1262
Wir zäblen hierbei mit Zuversicht auf die verständige und auf⸗
iichtige Mitwirkung aller Völker durch ihre Vertreter. ' Hir zählen auf den gesunden Sinn der stets getreuen Landbe⸗ m. 142 durch die neuesten gesetzlichen Bestimmungen über die zosung' des Untertans-Berbandes und Entlastung des Bodens in — Vollgenuß der staatsbürgerlichen Rechte getreten sind.
Wir zählen auf Unsere getreuen Staatsdiener.
Bon Ünserer glorreichen Armee versehen Wir Uns der alt be— währten Tapferkeit, Treue und Ausdauer. Sie wird Uns wie Unse⸗ ren Vorfahren ein Pfeiler des Thrones, dem Vaterlande und den freien Institutionen ein unerschütterliches Bollwerk sein.
Jede Gelegenheit, das Verdienst, welches keinen Unterschied des Standes kennt, zu belohnen, wird Uns willkommen sein. ;
Völker Oesterreichs! Wir nehmen Besitz von dem Throne Unse⸗ rer Väter in einer ernsten Zeit. Groß sind die Pflichten, groß die Verantwortlichkeit, welche die Vorsehung Uns auferlegt. Gottes Schutz wird Uns begleiten. ö , ;
So gegeben in Unserer Königlichen Hauptstadt Olmütz, den zweiten Dezember im Jahre des Heils Eintausend Achthundert und Acht und Vierzig.
von Auschwitz und Zator, von Teschen Friaul, Ragusa und * gefürsteter Graf von Habsburg, von Tyrol, von Kyburg, Görz — Gradiska; Fürst von Trient und Brixen; Markgraf der Ober un Nieder- Lausitz und in Istrien, Graf von Hohenembs, Feldkirch, Bre⸗ genz, Sonnenberg ꝛc.; Herr von Triest, von Cattaro und auf der indischen Mark. 2 863 13 nach dem Hintritte Unseres Herrn Vaters, Weiland Kaiser Franz des Ersten, in gesetzlicher Erbfolge den Thron . flehten Wir, durchdrungen von der Heiligkeit und dem 4 [ Pflichten, vor Allem Gott um Seinen Beistand an — 2 2 [ schützen, ward der Wahlspruch, das Glück der Völker Oester fördern. das Ziel Unserer — 2 er Völker belohnten reichlich Die Liebe und Dankbarkeit Unserer Völker 4 en er en die Mühen und Sorgen der Regierung, und selbst . . 26 Tagen, als es verbrecherischen 1 a sen g nen am,. Thei z nserer Reiche die gesetzliche rdnung . MPMebrbei n , zu entzünden, verharrte doch die e, me e. Unserer Volker in der dem Monarchen schuldigen . e r n barter Prüfungen, Unserem betrübten Herzen a len Gegenden des Reiches zu Theil geworden. ö reigniffe, das unverkennbare und unab⸗ rang der Ereig großen umfassenden Umgestaltung . = . bietet Allerhöchstdero Gruß dem
im Monate März dieses Jah— Ein ähnliches Manifest entbietet Allerhö 6 . r ha⸗ hohen konstituirenden Reichstage und spricht den Willen aus, aß das Verfassungswerk bald beendet werde, und giebt sich an, hin, daß die Vertreter der Völker Desterreichs zu diesem Werke kräf⸗ tigst mitwirken werden. (Beifall.)
Hierauf wird ein Handbillet Präsidenten verlesen, wodurch das ge Amte bestätigt wird. . . . Ein , . zeigt dem Minister⸗Präsidenten die Ernennung des Baron Culmer zum Minister ohne Portefeuille mit Sitz und Stimme im Ministerrathe an.
Beide diese Schreiben
zmmen. . . ö . Präses fordert die Versammlung auf, diese so, wichtigen Mittheilungen mit einem Lebehochrufe auf unseren re, Kaiser Franz Joseph entgegenzunehmen, (Lie ganzt Kammer erhebt sich und bringt dem Kaiser ein dreimaliges— Lebehoch) * .
Neumann (von der Tribüne): In diesem Augenblicke, wo das hohe Haus eine Nachricht von so hoher welthistorischer Bedeutung erhält, eine Nachricht, die auf Niemanden im Hause ihre erschüit⸗ ternde Einwirkung verfehlen wird, glaube ich, ist es unsere . Pflicht, aus dem Schoße der von St, Majestät so feierlich be zrüßten Reichsversammlung eine Deputation zu ernennen, . den Ausdruck der tiefsten Verehrung dem jugendlichen Monarchen , bringen, zugleich aber auch um Ferdinand dem Gütigen, dem Schöpfer unferer Freiheiten, den Dank von Millionen 1 Ich stelle somit den Antrag, das hohe Haus möge aus seiner . eine Deputation ernennen, die, wo möglich heute, sedenfalls aber morgen, zu Sr. Majestät nach Olmütz sich begeben möge.
Diefer Antrag wird einstimmig unterstützt und angenommen.
Brauner: Ich stelle den Antrag, daß aus jedem Gouvernement drei Mitglieder für diese Deputation gewählt werden.
Mayer (von der Tribüne): Der große Moment erschüttert ge wiß Alle aus der Versammlung in doppelter, Beziehung, einerseits über die Freude der Thronbesteigung Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph J., andererseits knüpft sich daran das Gefühl der Wehmuth, daß Se. Majestät Ferdinand der Gütige, dem wir die Volke freiheiten zu verdanken haben, ins Privatleben zurückzukehren sich ene ch lossen. Ich glaube daher, anknüpfend an den Antrag meines orrer ners, auch den Antrag zu stellen, daß diese Devutation eine . schungsadresse an Se. Majestät Franz Joseph J., aber auch zuglei h unsereè letzte Dankadresse an unseren gewesenen gütigen Kaiser zu überbringen habe. ..
n , dieser Antrag wird sofort zahlreich unterstützt und ange⸗ nommen. . . Der Präsident fordert die Versammlung auf, sich auszusprechen, wie die Deputation zusammenzusetzen sei?
Ein Abgeordneter ruft: Gehen wir in corbore hin.
Dies findet jedoch Widerspruch, und der Antrag Brauner's wird
iterstützt und angenommen. — ⸗;
ö . Wü haben unserem neuen Kaiser ein freudiges Hoch entgegengejubelt. Jedes Desterreichers Herz klopft aber auch . Nennung des Namens des Kaisers Ferdinand; darum jubeln wir auch ihm ein Hoch zu. (Lebhastes Vivatrufen erschallt.
Der Präsident . Kammer, sich auszusprechen, von wem zie Adresse abzufassen sei? ; K ö . 6 Antrag, der Präsident solle . tg, der Versammlung ernennen, die sich sofort mit Abfassung der Adresse zu
eschäftigen hätten. . . ö if Antrag wird angenommen, und der Präsident bezeichnet folgende Mitglieder: Mayer, Neumann, Schuselka, Brauner und Zie— mialkowski. Hierauf fordert er sämmtliche Abgeordnete auf, um 4 Uhr, behufs der Wahl der Deputation nach den . zusammenzutreten, und giebt die für die einzelnen Gouvernements be⸗ stimmten Lokalitäten kund. ö den Umstand, ob die Adresse einer Genehmigung des Reichstages unterzogen werden solle, entspinnt sich eine Debate. .
Strobach glaubt, nur die Deputation solle davon Einsicht aeh= men, die Adresse sei Gemüths Ausdruck, antholte keine bolltischen Grundsätze. Eine dem Reichstag zu machende Vorlage würde nur die Kommission kompromittiren und eine Zögerung hervorrufen. .
Mayer, Der Zweck der Adresse sei kein politischer. Eine De⸗
die, inmitt ten, sind Uns aus Allein der Ur weisliche Bedürfniß nach einer 9 serer Staatsformen, welchem Wir Mö ,. wee, e an und die Bahn zu brechen beflissen waren, res entgegenzukomme d Bahn r , , ,, ,, , ben in Uns die Ueberzeugung festgestellt, daß es jüngerer . n. Ul . 118 J l 3 J 8 3 ö . 5 J ; ö 2 dürfe, um das große Werk zu fördern und einer gedeihlichen Vollen dung zuzuführen. ö. Wir sind daher, nach reiflicher Ueberlegung un der gebieterischen Nothwendigkeit dieses Schrittes, zu
V
(L. S.) Franz Joseph. Schwarzenberg.
Sr. Majestät an den Minister⸗ ammte Ministerium in seinem
d durchgedrungen von dem Entschlusse gelangt, hiermit feierlichst z dem österreichischen Kaiserthrone zu entsagen. . Unser durchlauchtigster Herr Bruder und rechtmäßiger Nachfolger Regierung, Eizherzoa Franz Karl, der Uns stets treu zur .gestanden und Unsere Bemühungen getheilt, hat sich erklärt, erklärt hiermit durch gemeinschaftliche Unterfertigung gegenwärti Manifests, daß auch Er, und zwar zu Guesten Seines nach ihm Thron berufenen Sohnes, des durchlauchtigsten Herm . die österreichische Kaiserkrone Verzicht
werden mit großem Beifalle aufge—
z fe r i Mi zie alle Staatsdiener ihrer Eide entbinden, weisen Wir neuen Regenten, gegen welchen sie ihr beschworenen Berufs⸗ pflichten fortan getreulich zu erfüllen haben. ö Unserer tapferen Armee sagen Wir dankend Lebewohl; Lin f der Heiligkeit ihrer Eide, ein Bollwerk gegen auswartige Feinde Verräther im Innern, war sie stets und nie mehr als in neuer eine feste Stütze Unseres Thrones, ein Vorbild von Treue, ftigkeit und Todesverachtung, ein Hort der y, Mo⸗ jarchie, der Stolz und die Zierde dis , ,. k Mit gleicher Liebe und Hingebung wid sie sich auch um ihren neuen Katse? schaare ö e,, endlich die Völker des Reiches Ihrer Pflicht gegen Uns entheben und alle hierher gehörigen Pflichten und Rechte hier⸗ nit feierlichst und im Angtsicht der Welt auf Unseren geliebten Herrn f s jagen Nachfolger, übertragen, empfehlen diese Völker der Gnade und dem besonderen Schutze Gottes. der Allmächtige ihnen den inneren Frieden wieder verleihen, e Verjrrten zur Pflicht, die Bethörten zur Eckenntniß zuriück⸗ f die verstegten Quellen der Wohlfahrt neuerdings eröffnen Seine Segnungen über Unsere Lande im vollen Maße ergießen, Er aber auch Unseren Nachfolger, Naiser Franz Josenh den irsten, erleuchten und kräftigen, damit Er Seinen hohen und schwe—= en Beruf erfülle zur eigenen Ehre, zum Nuhme Unseres Hauses, um Heile der Ihm anverkrauten Völker. . Gegeben in Unserer Königlichen Hauptstadt Olmütz, den zweiten Dezember im eintausend achthundert und acht und vierzigsten, Unserer Reiche dem vierzehnten Jahre. (LS.) Ferdinand. Franz Karl.
einge⸗
1
Schwarzenberg.
Ein weiteres Manifest Sr. Majestät des Kaisers Franz J o seph J. verkündet den Völkern seine Thronbesteigung und lautet, wie folgt ggir Franz Joseph der Erste, von Gottes Gnaden gaiser von Ocesterteich; König von Hungarn und Böhmen, König der Lom⸗ bardel und Venedigs, von Dalmatien, Croatien, Slavonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien; König von Jerusalem z.; Erzherzog von Desterreich, Großherzog von Toscana; Herzog von Lothringen, von Salzburg, Steyer, Kärnthen, Krain, Großfürst von Siebenbürgen; Markgraf von Mähren; Herzog von Ober- und Nieder Schlesien, v Parma, Piacenza und Guastalla, von Auschwitz und eschen, Friaul, Ragusa und Zara; gefürsteter Graf von Tyrol, von Kyburg, Görz und Gradiska; Fürst von rxen; Markgraf von Ober- und Nieder⸗-Lausitz und in f von Hohenembs, Felt kirch, Bregenz, Sonnenberg c.; Herr von Triest, von Eattaro und auf der windischen Mark.
Durch die Thronentsagung Unseres erbabenen Oheims, Kaisers und Königs Ferdinand des Ersten, in Ungarn und Böhmen dieses Namens des Fünften, und die Verzichtleistung Unseres Durchlauchtigsten Herrn Vaters, Erzberzog Franz Karl, auf die Thronfolge, kraft der prag⸗ matischen Sanction berufen, die Kronen Ünseres Reiches auf Unser Haupt zu setzen,
ö nn. Wir hiermit feierlichst allen Völkern der Monarchie nsere Thron 0st; . 8 9 R n Jo eph des 6 besteigung unter dem Namen Franz Joseph , . z . Bedürfuiß und den hohen Werth freier und zeitgemäßer besser, sie einer Debatte zu unterziehen, als einer Kommission vor= Institutionen aus eigener Ueberzeugung erkennend, betreten Wir mit zulegen. ᷣ Zuversicht t wenn, welche Uns zu inen heilbringenden Umgestal— . 12 Wer die Adresse überreicht, solle sie ö che tung und Verjüngung der Gesammtmonarchie führen soll. Borkowski: Die Richtung der Adresse sei zwar leine po itische Auf den Grundlagen der wahren Freiheit, auf den Grundlagen aber sie soll der Ausdruck der Kammer sein; das sei sie nicht, wenn der Gleichberechtigung aller Veiter des Reiches und der Gleichheit sie nicht der ganzen Kammer vorgelegt werde;; dann sei sie blos der aller Staatsbürger vor dem Gesetze, so wie der Theilnahme der Ausdruck der Deputation, das solle sie nicht sein. . . Volke vertreter an der Gesetzzebung, wird vas Vaterland neu erste⸗ Neumann: Es scheint, daß der vorige Redner der Adresse und hen in alter Größe, aber mit verjüngter Kraft, ein unerschütterlicher Deputation eine constitutio nelle Bedeutung beilege. Ein Anderes sei Bau in den Stürmen der Zeit, ein geräumiges Wohnhaus für die eine Adresse, die an den conslitutionellen Kaiser gerichtet werde, wenn Stämme verschie dener Zunge, welche unter dem ir. Unserer ö l . Cid . vi, Gel fasfang keistet; ein Anderes eine Adresse, die Väter ein brürerliches Band seit Jahrhunderten umsangen hält. als Pflicht der Courtoisse, als Ausdruck der Volksvert eter, gegeben Fest entschlossen, den Glanz der Krone ungetrübt und. die Ge⸗ verde. Wenn man dem Monarchen, der den Neichstag feierlich be⸗ sammt-⸗Monarchie ungeschmälert zu erhalten, aber bereit, Unsere Rechte el gl nicht antworte, würde man den Wünschen des Volkes schlecht mit den Vertretern Unserer Völker zu theilen, rechnen Wir darauf, 3 rec . Er stznne daher nicht absehen, wie eine Verschieden heit daß es mit Gottes Beistand und im Einveiständnisse mit den Völ= der . hier stattsinden könne. Goldmark ist ebenfalls dafür, fern gelingen werde, alle Lande und Stämme der Monarchie zu einem daß die Abtesse, so wie sie die Rommission entworfen, abgesendet großen Staatskörper zu vereinigen. ( werde. . . Schwere Prüfangen sind über Uns verhängt, Ruhe und Ordnung Mayer: Man werde einfach sagen, der Reichstag wünsche Sr. in mehreren Gegenden des Reiches gestört worden. In einem Theile Majestät zur Thronbesteigung Glück; das sei doch der Wunsch der er Monarchie encbrennt noch weute der Bürgerkrieg. Alle, Vorkeh. ] Kammer, die Einkleidung zu beurtheilen stehe wohl der Kammer, rungen sind getroffen, um die Achtung vor dem Gesetze allenthalben nicht aber der Deputation zu. . . e wet wieder herzustellen. Die Bezwingung des Aufstandes und die Rück⸗ Die Kammer entscheidet dafür, daß die Adresse von der
von Modena, Zaätor, von T Habsburg, vor Trient und Br Istrien; Graf
3. Nov. (Wiener 3tg.) Se. Majestät der Kaiser hat an den Freiherrn von Welden folgendes Hantschrei— ben erlassen: „Lieber Freiherr von Welden! Es gereicht Mir zum Vergnügen, Ihnen, nach dem Ausspruche des von Mir angeerdneten Marien⸗Theresien⸗Ordens. Kapitel, das mit Einhelligkeit der Stimmen zugesprochene Commandeur-Kreuz dieses Ordens, in Anerkennu g der von Ihnen eingeleiteten und mit einsichtévvller Tapferkeit ausge⸗ führten Operationen mit dem in dem gegenwärtigen Feldzuge in Jialien unter Ihrem Kommando gestandenen Reserve - Corps, zu verleihen. ;
Olmütz, am 27. November 1818.
Ferdinand.“
Bayern. München, 1. Dez. n
Staate-Ministerien wird an den dem Landtag vorzulegenden Gesetz⸗ entwürfen mit größter Thätigkeit gearbeitet. Außer den Gesetzent würfen über Trennung der Justiz von der Verwaltung und die dadurch nothwendig gewordene Einführung der Nolariate und Frie—⸗ densgerichte, Preßpolizei und Preßstrafgesetzbuch, Gesketz über Zluß—⸗ bauten und Ailuvionsrecht, Forstpolizei, Verbesserung des Looses der Staatsdiener und ihrer Hinterlassenen, Dienstespragmatit der Offi⸗ ziere 2c. unterliegen noch eine Menge andere fortgesetzten Berathu gen, darunter folgende: ein Gesetz über Emancipation der Israehtten Nach diesem sollen den israelitischen Staatsangehörigen im ganzen Umfang des Königreichs neben gleichen Pflichten. auch gleiche voli- tische und bürgerliche Rechte mit den christlichen Einwohne
zugestanden werden; hinsichtlich ihrer Religions verhältnisse den die Bestimmungen der zweiten Verfassungs-Beilage. n. ; gebend sein. Damit wäre eine vollständige positische Emanei pation ausgesprochen, während von der kirchlichen noch vorläufig Um— gang genommen worden. Konflikte
Wien,
(Münch. Ztg.) In den
8.
1 1
Einen Gegenstand mannigfachei
zwischen der katholischen und protestantischen Geistlichteit b dete scit⸗ her der §. 10 der II. Verfassungs⸗ Beilage, welcher von den aussetzungen des Uebergangs von der einen Kirche zur and re
delt, nach welchem allezeit bei dem einschlägigen Pfarrer ode 6 lichen Vorstande der neu gewählten sowohl als der verlassenen Kinch der Uebergang persönlich erklärt werden soll, und §. h derselben
lage, wonach die sreie Wahl des Glaubensbefenatnisses das ersorder j ht
liche Unterscheidungsalter voraussetzt, welches für beide Geschle i auf die gesetzliche Volljährigkeit bestimnit wird. Um den fortwah en⸗ den Streitigkeiten über das Unterscheidungsalter, o wie über zi Fähigkeit des Ueberganges von Seiten der . be⸗ stinimt vorzubeugen, soll der nene Entwurf zum 8. 1 der II. Verfassungs⸗ Beilage noch einen Zusatz anhängen, nach welk em Minderjährige, welche übertreten wellen, ossentliche in Ker zu verlas⸗ senden Kirche vor versammelter Gemeinde ihre Erklärung abe ben sollen, wobei den Anwesenden das Recht zustehen soll, durch Frag n über Religionssachen zu erforschen, ob der llebertritt, aus eigener freier Ueberzeugung hervorgehe oder nicht. Damit müßte. der 8.6 ganz wegfallen und 8. 18 modisizirt werden. Gesetz über Ber sammlungs⸗- und Vereinigungs⸗Recht. Durch dieses soll uuf
einen Seite die unbedingte Berechtigung der Staatsbürger, sich erlaubten Zwecken friedlich und unbewaffnet, zu versammeln, an— kannt, auf der anderen Seite aber der Regierung die Befugniß ein⸗ geräumt werden, einen Beamten dorthin u senden, der die Aufissung ber Versammlung verlangen kann, sobald dieselbe eine gesetzwi rige Handlung beschließt oder begeht, oder wenn dringende Qfa ir für die öffentliche Ordnung und Sicherheit aus der längeren Dauer der Versammlung zu entstehen droht.
.
21
ö.
Volksversammlungen unter freiem Himmel können bei dingen Gefahr für die öffentliche Sicherheit unter agt. werden, eben ö solle Sturmpetitionen zu Hunderten und Tausenden , . Während des Landtags sollen Vollsversammlungen unter sreiel Himmel in einem Umkreis von acht Stunden vom Sit des Tan tags verboten sein. Fast nach denselben Grundsitzen n g r Vereinsrecht gesetzlich festgestellt werden. Ucher die . zum Ersatz des bei Auflaufen verarsachten ch ken ö ö. setz⸗ Entwurf, bei welchem das französische und badische Gese z ger chen Betreffs als Anhaltspunkt dienen wird, vorgelegt werden, Was die gesetzlichen Bestimmungen über die Landes bewaff hung betriffe so kann durch die Partial⸗Gesetzgebung nicht früer v orwä e .. schritten werden, bis die Berathungen über . . Wehrgesetz vollendet sind. Wie bekannt, wird vorlausis ach em, lich Entwürfe die ganze bewaffnete Macht Deutsch lands w banne eingetheilt, von denen der 4te unserem , . Institute entspricht. Da nun, nach Art. III. S8. 10 2 ö. 36 schen Wehrgesetz- Entwurfs die Bestimmungen über den ö. bann den einzelnen Gesetzgebungen , : ö igen liches Bürgerwehr⸗Gesetz geboten, weiches dem . ö den schen Landwehr⸗Ordnung vom Jahre. 1826 solgen, n 3 vesen modifizirende Grundsätze enthalten soll. So soll die e. pflicht außer den wirklichen Gemeindegliedern auf die . ñ gen und eine direkte Steuer zahlenden Einwohner ausgeben ö den. Zugleich sollen Beschränkungen der .. 3 Ausdehnung der Reluitionsgelder auf alle ,. ö u der Reluitionsgebühren, möglichst freie Wahl JJ durch die Wehrmänner mit Königl. Bestãtigunge rechte der .
Für die Regiments- und Bataillons Kommandanten ö. .
aus drei Gewählten einen kestätigen können. Dabei sollen ie Cl gen nach 3 Jahren wieder der Wahl unterworfen, . . 1 Uniform gesehen werden. Ein Gesetz⸗ Entwurf H ersten Kammer soll gleichfalls dem Landtage vorge e ö . desfallsige Entwurf soll von, dem Grundsatze 6 . lagen der ersten Kammer breiter zu gestalten und die freie 2
aus zuschließen.
wehr⸗
d 1
Sach sen⸗-Altenburg. Altenburg, 3. . d. A. 3 chesteꝰ n,, nach 2 Uhr fand die ö . Leiche der Frau Herzogin in der Gruft der . ‚. unter entsprechender Feierlichkeit statt; die . . dem vom Herzog . auf dem . Gottesacker erbautt ürstlichen Erbbegräbniß wird später geschehen— . . . Ludwig Mühlenfels hat . Ansprache an die Bewohner von Thüringen und , n lichen lassen, und man spricht allgemein ,, . . Laufe dieser Woche ein Bataillon Hannoveraner Stadt ve 61 361 — sechs Wochen!, die seit meiner i 1. . sprache verflossen sind, hat sich die Herrschaft der , n,, g. r g, ie Einschüchterung der besseren Bürger beginnt zu schwin en,; n n 9 . ; Möge es den Herzhaften und Einsichtigen unter ihnen nich . i . n fortan ͤie jmmer noch thätigen Widersacher der 2 . 3 , f bald als absolutistische Reactionaire, bald als 33 Ii beit hn und Anarchisten auftreten, mannhaft zu belämsen ö V en digung mit den Unkundigen hinzuwirken. Der Ein⸗ , . Vier e der öffentlichen Ordnung berufenen Reichs truppen dee, 86 auf die Besserung der politischen Zustände in Thüringen . . einen günstigen Einfluß geübt, weil sie, von den Freunden der . eit i. Sidnung als Freunde, als Brüder aufgenommen, die ahne ie e n haben. Ein Theil der Reichstruppen wird auch fern ,,. te n, derweilen. Die Reichs gewalt trägt aber Sorge, daß die Einquartierung
inner i ie ersten Bedi ür ein glück- missi tworfen und ohne weitere Rev sion abgesendet werde, wor⸗ kehr des inneren Friedens sind die ersten Bedingungen für ein glück- mission ent liches Gedeihen dis großen Verfassungswerkes. auf die Sitzung um 3 Uhr geschlossen wird.
unerträgliche Last werde. Durch Beschluß vom 27. November d. J. hat
nämlich die National -⸗Versammlung dem Reichs-Ministerium einen Kredit von 1 Million Thaler zu dem Ende bewilligt, damit die unmittelbar zu zahlende baare Vergütung für die tarifmäßigen Naturallieferungen, welche rie im Reichedienste besindlichen Truppen ven ihren Wirthen zu fordern haben, alsbald geleistet werden könne. Demgemãß wird durch eine Ma⸗ trikular⸗-Umlage die obige Summe auf Betreiben des Reichs - Ministeriums der Finanzen erhoben werden und demnächst die zugesagte Vergütung aus der Reichs- Kasse erfolgen. Inzwischen habe ich, bei der erklärten Bereitwilliakeit des Reichs-Ministers der Finanzen, auch schon aus den vorhandenen Baarbeständen der Reichs- Kasse Zahlungen an d gen Regierungen zu leisten, welche außer Stande sind, durch üsse der Bedürftigkeit der Einwohner gewisser Distrikte zu fe zu lommen, die Bewilligung entsprechender Vorschüsse nachgesucht, werden solche sofort aus der Reichskasse an die betheiligten Regierun⸗ ewährt werden. Bewohner von Thüringen und Altenburg! Ihr selbst das Eure dazu beitragen, um eine Erleichterung der Einquartierungs— dadurch herbeizuführen, daß ihr eure Bemühungen mit denen der Be⸗ osrden zur Bildung tüchtiger Bürgerwehren vereinigt. Das Institut der traerwehr muß so eingerichtet sein, daß dasselbe für die Aufrechthaltung fentlichen Ordnung Gewähr leistet. Je nachdem die Bürgerwehr in zu meinem Geschäftskreise gehörenden Städten der betreffen gierung jene Gewähr leistet und Vertrauen erweckt, wird eine
Besatzungen von mir veranlaßt werden.“
ö
84 Ausland.
Frankreich. Rational⸗Versammlung. Sitzung vom z. Ansang 14 Uhr. Leon von Malleville führt als Vice⸗ ent den Vorsitz. Louis Bonaparte erscheint auf seinem Platz
mit seinem Lehrer und Nachbar, Professor Vieillard.
lirte nähern sich ihm, um sich mit ihm zu unterhalten.
bemerkte man auch Herrn von Tocqueville, eines der
des Repräsentanten-Vereins der Rue de Poitiers, zum Vertreter der französischen Republik in der italie⸗
Vermitteungs-Frage bestimmte. Nach Verlesung des Proto⸗
Nalleville an, daß Präsident Marrast ein Danksa⸗ iben vom Nuntius erhalten haben, welches also laute:
3 National Versammlung! Der Edelmuth der
heiligen Vater, welche heute von der National—
so glänzender Weise ausgesprochen wurden, hat mich
le gerührt. Ich kann nicht unterlassen, Ihnen unmit⸗ Anerkennung auszusprechen, von der ich für die Re— Republik durchdrungen bin, so wie für die Vertreten ner Nation, die nie die edlen Instinkte ihrer Ergebung vergessen dürfte. Genehmigen Sie, „den Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung ꝛc. zember. (gez.) Erzbischof von Nicäa, apostolischer Auf dieses Schreiben hat Marrast Folgendes geantwor— luntius! Ich werde mich beeilen, der National-⸗Ver⸗
den Brief mitzutheilen, den Sie mir zuzusenden die Ehre Organ der Souverainetät des Volkes, entsprach die Na⸗ sammlung den Gefühlen der ganzen Nation, als sie ihre fe Sympathie für den heiligen Vater kundgab. Die
das Recht hat, unter den Traditionen der Vergan— sejenige zu berufen, welche darin besteht, allem
chen Zufluchtsstätte zu dienen, theilt
erhabensten Tugenden. Das Votum der ional-Versammlung, indem es die von der Vollziehungsgewalt sffene Initiative guthieß, hat Ihnen hinlänglich beweisen können, lch Empfang der erlauchte Pontifer bei seinem Eintritt is Gebiet des republikanischen und katholischen Frankreich zu ge⸗
Meir alten üitglieder
16 nt der
iun a er nunng der
tigen habe. Er wird allen Respekt finden, welchen seine hohe tellung verdient, und diese Beweise des Herzens werden so rührend aufrichtig sein, wie Alles, was der Glaube und die Freiheit ein— . Genehmigen Sie, Herr Nuntius, die Versicherung meiner aus⸗ netsten Hochachtung. Paris, den 1. Dezember 1848. (gez.) st.“ Nach Verlesung dieser Aktenstücke nahm die Versamm— des Budgets des Finanz- Ministeriums wieder
au, Besan gon, Souteyra, Julien, Lacroix, Berryer, Tassel,
ur, Duclere und mehrere Andere nehmen an der Debatte Lagrange unterbricht die Budget-Debatte und trägt dar⸗ i Versammlung möge doch endlich über die Anträge ent⸗ welche von ihm und von Pierre Leroux so wie von unglücklicher Petenten rücksichtlich der Juni-De⸗ estellt worden seien. Der Termin zur Präsiden— heran, es sei also doch wohl hohe Zeit,
ch des Volkes annchme. Lamoricire bemerkt, daß er Minister selbst einen ähnlichen Antrag gestellt habe, der
ur Entscheidung gebracht werden solle. Die Versammlung die Juni-Insurgenten nach dem Budget zu berath—
i S verlangt, daß auch die Kranken in den Ho⸗ 19. Dezember mitstimmen sollen. Du faure verspricht,
hierüber einzubringen oder spezielle Maßregeln dafür
Die Versammlung setzt die Diskussion des Finanz-Bud⸗
ne wesentliches Interesse fort. Charles Dupin findet,
die provisorische Regierung zu sehr unter dem Tabackspersonal ithet Garnier Pages vertheidigt sich. Man habe daran gethan, diesen Faullenzer⸗Generalstab zu lichten. (Bei— Auch der Postdienst ruft eine Debatte hervor. St. Prie st schiedene Mängel. E. Arag o, Post⸗ Direktor, giebt einige Anderem hört man, daß die fahrenden Briefträ—
e zu Fuß gehenden. Schluß der Sitzung
atftbunga 1 ung
uber
1 — 5
2
. Dez. Bernays, der als Attaché der französischen in Wien war, geht heute als Konsul der Republik
Gesandtschaft von hier nach Jamel auf Haiti. Die Zahl der französischen Runkelrübenzucker⸗Siedereien ist im
Jahre 1818 von 287 auf 238 gefallen. Der Ertrag derselben be⸗ lief sich im Jahre 1847 noch auf 9,460, 253 Kilogramm Zucker, während er 1848 nur 5,375,053 Kilogramm erreichte. Auch die Kolonialzucker-Fabrikanten seufzen gewaltig. Ihr Geschäft hat so ab— genommen, daß ihr Produkt der Douane nur noch 13 Million Fr. während der letzten Monate an Eingangszoll brachte.
amartine schreibt heute an alle Journale einen Brief, worin er sie benachrichtigt, daß er keinesweges auf seine Präsidentschafts⸗Kan⸗ didatur verzichte.
Die Ga zette de Fra nee wurde gestern Abend auf der Post und in ihren Büreaus konfiszirt wegen eines heftigen Artikels gegen Cavaignac zu Gunsten Louis Bonaparte's. ;
Das Blatt Le Credit behauptet, Pierre Bonaparte und Louis Napoleon Bonaparte ließen jetzt bei dem gutmüthigen Landvolk eine Anleihe von 3 Millionen Franken negoziren.
Blanqui der Aeltere hat seine Vorträge über die Lage der fran⸗ zösischen Arbeiterklasse vorgestern in der hiesigen Gewerbeschule be⸗— gonnen.
Im Kriegsministerium hat man bereits aus Marseille die Nach⸗ richt vom Aufbruch der Moliereschen Brigade auf 4 Fregatten nach Civitaoecchia.
Laut Bericht des heutigen Moniteur werden in diesem Augen⸗ blick blos an Fleischbons 30, 181 Rationen jeden Tag an 2067 ver⸗ schiedene Haushaltungen vertheilt, deren jede 29 Centimen kostet (im
1263
Ganzen 1456 Franken 40 Centimen auf den Tag). Hierzu treten 2280 Franken monatliche Gehalte an die Beamten, welche mit Ver⸗ theilung der Almosen beauftragt sind. Früher geschah diese Verthei= lung durch 100 sogenannte wohlthätige Bürger, welche kein Gehalt bezogen. Da ergab sich aber ein tägliches Abhandenkommen von 1892 Fleischrationen, deren Kostenpreis obige Gehalte bei weitem überstieg.
Großbritanien und Irland. London, 2. Dez. Die spanische Schuldfrage giebt der Times wieder Anlaß, auf die Behandlung der spanischen Staatsgläubiger und auf die Ärt und Weise zu sprechen zu kommen, wie alle auf einander folgenden spa—⸗ nischen Ministerien in Bezug auf diese Forderungen sich verhalten. Sie ist auch der Ansicht, daß die heutige Lage Spaniens trotz der schlechten Verwaltung des Landes ihm gestatte, die seit dem Jahre 1840 ganz unterbrochene Zinsenzahlung wieder aufzunehmen. Sie meint, daß die Zeit zu Komplimenten vorüber sei, und hätte nicht übel Lust, daß man Spanien durch Zwang zum Zahlen anhalte.
Ueber die Absendung französischer Truppen nach Civitavecchia bemerkt die Times: „Ber Beschluß der französischen Regierung, ein Detaschement von 3500 Mann sofort auf vier Dampfschiffen nach Civitavecchia zu senden, wo sie zur Beschützung des Papstes gelan⸗ det werden sollen, ist eine Maßregel, welche durch den traurigen Zustand von Rom gerechtfertigt wird. Und da General Cavaignac den Zweck seiner Intervention sorgfältig festgestellt und die Voll ziehung dieses schwierigen Auftrages deni Herrn von Corcelles an— vertraut hat, so finden wir keinen Grund, ihn als eine Verletzung der Grundsätze des Friedens und der Neutralität, welche die fran— zösische Republik bisher getreu beobachtet hat, anzusehen. Man kann unmöglich zugeben, daß Mord und Raub ungehemmt in der ewigen Stadt herrschen sollen, und daß das Oberhaupt der katho— lischen Kirche ohne die Ehre eines Schutzes oder ohne das Ansehen einer Regierungs- Gewalt allen Verhöhnungen des siegenden Verbrechens ausgesetzt sei. Das unschuldige Blut des Herrn Rossi, dessen Ermordung ohne Zweifel das verabredete Zeichen zu einem furchtbaren Aufstande war, hat den leeren Verstand des italienischen Pöbels zur Tollheit berauscht. Ein wilder Jubel der Anarchie begrüßte in vielen der wichtigsten Städte Italiens die Nachricht von diesem furchtbaren Ereigniß, und das Volk feierte in Chören, welche den Opern des Tages entlehnt waren, die Schänd— lichkeit einer That, welche diese wüthende und elende Volksklasse nach dem Urtheil der Menschheit bis zu gleicher Stufe mit den Wilden herabwürdigte. Unter solchen Umständen und bei einer solchen Re⸗ gierung, wie sie jetzt in Rom ins Leben getreten ist, ist es nothwen⸗ dig, daß fremde Macht dazu verwendet werde, um die Möglichkeit eines noch abscheulicheren Verbrechens abzuwenden. Wir hoffen nur, daß auch die sehr große britische Seemacht, welche wenigstens aus sechs Linienschiffen besteht und kürzlich in der Bai von Neapel vor Anker lag, sich auch bereits nach Civitavecchia begeben habe, wo ein Theil der britischen Seetruppen zweckmäßig zum Schutze des Papstes mit- wirken könnte, und wir hegen keinen Zweifel, daß auch zu Livorno und Genua die Anwesenheit von britischen Kriegsschiffen für die recht⸗ mäßigen Herrscher dieser Länder nicht weniger nützlich sein würde, als für unser Handels⸗Interesse. Die Stellung, welche von den Franzo⸗ sen in Civitavecchia eingenommen worden ist, wird wahrscheinlich auch den Weg bestimmen, welcher von dem linken Flügel der österreichischen Armee eingeschlagen werden wird, der auch wohl durch den Zustand in den Legationen aufgefordert werden möchte, seine Operationen über den Po auszudehnen; denn eine der ersten Bedingungen der revolu⸗— tionairen Bewegung in Italien ist eine allgemeine Er— neuerung der Kriegs ⸗ Erklärung gegen Desterreich. Die— ser Zustand der Dinge überschreitet die Geduld. Er be⸗ droht jede Regierung in Italien; er vernichtet Alles, was die constitutionelle Sache gewonnen hat; er zwingt den Papst, nach einem zweiten Avignon oder einem zweiten Fontainebleau zu flüchten; und es ist das gemeinschaftliche Interesse Frankreichs, Englands, Oesterreichs, Sardiniens und Neapels, diesen Strom der Anarchie in den Kanal gesetzlicher Rechte des Volkes einzudämmen.“ Die Morning Chronicle äußert sich nicht so zustimmend zu den Maß— regeln der französischen Regierung. „Ueber den Schritt des Gene⸗— rals Cavaignac“, sagt dieses Blatt, „der Herrn von Corcelles nach Rom schickte, wollen wir uns nicht mit Hast und ungebührender Strenge aussprechen; doch können wir nicht recht begreifen, was für Umstände zur Kenntniß der französischen Regierung gelangt sein können, um ein so außerordentliches Verfahren zu rechtfertigen, wel⸗ ches sich durch die plötzlich eingetretene Wendung der Dinge nicht hinlänglich entschuldigen läßt. Zwar weisen die Instructionen des Herrn von Corcelles ihn an, sich auf die Sorge für die persönliche Sicherheit des Papstes zu beschränken. Aber zu solchem Zwecke würde ein einziges Kriegs⸗Dampfschiff vollkommen hingereicht haben. Auf welche Berechtigung hin oder unter welchem Vorwande erscheint ein französischer Kommissar in den päpstlichen Staaten mit einer Streitmacht von 4 Dampfschiffen und 365600 Mann? In Italien wie in Syrien, unter der dreifarbigen wie unter der weißen Flagge, werden die Regierer Frankreichs sich keine Gelegenheit entgehen lassen, der Welt in Erinnerung zu bringen, daß sie, wer sie auch sonst sein mögen, die Nachfolger einer Reihe von allerchristlichsten Köni⸗ gen sind.“
Schweiz. Bern, 30. Nov. Aus Freiburg ist der Bundes⸗ Versammlung eine Petition von 214 Bürgern und 139 Gemeinden übergeben worden, worin die Bittsteller verlangen, daß die ihnen allein auferlegten Contributionen nach billigen Verhältnissen auf das ganze Land vertheilt würden.
Die Gewerbsvereine der Schweiz rühren sich. Sie wollen sich zu einer Petition an die Bundes-Versammlung verständigen, worin sie verlangen: „Schutz der vaterländischen Arbeit und die Annahme und Geltendmachung der Grundsätze des Gegenrechts in Gränz- und Zollsachen gegen das Ausland.“
Italien. Florenz, 23. Nov. (D. A. 3.) Die vorgestri⸗ gen Wahlen hatten zwar fein entscheidendes Resaltat geliefert (von den 2900 Wählern der Hauptstadt hatten nur 1200 abgestimmt), aber die Mehrzahl der Stimmen war nur mit einer Ausnahme wie⸗ der auf erklärte Anhänger der gemäßigten Partei, größtentheils auf die früheren Mitglieder, gefallen. Gestern Morgen begann die Ab— stimmung von neuem, aber ehe sie vollendet war, drangen Volkshau— fen in die Wahllokale (in den 6 Hauptkirchen), warfen die Urnen um, vernichteten die Wahlzettel und zwangen die anwesenden Wäh— ler, sich eiligst zu entfernen, wobei es ohne einige grobe Real⸗Injurien nicht abging. Dann eilten die Tumultuauten vor den Palazzo vecchio;
eine Deputation eilte hinauf, fand jedoch nur den Justizminister Maz—=
zoni, von dem sie im Namen des florentinischen Volkes: Vernich⸗ tung der stattgehabten Wahlen, ein provisorisches Wahlgesetz mit allgemeinem Stimmrecht und Versetzung des vorigen Ministeriums in den Anklagestand forderte. Der Minister antwortete, er könne nichts versprechen, und ermahnte zum Auseinandergehen. In der That verlief sich der Haufen, und Alles schien vorüber. Aber Abends 6 Uhr versammelte sich eine nene Volksmasse unter den Hallen der Affizi, zog, nachdem sie dem Kriegs-Minister d' Ayala ein
Hoch gebracht, vor die Häuser des Erx⸗Ministers Ridolfi, des Depu⸗
tirten Capri, des Marquis Martelli, des Redacteurs der Patria, Salvagnoli, und vor die Büreaus dieses Journals, warfen uberall die Fenster ein, verdarben so viel sich von außen an den massiven Pa- sästen von Florenz verderben läßt und versuchten sogar, wie ver= sichert wird, den Palast Martelli in Brand zu stecken, indem sie die Vorhänge der Parterre-Zimmer anzündeten. Der ganze Haufen be⸗ trug ohne die Zuschauermenge höchstens 500 Köpfe, größtentheils Gassenjungen von 12 — 16 Jahren. Der zufällig vorüberfahrende Wagen der Gräfin Nemini wurde aufgehalten, zur Umkehr gezwun⸗ gen, die Gräfin von einem Steinwurfe, der Bediente von einem Stockschlage getroffen, die Fenster und Laternen zerschmettert, denn „abb-asso l'insame aristocrazia!“ tönte der Ruf. Nach einem noch unverbürgten Gerüchte soll das Ministerium, „um die Ruhe herzu⸗ stellen“, das provisorische Wahlgesetz mit allgemeinem Stimmrecht versprochen haben.
Nachmittags 3 Uhr. So eben wird eine von dem ganzen Ministerium unterzeichnete Erklärung angeschlagen, worin die gestri⸗ gen Vorfälle nicht allein aufs ernsteste gemißbilligt, sondern auch die strengste Untersuchung und rücksichtéloseste Bestrasung der Schuldi- gen versprochen werden. Fahre „das Volk“ fort, durch ähnliche Vorgänge dem Ministerium Mangel an Vertrauen zu bezeigen, so werde dasselbe sofort seine Demisslson einreichen. Zugleich verkündigt ein Anschlag seitens des Präfekten, daß die un n. über die gestrigen Vorfälle öffentlich sein würde: „man hoffe, das würde bessere Wirkung thun, als außerordentliche Vorsichtsmaßregeln irgend welcher Art.“ Von einem provisorischen neuen Wahlgesetz verlautet agegen nichts.
Türkei. Konstantinopel, 15. Nov. (D. A. 3.) Die
hiesigen Berathschlagungen des Kriegs-Conseils für die Bildung einer Reserve zur türkischen Armee haben bis jetzt zum Ergebniß, daß in der Türkei ein Landwehr- und ein Reservesystem eingeführt werden soll gleich dem preußischen, mit dem alleinigen Unterschiede, daß, so wie in dem türkischen stehenden Heere nur Muselmänner dienen, so auch nur solche zur Landwehr gehören sollen, wodurch die Türkei ein stehendes Heer und eine Landwehr mit Reserve, in Zahl gleich der preußischen, haben würde. Ein Umstand, der zu diesem Ergebniß ge⸗ führt hat, soll der Kostenpunkt sein; man glaubt nämlich, daß die schwachen Finanzen der Türkei am leichtesten ein preußisches Land—⸗ wehr⸗ und Reservesystem einführen lassen. Ob bei diesen Absichten noch die Abreise des Obersten von Kurzkowsky zu erwarten steht, von welcher schon so viel geredet worden, ist vielleicht zu be⸗ zweifeln.
wissenschaft und Kunst. Zweite Sympho 6e.
Die Symphonie⸗Soiréen sind für uns immer Abende eigentlicher musifa⸗ lischer Erbauung und Andacht gewesen. Vor den übrigen Gattungen der Kunst hat die Symphonie den Vorzug, daß sich in ihr der Egoismus der Einzelnen nicht geltend machen kann, sondern daß sich Alle dem einen gro⸗— ßen Ganzen unterordnen müssen, die Kunst ist hier der Zweck und der Künst-⸗ ler das Mittel. In der Oper liegt schon die Versuchung, sich auf Kosten des Ganzen hervorzudrängen und nur die eigene Individualität zur Gel- tung zu bringen, viel näher. Am widerlichsten macht sich diese Selbstsucht in dem Thun und Treiben der meisten Virtuosen breit, die sich von ihren Brüdern, den Seiltänzern und Bereitern, nur dadurch unterscheiden, daß sie
ihre Arena auf das Klavier oder die Violine verlegten. Ihnen wird die Kunst zum Ackergaul, womit sie das Feld pflügen, auf daß es ihnen Brod, und was sonst zur Lebensnothdurft und Nahrung gehört, hervorbringe, oder zum Paradepferd, auf dem sie ihre halsbrechenden Kunststücke, welche die Menge anstaunt, produziren.
Das Programm der zweiten Symphonie⸗Soirée, die am 30. November stattfand, war vortrefflich bedacht, und die Ausführung entsprach in jeder Beziehung dem Werthe der vorgetragenen Werke. Das Konzert enthielt: die Ouvertüre zur Cantemira von Fesfa, Syomphonie D-dur von Haydn, die große Leonoren- Ouvertüre und die F-dur-Symphonie von Beethoven.
Die Leistungen der hiesigen Kapelle bleiben wenig hinter dem Ideal orchestraler Aufführung zurück und machen dem pariser Conservatoire den Ruhm, es am weitesten in dieser Beziehung gebracht zu haben, streitig.
Das Vorurtheil, das man dort in das Verständniß Beethoven's am kiefsten
eingedrungen sei, muß verschwinden, wenn man die Konzerte des Conserva—= toire mit denen unserer Kapelle vergleicht, beide zeichnen sich durch dieselbe Präzision, durch dasselbe syommetrische Zusammenwirken aller Kräfte zu einem Ziele aus, aber die gewissenhafte Nüancirung im Einzelnen, diefelbe geistige Durchdringung suchen wir vergeblich in Paris. Wir glauben überhaupt, daß der Beethoven Kultus der Franzosen, von dem so viel Aufheben ge⸗ macht wird, mehr eine künstliche affektirte Begeisterung ist, sie meinen, diese Musik zu lieben, weil sie dieselbe nicht verstehen. Das anscheinend barocke und zerrissene Wesen Beethoven's imponirt ihnen, wie alles Neue und Son- derbare. Nur Deutschland kann diese durch und durch deutsche Musik ganz verstehen und schätzen.
‚. . Anfang des Konzerts machte die Ouvertüre zur Cantemira von Feska.
Feska gehört zu jenen ehrenwerthen Componisten, die, ohne gerade neue Bahnen in der Kunst zu eröffnen, mit Fleiß und Gewissenhaftigkeit den Mustern nachstreben, die ihnen in den Werken älterer Meister a sind. Er verleugnet nirgends die Regeln des guten Geschmacks, ist weit entfernt von aller Effekthascherei. Während unsere neuen Instrumental-Compositio- nen gewöhnlich die innere Leere durch äußeren Glanz, durch pikante Kon- traste, gesuchte Uebergänge, durch übertriebene Tempi und eine lärmende Instrumentation J verdecken suchen, überschreitet diese Ouvertüre nirgends das vernün stige Maß, sie ist klar und natürlich, die Melodieen sind anspre⸗ chend, die Verarbeitung zeigt von einer gründlichen Kenntniß des Kontra— punktes, wit wünschten indessen dieser Musik etwas mehr Wärme und Leben.
Es folgte die Hapdnsche Symphonie, eine Composition, friedlich und hei⸗ ter wie ein schöner Maimorgen. Die Idee, aus der sie entsprang, ist der ähnlich, welche der Pastorale⸗ Symphonie zu Grunde liegt; es ist die Schil- derung der Gefühle, welche bei dem herannahenden Frühling unsere Brust bewegen, ein Lieblingsthema aller Komponisten und Dichter. Haydn malt hier eines jener naiven, ländlichen Feste, womit das Volk die schönste Zeit des Jahres sonst zu begrüßen pflegte. Lob gebührt dem Orchester, welches dieses Werk mit der reizendsten Grazie und Zartheit ausführte und hier dieselbe Vollkommenheit bewährte, welche es auf andere Weise in dem Vor⸗ trage der brillanten Musik zu entwickeln pflegte. Man hat gesagt, daß, wer eine Symphonie Haydn's gehört habe, sie damit alle kenne, und es ist wahr, sie sind alle aus derselben Grundstimmung hervorgegangen und schildern ähnliche Nebenzustände. Für die Vielfeitigkeit aber, die dieser Musik ab- geht, entschädigt uns die naive Unschuld, deren ursprünglicher und vollende⸗ ser Ausdruck sie ist. Dieser Familientypus, den die Hapdn'schen Kinder tra- gen, ist ein so bezaubernder, ihre Gesichtszüge sind so lieblich, daß wir uns immer freuen, wenn uns eines derselben begegnet. Es sind junge Mädchen mit blonden à l'enfant gescheitelten Locken, mit frommen blauen Augen und glockenreinen Stimmen, Gestalten voll der kindlichsten Anmuth, Munterkeit und Schelmerei. Die Hapdn'sche Musik erfüllt uns immer mit Rührung, weil bei diesen Klängen die unschuldigen Freuden unserer ersten Jugend an uns vorübergehen. „Unser Herz taumelt von Erinnerung zu Erinnerung, und wir wandeln mit breitem Fuße zwischen den Blumenbeeten unserer Kindheit und erheben uns auf den Flügeln der Phantasie zu den rothen Abendwolken unserer hinabgesunkenen Jugend.“ — Solche Musił , die ersten Menschen im Paradies noch vor dem Sündenfall. Es ist 9) bekannter Vergleich, daß Hapdn der reine Grundton, Mozart er. Terz, Beelhoven die erabene Quinte sei, wir möchten Hartn denemibichen. lenden Kinde, Mozart dem träumenden Jüngling, Beethoven
kenden und schaffenden Manne vergleichen. .
Der 4 Leonoren-Ouvertüre, der dritten i, . 9683 die innere Einheit, die plastische Abrundung, welche Here g rn * Egmont und Coriolan so auszeich net. Ueber diesem