen seien, weit größeren Ge⸗ winn abwerfen würden, als die übermäßigen Waaren - Verschiffungen in früheren Perioden. Als Belege führt er insbesondere Mexiko, die Levante und die Türkei, Spanien und Portugal an, welche in diesem Jahre, weil die dortigen Märkte nicht überfüllt wurden, für die Ausfuhr-Artikel von Manchester sehr gute Kunden waren.

Aus den Dokumenten über die Colonisation Neuseelands erge⸗

ben sich sehr erfreuliche und ermunternde Thatsachen, die geeignet i den Strom der Auswanderung hierhin zu lenken. Die Ge⸗ ammtbevölkerung Neuseelands beträgt erst 107,000 Menschen. Das

Klima ist ausgezeichnet. Die jährlichen Pflanzen aus Europa wer⸗=

den dork perennirend. Die Fiuchtbarkeit ist außerordentlich. Die Wollkultur gedeiht dort trefflich. An Weiden und Wasser herrscht

dort Ueberfluß. Neuseeland besizt auch großen Mineralreichthum. Kupfer, Mangan und Eisenstein sindet sich vor. Im Süden treten

Die Bank von England wind am

doch das Meiste und Wichtigste noch, was einem erwünschten Ziel erst zuzufilhren ist.“ Die engen Gränzen der römisch Ckatholischen Diszesen Rußlands, wie sie das Breve Pius' VI. (vom Jahre 1798) bestimmt, sind dessenungeachtet durch die Kaiserliche Verwilligung jetzt bedeutend erweitert worden.

Florenz, 23. Sept. In Lucca haben neuerdings Unruhen stattgefunden. Ein Detaschement der Guardia civica, welches nach Pisa marchiren wollte, um an der Demonstration gegen Livorno theil- zunehmen, wurde vom Volke mit Gewalt daran verhindert. Dieses

Kanonen auf, die aber bald wieder weggenommen wurden. Die

Ruhe stellte sich darauf von selbst wieder her; aber die Civica mußte

zu Hause bleiben.

Das Demonstrationslager in Pisa ist aufgelöst; in Livorno herrscht Ruhe, Guerrazzi ist fortwäbrend Diktator und spottet der ohnmächtigen Regierung und ihrer Proteste. Von den Gefslüchteten sind nur wenige bis jetzt zurückgekehrt. Die drei von Venedig zu— rückgekehrten piemontesischen Bataillone bleiben auf Ersuchen der tos⸗ canischen Regierung bei uns, wie es heißt, um die Gränzen zu decken, ohne Zweifel aber auch, um der immer mehr überhandnehmenden

Unordnung und Anarchie ein Ziel zu setzen. Ueber die letztere äußert

sich die Patrie, ein moderirt-liberales Journal, in folgender Weise: „Ueberall erhebt das Gesindel aller Art den Kopfz, man will Nie—⸗

man verhöhnt die Guardia civica, geht auf Diebstahl nicht mehr verstohlen aus, sondern öffentlich, wie Jemand, der sein Eigenthum zu holen geht; die Gassenjungen selbst stürzen sich Hane mr f in die Felder, werfen mit Steinen nach den Bauern, und nur nach heftigem Handgemenge können sich diese dieselben vom Halse schaffen.“

Bis zum 6. Oktober Mittags waren an der asiatischen Cholerg als erkrankt angemeldet 1861 Peisonen, Zugang von gestern bis heute Mittag 23. Zusammen 1890. Davon sind gestorben 11635,

Außer der Gährung in Mooltan und Hazarch genesen 409, in ärztlicher Behandlung 325. Summa 1890.

Berlin, den 7. Oktober 1848. Königliches Polizei⸗Präsidinm.

Berichtigung: In den beiden Nummern 131 und 152 des Staats-Anzeigers ist hinter „Nichtamtlicher Theil“ durch einen Druckfehler die Ueberschrift „Ausland“ statt: Deutschland, geseßt ö

Meteorologische Beobachtungen. Abends Nach einmaliger 10 vr. q erer.

1818. Morgens Nachmittags 6 Okt. h Uhr. 2 Uhr.

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