1848 / 227 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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V mlung, und die gefertigte Wahlmannschast kann es

mit welcher gonsequenz Sie * bei Anlaß der Wahl-Kandidatur dargelegtes Glaubensbelenntniß fest- er haben. Sie wänscht sich Glück, daß ihre Wahl auf einen Ver= 2. gefallen 9 Tessen Benehmen im deutschen Parlamente es ihr moglich n Woie der vollsten Anerkennung auszusprechen. Möge diese . finn ungs . Aeußerung Sie ermuthigen, die großen Interessen, 127 auf 1 frankfurter National Versammlung zu wahren sind, auch fortan und nament- I bei der zweiten Berathung des Verfassungs-Entwurses mit so viel 2 Maß und Entschlossenheit, als Sie es bisher gethan, zu vertreten. !

Wi 30. November 1848. .

. Die Wahlmannschaft des ersten Wahlbezirkes

der Stadt Wien.

Die Deputation bes Gemeinde- Raths und des Magistrats von Wien berichtet über ihre Aufnahme in Olmütz und Prag folgender⸗ maßen in der Wiener 3tg;;.

Die in Folge Gemeinderaths-Beschlusses vom Aten d. M. nach Ol- müß und Prag entsendete Deputation war unter Begleitung einer Depu— tatlon des Magistrats der Haupt- und Residenzstadt Wien am 7. Dezember früh in Olmütz eingetroffen. Noch im Laufe desselben Vormittags verfüg- en sich die Herren Prästdent Bondi, Dr. Sceiller und Vice ⸗Burgermeister Bergmüller zu Sr. Durchlaucht dem Minister-Präsidenten Fürsten von Schwarzenberg, welcher von Fremster hierher gekommen war, um die ver einigte Deputation bei St. Majestät Franz Joseph den Ersten einzuführen. Der feierliche Empfang derselben sand im Thronsaale der erzbischöflichen Residenz um 11 Uhr des nämlichen Vormittags statt. Se. Majestät nahm die in diesen Blättern schon mitgetheilte Adresse, welche von dem Heim Präses des G. R. Bondi vorgelesen wurde, mit der größten Huld entgegen und beantwortete dieselbe mit den ebenfalls schon bekannt gegebenen Wor- ten. Die Deputation schied aus der Nähe des Monarchen, auf das sreu= digste bewegt durch die ausgezeichnet freundliche und wohlwollende Auf—= nahme, die ihr zu Theil geworden, und von den schönsten Hoffnungen für dit Zukunft des Vaterlandes und pie von ihr vertretene auptstadt durchdrungen, womit sie die edle männliche Haltung Fes jugndlichen Kaisers und die frrimü= thige Aeußernng seiner Gesinnungen etsuslten, Nach stattgehabter Audienz be= gab sich die Deputation zum Yninister äsidenten Fürsten von Schwarzenberg und überreichte demselben die in der Sitnng des Gemeinderathes vom 29. No⸗ vember beschlossene Vertrauens⸗Adresse an das Gesammt⸗Ministerium, welche Se. Durchlaucht sichtlich erfreut empfing und alsbald den übrigen Herren Ministern mitzutheilen versprach. Zugleich eröffnete derselbe der Deputa— tion, daß das von St. Majestät dem Kaiser den Nothleidenden der Stadt Wien zugedachte großmüthige Geschenk von hg Gulden in C. M. be- reits zur Auszahlung angewiesen sei und alsbald von städtischen Behörden zur gerigneten Vertheilung erhyben werden könne. .

Bei einer längeren Unterze , welche hietauf mit den einzelnen Glie⸗ dern der Deputation stattfand, und die sich über mehrere Angelegenheiten

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des Staats und der Stabt Hetbreittte bewährte sich nruerdings dit schon im Minister- Programme Käilsgedrürkte Entschiedenheit der Gesinnungen und sene Festigkeim des Willcns, welche unter den gegenwärtigen Verhältnissen allein zum Gedeihen Oesterreichs führen kann. Aus jeder Aeußerung des Fürsten leuchtete auf das deutlichsie, hervor, daß er mit anfrichtiger Liebe der Freiheit zugethan, aber auch antschlossen sei, dem Gesetze allenthalben Achtung zu verschassen.

Eine sehr erfreuliche Auszeichnung für die Deputation war es, daß 4 Mitglieder derselben, die Herren Bondi, Dr. Stubenrauch, Dr. Seiler und Herr Bergmüller, zur Kaiserlichen Tafel gezogen wurden, wobei noch bemerkt ward, daß diese Ehre der gesammten 1 zu Theil geworden wäre, wenn es der Raum der Gemächer gestattet hätte. Am Schluß des feier⸗ lichen Mahles brachte Se. Kaiserl. Hoheit der Herr Erzherzog Franz Karl folgenden Toast aus:

„Auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers und das Gedeihen des mir

so thenren Vaterlandes unter seiner Regierung“, welcher von der ganzen Versammlung mit dem lautesten Juruse be- grüßt wurde.

Nach Tische unterhielten sich Se. Majestät der Kaiser, so wie die übri= gen anwesenden Glieder des Allerhöchsten Kaiserhauses, in gewohnter huld= voller Weise mit den einzelnen Gästen. .

Da am 8. Dezember, Morgens um 19 Uhr, in der Domkirche zu Ol- mütz ein Hochamt und Je Demmn zur Feier des Regiernngsantrittes Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph J. abgehalten wurde, so hieltffes die Deputation für ihre Pflicht, demselben in corpore beizuwohnen und erst mit dem Nachmittagstrain zur weiteren Erfüllung ihrer Mission abzugehen, wo selbst sie am Sien Nachts eintraf. ö;

Des anderen Morgens (am 9. Dezember) verfügte sich der Herr Vice= Pröäsident des Gemeinderathes, Dr. von Stubenrauch, der Herr Vice Bür⸗ germeister Bergmüller und Herr Dr. Seiller auf den Hradschin, um die nö— ihigen Erkundigungen einzuziehen, ob und wann Se. Masestät Kaiser Fer—= dinand J. geruhen würden, der Deputation den Zutritt zu gewähren. Se. Durchlaucht Fürst Lobkowitz bemertte verselben, daß Se. Maje ; stät sich fest entschlossen haben, keine größeren Deputationen zu em- pfangen, daß er jedoch mit Perßfäügen den Abgeordnglen zu Zweien oder zu Treien Privat- Audienzen ert zellen würde. Vei vdieser ,. glaub⸗ ten die genannten Herren sogli sch dig dargebotene Gelegenheit, und zwar um so eher, benutzen zu söllen, da bie auf den nämlichen 34 bestimmte Entfernung des Fuͤrsten Löbfowitz wahrscheinlich eint länger Verzögerung herbeigefüh0rt haben würde. In der That wurden güch die erwähnten Mit= glieder der Deputation alsbald zu St. Majest t beschieden, welcher sie im Beisein Ihrer Majestät der Kaiserin und des Fürsten von Lobkowitz mit gewohnter Huld und Milde empfing. Sie überreichten im Namen der ge⸗ sammten Deputation nachstehende vom Präsidenten Bondi verfaßte Adresse:

Ew. Majestät!

Mit tiefbewegten Herzen haben die dem hohen Herrscherhause tren an— hängenden Bewohner Wiens die Urkunde gelesen, in der Ew. Majestät dem Throne Ihrer Väter entsagen.

In dem betrübenden Abschiede unseres Herrn und Monarchen ist für den gerechten Schmerz, den die durch Uebelwollende herbeigeführten Ereig- nisse in unserer Stadt dem Vaterherzen Ew, Majestät erregen mußten, nicht Ein Wort des Vorwurfes enthalten, und d e, Kai erliche Milde und Huld muß jedes Herz mit neuer ,,, nd Berönnderung erfüllen,

Die Vertreter der Kommune Wien 3 get sich iti tiefster Seele ver— pflichtet, diese Gefühle unserer Mitbürger Maj t ans zusprechen.

Unsterblich, wie in den Annalen der Geschichte, wird in den Herzen der Wiener Ferdinand der Gütige leben, dessen Hand das Morgentoth der Frei⸗ heit seinen Völkern heraufführte, dessen edle Seele bei ler Gn und Sor⸗ gen der Regierung für allen, y und Kummer der letzten Zeit nur Worte der Liebe und Milde hatte für seine Unterthanen.

Ew. Majestät unser Kai e wolle gnädigst diesen Ausdruch höchster Verehrung und innig, er Dankbarkeit genehmigen, mit welchen die Segnungen Ihrer milden Regierung von allen Unterfhanen die Bewohner Wiens erfüllen. . *

In unerschütterlichtraceug gegen das geliebte Herr scherhaus, insbe= sondere gegen den erhabenen Threnfölger Franz Joseph ben Ersten, in Festhalten au der won Ew. Majestät zugescherten Verfassun weiden die Bewohner biens ni aufhöten, baz uz derts, nl ken nh. festät von Gott zu erbitten, und Tausende von ließen Üntenthanen rufen mit

uns aus dankbarer Seele: . Gott erhalte Ferdinand den Gütigen!

Der Gemeinderath und Magistrat der S Wien, . 5. e ent

Mit sichtlicher Rührung antwortete hierauf Se. Majestät der Kaiser!

Wi e nr. Li r gun habe Ich den Ausdruck der ger rin, Gemeinde der Haupt- und Residenzstadt, welchen Sie Meine Herren Mir überbracht haben, empfangen. In dem Entschlusse, welchen Ich gefaßt, hai kein persönliches Gefühl Mich geleitet, sondern aus ließlich die gewissen⸗ hafte Ueberzeugung dessen, was dem Glücke der Völler Desterreichs from= men konnte. Geben Sie den treuen Bewohnern Wiens die Versicherung, daß Ich ihnen, Meine Liebe stets bewahren werde. l ;

Viest giltigen Worte werden gewiß in Aller Herzen jene Rührung her= vorbringen, mit welcher auch die Abgeordneten aus der Nähe des geliebten Kaisers schieden.

1 die Deputation auf diese Weise, wie sie hofft, zur vollen Be—= friedigung ihrer Kommittenten die ihr anvertraute ehrenvolle Mission voll—

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ogen hatte, kehrte sie am Hoten d. M. in die Mauern der Hauptstadt zu= 35 3 daß * eben mitgetheilten Ergebnisse neuerdings dazu beitra- en werden, die Anhänglichkeit an das angestammte Herrscherhaus zu be- estigen und das Vertrauen in eine schönere Zukunft für Oesterreich wieder

zu beleben. Die Deputation des Gemeinderathes und des Magistrates der Haupt- und Residenzstadt Wien.

Kremsier, 10. Dez. (Prag. Ztg.) Da wir am Vorabende großer Debatten stehen und es sich leicht ergeben dürfte, daß die Stellungen noch während der parlamentarischen Schlacht verrückt werden und manche Parteien Front und Flügel verändern dürften, so möge hier eine kurze Uebersicht der Abgeordneten, nach Provin⸗ zen, Klubs und nach ihrer Gesinnung bei Abstimmungen über Haupt-

fragen, folgen: 2 Abge⸗ Im sla⸗ Im

ordnete vischen deutsch un— Klub

Prom. . . . entschie« der Ansonst. j z dene. Linken. KAlub Centrum. . 35 39 265 9 Böhmen , , 560 22 9 5 1 1 18 13 23 5 7 Nied. Desterreich 37 9 1 21 3 Steyermark ..... 21 4 10 3. 1 2 Ober Oesterreich 260 6 12 2 innen, 19 12 1 2 1 22. 17 7 5 1 1 3 Küstenland .. 11 3 2 1 3 1 Dalmatien ...... 11 3 5 2 1 Zusammen. ...... 384 114 89 73 82 26

Man wird sich wundern, daß es in unserer Kammer 73 Un— entschiedene giebt: Die Schlachtordnung ist gewiß recht interessant; nur muß bemerkt werden, daß die 12 Tyroler im Centrum eigent- lich als Scharfschützen auf Vorposten stehen, das Feuer eröffnen und sich dann auf beide Flügel der Slaven werfen, um die Czechen mit dem groben Geschütze vorrücken zu lassen.

Olmüß, 10. Dez. (Schles. Ztg.) Unserem Füisten Erz⸗ bischofe, dessen Diözese sich auch über einen bedeutenden Theil der Königl. preußischen Provinz Schlesien erstreckt, ist heute die Ehre eines längeren Besuches Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Karl von Preußen zu Theil geworden.

Sachsen. Dresden, 12. Dez. Epzg. 3tg.) Se. Ma⸗

jestit der König hat heute den als Königlich Sardinischen außer ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am hiesigen

Hofe beglaubigten General Grafen von Rosst zur Entgegennahme

seines Beglaubigungsschreibens empfangen.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 14. Dez. (Frankf. J.)

Aus Anlaß der Thronbesteigung Sr. Majestät des Kaisers Franz Jo⸗

seph von Oesterreich fand heute Vormittag die Huldigung der hier liegenden Kaiserl. österreichischen Truppen unter den üblichen Feier— lichkeiten statt. Vorher ging ein Gottesdienst im Dome, dem der Reichs verweser, wie ein großer Theil des hiesigen Offizier⸗Corps und die Mannschaft der österreichischen Garnison in Parade⸗Uniform bei⸗ wohnte.

Sambnrg. Hamburg, 14. Dez. (H. C.) Heute Nach—⸗ mittag 25 Uhr wurde dit konstituirende Versammlung im großen Saale des Gebäudes der patriotischen Gesellschaft durch den Älters⸗ Prästdenten, Herrn Obeist-Lientenant Mettlerkamp, mit folgen⸗ den Worten eröffnet: „Es ist uns die hohe Ehre widerfahren, aus der freien Wahl des Volkes hierher berufen zu sein, um eine neue Verfassung, ein neues Staatsgrundgesetz zu schaffen. Mein Herz ist tief gerührt von der Bedeutsamkeit des Augenblicks. Unsere Aufgabe ist eine schwierige. Wir sind berufen, eine Verfassung zu Tage zu fördern, die der Zeit und den Bedürfnissen des Volkes angemessen ist, und dessen Wille ist uns Gesetz. Wir müssen jedes selbstische Streben verbannen, wir müssen umsichtig und entschlossen handeln, um die Eibschaft unserer Väter, die Ehre unserer Vaterstadt zu er— halten. Wir müssen durch ein freundschaftliches Zusammenhalten das Prinzip aufrecht erhalten, daß gleiche politische und bürger⸗ liche Berechtigung das Fundament des neuen Staatsgebäudes sein müsse; wir müssen durch Sparsamkeit des Haushaltes für die Verbesserung der Finanzen sorgen; wer müssen auf die Sicherung der individuellen Freiheit hinwirken; wir haben ein sorgenvolles Amt, das die besten Kräfte vieler Männer erfordert. Wir haben einen rauhen und dornenvollen Pfad vor uns, wir dürfen keine Fußsteige betreten, die zum Ziele zu führen scheinen; wir wollen muthig den dornenvollen Pfad betreten, vor Allem aber müssen wir in Eintracht berathen und beschließen, der vereinten Kraft wird die Last leichter, wir müssen Alle nach einem gemeinsamen Ziele hinwirken, es ist das Wohl unserer theuren Veteistadt.

„Noch ein Wort an Euch, Mübürger! Wir wollen gern alle unsere Kraft anwenden, um Euch volle Freiheit zu sichern, die nur durch innere Sittlichkeit beschränkt ist, bedenkt aber, daß das nur dann möglich ist, wenn Euer unbedingtes Vertrauen uns stützt. Und so erhalte uns Gott ein treues Herz für unsere Mitbürger. Kraft ihres Willens eröffne ich die erste konstituirende Versammlung.

„Ich ersuche die Herren Dr. Sutor und Hartmann, welche so gütig waren, mich zu unterstützen, neben mir Platz zu nehmen.“

Herr Dr. Sutor trug darauf an, den Entwurf der provisori— schen Geschäftsordnung anzunehmen und verlas denselben. Der An— trag wurde unterstüßzt. Herr Dr. Trittau trug darauf an, daß der Entwurf mit dem Vorbehalt angenommen werde, den 8§. 18 (derselbe lautet: Selbstständige Anträge sind schriftlich beim Sekretariat einzu⸗ reichen, werden dann vom Präsidenten in nächster Sitzung verkündet und, wenn sie nicht von mindestens 12 Mitgliedern unterstützt wer⸗ den, ohne Weiteres befeitigt, anderenfalls aber zur Vorberathung an einen Ausschuß verwiesen, mit Ausnahme solcher Anträge, welche nur die formelle Geschäftsbehantlung betreffen) keine Anwendung auf die Debatte über die Eidesfrage finden zu lassen. Herr Dr. Sutor suchte die Gründe des Herrn Dr. Trittau zu widerlegen. Die Majorität der Versammlung erklärte sich für Herin Dr. Trittau's Amendement, demnach für eine freie, durch den §. 18 der Geschäftsordnung nicht beschränkte Debatte über die Eidesfrage. Durch Hern Hartmann (Mitglied des Büreau's) geschah darauf der Namensaufruf. Es wa⸗ ren 182 Abgeordnete gegenwärtig, abselute Majorität ist daher 92.

Herr Hr. Sutor beantragte hierauf nach §. 1 der Geschäfts⸗ ordnung die Präsidentenwahl vorzunehmen., Zum Präsidenten wurde erwählt Herr Dr. Baumeister mit 141 Stimmen. Herr Dr. Gallois erhielt 27 Stimmen, Herr Senator Lutteroth 11, die übrigen zer⸗ splitterten sich.

Herr Dr. Baumeister bestieg den Präsidentenstuhl und sprach Folgendes: „Meine Herren! Ünsere Aufgabe ist eine darum nicht weniger wichtige, weil der Umfang unseres Staates kleiner ist, wir müssen bedenken, daß wir im Auftrage von 180, 000 Seelen ka sind, die uns die Fürsorge für ihre Freiheit, für ihre theuersten Interessen anvertraut haben; ihre Grundrechte sollen durch uns zu praktischer

Ausführung und Sicherheit gelangen. Die bisherige Verfassüng hat alte Einrichtungen, die unter vielfach beengenden Formen, welche zun Theil durch 3 Verhältnisse herbeigeführt wurden, festgestellt wor⸗ den. Die jetzige neue Verfassung aber muß die freieste und unab— hängigste Ferm haben, damit die Welt erkenne, welchen Werth die wahre republikanische Verfassung habe. Mögen wir in den letzten Stunden unseres Zusammenwirkens mit frohem Blicke auf das Werk zurücksehen, das unserer Gerechtigkeitsliebe und Staatsweisheit zu schaffen gelungen ist.“ Der Präsident dankte hierauf der Versamm. lung für das ihm erwiesene Vertrauen und versprach, stets der Er— füllung seiner Pflicht treu zu bleiben.

Der Präsident forderte nun die Versammlung auf, nach §. 2 der Geschäfts-Ordnung zwei Vice-Präsidenten, jeden in einer beson— deren Wahlhandlung, zu wählen. Zum ersten Vice⸗Präsidenten wurde gewählt (Zahl der Stimmenden 181, absolute Masjorität 92) Herr Senator Lutteroth mit 132 Stimmen; Herr Dr. Gallois er— hielt 28 Stimmen uẽ. s. w.

Senator Lutteroth: „Unsere Aufgabe ist eine wichtige; wir wollen eine Verfassung umgestalten, die länger als ein Jahrhundert als Musterwerk bewundert wurde, und von dieser Umgestaltung hängt das Heil und die Wohlfahrt Hamburgs ab. Ich zweifle nicht, daß trotz der verschiedenen individuellen Ansichten sich doch alle Versam= melten einigen werden, um für das Wohl Hamburgs kräftig zu wir— ken; nur dann kann das Werk gelingen, wenn bei der Vollendung des Werks jene Verschmelzung entsteht, die in der rechten Mitte ist.“ Der Redner bat, diese Worte, die, aus dem Stegreif gesprochen, vielleicht nicht ganz gewählt sind, nicht mißdeuten zu wollen.

Darauf wurde (nach 5. 2 der Geschäfts-Ordnung) die Wahl eines zweiten Vice Präsidenten vorgenommen. Dieselbe fiel mit 129 Stimmen auf Hetrn Dr. Versmann. (Zahl der Stimmen 181 M tglieder, absolute Masorität 91.) Herr Dr. Gallois erhielt 37, Herr Dr. Eden 13 Stimmen u. s. w.

Dr. Vers mand: „Ich‘ will das ehrenvolle Vertrauen, das Sie mir bewiesen, durch treue und strenge Pflichterfüllung zu recht⸗ fertigen bemüht sein.“

Es wurde nun (nach §. 3 der Geschästs Ordnung) zur Wahl der vier Secret ire geschritten. Zu Secretairen wurden gewählt: die Herren Dr. Cropp, Dr. Lazarus, Dr. Beckendorff und W. F. Schütt.

Hierauf stellte Herr Dr. Trittau das Amendement auf Verta— gung der Debatte, welches unterstützt und, nachdem die Herren Marr, Dr. Wolffson, Stamman (Dr. Gallois dagegen) Löwe gesprochen hatten, angenommen wurde. Fortsetzung der Diskussion morgen 3 Uhr.

Tagesordnung für die morgende Sitzung: Verhandlung über die Eidesfrage.

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An sland.

Oesterreich. Bartfeld, 8. Dez. (Bresl. Ztg.) Heute Mittag rückte der Feldmarschall-⸗Lieutenant Schlich hier ein; die Musiker spielten hierbei die Volkskymne. Die Physiognomie der Stadt war eine ruhige, der Empfang der österreichischen Truppen befriedigend. Die auf dem Rathhause aufgepflanzte magyarische Tricolore ward herabgerissen und von den Soldaten vernichtet. Mor— gen wird die Armee gegen Eperies vorrücken, und schon übermorgen soll die friedliche oder nöthigenfalls gewaltsame Besetzung dieser Stadt vor sich gehen. Ehe Feldmarschall-Lieutenant Schlick die Gränzen Ungarns überschritt, erließ er an sein Corps folgenden Aufruf:

„Soldaten! Der Feldmarschall Fürst Windischgrätz hat mir das Kom— mando des galizischen Armee-Corps übergeben, dadurch ist mir die Ehre geworden, Euch zu befehligen. Der Zweck unseres Einmarsches in Ungarn ist, Ruhe und Ordnung herzustellen. Dem ruhigen Einwohner, der uns als Bruder empfängt, müssen wir freundlich entgegenkommen, aber wehe dem, der sich uns feindlich entgegenstellt, der soll unsere guten Waffen ken— nen lernen. Wir lieben unseren Kaiser! Das Recht ist auf unserer Seite! Wir gehören zur braven österreichischen Armee, und das Uebrige wird sich finden. Hauptquartier Ducla, den 2. Dezember.“

NationalzVersammlung. Sitzung vom 13. Dezember. Anfang 2 Uhr. Marrast läßt das Protokoll vorle— sen, aber Niemand leicht dem Vorleser Aufmerksamkeit. Alle, Depu⸗ tirten disputiren in lebhaften Grüsppen neben und unter einander. Man sieht viele leere Bänke und lange Gesichter. Die Versteinerung über die hohen Ziffern für Louis Bonaparte, welche stündlich aus der Telegraphenkammer gemeldet werden, ist allgemein. Man ver⸗ liert sich in Betrachtungen über das neue Ministerium. Marrast verliest einen Gesetz⸗Entwurf, der die Stadt Roanne zur Ueberbesteue rung behufs Beschäftigung ihres Proletariats ermächtigt. Geneh— migt. Marie, Instiz⸗Minister, legt einen Entwurf vor, der wieder ein Dekret der provisorischen Regierung, vom 29sten März, ab— schafft. Die Versammlung genehmigt Sihh0 Franken für die Todesfeier des Aten März und 130,00) Franken für den Transport der Juni⸗Insurgenten. Dann will sie die bereits früher beschlessene Abschaffung des Dekrets vom Hten März über die Leibhaft durch Votirnng der noch davon übriggelassenen Ar— tikel beginnen. Vorher votirtu sie aber ein Gesetz, wonach das Kre— ditverlangen rücksichtlich der fromden politischen Flüchtlinge ihr jähr⸗ lich gestellt werden soll. Die nachträglibe Debatte über das Schuld⸗ haftgesetz bietet wenig Interesse. Einige Advokaten, wie J. Favre, Briller, Bravard-Verriürs und Andere, neßmen daran Theil und brantragen Unter- Amendements. Auch Bonrbousson, Dahirel und Boudet ergreifen das Wort. Favre trägt darauf an, daß die Schuldhaft kein Jahr überschreiten dürfe. Sein Antrag wird aber verworfen, und die Bestimmungen im Entwurfe, nach dem Gesetz vom 17. April 1832, werden beibehalten. Der ganze Entwurf zählt 6 Abschnitte und 15 Artikel, die eine förmliche Broschüre bilden. Nur wenige Artikel geben zu erheblichem Widerspruch Ver⸗ anlassung. Marrast liest keinen Artikel nach dem anderen ab und bringt sie zur Abstimmung. St. Priest nimmt einmal das Woit, um darauf anzutragen, daß man die verhaftsfähige Summe für die Departementsstädte erhöhe. Er fällt aber damit durch. Marrast liest fort und erklärt nach Artikel 15, daß er nun über das Gesammt⸗ Gesetz abstimmen lasse. Ehe man zur Abstimmung schreitet, wird beschlossen, daß sich die Wahlprüfungs⸗-Kommissien von morgen an täglich um 11 Uhr versammeln und bis 3 Uhr sitzen soll. Darum beginnen die öffentlichen Sitzungen (rst um 3 Uhr. Es sind bereits viele Wahlprotokolle eingetroffen. Nun schreitet Marrast zur Abst m mung über die Schuldhaft. Wird allgemein angenommen. Die

Versammlung trennt sich um 6 Uhr. Paris, 13. Dez. Bis heute Nachmittag um 5 Uhr sind seit gestern wieder folgende Ergebnisse der Präsidentenwahl aus den ver—

schiedenen Departements bekannt geworden: für Bonaparte:

Frankreich.

für Cavaignac: 6941 St.

vados 34, 447 St. 53 177460 * 363 Maine und Loire 26,213 * 7255 5 Nonne 22, 280 » 2195 5

für Bonaparte: für Cavaignac:

Indre 23,436 5 511 * Aie ne 22,877 2079 Nievre 12, 859 1518 * Loiret 19, 9007, 69657 Somme 45,A,710 3540 * Ardennen 4823 , 1865 5 Haute Vienne 9000 5 700 * Eure 30,000 5500 Nord 28,000 , 47,000 5

Im Indre-Departement sielen auch 5871 Stimmen auf Ledru Der National sagt heute: „Das Wahlresultat ist gegen unsere Wünsche ausgefallen, doch flößt uns dasselbe keinen Zorn ein und läßt, uns vorzüglich nicht an der Zukunft verzweifein. Wir werden die neue Staategewalt beobachten, sie überwachen, mit Miß⸗ trauen selbst, wir haben ein Recht hierzu, doch ohne vorgefaßten Groll.“ Tas Siccle giebt die Hoffnung noch nicht auf, daß die National-Versammlung sich trotz aller kolossalen Mehrheit das Recht zusprechen werde, den Präsidenten zu ernennen und zwischen Bonaparte und Cavaignac zu wählen. Gewiß, meint dies Blatt, würde die Versammlung, wenn die dem General Cavaignac von den Gemãäßig⸗

Rollin.

ten, und die den Kandiraten der äußersten Linken ven den exaltirten stepublikanenn gegebenen Stimmen zusammen eine viel bereutendere

D assa I asft als

die auf Louis Bonaparte gefallenen Stimmen bildeten, vollkommen berechtigt sein, denjenigen unter den Konkurrenten zu wählen, zu welchem sie das meiste Vertrauen hätte. Um sich hier⸗ von zu überzeugen und die hartnäckigsten Gegner in die er Frage zum Schweigen zu bringen, brauche man nur einen Augenblick anzu⸗ nehmen, Herr Naspail erhielte die relative Majorität der Stimmen; in diesem Fall würde doch sicherlich die Versammlung, bei der jetzt von ihr gehegten Ueberzeugung, daß diese Ernennung für Frankreich verderblich wäre das Necht und die Pflicht haben, ʒur Neltung der Gesellschaft sich der ihr von der Verfassung verliehenen Blifugniß zu bedienen, und entweder Lonis Bonaparte ober Capaignac zu wählen. Dies Necht aber könne sich mit einem anderen Namen nicht ändern, und die Pflicht sei in diesem Falle eben so mächtig für diejenigen, welche es für gefährlich hirlten, daß ein Prinz zur ersten obrigk:it⸗ lichen Würde ker Republik gelange. Solite aber Cavaignac wirk— lich abtreten müssen, so zweifelt das Secle nicht, daß ihm alle Ninister folgen würden. Das Journal des Débats will es sich zur Pflicht machen, die Zahlen der Abstimmungeu möglichst scharf zu kontrolliren, ehe es sich üer das Ergebniß aus spreche. ie Natio- nal Versammlung hat übrigens, von der Nothwendigkeit geleitet so rasch wie möglich aus dem Provisorium herauszukommen, ihre Wahl prüfungs⸗Kommission aufgefordert, ihr gleich Bericht zu erstatten so⸗ balo sämmtliche Wahlprotokolle aus den Depa tements ein ge trbffen. Sie hat beschlossen, dann den Präsidenten sofort zu proklamiten wenn der betreffende Kandidat eine solche Stimmenzahl verei⸗ nigt, daß ihr selbst die algerischen und korsischen Resultate kein Gegengewicht zu halten im Stanze wären. Zia Wohnung hat die National Versammlung für den neuen Präßdenten den Palast des Ely ice National, chemals Elysée Bourbon, bestimmt. Hier wohnte Napoleon zuletzt, ehe er sich den Englä dein übergab Und nach St. Helena abgeführt wurde. Es sind bercits eine Menge von Lüsten für ein bonapartistisches Kabinet im Umlauf, unter denen fol- gende für die wahrscheinlichste gehalten wird: Obilon Barrot Con- seilspräsident und Justizminister, Leon de Malleville Inneres, Oudi= not oder Nulhinre Krieg, Leon Faucher Handel, Bmeau öffentliche Arbeiten, A. Fould Finanzen, Admiral Dupetit Thouars Marine, Drouhyn de L'huys Auswärtiges, Falloux Unterricht. Emil von Girardin, heißt cs, sei von Louis Bonaparte zum Präfekten von Paris ausersehen, Jereme Bonaparte solle Gouverneur des Je validenhauses und Pierre Bonaparte Genera-Gouverneur von Algerien werden. In Paris und der Umgegend herischt vollkemmene Ruhe. Auf den Stra— ßen hört man hier und da den Ruf: Es lebe Napoleon! Der Prä— fekt des Seine-Tepartements hat indeß jür alle Fälle gestern Abend um 7 Uer das Mariesche Gesetz vom 7. Juni gegen Zusammenrot—

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Herannahen der Wahl des Präsicenten der Repablik, die Bürger das ihnen gesetzlich zugesicherte f Recht'der Versammlußg und Veiständigung ausüben lassen wollen. Aus einer kis ins Stfupuläse zetriebenen Achtung vor dem Gesetz, auf die Gefahr hin, die Gemüther mancher Ordnungefreunde zu beunruhigen, hat man es zugelassen, daß die leidenschaftlichsten Kluhks und Ansammilungen unter freiem Himmel und auf öff ntlicher Straße mit dem Vorwande von Wahl ⸗Versamm⸗ lungen sich bemänteln durften, Allerd ngs müssen unsere Sitten sich demokratisiren und sich an ein grwisses Maß von Agitation gewöh⸗ nen, welches von der allgemeinen Akstimmung eines großen Volkes unzertrennlich ist. Die Ruhe und Würde mit welcher, laut aller Depesch den Departements, die Wahl Y geschlossen worden, en übrigens zur Genüge, daß die Bevölkerungen sehr wohl begreifen, bis zu welcher Gränze die Wahlagitation gehen darf und in wieweit sie mit der öffentlichen Ordnung verträglich ist. Jetzt, wo die Wahl geschehen, muß die Agiration aufhören. Der Vorwand zu Wahl-Versammlungen fällt weg, also auch die Ent— schaldizung für die Abhaltung solcher Klubs, welche durch die Art und Weise ihrer Cristenz oder durch ihre, Sprache gesetzwidrig sind, eben so wie für Versammlungen unter freiem Himmel, deren geringster Nachtheil die Störung des Verkehrs wäre. Der Pol zei Präfekt hat darum das Gesetz gegen die Husammenrottungen anteften lassen, und die Negierung ist entschlossen, die Ausführung desselben zu sichern. Es kann dies nur der Wille aller Bürger sein.“ Ferner liest man heute im Moniteur: „Die Journale bringen bereits das Verzeich⸗ niß einer großen Stimmenzahl in Bezug auf die Wahl des Präsi⸗ denen der Republik. Die Negierung hat diese Ziffern nicht zu kon⸗ tröolliren, weder um ihre Richtigkeit anzuerkennen, noch um sie zu widerlegen der National-Versammlung allein gebührt die Enthill⸗ lung und die Verkündigung des Ergebnisses. Es raucht also nicht eist benerkt zu werden, daß alle bis dahin stattfindenden Ver—

keinen amtlichen Charakter haben; der Re—

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öffentlichungen Aierung gebietet ihre Pflicht, sich davon ganz fern zu halten.“ Die Patrie sagt, General Cavaignar habe bereits eine Wohnung in der Rue Neuve du TLuxribourg für sich ge⸗ miethet und dies mehreren Mitgliedern der National = Versammlung angezeigt. Auch der Mänister Bastide soll sich schon vorgestern eine Privatwohnung gemiethet haben. In der National ⸗Verfammlung wurde gestern versichert, daß in vielen Departements mie Sozialisten und Demokraten, in der Ueberzeugung, daß sie ihre Kandidaten Ledru Rollin und Raspail doch nicht durchsetzen könnten, sich noch im letzten Au⸗ genblicke entschieden hätten, für L. Bonaparte zu stimmen, um wenigstens den Erfelg Cavaignac's unmöglich zu machen. Der Constitutionnel be⸗ hauptete, dem Syndikus der Wechsel-Agenten sei vorgestern, während die Fonds im Steigen waren, vom Finanz-Departement eine Note zuge⸗ gangen, worin es geheißen, daß nach eingegangenen Berichten alle WNäuhrscheinlichleit zu Gunsten Cavaignac's sei, der Minister wünsche deshalb die Ansicht der Geschäftsmänner über ein solches Resultat zu kennen. Jedermann habe sich gefragt, wie es möglich sei, daß die Negierung schon jetzt etwas vom Ergebniß der Abstimmung wissen und den Inhalt der Wahlurnen kennen könne, so wie, was diese

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Mittheilung bezwecke? Das Ergebniß derselben sei gewesen, daß die Fonds sofort um 1 pCt. gefallen. Hierauf erklärt heute der Mo⸗ niteur: „Es ist wahr, daß ein Verwaltungs Beamter abgeschickt warde, um den Cours an der Börse zu erfahren, ehe der Finanzmi= nister sich in die National-Versammlung begab. Möglich, daß dieser Beamte seine persönlichen Schätzungen über das muthmaßliche Er= gebniß der Wahl mittheilte, aber einen amtlichen Charakter hatte diese Mittheilung nicht.“ Der Corsaire behauptet, Louis Bona— parte habe am Sonntage mit seinen drei Vettern in einem Landhause zu Bougival gespeist und dort mit Thiers, Mol, Broglie und Chan= Jarnier eine Konferenz gehalten, in welcher man ssch, für den Fall seiner Wahl, ungefähr über folgende Ernennungen verständigt habe: Thiers, Vice-Präsident der Republik; Odilon Barrot, Justiz; Bu— geaud, Krieg; Fould, Finanzen; Leon de Malleville, Inneres; Graf Mole, Auswärtiges; Garnier -⸗Pages, öffentliche Arbeiten; Barthelem99 St. Hilaire, Unterricht; Admiral Cecille, Ma' rin; Girardin, nach seiner Wahl entweder General- Post· Direl⸗ tor oder Palizipräfekt; Changarnier, Ober⸗-Befehlehaber der Natio⸗ nalgarde des Seine⸗-Tepartements. Letzterer solle bei diesem Anlasse zu Louis Bonaparte gesagt haben: „Prinz, ich gehöre zu denen welche Sie am eifrigsten unterstützt haben; vergessen Sie aber nicht. daß ich, falls Sie nur einen Augenblick den mudesten Angriff auf das allgemeine Stimmrecht oder auf die Republik leabsichtigen soll⸗ ten, der Erste sein werde, der sich gegen Sie wendet.“ Lou's Bona— parte solle darauf seine Liebe für Frankreichs neue Institutionen be⸗ toeuert und versichert haben, er sei republifanischer, als die Ne publik selbst. Tags zuvor hätte Louis Bonaparte bei Herrn Thiers gespeist. :

Marschall Bugeaud ist in Paris eingetroffen und am Quai Ma— laquais, dem Louvre gegenüber, abgestiegen.

Die Polizei hat gestern Abend den Kemmunisten-Klub „Die Revolution“ in der Rue Montesquieu geschlossen.

Aus Rom und Neapel sollen heute sehr wichtige Depeschen ein—

gegangen sein, doch verlautet keine Sylbe von deren Inhalt. Das Expeditions-Geschwader liegt noch vor Marseille, wo es sich, mie der dortige Noupelliste vom 19. Dezember meldet, in Evolutionen und Scheingefechten, kriegerischen Landungen und dergieichen einübt. Der Geist der Truppen wird als vortrefflich bezeichnet. . Der englische General- Postmeister, Marquis von Clanricarde, ist seit vorgestern ier und hat häufige Zusammenkänfte mit dem Ka— binet. Er verließ London am Schlusse ines Ministerrathe, und man glaube, daß er mit einer geheimen Sendung beauftragt sei, über de⸗ ren Charakter man aber bieher noch nichts ersahren hat.

Großbritanien und Irland. London, 13. Dez. In Loerpool ist gestern das Dampfschiff „Acadia“ mit Nachrichten aus New-Nork bis zum 28sten und aus Mexiko bis zum 4. Novem- ber angelangt. Die Handeleberichte aus den Vereinigten Staaten lauten noch güustiger als die mit der letzten Post eingegangenen. Von General Tap'ssr erwartete man in jeder Husicht die B folgung einer gemäßigten Politik. In Mexifo hatte der Prasident am 2 November den Konzreß vertagt, mit der Ankündigung, daß derselbe kald wieder zu einer außerorden: lichen Sejsion werte einberufen werden. General Arista hatte vorher noch einen Plan zu völliger Reorganisation der mexikanischen Armee vorgelegt. Nachrichten aus Maracaibo zufolge, war diese Stadt von der Armee des Gene— ral Paez eingenommen worden, wurde aber von dem Regierungs⸗ Geschwader streng blokirt. General Paez selbst befand sich in Eu— ragao und wartete dort auf Schiffe, um das Blokade-Geschwader anzugreifen. Von der Jasel Haiti wird gemeleet, daß der Präsident dieser Republik in einer Proclamation die Ahsicht angekündigt hatte,

eine Armee nach dem spanischen Theil der Insel abzusenden, um die= sen seiner Regierung zu unterwerfen, und daß am 13. Nasember eine Expedition dorthin abzugehen im Begriff stand.

Ludwig Philipp hat sich zu Richmond, wo seine ganze Familie dasselbe Hotel bewohnt, von seiner Erkrankung völlig erholt, und er macht jetzt täglich in einem Einspänner mit General Chabanne mehr- stündige Spazeerfahrten; trotz seiner 76 Jahre ist er sehr rüstig und scheint sehr aufgeweckten Geist s zu sein. Seine Gemahlin kann das Zimmer noch nicht verlassen, erholt sich jedoch allmaͤlig. Seit kurzem empfing Ludwig Philipp viele angesehene Franzosen, die ihn besuch— ten; seine einfache Tafel zählt, die Familsle eingerechnet, täglich 30 und häufig bis 50 Gäste. Herr Guizot findet sich oft zu Rich mond ein. Kürzlich sind eine Anzahl Kisten und Pakete sür die Familie Ludwig Philipp's aus Frankræich hier eingetroffen; unter ihrem In— halte befinden sich mehrere mit Diamanten und anderen fostbaren Steinen besetzte Waffen und Sättel, welche der Herzog von Au— male als General⸗-Gouverneur Algeriens von den befreundeten Stamm— Häuptlingen geschenkt erhielt. Am vorigen Freitag zeigte der fran— zösische Bolmetscher Guiller' bei der Pelizei an, daß drei in einem hiesigen Hotel wohnende Ausländer Gegenstände, welche der Familie Ludwig Philipp's gehört hätten und wahrscheinlich in den Tuilericen und zu Neuilly gestohlen worden seien, zum Verkaufe aus— böten. Sofort wurden zvei jener Individuen, Eugene Saulnier und Marie Delonié, die sich den Titel Baron und Baro— nesse beilegten, vor das Polizeigericht gebracht. Das dritte Indi— viduum, einen bejahrten Mann, fand man bettlägerig und so krank, daß man ihn unter Bewachung einge Konstableis im Hetel ließ. Die von der Polizei angestellten Nachforschungen führten zur Enk— deckung verschirdener Gegenstände, welche der Familie Orleans ge— hört hatten, so z. B. mehrerer Swawls der Königin, Ringe uͤnd ant erer werthvollen Gegenstände, die man zasammen auf 5 0, 00 Fr. schätzt. Der Sachwalter, welcher für die Familie Orleans erschien, erbot sich, zu beweisen, daß einer der Shawls gerade sür F500 Pfund Steiliag verkauft werden sollte. Der Anwalt der Vethafteten führte an, daß diese Gegenstände von dem bettläge— rigen Greise angekauft worden seien, und daß sich unter den wegge— nommenen Papieren die Quittungen über die von ibm bezahlten Summen befänden, woraus heivorgehe, daß er sie auf rechtliche Weise an sich gebracht habe; jedenfalls seien die Verhafteten nur die Untergebenen des Greises. Das Polizeigericht hielt die Beschlag— nahme der fraglichen Gegenstände aufrecht und ließ die Verhafteten ohne Cautien frei, mit der Weisung, sich später zum weiteren Ver— höre zu stellen.

Die Parlamentswahl für das Westriding begann vorgestern in Wackefield. Auf der Wahlbühne erschien, außer Herrn Denison und Herin Bright, für den immer noch unpäßlichen Sir C. Eardley auch ein londoner Chartist, Herr Kydd, nicht als einstlicher Wahlkandidat, sondern um die Gelegenheit zu einer Rede zu benutzen. Ein sehr zahlreiches Publikum, über 500 Personen, war anwesend. Nachdem Herr Bright für Sir C. Eardley gesprochen und Herr Denison sein politisches Glaubensbekenntnß aus ührlich auseinandergesetzt, Herr Kydd am Schluß einer längeren Rede aber erklärt hatte, daß er auf die Wahl verzichte, ließ der vorsitzende Untersheriff durch Handaufhe— ben abstimmen. Die Mehrzahl scheen für Sir C. Eardley zu sein, e n, die Partei des Herrn Denison auf namentliche Abstimmung antrug.

Nach amtlichen Berichten beträgt die den irländischen Behörden für den Monat Dezember zur Verfügung stehende Armer, die bewaff⸗ nete Polizei eingerechnet, nahe an 50, 0606 Mann.

gegangenen Geschenke zum Besten des unter dem laücht der Frau Fürstin von Liegnitz strhenden

der Wohnung des mitunterzeichneten Ober⸗Schenken von Arnim, Charlot- tenstraße Nr. 48, am nächsten Montag, den 18. Dezember, eröffnet und in den Vormittagsstunden von 11 bis 3 Uhr täglich bis incl. den 24. d. M.

fortgesetzt.

von Arnim.

Zu Liverpool hat der Schiffsverkehr vom Juni bi t, mit derselben Periode von * e. *. r, ih n= nengehalt zugenommen; die Zoll⸗Einnahmen betrugen 23 12 und 15,050 Pf. St.

Aus Monaghan wird berichtet, daß aus einer protestantischen Gemeinde von 1600 Köpfen in biesem Jahre 240 Personen nach

Amerika ausgewandert sind. Die Aburtheilung der Meuterer von Ballingarry ist bis zu den Frühjahrs⸗Assisen verschoben worden.

Der Observer versichert, daß die Regierung in der Accise⸗ Verwaltung aehnliche Ersparungen bewirken und z. B. 300 Ange⸗ stellte dieses Dienstes auf Wartegeld setzen werde. Man gehe auch damit um, die Ausgaben der verschiedenen Civil⸗Verwaltungen in Irland bedeutend zu vermindern.

Die Regierung hat dem Präsidenten der neuen Republik Libe⸗ ria, Roberts, eine Brigg der Koͤniglichen Marine zur Verfügung stellt. Man erwartet, daß die Aufmunterungen, welche die 6 Regierung dieser Republik frei gewordener Sklaven gewährt, zur Unterdrückung des Sklavenhandess mehr beitragen wird, als alle Kreuz erschiffe.

Italien. Rom, 4. Dez. (A. 3.) Der Aufbruch des diplo⸗ matischen Corps nach Gaeta verkündete gestern Morgen bas Ein- treffen der (gestern bereits mitgetheilten) Proteste des Papstes, deren Inhalt in der That auch bald gerüchtweise verbreitet wurde. Das Manifest selbst kam nur sehr Wenigen zu Gesicht und scheint eher unterdrückt als in Umlauf gesetzt worden zu sein. Um 10 Uhr ver- sammelt sich die Deputirtenkammer, welche diesen Morgen ihre Be⸗ schlüsse durch folgendes an die Völker des Kirchenstaats gerichtetes Manifest kundgegeben hat:

In Erwägung, daß das Aktenstud, welches vom Pabst in Gaeta am 27. November unterzeichnet sein soll, für die Kammer der Deputirten nicht den Charakter der Authentizität noch der regelmäßigen Publizität hat, und wenn es auch dieselben nicht entbehrte, nicht in Betracht kommen lönnte, da es in keiner Beziehung den Chatakter der Constitutionalität trägt, wel- cher der Fürst nicht weniger als die Ration unterworfen ist; in Erwägung ferner, daß man dem Geseßz der Nothwend igkeit und des Bedürfnisses ge= horchen muß, eine Regierung zu haben: erklärt die Kammer, 1) daß die gegenwärtigen Minister in der Ausübung aller ihrer Negierunge handlungen sortfahren müssen, so lange es nicht anders bestimmt sein wird. 2) Es soll augenblicklich eine Deputation der Kammer an Se. Heiligkeit abgesen-= det werden, um ihn einzuladen, nach Nom zurückzukehren. 35 Die Pairs-= kammer wird eingeladen, diesen Beschlüssen beizutreten. 4) Verschiedene Proclamationen sollen zur Wahrung der öffentlichen Ordnung erscheinen.“ Bologna verharrt in seinem Widerstande gegen das Mintsterium in Rom und hat eine provisorische Regierung errichtet, bestehend aus dem General Zucchi und den HH, Spada und Mastai (Bruder des Papstes). Nach Briefen aus Gaeta vom 4. Dezember will sich der Papst nach Portici begeben. Man sprach sehr von einer Interven⸗ tion des Königs von Neapel.

Einem ministeriellen Blatte Neapels zufolge, hatte die sieilianische Regierung Palermo in Belagerungezustand erklärt. Es soll dies in Folge eines Volksauflaufes, der in reactionaixem Sinne stattfand, ge- schehen sein. ;

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗ York, 19. Nov. (Wes. Ztg.) Die Antwort, welche Herr von Gerolt auf die Adresse der new-yorker deutschen Kaufleute ertheilt hat, lautet: „Meine verehrten Herren! Nehmen Sie meinen herz- lichen Dank für die freundlichen Worte und das schöne Geschenk, welche Sie mir zum Abschiede dargebracht haben. Dieser Abschied wird mir schwer von einem Lande, wo ich so viele Freunde zurücklasse und so viele Beweise von Wohlwollen erhalten habe. Die Wahr- nehmung und Beförderung der vaterländischen Interessen in den Ver⸗ einigten Staaten von Nord Amerika und die Vertretung der Nechte meiner hiesigen Lande leute sind stets die Zwecke meines pflich / mäßigen Strebens gewesen, und die Anerkennung meiner geringen Bemühnngen durch diejenigen, in deren Händen sich der hie sige Handel mit Deutschland befindet, ist für mich eine reiche und ehrenvolle Belohnung, worauf ich immer stolz sein werde. Das mir von Ihnen dargebrachte geschmac= volle Geschenk werde ich als ein werthes Andenken an Ihre freund- lichen Gesinnungen gegen mich in der Heimat aufbewahren und in Ehren halten. Ihre Wünsche für mein Wohlergehen erwiedere ich herzlich, und ich scheide von Ihnen mit der Bitte, mich in Ihrem

wohlwollenden Andenken zu erhalten, und mit der Versicherung mei⸗ ner aufrichtigen Hochachtung (gez Fr. von Gerolt.“ Herren: Faber u. Bierwirth, Henschen u. Unkraut, E. u. Schumacher, Oelrichs ü. Krüger, Chs. Lilling, Wm. Tobach u. Schepeler, Rodewa d Brothers, Geo. E. za

Co., Jung u. Behrmann, Theod. Victor u. Duck Stucken, Charles Strüver, Fred. Victor u. Achelis, Reimer u. Mecke, H. Barnstorff, C. G. Günther nu. Sons, Schu⸗ 66 u. Gebhard, Paul Schmid u. Andreae, Born u. Schuchardt in New⸗Nork.

n die avenstedt

Koop gr u. witz, Meger u. Hobse u. Victor

Ser ntgn gn n. Durch den Particulier Friedrich von Kuno wsky, „den Particulier J. C. Krüger, den Kapferstecher Franz Schöning, „den Reg. Bau⸗Conducteur Ru dolf Seelmann

ist uns der zweite Trauerband der Mißtrauens-Adressen übermacht worden, deren wörtlichen Inhalt wir bereils n Auch dieser Band ist nebst der dazu gehörigen, tariate zur Einsicht und Würdigung ausgelegt worden.

T. . veroffentlicht ben. uschrift im Siadt⸗Selrt=

Berlin, den 15. Dezember 1848. * Dei Magistrat.

Aufforderung zur Wohlthätigkeit. Die Ausstellung und Veräußerung der von verehrten Wohlthätern ein= roteftorat Ihrer Durch- drichs⸗Stiftes wird in

Berlin, den 14. Dezember 1818.

Die Direction des Friedrichs⸗-Stistes. Bode. Graf von der Gröben. Hartung. Dr. von Könen. von Schöning. von Tempsky. To ndeuq.

Meteorologische Geobachtungen.

1848. Norgens NHachwittasg- Abend- Nach einmaliger 5 Der. 6 oha. 2 Uhr. 10 un. he obachtung * ? 3. R. Lulidruck! ..... 337, 01 τ.ν. 0, a7 & 838, a3“ Dα. useless . . 1,80 n. 44. R. dr o. R. Fluss 5 K. Thaupunkt ... 0 5 R. * *, R. 3, 97 R. Bode ιάQe e, d, b, n, , 2 halbheiter trũ . 2 Sw. Sw. Sw. ware err, 73 * d . SVW. .

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