. . — ber 181 einstimmig beschlossen, dem hohen Kaiserlichen Gesamm
3 ein Vertrauens votum in der innigen Ueberzeugung auszu- sprechen daß es den Männern, denen Se. Maijestät die Leitung der Staats- geschastẽ übertragen, Männern, i 123 8 sic 4 s⸗ abigen Einfluß fern halten wollen, daß s 1 mr ge n r, . Patriolismus den aufopfernden Muth haben, die ) urn Jeit im Staatsleben aufzustellen, auch nie an der
sq iner ne . ; . e, sie zu befestigen und durchzuführen. Zugleich hat der mährische Landtag das gefertigte Landtags-⸗Direktorium ermächtigt, der Dol- uch Fiefet feinct Ansicht zu sein und sein einstimmiges Vertrauens-Potum versonlich auszusprechen. Indem das Landtags -Direktorium diese eben so angenehme als chrengolle Pflicht erfüllt, hält es sich im Sinnz und Auf rage des Landtags verpflichtet, dem hohen Kaisrl. Gesammt-Ministerium den Beschluß des Landtages nicht nur mit freudiger Zuversicht mitzutheilen, son= dern auch hierüber dem hohen Kaiserl. Gesammt⸗Ministerium diese Gedenk-
schrit zu überreichen. Brünn, am 3. Dezember 1848.“
Sachsen. Dresden, 9. Dez. (D. A. 3.) Das Mini⸗- sterium des Innern hat unterm gestrigen Datum folgende Verordnung erlassen: ;
„Da die Verschiedenheit der Ansichten zu bemerken gewesen, welche bei den im Gange befindlichen Landtagswahlen über den Begriff der Selbst⸗ ständigkeit, namentlich in Ansehung der Handwerksgesellen und anderen Gewerbsgehülfen, obwalten, so findet das Ministerium des Innern sich ver⸗ anlaßt, hierdurch bekannt zu machen, daß die oberste Staatsbehörde auf den Grund der Kammerverhandlungen über das Wahlgesetz die Ansicht sestzühalten habe, daß zur Selbstständigkeit eigene Wohnung und Wirth⸗ schaft (eigener Heerd) erforderlich sei, und daß die Wahlbehörden für die aus der Befolgung eines anderen Grundsatzes nach §. 43 des Wahlgesetzes etwa hervorgehende Ungültigkeit der Wahl verantwortlich bleiben würden.“
Hohenzollern⸗Sigmaringen. Sigmaringen, 5. Dez. Nach eben eingegangenen Nachrichten kommt in diesen Tagen der Jönigl. württembergische Oberst von Hayn, Chef eines in Ulm lie- genden Infanterie-Regiments, hierher und später nach Liechtenstein, um als Reichs- Kommissär sowohl unsere, als die liechtensteinischen Truppen neu zu organistren und sie auf den von der Reichsgewalt anbefohlenen Stand von 2 pCt. der Bevölkerung zu bringen. Unser Militair wurde bis jetzt immer von bayerischen Offizieren organisirt und meistens mit Offizieren, die früher in dortigen Diensten gestan⸗ den, besetzt.
Nassagu. Wiesbaden, 6. Dez. (Frankf. J.) In der heutigen Sitzung der Stände brachte der Abgeordnete Wenken⸗ bach II. eine Petition aus dem Rheingau gegen die erst kürzlich von der Kammer zum Gesetz erhobene und von der Regierung verordnete Einkommen⸗Steuer, Abgeordneter Habel einen gleichen, nur noch radikaleren Gegen-Antrag. Auch Abgeordneter Siebert sprach gegen die Steuer, weil ihre Ausführung Unzufrledenheit erregt habe. Regierungs⸗Kommissar Bertram brachte einen Gesetz⸗ Entwurf über die dem neuen Gemeindegesetz entsprechend einzurichtende Ar⸗ menpflege.
Anhalt⸗GCöthen. Cöthen, 5. Dez. (Magd. Ztg.)
er in der gestrigen Sitzung des Landtags verworfene §. 4 des Jagbpolizei-Gesetz- Entwurfs hatte die Ausübung des einem Jedem zustehenden Jagdrechts auf eigenem Grund und Boden von der, Größe des Grundbesitzes abhängig gemacht. Der Majorität, welche gestern das Ministerium gegen sich hatte, war der Paragraph der Vorlage nicht zu eng, sondern zu weit, und nur darum hatte sie da⸗ gegen gestimmt. Das Amendement des Abgeordneten Lagemann drückte die Stimmung der Majorität aus; das Amendement will, daß nur denjenigen Grund-Eigenthümern die Ausübung des Jagdrechts auf eigenem Grund und Boden gelassen werden soll, die dieses Recht schon früher besessen haben, während diejenigen, denen das Recht erst durch die Verfassung zu Theil geworden ist, unter keiner Bedingung und wenn sie auch den Anforderungen der öffentlichen Sicherheit noch so sehr genügen, zur Ausübung desselben sollen gelangen dürfen. Un⸗ mittelbar nach dem Beginne der Sitzung stellt der Abgeordn. Schil⸗ ling als Gegenantrag gegen den Lagemannschen: „Die einzelnen Eigenthümer einer Feldmark sind zur selbstständigen Ausübung ihres Jagsrechts nicht befugt, sondern dieselbe bleibt lediglich der Gemein- schaft derselben überlassen.“ Der Abg. Hölemann subamendirte
das Lagemannsche Amendement dahin, daß er den Zusatz „von min destens 30 Morgen“ beantragte. Bei der namentlichen Abstimmung wird der Schillingsche Antrag verworfen, der des Ministeriums gleich— falls, endlich, nachdem Abg. Lagemann seine Zustimmung zur Ver— einigung seines Antrags mit dem Hölemannschen gegeben, werden diese beiden angenommen.
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nns land.
Frankreich, National-Versammlung. Schluß der Sitzung vom 7. Dezember. Der Minister des Innern, Herr Du— faure, gab noch Erläuterungen über die in den Zeitungen ver⸗ öffentlichte Liste der Personen, welchen National-Belohnungen aus- gesetzt wären, indem er bemerkte, daß die Liste in der Form, wie mehrere Journale sie heute veröffentlicht hätten, nicht von der Kom nissien für National-Belohnungen ausgegangen sei, und daß man Abschriften von Gefangenenlisten damit vermengt habe. Sowohl er, als Cavaignac, deuteten an, daß man nur, um der Wahl des Letzteren Eintrag zu thun, von dieser Angelegenheit, die jedenfalls der Regierung in keiner Art zur Last zu legen sei, möglichst viel Lluf— hebens zu machen suche. Nachdem noch einige Redner gesprochen hatten, ging die Versammlung zur einfachen Tagesordnung über, und die Sitzung wurde geschloffen.
Sitzung vom 8. Dezember. Vice⸗-Präsident Corbon er— öffnet die Sihung um 2 Uhr. Pascal aus An: „Bürger Lagrange regte gelten bin Tage der Deportirten und ihrer unglücklichen Fa—= milien In die in Folge der Junischlacht ins Elend gestürzt wurden. Ich trage darauf an, daß Pieser Gegenstand (allgemeine Amnestie und Versorgung der Hinterlassenen) spätestens Montag zur Bera— thung komnie ? Nie Versammiung bestimmt den Dienstag. Victor Hugo über das Protokoll; Man habe sich gestern Ausfälle gegen das Journal Evenemeni erlaubt und, ihn as Rebacteur kehr, bezeichnet. Obgleich er nichtz einzugestehen noch zu verleugnen habe erkläre er, keinesweges der Redacteur jener Zeitung zu sein ; lard: „Es freut mich, daß Herr Victor Hugo nicht der Verfafer der infamen Artikel des Evenement ist, in denen man sich nicht scheute, die Volksvertreter als Räuber zu bezeichnen.“ von Vesin dor der Tagesordnung: „Ich habe erfahren, daß die Malleposten gestern Abend auf Befehl des Ministeriums zurück=
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gehalten worben sind. Ich stelle dasselbe hiermit zur Rede um die Gründe zu hören.“ Trouvé Chauvel: „Der Mi“ nister des Innern nannte gestern im Laufe der Debatte die von den Journalen veröffentlichten Listen ein abscheuliches Verbrechen. Aus die⸗ sem Grunde nahm ich es auf mich, die Abfahrt der Posten so lange zu verzögern, bis man wenigstens den Provinzial⸗Beamten die Kam- mer⸗Verhandlungen als Antwort beilegen könne. Auf diese Weise erhielten die Departements das Gift mit dem Gegengift. (Beifall. Das Ministerium glaubt dem gestrigen Votum, das darin bestand, einfach zur Tagesordnung zu schreiten,
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so wie den. Intentionen der Kammer gemäß gehandelt zu haben.“ Stimme zur ebenen Linken: „Recht so! Sie haben wohl daran gethan.“ Vesin giebt sich keinesweges mit dieser Erklärung zufrieden. Einer Kabinetsrücksicht halber dürse man nicht alle Welt in Schrecken und Angst setzen. Das Post-Institut trage einen so⸗ zialen Charakter; die ganze Gesellschaft sei bei dessen Pünktlichkeit betheiligt. Etienne Arago, Post-Direktor, beruhigt den Redner mit der Erklärung, daß alle Post-Anstalten zur gehörigen Stunde von der Verzögerung benachrichtigt worden seien . n will noch sprechen, aber man ruft von allen Seiten: zur Tages- Ordnung! Bugeaud's Wahl wird genehmigt. Die Versamm— lung kehrt zum Budget zurück. Die Budget- Debatte ge⸗ schah rein summarisch und wurde bald erledigt. Die Ver— sammlung schreitet zur Wahl der 30 Mitglieder, welche den provisorischen Staatsrath bilden sollen. Ein erstes Resultat muß annullirt werden, weil keine beschlußfähige Zahl stimmte. Die Ver⸗— sammlung zieht sich abermals in die Abtheilungen zurück, um von neuem zur Wahl zu schreiten. Um 5 Uhr zeigt Corbon an, daß die Sfrutatoren mindestens noch zwei Stunden zu thun hätten, um die Stimmzettel zu entwickeln. Bei dieser Erklärung greift Alles nach dem Hut, und kaum eine Viertelstunde später war der Saal ganz leer. Die Sitzung wird um g vor 6 Uhr geschlossen. Zu morgen steht die Frage über die Verantwortlichkeit des Präsidenten der Republik auf der Tagesordnung. Diese Debate verspricht sehr lebhaft zu werden.
Paris, 8. Tez. Louis Bonaparte hat folgendes Schreiben an den päpstlichen Nuntius gerichtet: „Monseigneur! Ich will die Gerüchte keinen Glauben gewinnen lassen, die man bei Ihnen zu akkreditiren sucht und welche mich als einverstanden mit dem Beneh⸗ men des Prinzen Canino in Rom darstellen. Seit lange unterhielt ich gar leine Verbindung mit dem ältesten Sohne Lucian Bona— partes, und ich beklage aus ganzer Seele, daß er nicht begriffen, wie sich an die weltliche Souverainetät des ehrwürdigen Kirchenfür⸗ sten ser Glanz des Katholizismus und die Freiheit und Selbststän—= digkeit Italiens knüpfe. Empfangen Ew. Eminenz die Versicherung meiner hochachtunge vollen Gefühle. Paris, 7. Dezember. (gez.) Louie Napoleon Bonaparte.“ 2.
Die Dampffregatte, mit welcher Herr von Corcelles nach Gaeta abgereist ist, hat, wie berichtet wird, wegen stürmischen Wetters in einem korsischen Hafen vor Anker gehen müssen, ö
Der Con stitutionnel äußert sich in folgender Weise über das Verfahren der französischen Regierung in den römischen Angele—⸗ genheiten: „Nie hat die Regierung einer großen Macht ein ähnliches Beispiel von Leichtsertigkeit gegeben! Sie hat weder verstanden, die Ereignisse vorherzusehen, noch die Berichte zu benutzen, die ihr zuge⸗ gangen; und doch eilte sie, sich auf der Tribüne zu äußern, als wenn sie keinen dieser Fehler begangen hätte. Herr von Harcourt hat, wie aus einem Briefe desselben an die Regierung hervorgeht, die Krise, welche ausgebrochen ist, vorhergesehen und die Erlaubniß nachgesucht, dem hei⸗ ligen Vater eine Stütze anbieten zu dürfen. Sollte man glauben, daß er darauf keine Antwort erhalten hat? Herr Martinez de la Rosa, der spanische Gesandte, befand sich in dem Falle, beim Ausbruche der Re⸗
volution in Rom dem Papst im Namen der Königin Isabella die Schiffe, die
Städte, die Schätze Spaniens aubieten zu können. Der französische Gesandte befand sich in der Nothwendigkeit, zu gestehen, daß er keine Instructionen für das eingetretene Ereigniß habe. Und doch schleu⸗ dert die Exekutivgewalt, ohne zu überlegen, daß die Unwissenheit, in welcher der Gesandte über die Intentionen der Negierung gelassen war, an der Genauigkeit der Nachricht zweifeln lassen mußte, von der Tribüne die elektrischen Worte herab: Der Papst begiebt sich nach Frankreich! So bereitet Frankreich eine wahre Enttäuschung und macht sich selbst im höchsten Grade lächerlich. Welche Figur wird der arme Freslon in Marseille spielen?“
Lord Ellis, der England bei den diplomatischen Konferenzen in Brüssel vertreten soll, ist hier angekommen und hat sich schon mit Herrn von Tocqueville, dem von Seiten Frankreichs für diese Ver⸗ handlungen über die italienischen Angelegenheiten bestimmten Reprä⸗ sentanten, besprochen. .
Cavaignac hatte heute eine lange Unterredung mit Ledru-Rollin; unter den Bonapartisten hat dies lebhafte Bewegung verursacht. Auf dem Vendome⸗-Platz und an den Ecken der Rivoli⸗ und St. Ho— noré⸗ Straßen stehen wieder starke Volksmassen, mit mancher ele⸗ ganten Toilette vermischt, um Louis Bonaparte ein Lebehoch zu brin⸗ gen. Die Polizei läßt sie ungehindert. Im Faubourg St. Antoine geht es dagegen weniger ruhig zu. Ein Haufe von Arbeitern drang vorige Nacht in einen Wachtposten der Mobilgarde und entwaffnete denselben unter dem Rufe: „Nieder mit diesen Schergen Cavaig— nacis, wenn sie ihre Waffen nicht sofort strecken!“ Der Consti⸗— tutionnel vertheidigt ausführlicher und eindringlicher als je die Kandidatur Louis Bonaparte's. Seine Partei, die un⸗ ermeßliche Majorität in Frankreich, wolle aufrichtig die Re— publik, aber mit der Ordnung und ohne die Klubs, welche das Volk unaufhörlich aufregten und demoralisirten; die Republik ohne die ab⸗ surde Gesetzgebung, welche die Stellvertretung im Heere abschaffen wolle, das heiße ohne das wahnsinnige System, welches unter dem Vorwande, das Heer zu demokratisiren, es desorganisire und den Frie— den der Familien störe, die Republik mit der Unabsetzbarkeit der Rich= ter, mit einem Sleuersysteme, welches nicht die Reichen und Wohl— habenden zum Nachtheile der Armen zu Grunde richte und die Erste—= ren verhindere, den Letzteren Arbeit zu geben, welches aus dem Lande nicht mit dem Reichthume die Industrie von Lnuxussachen vertreibe, die allein den Ausfuhrhandel Frankreichs ernähre. Die jetzt regierende Partei, die Partei Cavaignac's dagegen, wolle, obgleich sie eine an Zahl und Fähigkeiten höchst unbedeutende Minorität vertrete, alle Stellen für sich behalten, obgleich sie dieselben nicht besetzen könne; sie habe Mini⸗ ster, und von welchem Zeuge! improvisirt, habe in ihrer Mitte keinen diplomatischen Agenten, der fähig wäre, Frankreich im Auslande Ehre zu machen, habe die Verwaltung mit Präfekten und Unterprä⸗ fekten vom zweideutigsten Charakter angefüllt, habe Herrn Dufaure nicht einmal gestattet, die Verwaltung von den gefährlichsten Elemen⸗ len zu reinigen, und habe zuletzt einen Mann an die Spitze der Ge— schäfte gestellt, der im Heere weder dem Range noch seinen Verdiensten nach der Erste sei. Diese Partei wolle die anarchische Freiheit der Klubs, die sogenannte demokratische , . der Armee oder die Abschaf⸗ fung der Stellvertretung, eine absetzbare Magistratur, um immer Stellen zur Verfügung zu haben, die progressive Einkommensteuer, den Unter⸗ richts zwang und die organistite Verbreitung sozialistischer Lehren. Indem das genannte Blatt hierauf Cavaignac's und Louis Bonaparte's persön⸗ liche Eigenschaften mit einander vergleicht, findet es in Letzterem allein die Garantie für eine ruhige Weiterentwickelung und, Befestigung republikanischer Institutionen. In einem besonderen Artifel versichert dasselbe Blatt auch aufs bestimmteste, daß sich General Changarnier, Ober -Befehlshaber der pariser Nationalgarde, für Louis Bonaparte erklärt habe. Aus Brest meldet ein Marine - Offizier, daß sieben Compagnieen Marine - Infanterie, welche in der „Proserpina“
M In Berlin waren gestern nur briefliche Mittheilungen aus Paris eingegangen. Die pariser Zeitungen vom Tien sind eist heüte, mit denen vom Sten, hier angelommen.
und dem „Allie“ für die Antillen eingeschifft wurden und unverzüglich unter Segel gehen sollten, gestattet wurde, im voraus für den Präsidenten der Republik zu stimmen. Das Ergebniß war, daß 516 Wahlzettel auf Louis Bonaparte, 234 auf Cavaignac und 32 auf Ledru⸗-Rollin lauteten; Lamoriciäre, La— martine und Lacrosse erhielten nur einzelne Stimmen, und 110 Wahl- zettel blieben leer. Der Minister des Innern hat so eben wieder ein Rundschreiben an die Departements-Präfekten gerichtet, worin er nach Hinweisung auf sein früheres Rundschreiben bezüglich der Präsidentenwahl und ihres dabei zu beobachtenden Verhaltens weiter sagt: Ihre Aufgabe ist noch nicht vollbracht. Der Wahltag selbst ist es, für den ich besonders Ihre Aufmerksamkeit und Wirksamkeit erheische. An diesem Tage müssen Sie alle Anstrengungen aufbieten, um das, wonach wir vor Allem strebten, zu sichern: Freiheit bei Abgebung der Stim— men, Wahrheit und Aufrichtigkeit der Wahl. Sie werden sich erin— nern, daß beklagenswerthe Handlungen an gewissen Orten die allgemeinen Wahlen im April vegleiteten und einen be- dauerlichen Gegensatz zu dem ruhigen und imposanten Cha rakter darboten, den sie fast auf allen Punkten Franöecächs trugen. An einigen Orten wurden Unwissenheit oder Leichtgläubigkeit durch Unterschiebung falscher Wahlzettel als echter hintergangen; an anderen wurden Stimmen durch Gewaltthat erzwungen, und die Wahlurne wurde durch eine irregeleitete Leidenschaftlichkeit entweiht. Es mag nicht unmöglich sein, daß die Verkehrtheit mancher Gemüther oder die Lebhaftigkeit der politischen Leidenschaften, welche die noch neue Ausübung des allgemeinen Stimmrechts in eine Art von Raasch versetzt, abermals ähnliche Versuche von Betrug und Unordnung her— vorruft. Ich brauche Ihnen nicht anzudeuten, wie sehr es Ihnen ziemt, diese Versuche abzuwenden, und wie große Wichtigkeit ich auf ihre rasche und energische Unterdrückung lege. Ich weiß wohl, d diese Unorbnungen nur aus wenigen vereinzelten und unsingigen Versuchen hervorgehen können, und daß sie auf das Resultat der Stimmgebung nur einen unbedeutenden Einfluß üben werden; die Wahl des Präsidenten aber sollte auch vom moralischen Gesichtspunkte aus frei von Handlungen ble ben, welche die Freunde der Ordnung, die Anhänger einer rechtlichen und gemäßigten Republik mit Recht beunruhigen lön— nen.“ Das Journal des Débats sagt mit Hinsicht auf den bevorstehenden Wahlakl: „Nichts scheint gewissen Leuten so einfach, als eine Regierung zu schaffen; man stürzt eine bestehende Regierung, dazu reicht eine Emeute hin, setzt sich dann an die Stelle der gefal⸗ lenen Macht und nennt sich Regierung. Diese Regierungen sind aber auch nicht von langer Dauer, und wir haben deren in zehn Monaten schon drei verbraucht. Andere glauben, daß man die Ver⸗ fassung mit einem Stück Papier mache, worauf geschrieben steht: Die National-Versammlung kann dies und der Präsident over Kon— sul kaun das. Aber die Verschwörungen und die Verfassungen geben der Regierung keine Lebensfähigkeit; man sollte eher glauben, daß sie dieselbe erschöpfen. Nicht die Gesetze, nicht die ö
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Systeme geben Le— benskraft, sondern etwas ganz Anderes: nämlich der Geist des Ge— horsams und der Ordnung, die Ehrfurcht vor den bestehenden Rechten und der Entschluß, diesem Geiste unsere Launen und Leidenschaften zu opfern. Niemals aber haben wir mehr das Bedürfniß gehabt, unsere Abhängigkeit zu üben, als in diesem Augenblicke. Verstehen wir, abhängig zu sein, so verstehen wir auch zu leben; der Grundsatz ist wahr für Privat- wie für Staats verhältnisse. Ein Leiter, eine Regierung muß überall sein. Die Re— gierung schaffen und die Regierung stützen, nachdem man sie geschaf fen hat, das sind die beiden Pflichten, die uns jetzt obliegen. Ein alter französischer Schriftsteller sagt: Der Franzose kann sich keinen Herrn auferlegen lassen ohne Verdruß, noch sein eigener Heir blei⸗ ben ohne Ueberdruß; hat er es satt bekommen, sich selber zu besitzen, dann sucht er sich hinzugeben, und zufrieden damit, daß er seinen freien Willen hat, unterwirft er sich gern, wenn man es ihm selbst überläßt, sich zu unterwerfen.“ H. Say veröffentlicht im Journal des SBébats ein Schreiben der vornehmsten Handlungshäuser in Havre über die Präsidentenwahl. Die Unterzeichneten weisen nach, daß die Geschäfte nach dem Stoße, den sie durch die Februar-Revolution erlitten, hier allmälig wieder sich hoben, als das Attentat vom 15. Mai und der Juniaufstand neue Krisen herbeiführten. Die Einigkeit der Natio nalversammlung mit dem Conseils⸗Präsidenten habe auch hier wieder die Hoffnungen belebt, und der Handel sei abermals aufgeblüht, als mit dem Auftreten Louis Bonaparte's als Kandidat Alles wieder in Frage gestellt wurde und alle Symptome einer nahen politischen Krisis sich zeig⸗ ten. Die Unterzeichneten erklären daher die Wahl Louis Bonaparte's als das größte Unglück für Frankreich und fordern Alle, die dus Wohl des Landes wollen, auf, für General Cavaignac zu stimmen. Bur Cavaignac haben sich, außer dem Bischofe von Langres, jetzt auch die Bischöfe von Orleans und von Quimper erklärt. Tie, Notare und Anwalte zu Paris haben sich dagegen sämmtlich, mit Ausnahme von dreien, zu Gunsten Louis Bonaparte's erklärt. Zaischen zwei Invaliden kam es dieser Tage aus Anlaß eines Meinungestreits über die Kandidatur Cavaignac's zu einem Duell, in welchem der Eine lödtlich verwundet wurde. Briefe aus Bordeaux melden von einem Konflikt, der dort zwischen dem Bonaparte⸗-Klub ud dem Ledru Rol⸗ lin-Klub stattfand. Wie es heißt, hieben die Dragoner scharf ein, und es sollen Mehrere getödtet und verwundet worden sein.
Bei den letzten Ergänzungswahlen in den Departements Mosel, Calvados, Tarn, Nonne und Charente hat bles en Viertel der ein⸗ geschriebenen Wähler an der Abstimmung Theil genommen. Von den sieben neuen Wahlen in den verschiedenen Vepartements sind vier (Tarn, Calvados und Nonne-Departement! auf Legitinisten ge⸗ fallen, in der Charente sind die Napoleonisten Bugeaud und Regnault de Saint-Jean d'elngely gewählt, und blos im Mosel⸗ Departement hat der demotratische Kandidat gesiegt. Bugegud ist seittem auf feinem Landgute Duraatie bei Perigueux bedenkäch erkranlt.
Die Malleposten, die stets wenigstens im Friegen, ämmtlich um 6 Uhr Abends abgehen, wurden gestern auf. Epezialbefel bis 11 Uhr Nachts zurückgehalten. Der Zweck dieser Maßregel war, de Journale zu hindern, im Aus ande und in den Departements mit den in der gestrigen Sitzung der National-Versammlung zur Sprache ge—⸗ brachten Listen der National-Belohnungen früher (inzutreffen als ter Moniteur du Soir mit den betreffenden Verhandlungen der Na⸗ tional-Versammlung, damit man zugleich aus letzterem erlehe daß das Kabinet bei Abfassung jener Listen unbetheiligt sei. Vie Mini⸗ ster Vvien und Trouvé⸗Chauvel hatten es über sich ßenotnmen, die se Maßtegel des Generals Cavaignac Lor der National Bersammmlung
ĩ. . er C ns 2 5 ers Parte richt sich zu verantworten. Ein Journal der Thiersschen Partei spricht hierüber mit folgenden Worten aus;. In, den Sälen des Henin Thiers verbreitete sich gestern Abend 9 Urr das Gerücht, daß das Ministerium der Post⸗ Dir ectian Befehl ertheilt habe, alle Journale zurückzuhalten, welche die berüchtigten Listen ab e druckt hät⸗ len. Wir konnen dieser Nachricht kaum glauben und schickten sosort Jemanden in die Rue Jean Jaques Rousseau, damit er, sich von dem Thatbestand überzeuge. Dort angekommen, fand er die Straße und den Posthof voll Menschen, die sich allerlri Dinge ins Ohr flüsterten. , Eine Abtheilung Mobilgarde hielt die Wrsnung aufrecht. Das Gerücht war nur zu wahr: sämmtliche Postwagen harr— ten bis 115 Uhr in den Höfen auf ihre Ladung. Unͤerhör— ter Mißbrauch! So wurden alle Familien- und selbst Handels⸗ verbindungen der Kandidatur des Generals Cavaignac geopfert.
Wir hffen, morgen den Namen des Urhebers dieser unerhörten Maß⸗ regel z hören, und dann werden wir darauf antragen, ihn in An⸗ flagistéd' zu versetzen.“ Herr Emil von Girardin eilte gestern Abend um 10 Uhr, als er von der Mahregel der Regierung erfuhr, zuf del Posthof und äußerte sich vor der dort versammelten Menge in den heftigsten Ausdrücken darüber. heute ruft er in seiner Presse: „Das Wahl Frankreich wird dies Manöver zu würdigen wissen. Es sst der letze Schlag, den man der Kandidatur Cavaignac's heibrachte.“ Dageg m richtet der National seinen Unwillen gegen die Blätter, welche jenes Vrrzeichniß von National · Belohnungen veröffentlicht ha⸗ ben, uid sagt: „Der Grund dieser unrechtlichen Intrigue war, durch Terleumdung eine Kandidatur zu untergraben. Ja, diese Con⸗ dottieri des Schimpfe, deren ganzes politisches System darin besteht, das Volk am Narrenseile herumzuführen, wußte sehr gut, daß diese Listen falsch seien, und daß sie einen moralischen Meuchelmord be— gängen. Doch sie ließen sich durch dergleichen Nücksichten nicht ein- schüchtern und zählten schon im voraus die Stimmen, die ihre Teufelslist tem General Cavaignac entrissen und ihrem Prinzen Bonaparte zuführen würde. So wird doch zuletzt die Republik rui⸗ nirt. Dies ist das geheime Ziel all ihrer Wünsche und Bestre⸗ bungen.“
Das pariser Zuchtpolizeigericht hat den Verfasser und Drucker einer Broschüre: „Die Verräthertien des Herrn Ledru⸗Rollin“, zu 500 Fr. Geldbuße und Gefängnißstrafe verurtheilt. Der Ankläger bewies, daß der Veröffentlichung eine verlenmderische Absicht zu Grunde gelegen.
Vorgestern kam vor das pariser Handelsgericht eine Klage gegen Ludwig Philipp wegen einer nicht bezahlten Tratte. Die Klagschrift begann: „Herr Ludwig Philipp, Graf von Nenilly, wohnhast im Schlosse Claremont in England 2c.“ Die Verhandlung wurde auf acht Tage ausgesetzt.
Der heutige Bankbericht weist eine abermalige Abnahme des pa⸗ riser Wechselverkehrs von 65 Millionen auf 57,483,390 Fr. 42 C. während der letzten acht Tage nach.
Die Uniform der Flotten-Offiziere ist aus Eisparungsrücksichten abgeändert worden.
Man versichert, daß gegenwärtig, die Mobilgarde eingerechnet, 101,000 Mann Truppen sich in und bei Paris befinden, und 16,000 Mann werden noch erwartet.
Großbritanien und Irland. London, 8. Dez. Vor— gestern und gestern wurde wieber Kabinets⸗Rath gehalten; anwesend waren die Minister Lord John Russell, der Lord-Kanzler, Marquis von Lansdowne, Graf Minto, Sir George Grey, Viscount Palmer— ston, Graf Grey, der Kanzler der Schatzkammer, Graf Auckland, Sir J. Hobhouse, Herr Labouchere, Lord Campbell und Marquis von Elanricarde. Heute begab sich Lord J. Russell nach Richmond. Auch Herr Labsubere und Marquis von Clauricarde verließen nach dem gestrigen Minister⸗Rath die Hauptstadt. Letzterer ist nach Paris ab— gercist. Heute begiebt Lord Lansdowne sich nach Bowood, und Lord Minto m rcist nach Schottland. Aus Dublin wird gemeldet, daß der Lors-Lieutenant Graf Clarendon am Sten d. mit feiner Familie dort wieder eingetroffen ist. Der Gesandte der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika hatte vorgestern eine amtliche Konferenz mit dem Kanz— ler der Schatzkammer; es soll sich dabei um Fondsgeschäfte gehandelt
haben.
Die Flucht des Papstes veranlaßt die Times zu solgenden Be— merkungen: „Wir zweifeln nicht, daß der Papst einen vorsichtigen und verständigen Weg eingeschlagen hat, indem er die Besitzungen des Königs von Neapel zu dem Orte seines Aufenthalts auserwählte. Diese Wahl schließt in sich, daß er, trotz der Undankbarkeit und der Abneigung seiner eigenen Unterthanen, doch nicht die Gefühle eines italienischen Fürsten abgelegt oder den Rechten eines solchen abgeschwo— ren hat, und daß er nicht den Wunsch hegt, sich in die Arme der Frem— den zu werfen. Er hätte allerdings nach Frankreich gehen können in dem jetzigen Augenblicke großer öffentlicher Aufregung; und die ge— geuwärtigen Herrscher jener Republik wären auch geneigt gewesen, ihm als Vergeltung für den Einfluß, womit er ihre Sache zu weihen schien, die höchsten Ehren zu erweisen. Aber der Papst mußte natürlich einsehen, daß bei der jetzigen Wahl eines Präsidenten der Republik für ihn kein Platz war, und da es buchstäblich unmöglich ist, vorauszusagen, welche Regie—⸗ rung durch die Abstimmung des Volkes, die jetzt in zweimal vierundzwanzig Stunden beginnt, in Frankreich eingesührt wird, so mochte er wohl zweifeln, ob es vorsichtig wäre, sich in ein Schiff zu begeben, welches eine so ungewisse Flagge trüge. General Ca- vaignae und seine Freunde haben sich allerdings kräftig zu Gunsten des Papstes erklärt, und die französische Geistlichkeit hat dieser Po— litik durch die kräftigsten Anstrengungen zu Gunsten dieses Bewerbers um die Präsidentschaft der Republik entsprochen; aber auf der ande⸗ ren Seite hat Louis Napoleon den beabsichtigten Zug nach Civita— vecchig veidammt, seine Anhänger sind Männer, welche als die tödt— lichen Feinde des römischen Einflusses und Ansehens betrachtet werden, und vor Allem der Fürst von Canino, der nächste Vetter des Kaiser-— lichen Bewerbers in Frankreich, war der Anführer des republikanischen Aufstandes in Rom und wird bereits als der Nachfolger des Papstes in der Verwaltung der römischen Staaten genannt. Im Falle Louis Napoleon zum Präsidenten der Republik Frankreich ernannt würde, würde die Anwesenheit des Papstes in Frankreich allen Parteien als sästig erscheinen. In Neapel dagegen ist die Regierung geneigt und im Stande, ihn zu beschützen, während wiederum die Anwefenhéit des heiligen Vaters bei der innigen Verehrung des dortigen Volkes 3 auch der Regierung des Königs Popularität und Kraft verleiht.“
lieber die österreichischen Verhältnisse bemerkt die Times: „Das neue österreichische Ministerium, in welchem der Fürst Felix Schwarzenberg und der Graf Franz Stadion die ausgezeichnetsten Mitglieder sind, haben dem Reichstage zu Kremsier ein constitutio⸗ nelles Programm vorgelegt; und ein größerer Beweis der Mäßi- gung dieser Regierung konnte kaum gegeben werden, als der Um⸗ stand, daß mehrere der Ultraliberalen, wie Smolka' und Schuselka welche während des Aufstandes in Wien eine thätige Rolle spielten, ohne Belästigung ihre Sitze und ihre Ansichten in dem Neichstage beibehalten haben. Auch hier wird wenn wirklich irgend etwas Gutes durchgeführt werden soll, dies nicht durch eine Erklärung abstrakter politischer Rechte oder durch einen Ausbruch revolutionairer Leidenschaften, sondern durch die Lösung von Fragen geschehen, welche die sozialen Verhältnisse des Volkes berühren und dazu dienen, die Lokal- Administration zu ver⸗ einfachen. In diesem verstäudigen Sinne hat Graf Stadion bereits die Aufmerksamkeit des Reichstags auf die zwei wichtigsten Gegen— stände gerichtet, auf die Verhältnisse zwischen den Bauern und den Grundherren, wie sie durch die Aufhebung der Frohnden berührt werden, und auf die Einführung der Gruntsätze der Selbstverwaltung der Gemeinden.“
Die Morning Post meldete, daß die Getraidezölle bis über den Februar hinaus fortbestehen würden, weil das Staats-Einkom— men sie nicht entbehren könne; der Kanzler der Schatzkammer wolle jedoch zugleich erklären, daß er durch eine solche Maßregel keines weges die Grundsätze des Freihandels zu bestreiten beabsichtige.
1315 Der Globe hält diese Nachricht aber für unbegründet; er setzt übrigens hinzu, daß für nächstes Jahr, und zwar gleich mit dem Beginn desselben, eine sehr beträchtliche Getraide⸗ Einfuhr stattfinden werde, welche man auf eine Million Quarter für den Monat ver⸗= anschlage.
Zum Befehlshaber des Kreuzergeschwaders an der Westküste von Afrika ist an die Stelle des Commodore Sir Charles Hotham der Capitain A. Fanshawe ernannt worden, der seinen Tommodore⸗ Stander am Bord der Dampffregatte „Cyclops“ aufziehen wird.
Ein Korrespondent der Times schildert die Zustände in den südlichen Provinzen Irlands folgendermaßen: „Mag man hinblicken, wohin man will, überall ist dieselbe Noth, derselbe Mangel ersichtlich: kein Vieh auf dem Felde, kein Schuppen hinter der Hütte, kein Pflag auf dem Acker, nicht einmal ein Mann mit dem Spaten sichtbar. Jeder legt verzweifelt die Hände in den Schooß und fragt sich rathlos, was nun zunächst kommen werde: Gutsherr und Pächter sind wie vor— nicht't von der Krisis. Die einzigen thätigen Personen sind die As— mensteuer⸗Einnehmer; unter dem Beistande von Militair und Polizei ziehen sie im Lande umher und nehmrn der darbenden Bevölkerung die wenigen noch vorbandenen Garben. Zahllose Grundstücke sind zum Kauf ausgeboten, und Niemand will bieten; tausend und aber tausend Acker Land sind unveipachtet, und Niemand will sie haben; Armen— häuser, die für 800 Bewohner gebaut sind, müssen 3009 aufnehmen; neue Häuser müssen überall von der Armenbehö:de gemiethet werden, und doch suchen Hunderte vergebens ein Unterlommen; Viele begehen Verbrechen, um ins Gefängniß zu kommen, Lenn sie ziehen die Tret— mühle dem Hunger vor. Man berechnet, daß in den setzten drei Jah— ren Irland für Nahrungsmittel 15 Mill. Pfr. St. baar an das Aus— land gezahlt hat, und nach dem Ausfalle der Kartoffelärndte und den vielen sonst mit Getraide bebauten Feldern, die dieses Jahr unbe⸗ nutzt bleiben, zu u theilen, wird Irland für das nächste Jahr wieder für Millionen Pfd. St. Mehl und Korn einführen müssen.“
Die jährlich vom Smithfield⸗Klub veranstaltete ViehAusstellung hat am Dienstag begonnen, und die Qualität des zur Schau gestell= ten Viehs wird als sehr befriedigend gerühnmt, besonders was Schafe und Schweine betrifft. Prinz Albrecht hat von seinen Musterhöfen einen bedeutenden Beitrag geliefert. Die Wachsamkeit der Polizei hat diesmal die Taschendiebe ganz fern gehalten, welche sonst ge— wöhnlich bei dieser Gelegenheit gute Geschäfte machten. ;
Nach den neu. sten Berichten aus den Vereinigten Staaten war die Auf egung nach der Präsidentenwahl überall verschwunden und die politische Stimmung ungewöhnlich ruhig. Der newyorker Herald spricht von der Zusammensetzung des neuen Kongresses, in soweit dieselbe sich jetzt schon beurtheilen läßt, und giebt den Whigs eine Majorität von 2; Stimmen. Er will auch wissen, daß die Sllavenfrage einen wichtigen Berathungsgegenstand in der nächsten Kongreß-Session bilden werde, da die Masse der Bevöllerung drin— gend wünsche, daß man die verwickelte Frage in Betreff der Stla— verei in den neu erworbenen Gebieten so bald als möglich erledige, damit die Verwaltung Taylor's durch diese ärgerliche Angelegenheit nicht beunruhigt werde. Man erwarte jedoch in den nördlichen Staa— ten der Union manchen Widerstand gegen die beabsichtigte Politik. Der neue mexikanische Gesandte war zu New-Orleans angelnngt.
Es bestätigt sich, daß 123 Passagiere auf dem Tampsschiff „Londonderry“ eistickt sind; die Untersuchkung ist im Gange.
Der Globe widerspricht der Nachricht, daß der ehemalige Kriegs -Zahlmeister Th. Babington Macaulay sich um den von Lis⸗ keard erledigten Parlamentssitz bewerben werde, und erklärt, doß Herr Macaulay überhaupt vor der Hand nicht daran denke, wieder in das politische Leben einzutreten. Herr Benison hat wegen eines Gichtanfalles seine Wahlrundreise im Westriding von Norkshire un— terbrechen mussen.
Die Cholera, beren gänzliches Verschwinden man bereits hoffte, rafft fortwährend hier, wie in den Provinzen und in Schottland, täglich eine Anzahl Erkrankter hin.
Den Arbeitern in den Eisenwerken zu Mertyr ist angekündigt worden, daß ihr Lohn in einem Monate eine Herabsetzung um 10 pCt. erleiden werde; Gleiches ist auch an anderen Orten geschehen. Die Eisenpreise sind fast überall gefallen, so daß der bisherige Lohn nicht mehr bezahlt werden kann.
Nach Berichten aus Virginien hat man dort in der Grafschaft Louisa sehr ergiebige Goldlager entdeckt.
Die Direktoren der östlichen Grafschaften⸗Bahn haben 99 der schisbrüchigen deutschen Passagiere des „Burgundy“ freie Fahrt be— willigt.
Aus Lissabon erfährt man, daß dort für alle von London oder aus anderen Häfen, wo die Chole n grassirt, ankommenden Schiffe eine strenge Quarantaine angeordnet ist.
Es ist die Errichtung eines neuen Dampfbootdienstes zwischen England und dem britischen Rord⸗-Am erika im Werke; die Dampf⸗ böte werden von Liverpool nach Quebek und nach Montreal fahren und umgekehrt. Nach einem Blatte von New-Orleans will auch die spanische Regierung einen Dampspaketboot⸗Dienst einerseits zwischen der Havanna und New-Orleans, andererseits zwischen der Havanna, Portorico und Cadix durch drei Schiffe von 150 Tonnen ins Le— ben rufen.
Herr Röbuck hat die Kandidatur für das Westriding, die ihm ein Comité der Liberalen angetragen, abgelehnt. Für den durch Sir Ch. Buller's Tod erledigten Sitz Liskeard hoffen die Liberalen das ehemalige Mitglied des Ministeriums, Herrn Macaulay, durchzubrin⸗ gen. In Leominster, das durch die Ernennung seines Vertreters Barkly zum Gouverneur von Guiana erledigt ist, sind als Kandida— ten aufgetreten: Sir E. L. Bulwer und der zweite Sohn Sir Ro— bert Peel's.
Der Limerick Examiner behauptet, es werde in einigen Distrikten der Grafschaften Limerick, Clare und Kerry die Ausrot— tung der kleinen Pächter systematisch betrieben. In Inagh in der Grafschaft Clare habe der Grundherr 35 Häuser eingerissen und die Bewohner derselben, 200 Köpfe, obdachlos in die Welt hinausgesto— ßen. In Kilkee hätten 30 — 40 Personen dasselbe Schicksal gehabt, in Scariff seien acht Häuser niedergerissen worden, und dies wären nur einzelne Beispiele von dem, was überall und fast täglich geschehe. Die bessere Klasse der Pächter, die noch einige Mittel besitzen, wan— dere schaarenweise aus, die übrige Bevölkerung belagere die Thore der Armenhäuser, wo in einem Tage manchmal 2 — 360 Aufnahme Su— chende fortgeschickt werden müßten.
Von Herrn Maczulay ist eine Geschichte Englands von der Thronbesteigung Jakob's II. an in zwei Bänden erschienen. Das westindische Dampfschiff „Clyde“ hat Nachrichten aus West— indien und zwar aus Jamaika bis zum 7. November überbracht. In Jamaika war die gesetzgebende Versammlung am 27. Oktober durch den Gouverneur Sir Eh. Grey mit den gewöhnlichen Feier— lichkeiten eröffnet worden. Aus der Eröffnungsrede des Gouver— nements in der Legislatur geht hervor, daß die Aussichten der Zucker— Pflanzer sich bessern würden, würde es ihnen nur leichter, Vorschüsse zu erhalten. Der Gouverneur empfiehlt besonders ein gegenseitiges besseres Kreditsystem. Mit dem Dampfschiff kamen zwei Passagiere aus Kalifornien, welche die Berichte der amerikanischen Blätter über die Goldminen bestätigen. Eine dieser Minen soll eine beträchtliche Strecke hin nahe an der Oberfläche hinlaufen.
Die Tim es spricht sich befriedigend über die Zunahme der bri= tischen Ausfuhren aus, welche im Oltober sogar die Ausfuhr des vorigen Jahres im gleichen Monate um 30,000 Pfund überstiegen haben. Die Zunahme betrifft vorzüglich die Baumwollen⸗ Fabrikate und Baumwollen⸗Garne. Die Times nimmt Veranlassung, dies günstige Resultat im Gegensatze zu den Verlusten anderer Länder hervorzuheben, und findet darin den besten Beleg für die Richtigkeit der neuen Handelapolitik, welche Urstoffe und die nöthigsten Lebens- bedürfnisse zollfrei oder mit möglichst geringem Zolle einlasse, die England. mt seinen Baumwollen-Fabrikaten bezahle.
. Admiralität hat zum Zweck rascherer Beförderung von Nachrichten üter den irischen Kanal dem Civil⸗Ingenieur Blunt er? laubt, zwiscken Holyhead und Dublin seinen unter sceischen elektrischen Telegraphen auzulegen; die Dräthe desselben werden mit den von Dublin auslaufenden Eisenbahnen, so wie mit dem Endpunkte der Chester⸗Holyhend-Bahu, in Verbindung gebracht. Der zu Holyhead kommandirende Capitain ist angewiesen, das Unternehmen Blunt's, welches die Beförderung von Nachrichten zwischen London und Du⸗ blin innerhalb weniger Minuten möglich machen und auch den Städ— ten Liveipool und Manchester wichtige Mittheilungen um volle 12 Stunden früher, als auf gewöhnlichem Wege, zuführen wird, in jeder Weise zu sördern. ;
Gestern wurden für London und Umgegend sechs neue Cholera— fälle angemeldet, wovon 5 tödtlich waren. Im Ganzen sind bis jetzt in England und Schottland 1633 Erkranknugs- und 762 Todesfalle vorgekommen; von letzteren kommen 225 auf London und Umgegend, 77 auf die Provinzen und 460 auf Schoitland. 22
Der Kolonial-Minister hat dem Unterhaus⸗Mitgliede Birch mit⸗
theilen lassen, daß wahrscheinlich in kurzem schon eine Uebercinkunft mit der indisch- australischen DTampfpakelboot⸗-Gesellschaft für den Transport der Posten zwischen Singapore und Sydney (Australien), auf 7 Jahre gültig, zum Abschlusse gelangen werde. Reisende wer⸗ den alsdann auf dem Wege der Ueberlandpost ununterbrochen per Dampfschiff von Southampton nach Australien gelangen können; man wünscht nur, daß die sehr hohen Passagiergelder, welche jetzt noch für die Fahrt bis Singapore gezahlt werden müssen, ermäßigt wür⸗ den, da bisher nur wohlhabende Leute die Fahrt machen konnten.
Belgien. Brüssel, 9. Dez. Bei der Debatte über das Budget des auewärtigen Departements theilte der Minister desselben mit, daß Brüssel von den betheiligten Michten zum Sitze der Kon⸗ ferenzen über die norditalienische Frage ausersehen sei. Die Regie⸗ rung wird, laut ministerieller Erklärung, von Frankreich eine Entschä—⸗ digung für die Nachtheile verlangen, welche das Dekret vom 10. Juni, betreffs der Prämien bei Ausëfuhr von Wellfabrikaten, Belgien ver— ursacht hat.
Die Schritte zur Erweiterung des Handelsvertrags mit Holland sind, nach einer Andeutung des Ministers der auewärtigen Angele— genheiten, vergebens geblieben, und man hat vorläufig dort nichts zu hoffen.
Schweiz. Bern, 4. Dez. (Frkf. J.) Der Bundesrath hat ein Kreisschreiben an die Kantone erlassen, betreffend ihr Verhalten gegen die politischen Flüchtlinge. Im Allgemeinen sind die schon vom Vor— ort ausgesprochenen Grundsätze wiederhelt, besonders aber das Inter⸗ niren solcher Flüchtlinge zur Pflicht gemacht, die bereits an Gränz⸗ ausständen Theil genommen. Das Kreisschreiben scheint besonders mit Hinsicht auf an Deutschland gränzende Kantone erlassen worden zu sein. Gleichzeitig ordnete er in diese Kantone den Nationalraths— Präsidenten Dr. Steiger als Kommissar ab, um das nothwendige Einvernehmen zwischen jenen Kantonen zu erhalten. ü
(Eidg. Ztg.) Die N. Z. Z. theilt aus dem Kreisschreiben des Bundesrathes in der Flüchtlingsangelegenheit Nachfolgendes mit: „Gestern haben wir des Kreisschreibens des Bundesrathes, betreffend die Flüchtlinge, erwähnt. „„Die Politik, welche der schweizerische Bundesrath, gegenüber der auf eidgenössischem Gebiete befindlichen Emigration im Allgemeinen einzuhalten hat.““, heißt es im Eingange die⸗ ses Schreibens, „„ist durch die Beschlüsse der früheren Tagsatzung hinlänglich vorgezeichnet, und haben die letzteren durch die jüngsten Schlußnahmen des National- und Ständerathes ihre volle Bestati⸗ gung und Alleinberechtigung erhalten.““ Es werden sedann in dem Schreiben die Schlußnahmen, die wegen der im Kanton Tessin be— findlichen Flüchtlinge getroffen worden, angeführt. Solche umfas— sende Maßregeln seien gegen die übrigen Kantone, in denen sich Flüchtlinge aufhalten, nicht für dringlich erachtet worden, und es rechtfertige sich dies theils durch den Umstand, daß diese Flüchtlinge stets nur in geringer Zahl vorhanden waren, daß die betreffenden Regierungen in Folge dessen sich in den Stand gesetzt sahen, biesel— ben auf geeignete Weise zu überwachen, und daß in den übrigen Kantonen die Flüchtlinge bis anhin noch nie in bewaffneten Schaa— ren die Schweiz verlassen haben, um sich aufständischen Bewegungen in den Nächbarstaaten anzuschließen. Allein die Gebote des Völker— rechts verlangen dringend, daß alle Flüchtlinge mit gleicher Strenge einer polizeilichen Kontrolle unterstellt, und daß sie von den Landes— gränzen zurückgezogen werden. Die Regierungen werden demnach drin gend eingeladen, die Flüchtlinge streng zu überwachen. Eine Bewaffnung der Ilüchtlinge, eine Zusammenrottung derselben in einem den Grundsätzen des Asplrechtes widersprechenden Sinne seien schlechterdings und ohne Aus—⸗ nahme nicht zu dulden. Flüchtlinge, welche an dem zweiten badischen Auf⸗ stande sich betheiligt hatten, oder die für einen ruhigen Aufenthalt keine ge⸗ nügenden Garantieen darbieten, seien in den Gränzkantonen nicht zu dulden. Gegen unruhige Flüchtlinge seien sogleich polizeiliche und selbst Prävbentivmaßregeln mit Entschiedenheit anzuordnen. Man möge an die Kosten denken, welche die Truppenaufgebote verursachen. Der schweizerische Bundesrath erwartet um so mehr von sämmtlichen Re⸗ gierungen eine unnachsichtliche Beobachtung seiner Weisung, als die Kantonalbehörden bei allfälligen U ternehmungen, durch welche die Wohlfahrt des Vaterlandes und seine völkerrechtlichen Beziehungen kompromittirt erscheinen müßten, gegenüber der Eidgenossenschaft eine große und schwere Verantwortlichkeit übernehmen würden. Schließlich werten die Regierungen der Gränzkantone eingeladen, dem Bundes⸗ rathe die Namen aller Flüchtlinge zu übersenden, welche an dem zwei⸗ ten badischen Aufstande Theil genommen haben, oder die irgend sonst als verdächtig und ruhestörerisch angesehen werden müssen. Die Schlußstelle lautet: „„Die schweizerische Eidgenossenschaft soll und wird auch fernerhin ihre Unabhängigkeit und ihre politischen Rechte als selbststaändige Nation mit allen zu Gebote stehenden Mitteln wah—⸗ ren und aufrecht erhalten; sie soll und wird aber auch andererseits ihren völterrechtlichen Verpflichtungen ein gewissenhaftes und treues Genüge leisten, und nimmermehr kann sie zugeben, daß ihr unent⸗ weihter Boden zum Tummelplatze auswärtiger Parteien erniedrigt werde, welche ihre Stellung auf neutralem Gebiete so ganz zu verkennen und die Interessen des gastfreundlichen Landes so oft außer cht zu n scheinen.““ Offenbar ist diese energische Anhandnahme 2 — vorzüglich dem Hermn Bundesprästdenten Furrer, der . denn s gelegenheiten unter, sich hat, zu verdanken, und 2 n n bb daß durch die ses Einschreiten die Anstände mit Den 6. 1 3 einer definitiven und befriedigenden Lösung entgegengee chef .
(Eidg.) Herr Statthalter Dr. Steiger hat . 6 . ren Aufträgen vom Bundesrathe an die deutsche Gränze begeben.