1848 / 195 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 16. Nov. Im Opernhause. 185ste Schauspiel- haus⸗Abonnements-⸗Vorstellung. Prinz Friedrich von Homburg, Schau⸗ spiel in 5 Abth., von H. von Kleist. Die Ouvertüre, so wie die Musik zu den Zwischenakten und die zur Handlung gehörige Musik, ist vom Königlichen Kapellmeister Henning. Anfang 6 Uhr.

Das Billet⸗Verkaufs-⸗Büreau ist nach dem Opernhause verlegt,

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Schauspiel⸗ haus- Preisen verkauft:

1056

Ein Billet im Proscenium 1 Rthlr. 19 Sgr., ein Billet in den Logen des ersten Ranges und im ersten Balkon daselbst 1 Rthlr., ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 29 Sgr., ein Billet in den Logen des dritten Ranges, im Balkon daselbst und im Parterre 15 Sgr., ein Billet im Amphithea—⸗ ter 77 Sgr. ꝛc.

Königsstädtisches Theater.

Donnerstag, 16. Nov. Der böse Geist Lumpacivagabundus

oder: Das lieberliche Kleeblatt, Zauberposse mit Gesang in 3 Akten von J. Nestroy.

Freitag, 17. Nov. 3 Akten, von J. Nestroy.

Sonnabend, 18. Nov. Italienische Opern⸗-Verstellung.) Cene— rentola. Komische Oper in 2 Akten. Musik von Rossini.

Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. u. s. w.

Der Talisman. Posse mit Gesang in

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N n-eoZ

Fer liner

H 6örS§Se rOm 15. MOM GQ.

p echsel- Course.

kKurs 2 Mi Kurz 2 Mi. Z Mi. 2 Mi. Z Mi.

2 Mi. 2m

8 Tatze

Z Mt.

Z Mt. 100 snbl 3 Wochen] 106

Pfandor 3. Hommunal Papiere und

250 FI. 250 FI. 300 Mh. 300 Mr. ö 300 Fr. 160 Fl. 160 FI. 190 Thlr.

199 Thlr.

Amsterdam -w

Augs burs Breslau

Leipaigs in Courant im Frankfurt a. M. züdd. Feters burg

In lndische Fonds, eld Corr se.

zt. Briet. Geld. Gem. Kur- u. Nm. Pedhr. 33 Sehlesisehe do. 3

do. Li. B. gar. 40. 3 Pr. B- An th. Seh

2f. Brief.

St. Sehuld-Seh. 35 geeh. Präm. Seb. . u. Nm. Sebald. 3 Berl. Stadt- Obl. 3 Westpr. Ffandbr. 3 Grossh. Posen do. 4 do. ao. 35) Ostpr. Pfandbeæ. 33 31

Friedrichad' or. Aud. Geldi. à th. Disconto.

Ausländische Fonds.

Pomm. do.

Russ Hamb. Cert Poln. neue Pfdbr.

5 do. beiflopes. 4.8. 5 do. Part. Soo FI. do. do. 1. Aul. 4 813 do. do. 300 FI. do. Stiegl. 2. 4. A. 4 51 NHamb. Feuer- Cas.

40. do. 8. A. 4 ö deo. Staats- Eꝛr. Anl. do. v. Rthseh. Lat. 8 100 Holl. 27 V Iut. 2 do. Polu. Schatæ0. 4 65 Kurłh. Pr. O. a0 th do. do. Cert. L. A. 5 z do. 0. . B. 200FI. pol a. Pfdb. a. C. 4

Sardin. do. 36 Er.

R. Bad. do. 35 ö.

Kis en khan -— ACcGeie nm.

6.

Stanim - Actien. Der Reinerira wird nach erso on ne anntim. in der dazu beztimmten Rukri aua gefll l. Die mit 35 pCi. bez. Actien ziud v. Staat g r.

Kapital.

Tages- Cours.

Börsen- Zins-

Rechnung.

Rein- Erira 1842.

FErioritäts - Actäien. Kapital. ; 1.

Simratliche Prioritits-Actien werden durch-? jäkrliche Verloosuntz 100 pCt. 2mortis. J

Berl. Anhalt Lit. A B. do. Hamburg do. Stettin Starg.. do. Potsd.- Magd. . .

Magd. Halberstadt.

do. Leipziger

Halle Thüringer ....

Cöln - Minden. ..... .. de eee,

Bonn - Cöln

Düsseld. Elberfeld ..

Steele - Vohwinkel. . .

Niederschl. Märkisch.

do. LZweigbahn

Hbernehkte,,

do. .

Cosel - Oderberg

Breslau - Freiburg . . .

krakau- Oberschl. . . .

Berg. Märk. ..... ...

Stargard - Posen .....

Brieg - Neisse

3, 500, 000 S, O00, 002 4.824, 000 4,000, 000 1.700, 0900 2, 3900, 000 9, 9000, 0090 2, 967, 500 4, 500, 000 1, 051, 200 1.400, 0090 1. 300,009 9, 9õ0, 000 1, 500, 600 2, 253, 100 2, 400, 0060 1. 200,000 1.700, 0090 1,5090, 000 1, 060, 000 5, 000, 000 1, 100, 000

.

c *

M

S =

n Ge = = .

Quittungs - Rogen. Berl. Anhalt. Lit. B. Magdeb. - Wittenb. .. . Aachen -Mastricht . .. Thür. Verbind. Bahn

Ausl. Quittung bog. ern,, ö. Friedr. Wilh. -Nordb.

2, 500,000 / 4,500, 000 2, 750,000 ö, 600, 900

/

18, 6000, 000 ͤ d, O00, 000

373. 383 n.

Schluss Course von Cöln- Minden 734 6.

Berl. Anhalt. .. 1.411. 8600 4 do. Hamburg 5, 006.000 4 40. ö . 2.367, 260 ; do. do. . w 890, 9060

Magdeb.- -Leipziger .. I, 7386, 000

Halle Thüringer .... 4, 990, 000 4

ö

Rhein. v. Staat gar.. ]

1 itt; do. Stamm- Prior...

Düsseldorf-Elberfeld.

Niederschl. Märkisch.

do. 3, 500, 000 IIl. Serie. 2, 390,300 Zweighahn do.

Oberschlesische

Cosel - Oderberg

Steele Vohwinkel. . .

Breslau - Freiburg..

374,506

217,600

Mn, 00

175,009

Ausl. Stamm- Act.

Dresden- Görlitz .. Leipzig Dresden Ludw. Bexhach 24 RI.

von Preussischen Bank- Antheilen S5 bz. u. G.

Die Börse war heute sehr günstig gestimmt,

und die Course erfuhren eine wesentliche Steigerung. Besonders animirt waren Preufs. Staats-Schmuldscheine und Bank-ntheile.

Auswärtige Börsen.

Breslau, 14. Nov. Holl. und Kaiserl. Dukaten 96 Bi. Friedriched'or 1135 Gld. Louisd'or 1125 Gld. Poln. Papiergeld 32 bez. Oesterr. Banknoten 94 bez. Staats⸗-Schuldscheine 74 Br. Seehandlungs-Prämien-Scheine a 50 Rthlr. 92 Br. Pos. Pfand⸗ briefe proz. 95 Br., do. 33 proz. 775 Br. Schles. Pfandbr. 33 proz. 8835 a Rr. bez., do. Lit. B. 4 proz. 91ũ7 Br., do. 33 proz. 817 Br.

Polnische Pfandbriefe alte 4 proz. 89 Gld., do. neue 4proz. S893 Gld., do. Partial-Loose a 300 Jl. 9335 Gld. Russ. poln. Schatz⸗Oblig. a 4 56 65 Br.

Actien. Oberschles. Litt. A. 88 etw. bez., Breslau⸗Schweidn.⸗ Freib. 855 Br. Niederschl. Märk. 67 Br., do. Prior. 94 Gld., do. Ser. III. 89 Br. Ost⸗Rhein. (Köln-⸗Mind.) 737 Gld. Neisse⸗ Brieg 36 Glo. Krakau⸗Oberschles. 407 Br. Fr. Wilhelms⸗Nord⸗ bahn 37 bez.

Wien, 13. Nov. Net. 5proz. 773, 4 - 785, 3. 4proz. 633, b4. 24proz. 40, 41' —2— 494, 41. Anl. 34: 88, 89 88. 89. 39: 1360, 151 = 129, 130. Rordb. 97, gs. 98 983. Gloggn. N, 94 92, 93. Mail. 63, 65 65, 66. Livorno 6435, 3. 643, 647. Pesth 63, 64 635, 645. B. A. 1075, 85 1085 90.

Wechsel: Amsterd. 1545 G. Augsb. 111. 110. Frankfurt 1116. 111. Hamburg 1633, 163. London 11.12. 11. 8. Paris 132. 1303.

Die Börse, anfangs flau, hob sich auf bessere Course von Pa-

ris, bei lebhaftem Umsatz und schloß fest. Fremde Plätze l. S. be⸗ liebt, k. S. offerirt.

Frankfurt a. M., 12. Nov. (In der Effekten-Sozietät.) Von Fonds waren heute die österreich. Loose, Actien, 5 u. 2a proz. Metall. wegen ihres Steigens von Wien, so wie die proz. inländ. Spanier auf den besseren Stand derselben von Madrid williger be— Jehrt, und man bezahlte dafür höhere Preise als gestern. Es ging darin Einiges um. J. 18. Nordbahn- und Berbacher Actien erfuh= ren auf die niedrige Postnotirung von Berlin einen Rückgang, der Umsatz war jedech sehr unbedeutend. Alle übrigen Fonds ohne Ge— schäst und Veränderung,. Die wiener Post vom Sten d. war bis am Schluß (1 Uhr) noch nicht eingetroffen?

hb Met. Hh. 69. Bank- Actien 1124. 1118 Baden 50 Fl 2. 44 Br, de. 35 Il. C;) 256, 25. Darmst. 55 Fl. X. 60. 5. Hessen 25. 26. Sard. 265. 25. Span. 33 17 9 n zoo Fl dn, 3 Hö. PKarhsobe Rl. . 676. rz. Friedrich Wilh. Nordbahn 375. 37. Bexbach 645. 64. Kan Min r 75 d. 743.

Frankfurt a. M., 11. Nov. (Wochenberi . geschäste waren im Laufe dieser Woche . i d 3. , von Wien die politischen Ereignisse als beendet anzuschen . . fuhren dennoch die österreichischen Papiere und mehrere . Actien einen abermaligen Rückfall. Die nächste Veranlass i 6 gaben theils die unruhigen Auftritte in den österreichischen sprdoinr die Ministerkrisis in Berlin und theils das bedeutende Fallen der

französischen Renten, welche wegen der Präsidentenwahl und auch auf das Gerücht von der Liquidation eines der ersten Bankhäuser in Paris gewichen sind. Die am Markte gebrachten Stücke von Me— talliques, Wiener Actien und Loose konnten deshalb nur zu weichenden Preisen angebracht werden und die Tendenz blieb à la baisse. Das Zurückgehen der Friedrich ⸗Wilhelms⸗Nordbahn⸗ und Bexbacher Actien beruhte auf ihren finanziellen Stand, indem für den Ausbau dieser beiden Bahnen noch ansehnliche Gelssummen anzuschaffen sind.

Südd utsche Fonds behaupteten sich ziemlich fest, und der Umsatz war darin nicht unbedeutend. Badische und kurhessische Loose drücken sich auf einige Comptant-Verkäufe. In den 5prozentigen preußischen wurde mehreres zu 97 gemacht; anch in amerikanischen Papieren fanden einige Abschlüsse statt, namentlich in dem 6prozentigen Anle— hen, welches mit 5 à 6 pCt. Agio bezahlt wurde.

In fremden Wechseln kein großer Umsatz; Amsterdam, Ham— burg und Paris flauer; Berlin, London und Leipzig begehrter, Wien ohne Geschäft, blos in österreichischen Coupons zu 105 à 105 und Banknoten zu 109 war Handel.

Der Disconto hielt sich fortwährend zwischen 17 und „pCt. gesucht.

Hamburg, 13. Nov. 3Kproz. p. C. 757 Br., 753 G. E- R. 965 Br., 96 G. Dän. 62 Br. Ard. 87 Br., 3proz. 164 Br. Hamb. Berl. 61 Br. u. G. Altona⸗Kiel 867 Br., 85. G. Meck— lenburg 31 Br. u. G.

Bei geringem Geschäft waren die Course etwas flauer.

Amsterdam, 12. Nov. (Sonntag.) Effekten⸗Sozietät. Integr. 43, 1, 4. Ard. gr. Piecen St. Port. 3 proz. 233. proz. 246, , , 4. Oest. Met. 23 proz. 343, z, 3. Mex. 193, 20. Peru 20. Int. und span. Fonds waren bei geringem Ge— schäft unverändert. DOest. und Port. etwas angenehmer; von den übrigen Fonds waren nur Mex., die auf höhere londoner Notirun— gen 1 56 gestiegen sind, als gefragter zu bemerken.

Antwerpen, 11. Nov. Wenig Geschäft; Belg. 5 proz. 77. 43 proz. 723. 2 proz. 383, 4. 3 proz. 17. 4.

fester Markt. Ard. 9, 83.

Markt ⸗Berichte.

Königsberg, 11. Nov. Zufuhr war mittelmäßig. Weizen 45 bis 75 Sgr. pr. Schfl., Roggen 26 bis 32 Sgr., gr. Gerste 25 bis 29 Sgr., kl. Gerste 20 bis 25 Sgr., Hafer 16 bis 18 Sgr., graue Erbsen 30 bis 45 Sgr., weiße Erbsen 28 bis 40 Sgr., Kar⸗ toffeln 11 bis 15 Sgr., der Ctr. Heu 17 bis 19 Sgr.

Stettin, 14. Nov. Getraide. Von Weizen ist eine Kleinig- keit ganz schwerer Waare (92psd.) an der Eisenbahn zu 60 Vthlt. verkauft, für schwere Gerste 283 Rthlr. zu machen; Hafer pr. Frühj. 52pfd. 18 Rthlr. bez. u. Br. Roggen in loco S8üpfd. zu 26 Rthlr. zu haben, S5pfd. 265 Rthlr. bez., 87MsSsSpfd. 275 Rthlr. gefordert, 27 Rthlr. geb. u. bez., pr. Frühj. zu 304 Rthlr. angetragen, 30 Rthlr. wohl zu machen.

Konsumenten

Heutiger Landmarkt: Weizen. Roggen. , , . ,

Rüböl loco 107 Rthlr. Gld., pr 11 Rthlr. bez.

Spiritus aus erster Hand zur zu notiren, zweiter Hand ohne Faß an der Börse durch vereidete Makler 23 96 geschlossen und dazu ferner mit Fässern 235 360 gehandelt, 24 Geld; pr. Frühjahr 21 X Br., 211

nur Geld. :

Breslau, 14. Nov. Weizen gelber 44, 51, 56 Sgr. Roggen 27, 30, 33 Gerste 20, 23, 25 6 Hafer 14, 15, 16 S Raps 85, 87 Sgr. Spiritus 6 Rthlr. bezahlt und ferner zu bedingen. Rüböl 113 Rthlr. gefordert. Zink 2000 Ctr. ab Gleiwitz und Kosel, erstere a 3 letztere a 347 Rihlr. begeben. Der Markt war heute in Folge des sehr schlechten Wetters sehr still; das Wasser in der Oder ist bedeutend gewachsen.

Gerste.

28

2 9 27

Amsterdam, 10. Nov. Weizen zu den vorigen Preisen an verkauft; 128p5d. bunt. poln. 330, 335 Fl.; 132d. kubanka 260, 268 Fl.; 120pfd. neuer fries. 195 Il; 120pfd. neuer groning. 181 Fl.; 128pfd. alt. fries. 273 Fl.; 128, 132pf l 250, 280 Fl.; 130pfd. jähr. münst. 274 Fl.

Roggen zu den vorigen Preisen mit einigem 127 pfd. pomm. 160, 162 Fl., 123 pfd. preuß. 168 Fl.; rostock. 162 Fl. ; 120pfd. preuß. 1146 8.

Gerste preishaltend; 107pf8. knobbe. 136 Fl., Sommergerste 110 Fl., 97, RWpfo. do. Wintergerste 110, 112 Fl. 97pfd. do. an den Mühlen 112 1. 196pfd. gering. fein. dän. 1223 1—

Buchweizen weniger zum Verkauf und dadurch preishaltend; 1202, 121pfd. amersf. und nykerk. 155, 157 81.

Kohlsaamen wie früher; verkauft: groning. 50 L.; alt. kromh. 545 L.; auf 9 Faß gleich im Oktober und November 66) L.

Leinsaamen wie früher 109, 110pfo. riga. 235 Fl., 108pfd.

do. 2423 Fl. ö. ; ;

Rüböhl gleich und auf Lieferung etwas williger; auf 6 Wochen 363 Fl.; effekt. 35 Fl.; Dez. 356, 3 a 35 Fl.; Mai 3535 Fl., Sept. und Skt. 355 a R Fl.

Leinöl auf 6 Wochen 287 Fl., effekt. 27 JIlI.

Hanföl auf 6 Wochen 35 Ile, effekt. 34* Gl.

2 7 7

neh e 36. L32psd. gelder.

99p id. oldamm.

l 5

Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei.

Beilage

M 196. Beilage

9 i 6 ch lan d.

Verhandlungen. . Verhandlungen des landwirihschast=

3nh Dents n. Kammer⸗

Sachsen. Dresden. Frankfurt a. M.

Frankfurt. Fr lichen Kongresses. Au s lan d. Schweiz. Bern. Sidlerls Eröffnungs-Rede im National- Nath. Tessin. Maßregel des Vororts hinsichtlich der italienischen Flüchtlinge.

Die letzten Oktober⸗Ereignisse in Wien. (Schluß.)

. ö Wissenschaft und Kunst. Erste Trio⸗ Doiree. Markt ⸗Berichte.

icher Theil.

7 .

Uichlamt

Sach sen. Dresden, (D. A. 3.) Die erst Kammer berieth in ihrer Sitzung am 10. Nocember den Gesetz⸗Ent⸗ wurf über das Strafverfahren bei Preß- und politischen Vergehen. Man gelangte in dieser Sitzung bis zu §. 35. Bei §. 5 sindet Se— cretair Nitterstädt die Stellung des Staatsanwalts zu inquisitorisch; Staats-⸗-Minister Braun erwiedert aber, daß es des Staatsanwalts Schuldigkeit sei, auch die Unschuld zu ermitteln und als solche dar⸗ zustellen. Zu §. 10 erbittet und ersucht derselbe Minister sich Er⸗ mächtigung, den zweiten Satz nach Maßgabe der Fassung von 5. 3 des Preßgesetzes zu redigiren. In §. 19, 2 c. erhält das Amende⸗ ment des Prinzen Johann: „ob und welchen Verbrechens“, statt „wessen Verbrechens“ Annahme; eben so zu §. 33 der von demsel— ben beantragte Zusatz: „über Einwendungen gegen die Fragestellung entscheidet das Gericht.!“ Die Deputation selbst hat in §. 33 die Worte, welche die zweite Kammer aufgenommen: „und in Zweifel gezogenen Thatumstände“, weggelassen, so wie in §. 35 die Worte: „ja, bedeutet schuldig, nein, nichtschuldig;“ sie beantragt auch, in die— sem Paragraphen zu sagen: „das in Frage befangene Verbrechen“ statt Lein Verbrechen.“ Im Uebrigen emfiehlt sie den Beitritt zu den Beschlüssen der zweiten Kammer, beziehentlich dem Gesetz⸗Ent⸗ wurfe.

In der Abendsitzung desselben Tages erstreckte sich die Bera— thung über §§. 36— 61. Zu F. 36 fand ein Amendement des Prin— zen Johann Annahme, wonach das Wort „bejahend“ ausfällt. Zu §. 52 bemerkt Hr. v. Friesen auf von Herrn Zehmen's Anfrage, daß auch die Militairpersonen zu Geschwoörenen wählbar sein sollen. S5. 53 56, 58a. und 60 haben eine neue Fassung von Seiten der Regierung erhalten, insofern nämlich beschlossen worden ist, auf je 500 Einwohner einen Geschworenen zu wählen, und zwar in den für die Landtagswahlen nach Maßgabe des neuen Wahlgesetzes geordneten Wahlbezirken und unter Leitung des Landtagswahl-Aueschuͤsses. In der gestrigen Sitzung ward eine dem §. 55. gegebene neue Fassung der Deputation abgelehnt und dann von §. 62 —67 fortgefahren. Prinz Johann beantragt (8. 62) als Entschuldigungegrund für einen nicht erschienenen Geschworenen auch dringende Amtsgeschäfte aufgenommen zu sehen; nachdem jedoch Herr von Friesen, Staats— Minister Dr. Braun und Frhr. von Welck die Befürchtung aus⸗ gesprochen, daß mancher Mißbrauch damit getrieben werden möchte, zieht der Antragsteller seinen Antrag zurück. Bei 8. 65 findet Herr von Welck eine Entschädigung der Geschworenen sür den Zeitverlust gerechtfertigt, Dr. Schröder und Minister Dr. Braun erinnern je⸗ doch, daß das Amt eines Geschworenen ein Ehrenamt und deshalb nicht zu bezahlen sei; auch dürfte die Reise⸗Entschädigung von 1 Rthlr. pro Meile hinreichend groß sein. Nach Annahme dieses Gesetzes ge⸗ langt auch 5. 67 4. (Ausdehnung desselben auf andere politische Ver— brechen) zur Berathung und würd gegen eine Stimme (von Heynitz angenommen. In der gestrigen Sitzung wurde auch der Eingang einer Schrift des Vaterlands-Vereins zu Penig, Lunzenau, Langen— leuba, Seifersdorf u. a. angezeigt, in Fassung und Inhalt so un— würdig, daß der Präsident die Vernichtung derselben vorschlug, ohne sie erst vorzulesen.

* *

) 8

Frankfurt. Frankfurt a. M, 10. Nov. (D. P. A. 3.) In der gestrigen Sitzung des landwirthschaftlichen Kongresses wird zur Berathung des Kommisslonsberichtes über Art. 10 der Traktan— den geschritten. Während der Verlesung desselben tritt der Prinz Adalbert von Preußen in den Saal und wohnt einige Zeit den Ver— handlungen bei. Der Art. 10 lautet: „Der Einfluß, welchen die deutsche Landwirthschaft in den einzelnen Staaten auf die Ackerbau— Gesetzgebung und auf die Förderung ihrer Interessen durch die ein— zelnen Regierungen zu üben vermag, hängt wesentlich auch von der Organisation und Wirksamkeit des landwirthschaftlichen Vereinswesens ab. Entsprechen die bestehenden Einrichtungen dem Bedürfnisse? Er⸗ scheinen Aenderungen und welche als räthlich; erachtet man es na⸗ mentlich als angemessen auf Gründung von Landwirthschaftskammern und Landwirthschaftsgerichten, ähnlich den Handelskammern und Handels⸗ gerichten, hinzuwirken?“ Nach ausführlicher Beleuchtung dieses Gegen— standes, aus welcher hervorgeht, daß die bestehenden Einrichtungen nicht entsprechen, werden die Anträge der Kommission in folgender wesent⸗ licher Weise zu Beschlüssen erhoben: 1) Die Organisation des land⸗ wirthschaftlichen Vereinswesens ist durch Deutschland in seinem gan⸗ zen Umfang in dem Maße auszudehnen, daß alle Landwirthe und andere Liebhaber der Landwirthschaft ohne große Kosten daran Theil nehmen können. Unter Landwirthschaft ist die Forstwirthschaft ein⸗ verstanden. 2) Eine größere Anzahl von solchen Vereinen bildet einen Kreis- oder Provinzial-Verein, der nur aus Mitgliedern der Lokal-Vereine zusammengesetzt wird. Er hat einen von dem Staate besoldeten Secretair, er ist in seinen Wirkungen und seiner Thätig⸗ leit selbsiständig und erhält von dem Staate die erforderlichen Geld= mittel. 3) Die Kreis- oder Provinzial-Vereine wählen Landwirth— schafts-Räthe, welche Gesetze oder allgemeine Verwaltungs-Maßre— geln zu Beförderung der Landwirthschaft berathen und diesfallsige Anträge stellen. 4) Es sind landwirthschaftliche Centralstellen aufzu⸗ stellen, welche für Ausführung der beschlossenen Maßregeln sorgen und zwischen Regierung und den landwirthschaftlichen Vereinen ver— mitteln. 5) In den Ministerien werden die landwirthschaftlichen In⸗ teressen durch eigene Sachverständige vertreten. Die auf die heutige Sitzung verschobenen Punkte 6 und 7 des Kommissions-Berichtes zu Art. 10 der Traktanden, betreffend die streitige, nichtstreitige und Strafgerichtsbarkeit in landwirthschaftlichen Angelegenheiten, wurden nach längerer Debatte als noch nicht gehö⸗— rig reif verworfen, und wegen der ersten fünf noch beschlossen, die⸗

1057

selben den Regierungen und den landwirthschaftlichen Vereinen mit— zutheilen. Kommissions⸗ Bericht über Art. , welcher lautet: „Die Auswanderung hat bisher sast ausschließlich ihre Richtung nach überseeischen Ländern genommen; Deutschland hat aber selbst noch ansehnliche, der Bebauung bedärsende und würdige Striche Landes; seine Wohlfabrt, seine Kraft, würde wesentlich vermehrt werden, wenn es möglich wäre, das bieher nach sremden Ländern gebrachte und diesen zu gut kommende Kapital an Arbeit und Geld unserem Vaterlande zu erhalten, für dieses nutzbringend zu verwenden. Es wirft sich darum die Frage auf, ist dir ses und in welcher Weise möglich, welche Gegenden sind geeignet, eine größere

ö ländliche Bevölkerung aufzunehmen; stehen dem gesetzliche Bestim mungen in einzelurn Ländein etwa entgegen, und welche Maßregeln wären zu Realisirung von Uebersiedelungen im Janern von Deufsch land zu ergreifen. Erscheint es nicht als eine Aufgabe der deutsche Centralgewalt, in dieser Beziehung vermittelnd einzugreifen?“ T ziemlich umfangreiche, übrigens sehr lichtvolle l

tet sich ausführlich über die angeregten Gegens Kommission glaubt aber, daß es, weder

die Aufgabe der Versammlung sei, positive zu stellen, sondern sie bringt den allgemeinen hohe National⸗Versammlung zu ersuchen, Vorsorge zu hh bei Behandlung der Frage der Auewanderung die in Deutschland sich bietenden Gelegenheiten zu Kolonieen und zum Erwerb von Grund— besitz im Auge behalten und die verschiedenen Regierungen eingeladen werden, über die colonisationssähigen Ländercien die verschiede nen Materialien an Karten, Plänen, 0 ürfen ꝛc. den betreffenden Behörden und Stellen mitzu Nach einer langen und lebhaften Diskussion, worin die v ten Ansichten vorgebracht und widerlegt wurden, wird dieser Voischlag einhellig an genommen, so wie auch der von Herrn von Varnbüler: diesen Be⸗ richt als ein wahres Gegengift gegen die Auswanderungssucht nach Amerika drucken und vertheilen zu lassen.

( §§n ö 114 8 Qblomsations C

Mr sland.

Schweiz. Bern, 8. Nov. In der Red den Nationalrath eröffnete, sagte derselbe:

„Hochgeachtete Herren Nationalräthe! meinem Leben geeignet war, mir Geist und He der gegenwärtige Moment, beim Anblick diese die sch als Alterspräsident zu präsidiren die der Rückhaltung und der Mäßigung, um dien halten. Indessen will ich der Freude den La Innigkeit seelenvoll zu begrüßen und willkemmen seien Sie mir aus tief und freudig bewegter Brust al Nationalräthe gegrüßt, gegrüßt als Volksmänner, die durch Namen, durch Gesinnung, durch Kenntnisse, durch vaterläudische Wirksamkeit, durch unmittelbare Wahl von Seiten des Volkes, durch die Bestimmungen der Bundes verfassung zunächst berufen sind, die schweizerische Bevölkerung in ihrer Gesammtheit, in ihrer neuen engeren Verbindung, in ihrer nationa len Einheit, zu vertreten. Hochgeachtese Herren! Unser heißgeliebtes Va⸗ terland, das mehrals bis anhin unser gemeinsames Vaterland geworden ist, hatte in der neuesten Zeit eine harte Prüfung zu bestehen; es war von innen und außen bedroht, es sollte nach dem finsteren Plan der Stabilen an seinen Stalus quo unauflösbar gekettet, in seinem Ent wickelungsgange, in seinen lebensfrischen, naturgemäßen Strebungen nach Fortschritt und Vervollkommnung gelähmt, gehindert werden. So vielfach es aber zu Erzielung eines solchen Stilistan es, ja soltst Rückgangszustandes angefeindet und gefährdet wurde, so ging es den⸗ noch siegreich aus Sturm und Krisis hervor; dasselbe unterlag nicht nur nicht, es erhob, erneuerte, verjüngte sich. Wir dürfen seine Wie⸗ dergeburt, seine Auferstehung, seinen Ostertag, feiern. Die erfolgte Neugestaltung unseres staatlichen Grundgesetzes steht als ein äußerst wichliges Ereigniß da, als ein Ereigniß, das weit folgenreicher wer— den wird, als man es auf den rinen ersten Blick übersieht. Ein großer Zeitabschnitt der Schweizergeschichte ist dadurch abgeschlossen, ein neuer, ein wesentlich neuer, beginnt. Die Jahrhunderte durch bis zur gegenwärtigen Verfassung mit geringem Unterbräch gedauerte Epoche beinahe unbeschränkter Kantons- Souverainetät liegt hinter uns, die frei aus dem Willen der großen Mehrheit der schwei— zerischen Bevölkerung hervorgegangene Epoche größerer Centrali tät, mehrerer Gleichförmigkest und Uebereinstimmung in freisinni— gen Grundlagen, festerer Verbindung der einzelnen Theile zu einem organischen Ganzen, näherer Verbrüderung aller Schweizer zu einem Volke, nimmt ihren Anfang. Weihen wir in diesem Augenblicke, an der Schwelle der neuen Epoche, ein segnendes, dankbares Andenken der verschwundenen Epoche! Hochgeachtete Herren Nationalräthe! Uns ist der äußerst ehrenvolle Ruf geworden, an der weiteren Auf— führung und Ausbauung des Verfassungs perkes fortzuwirken. Er— kennen wir die Größe und die Wichtigkeit der Aufgabe, sie ist der möglichsten Zuwendung unserer vereinten Kräfte würdig. Es darf uns dabei dle Sorgfalt für die Gegenwart und die nächste Zukunft nicht fehlen und selbst ein Blick nicht in fernere Zeiten. Wenn in irgend einer Angelegenheit, so soll es bei einem staatlichen Grund⸗ gefez vorzüglich der Fall sein, daß die Gegenwart nicht abgerissen für sich, sondern zugleich nach den Zwecken der sich später entfalten den Zukunft bestimmt werde. Möge die ewige Vorsehung in ge— weihten Stunden uns immer richtigere und klarere Blicke in ihren für das Menschengeschlecht bestimmten Plan verleihen und, unser liebes Vaterland auf den rechten, mit diesem Plane übereinstimmen⸗ den Bahnen erhalten! Möge unser Zusammentritt, unser Beisammen sein, unsere freundschaftlichen vertrauten Besprechungen, unsere amt⸗ lichen Berathungen öfter solche geweihten Stunden herbeiführen, die das Glück, die Wohlfahrt, den Segen des Vaterlandes für Gegen⸗ wart und Zukunft bereiten.“

Tessin. (Eidg. Ztg.) Herr Munzinger schreitet gegen den unverantwortlichen Leichtsinn, womit die italienischen Flüchtlinge das Asylrecht verletzen, kräftig ein. Diejenigen, welche am Ausstand im Intelvithal und im Veltlin Theil genommen, werden bei ihrrr Rück⸗ fehr in Kasernen gesperrt und vom eidgenössischen Militair bewacht. General d'Aspice ist am J. November an der Gränze von Mendrisio verhaftet und unter Bedeckung hierher in eine Kaserne gebracht wor— den, wo ohne besondere Erlaubniß Niemand zu ihm gelassen wird. Einer Korrespondenz der N. 3. Z. aus Lugano entnehmen wir, daß die eidgenössischen Repräsentanten die Wegweisung aller Flüchtlinge verlangt und, nachdem der Staatsrath nur theilweise entsprochen, die— sem mit Vermehrung der Occupationsgtruppen gedroht haben.

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Die letzten Oktober-Ereignisse in Wien. (Schluß.)

Anm Abend des 26. Oktobers gab der Ober⸗Kommandant Mes—⸗ senhauser vor dem permanenten AÄusschuß die Erklärung, daß die Stadt nicht länger zu halten sei. Es verbreitete sich das Gerücht, die Belagerer hätten vor dem neuen Zollgebäude eine Batterie mit hwerem Geschütz aufgefahren und am folgenden Morgen werde Bresche geschossen. Der 29. Oktober verging indessen ziemlich ru⸗ hig. Fürst Windischgrätz stellte die Feindseligkeiten ein, als die Stabt durch Vermittelung des Gemeinderaths sich zur Uebergabe unter zen bekannten Bedingungen bereit erklärte. Der Beschluß des Gemeinderaths wurde in Folge einer vorausgegangenen Be- rathung der Bevollmächtigten fämmtlicher Compagnieen der Na⸗ lionalgarde gefaßt. Messenhauser hatte in einer langen Rede, deren Jnhalt klarer, kräftiger und bündiger war, als seine schlecht stylisirten Tagesbefehle und Bekanntmachungen, die un⸗ ermeßliche Schwierigkeit der Vertheidigung der inneren Stadt den gewaltigen Zerstörungemitteln einer siegreichen Armee ge⸗ genüber dargestellt. Er unterstützte seine Ansicht mit so ge—⸗ wichtvollen Gründen, indem er auf alle strategischen De⸗ tails einging, daß bald die große Mehrheit der Versammlung, von der Wirkung seiner Rede ergriffen, sich für die Uebergabe er- klärte. Kuranda sprach in demselben Sinn. Andere, worunter meh⸗ rere Polen, versuchten vergeblich, den Eindruck der Worte des Ober⸗ Kommandanten zu schwächen, indem sie die Hoffnung eines siegreichen Ausganges der Vertheidigung mit Hinweisung auf die nahe ungari⸗ sche Hülfe wiederholt anregten. Die Bevollmächtigten der Stadt schlossen im Auftrage des Gemeinderathes mit dem Feldmarschall eine Uebereinkunft hinsichtlich der Modalitäten der Uebergabe, welche durch eine Kommission genauer bestimmt werden sollten. Die Vorstadt Wie⸗ den und die Alservorstadt, deren Zugänge seit der Besetzung der

Landstraße den Truppen offen standen, ergaben sich und wurden theil⸗ weise vom Militair okkupirt.

Der folgende Morgen fand die Bevölkerung Wiens, welche in ihr Schicksal bereits ergeben schien, in furchtbarer Aufregung. Vom Observatorium des St. Stephansthurmes war ein Angriff der Ungarn beobachtet worden. Die Arttilleriesalven wurden anfangs fern, dann immer näher gegen die Schwechat gehört, was die Beobachter zu dem irrigen Glauben verleitete, daß die österreichischen Truppen geschlagen Und die Ungarn im siegreichen Fortschreiten gegen Wien begriffen selen. Eine in diesem Sinn abgefaßte Bekanntmachung des Kommandanten Messenhauser steigerte die Aufregung, welche sich schon vor der bestimmten Nachricht des Anrückens der Ungarn in mehreren Theilen der Stadt, besonders in der Nähe der Aula, kundgegeben. Die Partei, welche von Capitulat on und Unterwerfung nichts wissen wollts, war verstärkt durch den Zuzug immer größerer Massen von bewaffneten Proletariern, die sich aus den Vorstädten in die innere Stadi gezogen hattes. Die friedliche Partei, aus der überwiegen⸗ den Mehrzahl der Bürgerschaft bestehend, hatte weder den Muth, noch die Macht, ihren Willen g ltend zu machen. Sehr viele Na⸗ tionalgardisten hatten bereits die Waffen niedergelegt. Durch Dro— hungen, und selbst durch Gewalt, wurde Mancher gezwungen, sie wieder zu ergreifen. Schmutzige Weiber, mit Mucketen bewaff-= net, zogen mit einer Trommel voran und, von Proletarierhaufen begleitet, durch mehrere Straßen und forderten unbewaffnete Bürger auf, zum Gewehr zu greifen und zur Unterstützung der Un- garn einen Ausfall gegen die Belagerer zu machen. Die Leicht⸗ gläubigkeit des Volkes war an diesem Tage wieder wunderbar. Hun⸗ dersmäal war ole Hossnung, Lic Unten als Oefeeier n, Wien einzie- hen zu sehen, getäuscht worden, und doch glaubte man wieder jedem neuen Gerüchte von ungarischen Siegen. Der Stand der Sache war eine rückgängige Bewegung des österreichischen Heeres, in der Absicht, die Ungarn auf ein für sie minder günstiges Terrain zu locken, wäh⸗ rend Fürst Lichtenstein eine Bewegung in der Flanke ausführte. Die Ungarn wurden von der Schwechat über die Fischa zurückgeworfen und von 46 Schwadronen Kavallerie lebhaft verfolgt. Sie würden eine entscheidende Niederlage erlitten haben, wenn das Flankenmanö⸗ ver vollkommen gelungen wäre; ihr Verlust betrug einige Hundert Mann. Unter den vielen Einzelheiten, welche wir über dieses Treffen von Militairs gehört haben, erwähnen wir nur, daß der Banus welcher die Verfolgung leitete, in großer Lebensgefahr schwebte. Eine Granate platzte an seiner Seite und verwundete einen seiner Offiziere am Fuß. Kossuth begleitete die Armee in einem Wagen, dessen Räder auf der Flucht zerbrachen. Der Agitator war nahe daran, den verfolgenden Reiter-Schwadronen in die Hände zu fallen. Das ungarische Heer zog sich seitdem über die Leitha zurück. Vom Observatorium des St. Stephansthurms herab erkannte man Nach- nittags an den immer ferner hallenden Kanonenschüssen, daß die Un- garn sich im vollen Rückzug befanden. Unsere leichtgläubigen De— mokraten, welche nicht anders dachten, als Held Kossuth werde die Rolle des Polenhelden Sobiesky spielen, gleich diesem an der Spitze seiner Husaren wie der Sturmwind unter die Belagerer sich stürzen und sie schlagen wie die Horden Kara-Mustapha's, sträubten sich lange, ihren Irrthum ꝛu erkennen, und wir hörten Stimmen, welche die Beobachter auf dem St. Stephansthurm des Verraths beschuldig- ten, weil dieselben nach zwei Uhr kein neues ungarisches Siegesbülle⸗ tin auf die Gasse warfen. Kommandant Messenhauser, welcher in eigener Person den Thurm bestiegen, wurde auch Verräther geschöl⸗ ten, ein Titel, der den Führern von Revolutionen selten entgeht, so—= bald der Ausgang unglücklich ist. Einige unserer wüthendsten De⸗ mokraten waren ihm nach dem Observatorium gesolgt und drohten, ihn hinabzustürzen, wenn er nicht seine Abdankung zu Gunsten Fenne—= berg's unterzeichne.

Der Ausfall der Mobilgarden, auf welchen die Ungarn gerech— net zu haben schienen, fand nicht statt, aber von der Bastei herab wurde auf die Truppen in den Vorstädten gefeuert. Die Bevölke⸗ rung der Vorstadt Wieden, welche sich Tages zuvor ergeben und theilweise die Waffen niedergelegt hatte, ergreift dieselben wieder. Die Truppen zogen sich von dort zurück, und die Vorstadt wurde von den Batterien außerhalb der Linie beschossen. So war allerdings ein zweifacher Bruch der bereits abgeschlossenen Uebereinkunft zu be⸗ klagen, aber die Bevölkerung der inneren Stadt, welche waͤhrend dieses schrecklichen Tages in die kläglichste Ohnmacht versetzt war, hatte keine Schuld. Die Stadt war angefüllt mit jenen wilden, zerlumpten, abenteuerlichen Gestalten, wie, man sie in Städten gewöhnlich nur in Revolutionszeiten beisammen ahnlich den Orkanen am Meere, welche das nen von Schwärmen kreischender Sturm vögel wilde Masse übte in den letzten des Tagen eie 4 Terrorismus, sie war Meister der Stadt, 2 lit feine Waffe trug, und bezeichnete als schwarsß , kleideten, deren Kopf weder der , Bürger wegen bete. Wir sahen auf dem hohen Markt