Di ĩ 36a. enthält folgende Kundmachung:
. 4 ö den obwaltenden Verhältnissen die Geschãfte des Gemeinderathes der Hauptstadt Wien. weit über das gewöhnliche Maß vermehrt, und die Plenar - Versammlungen rurch nothwendiz gewordene Deputationen. und Kommissionen bis auf eine zu geringe Anzahl der disponiblen Mitglieder zusammengeschmol⸗ n' soᷣnd, fo daß die Last der Geschäfte beinahe fortwährend nur Jr. bis zur Erschöpfung ihrer Kräfte auf⸗
ö 1. denselben Mitgliedern b t Mi n ll ber . muß, sieht sich der Gemeinderath bemüßiget, jene
Herren Mitglieder, welche sich in ihren Verpflichtungen gegen die Kommune minder eifrig bewiesen haben, und vielleicht außer den Li⸗— besinden, bei ihrer Ehre und Pflicht aufzusordern, unver⸗ züglich sich an den Geschäften des Gemeinderates zu betheiligen. Die außer Wien befindlichen Mitglieder des Gemeinderathes finden in der Kundmachung des Gemeinderathes vom 3. d. M. im fünften Abschnitte die Modalitäten angedeutet, unter welchen ihnen der Ein— tritt in die Stadt ermöglicht wird.
Vom Gemeinderathe der Hauptstadt Wien,
am 5. November 1848.“
Das Kaiserl. Justizministerium in Wien hat von dem Reichs ministerium der Justiz in Frankfurt folgende Note erhalten:
„Es geht durch alle öffentlichen Blätter die Erzählung, daß in Folge der jungsten Ereignisse in Wien ein Arbeiter in einer öffentlichen Versamm— lung (es wird sogar der Reichstag selbst gengunt) erschienen sei, sich seines Antheiles on der Ermordung des Generals Latour zu lühmen. Derselbe soll die Versammlung nicht nur unangefochten verlassen, sondern zum Theile sogar Veifall erhalten haben. Ferner werden Aktenstücke bekannt gemacht, in' welchen einerfeitz Amnestie für alle während jener Ereignisse vorgefal⸗ lenen Handlungen verlangt, anderscits dieses Verlangen, ohne Unterschei⸗ dung zwischen politischen Vergehen und gemeinen Verbrechen, in Erwägung genommen wird. ᷣ „Ob diese Thatsachen wahr sind, ist natürlich hier in der Entfernung und bei der Verwirrung aller Nachrichten nicht zu ermessen. Wenn dem aber so wäre, so hält sich das Reichsministerium in einer für die Sicher heit und das Wohl ganz Deutschlands so verhängnißvollen Sache für eben so berechtigt als verpflichtet, nachstehende Erwägungen dem Kaiserlichen Justizministerium mitzutheilen. Die provisorische Centralgewalt ist natür⸗ h an sich weit entfernt, sich irgend einen Einfluß auf das Begnadigungs⸗
Amnestirungsrecht Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich anzuma⸗— allein sie kann doch nicht unbemerkt lassen, daß die Art und Weise er Ausübung dieses Rechtes in der vorliegenden Sache einen höchst ver⸗ derblichen Einfluß auf ganz Deutschland ausüben könnte. In den leßten Wochen sind wiederholte Morde an politisch hervorragenden Personen began⸗ gen worden, zum Theile unter Umständen, welche einem Barbarenvolke zur Schmach gereichen würden. Eine Straflosigkeit dieser Verbrechen müßte den verderblichsten Einfluß auf das Rechtsgefühl der ganzen Nation aus— üben, alle Begriffe von Schuld und Strafbarkeit verwirren. Ueberdies ist es ja bekannt, daß Beispiele von Mordthaten nur allzu leicht Nachahmung sinden, namentlich wenn sie gar, wie dies jetzt wieder in Deutschland nicht selten geschieht, wo nicht geradezu gelobt, doch wenigstens entschuldigt und als etwas sich von selbst Verstehendes dargestellt werden. Die provisorische Central-Gewalt für Deutschland könnte es daher nur tief bektagen, wenn Tie verantwortlichen Räthe einer deutschen Regierung politische Begnadi= gungen und Amnestieen auch auf solche schauderhaste gemeine Verbrechen ausdehnen, anstatt alle Krast der Gesetze zu deren schleunigster Entdeckung und rechtlichen Bestrafung anwenden würden; davon gar nicht zu reden, daß ein 3zusammenwersen politischer Handlungen und ihrer Begnadigung mit den Räulichsten Missethaten nichis weniger als gerecht gegen die Urheber der ersteren ist, welche man doch für entschuldbar hält, oder versöhnen will.
. „Das Reichs Ministerium ist überzeugt, daß das Kaiserliche Justiz— Ministerium diese Ansicht völlig theilt, und es sieht daher auch einer Er süllung des Wunsches mit Vernauen entgegen:
daß das Kaiserliche Justi-Ministerium ihm über den Thatbestand, wel—
cher obigen Nachrichten zu Grunde liegt, gefällig baldige Mittheilung
macht, und ;
daß es bei seinen Anträgen auf Begnadigung und Amnestirung die—
jenigen Gränzen beobachten möge, bei deren Aufrechterhaltnng allein die Nechtssicherheit in Deutschland aufrecht erhalten und das Vaterland vom Versinken in ein Meer von Gräueln bewahrt werden kann. Frankfurt, den 14. Oltoher 1818. Der Reichs-Minister der Zustiz. R. Mohl. Dr. Mettenius
nien Wiens
oder ßen
Wien, 8. Nov. (Wien. Ztg.) Das Kriegs-Ministerium ver— öffentlicht Folgendes: „Se. Masestät der Kaiser haben Sich mit Allerhöchstem Hand schreiben vom Zten d. veranlaßt gefunden, bei dem für Wien ausge⸗ sprochenen Belagerungszustand zur Leitung aller für die Stadt und eren Umgebung erforderlichen Maßregeln den Herrn Feldmarschall⸗ Lieutenant Freiherrn von Welden mit dem Titel eines Gouverneurs zu bestimmen. Welches
allgemeinen Kenntniß bekannt gemacht wird.
hiermit zu
am 6. November 1848. Vom Ministerium des Kriegswesens.“
Wien,
Olmütz. (Wien. Ztg.) Die Antwort, welche der Kaiser auf die Loeyalitäts-1Adresse des ständischen Ausschusses des tyroler Land— tages ertheilt hat, lautet:
„An den ständigen Ausschuß des tyrolschen Landtages, die Lan— des behörden und Bürgerschaft von Innsbruck.
„Die Eingabe vom 15ten d. M. in der Ihr Mir die treue Hingebung und Anhänglichkeit der Bewohner Eurer Provinz darlegt, konnte Mich zwar nicht überraschen, denn stets und noch in neuester Zeit hat Tyrol diese Ge⸗ sinnungen auf das glänzendste bewährt; aber zu besonderem Troste in die= sen Tagen schwerer Prüfunz gereicht sie Meinem tiefbetrübten Herzen. Es hat Mir wohlgethan, zu vernehmen, daß, während in anderen Theilen Mei— nes Neiches die von den Frinden der Srdnung ausgestreute Saat des Miß trauens bereits zur blutigen Aerndte gereift ist, unter jenem biederen Alpen volle die ererbten Tugenden der Väter sortleben in ungeschwächter Kraft und die Künste der Verführung bisher nichts vermocht haben über sein un⸗ erschüsterliches Gottvertrauen, seine treue Liebe zu dem Kaiserhaus, sein muthiges Ausharen in der Stunde der Gefahr. ;
„Auf die Anfragen, welche weiterhin in Eurer Eingabe enthalten sind werdet Ihr die Antwoit minlerweile in Mejnen Rianifesten vom 10ten 19ten und 22sten d. M. gefunden haben. Vor Allem muß die gestörte Ordnung hergestellt werden, um sodann auf den von Mir . und mit Meinem Kaiserlichen Worte verbürgten Grundlagen 396 e . konstitutionellen Oesterreichs zu beginnen. Eine besondere An M ff . wird hierbei dem Gemeindewesen zu widmen sein. Ich gedenke 96. h möglichst freie Bewegung innerhalb der natürlichen Grãnzen zu sichein un aber ein so großes und wichtiges Unternehmen — die Wil berge urn . gemeinsamen freien Vaterlankes — zum Besten Meiner Staaten bal— digst zu vollenden, bedarf es des aufrichtigsten Zusammenwirkens ven Rem gierung und Reichstag. Mich mit Räthen Meiner Wahl zu umgeben, tie zugleich auf das Vertrauen der Wohlgesinnten gerechten Ilnspiuch haͤben wind Meine nächste Sorge sein, so wie Ich bereits die konstituirende Ver⸗ sammlung nach einem Punkte verlegt habe, wo sie ihrem wichtigen Berufe unbeirrt wird in voller Freiheit nachkommen können. x
„Und somit hoffe Ich, daß das große Werl Unserer vereinten Bestre⸗— bungen mit Gottes Hülfe gelingen werde und Wir einer besseren Zußtunst mit Zuversicht entgegensehen können.
Olmütz, den 30. Oktober 1816.
Ferdinand.
1 1 1 1
Wessenbeng.“
Bayern. München, 1. Nov. (A. 3.) Heute haben die Gesrtgebungs-Ausschüsse in einer letzten gemeinschaftlichen Sitzung ihre Aibesten vollständig bernbigt. Der Zweck dieser letzten Sitzung
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war die Zusammenstellung aller bereits berathenen Gesetze über die Abänderungen des zweiten Tbeils des Strafgeseßbuches. Die Schlie⸗ ßung und der Abschied der Gesetzgebungs-Ausschüsse wird am näch= sten Mittwoch erfolgen, und die definitive Auflösung der zweiten Kam⸗— mer, so wie die Ausschreibung zu den Wahlen für die neuzubildende Kammer, kann man sonach in den nächsten Tagen erwarten.
Sachsen. Dresden, 8. November (D. A. Z.) In der heutigen Sitzung der J. Kammer ward ein Dekret, die Verlängerung des Landtags bis zum 15. November betreffend, eingebracht,
Nachdem zwei ständische Schriften über die Beitragspflicht der Nitter-= güter und eine Petition, Lie Armensersorgung im Laude betreffend, vorge—⸗ tragen worden, erstattet Hr. v. Zehmen Bericht über die Resultate des Vereinigungs verfahrens hinsichtlich des Albrechtschen Antrags auf Hebung und auf Schutz der deutschen Arbeit. Der Antrag wird in folgender von der vereinigten Deputation vorgeschlagenen Modisication genehmigt: „Daß die Regierung ersucht werde, sich bei der Centralgewalt zu verwenden, daß
lung des Herzogthums Gotha,
so bald als möglich ein allgemeines Zoll- und Handelsgesetz geschaffen und kabei auf die vom Vereine deutscher Kausleute und Fabrikanten in Leipzig einge⸗ reichte Pelition möglichst Nücksicht genommen werde.“ Hierauf folgt der Be⸗ richt über das Ventinigungsverfahren bezüglich des Tischineischen Antrags auf Aufhebung der Stifter ö eputation (Referent Rit= terstädt) empfiehlt hinsichllich der Stifter den Beitritt zu den Beschlüssen der II. Kammer, was angenommen wird. Hingegen wird ein Antrag, daß die Einkünfte dieser Stister zu Gunsten der evangelischen Landes lirche und verwendet würden, gegen 9 Stimmen abgelehnt. In Betreff der Ulöster hat die vereinigte Deputation statt der Aufhebung derselben folgende Anträge zur Annahme empfohlen: daß 1) die Regierung über den Vermbö gensbestand der Klöster und dessen Verwendung genügende Auskunft einziehe; 2) daß die Einwirkung auswärtiger Visitatoren beschränkt und die Klöster dem Domstiste Bautzen untergeordnet würden, und 3) daß von der Beschrän⸗ kung der Aufnahme von Ausländerinnen abgesehen werde. Der erste dieser Anträge wird gegen 9 Stimmen, die beiden anderen werden einstimmig angenommen.
In Betreff des Antrags auf Gleichstellung des ritterschaftlichen und bäuerlichen Grundbesitzes wird, da eine Vereinigung nicht in Aussicht ge⸗ standen, auf Vorschlag der vereinigten Deputation gegen 1 Stimme der Beschluß gefaßt, die Negierung zu ersuchen, „daß sie über die Aufhebung beziehentlich Ablösung der aus den öffentlichen oder Privatrechte fließenden Vorrechte der Nistergüter an den nächsten Landtag eine Vorlage gelangen lasse. Bürgermeister Bern hardi erstattet sodann Bericht über mehrere die Kirchen- und Schulangelegenheiten betreffende Petitionen. Die Kammer tritt dem Vorschlage der Deputation bei, jene Petitionen theils als erledigt zu betrachten, theils sie auf sich beruhen zu lassen. Staats-⸗Minister von der Pfornd ten bemeikt hierbei: Obgleich das Kultus⸗Ministerium bei früheren Beraihungen deutlich gezeigt, daß es eine Neform jener Angelegenheiten vorhabe, so habe er doch noch in neuerer Zeit aus der Presse und durch Privatmitiheilungen ersehen, daß vielt Laien und Geistliche noch im Unklaren darüber seien, daß eine Jievision der geistlichen und Schulverhältnisse bevorstehe. Er gehe von der Ansicht aus, daß das innere Kirchenrecht, das jus in saʒera, an die Kirche selbst zurückzugeben sei, hingegen das jus circa sacra die Regierung sich vorbehalten müsse. Dazu würden gewisse Organe nöthig sein, vielleicht ein Oberkonsistorium, oder wie man diese Behörde nennen wolle, und außer- dem noch eine Landesspnode. Zunächst würde ein Wahlgesetz für diese Sy= node ausgearbeitet und dem nächsten Landtage vorgelegt werden. Bei den Vorarbeiten zu jener Neform werde nicht nur das jetzt noch bestehende Lan- deskonsistoriüum zu Nathe gezogen, sondern es würde auch durch Belannt⸗ machung des Entwurfs die bffeniliche Meinung gehört werden.
Baden. Rastatt, 5. Nov. Karlsr. Ztg.) Gestern gegen Mittag ist das zweite Bataillen des dritten Regiments, das seit dem jüngsten Aufstande im Oberland gestanden, wieder in seine hiesige Garnison eingerückt, s ß
und Klöster Die
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so daß von den beiden hier garnisoni⸗ tenden Regimentern nur noch die beiden in Holstein gewesenen Batail⸗ lone (Spöneck und Holz) sich im Oberland befinden. Von einer Truppenanhäufung und drückenden Einquartierungslast in der oberen Gegend kann nun kaum mehr die Rede sein.
Sachsen⸗ Koburg. Koburg, 5. November (N. K.) Der Herzog erklärt in einem Erlaß an die Abgeordneten Versamm⸗ er weise die Zumuthung, welche den Fürsten der kleineren deutschen Staaten gemacht werde, aus Rück- sichten auf ihren Privatvortheil ihre Mediatisirung zu verlangen, ent⸗ schieden von sich ab; mit Freuden habe er die Richtung der Neuzeit begrüßt, welche sich die Erreichung der Einheit Deutschlands zur Auf⸗ gabe gestellt habe, aber er könne bei der Fügsamkeit der kleineren deutschen Staaten an der Möglichkeit und Nützlichkeit ihres Fortbe⸗ stehens als selbstständiger Theil Deutschlands nicht zweifeln; gewohnt, jede persönliche Rücksicht dem öffentlichen Wohle unterzuordnen, werde er von seinem Rechte, auf seine Stellung als Regent nach freier Wahl zu verzichten, nur dann Gebrauch machen, wenn die fernere Behaupfung dieser Stellung mit Ehre oder Pflicht nicht vereinbar sein sollte: er spreche hiermit zugleich die Ansichten seiner in ähnlichen Verhältnissen besindlichen Standes genessen aus.
Die angekündigten Reichstruppen sind gestein und heute in die Herzogthümer Koburg und Meiningen eingerückt.
Oldenburg. Oldenbung, 5. Nov. (Wes. Ztg.) Gestern hat die Regierung ihre Erklärung an die Stände-Versammlung über deren Beschlüsse hinsichtlich der Aufhebung und Ablösung der gute herrlichen Rechte erfolgen lassen unt größtentheils die ständischen Be schlüsse genehmigt. Vie einmal geschlossenen Able sungeverträge sollen, wenn sie auch noch nicht durch Zablung getilgt seien, nicht anzutasten sein, um das Prinzip der Heiligkeit der Verträge zu bewahren. Nur die Rechte, welche direkte Folgen der Leibeigensch. ft oder der Patri monial-Gerichtsbarkeit waren, sind unentgeltlich aufgehoben, auch selbst in dem Falle, wo an ihrer Stelle eine bestimmte Geldleistung schon festgesetzt war. Die übrigen Lasten, Laudemien, Zehnten, Zinsen und Dienste sind für ablösbar erklärt, und zwar durch Zahlung des 16fa chen Betrages im äußersten Fill. Ein Ablösungsgesetz soll den näch sten Ständen vorgelegt werden. Mit dem Beschlusse der Stände, daß während des Belagerungszustandes die Presse nicht beaufsichtigt werden soll, hat die Regierung sich nicht einverstanden lerklärt und einen Beschluß über die vorgebrächte unbedingte Abschaffung der Stell— vertretung noch nicht gefaßt.
Schleswig- Holstein. Schleswig, 7. Novbr. (Alt. Merl.) Am gestrigen Abend trat das Büreau der Landes-Versamm-= lung hierselbst zu einer Berathung darüber zusammen, ob der Protest der Kömmissäre gegen di- Rechtskraft einzelner von der gemeinsamen Regierung aufiecht erhaltenen Verfügungen Grund enthalte, die Ver⸗ sammlung, dem bei deren Vertagung für außerordentliche Fälle erhal- tenen Auftrage gemäß, zusammenzuberufen. Das Resultat ist gewe⸗ sen, daß mit Rücksicht auf die befriedigenden Aufschlüsse, welche man über die seitens der Regierung vorgenommenen Schritte erhielt, sämmtliche Mitglieder des Büreau's, mit Ausnahme des vermuthlich zu spät von der Zusammenkunst benachrichtigten und daher nicht er⸗— schienenen Advokaten Griebel, sich zu der Ansicht vereinigten, daß für den Augenblick zu besonderen Maßnahmen durch die Versammlung kein Anlaß vorliege, es daher hinsichtlich der Einberufung derselben
nach der bei der Vertagung angenommenen Voraussetzun d 2 bleiben werden the e 8 ann setzung werde ver
Frankfurt. Frankfurt a. M., 6. Nov. (O A. Der Kongreß von Abgeordneten deutscher ,, licher Vergine trat heute hier zusammen. Die Zahl der anwe⸗ senden Mitglieder beträgt zwischen 70 und 80, es werden aber noch mehrere für heute Abend erwartet. Herr Direktor von Pabst von
Hohenheim eröffnet die Sitzung mit einer sachgemäßen Ansprache und weist darauf bin, daß das Bestreben dieser Vereine einzig auf Bür⸗ gerwohl gerichtet und es ein erfreuliches Zeichen sei, mitten in den Stürmen, welche Deutschland in Bewegung setzen, dennoch Männer aus allen Gauen, von den Alpen bis zu den Belten, von der Oder bis zu dem Rheine zu einem Zwecke vereinigt zu sehen, der, wenn durchgeführt, nur allgemein segensreich wirken könne. In Beziehung auf die österreichischen Lande, deren dermalige politische Verhältnisse einen Besuch dieses Kongresses nicht wohl gestatten, habe er den Herrn Erzherzog-Reichsverweser ersucht, einige der Reichstags⸗ Deputirten hierfür zu bezeichnen, damit dieser Theil Deutsch— lands in der gegenwärtigen Versammlung nicht ohne Ver⸗ treter sei, was denn auch derselbe, als Protektor aller österreichischen landwirthschaftlichen Vereine, mit Bereütwilligkeit gethan. Die Na⸗ mens liste der Abgeordneten wird verlesen und berichtigt, das Budget vorläußg festgestellt und dann statt einer förmlichen Geschäfts-Ord= nung die Art und Weise der Behandlung der vorliegenden Geschäste besprochen und regulirt, und dabei beschlossen, daß zu mehrerer För⸗ derung der Arbeiten, so wie, um den Abgeordneten der National⸗ Versammlung Gelegenheit zu geben, den Verhandlungen beizuwohnen, täglich zwei Sitzungen, nämlich Morgens 9 ühr und Abends 4 Uhr, zu halten. Ferner wird angezeigt, daß der Herr Reichsverweser und der Prinz Adalbert von Preußen eingeladen worden seien, die Ver⸗ sammlung mit ihrer Gegenwart zu beehren, was Beide zugesagt ha ben. Zum ersten Präsidenten wird durch Stimmen-Mehrheit erwählt Herr Graf von Solms Laubach und zum zweiten Herr Direktor Pabst von Hohenheim (Württemberg) Das Sekretariat besorgen Herr Zeller von Darmstadt und Herr Breuning von Dresden. .
Hamburg. Hamburg, 8. Nov. (H. E.) Unter dem 6. November hat der Senat dem Obersten Stockfleth, auf sein An— suchen, unter dankender Anerkennung der treuen Pflichterfüllung, welche derselbe während einer langen Reihe von Jahren mit der aufopfernd⸗ sten Anstrengung und der unermüdlichsten Thätigkeit bewiesen hat, die Entlassung von der Stelle eines Chefs des Bürger⸗-Militairs auf ehrenvolle Weise ertheilt.
Musland.
Oesterreich. Lemberg, 3. Novbr. kommandirende General Hammeistein hat heute folgende chung erlassen:
„In der Capitulation vom gestrigen Tage waren fünf Punkte aufge⸗ stellt mit der Bestimmung, daß wenn sie nicht pünktlich ausgeführt werden, oder ein anarchischer Zustand, wie in den jüngsten Tagen, wieder eintreten sollte, die Stadt Lemberg in Belagerungszustand erklärt werden wird. Da aber in der letzten Nacht, als auch heute Vormittag, auf meine Truppen aus Fenstern und Kellern geschossen worden ist, so habe ich daraus die Ueberzeugung gewonnen, daß der anarchische Zustand nicht aufhören will, und ich erkläre sonach die Stadt Lemberg sammt den Vorstähten in Bela⸗ gerungszustand. Es wird in Folge dessen angeordnet: 1) Allgemeine Ent⸗ waffnung; 2) Aufhebung sämmilicher Klubs und des Associationsrechts; 3) außer der deutschen und polnischen „Gazeta Lwowska“ kann keine
(Bresl. 3tg.) Der 592 Bekanntma
andere Zeitung während des Belagerungs zustandes geduldet werden; 4) die Presse im Allgemeinen wird dahin beschränkt, daß ohne meine Erlaubniß sein Plakat gedruckt und veröffentlicht werden darf; 5) eine Kommission wird die Haussuchung wegen der Waffen vornehmen; alle Ansammlungen auf öffentlichen Plätzen werden untersagt; 7) alle diejenigen, welche mit den Waffen in der Hand Widerstand leisten, als auch die, welche zum Aufruhr aufregen, werden standrechtlich verurtheilt.“
(X. 3.) Zufolge Ministerial-Dekretes vom 9. September J. J. wurde dem Herrn Landes⸗-Gouverneur aufgetragen, in allen Schul anstalten die Nationalsprache einzuführen, und zu diesem Zwecke einen aus Fachmännern zusammengesetzten, und zur eigenen Unterstützung des Herrn Landes-Gouverneurs dienenden Schulrath zu bilden.
Hermanstadt, im Okt. Der Fildmarschall- Lieutenant und kommandirende General Anton Freiherr von Puchner hat eine Procla— mation an sämmtliche Behörden und Bewohner Siebenbürgens er lassen, worin er ihnen mittheilt, daß er, da Ungarn dermalen faktisch eigentlich keine gesetzliche Regierung bestitze, beschlossen habe, bis zu der Zeit, wo ein gesetzlicher Zustand in der Regierung Ungarns und der Nebenländer durch den Landesfürsten wieder sanctionirt sei, die Zügel der Regierung Siebenbürgens zu ergreifen und mit allen ihm zu Gebete stehenden Mitteln und Kräften für die, Auftechthaltung der gefährdeten öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu han— deln. Am Schlusse fo dert er alle wahren Freunde des Rechts und des Vaterlandes auf, ihn bei diesem seinen Bestreben so wie bei dem, die consti⸗ tutionelle Freiheit und Gleichheit aller Nationen zu sichern, zu unterstützen.
Von der ungarischen Gränze, 29. Ott. (Oestr. Cour.) Sicherem Vernehmen nach hat der Kaiserl. General Simonich, der von Galizien aus mit einem bedeutenden Truppen-Coips gegen die Magyaren operirt, in der Gegend von Trentschin über die uugari- schen Insurgenten ein siegreiches Treffen bestanden. Der uugarische Landstürm ist theils vernichtet, theils zerstreut. Bedeutende Haufen von Freiwilligen sammeln sich an der Gränze, um unter den Slo⸗ walen den Landsturm gegen die Magyaren zu organisiren, diese mit denselben Wassen zu bekriegen, welche sie selbst anwenden. Die be lannten Gucrillaführer Stur und Hurban werden die günstige Ge legenheit nicht unbenutzt lassen, ihren früher mißglückten Versuch zu wiederholen.
Frankreich. National-Versammlung. Sitzung vom 7. November. Anfang 1 Uhr. Präsident: Marrast. An der Tages⸗ ordnung sind die Bouvetschen Interpellationen, wegen ders don der Regierung dem Auslande gegenüber, namentlich in Bezug auf Deutsch— land und Italien, beobachteten oder zu beobachtenden Politik. Bou⸗ vet: Wenn es sich um Interpellatio nen handelt, so glaubt man im⸗ mer, daß ihnen ein der Regierung feindlicher Sinn unterliege. Ich protestire von vorn herein gegen diesen Verdacht. Ich will sie im Gegentheile stärken und befestigen. (Man lächelt. Ich wünsche zu wissen, in welcher Lage sich die Regierung der Republik den auswär— tigen Kabinetten gegenüber befinde, Garnier Pagäs, unterbre—⸗ chend: Wir diskutiren jetzt das rektifizirte Budget von 1848. Mor⸗ gen kommen wir darin zum Kapitel des Ministeriunis des, Auswälti⸗ gen. Dies ist die beste Gelegenheit für Ihre Interpellation en. Ich frage also auf Vertagung an. Bouvetz: Meine Interpellationen stehen bereits auf der Tagesordnung; sie sind im Mo niteur ange⸗ zeigt, und ich sahre darin fort. Zunächst möchte ich wissen, ob wir seit dem Februar überhaupt ein politisches System haben. Am klar—⸗ sten zeigten sich zwei Meinungen. Die eine wollte die Act on der Republik auf ganz Europa ausdehnen; die andere wollte sich dage—⸗ gen nur zunächst auf Befestigung der inneren Zustände beschränken, Sie war der Ansicht. ... Mortimer Ternauyr: Zur Sache! Zur Sache! Bouvet: Sie dürfen mich nicht unterbrechen! Marrast?:. Sie haben das Wort für Interpellationen, und nicht, um eine lange Polemik zu halten. Bou vet; Meine Inteipellationen müssen durch eine Einleitung (Anspielung auf die Perfassungs⸗- Einleitung, die Gelächter hervorruft) erläu⸗ tert werben, und ich frage daher mit Recht vor allen Dingen: Ist seit dem Februar überhaupt ein politisches System befolgt wor—
den? Die provisorische Regierung stellte zwar ein System auf; sie verhieß die Befreiung Italiens und stellte die Fälle auf, die eine bewaffuete oder diplomatische Intervention nöthig machten. Sind dergleichen Fälle eingetreten? Ja wohl, und zwar drei: in Polen, in der Lombardei und in Sicilien. Was that die Regierung, um ihre Prinzipien zu retten? Nichts. Sie hätte die Freiheit retten und die Schickfale sämmtlicher italienischer Völker durch einen europsischen icht nitiv 1 Statt vrannei — doch wenigstens Griechenland befreien, aber die Februar-Repullik kreuzt die Ärme und sieht der Unterjochu ruhig zu. (Bravo vom Berge. Lärm zur Rechten). Bastid Minister der auswärti⸗ gen Angelegenheiten, solgt dem Interpellanten auf der Tribüne. Er hält ein Papier in der Ha und liest eine Eiklärnng solgenden Haupt-Inhalts? „Als im Äugust die Oesterreicher in Mailand wieder⸗ einzogen, schlugen wir unsere Vermittlung auf jene Grundlage hin vor, die l sich Widersprüche wegen des sollte. Inzwischen über⸗ die Unterhandlunger werde Wir hof erreichen. Sollte Waffengewalt er⸗ Il auch dieses Mittel vor— zt vorhanden, Ihnen bald alle vom Berge. Beifall zur Rech wird ausgesprochen. Die Ver— sammlung diskutirt dann die Frage: ob sie sich auf vier Wochen trenn lle. ich kurz darauf an, vom 14. November bis 14. zu machen. Cocquerel er⸗ klärt im Namen des
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noch die orf h kurzer Del ausreiche, un Stein Marrast liest nun einen et stellt den Antrag, Ni die Mitgliederzahl bis siützt die en Antrag. Ayl i 6 r ehn Tage ausdehne. Der Antre
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Budget⸗ en Abschnitt (Justiz-⸗ Anträge auf- Verminde⸗ Anträgen finden der Gehalte für die
lebhaften Widerspruch auf werden an den Finanz- Ausschuß
m darüber vortragen wird.
otum über die Gehaltsverhält⸗ Die Versammlung geht
16 Vorar⸗ — längs der des Konkordienplatzes) ange die National-Versammlung, hörden und die übrigen Würden— n , NH, . sammlung gem ß, der öffenkli⸗ bei vohnen. Der Kriegsmini— durch den Telegraphen Befehle der Republik VBeputationen zu Kleinbhandel, hauptsächlich die sorgt its für bedeutende heute den amtlichen Wortlaut
d gestern im Namen der Verf irrlangen für das Fest, bei welchem sen werden soll, voranschöckte, heißt es:
n von Frankreich den Auftrag, amirte Republik zu begründen und veit davon entf diesen Auftrag och den wichtigsten und schwierigsten durch das definitive Votum über die Constitution erfüllt. Kein Zwei⸗ s Sorge und Anstrengungen Sie auch darauf verwandten, nicht allen Men
ssungs⸗ pie d
1
entfernt,
nz erfüllt zu haben. Aber
Theil
fel, daß, so vie ĩ
dieses große Gesetz nicht allen Forderungen zu genügen,
Kritiken troken im Stande ist. Als Werk von
schen, ist es nothwendigerweise unvollkommen, und die National -⸗Ver⸗
ü getroffen, die Möglichkeit und Aber wenigstens, das kön
sammlung hat deshalb die Fürsorge Bedingungen einer Revision anzugeben nen wir mit einigem Stolz sagen, war es keinem Volke ver int, eine Verfassung zu schaffen, in welcher die Rechte und Pflich der Bürger, wie der Gesellschaft, zu der sie gehören, besser aus⸗ gedrückt wären. Keine nahm auf breiterer und fruchtbarerer Grund⸗ saag Sie Ersberunagen der Civilisatioi de Freiheit und der Demo— igge die Eroberungen der Eivilisation, r Freiheit und der De fratie in sich auf. Keine stellte vorzüglich mit mehr Festigkeit dieje⸗ nigen Grundsätze dar, welche die Geundlagen der menschlichen Ge sellschaften erhalten und bewahren und dennoch allen Neuerungen treu
Gehör schenken, l
290 Asher
welche eines Tages das göttliche Dogma der allge meinen Verbrüderung verwirklichen können.“
In dem Rapräfentanten-Verein der Rue de Poitiers ist Zwie⸗— tracht ausgebrochen. Einer ihrer Vice⸗Präsidenten, Degoussée, hat seine Demission als solcher eingereicht und den Klub seit gestern sogar ganz verlassen, weil, wie er in seinem Brief an die P atrie erklärt, er endlich die Ueberzeugung gewonnen habe, daß man in diesem Klub die demokratische Republik untergraben wolle, derselbe Quästor, der pie National-Versammlung nie genug mit Bajonetten und Kanonen versehen sieht: Also erst heute kamst Du zu der Ueberzeugung, daß Herr Thiers mit seinen Wölfen in der Rue de Poitiere die demo⸗ kratische Republik zum Teufel wünsche! Das wußte Europa schon lange. Degoussäe's Enthüllungen machen großes Aussehen. Cavaignaäc hat einen Ausschuß ernannt, bestehend aus Victor Foucher, Hatton, Richter und Karl Lucas, Ober-Gefängniß-Inspektor, der hente in die Häfen von Brest, Lorient und Cherbourg abgereist ist, um unter den Juni-Insurgenten eine Sichtung vorzunehmen, die dort auf Kriegsschiffe gebracht sind, und des Befehls harren, der sie nach Algerien ühersiedeln soll. Dem Vernehmen nach dürften etwa 1000 derfelben entweder unter besseren Beringungen nach Algerien gesendet oder sogar nach Paris zurüdbefördert werden.
London, 6. Nov. wo der Her⸗ (Ihre Ankunft
Großbritanien und Irland. Die Königin der Belgier schiffte sich gestern zu Dever, zog von Wellington sie empfing, nach Ostende ein.
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in Laeken ist gestern unter Belgien gemeldet. Der Hof geht in lurzem auf einige Zeit nach Osborne. Der preußische Gesandte hatte vorgestern eine amtliche Konferenz mit Lord J. Russell.
Die Abgeordneten des brüsseler Friedens ⸗Kongresses wohnten vorgestern einer zahlreichen Versammlung in der Stadthalle zu Man⸗ chester bei, wo mehrere Vorträge gehalten wurden. Inebesondere erregte die Rede des Herrn Vischers von Brüssel, welche Dr. Bowring Satz für Satz dolmetschte, großes Interesse.
Zu Dublin vertagte sich am Iten die zur Aburtheilung der an- geklagten Staatagefangenen niedergesetzte Kommission bis zum 12. Dezember, nachdem sie das Verfabren gegen Gavan Duffy vorläufig ausgesetzt, O' Doherty zu zehn Jahren Deportation verurtheilt und die Freilassung von Williams angeordnet hatte, der von der Jury
Stadt Wien verlassen könnten. Herr Dr. Kern, nicht zögernd, die⸗ sem Ans̃achen zu entsprechen, erwirkte durch seine Energie beim Magi strate die Zurücknahme seiner Aufforderung, und die Schweizer ver- ließen die Stadt.“
Wallis, 2. Nov. (Bern. Ztg.) Den Ursulinerinnen, die von Sitten ausgiwiesen wurden, gestattet der Staatsrath nun wieder den Aufenthalt im Kanton, ja, er bot ihnen die Klöster Brienz oder Collombey als Asyl an. Mit Entrüstung weist das Journ al du Valais den Gedanken zurück, als beabsichtige der Staatsrath, die kleinen Nonnen-Kolonieen, welche sich in mehreren Gemeinden mit Erziehung der Jugend abgeben, aufzubeben. Es ist jetzt kaum ein Jahr, daß man die Jesulten auejagte, und jetzt öffnet eine radikale
* ; ; 1 Tun * für nicht schuldig erklärt worden war. Regierung dem Jesuitismus Thür und Thor.
Die massenweisen Auswanderungen dauern in Irland fort; zu Dublin sieht man täglich auf den Eisenbahnen gesunde, kräftige und wohlgekleidete Landleute eintreffen, die den Auswandererschiffen zustroͤmen, um der Noth zu entgehen, welche ihrer im Heimatlande wartet. ö
Brirfe aus New⸗NYork melden, daß die Regierung der Ver— einigten Staaten Unterhandlungen eingeleitet habe, welche den Kauf der Jasel Cuba zum Zweck hätten. Man zweifelt indeß an der Wahrheit dieser Nachricht.
Nunßland und Polen. Warschau, 7. Gestern hat der Fürst Milosch Obrenowitsch Warschau wieder verlassen und sene nach St. Petersburg fortgesetzt.
Aus Lemberg erfährt man, daß am 27sten v. M. daselbst der Graf Stanislaus Skarbek, der sich durch Förderung öffentlicher Bau— ten und Anstalten verdient gemacht, mit Tode abgegangen ist.
Schweiz. Bern, 6. Nov. (O. P. A. 3.) Nach dem Pro⸗ gramm des Vororts erfolgte heute die feierliche Eröffnung des National- und Ständeraths. Kanonendonner und Festmusik begrüßten den bedeutungsvollen Tag. Nach einem feierlichen Gottes⸗ dienst für die beiden Konfessionen ordnete sich der Zug und begab sich unter Glockengeläute und Kanonendonner von dem Rathhaus in die Sitzungslokale der beiden Stände. Das äußere Standes-Rath⸗ haus für den Ständerath, das Kasino für den Nationalrath. Der zug wurde von Abtheilungen des Studenten- und Kadetten Corps tröffnet und geschlossen; Jufanterie und Scharsschützen bildeten Spa— liert; eine ungehenere Menschenmenge, eine lebendige Mauer. Die Häuser waren mit eidgenössischen Fahnen geschmückt. Heute Abend wird die Stadt ein glänzendes Bankett im Theater geben; eine mit vielem Aufwand vorbereitete allgemeine Illumination bildet den Schluß. Tie ersten Verhandlungen in den Räthen werden sich auf ihre Organisation beziehen. Allgemeines Interesse wird sodann die Wahl des Bundesrathes haben. Den ersten Anlaß zu Scheidungen nö bestimmte Parteien bietet die Bestimmung des künftigen Bundes- sitzAß. Die gestrigen Nachwahlen in den Nationalrath, von denen Bern noch 5. treffen muß, sind noch nicht bekannt; veimuthlich geht General Dufour aus der Wahlurne hervor. .
(Frankf. Journ.) Was die polttische Parteistellung im Na⸗ tionalräath betrifft, so muß sich dieselbe erst bilden. Nach dem Ver⸗ zeichniß der bis jetzt bekannten Mitglieder ist die äußerste Linke, ge— bildet aus den Abgeordneten Genf und Waadt, seyr klein. Eben so zählt die äußerste Rechte, beschickt von den Urkantonen mit dem voraus fertigen ultramontanen Votum in der Tasche, nur wenige Mitglieder. Die sogenanute liberal-konservative Partei ist auch nur schwach vertreten. Die überwiegende Mehrheit bekennt sich zu dem entschiedenen Fortschritt, wenn man will, zur radikalen Partei, wozu aber die ultraradikalen Berner, Stämpfli und Meinung-Genossen, nicht gezählt werden dürfen. Diese neigen sich zu den Genfern, ha⸗ ben eine sozialistische Färbung und möchten der Schweiz den Brruf geben, in denn europäischen Freiheimsfampfe ihre Neutralität aufzu— geben. Es unterliegt keinem Zweifel, daß sich neue Parteien bilden werden, da jetzt ganz neue Interessen in den Vordergrund treten. Nachdem sich die Rathe organisirt haben, wird wohl der Bundesrath gewählt, der Bundessitz bezeichnet und sodann die Berathung der materiellen Fragen: Centralisation der Posten, Zölle c., vorgenom⸗ men werden,. So nur allein entspricht es dem praktischen Sinne des Schweizers.
(O. P. A. 3.) Die Tagesfrage, welche alle Gemüther auf das lebhasteste beschäftigt, ist die: welche Stadt wird als Sitz der künstigen Bundes-Bebörden bezeichnet werden? Zürich, Bern und Luzern bewerben sich um diese Ehre. Anfangs glaubte man, Zürich werde mit der eidgenössischen Hochschule und der polytechnischen Anstalt, Luzern mit dem Bundesgericht zufrieden sein, und Niemand werde Bern als künftige Bundesstadt in Zweifel ziehen. Da aber jetzt Zürich alles Ernstes als Mitbbewerberin auftritt, so dürfte die Loösung dieser Frage der erste Anlaß zu heftigen, vielleicht sehr folge⸗ reichen Erörterungen werden. Wie der Entscheid ausfallen wird, läßt sich nicht sagen. So viel ist gewiß, das berner Volk erwartet nichts An deres, als daß Bern Bundesstadt wird, und uur in dieser Hoffnung hat es die neue Verfafsung angenommen und ihr sehr bedeutende ma— ferielle Opfer gebracht. Wird es in dieser Hoffnung getäuscht, so ist der Anfang zu neuen Revolutionsplänen gemacht. Dann hat die Ein— heitspartei ein neues, sehr ergiebiges Feld für ihre Operationen. Bei der Abstimmung wird Alles auf die französischen Kantone an kommen. Können die welschen National-Räthe ihre Verstimmung gegen Bern, herbeigeführt durch Ochsenbein's Benehmen auf der letz⸗ ren Tagsatzung, überwinden, und werden Glarus und St. Gallen, wie man hofft, sich für Bern auessprechen, so dürfte die Erwählung letzteren nicht mehr zweifelhaft sein, da Luzern nur einige 2timmen erhalten wird. Für Bern ist der Entscheid eine Lebens— frage von höchster Bedeutung; seine ganze Zukunft hängt davon ab. Jede andere Stadt hat viele Hülfequellen, sich auf einer gewissen Höhe zu erhalten; Bern, das keinen Handel, keine Industrie, keine wissenschaftlichen und künst erischen Anstalten von Bedeutung hat, wird zu einer Munizipal-Stadt herabsinken, wenn es nicht Bundes sitz wirb.
rn. Zig.) Ser Rheinwald, Abgeordneter in Frankfurt, hat seine Professur hier niedergelegt.
Der schweizerische Geschäftsträger in Paris, Herr Barman, ist
wieder auf seinen Posten abgegangen.
Schwyz. (E. Z.) Der Kantonsrath von Schwyz hat ein— müthig beschlossen: Die Gesammtsumme der in Folge der Kriegs- rüstungen und der eidgenössischen Occupation auf dem Kanton lasten— den Schulden im Betrag von 453,366 Fr. 2 Rp, wird in zwei gleiche Theile getheilt, wovon die eine Hälste (226,983 Fr. 1 Rp.) dem Stift Einsiedeln, die andere (226,983 Fr. 1 Rp.) dem Kanton zugeschieden und zu tilgen überbunden wird.
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Thurgau. In einer Korrespondenz des Wächters im Thurgau aus Wien liest man: „Die anwesenden Schweizer in Wien wurden vom dortigen Magistrat aufgefordert, Theil an der Insurrection zu nehmen und mit den Wienern die Waffen zu ergrei⸗ sen. Auf diese Aufforderung strömten die Schweizer in Masse zum Hotel des schweizerischen Gesandten und ersuchten ihn, beim Magi⸗ strat zu bewirken, daß er sein Aufgebot zurücknehme, damit sie die
Galerieen empfangen,
Italien. Florenz, 30. Okt. (D. A. 3.) In der vor⸗ gestrigen Sitzung des Consiglio generale erschienen zum ersten Male die neuen Minister. Sie wurden mit ungeheurem Beifall von den während die Kammer selbst sie ziemlich kalt aufnahm. Der Conseil-Präsident Montanelli betrat die Rednerbühne und verlas in seinem und seiner Kollegen Namen das Programm ihrer künftigen Amtsführung. Dasselbe, in würdigem Tone gehalten, erklärte, daß die neuen Minister sich volllommen ihrer unzureichenden Krärte und Fähigkeiten bewußt wären, um „das durch lange Krank⸗ heit geschwächte Land“ wieder gesund und kräftig zu machen und auf den ihm gebührenden Standpunkt zu beben: daß es ihnen aber nie an gutem Willen und unausgesetzter Thätigkeit feblen werde. Ihr Bestreben werde dahin gehen: 1) den mehr verwickelten als zerrät— teten Finanz-Zustand des Landes zu ordnen; 2) das Militair und die Nationalgarde neu zu organisiren, dabei die Hoffnung aus⸗ sprechend, daß der Tag nicht mehr fern sei, wo die stehenden Heere abgeschafft werden könnten; 3) den öffentlichen Unterricht so zu organi- siren, daß tüchtige Staatsbürger dadurch gebildet würden. In Hinsicht auf die äußere Politik erklären die Minister, mit aller Anstrengung dahin wirken zu wollen, „daß kein fremder Fußtritt mehr den Boden des italienischen Vaterlandes beflecke“, und daß baldmöalichst eine konsti⸗ tuirende National-Versammlung die italienischen Völker vereine, ohne jedoch in dem Brtreiben der letzteren den revolutionairen Weg ein⸗ schlagen zu wollen. „Es ist klar, heißt es weiter, daß Gott die Befreiung Italiens will, und wenn wir seine Beschlüsse zu befördern unternehmen, so geschieht es nur, weil er die Feigen und Müßigen nicht liebt.“ Das Programm schließt endlich mit der Aufforderung an Alle, die Minister in ihren guten Absichten zu unterstützen. Von den Tribünen wurde die Verlesung oft durch lauten Beifall unter⸗ brochen; die Kammer blieb mit wenigen Ausnahmen stumm und fast theilnahmlos. Ein großer Theil der hohen Staatebeamten hat seine Entlassung eingereicht; so der Polizeipräfekt Puccioni, der Gonsalo⸗ niere von Florenz, Ricasoli, fast sämmtliche Ministerial⸗Secretaire. Die neueste Nummer der Patria enthält einen donneinten Artikel gegen das neue Ministerium, das, aus der Anarchie und Revolte geboren, nur Anarchie und Empörung erzeugen könne.
Heute Nachmittag zogen etwa 1500 Menschen, zu drei Vierthei⸗ len der niederen Volksklasse angehörig, mit einigen Fahnen und Musik⸗ banden auf den von einer dichten Zuschauermenge besetzten Platz vor dem Palaste Pitti. Auch Tafeln mit Jaschriften, zum Theil, der sonderbarsten Art, wurden vorangetragen. Eine derselben enthielt die Worte: Viva la religione democralica! auf einer anderen hieß es aar: Viva Cristo, maestro della libertâ, unz daneben waren die
Marterwerkzeuge abgebildet! Eine dritte Inschrift verlangte allge⸗ meines Stimmrecht 1c. Der Großherzog erschien erst nach längerem Harren auf einen Augenblick an einem Fenster des obersten Geschos⸗ fes, verbeugte sich unter schallenden Evoivas und zog J h sogleich wieder zurück. Vie zahlreich versammelten Zuschauer blieben kalt,
von ihrer Seite kein Hoch, kein Häagdellatschen. Nach wenigen Mi⸗
nuten bewegte sich der Zug über den Arno zurück und löste sich nach reichlichen Viwvas auf die neuen Minister auf.
Benua, 29. Oft. (A. 3.) Während der Unruhen, welche gestern vor dem Hauptquartiere der Bürgergarden stattfanden, hatte sich eine große Zahl niederen Volkes in einem entfernten Theile der Stadt zusammengerottet und angefangen, die Läden zu erbrechen. Zwei derselben waren gänzlich von ihnen geplündert, ehe noch die bewaffnete Macht zur Stelle eilen konnte, um dem Unwesen Einhalt zu thun, was glücklicherweise ohne Blutvergießen gelang. Einige mer Rädelsführer wurden auf der That ergriffen, die übrigen retteten sich durch schnelle Flucht. Heute sind wieder alle Hauptstraßen und Plätze mit Militair besetzt, welches bei dem ununterbrochenen Regen großen Beschwerden ausgisetzt ist. Zum Glück ist die hießge Garnison so zahlreich, daß es leicht thunlich ist, die Truppen alle vier Stunden abzu ösen. Dessenungeachtet hassen diese einen solchen Dienst, der sie in jedem Augenblick in Konflikt mit den Bürgern verwickeln lann, und ihre Stimmung ist besonders erbittert worden durch die Schmach, welche die bei einigen Individuen erfolgreichen Verfüh— rungsversuche auf das ganze Corps gebracht haben. Trotz dieser gereizten Stimmung der Garnison unterläßt die revolutionaire Partei nichts, um das Volk durch schmähliche Schriften zur Empörung zu bringen. Patrouillen von Bürgergarden durchziehen seit einigen Tagen die Stadt, um solche Schandschristen sogleich von den Mauern zu reißen, wobei es denn gewöhnlich zu gnoben Beleidigungen von Seiten des versammelten Pöbels tömmt. Heute ward ein Kerl beim Anheften einer ähnlichen Schrift von der Bürgergarde ergriffen und ins Gefängniß gebracht, wobei die letztere vom Pöbel aufs frechste angegriffen wurde. Ein Haufe der Kecksten, worunter man viele der flüchtigen Lombarden und andere Italiener bemerkte, rokttete sich vor der Wohnung des Marquis Pareto, Generals der Bürger—= garde, zusammen und forderte unter schrecklichen Drohungen die Freilassung dieses Menschen, was ihnen jedoch nicht bewilligt wurde. Man befürchtet daher für diesen Abend eine ähnliche De⸗ monstration, wie die gestrige, und hat alle Maßregeln getroffen, um derselben wirksam zu begegnen; ja, man hat nicht unterlassen, die Betheiligten biervon durch öffentliche Anschlagezettel in Kennt— niß zu setzen. Die Geradheit, womit die Regierung die, vom Könige gewährte Constitution aufrechthält, und die Furchtlosigkeit, womit sie allen unbilligen und wahnsinnigen Forderungen widerstrebt, haben ihr im ganzen Staat eine so zahlreiche Mehrheit erworben, daß die hier seit einem Jahr so emsig arbeitende Partei der Republikaner doch am Ende die Segel streichen muß, und wahrscheinlich ist das Ende ihrer Herrschaft sehr nahe, da sie jetzt ihr Heil unter dem niedrigsten Pobel suchen muß. Dlie Errichtung der Constituante in Livorno hat dieser Partei zwar für den Augenblich auch hier einen Anschein von Lebens; kraft gegeben, doch wird dies von kurzer Dauer sein. Um dieses Ziel so schnell als möglich zu erreichen, haben die hierher geflüchteten Ja- siener die Stadt heute nach zweistündiger Warnung verlassen . indem man ihnen die Marschroute nach, Sarzang dor chr e moch Einige derselben, und unter diesen Philipp de Hen . Hen na hier zurückgeblieben, sollen aber, wie es beißt, morg verlassen.
Genua, 30. Okt.
das Ansehen eines vom Straßen stationirten Trupp
Die Stadt hatte bis un e , nn, P Die
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enen fe. sich mindestens auf 1000 Mann.