Schließli es uns noch verstattet, unserem Wunsche Worte au 1 e e, er. unerschütterlicher Muth Preußen vom Üntergange gerettet hat, noch recht lange im Rathe der Krone
leiben mögen * n re, am 7. Dezember 1848. l Die zu einem landschaftlichen Kreistage versammelten Gutsbesitzer.
Hohes Staats ⸗Ministerium!“ ?
Das Vertrauen, welches wir mit vielen treugesinnten Staats bürgern dem hohen Ministerium ehrfurchts voll widmeten, wurde auf eine glänzende Weise gerechtfertigt. Unsere Wünsche und Hoffnungen sind erfüllt. Die National-Versammlung, deren größerer Theil seine änzliche Unfähigkeit zu parlamentarischen Verhandlungen und zu der rfüllung seines wichtigen Berufes in beklagenswerther Art zu erkennen gab,
sogar verbrecherischer Handlungen sich schuldig machte und das Va⸗= lerland in die höchste Gefahr stürzte, ist aufgelöst, dem anarchischen Treiben ist entgegengewirkt durch die Verkündung der von Sr. Ma⸗ jestät dem Könige Allergnädigst gegebenen Verfassung, welche den früheren Verheißungen gemäß, auf die freisinnigsten Grundsätze ge⸗ stützt ist und des Volkes künstige Wohlfahrt verbürgt.
Wir fühlen uns verpflichtet, dem hohen Ministerium für dessen kräftiges und segenzreiches Wirken den innigsten Dank zu sagen und die Versicherung der größten Hochachtung und Ehrfurcht beizufügen, mit welcher wir verharren
des hohen Staats-Ministeriums gehorsamster constitutioneller Verein.
Gorkau bei Zobten, den 7. Dezember 1848.
(Fortsetzung folgt.)
Die Wiener Zeitung bringt in der Beilage zu ihrem Abend— blatt vom 30. November einen Artikel über die Stellung Oesterreichs zu Deutschland, welchen der Inhalt einer Broschüre des österreichi⸗ schen Abgeordneten von Czörnig wiedergiebt. Bei dem großen In⸗ teresse, welches diese Frage in ganz Deutschland erwecken muß, glau⸗ ben wir unseren Lesern einen Dienst zu erweisen, wenn wir diesen Artikel abdrucken, der in besonnener und eingehender Weise die deut= schen eben sowohl als die österreichischen Interessen zur Basis nimmt.
Zur Orientirung in der (deutsch ) österreichischen Frage.
Als die S8. 2 und 3 des Entwurfes des Reichsgrundgesetzes am 19ten v. M. in der National-Versammlung zu Frankfurt zur Ver= handlung gelangten, wurde die unter obigem Titel von einem öster⸗ reichischen Abgeordneten (öem vom friedlander Wahlbezirke in Vöh— men gewählten Kaiserlichen Hofrathe Czörnig) verfaßte Flugschrift unter die Abgeordneten vertheilt. Diese Flugschrift weist auf das bündigste die in der Debatte selbst von dem Abgeorbneten von Mühl= seld und Anderen hervorgehobenen Nachtheile, ja die Unmöglichkeit der mit den erwähnten Paragraphen beantragten Zerreißung der österreichischen Monarchie nach. Bekanntlich wurden diese Bestim⸗ mungen bei der ersten Berathung derselben angenommen, obgleich sich der Präsident der deutschen National-Versammlung, der edle Hein rich von Gagern, in einem ähnlichen, von den genannten österreichi⸗ schen Abgeordneten durch Schrift und Rede vertheidigten Sinne aus= gesprochen hatte. Die bedeutendsten französischen Journale beschäf= tigten sich mehrfach mit jener Flugschrift, aus welcher sie die bezeich— nenden Stellen übersetzten. Es dürfte daher auch unseren Lesern, denen der Gegenstand der Frage um so viel näher liegt, und deren heiligste Interessen er berührt, willkommen sein, den Ideengang der erwähnten, wenige Seiten umfassenden, aber inhaltschweren Flugschrift zu verfolgen, weshalb wir sie hier ihrem ganzen Inhalte nach wie
rgeben. ö Ca,. Die Ausführung der Ss. 2 und 3 des Reichsgrundgesetzes, nach welchen irgend ein Theil des deutschen Reiches mit nichtdeut⸗ schen Ländern zu einem Staate nicht vereinigt, sondern blos mittelst Personal-Union verbunden sein darf, würde auf Oesterreich eine we sentlich verschiedene Wirkung äußern, als auf die anderen deutschen, in ähnlichen Verhältnissen befindlichen Staaten. Es würde dadurch ein ansehnliches Lndergebiet von dem nichtdeutschen, nach Umfang und Bevölkerung überwiegenden Antheile der österreichischen Gesammt⸗ Monarchie staatlich getrennt und zu einem abgesonderten Staate er- hoben werden. Diese Trennung würde aber nicht blos die Sonde— rung der Monarchie in zwei große Theile nach sich ziehen, sondern die Auflösung derselben in mehrere Gebiete, d. i. ihren Zerfall, nach sich ziehen, da die großen Länderkomplexe, wie Ungarn, Galizien und Lombardei⸗Venedig, zunächst nur durch die Vermittelung der deuischen Provinzen und der dort befindlichen Centralleitung mit einander in Verbindung stehen, nach dem Wegfallen desselben jedoch des Bandes gegenseitiger Einigung verlustig und zur selbststandigen Konstituirung hingedrängt würden. Nebstbei würden andere lleinere Theile des Staatsgebietes bestimmungslos zwischen diesen Einzelstaaten in der Schwebe gehalten, bis sie einen ihren Interessen vielleicht nicht zu= sagenden Schwerpunkt der Bewegung gefunden hätten.
Vergegenwärtigen wir uns die Folgen dieser Trennung, so wie der dadurch weiter bedingten Losreißungen, und wir müssen zugeste⸗ hen, daß hierdurch die Rechte, die Gewohnheiten und die Interessen der Bewohner der deutschen Provinzen sowohl, als der Völker in dem übrigen Staatsgebiete Oesterreichs, auf das fühlbaiste verletzt werden, während andererseits Deutschland hierdurch nicht nur nicht gekräftigt, sondern in seiner Macht und Stärke, daher auch in seiner politischen Geltung als neu erstehende Großmacht, den übrigen Mäch⸗
ten Enropa's gegenüber entschieden geschwächt und in seinen wesentli= chen Interessen benachtheiligt wird.
Der Umstand, daß die deutschen Provinzen ein unbestreitbares Recht, auf die Erhaltung der untrennbaren Verbindung mit den übri gen Ländern der Gesammt⸗Monarchie besitzen, und zwar in Folge der Vereinigung -Verträge, durch welche diese Provinzen und jene Län- der in den Gesammt-Verband aufgenommen wurden, so wie durch die mit den Landständen der verschiedenen Gebietstheile vereinbarte prag⸗ matische Sanction, wird, als zur zechtshistorischen Begründung gehö— rig, in vorliegenden, von dem Standpunkte der Gegenwart ausge⸗ henden Zeilen keiner näheren Erörterung unterzogen. Diese recht⸗ liche und vertragemäßige Verbindung siand dein iosen Jusammen— hange der Glieder des alten deutschen Reiches, ö wie ter Tin richtung des deutschen Bundes, nicht entgegen und muß bei der neuen Ge? staltung Deutschlands eben so geachtet und aufrecht erhalten werden, wie die untrennbare Verbindung zwischen Schleswig und Holstein, für deren Behauptung Deutschland daz Schwert gezügt hat. Pie hun? dertjährige Dauer des Beisammenlebens, die in Folge dessen eng in einander verwachsenen Interessen, die schweren Opfer an Gut und Blut, welche die Völker Desterreichs dafür gebracht, die zahl- losen Schlachten, in denen sie mit angestammter Treue und tobes verachtendem Muthe für die Aufrechthaltung des Thrones und der Monarchie gekämpft, haben diese Verbindung noch sester gelittet und zu einem unauflöslichen Bande geknüpft. Aber nicht allein die in voller Gültigkeit bestehenden Verträge, nicht blos die geschichtliche Erinnerung an die Vergangenheit, während welcher die Völker Oester⸗
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reichs sest bei einander ausgeharrt, Leid und Freuden mit einander in, haben, auch die neue Gestaltung der Gegenwart fordert die ungeschmälerte Erhaltung dieses Verbandes für die Zukunft. Die Venn Desterreichs, — * — sie das Joch des Absolutismus abge- wor fen, haben, im vollen Besitze ihrer Freiheit, durch ihre Abgeordne⸗ ten den konstituirenden Reichstag gebildet, welcher auf gleichberechtig⸗ ter Grundlage, wie die deutsche verfasfunggebende National- Vei= sammlung, auf der freien Vollawabl beruht und den ausgesprochenen Willen der darin repräsentirten Völker zur fortdauernden untrennba⸗ ren Vereinigung beurkundet. Der gleiche Wille der Aufrechterhaltung der Gesammt-Monarchie wird auch außerhalb jenes Ländergebietes bei den Südslaven, den Wallachen und den siebenbürger Deutschen laut, während selbst die Magyaren mitten in den bellagenswerthen Wirrnissen zur Festhaltung an der pragmatischen Sanction, der Grund quelle jener unlöelichen Vereinigung, sich gedrungen fühlen.
Wie tief bis in das innerste Familienleben die Interessen der Bewohner der deutschen Provinzen durch die staatliche Trennung von den anderen Gebietstheilen der Monarchie verletzt würden, liegt am Tage. Man wende nicht ein, daß ja durch die Person des Regen ten immerhin die Verbindung erhalten werde, und daß durch Ver— träge sür die Wahrung der materiellen Interessen gesorgt werden könne. Die neuerlich versuchte faktische Lostrennung von Ungarn zeigt uns, wie lose und unwirksam die Bande einer Personal-lÜnion fur die von einander staatlich getrennten Theile der Gesammtmonarchie sein würden. Mit der Auflösung des staatlichen Verbandes fällt der Schwerpunkt der Centralleitung weg, nach welchem alle einzelnen Theile des Staates hin gravitiren; es bilden sich in den getrennten Landestheilen neue Mittelpunkte, die sich bald von einander abstoßen; die Stammesunterschiede treten schärfer hervor, Sonderinteressen, aller Vermittlung ledig, stellen sich in feindlichen Gegensatz, und es ge= staltet sich, wo nicht offener Kampf, doch ein innerer nicht weniger verderblicher Verwaltungskrieg, der mit dem Verderben und dem staat— lichen wie dem volkswirthschaftlichen Ruin aller einzelnen abgetrenn— ten Landestheile endigt. Der eben in Wien versammelte konstitui⸗ rende Reichstag, von welchem die Provinzen auf der Grundlage der gewährleisteten Freiheit die Wahrung und engste Verschmelzung ihrer gegenseitigen Interessen erwarten, müßte in feinem Verfassungswerke gestört und aufgelöst werden, wobei die Frage entsteht, wer ihn auf⸗ zulösen befugt ist?
Nirgends verkörpert sich die Idee der Untrennbarkeit der Länder Oesterreichs anschaulicher, als in seiner tapferen Armee, welche Oester⸗ reich schon so oft vom Untergange, der ihm von Außen drohte, ge⸗3 rettet hat. Als zu den Zeiten der Völkerkriege diese Armee, deren gelichtete Reihen stets wieder durch die unverwüstliche Volkskraft er⸗ gänzt wurden, auf den Schlachtfeldern für die Ehre, die Unabhängig⸗ keit und Freiheit Deutschlands blutete, da wunde nicht unterschieden zwischen Deutschen und Slaven, zwischen Ungarn und Wallachen; und als noch vor wenigen Wochen dieselbe Armee auf den Gefilden Ita— liens für die Integrität der Monarchie, so wie für die Interessen Deutschlands, kampfte, da errang die treue Verbrüderung aller in dem Heere vertretenen Nationalitäten den schwer bestrittenen Sieg, wäh—⸗ rend daheim die Hyder der aufgeregten Zwietracht ihr drohend Haupt erhob. Zerreißet diesen beschworenen Bund, und ihr vernichtet die organische Gliederung einer mächtigen Wehrkraft, das Bollwerk des europäischen Friedens, ihr löset sie auf in einzelne Streithaufen, die in dem neugeschaffenen Gegensatz ihrer Interessen sich feindlich gegen⸗ überstehen Und das wehrlose Land zur Beute des Feindes werden lassen.
st Die erschöpfenden Anstrengungen während der Völkerkriege und die daraus hervorgegangene finanzielle Zerrüttung ließen eine beträcht⸗ liche Staatsschuld zurück, deren drückendes Gewicht nur dann von den Ländern Oesterreichs zu ertragen ist, wenn alle Theile seines Gebietes gleichmäßigen Antheil daran nehmen. Bei einer Lostren= nung der deutschen Provinzen würde der übermäßige Theil der Staats- schuld auf denselben lasten bleiben — Ungarn nahm Anstand, auch nur einen verhältnißmäßig billigen Theil davon zu übernehmen und entweder diese Provinzen ibrem gänzlichen finanziellen Ruine zu— führen oder bei dem Mangel eines schwerlich zu erwartenden Ver— gleiches zwischen den verpflichteten Provinzen die Rechte der österrei⸗ chischen Staatsgläubiger auf das höchste gefährden, den Kredit des Staates selbst vernichten.
Die materiellen Interessen erscheinen in unserem Zeitalter als die vorwaltenden; sie sind es auch, welche, nebst der Anhänglichkeit an die Dynastie, die einzelnen Länder Oesterreichs in fester Verbin— dung erhielten, als äußere Unfälle und innere Zerrüttung dem Staate mit der Auflösung drobten. Die deutschen Provinzen Desterreichs, insbesondere Böhmen, Mähren und Nieder-Oesterreich, versehen, als die gewerbthätigsten der Monarchie, alle übrigen Gebietstheile mit ihren Industrie⸗Erzeugnissen und sinden ihren größten Absatz in den außerdeutschen Ländern; von diesen staatlich getrennt, würden sie bald die wichtigste Quelle ihres Verkehrs verstopft, ihre Arbeiter des Er— werbes beraubt, zum Hunger verurtheilt sehen. Und gerade jetzt fordern sie nach einer anhaltenden Handelsfrise, nach den Stockungen, welche die große Bewegung Europa's im Verkehr zurückgelassen, gerade jetzt erwarten sie, die Segnungen der errungenen Freiheit zu
enießen, welche die Aufhebung der feudalen Bodenlasten und die . des Grundbesitzes in ihrer Rückwirkung auf. die erböhte Gewerbthätigkeit verheißt. Es ist bekannt, daß die deutschen Bezirke Böhmens neuerlich die administrative Sonderung von den czechischen und die unmittelbare Unterordnung unter das wiener Ministerium nachgesucht haben. Der Grund dieses Verlangens beruht nicht so⸗ wohl in dem Streben nach nationaler Trennung, als vielmehr darin, daß jene Bezirke, der Sitz des rührigsten Gewerbfleißes, bei mehr hervortretender Autonomie der Provinzen besorgten, in ihren engge— knüpften Handels verbindungen mit Wien und durch Wien mit den außer⸗ deutschen Ländern der Monarchie gehemmt zu werden. Als unmittelbar nach der glorreichen März⸗Revolution in Wien die italienischen Piovinzen abfielen, als die Erschütterungen durch jene Ereignisse die öffentlichen Hülfsquellen verstegen machten, da waren es abermals die durch je⸗ nen Abfall tief verletzten Interessen der deutschen Provinzen, welche durch die Stimme der offentlichen Meinung die Regierung ermuthig⸗ ten und ihr die Mietel zur Fortsetzung des Kampfes verschafften, dessen siegreiche Beendigung der Tapferkeit des österreichischen Heeres zu danken ist. Dieselben Interessen unterstützten die Regierung in der Behauptung des mit so großen Opfern, mit dem Blute der treuen Söhne des Vaterlandes errungenen Besitzes. — Der Schwer⸗ punkt des gesammten österreichischen Handels beruht in den Kredit⸗ Anstalten der Residenzstadt, namentlich in der Nationalbank; die Un⸗ terstützung, welche diese dem Verkehr darbietet, ist aber bedingt durch die Ausdehnung ihrer Wirksamkeit über alle Länder der Monarchie. Diese Wirksamkeit müßte im Falle einer siaatlichen Trennung der deutschen Provinzen bedeutend beschränkt, das Privilegium der Bank nach den übrigen e hin gebrochen werden, wodurch nicht nur die gesammte volkswirthschaftliche Thätigkeit im Handel und in der Industrie der deutschen Provinzen, sondern auch die sinanzielle Lage des mit dem Bestande der Bank eng verknüpften Staatshaushaltes, dem unaufhaltsamen Verderben entgegengeführt würden. Endlich ist noch des von Triest aus betriebenen Seehandels zu erwähnen, welcher eben so, wie der Hafen von Triest selbst, seinem Verfalls zueilen und für Deutschland verloren gehen würde, wenn jener Punkt an der
adriatischen See isolirt für sich bestände und nicht mehr mit den Küsten an beiden Seiten des Meeres zu einem Staate vereinigt wäre.
Fassen wir diese Umstände, vieler anderer, wie der einer even= tuell höheren Besteuerung, nicht zu gedenken, zusammen, so miüssen wir gestehen, daß die Folgen einer gewaltsamen Trennung der deut- schen Provinzen von dem übrigen Länder-Verbande der österreichischen Monarchie, vorausgesetzt, daß dieselbe durchgeführt werden könnte, die wesentlichsten Interessen ihrer Bewohner gefährden, eine hohe Gefahr für die Ruhe und den Wohlstand derselben herbeiführen wür— den. Fern sei die Behauptung, daß deshalb die gedachten Provin⸗ zen ihre bishärigen Beziehungen, ihre rechtliche Stellung zu dem deutschen Vaterlande aufzugeben hätten. Es soll im Gegentheile durch die neue Verfassung eine engere, alle Verhältnisse mehr durch— dringende Verbindung, als bisher stattgefunden, erzielt werden, nur soll dafür eine andere Form, als jene, welche die staatliche Absonde⸗ rung der deutschen Provinzen von der Gesammtmonarchie bedingt, gefunden . ;
Ich berühre nur kurz die aus der besprochenen Trennung für die außerdeutschen Länder Ocsterreichs n a n. li ö. auch diese von der Gesammtmonarchie den Schutz gegen auswärtigen Angriff, die Wahrung ih rer volkswirthschaftlichen Intkeressen, den u? gehinderten Absatz ihrer Robstoffe und industriellen Erzeugnisse, die Vortheile des Handels mit einem großen Staatsgebiete, die Benutzung der dafür bestehenden Kredits- und anderen Hülfs⸗Institute, lurz sämmtliche Vortheile des Verbandes zu einem großen Staats körper in Anspruch nehmen, und weil sse den Verlust dieser Vortheile schmerz⸗ lich empfinden würden. Die ernsteste Erwägung verdient aber der Bestand und die Aufrechthaltung der österreichischen Gesammtmonarchie, welche mit der Theilung derselben in zwei oder mehrere, wenngleich durch Personal- Union verbundene Staaten zu bestehen aufgehört hätte. Es ist oft behauptet worden, wenn sich diefe Monarchie im geschichtlichen Laufe der Zeit nicht von selbst gebildet hätte, so hätte man sie im Interesse des europäischen Gleichgewichts, im Interesse der friedlichen Entwickelung der Geschicke und, ich füge hinzu, im Interesse der Freiheit unseres Welttheiles, schaffen müssen. Lange genug hat es gewährt, ehe die Morgenröthe der Freiheit in Dester⸗ reichs Gauen angebrochen; es steht aber eben deshalb zu hoffen, daß die Erschütterungen, durch welche die Freiheit sich den Weg bahnt, desto schneller vorübergehen. Noch immer stehen der Westen und der Osten Europa's in ihren inneren Einrich- tungen und äußeren Bestrebungen so schroff einander gegenüber, daß es zwischen beiden einer Vermittelung bedarf, welche stark genug ist, durch ihren Hinzutritt die Wagschale der Entscheidung sinken zu machen. Diese Vermittelung ist die Aufgabe von Deutschland und von Oester- reich im engen Verbande mit einander, als dem Kerne eines künftigen Staatenbundes von Mittel-Europa; verschwindet Oesterreich aus der Neihe der Großmächte, dann ist das Gleichgewicht auf der empfind—⸗ lichsten Seite gestört, und es werden sich die Folgen dieser Störung, indem sie Orsterreich in das Verderben stürzen, bald auch über dessen Gränzen hinaus fühlbar machen. Darum liegt es im Interesse der europäischen Staatengemeinschaft, daß Oesterreich, welches mit einer merkwürdigen, wenngleich nicht Jedermanns Augen zugänglichen Zähigkeit seines inneren Zusammenhaltes allen Stürmen des letzten Jahrhunderts, von der Thronbesteigung Maria Theresiens bis zu die⸗ sm Augenblicke, siegreich widerstanden hat, fortan als europäische Großmacht seine Mission des Friedens und der Freiheit erfülle.
Deutschland hat ein tausendjähriges Recht auf seine Verbindung mit den deutschen Provinzen Oesterreichs, und eine Neugestaltung, welche die Anerkennung dieses Rechtes in Frage stellte, müßte von jedem Deutschen, wohne er in Oesterreich oder außerhalb desselben, entschieden bekämpft werden. Wodurch wird dieses Recht wirksam? Durch den Schutz gegen äußeren und inneren Angriff, durch die Förderung der materiellen Wohlfahrt, durch die Gründung freier In stitutionen und durch die Wahrung der deutschen Nationalität unter Anerkennung der Gleichberechtigung anderer Nationalitäten. Wenn sich diee Zwecke, für deren Verwirklichung Deutschland im Inneren die engere Vereinigung zu einem Bundesstaate wählt, in Beziehung auf Oesterreich und dessen eigenthümliche Verhältnisse durch ein an⸗ derweitig gestaltetes Bündniß erreichen lassen, und wenn diese Form der Vereinigung zugleich wesentliche Nachtheile beseitigt und un⸗ leugbare Vortheile darbietet, so liegt ein solches Bündniß auch im wohlverstandenen Interesse Deutfchlands. Daß der kräftige gegenseitige Schutz selbst mit der eventuellen einheitlichen Leitung des Heeres durch die Reichs-Centralgewalt mittelst dieses Bündnisses erzielt werden könne, bedarf keines Beweises. Die materielle Wohl⸗ fahrt erfordert die Vereinigung der gesammten Ländergebiete Deutsch= lands zu einem Zoll- und Handelsverbande, übereinstimmende gesetz⸗ liche Regelung der Schifffahrt, des Münz- und Postwesens, der Maße und Gewichte und der verwandten Beziehungen, welche eben so sehr dem Interesse Oesterreichs, als den Anforderungen des übri⸗ gen Deutschlands entsprechen. Die Veifassung, welche der osterrei⸗ chische Reichstag zu entwerfen im Begriffe steht, wird, wie mit Be⸗ stimmtheit zu erwarten, in Wahrung der Vollerechte und in Ecschaf⸗ fung einer fest begründeten Freiheit mit den Absichten der National⸗ Versammlung im Einklange stehen. Die deu ische Nationalität in den deutschen Provinzen Oesterreichs trägt ihre sicherste Gewährleistung in der kompakten und willenskräftigen deutschen Bevölkerung, in der deutschen Dynastie, den deutschen Institutionen der Verfassung und Verwaltung, in der deutschen Bildung in sich; nichts hindert den Hinzutritt positiver Bestimmungen in der Vereinbarung zur noch kräftigeren Stütze dieser Grundlagen deutscher Sitte und deutschen Lebens.
Die Nachtheile, welche eine Trennung, d. i. eine Zerstückelung, der österreichischen Monarchie für Deutschland nach sich zöge, liegen vor Aller Augen. So wie Oesterreich zu seinem gedeihlichen Bestand und friedlicher Entwickelung eines krästigen Deutschlands als Bollwerkes gegen Westen bedarf, eben so braucht Deutschlaͤnd ein mächtiges und starkes Oester= reich, bei dessen Zerfalle seine Gränzen nach Süden und nach Usten offen, des abwehrenden Schutzwalles beraubt, seine innere, Wehrkraft gelähmt, seine Stellung in der europäischen Staatengemeinschaft ge⸗ schwächt, wo nicht gebrochen ist. Die Beweise kafür liefert die Ge⸗ schichte. Unter den Vortheilen dagegen, welche der innige Anschluß der österreichischen Gesammtmongrchie an Deutschland gewährt, wird es hinreichen, drei wesentliche hervorzuheben. Beide Ländergebiete vereint, umfassen mehr als den vierten Theil der europischen Be⸗ völlerung, 70 Millionen Menschen, mit einem streit fähigen Heere, welches keine äußere Macht der Welt zu überwältigen veimag. Wer könnte bezweifeln, daß die Lösung aller großen Fragen, welche Eu⸗ ropa in Bewegung seßen, von der Entscheit ung die ser gewaltigen, die Mitte unseres Welttheiles einnehmenden Macht abhänge? Das Gebiet dieses Vereines würde den größten europäischen Markt für die einheimische, durch den unerschöpflichen Reichthum der eigenen Rohstoffe genährte Industrie darbieten, sein durch großartige innere Verkehrsmittel gehobener Handel und seine Schifffahrt wür den die nordischen Meere, so wie die adriatische See, mit neuem Leben er= füllen und, im Besitze der natürlichen Wasserstraßen nach dem Oriente, den Verkehr darin, das Erhe uralter Verbindungen, wieder Deutsch⸗ land zuwenden. Und welcher reichere Gewinn könnte Deutschland von irgend einer Seite her geboten werden, als jener, den es aus dem freien Verkehr mit den an Fülle der Rohstoffe strotzenden, der
eigenen Fabriksthätigkeit ermangelnden Ländern von Galizien, Ungarn und Italien ziehen wird?
Deutschland hat im Interesse der Humanität eine hohe Auf⸗ gabe zu erfüllen: die Gessttung, die Gessteskultur und im Gefolge derselben die Freiheit nach den Ländern des Ostens zu verbreiten. Der überwiegende Antheil an dieser edlen Mission fällt Oesterreich zu, welches, seit Jahrhunderten in vielverzweigter Verbindung mit den östlichen Völkern stehend, die Träger deutscher Sitten und deut⸗ schen Lebens tief zwischen dieselben hinein vorgeschoben hat und nun auch der Freiheit den Weg dahin zu bahnen berufen ist. Diese Eroberung soll eine friedliche sein und mit dem Grundsatze der Gleichberechtigung aller Nationalitäten im Einklange stehen; ihre Waffen sind die höhere Ausbildung, der wissenschastliche Forischritt und die Vortheile für das öffentliche Leben, so wie für den Han⸗ dele verkehr, ihr Panier ist der Wissensdrang und die Ueberzeugung. Weit über die Gränzen des deutschen Bundes reicht das deutsche Leben und die deutsche Kultur über die westlichen, nördlichen und südlichen Komitate, so wie über die Städte und Handelsplätze Un⸗ garns, über die Militairgränze, deren Verwaltungs- und Umgangs⸗ sprache bisher die deutsche war, über Galizien und Siebenbürgen, aus dessen Sachsenland die größtentheils deutschen Gewerbs- und Handelsleute in der Wallachei und in der Moldau stammen. Diese deutschen Elemente widerstanden bisher allen widerwärtigen und zum Theil bedrückenden Einwirkungen, weil sie ihren Rückhalt und ihre Nahrung in den deutschen Provinzen Desterreichs finden; trenne man bre von dem Körper der e e e h, und man wird bald den Untergang des deutschen Wesens jenseits der neuen Gränze zu beklagen haben.
Vielfach ist die Ansicht rege geworden, Oesterreich stehe in Ge— fahr, ein Slavenreich zu werden, man müsse demnach die deutschen Theile, um sie vor dieser Gefahr zu bewahren, von dem Gesammt-— körper der Monarchie absondern und sie ausschließlich mit Deut chland in Verbindung erhalten. Dieser Ansicht liegt eine unbestreitbare That⸗ sache zum Grunde, welche man erfennen muß, weil sie eben nicht wegzuleugnen ist. Oesterreich zählt unter 38 Millionen Einwohnern 18 Millionen Slaven. Es ist aber dabei wohl zu erwägen, daß die Gefahr, welche diese Thatsache mit sich führen kann, gerabe erst durch die beabsichtigte Trennung der deutschen von den nich tdeutschen Pro⸗ dinzen, heraufbeschworen würde. So lange die Gesammtmonarchie vereinigt bleibt, bilden die deutsche Dynastie, der Reichetag und die Centralleitung, welche sich in einer deutschen Provinz befinden und in deutscher Sprache verhandeln, ein Ge engewicht. Ferner tritt die Vermischung der deutschen, der ,, und romanischen Bevöl⸗ kerung mit der slavischen, die nach Sprache und Kultur⸗ Entwickelung bedeutende Verschiedenheit der slavischen Stämme, so wie ihre räum= liche Vertheilung, einer solchen gefahrdrohenden Verbindung in den Weg, und selbst der durchgeführte Grundsatz der Gleichberechtigung der Nationalitäten wird je nach dem Grade des sozialen Fortschrittes auf jeden Stamm eigenthümlich wirken. Anders würden sich die Verhältnisse bei der bewerkstelligten Absonderung der zu Deutsch⸗ land gehörigen Provinzen stellen. Dann möchte das slavische Element, aus seinen gegenwärtigen Beziehungen zu dem deutschen Mtttelpunkte der Monarchie zurückgedrängt, sich zu einer neuen Ge— staltung vereinigen, welche früher oder später durch die Gewalt der Umstände in einen feindlichen Gegensatz zu den deutschen Nachbar- Provinzen treten würde, und es sieße sich besorgen, daß die sechs Millionen Slaven, welche die deuischen Provinzen Oesterreichs be⸗ wohnen, den Schwerpunkt ihres nationalen Lebens eher in jener neuen Gestaltung, als in Deutschland finden würden. Dann waͤre es nicht mehr Deutschland, dessen n ful in dem östlichen Theile der bisheri⸗ gen österreichischen Monarchie geböte, und es würde in gleicher Weise geschwächt, ob nun im Namen Rußlands in den slavischen oder im Namen Frankreichs in den magyarischen Landestheilen das Protekto⸗ rat ausgeübt würde. . ꝛ
Es bedarf wahrlich keines prophetischen Blickes, um die ernsten Ereignisse vorherzusehen, mit denen Europa heimgesucht zu werden besorgen muß. Wie immer sie sich gestalten mögen, ein enges An— einanderschließen Deutschlands und des österreichischen Gesammistaates ist die sicherste Schutzwehr gegen die hereinbrechenden Wogen des politischen und sozialen Sturmes; beide vereint, vermögen den An— drang der hohen, allen Gütern des Lebens drohenden Gefahr abzu⸗ wenden; sind aber ihre Bande getrennt oder gelockert, dann verfällt jedes vereinzelt dem Verhängnisse!
Südseefischerei⸗Betrieb pommerscher Häfen.
Stettin, s. Dez. (Ostsee-3tg.) Nachdem der Wallfischfang eine lange Reihe von Jahren auf deutschen, dänischen, schwedischen, niederlän⸗ dischen, britischen und in der letzten geit besonders auf nordamerifanischen Schiffen sowohl von größeren Gesellschaften, wie von einzelnen Nhedern und Kaufleuten betrieben war, erwachte auch in Stettin und in Wolg st die Lust, sich an der Südseesischerei zu betheiligen, An beiden Orten ira⸗ ten Gesellschasten zusammen, von denen die stettiner nach der Erfahrung, daß der schlechte oder ungünstige Fang eines Schiffes durch andere Fahr⸗ zeuge übertragen werden müsse, 3 Schiffe zum Wallsischsangen auszurüsten beschloß; jedoch blieb es bei der Ausrüstung eines Schiffes.
Das Einschuß - Kapital der stettiner Südseesischerei⸗ Compagnie bestand ursprünglich in 63, 000 Rthlr., jede Actie zu 250 Rthlr. Von dieser Summe wurden 32,000 Rihlr., zum Ankaufe des Schiffes „Borussia“, von 282 Lasten, verwandt; durch Havarie in Kopenhagen, erneuerte Verproviantirung des Schiffes nach Verlauf der ersten 25 Jahre, durch Vorschüsse an di oft erneuerte Besatzung und an den ersten Capitain (einen Bremer), so wie durch mehrfache Assekuranz- Prämien, stieg die Ausgabe auf circa 105,090 Rthlr.
Die „Borussia“ kehrte um Pfingsten 1847 nach Stettin zurück, und von der Ladung wurden realisirt
4387 Ctr. Thran zu ... . A53,900 Rthlr. inkl. Spermacetibl,
197 — Fischbein zu.. . 9,180 durch den Verkauf des Schif⸗ fes, der Utensilien und
. des Inventariums... 19000 — abzüglich der Unlosten, so daß jeder Actionair von der Actie zu 250 Rthlr. nur 72 Rthlr. 4 Sgr. bei Auflösung der Compagnie erhielt, also pro Actie ein Verlust von 172 Rihlr. 26 Sgr. sich ergab.
Die Besatzung der „Borussia“ bestand aus 36 Mann, deren erster Führer wegen sch echter Führung des Schiffes (Havarie in Kopenhagen) noch auf der Hinreise durch einen anderen Capitain, Hartwig aus Wolgasl, ersetzt werden mußte. Ein Theil der Mannschaft desertirte jedesmal, wenn das Schiff Land machte, was nach Beendigung jeder Fisch⸗Saison geschah, so daß nicht weniger als 96 Mann in 37 Jahren an Bord bez Schiffes gewesen sind. Da gegen diese Desertionen fein Schußz und leine lÜlnler— tützung beim Nichtvorhandensein von preußischen Konsuln zu erlangen war, so , wiederholt eine Ergänzung der Besatzung vorgenommen werden.
Als besondere Gründe des Mißlingens des stestiner Unternehmens sind unter anderen folgende zu bezeichnen: Das Schiff „Borussia / erlitt bereits in der Ostsee auf der Hinreise pan und verlor deshalb in Ko- penhagen eine kostbare Zeit. Darauf segelte es New-Bedfold in Nord- Amerika an und später Flio Janeiro, wegen eines wahnsinnig gewordenen deutschen Steuermanneg. Diese beiden nsegelungen losteten aufs neue Zeit und Geld. Als der Fischfang selbst beginnen sollte, war ein Theil der Mannschaft durch die Trunksucht bes ersten Capitains und des ersten Steuermannes verwildert und zeigte nicht die gehörige Ausdauer beim Fange, abwohl bekanntlich vom Beginn? bes setzleren die Klusbeute der etõdteten Fische nach bessimmten Prozenten als Heuer unter die Menf hen mit
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vertheilt wird. Zugleich war auch Mißverständniß und Uneinigkeit zwischen den Offizieren enistanden und bei der Untauglichkeit und 85 ae. 3 len zweier zisch · Capitains wurde nur men, gefangen, obwohl Zische in hinreichender Anzahl zu Gesicht kamen. on . tödtete man 42. Da der Gewinn von einem einzigen großen Wallfische bisweilen 5065 und mehr Thaler beträgt, so ergiebt sich von selbst, daß die meisten ge⸗ tödteten Fische nur sehr fleine waren. Der Zwiespalt der Offiz ere (einer derselben wurde eines Vergiftungsversuches angellagt, um angeblich nach Beseitigung des Capitains die Führung des Schiffes zu übernehmen) loderte die Bande der Disziplin auf der „Borussia um so mehr, da unter den auf derselben vertretenen 6-7 Nationalitäten schon von vornherein Miß verstãndnisse vorkamen. Obwohl das Schiff ein preußisches war, so wurden doch alle Befehle in englischer Sprache während der Fangzeit gege⸗ ben. Für die desertirten Matrosen mußten nothgedrungen schlechte Sub⸗= jelte an Bord genommen werden, die mit Schulden aufs Schiff kamen und sich später nicht freifuhren. Zu diesen Kalamitäten kam noch stürmi⸗ sches ungünstiges Wetter im Anfange des zweiten und drinen Jahres, so daß das Resultat des ganzen stettiner Unternehmens ein sehr entmuthigen- des war und sich die Compagnie hier auflöst.
Das wolgaster Unternehmen, eingeleitel und ausgeführt durch den dort bestehenden Verein zur Südseefischerei, wurde auf dem neu gebauten Schiffe „Rica“, Capitain C. A. Darmer, ins Werk gesetzt, welches am 31. Mai 1815 von Wolgast ausging und nach Beendigung' der dänischen Blofade, welche die Nica“ eine Zuflucht von mehreren Monaten in einem englischen Hafen zu suchen zwang, in Wolgast glücklich am 25. September e. einlif.
Von der Ladung des & f sind für den in öffentlicher Auction ver- kausten Thran 2543 Ctr. 37 Pfd. Netto-Gewicht gelöst Rthlr. Sgr. Pf. 23,5339 6 5
3,698 11 6
5,500 — —
d Aus dem Verkaufe mehrerer für den Wallsischfang und zum Tauschhandel bestimmt gewesenen Gegenstande und des verbliebenen Schiffs-⸗Proviants, für die zu er wartende Vergütigung auf die Assekuranz-Prämie, seit der Zeit des Eintreffens des Schiffes „Rica“ in Cowes den 34. Mai d. J. und bis zu dessen Ankunft in Wolgast den 25. September und für die höhere Ver— werthung des Spermacetiöls als berechnet worden,
dürften noch aufkommen
6, 100 — 11,557 18
n
b, 557 18 3
sammlung der Actionaire des wolgaster Vereins
zur Südscefischerei am 1. November c. wurde zwar die Frage verneint, daß
der Verein sich auflösen solle, jedoch vereinigte man sich dahin, zur Zeit
nicht die Südserfischerei mit dem zweiten Schiffe sortzusetzen, sondern die
„Rica“ bis zur weiteren Beschlußnahme als Kauffahrteifahrer zu benutzen.
Dem bisherigen Führer des Schiffes übertrug man auch die fernere Leitung desselben.
Auch vom wolgaster Schiffe desertirte der größte Theil der von An— fang an Bord befindlichen Mannschaft, so daß nur drei Mann von der ursprünglichen Besatzung (ein Schiffsjunge fiel über Bord) zurüdkehrten. Die Inseln der Südsee verführten manchen Matrosen zur Desertion, zumal beim sortdauernden Anlaufen von anderen Wallfischfängern, auf welchen man einen hesseren Gewinn erwartete, sich die Gelegenheit bot, das aben— teuerliche Leben fortzusetzen. Die reizenden Gestade von Peru veranlaßten unter Anderem auch den Arzt des Schiffes, Namens Siegerist, aus Greifs⸗ wald, sich eine neue Heimat zu schaffen.
Diese beiden Expeditionen auf den Wallsischfang sind bisher die einzigen aus preußischen Häfen, und ihr unbefriedigendes Resultat, wenn dies den Maßstab für die Reniabilität solcher Unternehmungen überhaupt abgeben sollte, möchte nicht zur Ausrüstung neuer Schiffe ermuthigen. Die ameri- lanischen Rheder und Kaufleute, welche auch ohne vom Staate bezahlte Prämien einen reichen Gewinn durch die Süd seefischerei erzielen, finden frei= lich außer der Beschaffung der erforberlichen Geldmittel durch Üünterstützun von Banken 2c. dadurch einen sichereren Boden für ihre Unternchmung, da die Ausrüstung der Schiffe selber in Folge vieljähriger Erfahrung, die Be= schaffung der zum Fischfange besondersz tauglichen und befähigten Mann— schaft dort weit glücklicher von Statten geht, und durch die Verwendung einer Anzahl von Schiffen zum genannten Zwecke die Verluste eines einzi⸗ gen übertragen werden.
Die beiden pommerschen Wallfischfänger haben ein theures Lehrgeld gekostet, aber auch an Erfahrungen bereichert, und es wäre zu bedauern, wenn man, durch den ersten Verlust enimuthigt und nicht bede d, daß derselbe gerade dem Mangel jener Erfahrungen zuzuschreiben sich von weiteren Unternehmungen abschrecken ließe.
Wissenschaft und Kunst.
Konzert Revue.
Geistliches Konzert in der Garnisonkirche. Konzert von Sgra. Garcia de Torres und Fr. Demunck.
Dritte Trio-Soiree.
Das geistliche Konzert, welches alljährlich in der Garnisonlirche zur Feier des Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin am 13. November veranstaltet zu werden pflegt, war diesmal (des Tages zuvor eingetretenen Belagerungszustandes wegen) ausgesetzt worden und fand erst am verflof— senen Sonnabend (den gien) statt. Da die Kirche ziemlich gefüllt war, dürfte der Hauptzweck der Veranstaltung, der bekanntlich ein wohlthätiger ist, als erreicht zu betrachten sein. Dech auch in künstlerischer Beziehung lieferte das Konzert nicht unerfreuliche Resultate. Zu Gehör kam eine Auswahl von älteren und neueren Vokal- und Instrumental⸗ Compo- sitionen von Naumann, Romberg, Fesca, Klein, Geyer u. A. Die Gesänge wurden von Mitgliedern der Sing - Akade⸗ mie unter Rungenhagen.s Leitung abwechselnd a Capella und mit Orgel ⸗ oder Instrumental⸗Begleitung ausgeführt. Das Orchester, mit Ausnahme von Contrabässen und? Cells, nur aus Blech⸗Instrumenten bestehend, befand sich unter Wieprecht's Direction und zeichnete sich, außer beim Accompagnement, auch durch selbstständige Leistungen rühmlichsi aus. Ein brillanter Orgel-Satz von Thiele, von Herrn Haupt meister⸗ haft vorgetragen, eröffnete das Konzert. Die Composition, aus dem Nach- lasse des unlängst hier der Cholera zum Opfer verfallenen ausgezeichneten Organisten Thiele herrührend, eiwies, daß der Verewigte als schaffen⸗ der Künstler nicht minder Schätzenswerthes wie als Spieler zu leisten ver⸗ mochte, und, nur einer übergroßen Bescheidenheit, die ihn der Oeffentlichkeit fast gänzlich vorenthielt, dürste es zuzuschreiben sein, wenn sein Ruf in beiden Eigenschaften nicht ein weil verbreiteter war. Abgerundete Form und einheitsvoller, dennoch gedanken und schwungreicher Inhalt, charakterisiren das bezeichnete Orgelstück, das sich außerdem durch die glän · zendste Entfaltung der reichen Tonmittel des großartigen Instrumentes von außerordentlicher Wirkung gestaltet und sichtlich einen lief fesselnden Eindruck auf die anwesenden Hörer ausübte. Herr Haupt, der durch Wahl und Vortrag dieser n , , Composition seinem verewigten Freunde und Kunstgenossen ein eben so sinniges als würdiges Denkmal der Erinnerung setzte, deansprucht in Folge dessen besondere Anerkennung. Dieser Orgel Introduction folgte ein Magnificat!“ von Bernhard Klein, für Solo- und Cherstimmen, 8 n von Blechinstrumenten. Was die Composition angeht so zählt das Werk, unseres Bedünfens, nicht zu den gelungendsten des e fle, obgleich Kein, der sich im Gebiete der Kirchenmusik uͤbrigens mi
echt einen geachteten Namen erworben hat, auch in die sem „Magnisicat! ein im Styl würdig abgefaßtes, echt kirchliches Tonstück hinstellte. Hi jedoch bei
Klein 8 ausgeführferen Werken, der Mangel an augreichender, schöpfe⸗
rischer Kraft immer fählbar wird, so irist er auch aus diesem Magnisicats⸗
entgegen, dessen Inhalt, nur selien geistigen e, nimmt und einen ö e ö nur in b . . Chore hi t. Die heutige Aus der Compo n n e ch⸗
nstrum en ten betreffend, so will e ne, ammenstellung der
eßteren mit Singstimmien insofern nicht zusagen, asg sich diefe beiden Ele- mente ohne die vermittelnden Saiten und Holz Blase · Instrumente nicht recht zu einer Gesammtwirkung verschmeszen können, besonders wenn einer⸗ seits der Chor, wie es diesmal der Fall war, im Verhältniß nur schwach besetzt ist, und , . die Composition selbst durch überwiegend sigurir- ten Inhalt eine von Blech, Instrumenien im gün stigsten fen. immerhin nur unvollkommen zu lösende zusgabe stellt. Aber auch' hinsichtsich ber Prchision ließ die Aus führung die ses Mustkstückes zu wünschen, so daß der Total-⸗ Eindruck desselben jedenfalls kein außerordentlicher war. Desto größere Wirkungen rief die Anwendung der Blechinstrumeule in denjenigen r iknummern her- vor, in welchen sie, entweder ganz allein oder mit der Orgel konzertirend, auftraten. So bewirkte namentlich die Tolfata von Flod. Geyer, die zu Anfang des zweiten Theils ausgeführt wurde, durch die Vereinigung der Jongewalt des vollen Orgelwerk mit dem Blech, einen um so großartigeren Eindruck, als die Composition selbst eine mit wahrhaft grandiosen Zügen reich ausgestattete und überhaupt eine solche ist, deren charakteristischer * halt mit den aufgebotenen Mitteln in vollem Einklange steht. Ohne auf alle Vorträge des Konzertes hier speziell einzugehen, sei nur noch des
Chorals: ö „Nun danket alle Gott“
erwähnt, der, vom ganzen Chor, der vollen Orgel und dem Orchester aus- geführt, die musikalische Vorstellung in würdiger Weise abschloß. In diesen einsachen, gezogenen Klängen vermählten sich Menschenstimmen, Orgelklang und Blechinstrümente in dem weiten Raume der Kirche zu einer winflich er= Reifenden Ensemblewirkung, so eine wahrhaft erbauliche Stimmung in den Hörern zurücklassend. Am nämlichen Abende, zur gewöhnlichen Konzertzeit — die geist= liche Musik fand nämlich von 5 — ] siatt = gaben die Sängerin Sgra. Garcia de Torres und der Cellist Fr. Dem unck ein Konzert im Hotel de Russie. Auch hier fanden wir ein zahlreiches Auditorium versammelt, das den Leistungen des Konzertgeberpaars mit Interesse folgte. Ueber Letz⸗ teren können wir übrigens diesmal nur wiederholen, was wir bereils nach seinem ersten hiesigen Auftreten im verflossenen Sommer in diesen Blättern ausgesprochen haben. Sgra. Garcia de Torres, mit einer mehr kräftigen und umfangreichen, als frischen und schönen Stimme begabt, im Besitze einer mehr glänzend, als fein ausgebildeten Technik singt Rolorgturen mit mehr Volubilität, als Geschmack. Sie trug zwei ita⸗ lienische Arien und Lieder mit Beifall vor. Herr Demundck dagegen ist ein Meister in jeder Bedeutung des Wortes. Seine vollendete Technik, die er im Dienste des Geistes und der Seele verwendet, stempeln ihn dazu. Jedenfalls ist er eine bedeutende Kunst-Erscheinung und würdig, neben den eisten Violoncellisten der Gegenwart genannt zu werden. Hinsichtlich der Kraft und Fülle seines Tones, namentlich in der Tiefe (auf der C- und 3-Saile), steht er sogar einzig da, obgleich wir nicht verkennen wollen, daß das e f ,. Instrument, dessen sich der Spieler bedient, die⸗= sen eigenthümlichen Vorzug seines Spiels in ein vorzugsweise vortheilhaftes Licht zu stellen wohl geeignet ist. Dieser gerühmte Vorzug außerordentlicher Kraft ist aber um so schätzenswerther, als er sich gleichzeitig mit höchster Zartheit, Sauberkeit und Innigkeit des Vortrages verbindet. Kurz, Herr Demunch entwickelt ein Spiel, das, Männlichfeit mit Leichtigkeit, Rapidität mit schönstem Gesange paarend, durch Mannigfaltigleit der Rüancirung ein wahrhaft charakteristisches Gepräge trägt und echt künstlerisches Inter= esse einzuflößen nicht umhin kann. Kar die Vorträge betrifft, so offenbarte Herr Demunck die glänzenden Eigenschasten feiner Virtuosität vor zugsweise in zwei Fantasieen von Servais, während er sich als Künstler im höheren Sinne des Wortes in dem Vortrage der großen A- dur - Sonate (mit Piano) von Beethoven zu bethätigen Veranlassung nahm. So weit es der Vortrag seines Mirß l elei? ( Herrn Steifensgnd) gestattete, kam das letztgenannit Meisterwerk seinerseits in einer den Intentionen desselben durchaus entsprechenden, verständnißreichen Weise zu Gehör. Die lebhafteste Theilnahme für die Leistungen des aus- gezeichneten Künstlers sprach sich im Publikum durch einstimmigen Beifall deutlich aus. — Außer dem Konzerigeber⸗Paar hatte sich Heir Kraus durch einige Liedervorträge an dem Konzerte betheiligt.
Die dritte Trio⸗-Soinee der Herren Lö schh srn und Geht. Stahl—
knecht (am Montag d. 16.) erfreute ihre Hörer durch ben Vortrag emes Trio von Flo d. Geer in A mol, der A-cdufs-Sonate für Piano und Cello von Beethoven und eines Trio von Hum mel in E-dur.
Das Trio von Gever, eine Arbeit, die Gedie enheit mit Originali= fat paart, erregte das Interesse der anwesenden Mustker und Musitfreunde in hohem Grat e. Echt künstierische Beherrschung der mustkalischen Form, geschickte Durchführung der Hauptgedanfen charaklerisiren das Wert außer- dem, in welchem sich der Komponist überhaupt als einen Musiker von ge⸗ reifter Kunstbildung und echtem Kunststreben bethätigt. Als solcher ver= schmäht er jedwede moderne Effekthascherei und bringt stalt krankhafter Sen= limentalität gesunde kernhafte Gedanken von carakteristischer Ausprägung die, nach den Vorbildern flassischer Meister musterhast verarbeitet, ein unsf⸗ reich gewebtes Ganzes formiren. Dabei tritt jedes Instrument, alle unnützen, orchesterartigen Verdoppelungen vermeidend, steis seiner Natur nach selbstständig auf, so daß die Arbeit auch nach dieser Seite hin den Kunstforderungen vollkommen entspricht und von einer Klarheit der Wirkung ist, die bei ih⸗ rem oft lkünstlichen Bau um so tiefer in die kritische Wagschale fällt. Gleich der erste Satz zeichnet sich nicht minder durch formelle Abrundung (obwohl ihm der herkömmliche Mittelsatz fehlt) als durch eigenthümlichen Inhalt aus, während Adagio und Scherzo Eleßteres namentlich im Trio) auch in melodischer Hinsicht nicht arm an interessanten Zügen sind und in⸗ sofern als die gelungensten (jedenfalls ansprechendsten Sätze des Trio's gelten dürfen. Nichtsdestoweniger verdient auch das Finale Anerkennung, das einen wahrhaft klassischen Geist athmet und z. B. in der Schluß⸗ Kadenz unwilltürlich an des Altmeissers Seb. Bach eigenthümliche Weife, das Klavier zu behandeln, erinnert. Durch eine vortreffliche Aus führung noch gehoben, fand das Trio, der obigen Andeutung zufolge, ehrende Auf nahme, indem es nach den drei letzten Sätzen sogar jedesmal durch lauten Beifall ausgezeichnet wurde.
Nicht minder schön kam die zuvor erwähnte Beethovensche A. dur- Sonate zu Gehör, deren Ausführung, was treffliches Zusammenspiel, feine Nüancirung, überhaupt richtiges Eingehen in den Geist der Composition betrifft, fast nichts zu wünschen ließ. Besonders gewann der Cellist, Herr Ju l. Stahl knecht, hier Gelegenheit, sein Spiel, voll schönen, zarten Gesanges, aufs vortheilhafteste zur Entfaltung zu bringen. Er bekundete durch seinen Vor- trag aufs neue, welchen Schatz die Königliche Kapelle in ihm besitzt. Der 6 dagegen konnte sich im glänzendsten Lichle in dem zuletzt ausge⸗ ührten großen E dur-Trio von Hum mel beigen, dessen Pianoforte · Par ie, in dem bekannten eleganten Bravonr-Sty dieses Meisters gehalten, Hert Löschhorn eben so fertig als sauber und geschmackvoll vortrug. Doch auch Violine und Cello, hier mehr begleitend als obligat eingreisend, wur= den von seinen Mitspielern mit ,, Diseretion gehandhabt. Fesselte übrigens das letztere Tonstück die Hörer mehr durch die Exerution, als durch die Composition selbst, so war es dennoch interessant, einmal wieder ein Werk dieses Meisters zu hören, der auf die Entwickelung des modernen Klavierspi (les jedenfalls einen nicht unbedeutenden Einfluß ausgeübt zu haben den Ruhm genießt.
Berliner Kalender.
Berliner Kalender für 1849. Dreiundzwanzigster Jahr- gang. Verlag der Deckerschen Geheimen Ober- Hofbuch⸗ druckerei in Berlin.