8 / drohenden Zeitverhãltnisse und. in Betracht der fort⸗ d , , n e oh gh usurpirenden Anar⸗ ; Protest beschlossen worden: di n,, seierlichst gegen den Akt , , n. eines setzt in Berlin tagenden Theiles der National- Versamm⸗ lung, welchen derselbe durch ein längeres Verbleiben nach der Verlegungs - Botschast der Krane bewiesen hat. Denn wir er= achten die Krone in ihrem völligen Rechte und in ihrer Pflicht, wenn dieselbe, namentlich bei dem vielfach in Berlin stattge⸗ fundenen anarchischen Terrorismus, den selbstständigen Entschluß von Maßnahmen zur Sicherstellung und Verlegung der Natio- nal⸗Versammlung nach Brandenburg gefaßt hat. Wenn die benannte Fraction diesem Rechte der Krone kein Gesertz, son⸗ dern lediglich ibren Willen entgegengestellt hat, so hat sie hiermit die Gränzen ihres Mandais und das Gesetz über— schritten, sie hat sich auf den Boden eines republikanischen Konvents gestellt, und daher besteht sie in unseren Augen nur noch als „ein Klub“ von Abgeordneten, dessen Beschlüsse wir als ungesetzlich und ohne die geringste verbindende Kraft für uns erklären.
protestiren feierlichst gegen die Proclamation dieser Frac⸗
in Betreff der Steuerverweigerung und erklären
Verfahren als einen nothwendig strafbaren Akt
Aufruhrs und der Empörung, welcher, mit dem Charakter einer revolutionairen Maßregel bekleidet, in seinen nothwendigen Konseqguenzen geeignet ist, durch Verwirrung und Bethäörung der Gemüther das Vaterland in unberechen— bare Zuckungen der Anarchie zu stürzen, alle sittlichen Staats Verbande zu lösen und die Nation gewaltsam auf die Bahn einer neuen Revolution zu drängen, deren Hintergrund nur die rothe Republik sein kann.
Diesen Protest sind wir gewillt, durch eine That zu unter—
stützen. erklären nämlich, daß wir entschlossen sind, Steuern nicht allein nicht zu verweigern, dern daß wir bereit sind, auf Verlangen auf ganzes Jahr im voraus zu bezahlen. sem Entschlusse mag jene Fraction in Berlin unser Urtheil erkennen. Die Nation wird, wir zweifeln keinen Augenblick daran, über die wahren, aller echten Vaterlandsliebe entbehren— den Absichten jener Fraction bald vollständig enttäuscht werden, und ir fordern daher alle Wohldenkenden hiermit auf unserem Beispiel zu folgen und die constitutionelle Monarchie aus den drohenden Gefahren republikanischer Anarchie zu retten.
Barnewitz, am 19. November 1848.
Die Gemeinden: Barnewitz (80 Stimmen), Berge (60), Bu schow (20), Briesen (30), Grabow und Mötzow (40, Schlensdorff und Kieck (50), Mützlitz (3. Gortz (35), Retzow (40), Tremmen (19), Niebede (7), Roscow (10),
Schwanebeck (30), Ketzüre (18), Weseram (24), Pewesin (20), Fohrde (26), Garlitz (3), Zachow (26), Selbelang 11), v. Ribbeck. Die Deputation des patriotischen Klubs zu Brandenburg. Die Deputation des patriotischen Vereins zu Lehnin.
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Aus den Verathungen der National-Versammlung zu Berlin soll eine neue Verfassung für den preußischen Staat hervorgeben, eine Verfassung, welche endlich und in bleibender Weise all die Leiden von uns nehmen soll, welche nothwendig ein Zustand mit sich bringt, in welchem das Volk die Achtung vor Recht und Gesetz vergessen lernt, freche Willkür überall ihr Spiel treibt und das Vertrauen vernichtet wird, dessen wir bedürfen, wenn nicht alle Erwerbéquellen stocken sollen. Das Werk ist ein großes und schweres, und das Volk hat ein heiliges Recht, zu fordern, daß die Berathungen seiner Vertreter vollkommen frei seien. Sie sind es längst nicht mehr. Thätliche Verletzungen der Abgeordneten, Belagerung des Sitzungs- Lokales durch einen mit Mordwerkzeugen gerüsteten Pöbelhaufen beweisen es. Die zum Schutz der Versaminlung berufene Bürgerwehr hat ihrer Pflicht nicht genügt. Nach dem Gesetze über die Bürgerwehr stand den Behörden in folchem Falle das Recht zu, militairische Hülfe zu suchen, aber die Bürgerwehr hat dagegen protestirt. Was blieb übrig, als gegen diesen Protest Gewalt zu gebrauchen und dadurch wahrscheinlich einen blutigen Kampf in den Straßen Berlins herbei⸗ zuführen, oder die National-Versammlung an einen anderen Ort zu verlegen? Das letztere ist geschehen, indem das Ministerium die Natibnal⸗-Versammlung aufgefordert hat, ihre Berathungen in Bran— denburg fortzusetzen. Diese aber weigert sich, indem der größere Theil der Abgeordneten der Regierung das Necht bestreitet, den Sitz der National-Versammlung zu verlegen. Auf wessen Seite das Recht sei, kann einzig und allein nach Maßgabe des Gesetzes vom 8. April 1848, auf Grund dessen die National⸗Versammlung zusammengetre— ten ist, und welches die rechtlichen Besugnisse derselben bestimmt, ent schieden werden. Dieses Gesetz aber verfügt in S. 13 Zolgendes:
§. 13. Die auf Grund des gegenwärtigen Gesetzes zusammen⸗— tretende Versammlung ist dazu berufen, die künftige Staats-Ver⸗ fassung durch Vereinbarung mit der Krone festzustellen und die seit⸗ herigen reichsständischen Befugnisse, namentlich in Bezug auf die Bewilligung von Steuern und Staats-⸗Anleihen, für die Dauer ihrer Versammlung interimistisch auszuüben.
Dagegen bestimmt das Gesetz darüber nichts, an welchem Orte und zu welcher Zeit die Versammlung zusammentreten solle. Darüber hat vielmehr ein nicht einmal als Gesetz publizirtes Patent des Königs vom 13. Mai 1848 entschieden, indem es die Versammlung nach Berlin berief. Dieser Anordnung hat die Versammlung unbe⸗ dingt Folge geleistet und damit der Regierung das Recht zuerkannt, ihrerseits alles das zu thun, was zur Ausführung des Gesetzes nothwendig erscheint. Ja noch mehr! man hat im Mai von der preußischen Regierung es als eine Pflicht gefordert: die Berufung der Nationalversammlung vorläusig aus eigener Machtvollkommen heit auf so, lange hinaus zuschieben, bis die deutsche National-Ver— sammlung in Frankfurt ihr Werk vollendet habe.
Gewiß ist die, Regierung unbedingt verpflichtet, das Gesetz vom 8. April zur Ausführung zu bringen. Darf sie also nimmermehr einseitig über die Verfassung Preußens irgend etwas bestimmen, son= dern muß in dieser Beziehnug Alles in Uebereinstim:mung mit den Vertretern des Volkes geschehen, so fragen wir doch, warum dasje— nige heute auf einmal als ein Verbrechen erscheinen al, was . im Mai der Regierung in so umfassender Weise als ein Recht . kommen zuerkannt hat? ; ;
Hoffen wir, daß das der Regierung nach dem Gesetze zustehende und durch das frühere Verhalten der National-Versammlung aner— kannte Recht auch von den Mitgliedern der letzteren bei reiferer Ueberlegung besser gewürdigt und dadurch eine Verständigung herbei geführt werde.
Sollte diese Hoffnung uns täuschen, so giebt es noch einen Aus— weg, diesen Streit auf rechtlichem Wege beizulegen; erinnern wir uns, daß es in Deutschland noch eine höhere gesetzgebende und Re— gierungs-Gewalt giebt: die der deutschen National-Versammlung und des Reiche verwesers zu Frankfurt. Dorthin werden, wenn es Noth thut, unsere Blicke sich richten, und Jeder, welcher Ansicht er
die landesherrlichen Kommissarien abwesend sind oder wenn sie sich weigern,
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sei, wird, daran heißen wir nicht, sich willig dem, was diese höchste Gewalt für Recht erkennt, unterwersen. Bonn, den 13. November 1848. Der constitutionelle Bürgerverein.
(Fortsetzung folgt.)
IJnhalt. Hessen und bei Rhein. Darmstadt. Truppen-Bewegungen. Anhalt⸗Cöthen. Cöthen. Landtags-⸗Verhandlungen. Ausland.
Oesterreich. Krakau. Vertrauens-Adresse der Krafauer Bürger an den Feldmarschall-⸗Lieutenant Schlick.
Großbritauien und Irland. London. ie Times über die Ereignisse in Berlin. — Vermischtes.
Schweiz. Bern. Annullirung der freiburger Wahlen im Nationalrath. — Besoldung des Bundesraths. Wahl Dufour's für Bern. — Zu— sammensetzung des Bundesrath. GenJ. Pazzi und die Radikalen.
Italien. Rom. Graf Nossi. Die Reformen. — Unruhen in Bo— logna und Ferrara. — Admiral Baudin nach Tunis.
Türkei. Konstantinopel. Veimischtes.
Aegypten. Alexandrien. Abreise Abbas Pascha's nach Mekka.
ö Wissenschaft und Kunst.
Königliches Schauspielhaus. (Ein deutsches Herz.)
Eisenbahn⸗-Verkehr. Börsen⸗ und Handels Nachrichten.
Hessen und bei Rhein. Darmstadt, 18. Nov. (Darmst. Ztg.) In Folge der Verminderung des Bestandes der bei Frank⸗ furt konzentrirten Reichstruppen kehren das 1ste Gr. Infanterie⸗Re giment und die Reiter Division in ihre Garnisonen zurück. Das ste Infanterie⸗Regiment und die reitende Artillerie, welche durch Vermehrung von zwei Geschützen auf den Bestand einer ganzen Bat terie gebracht wird, bleiben fortwährend in Frankfurt. Nach der Rückkehr des 1sten Infanterie-Regiments sollen bei allen Regimen tern Beurlaubungen stattsinden.
Anhalt-Cöthen. Cöthen, 17. Nov. (Magd. 3g.) In der gestrigen Sitzung des Landtags ersuchte das Ministerium, nach Annahme des Protokolls der vorigen Sitzung, die Versamm— lung, zwei Kommissionen zu ernennen, um ihm bei der Ausarbeitung der dringendst nöthigen Vorlagen eines Jagdpolizei⸗Gesetzes und der Kommunal-Ordnung behülflich zu sein.
Auf der Tagesordnung ist der Bericht der zur Entwerfung einer Adresse an die National-⸗Versammlung zu Frankfurt (wegen der Ermordung Blum's) ernannten Kommission. Der Entwurf wird ohne Debatte mit Acclamation angenommen. Auf der Tagesordnung stand ferner die Berathung über die Geschäftsordnung. Die Verhandlungen darüber sind sehr steril. Die Re⸗ daction der Vorlage veranlaßt allerlei Mißverständnisse von Seiten der Ner— sammlung und Berichtigungen von Seiten des Minist-riums. Die wichti⸗ geren unter den angenommenen Amendements sind folgende: Zu §. (Er⸗ öffnung des Landtags durch den Herzog oder seine Kommissarien) der Zu— satz des Abgeordneten Habicht: „daß in den in der Verfassung vorgese— henen Fällen des eigenmächtigen zusammentretens der Versammlung, wenn
den Landtag zu eröffnen, dies durch den Präsidenten der Versammlung ge— schehen muß“; ferner wird im 8. gleichfalls auf Antrag des Abg. Habicht der von den Volksvertretern zu leistende „Eid“ in ein „Gelöbniß“ verwandelt und sede spezifisch christliche Färbung der Formel entfernt. Die Gelöbnißsormel lautet nun: Ich gelobe Treue dem Herzog, Gehorsam dem Gesetz, Aufrechthaltung der Staatsverfassung; ich Lerspreche in der Ständeversammlung das allgemeine Wohl und das Beste des Landes ohne Rücksicht auf mein Interesse oden auf be sondere Stände und KAlassen nach meiner inneren Ueberzeugung zu bera⸗ then.“ Für den von der Versammlung zu erwählenden Präsidenten ver= langte die Vorlage die Bestätigung des Herzogs. Diese Bestimmung fällt als' unvereinbar mit den Prinzipien der Verfassung weg. Auf den Antrag des Abgeordneten Habicht wird beschlossen, daß künftig der Präsident nicht für die ganze Dauer des Landtages, sondern jedesmal nur auf 4 Wochen gewählt werde. Die folgenden Paragraphen bis S. 22 inkl.,, Bestimmungen enthaltend, wie sie sich fast gleichlautend in allen Geschäftsordnungen wie— derfinden, machten keine Schwierigkeiten und wurden nach unerheblicher Debatte angenommen. Vor dem Schlusse der Sitzung theilt noch der Ab- geordnete Lagemann ein Schreiben des Abgeordneten in der National— Versammlung zu Frankfurt, Pannier, mit, worin auf die drohende Gefahr der Mediatistrung aufmerksam gemacht wird. Es wird in Folge dieses Schreibens die schleunigste Entsendung der von allen großjährigen Einwoh⸗ nern Anhalts unterzeichneten Proteste beschlossen.
Die heutige Sitzung wurde nach 10 Uhr durch den Präsidenten Wol- ter eröffnet. Ein Antrag des Abgeordneten Lagemann, „eine gemeinsame Justiz⸗Verwaltung für die beiden Herzogthümer einzuführen,“ kommt auf die nächste Tagesordnung. Bevor heute zur Tagesordnung übergegangen wird, hält der Minister Habicht das Wort. Er erklärt, wie das Ministerium beabsichtige, eine Landrentenbank behufs der Ablösung der Grundlasten ins Leben zu rufen, und fragt bei der Versammlung an, ob sich dieselbe zur Be— rathung und Veschlußnahme in dieser Angelegenheit für kompetent halte. Es entstand nun ein Streit über die Kompetenzfrage, die seit der Publizirung der Verfassung mit der größten Lebhaftigkeit behandelt worden ist, nament- lich von den Kandivaten für den künftigen ordentlichen Landtag. Die Ab⸗ geordneten Braunbehrens und H Fölemann sprechen sich gegen, die übrigen Redner, Nuland, Habicht, Vierthaler und Lagemann, so wie das Ministerium, fürdie Kompetenz aus. Es wird hervorgehoben, daß die Versammlung eigentlich für alle zur Ergänzung der Verfassung dienenden Gesetze fompelent sel, daß aber ein Gesetz über die Landrentenbant um so unzweifel hafter zu den organischen gehöre, als ohne dasselbe die in der Verfassung ausgesprochene Befreinng des Grundes und Bodens von den auf ihm haf⸗ tenden Lasten eine reine Illusion sein würde. „Die Kompetenz“, ruft der Abg. Vierthaler, „ist ein Recht und nicht eine Pflicht, ich sehe nicht ein, warum wir ein Recht, was uns die Staatsregicrung freiwillig ein= räumt, nicht annehmen sollen; andere Versammlungen haben ihre liebe Noth damit, die Kompetenz zu erringen, und wir wollen sie zurückweisen, da sie uns geboten wird?“ Wir sind, sagt der Präsident Wolter, zu Allem kompetent, was zum Wohle des Landes gereicht; dies ist die einzige Gränze unserer Kompetenz. Doch scheint die Stimmnng der Versammlung zweifelhaft; da droht der Minister Ha bicht, wenn sich der vereinigte Land- tag für inkompetent erkläre, das Gesetz dem deßauischen Sonderlandtage vorlegen zu wollen, und wälzt die Schuld an einer solchen Trennung, nach- dem die Vereinigung beider Länder mit Mühe erlangt sei, auf die Ver— sammlung. Dies entscheidet. Bei der Abstimmung erklärt sich die über⸗ wiegende Majorität für die Kompetenz.
Auf der Tagesordnung steht die Interpellation des Abgeordn. Jan⸗ nasch: „ob das Ministerium bei der bevorstehenden Umgestaltung der Ge⸗ richtsverfassung nicht baldigst geeignete Personen zur Erlernung des öffent— lichen Gerichtsverfahrens an den Rhein zu senden beabsichtige?“ Sie wird bejahend beantwortet. Ferner ein Antrag desselben Abgeordneten: „jedem Eigenthümer das Recht einzuräumen, auf seinem Grund und Bo⸗ ben nach Braunkohlen zu suchen 1c.“ Dieser Antrag, für Anhalt wegen des so sehr fühlbaren Mangels an Brennmaterial sehr wichtig, giebt wieder ju Kompetenzstreitigleiten Veranlassung. Endlich greift der Prässdent Wol-
ter durch, indem er nachweist, wie die beantragte Bestimmung eigentlich in die Verfassung gehöre und auch nur aus Versehen daraus weggeblieben sei. Die Versammlung erklärt sich hierauf für die Kompetenz. Der Antrag von Jann asch wird an eine Kommission verwiesen. Noch während der Abstimmung will Abgeordn. Habicht ein Amendemem einbringen, daß diese Kommission überhaupt mit einer Revision des Bergbauwesens beauftragt werde, er wird aber damit vom Präsidenten zurückgewiesen, „es sei zu spät.“ Nach vielfachem Streite kommt Habzcht endlich darauf, das Amente— ment, als dringlichen Antrag einzureichen. Der Antrag, dessen Tring= lichkeit ohne Debatte anerkannt wird, wird mit Masjorität angenommen. Ein zweiter Antrag des Abgeordneien Jannasch, daß alle Beför— derungen und Ernennungen im Staatsdienst ungesäumt vom Staats-
ministerium veröffentlicht werden müssen,“ ist nur in Bezug auf einen spe⸗ ziellen Vorfall gestellt und wird nach kurzer Debatte abgelehnt. Das Mi⸗ nisterium, das sich gegen denselben erklärt hatte, war dabei von der außer sten Rechten und der äußersten Linken gegen das Centrum unterstützt wor⸗ den, das mit großer Zähigkeit an dem Antrage festhielt. Auf der Tages- Ordnung steht noch die Berathung über ein Gesuch von mehreren Einwoh— nern Cöthens, den Pächtern die Ausübung der Jagd auf fremdem Grund und Boden zu untersagen. Es entspinnt sich eine sehr verwickelte Debatte; die Petition wird an das Ministerium zur Berücksichtigung überwiesen. Der Abgeordnete Schilling stellt in Folge dieses Ergebnisses einen dring⸗ lichen Antrag: „das Ministerium möge den Pächtern mittelst Bekannt- machung die Ausübung der Jagd auf auderem, als dem erpachteten Grund und Boden untersagen.“ Eine volle Stunde wird darüber debattirt, ehe die Versammlung sich für gehörig unterrichtet erklärt; der Antrag wird an⸗ genommen. Ein im Laufe der Debatte von Schilling eingebrachter zweiter Antrag, daß bis zum Erlaß eines Jagdpolizeigesetzes (das in ganz lurzer Zeit berathen werden wird) überhaupt Niemand das Jagdrecht solle ausüben dürfen, wird verworfen.
8 * 7 Miusland.
Oesterreich. Krakau, 13. Nov. (Prag. 3tg.) Nach— stehendes Vertrauensvotum haben die Bürger Krakaus dem Feld— marschall-Lientenant Schlick überreicht:
„Herr Feldmarschall-Lieutenant! Da uns schon so viele Male die Nachricht geworden, daß es in Krakau Leute giebt, welche entweder aus eigenen Absichten, oder aber mit fremdem Gelde erkaust, bemüht sind, unter verschiedenen Vorwänden in unserer Stadt Unruhe zu stiften oder sonst Aufregung hervorzubringen, was, da wir Bürger insgesammt trachten, Ruhe und öffentliche Ordnung zu befestigen, unserer Ueberzeugung ganz entgegenläuft, so erklären wir mit Folgendem feierlich und öffentlich, daß unfer heiligster Zweck es ist, mit allen uns zu Gebote stehenden Kräften Ruhe, Ordnung und Recht, ganz im Sinne der Constitution, wie uns solche der Monarch gegeben, aufrecht zu erhalten; nun aber die gebührende Hul— digung darbringend Ihrem Patriotismus und Ihrer Hochherzigkeit, wovon wir, Herr Feldmarschall - Lieutenant, schon mehrmals Zeugen gewesen, geben wir hier einen Beweis unserer Verehrung und unseres Vertrauens zu Ihnen, indem wir hiermit feierlich erklären, „„daß wir, gestützt auf Ihren wahrhaft ritterlichen Charakter, Sie und die Ihnen unterstehende Macht als Wächter der Ruhe und Sicherheit unserer Stadt bestellen““, und sollte durch Uebelwollende oder durch von fremden Agenten erkaufte irgend ein unzukömmlicher Aufstand erregt werden, so wird es an uns lie gen, mit allen unseren Kräften zu beweisen, daß wir zugleich mit der Macht der Regierung uns angelegen sein lasten, alle ahnlichen Versuche und schänd lichen Bestrebungen zu vernichten. Nehmen Sie, Herr Kommandant, diese unsere Hingebung für das allgemeine Wohl als eine dem Vaterlande schulm— dige Aufopferung und als Beweis jenes Vertrauens an, welches Ihren hochgeachteten Charakter setzen.“ (Folgen die Unterschristen.)
wir 11
Großbritanien und Irland. London Die Times widmet den Begebenheiten 2 ihrer leitenden Artikel, in welchem sie
ein Bruch
sortzusetzen
auszuüben,
theil der National-
und die höchsten Rechte eines gesetzlichen nachdem die Versammlung durch die Minister der Krone vertagt war. Auch die Bürgerwehr scheint gezögert zu haben, der Befehl zu ge⸗ horchen, der ihr vorschrieb, die ihr vom Staat a Waffen auszuliefern, welche die verschiedenen Legionen am 12ten d, vor fünf Uhr Nachmittags an bestimmten Orten abzugeben angewiesen waten, wo dann' die Waffen bis zur Reorganistiung des Corps verbleiben sollten. Aus diesen Gründen schritt die Regierung an demselben Abend dazu, die Hauptstadt in Belagerungs⸗ Zustand zu erklären, und es erschien sofort eine Proclamation des General Wrangel, als Ober Befehlshaber der Truppen in den hi andenburgischen Mar⸗ fen, um dieser Maßregel die vollste Kraft zu Klubs und politischen Versammlungen, natürlich mit Einschluß zurückgebliebenen Theils der National- Versammlung im Schützenhause, sind dadurch geschlossen, die aufruhrstiftenden Plakate, mit denen die Mauern Berlins seit Monaten bedeckt waren, der polizeilichen Kon⸗ trole unterworfen und den Cioil-Personen das Wassentragen verbo— ten. Die letzten Nachrichten, die wir erhalten haben, melden, daß die Massen eine dumpfe, aber passive Haltung zeigten, und wenn auch vielleicht hier und da Widerstand zu erwarten war, so schien die de— mokratische Partei doch nicht vorbereitet, so rasch ausgeführten und durch eine Armee von 40,900 Mann in und um Berlin unterstützten Maßregeln irgend einen zu fürchtenden Widerstand entgegenzusetzen. Die leitenden Demagogen hatten in der That das Volk eher in Ruhe zu erhalten, als aufzuregen gesucht, und vermuthlich fühlte man auf beiden Seiten, daß dieser große Streit, bei dem es sich um das Be— stehen der preußischen Monarchie und um die künftigen Geschicke der Nation handelt, nicht durch ein Handgemenge in den Straßen zu entscheiden sei. Auf beiden Seiten muß man fühlen, daß der Ausgang dieser Kontroverse von dem besonnenen Urtheil des Landes abhängt; die Krone stützt sich nicht so sehr auf die Bajonette der Soldaten des General Wrangel, als auf die Rechte und Ueberlieferungen einer Mo narchie, welche hoffentlich noch die Vorliebe und Hochachtung eines großen Theils der Bevölkerung für sich hat. Die liberale Partei andererseits muß einsehen, daß die Exzesse des berliner Pöbels ihre Sache entweiht haben, und daß ihre einzige Aussicht, selbst auf ein würdevolles Unterliegen, in einem Anruf an das Vertrauen derenis gen besteht, als deren Vertreter sie sich erklärt. Jn den ländlichen
Provinzen, beson ers im Norden, wird die royalistische Partei ohne Zweifel eine unermeßliche Majorität haben. In Schlesien und den Rhe inprovinzen, aber namentlich in den Städtemndieser Distrikte, wird dagegen wahrscheinlich die größte Aufregung verherrschend sein. In Köln hat der Ge⸗ meinderath sogleich eine Versammlung gehalten, um über die des Landes zu berathen.
geben. Vie d
6s
Sage Lüge
Mehrere Mitglieder der gemäßigten Partei waren abwesend, und als ein Beschluß zu Gunsten des Verhaltens der National-Versammlung und im Widerspruch gegen die Krone vor— geschlagen wurde, theilte sich die Versammlung in zwei gleiche Hälf⸗ ten — 14 gegen 117 Nur mittelst der den Ausschlas gebenden Stimme des Präsidenten wurde der Beschluß gegen die Krone durch⸗ gesetzt. Es scheint jedoch, daß am Vorabend einer Konvulsion, die Preußen in einen Bürgerkrieg stürzen könnte, ehe noch, die Rechte der Krone zu wirksamer Geltung gebracht oder die Freiheiten des Volks genau bestimmt sind, beide Parteien ihre Blicke nach dem ver= mittelnden Einfluß einer Macht gerichtet haben, in welcher beide, ohne sich in ihren respektiven Ansprüchen etwas zu vergeben, einen kompetenten Schiedsrichter anertennen können. Der Central Regierung Deutschlands muß natürlich sehr an der friedlichen Lösung einer Frage liegen, welche die ganze Nation in einen Bürgerkrieg stürzen kann; die Autorität des Erzherzogs ist vom deutschen Volke mit Enthusiasmus augenenm6n worden, und als Oberhaupt der militairischen Streitkräfte des Bundes besitzt, er auch die wirksamsten Mittel, einen Aufstand zu unterdrücken. Die frank⸗ furter Versammlung ist unendlich vernünftiger als die berliner; das frankfurter Ministerium hat bereits seine Entschlossenheit bewiesen, die Sache der Ordnung zu vertreten und zu vertheidigen, und da min diese Autorität auch als auf den Schutz der preußischen Staaten ge⸗ gen Anarchie und Revolution sich erstreckend betrachten muß, so kann der berliner Hof von Frankfurt die erfolgreichste Unterstützung erhal⸗ ten und steht, der Gewaltsamkeit des Volkes ausgesetzt, nicht allein.
Es ist Grund zu glauben vorhanden, daß die deutsche Regie⸗ rung von, den energischen Maßregeln, mit denen man sseit einiger Zeit in Berlin umging, nicht ununterrichtet und denselben nicht entgegen war. Während ihrer Ausführung befand sich Herr Basser⸗ mann, ein ausgezeichneter Patriot und, einer der srankfurter Unter⸗ Staatesecretaire, in Berlin, und er soll offen die Politik der preußi- schen Minister gebilligt und der Versammlung über ihre ausschrei⸗ tenden Prätensionen, die jetzt sogar schon bis an die Abdankung des Königs hinanreichen, Vorstellungen gemacht haben. Gesetzt nun, daß die preußische Regierung mit Zustimmung der Bundesbehörden zu Frankfurt handelt, so kann sie offenbar die gesetzliche und oberste par— lamentarische Gewalt der Central-Regierung — eine Gewalt, die eben erst und mit großer Begeisterung vom ganzen Volke angenom— men worden — den usurpirten und zerstückelten Gewalten der preu⸗ ßischen lonstituirenden Versammlung entgegenstellen, so daß die Theorie der deutschen Verfassung der von der Armee des Königs von Preußen vertheidigten Sache eine bedeutende moralische Un⸗ terstützung verleihen würde, und es könnte die ganze Militairmacht Deutfchlands aufgerufen werden, um jede zu fürchtende Rebellion zu ersticken. Von diesem Gesichtspunkte aus könnte wohl der Stieit aus den Straßen von Berlin oder Breslau in die Hallen des deutschen Parlaments versetzt werden, denn dort allein läßt sich die Rechts— frage in gehöriger Weise erörtern und mit entscheidendem Gewicht lösen. Frankfurt bietet für beide Parteien eine passende Appellationẽ⸗ Justanz, und während es nimmermehr die Rechte der ersten deutschen Krone im Stich lassen oder verrathen kann, ist es eben so verpflich— tet, voll ständige Gewähr für die gerechten und vernünftigen Freiheiten der Nation zu erlangen. Wenn man also über die jetzige höchst kritische Pe riode ohne einen jenen tödtlichen Kämpfe, welche eine unausfüllbare giuft zwischen einem Souverain und seinem Volte öffnen, hinübergelangen kann, so ist noch eine Ausgleichung der Frage möglich, so schwer sie auch sein mag. Nimmer kann Preußen den Schrecken der Anarchie und des Bürgerkrieges überlassen werden, ohne daß das übrige Deutschland unmittelbar dazwischenträte, oder ohne daß es, wenn dies fehlschlüge, in St. Petersburg das tiefste Jnteresse erregen würde. Die preußische Regierung muß sich des Ernstes der Auf gabe, Vl t . mittel sü ze
elche sie sich gestellt, vollkommen bewußt sein und ihre Hülfs⸗ r diese Krisis sowohl daheim wie außerhalb vorbereitet ha—
3Mißlingen eines solchen Unternehmens würde die Auflösung Armee, das Verderben der Staatemänner, welche dir sem Weik
] unterzogen, und den Sturz des Thrones mit sich führen Der Kampf schwebt zwischen den äußersten Exrzessen einer gesetzlosen und verheerenden Demokratie und der Wiederherstellung jener Ordnung, welche die erste Bedingung einer freien Regierung ist. Dieses Ziel können wir für jetzt nur durch die Besetzung Berlins mit der Armee des General Wrangel erreicht zu sehen erwarten. Mit unverhehltem Bedauern b trachten wir den Gerau h von Mitteln, welche den Grundsätzen des Friedens und der Freiheit so entgegen sind; aber wenn noch irgend eine Re— gierungsgewalt in Europa bestehen, wenn das durch die Blindbeit
18 en rw * . 82 . 1871 8 J 195 5 und Schwäche der regierenden Gewalten und durch den Wahnsinn
der demokratischen Partei fast umgestürzte Gleichgewicht der Autori= tät wiederher estellt und wenn den Gesetzen gehorcht wer kann allen die Stärke der Armeen die Ohnmacht und Unfähigkeit jener Prinzipien aufwiegen, welche in einem Augenblick des panischen Schreckens die Stelle der gesetzlichen Gewalt uisurpirt haben. Die Staatsmänner Europa's, welche inmitten dieser Konvulsionen aben, werden sich damit be— gnügen, daß die und denen, die l Wer den rücksichts⸗ losen Urhebern so vielen Elendes, Blutvergießens und Ruin's ver⸗ geben kann, dem steht es wahrlich nicht zu, mit gehässiger Uebertrei⸗— bung das Verfahren von Männern anzuklagen, die sich jetzt bemühen, mit den möglichst wenigen Opfern an Leben und Eigenthum die menschliche Gesellschaft aus den Händen von Barbaren zu retten. Unser eigenes Land hat niemals die Gräuel einer sozialen und poli— tischen Revolution, in dem modernen Sinne des Wortes, erfahren, aber das Benehmen der deutschen Demokraten ist eine schwache und verächtliche Parodie der französischen Revolutionsscenen, und sie haben in ihrem blinden Wahnsinn den Weg eingeschlagen, der zu miitairi— schem Zwange führt, statt zu jener constitutionellen Monarchie und besonnenen Freiheit, die ihnen ihr eigenes Glück und die Sympathiten Europa's gesichert haben würde.“
Die englische Marine hat jetzt 420 Schiffe mit 15, M26 Kano nen im Dienst; 101 davon sind Dampfschiffe von 36,180 Pferde— kraft. Es sind darunter 19 Schiffe erster Klasse von 120 und 190 Kanonen, zusammen 2216 Kanonen, 76 Schiffe zweiter und dritter Klasse von 70 — 104 Kanonen, zusammen mit 6196 Kanonen, 126 Schiffe vierter, ter und sechster Klasse von 18 — 65 Kanonen, zu⸗ sammen mit 18 kanonen; 79 Sloops von S — 18 Kanonen, mit 986 Kanonen; Briggs von 3 — 6 Kanonen, zusammen 78 Ka
Die Dampfmarine besteht aus 22 Schiffen und Fregatten
2, 222 Pferdekraft und 281 Kanonen; 12 Sloops von 13,300 Pferdekraft und 251 Kanonen; 38 Kanonenschiffen von 6748 Pferde⸗ sfraft und 125 Kanonen; 2 Schraubenschoonern von 120 Pferdekraft und 20 Kanonen und Dampfwachtschiffen von 3800 Pferdekraft.
Den Whigkandidaten für den Westbezirk von Norkshi Fitzwilliam, hat eine Fraction der Liberalen aufgefordert, von der Wahl zurückzutreten, weil er für die Besoldung der irländisch-katho lischen Geistlichkeit durch den Staat ist. Er weigerte sich je doch, diesem Wunsche zu entsprechen, und diese Parti wind nun einen an deren Kandidaten aufstellen. Für den durch Smith O'Brien's Ver urtheilung erledigten Parlamentssitz für Limerick wird ein dubliner Advokat und Repealer, Herr Fitzgerald, als Kandidat auftreten. Smith O'Brien hat erklärt, nicht wieder in einem „Sassenparlament“ sitzen zu wollen, selbst wenn sein Urtheil kassirt werden sollte.
Von den flüchtigen Insurgentenführern O' Gorman und Dillon hört, man jetzt, da Ersterer sich auf einem nach Smyrna segelnden Schiffe gerettet, dann nach Konstantinopel und von dort nach Paris gereist ist. Dillon war mehrere Tage, als römische— Geistlicher ver— kleidet, in Galway, flüchtete sich, hier erkannt, nach der Insel Arran, wo er einem zu seiner Versolgung abgeschickten Dampfschiffe nur durch eine List eutging. Als sich das Dampfschiff der Jasel näherte, wur den von Dillon's Wirth sogleich zwei Böte bemannt; das ejne, ein schnellsegelnder Lugger, suchte das Weite und wurde von dem Dampf., schiffe verfolgt, während Dillon, als Fischer verkleidet, dem Schiff ent gegenfuhr unb unbeachtet an demselben vorbeikam. Zwei Tage dar⸗— auf schiffte er sich nach Amerika ein. .
In der Gemeinde Gort in der Grafschaft Galway, deren Be wohner gegen die zur Einsammlung der Armensteuer heranrückenden Truppen Barrikaden gebaut hatten, ist den hierauf herangezogenen Milltair-Verstärkungen kein weiterer Widerstand entgegengesetzt worden.
Die Arüilleriebehörde hat zu Woolwich mit neuen 32⸗Pfündern, welche nach dem System des Obersten Dundas gegossen wurden, Versuche anstellen lassen, die durchaus gelungen aussielen. Statt 50 wiegen diese Kanonen nur 25 Ctr. und erfordern zur Ladung statt 10, nur 4 Pfund Pulver, während die Tragweite und die Wirkung ganz dieselbe ist, wie bei den nach dem bisheriger System angefer⸗ tigten schweren Geschützen. Auch vor dem Zerspringen sind sie durch⸗ aus gesichert und für den Schiffsdienst, wie für Festungswerke, treff—
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lich gLeeignet. Ihre allgemeine Einführung wird beabsichtigt, da be⸗ deutend dabei erspart wird.
Schweiz. Bern, 15. Nov. (Frankf. Journal.) Der wich⸗ tigste Beschluß, welchen der N at ionalnath in seiner gestrigen Sitzung gefaßt hat, ist, daß er sämmtliche Wahlen aus dem Kanton Freiburg mit 44 gegen 43 Stimmen für ungültig erlärt und die dortige Re— gierung aufgefordert hat, eine neue Wahlordnung in Uebereinstim—⸗ mung mit dem Bunde zu erlassen und neue Wahlen anzuordnen. Der Staatsrath von Freiburg hatte nämlich nur diejenigen für berechtigt erklärt, an den Wahlen Theil zu nehmen, welche die Kantons. und Bundesverfassung beschworen haben, von denen aber keine dem Volke zur Annabme vorgelegt worden war. Da dies nun dem klaren Buch- staben der Bunt es-Verfassung widerspricht und durch diesen Modus sehr viele (Konservative) freiburger Bürger von der Wahlberechtigung ausgeschlossen waren, so trugen die radikalen Murtner selbst in einer Petition an den Nationalrath auf Cassation an. Die hierfür von dem Nationalrath niedergesetzte Kommission wollte in ihrer Mehrheit die Wahlen anerkennen; aber Herr Dr. Escher aus Zürich machte seine Mi⸗ noritätsmeinung geltend, dieselben für ungültig zu erklären. Herr Regierungs- Rath Stämpfli von Bern unteistützte ihn. Die Sym— pathieen wurden in den Hintergrund gedrängt, und der Rechtssinn gewann die Oberhand. In gleicher Weise wurde auch der Gesandte von Nidwalden nicht als Mitglied des National-Rathes anerkannt, wegen der bekannten Protestation seines Kantone.
Morgen vereinigen sich die beiden Räthe zu einer Bundes⸗Ver— sammlung, um die Wahlen in den Bundes Rath vorzunehmen. Auch ber Stände⸗-⸗Rath hielt gestern Sitzung. Seine wichtigsten Be— schlüsse sind: Die Besoldung des Bundes⸗Raths stellt er in gleicher Weise wie der National Rath fest: Präsident 60M Fr., Bundes- Näthe 5000 Fr., Kanzler 4000 Fr. nebst freier Wohnung; Meprä⸗ sentationskosten sollen im Budget jedesmal ausgesetzt werden. Die vom National -Rath vorgeschlagene Eidesformel wird ange⸗— nommen. ;
Das Wahl-Ergebniß vom Wahllreisen, Mittelland,
Bern, 15. Nov. (Basel. Ztg.) letzten Sonntag ist nun aus allen drei Emmenthal und Seeland, bekannt. An allen drei Orten wurde General Dufour in Genf gewählt.
Bern, 16. Nov. (O. P. A. 3) Heute wurde die neue oberste Bund es-Behörde (der Bundes⸗Rath) in folgenden Männern gewählt: Bürgermeister Dr. Furrer von Zärich, welcher sich über Annahme der Wahl erst nach der Entscheidung der Frage über den Bundessitz erklären will, Präsident Ochsenbein von Bern, Druey von Waadt, Munzinger von Solothurn, Frangcini von Tessin, Oberst Frei-Hecose von Aargau, Dr. Näff von St. Gallen. Bi der sodann vorgenommenen Wahl des Präsidenten und Vice⸗ Präsidenten des Bundes-Raths (welche verfassungsgemäß aus den Mitgliebern des Bundes Naths zu neomen sind) wurde Bürgermei⸗ ster Dr. Furrer zum Präsidenten und Druey zum VicePräsiden⸗ ten gewählt. Sämmtliche Gewählten gehören der gemäßigten Par— tei an, mit Ausnahme des radikalen Druey. Zum Kanzler wurde der seitherige Kanzler Dr. Schieß ernannt.
Genf. (O. P. A. 3.) Die Revue de Geneve giebt ihre Meinung über die Wahl des künftigen Bundes Raths ab. Herr Famy erklärt, die wahrhaft radikale Partei der Schweiz wolle nichts von Ochsenbein, Furrer, Munzinger und Frei-Herose wissen. Diesen Machtspruch unteistützt Herr Fazy durch das gleiche Manöver, mit dem er neulich in Genf Glück gemacht, indem er droht, wenn Ochsen⸗ bein gewählt werde, so würden mehrere Deputirte (Fazy und sein Anhang) austreten.
Italien. Rom, 7. Nov. (D. A. Z.) Graf Rossi schreitet rasch auf dem betretenen Wege der Resorm und des Fortschritts geräuschlos wirkend weiter. Eine General- Revision der kleinen und größeren Administrations Schulden und Administrations-Kredite aller Staatskassen, welche keine seiner Vorgänger wegen des gefürchteten Kempromisses vieler Personen anzuordnen den Muth hatte, hat gestern begonnen; für die zeitgemäße Reform der antiquirten Disziplin der Polizeitruppen, ingleichen für die des überaus kosispieligen Instituts der päpsthchen Münze im Vatikan ist eine Kommission Sachverstän= diger niedergesetzt; bei den Militairstrafen ist die Kette ein für alle⸗ mal abgeschafft.
In Bologna zeigen sich aufs neue nicht zu verkennende Vorzei— chen herannahender Anarchie, welche in Ferrara bereits in ihr erstes Stadium eingetreten ist. Hier brach (wie bereits erwähnt) das Volk in eine allgemein Revolte los, als in voriger, Woche der österreichi⸗ sche Handels-Konsul plötzlich dort wieder erschienen, um seine frühe⸗ ren Functionen aufs neue zu übernehmen. Der alarmirte Pöbel wollte um keinen Preis zugeben, daß das Kaiserliche Wappen neben dem päpstlichen auf der Fagade der Konsularwohnung aufgestelit würde; er drohte, es wie vor sieben Monaten unter Beschimpfungen zu zertrümmeirn und den Flammen zu übergeben. Polizeitruppen ver— mochten den Auflauf nicht zu stillen; die Masse behielt Recht, ka auch der österreichische Festungs Kommandant seine Ein mischung in die Händel für nicht zeitgemäß hielt. Der Papst hat den neuen Kriegs ⸗Minister, General Zucchi, mit dem Grafen Gamba (Deputirten Ravenng's) gestern nach Ferrara zur Wiederherstellung der Ruhe und gleichzeitiger Reorganisation aller in den vier Legationen stationirten Truppen abgehen lassen. Die Oester= reich durch den wiener Frieden zugleich mit Ferrara zur Besẽetzung überlassenc und garantirte päpstliche Festung Comacchio ist nun wirt— lich nicht mehr; denn bereits am Oftober war das Fort S. Agostino, auf Befehl des römisckh Ministeriums, durch den Mejor der Artillerie Calaundrelli und die Bürgergarde in die Luft gesprengt.
Aus Piacenza ward dem Papste der am 25. Oktober erfolgte Tod des dortigen hochbetagten Bischofs Grafen Luigi Sanvitale g, meldet. Zugleich fragen die Patrioten Piacenza's an, ob es nicht möglich wäre, daß der Papst vor der Wiedereinsetzung des alten Regime im Herzogthume Parma und Piacenza kraft apostolischer Autonomie einen neuen Bischof ernennen und solcher Weise die ihn bisher daran hindernden laicalen Fesseln für immer brechen könnte.
Armiral Baudin ist mit einem Theile seiner Flotte nach Tunis gesegelt, dessen Bey aus alter Anuhänglichkeit an Ludwig Philipp und seine Dynastie der Republik Frankreich seine Anerkennung ver⸗ weigert.
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Türkei. Konstantinopel, 1. Nov. (A. 3.) Der neue Gesandte für London, Mohammed Pascha, wird ehestens nach seinem Posten abreisen, sich jedoch in Paris noch einen Monat aufhalten.
Die Winter- Saison beginnt nun bei une, obgleich die Witterung sehr mild ist. Am 4. November wird hier das neue, Theater eröff⸗ net. Dasselbe ist ziemlich geräumig und hoch in Stein gebaut.
Vor kurzem boten die Juden in dem hiesigen Stadtviertel Piri⸗ Pascha (zu deutsch Floßpascha) das Schauspiel eines Autodafé, dessen weitere Entwickeiung durch Herbeieilen der Polizei gehemmt wurde. Einer ihrer Glaubensgenossen, Mircili⸗Oghlou, hatte nämlich an einem der jüdischen Festtage, welcher zum Lauberhüttenfeste gehört, christ= liche Arbeiter (Bulgaren) in seiner Wohnung die Arbeiten des Brunnen⸗ grabens fortsetzen lassen, auch auf einen Abgesandten der Syna⸗
goge nicht gehört. Alabald waren 3— 100 aus der Synagoge auf gebrochen, mit Knütteln und Waffen versehen in die Wohnung Mir- tilns eingedrungen, hatten die Arbeiter, so wie die Familienglieder, gröblich mißhandelt, Alles im Hause zerstört und zerschlagen, und bereiteten sich eben vor, den aus einem Versteck bervorgeholten Mir- cili selbst noch ärger zu bearbeiten, als die türkische Polizei erschien und diesen frommen Rechtgläubigen es verwehrte, noch derbere Glau⸗ bensbekenntnisse abzulegen, auch einige der wüthendsten in die Floh⸗ gefängnisse brachte.
Aegppten. Alexandrien, 24. Okt. Nach den neuesten Nachrichten aus der Hauptstadt Kahirag brachte am 19. Oktober Ab⸗ bas? Pascha, der unmittelbare Nachfolger seines Oheims Ibrahim- Pascha in der Regierung Aegyptens, seinen wenige Tage vorher ge⸗ faßten Entschluß, nach Mekfa zu pilgern, in Ausführung, indem er mit einem Theile seines Harem und einem Troß von Leuten von Ka⸗ hira aus diese mit vielen Beschwerden und Gefahren verbundene Reise angetreten.
wissenschaft und Kunst.
Königliches Schauspiel.
Ein deutsches Herz, Trauerspiel in 5 Akten, von Logau.
Das deutsche Herz, um das es sich handelt, ist Ulrich von Hutten. Die Gegenwart hat eine besondere Vorliebe für diesen Stoff; in allen möõglichen Gattungen der Dichttung ist er bereits behandelt, und nun auch im Drama. Für das T rama aber mag er sich am allerwenigsten eignen; hier, wo es darum zu thun ist, Handlungen und Leidenschaften darzustellen, kann ein Mann, dessen Thätigkeit im Reden, und dessen Schicksal in flüchtigem Umherirren besteht, kein gerigneter Held sein. Das zeigt sich auch im vor⸗— liegenden Stück.
Hutten kommt, aus Italien vertrieben, weil er in Rom zwei Franzosen um des Kaisers Ehre erschlagen hat, gerade in dem Moment nach Augs-⸗— burg, wo Kaiser Karl daselbst seinen Einzug hält. Zufällig lernt er den Kurfürsten von Mainz und Erasmus kennen, trifft eben so zufällig bei Peutinger mit dem Kaiser zusammen, der ihn zum Nitter zu schlagen und durch Peutingers Tochter als Dichter krönen zu lassen verspricht.
Im zweiten Alte geht der Ritterschlag und die Krönung wirklich vor sich. Hutten hält dabei eine Rede an den Kaiser, in der er ihm Deutsch— lands Größe ans Herz legt und ihn auffordert, sich an die Spitze der Re— sermation zu stellen. Ter Kaiser ist unwillig, der anwesende Kardinal⸗ Legat erwirtt einen Verhaftsbefehl, und Hutten wäre auf seinem Spazier⸗ gang sestgenommen worden, um wie Huß verbrannt zu werden, hätte ihn nicht Peutingers Tochter, Konstanze, gewarnt und ihn bei ihrer Liebe, die sie ihm entdeckt, zu fliehen beschworen.
Hutten flicht zum Kurfürsten von Mainz. Erasmus, der ihn beneidet, einmal seines Ruhmes wegen, und dann, weil er selbst vorher mit Kon—⸗ stanze verlobt war, macht ihm durch List Konstanze untreu und weiß den Kurfürsten zu bewegen, Hutten, weil er gegen den Ablaßhandel geschrieben, zu entlassen. Hutten flieht nach seiner Stammburg zu seiner Mutter; auch die hat Erasmus durch einen Brief gegen ihn aufgebracht; er flieht weiter.
Der vierte Akt zeigt ihn auf der Burg von Sickingen, der gerade eine Fehde mit dem Kurfürsten von Trier und dem Landgrafen von Hessen hat. Sie belagern die Burgz, bereiten einen heimlichen Ueberfall vor und halten, damit nichts verrathen werde, den alten Peutinger und seine Tochter, die zufällig iht Weg durch den Wald führt, fest. Konstanze aber, als sie hört, daß Hutten auf der Burg ist, schleicht sich hinauf und verräth die Gefahr. Während sie noch mit Hutten im Gespräch ist und Beide über den ihnen gespielten Betrug jammern, wird die Burg angegriffen und genommen, und Hutten flieht. . .
Er findet in der Schweiz eine Ruhestätte durch die Vermittelung einer zufälligen augsburger Bekanntschafst. Er hat aber das Fieber bekommen und liegt im Sterben. An seinem Todestage kommt Konstanze, die ihn aufgesucht. Sie bringt ihm den Lorbeerkranz, mit dem ihn sie einst gekrönt hatte; er weist ihn zurück. Da giebt sie ihm Luther's Bibelübersetzung, und in der Freude darüber, in dem Borgefühl, welche Wirkungen durch dieses Werk erreicht werden würden, und den Kranz auf dem Kopf, stirbt er.
Man sieht aus dieser nackten Erzählung, daß von einem dramatischen Ganzen hier nicht die Rede ist. Das Umherjagen eines braven Mannes durch' priesterliche und fürstliche Despotie kann eine rührende Lebensgeschichte abgeben, aber keine Tragödie. Das Wesen des Trauerspiels ist es, den Konflikt zweier Ideen in einer einzigen geschlossenen Handlung darzustellen. Noch dazu wird der Gang der Verfolgungen mit ganz zufälligen Verhält⸗ nissen durchflochten; es ist nur ein spezielles Unglück, daß er Sickingen's Burg belagert finden und eben so, daß er auf der Flucht sich erkälten und das Fieber bekommen muß. Sehr überflüssig ist außerdem der Liebesro- man. So gut wie Hutten und Erasmus lönnte man auch Luther und Melanchthon sich um ein Mädchen zanken lassen. Durch diese Episode be⸗ kommt Hutten einen Anstrich von Sentimentalität, von der sein stürmisches und männliches Wesen am allerweitesten entfernt ist; statt während des Kampfes mit Madchen zu liebeln, hätte der wirkliche Hutten dreingeschlagen.
Daß das Historische des Stücks nur eine sehr durchsichtige Verkleidung ist, um thetorische Ergüsse über moderne Verhältnisse an den Mann zu brin- gen, kann man sich leicht denken.
Diese Mängel des Stücks werden in der Aufführung nicht gemildert, sondern eher noch hervorgehoben. Herr Wagner giebt den Hutten. Statt ihn wenigstens im Spiel männlich erscheinen zu lassen, faßt er ihn ganz von der sentimentalen Seite; und indem er gerade die hohlen pathetischen Siellen betont, läßt er ihn zu einem bloßen Phrasenmacher herabsinken. Alle die Kraftstellen über Deutschlands Einheit, die gereimten Schluß⸗Sen⸗— tenzen der Scenen und Atte werden zwar vom Publikum mit großem Bei⸗ fall aufgenommen, Herr Wagner wird diesen Beifall aber nicht für einen Beweis nehmen, daß seine Darstellung eine künstlerische Schöpfung ist. Dazu mangeln ihm auch, ganz abgesehen von der Auffassung, die ersten Requisite der Schauspielkunst, die Freiheit der Sprache und der Bewegun— gen. So lange er sein Organ nicht mehr in der Gewalt hat, daß seine Töne sich nur wie unfreiwillig aus der Gurgel loslbsen, so lange er die Steifheit seiner Glieder nicht mehr zu überwinden weiß, daß er nicht anders as auf den Hacken einhergehen kann, so lange wird seinen Darstellungen stets die künstlerische Vollendung fehlen.
Mit vielem Geschick weiß Herr Hoppé dagegen aus dem Erasmus einen künstlerischen Charakter zu schaffen. Die Rolle ist vog dem Dichter etwas mager bedacht; ohne alle spezielle Zeichnung, hat sie michts, wodurch sie sich von jedem anderen Bösewicht unterscheidet; Herr Hoppé legt so viel seine Nüancen in sein Spiel, daß eine ganz konkrete Figur aus ihr wir Diese Devotion gegen die Fürsten, diese Ueberhebung seiner selbst, die ihn jedes andere Verdienst verachten macht, dieser lächerliche Gelehrtenstolz wer= den meisterhaft und ohne alle Uebertreibung dargestellt. .
Herr Franz spielt mit seinem bekannien Martergesicht den Kurfürsten von Mainz. Man sieht zwar nicht ab, warum der lebenslustige, lieben würdige Fürst in dieser Jammergestalt erscheinen muß — das thut aber nichts; Herr Franz hat nun einmal nur eine Stereotyp-Form für alle ernsten Rollen; der Geist im Hamlet, der alte Moor, Fürsten und Minister jeder Gattung, es sind alles nur Abdrücke Einer Platte. .
Es mag den Schauspielern zweiten Ranges ein großes Vergnügen sein, wenn die Nebenrollen, die doch ihnen zufallen, hohe und fürstliche Peisenen sind. Wir aber müssen gestehen, daß wir stets von vornherein an der glück lichen Aufführung eines Stücks zweifeln, wo viele dergleichen Nebenrollen vorkommen. Denn wenn jeder einzelne dieser Myrmidonen schon fürchte lich ist — sie sich durch gegenseitige Renommisterei überbieten zu ei , vollig gräßlich. Nun denke man sich im eutschen Herzen, . Ie z hen von Herrn Franz, Herrn Rott als Kaiser Karl. Herrn meg fn! per . bischof von Trier, Herrn von Lavallade als Landg . r Tien von dem Weygold als Kardinallegaten und man wijd y fun Aten voll- Bramarbasiren machen fönnen, das in diesen lutz 1 a. 3 c. essen ame fahrn, wir thäten dem Kaiserlichen 23. t lern 1 schwacher, aber entfallen ist, wenn wir nicht au, e, ehen? vot, die zu den heiserer aber sehr gefühlvoller Stimme trug