1848 / 159 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

von der Nothwendigkeit durchdrungen ist, daß man sich 6 alle gemeinsamen Angelegenheiten der deutschen Nation von allen Seiten aufrichtigst und růckhalte los an die provisorische Centralgewalt für Deutschland anzuschließen habe. Frankfurt am 29. September 1818. Der Großherzoglich hessische Bevollmächtigte hei der! provisorischen Centralgewalt Deutschlands. Eigenbrod. An das Reichs⸗-Ministerium des Innern.“

erreich. Wien, 6. Oft. (Wien. 3tg.) Se. Ma⸗ an d, hat die Entlassungs⸗Gesuche des Grafen Bathiany, Minister⸗Präsidenten des ungaris ten Ministeriums, und des Staats- Secretairs in dem bei der Person des Kaisers befindlichen ungarischen Ministerium, Franz Pulszty, angenommen. .

Gestern wurde in der Kirche am Hof. für den in Pesth ermor⸗ deten Feldmarschall Lieutenant Lamberg ein feierliches Todtenamt ab⸗ gehalten, bei welchem nebst vielen Generalen und Offizieren Abthei⸗ sungen der hiesigen Garnison und Nationalgarde und von Seiten des Hofes Ihre Kaiserl. Hoheiten der Erzherzog Franz Karl, die Erz⸗ herzogin Sophie und ihre drei Söhne anwesend waren.

Die Bresl. Ztg. enthält Folgendes:

Breslau, 7. Ott., Abends 10 Uhr. Auch der heutige Abend⸗ zug brachte weder die wiener Post noch wiener Passagiere. Die ge—⸗ sammten Nachrichten, welche man über die wiener Ereignisse besitzt, stammen angeblich aus einem Privatschreiben an einen ratiborer Kauf⸗ mann, das ein Postbeamter, irren wir nicht, aus Wagram oder Gän— serndorf geschrieben haben soll. Abschrift dieses Schreibens haben wir leiber nicht gesehen, berichten somit den Inhalt nur vom Hö— rensagen.

„Gestern Nachmittag sollten mehrere Bataillone aus Wien nach Ungarn ausrücken. Das Volk wollte dies hindern und zerstörte die Brücken. Als darauf Pioniere den Uebergang des Militairs bewir= ken sollten und man zum Schutze ihrer Arbeit sechs von Infanterie stark gedeckte Geschütze abgesandt hatte, nahm das Volk drei von diesen Geschützen, nachdem ein Theil des Regiments Deutschmeister zum Volke übergegangen war. Hiernach wurden auch die Eisenbahn⸗ brücken und die Esenbahn bis Gänserndorf zerstört. Der Kriegsmi— nister Latour wurde vom Volke gesucht, lange vergeblich, dann aber in seiner Wohnung aufgefunden, als er eben im Begriff gewesen, ver⸗ kleidet zu entweichen. Zunächst soll er durch einen Beilhieb in den Hinterkopf verwundet und demnächst aufgehängt worden sein. Eben so soll man einen General Breda erschossen haben (nach Aeußerung eines österreichischen Offiziers existirt in dortiger Armee indeß kein General dieses Namens). Das Militair soll aus der Stadt heraus—⸗ geschlagen worden sein und sich auf dem Glacis am Schottenthore gesammelt haben.

So viel von dem angeblichen Inhalte jenes Briefes.

Wir hielten uns verpflichtet, alle Nachrichten so, wie wir sie em⸗ pfingen, zu geben. Zunächst muß natürlich deren Bestätigung abge⸗ wartet werden, allerdings erregt es indeß auch jetzt schon Bedenken, daß der Postzug abermals ausblieb.“

Die Schles. Ztg. theilt folgendes Schreiben aus Ratibor vom 7. Oktober mit:

„Der Zug aus Wien ist ausgeblieben, weil die Eisenbahn bis Wagram zerslört ist; eben so die Telegraphen Verbindung. Aus einem Briefe, der mit großer Mühe über die Donau befördert und bis Wagram durch einen Boten gesendet worden, entnehme ich Fol— gendes: Seit gestern Nachmittag 2 Uhr ist Wien in vollem Auf— stande. Das Ausrücken eines Bataillons zum Heere des Iellachtich soll die Veranlassung gegeben haben, dem sich die Nationalgarde widersetzte. Hierauf entspann sich ein Kampf der Schwarz-Gelben gegen die demokratische Partei; Nationalgarden kämpften gegen Na⸗ tionalgarden, und ein Theil des Militairs, namentlich vom Regiment Deutschmeister, soll zur demokratischen Partei übergegangen sein. Graf Latour, der aus der Kommandantur in seine Wohnung flüchten wollte, ist niedergestochen und zusammengehauen und darauf vor der Hauptwache an eine Laterne aufgehängt und vom Volke angespieen worden. Oberst Klein, der mit den Pionieren die Donaubräcke ab⸗ tragen ließ, ist erschossen worden. Gegen die Vorstadt sind Zuzüge von vielen Tausend Bauern, mit Flinten und Sensen bewaffnet, in Bewegung. Vom Kaiser weiß man nichts.“

Die Bestätigung der hier angedeuteten Nachrichten erhalten wir durch folgenden uns direkt zugegangenen Bericht:

Wien, 7. Okt. Zwei hiesige Grenadier Bataillone hatten den Befehl erhalten, nach Ungarn abzumarschiren, ein Theil dieser Truppen hatte sich aber dieser Bestimmung widersetzt; sie wurden da— her gestern morgen, als sie um 53 Uhr ausrücken mußten, von einem Kürasster⸗Regiment eskortirt. An den Donaubrücken wurden sie in— dessen von bewaffnetem Landvolk empfangen, das sie nicht weiter ließ, mit den Grenadieren fraternisirte und die Brücken zu demoliren an— fing. Es eilten auch bald Nationalgarden zusammen und nah— men Partei für das Militair. Die Kürassiere, welche die Brücken nicht mehr überschreiten konnten, mußten zurück. Es ent— spann sich bald darauf ein Kampf zwischen den Grenadieren, Natio— nal⸗Garde und Volk auf der einen und einem Füsilier-Bataillon des polnischen Regiments Nassau und anderen, zum Theil von Prag an— gekommenen Truppen auf der auderen Seite. Der Kampf hat bis Mittag in der Leopoldstadt fortgewüthet, worauf er in der Stadt be— gann, indem ein Theil der National⸗Garde sich mit einem anderen Theile der⸗ selben, den Studenten und dem Landvolk schlug. Zwischen und 5 Uhr ward das Kriegs-Ministerium, das nur von 30 Mann Soldaten besötzt war, ohne daß diese sich nur hatten widersetzen können, erstürmt und durchsucht, und der Kriegs⸗-Minister Graf Lotour auf die grausamste Weise mit Stichwunden, Fußtritten und Hammerschlägen auf den Kopf ermordet und dann an einem Laternenpfahl im Hofe aufgehängt, wo noch nach seinem Leichname geschossen wurde,. Das Zeughaus ist die ganze Nacht hin⸗ durch vom Militair und einem Theil der National. Garde vertheidigt wor⸗ den, ist aber diesen Morgen in die Hände des Volks gefallen, wel⸗ ches sich nun mit Gewehren bewaffnet. Den gestrigen Tag und die ganze Nacht hindurch hörte man das Kanonen= und Peloton-Feuer und das Sturmläuten in der Stadt und in allen umliegenden Dör— fern 3 5 Ferne. ;

. ie örder des Grafen Latour hatten glei eschricen, di ihm Gleichgesinnten sollten ihm folgen. . lch en Abend der Reichstag permanent erkläit und dem Kaifer eine Depu— tation nach Schönbrunn gesandt, um ein „volksthümliches“ Ministe⸗ rium und die Zurücknahme der Ernennung des Banus zum Königl Commissair für Ungarn zu verlangen. .

Das Ministerium ist aufgelöst, der Justiz-Minister soll auf der Flucht gefangen genommen worden sein und sich auf der Aula befin= de. die übrigen Minister, außer Doblhoff und Hornbostl, sich versteckt

alten.

Alles Militair hat die Stadt verlassen und jetzt, Nachmittags, findet kein Kampf mehr statt. Das Landvolk strömt bewaffnet ab und zu.

Die ganze Kaiserliche Familie hat heute um 8 Uhr Morgens Schönbrunn verlassen und sich gegen Linz zugewandt. Alle Truppen, welche Schönbrunn besetzt hielten, so wie 8 Compagnieen, welche eben

len, daß dafür zu sorgen sei, daß kein Militair auf der Nordbahn

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von auswärts eingetroffen waren, sind gefolgt. Das Schloß in Schönbrunn ist vollkommen unbewacht, und alle Effekten, Equipagen u. s. w. sind im Laufe des Tages fortgeschafft worden, um dem

Hofe zu folgen.

Gestern sind hier nachstehende Bekanntmachungen veröffentlicht worden:

Oe neger e er Reichstag, von den verhängnißvollen Ereignissen benachrich⸗ tigt, die diese Hauptstadt betroffen haben, hat 9 4 * wendet sich vertrauens voll an die Bevölkerung Wiens, damit sie ihn unterstütze in der Erfüllung seiner schweren Aufgabe. Indem der Reichstag sein tiefstes Bedauern ausspricht über einen AÄkt schreck= licher Selbsthülfe, durch welchen der bisherige striegs-Minister seinen gewaltsamen Tod gefunden, spricht er seine feste Hoffnung, seinen enischiedenen Entschluß aus, daß von diesem Augenblicke en das Ge— setz und die Achtung vor demselben wieder allein herrsche. Ter Reichs- tag hat sich permanent erklärt, er wird diejenigen Maßregeln treffen, die die Ordnung, Sicherheit und Fre heit der Staatsbürger fordern, er wird dafür sorgen, daß seinen Beschlüssen unbedingte Vollstreckung werde. Er wird sich zugleich an den Monarchen wenden und demselben die Dringlichkeit vor⸗ stellen, diejenigen Minister seines Rathes, die das Vertrauen des Lan des nicht besitzen, zu entfernen, und das bisherige Ministerium durch ein volkethümliches zu ersetzen. Er stellt die Sicherheit der Stadt Wien, die Unverletzlichkeit des Reichstages und des Thrones und da⸗ durch die Wohlfahrt der Monarch! unter den Schutz der wiener Nationalgarde.

Wien, am 6. Oktober 1848.

Im Namen des Reichstages. Der erste Vice⸗Präsident: Franz Smolka.

An die National⸗Garde.

Nach dem mir von dem hohen Reichstage ausgedrückten Wunsche sehe ich mich in Anbetracht der eingetretenen außerordentlichen Um— stände zue möglichst schleunigen Herstellung der gesetzlichen Ordnung bestimnit, den Herrn Abgeordneten Scherzer als provisorischen Ober— Kommandanten der National-Gerde von Wien und Umgebung zu ernennen, und gebe mich der Hoffnung hin, daß sich sämmtliche Na— tional-Garden ohne Verzug um denselben schaaren werden, um mit gemeinsamen Kräften die öffentliche Sicherheit zu wahren.

Wien, den 6. Oktober 1848.

Der Minister des Innern.

Proc lamation.

Der Reichetag bringt hiermit zur öffentlichen Kunde, daß er eben in Berathung über die Maßregeln sei, das Militair aus dem Bezirke der Stadt zu entfernen und eine allgemeine Amnestie für das heute Vorgefallene, und zwar für alle Civil- und Militair⸗Per⸗ sonen, zu erwirken.

Wien, am 6. Oktober 1848.

Vom constitutionellen Reichstage. Vom ersten Vice⸗-Präsidenten: Franz Smolka.

Kundmachung. Der Reichstag hat beschlossen, Seiner Majestät die Bildung eines volksthümlichen, das Vertrauen der Bevölkerung genicßenden Ministeriums, an welchem die bisherigen Minister Doblhoff und Horn⸗—

bostel Theil zu nehmen hätten, als ein unerläßliches Bedürfniß zur Herstellung der Ordnung zu bezeichnen.

Der Reichstag hat zugleich feinen Wunsch vor den Thron ge⸗ bracht, daß das Allerhöchste Manifest vom 3. d. M. in Betreff der Ernennung des Baron Jellachich zum Königlichen Kommissär von Ungarn zurückgezogen und sür alle bei den heutigen Vorfällen bethei⸗ ligten Civil⸗ und Militair-Personen eine allgemeine Amnestie ausge sprochen werde.

Hierüber hatte Se. Majestät dem Reichstage die Bildung eines neuen volksthümlichen Ministeriums, dem die Minister Doblhoff und Hornborstel beigezogen werden, mit dem Beisatze zugesichert, daß Se. Majestät mit dem neu zu bildenden Ministerium die zum Wohle der Gesammtmonarchie nöthigen Maßregeln unverzüglich berathen wer— den und sich der Hoffnung hingeben, daß die Bevölkerung von Wien zur Wiederherstellung eines geordneten gesetzlichen Zustandes kräftigst mitwirken wird.

Welches zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird. Wien, den 6. Oktober 1848. Vom konstituirenden Reichstage. Vom ersten Vice⸗Präsidenten: Franz Smolka m. p. Karl Wiser m. p. Schriftführer.

R ati en rden

tokollen⸗ Nacht.

Das Ministerium hat mit dem schmerzlichsten Bedauern ver⸗ nommen, daß Rationalgarden gegen Rationalgarden, daß Bürgern, gegen Bürger im Kampfe stehen, ohne daß hierzu auch nur der ge⸗ ringste Gruͤnd vorhanden wäre. Aus einem solchen Kampfe kann nur Anarchie hervorgehen.

Das Minisserium ist daher fest entschlossen, die Ruhe, Ord nung und gesetzliche Freiheit aufrecht zu erhalten, und fordert diejenigen Garden, die das Ministerium in seinem Bestreben unterstützen wol⸗ len, auf, sich gegenseitig durch weiße Armbinden kenntlich zu machen.

Wien, am 6. Oktober 1848.

Der Ministerrath.

Kundmachung. . Der Reichstag beschließt, der Direction der Nordbahn zu befeh⸗

hierher geführt werde. Diè betreffende Weisung ist nach Ollmütz und Brünn zu geben. Wien, am 6. Oktober 1848. Vom ersten Vice-Präsidenten des Reichstages: Franz Smolka.

Der Feldmarschall Radetzky hat an den Volkerath der Ruthenen in Lemberg nachstehendes Schreiben gerichtet:

„Meine Herren! Ich habe die Atresse erhalten, die Sie im Namen des Volks der Ruthenen unter dem 16ten d. M. an mich richteten. Ich danke Ihnen für mich und meine Armer für den Ausdruck Ihrer Theil- nahme an den Siegen, die Gott uns über die Feinde des Kaisers und un⸗ sereö gemeinsamen Vaierlandes verliehen. Sagen Sie allen Ihren Stam⸗ mesgenossen, wie sehr mich diese Aufmerksamkeit erfreute, denn über Alles hochfchätze ich die Treue und Anhänglichkeit, die das brave Voll der Ru= thenen Enn an die Sache unseres verehrten Kaisers an den Tag legte, und diese Treue haben Ihre Söhne neuerdings auf den Schlachtfeldern

taliens durch ihre Tapferkeit glänzend bewährt. Es ist mir ein wahres ergnügen, ihnen dies Zeugniß ertheilen zu können. Empfangen Sie noch- mals meinen Dank und melnen herzlichen Gruß.

Hauptquartier Mailand am 30. August 1848. Radetz ky.“

„Zuverlässigen

Die Allg. Oest. Itg. enthält Folgendes: Nachrichten zufolge, hat Jellachich, in der Üeberzeugung, dem ihm bei Stuhlweißenburg entgegenstehenden ungarischen Heere nicht ge⸗

wachsen zu sein, den letzten Waffenstillstand dazu benutzt, um mit sei⸗ nem Haupt- Corps auf Raab zu marschiren, wo derselbe auch mit 15.000 Mann, unter welchen 50900 regulaire Truppen und ein paar Hundert Mann Kavallerie nebst 33 Stück Kanonen sind, eingetroffen. Jellachich hat seinen Marsch auf Wieselburg gerichtet, wahrscheinlich um sich dort oder an der österreichischen Gränze mit den bei Baden⸗ dorf konzentrirten österreichischen Truppen zu vereinigen. Jedenfalls aber ist diese Annäherung der kroatischen Armee an die österreichi⸗ schen Gränzen und die direkt auf Wien gerichtete Marschroute der⸗ selben von großer Bedeutung. Die Postveibindung mit Pesth ist seit . unterbrochen und besteht nur noch zwischen hier und Preß⸗ urg.“

7 53 5 Der Capitain eines ge⸗

(Allg. Oest. Z.)

stern Abends angelangten österreichischen Kauffahrers hat angezeigt,

daß er die sardinische Flotte in den Gewässern von Pola wahrge— nommen zu hahen glaube.

Bayern. München, 6. Okt. Ihre Majestäten der König Ludwig und die Königin Therese sind von Berchtesgaden hierher zu— rückgekehrt und haben ihre Appar⸗ tements im „Königsbau“, wie früher, bezogen, da der Wittelsbacher Palast bis jetzt noch nicht zur Vollendung und vollständigen inneren Einrichtung gebracht werden lonnte.

Schleswig⸗Holstein. Kiel, s. Okt. (Alt. Merk.) In Bezug auf die Verausgabung von Kassenscheinen ist nachstehende Bekanntmachung erschienen:

„Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachungen vom 22. und 29. September d. J. (s. Pr. Staats⸗Anz. Nr. 148 und 152) und in Gemäßheit des §. 3 der Verordnung vom 31. Juli 1848, betreffend die Emittirung von Kassenscheinen bis zum Belauf von 3, 756, 000 Mark schlesw.holst. Courant, einzulösen durch gleichzeitig auszuschreibende Steuern, bringt der unterzeichnete Ausschuß es hier⸗ durch zur öffentlichen Kunde, daß eine fernere Summe, von 250,000 Maik schlesw.- holst. Courant in Kassenscheinen emittirt worden ist, und zwar 84,000 Mark Courant in Kassenscheinen, welche auf 12Tha⸗ ler nach dem 14 Thalerfuß oder 40 Schillinge schlesw.⸗ holst. Cou⸗ rant, und mit der Laufnummer von 32,0901 bis 65, 609 versehen sind, so wie 166,000 Mark Courant in solchen, welche auf 4 Thaler nach dem 11 Thalerfuß oder 10 Mark schlesw. - holst. Courant lauten und mit der Laufnummer Fol. a 4001 bis 20,609 versehen sind.

Kiel, den 5. Oktober 1818.

Der Ausschuß. von Baudissin. Dr. Müller. von Leesen. Tiedemann.

Rendsburg, 6. Okt. (Alt. Merk.) Heute fand hier die Wahl eines Abgebrdneten zur Landesversammlung an Lie Stelle des ausgetretenen Landvogts Volquarts statt. Gewählt wurde der Prinz Friedrich von Augustenburg mit gegen 120, Stimmen; in der Mino⸗ rität war Rohwer aus Holtorf mit 70 Stimmen.

Altona, 7. Okt. Mit dem heutigen Morgenzuge kam der General von Bonin mit einem Adjutanten zur Inspection der hiesi⸗ gen Garnison und der Baron von Heintze. hier an. Der küizlich hier durchgereiste General Radowitz hat seinen Schwager, den Grafen Reventlow⸗-Jersbeck, besucht. Gestern inspizirte der General von Bonin die in Elmshorn befindlichen schleswig⸗ holsteinischen Truppen.

deuß⸗Lobenstein-⸗Ebersdorf. Lobe nstein, 6: Okt. (D. A. 3.) Der Fürst Heinrich JX XII. hat die Regierung niedergelegt und zeigt dies durch folgene Urkunde an: „Geraume Zeit ist es mein Vorsatz, wegen meiner erschütterten Gesundheit die Führung der Re— gierung niederzulegen. Jetzt, bei den Anstrengungen der, Neuzeit, in die ich vom Krankenlager geworfen ward, ist es gebieterische Pflicht. Und schwarzer, unerwarteter Undank von mancher Seite hat mein Wirken abgeschnitten. Teshalb habe ich schon im April am rech— ten Ort meinen unwiderruflichen Entschluß ausgesprochen, auszuscheiden. Diesfallsige Vereinbarung ist endlich! erfolgt. Ich lege, kraft dieses, zum Besten meines verfassungs mäßigen Nachfolgers, Ihro des regierenden Fürsten von Schleiz Durchlaucht und Liebden, die Regierung nieder. Treu glaube ich 26 Jahre lang mit Aufopferung sür meine Wahlsprüche⸗: „Volkeswohl ist Fürstenlust!“, „Reform, nicht Revolution!“ gewirkt zu haben. Wenn mir's nicht gan möglich ward, wenn mein öffent⸗ licher Charakter verschleiert, so wirkten tazu ungünstige Umstände, d. i. unsere starren Gemeinschaftszustände, starre Bundes- und Pro⸗ Nun, die große Zukunft wird Alles bessern! Mein Trost über Bitteres ist die feste Hoffnung, die ich schon am 21 sten März öffentlich aussprach: „Ein freies, großes, starkes Deutschland, so weit seine Sprache.“ Für das der letzte Blutstropfen. Mein herzliches Lebewohl denen meiner theuern Landsleute, die mir (nen Rest von Liebe schenken. Urkundlich meiner eigenhändigen Vollzie⸗ hung und Beidrückung meines fürstlichen Wappens. Den 1. Okto⸗ ber 1818. Heinrich LXXII. Fürst Reuß.“

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AUnsland.

Frankreich. National-Versammlung. Sitzung vom 6. Oltober. Anfang 125 Uhr. Präsident Marrast. An der Ta- gesordnung ist der Artikel 41 der neuen Verfassung, die Präsisen⸗ tenfrage. Fresneau, gestern Abend unterbrochen, setzt seine Rete fort. „Bürger“, beginnt er, „werdet Ihr, wenn Ihr den Präsizenten selbst ernennt, arum eine demokratische Republik wirklich bestzen? Wird unter einer Exckutiogewalt, die von Euch ausgeht, ie in., Regierung liberaler seirn, als die gestürzte Juli⸗ Monarchie? Man waif dieser Egoismus vor, doch können Sie nicht leugnen, daß ũsich manche edle Stimme in Ihren beiden Kammern erhob.“ Trotz zahl. reicher Unterbrechungen seht der Nedner seinen Vortrag sort. Ihm zufolge führe die Ernennung des Präsidenten durch die National⸗Ver⸗ sammlung zu abscheulichen Oligarchie, Er hege kein Mißtrauen zum Lande; das sei das einzige Mittel, ihm seine natürliche und regelmäßige Ac⸗ tion wiederzugeben. (Beifall zur Rechten, Zischen zur Linken.) Er stimmt für die Volkswahl. Grevy: Sein Antrag enthalte gan; neue Grundsätze. Er will, daß die Versamm ung den Prasid enten wähle, daß dieser sich das Ministerium bilde daß , sei, daß er seine Minister absetzen ,, Versammlung den Präsidenten der Republik we in fe, . dem . Zweifel. Habe sie nicht ., fi, . ganze Land so einzurichten, wie sie es am 3 . e? 9 e sie nicht selbst erst die Republik proklamirt?, 6 ,, Gesetze? Könne sie nicht alle umstoßen, die ihr verderl ich dünkten ? „Wir Wir müssen ihm gehorchen!)

timme: aud enn, Land bestehe darauf, den Prä⸗

F zu wählen, wer sagt Ihnen das? Der erer 6 Hin muß in Frankreich die Folgen jeder r überlegen. Die Gefahr der Republik besteht darin, im Des h ,,. zu sterben. Das Volk ist nicht aufgeklärt genug, es

ö hrhunderte hindurch von Monarchen unterjocht, aller⸗

er eg re ell: bestehen noch; an uns ist es, dasselbe zu leiten.

Ravit. W. Hirschfeld.

Ein Präsibent, vom Volke gewählt, würde sich über uns dünken, wir wären wieder in der Monarchie. Ein gemischtes System müßte uns zum Bürgerkrieg führen; das segenannte Gleichgewicht zwischen den Staatsgewalten ist eine Schwärmerei des vori⸗ gen Jahrhunderts, eine Erfindung Englands. Darum keine Doppel- Staatsgewalt, keine Doppel- Souverainetäten über oder neben einander. Ein Volkskongreß, wie wir ihn vorstellen, ist die stärkste Regierung. Welche andere Regierung wäre dem Juni— sturm nicht unterlegen? Welche andere Regierung dürfte einen drei= monatlichen Belagerungs-Zustand wagen? Ludwig Philipp konnte ihn nicht drei Tage aushalten. In einer Demokratie darf die Regierung nirgend anders ihren Sitz haben, als in Einer Kammer. Ihr habt sie gefunden, sucht sie zu behalten.“ Jules de Lasteyrie, von der Rue du Poitiers: „Regierungen, deren Gewalten in einer Hand oder in einem Körper verschmolzen sind, werden stets dem Unvorher— gesehenen erliegen. Nur getrennte Gewalten sind dauerhaft. Die Welt besteht nicht eist seit dem 24. Februar. Man beruft sich auf die Stärke der Februar-Regierung bis heute. Du lieber Himmel, welche Nachsichten und Rückschten aller Art haben wir nicht gegen unsere Exekutiv⸗ s ewalten üben müssen? (Lärm.) Es ist inkonsequent, dem Volke die Urtheils- Fähigkeit abzustreiten. Um Republikaner zu sein, muß man dem Volke Reife zutrauen. Mißtrauen erzeugt Mißtrauen. Wir fochten 18 Jahre, um die Charte zur Wahrheit zu machen; beginnen wir nicht, dem Volke zugestandene Verheißungen zurückzuzieben.“ (Sehr gut! Der Redner schlägt als Mittel gegen die Gährung die Wahl in zwei Graden vor. Nach einem unerheblichen Vortrage Leblond's besteigt Lam artine die Rednerbühne. „Außer der Bewegung, die ein Redner

wichtigen Frage fühlt“, begann dieser, „empfinde ich noch eine ge⸗— wisse Unentschlossenheit, um mich nach den vorhergehenden Rednern auszusprechen. Zunächst scheint es mir, ob die Redner in ei⸗ ner gewissen Verworrenheit befangen wären über die fünf Artikel, die gegenwärtig zur Berathung vorliegen. Sie haben die Frage verwirrt. Es handelt sich hier nur darum, ob die Nationalversammlung oder das Volk den Präsidenten der Republik wählen müsse. Ich bekenne laut, daß ihn Niemand anders als das Volk und nur das Volk wählen muß. Ein Hauptgrund, warum man der Nationalversammlung dieses Geschäft überlassen will, besteht in der Stimmung des Landes. Wohlan, diese Stimmung ist der Prä— sidentenwahl nicht gefährlich. „Die Prätendenten der Legitimisten, fuhr der Redner fort, seien weniger als je zu fürchten, sie beriefen sich weniger als je auf das Recht von Gottes Gnaden. Was Louis Bonaparte betreffe, so wisse das Volk recht gut, daß sich der Ruhm nicht vererbe, also auch dieser Prätendent sei nicht gefürchtet. Ange⸗ nommen, die Versammlung erwählte den Präsidenten mit 20, 30, 40 oder noch mehr Stimmen-Mehrheit, was wäre das für eine Zahl gegen die moralische Macht, die ihm Millionen Stimmen des Volks verliehen! (Bravo zur Rechten. Die Republik sei in Gefahr, höre man von verschiedenen Seiten, wenn die National⸗Versammlung den Präsidenten nicht selbst wähle, sie stehe noch auf zu schwachen Füßen. „O“, rief Lamartine, „ich habe wohl das satyrische Lächeln auf den Lippen dadrüben gesehen, als ein Vorredner die Unhaltbar⸗ keit der menschlichen Dinge andeutete. Wohlan, glaubt Ihr, nach der Präsidentenwahl würden die Dinge sogleich besser werden? O nein, dazu bedarf es noch vieler Jahre. Entzieht also dem Volke, dem Ihr die Waffen in die Hand gabt, dem ihr die Vertheidigung des Landes vertraut, nicht das Stimmrecht. Vergäße es sich selbst, ja, ließe sich die Masse fanatisiren und im Galopp zur Monarchie zurückführen, dann wären wir förmlich die Besiegten; aber jene Be— siegten vom Pharsalus. Alea jacta est der Würfel ist gefallen! Eine solche Niederlage wäre unsere Absolution vor der Nachwelt.“ Der Redner verläßt fehr erschöpft die Tribüne. Er hatte 17 Stun⸗ den . Um g vor 6 Uhr ging die Versammlung aus einander.

Paris, 6. Okt. Die Regierung beeilt sich, im heutigen Mo⸗ nitenr zwei Gerüchte zu widerlegen, die an der gestrigen Börse und in den Abendblättern große Verbreitung gefunden hatten und die allgemeine Spannung noch erhöhten. Diese beiden Widerlegun⸗ gen lauten: „Man verbreitet das Gerücht, Oesterreich habe die fran⸗ zösische Vermittelung in Italien ausgeschlagen. Diese, von der Prefse aufgenommene Nachricht ist durchaus erfunden.“ Ferner: „Mehrere Blätter geben sich öfters den Schein, als ob sie besondere Kenntniß hätten von dem, was im Schoße des Ministerraths vorgeht. Aber fast alle ihre Behauptungen sind nur Irrthümer. So vensicherte die Patrie gestern Abend, es sei in einem Ministerrathe beschlossen worden, doaß die Regierung auf der Tribüne der National-Versamm⸗ lung denjenigen Antrag unterstützen wolle, der die Präsidentenwahl bis nach Votirung der organischen Gesetze hinauszuschieben vorschlägt. Die Regierung ist jedoch im Gegentheile überzeugt, daß eine Verlängerung des Provisoriums für die Angelegenheiten des Landes tödtlich wäre. Das Land woll eine konstituirte Regierung; es will sie sofort, und so wie die National⸗Versammlung den Grundsatz der Wahl des Präsidenten der Republik ausgesprochen haben wird, wird die Re⸗ gierung bei ihr darauf antragen, einen baldigen Tag für diese Wahl zu bestimmen. Nach der Ueberzeugung, welche die Mitglieder der Regisrung beseelt, würde man sich als schlechte Bürger heißen, wollte man die Regierungsgewalt auch nur einen Tag länger behalten, als es die strengste Nothwendigkeit erheischt. Der Constitutionnel sagt, Besterreich habe Frankreichs Anträge zwar nicht verworfen, aber die Vermittelung schreite doch nicht vorwärts. Ehe man über die Grundbedingungen einig sei, auf welche hin man vermitteln wolle, streite man sich Wochen lang über die Stadt herum, in der über die Vermittelung verhandelt werden solle. Ob in Innsbruck, Genf, Ba⸗ sel, Verona oder Münster, das sei gleichgültig; die Bedingungen seien die Haaptsache, darum möge man sich beeilen.

Dem Vice-Adbmiral Caf, Marine-Minister unter der ehemaligen Exekutiv-Kommission, ist der temporäre Ober-Befehl über die Ge⸗ sammt-Yiarine in Toulon übertragen worden.

Louis Napoleon Bonaparte hat nicht für das Departement Nonne, sondern für Paris, seinen Geburtsort, die Wahl zum Volks— vertreters angenommen. In Folge dieses Entschlusses haben die De— partements der Mosel, Charante, Monne und Korsika zu neuen Wah— len zu schreiten.

Die Bankdirection veröffentlicht heute ihren amtlichen Wochen— bericht. Am 28. September belief sich die Verkehrssumme für Pa⸗ ris noch auf nahe an 75 Millionen und in den Sukkursalen auf 1153 Millionen. Laut obigem Bericht sank aber diese Verkehrssumme in Paris auf 71, 343,608 Fres. 75 Centimen und in den Sukkursalen auf 115,072,552 Fres. 25 Cent. Die passiven Papiere stehen im⸗= mer noch auf 15,545,968 Fres. 83 Cent., und der Staat ist nur noch mit 21,506,485 Fres. 45 Cent. gutgeschrieben. Dagegen sind die Baarvorräthe in den Sukkursalen um ein Erhebliches gestiegen in Folge der Betreibung der Einlösung der Wechsel durch die Ban⸗ ken. Von 99 Millionen stiegen die Baarvorräthe in den Sukkursalen auf 101,A 336,118 Fres.; in Paris fielen sie dagegen von 130,894,388 Fries. 41 Cent. auf 129,334,482 Fres. S4 Cent.

In Sierck bei Thionville hatten sich Weiber zusammengeschaart und ssch der Getraide⸗Ausfuhr, aus Furcht vor Brodtheurung, wider⸗ setz. Die Staats- Anwaltschaft begab sich auf den Platz und ließ

in einer so

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sechs Frauen aus der Versammlung verhaften. Dies erbitterte die Männkr, und der ganze Flecken stand auf, Kavallerie und Gen= Tarmerie rückte gegen sie vor und siellte nicht ohne Waffengebrauch die Ruhe wieder her. ö . ; Molé ist dem Ausschusse für die auswärtigen Angelegenheiten beigesellt worden, in welchem Drouyn de Lhuys den Vorsitz führt.

Großbritanien und Irland. London, 5. Olt. Ihre Majestät die Königin wirb nächstens wieder das Schloß in Wind sor beziehen. = ö Das Prozeßverfahren gegen die irländischen Anführer in Clou mel wird wegen der großen Anzah! von Zeugen, welche zu verhören sind, nicht vor morgen zum Schlusse gebracht werden können. Voꝛ⸗ gestern war man nech mit Zeugenverhören beschäftigt. Die Nach⸗ richten aus Irland in Betreff der Lebenemittelfrage lauten sehr gün⸗ stig. Die Hafer⸗Aerndte ist sehr ergiebig ausgefallen, und diese, so wie die reichlich vorhandenen Gemüscarten ersetzen einigermaßen den Man⸗ gel an Kartoffeln. Die Times schrebt in einem leitenden Artikel über Irlands gegenwärtige Stellung zu England Folgendes: „Ein neuer Winter kommt heran, und Irland wendet sich wieder an die Theilnahme und Sorgfalt ihrer vorsichtigeren und glücklicheren Schwester. Die Empörung ist zwar unterdrückt, aber nicht die Hungerenoth. In großen Distrikten ist die Kartoffel Aernte eben so sehr mißrathen, wie dies wor zwei Jahren der Fall war, und bei der Wiederkehr der Ursache müssen wir auch die Erneuerung der unglücklichen Folgen erwarten. Es sind jedech einige Umstände zu unseren Gunsten. Die Weizen⸗-Aerndte ist nicht so schlecht ausgefallen als 1846. Auch herrscht feine allgemeine europäische Hungersnoth, und es ist eine solche auch nicht wahrscheinlich. Wir haben ferner den Vortheil unserer früheren Er⸗ fahrung. Daher wird, Alles erwogen, die Schwierigleit sich darauf beschränken, nur gewisse Distrikte durch die bereits bestehenden Ein⸗ richtungen und, so viel als möglich, mit lokalen Hülfsmitteln zu un⸗ teistützen. Wirklich sind seit vielen Wochen schon bereutende Theile der westlichen Bevölkerung, wie z. B. an der wilden Küste des un—

glücklichen Counemara, durch regelmäßige Bertheilungen von Hafer—

Mehlsuppen, welche die Fonds der Armenverbände geliefert haben, unterstützt worden. Wenn dies schon jetzt der Fall ist und mitten in der Zeit der Aerndte und der offenen Fischerei fortgesetzt werden mußte, was muß denn erst werden, wenn der Boden durch den Frost verschlossen oder mit Schnee bedeckt ist, und das Meer sowohl dem Fischer als dem Auswanderer seine gewohnte Gastfreundschaft versagt. Wir glauben jedoch, es könne kein Zweifel sein, daß Irland im Stande sei, sich selbst zu erhalten. Und in der That, wer bezweifelt dies? Das Geschrei der Empörung ist ja gerade, daß Irland seine Erzeugnisse für sich behalten solle; eine For⸗ derung, welche zwar viele Thorheit und. Unredlichkeit in sich schließt, aber doch bezeugt, daß nach der allgemeinen Meinung Irland im Stande ist, sich selbst zu genügen. Wir haben daher nur der Wohlhabenheit Irlands dessen A muth entgegen zu setzen und aus den mehr begünstig— ten Gegenden das Material und den moralischen Beistand, welcher von den übrigen Gegenden gefordert wird, hinüber zu zie—⸗ hen. Es liegen zwei Fälle vor uns, und zwar nur zwei. Entweder müssen wir ein irländisches System haben, welches für Irland hin— reichend genügt, ohne daß es beständig die Güte Englands in An— spruch nimmt, oder es muß ein allgemeines Reichssystem ohne Rück⸗ halt angewendet werden. Entweder Irland muß die Last seiner gro⸗ ßen Armenhäuser und seiner Pestbeulen des Elends, sei es vermit⸗ telst einer Steuer vom Eigenthum, sei es auf andere umfassende Weise, redlich auf alle seine Hülfsquellen vertheilen, oder es muß sich als Bedingung seiner Unterstützung durch das Reich auch der allge— meinen Besteuerung des Reiches unterwerfen.“

Aus Nord-Amerika ist die Fregatte „St. Lawrence“ von 44 Ka⸗ nonen vor Cowes auf Wight angelangt, und der Gesandte Bancroft, der bei Lord Palmerston auf Besuch war, sofort dahin abgereist, um sich mit dem Capitain zu besprechen. Die Fregatte geht heute Abend oder morgen nach der Weser ab, wo ste den Winter hindurch zur Wahrung der amerikanischen Interessen verbleiben soll.

Das Post⸗Dampsschiff „Medway“ hat aus Westindien und Süd⸗ Amerika 960,009 Dollars mitgebracht.

Vom Cap wird ein Aufstand des bekannten Pretorius gemeldet; man glaubt jedoch, daß die Behörden zu Port Natal im Stande sein werden, denselben zu unterdrücken und die eingeborenen Häuptlinge von der Betheiligung abzuhalten.

Die schoöttische Centralbahn ist jetzt vollendet. Gestern began⸗ nen die Eilzüge von London nach Perth; der Weg wird in 14 Stunden zurückgelegt.

Nach einem in der Times vom 30. September enthaltenen Briefe vom 20. September hat ein Herr Lassell in Starfield bei Liverpool einen achten Trabanten des Saturn zwischen dem letzten und vorletzten entdeckt.

Belgien. Brüssel, 7. Okt. Der österreichische Gesandte, Graf Woyna, ist so eben nach Wien abgereist. Der Fürst von Ligne wird sich unverzüglich nach Italien begeben.

Vor Anfang November werden die belgischen Kammern nicht wieder eröffnet.

Schweiz. Zürich, 5. Okt. (Frankf. Journ.) In sei⸗ ner vorgestrigen Sitzung hat der Große Rath dem an der Universttät München angestellten Mitglied Blantschli die Entlassung ertheilt; nach Vollendung des ihm übertragenen bürgerlichen Gesetzbuches darf Herr Bluntschli jedech der diesfälligen Verhandlung als Referent mit berathender Stimme beiwohnen.

Basel, 5. Okt. (Bas. Bl.) Seit gestern hat unsere mili⸗ tairische Gränzbewachung gegen das Großherzogihum Baden hin auf⸗ gehört; unsere Jäger-Eompägnieen sind aus dem Dienste entlassen.

Genf, 3. Oft. (Frankf. J.) Im Auftrage des Bischofs in Freiburg hat auch die hiesige katholische Geistlichkeit am 24. v. M. von den Kanzeln herunter Reli ionsgefahr verkündet. Im Großen Ramhe erfolgte eine Interpellation von Seiten eines Ultramontanen. Der Staatsrathsprässdent antwortete der Form nach scharf, dem In—

halte nach aber ausweichend.

Italien. Rom, 19 Sept. (Allg. Oest. Ztg.) Der Mi⸗ nisterrath hat gestern das Polizei⸗Ministerlum aufgehoben und dessen Functionen dem Ministerium des Innern zugewiesen. Gleichzeitig ist das vom Polizei⸗Ministerium unterm 13. September erlassene Geld- Ausfuhrverbot wieder aufgehoben.

Turin, 29. Sept. (D. A. 3.) Die hiesige Regierung hatte sich mit der lombardischen Consulta in Verbindung gesetzt, um sich wahrscheinlich mit ihr wegen der Maßregeln rücksichtlich der abzu⸗ schließenden politischen Verträge zu einigen. Die lombardische Con⸗ sulta wünschte jedoch vor allen Dingen die Bedingungen zu kennen, auf welche hin die französisch-englische Mediation stattfinden solle. Das hiesige Kabinet hat aber diese Mittheilungen, sich auf das Bei⸗ spiel Frankreichs und Englands berufend, verweigert. Die lombar⸗ dische Consulta erklärte ihm daher, daß sie zwar die Gründe der Zu⸗ rückaltung achte, die das sardinische Kabinet zur Verschwiegenheit

vermögen, daß aber unter solchen Umständen eine Ansicht über obige Maßregeln von ihr nicht ertheilt werden könne. Eben dieser Nicht⸗ betheiligung halber dürfe man jedoch weder auf Annahme, noch Ver⸗ werfung der Mediations- Bedingungen von Seiten der lombardischen Consulta schließen.

Genueser Blätter wollen wissen, daß drei neapolitanische Trup⸗ pen-Abtheilungen, die gegen Palermo vorrückten, von den Sicili a⸗ 3. angegriffen, geschlagen und 900 Gefangene gemacht worden eien.

Neapel, 23. Sept. (A. 3.) General Filangieri erhielt Be⸗ fehl, auf einige Stunden ven Messina nach Neapel zu kommen, um dem Könige Fändlich eine Mittheilung von Seiten der Provinzial⸗ Negierung in Palermo machen zu können. Gestern ging wieder Kriegemunition mit Spitalrequisiten nebst einigen Truppen nach Mes⸗ sina ab. Es sind keine weiteren Feindseligkeiten vorgefallen. Durch ein neues Dekret ist die Korneinfuhr ins Königreich erlaubt, wodurch die Preise desselben bedeutend gefallen sind. Die Beraubungen und mörderischen Anfälle mit kurzen Messern, besonders bei einbrechender Nacht, werden immer häufiger und geschehen auf unbegreiflich kühne Weise, vorzüglich seitdem die Angreifenden wissen, daß man die Stock- 9. abgeben mußte und sie daher keinen Widerstand zu fürchten aben.

Neapel, 25. Sept. (A. 3.) Abermals viele Verhaftungen nach Eatdeckung eines Komplotts, welches jetzt ins Lächerliche gezo⸗ gen wird; ein Aufruhr sollte mit der Zerstörung der Gasröhren be⸗ ginnen. Man erwartet neue Veränderungen im Ministerium. Die Nachrichten aus Messina reichen bis zum 22. September, nach wel⸗ chem sich der Handel wieder belebt. In der Bank sollen nur 3000 Ducati Kupfergeld vorgefunden worden sein. Die französischen Of⸗ fiziere sympathisiren mit den neapolitanischen; der französische Kommandant begab sich an Bord des „Stromboli“, um dem General Correale und dem Obersten Del Re einen Besuch zu machen, während gegenseitige Salven die Freundschaft verkündeten. Eine Mibil-Kolonne bewegte sich gegen Castroreale, welches eine Unterwerfungs⸗Adresse schickte. Auch Syrakus soll sich unterworfen haben. In Palermo hat die fremde Vermittelung den Muth aufs Neue angefacht. 10,009 bewaffnete Landleute, der Kopf mit 4 Kar⸗ sini (18 Kreuzer) täglich honorirt, sind in Palermo kampffertig. In⸗ dessen bittet man doit um sechsmonatliche Waffenruhe. Die Konsuln haben gegen die Aufhebung der Bankzahlungen protestirt. Calabrien wird von Näuberbanden hart heimgesucht. Die Partei der Realisti steht hier der Fuochisti gegenüber. Beide beschuldigen sich reactionai- rer Bestrebungen, während doch die unglückseligen Zustände dieser Provinzen nur die Folgen der langen Anarchie und des Bürger⸗ kriegs sind.

Bis zum 8. Oktober Mittags waren an der asiatischen Cholera als erkrankt angemeldet 1918 Personen, Zugang von gestern bis heute Mittag 2B. Zusammen 1944. Davon sind gestorben 1209, genesen 440, in ärztlicher Behandlung 295. Summa 1944.

Berlin, den 9. Oktober 1848.

Königliches Polizei⸗Präsidium.

Markt ⸗Berichte. Berliner Getraidebericht vom 9. Oktober. Am heutigen Markt waren die Preise wie solgt: Weizen nach Qualität 60 b4 Rthlr. Roggen loco 29 31 Rthlr. ö S2pfd. p. Okt. Nov. 29 Rthlr. Br., 28 G. „p. Frühjahr 323 Rthlr. bez. u. Br., 32 G. Gerste, große, loco 28 30 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 16 - 17 Rthlr. Rüböl p. Okt./Nov. 117 2 1130 Rthlr. ohne Abgeben.

Nov. Dez. 11 Rthlr. bez.

„Dez. / Jan. 11, Rthlr. Br., 11 bez.

Jan. Febr. 11 Rthlr. bez.

Jebr. Mãrz dito.

März April dito.

Leinöl loco 108 Rthlr., Lieferung 92. Spiritus loco ohne Faß 15 a 117 Rthlr. mit Faß verk.

n Okt. u. Oft. Nov. 15 a 145 Rthlr. mit Faß

verk. u. Br.

p. Frühjahr 17 Rthlr. nominell. Königsberg, 6. Okt. Zufuhr war mittelmäßig. Weizen 60 bis 80 Sgr. pr. Schffl., Roggen 28 bis 33 Sgr., gr. Gerste 30 bis 33 Sgr., kl. Gerste 20 bis 30 Sgr., Hafer 14 bis 20 Sgr., graue Erbsen 30 bis 50 Sgr., weiße Erbsen 30 bis 59 Sgr., Kar⸗ soffeln 12 bis 135 Sgr., der Centner Heu 16 bis 19 Sgr., das Schock Stroh 84 Sgr., Spiritus 141 15 Rthlr. pr. Ohm.

Meteorologische Beobachtungen.

1848. 8 Olet.

Nachmittags Abends 2 Uhr. 10 br.

Nach einmaliger Keobaehtung.

Morgens 6 Uhr.

Luftdruck Luft v arme /

Thaupunkt. ..

38, os! par 337, 70 πr. 337, 52 Par. aer r 7, 99 R.

4 9,10 R. 11,27 n. 4 10,27 R. Flusswarme 10,22 H. 7,87 R. 4 16,39 R. 4 8,7“ kn. Boden ce Duustsãttigzund.- S8 pCt. 73 pot. S7 pet. Aus dũns tung Wetter...... heiter. heiter heiter. Niedersehlag

, Ww. W. W. Wurme wechsel 4 14,

Wwolkenzug. ... W. 3 710 Tagesinittel: 337, 79“ Par... 112 R... 8, 90 4 R. .. S3 pCt. W.

Königliche Schauspielg.

Dienstag, 10. Okt. Im Opernhause. 1114e Abonnements⸗ Vorstellung: Marie, oder: Die Tochter des Regiments, komische Oper in 2 Abth., Musik von Donizetti. Anfang halb 7 Uhr.

Mittwoch, 11. Okt. Im Schauspielhause. 168ste Abonnements⸗ Vorstellung: Alles für Andere! Driginal⸗Lustspiel in 1 Akt, von Ch. Birch Pfeiffer. Hierauf: Eigensinn, Lustspiel in 1 Akt, von R. Benedir. Und: Zum erstenmale wiederholt: Badekuren, Lustspiel in 1 Akt, von G. zu Putlitz. Anfang halb 7 Uhr.

Donnerstag, 12. Skt. Im Schauspielhause. 169ste Abonne⸗ ments⸗-Vorstellung: Der Pfarrherr, Original⸗Schauspiel in 5 Akten, von Ch. Birch⸗ Pfeiffer. Anfang halb 7 Uhr.

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Die französischen Theater⸗Vorstellungen werden nach dem 15. Ot⸗ tober wieber beginnen und, wie in den früheren Jahren, im König⸗ lichen Schauspielhause stattfinden. Schriftliche Meldungen um Abon⸗ nements für die ganze Dauer der Votstellungen, das sst, vom Okto- ber d. J. bis Ende Juni k. J., werden spätestens bis zum 10. Of- tober bei dem Herrn Francis que, Kanonier-Straße Nr. 1, 2 nommen. Das Abonnement zu einem Platz im ersten Range ersten Balkon beträgt 20 Sgr., im Parquet und den Parquet- Segen 16 Sgr., im zweiten Rang und zweiten Balkon 71 Sgr.

Königsstadtisches

Dienstag, 10. Olt. Provin

v riebrich Adami. me,, 11. Oft. Italieni

rento la. Komische Oper in 2 Akten.