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Nr. I3. Mecklenburg Schwerin ·· 1.3 14. 2 . ie mar d z ) = 5. Sachsen⸗Wei 1. Koburg⸗Gotha 20
Meiningen 8 63 Altenburg. ...... 41 MNedlenburg- Strelitz . 56 Oldenburg 3. 16 Anhalt ⸗Deßau 9 51 „ Bernburg............. 13 52 ' Y Cöthen . 56 32 Schwarzburg⸗Sonderehausen. » 20 n Nudolstadt ö Hohenzollern⸗Hechingen....... 54 „ 44 . / „56 . Hohenzollern⸗Sigmaringen... 3. 14 Waldeckh 96 . 50
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Frankfurt, den 30. September 1848. Das Reichs-Ministerium der Finanzen. von Beckerath. Behaghel.
. zum Schutze der verfassunggebenden Reichs⸗Versamm⸗ lung und der Beamten der provisorischen Centralgewalt.
Der Reichsverweser, in Ausführung des Beschlusses der Reichs⸗-Versammlung vom 9. Oktober, verkündet als Gesetz:
Art. 1. Ein gewaltsamer Angriff auf die Reichs-Versammlung, in der Absicht, dieselbe auseinanderzutreiben oder Mitglieder aus ihr zu entfernen, oder die Versammlung zur Fassung oder Unterlassung eines Beschlusses zu zwingen, ist Hochverrath und wird mit Gefäng⸗ niß und nach Verhältniß der Umstände mit Zuchthausstrafe bis zu zwẽanzig Jahren bestraft. Wer zu solchen Handlungen öffentlich auf— fordert, wird nach richterlichem Ermessen bestraft.
Art. 2. Die Theilnahme an einer Zusammenrottung, welche während der zu einer Sitzung anberaumten Zeit in der Nähe des Sitzungs-Lokales stattfindet und sich nicht auf die dreimalige Auffor⸗ derung der zuständigen Behörde oder auf den Befehl des Vorsttzen⸗ den der National⸗Versammlung auflöst, wird bei Anstiftern oder mit Waffen versehenen Theilnehmern mit Gefängniß bis zu einem Jahr, bei anderen Theilnehmern bis zu drei Monaten bestraft. Die Auf⸗— forderung muß von allgemein wahrnehmbaren Zeichen G; B. Auf⸗ pflanzen einer Fahne oder eines weißen Tuches, Trommelschlag oder dergleichen) begleitet sein.
Art. 3. Es ist während der ganzen Dauer der Reichs-Ver— sammlung verboten, eine Volks-Versammlung unter freiem Himmel innerhalb einer Entfernung von fünf Meilen von dem Sitze der Versammlung zu halten. Die öffentliche Aufforderung zur Abhal⸗ tung einer solchen Versammlung, die Führung des Vorsitzes oder das
öffentliche Auftreten als Redner in derselben wird mit Gefängniß bis zu sechs Monaten bestraft. )
Art. 4. Ein gewaltsames Eindringen Nichiberechtigter in das Sitzungslokal der Reichsversammlung oder thätliche Widersetzlichkeit gegen die mit Ausweisung dort befindlicher Personen Beauftragten, endlich eine im Sitzungslokale von Nichtmitgliedern der Versammlung ausgelibte Drohung oder Beleidigung der Versammlung, eines ihrer Mitglieder, Beamten oder Diener wird mit Gesängniß bis zu 2? Jah⸗ ren bestraft. Thätlichkeiten im Sitzungslofale an einem Mitgliede, Beamten oder Diener der Versammlung verübt, werden, außer der gesetzlichen Bestrafung der Handlung an sich, mit Gefängniß bis zu fünf Jahren belegt.
Art. 5. Oeffentliche Beleidigungen der Reichsversammlung auch außerhalb des Sitzungslokales verübt, unterliegen einer Gefängniß⸗ strafe bis zu zwei Jahren.
Art. h. Eine an einem Mitgliede der Reichs-Versammlung in Beziehung auf seine Eigenschaft oder sein Verhalten als Abgeordne—⸗ ter verübte Thätlichkeit wird, außer der gesetzlichen Safe der Hand⸗ lung, mit Gefängniß bis zu drei Jahren bestraft. Bei gefährlichen Bedrohungen oder öffentlichen Beleidigungen dieser Art tritt eine Ge⸗ fängnißstrafe bis zu sechs Monaten ein. Wegen solcher öffentlichen Beleidigungen findet eine Verfolgung nur auf Antrag des Beleidig— ten statt.
Art. 7. Als eine öffentliche wird jede Beleidigung betrachtet, welche an öffentlichen Orten oder in öffentlichen Versammlungen statt⸗ gefunden hat, oder in gedruckten oder ungedruckten Schriften, welche verkauft, vertheilt oder umhergetragen, oder zur Ansicht des Publi— kums angeschlagen oder ausgestellt worden, enthalten ist.
Art. 8. Die Bestimmungen des Art. 4 sinden auch Anwen— dung auf Bedrohungen, Beleidigungen und Thätlichkeiten gegen Be⸗ amte der provisorischen Centralgewalt. ;
Art. 9. Vorstehendes Gesetz tritt in dem Gebiete der freien Stadt Frankfurt mit dem dritten Tage, im Kurfürstenthum Hessen, dem Großherzogthum Hessen, dem Herzogthum Nassau, der Land— grafschaft Hessen-Homburg, in dem Königlich preußischen Kreise Wetz⸗ lar mit dem zehnten Tage, in allen übrigen Theilen Deutschlands mit dem zwanzigsten Tage nach dem Tage der Auegabe des betref— fenden Reichsgesetzblattes in Frankfurt in Kraft.
Frankfurt, den 19. Oktober 1848.
Der Reichsverweser Erzherzog Johann. Der Reichsminister der Justiz R. Mohl.
Preußen. Berlin, 13. Okt. Das Ju stiz⸗Min isterial⸗ blatt enthält folgende allgemeine Verfügung, das Einschreiten der Gerichte gegen strasbaren Mißbrauch der Presse und des Vrreini— gungsrechks betreffend.
„Das durch die Belanntmachung vom 2isten v. M. den Justiz-Be—= hörden mitgetheilte Programm des Stäats-Ministeriums enthält die Grund— säge, nach welchen die gegenwärtige Regierung Sr. Majestät zu verfabren beschlossen hat, und welche die Justiz-⸗Behörden in ihrem Ressort ebenfalls zu beachten angewiesen worden sind, Kräftige Wahrung und Ausbildung der unferem Volke verliehenen Freiheiten und entschiedene Zurückweisung aller reactionairen Bestrebungen soll Hand in Hand gehen mit der vom anzen Lande gefowerten Steuerung der Anarchie und Ungesetzlichkeit.
2 Ausbrüche eines solchen anarchischen Treibens, durch welches die wahre Freiheit am meisten gefährdet wird, sind in jüngster Zeit an meh⸗ reren Orten vorgekommen; insbesondere ist auch die freie Presse und das Recht der freien Vereinigung gemißbraucht worden, um die Ordnung zu storen, zur Verweigerung rechtlich noch bestehender Leistungen auf⸗ zuforbern und zur gewaltsamen Empörung aufzureizen. Nach dem Willen Sr. Majestät des Königs, im Einvernehmen mit der
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deuischen Centralgewalt und mit Rücicht auf eine deshalb besonders ergangene Requisinon des Reichs- Justiz⸗Ministeriums zu Frankfurt vom 2jsten v. M. wende ich mich an die Justiz⸗Behörden des Landes, um daran zu erinnern, daß es vorzugsweise ihre Aufgabe ist, die Achtung und Wirl⸗ samkeit des Gesetzes aufrecht zu erhalten, und daß sie durch Lösung dieser Aufgabe dem Lande am besten dienen, da die wahre Freiheit nur auf dem Boden des Geseßzes gedeihen kann. Sie haben, wo ihnen die Versolgung der Verbrechen von Amts wegen obliegt, nach erlangter Kenntniß ungesaumt einzuschreiten, wenn in Zeitschriften, durch Plakate, durch Reden bei Volks= Versammlungen und in Vereinen, oder durch Bildung von Vereinen mit verbrecherischen Zwecken die bestehenden Geseße verleßt werden. Es ist nicht minder ihre Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihren auf Grund der Gesetze er⸗ gehenden Verfügungen und Enischeidungen die gebührende Folge geleistet und deren Ausführung nöthigenfalls im Vereine mit den deshalb von dem Herrn Minister des Innern mit besonderer Anweisung versehenen Verwal tungs ⸗Behörden gesichert werde. Sie haben endlich nicht allein die Erledi⸗ gung der bereits eingeleiteten Untersuchungen wegen Verbrechen der bezeich- neten Gattung möglschst zu beschleunigen, sondern auch darauf bedacht zu sein, daß bei Verübung neuer Verbrechen die Strafe möglichst schnell der That nachfolgt. Gleiche Pflichten liegen den Staats - Anwälten innerhalb ihrer Amtswirksamkeit ob.
Je fester das Staats-Ministerium entschlossen ist, auf dem constitutio⸗ nellen Wege fortzuschreiten und dem Volke den Besitz seiner Freiheiten voll⸗ ständig zu erhalten, um so sicherer darf es darauf rechnen, daß kein wahrer Freund des Vaterlandes die Nothwendigkeit der baldigen Heistellung des gestörten Rechtszustandes verkennen werde, und um so mehr darf es sich der Hoffnung hingeben, daß die Justiz-Bchörden durch kräftiges Einschrei⸗ ten wesentlich dazu beitragen werden, den von der großen Mehrheit des Volks bewahrten Sinn für Gescßmäßigkeit und Ordnung zur Geltung ge— langen zu lassen.
Berlin, den 8. Oktober 1848.
Der Justiz⸗Minister Kister. An sämmtliche Gerichts behörden.“
Oesterreich. Reichstags-Sitzung vom 9. Oktober, Anfang um 123 Uhr. Vorsitzender: Vice⸗-Präsident Smolka. Auf der Ministerbank: Kraus. Smolka: Damit die Protokolle, dem gestiigen Beschlusse gemäß, in der Wiener Zeitung eingerückt werden können, habe ich eine Plenar-Sitzung zusammenberufen, um sie genehmigen zu lassen. Es iverden die Protokolle vom Zten, 4ten, ten und 8. Oktober 1818 veilesen, die mit einigen kleinen Akände⸗ rungen unbeanstandet angenommen werden. Schuselka, als Re⸗ fe ent der permanenten Kommission: „Der Ausschuß hat die ganze Nacht gewacht und eine große Anzahl Deputationen empfangen. Es haben sich im Volke gegen die Brodlieferungen an das am Schwar— zenberg-Garten aufgestellte Militair Mißstimmungen gezeigt, daher beauftragten wir die akademische Legion mit dieser Brodlieferung, welcher sie sich willig unterzog. Eben so hat die akademische Legion die größte Wachsamkeit und Ordnung während der Nacht an den Tag gelegt.“ Der Berichterstatter verliest eine Adresse des Stu⸗ denten Comité's, in welcher gesagt wird, daß die Legion den Reiche tag mit ihrem Leben schützen werde, und eine andere Adresse, worin erklärt wird, daß die Legion die Nachricht vom Morde Latour's mit Entsetzen vern ihm. Die Teputirten spenden durch Acelamation ihre Anerkennung. Schuselka berichtet ferner, daß die mannhafte Haltung der Bevölkerung erfreulich sei und schon heute die Rückkehr der re— gelmäßigen Zustände erwarten ließ. Disse Erwartung sei jedoch leider géetäuscht worden, und zwar durch Nachrickten von Augenzeu⸗ gen, welche berichteten, daß das Heer des Banus Jellachich in Bruck an der Leitha (österreichische Gränze, wenige Stunden von Wien) mit ungefähr 30 000 Mann eingerückt sei und bei Trautmannstorf ein Lager aufschlagen wolle. „Ein Con— ducteur sei Augenzeuge. Das magyarische Heer soll bei Wieselburg stehen und 70,000 Mann staik sein. „Im Einvernehmen mit dem Ministerium wurde darauf“, berichtete Schuselka im Namen des Aue—= schusses weiter, „der Beschluß gefaßt, dem General Auersperg diese Nachrichten mitzutheilen, und wie das Schlimmste zu befürchten sei. Er möchte also unter Vermittelung der National-Garde und Legion seine Stellung aufgeben und in die Kasernen die Truppen konsigniren. Zugleich wurde ein Courier an den Kaiser gesandt, damit dem Ban verboten werde, seinen Maisch fortzusetzen. Der Abgeordnete Prato übernahm selbst die Sendung, ins Lager zu gehen. Der neue Ge— meinderath unterstützte die Konnmnission aufs kräftigste. Er sendete ebenfalls eine Adresse der Ergebenheit und eine Deputation. Er bot sich an, für die Verpflegung der Truppen zu sorgen, wenn dieselben ine alte Verhältniß treten würden. Der provisorische Ober-Kommandant Scherzer machte die Mittheilung, daß er zu erschöpft sei, um das Kommando weiter zu führen. Die Komaission hat den Bezirks⸗Chef Braun dazu ernannt. Eine Deputation der grätzer Sluxenten hat erklärt, sich ganz unter die Befehle des Reichstags zu ftellen. Sie erklärten, daß Graf Wikenburg sich mit einem außerordentlichen Nathe umgeben hat, und das Ministerium hat schon deshalb seine Schritte gethan. Man hatte in Grätz die übertriebensten Nachrichten erhalten. Das Ministerium wird daher authentische Berichte in die Provinzen liefern, so wie die Studenten auch Deputirte senden, um in ihrer Heimat zu berichten. Eine Deputation der niederösterreischischen Bauern des Marchfeldes und des angränzenden Weinlandes brachte eine Adresse, in welcher sie erklären, den Wienern mit Gut und Blut beizustehen und den Reichstag bitten, über sie zu verfügen. Graf Kinski hatte sie here⸗ den wollen, an die ungarische Gränze zu ziehen, aber sie wüßten, daß dort nicht ihr Feind fei. Sie sind bewaffnet, viele Tausende stark, angelangt und fordern die . des Kaisers und die Ent— fernung feiner unverantwortlichen Räthe in sehr entschiedener Sprache.“ Die Nachricht, so wie die Adresse, wurden mit lebhasten Acclamatio— nen entgegengenommen. Der Berichterstatter fährt fort: „Der Garde⸗Kommandant meldete, daß Häuser welche Alterttums so wie Baarschätze enthalten, schlecht beschützt seien. Der Ausschuß stellt daher den Antrag: Der Reichstag beschließe, daß alle öffentlichen Gebäude als National-Eigenthum unter den Schutz des Reichstags gestellt sind.“ Wird einstimmig ohne Debatte angerommen. B or⸗ rosch drückt seine Bewunderung aus über die Bewohner Wiens, daß seit dem 6. Oktober kein Eingriff in das Eigentumsrecht und kein persönlicher Angriff stattgefunden hat. Die Sitzung wird bis 6 Uhr unterbrochen. ⸗
Abend-Sitzung vom 9. Oktober 7 Uhr. Schuselka, als Referent der Sicherheits -Kommission: „Das Ministerium hat den Grafen Auersperg aufgefordert, seine drohende Stellung aufzugeben und unter Garantie der Legion und der Garde in die Kasernein zu⸗ rüchzuziehen, um so mehr, da durch das Gerücht vom Heranrücken Jellachich's die Bewegung aufs höchste gestiegen. Auf die Zuschrift an den kommandirenden General Auersperg ist die Antwort zuge⸗ lot men, daß ihm vom Heranrücken des Bans nichts bekannt sei, und daß eben jene Besorgnisse ihn um so mehr nöthigen, seine feste Stellung zu behalten, damit seine Truppen nicht gefährdet würden. Er versichert, keine Feindseligkeit im Sinne zu haben. Wir haben dem Kommandanten wieder geschrieben, weil die Bevölkerung doch von seiner Stellung etwas fürchte, daß die Besognisse gesteigert würden durch das wirkliche Herannahen des Bans, und wir haben . . aufgesordert, unter schwerer Verantworllichkeit Alles zur
uhe beizutragen, und daß das Nationalgarden- Ober- Kommando gezwungen sei, die Garden zu konsigniren, und daß keine feindliche
Absicht dem zum Grunde liege, sondern daß es zur Beruhigung der Bevölkerung geschehe. Der Ausschuß erwartet neue Antwort. Ab⸗ geordneter Prato ist zurückgekehrt vom Ban, er hat ihn in Schwa⸗ dorf gefunden, dort waren tie Vorposten (unregelmäßige Truppen), sie marschirten ruhig, das Dorf selbst war friedlich, auf den Fel= dern lagerten Soldaten, aber Alles war offen. Pralo wendete sich an einen Offizier, der ihn zum Ban führte; dieser empsing ihn freundlich im Schlosse inmitten österreichischer Offiziere und er= klärte, daß er Betreff? Ungarn vom Reichstage keine Befehle zu empfangen hätte, wohl aber in Betreff der ganzen Monarchie. Er habe keinen anderen Wunsch, als die Interessen der Gesammtmongr⸗ chie zu fördern, er werde nicht anders handeln, er hoffe die Pflicht zu erfüllen, da er dem Kaiser sein Heer zuführe. In weitere Ver⸗ handlungen ließ er sich nicht ein. Seine Truppen gegen 2009 Mann, sind irre gulgir, bunt gekleidet, die Montur sehr schlecht, selbst die Offiziere sehen schlecht aus, aber AÄllles hatte einen so friedlichen Anblick, als wäre gar kein Heer im Anzuge.“ Ferner theilte Schu— selka mit: „Eine Deputation aus Prag kam und erklärte, daß in Prag beunruhigende Gerüchte herrschen, man spreche von provifori⸗ scher Regierung in Wien, besonders daß die Reichstags , en ten Böbmens an ihrem Leben bedroht wären. Deswegen kämen sie als Abgeordnete, um sich Gewißheit zu verschaffen und dann, im Falle es wahr wäre, ih e Reichstags Deputirten zurückberufen. Wir stellten die wahre Sachlage vor und gaben ihnen die Versich e⸗ rung, daß kein Deputirter, welcher Nation immer, gefährdet war, daß die akademische Legion, welche eine so ausgezeichnete Rolle spielt, erklärte, mit ihrem Leben für den Reichstag einzustehen, daß in diesen Tagen keine Nationalitätsfragen zum Vorscheine gekommen sind. Wir forderten sie auf, durch Festhalten an der Gesammtheit, durch Unterordnen spezieller Interessen unter die Freiheit, das große Werk nicht zu stören und Wiens Bevölkerung zu vertrauen. Wir
versicherten, daß wir für demokralische Freiheit und zugleich constitu⸗=
tionelle Monarchie glühen. Die Brünner entboten uns ihren Gruß und die Versicherung, daß sie uns im Augenblicke der Gefahr beistehen werden. Man hat diesen Schutz für den Moment der Gefahr dank⸗ barst angenommen. Trotz der Versicherung des Kommandirenden (Auersperg's) haben wir uns nicht abhalten lassen, für eine kräftige Vertheldigung Wiens zu sorgen. Wir haben eine Aufforderung an die Nationalgarde ergehen lassen, wir haben für Munition gesorgt und für Feuerwaffen. Wir haben einen Bericht erhalten, daß in Kloster⸗ neuburg blos 2 Compagnieen übergesetzt wurden, um den Pulxerthurm zu besetzen. Es mögen sich also Tie Bewohner nicht durch die fahelhaf⸗ ten Gerüchte schrecken lassen. So z. B. wurde aus Nußdoif berich⸗ tet, daß Jellachich schon in Wien sei und dergleichen. Der Sicher⸗ heits-Ausschuß wird heute Nacht sorgfältigst wachen und nichts für kas Wohl des Volkes außer Acht laffen.“ Smolka: Es wurde gestern beschlossen, daß vom Ministerium die Mittheilung an den Ban gemacht werde. Abg. Prato übernahm tie Mission, und ich habe ihm bios ein Certisifat gegeben, um seine Person zu schützen. Goldmark liest eine Proclaniation an die Wiener vor, worin, er sie auffordert, sich nicht von Gerüchten schrecken zu lassen; der Ban ei blos mit 2000 ermüdeten Soldaten in Schwadorf und der Reichs⸗ tag habe mit dem Ministerium alle Vorkehrungen zur Vertheidigung getroffen. (Angenommen.) Dylewski Der Van besindet, sich auf bͤsterreichischem Boden mi nicht österreichischem Militair Ich frage das Ministerium, welche Maßregeln es zu nehmen gedenkt. er ch: Nächsichtlich des Militairs des Bans ist es ein osterreichisches. Aber ich bin in der Lage, darüber Auskunft zu geben. Prato hat sich überzeugt, daß das Militair keine feindliche Absicht habe. Ich kann jent schwer genügende Auskunft geben, weil ich über den Stand und die Bewegungen nicht unterrichtet bin. Hätte ich eine starke Armee, würde ich eine andere Spreche mit dem Ban führen können, ich thue aber Alles im Einverständuisse mit der Kommission. Ea— välcahbo: Hat Minister Hornbostl noch nicht geschrieben? Kraus: Wahrscheinlich ist der Kasser weitergereist, aber ich bin mit dem Minister übereingekommen, daß er mir gleich schreibe. Ich telegra⸗ phirte nach Grätz wegen der proviserischen Regierung und erhielt die Antwort, daß es nicht wahr sei, daß zwar Aufregung dort herrsche, aber die Ruhe nicht gestört worden. Ein kleiner Konflikt zwischen Militair und Volk hat sich ergeben, wurde aber dadurch beigelegt, daß das betreffende Militair nach Italien abgeht. Umlauft inter⸗ pellirt den Präsidenten, was geschehen ist in Bezug des Beschlusser, daß die abwesenden Mitglieder binnen 14 Tagen hier sich einfinden sollen. Smolka: Ich habe es mir vorbehalten, das hohe Haus zu fragen, ob wir durch Kundmachung oder durch spözielle Auf⸗ forderung es den Abgeordneten kundgeben. Ein Abgeor d⸗ meter will an die Wahlolte die Aufforderung ergehen lassen. Borrosch sagt, daß die öffentliche Kundmachung genügen werde. Schreiben an die Wahlbezirke zu erlassen, würde einer Dennnciation gleich sehen. Er habe übrigens pr vatim mit seinen Kollegen, den Pragern, gesprochen und ihnen Alles klar dar— gethan. Er habe ihnen bewiesen, daß nur allein der Reichstag einen all⸗ gemeinen Bürgerkrieg verbindern könne und es daher die heiligste Pflicht der Monarchse sei, mit der edlen Bevölkerung Wiens zu ste— hen oder zu fallen. Die Stadtverordneten haben ihm versprochen, sogleih zur Zarückkunft der Deputirten kräftigst zu wirken. Um⸗ lauft regt noch einmal die Dringlichkeit eines Garde⸗Gesetzes an, da ein Entwurf vom Verwaltunge-Rath vorgelegt worden, Er will, daß es nach schleuniger Berathung dem Ministerium zugewiesen werde. Bornrosch und Löhmer stimmen der Dringlichleit bei, wollen 8 aber nur provisorisch kundgemacht wissen, später müsse es in Ve⸗ rathung kommen, damit es die volle Gesetzeskraft und Vollständigkeit erhalte. Fischhof sagt, daß das Gesetz picht als Ganzes provi sorisch erlassen' werden“ könne, da es Fragen, wie über die Kosten der Waffen von der Gemeinde und vom Staate, enthalte; nur was Disziplin-Anordnungen sind, möge provisorisch crlessen wer den. Thinfeld und Königshofer prechen dafür, daß dies Ge⸗ setz nicht nur für Wien, sondern auch für die Provinzen erlassen werde. Es entspinnt sich eine kurze Debatte, welche mit Beschluß zur Kundmachung eines provisorischen Disziplinargesetzes für Wien und die Provinzen endet. Abgeordneter Fischhof besteigt die Tri⸗ büne, um mitzutheilen, daß sich durch das Gerücht im Vo ke, der Kaiser sei durch Olmütz nach Prag gereist, der Minister des Innern bewogen gefunden, durch den Telegraphen in Olmütz anzufragen. Die Antwort laute, daß der Kaiser weder in Olmütz sei, noch daß etwas von dessen Dahinlunst daselbst bekannt. Secretair Caval- Cabo verliest hierauf ein Protololl, welches angenommen wird. Die Sitzung wird um 8 Uhr Abends aufgeheben. Die Deputirten wer⸗ den sich bei Allarm und morgen in den Abtheilungen 9 Uhr Mor⸗ gens versammeln, so daß sie zur Vorberathung sogleich beisam⸗ men sind. , Wien, 9. Oft. Ueber den Zustand der Stadt heißt es im J. d. Dest. Cle vb: Unsere Stadt ist noch immer in dem Zustande gewaltiger Aufregung, deren Grund die Ungewißheit der nächsten Zukunft ist. Die Strasien, so wie die Thore, sind noch im— mer verbarrikadirt, und somit der sonst so lebhafte Wagenverkehr im Innern der Stadt völlig gehemmt. Unsere schönen Fiakers stehen auf dem Glacis vor den Thoren, um dort die zahllosen Flüchtlinge aufzunehmen, welche die Stadt aus Jurcht vor einem neuen Kampfe oder gar vor einem Bombardement verlassen. In Mödling, in Hitzing,
Klosterneuburg, in Baden und in der ganzen Brühl wimmelt es von Familien, welche dort Wohnung und Obdach suchen; und die vielen pesther und preßburger Flüchtlinge, welche diese Stadt aus Schreck vor den Kroaten am 3., 1. und 5. d. M. verließen, eilen gleichfalls weiter, weil sie sehen, daß sie vom Regen in die Traufe gekommen sind. Die Basteien waren bis gestern Abend über den Thoren mit Kanonen besetzt, welche theils von Nationalgarden, theils von Stu⸗ denten und Arbeitern bedient wurden. Die akademische Legien blieb permanent unter Waffen und wurde heute Morgen 10 Uhr von lem neuen Kommandanten der National-Garde, Herm Scherzer, welcher allgemeines Vertrauen genießt, inspizirt. Gestern, als an einem Sonntage, strömten die Bewohner der Vorstädte und der Um⸗ gegend zahllos in die Stadt und durchwanderten die verbarrikadirten Straßen; an den Durchgängen der Barrikaden stehen Arbeiter, welche von den Vorübergehenden eine kleine Gabe für ihre Mühe eibitten. Hinter den Barrikaden lagern kleine bewaffnete Gruppen, welche sich in der Nacht um die Wachtfeuer versammein und gemüthlich von den großen Ereignissen des Tages sich unterhalten. Der Reichétag, der Gemeinde-Rath, so wie das Studenten-Comité, haben sich alle per⸗ manent erklärt. Das Militair hat die Kasernen verlassen und beim Schwarzeubergischen Palais und dem Belvedere ein improvi sirtes Lager bezogen, während etwa 1209 übergegangene Gre⸗ nadiere jetzt bei den Bürgern einquartiert werden. Unter⸗ deß setzen die widersprechendsten Gerüchte die ganze Start in sieberhafte Unruhe. Bald heißt es: Jellachich sei geschlagen, gefan⸗ gen und gar gehangen, und Hunderte von Weibern rufen krächzeud diese Nachricht durch die Straßen; bald, der gefürchtete Kroatenfüh⸗— rer sei schon in Bruck an der Leitha und rücke gegen Win, während Andere in Tausenden von Exemplaren verkauften Plakaten verkünden, Kossuth ziehe mit 16,9000 Mann der Stadt zu Hülfe. Aehnlich wi— dersprechend, sind die Gerüchte, den Kaiser betreffend: Nach Einigen st er noch immer in Sieghartkirchen (4 Posten von hier), wo der Landsturm ihn zurückgehalten; nach Anderen ist er schon nach Linz weiter gereist, habe aber Linz in vollem Aufstand gefunden; wieder Andere melden, er sei schon wieder in Schönbrunn angekommen.
Ueber das Lager und die Stimmung der Soldaten herrschen gleichfalls die verschledensten Ansichten. Ein Bekannter vom Schrei ber dieses war verkleidet im Lager; er fand die Stimmung der Of— siziere als eine höchst ausgeregte gegen die Bürger und hörte, daß man der Stadt drei Bedingungen stellen wolle, welche auch der Hof theile: eistens Paäcification der Nationalgarde, zweitens Auflösung der akade⸗ mischen Legion und drittens Bestrafung der Mörder von Latour. Wir halten diese Forderung, welche den Bürgerkrieg jedenfalls er⸗ neuern würde, nur für pia desideria einzelner Offiziere, und legen ihnen deshalb keine Wichtigkeit bei, zumal der Geist der gemeinen Soldaten selbst in den nicht deutschen Regimentern ein ganz entge gengesetzter ist, und die offiziellen Versichrungen des Generals Auer s⸗ perg für die Stadt nichts be ürchten lassen. Auch beläuft sich die Zahl der augenblicklich gegen die Stadt, disponiblen Truppen auf höchstens 8— iC 000 Mann, während die in Wien und den Vorstäd= ten, besonders in Folge der Räumung des Zenghauses, bewaffnete Macht mindestens 8090 — 100,000 Mann beträgt.
Von den Nachbarstätten laufen übrigens schon jetzt Anhängig⸗ keits Adressen ein. Heute noch werden 800 gratzer Nationalgarden erwartet (sind bereits angekommen). Aennliches wird von Qlmütz, Brünn und Linz gemeldet. Auch in den Vorstädten herrscht Sicher⸗ heit und Ruhe, und unsere Arbeiter Bevölkerung verdient wirklich abermals den Dank der Mitbürger. Der Arbeiter⸗-Verein hat heute eine (bereits mitgetheilte) Adresse an den Reichstag erlassen, worin er demselben seinen Dank abstattet für die Festigkeit, mit welcher er bisher aufgetreten, ihn bittet, auf der betretenen Bahn ruhig fortzu— sthreiten, und sich selbst zu seiner Disposition stellt. — So glauben wir, das Beste hoffen zu dürfen und Ruhe, Gesetzlichkeit und Ord⸗ nung in unseren Mauern durch die vereinten Kräfte Aller bald wie⸗ der hergestellt zu sehen.
. Das Manifest des Kaisers, dessen Kontrasignirung der Minister Kraus verweigerte, lautet:
„Ich habe alle Wünsche Meines Volkes zu erfüllen gesucht. Was ein Härscher an Güte und Vertrauen seinen, Völkern erweisen kann, habe Ich mit Freude erschöpst und durch die Constitution die Selbstständigkeit, die Kraft und den Wohlstand zu erhöhen gesucht. Obwohl, Mich die Gewalt⸗ thaten des 15. Mai aus der Burg Meiner Väter vertrieben, bin Ich doch nicht müde geworden, zu geben und zu gewähren. Auf der breitesten Grund⸗ lage des Wahlrech es ist ein Reichstag berufen worden, um in Ueberein— stimmung mit Mir die Constitution zu entwersen. Ich bin in die Haupt- stadt zurückgelehrt, ohne eine andere Garantie zu verlangen, als das Rechts⸗ gefühl und die Tankbarkeit Meiner Völker. Allein eine geringe Anzahl Irregeführter bedroht die Hoffnung jedes Valerlandsfreundes mit Vernich⸗ fung? Die Anarchie hat ihr Aeußerstes vollbracht. Wien ist mit Mord und Brand erfüllt. Mein Kriegsminister, den schon sein Greisenalter hätte schützen follen, hat unter den Händen meüchclmörderischer Rotten geendet. Ich vertraue auf Gott und Mein gutes Necht und verlasse die Hauptstadt, üm Mittel zu sinden, dem untersochten Volke Hülfe zu bringen. Wer Oesterreich, wer die Freiheit liebt, schaare sich um seinen Kaiser.“
Es sind hier noch solgenge Bekanntmachungen erschienen:
„Da sich gestern das falsche Gerücht verbreitete, als habe eine Ab⸗ theilung des ersten Bezirkes aus dem Kaiserlichen Zeughause auf das Volk gefe erk, so fühle ich mich verpflichtet, nachstehnde Erklärung über die Verwendung der Herren Garden des obigen Bezirkes am 6ten l. M. zu veröffentlichen, welche ich zu jeder Zeit zu verbürgen bereit bin. Einem früheren Ober-Kommando-Befehle zu Folge, hat der Bezirk bei Alarmirung die Obliegenheit, die drei Thore des Bezirkes zu besetzen und Assistenzen zu den öffenilichen Gebäuden im Bereiche des Bezirkes zu stellen. Derselbe Befehl kam mir den 6ten d. M. um 12 Uhr Mittags neuerdings zu, ich ließ daher das Schottenthor von der zweiten, das Neuthor von, der vierten und das Fischerthor von der dritten Compagnie besetzen. Die erste und sechste Compagnie wurde als Patrouille und letztere nach gemachter Pa- trouille, laut Ober-Kommando-Befehl zur Besetzung des Schottenthores, die fünste aber als Bedeckung der Batterie bei dem alten Mauthgebäude beordert. Das Franzensthoe war bereits mit einer starken Ab— theilung Grenadiere besetzt. Auf mehrmalige Aufforderung des Komman— danten des Kaiserl. Zeughauses, eine noch so geringe Assistenz als Vermitte— lung im Falle eines Angriffes auf dieses Gebäude zu stellen, wurden sechs Herren Garden dahin beordert, welche aber nach Herrn Abgeordneten Kud— lich's Aussage daselbst nicht mehr gegenwärtig waren. Ich ritt nun die Wachtposten ab und kam von dem Glacis gegen das Schottenthor, als eben eine starke Abtheilung Pioniere in die Stadt rückte. — Auf meine Anfrage beim Kommandanten der zweiten Compagnie, ob er ein Aviso hierüber er— halten habe, erwiederte mir derselbe, daß ihm durch einen Nationalgarde⸗ Offizier ein Besehl des Kriegs -Ministers Latour vorgewiesen wurde, nach welchem obige Abtheilung in die Stadt zu rücken habe. Ich machte augen blicklich sowohl von der Besckzung des Franzenthotes von Grengdiers, als auch von dem Einrücken der Pioniere die Meldung an das Ober-Kom— mando. Mich neuerdings zum Schottenthore begebend, war ich bei dem Einmarsche der Garden des 12ten Bezirkes und der Bezirke Fünf- und Sechshaus gegenwärtig, von welch letzterem auf meine Veranlassung das Schottenthor gemeinschaftlich mit der zweiten Compagnie besetzt wurde. Im Verlaufe des Kampfes wurden die Fenster des Schottenhofes von der sechsten Compagnie besetzt, so wie auch der Abzug der Truppe aus dem General- Kommando⸗Gebäude ohne Waffen von dem Bezirke veranlaßt wurde. Nicht leugnen kann ich es, daß sich ein Theil der Herren Garden des Dienstes euntzog, muß aber dem bei seiner Pflicht gebliebenen größeren Theile meiner Kameraden das Zeugniß geben, daß er mit ganzer Hingebung für die Rechte und die Freiheit des Volkes eingestanden war. :
Wien, am 8. Oktober 1848.
Leszezynski, Bezirls -⸗Commandant.“
— 857 w, n.
„Nur durch Eintracht sind wir stark, Zwietracht vernichtet unz, vernich= tet die Freiheit. Darum erfüllt es uns mit innigster Freude, daß auch die Garden der inneren Stadt, deren viele bisher ein Verlennen unserer Ge— sinnung von uns getrennt, uns brüderlich die Hand reichen. Unsere neuen Freunde werden nicht minder männlich für unsere junge Freiheit kämpfen, sie wollen von nun an vereint alle Posten besetzen. Vereinigen wir uns mit Liebe, nur so wird die junge Pflanze der Freiheit erstarken und hertliche Früchte bringen. .
Hoch die Freiheit! Hoch alle unsere freien Brüder! Vom Ausschusse der Studenten.“
„Bürger, Landsleute! . r ñ
„Bie Zeit ist eine gefährliche! Wir warnen das Voll und sordern es feierlich auf, voisichtig zu sein. Wir bitten daß man leinen geheimen Schriften glaube, die man heute unter das Velk vertheilt oder vertheilen möchte. Glaubct heute keiner Druckschrift, auß z, TMnen, die der Reichstag selbst an uns richtet. Burger, Freunde! Der Reichstag wirlt väterlich für uns, und so lange die Nuhe nicht gesichert ist, können und dürfen wir nur ihm' allein vertrauen. Noch einmal bitten wir Euch: Seid vorsichtig, be⸗ sonders gegen alle Plalate, die geheim vertheilt und verlaust werden.
Es lebe die Freiheit, es lebe das Geseßz .
Der Ausschuß der Studenten.“ Die Stadtgarden an ihre Kameraden.
„Die traurigen Ereignisse der jüngsten Zeit haben eine gesährliche Spal= tung zwischen akademischer Legion, Garde und Bürgerceips derart hervor- gerufen, daß hieraus die gefährlichsten unübersehbarsten Folgen für unsere junge Freiheit und Errnngenschaftin erwachsen, und dies um so mehr, als uns die Einigkeit in einer Lage, wie die gegenwärtige ist, am meisten Noth thut. Wenn auch Einzelne fich zu Momenten hinreißen ließen, wo durch voreiligen Gebrauch der Feuerwaffe solche Spaltungen herbeigesührt wurden, so geben wir Euch doch unsere feierliche Versicherung, daß wir, mit Euch bieselben Gestunungen hegend, unser Gut und Blut, ja unsere Ehre für Festhaltung an unsere Errungenschaften einzusctzen uns verpflichten
„Traut unseren Worten, Kameraden! und wir wollen es uns zu un. serer heiligsten Pflicht machen, vereint mit Euch für Aufrechthaltung der Ruhe, Ordnung und Sicherheit das Gebäude der Freiheit zu unterstützen.
Wien, am 8. Oktober 1818. .
„Ich beeile mich, gegenwärtiger Adresse die Bemerlung beizufügen, daß in meiner Gegenwart sammtliche Vertreter der akademischen Legion, Bür— ger-Corps und Nationalgarde sich durch Handschlag die Versicherung gaben, im Vereine mit einander für Aufrechthaltung der Ruhe, Ordnung und Si— cherheit zu stehen und zu fallen. .
Scherzer, provis. Ober Kommandant.“
Wien, 10. Okt. Nachmittags 4 Uhr. (Bresl. Ztg.) Die Trommeln wirbeln, es wird Allarm geschlagen, man will Auersperg heute noch angreifen. An Jellachich ist ein Ultimatum des Reichs⸗ tages abgegangen, sich vom österrrichischen Boden zu entfernen. An der Nordbahn wurden drei Wagen Munition angehalten; sie ist von Windischgrätz an Auersperg abgeschickt, ist aber nun ins Zeughaus gebracht. Aus Gratz sind wider 700 Studenten angelangt. Am Währinger Spitz wird Sturm geläutet, der Landsturm rückt von dort der Stadt zu Hülfe. Der Reichstag veisammelt sich.
Das Militair, das noch immer beim Belvedere konzentrirt ist, nimmt wieder eine bedrohlichere Stellung ein; es will sich in seiner jetzigen unbequemen Lage nicht länger halten lassen; vier Studenten, deren die Soldaten des Nachts habhaft wurden, sind erhängt wor den. Einer nicht ganz verläßlichen Nachricht zusolge, soll das Mili⸗ tair aus der Stadt Linz verjagt und die Stadt von Bauern besetzt worden sein. Aus Böhmen kommen Truppen herbei, lassen sich bei Klosterneuburg über die Donau schiffen. Legion, Nationalgarden, Ar⸗ beiter und übergetretenes Militair sind gerüstet, erwarten den Kampf und den Sieg. Die verschiedenen Parteien haben sich vereinigt, die Stadt ist eben so zum Angreifen, wie zur Vertheidigung bereit. 1500 steyerische Freiwillige sind fo eben in die Stadt eingezogen.
Wien, 10. Okt. (Bresl. Ztg.) Es ist unbeschreiblich, wie vielerlei Gerüchte die Stadt durchzsehen und die Gemüther Aller im höchsten Grade beunruhigen, insbesondere aher befürchtet man die so günstige Stellung des hier anwesenden Militairs unter Ansührung des Kommandirenden Auersperg. Trotz der Versicherungen des Reichstages und des Gemeinde Ausschusses, daß man von dieser drohenden Stellung eben so wenig als von dem Aufenthalte des Ban Jellachichs in Sct wadors. Besorgniß zu haben brauche, sind die Ein⸗ wohner Wiens doch im höchsten Grase beunruhigt. In vergangener Nacht 12 Uhr wurde Alarm getrommelt, da man bemerkte, daß die Wachtfener von Auersperg's Truppen abgelöscht und man eine stille Ueberrumpelung der Stadt befürchtete. Sogleich wurde besonders die Universinät in allen ihren Zugängen durch Kanonen gedeckt. Auf die Basteien führte man gleichfalls zu jedem Ttkore Kanonen. Es siel indeß nichts vor. Man'führte von ein igen Thoren die Kanonen heute um 10 Uhr früh wieder ab. Allein trotz des Plakates, in welchem Auersperg von In⸗ sulten gegen das Militair spricht und seine Stillung dadurch recht fertigen und beschönigen will, falltu die bedauerlichsten Dinge vor. Jeder Gardist, der in die Nähe rieses Lagers kommt, wird von dem Militair entwaffnet, was angeblich ohne Wissen Auersperg? s geschieht. Eben so fand man heute fiüh die Leichnabme dreier Civilisten im nahe gelegenen Kanal. Sie wurden vom Militair ermordet, weil sie sich dem Lager genähert hatten.
12 Uhr Mittag. Eifreulich kommt die Nachricht von dem baldigen Eintreffen von 15 Dampfschiffen mit 10 bis 15,000 Ungarn unter' Anführung des Messaros. Sie sollen heute 9 Uhr ober spä⸗ testens morgen früh hier anlangen, um Iellachich hier zu vernichten. Diese Nachricht ist nicht ossiziell, wird aber allgemein geglaubt und durch Plakate, so wie durch Privatnachricht als sicher ausgegeben.
Nachmittag 1 Uhr. Man hat nicht nur so chen „0b Gewehre, die Windischgrätz an Jellachich senden wollte, am Haupt-Mauthge⸗ bäude in Beschlig genemmen, sondern schon heute Nacht eine ähn⸗ liche Sendung, bestehend aus Waffen und Munition, aufgefangen und ins bürgerliche Zeughaus gebracht. Durch einen glücklichen Zufall gelang dies. Einer der Fuhrleute hatte den Frachtbrief nämlich ver⸗ loren, als man auf der Wiedner Haupstraße heute Nacht die Rü⸗ stungen für Jellachich fortbringen wollte.
3 Uhr Nachmittag. Man schlägt Allaim, und da zur Leichen⸗ seier der am hten und FTten Gefallenen geläutet wird, so scheinen viele dies für Sturmläuten zu halten. Man läuft bestürzt durch die Straßen, und es verbreiten sich verschiedene Gerüchte.
37 Uhr Nachmittags. Eine Unzahl Menschen it zum Kaiser⸗ lichen Zeughaus nach Waffen. Es scheint, als sei vom Reichs—⸗ tage die Vertheilung derselben, die bereits einge stellt war, wieder be⸗ willigt worden, denn obwohl die Ein elnen nicht sämmtlich Waffen bekamen, so werden doch Wagen mit denselben beladen und in alle Vorstädte Wiens zu den Bezirks- Commandeurs geführt; auch in die umliegenden Ortschaften außer der Linie verfährt man die Waffen.
5 Uhr Abends. Eben führt man wieder auf allen größeren Plätzen Kanonen zur Sicherung der Stadt auf und überdies an jedes Thor zwei Geschütze. Trotzdem die Stadt von den Barrikaden, welche die Communication hindern, frei ist, schließt man doch die Thore, die zum Theil aufgemacht wurden, wieder zu.
6z Uhr Abends. Es hat sich noch nichts Erhebliches in der Stellung des Ganzen geändert, nur erfährt man, daß die demokra⸗ tischen Vereine ein Comité gebildet haben, welches die Landbewohner auffordert, uns zu Hülfe zu eilen. Dies der Inhalt eines Plakats, welches hoffentlich viel wirken kann.
7 Umrr Abends. Man beleuchtet die Stadt zur Sicherheit. Die Aufregung ist eutsetzlich, und Alles flüchtet sich.
6 Hohenzollern⸗Sigmaringen. Sigmaringen, 8. Olt. O. P. A. 3.) Das heutige Terordnungs-⸗Blatt enthalt Erklärun⸗ gen vieler Gemeinden des Fürstenthums, wonach sie „den sich selbst aufgeworfenen Sicherheit sausschuß“ in Sigmaringen nicht anerkennen, vielmehr dem Maniseste des Zürsten gemäß den gesetzmäßigen Staats- bebörden den schuldigen Gehorsam bezeigen und Geseß z. aufrecht zu erhalten sich bestreben werden. Der Sicherheitsausschuß wird aufgefordert, die dem Lande gehörigen, aus dem Zeughause genom- menen Waffen wieter an Ort und Stelle zu schaffen. Hieran schlie⸗ ßen sich noch besonders die Bitten einzelner Gemeinden, daß der Fürst und rie Regierung zurückkehren, die untergrabene Ordnung wiederherstellen mögen ꝛc.
Lübeck. Lübeck, 10. Okt. (H. C.) Der gestrige Abend ist leider hier durch Exzesse der ernstesten Art bezeichnet worden. Schon vor drei Wochen war ein Antrag des Senats auf Einführung allgemeiner und gleicher Wahlberechtigung aller Bürger für die Wah⸗ len der Mitglieder der repräsentativen Bürgerschaft an letztere ge⸗ langt, von dieser jedoch zunächst an eine Kommission zur Begutach⸗ tung der Frage verwiesen, ob nicht die bisherige ständische Grundlage unserer Verfassung auch ferner beibehalten werden könne. Damals war von Seiten der bieher nicht wahlberechtigten Einwohner eine Deputation sowohl an den Senat als an die Bürgerschaft abgesendet, um jenem einen Dank für seinen freisinnigen Antrag darzubringen, bei dieser aber wo möglich eine sofortige Beistimmung zu dem Se⸗ nats-Antrage durchzusetzen. Als letzteres mißlang, trennte man sich in Ruhe, um Lie nächste Bürgerschafts⸗Versammlung abzuwarten. Gestern fand diese statt, welcher von Seiten der Kommission zwei Vorschläge: auf Beibehaltung des ständischen Wahlrechts nebst einem Yan f. Gutachten auf Annahme des allgemeinen gleichen Wahlrechts entge⸗— gengebracht waren. Am Nachmittage hatte sich ebenfalls ein Theil der bicher nicht wahlberechtigten Einwohner wieder versammelt, welche gegen 6 Uhr Abends abermals eine Deputation an die noch ver= sammelte Bürgerschaft abordneten. Eist nachdem letztere mit über= wiegender Majorität sich für das gleiche allgemeine Wahlrecht aller Bürgen erklärt hatte, ward solcher Beschluß der draußen harrenden Depu⸗ tation verkündet. Alsbald wuide jedoch der Eingang in den Sitzungssaal von einem frechen, durch geistige Getränke erhitzten Haufen erzwungen; der diesmal, im Gegensatze zu dem früheren Verlangen, eine sofyr⸗ tige Abäntärung des gefaßten Beschlusses dahin begehrte, daß ein ständisch beschränktes Wahlrecht verbleibe. Die Bürgerschaft, welche sofort sich für aufgelöst erklärte, ward hierauf förmlich gefangen ge⸗— halten und vom rohen Haufen zur Wiederaufnahme ihrer Verhand⸗ lungen mit den frechsten Drohungen aufgefordert. Vergeblich blieb alles Zureden; eine Senats-Kommission, den dirigirenden Bürger⸗ meister an der Spitze, sand kein Gehör. Um dem Frevel ein Ende zu machen, mußte das Bürger— und Linien- Militair aufgeboten werden, welchem es erst nach Mitternacht und erst nach Anwendung der Feuerwafse gelang, die Aufrührer, welche sich vom Dache herab mit Steinen vertheidigten, aus dem von ihnen besetzten Lokal zu entfernen und die Bürgerschaft zu befreien. Nur wenige leichte Ver—⸗ wundungen sind erfolgt. Der heute Morgen versammelte Senat hat eine ernste Mahnung ergehen lassen; die Truppen sind heute Abend lonsignirt, und zahlreiche Bürger haben sich zur Bildung einer frei⸗ willigen Schutzmannschaft vereinigt; auch wird noch heute oldenbur= gisches Militair von Eutin hier eintreffen. Die Gerichte endlich sind angewiesen, gegen die Anstifter und Theilnehmer des Frevels mit der vollen Strenge des Gesetzes zu verfahren. Die Entrüstung über so unerhörte Gewaltthat ist allgemein.
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Mus land.
Frankreich. Natienal-Versam m lung. Sitzung vom i. Sft. Viel Bewegung in den Vorhallen. Man erzählte sich, Cavaignac sei im Klub der Rue de Poitiers gewesen und habe ihm erklärt, daß er das Staatsruder niederlegen wolle. Der Klub habe darauf beschlossen, die Verfassungs Debatte bis zum 20sten d. M. zu vollenden und dann die Präsidentenwahl auszuschreiben; bis da⸗ hin möge Cavaignac bleiben. Cavaignac habe dies zusagt, und so⸗ mit wäre die Ministerkrisis für den Augenblick vorüber. Der Mini⸗ sterrath sei diesen Vormittag versammelt gewesen und babe darein ge—⸗ willigt, bis zum Schluß dieses Eilvotums der Verfassungs⸗ Debatte auszuharren. So viel wurde bis 123 Uhr erzählt, als Vice⸗Präsi⸗ dent Bixio die Sitzung eröffnete. Das Protokoll wird verlesen. Pierre Bonaparte, Sohn Lucian's, verlangt das Wort. (Hört! Hört!) „Ich nehme das Wort“, sagt er, „damit Jeder wisse, daß es sowohl innerhalb als außerhalb dieses Saales keine Prätendenten, sondern nur Volks= vertreter gebe, welche der Republik den Eid der Treue geschworen und ihn niemals brechen werden (Beifall), und die eben so wenig dul⸗ den können, daß man ihnen eine Eigenschaft beilege, welche 6e als Hypokriten bezeichnen müßte. Sie (jene Volksvertreter) halten viel⸗ mehr denjenigen für cinen falschen Bruder, der sie ihren Brüdern als solche darstellen wollte.“ Nach dieser feierlichen Erklärung, die man als das Zeichen eines Zerwürfnisses unter den beiden Napoleo⸗ niden, Pierre und Louis Bonaparte, betrachtet, wird das Protokoll angenommen, und die Versammlung schreitet zur Tagesordnung, den Höpotheken-Bons. (Die Verfassungs⸗Debatte ist heute unterbrochen.) Die Herren Turk und Prudhomme sind die Urheber des Vorschlages, für die pupillarisch sicheren Hypotheken-Kapitalien (drei Fünftel des gerichtlichen Tarwerths der Grundstücke) eine Art Kassen⸗Anweisun⸗ gen zu schaffen, die mit 50, 109, 200, 500 und 1900 Fr,. bei jeder Kasse zahlbar wären. Die Bank widersetzt sich dieser Maßregel, als einer offenbaren Konkurrenz gegen sie, aus allen Kräften. Leon Faucher, vom Ausschusse, bekämpft den Antrag. Derselbe würde den Landmann den Krallen des Wucherers nicht entreißen, sondern ihn noch tiefer hineinbringen. Diese Bons seien nichts als falsche Münze — Assignaten. (Oh! Oh) Gute, fleißige, ordnungeliebende Landbebauer fänden immer noch Geld auf Hypothek. Nicht das Geld, sondern das Vertrauen fehle. Frankreich besitz? mehr klingende Münze als Deutschland, England, Schweiz, Italien und Bel— gien. Nur England besitze verhältnißmäßig, mehr Gold. Nicht das baare Geld, sondern die Consumtion und die Pro⸗ duction seien ein Befizit. Ein neues Papiergeld würde das aum erwachte Vertrauen des Landes vollends ertödten. Turk: Die An- hänger des Vorschlages sind überzeugt, daß er allein die Arbeit, den Kredit und Industrie wieder zu beleben im Stande sei, darum neh—= men sie auch die Verantwortlichkeit desselben auf sich. Stimm e⸗ Aber Sie sind sa noch nicht Ministeri Turk: „Ich weiß wohl. daß der Finanz- Minister dem Vorschlage abhold ist; aber womit 4 ras BVesizht im Budget decken? Durch Anleihen k Sie nt. der Ce desstoß für den Staatskredit.“ In diesem Augenklic ken aal. Sein Erscheinen inmitten der Poltmif 2 8 Finanz- Ausschuß ruft Aufsehen und e it ,,, bie fe Dark? dt Rennüüibn, bel, din, fahl, e, er Er habe eigentlich nicht pre weer ne aber er könne
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