1848 / 184 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

e

1 2

son des Fürsten, sagte ich, sei die Aufhebung aller Errungen⸗ . 2 nie mehr geneigt sein könnten, aufzugeben. Der Fürst bemerkte, daß der Reichstag feine Exetu tis; Behörde sei, und daß er deswegen sich auch nicht, an den Reichstag gewen= ber habe. Ic sagte, daß der Reichstag sich bemühte, dit Erekutiv - Gewalt zu schüͤßen, im Augenlid, wo sie ge⸗ brochen ist. Denn seit drei Wochen ist der Reichstag das einzige Organ, auf welches sich alle Provinzen stük en. Darum liegt es dem Reiche tag ob, alle Gefahren von Wien abzuwenden, denn wenn hier das Kaiserliche Wort nicht geachtet wird, dann ist Bürgerkrieg die Folge. Ich lud nochmals die ganze Verantwortlichkeit auf ihn und forderte on auf, nicht derlei Maßregeln in Anwendung zu bringen. Wie immer die Würfel fallen mögen, lann immer nur eine große Kluft entstehen. Der Fücst erklärte, daß er geneigt wäre, mit einer Kom⸗ mission des Reichstages zu unterhandeln, ich alaube selbst, daß er es sogar wünsche. Ich habe die Sperre der Communication berührt und die alltäglichen blutigen Konflikte besprochen. Der Fürst er⸗ klärte, daß die Feindseligkeiten von der anderen Seite aus⸗ gegangen sind, und er mußte Repressalien nehmen. Was bie Zufuhr der Lebensmittel betrifft, so erklärte er, daß das eine nothwendige Folge des Belagerungs⸗Zustandes sei, und daß es sein Abkommen haben werde, wenn fruchtbringende Unterhandlungen werden stattgefunden haben. Schuselka: Gestern Abend theilte der Minister Kraus mit, daß er eingeladen worden sei, sich zum Fürsten Windischgrätz zu begeben. Der Minister Kraus erklärte, daß er blos dann Folge leisten würde, wenn ein Reichstags Abgeordneter ihn be⸗ gleiten würde. Er ging also mit dem Abgeordneten Brestl. Der Zürst erklärte, er sei bereit, eine Deputation zu empfangen, um zu nuterhandeln, daß er aber auf alle gestellte Forderungen bestehe, daß er Bürgschast für die Erfüllung derfeiben verlange. Nur das Eine

D

modisizirte er, daß er die Namen nennen werde von Jenen, die er

verlangt. Ein Schreiben der Reichs Commissaire in Frankfurt ist so eben angelangt, wo sie erklären, daß sie das Schrei⸗

ben empfangen haben, und daß sie beim Kaiser und Minister für eine unblutige Lösung zu wirken bemüht sind und sich noch bemüben

und daß sie bald nach Wien kommen werden. Vom Minister Wes⸗ senberg ist an den Präsidenten des Reichstags ein Schreiben gelangt, dem ein Erlaß des Kaisers beiliegt, welcher lautet: „Die Fortdauer der Anarchie in Wien hat Uns in die Nothwendigkeit versetzt, die Empörung mit Waffen niederzudrücken. Bei diesem Zustande ordnen

Wir an, daß der Reichstag seine Sitzungen unterbreche und berusen hn auf den 15. November nach Kremsier, wo er sich wird semner Berathungen über die Verfassung ungestört hingeben können. Es haben alle Abgeordneten somit bis zum 15ten sich in Kremsier

zufinden. Ferdinand.“ Der Ausschuß hat über diesen Ke

Befehl berathen. Der Eindruck war ein schmerzlicher, und wir sind überzeugt, daß diese Maßregel die unglückseligste ist. Jene Personen, welche diese anrathen, müssen den Willen haben, die Stadt Wien zu Grunde zu richten. Es ist für die Stadt, für die Monarchie und den Thron eine verderbliche Maßregel. Eine Lostrennung des Neichs⸗ tages von den Central-Behörden, von dem Mittelpunkte des geisti⸗ gen Lebens ist geradezu eine unmögliche. Wir müßten auch erkennen, daß jetzt eine Abberufung des Reichstages eine noch fürchterliche Maßregel sei, als der Belagerungs zustand, und daß keiner von uns das Herz haben wird, Wien zu verlassen. Als einziges Mittel dage⸗ gen schien uns von dem übel berathenen Kaiser an einen besser be⸗ rathenen zu apelliren, weil wir voraussetzen, daß er übel berathen sei. Deshalb hat sich der Ausschuß vereinigt, in einer Adresse an den Kai- ser alles dies jetzt Auegesprochene auseinanderzusetzen, daß der Reichstag in einem Beschlusse ausgesprochen, daß blos Wien allein der Sitz eines konstituirenden Reichstages sein könne, und daß Wien eine Völ⸗

ker Verbrüderung repräsentire. Um lauft verliest diese Adresse. (B i⸗ fall, Borrosch: Es gilt hier eine ganz offene Erklärung. Der Reichs⸗ tag soll bis zum 15. November prorogirt und von hier verlegt wer⸗— ben. Eine konstituirende Versammlung kann aber nur autonom oder gar nicht existiren. Der Reichstag als autonom kann deshalb nur ganz allein sich selbst vertagen oder verlegen. Geben wir die Pro⸗

rogation bis zum 15ten zu, wer steht uns dafür, daß er dann nicht auf ein Viertel-, ein halbes oder ein ganzes Jahr vertagt wird. Man muß dem Prinzipe treu bleiben. Es könnte sich vielleicht dann auch finden, daß der Reichstag im Schlepptau des Hofes jedes Vierteljahr verlegt würde. Wie oft haben wir den Dank aus⸗ gesprochen der Bevölkerung für den 13. März, für den 15. Mai, den Geburtstag dieses Hauses, danken wir jetzt durch die That. Wien jetzt verlassen, hieße es der Rache Preis geben. Wien muß gerettet werden, dessen Sieg und Niederlage gleich zu beklagen wäre.“ Eine Verlegung nach Kremsier ist eine ausgesprochene Czechi⸗ sirung des Reichstages. Ich weiß nicht, ob er dann so freisinnig tagen wird, wie jetzt. Ich trage deshalb an, daß die Adresse nicht inn der Form einer Bitte abgefaßt werde, denn eine Bitte setzt ein Abschlagen voraus. Wir haben in unserem Beschlusse ausgesprochen die Untheilbarkeit des Reichstages und sein Ausharren hier selbst in den bedrohlichsten Umständen. Pillersdorf: Ich kann nur den

Schmerz aussprechen, wenn ich bedenke, daß ein Abgeordneter Wiens

die Gegenzeichnung zu diesem Erlasse gegeben hat. Ich danke dem

Ausschusse für seine Energie in diesem Beschlusse und trage nur an, diese Acresse drucken zu lassen und morgen zu berathen. Pe itler: Wo der Reichs tag ist, muß auch das Ministerlum sein, damit man es interpelli⸗ ren kann, es müßten sonst alle Bure aus und das diplomatische Corps auch dort sein. Ich möchte also diese Unzulänglichktit in der Adresse be= rührt wissen. Potocki: Ich stelle mich immer auf polnischen Boden. Mehr als der Befehl des Kai ers ist die Pflicht des Mannes. Eine Pflicht ist es für uns, die Stadt zu schirmen, weil die Freiheit, die setzt kommen soll, hier ihre Wirge hat, weil seit dem 6. Oktober das

Illegale nicht hier, sondern im militairischen Lager zu finden ist. Ünscre Pflicht ist es, bis auf den Letzten hier zu bleiben. Ich bin also dasüt, daß man dem Kaiser sage, in diesem Augenblicke können wir nicht von hier gehen, so lange nicht die Verhältnisse geschlichtet sind. Uns ist die Regierung verantwortlich, deswegen müs⸗ sen wir tagen. Ich Protestite gegen das, daß der Reichs⸗ tag czechisitt würde. Wir gehen, von Gleichberechtigung aus, und deswegen dürsen wir nicht dies sagen, wir wollen ja, daß Jeder bleibe, was er it. Po dlews ki stellt den Antrag, heute

die Adresse im Prinzipe anzunehmen und die Anzahl der Deputation zu bestimmen. Borrosch: Unter czechisiren meinte ich bles das Prävaliren der czech schen Abgeordneten, weil die Teutschen nicht hin⸗ gehen, möchten. Schu sella: Ich bedauere, daß wir uns in einen Prinzipienstreit einlassen, und daß wir voraussetzen, der Kaiser werde ünsere Vorstellungen nicht, hören. Jeßt gilts keine Nationalitäten. frage, und wir haben Zeit später zu berathen über Fälle, die erst später eintreten könnten. Ich bin gegen die Drucklegung und mor⸗ gige Berathung, weil wir uns nicht überstürzen können, denn wir wöllen ja blos gegen das inkonstitutionelle Verfahren pro⸗ t stiren. Viol and: Die ganze Bewegung ist nicht gegen die Buvölkerung, sondern gegen den Reichstag gerichtet, weil der Ne⸗ action die Grundrechte zu frei waren. Man sieht, daß der Reichs⸗ tag erklärt, es herrsche hier Ruhe und Ordnung. Man hat den Reichstag durch anonyme Briefe, durch Entziehung von Abgeordneten zu sprengen gesucht, es ging nicht, jetzt versucht man's, ihn nach Kremsier zu verlegen, wo keine Presse, kein Vollsumgang ist, er muß

982 also den Einflüssen des Hofes und der Geistlichkeit preisgegeben sein. Borrosch beantragt eine von ihm aufgesetzte Fassung des Eingan⸗ ges der Adresse. Umlauft. Durch den Antrag des Abgeordneten Borrosch müßte die ganze Adresse umgearbeitet werden, Die Adresse soll so' schnell als möglich angenommen und abgeschickt werden. Präfident. Oie Debatte ist geschlossen. ö

In derselben Sitzung wurde folgendes Schreiben der zwei Com⸗ missalre des frankfurter Reichstages verlesen: Hohes Reichstags Prästtium! Wir haben die Ehre gehabt, Liesen Morgen Ihr ver— mittelst Couriers an uns übersandtes Schreiben zu empfangen. So wie schon vorher in dem Lager des Feldmarschalls Fürsten Windisch⸗ grätz haben wir auch hier gleich gestern nach unserer Ankunft bei dem Minister Wessenberg und beute bei Sr. Kaiserl. Majestät sür eine unblutige und möglichst versöhnende und milde Beendigung der beste⸗ henden Zerwürfnisse zu wirken gesucht. Wir werden in dirser Be⸗ mühung fortfahren und, sobald s uns möglich sein wird, nach Wien kommen, Olmütz, den 2! Oftober 1848. Hochachtungsvoll verhar⸗ rend die Reichs - Kommissäre. C. Wel cker. Mosle. An Ein ho— hes Präsidium des Reichstages zu Wien.“

Sitzung vom 26 OFtober um 12 Uhr Mittags, Der Prä⸗ sident eröffnet die Sitzung mit der Bekanntgebung, daß der Abgeordnete für Laack in Illyrien Johann, Sever in die J. Abtbeilung eingereiht worden sei, und daber dessen Wahl Akt der II. Abtheilung werde übergeben werden. Ferner theilt er mit, daß die an Se. Majestät in Folae Beschlusses vom gestrigen Tage abzusendende Deputation heute Morgens abgereist sei; von dem permanenten Ausschusse sei fein Bericht zu erstatten. Der Abgeordnete Schuselka giebt die Aufklärung, daß der in den permanen en Ausschuß berufene pro— visorische Oder Kommandant Messenhauser erllärt habe, daß nur aus Verseden die Reichstags⸗Abgeordneten und Gemeinderat s- Mit⸗ glieder in dem betreffenden Plakate nicht als vom Waffendienste aus⸗ genomn nedrücklich bezeichnet worden seien, daß dies aber ehestens nachträalich geschehen werde. Der Präsident vertagt hierauf mit Hinwessung auf die Möglichkeit, daß bis morgen vielleicht schon eine Nachricht von der Deputation einlangen dürfte, die Sitzung um

auf den 27sten, Mittags um 12 Uhr.

Sitzung vom 27. Oktober. Anfang um 121 Uhr. Vor⸗ seender: Präsident Smolka. Präsident zeigt an, daß er aufge— erdert habe, alle anwesenden Abgeordneten mögen sich im Vorstands⸗ Büreau melden, um die Diäten regeln zu können. Bis heute haben sih 164 gefertigt. Er bittet daher die Abgeordneten, die sich noch nicht gefertigt haben, dies nach der Sitzung thun zu wollen. Die Protokolle vom 24., 25. und 26. Oktober werden verlesen und, da die beschlußfähige Anzahl von 196 Abgeordneten anwesend ist, angenommen. Schu selka referirt Namens des Ausschusses: Je größer die Ereignisse draußen, destoweniger hat der Ausschuß zu re⸗ feriren. Es handelt sich zunächst um die Stadt Wien, dann aber um große Folgen. Es liegt die alte und neue Zeit jetzt hier im fürchterlichsten Rampfe und sollte unmittelbar eine Niederlage erfol⸗ gen, so wird doch in Kürze die Freiheit wieder siegen. Die Flamme heute Nacht ist der Berichterstatter, sie hat gezündet in Köp⸗ fen, in denen es noch gedunkelt, sie hat Herzen erwärmt, die kalt

waren, sie hat der Welt Bericht erstattet, wie man Ruhe und Ord kung herzustellen sich bemüht. Ueber Wiederherstellung des freien Postverkehrs ist vom Minister Wessenberg die Zuschrift eingelaufen, worin derselbe sagt, daß in Wien fremde Elemente im Spieie und die Insurxpection so stark, daß friedliche Mittel nicht mehr anwendbar sind. Er drückt seine Theilnahme für Wien aus und meint, vom Reichstag hätten selbst diese Schritte ausgehen sollen, und daß dem Fürsten Windischgratz nichts lieber sein wird, als Milde vor Strenge herrschen zu lassen. Ein Offizier der Linie hat einen Vorschlag ge⸗ macht, um die Zerwürfnisse zwischen Volk und Militair auszuglei— chen. Er sagte: alle Offiziere hätten mittelst schriftlichen Ehren⸗ wortes zumeist zu erklären, daß sie die constitutionellen Errungen⸗ schaften des März und Mai nicht nur achten, sondern auch sogar vertheidigen wollten, wenn man selbe angreisen würde. Wir ent⸗ gegneten, es fönnte dies nur dann eintreten, wenn ihnen der Ober— befehlshaber diesen Schritt erlauben würde. Da im selben Augen— blicke auch eine Deputation des Gemeinderathes zum Fürsten hinaus— ging, erfuchten wir selbe, dem Fürsten diesen Vorschlag zu machen. Das Refultat ist noch nicht bekannt. Es hat das Volk sich vorge⸗— nommen, öffentliche Gebäude, darunter die Burg, in Flammen zu getzen, zur Sühne für das in Brand gerathene Privateigenihum. Die Deputation

des Gemeinderathes theilte uns eine neue Proclamation des sten mit (verliest die Proclamation, die wir unten mittheilen. Der Ausschuß hat selbe berathen und ausgesprochen, daß der eiste Satz der Preclina— tion unwahr sei, der Abgeordn. Pillersdorf hat mündlich und schrift—= lich erklärt, daß seine Unterredung rein confidentieller Natur ohne Vollmacht war. Fürst Windischgrätz nimmt keinen Anstand, den Reichstag eine Partei zu nennen, der Ausschuß n mmt abermals seine Stellung gegen den Fürsten ein und srklärt, daß sich der Kaiserliche Feldmarschall über den Kaiser hinausstellt, weil der Kaiser am 19ten (iklärte, daß alles vom Reichstag Angeordnete ihm genehm sei. Er legt dem Reichstag zur Last, weil ein Mitglied einen Antrag ge— stellt hat und vergißt, daß jeder Abgeort nete das Necht hat, Anträge zu stellen. Aber selbst nicht einmal der Antrag ist gestellt wer— den, Kaiserliche Familienglieder zu verbannen. Trotzdem, daß durch den Kais. Erlaß des Verlegens des Reichstages Lieser Reichstag ane kannt wird, trotzdem, daß der Ka ser, keine Par⸗ tei im Reichstage macht, hat der Fürst bewiesen, daß ihm die Ele⸗ mentar-Begriffe des const. Lebens fehlen. Daher hat sich der Aus⸗ schuß bewogen gefunden, diese Proclamation ad, acta zu legen. Belfall.) An den Gemeinder th hat der Fürst solgendes Schreiben

erlassen: „Ich fordere als Nachtrag zum 3. Punkt den polnischen Emissairs Bem, den Dr. Schütte und den ungarischen Secretair Pulsky. Zugleich stelle ich alle „ararischen Gebäude unter den Schutz und Verantwortlichkeit des Gemeinderathes. Fürst Windischgrä tz.“ Schus.: Es scheint diese Zuschrift nach den gestrigen Ereignissen eine bittere Ironie zu sein. Die nächste Sitzung ist morgen um 12 Uhr. Schluß der Sitzung um halb 2 Uhr.

Im Laufe dieser Sitzung wurden der Versammlung folgende Aktenstücke mitgetheilt:

J. Schreiben des Minister-Präsidenten Freiherrn von Wessenberg an den Finanz-Minister Freiherrn ven Kraus, d. d. Olmütz, den 25. Oktober 1848.

Das an mich d. d. 23. 24. d. erlassene Schreiben nebst bei⸗ gelegter Anfrage von Seiten des Reichstags Ausschusses habe ich hente Morgens (63 Uhr) erhalten. Der Zustand der Stadt Wien ist leider ein so exceptioneller, zumal dadurch, daß daselbst vorzüglich fremde Elemente im Spiele sind, so wie daß die Insurrection ouch durch den Uebertritt verführter Militairs einen ernsteren Charakter genommen, daß alle Aussicht verschwand, mit gewöhnlichen oder friedlichen Mitteln auszureichen. Diese Kaiserliche Kundmachung vom 19ten d. läßt nicht den mindesten Zweifel eben so wenig über die unwandelbaren väterlichen Gesinnungen Sr. Majestät als über den Zweck der militairischen Maßregeln, zu welchen Sich der gütige Monarch nothgedrungen sieht. Die Umstände sind aber von der Art, daß wohl nicht möglich gewesen wäre, die Vollmacht des mit der Herstellung der geseßlichen Ordnung beauftragten Ober—

befeblshabers anders als durch Bezeichnung des vorgesetzten Zweckes zu beschränken. Da jeder Augenblick eine andere Moaßre⸗ gel hervorrufen kann, so, lassen sich solche nicht im vor—⸗ aus bestimmen. Der Reichstag darf überzeugt sein, daß die constitutionellen Rathgeber Seiner Majestät in vollem Maße seine Theilnahme an dem Schicksale der Statt Wien und der gutgesinnten Bewohner derselben theilen; allein derselbe wird nicht verkennen, daß vor Allem von diesen selbst geeignete Schritte hätten ausgehen müssen, um der zunehmenden Unordnung zu struern und dem Gesetze Achtung zu verschaffen und vielleicht noch jetzt stattk aben sollten, um größerem Unheil vorzubeugen, indem dem Befet le haber der Truppen nichta willkommener sein wird, als in Stand gesetzt zu werden, Milde vor Strenge vorwalten zu lassen. . j. Note an Se. des Herrn Reiche tags-Präsisenten Dr. Franz Smolka, . Wohlgeboren.

Mit Beziehung auf die dem Herrn Finanz⸗-Minister Freiherrn . Kraus übergebene Anfrage des Reichstags Ausschusses vom 23sten d. M. beeile ich mich in Vertretung desselben dem Herrn Reichstage⸗Vorstande eine Abschrift des aus Olmütz mittelst Conriers eingelangten Rückschreibens des Herrn Minister-Präsidenten Freiherrn von Wessenberg mitzutheilen, worin derselbe mit Rücksicht auf den exceptionellen Zustand der Stadt Wien und unter Hinweisung auf die in der Kaiserlichen BDundmachung vom 19ten d. M. aue gedrückten Gesinnungen Sr. Majestät die Ueberzeugung ausspricht, daß der Be⸗ fehishaber der Kaiserl. Truppen, wenn die Bevöllerung Wiens zur Herstellung der gesetzlichen Ordnung, somit zur Erreichung des vom Fürsten Windischgratz beabsichtigten Zweckes auch die Hände bietet, Nichts willkommener fein wird, als Milde vor der Strenge vorwalten zu lassen. Indem ich aber hier ausdrücklich beifügen zu müssen glaube, daß die vorberührte Dpesche der eben gestern angetretenen Reise des Herrn Finanz⸗Ministers, Freiherrn Kraus, nach Olmütz entgegenlief, gebe ich mir zugleich die Eyre, zu bemerken, daß Freiherr von Wessenberg der gemachten Mittheilung zufolge auch ein eindringiiches Ersuchen an den Fürsten Windischgrätz ricktete, damit der Posten⸗Veikehr auf den von den Kaiserlicken Truppen beherrschten Straßenrouten nicht behindert und tie postmäßige Beförderung, so wie dieselbe über

57

den Reichstags-Beschluß vem 25sten d. M. schon von Seiten des Finanz-Ministeriums neuerdings angeordnet worden ist, unaufgehal⸗ ten bewerkstelligt werden konne. Wien, den 27. Oftober 1848.

Als Neuestes über die österreichischen Zustänte telt die Schle⸗ sische Zeitung vom 2. November wieder Folgendes mit:

„Breslau, 1. November. Die wiener Post ist heute Nach⸗ mittag ausgeblieben, dagegen sind uns aus Florisdors, Ratibor und Prerau Berichte über die jüngsten wiener Ereignisse zugegan gen, denen zufolge das Bombardement bis gestern Abend sortgedauemt und den ganzen Tag ein schrecklicher Kampf gewüthet hat. Die Kai serlichen Truppen waren bis auf den Stephansplatz vorgedrungen. Die Uebergabe der Stadt sollte heute erfolgen. Die oben angedeu— teten Berichte lauten:

„Florisdorf, 31. Okt. Die Capitulation ist nicht erfolgt, vielmehr das Bombardement seit gestern sorts setzt worden. Heute Abend 6 Uhr wurde es eingestellt. Die telegraphische Depesche von heute Abend 6 Uhr lautet: „„Das Bembartement wurde 6 Uhr Abends eingestellt. Es brennt in der Nähe des Universitäts⸗Platzes and der Augustiner⸗-Kirche. Ein an mich gesandter Munizipalgardist versichert, die Truppen seien durch das Burgttor gedrungen und bereits bis den Stephans-Platz gelangt. und einen Theil der Burg ergriffen. Thurm und stiner⸗Kirche sind eingestürzt. Rennberg, General.““ Die U garn sind bis eine Meile vor Wien, bis Schwechat, vorgedrungen, jedoch zurückgeschlagen worden. Von den en haben die Trup⸗— pen, wie erzählt wird, bis jetzt genommen: Vie Land— straße, Weißgerber, Erdberg, die Hälfte Rossau Thury, Althan bis zur Wehringer Gasse.“ ö .

„Ratibor, 1. November. Der wiener Zug ist heute von Flo— risdorf gegen 9. Uhr Morgens angekommen. Beamte von theilten uns mit, daß gestern eine telegraphische Depesche nach Llmütz abgegangen sei (s. unter Florisdorh. Ein Theil der Burg, das Mineralien-Kabinet und die Bibliothek brennen. Die Kaiserlichen Truppen sind bis auf den Stephaneplatz vorgediungen, die Ungarn geschlagen und bis auf drei Meilen von Wien zurückgedrängt. Das Bombardement danerte bis gestern Abend 8 Uhr, um welche Zeit es eingestellt wurde. Aller Wadbrscheinlichkeit nach eriolgt heute die Uebergabe. Ein Saal, dessen Namen verschieden angegeben wird, ist mit etwa 700 Verwundeten niedergebrannt. Alle Gebäude der V * städte, so wie der Nordbahnhof, sind zu Heepitalern behuss der Auf⸗ nahme der vielen Verwundeten eingerichtet.“

Am 1. November, Abends guͤhr, ging der Schles. Ztg. noch ein Schreiben aus Prerau ze, in welchem es Heißt:

„Prerau, Nachts vom 31. Oktober zum 1. November“, 1 Uhr früh. Auch hier trägt man sich nur mit unbestimmten Nachrichten oder Gerüchten. Einige Reisende erzählen (ben, daß ihnen ein von Flo⸗— risdorf kommender Offizier gemeldet habe, Windischgrätz stehe mit seinen Truppen hereits auf dem Stephansplatz. Dessenungeachtet aber habe sich Wien noch nicht ergeben, und in einzelnen Theilen der Stadt und Vorstädte werde fortgekämpft. Von der Ankunft der Ungarn wird ebenfalls erzählt und hinzugefügt, dieselben seien nicht bis Wien vorgedrungen, da Jellachich sie angegiiffen und zum Theil in die Donau gedrängt habe, wo 1500 Mann ertrunken sein sol⸗ len. Während all dieser Vorgänge eilen Deputatisnen über De⸗ put ationen zum Kaiser nach Clmütz. Vieser sant: „„Ich erkenne das unsägliche Unglück Wiens und hoffe, daß noch Alles auf friedli⸗ chem Wege ausgeglichen werde.““ 3. Uhr. Eine telegraphische

—1

Depesche, die eben hier durch nach Olmütz geht, besagt, daß gestern

18 Der Brand hat die Augustiner Kirche Dach der Augu—

*

Abend 6 Uhr 30 Minuten das Bombardement eingestellt worden ist. Die Universität ist zusammengeschossen und eingesti izt, die Burg steht in Fammen, das Naturalien-Kabinet und die Bibliot hel sind bereits vernichtet. Die August iner Kirche brennt, und in vielen Theilen der inneren Stadt wüthen die Flammen, so daß Windischgrätz selbst in die noch im Besitze des Volkes stehenden Stadttheile nach Lösch⸗ Apparaten gesendet hat. . 6.

Ferner giebt die Schles. Ztg. in Korrespondenzen aus dien noch folgende Ergänzungen über die Lage Wiens am 26. und 27. Oktober: .

„Wien, 26. Okt. Morgens 1 Uhr. Das Trommeln des Gene⸗ ralmarsches und das Schreien und Anrufen der Patrouillen auf den Straßen hat mich aufgeweckt und genöthigt, das Bett 9 gurt fe. Es ist ja heute der verhängnißvolle Tag, au ig gn 191 hr 6 mittags der Capitulations⸗Termin abläuft und . ,, rationen gegen die Stadt beginnen sollen. Das y . geschieht hier in großartigem Maßstabe und li fert den eklatanten Beweis, doß der Kampf, der heute in Wien geführt 1 soll, nicht von dem eigentlichen Kerne der Bevölkerung ausgeht, sondern allein von, jener terroristischen Faction, welche ihre aufrührerischen Fäden schnell iiber ganz Europa hin ausgesponnen hat und ihre Kräfte aus kem pigle⸗ tariat und der freiheiteberauschten Jugend schöpft, Die, Pa—⸗ trouillen, die auf den Straßen umhergehen, gehören größten⸗ theils der Mobilgarde an, und diese ist wieder gebildet aus

obigen Elementen. Diese Patrou!lllen treiben in der Leopoldstadt die Nötionalgarten förmlich mit Gewalt aus den Häusern zum Kampfe hin. Die Presser gehen bis in die vierten Stockwerke binauf, und s lommen Fälle vor, wo man einzelne Garden, welche sich unter den Bettladen verkrochen haben, gewaltsam an den Beinen hervor⸗ zieht. Diese Aermsten werden dann beim Kampfe in das erste Tref⸗ fen gestellt, wo sie durchaus kämpfen müssen, da sie hinter sich die Feuerröhre der Mobilgarde haben und vor sich die der Truppen. Die Lage der waffenfahigen Bevölkerung in hiesiger Stadt ist in Tiesem Augenblick von der fürchterlichsten Ait. Fürst Windischgrätz hal am 2'sten d. M. die Stadt in Belagerungszustand erklärt und bedroht einen Jeden mit standrechtlicher Behandlung, der den Trup⸗ pen bewaffneten Widerstand leistet. Seitens des hiesigen Oberlom⸗ mando's ist von gestern Abend 9 Uhr ab die Stadt ebenfalls in Belagerungszustand erklärt und bedroht dasselbe einen jeden Waf⸗ senfählgen mit standrechtlicher Behandlung, der nicht sofort die Waf⸗ fen ergreift, um gegen die Truppen des Fürsten Windischgrätz zu kämpfen. Wir Fremde ziehen uns nach Möglichkeit zurück. Mor⸗ gens 7 Uhr. Draußen an den Linden muß es schon wieder recht lebhaft zugehen, denn man hört häufig Kanuonenschüsse fallen. Or⸗ donnanzen sprengen hin und her, und Alles, scwohl Freiwillige als Unfreiwillige, eilen schaarenweise hinaus auf die Plätze, die heute vertheidigt werden sollen. Proletarier⸗Damen bauen in der Tabor⸗ straße und in den Nebengassen von demjenigen Material, das die Manner herbeischaffen, emsig Barrikaden. Morgens 10 Uhr. Fürst Windischgrätz ist ein Mann von Wort; denn das Feuer be ginnt jetzt, und zwar mit dem Glockenschlage. Heftiger Ka— monendon ger vom Prater und der Taborlinie her erschüttert tie Stadt. Die Straßen sind in diesem Augenblicke wie abgekehrt. Keine menschliche Seele ist auf denselben zu sehen; man sollte daher glauben, daß die gauze Bevölkerung hinaus in den Kampf geeilt sei; dem ist jedoch nicht so. Nachmittags 2 Uhr. Der Kanonendonner hat bis jetzt unausgesetzt fortgedauert; er war jedoch bis zu dieser Stunde noch nicht so heftig, daß man daraus auf einen forcirten Angriff seitens des Militairs schließen durfte, sondern viel— mehr wie auf einen heftigen Vorposten Angriff desselben. Zudem beschränktt sich dieser Angriff auch nur auf die Leopoldstadt, nämlich nach der Seite am Prater hin und an der Taborlinie. Von einem Angriff auf die übrigen Vorstädte weiß man noch nichts. Der Bahn— hof der Nordbahn ist bereits in den Händen der Truppen, und die am Ende der Jägerzeil in Bogenform errichtete Redoute wird von der feindli⸗ chen Artillerie heftig beschossen. Mit der selben Heftigkeit wird dieselbe aber auch von den wiener Garden mittelst der hinterwärts aufgestellten sechs Geschütze vertheidigt. Pulver- und Munitionswagen kreuzen sich auf den Straßen, um den bedrohten Punkten die Munition zu⸗ zuführen. Die Läden und Schanklokale sind in der Vorstadt allent⸗ halben geschlossen; Neugierige sieht man auf den Straßen gar nicht, höchstens einmal einen National-Gardisten, der sich wahrscheinlich im Stillen davon gemacht hat. Einzelne hier und da aufgestellte Posten, deren Bestimmung ist, jeden zurückkommenden Kämpfer wieder zurück— zuführen und beim Widerstande sofort auf ihn zu schießen, nehmen die Sache nicht so genau. Auf der Bastei hingegen herrscht eine außergewöhnliche Rührig⸗ und Thätigkeit. Dort steht Kopf an Kopf, natürlich alles stämpfer, welche auf en etwa eindringenden Feiud, wenn er dis auf Schuß— weite herankommen sollte, feuern werden. Zahllose Hände sind be⸗ schäftigt, um unmittelbar hinter der gemauerien Brustwehr eine Ver⸗ senkung auszuwerfen zum besseren Schutz der Schützen. 1 Uhr. Plötzlich tauchen auch die polnischen Kämpfer auf. Man sieht be— waffnete Reiter und Fußgänger derselben, alle die polnische viereckige rothwe; ße Mütze tragend. In diesem Augenblicke sprengt ein polni⸗ scher Unan daher und ruft frohlockend: „Ein Bataillon Grenadiere geht zu uns über!“ Ein zweiter, der gleich darauf vorbeisprengt richt von drei Bataillons. Was Wahres daran ist wůd man wohl bald erfahren. So eben kömmt die Meldung, ß die Dampfmühle und Zuckerfabrik unten am Donau⸗ Kanal brennen. Die feindliche Artillerie soll Brandraketen auf die Gebäude geworfen haben. Zur Erwiederung sollen die Garden auf den Bahnhof der Nordbahn ebenfalls Brandraketen werfen, um den e ben inden und die darauf befindl chen feindlichen Jäger auf diese vertreiben. Abends 5 Uhr. Der Brand mehrerer Ge⸗ bestätigt sich leider, denn bei der jetzt eingetretenen Dunkelheit man den hellleuchtenden Wiederschein am Himmel. Herzzerrei⸗ sind die Gruppen Flüchtlinge von Männern, Frauen und Kin— anzusehen, welche einen Theil ihrer Habe in der Eil zusammen⸗ haben und sich von dem bedrohten Stadttheile weg in die flüchten. Es wird übrigens sortgekämpft und von einem Wei⸗ auf der einen, wie auf der anderen Seite, hört man nichts. Angriff beschränkt sich noch immer auf die Leopoldstadbt. Guczal Bem soll das Pferd unterm Leibe erschossen 55 Uhr. Allgemeine Retirade. Die am Ende der Jäger Zeile errichtete Redoute ist von dem schweren Ge— schütz des Militairs zerstört, in Folge dessen sich die Garden schleunigst in das Innere der Stadt zurückziehen. Die von densel⸗ ben binter der Redoute aufgestellten sechs Kanonen werden so eben in gestrecktem Trabe in die Stadt geführt, und mit ihnen versch wi den gleichzeitig die letzten Gruppen Streiter und Neugieriger, wahr— scheinlich aus Besorgniß, daß die feindliche Kavallerie nachsetzen könnte. 5H Uhr. Es ist immer mehr klar, daß das Gefecht, welches heute stattg funden hat, nur ein Vorposten⸗ Scharmützel gewesen ist, und daß Windischgrätz nicht die Absicht gehabt hat, schon heute in die Stadt zu dringen; denn trotz der Leichtigkeit, mit der er dies in die⸗ sem Augenblick hätte bewerkstelligen können, da die Leopoldstadt fast ganz frei ist, so ist doch kein militairischer Vorposten im Innern der Vorstadt zu sehen, vielmehr ist das Militair in seiner früheren Po⸗ sition im und am Prater verblieben. Dagegen fennt der Wahn⸗ sinn auf der anderen Seite keine Gränzen, denn in diesem Augen klicke bilden sich auf dem freien Platze vor dem Gasthofe zum gold⸗ en Lamme starke Sturm-⸗Kolonnen, welche wieder an das Ende der Jägerzeil marschiren wollen, um die verlassene Position Angesichts zer jeden Augenblick To? und Verderben drohenden Feuerschlünde des Feindes um jeden Preis wieder zu erobern. 63 U hr. Die mobilen Kolonnen haben die Position am unteren Ende der Jägerzeil ohne , bereits v . Prater wieder zurückgezogen hatte. Man hört nur noch dann und wann einzelne Schüsse fallen, und es dürfte der Abend ruhig vorübergehen. 9 Uhr. Tie Ruhe ist nicht weiter gestört worden, man scheint jedoch noch einen Angriff seiteng des Militairs in der Nacht zu besorgen; denn alle festen Punkte und Ausgänge sind sehr stark besetzt.“

„Wäen, 27. Okt., Abends. Die vergangene Nacht und der heutige Tag sind ohne alle Störung der Ruhe vorübergegangen. Es gewinnt den Anschein, als wenn es im Plane des Ober-Befehls—⸗ habers läge, sich auf einen Straßenkampf oder ein Bombardement nicht einzulassen, sondern sich auf die Cervirung der Stadt zu be⸗ schränken, bis diese kapitulirt. Ist dies letztere der Plan des Feld— marschalls, dann gehen wir einer verzweiflunge vollen Lage entgegen.“

2

Berlin, 3. Nov. Der heutige Frühzug aus Breslau hat über die Unterwerfung Wiens, welche gestern Abend schon durch tele gra—

983

phische Depesche von dorther gemeldet war (die indeß zu spät ein traf, als daß wir sie unseren Lesern noch hätten mittheilen önnen) folgende nähere Dita ls gebracht. r Es war am 31. Oftober Abends, als die Kaiserlichen Truppen in die innere Stadt einrückten, nachdem sie alle Vo städte genommen hatten. Als sie zueist, in Felge des Au ssteckens weißer Fahnen auf allen Basteien, gegen die letzteren vorrückten, wurden sie mit Kartät⸗ schen empfangen. Darauf begann die scharfe Beschitßung mit Gra— naten und Raketen. Schon in demselben Augenblick sah man die Kaiserliche Ho bibliothek und einen Theil der Burg brennen; man sagte außerhalb der Stadt, durch Anlegen des Feuers von Seiten bes Voltes, auf welche Pläue in öffentlichen Neden vorher bingedeutet worden sein soll. Nach der Beschießung ergab sich noch am 31sten die Stadt, und die Tiuppen besetz en zunächst die Burg, Kärntbner-Straße, Stephans⸗-Platz, wo noch aus den Fenstern auf sie geschossen wurde. Des Burg-Thor und Kärnthner-Thor war mit Gewalt gesprengt und die Barg von den Soldaten erstürmt worden. Dieselbe scheint bis a ralien-Kabinet nicht gelitten zu haben; die Kuppel der Bibliothet sah man in helle Flammen aufgehen; und nech am 1. November wurde daselbst gelöscht und man war nicht ganz ohne Besorgniß; doch hoffte man die unersetzlichen Schätze dieser Sammlung zu retten Am längsten vertheidigten sich die Studenten und ein Volks in dem Stadttheile, worin sich die Aula besind J. Noo'mber waren dieselben in Besitz der Sag: Aula aber war von den Kaiserlichen Truppen besetz soll auch jene Kaserne eistürmt und Viele mit Hand gefangen sein. Man behauptete, der Gemeinderath n de 31. Oktober den Feldmarschall bewegen wollen, noch warten, indem er 2 Millionen aus der Bank nehmen und damit die Waffen abkaufen wolle. Aus der Stadt kemmende Leute erzählten krank gestellt, und sogar einen Geistlichen rufen entwichen; einige behaupteten, er habe eine ke e der Kriegskasse mitgenommen. Dr. Schütte dagegen s

13 nf Ras & 8 RNatu⸗ j uf das Natu⸗

30. TSktober im Gemeinderathe erklärt haben, daß er sich stellen würde, wenn seine Auelicferung ein Anstand gegen die Unterwerfung sei. Pulski sollte längst fort sein.

Am 31. v. M. sollen die Truppen haben.

Die Ungarn waren am 31. v. M. übe gangen.

Reisende haben folgende, in den Tagen erschienene Proclamationen mitgebracht:

Mitbürger!

Ich habe die Vertrauensmänner der Compagnieen versammelt gehabt, ich habe mit Ihnen gesprochen, ob ein Verzweiflungs⸗Kampf stattfinden solle oder die Unterwerfung unter die nun einmal nicht zu leugnende Uebermacht des Gegneis. Der Verzweiflungekampf, um es mit der nackten Wahrheit des Soldaten zu sagen, hieße so viel, als die Blüthe der Bevölkerung unter den gegenwartigen Verhält⸗ nissen auf die Schlachtbank führen. Jetzt, da es kein diplomatisches Geheimniß mehr ist, das ich mit bekümmertem Herzen in meiner Biust zu verschließen hatte, kann ich unsere Schwäche offen darlegen, nämlich: mit der angestrengtesten Thätigkeit, mit der Schwendung von Geldmitteln haben wir nur so viel Munition erzeugen können, daß für vier Stunden allgemeiner Vertheidigung Vorrath mehr da ist. .

Unter solchen Verbältnissen kann man es auf keinen Sturm an⸗ kommen lassen. Die Verantwortung vor Gott und Menschen wäre zu unerläßlich, ich kann sie nicht auf mein Gewissen nehmen.

Mitbürger! Vertrauet mir, als ehrlicher Mann habe ich den Verhältnissen gemäß gestimmt.

Es wird jetzt meine Angelegenheit sein, mit männlicher Offen⸗ heit mich an den Herrn Feldmarschall zu wenden und ihm beim Ab⸗ schlusse der Convention den vollen Inhalt der Verheißungen Sr. Majestät zu Gemüth zu führen. ;

Wien, am 29. Oktober 1818.

gemacht

Messenhauser, provisorischer Ober-Kommandant. Kundmachung.

Der heutige Tag ist wieder in Aufregung vollbracht worden. Man hat das anrückende Heer der Ungarn fechtend gesehen; es ist aber leider für das Schicksal der Siadt zu spät gekommen. Die Ungarn sochten heute, wie man jetzt gewiß weiß, bei Schwadorf. Sie sollen nicht gesiegt haben. Wenigstens hat man von 3 Uhr an von einer Fortsetzung des Kampfes nichts sehen können! Mit bürger! Ihr habt heute wieder gezeigt, daß Ihr kampfbereit für Ehre und Freiheit dasteht, wenn auf irgend eine sichere Aussicht auf Sieg und Eifolg zu rechnen ist.

Ich bin es mir schuldig zu erklären, daß unsere Lage am Abende die alte ist. Der Feidmarschall hat erklärt, daß, wenn bis heute Abend 8 Uhr die Ünterwerfung der Stadt nicht angezeigt ist, er die noch nicht besetzten Vorstädte mit aller Energi angreifen und nöthi⸗ genfalls in einen Schutthaufen verwandeln würde. Diese Kund⸗ machung ist alsogleich zu verlautbaren, und die Bezirke haben mir in der kürzesten Zeitfrist den Entschluß der Garden schriftlich mitzuthei⸗ len, nämlich: ob sie die Waffen strecken wollen, oder nicht?

Wien, am 30. Ottober 1818, 8 Uhr Abends.

M essenh auser, provisorischer Ober⸗Kommandant. Kundmachung.

Das unterzeichnete Ober-Kommando der wiener Nationalgarde prokestert hiermit feierlichst gegen jede Zumuthung, als seien die am 31. Okrober Nachmittags von Seiten e nzelner mobile— Coips gegen die Kaiserlichen Truppen begonnenen Feindseligkeiten auf seinen Befehl geschehen.

Es fordert den löblichen Gemeinderath auf, ihm zu bezeugen, daß es im Gegentheile seit früh Morgens fortwährend mit der Eat⸗ waffnung der Garden beschästigt, mehrere Geschütz - Piecen mit Le bensgefahr der Betbeiligten von den Basteien schaffen und sich die Hersfeliung des Friedens und der Ruhe mit aller möglichen Energie angelegen sein ließ.

Es erllärt sich daher nochmals entschieden gegen jede Anschul⸗ digung, als hätte es einen Capitulations-Bruch begünstigt oder gar anbefohlen.

Wien, am 31. Oktober 1848.

Messenhauser, provisorischer Ober⸗Kommandant. Fenneberg, Stellvertreter.

Mitbürger!

Der Gemeinde-Rarh der Stadt Wien hat von jenem Zeitpunkte an, als der hohe Reichstags⸗ Ausschuß demselben aufgetragen batte, in Vereinigung mit dem Nationalgarde Ober-Kommando die Stadt in Vertheidigungszustand zu setzen, alle strategischen Maßregeln dem Ober- Kommando überlassen, ohne dasselbe in irgend einer Weise

hierin zu beirren, vielmehr dasselbe auf jede ihm zustehende Weise auf das kräftigste unterstützt und in Allem dem Wunsche seiner Mit⸗ bürger zu entsprechen gesucht.

Bereits am 26sten Abends wurden die Vertreter der gesammten

Volkewehr um ihre Ansicht über die Lage der Stadt befragt, und neuerlich am 29sten Abends der Ober- Kommandant eingeladen, sich nach dem Kampfe des 2ssten über die Lage der Stadt zu erklären. Nachdem deiselbe erklärt batte, nur eine oder zwei Stunden die innere Stadt mehr halten zu lönnen, nachdem sich die Vertrauens- männer der sämmtlichen Volkswenr für den Frieden ausaesprochen batten, die Vorsteher des Handelestandes und mehrerer Innungen ebenfalls auf U bergabe der Start drangen, hiermit alle hierzu ve⸗ rufenen Vertheidiger der Stadt und der größte Theil des Bürger⸗ standes selbst seinen Willen ausgesprochen hatte, und die Stadt von Fürst Windischgrätz mit einer Veschießung bedroht war, war der Ge⸗ meinde ⸗Rath verpflichtet, diesen deutlich und klar ausgesprochenen Willen seiner Mitbürger zu erfüllen, und so wie er mit ihnen die kerbe Wunde fühlt, welche durch zeitweilige Aufhebung der consti- tutionellen Zustände der Freiheit geschlagen wird, war er doch auch noch bedacht, seinen Mitbürgern wenigstons materiell den Uebergang in diese Periode zu erleichtern. Sogleich begab sich eine Deputation von Gemeinde- Räthen und Abgeordneter der gesammten Volkzwehr zu Herrn Fürsten Wintischgrätz, um demselben die auf diese Weise ausgesprochene Unterwerfung der Stadt kundzugeben, welche derselbe auch annahm, so daß die Capitulation als geschlossen anzusehen war. Nun hat der Herr Fürst (iner am Morgen des 30sten bei ihm eingetroffenen Deputation nachstehende neuerliche Bedingungen mit⸗ getheilt, welche die Art der Entwaffnung betreffen: ; . Proclamation Sr. Durchlaucht des Herrn Feld marschalls Fürsten von Windischgrätz vom 23. Oktober 1818 und die zum Punkte 3 derselben an den Gemeinde Rath erlassene Erläuterung vom 26. Oftober 1848 bleiben in ihrer vollen Wirksamkeit, sind von der Stadt vollstänt ig durchzuführen, und es werden denselben nach— stehende Bestimmungen beigefügt:

1) Auf dem St. Sterhans-Therme ist vor Allem eine große Kaiserlich österreichische Fahne aufzuziehen, und bei allen Li⸗ nienthoren sind weiße Fahnen, zum Zeichen der friedlichen Unterwer⸗ fung, auszustecken.

2) Der Feldzeugmeister Baron Recsey und alle in Gewahrsam zehaltenen Mlltairs und Beamten sind in allen Ehren nach Hetzen—

geleiten.

Rücksichtlich der bezirksweisen Entwaffnung sind die Kanonen aus der Stadt und demjenigen Theile der Vorstädte, welche vom Kärnthner? Thore und der Hauptstraße Wieden auf der Straße zur Spinnerin am Kreuz links liegen, in die Rennweger Artillerie ⸗Ka⸗ serne, jene, welche von dieser Straße rechts liegen, zur Schönbrunner Schloß-Hauptwache abzuführen.

Aue anderen Waffen sind von den einzelnen Corps bezirksweise zu sammeln, unter einer behördlichen Intervenirung in der Stadt im Naiserlichen Zeughause, in den Vorstadten in jedem Gemeinde hause längstens binnen 12 Stunden niederzulegen, wo sie dann der nächsten vom Militair besetzten Kaserne comn'issionaliter zu übergeben sein werden.

Sämmtliche Munition ist alsogleich, je nach dem Orte ihrer gegen⸗ wärtigen Niederlegung, an die Truppen-Kommandanten des Neuge⸗ bäude, des Schönbrunner Schlosses, der Türkenschanze und jenem in der Leopoldstadt zu übergeben.

4) Sämmtliche Baarschaften und Kassen, die sich in den Händen der Nationalgarden und bewaffneten Körper befinden, sammt den Rech⸗ nungen, sind ohne Verzug vom Gemeinderathe zu übernehmen und vom Uebergeber und Uebernehmer gesiegelt aufzubewahren.

5) Von der im Absatze 3 erwähnten Entwaffnung ist vor der Hand jener Theil der Nationalgarde auszunehmen, der bis zum Ein⸗ rücken der Kaiserlichen Truppen durch den Gemeinderath zur Bewa⸗ chung der Kaiserlichen Hofburg, der Gesandtschaften und der öffent⸗ sichei' Gebäude zu bestimmen sein wird, welcher Theil ordnungs mäßig abzulösen kommt. Dasselbe gilt auch von jenen Wachen, welche der Gemeinderath im Interesse der Aufrechthaltung der öffentlichen Ord⸗ nung aufzustellen für nothwendig findet, so wie auch von der Sicher⸗ heitswache.

6) Die Waffen der aus Grätz, Brünn und Linz in Wien unter ordentlicher Führung anwesenden Nationalgarden sind abgesondert abzulegen, und es werden die ihnen eigentümlichen Waffen in ihre

Heimatsorte geschickt werden.

7) Ver Gemeinderath hat bis 8 Uhr Abends des 30. Oktober 1818 die Annahme der in den vorstehenden Punkten enthaltenen Be⸗

stimmungen, bei sonstiger Fortsetzung der bisherigen militairischen Maßregeln, an Se. Durchlaucht den Fürsten Windischgrätz anzuzei⸗ gen, so wie auch nach dieser Annahme längstens bis 12 Uhr Vor⸗ mittags am 31. Oktober 1848 die vollständige Durchführung sämmt⸗ licher Bedingungen der Eingangs erwähnten Proclamation und der Bestimmung der Erläuterung, so wie der vorstehenden Punkte, ange⸗ zeigt sein müssen.

Hauptquartier Hetzendorf, am 30. Oktober 1848, um 3 Uhr Nachmittags.

Im Namen und fred Fürsten zu Windischgrätz: Cordon m. p.

Nachdem der Herr Ober-Kommandant erklärt hat, daß von Seiten der ungarischen Armer keine Hülfe mehr zu erwarten sei, indem die⸗ selbe geschlagen und das Feuer seit 5 Uhr von jener Seite verstummt, hiermit keine Veränderung in der Lage der Stadt eingetreten und keinerlei Aussicht auf eine Verbesserung derselben gerechtfertigt ist, und der Gemeinderath bis 8 Uhr Abends des 30sten sich über die unbedingte Annahme der Bedingungen ausgesprochen hat, widrigens die Stadt und die Vorstädte beschossen und in Brand gesteckt werden würden, sieht sich derselbe genöthigt, (eine Mitbürger aufzufordern, ihrem bereits früher ausgesprochenen Willen nachzukommen und hm die Rettung der Stadt vor Zerstörung möglich zu machen. Die Ein⸗ leitungen zur geforderten Nirderlegung der Waffen weiden getroffen und hiervon Herr Fürst Windischgrätz in Kenntniß gesetzt. In Folge dessen ist auch die Ablieferung der Kanonen zu veranlassen, wobei Herr Fürst Windischgrätz die Deputation aufgefordert hat, dieselben zu bezeichnen, damit seiner Zeit dasselbe Geschütz den Bürgern Wiens zurückgestellt werden könne, wobei denselben wiederholt feierlich ver⸗ sitzert, daß die Eirungenschaft des 15. März und Mai durch den vorübergehenden Belagerungszustand nicht geschmälert oder aufgeho⸗ ben werden, wofür das Kaiserliche Wort bürge.

Wien, am 31. Oftober 1818.

Vom Gemeinderathe der Stadt Wien.

An die National-Garden der Hauptstadt mien Im Nachhange zur Proclamation vom 30. Dre e, n . Abends, sehe ich mich verpflichtet, bekannt zu geben. nee,. dem mich bestimmten, zu der Vermittelnng mit 23 Durchlauq 3 1 Rirsten Windischgrätz einzura en. ötbe⸗ Feldmarschall Herrn Fürsten Win gra! . elce verräthe Es fehlte seit drei Tagen schon an eu en eee. 3 risch von mehreren Individuen theilweise 2 in längstens zwei gel an Lebensmitteln machte sich füt Car gi h lißkbebie nung wurde von Tagen sehr drückend geworden. ie