Bürgscheft der Fortdauer eines geordneten Rechtszustandes zu ver⸗ ! 9 schan ge furt a. M., den 22. Oktober 1818. 3 Der Reichs⸗Minister des Innern. Schmerling.
Gestern Nachmittag um dier Uhr fand die feierliche Beerdigung des Abgeordneten Bruck aus Rhein- Hessen statt. Am Grabe spra⸗ en Gügern und Löwe aus Kalbe.
Sitzung
Reichstags -Verhandlungen. Auf der
vom 71. Oftober. (Schles. 3.) Vorsitzender Smolka. Ninisterbank: Kraus. Anfang nach 101 Uhr. S molka: Die zur Giöffnung erforderliche Anzahl der Mitglieder ist anwesend. Das Manifest an die Völker Oesterreichs ist durch einen Courier ins Hof⸗ sager gesendet worden. Wie ser, Schriftführer, liest die Ecklärung e' deutschen Reichs-Kommission: Welcker und Mosle, Schuselka berichtet im Namen des permanenten Ausschusses. Von mehreren Sesten sind Beiträge für unbemittelte Garden eingelangt. (Beifall.) Töersperg anlwortet auf die vom Reichstage gestern beschlossene und urch den permanenten Ausschuß demselben zugesendete Zuschrift, daß Fürst Windischgrätz (den er zwischen heute und morgen erwarte) am Gten d. M. vom Kaiser zum Ober-Kommandanten ernannt worden sohin die Erledigung der bezeichneten Angelegenheit von ihm
abhän Der permanente ÄAueschuß wird bis morgen auf eine Ant— wort von Seiten des Fürsten Windischgrätz warten; wenn seiner Er⸗ artung nicht entsprochen wird, sich unmittelbar an den bezeichneten Dber-Kommandanten wenden. Kraus, Manister, liest ein von Wessenberg kontrasignirtes Manifest des Kaisers vor. Der Antrag auf Unterbrechung der Sitzung wird angenommen. Smolka meldet, daß ihm vom Abgeordn. Borrosch ein Subscriptionebogen mit der Ueberschrift: „Bruder gebe“, übergeben worden sei, in welchem die Herren Deputirten eingeladen werden, sich au der Sammlung für mittellose Garden Wiens zu betheiligen. (Beifall. Die nächste Sitzung 11 üÜhr statt. Schluß der Sitzung 1 Uhr.
Sitzung vom 22. Oktober, 11 Uhr. (Bresl. Ztg.) Die Reich?‘ Comm'sssaire Welcker und Mosle notisiziren von Krems, daß sie, nachdem sie sich auf der Reise über die Zustände Wiens unter bichtet, sofort an das Hoflager des Kaisers abgereist seien, in der Hoffnung, bald wieder als Friedensboten zurückzukehren. Um jeden Preis möge so lange ein bewaffneter Zusammenstoß vermieden wer⸗ ken. Umlauft beklagt sich, daß sich die Commissaire nicht hier in⸗ formirt haben, sondern mit einseitig eingeholten Anschauungen sofort nach Olmütz abgereist seien. Er begntragt, dagegen Verwahrung einzule⸗ zen und die Commissaire durch das Präsidium aufzufordern, sich hierher zu begeben und sich hier über die Lage der Stadt durch persönlichen Augen⸗ schein, nicht aus den Angaben und Berichten der Geflüchteten zu unterrich⸗ ten. Nach einem glaubhasten Berichte sollen die Commissaire ihren b stim⸗ ten Entschluß, ein Zufammentreffen mit Mitgliedern der Linken hier zu vermeiden, erklärt haben. Dies muthmaßlich der geheime Anstoß des grollenden Antrages Umlauft's. Gschuitzer wünscht, da die Com- missaire bereits in Olmütz sein werden, daß der Eine dort bleiben, der Andere hierherkommen solle. Schuselka erkennt die Gründe des Antrages als stichhaltig an, glaubt jedoch, es sei der Würde des Neichstages nicht angemessen, in dieser Beziehung eine warnende Stimme zu erheben. Er müsse offen den Tadel ausspre— chen, daß es die Commissaire nicht der Mühe werth gehal— ten, hierhir zu kommen, und daß sie ihre hohe Aufgabe ohne eigene Wahrnehmung zu erfüllen gedächten. Er beantragt die Ta⸗ gesordnung, welche die Kammer fast einstimmig annimmt. (193 Mit— glieder sind anwesend) Schuselka: „Im Ausschuß ist wenig vor⸗ gegangen. Die Akademiker in Bielitz haben 209 Fl. eingeschickt, aus Linz sind 150 Bewaffnete mit Gefahren und Besckwerden hier= her geeilt. In Krems mußten sie das Dampfschiff verlassen, dort war der Befehl ertheilt, auf das Schiff zu schießen. Minister Horn— bostl hat geschrieben, daß er sich in stiller Zurückgezogenheit in Ober— österreich befinde. Das Comité für Unterstützung mittelloser Ge⸗ werbetréibenden ist unausgesetzt in voller Thätigkeit. Die Kammer und der Ausschuß empfangen häufig anonyme Zuschriften und
heils auf die ungarische Frage bezüglich, mit dem Besonders werde die
Oesterreich.
sindet morgen um
haben. Der berücsichtigen werde. D
Ausschuß den Ausfall
1 cf B z
entspreche, mit d
Vollmachten vorgelegt.“
ö. (Bresl. Ztg.). Von Mährisch-Trübau schrieben heute die Wähler, daß sie mit höchstem Erstaunen ihren Abgeordneten zu Hause, statt auf seinem Platze erblickten. Der Reichstag wolle ein⸗ schreiten und den Pflichtvergessenen des Mandats verlustig erklären. Ein wichtiges Pläsudiz, eine der zweifelhaftesten Fragen des Con— titu tionalie mus. Die Diskussion schwankte unentschléssen zwischen der Bersuchung, dem, der Majorität sehr angenehmen Begehren zu willfahren, und dem nicht klar gewordenen Gedanken, daß sie durch die Willsahrung ein geso hrvolles Präjudiz stelle. Brestel machte d,, ee , nn, Im vorliegenden Falle ehre die Kammer die füchtige 6 n der Petenten. Wenn aber hinterlistige Beaibei— tungen der Wähler Mißtrauens-Voten gegen die achtbarsten Mit— glieder zu Wege bringen könnten, wolle sich die Kammer im Prinzip die Hand binden? Sei doch der Fall erst kürz— lich eingetreten. Vorrosch, dessen Wähler nach dem G6ten zusammenberufen wurden, um ihm ein Mißtrauens-Votum zu erthei—= len, hatte sich für die volle Berechtigung der Wähler, das Mandat ihres Abgeordneten zu widerrufen, ausgesprochen und versuchte die verständige 2 rgumentation Brestel's durch eine spitzsfindi e Unterschei⸗ dung zwischen Mißtrauens-Voten und Mißtrauens-Voten zu be— kämpfen. Die Kammer beschloß, Herrn Weigt von und in Mährisch— Trübau in die General- Kategorie der Nichtanwesenden auzunehmen und bei Rückkehr vor Ablauf des Präklusiv Termins zu pardonniren. raf Auersperg hat erwiedert (vgl. oben), daß er nicht mehr besugt ei, die an ihn erlassenen Aufforderungen zu beantworten, nach— em ber Kaiser „bekanntlich! dem Fürsten Windischgrätz den Oberbefehl über sämmtfiche Truppen anvertraut habe. Uebri⸗ gens bemerke er, daß die beklagte Entwaffnung der Ge⸗ einde Liesing eine „einstweilige militairische Maßnahme sei. Schuselka meint, wenn auch der Kammer von jener Ernennung alchts bekannt sei, so möge man die Sache auf sich beruhen lassen and den Bescheid des Fürsten abwarten. Die Kammer geht dann zum Petitiong⸗Referate über und bewilligt der Stadt Tarnow den erbetenen Abgeordneten.
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Wien, 21. Oft. (Oestw. Ztg.) Die Deputation des Ge—⸗ meinderathes an den Kaiser ist heute Abends zurückgekehrt. Sie ward von Sr. Majestät nicht empfangen. Minister⸗ Präsident Wes⸗ senberg ertheilte derselben auf die überbrachte Adresse des Gemeinde⸗ rathes an Se. Majestät folgende Antwort: „Die Adresse des Ge- meinderathes der Stadt Wien ist Sr. Majestät vorgelegt worden. Da sie aber Bitten enthält, worauf Se. Majestät nicht eingehen kann, so habe ich den Auftrag, der Deputation zu bedeuten, 8. alle derlei Anträge hinfort an den Fürsten Windischgrätz zu stellen sind, welcher hierzu die nöthigen Vollmachten erhalten hat. Uebrigens glaubt Se. Majestät durch die Kundmachung vom 191eu den billigen Wünschen der Wiener zu entsprech en.“ .
Wien, 21. Oft. (Schl. Ztg.) Fürst Windischgrätz, welcher sein Hauptquartier in Florisdorf (am Spitz) außer den Brücken auf⸗ geschlagen hat, dehnt seine Armee (10 — 12,000 Mann starl) bis Klosterneuburg aus, wo bereits eine Pontonsbrücke hergestellt worden ist, um die Vereinigung mit den Auerspergschen Truppen bewerkstelli⸗ gen zu können. Jellachich soll sich wieder mehr östlich zieben und seine Vorposten bis Schwadorf aufgestellt haben. Daß man hier⸗ durch Wien vollständig zu cerniren bräbsichtigt, ist außer allem Zwei⸗ fel. Heute ist wieder stark die Rede von dem Anmarsch der Ungarn; man behauptet ganz sicher, daß dieselben die Gränze bereits über⸗ schritten haben, um dadurch von Preßburg her die Passage offen zu halten und der bedrängten Hauptstadt Lebensmittel zuführen zu kön⸗ nen. Die Anwerbung von Freiwilligen für die mobilen Bataillone dauert ununterbrochen fort. Das Lager im Schwarzenberg und Bel⸗— vedere soll bereits gegen 20,000 Mann zählen. Täglich kommen flüchtige Soldaten aller Branchen aus dem Jellachichschen und Auers⸗ pergschen Lager. Sie erzählen, daß namentlich viele Deutsche über⸗ gehen möchten, wenn sie nur könnten, und daß sie bei einem ctwani— gen Angriff gewiß übergehen würden. Heute ist wieder Regenwetter eingetreten, welches das Lagern auf freiem Felde äußerst unangenehm macht. Häufige Erkrankungen unter der Armee kommen vor,
Wien, 22. Okt. (Schles. Ztg.) Eine Proclamation des Kaisers ist vom Minister Kraus in der Kammer vorgelesen worden, welche das Beharren auf strengen militairischen Maßregeln von Sei⸗ ten des Hofes beurkundet. Dies Plakat ist vom 19. Oktober datirt; ein andrtes vom 16. TSkteber sst in verschiedenen Theilen der Mo— narchie und besonders beim Heere bekannt geworden und enthält Drohungen gegen die Stadt Wien. Dasselbe wurde vor der Ver⸗ öffentlichung mehrerer anwesenden Deputirten zu Olmütz gezeigt. Diese sollen aufs entschiedenste dagegen protestirt und erklärt haben, daß für den Fall der Veröffentlichung desselben sie sich in die Bezirke begeben würden, um das Volk gegen diefe Maßnahme des Hofes zu bewegen. Dies mag der Grund sein, deß diese Proclamation vom? 16 ten in Wien nicht offiziell bekannt gemacht wurde. Das Central- Comité unternimmt jedoch die Veröffentlichung.
Die Beobachtungen vom Stephansthurm aus sind jetzt durch Nebel und Regenwetter erschwert, fast unmöglich gemacht, und daher muß man sich nach den Angaben der Zureisenden in Beziehung auf die Stellung der Heere richten. Die Üngain versichern fortwährend, daß sie komnien, um die Kroaten anzugreifen und den Wienern zu helfen. Man berichtet uns, daß Jvanka die Vorhut kommandire und 20 Kanonen auf dem rechten Flügel führe, daß 300 Czikos (ungari⸗ sche Roßhirten) sich verschworen hätten, den Jellachich, wenn es zum Kampfe käme, todt oder lebendig zu bringen; daß Kossuth mit 15, 000 Mann und 16 Kanonen der Haupt-Armee nachrücke, und daß für die nächsten Tage dennoch eine Schlacht zu erwarten stehe. Aller Verkehr mit Wien van außen ist gehemmt und gestört; die Zufuhr von Lebensmitteln zur Verpflegung der Kranken ist von den bela— gernden Soldaten sogar verweigert werden. Die Post wird nicht nur verzögert, sondern fast gänzlich hintangehalten. Ueber Reisende und alle Personen, welche sich entfernen wollen, wird eine strenge Kontrolle geführt. Desterreich kostet den Vorgeschmack einer Mili tairherrschaft. Für verflossene Nacht waren alle Garden konsignirt, weil man einen Einfall des Militairs befürchtete, Es ist vor der Hand bei der bloßen Erwartung geblieben. Die norddeuische Post ist, ohne daß man hier den Grund weiß, seit mehreren Tagen aus— geblieben.
Wien, 22. Okt. (Bresl. Ztg.) Die vollendete Umzingelung der Stadt fängt an fühlbar zu werden, nicht blos in der Sperre des Verkehrs, der Post und Eisenbahnen, der Ab- und Zureisenden. Die Lebensmittel steigen im Preise; weder gestern, noch heute war in der Leopolds-Vorstadt Milch zu haben. Die Gesandten haben gepackt; zwei derselben sind, dem Vernehmen nach, heute abgereist.
Wien, 22. Okt. (Schles. Ztg.) Der Ober Kommandant Messenbauser erklärt heute, daß er den Gesuchen, Hausdurchsuchun⸗ gen nach verborgenen Waffen und Munition vorzunehmen, fernerhin nicht mehr nachkommen werde, weil das Hausrecht unter allen Um— ständen heilig bleiben müsse. Die Glaubwürdigkeit der unter, das Plakat aus Ungarn unterschriebenen Namen wird fast allgemein in Zweifel gezogen.
— Unter Breslau, 24. Oktbr. enthält die S chlesische Zei⸗ tung Folgendes: „Obwohl uns von den Reisenden, die heute Nach— mittag aus Wien hier angelangt sind, sich völlig widersprechende Nachrichten mitgetheilt worden sind, glauben wir doch, dieselben un—⸗ seren Lesern nicht vorenthalten zu dürfen. Wien, heißt es, ist voll⸗ ständig cernirt; es wird Niemand mehr herausgelassen, dagegen kann Jeder hinein, sobald er durchsucht worden ist und ihm Lebensmittel ꝛc. abgenommen worden sind. Windischgrätz soll der Stadt ein Ultima⸗ tum gestellt haben, wonach bis heute (Dienstag) Mittag 2 Uhr die Waffen gestreckt sein müssen, widrigenfalls er mit dem Angriff begin⸗ nen werde. In Erwiederung dieses Ultimatums, erzählt unser Ge⸗ währsmann, habe man beschlossen, die Kaiserl. Bank der Plünderung preiszugeben, sobald, die erste Kugel in die Stadt falle, und eben so die Kaiserliche Hofburg und andere Gebäude in die Luft zu sprengen. Weitere Meldungen der Reisenden betreffen die Ankunft der Ungarn. Der ungarische Reichstag läßt seine Truppen nunmehr wirklich in Oesterreich einrücken. Kossuth steht an der Spitze der ungarischen Armee, welche auf acht Dampfschiffen, von denen jedes üoch zwei Schleppschiffe hinter sich haben soll, von Preßburg nach Wien abgegangen sind. Einer der Reisenden will sie Sonntags unteiweges angelroffen haben und schildert sie, im Gegensatz zu den Kroaten, als eine überaus schöne und kampflustige Mannschaft. Bei Angern Gwischen Florisdorff und Gänsernderff) will man gestern Ka⸗ nonendonner gehört haben; man vermuthet, daß einer der Kai⸗ serlichen Generale die auf dem Wege befindlichen Ungarn ange— griffen habe. Einem uns gütigst mitgetheilten Privatschreiben aus Troppau, 22. Oktober, eütnehmen wir folgende Stellen: „Ge⸗ stern gegen Abend kam die wiener Post hier an; durch dieselbe erhalten wir die Bestätigung des seit mehreren Stunden verbreiteten Gerüchts, daß nämlich von Seiten der Studirenden und beiter ein Ausfall gegen die Kroaten gemacht worden sei und Letztere dabei scheinbar die Flucht ergriffen hätten, worauf jedoch, als die Ersteren unter Hurrahrufen nacheilten, die Kroaten plötzlich umkehrten und mit Kartätschen schossen, in Foige dessen die Reihen der Studenten sehr gelichtet wurden. Ein zweiter Ausfall auf Windischgrätz hat den Wienern 800 Todte gekostet.“
— Die Breslauer Ztg. vom 25. Oktober berichtet: „Von dem Redacteur dieser Zeitung, Herrn Dr. Nimbs, welcher eine Reise
nach Wien unternommen, geht der stellvertretenden Redaction folgen⸗ des Schreiben aus Floris dorf zu, aus welchem man ein ziemlich kla⸗ res Bild von der Gestaltung der Dinge um Wien zu entnehmen vermag. Das Schreiben lautet: Bahnhof Florisdorf, 22. Okt. Die Umgebung von Florisdorf, der letzten Station der Nord⸗ bahn vor Wien, ist ein Heerlager. Die Verbindung mit Wien ist durch das Militair vollständig abgesperrt, und es gelangen weder 1 noch Briefe nach Wien und von Wien bierher. Diese
ufhebung aller Communication findet seit gestern statt. Der Bahnhof, wimmelt von Post⸗Conducteurs, welche von allen Seiten hier eingetroffen sind und ihre Brieflörbe nicht bis Wien be⸗ fördern dürfen. Zwei Secretaire der französischen Gesandtschaft ha⸗ ben dennoch die Gunst des freien Geleits erlangt, während ein ga—⸗ lizischer Abgeordneter, der auf den Ruf des Reichstages von seinem n k nicht an den Ort seiner Bestimmung gelangen lonnte. . egiebt sich vorläufig nach Qlmütz, um dort in dieser Angelegenheit Schritte zu thun. Die Pässe werden hier von einem Hauptmann, welcher die Besatzung des Bahnhofes nn , n visirt Alles kehrt nach dem Norden zurück, denn auch nach Ungarn ist die Passage erschwert oder gehrnunt, Die Rr isen em Norden und Westen nach Wien werden demnächst wohl auf einige Zeit selten werden; darauf scheint ouch die Direction der Nordbahn zu rechnen, denn sie hat bereits einen Zug eingestellt, und so mußten die Nachts gegen 2 Uhr aus Oderberg in Prerau eintreffenden Passagiere bis 6 Ühr Morgens warten, um sich an den aus Slmitz ankommenden Zug anzuschließen. Uebrigens sind alle Bahnhöfe der Nerdbahn, besonders in Prerau und Lundenburg, von zahlreichen Truppen-Abtheilungen besetzt. Den Schlüssel zu al⸗ len diefen Beschränkungen des Verkehrs sinden Sie in dem Kaiserli⸗ chen Manifeste. Die Ausführung des Manifestes wird wohl nicht auf sich warten lassen. Das Hauptquartier des Fürsten Windischgrätz gränzt bereits an das Weichbild der Stadt Wien. Das allmälige Vorschie⸗ ben seines Hauptquartiers ist auch die Ursache, weshalb während zweier Tage die Züge der Nordbahn nur bis Gänserndorf befördert wurden. In welchem feindseligen Kontraste das Manifest des Kai⸗ sers zu der jüngst erlassenen Proclamation des Reichstages steht, be⸗ darf keine Erwägung. Man wünscht wohl eine friedliche Ausglei⸗ chung, doch schwindet fast jede Hoffnung dazu, denn gestern ist die Deputation des Reichstages, welche sich zum Kaiser nach Olmütz be⸗ geben hatte, von diesem an den Fürsten Windischgrätz gewiesen wor⸗ den. (S. oben.) Die Deputation ist ohne Weiteres nach Wien zu⸗ rückgekehrt, weil sie sich nicht für berechtigt hält, ohne auedrück— lichen Auftrag ihrer Kommittenten mit dem Fürsten zu verhan— delu. Die Bedingungen, welche dieser der Stadt Wien, die von allen Seiten cernirt ist, stellen wird, sind schon in dem Manifeste des Kaisers deutlich genug ausgesprochen. Die Truppen-Zusammenziehungen aus allen Theilen der Monaichie sollen sich noch täglich mehren, und auch gegen Ungarn werden einzelne Corps dirigirt, weil man dem angeblichen Rückzuge der Ungarn noch nicht recht Vertrauen schenken will.
Ferner meldet die Breslauer Ztg. unter Breslau, 2 Abends 10 Uhr: „Die rückständige wiener Post vom 23. Oktober, welche heute Nachmittag um 3 uͤhr hier eintreffen sollte, ist auch setzt noch nicht aug kommen. Heute Mittag war erst der wiener Postzug vom 22sten eingetroffen.
Die Schlefische Zeitumg vom 25. Oktober faßt in Folgen⸗ dem das Reueste über die österreichischen Zustände zusammen: „Die friedliche Lösung der schwebenden Fragen scheint trotz der im Namen des deutschen Reichsverwesers von der Reichs- Kommission erlassenen Proclamation völlig gescheitert zu sein, seit das Manifest des Kaisers dom 16. Oktober in Wien bekannt geworden und die Deputation des Gemeinderaths an den Kaiser zurückgekehrt ist, ohne vom Kaiser empfangen worden zu sein. Fürst Windischgrätz hat nunmehr über das Schicksal Oesterreichs zu entscheiden. Von ihm soll den Wienern das Ultimatum gestellt worden sein, bis zum 24. Oltober Nachmit⸗ tags 2 Uhr die Waffen niederzulegen, widrigenfalls er sodann mit dem Angriff beginnen werde. Die ungarische Armee, an deren Vor⸗ rücken von Vielen sehr gezweifelt wird, soll sich Wien bereits bedeu tend genähert haben.“
Den obigen Nachrichten fügen wir aus den Berichten eines Augenzeugen, Bahnhof Florisdorf bei Wien, den 24. Ok⸗ tober 18486, Folgendes hinzu: Seit gestern Abend ist die völlige Einschließung der Stadt eingetreten; Fürst Windischgrätz hat sein Hauptquartier gestern Mittag von Stammeredorf nach dem Schlosse Schönbrunn verlegt. Heute Nachmittag ist die zweimal 24stündige Frist der Bedenkzeit verflessen, worauf eine gänzliche Cernirung des Platzes stattfinden wird. In diesem Augenblick verninmit man nur selten unterbrochenen Kanonendonner; die bei den Donaubrücken auf— gestellten Geschütze der Stadt versuchten nämlich die diesseitigen Trup⸗ pen zurückzudrängen, die Kaiserlichen Batterieen erwiederten aber das Feuer mit solchem Nachdrucke, daß bereits drei feindliche Geschütze unbrauchbar gemacht worden sind. Der erste Ausfall der Wiener fand bereits gestern Morgen an der nußdorfer Linie statt, der zweite ebendaselbst Nachmittags 3 Uhr. Beide waren ohne erhebliche Re⸗ sultate. Als Gerücht erfährt man, daß die Ungarn einen Angriff auf die Armee des Ban Jellachich gemacht haben sollen.
So eben, halb 4 Uhr Nachmittags, sind die beiden Donaubrük⸗ ken (die Eisenbahn- und Donaubrücke) geräumt worden, Es wehen weiße Fahnen darauf, und, die Truppen sind bereits hinübergerückt. Die Brücken selbst werden in aller Eil hergestellt.
An der nußdorfer Linie währt das Geschützfeuer fort, und ein außerhalb der Linie stehendes Gasthaus steht in vollen Flammen. Ein zweiter Feuerschein war in der Vorstadt Wieden, und die beiden fleinen, über das sogenannte Kaiserwasser, einen Arm der Donau, führenden Brücken, wurden Nachmittags 6 Uhr in Brand gesteckt, um das weitere Vordringen der Truppen zu verhindern.
So eben vernimmt man ein lebhaftes Gewehrfeuer in der nahe gelegenen Brigittenau.
. n.
In den letzten Tagen sind folgende Kundmachungen des Reichs⸗ tages, des Ober-Kommandanten der Nationalgarde und des Ge⸗ meinde-Rathes veröffentlicht worden:
Ew. Majestät!
In der Antwort, welche Ew. Majestät auf die Adresse des kon⸗ stituirenden Reichstages vom 13. Oktober 1848 zu ertheilen geruh⸗ ten, haben Ew. Majestät die Absicht geäußert, Alles aufbieten zu wollen, um die Ruhe und Sicherheit in der Hauptstadt wieder her⸗ zustellen und dem konstituirenden Reichstage die niögliche Gewähr⸗ schaft für seine ferneren ungestörten Berathungen zu gf z. .
Der lonstituirende Reichstag hält es für seine Pflicht, En. Ma⸗ jestät die bestimmteste Versicherung zu ertheilen. daß dem erwähnten Allerhöchsten Ausspruche ein Jrrthum über den wahren Sach verhalt zu Grunde liege, indem die Ruhe und Sicherheit im Innern der Hauptstadt keiner Wiederherstellung bedarf, sondern einzig die in der Umgebung Wiens lagernden Trupßen und die von denselben unter⸗ nommenen drohenden und feindseligen Handlungen die Bevölkerung Wiens in jener Aufregung und wachsamen Nüstung erhalten, welche, gegenüber einem stündlich besorgten Angriffe und einer immer näher üctenden Cernirung, eine unabweisbare Nothwendigkeit ist.
Der Reichstag spricht demnach, im Interesse wahrer Volksfrei⸗ heit, welche zu verwirklichen Ew. Majestät Ihren Völkern schon so
ost die heiligsten Zusicherungen gegeben haben, so wie im Interesse des constitutionellen Thrones, seine volle Ueberzeugung dahin aus, daß die Garantieen der Aufrechthaltung der Ruhe und Sicherheit nur in der schleunigen Bildung des von Ew. Majestät zugesagten vollsthümlichen Ministeriums, in der alsogleichen Zurückziehung der gegenwärtig in Nieder- Desterreich konzentrirten Truppen und in der Feststellung' der Garnison Wiens auf ein Minimum unter sofortiger Beridigung des Militairs auf die von Ew. Majestät sanctionirten Errungenschaften, so wie unter wiederholter Anerkennung des Grund⸗ satzes, daß das Einschreiten des Militairs im Innern des Landes nur über Aufforderung der Civil ⸗Behörden erfolgen dürfe, gefunden werden können. ; k ᷣ
Zugleich hält der Reichstag zur Wahrung seiner Würde die feierliche Erklärung für nothwendig, fommen freien Berathung von irgend einer Seite gestört worden ist und daß er seine Verlegung an einen anderen Ort für keine Ge⸗ währschaft der serneren Freiheit in der Berathung, sondern nur als eine hiermit zurückgewiesene Anmuthung betrachten könnte, als habe er seine hohe Stellung, seine heilige Pflicht jemals durch Einflüsse von außen her außer Augen gelassen, oder als sei er fähig, dies in Zukunft zu thun.
In derselben Rücksicht hat sich der konstituirende Reichstag be—
daß er niemals in seiner voll⸗
stimmt gefunden, sich in einer Ansprache an die von ihm vertretenen Völkerschasten über seine gegenwärtige Stellung und Wirksamkeit of⸗- sen zu erklären, und Ew. Majestät werden in der beiliegenden Ab⸗
schrift dieses Manffestes die Grundsätze ausgesprochen finden, von
welchen aus die gesetzlichen Vertreter Oesterreichs für das Heil des
Gesammt⸗Vaterlandes zu wirken entschlossen sind.
Dieselbe Treue, mit welcher der Reichstag für die Freiheit des Volkes einsteht, wird er auch gegenüber dem constitutionellen Throne bewahren. Ew. Majestät mögen daher vertrauensvoll dem dargeleg-
ten wahren Sachverhalte und den darauf gestützten Anträgen des
Reichstages williges Gehör geben und dadurch die Lösung der höch⸗
sten Aufgabe eines Monarchen — das Glück der Völker — ver—
wirklichen. Wien, am 18. Oktober 1848. Für den konstituirenden Reichstag der Vorstand ; Franz Smolka m. p., Präsident. Karl Wiser m. p., Schriftführer. Gleispach m. , Schriftführer.
Reichstagsbeschluß vom 22. Oktober 1848 Nachmittags.
In Betracht, daß die Herstellung der Ruhe und Ordnung, wo sie wirklich gefährdet sein sollten, nur den ordentlichen constitutionellen Behörden zukommt und nur auf ihre Requisition das Militair ein⸗
schreiten darf;
in Betracht, daß nach wiederholtem Ausspruche des Reichstages
und des Gemeinderathes die bestehende Aufregung in Wien nur durch die drohenden Truppenmassen unterhalten wird;
in Betracht endlich, daß das kaiserliche Wort vom 19. d. M. die ungeschmälerte Aufrechthaltung aller errungenen Freiheiten, so wie ganz besonders die freie Berathung des Reichstages, neuerdings gewährleistete;
erklärt der Reichstag die vom Feldmarschall Fürsten Windisch grätz
angedrohten Maßregeln des Belagerungszustandes und Standrechtes
für ungesetzlich. Von diesem Beschlusse ist Minister Wessenberg und Feldmarschall Fürst Windischgrätz sogleich durch Eilboten in Kenntniß zu setzen. Vom konstituirenden Reichstage. Der Reichstagsvorstand. Franz Smolka, Karl Wiser, Gleispach, Präsident. Schriftführer.
Den 21sten l. M. Abends ist von den Reichs-Commissairen nach—
stehende Zuschrist an das Reichstags-Präsidium eingelangt; An ein hohes Präsidium der Reichs⸗Versammlung zu Wien.
Ein hohes Präsidium wird unsere per Estaffete abgegangene Zu⸗ schrift und Sendung vom 19ten d. M. aus Passau erhalten haben. Nachdem wir seither in Linz und auf der Reise hierher durch Mitthei⸗ lungen der Behörden und notabler Einwohner die Lage der Dinge zu Simütz und Wien näher erfahren, haben wir den Entschluß ge⸗ faßt, von hier aus zunächst direkt zu Sr. Majestät den Kaiser nach Oimlitz uns zu begeben. Wic hoffen, von dort recht bald als Bo⸗ ten des Friedens und der Versöhnung nach Wien zu kommen. Un⸗ ser dringendes Ersuchen, unsere Aufforderung im Namen des Reichs⸗ verwesers an alle Parteien, Behörden und Einzelnen geht dahin, bis zu unserem Erscheinen jedes Zusammentreffen mit den Waffen zu vermeiden. .
Ein hohes Präsidium ersuchen wir inständig und geziemend, im Interesse unserer großen Aufgabe für die sofortige Veröffentlichung des Inhalts dieses Schreibens, in Gemeinschaft und unter Mitwir- kung aller in Wien besteh enden Behörden, geneigte Sorge tragen zu wollen.
Krems, den 21. Oktober 1848.
Hochachtungsvoll verharrend die Reichs⸗Commissaire, C. Wel ker m. p. Mosle m. p.
Ein ähnliches Schreiben ist zugleich dem Finanzminister zuge— kommen.
Vom Vorstande des konstituirenden Reichstages. Franz Smolka, Präsident. Carl Wieser, Schriftführer.
An Se. Durchlaucht den Kaiserl. Herrn Feldmarschall⸗Lieute⸗ nant Fürsten Alfred von Windischgrätz, Befehlshaber der am linken Donau-Ufer sich konzentrirenden Truppen.
Die Stellung, welche die Truppen Sr. Excellenz des Herrn Banus unter den Mauern Wiens einnahmen, scheint nun auch die— jenige des Armee Corps werden zu wollen, welches unter den Be⸗ fehlen Ew. Durchlaucht gegen die Nord- und Westseite der Stadt heranzieht. ñ
Eben eingelaufenen Nachrichten zufolge oll sich das Haupt— quartier Ew. Durchlaucht bereits 6 ele len lr hes ö Es wird Ew. Durchlaucht von dem Herrn Kommandanten Ihres Vorpostens jenseits Florisdorf die Meldung über dasjenige zugẽkom men sein, was ich in der mir von dem hohen Reichstage aufgetra—⸗ genen Pflicht, die Stadt Wien nebst Umgebung in Bertheidigungs—⸗ Zustand zu setzen, genöthigt war, demselben zu erklären. .
Ich habe die Ehre, mein erstes Ersuchen an einen Ihrer Unter— Kommandanten zu dem zu erweitern, daß ich Ew. Durchlaucht drin⸗ gend ersuche, die Zufuhr von Lebensmitteln nicht hemmen zu wollen. Es ist im Laufe des gestrigen Abend eine Deputation des Gemeinde⸗ rathes und des meinem Oberkommando provisorisch unterstehenden Wehrlörpers an das Hoflager Seiner Majestät abgegangen. Nie⸗ mand zweifelt daran, daß diese Abgeordneten von ihrem gütigen constitutionellen Kaiser Gewährung ibrer billigen und ehrfurch i svollen Bitte finden werden.
Demnach ist es meine von Klugheit und Menschlichkeit gebotene Pflicht, Ew. Durchlaucht in diesem meinen Schreiben zu beschwören, das Ihrige aus ganzen Kräften beizutragen, das nahe Versöhnungswerk zwischen Monarch und Volk nicht durch vorgreifende Akte der Feindseligkeit
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trüben zu wollen. Das Abschneiden der Zufuhr ist jedoch eine solche Maß-= regel, und kann unter einer Bevõlkerung, entschlossen, muthig und auf seine Freiheit eifersüchtig, wie jene iens, nur maßlose Aufregung zur Folge haben. Indem ich meiner Aufgabe der passioen Verlhei' digung getreulichst hachkomme, habe ich nichts unterlassen, um im Sinnd der höchsten Behörde fest aber auch zugleich nach allen Seiten hin verföhnlich zu wirken. Im Falle das so nahe Friedensziel nicht erreicht werden sollte, wälze ich die ungeheure Verantwortung vor den Bölkern Oesterreichs, vor dem gesammken Deutschland, vor der gan— zen civilisirten Welt denjenigen zu, die durch offenbaren Verfassunge= bruch und Eröffnung von Feindseligkeiten, welche die wiener Bevöl⸗ kerung in ihrer Vertheidigungsrolle nur zu. ih rer Selbsthülfe erwiederte und welters erwiedern würde, die schöne Friedenssendung der erwähn— ten Deputation gewaltsam stören.
Genehmigen Ew. Durchlaucht den Ausdruck meiner ausgezeich⸗ neten Hochachtung. —
Wien, den 20. Ottober 1848.
Nessenhauser, prov. Ober⸗Kommandant.
Kundmachung. Mitbürger! Ein Plakat, gezeichnet „Fürst zu Wintischgrätz, Feld— marschall“ ist heute an den Straßenecken auf kurze Zeit geseben wor⸗ den. Wohl der Völker zu vertreten, hat das Mandat des Fürsten Win— dischgrätz mit dem angedrohten Belagerungezustand und dem daran sich knüpfenden Standrechte für ungesetzlich, folglich für ungültig er⸗ klärt. Wir müssen erwarten, ob der Ausspruch der, aus unserer freien Wahl hervorgegangenen Vertreter und Gesetzgeber von dem Minister Herrn Wessenberg zu Olmütz und von dem Herrn Fürsten Windisch⸗ grätz cespektirt werden wird. 4. Mitbürger! Noch ist der Kampf nicht unvermeidlich, noch ist eine
fredliche Lösung der Dinge möglich; aber das Wohl unserer schönen
Stadt, die Zukunft seiner Bewohner, vom absterbenden Greise bis zum bewußtlosen Kinde, unsere Ehre, unsere Freiheiten ersordern dop— pelte Wachsamkeit, verdoppelten Eifer. ᷣ Jetzt erst trete ich in den Mittelpunkt meines Antrages: die Stadt Wien sammt Umgebung in Vertheidigungszustand zu setzen. Mitbürger! Es werden die größten und umfassendsten Maßregeln genommen werden. Jedes Zaudern, jede Halbheit fällt hinweg. Sie wäre unser offenbares Verderben. Was nur meine aufrichtige Friedensliebe Versöhnliches an die Hand gab, ist von allen unseren Körperschaften versucht worden. Blickt auf das Beispiel der helden⸗ müthigen Bewohner von Budapest! Männer, Frauen, Kinder, aller Alter und Geschlechter haben gezeigt, wie man zwischen Morgen und Abend Wälle baut. Haupt-Quartier Schwarzenberg-Palais, am 22. Oktober 184. Messenhauser, prov. Ober⸗Kommandant.
Mitbürger!
Die vom Gemeinde-Rathe der Stadt Wien an Se. Majestät abgesandte Deputation ist gestern Abends um 8 Uhr, ohne in einer Audienz empfangen worden zu sein, mit folgendem schriftlich mitge⸗ brachten Bescheide zurückgekehrt:
„Die Adresse des löblichen Gemeinde-Rathes der Stadt Wien ist Ihrer Majestät vorgelegt worden, da sie aber Bitten enthält, in welche Allerhöchstdieselben unter gegenwärtigen Umständen nicht ein⸗ gehen kann, so habe ich den Auftrag erhalten, der Deputation kund zu geben, daß nunmehr alle Anträge und Vorschläge in Beziehung auf die Herstellung der gesetzlichen Srdnung in Wien an den Ober⸗ Befehlshaber der Armee, Fürsten Windischgrätz, gerichtet werden müs⸗ sen, welcher in dieser Hinsicht mit den nöthigen Vollmachten ver sehen ist.
Uebrigens darf ich hoffen, daß durch die Kundmachung vom 19ten d. M. den billigen Wünschen der wiener Bürger in allen wesentlichen Punkten entsprochen worden ist.
Olmütz, den 20. Oktober 1848.
Der Minister⸗Präsident: Wessenberg. Vom Gemeinde-Rathe der Stadt Wien.
Antwort des Gemeinderathes der Stadt Wien an Se. Durchlaucht Herrn Fürsten Windischgrätz, Feldmarschall.
Der Gemeinderath der Stadt Wien hat am heutigen Tage die Zuschrift erhalten, welche Ew. Durchlaucht an denselben zu richten befunden haben.
Der Gemeinderath der Stadt Wien ist jedoch nicht in der Lage, dem ihm gewordenen Auftrage, die mitgetheilten Plakate zu veröf⸗ fentlichen, zu entsprechen, und zwar aus folgenden Gründen:
Abgesehen davon, daß bereits der hohe Reichstag, welchem der Gemeinderath, so wie jede Behörde der Menarchie untersteht, einen Protest gegen die Amtshandlungen Ew. Durchlaucht erlassen hat, wodurch das Benehmen des Gemeinderathes allerdings auch geregelt wird, hat der Letztere seine Befehle unmittelbar nur vom Ministerium des Innern, welches gegenwärtig in Wien allerdings vertreten ist, zu empfangen.
Da ihm jedoch weder eine diesfällige Weisung von gedachtem Ministerium bisher zugekommen ist, eben so wenig eine solche auf dem Erlasse Ew. Durchlaucht bekräftigend zu ersehen ist, sieht sich der Gemeinderath nicht auf gesetzlichem Wege angewiesen, dem Wunsche Ew. Durchlaucht nachzukommen.
Jede von Ew. Durchlaucht dem Gemeinderathe auferlegte strenge Verantwortlichkeit wird von demselben in dem beruhigenden Gefühle völlig erfüllter Pflicht auf das Entschiedenste abgelehnt.
Wien, am 22. Oktober 1848.
Die Affichirung der ins Büreau des Gemeinderathes gebrachten Plakate des Herrn Fürsten Windischgrätz ist gestern ohne Auftrag des Gemeinderathes oder seiner Permanenz erselgt.
Vom Gemeinderath der Stadt Wien.
Innsbruck, 16. Okt. gende Proclamation erschienen:
(Frankf. J.) Heute ist hier fol⸗
„Liebe Landsleute aus Tyro! und Vorarlberg! Der Kaiser ist aus der Burg seiner Väter geflohen. Er hat seine Hauptstadt verlassen, deren Straßen Aufruhr und Mord mit Bürgeiblut befleckte, wo Verbrecher-Rotten seinen Mini— ster erwürgten und Vereine, die nur durch den Umsturz alles Be⸗ stehenden sich die Herrschaft zu erringen trachten, durch Bestechung und Verführung einen großen Theil der Volksmassen für sich gewon⸗ nen und bewaffnet haben. Unter solchen Einflüssen kann auch der Reichstag nicht mehr frei berathen. Die Gewalt ist übergegangen in die Hände von Menschen, welche die Freiheit im Munde führen, aber schrankenlose Tyrannei üben. Ihr letztes Ziel ist die Auflösung aller Bande der Gesetze und die Zertrümmerung der Monarchie, um aus den Ueberresten eine Republik zu gründen. Landsleute von Tyrol und Vorarlberg! Als der Kaiser flüchtete, hat er durch ein Manifest uns Alle aufgefordert, sich um ihn zu schaaren und mit ihm die Mvnarchie und die Freiheit zu ret⸗ ten. Wo kann der Ruf des guten, tiefgebeugten Monarchen, der seinen Völkern gern und von Herzen Alles gab, was er geben konnte, einen wärmeren! Anklang, eine tiefere Erwiederung finden, als in der Brust der Tyroler und Vorarlberger, die ein halbtausend⸗
jähriger, mit dem Herzblute besiegelter Bund an den Kaiser knüpft! Unsere Wahl kann nicht schwanken, wir schaaren uns um den constitutionellen Thron des Monarchen, wir folgen seinem Rufe, wir geben ihm Gut und Blut, mit ihm wollen wir stehen und fallen. Der ständige Landtags -Ausschuß hält es für seine Pflicht, in dieser schwierigen Zeit die Landesvertretung einzuberufen und im Einklange mit den Behörden einstweilen sene Maßregeln zu treffen, welche die Noth des Augenblickes erheischt, zugleich aber auch eine Deputation an Se. Majestät den Kaiser zu entsenden. Zu diesem Zwecke wird gleichzeitig der vertagte Landtag einberufen und der⸗ selbe mit stimmberechtigten Vertrauensmännern nach der Volkle⸗ zahl verstärkt werden, damit die Volksvertretung, auf diese Weise ingeleitet die Verbindung Vorarlbergs mit Tyrol in ständischer Beziehung angebahnt und das beklagenswerthe Zerwürfniß mit unseren Brüdern in Wälschtyrol gehoben werde. Landsleute! Wir rechnen auf Eure Liebe zum Kaiser, auf Eure bisher unerschüt⸗ terte Treue, auf Euren bewährten Rechtssinn, auf Eure Mitwirkung zur Erhaltung des Friedens und der Ordnung, die uns bisher be⸗ glückten. Lasset es uns aussprechen vor den Provinzen Oesterreichs, vor Deutschland und Europa, was wir wollen! Wir wollen den Fortbestand der constitutionellen Monarchie, wir erkennen in ihr den
Hort der Rettung aus den Stürmen der Gegenwart. Wir wollen die Er⸗ Ker Lob? gieichotag, getren seiner Aufgabe! das constitutionelle haltung des Kaiserstaates und die uralte Verbindung seiner Völker durch die
geheiligte Person des Monarchen. Wir wollen die Gleichberechtgung aller Völkerstämme des Kaiserstaates; keine Nation unterdrücke die andere, sondein stehe brüderlich vereint zum Völkerbunde. Wir wollen als deutsche Provinz enge Verknüpfung mit Deutschland und seiner Centralgewalt, an deren Spitze, durch des Volkes Stimme gerufen, unser alter Freund aus dem Kaiserhause, der Erzherzog Johann, steht. Wir wollen die unverkümmerte Freiheit, wie sie uns durch das Wort des Kaisers verbürgt ist, aber wir wollen sie gebaut auf die Grundvesten des Rechtes und der Achtung vor dem Gesetze, weil ohne sie keine Freiheit denkbar ist. Wir wollen die Beachtung unserer religiösen, geistigen und materiellen Interessen. Wir wollen die Aufrechthaltung unserer provinziellen Selbsiständigkeit, sie ist das Erbtheil eines Jahrtausends, das kostbare Vermächtniß der Väter, das kein Volk ohne Selbstmord opfern kann; Nann an Mann. Laßt uns, liebe Lands⸗ dem 4 schwer bedrängten Zeit kleinliche Zwiste ten, wo es nur Hülfe giebt, wenn Einer für stehen. Laßt uns einander hülfreich sein, wie Brüder. Laßt uns wandeln auf der Bahn des Gesetzes, auf ihr ruht Gottes Segen. Laßt uns Selbsthülfe und Gewalt verschmähen, sie führen zur Unterdrückung. Treten wir entgegen den Wühlern, denen kein Mittel zu schlecht ist zur Erreichung ihrer schmach⸗ vollen Zwecke; die unter dem Vorwande der Volksbeglückung Gesetzlosigkeit und Anarchie wollen, um aus dem Schiffbruche Eurer Güter ihr Glück zu erbauen. Laßt uns Muth fassen in dieser dunklen Zeit, denn Muth und Zuversicht, das Recht und die Gesetze zu wahren, sind mit Gottes Hülfe Nettungs⸗Anker. Gehen wir, liebe Landalente, entschlossen auf dieser Bahn, und glau—⸗ ben wer fest und sicher, daß uns diese Sterne leiten werden durch die schwarze Gewitternacht, bis der Tag des Friedens und der Frei⸗ heit anbricht, der uns lohnen wird für die muthige Ausdauer. Innsbruck, 16. Oktober 18418. Benz,
K. K. Gubernial⸗-Vicepräsident.
Wolkenstein, Präsident des tyrol. Landtages.
Württemberg. Stuttgart, 23. Okt. (Schwäb. Merk.) Ihre Kaiserliche Hoheit die Frau Kronprinzessin ist gestern Abend von hier abgereist, um sich nach zweijähriger Abwesenheit, auf den Wunsch Sr. Majestät des Kaisers, zu einem kurzen Besuche der Kaiserlichen Familie nach St. Petersburg zu begeben. Seine König⸗ liche Hoheit der Kronprinz begleiten seine Gemahlin bis Lübeck, und wird von da unverweilt hierher zurückkehren.
AUnsland.
Oesterreich. Von der ungarischen Gränz e, 20. Okt. (Bresl. 3.) Das ungarische Lager befindet sich in Parendorf bei Rittsee, mit General Moga an der Spitze, die Nachhut liegt in Rittsee selbst. Bei der Artillerie wirken die beiden Ingenieure Wahle und Weiß von der Centralbahn mit Auszeichnung, alle übrigen Ingenieure dieser Eisen⸗ bahn sind bei den Kanonen und von Preßburg allein 8090 Bürger. Zellner, der Offizier des Verpflegungs⸗Amtes, muß täglich 18,900 Laib Brot liefern, und das Dampfboot „Bator“ brachte allein am 15. Nachts 50, 000 Laib Brot und einige Tausend Pfund Speck. Die Israeliten aus Preßburg, welche auch eine Schaar Mo
bilgarde ins Feld stellten, schickten ein Geschenk von 200 Eimern Wein und mehrere Centner Würste und Schinken ins unga⸗ rische Lager; die begleitenden Sensenmänner hatten Blumen und rothe Bänder an den Sensen. Jellachich wohnte, als er die Gränze passirte, in Altenburg bei Bischof, dem Direktor der Güter des Erz- herzogs Albrecht, der dem Kroatenführer Feste und Bälle gab. Man wollte Bischof hängen, allein er war entflohen, und es wurden ihm Steckbriefe nachgesandt. Die Soldaten vom Infanterie⸗ Regiment Geccopieri erhalten von ihren Aeltern aus Italien Briefe, worin man sie beschwört, nicht gegen die Ungarn zu kämpfen, da sich die Ungarn in Italien so schön benommen hätten. Die rückgängige Be⸗
wegung unserer Armee, wobei wir auch mit der Vorhut des Kaiser⸗ lichen Heeres ein Gefecht zu bestehen hatten, brachte bei der wiener Be⸗ / völkerung einen sof ungünstigen Eindruck hervor, daß der pesther Reichs tag auf die Vorstellung der Heerführer sofort die Ermächtigung er theilte, die Truppen anzugreifen, welche vor der Hauptstadt Oester reichs lagern. General Moga wird somit neuerdings gegen Wien vorrüchen, und zwar längs der Donau, um den Fürsten Windischgrätz zu hindern, sich mit Auersperg in Verbindung zu setzen und die Zu— fuhr von Lebensmitteln aus Ungarn offen zu halten. Ob es indeß unter den Mauern Wiens zur Feldschlacht kommen werke, ist vor der Hand noch ungewiß, denn so patriotisch auch die regulairen ungari⸗ schen Truppen gesinnt sein mögen, so hegen sie doch eine Art von Pietät gegen die österreichischen Fahnen, die auf öͤsterreichischem Boden zu bekrie= gen, ihnen höchst treulos erscheint, weshalb man Bedenken trägt, Auers⸗ perg anzugreifen, während man Jellachich überall attakliren würde. In Pesth ist eine Botschaft aus Galizien eingetroffen, die uns die Versicherung bringt, daß eine zahlreiche Partei diefes Landes die lebhaftesten Sompathieen für die magyarische Sache hege, unt ee, sei, ein Hülfe⸗Corps von 10, 000 Mann nach ling e r ene anbererselts erfahren wir, daß der K. K. Jelbm r c , i u. Baron Hammerstein mit einem Truppen⸗ Corps . en, der fallen und auf Pesth osrücken werde. dne. l erb igen zu JI. K. Jeldmarschall · Lienten unt aren n d or, Ireischaaren im hegen, der, mit den serbischen und na eg, n, Täglich kom= Bunde, gegen Pesth vom Storm, ber e. aus den Erblandern an
n Soldaten in kleineren Trupps a1 , en e Arm dem Vaterlande zu weihen. Als jüngst ach