1848 / 220 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

218 ort erstens die Besteuerung des Zuckers aus ker Lenders denn gene * dieser von allen Abgaben frei; man

inländischen Stoffen; bieher war die) rr ase Ab n freie nicht hemmen. Die Frage, ob nicht eine mäßige Ab⸗ woll die And us rie nich n d Ihrer Berathung unterworfen und Ih-

en sei, win . . * ö . ner g. werden. Es wird der Staatsschatz benach- feen, wen Die Eiusuhr des ausländischen Zuckers immer mehr abnimmt. 3 6. 1

7 ̃ elle, die nicht einmal eine Finanzquelle, sondern eine i m ,, 1st die Maßregel zur Umgestaltung des Zollspystems. Das Ein suhrverbot gewährt nicht den Schutz, den man sich davon verspricht; andererseits erhalten die Finanzen den Ertrag nicht, wel⸗ cher ihnen ohne dieses Verbet zufließen würde; daher ist es nöthin, daß die Einfuhrverbote allmälig aufhören. Es sprechen auch poli⸗ tische Gründe dafür, weil, so lange das Verbot besteht, ein Anschluß an ein anderes Land, mithin auch an Deutschland, nicht möglich ist. Aber zur Beruhigung der Jandustriellen kann dienen, daß es nicht die Absicht des Ministeriums sei, dabei schnell, ohne Berücksichtigung der Verhältuisse, vorzugehen, sondern diejenigen dabei zu vernehmen, die

zunächst dabei betheiligt sind, und dann erst Anträge zu stellen.

Ohnedies ist nicht zu erwarten, daß der Ertrag bereits in den en sten Jahren ein großer sein werde. Die Umgestaltung des Zollspstems ist auch im Interesse Wiens nothwendig. Wien ist so gelegen, daß es die erste Handelsstadt der Welt sein könnte; das alte Zollsystem bindert auch den Handel Wiens. Ein Zweig der Verzehrungs⸗ Steuer, der eine größere Einnahme liesern könnte, wäre die höhere Besteuerung des Branntweins, der geringer besteuert wird als in Preußen. Die Beschwerden über die Art der Einhebung wi: d man so viel als möglich abzustellen suchen. Viertens, eine Umformung der Gebäude⸗Steuer. Es giebt deren zwei Arten, die Hauszins⸗Steuer und die Hausklassen-Steuer; erstere besteht nur an einigen Orten, letztere überall. Sie entbehrt aller reellen Grundlage und ist nicht im Verhältniß mit dem Erträgnisse. Die erstere ist jedoch die gerechteste und mildeste aller Steuern, denn sie nimmt mit dem Einko]mmen ab und zu; es ist daher kein Grund vorhanden, warum man sie nicht auch auf andere Orte ausdehnen könnte. Die Gebäude auf dem Lande werden von Land— wirthen benutzt und sind gegenwärtig nicht besteuert, daher sie in Zukunft auch auf diese umzulegen wäre. Durch die Umgestaltung der Haussteuer in Zinssteuer wird ein bedeutender Zuwachs ohne Bedrückung erfolgen. Diese Quellen sind jedoch nicht so ergiebig, daß es nicht nöthig sei, auch andere aufzusuchen. Wir haben ein seßr ausgebildetes System der direkten Steuern. Doch ist ein Tbeil nicht besteuert, der Zinsgenuß von den Kapitalien; nicht angemessen besteuert sind die Gewerbe; die Lösung dieser Frage besteht in einer gehörigen Einkommensteuer. Das Ministerium wird die betreffenden Anträge vorlegen. Als zweites Korrolar ergiebt sich eine Umände— rung der Tax⸗ und Stempilgesetze. Man hat in diesem Zweige über Gebrechen geklagt, daß sie die Verhandlungen erschweren und die Vermöglichen nicht in dem Maße treffen, wie die Unvermöglichen, indem der höchste Stempelsatz bei 20 Fl. aufhört. Es ist ein drin gendes Bedürfniß, hierin eine andere Ordnung zu treffen, und ich werde dem Hause darüber Anträge vorlegen. (Bravo.) Noch eine Quelle besteht in dem Lehenwesen. Allodialisirungen baben von jeher stattgefunden. Gesetze haben diese erschwert. Daher diese erleichtert werden sollen, wodurch dem Staate ein Einkommen zu— fließen wird, das gerecht und den Bedürfuissen angemessen sein wird. Faßt man dieses Alles zusammen, so ergiebt sich daraus ein Mehrbetrag von 22 Millionen. Eine andere Frage ist, ob, indem den Völkern Erhöhungen aufgebürdet werden, nicht auch Mil⸗ derungen stattfinden sollen; die gegenwärtigen Verhältnisse aber sind so schwierig, daß ich nicht unbedingt darauf antrage. Wenn ich alau— ben könnte, daß in kutzzer Zeit eine günstige Aenderung stattfinden werde, so würde diese Betrachtung nur Gewinn bringen; da ich aber entgegenges'tzter Ansicht bin, so kann ich darauf nicht eingehen. Meine Ueberzeugung ist, der Staatsschatz beruhe auf dem Wohlstand des Volkes; Alles, was diesen hindert, kann nicht genug hinweggeräumt werden. Daher sollen einige Veränderungen vorgenommen werden. Vor Allem ist eine Gerechtigkeits⸗Forderung in Betreff der Grundsteuer zu er— füllen. In den Provinzen, wo der neue Kataster eingeführt worden, besteht eine Ungleichheit; die Einen bezahlen 18 pCt., Andere 17 pCt., während Saljburg nur 8 pCt. zahlt. Würden alle Provinzen gleich auf 18 pCt. gestellt, so wäre dies eine grelle Erhöhung und der Gerechtigkeit zuwider, denn in jenen Ländern, wo der Kaͤtaster noch nicht beendigt, wie in Böhmen, Mähren u. s. w., erreicht das Steuer= ausmaß kaum 16 pCt., jedenfalls wird es nicht überschritten. Wenn also jene Länder auf 18 pCt. erhöht würden, wäre dles eine unver— hältnißmäßige Belastung, daher wäre das Steuerausmaß gleichmäßig auf 16pCt. festzusrtzen; dagegen wäre die Hauszinssteuer gleichmäßig auf 16 pCt. zu erniedrigen. Eine indirekte Abgabe, welche die minder vermöglicheren Klassen drückt, ist das Salzmonopol. Bisher hat man Anstand genommen, eine Aenderung eintreten zu lassen; jetzt ist sie nöthig, ja sogar unvermeidlich geworden. In Tyrol, Dalmat en, dem lombardisch-venetianischen Königreich ist der Salzvreis herabgesetzt wor— den; da nun zwischen diesen und den übrigen Ländern keine Zolllinie besteht, lenkt dieses auch anf Herabsetzung des Salzpreises in diesen Ländern. Diese Milderung ist nicht bios für Menschen, sendern auch für die Viehzucht und Gewerbe wichtig. Durch Ermäßigung wird dem Allgemeinen und besonders der Landwirschaft ein wesent⸗ licher Dienst geleistet. Daher schlage ich vor, erstens eine allge⸗ meine Herabsrtzung des Salzpreises, zweitens ein Viehsalz und düt— tens eine Herabsetzung des Preises auf Sal; für technische Zwecke. Dadurch entstände ein Aue fall von 5, 000, 000, wovon sich aber ein Theih durch die größere Consumtion wieder ausgleichen wird. Gegen die Verzehr ungesteuer haben sich Stimmen erhoben, wel he ihre gänz— liche Aufhebung verlangen. Unter den jetzigen Umständen aber ist dies nicht räthiich. Auch ist es eine Täuschüng, wenn man glaubt, burch dicse, Aufhebung werde sogleich der Preis der Lebensmittel fallen. Erfahrungen, die wir vor kurzem gemacht, widersprechen dem. Auch ü d seide Steuern in allen Staten. Es liegt mehr an der Art ihrer Erkebung, ais an der Steuer selbst, daß geklagt wird. Doch würde ich darauf antraag— . i , . gen, für geschlossene Stäëte die Verözhrungsstener auf Diehl und Hüisafrüchtt aufzüheken und' die Erhebung minder molestirend zu machen. Die Verzehrungesteuer auf Weir ge e , ; ; . rungssteuer auf Wein liefert in den Gegenden, wo er eizeugt wird, einen vies geringeren Er⸗= trag, als man denken sollte. Der Grund 'ist. wen. nur das Getränk in den Schänken, aber nicht derjenigen Peifonen, die sich Wein zu ihrem Genusse kommen lasseu, besteuert wird. So trifft die 6 gerade die Mindervermöglichen. Der Eifer der Beh orden hat bie Abfindungs- Summe mit den Schänken von Jahr zu Jahr geñeigert und dadurch Widerwillen gegen diese Steuer erregt; daher mein Vor⸗ schlag dahin geht, die Verzehrungssteuer auf Wein herabzusetzen, aber die Einrichtung zu treffen, daß die Abfindung mit Gemeinden oder einzelnen Personen auf längere Zeit stattsinde. Dadurch würde eine lästige Kontrolle vermieden. Eben so wäre die Einrichtung der Brannt⸗ weinsteuer zu treffen. Das hohe Haus hat die Fictitialsteuer in Böh— men aufgehoben; eine ähnliche Steuer besteht in Dalmatien, die Personalsteuer; sie ist ein Rest der französsschen Verwaltung, eine ähnliche Steuer besteht in feinem anderen Lande, sie wäre daher auch dort aufzuheben. Das Lotte giebt das namhafte Einkomnien von 2505,99 Fl.; bei dessen Aufhebung muß man daher vorsichtig zu Werke gehen. Andererseits ist sowohl vom moralischen als staats⸗

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wirthschaftlichen Standpunkte viel dagegen einzuwenden. Moralisch ist es anstößig, ein Spiel zu . wobei immer nur der Eine gewinnt. Vom staatswirthschaftlichen Standpunkte unterliegt es einer wichtigen Erwägung, daß der nützlichen Verwendung ein Einkommen von 135009065 Fl. entzogen wird, der Staat aber nur ein Einkommen von 2,000, I. erhält. Das Lotto wäre demnach ausubeben. (Beifall.) Dadurch entstände ein Ausfall von 600 m; es blieke also noch ein Ueberschuß von 16,000, 000, der dazu verwendet werden könnte, um die große Um— gestaltung in den . der Verwaltung und die Entschãdigung zu bestreiten. Allerdings sollen diese Aenderungen nicht plötzlich vor- genommen werden, die Weisheit und Klugheit des hohen Hauses soll darin normgebend sein; eben so über die Reihenfolge der Anträge, denn effenbar kann man keinen Zweig des Einkommens abschaffen, so lange nicht ein anderer an dessen Stelle getreten ist. Aber jetzt ist s en dringendes Bedürfniß, den Ausfall zu decken. Das hohe Daus dat einen Kredit von A009, 000 bewilligt, damit sollten die Ausgaben bis 1. November gedeckt werden. Ich habe damit bis Dezember auszulangen getrachtet, obschon im November große Aus- lagen waren. Der Kredit ist erschöpft, neue Auslagen, die nicht vor= auszuseben waren, sind zu machen, Auslagen von so dringender Na- tur, daß sie leinen Aufschub erleiden. Ich bitte also um einen weiteren Kredit, aber nicht von geringem Betrage und von einer Beschränkung in der Wahl der Mittel, weil dadurch eben die Schwierigkeit einer An⸗ leihe vermehrt wird. Ich lege demnach einen besonderen Antrag auf den Tisch des Hauses nieder und habe dabei zwei Zwecke im Auge, 1) die laufenden Bedürfnisse zu decken, 27) das Verhältniß des Staats- schatzes zur Bank, diese nämlich in einen solchen Zustand zu versetzen, daß sie ihre Noten vermindern kann. Sie hat in letzterer Zeit dem Staate große Dienste erwiesen, daraus ist eine Vermehrung der No⸗ ten entstanden; es ist demnach nothwendig, daß die schwebende Schuld getilgt und die Noten eingezogen werden. Daher bitte ich nochmals um Ermächtigung eines Kredits.“ (Schluß folgt.)

Wien, 5. Dez. (J. d. Lloyd.) Die Operationen in Ungarn sollen erst nach Erlaß eines Kaiserlichen Manifestes beginnen, in wel— chem Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph seine Thronbtsteigung verkünden wird. Die Magyaren haben gestern bei Bruck einen Einfall über die Gränze gemacht und sind bis Rohrau vorgedrungen, von ws sie sich aber Abends wieder zurückzogen.

In Kremster hat sich vor einigen Tagen ein deutsch-österreichi⸗ scher Verein gebildet, der bereits mehr als 49 Mitglieder zählt. Prästsdent ist Dr. Kudler, Vice-⸗Präsident Karl Herzog; Schriftführer sind Or. Selinger und G. Schopf; Berichterstatter Dr. Neumann und Dr. Wildner⸗Maithstein.

Wien, . Dez. (Prag. Ztg.) Das zweite Bataillon des Re⸗ giments Graf Latour (von Theresienstadt) ist gestern eiligst aufge— brochen und mit der Eisenbahn nach Bruck eypedirt worden. Räu⸗— berische Einfälle der Ungarn in das steyerische Gebiet sollen den schnellen Succurs nöthig gemacht haben.

Aus Anlaß des veröffentlichten Ministerial Programms wird vom Gemeinderathe eine Vertranens⸗A Adresse an das Ministerium ver= anstaltet und darin der Dank für die zugesicherte Berücksichtigung der wiener Verhältnisse ausgedrückt.

Die Studien an der hiesigen Universität beginnen erst im Fe— bruar 1849.

Wien, 6. Dez. (Schles. Ztg.) Heute Mittag zwölf Uhr fand im Hauptquartier des Feldmarschalls Fürsten von Windischgrätz zu Schönbrunn, im Beisein des Banus von Croatien, Freiherrn von Jellachich, und der gesammten hier anwesenden Generalität, unter Ausriückung eines Theils der Besatzung, die Medaillen-Verleihung an die Soldaten vom Feldwebel und Wachtmeister abwärts, welche sich bei der Einnahme von Wien besonders auszeichneten, statt. Ber Feldmarschall Fürst Windischgrätz theilte goldene und silbeine Medail— len, dann die eingegangenen Geldgeschenke an die betreffende Mann— schaft eigenhändig aus, während dem ununterbrochen Kanonensalven gegeben wurden.

Seit ein paar Tagen werden sowohl in der Stadt als in den Vorstädten zahlreichere und verstärkte Patreuillen ausgesendet, be— sonders aber des Nachts. Das Veibot, die Gast- und Kaffee- bäuser um 10 Uhr zu sperren, wurde erneuert, und wer nicht Folge leistet, wird arretirt.

In der Kaiserlichen Armee sind neuerdings mehrere Verände⸗ rungen vorgekommen. Eine Menge Pensionirungen unter den Ge— neralen haben stattgefunten, darunter auch die des früheren Kritgs— Ministers Feldmarschall-Lieutenant Zanini.

Die Operationen gegen Ungarn sollen aus dem Grunde ver— schoben sein, weil man zuvor sammtliche Truppen zur Treue gegen den Kaiser und König Franz Joseph J. beeidigen will.

Die Central⸗Kommission der hiesigen Stadt stommandantur hat ein Cirkular au sämmtliche Zeitungs-Redaectionen erlassen, worin den= selben auf Befehl des Gouverneurs Welden streng eingeschärft wird, sich während des Belagerungszustandes aller Artikel über die Giöße, den Stand und die Aufstellung der Armee zu enthalten.

Das siebenbürgische Gubernium wird demnächst wieder zum Be⸗ hufe der Administration des Landes in die frühere Wuksamkeit tre⸗ ten, indem die Aufhebung der Union Siebenbürgens mit Ungarn be— schlossen ist. ;

In Gumpendorf zirkulirt unter den zahlreichen Fabrikanten ein Bittgesuch zur Verlängerung des Belagerungszustandes auf 6 Mo- nate, da man nur hierin die Bürgschaft für Erhaltung der dem Ge— werbefleiß unentbehrlichen Ruhe und Sicherheit erblickt.

Der 20jährige Wehle, der als Adjutant des General Bem stark gravirt war, ist begnadigt und nebst etwa 100 anderen, ebenfalls in die letzten Ereignisse verwickelten Individuen zum Militairdienste aus— gehoben worden; der ganze Transport ging sofort zur Armee nach Italien ab. Von dorther wird über einen großen Mangel an Ka— detten geklagt, da die dort besindlichen fast sämmtlich avancirt sind. An Militamrärzten ist in der ganzer Armee großer Mangel; auch alle Artifel der Militairmedifamenten⸗Regie sind enorm aufgeschlagen.

Das Haus Rothschild bat für die Kaiserl. Armee 1 Million Gulden in Silber vorgeschossen.

Prag, 4. Dez. (Schles. Ztg.) Heute früh fand in der hiesigen Tomkirche für Latour ein solennes Requiem statt, bei wel— chem der Kaiser, die Kaiserin, die hiesige Generglität, so wie viele hiesige Einwohner, zugegen waren. Der hiesige Fürst. Erzbischof fun= girte bei der Feierlichkeit. Der staiser wohnt in der Hofburg, die vom Militair stark besetzt ist.

Pra g, 5. Dez. (Schles. 36g.) Gestern Nachmittag ist eine Deputation des Reichstage, bestehend aus 30 Reichstagsgliedern Darunter Smolkfa, Lasser, Strobach, Palatzky c.) hier eingetroffen, um dem Kafsser Ferdinand eine Ergebcnheits. Adresse zu überreichen. Die Deputation bat bis jetzt noch keine Audienz bei Sr. Majestät erhalten. . hen ̃

Man spricht auch hier davon, ten auf friedlichem Wege beigelegi werden dür

daß die 3 Angelegenhei⸗

en. Es sind deshalb

schon Schritte sowohl von ugserer Regierung als von den Ungarn geschehen. Die Ausgleichung soll darin bestehen, daß die in Ungarn lebenden Slaven für unabhängig, d. h. von der ungarischen Keone, erklärt werden, eben so Kroatien und Slavonien. So eric“ ten es die Narodni Nowiny, die, was die slavischen Interessen anbelangt, stets am besten unterrichtet sind. Nach einem Berichte dieser Zeitschrift ist auch Kulmer, von Ge burt ein Kroate, zum Gouverneur von Dalmatien bestimmt, wodurch eine Vereinigung der Südslaven bewerkstelligt worden ist. 23 sollen nächstens Razaciec und Suplifac in das Ministerium reten.

Prag, 5. Dez. (Prag. Ztg.) Die hier anwesenden Ma⸗ jestãten leben in vollkommener Zurückgezogenhest. Gegen eine De⸗ putation von Stadtverordneten, den Bürgermeister an der Spitze, hat der Monarch, wie man vernimmt, jede ibm zu Ehren etwa be' absichtigte Festlichkeit abgelehnt, indem er erklärte, wie ein Bürger unter den Pragern wohnen zu wollen. Die vom Neichstag bierher⸗= gekommene Deputation wurde für heute halb 12 Ühr berufen, wo sie ihre Dankadresse überreichte.

Prag, 6. Dez. (D. A. Z.) Es scheint nicht, daß unsere Kaiser lichen Gäste lange hier verweilen weiden. Einer z'emlich zu— verlässigen Mittheilung zufolge, werden sie sich vielleicht bald nach Neujahr auf die Kameral-Heirschaft Zbirow, im berauner Kreise, zurück ieben, wo das Schloß bereits mit der erforderlichen Einrich⸗ tung versehen wird. Noch hat Kaiser Ferdirand das Schloß auf dem Hradschin nur verlassen, um in dem benachbarten St. Veits⸗ Dome die Messe zu hören; auf die Alt- und Neustadt herüber ist er seit seiner Ankunft noch nicht gekommen. Auch wird kaum ein Mit- glied semner Begleitung sichtbar, das stille und zurückgezogene Leben in der Burg beschränkt auch das Kaiserliche Gefolge auf einen sehr engen Kreis des Verkehrs, obwohl die Zahl der Gäste durch mehrere während der gestrigen Nacht hier eingetroffene Personen vom Hofe vermehrt worden ist.

5 Olmütz, 5. Dec. (Schles. Ztg.) Bei Gelegenheit, als da Festunge-Kommando heute die Ehre hatte, in Begleitung der Gene— nalität, der Stabsoffiziere und eines Thells des übrigen Offizier⸗ Corps, als Repräsentanten der Garnison, Sr. Majestät dem Kaiser Franz Joseph ihrer Huldigung und Ergebenheit versicherte, sprach derseibe nachstehende Worte: „Ich zähle darauf, daß meine tapfere Armee die ihr eigene Treue und Anhänglichkeit an ihren Monarchen auch auf mich übertragen werde. Sie hat in allen Zeiten und ins— besondere in den jetzigen Stürmen das in sie gesetzte Vertrauen voll- kommen gerechtfertigt. Auf sie gestützt, werde ich jeden äußeren Feind von Oesterreichs Macht und Größe zu begegnen und Gesetz und Ord— nung im Innern zu schirmen wissen.“ Außen den Vertreten des Militair- standes hatten auch die Repräsentanten der Stadt- und politischen Bebör— den, der Geistlichkeit und der Lehrkörper die Ehre, vor Sr. Maje⸗ stät zu erscheinen und mit gleicher Huld empfangen zu werden. Auf die Anrede des Rektor Magnifikus, Dr. Pachmann, erwiederte der Kaiser, daß er stets bedacht sein werde, die Wissenschaften und Künste zu schützen und zu unterstützen. Nachmittags erschien eine zahlreiche, alle Provinzen vertretende Deputation aus dem Reichs- tage mit einer Begrüßungs-Adresse zur Audienz, wobei Se. Maje— stät den Wunsch, die Constitutions- Urkunde bald ausgearbeitet zu seben, mit kräftigen Worten äußerte; seine Schlußworte lauteten: „Setzen Sie mich bald in die Lage, den Verfassungs- Entwurf, den die Völker mit Ungeduld erwarten, zu prüfen und ihm meine Kaiser— liche Sanction zu ertheilen.“ Die Deputation reiste Abends mit ei⸗ nem Separat⸗Train nach Prag. Der junge Fürst Milosch Obronowitsch und der serbische General Stratimirovitsch sind gestern hier angekommen.

Olmütz, 5. Dez. (Prag. Ztg.) Heute wird Se. Masestät der Kaiser Franz Joseph zum erstenmale im Minister-Rathe erschei⸗ nen. Die Gerüchte von dessen Abreise nach Wen, dann vom gro— ßen Fahneneide der wiener Garnison, wobei derfelbe gegenwärtig hätte sein sollen, scheint sich nicht zu bestätigen. Der mährische Landtag wird morgen eine Ergebenheits⸗ Adresse durch eine Deputa⸗ tion dem neuen Kaiser überreichen. Dieselbe Deputation wird sich sodann nach Prag begeben, um Se. Masestät den Kaiser Ferdinand zu begrüßen.

Bayern. München, 5. Dez. (A. Z.) Hier ist folgende Bekanntmachung erschienen: „Se. Majestät der König von Bayern haben einen Preis von Einhundert Dukaten auegesetzt für die gelun- genste Bearbeitung der Frage: „durch welche Mittel kann der ma- teriellen Noth der unteren Klassen der Bevölkerung Deutschlands, und insonderheit Bayerns, am zweckmäßigsten und nachhaltigsten ab- geholfen weiden?“ Bewerber haben ihre Arbeit spätestens bis zum 31. Januar künftigen Jahres bei dem dienstthuenden Flügel-Adjutan— ten Sr. Majestät gegen Empfangebestätigung zu übergeben. Ueber den Werth der Arbeit wird eine noch zu benennende Kommission von Männern des Faches entscheiden. Nymphenburg, den 1. Dezember 1818. Hof-⸗-Sekretariat Sr. Majestät des Königs von Bayern. Schönwerth.“

Sachsen. Dresden, 7. Dez. ECeipzig. Ztg.) Gestern wurde der Königl. sächsischen Gardedivision bekannt gemacht, daß die Auflösung dieses Corps mit dem Schluß des Jahres 1818 eintre en werde, und es wird dasselbe dann unter die übrigen Regimenter ver⸗ theilt werden. Grund der Auflösung ist die Arsicht, Ersparnisse im Militairbudget herbeizuführen.

J i hält heute sogende Bekanntmachung: ; ö.

„Nachdem am heutigen Tage das Kaiserl. österreichische General Kon- sulat⸗Wappen an seinem früheren Orte wieder aufgestellt worden, machen wir dies hiermit bekannt, empfehlen den Schutz desselben dem Rechtssinne der hiesigen Emwohnerschaft und drücken dabei die zuversich tliche Erwartung aus, es werde das völkerrechtliche Gastrecht, welches wir selbst auch für un= sere Repräsentanten im Auslande sordein, niemals hier wieder verletzt wer den. Leipzig, den 6. Dezember 1818. Der Rath der Stadt Leipzig. Klinger.“

Schleswig⸗Holstein. Rendsburg, 6. Dez. (Alt. Merk.) Es ist gestern eine Militair Kommission hier angelangt, be= stehend aus General⸗Major Krohn, Prinz Waldemar, Oberst-Lieute= nant Zastrow und Anderen, um eine Untersuchung wegen der durch die Pontonier⸗Compagnie veröffentlichten Erklärung gegen den Armee⸗ befehl des General- Lieutenant von Bonin einzuleiten. Württember⸗ ger Hessen und unser zweites Bataillon waren aufmarschirt, um die Compagnie zu zwingen, falls sie sich sträuren sollte. Die Entwaff⸗ nung ist indeß gestern ohne Widerstand vor sich gegangen. Tobende Gruppen umgaben das Zeughaus und verlangten die Freilassung der Ponioniere, wurden abrr, als sie mit Steinen zu werfen begannen, mit dem Bajonett auseinandergetrieben, worauf die Ruhe herge⸗

stellt ward. Lübeck. Lübeck, 6. Dez. (H. K.) Der Senat hat in seiner

Das Tageblatt ent-

heutigen Sitzung zum erstenmale in Gemäßheit des §. 19 der neuen

Verfassungs⸗Urkunde durch freie Wahl aus seiner Mitte den Sena⸗

tor Dr. Hinrich Brehmer zu seinem Präsidenten, mit dem Titel Bürgermeisten“ für die nächsten zwei Jahre erwählt indem zugleich bem Bürgermeister Dr. Frister wiederum auf zwei Jahre der Voꝛ⸗ sitz im Sbergerichte übertragen ist. In Folge dieser Wahl wird Senator Brehmer, welcher gegenwärtig noch als Bevollmächtigter des lübeckischen Freistaates bei der Centralgewalt zu Frankfurt a. M. beglaubigt ist, el estens hierher zurückkehren; sein Nachfolger dort ist noch nickt designirt.

Das Staatebudget sür das Jahr 1849, wie es heute dem Bür⸗ ger⸗Aueschuß vorgelegt ist und am 18ten d. zur Berathung an die

Bürgeisdaft kommen wird, weist bei einer Einnahme von 807, 0950

Mark eine muthmaßliche Auegabe von 818491 Mark nach. Die

vermehrten Ausprüche für das Militair, wie für die Bundeskasse und

diplomat sche Sendungen, scheinen die nächste Veranlassung zu diesem

muthmaßlichen Defizit zu geben.

ers land.

scheinen ihren verächtlichen Uebermuth ablegen, die Kossuthschen ver⸗ derbliches Theorieen einsehen und in sich gehen zu wollen.

scher ammirte, Ungarn von Oesterreich zu trennen und die Serben zu vertilgen beabsichtigte, legte er einen sehr geringen Scharjblick an den

Tag. Er prüfte die Elemente, aus welchen das ungarische Reich zu⸗

sammengesert ist, gar nicht, er wollte die Gemüthsbeschaffenheit und den Charalterzug der Serben nicht studiren, und die Walachen be— trachtete er als Nullen. Gestützt nur auf vermeinte Machtvoll⸗ kommenheit und Reichthum,

Als Kos⸗

drangen die Magyaren den Serben

ihre Sprache auf und verletzten ihr theuerstes Kleinod, die Na⸗

tion alität. Die Serben, durch diesen barbarischen aufgebracht, noch mehr als sie in Erfahrung brachten, daß ihre

Giaubensgenossen eingekerkert und unschuldig hingerichtet werden, und

daß diese Kossuthsche Partei selbst den Kaiser und König Ferdinand

nicht anerkennen will, griffen zu den Waffen, fest entschlofen, für

ibren Kaiser und ihre Nationalität Blut und Gut aufzuopfern. In Folge dessen haben sie auch wirklich den Magyaren tapfer Widerstand geleistet, mehrere Siege heldenmüthig davongetragen und dense ben mächtige Hindernisse bei der Ausführung ihrer ruchlosen Plöne in den Weg gelegt. Nun aber sind die Magyaren größeren Theils zum Be— wußtsein gelangt, daß alle ihre Bestrebungen vereitelt und nur frucht⸗ los Menschenblut vergossen wird. Der magyarische Kommandant, General Bakonyi, wünscht daher mit dem serbischen Lager · Komman⸗ danten zu St. Thomas, Capitain Bigga, der kommandirende General in Peterwardein, JM. Blagojewich, mit dem Patriarchen und den Magvyaren in Siebentzürgen in Friedens⸗Unterhandlungen einzugehen. Kossuth war der falschen Ansicht, daß sich die italisenischen Rebellen wider ihren rechtmäßigen Kaiser erhalten und die tapferen Serben mit magyarischen Horden einerlei Absicht hegen werden. Er muß aber wenig Kenntniß von den österreichischen Serben haben, die im— mer für ihren Herrscher tapfer gefochten und sich nie einen Treubruch gegen den Hof zu Schulden kommen ließen. In der Gegenwart beweisen nachfalgende zwei Schreiben Sr. Durchlaucht des Fürsten zu Windischgrätz und des Banus von Croatien, Jellachich, an den serbischen Patriarchen das Einvernehmen, in welchem die Serben zum Herrscherhause stehen: Aus dem Hauptlager zu Schönbrunn. 13 November 1848. Sr. Heiligteit dem K. K. wirklichen Geheimen Nathe Sr. Majestät, Patriarchen und orthodoxen Erzbischofe, Herrn Joseph Rajacsies. Aus dem von Sr. Masestät erlassenen Reskripte wird Ew. Hoheit schon bekannt sein, daß ich, welchem das oberste Kommando über alle, ausgenommen die in Italien be—= findlichen, K. K. Truppen anvertraut worden ist, mit diesen in das König- reich Ungarn übertreten werde, um dort dem entflammten Aufruhr ein Ende zu machen. Die Mitwirkung aller getrenen Unterthanen unseres Allergnä⸗ digsten Kaisers zur Erreichung jenes Zieles, durch welches die Erfüllung der väterlichen Absichten Sr. Majestät bedingt wird, ist unerläßlich und wird für jeden Einzelnen um so mehr als Pflicht angesehen, je größer der Einfluß ist, der auf seine Mitbürger einwirken könnte. Das große Zutrauen, welches Ew. Heiligkeit bei den Bewohnern der unter Ihrer Gewalt stehenden Provinzen genießen, giebt mir die sicherste Bürgschaft, daß jene Treuergebenheit und Anhänglichkeit an das hohe Kaiserliche Haus und die Gesammt⸗Monarchie, welche Ew. Heiligkeit auch in diesen letzten Zeiten so rühmlich beihätigen, bei den tapferen Bewohnern der unteren Donaugegenden den lebhastesten Wiederhall finden wird. Ich glaube also, daß ich mit aller Zaveisicht rechnen kann, daß Ew. Heiligkeit mit Ihrer erprobten Umsicht und Energie Alles anwenden wird, daß die dortigen Be— wohner in ihrer crwiesenen Treue erhärtet und von jeder Verbindung mit der rebellischen Faction abgehalten werden und sich so jener Huld würdig bezeigen, welche unser allergnadigster Monarch dem billigen Verlangen sei— ner serbischen Unterthanen nicht entziehen wird. . Fürst Windischgrätz, Feldmarschall.“

Das zweite Schreiben ist vom Banus von Croatien. Er dankt dem Patriarchen für seinen Eifer und seine Verwendung für das Herrscherbaus, macht ihm bekannt, daß Munition, Gewehre und Geld— beträge zugemittelt werden, zeigt ihm an, daß die wiener anarchische Partei besiegt und vernichttt wurde, daß die Bestätigung des Woi— woden der serbischen Woiwodschaft und des Patriarchen unausbleib— lich erfolgen wird, sobald die Ordnung in Ungarn heigestellt sein wird. Beide Briefe sind für die Serben von großer Wichtigkeit und haben bei denselben eine sehr angenehme Sensation erregt und sie in ihrem patriortischen Eifer noch mehr bestärkt. Der Patriarch hat auch ein Handbillet Sr. Majestät empfangen, worin ihm der Aus— druck der Allerhöchsten Anerkennung für seinen Eifer bekannt gemacht wird. Der General Hajek ist dem erwählten Woiwoden Suplicatz ad latus beigegeben worden und befindet sich gegenwärtig in Banat. Dieser Tage ist der neue belgrader Muchafiz, Hassan Pascha, von Konstantinopel in Belgrad angekommen.

Frankreich. National-Versammlung. Sitzung vom 6. Dezember. Anfang 2 Uhr. Vier⸗Präsident Lacrosse. Die Siz zung beginnt so spät, weil die gestrigen Wahlen von sechs Vice— Präsidenten und zwei Secretairen wegen Hartnäckigkeit von etwa 90 Mitgliedern der Rue de Poiters annullirt werden mußten. Von zwölf bis zwei Uhr wurden die Wahlen in den Abtheilungen er— neuert, und man giwärtigt deren Resultat im Laufe der Sitzung. An der Tagesordnung ist die Fortsetzung des Budgets für 1848. Vorher wird noch der Ingenieur-Capitain Rolland, der im Mosel- Departement gegen Ney (von der Moskwa) den Sieg davon trug, als Repräsentant zugelassen. Bine au erhält dann als Berichter= statter des Finanz⸗Ausschusses das Wort, um über einen Abzug von dem Gehalt der obersten Central⸗Bebörden (Ministerienz zu berichten. Die Chefs dieser Behörden bezogen bisher 26, 000 Fr. jährlich; sie sollen von jetzt an nur 15,00 Fr. be— ziehen. Eben so sollen die General- Secretaire Abzüge erleiden. Die Versammlung genehmigt diese Abzüge. Legeard de la Diryais findet jene Ziffern noch zu boch und will namentlich den Gehalt des Staats-Secretairs der öffentlichen Arbeiten noch um 3000 Franken verringert wissen. Vi vien, Minister der öffentlichen Arbeiten, bekämpft ibn aber, und die Verringerung findet keinen Bei⸗ fall. Lacrosse: „der Minister des Innern verlangt das Wort für eine Mittheilung der Regierung!“ (Hört! Hört!) Alles eilt auf

Angriff mit wäre das Budget bis auf die General- Aedition erledigt.

1299 die Plätze und hofft, neue Depeschen zu hören. Du faure, unter tiefer Stille: „Ich habe die Ehre, Jonen einen Gesetz⸗ Entwurf vorzulegen, welcher das Defret vom 19. September 1848 rücksichtlich der Nationalbelohnungen streicht. (Ah! Ah! Allgemeine Enttäuschung zur Lin⸗ ken.) Laroche jacquel in: „Ich konstatire hiermit, daß das Ministerium nur der gerechten Entrüstung der Naticnal-Versammlung nachgegeben bat (Oh, Oh! Nein, Nein! Ja, Ja!), als es einen Beschluß zurückzog, der allen Verschwörern (Oh, Ohh) seit 1829 Natsonal= Belohnungen versprach.“ (Stünmische Unterbrechung vom Berge.) Es entspinnt sich ein Streit zwischen dem Redner und einigen Mit= gliedern der Bergpartei. Larochejacgquelin mit Heftigkeit: Ich verlange, daß das Ministerium die Akten vorlege, auf die es seinen beutigen Entwunf gründet.“ (Neuer Lärm aus der Ebene.) Die Versammlung setzt nach dieser Unterbrechung die But getdebatte obne erhebliches Interesse fort. Gegen 4 Uhr verliest der Prästdent fol⸗ gendes Wablresultat: Zu Vice⸗Präsidenten werden proklamirt: Bedean,

Lactosse, Bixio, Havin, Goudchaur, Corbon. (Leon de Malleville erhielt nur 199 Stimmen.) Das Ausgabenbudget wird endlich vollendet und man geht zum Oesterreich. Sem lin, 27. Nor. (J. d. Lloyd.) De Magyaren

Zu Secretairen E. Langlois und Laussedat.

Ennahmenbudget über. Bineau: „Ehe die Versammlung zum Einnahmebudget schreitet, erkläre ich im Namen des Finanz⸗Aue schus⸗

ses, daß etwaige Aenderungen nur vom J. Dejembker ab gerechnet! suth im Februar mit einem Aufrufe in italienischer Sprache die re. werden mögen. Die Ministerien haben darein gewilligt.“ (Wird bellischen Italiener zum Widerstande wider ihren rechtmäßigen Herr⸗ zur Berathung der einzelnen Kapitel über. Die

angenommen.) Die Versammlung geht ohne allgemeine Dis kussion direften Steuer⸗ Einnahmen (Stempel, Domainen) werden genehmigt; eben so die Erträge der Foisten, Fischfang 1c. Die Zollrevenüen desgleichen. Leon Faucher interpellirt den Minister wegen der Salzsteuer. Trouvéè Chauvel erwiedert, daß dieselbe 1819 nur modifizirt, nicht abgeschafft werden solle. Aehnliche Fragen werden an densel— ben Minister rücksichtlich der Einkommensteuer- und Eibschaftesteuer— Einfübrung gestellt. Der Minister giebt hierüber vagen Bescheid. Die ütrigen Kapitel des Einnahme- Budgets gehen rasch durch. So— La⸗ erosse will die Sitzung schließen. Cremieux trägt indessen dar— auf an, doch vorher den Tag zu bestimmen, an welchem das Gesetz diskutirt werden solle, das sich über die Verantwortlichkeit des Pꝛrä⸗ sidenten der Republik ausspricht. Man könne doch unmöglich in Ge— genwart des Präsidenten selbst diekntiren. Man beschließt, die De— batte schon morgen zu beginnen. Um 57 Uhr geht die Versammlung aus⸗ einander.

Paris, 6. Dez. Heute, Mittwoch, um Mitternacht werden in allen Mairie⸗Aemtern die Wahllisten geschlossen. Wer also bis zu dieser Stunde srine Karte nicht abgeholt hat, geht seines Stimmrechts verlustig. Drei Tage trennten das Land nur noch vom Wahltage, und dennoch läßt sich das Resultat nicht mit Bestimmtheit voraus sehen, doch glaubt man, nach allen Anzeichen, daß Louis Bonaparte wenigstens 3 Millionen Stimmen würde haben müssen, um seinen Gegner, General Cavaignac, zu besiegen. Erreicht er diese Ziffer nicht, so würde, meint man, der Plan Marrast's die Wahl durch die National-Versammlung vornehmen zu lassen, jedenfalls in Erfüllung gehen, und Cavaign c's Präsidentschaft wäre dann gesichert. Louis Blanc räth seinen pariser Freunden in einem Brlefe aus Lon= don vom 4. Dezember von neuem, die ihm zugedachten Stimmen auf einen anderen Kandidaten zu übertragen, damst sich die Zahl der Sozialisten nicht allzusehr zersplittere. Cabet ersucht in der neuesten Nummer seines Populaire alie „Jiarier“, nicht für ihn zu stim— men, sondern für Raspail oder einen anderen Sozialisten; er selbst werde bald nach Texas (Ifkarien) abreisen.

Die Depesche, welche dem Geschwader in Marseille befiehlt, nicht nach Civitavecchia abzufahren, sondern die Truppen wieder ans Land zu setzen, hat Paris erst gestern srüh verlassen. Es fragt sich mithin, ob das Geschwader nicht schon abgefahren sein dürfte, wenn die Depesche dort eintrifft. Das Univers sagt: „Wir waren im voraus darguf gefaßt, daß die marse llen Eypedition nichts weiter als diplo. matischer Wahlwind war. Wie konnte man auch nur einen Augen⸗ blick glauben, daß unsere Regierung gegen die römischen De— magogen zu. Felde ziehen, würde?!“ Der Unterrichts⸗ und Kultus⸗Minister Freslon wird morgen aus Marseille zurückerwar— tet. Die französischen Kardinäle und Bischöse, die berelts ebenfalls nach Marseille gerilt waren, haben die Reise vergebens gemacht. Auch Louis Bonaparte hatte auf das Gerücht hin, daß Pius 1X. in Marseille gelandet sei, seinen Vetter Pierre dahin abgeschickt, um dem Papst seine Huldigung darzubringen. Man hält es übrigens jezt für unzweifelhaft, daß der Papst, wenigstens vorläufig, nicht daran denke, nach Frankreich zu gehen. Indejsen wird bemerkt, es scheine aus einer Stelle der Harcourtschen Depeschen an Bastide her- vorzugehen, daß der Papst und die Kardinäle den Novembersturm in Rom längst voraussahen und sich schon vorher heimlich an Cavaignac um Unterstützung gewandt hatten, denn in einer der von Harcourt an Bastide gerichteten und im Ausschusse für die auswärtigen Ange— legenheiten bekannt gewordenen Depeschen heißt es: „Vielleicht wer— den wir es zu bedauern haben, daß wir dem souverainen Pontefer nicht zur gehörigen Zeit Hülfe leistetrn.“ Aus Rom sind keine neuere Nachrichten eingegangen. Das Wetter ist so schlecht, daß die Telegraphen nicht benutzt werden können.

Das Journal des Déöbats äußert sich über das Geschick des Papstes Pius 1X. : „Wir wissen nicht, nach welchem Lande das Oberhaupt der katholischen Christenheit die Schritte seiner Verban— nung gelenkt hat, oder unter dem Schutze welchen Fahne dieses sanfte, milde und v rehrungswürdige Haupt, welches die nie vergessen, de— nen es gegeben war, es zu sehen, jetzt ruht oder wacht. Wir wün— schen, daß das Gebiet Frankreichs zuerst die Ehre habe, ihm Gast— freiheit anzubieten, und daß unser Vaterland bei seiner eigenen Zer⸗ rissenbeit zuerst das Glück habe, ihm die Arme zu öffnen. Möge er willkommen sein in unseren Leiden und in unseren Stürmen! Möge er uns Frieden bringen und Eibarmen! Mögen die Paläste unserer Aönige sich ihm öffnen! Möge er in diese Mauern eintreten, welche Zeugen sind so vielen Wechsels! Möge er daselbst die Vorsicht setzen an die Stelle des Zufalls! Möge er diesem Schauplatze unserer blutigen Zwietracht den Hauch des Friedens mittheilen und der Liebe! „„Ich habe die Gerechtigkeit grübt, und die Ungerechtig— keit geflohen; deswegen steibe ich in der Verbannung!““ diefe Worie, welche nach sechzig Jahren des Kampfes und des Ruhmes einer seiner größten Vorfahren sagte, die kann Pius IX. jetzt auch sagen. Auch er hat die Gerechtigkeit geübt; er hat igren Weg befolgt, über Dornen und über Steine, und hat bei diesem Wege des Kreu— zes auf jedem seiner Schritte die Spuren des Blutes zurückgelassen und der Thränen. Das ist die Dankbarkeit der Revolutionen! So vergelten sie diesem Priester, diesem Heiligen, welcher der Welt die Anregung gegeben und die Schleusen geöffnet hatte, durch welche dann die Ereignisse sich stürzten, wie eine Fluth. Welche traurige und schmerzliche Gedanken mußten wohl in seiner Seele herrschen, als er vor einigen Tagen in seinem Garten auf den Knieen lag, das Geschrei des Aufruhrs hörte, für sich allein mit seinem Gewissen und gegenüber dem Bilde seines Gottes, und sich fragte, wo denn diese wüthenden und verblende— ten Völker binwollten, die zu seinen Füßen murrten. Für sie war er auf den Oelberg gestiegen und hatte den bitteren Kelch des Zwei—

/ respersaque.

tische Verfahren des Gouverneurs der Cap- Kolonie,

fels geleert. Für sie hatte er die Vorwürfe der Pharisser, bie Leb— ren der großen Staatsmänner, und den Tadel der Weisen dieser Welt ertragen. Nie wird Jemand erfahren, welche innere Fämpse dorgingen in dieser starken und doch schüchternen Seele, und welche Angst dieses Herz so voll Muth und voll Güte zerrissen. Die Ver⸗ bannung ist seine Belobnung! Tie Verbannung sst gefolgt auf feine Verherrlichung, das Mordgeschrei sst getreten an* die Stelle der Triumph - Gesänge, und die Kanonen, welche die Ammnestie begrüßt batten, sind gerichtet worden gegen das Haus der Verzeihung. Wenn die Römer von heute ihre Geschichte von ehemals lesen; wenn sie jene unsterblichen Denkbücher öffnen, welche der Menschbeit als Grundlage ih⸗ ter Erziehung enen, über welche die Kinder eibleichen und Thränen ver⸗ gießen, welch sie aber unvergänglich im Gedächtniß bewahren, so tref⸗ fen sie darin Seiten, die sie nicht ansehen können, ohne zu erröthen. Als die Tochter des Königs Servins Tullius aus den I horen von Rom zog, fand sie den ermordeten Leichnam ihres alten Vaters auf dem Wege ausgestreckt liegen. Die Pferde sträubten sich, und der Diener, welcher den Wagen lenkte, zeigte seiner Herr das blutige Hinderniß. Aber Tullia setzte ihren Weg sort, senkte ihre Pferde über dirse geheiligten Ueberreste und kehrte, wie der Geschichtschreiher sagt, zu hren Penaten zurück, besprützt mit dem Blute ibres Va—

ters: partem sanguinis ac caedis paternae contaminata ipsa

Das ist die jetzige iömische Revolution! Durch Blut und durch Mord sührt diefe ruchlose Tullia, die Pferde autreidend und die Verhöhnung auf den Lippen, ibren Wa—

gen über den Leichnam ihres Vaters. Nichts hält sie zurück,

nicht die Größe des Verbrechens, nicht die Heiligkeit des Schlacht⸗

orfers. Wohlan, es wird eine Ehre sein für die französische NRrro—

lution, diese entartete Schwester nicht anzuerkennen, die heiligen Ueberreste auf dem offenen Wege noch lebend aufzunehmen und mit

sorgsamer kindlicher Hand das Blut dieser frommen Wunden zu

stillen. Republik oder Monarchie, Franlreich ist dadurch, daß es dem

Papste, dem Verbannten, eine Zuflucht anbot, treu geblieben seiner

Vergangenheit und seiner Zukunft, und wir werden unseren Theil

der Dankbarkeit keiner Neg erung, welche sie auch sei, verweigern,

die diese gebeiligte Pflicht zu erfüllen wußte.“ ö

Der Moniteur du Soir bestätigt die Nachricht, daß Brüssel desinitis zum italienischen Kongresse auserkoren sei, und daß Herr ven Tequeville die französische Republik vertreten werde.

Aus Korsika ist abermals ein Bonaparte (Louis Lucian) in die National-Versammlung getreten. Es sitzen nun deren fünf (Louis, Pierre, Jerme, Lucian und Murat) in der Versammlung.

Caussidisre's Memoiren sind erschienen. Die parifer Blätter geben Auszüge daraus über die Ereignisse in Paris vom 22. Fe— bruar bis zum 26. August.

Vorgestern begaben sich etwa 2000; Nationalgardisten der Tten Legion, ihren Obersten an der Spitze, zu Cavaignac, um ihm ihre Artnng zu bezeugen. Die Obero fiziere der Aten Legion der Natio⸗ nalgarde haben beschlossen, ihrer Mannschaft anzuempfehlen, nicht in Uniform zu Leuis Bonaparte zu gehen, jedoch unter der Bedingung, daß dieselbe Zarückhaltung auch bezüglich Cavaignac's beobachtet werde.

In den meisten Compagnieen der Nationalgarde haben sich Hülfsvereine gebildet, die sich mit einem durch regelmäßige Beiträge entstandenen Fonds gegenseitige Uaterstützung im Falle der Krankheit und der Arbeitslosigkeit zusichern. Der Srinepräfekt leat aber der Bildung dieser Vereine Hindernisse in den Weg, weil sie mit den Anstalten des Staates zur Unterstützung der Armen konkurriren könn⸗ ten. Das Journal des Débats nimmt sich der Hülfe vereine an im Namen des Prinzips der freien Association und empfiehlt dem Staate, sie zu begünstigen, um die Ärbeitelast der Regierung zu mindern.

Unter 26, 150 hiesigen Arbeitern, welche in möblirten Häusern wohnen, sind gegenwärtig 18,231 beschäftigt.

Zu Lyon sind die Demokraten zwischen Ledru⸗Rollin und Raspail getheilt. Der Peuple Souverain erklärt sich für Letzteren.

Der Pere Duchesne ist unter bonapartistischer Fahne wieder erschienen.

Großbritanien und Irland. London, 5. Dez. Lord J. Russell nebst Gemahlin sind nach Osborne gereist, um einige Tage bei der Königin zu veiweilen.

Am 29. November hielt das 50ste Regiment, mit dem der Prinz Waldemar von Preußen den Feldzug gegen die Sikhs und die Schlacht am Sutledsch mitgemacht haf, ein Gastmahl, bei welchem Lord Hartinge dem Obersten des Regiments den goldenen Pokal überreichte, welchen der Prinz seinem alten Waffengenossen ge⸗ schenkt hat.

Die Daily News spricht sich sehr energisch gegen das despo— Sir Harry Smith, gegen die Boers aus. Es sei zu befürchten, daß sein Be= nehmen keine Aussössnung, sondern einen neuen Aufstand hervorru en werde. Der Gouverneur dürfe nicht vergessen, daß die Boers ein energischer Schlag und mit den innerhalb der eigentlichen Gränzen der Nelonie wohnenden holländischen Familien vielfach ver— schwägert seien. Die holländischen Kolonsten seien viel zahl- reicher als die englischen, und der größere Theil der Land— güter und des beweglichen und unbeweglichen Eigenthums sei in ihbten Händen. Die englischen und die holländischen Kolonisten ständen sich nicht feindlich gegenüber, sondern seien durch Heirathen und Verkehr vielsach mit ein inder verbunden. Die harte Behandlung der Boers dürfte daher leicht die Unzufriedenheit aller curopäischen Ansiedler in der Kolonie erregen, zumal da jeVtzt eine Agitation im Gange sei, um für das Cap anstatt der gegenwärtigen

Regierung durch Kabinetsbefehle und eine von der Krone ernannte Lo—

lalverwaltung eine constitutionelle Repräsentatis-Regierung zu erlangen. Diese Ben egung könne leicht gefährlich werden, wenn der Gouverneur bei einem solchen Zustande der öffentlichen Meinung das Larp nach der Weise der Khalifen zu regieren suche. Auch vom finanziellen Ge—⸗ siihtspunkt aus sei diese Regierungsweise, die es abwechselnd mit auf⸗ ständischen Boers und räuberi chen Kaffern zu thun habe, höclichst zu verwerfen. Seit zwölf Jahren koste die Kolonie, abgerechnet das Lokalbudget von 213,815 Pfd. St. jährlich für 158,160 Seelen, dem Matterlande nicht weniger als 2 Millonen Pfd. St. für Kriege⸗ operat ionen.

Schweiz. Bern. (E. 3.) Der neue spanische Gesandte, Herr Nebiez, ist in Bern angekommen. ü ;

Freiburg. (E. 3.) Der Bischof Marilley soll in den näch- sten Tagen freigelassen werden, der Aufenthalt in den fünf Kantonen der Diöcese wird ihm aber streng untersagt. H.

Chur, 2. Dez. (Alpenbote), Hier eingegangene Privat- berichte von Frankfurt geben die bestimmte Verst erung, daßß e. deutsche Centralgewalt keine belästigenden Maßregeln gegen die

Schweiz werde eintreten lassen.

Italien. Neapel, 27. Nov. , war rr Gesandter des Königs von Bayern, 6 e e Harcourt das Meiste zur Rettung des Papstes bei. Man . 2. die Römer den Papst bis in seine Zimmer bewachten. Nieman

(Journ. des Debats.)