1848 / 165 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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rosch verliest die von ihm verfaßte Adresse * je Beputation annimmt. Es ist darin ausgesprochen, dak. 4 in sei cht harre und den Thron und die Freiheit zu Reichstag in seiner Pfli . ä de Ju spät!“ n sich bemühe. Es ist darin gewarnt weg den pät! 6 sser möge auch diesmal hören wie in Innsbruck. Es kann 3 90 . gewiß nicht darum zu thun sein, für ein Leben Tau— f z Schuldlose zu opfern und durch einen unabsehbaren Bürger- . jn dem Ströme Blutes flössen, die Monarchie zu , n Der Reichstag will auch ein Curtius sein und sich in den Abgrun werfen, um das Unheil abzuwehren. Sollten die Opfer fallen, so wird ihr Andenken unvertilgbar fortleben und ein Ankläger ge⸗ gen jene sein, die durch ihren falschen Rath die Schuld tragen. Se. Majestät möge ein vollsthümliches Ministerium ernennen, wie er es versprochen, und zurückkehren. Eine blutvolle Militairherrschaft könne nur von kurzer Dauer sein, ruhmlos und eine Saat von un— berechenbaren Uebeln. Die Adresse wird nach kurzer Debatte ange⸗ nommen. Ein Abgeordneter befragt Minister Krauß, ob er Sx. Mojestät schon eine Liste von Vertrauensmännern vorgelegt, um ein Ministerium zu bilden. Krauß erwiedert, daß dies nicht geschehen, indem jene Männer, welche er beabsichtige, ihre Zustimmung von den Erfolgen Hornbostl's beim Kaiser abhängig gemacht baben. Krauß eröffnet, daß der Gemeinde-Ausschuß angesucht, da die Verprovian— tirung ber Stadt nothwendig sei, die Verzehrungesteuer zu erlassen. Der Minister erklärt sich einverstanden und liest die Liste der Lebens⸗ mittel vor, welche frei sein sollen. Wird einstimmig genehmigt, und der Beschluß tritt schon morgen ins Leben. U mlauft liest im Na⸗ men des Ausschusses ein Schreiben des Reichetags an den Komman— danten Auersperg vor, worin er ihm abermals anzeigt, daß Angriffe von seinen Soldaten auf das Leben der Garden und das Eigenthum der Bürger gemacht werden. Er wird für alle Folgen verantwortlich gemacht. Sidon wünscht auch die Mitzeichnung des Ministere. Krauß glaubt, daß der Kommandant selbst einen schweren Stand habe und nicht für jeden Fall verantwertich gemacht werden könne; wenn es der Reichstag jedoch beschließt, werde er mitzeichnen. Potozki verlangt Mitzeichnunz des Gemeinderathes und des Hardekommando's. Wird angenommen. Smolãka fordert auf, da abermals 4 Wochen verstrichen sind, ein neues Bürean zu wählen. Die Versammlung erhebt sich und akklamint einstimmig Smolka zum Präsidenten. Smolka will eine formelle Wahl. Die Versammlung afflamirt abermals. Smolka nimmt dit Ernennung an und danlt. Die Sitzung wird um halb ??7 Uhr aufgehoben. Vormittags-Sitzung vom 12. Oktober. (A. Oe st. 3.) Der Präsident eröffnet die Sitzung um halb 11 Uhr. Zwei Pro⸗ tokolls von gestern werden verlesen und nach einigen Berichtigungen angenommen. Schuselka erstattet Bericht von Ausschusse. Vas Wichtigste dieser Nacht ist, daß Auersperg aus seiner festen Position abgezogen ist. Die Veranlassung gab der Graf Auereperg, indem er anzeigte, es rücke eine ungarische Armee heran,, und er wolle ver= hindern, daß hier ein kroatisch⸗- ungarischer Kriegsschauplatz werde. Er wolle im Falle eines Kampfes Weisung vom Ministerium. Er wolle in die Kasernen rücken, wenn das Proletariat entwaffnet werde. Der Ausschuß habe die Entwaffnung des Volkes durchaus nicht zuge— standen und ihm bedeutet, daß nur bei Abzug Jellachich's volle Rube eintreten könne. Es wurde der Graf ferner darauf hingewie en, daß er Kommandant Nederösterreichs sei, und da Jellachich selbst gesagt daß er Kaiserlich sei, so stehe es ihm zu, die Truppen aus dem Lande zu weisen. Der Kommandant antwortete hierauf, daß er mit Jellachich in Unterhandlung treten werde. Das war gestern Nachts. Heute bei Tagesanbruch langte ein Schreiben ein, daß der böse Wille der Bevölkerung noch immer hervorleuchte, daß der Verprovsantirung des Militairs Hindernisse in den Weg gesetzt werden 2c. Um die Stadt jedoch zu schonen, ziehe er sich nach Inzersdorf, also außerhalb des Bereichs der Stadt, zurück. Er weist an, daß seine, so wie Jella— chich's Truppen, zu verpflegen und zu bequartiren seien, und macht die Behörden für militairisches Eigenthum verantwortlich. Der Schwarzenberg-Garten wurde sogleich von der Garde besetzt, und die darin zurückgelassenen Effekten, da der Abmarsch mehr eine Flucht war, wurden unter ben Schutz der Garde gestellt. Abgeordneter Sbizewski, der Sr. Majestät mit Jellachich's Dokument nachge⸗ schickf wurde, hat keine Audienz erhalten, eben so wie Löbner (Un— wille), jedoch ist Hoffnung, daß Löhner heute Morgens vorgelassen werde, und so ist heute Nachmittags eine Meldung zu er— warten. Exmwmmister Hornbostl ist von Hadersdorf mit ei lem Schreiben Sr. Majestät abgegangen, und verzögertes Hier ein erregt Besorgniß. Es sind Anzeigen eingelangt, daß die Ungarn mit einer bedeutenden Macht bei Brück an der Leitha stehen. Der Gemeinde— ausschuß stellt Anträge an den Reichstag und bittet um deren Ge⸗ nehmigung. Es betrifft die Bewaffnung aller Waffenfähigen. Po⸗ tozki will dies nicht dem Reichstage, sondern ganz dem Kommando, das die Leitung bereits übernommen, allein üben lassen wissen. Pil lersdorf, Scherzer und Minister Krauß sind dafür, Bilins ki und Sierakowski dagegen. Präsident Smolka unterbricht die Debatte. Er hat so eben eine telegraphische Depesche erhalten. Die Deputation des Reichstages ist nämlich 9 Uhr Morgens in Brünn eingetroffen, der Kaiser soll Mittags in Selovitz anlangen, die De⸗ putation fährt also dahin. Schu seika sagt, bezüglich der früheren De⸗ batte, daß er sich nicht bestimmen lasse, von der Ansicht abzugehen, daß der Reichstag die allgemeine Bewaffnung anbefehle, weil sie wirkungs— reicher sei. Der Reichstag hat sich groß gezeigt und einen perma— nenten exekutiven Ausschuß niedergesetzt, er möge jetzt nicht von der Konsequenz abstehen. Man spreche immer von Mangel der Sanction, wir wissen nicht, wo Se. Majestät ist, können also von ihm keine Sanction einholen, aber das Volk ist auch eine Souveiainetät, und 83 sanchöonirt das Gesetz. (Awuclamation.) Pillersdorf meint, daß Schuselka Prinzipien angeregt, die erst später zur Sprache kfon— men könnten, und meint, daß man in einzelnen Fällen nicht die Voll— macht der Gemeinde und des Kommando's beschränken solle, da man sie ihm bereits gegeben. Sierakowski nennt den Antrag ein Ge⸗ setz, und als gesetzgebende Versammlnng sei der Reichetag zum Erlasse befugt. Smerecker sagt, indem wir durch eine Bewaffnung Thron und Volk schützen wollen, stehen wir auf dem Boden der heiligsten Gesetzlichkeit, und es ist unsere Pflicht, Gesetze zu ge— ben, welche den Thron und die Volksfreiheit wahren. Natter auch für den Antrag der Kommission. Potozki spricht noch gegen das Gesetz, weil dann nicht mehr freier Wille, sondern Zwang eintrete und man olle Andersgesinnte nicht zwingen. Schu felt a erwiedert, daß es hier nicht mehr blos um eine politische Meinunz sich handle, sondern um Schutz des Eigenthums, der, Kranken, um Sicherheit per Person u. s. f., und da ist. Jeder verpflichtet, Dienst zu leisten. Ein Abgeordneter will Zählung des Hauses. Ein Secretair mel⸗ det, daß 219 Möäglieder anwesend seien, also mehr als beschlußfä⸗ hige Anzahl. Bei der Abstimmung bleibt Potozki in der Minorstät. Dse Punkte der Kommission lauten: 1) Alle waffenfähigen Männer haben sich unter Kommando ihres Bezirks ⸗Chess zu stellen. Ma⸗ jorität. 2) Alle Bewaffneten Wiens haben sich den Befehlen des Dberkommando's unbedingt zu fügen. Masorität. 3) Dien lverwei⸗ gerung, Insubordingtion und Verrath werden durch ein Displijinar- gericht bestraft. Da Minister Krauß eine baldige detaillirte Aus- führung des dritten Punktes vorlegen will, wird auf kurze Zeit die Abstimmung verschoben reren macht aufmerksam, daß, wenn

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man von der allgemeinen Bewaffnung Niemand ausnimmt, der Reichs= tag nicht in der Lage sein werde, Beschlüsse kundzumachen. Der Präsid ent hält sich ermächtigt, Personen, die er benöthigt, aus zu— neben. Schuselka verliest ein Schreiben Doblhoff's, wonach er erklärt, daß es ihm unmöglich ist, auch nur auf die kürzeste Zeit ein Amt zu übernehmen, da seine Gesundheit ganz zerrüttet ist. Mini= ster Krauß besteigt die Tribüne. Er eröffnet, daß er von dem bewilligten Kredit von 20 Millionen bis Anfangs Oktober nichts benutzt. (Bravo.) Seit Anfang Oktober hat er jedoch Millionen benöthigt, die ebenfalls noch nicht ganz ausgegeben, sondern zu dem baldigsten Bedarf reservirt sind. Da weiter noch Geld erforderlich ist und die Hinausgabe von Kreditscheinen bei solchen Umständen unmöglich ist, möge die Kammer bewilligen, daß der Finanz⸗Minister ermächtigt sei, den Bedarf bis zu 20 Millionen, so weit er ihn benöthigt, von der Nationalbank zu beziehen. Die Bank sei für die Zeit der Noth hauptsächlich da, und Gleiches sei auch in Frankreich geschehen. Er hoffe den besten Er⸗ folg von der Sache. Die Nötionalbank bittet ferner, daß sie der Reichstag unter seinem besonderen Schutze erkläre, der Finanz⸗Mi⸗ nister unterstützt dies, indem die Bank von außerordentlicher Wichtig⸗ keit für den ganzen Staat. Machalski und Pillersdorf wün- schen den ersten Punkt dem Finanz Ausschusse zugewiesen, was an— genommen wird. Der Finanz- Aue schuß wird in der Abendsitzung berichten. Neuwanl will auch (betreffs des zweiten Punktes) die Sparkasse der Bank gleich behandelt wissen. Scherzer ssellt den Antrag, ein Erkennungszeichen für die Abgeo dneten zu wählen. Borrosch ist dagegen; die Karte ge— nüge. Pillersdorf dafür; es sei in solcher Zeit nothwendig. Er beantragt eine Bronze- Medaille. Borresch nimmt sein Veto zu⸗ rück. Der Fnanz⸗⸗Minister beauftragt sogleich das Münzamt zur Präge. Sidon stellt den Antrag, daß die dem Reichstage und der Exckutivgewalt unentbehrlichen Individuen vom Waffendienste zu be⸗ freien sclen. Sidon will die Joumnalisten, welche über den Reichts⸗ lag berichten, auch einbegriffen haben. Die Journalisten geben schrift⸗ lich die Erklärung ab, nur bei Reichstags Stzungen vom Waffen⸗ dienst befreit sein zu wollen, da ihre Berichte nöthig für die Pro⸗ vinzen sind; die übrige Zeit wollen sie dem Waffendienste weihen. (Bravo.) Der ganze Antrag sammt den Zusätzen wird angenommen. Es werden noch mehrere Anträge wegen Enthebungen vorgelegt, welche, auf Antrag Potoski's, dem Gemeinde⸗ Ausschusse zugewiesen werden. Die Sitzung wird bis sechs Uhr Abends unterbrochen.

Abendsitzung vom 12. Oktober. (A. Oest. 3) Halb sieben Uhr. Schuselka theilt mit, daß vor einer halben Stunde ein gräß⸗ lich verstümmelter Leichnam vor den Saal gebracht wurde, gewiß in der Absicht, um das Gefühl zu erregen. Schuselka und Prato haben für Beerdigung gesorgt. Pillersdonf berichtet vom Finanz-Aus⸗ schusse über das Verlangen des Finanz- Ministers, welches er heute Vormittag gestellt. Pilleredorf lobt das bisherige Verfahren des Fi⸗ nanz⸗Ministers betreffs des ihm ertheilten Kredits von 20 Millionen, der Finanz⸗Ausschuß trägt einstimmig auf Gewährung dis vom Fi⸗ nanz⸗-Minister gestellten Verlangens an, nämlich den Kredit der Bank nach Uniständen bis zu zwanzig Millionen benutzen zu dürfen. Dylewsli bemerkt, daß die Banknoten bereits neunfach den wahren Fonds übersteigen. Als man nur 6 Millionen aus der Bank nehmen wollte, nahm man Rücksicht auf diesen Umstand, nun wolle man noch 14 Millionen Papier schaffen. Er ist dafür, daß man nur nech 5. Millonen bewillige, und hefft von den Erspann ssen tes Ministers das Beste. Seine beantragte Einschränkung sei man dem Volke und dem Mißverhaltniß zwischen Papier und Baargeld schuldig. Seriakowski spricht dafür, daß für den Augenblick der Kredit nicht über die schon früher bewilligten 6 Millionen ausge— dehnt werde. Pillersdorf spricht dafür, dem Finanzminister das volle Vertrauen zu geben. Er wird nicht mehr benutzen, als er bedarf. Beim Bedarf uber eine Beschränkung würde die Kammer nur neuerdings mit einer Berathung behelligt und könnte dann aber⸗ mals nur an? die Bank weisen. Dylewski's Antrag erhält Majorität. Schuselka erstattet Bericht vom Ausschusse. Es erschien bei ihm eine Teputation von zwei Mitgliedern des ungarischen Reichetages und üerbrachte eine Adresse. Es wird darin den edlen Bewohnern Wiens gedankt, daß sie sich für Ungarn erhoben, und die Ungarn schwören vor Gott, die Freiheit Wiens ihrer eigenen gleich zu achten. (Accla⸗ mation. Sie wollen einen freien Bruderbund schließen und bieten die Bruderhand. (Acclamation. Sie haben erfahren, daß Jellachich in Oesterreich 13,000 Mann Zuzug belommen und aus Galizien noch erhalten werde. Sie erklären Jeden, der sich gegen Oesterreich er⸗ hebt, als einen Landesverräther und erklären es für eine heilige Pflicht der Dankbarkeit, das edle Oesterreich zu unterstützen. Die ungarische Nation hat daher beschlossen, dem Feinde zu folgen, wohin er auch flieht. Man möge es nicht als Gebietsverletzung betrachten, wenn sie auf un⸗ seren Boden kommen, sondein lediglich als einen Zug des dankbaren Herzens. Sie werden ihre Truppen selbst verpflegen und in demselben Augen blicke, ale der Feind geschlagen und entwaffnet ist, das Gebiet ver⸗ lassen. (1A:nhjaltender Beifall. Schuselka theilt ferner mit, daß Löhner gestern 10 Uhr Nachts nach vieler Bitten eine Audienz beim Erzherzog Franz Karl erhalten. Löhner hat ferner einen Erlaß des Kai⸗ sersüberschickt, der auf dem Lande vertheilt wird, ohne Kontrasignatur und aus Herzogenburg datirt ist. Es wird darin einer Partei in Wien sehr übel gedacht, und der Kaiser er⸗ kärt, einen anderen Punkt als Wien zur Berathung auszuerse⸗ hen. Der Kaiser hat die Abdankung der Minister Doblhoff und Bach engenommen, von Hernbostl ist noch nichts bekannt. Finanz-⸗Minister Kraus erscheint und bedauert, daß er bei der frü⸗ heren Beschlußfassung nicht gegenwärtig war. Er ehklärt, mit 6 Millionen nicht das nächste Monat auslangen zu können. Er sindet es nicht sehr ehrend, daß man immer das Vertrauen tropfenweise zumesse, er ist verantwortlich, und wenn man es ihm nicht ganz schenke, sei es besser, man stelle einen Vertrauenswürdigeren an die Stelle. Demel beantragt nach dieser Erklärung, und um die Staatsmaschine nicht zu heinmen, den Kredit ihm bis zu den ver⸗— langten 20 Millionen anzuvertrauen, mithin den früheren Beschluß umzustoßen. Semialkowski sagt, daß diese Form nicht nothwendig sei, man brauche einen vor kurzem gefaßten Beschluß nicht umzusto⸗ ßen. Der Finanz Minister erkrärt, er brauche noch mehr als 6 Mil⸗ lionen, die Kammer könne nun noch hinzubewilligen. Pillersdorf meint, Dylrneki's Antrag war nur ein Amendement, es betraf 6 Millionen, der Ausschuß wolle noch 8 Millionen bewilligen, man könne nun Über das letzte abstimmen. Fedoxrowit sch ist dafür, die Würde der Tammer mit dem Beschlusse aufrecht zu erhalten. Der Finanz YMinistet länne ein neues Begehren stellen, die Kammer befinde sich dann in der Lage, frei zu bestimmen. Kraus erklärt sich bereit, die Form einhalten, und stellt nun das Begehren. Federowitsch verwahrt sich, daß die Kammer kein Vertrauen gehegt habe, im Ge—= gentheile, sie spendete Lob; es waren ihr aber Gründe unbekannt, die setzt der Minister vorgelegt, und man kann nun den Kredit erweitern. Dieses wird von der Kammer bewilligt. Smolka bittet nun, da die gemessene Zeit abgelaufen ist, ein neues Bürean zu wählen. Er bittet, das vorgeschriebene Skrutinlum zu beobachten, und muß trotz der gestrigen zweimaligen Acelamation auf Skrutinium dringen, da die Geschichte zeigt, daß man selbst Beschlüsse als ungültig erklärt hat, weil das Büreau nicht n sei war. Er dankt im damen

der Kammer den Schriftführern für ; aberigen Dienste.

Die Wahl des Präsidenten m r. der *

deren Büreau⸗ Mitglieder morgen früh. Boörrosch ergreift das

Wort im Interesse des jetzt so bedrohten Vaterlandes. Er

fürchtet nach dem oben eingelangten Erlasse, daß der Raiser durch

seine Umgebung gehindert sein werde, die wahre Sachlage zu erken⸗

nen. Er macht ferner auf seine Rede aufmerksam, als die Ungarn

an der Schwelle des Hauses waren, und ruft nach den Ereignissen Alle zum Zeugen an, daß er es damals ehrlich gemeint. Er bean— trage, dem Kaiser eine zweite Adresse nachzusenden und die Ungarn zu einem Völkerfongresse nach Wien einzuladen. So werde das In⸗ terisse des Gesammtvaterlandes und des Thrones gewahrt werden. 6 Strutinium Findet statt, es stimmen 209 Mit- hut denkt mr da * erhält 186 Stimmen, ist daher Präsident ind dankt für die Ehre. Peodlewaki stellt den Antrag, die unga— rische Adresse zu drucken. Wird angenommen. Borrosch nimmt nach einer Pause das Wort. Er habe keincsweges cinen gemein⸗ samen Reichstag in der Absicht, wie Manche c, Es möge nur eine internationale Kommission niedergesetzt werden, 1 aus Reichstags-Abgeordneten der beiden Reiche und unter Beiziehung der beiden Ministerien. Aehnliches auch für Italien. Zimmer will die Berathung der permanenten Kommission zuweisen. Fischer will man möge diese Adresse den Heeren mittbeilen, und jo Waffenstill⸗ stand bis zur Erledigung herbeiführen. Smerecke sagt, wir dürfen den Vorwurf nicht auf uns laden, indem wir die ungarische Armee aufhalten, der Stadt Wien in ihrer Vertheidigung hinderlich gewesen zu sein. (Beifall.. Zimmer sagt, er müsse sich gegen den Antrag erklären. Der Hof will nichts hören in unserer eigenen Sache, viel weniger, wenn wir zugleich in Angelegenheit eines ande— ren Volkes sprechen. Der Hof will siegen, und ein Waffenstill⸗ stand wird nur dazu dienen, um Truppenmassen heranrücken zu las⸗ sen, um uns ganz zu erdrücken. Pillersdorff rämh zur Versöh— nung. Borrosch eben so. Die Kammer müsse alle Mittel ver⸗ suchen. Fedorowitsch ermahnt, die Pflicht zu thun. Die Kam⸗— mer ist wahrhaftig jetzt mehr hier, um das edle Blut der Wiener zu schonen, als Gesetze zu geben. Wir thun unsere Pflicht, ob sie der Kaiser thut, dies hängt nicht von uns ab. Das Mittel ist vorge⸗ schlagen, versuchen wir es vielleicht ist s in dem Rathschlusse Gotkes, daß es doch etwas helfe. Piencikows ki beantragt, mit der Beschlußsassung bis zur Rückkunft der Deputation zu warten. Wird veiworfen. Borrosch's Antrag wird angenommen. Die Adress wird morgen der Kammer vorgelegt werden. Neuwall beantragt eine Abschrift an den ungarischen Reichstag mit der Einladung, sich dem Wunsche anzuschließen. Violand theilt mit, daß der beute er= nannte Kommandant Spitzhütes seine Stelle wieter niederl'gt. Der Ausschuß hat sich an die Garbe und Legion gewendet, daß sie einen Vertcaurnsnann erwählen. Die Sitzung wird um 9 Uhr geschlossen. Eröffnung morgen 10 Uhr.

Wien, 11. Okt. Das Journal des Oest. Lloyd schildert den Zustand der Hauptstadt folgendermaßen:

„Mit den Worten, mit welchen wir unseren gestrigen Bericht über den Zustand der Stadt schlossen, können wir und müssen wir leider den heutigen Bericht beginnen: „„Die Ungewißheit unserer Lage dauert fort.““

„Die Befestigung der Stadt gegen einen Angriff oder plötzlichen Ueberfall dehnten sich gegen Abend auch auf die Vorstädte aus; auf der Wieden in Hernals, auf der Landstraße und auf der Mariahil⸗ fer Linie erheben sich Barrikaden, mehr oder weniger kunst gerecht gebaut und zaulreich besetzt. Die National-Garde der Vorstädte, verstärkt durch sarke Haufen bewaffneter Gesellen, Arbeiter und Pro⸗ letarier, war fast vollzählig in den Straßen; die Erbitterung gegen das Lager bei Belvedere wuchs von Stunde zu Stunde, weil die Soldaten sich die rohesten Gewaltthätigkeiten zu schulden kommen ließen. So wurden, um nur ein Beispiel anzuführen, ein Metzger, welcher mit weißer Schürze an cinem Vorposten (es waren Polen) vorbei⸗ fam, von diesen angefallen, dee Fleisches, welches er trug, und des Mes— sers an seiner Seite beraubt und ohne weiteres erstochen. Die an den Kommandanten, Grafen Auersperg, deshalb gesandten Deputa— tionen endigten wie gestern mit einer Erklärung des Bedauerns, än- derten aber an dem Stand der Dinge gar nichts. Unterdeß war Jellachich immer näher gerückt, und seine Kroaten besetzten die Dorf⸗ schaften bis auf eine Stunde vor der Stadt. Hierdurch wurde die Angst der Vorstädter so gesteigert, daß sie schaarenweise beson— ders Weiber und Kinder in die innere Stadt eilten, und so hat⸗ ten wir ein dem gestrigen und vorgestrigen ganz entgegengesetztes Schauspiel. Die Gasthäuser, welche sich von Fremden geleert, füll ten sich jetzt mit den reichen Bewohnern der Wieden, der Landstraße u. s. w. Uebrigens müssen wir bemerken, daß es den meisten Flücht= lingen, welche die Stadt verließen, um noch Baden, Mötlieg, Meid— ling und den benachbarten Orten zu ziehen, eben so schlecht ergan— gen, als den Flüchtlingen, welche von Pest nach Wien eilen; auch sie kamen von Regen in die Traufe, denn diese ganze Gegend ist schon von kioatischen Rothmützen bedeckt.

„Als es Nacht geworden, nahm die Bewegung in der Stadt einen rein militairischen Charakter an. Zahllose Gewehre wurden im Militair- und Bürger-Zeughaus zur Bewassnung des Velkes ausgetheilt; Aehnliches geschah anf der Universität. An Munition dagégen, obgleich auf Veranstaltung des Wohlfahrts-Ausschusses und des Gemeinde- Raths mehr als eine Million Patronen ausgetheilt waren, fehlte es noch immer eben so sehr, als an Zünder für die Gewehre, welche weder auf Kugeln, noch auf Feuersteine eingexichtet sind, obgleich Waffen sowohl, als Munition, zu verschiedenen Zeiten bes Tages, theils auf der Nordbahn, wo sie nach Ungarn für Iel⸗ lachich bestimmt waren, theils in den südlichen Gegenden der Stadt aufgefangen wurden. Gegen 11 Uhr hörte man in der Richtung der mariahilfer Linie zahlreiche Schüsse fallen, und die Stadt gerieth in Bewegung. Vom Stephans - Thurme aus, wo man ein Sbservato⸗ rium zur Beobachtung des Feindes errichtet hat, welches alle Viertel⸗ stunde den Behörden und den versammelten Comité s Bericht abstat⸗ tet, werden Allarmzeichen gegeben, und nicht lange dauert es, so tönt in allen Straßen der wilde Ruf: „Zu den Waffen.“ Es wird Ge⸗ neralmarsch geschlagen, auf den Wällen versammeln sich die zerstreu⸗ ten Cempagnieen schlagfertig, die Kanonen werden gerichtet, auf der Universttät wimmelt es von Menschen, die theils Nachrichten, theils Anführer und Munition verlangen, und vom Stephan ertönt end= lich, wie von allen Thürmen der südlichen Vorstähte, die Sturm⸗ glocke. „Bald füllen sich die Straßen mit, Bewaffneten, und Jeder fragt den Anderen um die Ursache des n welcher durch zahl= reiche Flintenschüsse in der Stadt und den Wällen einen sehr dro⸗

nden Charakter! annimmt. Allgemein heißt es dann:. Jellachic . . Voꝛstädte; er selbst sei im Lusthaus des Praters; man wn, , , ,, Maßleindorf her einen Scheinangriff auf bie Stabt machen, um ste dann wirklich von einer anderen Seite (vom Prater der zu nehmen. Bald jedoch kamen vier Couriere angesprengt und verkündeten, „es sei nichts zu fürchten; das ganze sei ein blinder Lärm; die Veranlassung dazu habe ein kleines Gefecht zwischen den Vorposten des Lagers und der Nationalgarde der Vor—=

sädte gegeben.“ Mißmuthig, daß auch jetzt noch nicht die Sache

zur Entscheidung komme, gingen die meisten Garden und Studenten entweder heim oder auf shre Posten, und die Stadt war wieder so ruhig wie gewöhnlich. Etwas vor dem Auebruche des Allarnis wurde der ungarische Ministerpräsident, welcher das bekannte Mani⸗ fest des Kaisers an die Ungarn fontrasignirte, Oberst Recsey sammt seinem Adjutanten Baron Denkstein gefangen genommen und auf die Universität gebracht. Eben so erging es einem als ungarischen Of⸗ sizier gekleideten jungen Mann, Namens Jacobson, welcher als Spion angesehen wurde.

„So brach denn der heutige Tag ruhig und still an und auch bis jetzt (2 Uhr Nachmittags) hat sich nichts ereignet, welches die⸗ sen Zustand änderte. Augenzeugen melden, daß die Armee des Ba⸗ nus doch nicht so demoralisirt und aufgelöst sei; „Kreagten sähen auf dem Marsch immer aus wie aufgelöste Truppen und hätten nie we⸗ der gleichmäßig Waffen, noch ordentliche Monturen.“ Iellachich quar— tiert sie nicht in den Häusern ein, sondern sie lagern selbst bei die ser rauhen Witterung auf freiem Felde. Mangel an Lebensmittel scheint er auch nicht zu haben, da er den Soldaten im Lager einen Trupp Ochsen überlassen haben soll. Jedoch ist die Bewaffnung und Be festigung der Stadt eine so formidable, daß wir werer einen Angriff zu gr haben, noch das Heer, selbst nach seiner Vereinigung, einen Angriff wagen wird. Dabei erwartet man von Slunde zu Stunde, daß das ungarische Heer von Bruck her sich Wien nähere.“

Heute früh ist ein Schreiben des Ministers Hornbostl an das Ministerium eingelaufen, in welchem er demselben anzeigt, daß er dem Ka sser seine Demission überreicht habe, weil die ihm zur Gegenzeich⸗ nung vorgelegten Dokumente inconstitutionell und mit seinen Pflichten für das Vaterland uicht vereinbar seien.

Ueber die Reise des Kaisers erfährt man aus Stein, daß sie ernst und langsam vor sich ging. Den fünf Wagen voraus ziehen drei Compagnieen Feldjäger, eine halbe Kavallerie⸗-Batterie, eine Di⸗ viston Cheveaurlegers; hinter den Wagen ziehen gleiche Abtheilungen in derselben Ordnung.

Von Stein wird mitgetheilt, daß das Militair nach Uebergang über die Brücke sich in Schlachtordnung aufgestellt, der Zug eine Pause gemacht hat, und erst, als die überraschte Bevölkerung keiner⸗ lei Zeichen des Mößfallens gegeben hat, wurde in der früheren O: nung durch die Stadt gefahren. Ter Kaiser soll sehr leitend aus⸗ gesehen und kein Jubel die Stille des Zuges unterbrochen baben.

In der Festung Eger ist ein Militair Ausstand ausgebrochen,

Tin Courier aus Italien berichtete die Auflehnung ungarischer und kroatischer Regimenter.

Wien, 12. Okt. „Wenn“, sagt das J. d. Oest. Lloyd, „die früheren Zeitungsberichte über den Zustand der Stadt in den ersten Tagen nach unserer März- nnd Mai⸗Revolution gewöhnlich mit den Worten beginnen konnten: „Wien ist ruhig“, oder höchstens: „es herrscht bei uns eine gemüthliche Anarchie“, so müssen wir leider unseren heutigen Bericht abermals mit den Worten eröffnen: „Die Stadt ist noch immer in der gewaltigsten Aufregung und voll krie= gerischer Bewegung.“ Vielleicht nie seit den Tagen des Mittelalters, wo unter den ersten Habsburgern, unter Rurolph's und Albrecht's J. Söhnen, die ganze Bevölkerung gar ot unter die Waffen trat, um im blutigen Bürgerkriege gegen einander oder gegen die anmaßenden Forderungen ihrer Burgherren zu kämpfen, hatten die Straßen und die Umgebnng unserer alten Vindabona ein so durchaus kriegerisches Ansehen, wie in diesen Tagen. Im Innern der Stadt und den Vorstädten wogt eine bewaffnete Velkemacht von sich rlich mehr als S0. 000 kampfoegierigen Männern; und im weiten Umkreis um uns lagern in drohender Haltung aus allen Völkerstämmen des großen Kaiserstaates bunt zusammengesetzte zahlreiche Truppen des Kaiserlichen Heeres unter habeburgischem Banner, um in der getreuen Kaiserstadt, in welcher jetzt abermals zum Staunen der Welt der Sturm der Re⸗ volution mächtiger braust denn je, ihres Kaisers Thron und Rechte, selbst mit der Gewalt Ker Waffen, wenn es nothwendig sein sollte, zu schützen und zu sichern. ;

„Von der Höhe des ehrwürdigen Stephan übersieht man jene Schauren, die in weitem Kreise uns umlagern: Nuthenen, Massuren, Russniaken und Polen aus Galizien, Teutsche und Czechen aus, Böh⸗ men! und ehrliche Alt-Oesterreicher bilden die Truppen, welche im La⸗ ger am Belvedere standen und sich jetzt theils gegen das Torf Sim mering zur Donau hin, theils gegen die Sücbahn, zurückg zogen ha⸗ ben; im weiteren Kreise aber, von Klein-Neusiedl an über Him⸗ berg bis nach Mödling zur Brühl und den Abhängen des Wiener Waldes schwärmen die beweglichen Schaaren, des Banus Jewachich: Illyrier mit ihren rothen Mützen, die Nothmäutler (die Sereschaner), Kroaten, zahlreiche Gränzer, und dazwischen Kavallerie und Artillerie der Kaiserlichen Armee; auf der anderen Seite der Donau, bei Sü⸗ ßenbrunn, liegt ein wallachisches Regiment, wir wissen nicht, woher gekommen und wohin bestimmt; einzelne zerstreute Pionser- und Neiter⸗ Abtheilungen, und auf der Route nach Ungarn hin jenes Bataillon Italiener, welches am 5. Oktober hätte von Wien gen Pesth ziehen sollen und dessen Oberst Ferrari von seinen eigenen Offizieren unter meuterischen Brohungen gezwungen wurde, gestern seine Abdankung zu unterzeichnen. Im Hintergrunde aber gen Osten hin am rechten Ufer der Donau zeigt sich schon, drohend für die Einen, sehnsuchts⸗ voll erwartet und freudig begrüßt von den Anderen, die Herrmacht der Magyaren. Es ist, als habe die ganze Monarchie sich ein gro⸗ Fes milstairisches Rendez-vous unter den Mauern der Haupt adt ge gegeben, um das Schauspiel der massruhaften Volkebewegung mit scharfem Auge und blanker Waffe zu beobachten und zu überwachen.

„Dies sst in allgemeinen Unrissen ein Bild von dem Aeußeren unserer Lage; schwieriger ist es, das innere Getriebe der Bewegung kennen zu lernen und darzulegen.

„Die Fäden der ganzen Bewegung, insofern sie nicht ganz ohne Leitung und nur instinktartig revolntionair ist, konzentriren sich in verschiedenen Brenupunkten, welche sind: 41) Der Reichstag und der ven ihm gewählte Wohlfahrts-Ausschuß, welcher letztere in steter direkter Verbindung mit allen bewaffneten Körpern uud mit den Ereignissen selbst sieht, worüber unsere Jeichetagsberichte die nähere Auskunft geben; 2) der Gemeinderath, welcher erst am Gten zu⸗ sammengetreten ist und in seiner neuen Zusammensetzung viele radi⸗ ale Elemente enthält, während manche konservative Glieder gar nicht oder nur selten an den Verhandlungen Theil nehmenz 3) das Ge⸗ neral-Kommando der Nationalgarde, welches sich natürlich der Organisation der bewaffneten Macht anzunehmen hat; ) das Stu⸗ denten-Comitéèé, welches nicht allein die Angelegenheiten der Le- gion leitet, sondern von der ganzen Bevölkerung als Centralpunkt für wichtige Meldungen und Befragungen betrachtet wird. Hierhin ist es, wo sich die Arbeiter und Bürger um Munition wenden, wohin die gefangenen und übergetretenen Soldaten, die vermeintlichen Spione, bie als gefährlich angesehenen Personen, wohin genJmmene Kanonen, Bagagewagen, Kassen, wohin die viertelstündigen Berichte vom Ob⸗ servatoͤrium des Stephansthurmes u. s. w. gebracht werden; 5) das Central⸗Comitè der demokratischen Vereine, welches durch seinen Einfluß auf die zahlreichen Mitglieder der verschiedenen Ver⸗ eine, dann durch Plakate und Deputationen einen nicht, unbedeuten— ben Antheil an der Leitung der Bewegung hat. Daß im Hinter⸗ grunde aus leicht erklärlichen Rücksichten noch andere rãäfte

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wirken, ist eben so gewiß, als es schwer wird, darüber jetzt schon bestimmte Aufschlüsse zu geben.“

Der Geméeinde-Rath der Stadt Wien hat Folgendes beschlossen:

„Die Gemeinde übernimmt die Versorgung aller im Dienste derselben erwerbsunfähig gewordenen und mittellosen Personen, so wie ihrer Hinter bliebenen, so fern für deren anderweitige Versorgung nicht schon durch die bereits bestehenden Gesetze vorgedacht ist. Diese Versorgung geschieht in solgender Weise: U . n .

1) Die mittellose Wiltwe eines im Dienste der Gemeinde Gesallenen erhält bis zu ihrer Wiederverehelichung oder sonstigen Versorgung eine jahr liche Pension von 200 Fl. C. M. und für jedes ind bis zum vollendeten 18ten Jahre oder bis zu der etwa früher erlangten Versorgung einen sähr— lichen Erziehungsbeitrag von 59 1 .

2) Für diejenigen Mittellosen, die im Dienste der Gemeinde arbeite— unfähig geworden sind, wird nach Maßgabe der eingetretenen Arbeitsun-= fähigkeit auf eine angemessene Weise gesorgt. . .

3) Eben so für alle jene, welche an einem im Dienste Gefallenen einen Ernährer verlieren. ü

4) Alle diese Bestimmungen haben Anwendung nicht nur auf die Mit- glieder der Nationalgarde, Buͤrger⸗Corps und akademischen Legion, sondern auch auf die Arbeiter, ohne Ruͤcksicht auf die Zuständigkeit der Person.

Wien, am 11. Sltober 18548 ä

Vom GemeindeRath der Stadt Wien.“

Das Kaiserliche niederösterreichische Regierungs- Präsidium macht bekannt, daß mit Zustinimung des Reichstages alle Geiraide - Arten, Hülsenfrüchte, Mehl, Brod bis auf weitere Verfügung steuerfrei in Wien eingeführt werden dürfen. .

Der Reichstogs-Ausschuß widerlegt das Gerücht, als habe der Reichstag den ungarischen Truppen verboten, die österreichische Gränze zu überschreiten.

Wien, 12. Okt. Mittags. (Bresl. Ztg.) Der Kampf hat begonnen. Heute früh 6 Uhr wurde Sturm geläutet und General marsch geschlagen in Folge der Bewegung, welche unter den Trup⸗ pen im Schwarzenbergischen Garten vorgenommen. wurde. Die Trup⸗ pen zogen ab, und zwar, wie es heißt, um sich mit Jillachich zu ver- einigen. Um halb 1 Uhr hatten die Kroaten bereite die Vorposten⸗ Linie angegriffen. Auf den Straßen herrschte die größte Verwirrung und besdubender Lärm. Die Bewaffneten strömten in Schaaren her⸗ bei. Barrikaden wurden aufs neue gebaut. Alles rief nach Kauo— nen. Man sagte, vor dem Stubenthor an der Linie hätten die Kroa⸗ fen bereits die Garde angegriffen. Oben auf der Bastei wurden die Kanonen gerichtet. Die Abendblätter erscheinen nicht, da die Setzer und Drucker unter Waffen stehen.

1 Uhr. Man hört heftigen Kanonendonner vor dem Stuben⸗ hort. Die Kidaten feuern mit Kartätschen. Tie Garde fährt eben an 3. Bastei Geschütze im Trabe vorbei. Ordonnanzen sprengen umher. Das Ministerium hat, wie man hört, insgesammt seine Te⸗ mission gegeben. Der Kaiser soll in Ollmütz sein und Wind ischgrätz dahin cilirk haben, um ihn mit Bildung eines Kabinels zu beauf⸗— tragen. (Die Redaction der Bresl. Ztg. bemerkt hierzu, daß sie den obigen Brief eines sonst zuverlässigen Korrespondeten zwar seinem wesentlichen Inhalte nach mittheile, daß aber keiner von den wiener Reisenten, welche sie gesprochen, bis zur Abfahrt des Zuges Ge⸗ schützdonner gehört haben wollte.) .

Nachmittags 3 Uhr. Allarm wird geschlagen. Bei der St. Marxer-Linie soll der Feind hereingeschossen haben. Altes eilt auf die Sammelplätze; die Nalionalgarde, besonders die wiedner, brennt vor Kampflust. .

Die Kanonenschüsse an der Marxer-Linie wurden mit einem Ausfall beantwortet, welcher das Feuer zum Schweigen brachte, und wobel mehrere Kroaten gefangen genommen worden sind. .

Von Ungarn sind Deputirte eingetroffen, daß der ungarische Landtag den General Moga beauftragt habe, mit seinen 40 0090 Mann Jellachich zu verfolgen. Kossuth ist zum Präsidenten ernannt, die Ausschüsse sind unter seine Bejschle gestellt.

Fer Kaiser wurde von dem Abgeordneten Löhner bei Zuaim getroffen, eine Unterredung hat stattgefunden, und Löhner wird mit dem Resultate in nächster Zeit zurückkommen.

Alle Srtschaften an der Nordbahn haben sich für Wien erkläut.

60) brünner Nationalgarden, welche den bereits hier befindlichen folgen wollten, sind durch den Gouverneur an der Abreise verhin⸗ dert worden.

Der Schwarzenberggarten ist in solcher Eil vom Militair ver⸗ lassen worden, daß Uniformen, Bücher, Waffen zurückgelassen worden sind. Ein enistellter Leichnam, mit Nägeln durchbohrt, wurde ausge⸗ graben; mehrere andere Opfer sollen ähnlich mißhandelt worden sein. Das Volk hat trotz der Aufregung, welche die AUnsicht jener Gräuel⸗ that veranlaßte, nichts von dem Eigenthume angerührt, welches sich in dem Palaste vorfand; die Gemälde, Spiegel Alles wurde verschont.

Der Telegraph der Südbahn ist von Militair zerstört worden.

Brünn, 11. Okt. (Bresl. Ztg.) Heute marschirt das hie⸗ sige Grenadier-Bataillon nach Ollmütz, wohin dem Vernehmen nach das Hoflager verlegt werden soll.

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Arens land.

Oesterreich. p esth, 6. Okt. (Allg. Oest. 3g) Der Kriegs-Minister hat nachstehende Ansprache an das Armee-Corps in Süd-Ungarn gerichtet:

„Krieger!

„Mit tiefem Schmerze habe ich die Kunde vernommen, daß in Folge der jüngsten Ereignisse, die auf den gesetz- und völlerrechtswidrigen Einfall Jellachich's folgten, unter Euch die Meinung erwacht sei, als herrsche in Buda; Pesth volltommene Auflösung aller Bande der Ordnung, Zügellosig⸗ keit, mit einem Worte, Anarchie mit alle ihren traurigen Kenseguenzen. Dies, wackere Krieger und Kameraden! ich sage es Euch mit Freu— den diese Euch Meinung ist durchaus ungegründet. Buda Pesth ist vollkommen ruhig, und wenn auch täglich Tausende begeisterte Schaaren gegen den eingedrungenen Feind ziehen, das Recht und das Gesetz zu ver— theidigen, wenn auch der Ministerpräsident sür nöthig erachtet hat, im In—= teresse der Humanität und des Wohles der Bewohner Ungarns und Kroa⸗ tiens einen letzten Schritt zu thun und den König um gebieterische Dazwischen= kunft in Wien zu bitten, so wacht das Repräsentantenhaus in beinahe voller Zahl der Mitglieder im Herzen des Landes über das Geschick desselben und über die Interessen unseres geliebten Kaisers und Königs, vertritt ein Kusschuß von ächt Mitgliedern, in Abwesenheit des Minister - Präsidenten, dessen Stelle und beräih mit mir das für Erhaltung der Ordnung und der Gesetze Nö⸗ thige. Es ist leider wahr, daß Feldmarschall- Lieutenant Graf Lamberg das Opfer der einen Augenblick die Gränzen des Gesetzes überschreitenden Volks= wuth geworden ist, es ist dies eine 2 Wahrheit, die wir Alle herzlich bedauern, und deren Sühnung den Gerichten schon überantwortet ist., Aber bedenlt, daß nach so vielen traurigen Täuschungen, nach so vielen mißglück⸗ ten Versuchen, eine friedliche Vermittelung herbeizuführen, in dem Momente, als der verrätherische Feind schon den Thoren der Hauptstadt sich näherte, das Volk das Gesctz mit Füßen getreten; bedenkt, daß der Gerechte den Ausbruch der Volksleidenschaft nie einer Nation zum Verbrechen anzurechnen sich bewogen finden wird. Darum laßt Euch durch keine böswilligen, falschen Nachrichten irre leiten! In Ungarns Hauptstadt herrscht das Gesetz, und wird herrschen, so lange es eine ungarische Nation geben wird, die an dem gemeinsamen Monarchen und an den durch Allerhöchsidenselben sanctio- nirten Gesetzen mit aller Liebe und Treue hängt. Darum beharret auf dem bis jetzt rühmlich verfolgten Pfade der Pflicht, beharret in der Liebe

zum Gesetze, zum Vaterlande, zum gemeinsamen Kaiser und König— schützet das von allen Seiten mit . fn nr angefallene Vaterland, und biefäs wird Euch hierfür steis Dank zu zollen wissen. Anführer! Offiziere! Soldaten! Jeder von uns steht unter dem Geseßze wir haben die Auf⸗ rechthaltung desselben, die Aufrechthaltung der Constitution beschworen! Das Vaterland erwartet von uns, und mit Recht, daß wir unserem Schwure bei jeder Gelegenheit getreu bleiben werden. Krieger des gegen den serbischen Ausstand auf- aestellten Armeecorps! Seid einig unter einander. Neichet Euch, die gemeinsame Gefahr bedroht gemeinsam die brüderliche Rechte, denn nur Einheit macht stark. Seid einig und stark, und rettet das Eurem Schutze anver⸗ trautc, unglücksiche Land vor größerer Verwüstung und noch größerem Elend und das Vaterland wird Eure Verdienste zu würdigen, Eure Bemühungen zu belohnen wissen und Jeden von Euch, nach seinem Verdienste mit Ans⸗= zeichnung beehren. Dies ist es, was ich im Namen der Nepräsentanten der Nation Euch zu verkünden habe, und ich zweifle nicht, daß es in Eurem, 2 Vaterland und den Monarchen glühenden Herzen Nachhall finden werde. Buda ⸗Pessh, den 4. Oftober 18156. Meßaros, Kriegs⸗Minister.“

Der Prässdent der ungarischen National-Versammlung hat fol- genden „Äufruf an die Kaiserlichen Truppen, welche der Feldmar⸗= schall Licutenant Baron Jellachich ohne Fug und Recht feindselig in Ungarn herumführt“, erlassen:

„Ihr folge einem Führer, Soldaten! der alle Begriffe des Staats- und Bürgerrechtes, so wie der Kriegerpflicht, verwirrend und verhöhnend, Euch verleitet hat, Eure Waffen zuwider dem klaren und bestimmten Be⸗ fehle unseres gnädigen Monarchen, in einem Kampfe zu erheben, der an und für sich Euch die schwerste Verammwortlichkeit aufbürdet und Euch auch in die Gefahr bringt, unbewußt Werkzeuge und Genossen eines tief ange⸗ legten Verrathes zu werden. Denn wer steht Euch dafür, was die letzten Zwecke eines Waffenzuges sein mögen, dessen Führer offen erklärt: „er müsse und wolle auch gegen den Willen des Kaisers han⸗ deln.“ Jene unter Euch, die aus den Jahrbüchern der Armee rie Geschichte Wallenstein's kennen, werden diese Andeutung ohne viele Worte verstehen. Wie nämlich jener Feldherr Oesterreichs anfangs vor⸗ gab, er müsse dem Kaiser auch gegen dessen Willen dienen, und, so die seichtgläubige Armee täuschend, sie an den offenen Rand des Treubruches gegen Kaiser und Reich zu führen wußte, so daß es den schon im letzten Augenblicke aus ihrem Taumel erwachten Kriegern kaum mehr möglich war, ihren treulosen Führer verlassend, die Krone und ihre eigene Ehre zu ritten. Machet die Anwendung auf Euere eigene Lage, Soldaten, und glaubt, daß es kein ehrlicher Kampf sein kann, den der Soldat gegen das dom Monarchen beschworene Landesgesetz kämpfen will, welches er zu schützen berufen und verpflichtet ist. Bedenlt auch, ob wohl der sei⸗ nem Schwure getreue Krieger einem Befehlshaber folgen mag, der, den Befehlen seines Monarchen zuwider, seine eigenen wohl nur ihm bewußten Zwecke verfolgt, der vorgeblich wohl für den Kaiser, in der Wirklichlest aber gegen dessen Willen handelt? Dies erklärte und dies thut nun Feldmarschall-Lientenant Baron Jellachich, und dies ver⸗ dammk ihn vor jedem Richterstuhl als Unterthan, noch mehr als Soldaten. Ihr habt es erfahren, Soldaten! wie Euer Muth und Eure Tapferkeit nicht hinreichten, das große Unrecht, so in diesem Zwecke und den Thaten Eures Führers liegt, zu veisöhnen. Eure glorreichen Fahnen, Eure guten Waffen,

von Eurem Monarchen für Recht und Ehre Euch verliehen, werden Euch, gegen dessen Willen, die Führung und den Dienst zum Sit ge verweigern; der Segen des Gottes der Heere wird Euch nicht folgen! Höret seine Stimme' in der Stimme des Euch umgebenden Volkes. Noch ist es Zeit, kehrt um zur Pflicht und Treue, bewahret Euren Führer selbst vor dem Weiter schreiten auf seinem schlimmen Wege, ersparet das nutz. und ruhmlose Blutver⸗ gießen. Ihr tapferen deutschen Schgaren! ziehet hin nach Oesterreich und stellt Euch dort, Eurer Pflicht gemäß, unter die Befehle des gesetzmäßigen Kriegsministers. Und Ihr, brave Gränzer! unterzieht Euch der Bestimmung des Gesetzes, kehrt friedlich in Eure Heimat und genießet dort die Segnun- gen all jener Zugeständnisse und Erleichterungen, so wie der allseitigen bür-= gerlichen Freiheit, die Euch das Gesetz sichert, und die Ungarn und Kroaten, mit voller Berücksichtigung aller gezenseitigen Rechte und Ansprüche, auf auf ewig brüderlich vereinen werden. Buda⸗Pesth, 5. Oktober 1848. ö. In Abwesenheit des Minister-Präsidenten. Dion os Pazmando, Präsident der ungarischen National- Versammlung.“

Frankreich. National- Versammlung. Sitzung vom 12. Sttober. Anfang 125 Uhr. . Marrast. Das Proto⸗ 9

oll wild vorgelesen. In dem Vorsaale spricht man von einem Mi⸗ nisterwechsel. Es war folgende Liste im Umlauf: Dufaure, Inneres; Bedeau, Auswärtiges; Vivien, Justiz; A. Fould, Finanzen; Bineau, öffentliche Arbeiten; Tourret, Ackerbau; Lamoricière, Krieg; Lacrosse, Marine. Bastide soll angeblich als Gesandter nach London gehen. Crespel de la Touche: Gestern Abend, als Präsident Bixio das Resultat der Abstinmung über Verwerfung des Durrieuschen Antra⸗ ges bekannt machte, erklärte Justizminister Marie, daß morgen (also heutö) früh das Journal-Unterdrückungsrecht aufgehoben werden solle. Diese Erklärung wurde von allen in der Nähe der Tribüne stehenden Mitgliedern deutlich gehört, und doch steht sie nicht im Protokolle. Ih verlange, daß es berichtigt werde. Präsident Marrast:; Man fann nur das ins Protokoll aufnehmen, was auf der Tribüne ge⸗ sprochen und vom Büreau gehört wird. Das Protokoll wird berich- tigt. Präsident Marrast: Bei dieser Gelegenheit rüge ich wieder⸗ holt, daß Mitglieder doppelte Stimmzeitel in die Urnen werfen. Es ist dies gestern Abend wiederum gescheben. Nach erfolgter Berichtigung stellt sich das Durrieusche Votum auf folgende Zahlen: Es stimm⸗ sen 673 Mitglieder. Davon für Fallenlassen des Antrags 339 und dagegen 334. (Sensation Lamartine verlangt Urlaub und er⸗ hält ihn. Die Versammlung, geht dann zur Tagesordnung, Ver—⸗ fassungs- Debatte, über. Sie war bei Artikel 4 stehen geblieben, zu dem Mathieu (Dr5me) mehrere Neben⸗Anträge zese r hat. Ihr wesentlicher Jnhalt ist: „Der Präsident der Republik kann durch einen Beschluß der Kammer seines Amtes entsetzt werden, doch muß dieser mit zwei Drittel Stimmenzahl gefaßt werden.“ Der Antragsteller entwickelt seine Anträge, die er als die einzige Schranke gegen gewisse Herrschgelüste schildert. Vivien, im Namen des Verfas= sungs-Ausschusses, bekämpft diese Anträge. Sie werden verworfen. Salmon trägk darauf an, daß der Präsident der Republik nicht Mit⸗ glied der Kammer sein dürfe. Vivien bekämpft dies. Salmon zieht den Antrag zurück. Artikel 45 ist angenommen, und man schrei⸗ tet zu Art. 46: „Der Präsident überwacht die Ausführung der Gesetze u. s. w.“ Saint-Prie st will angehängt wissen: „und er läßt die Gesetz-Entwürfe durch seine nr f; vorlegen, welche die Gründe auscinanderzusetzen u. s. w.“ Vivien ändert diese Redac⸗ tion ein wenig, worauf auch St. Priest ihr beitritt und dieselbe durchgeht. Aitikel 47: „Er befiehlt die Land- und See ⸗Armee u. s. w.“ Brunet macht einen unbedeutenden Neben-Antrag, wor= auf der Artikel durchgeht. Die Artikel 48, 49, 50 und 51 geben zu wenig erheblichem Widerspruch Veranlassung. Artikel 62, dom Recht der Begnadigung handelnd, wird ziemlich weitläufig besprochen. Dab ec aur, Vivien, Cre mieun nahmen an der Diskussson Theil. Julien dringt darauf, daß die höchsten Beam= ten u. f. w. nur von der National⸗Versammlung selbst begnadigt wer- den sollen. Dieser Zusatz geht durch, Artikel 33. 5 und o65. blos von dem Mechanismus der Exekutigewalt henden geh. mat

oder minder geringfügigen Aenderungen durch. ie

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