i der Gerichtsbarkeit entspring enden Abgaben, welche
n 3 ß deren Erhebung sich auf die gesetzlich bestehenden Gebührentaren gründet entweder dauernd an Gerichtspersonen oder bei einzelnen gerichtlichen Verhand⸗ lungen entrichtet werden, z. B. die Abgaben an Gerichts⸗
diener, die Dreidinggelder, Zählgelder, Siegelgelder;
h der Fleisch⸗ oder Blutzehnt,. d., h. die Berechtigung, von dem gesammten in einer Wirthschaft gebarenen oder auf⸗ gezogenen Vieh, oder von einzelnen Gattungen desselben, gewohnlich das zehnte, bieweilen auch das nach einem an-
keren Zahlenverhältniß bestimmte Stück in Natur oder an dessen Statt einen Geldbetrag zu sordern, desgleichen der
Bit nenzehnt; . ; 2. m) die ungemessenen Dienste in den zur Provinz Westfalen und
Sach sen 1 durch den Vertrag vom 29. Mai 1815
an Preußen abgetretenen, vormals hannoverschen Landes⸗ teilen und dem Herzogthum Westfalen;
n) die Jagd⸗Dienste, die Verpflichtung, Jagdhunde zu füttern, Jäger aufjunehmen und sonstige unmittelbar zum Zwede der Jagd obliegende Leistungen, Dienste zur
zu häuslichen Verrichtungen der Gutsherrschaft, als zum Reinigen der Häuser und Höfe, zum Krankenpflegen, Be⸗ wachen von Leichen, Dienste zu haus wirthschaftlichen Be⸗ dürfnissen der gutsherrschaftlichen Beamten, Dienste und Leistungen zu Reisen des Gutsherrn selbst oder seiner Be⸗ amten, Botendienste und Abgaben, Stelle der vorbenannten Dienste und Leistungen vertreten; o) folgende Leistungen und Abgaben: Walpurgisschoß, grund-
herrlicher Schoß, Bedegeld, Schäfersteuer, Bienenzins und
Wachspacht, inso ern beides von dem Venpflichteten für die
Erlaubniß entrichtet wird, auf seinem eigenen Grund und Voden Bienen zu halten, die Verpflichtung zum Wachs⸗
verkauf, die unter dem Namen Wasserlaufszinsen, Wasser⸗ fallzinsen vorkommende Besteuerung der Wasserkraft der sließenden Gewässer, die Abgaben zur Ausstattung von
Familiengliedern des Berechtigten, das Recht, die Gänse
der bäuerlichen Wirthe berupfen zu lassen;
p) die auf Grundstücken haftende Verpflichtung der Besitzer,
gegen das in der Gegend übliche Tagelohn zu arbeiten;
q) die Berechtigung des Erbverpächters, Erbzins- oder Zins- herrn, den zu entrichtenden Kanon zu erhöhen; auf die pe⸗ riodische Berechnung eines in Körnern bestimmten und in Geld abzuführenden Kanons nach den wechselnden Getraite— preisen findet diese Bestimmung nicht Anwendung;
r) das Eigenthum der Guteherren an den auf fremden Gär— ten, Aeckern und Wiesen stehenden Eichen;
) die unter den Namen Straßengerechtegkeit, Auenrecht vor— kommende ausschließliche Befugniß der Gutsherren, über die nicht zu den Wegen nöthigen freien Plätze innerhalb der Dorflage zu verfügen;
die bei den ordentlichen Gerichten anhängigen Prozesse über
die Verpflichtung zur Entrichtung von Besttzveränderungs⸗Ab⸗ gaben in anderen als den oben zu 2 suh g genannten Fällen, insoweit sie nicht rückständige Gefälle betreffen; desgleichen über
Abgaben der Kruggüter, Brauereien, Brennereien und Schmie⸗
den, deren gewerblicher Ursprung streitig st, und die über Ex⸗
mission lassstischer Wirthe; 4
die Gemeinheits-Theilungssachen, insofern Streit aus der An⸗
wendung der §§. Sß, gl und 114 der Gemeinheitstheilunge⸗ Ordnung vom 7. Juni 1821 obwaltet, und die darüber schwe—
benden Prozesse. §. 3.
Die Verordnung über die Beschränkung des Provocationsrechts auf Gemeinheits-Theilungen vom 28. Juli 1838 — 5. 1 bis incl. 7 — findet auch in der Provinz Westialen Anwendung. ;
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.
Gegeben Sanssonci, den 9. Oktober 1818. —
(1. S. Friedrich Wilhelm.
von Pfuel. Eichmann. von Bonin. Kisker. Graf Dönhhofs.' Für den Min ster der geistlichen 31. Angelegenheiten: von Ladenberg.“ *
Berlin, 12. Okt. Das Amtsblatt des Königlichen Post-De— partements enthält die Verordnung, betreffend die Erweiterung der Portofreiheit der milden Geldbeiträge und Gaben zum Besten der Nothleidenden in Schlesien; desgleichen, betreffend die Beibehaltung des bieherigen Verfahrens in Betreff der nach dem Auslande ger sch—⸗ teten rekommandirten Briefe; desgleichen, betreffend die Portofreiheit in Angelegenheiten des bergisch märkischen Comité's zur Unterstützung der in Schleswig⸗Holstein verwundeten Krieger; desgleichen, betreffend die Feststellung der gemeinschaftlichen preußisch-österreichischen Porto=
*
Taxe für neu errichtete Post⸗Anstalten in Oesterreich.
Oesterreich. Reichstags⸗ Sitzung vom S8. Oktober. Anfang 11 Uhr Vormittag. Turko liest eine Stelle aus der Oesterr. Zeitung, in der gesagt ist, daß der Reichstag beschlossen hätte, den Erzberzeg Ludwig ünd die Erzherzogin Sophie vom Hofe zu entfernen. Dies sei ein unwahres Faltum und dürfte üble Wer— lung in den Provinzen hervorbringen. Er achte die freie Presse und . daß eine solche Unwahrheit in einem so verbreiteten Blatte sich befinde. Er beantrage eine offizielle Berichtigung und Jurückhal— tung derjenigen Eremplare, die noch nicht abgegangen. ESmolka bemerkt, daß, seiner Ansicht nach, diese Schritte nicht nothwendig seien. Dieses in der Kammer angeregte Faktum werde hinreichen um die Journalistit aufmerksam gemacht zu haben, und sie herd sich
ewiß beeilen, einen Irrthum zu bericht k zen? ** zj ö 9. zu berichtigen. (Allgemeiner Beifall.) Löhn er berichtet, daß er bereits Schrinze zur Berichtigung geth und daß in Kürze ein Ertra. Biatt erschemné, welch gigant 3 an, berichtige. Es entspannen sich hierauf Debatten ee. . . keit der Wiener Zeitung in den letzten Reichstags B angsan. wie über die Verbreitungs Art des angenommenen , . ö. nifestes. Pu rt cher meldet, daß er mit dem jsctigen , Oesterreichischen Zeitung ele gon und * 1 t 2 er sagt, daß er die bekannte irrige Nachricht nicht von dem aich? betrauten Berichterstatter erhalten, sondern von einen? nur enn benußten. Er werde den Irrthum so schnell als möglich ber lk J. und stelle sich dem Reichstag mit seinem Organe ganz 8 ö Diensten. (Beifall Feifalik stellt den Antrag, die . breitetsten Blätter mögen angegangen werden, die stenogra— phischen Berichte vom Sten und ien mitzutheilen. Ange— nommen. Der Präsibent ernennt die Uebersetzer des Reichs-⸗Mani— festes in die österreichischen Volkssprachen. Saskievitsch (ruthenisch), Prato (italienisch),, Jvichievich (illprisch, Beck (böhmisch, Bortow sf spolnisch), Am rosch (krainisch). Pillersdorf legt den Antrag vor, man möge an die abwesenden Deputirten die Aufforderung stellen, n diesem wichtigen Momente sich an ihrem Platze einzufinden oder die Gründe ihrer Entfernung anzugeben. Der . ident meldet, daß Aehnliches vom permanenten Ausschusse vorliegt. Borrosch
Bewachung guts derrlicher Gebäude oder sonstiger Grundstücke, Dienste
welche lediglich die
lauft beantragt Kundgebung dieser Adresse, damit die Provinzen sehen, welcher Geist die Bevölferung besecle,
Jählung anwesend sind. werden.
Antrag wird in alle Sprachen übersetzt werden. um balb 1 Uhr auf eine Stunde vertagt.
erfahren. rium nicht unterstehe und die Würde des Königs von Ungarn von
durch das Ministerium dem Ban kundgeben, daß Se., Majestät
S0
bringt den * rag vor. Er lautet: „J) Der Reichstag, der ohune—= hin zur Beend y. V . unauflösbar ist, 2 sich unter keiner Bedingung selbst aufzulbsen und seiner Pflicht vollständ ig nach=
zukommen.“ Wird ohne Debatte einstimmig angenommen. Bravo im Saale und auf den dene e „2) Der Reichstag ist ein un- auflösbares Ganzes und vertritt a sle Völker Oesterreichs, die ihn be= schickt haben.“ Ohne Debatte einstimmig angenommen. „Z) Der Reichetag ist durch Manifest vom 6. Juni und vom freien Volke durch freie Wabl berufen, allein das constitutionelle, legale Organ der Einigung zwischen dem Monarchen und der Volkssouverainetät, zur Wahrung der unverkümmerten Volkafreiheit und des Kaiserlichen Thrones.“ Angenommen. „) Der Reichstag besteht aus freien Vertretern des souverainen Volkes, der keinen Vetreter einen morali⸗ schen Zwang zum Bleiben auferlegt.“ Angenommen. „5) Der Reichetag wird auf dem constitutionell legalen Boden fest beharren, wum von hier aus mittelst constitutionell-legaler Maßregeln das Vater⸗ land, die Rechte des Volkes und des Thrones zu wahren.“ Ange⸗
nommen. 6) Der Reichstag fordert alle Mitglieder, die ohne oder mit Urlaub abgereist sind, sich längstens binnen 14 Tagen einzufinden.“ Uchazi will den Zusatz: „wörigenfalls das Min sste⸗ rium neue Wahlen ausschreiben wird.“ Bortosch will das ver⸗ schoben wissen, da oben von keinem moralischen Zwange die, Rede ist. Er ist gegen jede Beschränkung der persönlichen Freihrit dieser Ver⸗ sammlung. Selinger will siatt 11 Tage blos „unverzüglich, ge setzt haben. Fischbof will die Anzahl der anwesenden Deputirten gezählt und angegeben wissen, damit in den Provinzen nicht die Mei⸗ nung auftauche, es sei eine kleine Anzahl vorhanden. Wird ange⸗ nommen. Der Präßsidenß theilt mit, daß er schon zu Anfang der Sitzung 221 gezärlt hae. Es wird neuerdings abgezählt werden. Ein Abgeordneter will Namensaunfruf. Pre stl „rotestirt dage⸗ gen, es sei ein moralilischer Zwang. Wird darum auch verworfen. Ein Abgeordneter beantragt, statt „abgereisten“ „abwesenden“ in den hten Punkt zu setzen. Angenommen sammt dem ganzen Punkte, nach— kem mehrere Zusätze abgelehnt worden. Von den Ubstimmungen wurden die Uebersetzungen in verschiedene Sprachen vorgetragen. Der Präsident verliest hierauf eine angelangte Eingabe des ersten wie⸗ er Arbeiter-Vereins, in welchem der Dank an die hohe Neichs-Ver— sammlung für ihre Thaten ausgedrückt wird und sich die Arbeiter, benen (s um Aufrechtbaltung der Freiheit und Gesetzlichkeit zu thun, Allgemeine Acclamation. Um⸗
sich ihm ganz zur Verfügung stellen.
Angenommen. Der Präsident theilt mit, daß heute 251 Mitglieder nach genauer Dies wind über die Proclamation gesetzt Borrosch's Antrag wird nun als Ganzes ein- Borrosch's zum Beschlusse erwachsener
stimmig angenommen. Die Sitzung wird
Nachmittagssitzung vom 8. Oftober. Der Präsident theilt mit, daß eine Deputation aus Brünn angelangt, welche ihr Kreditiv, vom Provinzial-Landtags Präsidenten ausgestellt, idm über⸗ geben hat. Er verliest es, es enthält, daß die Brünner sehr bestürzt äber den Mangel telegraphischer Nachrichten seien, und darum die se Deputation geschickt haben, um sich beim Reichstage authentische Nach richten zu holen. Sie wollen ihre ganze Kraft der geseßlichen Ordnung und der Freiheit widmen. Allgemeine Acclamation. Die Brünner bitten noch um Herstellung des Telegraphen, um schnellstens Nachrichten zu er— halten. Der Präsident überweist dies letztere dem Minister Hornbostl. Pra to verliest, als Berichterstatter des Wohlfahrte⸗Ausschusses, demsel⸗ ben von dem Minister übergebene Aktenstücke aus der Stadt Preßburg. Die Stadt Preßburg berichtet, daß Jellachich zwischen Wieselburg und Ungarisch-Altenburg lagere und angezeigt habe, daß er üher Preßburg zu gehen benbsichtige. Die Preßiburger haben die Schiff⸗ brücke abgebrochen, und da der Banus ihnen droht, die Stadt in den Grund zw schießen, so bitten sie nun um Beistand, um so mehr, da sie die Zurücknahme des Manifestes auf Ansuchen des Reiche tages Der Aueschuß meint, da der Ban dem hiesigen Min ste— der des Kaisers von Oesterreich getrennt sei, so möge der Reichstag Ministerium zu bilden beauftragt und diesem rie Angelegenbeit des Gesammt⸗ Vaterlandes zu schlichten über⸗ trug. Durch diese Feindseligkeiten greife er den Verhand— lungen vor, und er möge sich daher ruhig verhalten. Das Minste⸗ rium beantragt, dem Kaiser einen Widerruf des Manifestes zur Un⸗ terzeichnung vorzulegen. Pienkowski meldet, daß er aus sicherer Quelle weiß, daß der ungarische Minister-Präsident abgedankt hat und vom Kaiser ebenfalls die Zurücknahme des Manisestes erbittet. Neuwall will, daß man zugleich an daß ungarische Ministerium das Ansuchen stelle, die Feind eligkeiten einzustellen. Wilewski stimmt für den Antrag des Aus chussts. Sierakowski stellt den Antrag: „I) Das Ministerium aufzufo dern, den Wunsch des Reichstages dem FKaiser vorzulegen, der dahin geht, das Bombardement zu verhindern. 2) Den Ban von dieser Verfügung in Kenntniß zu setzen und ihn zu ersuchen, mit dem Bombardement einzuhalten, bis ein Beschluß Sr. Mascstät erfelgt. Prato meint, daß der Reichstag nicht be⸗ rechtigt fei, dem König von Ungarn Rath zu ertheilen. Auch könne er hitr nicht die Vermittelung ergreifen, weil er nicht von den Par⸗ teien aufgefordert ist. Wenn der Reichstag die Sache Preßburgs dem Kasfer Übermittle, so geschche dies, weil die Stadt Hülfe angesucht. Pientschikoweki entgegnet während der Debatte über Sierakbwöti's Antrag, daß es unter der Würde der Kammier sein. beim Ban um etwas nachzusuchen. Sirakowski's Antrag fällt durch. Neu⸗ walls Ankrag bleibt ebenfalls in der Minorität. Der Antrag der Kommifsion wird angenommen. Pillersdorf verliest hierauf eine Atresse an den Kaiser, welche die Sachlage, so wie das Ge— schehene aus drückt und ihm die Bette des Volkts vorträgt, daß er zurück⸗ kehre, damit kein Bürgerkrieg ausbreche und das Werk der Verfas⸗ sung zu Ende gebracht werdt. Die Ädresse wird nach einer kleinen Verbesstrung, statt „»das Volk soll sich um den Thron schaaren n — „»das Volk will,“ angenommen. Schusel ka verliest ein Schreiben des Kommandanten Auersperg, worin er bedauert, daß nach Ueber⸗ gabe des Zeughaus s dasselbe fast geplündert und historische Schätze ruinirt wurden; eben so daß Waffen in die Hände eines Theiles der Bevölkerung gelangten, welche nicht zur Garde gehören und daher einen gefährlichen Mißbrauch erwarten lassen. Er habe inventarisch die Waffenschätze den Deputirten übergeben und macht sie daher ver= antwortlich. Schuselka thut dar, daß die Abgeordneten mit Gefahr ihres Lebens Alles thaten, uni solche Waffen abnahme zu verhindern, die Zeit war aber zu drängend, sowohl eine faltische Uebernahme auszuführen, als das Volk vom Eindringen zu hindern. Des anderen Tages sei auf Erlaß , ohnehin das Zeughaus geschlossen worden,. Kommandiren⸗ hei 3 nimmt es nebstdem übel, daß der ( n . Ven la. e,, ie fi on niedergesetzt, indem dies nicht mit seiner Stel⸗ er n, g de Der Ausschuß hat geantwortet, daß bei der , ., , a der Reichstag dem Kommandanten lundge⸗ Fine fn gn, . seinerseits nicht die Rede sei, daß man e ien Reichstage nicht übel nehmen könne, daß er bei
ein neues
Stubenthore.
nistet Hornbestl langt an und meldet, daß er so eben ein Hand= billet Sr. Majestät 1 Es lautet: „Lieber Hornbostl! Ich fordere Sie auf zur Gegenzeichnung Unserer Verordnungen sich in Unser Hoflager zu begeben. Siegbardskirchen, den 8. Oktober 1848.“ Hornbostl glaubt den Befehlen Sr. Majestät nachkommen zu müssen. ¶Acclamation. Präsident Smolka beauftragt den Minister, die früher angenommene Adresse Sr. Majestät zu überreichen. Sierakowęski stellt den. Antrag, der Reichstag beschließt, Wien nicht zu verlassen, bis Se. Majestät nicht zurückgekehrt sei. Demel fragt, wie sich dies mit dem heute angenommenen Punkt gegen den moralischen Zwang vertragte, und bittet um Motivirung. Sierakowski sagt: „Ich werde den Antrag nicht begründen; wer Ja sagen will, sage Ja; wer Nein sagen will, sage Nein. Popiel sagt, daß ein solcher Antrag voraussetze, daß Jemand daran denke, Wien zu verlassen; dies sei gewiß nicht der Fall. Hierauf geht man auf Antrag zur Tagesordnung. Das Handbillet Sr. Majestät wird dem Kommandanten Auersperg mitgetheilt, so wie, auf Antrag Löh— n er's, der Bevölkerung. Tie Adresse des Kaisers wird in alle Sprachen übersetzt werden. Die Sitzung wird aufgehoben. Mor gen ist Berathung in den Abiheilungen wegen der Grundrechte. Sollte eine Vollberathung nothwendig werden, so dürfen sich die Abgeordneten bles aus den Abtheilungen in den Saal begeben Schluß der Sitzung 7 Uhr. ,
Wien, 9. Ott. (Breslauer Zeitung.) *) Nach der Erstürmung des Zeughauses war die maßlose Prelsgebung aller Waf⸗ fengattungen keine Volksbewaffnung mehr, es war eine leidige Plün⸗ derung. Volkeklassen aller Farben und Tendenzen rissen die aufge— häuften Vorräthe an sich, eines der wichtigsten Güter der Nation — das Arsenal — drohte in kurzem eine Beute des raublustigen Pö⸗ bels zu werden. Bald aber (gegen 9 Uhr Morgens) suchten die Nationalgarde⸗Wachen dem zügellosen Andrange dadurch Einhalt zu thun, daß sie Straßen und Wege zum Zeughause absperrten und iemanden, als Nationalgarden und Legionaits selbst passtren ließen. Dieselbe Sichtung wiederholten die Wachen an den Thoren zum zwei— tenmale; mit wahrhaft übermenschlicher Krast und Anstrengung er⸗ wehrten sie sich der ungestümen Haufen. Als aber das Alles noch immer nicht ausreichen wollte und man fortwährend Personen, die in Wien unter dem berüchtigten Namen der Kappelbuben bekannt sind, drei, vier Armalurstücke zugleich sortschleppen sah, da begaben sich zwei, wohlgesinnte, notable Männer auf die Universität, um dem Nationalgarde-Ober-Kommando die Anzeige dieses schrecklichen Unfuges zu machen, worauf sogleich von beiden Waffenkörpern Verstärkungen nach dem Zeughause abgingen. Hier traf man nun die Verfügung, daß man allen verdächtig scheinenden Indivi⸗ duen, die beim Eingange nicht abzuwehren waren, beim Aue gange die erbeuteten Waffen wieder absorderte, was im eisten Augenblicke zwar einige Widersetzlichkeit, jedoch gänzlich fruchtlos, hervorrief. Wie gerecht diese Energie war, zeigte sich dadurch, daß schon Nachmittags Individuen ergriffen wurden, die ihre Waffen verhandelten, abgesehen von dem nech viel schlimmeren Mißbrauche, der in verbrecherischen Händen bevorstand. Es wurde von gutbenkenden Bürgern nun eifrig auf Wafenträger dieser Art gefahndet; namentlich sind dabei die Verdienste jener obbemerkten zwei Männer, von-denen einer allein S800 Gewehre wieder einforderte und dem Zeughause ablieferte, mit aller Auszeichnung anzuerkennen. ö .
Nach den heftigen Aufregungen des vorgestrigen Tages verging der gestrige auffallend rubig. Ueberaus zahlreiche Spaziergänger durchströmten die Gassen, welche Schauplatz des Kampfes gewesen, Stepbansplatz, Graben, Bognergasse, Hof, Freiung und sämmtliche Unigebungen des Kaiserlichen Zeughauses, um die Spuren der durch Kartätschenkugeln hervorgebrachten, Zerstörungen zu beschauen; doch blieb die nächste Umgebung des Kaiserlichen Zeughauses in Folge eines Reichtags⸗Befehls abgeschlossen.
Aengstliche Personen verlassen noch immer in Massen die Stadt, um sich in die nächsten Ungebungen, von denen besonders einige überfüllt sind, zu begeben. Tas auf der Türkenschanze liegende Mi— litair verlangt, dem Vernehmen nach, Nationalgarden- Eskorte, um sicher in die Stadt rücken zu können. Nech ist darüber nichts Amt⸗ liches verfügt worden. Die Garden des Michelbaierischen Grundes, verstärkt durch neuerlcch bewaffnetes Volk, eskortirten jedoch Einzelne, so wie von demselben Grunde aus das seit drei Tagen ohne Töh— nung und Ration gebliebene erwähnte Militair aus eigenen Mitteln versorgt wurde. Besonders lobenswerth ist die auf demselben Grunde vorgenommene Entwaffnung unmündiger Jungen und verdächtigen Gesindels. Ein beiläufig 15 bis 16s6hriger Tambeur der Garde hat, aus Muthwillen, daselbst einen Soldaten tödtlich verwundet. Bauern strömten fortwährend vom Lande herein, um bewaffnet zu werden. Ihrem Verlangen konnte jedoch nur unvollkommen willfahrt werden.
Das Gerücht, daß das Landvolk sich der Weiterreise des Kaisers auf der Linzerstraße widersetze, gewinnt mehr und mehr Halt durch das ermuthigend auf die Bevölkerung wirkende kaiserliche Handbillet, datirt von Sieghardskirchen. Es wird der Minister Hornbostl in demselben aufgefordert, sich zum Monarchen, behufs der nothwendigen constitu= tionellen Kontrasignatur eiwaiger Verfügungen, zu begeben. Horn bostl verliest solches in der Abendsitzung der Reichskammer, und Löh— nei's Vorschlag, es durch den Druck zu veröffentlichen, wird per acclamationem angenommen.
Nur einmal im Laufe des Tages wurde ein Theil der Bevölke- rung durch einen eben so falschen als panischen Schrecken allarmirt. Mehrere Inbividuen, die sich am Sonnabend zum erstenmale bewaff⸗ net hatten, versuchten ihre Gewehre im Stadtgraben nächst dem Da rief plötzlich eine Stimme mitten aus der auf dem Universttätsplatze zahlreich versammelten Menge: Man beschießt die Stadt aus Kanonen. Wie Spreu zerstiebte die Menge und drängte sich mit demselben Angstrufe gegen den Stephansplatz, wo leider im Ge⸗
dränge mehrere bedauerliche Unglückefälle vorgekommen. Die Nacht,
während welcher zahlreiche Patrouillen zu Fuß und zu Pferd die
Stadt durchzogen, verlief ruhig. .
Jetzt (36 Uhr Morgens) ziehen mehrere im Transporthause sta⸗
tionir? gewesene Gemeine von Deutschmeister auf die Universität und
werden mit Enthusiasmus empfangen.
Bis heute 9 Uhr Vormittags sind, nach den Berichten der Kaiserl.
Krankfenhaus⸗Direction, 6 Verwundete (wovon aber mittlerweile vier schon gestorben sind) und bis jetzt 110 Todte überbracht worden. Im
Spitale der barmherzigen Brüder befanden sich 28 Todte, welche dem
allgemeinen Krankenhause überbracht wurden, und 87 Blessirte.
Man nennt unter den Minister-Kandidaten den Grafen Woyna,
bisherigen Gesandten in Brüssel, als Minister des Aeußern. Baron
Wessendberg ist flüchtig. Der bisherige Justiz Minister, gegen wel⸗
chen die furchtbarste Aufregung war, tritt als Deputirter wieder in
den Reichstag ein. Bas neue Ministerium wird sich unverzüglich mit dem ungarischen Reichstag in Verbindung setzen und alle gegen Un⸗
Das Eytrablatt der Bresl. Ztg. vom 11. Oltober, Abends
10 Uhr, welchem die obigen Nachrichten entnommen sind, bemerkt, daß der wiener Postzug, welcher um 3 Uhr in Breslau e,. sollte, erst Abends uhr angekommen seĩ. 6 Verspätung sei dadurch herbeigeführt wor-
den Gerüchten von Angriffen auf Veitheidigung gedacht habe. Mi⸗
den, daß 150 Flüchtlinge mit diesenm Zuße von Wirn abgereist seiin.
garn ergriffenen Maßregeln des Banus von Croatien null und nichtig erklären.
Auersperg hält strenge Mannezucht und hat 2 plündernde Sol⸗ daten zur Warnung auflnüpfen lassen. Er steht nech immer in der⸗ selben Position, nur sind wieder zwei Compagnieen Deutschmeister zum Volke übergegangen. Sie wurden mit ihren Offizieren, weiche schwarproth-goldene Binden tragen, auf ihrem Zuge zur Aula mit ungeheurem Jubel begleitet.
Der erste Wiener Arbeiter⸗Verein hat eine Adresse an den Reichstag erlassen, worin er erklärt, daß er für Gesetz und Ordnung glüht, das Eigenthum als heilig betrachte und ber it sei, jeder Verletzung desselben sich entgegen⸗ zustellen, für desses Wahrung, wie für die Volkefreiheit ihr Blut zu vergiesten. Der Reichstag bat diese Adresse als ein edles Bei⸗ spiel der wahren Liebe zur Gesetzlichkeit veröffentlicht (s. unten), die Arbeiter haben auch angetragen, eine mobile Garde bilden zu wollen, die nach innen und außen gegen die Feinde der Rube und Ordnung wie gegen äußere Angriffe zu kämpfen bereit sein sollte. Gegen die Annahme eines solchen Antrages müssen sich natürlich große Bedenken erheben, da die daraus sich ergebenden Konsequenzen eine furchtbare Tragweite haben und den Besitzstand der größten Gefahr aus—= setzen müßte.
Die Barrikaden sind noch immer nicht ganz weggeräumt, die Arbeiter laben au einigen Punlten sich geradezu geweigert, es ohne einen förmlichen Befehl des Reichstages zu thun, und bles die Straßen so weit freigemacht, daß ein Wagen passiren kann.
Nach gestrigen authentischen Nachrichten stand Jellachich vor Preßburg, das er zu bombardiren drohte. Doch heißt es heute, er fei bereits bei Altenburg und nähere sich Wien. Der Sicherheits⸗ Ausschuß des Reichetages berathet über die Mittel, wie die Bewoh⸗ ner des flachen Landes in diesem Falle vor den Plünderungen von Seiten der Kroaten sicher zu stellen. Kossuth soll mit einem Heere von 60, M10 Mann den Banus verfolgen.
Es bestätigt sich wirklich, daß in Latour's Papieren sehr gravi— rände Indizien vorhanden sind, die ein Einverständniß desselben mit der Camarilla zur Unterdrückung der Velkssreiheit als bestimmt her ausstellen. Der General Bechtold, der sich bei Weißkirchen so schänd⸗ lich benommen, ist darin zum Kommandanten der wiener Nationalgarde be⸗ stimmt. Ein zweiter Brief aus Cillv von einem General G. an Latour spricht von der Nothwendigkeit, die Brut der Aula zu ersticken und bie Stimmen der Linken zum Schweigen zu bringen. Diese Briefe sind bereits vom Studenten-Comité dem Reichstage übergeben wor— den, der sie wahrscheinlich auch der Oeffentlichkeit überantwor⸗ ten wird.
Das Studenten-Comité ermahnt das Volk, sich von keinen Pla— katen zu unbesonnenen Schritten hinreißen zu lassen und nur dem Reichstage allein zu vertrauen, der sür die Interessen der Freiheit einsteht. Wirklich ist die bis jetzt behaurtete Stellung desselben eine höchst würdige; er hat sich noch nicht ein Haar breit vom loyalen Boben entfernt und nur insoweit, als es die so außerordentlichen Um⸗— stände erheischten, die er kutive Macht an sich genommen.
Unsere Hof-Theater haben noch nicht zu spielen angefangen, während das Theater au der Wien schon gestein eine Vorstellung gegeben, gleichsam unter deim Schutze der Bajonette, da das Militair in dieser Verstadt postirt ist. .
Bemerkenswerih ist die Vessicherung des englischen Gesandten, der zur Berubigung der Gemüther, als man ein Bom⸗
der Stadt befürchtete, behauptete, man dürfe
diren, in der sich diplomatische Corps des Auslandes befinden.
Mittags 12 Uhr. So eben langt die Nachricht an, daß die Truppen von Jellachich bei Bruck an der Leitha den österreichischen Boden betreten haben. Da seine Absichten nicht bekannt sind, wurde aus der permanenten Kommission des Reichstages der Abgeordnete Prato an ihn entsendet, mit der Forderung, mit seinem Maische st ll zu halten. Zu gleicher Zeit wurde ein Courier an den Kaiser nach Sieghardslirchen entsendet, damit auch der Raiser einen ähnlichen Befehl erlasse.
Vom Gemeinde-Ausschusse der Stadt Wien kommt eine Depu⸗ tation unter Vortritt des Dr. Stifft jun. und Direktor Karl mit dem Ansuchen, an den Kommandirent en Auersperg den Befehl erge⸗ hen zu lassen, er möge seine drohende Stellung ändern und das Mi⸗ tair in die Kasernen beordern. Es wurde auch eine Deputation mit diesem Ausuchen an den Kommandirenden Auersperg entsendet. r Voh Gratz Ungt so eben en Corps von Freiwilligen an, welche sich der Stadt zur Verfügung stellen, mit der Anzeige, daß im Nothsalle die Grätzer in Masse zu Hülse eilen werden.
Auch aus dem Marchfelde sind so eben Bauern-Deputat onen angekommen, die sich ebenfalls angeboten haben, dem Reichstage zur Veifügung stellen zu wollen.
2 Uhr. Eine Vedettenlinie ist von Wien bis an die Gegend von Bruck gebildet, und Graf Auersperg ersucht worden, das Mili⸗ tair in die Kasernen zürückzuziehen. Herr Scherzer hat das Ober⸗ kommando der Nationalgarde niedergelegt und Hauptmann Braun es übernommen. An Se. Masestät ist eine Estaffette abgeschickt worden, um dessen sosortige Rückfehn, und einen Befehl an den Baron Jellachich zu erwirken, der dessen sogleichen Rückzug anordnet. Morgen finder das Leichenbegänsnß der Gefallenen statt.
3 Uhr. Die Kroaten sind in Schwadorf gesehen worden, aber meistens raublustiges, unorganisirtes Gesindel. S000 Sereczaner suchen sich bei Oedenburg durchzuschlagen. — Das Oberkommando ver Nationalgarde hat Befehl erhalten, Wien in Vertheidigungs⸗ Zustand zu setzen.
jz Uhr. Auf die Kunde, daß Jellachich im Anmarsch und nur noch über eine Stunde von Wien entfernt sei, wird Allarm durch alle Straßen Wiens geschlagen.
Die oben erwähnten drei Aktenstücke lauten:
JI. Völker Oesterreichs! Die Folgen verhängnißvoller Ereignisse drohen den kaum begonnenen Grundbau unferes nenen Staatsgebäudes zu erschüttern. — Der aus der freien Wahl der Völker Oesterreichs hervorgegangene konstituirende Reichs- tag erkannte in den ernsten Stunden des 6. Oltobers düe heilige Pflicht, dit er den Völkern gegenüber zu erfüllen, und die schwere Verantwortlichkeit, pie er vor der Mit- und Nachwelt zu tragen hat. Als das Band der ge— setzlichen Ordnung zu zerreißen drohte, bemühte sich der Reichstag, kraft seiner Völkervollmacht und durch Veiständigung mit dem Volke von Wien, ber Reaction wie der Anarchie entgegenzuwirken. Er erklärte sich selber sür permanent und wählte zugleich aus seinen Mitgliedern einen perma⸗ nenten Ausschuß zur Erhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Aber der konstituirende Reichstag hielt auch die Stellung fest, die er dem constitutionellen Throne gegenüber einnimmt und jederzeit unerschüt= terlich einnehmen wird. Er entsendete eine Deputation an Se. Majestät pen constitutionellen Kaiser, um im innigsten Verbande mit dem allerhöch= sten Träger der Souverainetät die Wünsche des souverginen Volkes zu er- füllen und dessen heilige Interessen zu wahren. In stets bewährter Her⸗ zenggüte waren Se. Masestät sogleich geneigt, die, Männer, welche das Vertiauen des Volkes verloren hatten, aus dem Ministerium zu entlassen, die Bildung eines neuen volksthümlichen Ministeriums zu verfügen und die aufrichtigste, den Interessen aller Völker Oesterreichs wie den Zeitbedürf⸗ nnjssen enisprechende Berathung der Angelegenheiten des großen Gesammt-
dessen Lebens-Prinzip die gleiche Freiheit Aller sein soll.
narchie folgend, hat der konstituirende Reichstag heute folgende Beschlüsse gefat: aller Minister führen, nicht nur für die Ordnung in dieser Geschäftsführung
selben sichern, endlich Sr. Majestät den Vorschlag der neu zu ernennenden Minister schleunigst vorlegen und sich
S51
Leider wurden Se. Majestät am 7. Oltober zu dem tief beklagens= werthen Entschluß bewogen, sich aus der Nähe der Hauptstadt zu entfernen. Dadurch ist das Vaterland, ist das Wohl und die so herrlich errun=
ene Freiheit unseres hoch berufenen Vaterlandes abermals in Gefahr; was ihm in
etiung und Erhaltung der höchsten Güte des Bürgers und des Men ⸗ 1 schen ist nur dadurch möglich, daß das Volk von Wien, daß alle österrei= chischen Völker, die ein Herz für ihr Vaterland haben, wieder jene ihatkräf⸗ tige politische Besonnenheit und jenen hochherzigen Edelmuth beweisen, wie in den Tagen des Mai. . ;
. Desterreichs! Voll von Wien! Die Vorsehung hat uns einen eben so hohen als schwierigen Beru angewiesen, wir sollen ein Werk voll— bringen, welches, wenn es gelingt, Alles übertreffen wird, was die Welt- geschichie Großes und Henliches aufzuweisen hat; wir sollen einen volin— schen Staatsbau aufführen, der erschie dene Völker zu einem brüderlichen Völkerstaat vereinigt, dessen unerschütterliche Grundlage das gleiche Recht,
;
Völfer Oesterreichs! Der Reichstag ist fesr entschlossen, für diesen hohen Beruf das Seinige zu thun, thut auch Ihr das Eurige. Euer Ver— trauen hat uns berufen, nur durch Euer Vertrauen sind wir stark. Alles,
was wir sind, sind wir durch Euch, und wollen wir für Euch sein! 9.
Dem Gebote der Nothwendigkeit und dem Gesetze der constitutionellen Mo⸗
2) Daß die Minister Doblhoff, Hornbostl und Krauß die Geschäfte Sorge tragen, sondern auch durch Beiziehung neuer Kräfte den Erfolg der—
mit dem Reichstage in ununterbro—
chener Verbindung erhalten. . . .
b) Sei eine Denkschrift an Se. Majestät aus Anlaß Höchst Ihres Manifestes zu erlaffen. Darin soll der constitutionelle Kaiser über den wahren Stand der Dinge aufgellämm und ihm aus ehrlichen Herzen die Ver— sicherung gegeben werden, daß die aufrichtige Liebe der Völker unerschütter= lich für ihn ist.
Völker Oesterreichs! die Geschichte hat unsere Erhebung zur Freiheit unter ihre glänzendsten Tha— ten eingereiht. Bleiben wir uns selber getreu. Halten wir unerschütterlich sest an der Achtung vor dem Gesetz, an der constitutionellen Monarchie, an der Freiheit. Got schütze Desterreich!
Wien, am 7. Oktober 1848.
Europa blickt mit Bewunderung auf uns und
Vom konstituirenden Reichstage.
Franz Smolũka, erster Vice-⸗Präsident.
Carl Wiser, Schriftführer.
Il. Nation algarden!
Der Reichstag hat das Wohl und die Freiheit des Vaterlandes, die Unverletzlichfeit des constitutionellen Thrones und des Reichstages unter den Schutz der Nationalgarde gestellt. Den höchsten Gütern des Volkes, deu ruhmvollen Errungenschasten unseres hochherzigen Volkes droht Gefahr. Sie kann nur durch einiges, kräftiges Zusammenwirken der Volkswehr und der Volksvertreter beschworen werden. Nationglgarden, das Vaterland ruft! / Erfüllen wir einig und kräftig die heiligste Pflicht des Bürgers, die Frei- heit des Vaterlandes zu schützen. Wien, den 7. Oltober 1848. Vom Reichstags-Voistande.
Franz Smolka, erster Vice-Präsident.
Cavalcabé, Schriftsührer.
UI. Hohe Reichs-Versammlung!
Der erste allgemeine wiener Arbeiter-Verein, der für die Ausrechthaltung sowohl ver Freiheit, als auch der gesetzlichen Oidnung glüht und einem anarchischen Zustande durchaus nicht das Wort reden wird, sieht sich ver pflichtet, einer hohen Reichs -Versammlung den Dank im Namen der gan zen Arbeiterklasse Wiens dafür auszudrücken, daß eine hohe Reiche versamm · lung das Staatsruder in den jetzigen Tagen der Gefahr mit einer solchen Kraft in die Hände genommen, und unsere verwirrten Angelegenheiten zu einem, gewiß jeden Theil des Volkes befriedigenden Ende zuzuführen gedenkt, welches? ihr auch sedenfalls gelingen müß, wenn sie vom Velke in ihren Beschlüssen unterstützt wird. — Der Arbeiter Verein, welcher nur in dem kräftigsten Zusammenwirken die Freiheit des Volkes gewahrt sehen kann, und der auch in diesen Tagen bewiesen hat, daß es den Arbeiten nicht um Raub und Plünderung zu thun sei, stellt sich
ihre Beschlüsse, welche gewiß nur zum Wohle des Gesammtvolkes dienen
kommen wollen, zu vertheidigen, um auch auf diese Art nach seinen Kräften zum Wohle des Staates beitragen zu können. — Der Vorstand des ersten wiener Arbeiter-Vereinz. — Anion Schmit, Sebastian Tack, Comité— Mitg ieder.
Von Pesth bis in die Gegend von Raab ist Alles mit magya⸗ rischen Freiwilligen und Landstürmern bedeckt. Auch au der Seite von Oedenburg rückt der Landsturm vor. Jellachich hatte am 7. Ok- tober Preßburg aufgefordert, seinen Befehlen zu gehorchen und die Brücke wiederherzustellen; allein die Stadt hat sich an den hiesigen Reichetag um Hülfe gewendet. In Esongrad, Szentes, Szegvar, H. M. Vasarhely und Szeged hat sich ein Land sturm organisirt, wie es heißt, 50, 000 Mann stark. In Neusohl sind am 22. September zwel Eompagnieen des ungarischen Regiments Prinz von Preußen / eingezogen.
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Musland.
Oesterreich. Pesth, 5. Ott. (D. A. 3.) gige Ausschuß für die Landesvertheidigung hat folgenden Warnungs— ruf der Ungarn an die Oesterreicher erlassen:
„Ein unerhörter Verrath, an Ehre, Recht und der heiligsten Volks treue verübt, machte es den räuberischen Horden, mit welchen Jellachich in unser Vaterland einbrach, allein möglich, bis nahe an die Hauptstadt vorzudrin⸗ gen. Das schändlich getäuschte üngarn bedurste aber nur und seinen Zustand der dringendsten Nothwehr zu erkennen, verbrecherischen Wagnisse ein Ziel zu setzen. Trotzdem, daß selbst manche ehrliche Kriegerschaaren in einer nicht genng zu beklagenden Begriffs verwir⸗
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sich der verrätherischen Führung Jellachich's preisgaben, fand dieser zwischen Stuhlweißenburg und Ofen sein „bis hierher und nicht weiter“, das ihm unsere tapfere Armee, obwohl damals noch der Zahl nach bei weitem schwächer, in einem enischeidenden Siege mit blutiger Schrift vorzeichnete. Von unserer tapferen Armee hart bedrängt, bat der Ver⸗ räther um Wassenstillstand. Obwohl so oft getäuscht, verschlossen wir doch unser Ohr nicht der Menschlichkeit und gewährten ihm sein Be⸗ gehren; und siehe! ehrvergessen bricht der treulose Feind den Waffenstillstand, ändert seine beiderseitig auf Treue und Glauben festgesetzte Stellung und wendet sich vor Ablauf des Waffenstillstandes mit Raub und Verwustung gegen Raab. AUnsere über diesen Treubruch entrüstete Armee, die sich an Zahl, Kriegsmaterial und Hülssmitteln aller Art von Taz zu Tag veistärkt, verfolgt den Feind, und das mißhandelte Volt erhebt sich in Schaaren ge⸗ en die Räuber und Mordbrenner, deren wir bald Meister zu werden hoffen. rreilen wir ihn aber nicht, so mag es kommen, daß er mit seinen Schaaren in Oesterreichs gesegnete Gefilde einbricht, um sein hier mißlungenes Atten⸗ tat gegen Recht und Freiheit auch unter Wiens Mauern zu versuchen. Gleiche Interessen uud gleicht Gefahren für das Heiligste der Menschen und Völker verbinden uns mit euch, ihr Brüder von Oesterreich! wohl fester für r Zukunft, als es die Bande vermochten, die unsere Vergangenheit um- langen. .
„Das Hochgefühl, mit dem uns die Wendung unseres gemeinschastlichen
Völker- und Nachbarrecht uns auferlegen, gebietet, daß wir euch vor der auch eürem Lande drohenden Gefahr des feindlichen Räubereinbruchs ohne Verzug warnen. Hörei unsere Stimme! Sähet ihr unsere verwüsteten Flu⸗ ren, unsere niedergebrannten Dörfer, unsere gebrandschatzten und geplünder= ten Städte, unsere gemordeten Greife und Kinder, unsere geschändeten Wei⸗ ber und Töchter! wäret ihr Zeugen des unsäglichen Elends aller Art, das
vaterlandts zuzusichern.
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dieses große Verbrechen am Völlerrechte über unser friedliches Land brachte wüß ·
seinem Ziele weglenken wollten, er würde sie nicht befolgen. Se. Majestät handeln, wäre es auch wider dessen Willen.“ Jiel des Verräthers sei? Brüder! Könnt ihr daran noch zweifeln nach dem, was sich bei uns schrecklich und klar gezeigt hat, und was sich den Völkern Desterreichs und unserem vora:henen Monarchen eben so sen würde, gelänge es nicht, die drohende Gefahr abzuwenden? Wir sind Brüder, Freunde unter dem Panicr der Freiheit! diese mit vereinter Kraft zu schützen, sei unsere heiligste Aufgabe!“
gesagt habe: heiten!“ r der pariser Nationalgarde auf den Moniteur und gesteht nur zu,
(Aha!) 2 ᷣ vor, der Präsitent der Republik solle aus einer Liste von 10 Kandi⸗
ganzen
ganz zur Verfügung einer hohen Reichsversammlung, mit dem Bedeuten,
werden, mit dem Leben gegen alle Angriffe, von welcher Seite sie immer
zu erwachen um diesem
rung nicht erkannten, wie die Fahnen Oesterreichs geschändet wurden, und
Geschickes erfüllt, nicht minder die unabweisliche Pflicht, die euch gegenüber
tet ihr, was uns in den heiligsten Zuständen bevorstand, im Falle Jellachich siegte, so würde euch grauen vor dem schrecklichen Bilde des Jammers, der über euch lommen würde, wenn Jellachich in Desterreich erreichen sollte,
Glaubet ja nicht, daß Kaiser=
Ungarn mißlang. da in seinem sträflichen Un-
icher Befehl und Macht den Verräther
ternehmen aufhalten könnte; denn wisset, Jellachich entblödete sich nicht, öf⸗ fentlich zu erklären: „daß er wehl schon 21 Handschreiben des Kaisers er- hüelt, die er leider nicht in der Lage war zu befolgen, — und „Se. Ma-
estät der Kaiser könne ihm noch 21 Handbillets senden, welche ihn von Er müsse für Was nun das
chrecklich erwei⸗
National -Versammlung. Sitzung vom
Frankreich. ; Präsident Marrast. Die Bänke sehr
Oft. Anfang 123 Uhr.
zahlreich besetzt. Clement Thomas beklagt sich vor der Tages- debnung, daß ihn Taschereau, Herausgeber der Revne Retrospec⸗
tive, am Sonnabend ungebührlich unterbrochen und unter Anderem „Antwortet doch nicht auf solche Ausfälle und Grob- Taschereau verweist den ehemaligen Oberbefehlehaber gerufen zu kaben: „Antwortet doch nicht auf dergleichen Anschuldi⸗ gungen.“ Das Protokoll wird angenommen, und man schreitet zur Tagesordnung, Kapitel V. des Verfassungs- Entwurfs. Marrast, Praäͤsident: Tie Versammlung verwarf in ihrer letzten Sitzung den GHrundsatz der Anträge, den Präsidenten der Republik durch die National- Versammlung wählen zu lassen. Wir lönnen also zu einer anderen Reihe von Anträge übergehen, welche ver⸗ langen, daß der Präsident zwar durchs Volk, aber mittelst indirekter Wahl gewählt werde. Mortimer⸗Ternaux und La⸗ eroffe wünschen zu diesem Zweck den Artikel 43 der Versassung
dahin geändert: „Der Präsident der Republik wird durch geheime
Abstimmung von Wahlversammlungen in den Departements Haupt.
städren gewählt, welche aus Abgeordneten der Urwahlkreise (auf 2000
Einwohner 1 Abgeordneter) zu bilden sind. Die Abgeordneten sind
nach Artikel 30 der gegenwärtigen Verfassung zu bestimmen. Sie
können kein gebieterisches Mandat erhalten und empfangen dieselben Tagesgelder, wie die Jury,.“ La crosse entwickelt seinen Antrag und verweist hierbei auf das Beispiel der nordamerifanischtn Freistaaten. Paper bekämpst diesen Vergleich. Die nordamerikanischen Frei⸗ staaten seien nicht auf allgemeines Stimmrecht organisirt, wie die französische Republik vom Februar. Mortimer Tern aux, pariser Stadtrath, sagt, seinen Antrag zu vertheidigen: Das Volk sei zu
unüberlegt, es müsse eine gewisse Sichtung vorgenommen werden.
Der Antrag wird verworfen. Paul Sevaistre schlägt
daten, welche die meisten Stimmen vom Volk erhalten haben wür⸗
den, von der National-Versammlung mit absoluter Majorität gewählt werden. Wird verworfen. Larabit verlangt, daß der Prãäsident der Republik vem Volke mit 3, statt mit absoluter Stimmenmehrheit gewählt werde. Ebenfalls verworfen. Marrast: Somit bringe ich den Artikel 43 zur Abstimmung, wie inn der Verfa ssun gs · Aus schuß neuer dings entwerfen. Hiernach lautet er: Der Präsident der Republik ist durch geheime Abstimmung und mit ab soluter Mehrheit aller Wähler der französischen Departements und Algeriens zu wählen.“ Dit Linke verlangt Zettel-Abstimmung. Dies geschieht. Es slimmen 757 Mitglieder. D a für 627, dagegen 136. (Sen⸗ sation.) Artikel 44 §. 1, von Spedition der Wahl Protokolle han⸗ delnd und von keinem Neben⸗Antrage beschwert, wird ohne Weiteres angenommen. Der zweite Absatz (8. 2), der also lautet: Vereinig kein Kandidat mehr als die Hälfte oder sind die im Art. 12 festge⸗ stellten Bedi gungen nicht erfüllt, so wählt die National- Ver⸗ sammlung den Pröäsidenten unten denjenigen fünf Kandidaten, welche die meisten Stimmen zählen.“ Mehrere Mitglieder schlagen das Amendement vor: „die wenigstens 3 (andere 2) Millio- nen Stimmen zählen.“ Letzteres wind verworfen und die Ausschuß-— Fassung angenemmen. Artikel 12, welcher vorbehalten worden war, kömmt nun zur Berathung. Er lautet: „Der Präsident muß Fran⸗ zose, 3 Jahre alt sein und darf nie die Eigenschaft eines Franzosen verloren habeu.“ Hierüber entspinnt sich eine sehr stürmische Debatte. Deville trägt auf Ausschluß aller Sprößlinge früherer französischer Herrscher an. Sein (Deville's) Antrag lautet; „Die Präsidentschaft darf keinem Ober-Offizier, noch einem direkten oder kollateralen Gliede der Familien verliehen werden, die über Frankreich regiert ha⸗ ben.“ „Ein gebildetes Volk“, sagte er, „dürfe sich von keinem Sol- daten beherrschen lassen.“ Die Geschichte unterstütze seinen Antrag auf jeder Seite. Ehrgeiz und hierarchischer Geschmack Tumult) seien Eigenschaften, die sich mit einem weisen Staatsober⸗ haupt schlecht vertrügen. Frankreich hätte schon einmal eine rothe Republik gehabt, seit 35 Jahren besitze es aber eine weiße, die in
Der reichs tä= / den letzten Zügen liege, und die der rothen Republik, welche aus ¶
den Todeskampf liefern wolle. (Gelächter. „Keine Säbelherrschaft“, rust der Redner, „kein ewiges Belagerungsgesetz, keine ewigen, Preßfesseln! Unterbrechung.) 83 weiß wohl, daß wir keinen 2bjährigen General an der Spitze haben, aber es wäre unvorsichtig, einen anderen jungen Mann zum Präsi⸗ denten zu wählen. (Stimme: Man wird Sie an die Spitze des Staats stellen! Dieser Hieb traf mich nicht.“ (Gelächter) Der Redner warnt vor der rothen Republit, die nicht so krank sei, als man glaube, und sieht größe Katastrophen, in nächster Zu⸗ kunft. (Lärmen.) Degonssee protestirt in einigen Worten gegen die Vergleiche zwischen rother und weißer Repu⸗ bklik. Anton Thouret schlägt vor: „Kein Mitglied irgend einer Familie, die über Frankreich herrschte, kann zum Präsidenten der Republik erwählt werden.“ Napoleon Bonaparte (Jerome's Sohn) sagt: „Ich hatte die Absicht, einige Worte gegen das Amen dement zu sprechen. Da ich jedoch erfuhr, daß die Kommisston oder der Verfassungs-Ausschuß schon den Antrag verworfen, so überlasse ich es ihren Mitgliedern, unsere Vertheidigung zu übernehmen,.“ Woirba ne, Mitglied des Verfassungs-Ausschusses, erhebt sich in der That und spricht zu Gunsten der Napoleoniden. Eine Königliche Geburt sei in der That eine schlechte republikanische Erziehung. Doch mit dem Namen Napoleon sei dies eine andere Sacht. Napoleon sei ein Volksmann, er gelte beim Volk als Vertreter seiner Interessen, und es sei unvorsichtig, einen Bannfluch gegen dessen Verwandten rückichtlich der e söenn wah auszusprechen. Lacaze, Legitimist, hält eine lange Rede gegen das Amendement. Ein Ausschluß der Bonapartisten würde ihnen nur zum Fußschemel neuer Herrscher⸗Gerüste dienen. Man müsse sich auf den gesnn Sinn des Volks verlassen. Coe qu ergl, proöt; ug . spricht in demselben Sinne. (Man ruft von alen . en sch Schluß! Louis Napolcon Bon a gar Cr, * Platze, links vom Berge, ane Tg , . „Bürger“, sagt er unter, 3, St auf, uͤm das Amendement zu bekam lich genug, in der Mitte , . : einem anderen Ehrgeiz hegen sohln⸗
35 Millionen Franzosen bestehe,