auern bieses und jenes geräumigen Klosters ein Asyl ge⸗ 1 r, ien auf der Liste der Todes kan⸗ didaten; Kardinal Mattei mußte in verwichener Nacht in einem kleinen
ammerlei terskuppel zubringen und entkam gestern nur mit * — — inn n g waren Beide im vorigen Ponti⸗ ire und der Schrecken aller damaligen Politiker.
at Staats⸗Secretaire unt i in Polit: ; e ist mit dem Präsidenten Dr. Sterbini (Minister 2 Erden rei f, rbeiten) Tag und Nacht in per⸗
d der offentlichen ; bee e g nen zu Berathungen versammelt. Das aus ihm
ene neue Ministerium hat sich mit seiner Autorität der berger late nur koordinirt. Sein neuester, dem Kriegs—= Minister Campelle mit Waffendemonstration überbrachter Beschluß ist, alle an der Revolte des 16. Nov. betheiligten Soldaten und Civici mit einer Medaille zu dekoriren, außerdem ersteren den Uebersold von einem Tage zu bewilligen. Campello veröffentlichte ein Programm mit folgen den schmeichelnden Schlußworten: „Soldaten! ich habe euch weder Disziplin zu empfehlen, noch Waffenstudien. Ihr gabt unzweifelhafte Pro⸗ ben von Beidem. Ihr liebt den Ruhm, die Freiheit; ein edles Ge— fühl fürs Vaterland glüht in euch. Seid eingedenk, daß Italien eurer bedarf!“ — Der Papst hat den Wunsch geäußert, vom Qui⸗ rinal nach dem Lateran ziehen zu dürfen. Man wird ihm nicht will- fahren, weil Porta di San Giovanni, durch die der Weg nach Nea⸗ pel führt, zu nahe ist und man seine Flucht fürchtet. — Heute ver⸗ breitet sich die Nachricht von einer nahen Landung französischer Trup⸗ pen in Civitavecchia, die dem Papste zur Disposition gestellt werden sollen. Im Hafen von Ancona liegen englische Schiffe, welche In⸗ terventionstruppen auch ihrerseits ans Land zu setzen bereit sind.
Rom, 23. Nov. (A. Z.) Das hiesige Ministerium wird zu— letzt wohl genöthigt sein, die Kammern aufzulösen, um sie durch neue Wahlen zusammenzubringen. Denn unter den gegenwärtigen Ver⸗ hältnissen scheint es fast unmöglich, daß man sie vollzählig erhalte. (Mit dem Austritte von 17 weiteren Deputirten ist dies außer allem Zweifel gestellt. Unter denen, die ausgetreten sind, befinden sich drei Bolognesen und, was am auffälligsten und bedeutsamsten ist, auch Marco Minghetti. Die übrigen Deputirten von Bologna waren noch gar nicht eingetroffen. Sind die Gerüchte nicht ganz aus der Luft gegriffen, welche über die Umstimmung jener Provinz zirkuliren, so dürfte von dorther eine Reaction zu— nächst zu erwarten sein. In einem solchen Falle wird auch die hiestge päpstlich gesinnte Bevölkerung, welche weit zahlreicher ist, als es den Anschein hat, nicht zurückbleiben, zumal sich immer mehr die Ueberzeugung verbreitet, daß von Konzessionen des Papstes eigentlich
ar nicht die Rede sein kann. In der Romagna scheint vollkommenk . zu herrschen, was Viele an die Nachricht glauben macht, Zucchi sei im Stande, mit den dortigen Schweizerregimentern auf Rom los- zumarschiren. Ein Brief desselben an Rosst, den man nach dessen Er- mordung aufgefangen hatte, läßt dies vermuthen. Auch scheinen seine Aeußerungen über die vortreffliche Haltung der bologneser Bürger- arde unzweideutiges Lob zu enthalten. Von den Kardinälen sind . diejenigen geflohen, welche fest bei sich beschlossen hatten, bis auf den letzten Maun auszuhalten, und es scheint, daß sie durch 2 selbst aufgefordert worden sind, für ihre Sicherheit Sorge zu tragen.
Vom Kardinal Lambruschini sind Briefe aus Monte Casino hier angelangt, denen zufolge er wohlbehalten dort angekommen war. Hier hatte sein Leben an einem Faden gehangen. Rosmini ist, wie es scheint in Mission, plötzlich abgereist. Man vermuthet, daß er nach Paris zu gehen gedenke. — In Pefaro war es zu Unruhen gekommen.
Der z4. November in Erfurt. (Eingesandt.)
Die Saat, welche von den „Führern des Volks“ seit den März⸗ tagen so reichlich hier ausgestreut worden, ist von neuem blutig auf⸗ gegangen. Bereits im Juli wurde der erste Probeschnitt versucht, ein Versuch, der mehrere Bürger aufs Todtenbett und manchen de- mokratischen Schnitter ins Zuchthaus gebracht hat. Auch dieses Mal, scheint es, trat der Tag der Aerndte noch zu früh für die Vorberei⸗ kungen der Demokraten ein, sonst wäre die Niederlage der Letzteren doch vielleicht nicht so schnell und so vollständig erfolgt. Auf der anderen Seite durfte der Tag der Landwehr Aushebung nicht ruhig vorübergehen, wenn die anarchische Partei dem Feinde nicht neue Streiter aus dem eigenen Lager überliefern wollte. Zugleich galt hier der täuschende Vorwand, daß es sich bei einem Widerstande um einen erlaubten Kampf für Volksrechte gegen die reactionairen Ver— suche eines „volksfeindlichen Ministeriums“ handelte.
Deutlich lassen sich unter den Straßenkämpfern des 24sten, nach den leitend gewesenen Motiven, zwei Gruppen unterscheiden. Die eine, weniger zahlreich, gehört dem Bürgerstande an, die andere der arbeitenden, besitzlosen Klasse. Ungeachtet beide Gruppen durch ver— schiedene Lockspeisen geködert sind ünd im Grunde auf ein ganz ver— 1 Ziel hinstenern, umschlingt sie doch, durch die Kunst ihrer
erführer, für deren Zwecke ein gemeinsames Band. Noch nicht vollständig ist hier die Kluft zwischen Bourgeoisie und Proletariat zu Tage getreten.
Auf die Bürgerschaft, so weit solche der modernen Demokra— trie huldigt, wirkt ein bekannter Abgeordneter unmittelbar durch sein Organ: Der Stadt- und Landbote. Ungeachtet dieser Mann, wie schon sein Sitz auf der äußersten Linken andeutet, die Republik, oder treffender den Sturz des Königthums herbei—= wünscht, wagt er es doch nicht, sich offen dazu zu bekennen. Er steht D wo ist sein ausgelegtes Programm — auf der constitutionellen Basis, aber breitester Grundlage. Mit dem ausgesprochenen Worte Republik, das weiß er, schreckt er einen Theil? der aus anderen Gründen ihm noch anhängenden Bürgerschaft zurück. Er bekämpft daher in seinem Blatte die Krone immer nur in den Absichten eines gzreactionairen Ministeriums“, verdächtigt unter dieser halbdurch- sichtigen Hülle aber Alles, was von der Krone ausgeht, und bereitet
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mit einer Konsequenz, die eines besseren Zieles würdig wäre, den Boden für die Ansicht vor, mit der Krone im Hause der Hohenzollern lasse sich nicht mit Vertrauen unterhandeln. So war auch jetzt, bei der Vertagungefrage, nicht von dem aut aut, Monarchie oder Vielherrschaft, sondern von einem Staatsstreiche des Ministeriums“ gegen die geheiligten Vertreter der Nation die Rede. Daß die Verlegung der Versammlnng eine Königliche Botschaft, daß diese Botschaft ein Akt nothwendiger Prärogative der Krone, selbst bei zugestandenem constitutionellen Systeme, sei, und daß daher diesen Alt bestreiten, die Fortdauer der Monarchie überhaupt bestreiten heißt, und daher eine Parteinahme für oder gegen die Fraction Unruh eine Parteinahme für Monarchie oder Nicht-Monarchie ist, — alles dies ward in den Blättern dieser Leute weise umgangen und aller Wider⸗ stand in das Gewand eines erlaubten Widerstandes gegen die Reac— tion des Ministeriums Brandenburg gekleidet.
Von der am Kampfe des 2Msten betheiligten Bürgerwehr war freilich immer nur ein kleiner Theil der eigentlichen Bürgerschaft an— gehörig. Die besseren Bürger waren entweder ganz zu Hause ge⸗ blieben oder verließen rechtzeitig den Kampsplatz. Der weitaus größte Theil stammte aus den unteren Schichten der besitzlosen Klasse. Hier hatten die Demokraten ihre Hauptthätigkeit entwickelt. Waffen für das Volk, d. h. für das ihnen dienstbare Gesindel, war die stete, bis zur endlichen Erfüllung wiederholte Forderung. Viel Volks war auch insgeheim bewaffnet mit Sensen, Heugabeln, Aexten und ähnli— chen Instrumenten, die alle am Morgen des Kampftages — ein schau— dervoller Anblick — aus ihren Höhlen hervorkrochen und zum Kam⸗ pfe des Verbrechens mit dem Gesetze sich aufstellten. Die se Sorte von Menschen war durch Berlepsch und seine Helfers⸗ helfer bearbeitet. Hier hatte man kein Hehl mehr von der Republik, hier bekannte man sich offen, in Blättern und auf Volks⸗ versammlungen, zu ihr, d. h. dem Zustande, in welchem Freiheit von Lasten und Abgaben, gleiche Vertheilung kes Eigenthums und Plün⸗ derung der Reichen versprochen ward. Tie Thüringische Zei⸗ tung und der Telegraph waren hierfür die Organe. Zu⸗ gleich wirkte Berlepsch auf dem platten Lande durch seine Reden in Volksversammlungen. In Erfurt selbst wurden allabendlich im demokratischen Vereine die Gemüther in Wallung erhalten. Hier wurde berathen, was der Presse nicht mehr anvertraut werden konnte, und der Plan zur Ausführung geschmiedet; hier wurde recht eigentlich die wilde Ehe mit dem Pöbel begangen, in welche die Leiter der Verschwörung das Versprechen der Plünderung gleichsam als Morgengabe eingebracht hatten. Aber auch die Leiter spielten ein gefährliches Spiel; der Zeitpunkt der endlichen Erfüllung des gegebenen Versprechens, oft schon hinausgeschoben, ließ sich nicht länger mehr verschieben; darf man Aeußerungen vertrauen, die von ihnen mitgetheilt sind, so blieb ihnen seit Wochen schon keine Alter⸗ native, als das Zuchthaus oder der Tod von ihren eigenen Leuten.
In solcher Lage erschien der Tag der Landwehraushebung als die günstigste Gelegenheit zum blutigen Konflikt. Berlepsch hatte die Zwischentage von der ersten Entlassung der Landwehrmänner und ihrer Wiedereinziehung zur Werbung auf dem platten Lande genutzt. In Suhl hatte er am 22sten eine Volkversammlung ge— halten und zu Widerstand und Steuerverweigerung aufgefor⸗ dert. Von Arnstadt, von Mittelhausen, von Tiefthal und al⸗ len Orten der Umgegend brachte er zum Vorabend des 24sten das Versprechen bewaffneten Zuzuges mit. Nun war der Schlachtplan offenbar der: Das Landwehrzeughaus bildet die Ecke des Angers, wo der Kampf beginnen sollte, und der Auguststraße, d. h. der Ver⸗ bindung mit dem Eisenbahnhofe und dem Hauptquartiere der Rebel⸗ len. Mit der Besetzung des Zeughauses war mithin zugleich diese Verbindung gesichert. Schräg gegenüber der Mündung der August— straße läuft die Schlosserstraße in den Anger aus. Durch diese geht der Verbindungsweg nach dem Petersberge und kommt der Zuzug von dort zum Anger. Auch die Schlosserstraße mußte deshalb ge— sperrt werden. Hierzu diente vorzugsweise die Besetzung des steiner⸗ nen zur Vertheidigung sehr gut geeigneten Bartholomäusschen Hau— ses, das mit seiner Front dem Ausgange der Schlosserstraße gerade gegenüberliegt, mit seinen Rückausgängen aber die Verbindung mit der Auguststraße offen hält. Auf dem Anger selbst sollten die einzel nen Häuser besetzt und aus ihnen das Feuer auf die Truppen unter halten werden. Gelang es, diese Position zu behaupten oder gar die Truppen vom Anger herauszuschlagen und den Kampf bis zur Dunkelheit hinzuziehen, so schien für die Letzteren nichts übrig zu blei⸗ ben, als sich auf den Petersberg zurückzuziehen. Für diesen Fall sollte auch in allen Stadtvierteln zugleich die Emeute losbrechen und die bereits bezeichneten Häupter der „reactio— tionairen Partei“ in Sicherheit gebracht werden. Welches Schicksal dann dieser Personen wartete, läßt sich daraus schließen, daß in dem gewöhnlichen Versammlungs⸗-Lokale des demokratischen Klubs nach dem Kampfe etwa 20 Haken in die Wand eingeschlagen und bereits mit Stricken versehen vorgefunden worden sind, zum Theil schon mit dem Charakter derjenigen Person bezeichnet, für welche sie bestimmt waren. Wurde man aber auf dem Anger zurückgeschlagen, so konnte man hoffen, durch Barrikaden die Posstion gegen den Bahnhof so lange zu halten, bis der erwartete Zuzug vom Lande die versprochene Hülfe brachte. Endlich rechnete man 29. die Uebereinstimmung eines Theils der Soldaten selbst, von denen man hoffte, sie würden auf das Volk und die Landwehr zu schießen sich weigern. Jusoweit war daher der Plan geschickt genug angelegt, allein in einem Punkte hatte man die Rechnung entschieden ohne den Wirth gemacht, im Punkte des eigenen persönlichen Muthes. Hier hat sich indeß nur die alte Erfahrung bewährt: „mit bösem Gewissen ist schlecht fechten.“
Solchen Vorbereitungen entsprach der Verlauf und der Ausgang des Kampfes. Offenbar war man seitens des Militairs auf einen solchen organisirten Widerstand nicht gefaßt. Die Truppen waren zwar konsignirt, allein Haufen bewaffneten Gesindels hielten das Zeughaus von früh an belagert. Erst als der Zug der neuangekom— menen Landwehrleute nach dem Zeughause hinzog und dasselbe besetzt fand, wurde das Militair allarmirt. Allein auch die Bürgerwehr wurde zusammengerufen und faßte zum Theil Posten vor dem Zeug—
hause. Das Oberkommando führte der durch sein zweideutiges Ver halten seit den Märztagen bekannt gewordene Landrentmeister Blie⸗ sener. Ohne seiner eigenen Leute Herr zu sein, hatte er es doch nicht über sich gewinnen können, rechtzeitig das Kommando niederzulegen. An ihn erging, nachdem einem Kommando Kürasstere, welche durch die Schlosserstraße nach dem Wilhelmsplatze beordert war, der Durch⸗ gang durch die Schlosserstraße streitig gemacht und vom Pöbel mit Steinen darauf geworfen und „zwei Schüsse“ abgefeuert waren, — die Aufforderung, mit der Bürgerwehr den Platz vor dem Zeughause vom bewaffneten Gesindel zu räumen. Herr Bliesener erklärte, hierzu nicht im Stande zu sein; da hieß es, solle er die Bürgerwehr nach Hause führen, man wolle die Säuberung selbst übernehmen. Hierauf erfolgte die Angesichts des offenbaren Rechts und der Noth— wendigkeit für das Militair, sich den Zugang zu seinem eige— nen Gebäude zu erzwingen, die denkwürdige Antwort: „Ber Herr General möge zuerst sein Militair zurückziehen, dann werde auch die Bürgerwehr weichen.“ Auf solche Antwort erging die Aufforderung an den versammelten Haufen zum Zurück— gehen, mittelst Trommelschlags und Verlesung des Standrechts. Lau— ter Hohn antwortete dieser Aufforderung. Inzwischen hatte der Bürgerwehr Commandeur seinen Posten niedergelegt, ein Theil der Bürgerwehr suchte den Platz zu verlassen, der größere Theil blieb zurück. Ueber die eigentlichen Absichten dieses Theils der Bürger⸗ wehr schwebten noch immer beim Militair Zweisel: auf einen förm— lichen Angriff mochte man den Argwohn immer noch nicht stellen. Doch sollten diese Zweifel bald gelöst werden, als die Abtheilung Kürassiere, welche rückwärts vom Eingang der Schlosser-Straße quer über den Anger aufgestellt war, Befehl erhielt, den Auger vor dem Zeughause langsamen Schrittes zu säubern. Denn kaum waren dieselben so weit vorgerückt, daß sie der längs dem Zeughause aufgestellten Bürgerwehr die Flanke boten, als von hier ein mörderi— sches Pelotonfeuer auf sie losbrach. Mehrere Kürassiere stürzten so⸗ gleich getroffen vom Pferde, andere waren verwundet, und augen— blickliche Verwirrung kam in die Kavallerie, deren regulaires Vor⸗ rücken ohnehin schon durch einen quer über den Anger aufgestellten Frachtwagen gehemmt wurde. Ueber die verwundeten, zu Boden ge⸗ stürzten Kürasstere fiel die meuchlerische Rotte her. Bei solchem Anblick erhob sich aber auch von Seiten der zurückgebliebenen Infanterie ein lauter Racheruf, und zwei Gewehrsalven folgten sich im Momente. Mehrere von der Bürgerwehr stürzten, und der ganze Haufe zerstob nun beim Sturmschritte der Infanterie, wie Spreu vor dem Winde. Ein Theil verschwand in den Häusern, ein Theil wälzte sich in die Auguststraße, um sich hier hinter Barrikaden zu verschanzen. Jene setzten den Kampf eine Zeitlang aus den Häusern fort, bis sie einzeln aus den— selben vertrieben oder hervorgezogen waren; jeder Barrikade machte eine mit schwacher Ladung geschossene Granate ein baldiges Ende, und die Infanterie schritt mit Bajonettangriff über den Platz dahin. damit war auch der letzte Rest der Kämefer von offener Straße verschwunden. Viele Häuser mußten gestürmt werden, so namentlich das genannte Bartholomäussche Haus, aus dem scharf geschossen war. Der General von Voß war überall dem Kugelregen bloßgestellt und bewährte darin eine unveränderte Seelenruhe. Nicht wenige der Rebellen, die mit den Waffen erblickt oder gefaßt wurden, wur— den in der gesteigerten Wuth der Soldaten dem Tode geweiht, die meisten aber gefangen. Um die Mittagsstunde war alter Kampf zu Ende und nur die Verhaftungen dauerten fort. Mehr als 109 Per⸗ sonen waren am Abend des verhängnißvollen Tages auf den Peters⸗ berg in Gewahrsam gebracht: ein Theil verwundet, viele, mit den Waffen ergriffen, andere verdächtig. Der Putsch war zu Ende, ehe der versproöchene Zuzug vom Lande eingetroffen war. Mittelhauser und tiefthaler Bauern waren vor den Thoren angelangt, allein nach der Kunde vom Stande der Dinge alsbald zurückgegangen. Ver⸗ heißene Hülfe von Cöthen und Arnstadt her war ganz ausgeblieben. Auch der Rebellen Chef Stockmann saß schon auf dem Petersberge gefangen. Die eigentlichen Anstifter der Verschwörung waren wäh— rend des Kampfes, wie immer, verschwunden. Berlepsch, nach dem die Soldaten alle Winkel der Stadt durchstöberten, ist nicht gefunden worden. Einige wollen wissen, er sei, als Bauerfrau verkleidet, auf der Landstraße nach Arnstadt gesehen worden. Dagegen ist der Com— mandeur der Bürgerwehr⸗Abtheilung, welche zuerst gefeuert hat, ein Secretair der Eisenbahn-Direction, Simoni, untec der Anschuldigung zum Feuern das Zeichen gegeben zu haben, verhaftet. Geblieben sind von den Rebellen, ziemlich sicheren Nachrichten nach, mehr als 30 Personen. Von den Soldaten sind 7 getödtet, darunter 4 Kü— rassiere. Gestern wurden sie begraben. Ein großer Theil der Bürger⸗ schaft folgte dem Zuge; die Theilnahme war allgemein. Der Sinn der Bürgerschaft ist umgeschlagen, scitdem sie zum zweitenmale diese blutige Saat hat aufsprießen sehen.
Ganz Thüringen fühlt den Schlag mit, der am 24sten in Eifurt gefallen. Die „Demokratie“ liegt niedergeschmettert am Boden, und das Phantom der „thüringischen Republik“ ist für jetzt geplatzt, wie eine Seifenblase in der Luft.
Erfurt, den 28. November 1848.
Markt ⸗ Berichte.
Danzig, 2. Dez. Unter Fortdauer der im Dienstags⸗-Bericht erwähnten flauen Stimmung wurden an unserer Börse am Mittwoch 350 und am Donnerstage 110 Last Weizen geschlossen, deren Preise sich zwischen 370 bis 450 Fl. für 128 //33pfd. Gattungen bewegten. Gestern trat eine kleine Besserung ein, und es wurden für 130 Last 128 / 32pfd. 375 bis 440 Fl. bezahlt, welches unter Berücksichtigung der Qualität etwa 10 Fl. Erhöhung sein dürfte. Ein tiefer liegen- des Motiv dazu läßt sich vorläufig nicht annehmen; augenblickliches Bedürfniß zur Kompletirung von Schiffen wird bei so sehr gedrück— ten Preifen, wie die gegenwärtigen, dergleichen kleine Schwankungen sehr leicht veranlassen. Vom Dienstage wurde noch ein Abschluß von 40 Last Weizen bekannt, und sonach beträgt der Umsatz dieser Woche gegen 950 Last Weizen. Bei Thorn sind 500 Last Weizen vorüber— gegangen.
Bekanntmachungen.
lraz
Ter Apotheker Wilhelm Joseph Leonhard Heinrich Hubert Mertens, geboren den 29. Mai 1809, ein Sohn des hierselbst verstorbenen Justizraths Martin Mertens, hat im Jahre 1834 die hiesigen Lande verlassen, um nach Nord⸗Amerila zu gehen. Die letzten Nachrichten hat er seinen Verwandten im Jahre 1836 aus Buffalo gegeben, welchen Ort er, den angestellten Ermittelungen zufolge, im nämlichen Jahre verlassen hat, um west= wärts Hausirhandel zu treiben. Aus Cincinnati -Ohio soll er Nachricht nach Buffalo gegeben, auch geäußert aben, daß er sich nach Mexiko wenden wolle. Nach- in rr an allen drei Orten haben aber keinen Er⸗ olg gehabt.
buff den Antrag des Justizraths Hülsen, als des dem Vermögen des gedachten Apothekers Mertens im Be- ͤ
mergerichte
schlag gebracht.
1724
trage von ungefähr 1000 Thlr. bestellten Kurators, Coupons muthmaßlich g wird derselbe oder seine unbekannten Erben hierdurch ͤ öffentlich vorgeladen, sich schriftlich oder persönlich, spä= testens in dem auf
den 8. September 1849, Vorm. 11 Uhr, vor dem Kammergerichts-AUssessor Bindewaldt im Kam- erg hierselbst anberaumten Termine zu melden, widrigensalls der verschollene Apotheker Mirtens für todt erklärt und sein Vermögen den bekannten nächsten 3 , werden soll.
Zu. Mandatarien werden die Justiz-Kommissarien Goldschmidt, Justizräthe Lüdickt r fn in szien
Berlin, den 4153. November 1848. Instructions⸗-Senat des Königlichen Kammergerichts.
Belanntm ach u
Ratibor, den 1. Dezember 1848.
l estohlen worden. Wir ersuchen denjenigen, welchem er zu Gesicht kommt, sofort der be— treffenden Orts- Polizei⸗-Behörde hiervon Kenntniß zu geben und sie zum Einschreiten zu veranlassen.
Königl. Land- und Stadtgericht. Abtheilung für Untersuchungssachen.
/ rotheen Krauße, als des Testators dermaligen nächsten Anverwandten, abstammenden Nachkommen, von Zeit ihrer Anmeldung an, dafern aber von einem oder dem anderen Theile keine Anverwandten, die sich zur Per- æception zu legitimiren vermögen, vorhanden sind oder die Vorhandenen keine Ansprüche an den Genuß der- selben machen, einem hiesigen Stadtkinde zu seinem Studium der Theologie gereicht.
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gates von 1000 Thlr. ausgesetzt.
rigen Zins- äter Thönigker
Bekanntmachung.
Der vormalige Superintendent zu Grimma, weil. Herr Dr. Jeremias von Sytphen, hat mittelst eines unterm 21. Juli 1693 errichteten Testamentes seinen und seiner Ehegattin Verwandten die Zinsen eines Le= Diese 1000 Thlr. befinden sich im Depositum des unterzeichneten Stadt- a. nnn f Zinsen i in n, e, n g. des Vorbeschied⸗Rezesses vom 23. Februar zur Am 24sten v. M. ist der Stdal schnso ein Litt . älfte dem nächsten Verwandten der von Sptphenschen, sr e, , fo cyl. wr er nf a . . .
Da uns nun gegenwärtig von der Kraußeschen Linie abstammende Empfänger nicht bekannt sind, so fordern wir alle diejenigen, welche sich als Geschlechts verwandte der mehrgedachten Dorothee Krauße zu legitimiren ver— mögen, hierdurch auf, sich b innen heute und spä— testens 3 Monaten, vom Erscheinen dieser Bekannt- machung an gerechnet, mit ihren Ansprüchen zu melden.
Grimma, den 30. November 1848.
6 a m h. ; Hennig, Bürgermeister.
chen Wittwe, zur Hälfte den von Do— w
Das Abonnement beträgt: 2 Rthlr. für * Jahr. 4 Rthlr. . * Jahr. 8 Rthlr. ⸗ 1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preis⸗Erhshung. Bei einzelnen Nummern wird der Bogen mit 25 Sgr. berechnet.
Staats- Anze
Berlin, Sonnabend den 8. Dezember
. ö / / / / ///
.
Deutschlan d.
Preußen. Berlin. Die neuesten Anordnungen der französischen Re—= gierung in Betreff der Rückzölle und Ausfuhr-⸗Prämien. — Preußen und die deutsche Centralgewalt.
Bundes⸗Angelegenheiten. Frankfurt a. M. verfassunggebenden Reichs⸗Versammlung.
Oesterreich. Wien. Erlasse. — Adressen des Reichstages. — Be— trachtungen über den Thronwechsel. — Atresse an den Ban Jellachich und Antwort desselben. — Krem sie r. Staatsvoranschlag des Finanz-Mi—⸗ nisters. — Olmütz. Kaiser Franz Joseph. —
Hessen und bei Rhein. Unterliederbach. Truppen.
Oldenburg.
Amtlicher Theil.
Verhandlungen der
Die Preußischen
Oldenburg. Landtags -⸗Verhandlungen. A u slan d. .
Fraukreich. National-Versammlung. Rekruten-Aushebung. Mittheilungen Cavaignac's über den Papst. — Erfolglose Wahlen. — Die Ehrenlegion. — Paris. Die Nachricht über die Flucht und den Aufenthalt des Papstes. — Vertagung der neapolitanischen Kammern. — Ministerwechsel in Turin. — Ankunft eines neuen türkischen Gesandten. — Bugeaud für L. Bonaparte. — Vermischtes.
Großbritanien und Irland. London. Kabinetsrath. — Lord Clarendon's Rückkehr aus Irland. Das Oberkommando der ostindi— schen Armee. Truppenbewegungen in Ostindien. — Nachitichten aus Westindien. — Ausfuhrhandel. — Vermischtes. .
i nud und Polen. Warschau. Durchreise des Erzherzogs Wil— elm. Schweiz. Italien. matischen Verbindungen zwischen Toscana und Neapel. — tum Englands und Frankreichs in der sicilianischen Frage. Spanien. Madrid. General de la Concha nach Catalonien; Karlisten
in Burgos; neue Oppositions-Partei.
Aegypten. Kahirg. Ibrahim Pascha.
Börsen- und Handels Nachrichten.
Beilage.
2 26 . 2 ; 19 2 1 . Amtlicher Theil. Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
Den Landgerichts Rath von Roon zu Düsseldorf zum ständi— gen Kammer-Präsidenten bei dem dortigen Landgerichte zu ernennen.
Hoheit der Prinz Karl ist nach Olmütz
Neuenburg. Kirchengesetz. Rom. Kammer⸗-Verhandlungen. — Unterbrechung der diplo— Das Ultima⸗
Se. Königliche
abgereist. ö .
Der Schluß -Termin zur Einzahlung von Beiträgen auf die freiwillige Staats-A Anleihe, so wie zur Einlieferung von Gold- und Silbergeräthen für diesen Zweck, wird hiermit auf den 31sten d. M. festgesetzt, und es dürfen auch bis dahin nur noch Beiträge in Geld— sorten, deren Annahme in den Staatskassen gestattet ist, nicht aber in ungemünztem Gold und Silber angenommen werden.
Berlin, den 7. Dezember 1848.
Finanz⸗Ministerium. Im Allerhöchsten Auftrage: Kühne.
öJͤl e
In Folge des von einer Fraction der National-Versammlung ausgegangenen Aufrufs zur Steuer-Verweigerung sind dem König⸗ lichen Staats-Ministerium, um etwaigen Verlegenheiten der Staats- Kasse vorzubeugen, aus allen Theilen der Monarchie zahlreiche An— erbietungen zu Steuer -Vorausbezahlungen und Geldbeiträgen aller Art nicht selten mit ausdrücklicher Verzichtleistung auf Rückzah— lung und Verzinsung — gemacht worden. Mehrere Patrioten haben sogar mit der uneigennützigsten Hochherzigkeit ihr gesammtes Ver— mögen dem Staate zur freiesten Verfügung gestellt.
Der gedachte Aufruf, welcher von den traurigsten Folgen für unser gesammtes Vaterland hätte werden können, ist Dank sei es dem gesunden Sinn des Volks — fast ohne alle Wirkung geblieben und hat nur an wenigen Orten eine ganz kurze Stockung der Steuer— Einzahlungen nach sich gezogen. Die Staats-Kasse befindet sich da— her nicht in der Lage, zur Befriedigung der Stagtebedürfnisse von den bereitgestellten Opfern Gebrauch machen zu dürfen.
Nichtsdestoweniger erscheint es dem Unterzeichneten als eine mit Freudigkeit zu erfüllende Pflicht, den hohen Werth der gemachten Anerbietungen und des sich darin kundgebenden Ausdrucks wahrer Vaterlandsliebe hiermit öffentlich dankend anzuerkennen.
Berlin, den 8. Dezember 1848.
Für den Finanz⸗Minister: Kühne.
Angekommen; Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich Au— gust zu Schleswig ⸗Holstein«⸗ Sonderburg⸗Augusten⸗ burg⸗Noer, von Noer. ö ( Se. Durchlaucht der Fürst Karl von Lichnowsky, von Krzyzanowitz.
Der Ober⸗Präsident der Provinz Preußen, Staats⸗-Minister von Auerswald, von Brandenburg.
Der außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister beim päpstlichen Hofe, Kammerherr von Usedom, von Rügen.
nichtamtlicher Theil. Dent schland.
Prenßen. Berlin, 8. Dez. Die französische Regierung hat amtlich anzeigen lassen, daß die am 10. Juni d. J. erlassene Verordnung, durch welche die bestehenden Rückzölle und Ausfuhr⸗Prämien bei der Aus⸗ fuhr französischer Waren um 560 pCt. erhöht und neue Ausfuhr
Prämien für einige Waaren bewilligt wurden, mit dem 31. Dezember d. J. bestimmt außer Kraft treten wird. ⸗
Bekanntlich hat diese Verordnung den Regierungen der Zoll— Vereins-Staaten Veranlassung gegeben, die Erhebung von Zuschlags— zöllen für Seidenwaaren, halbseidene Waaren und gewisse Arten wollener Gewebe und Garne anzuordnen. Es ist mit Rücksicht auf jene Erklärung der französischen Regierung zu erwarten, daß auch diese Anordnungen mit dem 31. Dezember d. J. werden außer Kraft gesetzt werden. ;
Berlin, 6. Dez. Manchen in der Presse laut gewordenen Stimmen gegenüber, welche an die Maßregeln der Regierung Be⸗ sorgnisse über unsere Stellung zur Centralgewalt knüpfen, önnen wir nicht umhin, auf das thatfsächliche Verhältniß auf nerksam zu ma⸗ chen, welches die preußische Verfassung zur deutschen einnimmt
Selbst wohlmeinende Stimmen haben gefärchtet, schon in dem Verbleiben und in der Ergänzung des Ministeriums Lie Elemente zu einem Bruch mit der Centralgewalt und der frankfurter Versammlunn zu erkennen, und trösten sich nur mit der Hoffnung, daß die wahr hast deutschgesinnten Männer in Frankfurt den guten Willen und die Alugheit besitzen würden, keinen Bruch Laraus entstehen zu lassen.
Wir, unsererseits, sind ebenfalls überzeugt, daß Alles, was einen Bruch Preußens mit der Centralgewalt veranlasfen könne, an der edlen Bestrebungen dieser Männer, Bestrebungen, die wir in ihrem vollen Maße achten und würdigen, geeigneten Widerstand finden würde. Im vorliegenden Falle wird es jedoch solcher Austrengungen nicht bedürfen, denn der Weg, welchen das Ministerium Brandenburg in der deutschen Sache zu gehen gedenkt, ist in dem Berichte dessel ben an den König vom gestrigen Tage genau bezei Es heißt nämlich darin von der dem Könige vorgelegten Verfassung: .
Wir haben darin auch die bisherigen Beschlüsse der deutschen Na—=
tional⸗Versammlung, deren fernere Beschlüsse auch bei der vorzu—
nehmenden Revision zu beachten sein werden, sorgfaltig berück⸗
sichtigt. ö Hieraus solgt, wie jeder Unbefangene begreifen wird, keine Trennung, sondern ein Anschluß. Preußen steht seit gestern eben so fest zur deutschen Sache, als vorher. ö
.
hnet.
L undes- Angelegenheiten.
„aFrankfurt a. M., 6. Dez. (Frkf. J In der heutigen 130sten Sitzung der verfassunggebenden Reichs ⸗Versammlung wurde die Berathung der revidirten Grundrechte eröffnet, nachdem vorher ein präjudizieller Antrag des Abgeordneten Venedey: die Redision
H . 6. e n,, . ö. ö. des Verfassungs-Ausschusses zurückzulegen und einen neuen Ausschuß eisten Bera⸗
mit Vorlage einer Redaction und Revision der in der thung gefaßten Beschlüsse, binnen höchstens acht Tagen, zu beauf— tragen, abgelehnt worden war. Die §§. 1 bis 7 der neuen Fassung wurden angenommen, bei S8. 7 ein Antrag von M. Mohl: „Der Adel wird hiermit abgeschafft und darf nicht wieder eingeführt werden“, mit 236 gegen 192 Stimmen verworfen; ein An— trag von Trützschler und Genossen: „Alle zur Bezeichnung des Adels dienenden Ausdrücke verlieren ihre Bedeutung und werden dom Staate weder anerkannt noch gebraucht“, mit 259 gegen 179 Stimmen verworfen; ein Antrag Schmidt's vo! Berlin: „Der Adel als Stand ist abgeschafft“, mit 225 gegen 211 Stim— men angenommen; der bei der ersten Lesung beschlossene und hei der Revision vom Verfassungs-Ausschuß weggelassene Satz: „Alle Titel, insoweit sie nicht mit einem Amte verbunden sind, sind aufge— hoben und dürfen nie wieder eingeführt werden“, mit 253 gegen f70 Stimmen wieder angenommen. (So weit waren die AÄbstim— mungen bis 1 Uhr gediehen.)
Oesterreich. Wien, Die Wiener Zeitung theilt nachstehende Erlasse mit: ̃ „Se. Majestät der Kaiser Ferdinand IJ. haben unter dem Z0sten vorigen Monats nachstehendes Allerhöchste Handschreiben an mich zu erlassen geruhet: . „Mein lieber Feldmarschall Fürst Windischgrätz!
Die Liebe sür die Meinen Regierung anvertrauten Völker war stets der Leitfaden aller Meiner Handlungen; er soll es bleiben bis zu Meinem letz ten Athemzuge; ich sühle, daß ich der allgemeinen Wohlfahrt ein großes Opfer bringen muß, und ich thue es mit ruhiger inniger Ueberzeugung ohne fremde Einsprache noch Einfluß. Ich übertrage Meinem theuren Neffen und Nachfolger Meine gränzenlose Liebe und Dankbarkeit gegen meine Armee, deren Treue und Tapferkeit Mir unvergeßlich bleibt. Um diese in der Person ihres edlen Führers zu ehren, so wie um Ihnen, Mein lieber Fürst, en Zeichen der Anerkennung Ihrer ausgezeichneten, dem Staate und
—
der Donastie geleisteten Dienste zu geben, verleihe Ich Ihnen das Groß— kreuz des St. Stephans-Ordens. Ferdinand.“
Sofoit haben Sich Se. Majestät der Kaiser Ferdinand J. bewogen befunden, zu Gunsten Allerhöchstihres Herrn Neffen, des durchlauchtigsten Erzherzogs Franz Joseph, an Höchsiwelchemdessen Herr Vater, der durch— lauchtigste Erzherzog Franz Karl, das Successions⸗Recht abgetreten, die Ne⸗ gierung der Kaiserl. Bösterreichischen Staaten und der dazu gehörigen Kö— nigreiche, Herzogthümer und Nebenländer niederzulegen. .
Dieser feierliche Akt wurde gestein, den 2. Dezember, zu Olmütz in Ge—= genwart der Kaiserlichen Familienglieder, des ganzen Ministeriums und in Meinem und des Banus von Croatien Beisein ausgefertigt und veröffent— licht. Ich gebe dieses wichtige Ereigniß hierdurch vorläufig mit dem Bei— fügen allgemein bekannt, daß ein diesfälliger Allerhöchster Befehl an die Armee nachfolgen werde.
Einstweilen haben Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph I. un— term 2ten d. M. nachstehendes Allerhöchste Handschreiben an mich zu er— lassen befunden:
„Mein lieber Feldmarschall Fürst Windischgrätz!
Meine vortreffliche Armee hat in allen Zei en und besonders in den letzen Stürmen das in sie gesetzte Vertrauen vollkommen gerechtfertigt. Unter Ihrer Leitung war es nicht anders zu erwarten. Sie vörschlossen in Ihrer Brust den heiben Schmerz, für den ich Ihnen keine Vergeltung zu bieten vermag, und setzten der Empörung den Schild der Ehre und Treue
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Alle Post⸗Anstalten des In⸗ und
Auslandes nehmen Bestellung auf
dieses Blatt an, für Berlin die
Expedition des Preuß. Staats Anzeigers:
Behren⸗Straße Nr. 57.
Er.
1848.
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entgegen; — dann eilten Sie herbei heit die Flammen des Aufruhrs in sidenz.
„Ich betrachte es als eine Meiner ersten Pflichten, Ihnen Meine volle Anerkennung Ihrer Verdienste, so wie Ihrer mnitterlichen Tugenden auszu⸗ rechen, dieselben sind Mir Bürgen, daß Sie M auch fortan kräftig zur Seite stehen werden, rine unerschütterliche Stütze des Thrones und der Ver fassung. Geben Sie, lieber Fürst, den unter Ihren Befehlen stehenden bra⸗ ven Truppen die Versicherung, daß die Beweise ihre Treue und Tapferkeit mit unverlöschlichen Zügen in Meinem Herzen geschrieben stehen.
t. Franz Joseph.“
Es grreicht mir zur hohen Befriedigung, diese allergnädigsten Worte der Anerlennung Sr. Majestät unseres nunmehrigen Kaiseis und Herrn hier= mit vollen Inhalts allgemein bekannt zu geben, und damit zugleich die un erschütterliche Ueberzeugung auszusprechen, daß die Armee zu allen Zeiten und in allen Verhältnissen sich dieses höchst ehrenden Allerhöchsten Vertrauens würdig bezeigen werde.
Hauptquartier Schönbrunn, am 3.
und bezähmten mit Muth und Klug— der durch Treulosigkeit verführten Re
Dezember 1818. Fürst Windischgrätz, Feldmarschall.“ . An die Kaiserliche Armee. Se. M zjestät der Kaiser Ferdinand J. haben kraft des an⸗ geschlossenen Manifestes die Krone Seines Reiches niedergelegt:
. AUnserer tapferen Armee sagen Wir dankend Lebewohl. Eingedenk der Heiligkeit ihrer Eide, ein Bollwerk gegen auswärtige Feinde und Verräther im Innein, war sie stets und nie mehr als in neuester Zeit eine feste Stütze Unseres Thrones, ein Vorbild von Treue, Standhaftigkeit und Todesver= achtung, ein Hort der bedrängten Monarchie, der Stolz und die Zierde des gemeinsamen Vaterlandes. Mit gleicher Liebe und Hingebung wild sie sich auch um ihren neuen Kaiser schaaren.“
‚ Dies sind Allerhöchstdessen an die Armee gerichtete Abschiede worte; sie sagen Alles; und im Vereine mit jenen testamentarisch ausgedrückten und unvergeßlichen Anerkennungen Allerhöchdessen seligen Herrn Vaters bilden sie der gesanmmten glorreichen Armee schönstes Denkmal durch Menschen— alter ohne Unterbrechung behaupteten Ruhmes, unvertilgbar in den Jahr— büchern der Geschichte Oesterreichs und der eurspäischen Staaten. Sie bil⸗ den den echten Stolz eines Jeden, dem hieran ein Antheil gebührt.
Möge der Allgerechte unseren scheidenden Landesvater aus so kummer— vollen Zeiten und tiefkränkenden Verhältnissen geleiten auf dem friedlichen
Pfade jenes frommen und xuhigen Familienlebens, das Allerhöchstdessen
entschiedenem Wunsche entspricht, und Ihn noch lange erhalten.
Mögen die unzähligen Beweise, die mehr denn Hunderttausende unter uns von Allerhöchstdessen unbegränzter Huld aufzuzählen wissen, die unbe— zweifelten Bürgen der dankbarsten Segnungen bilden, die aus allen gerühr⸗ ten Herzen Ferdinand den Gütigen immerhin begleiten werden.
Kremsier, den 2. Dezember 1848.
Cordon, General- Major. An die Kaiserl. Armee.
Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph J. hat den Thron Seiner Väter bestiegen. . „Indem ich dieses durch das angeschlossene Manifest bekräftigte welt⸗ historische Ereigniß der tapferen Armée verfünde, lasse ich die Alllẽrhöchsten eigenen Worte hier wiederholt folgen: j : ‚ „Von Unserer glorreichen Armee versehen wir Uns der allbewährten Tapferkeit, Treue und Ausdauer. Sie wird Uns, wie Unseren Vorfahren ein Pfeiler des Thrones — dem Vaterlande und den freien Instisutionen ein unerschütterliches Bollwerk sein.“ 2 . Dies sind die ersten wenigen, aber inhalmreichen Worte, die Se. Ma— jestät der jugendliche Kaiser an uns richtet; eine weitere Erklärung dersel-= ben kommt mir nicht zu; die unerschü terliche Treue der Armee ist unbestrit- ten; sie belebt die biederen Herzen Aller, bewährte sich stets durch Thaten und bedarf weiterer Worte nicht. —
In einem feierlichst abzuhaltenden Tedeum wird es an uns sein den Allmächtigen zu bitten, damit er uns die Kraft verleihe, unserem neuen jugendlichen Herrn bei Vollführung der großen Aufgabe als jene unerschüt⸗ terliche Stütze zu dienen, welche die Zeitverhältnisse mehr denn jemals er⸗ fordern.
Kremsier, am 2. Dezember 1848.
Cordon, General⸗Major.“
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Der Reichstag hat folgende Adressen an Ihre Majsestäten den Kaiser Ferdinand J. und den Kaiser Franz Joseph J. abgesentet:
„Ew. Majestät! Der von Ew. Majestät zusammenberufene konstitui= rende Neichstag ist tief ergriffen von der ihm gewordenen Kunde der Thron entsagung Ew. Kaiserlichen Majestät. Wenn er xiesen unwiderruflich gefaßQ ten Entschluß in Ehrfurcht aufnehmen muß, hält er es für seine heiligste Pflicht, Ew. Majestät durch seine in dieser Absicht entsandten Mitglieder den Ausdruck der innigsten Anhänglichkeit, des nie erlöschenden Dantgefüh⸗ les für Höchstdero Person im Namen der durch ihn vertretenen Völ— ker Oesterreichs darzubringen. Der Name Ew. Majestät ist unver- gänglich an die größte, folgenreichste Begebenheit in der Geschichte des Vaterlandes geknüpft. Ew. Majestät haben eine neue Aera für dasselbe ins Leben gerufen, und so wie die Liebe von Millionen dem Urheber der Freiheit des Vaterlandes zu Theil geworden ist, werden die spätesten Generationen, wenn die von der plötzlichen Neugesta tung eines so greßen, aus so mannigfaltigen Bestandtheilen zusammengesetzten Staates untrennbaren Wirren längst verklungen sind, und der Nenban sest, uner= schütterlich da steht, das Andenken des Guligsten der Monarchen, dessen schöpferisches „Es werde“ die Freiheit und durch sie die Größe und das Glück des Vaterlandes gegründet, mit dankender Verehrung segnen. Wenn die inmitten aller Stürme einer schwer bewegten Zeit uneischutterlich be— währte Treue der unermeßlichen Mehrheit der Völker Ossterreichs dem väterlichen Herzen Ew. Majestät so wohlthnend waren, wird die Liebe und Danlbarkeit bieser Völker fort und sort die Person des geliebten Kaisers umgeben. Möge der Allmächtige Ew. Majestät zur Freude des Vaterlandes, in dessen Wohlfahrt und Ruhm Ew. Masestät stets Ihr allei⸗ niges Glück erblickten, an der Seite Ihrer Majestät, Höchstihrer treuen Le⸗ bensgefährtin, durch eine lange Reihe von Jahren erhalten. Geruhen Ew. Majestät die durch uns dargebracht Aeußernng der tiessten Ergebenheit und. danlbarsten Anhänglichkeit, welche der konstituirende Reichstag für Höchst= dero Person zu fühlen nie aufhören wind, mit gewohnter Häald entgegen zunehmen.
Kremsier, am 2. Dezember 1848. an
. 66 . Re a9. Für den konstituirenden Reichstag Der Borstand: Franz Smola, Präsident.“
„Ew Majestät! Mit freudigen Gefühlen beriüen wir den Regie⸗
4 4 . , öchstihnen unsere ehrer= rungsantritt Ew. Majestät. Gestatten Sie uns, gi . . diefe, Glückwünsche darzubringen. Durch die freiwillige Thronentsagung