rung und das Kaiserliche Militair gerichtet war. Das ——— 4 Auftreten dieser Partei nöthigte n des . — 2 . = x Stadt Lemberg ab. — r = 57 9. a,, 5241 kurzem 1 seiner Schönheit gestandenen a n , die Trümmer der Uni ersitat und anderen — Lehranstalten, die Brant stätten mehrerer Privathaäuser sind 3 n 30 en! Lieseg hochverrätherischen, wahnsinnigen und. schmach vollen Auftre — 2 wilden Partei. — Der Hinblick auf diese Verwüstungen 2 . aller Habe vieler schuldlosen Familien, und der Ge- 2 . das Opfer vieler Menschenleben muß das Gemüth 2 irn Menschenfreundes mit bitterem Hasse und Verach⸗ = gegen die Urheber dieser unglücklichen Ereignisse erfüllen Nur den umsichligen und energischen Anordnungen und Maßregeln Ew. Excellenz um der unerschütterlichen Treue und Tapferkeit der Garnison verdanken die He- wohner Lembergs den glücklichen Ausgang des Kampfes — und die Net. tung von einem noch größeren Unglücke, welchem die Stadt und das ar durch diese Partei ausgesetzt war. Ew. Excellenz befreiten die ganze Be— völkerung von der wilden Ochlokratie, verhinderten den Ausbruch eines ver⸗ heerenden Bürgerkrieges und stellten das Ansehen der Regierung her. — Es traten Ruhe, Ordnung und Gesetzlichkeit wieder ins Leben, und nun⸗ mehr sind die Bedingungen zur Wiederaufnahme des Erwerbes und der
bürgerlichen Beschäftigungen zurückgelehrt und die Möglichkeit vorhanden, die allen Nationen der constitutionellen österreichischen Monarchie gestatteten Freiheiten zu genießen und die weitere Entwickelung in gesetzlichem Wege zu erstreben. Die Einführung einer kräftigen Faiserlichen landes furstlichen Stadihauptmannschaft und einer verläßlichen Kaiserl. Militair · Sicherheits · wache bietet für die öffentliche und häusliche Sicherheit eine neue Garantie dar — und jeder gutgesinnte Bürger fühlt sich gedrungen, Ew. Excellenz um das Fortbestehen, ja, nöthigenfalls um die gütige Verwendung aller— höchsten Ortes wegen Belassung dieser öffentlichen Anstalt zu bitten. — Geruhen Ew. Excellenz für den der Stadt Lemberg gewährten Schutz und
die getroffenen weisen Maßregeln den Ausdruck unseres innigsten und ties⸗ gefühlten Dankes mit der Versicherung anzunehmen, daß wir für Ew. Ex cellenz als unseren Erretter und Beschutzer von der tiessten Verehrung durch- drungen sind und uns zur unverbrüchlichen Ergebenheit gehalten fühlen. Zugleich erlauben wir uns die Bitte, Ew. Eicellenz mögen der tapferen und treuen Garnison für ihre großen Aufopferungen und Anstrengungen unseren wärmsten Dank und volle Anerkennung bekannt zu geben geruhen. Lem— berg, den 29. November 18418.“
Olmütz, 19. Dez. (J. d. Oest. Lloyd.) Der Kaiser Fer⸗ dinand hat an den Grafen Lazansky nachstehendes Schreiben er⸗ lassen: „Lieber Graf Lazansky! Die Beweise treuer Anhänglichkeit, welche Ich von den Bevolkerungen der Provinzen Mähren und Schle— sien, von dem Augenblicke an, wo Ich den mährischen Boden betrat, bis zu Meiner Abreise ununterbrochen erhalten habe, haben das An— denken dieser beiden Provinzen um so tiefer und unauslöschlicher in Meine Seele gegraben, als Mir die Bemühungen nicht unbefannt geblieben sind, durch welche eine übelgesinnte Partei die redlichen Be⸗ wohner von der Bahn der Pflicht und Treue abzuleisen gesucht hat. Die Gefühle treuherziger Landbevölkerungen, welche die von den Vä⸗— tern ererbte Anhänglichkeit an das Kaiserhaus bewahrt haben, sind Mir um so wohlthuender gewesen, als sie Mir Bürge sind, daß diese Bevölkerungen dieselbe Treue und Anhänglichkeit auch Sr. Majestät dem Kaiser, Meinem geliebten Neffen, ihrem nunmehrigen Herin, be— wahren werden, wo sie auch ihrerseits dieselbe Liebe finden werden, welche Ich für sie hege, Indem Ich Sie, lieber Graf Lazansky, er— suche, diese Meine Gefühle den Bewohnern der unter Ihrer Leitung stehenden Provinzen Mähren und Schlefien zu erkennen zu geben,
empfangen Sie selbst den Ausdruck Meiner herzlichen Anerkennung des Eifers und der unermüdeten Sorge, welche Sie Mir während Meiner Anwesenheit in Mähren biwiesen haben. Prag, am 18. Dezember 1848. Ferdinand.“
Hessen. Kassel, 22. Dez. (Kass. 3 tg.) Seine König⸗ liche Hoheit der Kurfürst hat gestern Nachmittags im hie sig en Resi⸗ denz-Palais den bisher am hiesigen Hofe beglaubigten Noniglich preußischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister, Kammerherrn Grafen von Galen, in besonderer Audien; empfangen und das Schreiben Sr. Majestät des Königs von Preußen entgegen— genommen, wodurch derselbe von diesem Posten abberufen worden ist.
Hessen und bei Rhein. Darmstadt, 21. Dez. (D arnmst. Ztg.) In der heurigen Sitzung der zweiten Kammer der Stände wurde über den Geseß⸗Entwurf, die Stellvertretung im Militair be— treffend, berathen. Der Bericht des zweiten Ausschusses hatte den Gesetz Entwurf im Allgemeinen der Kammer zur Annahme empfoh— len. Bei der Berathung in der Kammer aber fand das Prinzip allgemeiner Kriegsdienstpflicht, mit Aufhebung der Stellvertretung, Widerstand. Zunächst vom Abg. Krug, welcher dabei von den Abgzg. Zitz, Heldmann, Glaubrech und Lehne unterstützt wurde. Die Abg.
Schend und Volhard, so wie der Gr. Regierungs-Kommissar, Ober— Auditeur Hoffmann, nahmen sich jenes Prinzips und dessen unver— weilter Einführung vergebens an. Vielmehr beschloß die Kammer mit 32 gegen 13 Stimmen die Annahme eines Amendements von Krug, wonach die Stellvertretung bleibt und nur die Staats⸗Stell vertretung aufgehoben wird.
Sachsen⸗Weimar. Weimar, 23. Dez. (Weim. Ztg.) Man beabsichtigt hier die Gründung einer Gewerbshalle. Der Zweck derselben ist: fertige Kunst⸗ und Gewerbsgegenstände zur Auswahl ür das Publikum zusammenzustellen, um demselben Gelegenheit zu geben, augenblicklichen Bedürfnissen abzuhelfen. Diese Anstalt will nicht allein für gut gearbeitete Industrie⸗Artikel sorgen, sondern auch auf den feineren Geschmack, besonders bei Luxus-Artifeln, Rück⸗ sicht nehmen, und wird sich daher zur besonderen Aufgabe stellen, Zeichnungen, welche die Mode- und Gewerbzeitungen lis ern, praftisch auszuführen. Dabei bezweckt die Anstalt, Kunst⸗ unt Gewerbsge— genstände den Arbeitliefernden für schnellere Verwerthung bei mög lichst gleichmäßiger Vertheilung zu gewahren, den ärmeren Arbeiter aber auch mit Roß - Material oder bagrem Vorschuß zu versehen. Ein großer Theil der hiesigen Gewerbtreibenden hat sich dem Unter— nehmen bereits angeschlossen.
Neusßsß. Gera, 18. Dez. (D. A. 3.) Am 165ten d. M. vertagte sich der konstituirende Landtag für Reuß j. X. auf sechs Wochen, indem er einer von ihm gewählten Deputation die Wahrung und Ausübung seiner Rechte übertrug. Nächster Grund seiner Ver? tagung waren die Verhandlungen, welche n jüngster Zeit nach einem Landtags⸗Beschlusse mit Sachsen angelnüpft wurden, em einen An⸗ schluß unseres Ländchens an das Königreich Sachsen zu be virken. Dieser Beschluß war vom konstituitenden Landtage einst:mmig gefaßt worden; die rechte so wie die linke Seite — diese letztere faßt der Mitglieder in sich — waren für einen Anschluß, da beide die Un⸗ möglichkeit des Fortbestehens der reußischen Selbstständigkeit einsahen. Jene Deputation nun soll im Vereine mit der Regierung die An=
schlußverhandlungen betreiben.
Hamburg. Hamburg, 21. Dez. (S. C.) Nach Verle— sung . . durch den Secretair Cropp zeigt der Präsident ber Versammlung an, daß er den gestern von der konstituirenden Versammlung gefaßten Beschluß heute dem Senate mitgetheilt und dabei anheimgegeben habe, zu der heutigen Sitzung zum Zweck der Eideele stung Kommissarien abzusenden. Die Kommissarien des Se⸗ nats würden nun durch einen der Secretaire und durch ein anderes
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Mitglied der Versammlung in den Saal geführt und zu den für die⸗ selben bestimmten Plätzen am Fuße der Tribüne geleitet werden. Hierauf macht der Präsident die Mitglieder mit der Form der Eides⸗ leistung bekannt und liest eine ihm kurz vor der Sitzung zugestellte, in Form eines Protokoll · Ertrakts abge faßte Erklärung des Senats, betreffend die Eidrelerstung, vor. Das Schreiben ist gerichtet an den proviso⸗ rischen Prässdenten der konstituirenden Versammlung. Gegen 6 Uhr erscheinen die Kommissarien des Senats, die Herren Senatoren Sie⸗ veling und Haller, in ihrer Amtstracht in dem Saal, geleitet vom Secretair Beckendorff und einem anderen Mitgliede der Versammlung. Bei ihrem Erscheinen erhebt sich das Präsidium und fast die ganze Versammlung, und mit einer Verbeugung erwiedern die SenatS-Kom— missarien den Gruß. Nur einige Herren der äußersten Linken (Gal— lois, Marr, Trittau und Konsorten) wollen ihrer Souverainetät nichts vergeben und hatten ihre Sitze eingenommen. Nachdem die Kommis⸗ sarien Platz genommen, erhob sich der Präsident, und unter lautloser Stille leistet er den Eidschwur. Secretair Beckendorff liest sodann nochmals den Eid vor, und bei namentlichem Aufrufe wird derselbe von jedem Mitgliede geleistet. Der Präsident erklärt hierauf den Akt des Eides heute für vollendet, worauf die Senatoren, mit der Bitte um Zusendung eines auf diesen Akt bezughabenden Protokoll⸗ Extrakts, sich entfernen. (Schluß folgt.)
——
Aersland.
Frankreich. National-Versamm lung. Sitzung vom
26. Bezember. Anfang 3 Uhr. Präsident Marrast. Große mili= tairische Vorsichts-⸗Maßregeln decken die Zugänge. Einige Bataillone der Mebilgarde und Linie halten sich im Tuilerieengarten schlagfertig, und vor der Brücke stellt sich das Dragoner Regiment vom Quai d' Orsay auf. Das Sitzungs⸗Gebäude selbst ist mit anderen Truppen und Artillerie angefüllt. Der Grund zu diesen Vorsichts-Maßregeln soll in Polizeiberichten liegen, wonach eine kaiserlich⸗sozialistische Be⸗ wegung gegen den Saal beabsichtigt würde. Diese Gerüchte fanden jedoch wenig Glauben; was die Sozialisten und Kommunisten be⸗ trifft, so meint man, daß ihre Führer sich durchaus nach keinem Auf⸗ stande sehnen, sondern vielmehr nach Ruhe, um ihre Orgénisations⸗ pläne durchzuführen. Die Bänke sind zeitig voll, und man hört, daß die Wahlprüfungs⸗ Kommission beschlossen habe, heute schon ihren Bericht abzustatten und den Präsidenten proklamiren zu lassen. Darum herrscht eine große Aufregung in den Reihen. Niemand hört auf das Proto⸗ koll; Alles unterhält sich lebhaft. Mort. Ternaux, pariser Stadtrath, nimmt das Wort vor der Tagesordnung. „Bürger Beaumont“, sagt er, „behauptete neulich bei Gelegenheit einer Petition der Fe— bruar⸗-Verwundeten, daß über 1,300,009 Fr. für sie auf dem Sub⸗ seriptionswege eingegangen, daß aber nur 300,000 Fr. unter sik ver— theilt worden seien. Er fragte, wohin denn die Million Franken gekommen? Ich erkläre hiermit, daß diese Angaben durchaus ürig sind, und daß sich Jedermann die nöthigen Details im Ausschusse, den ich vertrete, holen kann.“ Auf der Tagesordnung stehen zwei Gesuche, das eine von Gueret gegen Caussidière, das andere von Ballon gegen Türk, um Vollmachts-Ertheilung zu gerichtlicher Verfolgung beider Deputirter. Beide Gesuche werden verworfen und dann mehrere unbedeutende Anträge verschoben. Kurz vor 4 Uhr tritt Quästor Lebreton in Generals - Uniform in den Saal. Ihm solgt bald Louis Napoleon Bonaparte in schwarzem Leibrock. Er setzt sich neben Odilon Barrot. (Bewegung. Marrast: „Waldeck Roussegu hat das Wort, um den Bericht über die Präsidentenwahl vorzulesen.“ Waldeck Rousseau beginnt diesen Bericht. Offi⸗ ziell sind bisher 7T326, 335 Wähler konstatirt, von denen 434,000 für Bonaparte, 1,148,000 für Cavaignac stimmten. Mit Ausnahme Grenoble's ging überall die Wahl ruhig von statten. „Mehrere Unregelmäßigkeiten haben sich“, fährt Waldeck-Rousseau im Namen der Prüfungs-Kommissson fort, „bei den Wahlen an einigen Orten eingeschlichen. Sie sind dem Minister des Innern zur Ver— hütung von Wiederholungen mitgetheilt worden. Im Ganzen stellt sich die Wahl des Bürgers Louis Napoleon Bonaparte als vollkom- men regelmäßig heraus. Es ist im Schoße der Kommission der Ein— wand erhoben worden, daß Louis Napoleon Bonaparte im Auslande (Thurgau in der Schweiz) mit dem Staatsbürgerrecht beliehen wor den sei, welches er auch dort wirklich auegeübt habe. Indessen hält die Mehrheit der Kommission diesen Einwand für nicht stichhaltig, und sie bezeichnet Ihnen den Bürger Louis Napoleon Bonaparte hiermit als den Auserwählten des französischen Volls für die Präsi-= dentschaft. Bürger Vertreter! Vor neun Monaten proklamirten Sie von der Haupttreppe dieses Gebäudes herab die Republik, heute schlägt Ihnen die Kommission vor, den Bürger Louis Napoleon Bo— naparte als Präsidenten der Republik zu proklamiren.“ Beifall zur Rech⸗ ten, große Bewegung im Saale.) Cavaignacsteigt auf die Tribüne. (Tiefe Stille. „Ich beehre mich“, sagt er, „die National-Versammlung zu benachrichtigen, daß das gegenwärtige Ministerium seine Demission ins gesammt eingereicht hat. Gleichzeitig gebe auch ich hiermit die Staatsgewalt in die Hände der Rational-Versammlung zurück, mit der sie mich vor sechs Monaten beehrt hatte. Ich bewahre eine ewige Erkenntlichkeit für das Wohlwollen, mit dem Sie mich beschenkt haben.“ (Beifall. Marnast proklamirt nun den Gewählten zum Präsidenten. „Im Namen des französischen Volles“, . klamire ich hiermit, in Betracht, daß der Bürger Charles Louis Na⸗— poleon Bonaparte die Wahlfähigkeits Bedingungen erfüllt, in Rücksicht auf die Stimmenmehrheit, die er vereinigt, den Bürger Charles Na— poleon Louis Bonaparte kraft der Verfassung zum Präsidenten der französischen Republik, lwven diesem Tage ab bis zum dritten Sonn— tage des Mai 1852. Ich lade den Bürger Louis Napoleon Bona— parte ein, sich der Tribüne zu nähern und den Eis der Ver fassung zu leisten.“ Louis Napoleon Bonaparte steigt auf die Tri= büne. Seine rechte Hand ist ohne Handschuh. Ein Ordensstern strahlt anf seiner Brust. Marrast liest ihm den Schwur vor. Bo⸗ naparte spricht ihn nach. Man hört deutlich die Worte: „Ich schwöre es!“ (Bewegung. Marrast: „Die Proklamirung soll in allen Gemeinden der Republik öffentlich angeheftet werden. Prä⸗ sident Louis Napoleon Bonaparte hat das Wort.“ Bona— parte (Allgemeine Stille): „Bürger Vertreter! Das Stimmrecht der Nation beruft mich zur Präsidentschaft, legt mir aber auch Pflichten auf. Ich werde den Eid halten, den ich so eben geleistet, wie dies einem Manne von Ehre geziemt. Ich werde als Feind des Vaterlandes Jedermann betrachten, der es versuchen wollte, die öffentliche Ruhe der Republik zu stören und das zu än— dern, was Frankreich begründet hat. Zwischen Ihnen und mir, Bür⸗= ger Vertreter, können keine wahren Mißstimmungen stattfinden. Ich will, wie Sie, die Republik begründen, die Gesellschaft aufrecht er=
halten und sichern und unsere Volkssitten durch demokratische Staats=
Einrichtungen bessern. Mit Ordnung und Frieden werden wir die
irregeleiteten Bürger zurückführen, die Leidenschaften besänftigen und
die unglücklichen Völkerschaften unterstützen können. Ich habe
um mich rechtschaffene, obgleich den Meinungen nach unter—
schiedene Männer gerufen. Sie werden mit uns zur Ver⸗
vollkommnung der Gesetze, zum Ruhme der Republif beitra⸗
gen. Die neu eintretende Verwaltung schuldet der abtretenden
Dank. Das Benehmen des Generals Cavaignae war der Loyalität
seines Charakters würdig. Ich danke ihm öffentlich für die ara
Dienste, die er Frankreich erwiesen. Eine — 6 * zu erfüllen ützrig, nämlich eine weise und rechtschaffene Republik in begründen,. Von der Liebe zum Vaterlande belebt, werden wir stets auf der Bahn des Fortschritts wandeln, ohne Regctisngire noch Uto⸗ pisten zu sein. Wir wollen wenigstens Gutes thun, wenn wir nichts Großes vermögen.“ (Beifall. Viele Stimmen? „Es lebe die Republik!“ Beim Herabsteigen drückt Bennaparte dem General Ca— vaignac die Hand. (Beifall) Marrast: „Ich gab Befehl, daß die nöthigen Truppen den Bürger-Präsidenten in die für ihn be? stimmte Wohnung begleiten. Der Präsident geht ab. Die Trup? pen setzen sich mit gespanntem Hahne in Bewegung. Die Sitzung wird um 55 Uhr aufgehoben. Paris ist vollkommen ruhig.
Sitzung vom 21. Dez. Anfang 2 Uhr. Den Vorsitz führt Vice⸗Präsident Lacrosse. Das Militair ist sowohl vom Konkorbien— platze als aus dem Tuilerieengarten verschwunden. Aber die Galerieen sind in der Erwartung neuer Ueberraschungen wieder sibersüllt. Die neuen Minister: Bixio, Leon von Malleville, von Falloux u. w. sitzen auf den vordersten (Minister⸗) Bänken. Das Protokoll wird verlesen. Lacrosse liest die Dekrete vor, welche die neuen Minister ernennen. Lesaulr reicht seine Entlassung ein. Dann wird eine Menge von Gesetzentwürfen rein lokaler Natur erledigt, z. B. die Städte Montauban, Le Puy, Soissons zc. bitten um die r sich außerordentlich besteuern zu dürfen, um ihr Proletariat ernähren zu können. Wird genehmigt. André liest einen Stoß von Petitionen vor. Niemand hört darauf. Bourbeau desgleichen. Der Lärm und die allgemeine Plauderei nimmt so überhand, daß man nichts ver— stehen kann. Casabianca, David (Angers) und von Laussat erfahren dasselbe Schicksal. Fortense de St. Albin: „Eine wich⸗— tige Petition nach der anderen wird verlesen, und kein Mensch schenkt ihnen auch nur die geringste Aufmerksamkeit. Geht das so fort, so schlage ich vor, daß der Präsident die Sitzung aufhe be.“ (Oh, Oh! Neir Nein!) Die Bittschriftenverlesung be— ginnt von neuem. «. Sitzung scheint aber rein Nach Erledigung der J tionen verliest Lacrosse einen Gesetz-Ent wurf, welcher einen dit von 183,770 Franken ve laugt, um di rückständigen Gehalt« ler Lehrer des öffentlichen Unterrichts aus— zuzahlen. Die Lage selben sei entsetzlich. Beide Minister des Un— terrichts, sowohl d ibtretende als der antretende, seien über die Dringlichkeit des H s einverstanden. Die Versammlung bewilligt den Kredit, und di éche ist abgemacht. Laerosse: „Morgen ha— ben sich die Mit den Abtheilungen zu versammeln, um die Kommissarien zu d e 8 — Jelche die Kommission bilden sollen, die zunächst über da „an (das erste der organischen Gesetze) zu berathen haben vn . 20e Kommission hat auch die anderen or— ganischen Gesetze zu Men . Sie soll damst bis nächsten Dienstag fertig sein. Darum werde ich jetzt die Tagesordnung vom 26. De— zember vornehmen.“ (Er liest die Tagesordnung vor.“ Die Ver— sammlung vertagt sich bis Dienstag den 26. Dezeinber. Bis dahin sitzt nur obige Kommission zur Ausarbeitung der organischen Gesetze. Eine öffentliche Sitzung findet nicht statt. Die Sitzung wird 15 Mi⸗— nuten vor 5 Uhr aufgehoben. .
verloren.
Paris, 21. Dez. Gestern Abend um 6 Uhr, unmittelbar nach der Installation des neuen Präsidenten Louis Bonaparte in sei— ner Wohnung (Elysée National) empfing Marrast, als Präsident der National⸗-Versammlung, von dem Installirten folgende Botschaft: „Elysée National, 20. Dez. Herr Präsident! Ich bitte Sie, der National -Versammlung anzuzeigen, daß ich in Gemäßheit des Arti— kels 64 der Verfassung mittelst Dekrets vom heutigen Tage ernannt habe; 1) Herrn Odilon Barrot, Volksvertreter, zum Minister der Justiz, mit dem Auftrage, im Ministerrath zu prässdiren, wenn der Präsident der Republik behindert ist; 2) Herrn Drougmn de Lhuys, Volksvertreter, zum Minister der auswärtigen Angelegen beiten; 3) Heirn Leon von Maleville, Volksvert eter, zum Minister des Innern; 4) Herrn Rulhieres, Volke vertreter und Divisions⸗- General, zum Min sster des Krie— ges; 5) Herrn von Trach, Volksvertreter, zum Minister der Marine und Kolonieen. 6) Herrn von Falloux, Volksverire— ter, zum Minister des öffentlichen Unterrichts und der Kulte. 7) Herrn Leon Faucher, Volksvertreter, zum Minister der öffentlichen Arbeiten. 8) Herrn Bixio, Vice⸗Prästs enten der National-Ver— sammlung, zum Minister des Ackerbaues und Handels. 9) Herrn Hippolyte Passy, Mitglied des Instituts, zum Minister der Finanzen. Empfangen Sie, Herr Präsident, die Versicherung mei— ner hohen Achtung. (gez Louis Napoleon Bonaparte, (Gegengez. Odilon Barrot, Justiz⸗Minister.“ Um 6) Uhr ver— kündeten 191 Kanonenschüsse vom Invalidenhofe her das wichtige Ereigniß der Proklamirung des neuen Präsidenten, die man erst am Sonnabend oder Montag erwartet hatte. Einige Theater und Privathäuser läugs den Boulevards zündeten Lampen und Transparents mit den Namenszügen des In— stallirten an, die jedoch der scharfe Nordwind bald wieder auslöschte. Die eigentliche Proklamirungs⸗Illumination wird erst später stattfin den. Um 10 Uhr wurde ein Extrablatt des Moniteur in die Woh— nungen sämmtlicher Volksvertreter getragen, das ihnen das neue Mi⸗ nisterium, so wie die Ernennungen Changarnier's, Bugeaud's, Berger's und Rebillaut's zu den bereits früher angezeigten Aemtern meldete. Cbangarnier ist zum Oberbefehlshaber sämmt⸗ licher Militair- und Bürgerwehrstreitkräfte von Paris, so wie der Mobilgarde, ernannt und behält sein Hauptquartier in den Tuilerieen. Bugeaud ist zum Befehlshaber der Alpenarmee ernannt und wird sein Hauptquartier in Bourges aufschlagen. Berger, Exmgire, tritt als Seinepräfekt an Recurt's Stelle, der gestern seine Entlassung eingereicht, und! Rebillot als Gendarmerie — Kom mandant an die Stelle des Polizei Präfekten Gervais aus Caen. Charlier, der Gegner Ledru Rollin's, verläßt das Ministerium des Innein, um, wie unter Ludwig Philipp, die pariser Stadt⸗ Polizei zu leiten. Changarnier, Ober⸗Befehlshaber der gesammten pariser Nationalgarde und der Streitkräfte der 1. Militair⸗Vivision, wozu nun auch die Mebilgarde gehört, hat folgenden Tagesbefehl erlassen: „Der General Changarnier ist mit dem Ober Kommando der Nationalgarde des Seine Departements, der. Mobilgarde und allen Truppen bekleidet, welche im ganzen Bereich der 1. M litair⸗ Division liegen. Sein Hauptquartier ist im Palast der Tuilerieen er= richtet. Die Generalstäbe der Nationalgarden des Seine, Departe= ments und der Mobilgarde behalten ihre bisherige Organisation und Attributionen bei. Der Generalstab der Linien-Truppen tritt unter Oberleitung des Obersten Rolin. Die Eintheilung der Dioisionen, Unter⸗-Divisionen und Brigaden bleibt dieselbe; die Generale, welche sie befehligen, fahren fort, mit dem Ober⸗-Befehlshaber zu lorrespon dir n, wobei sie sich den Regeln der Hierarchie, ausgenommen in e fror der. lichen und unvorhergesehenen Fällen, zu unte rwwer fen, heben. Alle Briefe und Pakete, die den National-Garde⸗- oder Nilit ai die nst be⸗ treffen, sind an den Ober-Befehlshaber zu richten, jedoch unter Cou⸗ vert, bas an den in dem Tuilericen-Palast etablirten Chef des Ge— neralstabes zu adressiren. Indem der Ober Befehlshaber von dieser neuen Stellung Besitz ergreift, zählt derselbe auf den Patriotismus, Muth und die Disziplin, wovon die Truppen so häufige Beweise ge—
geben haben. Sie können ihrerseits auf die Sorgfalt des Ober⸗ Generals für ihr Wohlsein und Interesse zählen. Im Hauptquartier zu Paris, den 20. Dezember 1848. (gez. Changarnier.“ Du⸗—
faure, gestern noch Minister des Innern, wird in Verbindung mit
Marrast als der eigentliche Urheber dee Verschlags betrachtet, den neuen Präsidenten so plötzlich zu prollamiren. Polizeiberichte, an deren Echtheit jedoch gezweifelt wird, sollen dem Minister gemeldet haben, daß die Vor⸗ täbte Louis Napoleon Bonaparte sofert zum Kaiser proklamiren wollten, zu welchem Zweck sie sich auf dem Konkordien- Platze einfinden wür- den. Hierdurch bewogen, habe sich Dufaure gestern früh in den Schoß der mit der Wahl- Protokollprüfung beschaftigten Kommission begeben und sie gebeten, ihre Arbeiten, um des Straßenftiedens wil= len zu vollenden und nicht die Protokolle der Departements Aveyron, Ober- Rhein, Somme und Korsifa abzuwarten. Die Kommission habe darauf Herrn Waldeck⸗Rousseau beauftragt, seinen Bericht bis 4 Uhr fertig zu halten. Als Louis Bonaparte gestern von der Tri⸗ büne der National-Versammlung stieg, schritt er der Bank zu, auf welcher Cavaignac saß. „General“, sagte er tief gerährt, „Ich bin stolz darauf, einem solchen Manne wie Sie sind, solgen zu können.“ Cavaignac reichte ihm die Hand, die sein Nachfolger drückte. Cavaignae ließ schon im Laufe des gestrigen Tages seine Karte bei Napolron abgeben. Der Zug des Präsidenten aus der Naticnal-Versammlung in das schräg gegenüberliegende Palais Ely— sée National war ganz militairisch; Volk hatte sich wenig versam⸗ melt. Am Wagenschlage ritten Changarnier, Edgar Ney und Emil Fleury. Im Hofe des Palastes war die ganze Familie Bonaparte versammelt, die ihn empfing, sobald Lacroͤsse im Namen der Na⸗ tional-Versammlung einige Worte an ihn gerichtet hatte. Paris er⸗ freut sich übrigens auch heute vollständiger Ruhe. Es ist sehr kalt. Das Thermometer zeigt 55 Grad unter dem Gefcieipunkt. Viele Neugierige hatten sich heute vor der Wohnung des neuen Präsiden ten im Elysée Na ional eingefunden und trotzten der Kälte, um den⸗ Aben zu sehen. Ihre Hoffnung wurde aber vereitelt. Am nächsten Sonntag (214sten) werden Louis Napoleon Bonaparte und der nene Kriegsminister Ruibieres eine große Parade über die Nationalgarde, Mobilgarde und erste Militair-Division abhalten. Am Abend werden die Stadzt Paris und der Staat illuminiren lassen. Ein Blatt, die Republique, meldet, Louis Napoleon Bonaparte babe schon vorgestern den General Cavaignac in seinem Hotel in der Nue Varennes besucht und eine lange Unterredung mit ihm gehabt.
Emil von Girardin wird, wie es heißt, häufig vom Präsidenten
Louis Bonaparte zu Rathe gezogen. Bei einer dieser Berathungen überreichte ihm Girardin ein Memorial, das er heute in der Presse abdrucken läßt. Darin schlägt er vor, die Ministerien auf drei zu reduziren und außerdem die alten und neuen Bourbonen zurickzuru⸗ sen und dem Herzog von Aumale Algerien, dem Prinzen von Join— ville die Marine zu übertragen. In der Finanzwelt herischt grüße Bestürzung. tige Rente, die als Staatebarometer gilt, ist in den letzten Tagen um 3 Franken und 25 Centimen gefallen, und Herr Rothschild foll einige sehr inhaltsschwere Worte in Bezug auf das nächste Semester haben fallen lassen, die eine, trotz Louis Bonaparte's glinzender Ver sprechungen, allgemeine Versteinerung hervorgerufen haben sollen. Das Gespenst des National⸗-Bankerotts tritt der Börsenwelt vor die Augen. Darum beeilte sich der Moniteur gestern, sie durch eine offizielle Tarstellung der allgemeinen Finanzlage der Republik zu be⸗ ruhigen. Vieses Aftenstück wird zugleich als das finanzielle Testa— ment der Cavaignacschen Staatsverwaltung betrachtet. Folgendes sind seine Hauptresultate: Am 20. Juni 1848 befanden sich in der Central -Staatskasse 25,141,000 Frk. Diese Summe sank am 1. Juli, nach dem Aufstande, auf 12,303,000 Frk.', und am 4ten des⸗ elben Monats waren von ihr nur noch 6,906,000 Franken übrig. In jenem Augenblick war Lie Verlegenheit der Staatskasse am größten. Das tägliche Defizit betrug die enorme Summe von mehr als 2 Millionen Franken. In der Periode vom 25. Oktober bis zum 10. November gelang s dem Roihschildschen Agenten Gondchaur, dieses Defizit auf 1,238,009 Frk. für den Tag herabzudrücken. Goudchaux entwickelte großen Eifer in der Verordnung von Zwangserspar— nissen, demzusolge (s möglich wurde, das tägliche Defizit vom 10. November bis zum 14. Dezember auf 101,400 Franken herabzu— drücken. Mit anderen Worten: Die Einnabmen wurden von den Ausgaben täglich nur noch um 101,100 Fr. überstiegen. Als das Resultat der Präsidentenwahl bekannt war, entwickelten die General- Steuer-Einnehmer eine außerordentliche Thätigkeit, so daß die Staats— kasse von ihnen am 31. Dezember auf mehr als 40 Millionen Fran— fen rechnen kann. „Fügen wir nun noch“, schließt der Moniteur diesen Bericht, „die bedeutenden außerordentlichen Einnahmen des Budgets für 1849 zu obiger Steuersumme hinzu, so darf die Finanz⸗ lage der Republik keinesweges beunruhigen. Diese außerordentlichen Einnahmen bestehen:
a) in der Ratenzahlung des Rothschildschen An— leihens mit 61 Ratenzahlung aus Lyon 30, 000,000. Nordbahn 12, 000, 009. Vom Bank-Anleihen (2te Portion) ...... ..... 75, 000, 000.
beträgt 181, 060, 000. Hierzu obige Steuersumme ..... 40,000 006. Im Ganzen 2X7I, GG G .
Die französische Republik eröffnet also den Staatsdienst von 1849 mit einem Finanz-Etat von 221,000,000 Fr., zahlbar am 1. Januar 1849. In diesem Abschluß sind keinesweges die bedeutenden Hülfequellen begriffen, welche der Staatskasse aus dem Tagporte⸗ feuille der verschledenen Verwaltungszweige zufließen.“ An der beu— tigen Börse machte dieser Finanzbericht großen Eindruck. Die Zpro⸗ zentige Rente eröffnete mit 453, 4, und droht noch tiefer zu sinken. Es herrschte ein wahrer panischer Schrecken in der Coulisse. Die proz. Rente folgte dem allgemeinen Eindruck.
Die Blätter aus Rom vom 10. Dezember, welche in Paris ein= getroffen, bestätigen die Nachrichten der sardinischen Journale nicht ganz. Die römische Deputirten-Kammer hat am 9H. Dezember zwar die allgemeine Constituante einzuberufen beschlossen, aber nur 'erst, wenn der Papst dieselbe nicht bestätigte, sollte er als abgesetzt erklärt werden, und blos als geistlicher Bischof nach Rom zurückfehren dür⸗= sen. Den Kardinälen und Prälaten bleibt aber die Rückkehr vei= verrt. Das pariser Journal Univers bereitet eine Beileide⸗ Adresse sämmtlicher Katholiken der französischen Republik an den Papst vor.
Herr Thayer ist zum Oberpostmeister bestimmt.
Viele der Stimmzettel, welche von der Kommission der Natio— nal-Versammlung vernichtet wurden, waren aus dem Süden und ent- hielten die Worte Lugi Bompar, während man auf anderen aus dem Nor en, die eben so ungültig waren, Ludwig Ponaparte las. Ein Stimmzettel trug die Worte: „General Cavaignac, aber ohne die um ihn.“ In einer Gemeinde des Departements der Nieder- Alpen saud man einen Stimmzettel mit dem Namen des Maire. Der Zet⸗
tel ward jedoch kassirt, weil unter dem Ramen ein langöhriger Esel abgezeichnet war. .
Die fünfprozen—
Der Polizei- Präfekt, sein General-Secretair, mehrere Repräsen⸗ tanten und der Direktor des Gefängnisses La Force besuchten am
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Sonntage das neue nach dem Zellensystem gebaute Gefängniß in der Straße Charenton. Nachdem sie Alles besichtigt hatten, gelangten stie in einen Hofraum, wo der Schließer, ihr bisheriger Begleiter, sie verließ und, aus Versehen oder Absicht, sie einsperrte. Im Ge⸗ spräche begriffen, merkten sie eine Zeit lang nicht, daß sie Gefangene waren und lachten dann herzlich, als sie es gewahr wurden. Als Aber eine Viertel⸗ und halbe Stunde verlief, ohne daß aufgeschlos⸗ sen ward, wurden sie ungeduldig. Da ihr Rufen unbeachtet blieb, so klimmte Einer auf des Anderen Schulter bis zur Spitze der Mauer, und hier konnte man sich einigen unweit beschäftigten Arbeitern ver ständlich machen. Der Schließer ward geholt und entließ seine Ein⸗ gesperrten. ; Zur Ausbesserung der im Juni am Pantheon verübten Be— schädigungen soll vorlufig nur das Nöthigste geschehen, da der be— auftragte Baumeister erklärt hat, daß die angewiesenen 60,009 Fi. nicht ausreichen würden.
Der Minister des Unterrichts hat durch Rundschreiben an die Präfekten angeordnet, daß in den bedeutendsten Städten der Depar⸗ tements öffentliche Abend-Vorlesungen gehalten werden sollen, wie sie seit der Februar⸗Revolution zu Paris eingesührt sind.
Großbritanien und Irland. London, 21. Dez. Der Hof ist heute von der Insel Wight nach Schloß Windsor zu⸗ rückgekehrt, um das Weihnachtsfest hier zu feiern.
Der Morning Chronicle zufolge, wird Füst Paul Ester⸗ bazy als Gesandter Orsterreichs hier erwartet, um den Thronwechsel anzuzeigen und zugleich als ordentlicher Botschafter am hiesigen Hofe zu verbleiben. Der französische Gesandtschaftsposten in London soll Herrn Thiers von Louis Bonaparte angetragen, jekoch von jenem abgelehnt worden sein. Bis zur Ernennung eines neuen Gesandten versieht Herr von Montherot, ein Neffe Lamartine's, als Geschäfts⸗ träger die Functionen dieser Gesandtschaft. Die Mor ning Chro⸗ niche kündigt auch an, daß eine diplomatische Person von. höchstem Range mit einem Auftrage in Bezug auf deutsche Angelegenbeiten in London erwartet werde.
Aus den Vereinigten Staaten hat man heute Nachrichten vom 6. Dezember erhalten; der Kongreß war am ten zu Washing⸗ ton mit der Jahresbotschaft des Präsidenten eröffnet worden, in welcher angezeigt ist, daß Handelsverträge mit Neu- Granada, Peru, Neapel, Belgien, Hannover, Oldenburg und Mecklenburg ⸗Schwerin abgeschlossen worden. Die Begründung der Republik in Frankreich und die Bestrebungen, Deutschland als Bundesstaat zu konstituiren, werden als erfreuliche Ereignisse begrüßt. Mit Mexiko sind freund⸗ schaftliche Beziehungen hergestellt.
Die Times bringt eine Korrespondenz aus Neapel, wonach der Papst erst dann nach Rom zurückkehren wolle, wenn sein Volk ihn dazu auffordere, und nicht jene, welche sich die Gewalt zu Rom an— gemaßt. Es hieß, daß Lord Napier in Auftrag der englischen Re⸗ gierung nach Rom gehen sollte, um sie von Allem zu unterrichten, was dort vorgehe. Man besorgt aber, es könnte die Anwesenheit dieses englischen Diplomaten so gedeutet werden, als erkenne die eng⸗ lische Regierung die prodbisorischen Zustände zu Rom an. Obgleich der englische Gesandte, Temple, in Neapel eingetroffen, scheine die Ausgleichung der sicilianischen Frage noch fern zu liegen. König Ferdinand scheine aber nichts wenigen als gesonnen, den von Palmerston gestellten Bedingungen sich zu fügen. Er wolle nichts davon wissen, Sieilien das Recht einzuräumen, ein aus Eingeborenen bestehendes Heer ausschließlich zu bilden, und meine, England möge erst in Ir— land mit solchem Beispiel vorangehen, bevor es ihm so etwas zu⸗ muthe. Eben so wenig wolle er jene Personen an der Spitze von Sicilien lassen, welche an der In surrection thätigen Antheil genom— men. Seine FKonzesslonen beschränkten sich darauf, daß die Sicilia— ner die Verfassung von 1812 und eine getrennte Verwaltung erhal⸗ ten sollten, deren Mitglieder von der Krone zu ernennen? wären; dazu solle die Besatzung von Palermo aus Schweizern oder einer anderen Fremdenlegion bestehen. Hiernach scheine diese Frage ihrer Schlichtung noch fern.
Auf die Wahl des Herrn Denison in Westriding legt die Times keinen großen Werth und ist der Ansicht, daß die Wahl anders aus gefallen wäre, hätten die Whigs einen anderen Kandidaten aufge— stellt, als Eirdley, welcher von den Dissentern vorangeschoben worden und dessen Hauptthema fast ausschließlich die Bekämpfung aller reli— giösen Dotationen gewesen. Auch Bulwer, der sich um den Parla⸗ mentssitz zu Leominster bewirbt, erklärt sich mit Entschiedenheit gegen die Dotation des katholischen Klerus, die er im Prinzip verwirft.
Am 16ten wurden vor dem Polizeigerichie in Marlborough— Street die Verhandlungen gegen die beiden Franzosen fortgesetzt, welche beschuldigt waren, in Besitz von Schmucksachen zum Werthe von 12 — 14,060 Pfd. zu sein, welche der Fimilie Orleans gehört haben sellten. Da der Advokat der Letzteren indeß erklärte, daß nach eingezogenen Erkundigungen in Paris bei einem Juwelier, der
mit den Schmucksachen der Familie des Königs Ludwig Philipp be—
kannt ist, sich ergeben, daß die betreffenden Juwelen nicht zu denen gehören, welche in Besitz dieser Familie gewesen seien, so mußten die Angeschuldigten sofort von der Anklage entbunden werden. Die Schmucksachen selbst wurden aber auf der Stelle von der Zoll⸗-Be— hörde mit Beschlag belegt, unter der Behauptung, daß dieselben den Einfuhrsoll nicht bezahlt haben.
Das Verdikt der Jury gegen den Pächter Rush lautet: des ab— sichtlichen Mordes schuldig.
Das Direktorium der ostindischen Compagnie hielt gestern seine Vierteljahrs⸗Versammlung, in welcher ein Antrag zu Gunsten des vormaligen Radscha von Sattara und seines jetzigen Erben durch einen Vertagungs ⸗Beschluß mit großer Mehrheit beseitigt wurde.
Die Times meldet, der spanische Gesandte Zarco del Valle babe St. Petersburg am 17ten verlassen wollen, weil es ibm miß— lungen sei, die Anerkennung der Königin Isabella von Seiten tes Kassers Nikolaus zu erwirken.
Aus Dublin wird gemeldet, daß in Sachen Duffv's durch dessen Anwalt gegen jedes weltere Verfabren aus Rechtsgründen Einspruch erhoben worden war. Man hatte darauf Duffy ins Gefängniß ge⸗ bracht.
Sowohl in London, als in den Provinzen und in Schottland kommen fortwährend noch Cholerafälle vor, obwohl in minderer Za l, als früher.
U Italien. Rom, 11. Dez. (A. 3.) Das ganze diplomatische Corps ist nach Gaeta abgereist, bis auf drei oder vier Sekretarien der verschiedenen Gesandtschaften. In Rom zurückgeblieben sind nur Herr Platner und Herr Bargagli, die Gesandten von Sachsen und Toscana. Platner ist sehr alt, ünd dies mag der Grund sein, warum er sich nicht nach Gaeta begeben. Das innige Verhältniß des Ka= binets Guerrazzi zum römischen Kabinet und die von Pius 1X. an- gesprochene und erlangte Gastfreundschaft anf neapolitanischem Boden sind die Gründe, warum der toscanische Beamte dem Beispiele sei⸗
ner diplomatischen Kollegen nicht folgen zu dürfen glaubte. Man
weiß ja, daß die Regierungen von Neapel und Toscana in offener Feindschaft gegen einander sind. In den letzten Tagen sind drei russische Couriere in größter Eil durch Rom gekommen. Gestern
trafen hier drei Staffeiten aus den Provinzen ein: zwei von Civita⸗
vecchia und von Ancona, verlangten Geld; die dritte, aus Ferrara, meldete, daß die Desterreicher zahlreich über den Po rüden. Der Zustand der Finanzen ist erschrecklich. Aus den Provinzen gehen nur wenige Gelder ein. Am letzten Sonnabend fanden sich in der Staatsfasse nicht mehr als 45060 Scudi, der Rest von den 100, 000 Scudi, die man auf Rechnung der römischen Ban von Genua hat kommen lassen. Die neu votirten Bons für 600 000 Scudi aber sind noch nicht in Umlauf gesetzt; man glaubt, sie würden im Ver- kehr nicht angenommen werden. . Am 15ten d. M. wird der heilige Vater in Gaeta ein Konst= storium halten; darin werden zwei neue Kardinäle, Rosmini und Ro⸗ berti, der bererts Uditere della Camera ist, und 11 Bischöfe gewählt werden. Die drei Deputationen, die eine vom hohen Rath, die zweite von der Deputirtenkammer, die dritte vom römischen Magi strat, welche nach Gaeta bestimmt waren, konnten die neapolitanische Gränze nicht überschreiten. Der Papst ließ durch drei gleichlautende, dom Kardinal Antonelli unterzeichnete Briefe sie wissen: es thue ibm leid, sie nicht empfangen zu können, und andererseits habe er bereits seine Willensmeinung durch das Breve vom 27. Nov. ausgedrückt.
Rom, 12. Dez. (A. 3.) Die Ruhe ist auch gestern aufrecht erhalten worden, und in der Deputirten- Kammer hat auch diesmal die gemäßigte Partei obgesiegt. Die Regierungsgewalt ist den Hän-= den eines Triumpirats anvertraut, welches in sich legale Begründung bat. Denn die drei Senatoren der drei Hauptstadte des Staats, nämlich von Rom, Bologna und Ancona, sind . Personen zu be⸗ trachten, die vom Papst selbst zur Ueberwachung der Ordnung einge ⸗ sezt int, und welche aiso in diesem verhängnißvollen Augenblick nur ausgedehntere Verantwortlichkeiten übernehmen, ohne sich einer an- deren Gewalt zu bemächtigen, als die, welche zur Fortsetzung des Staatelebens unbedingt nötbig ist. Die von Plus 1X. eingesetzte Gouvernativ⸗Kommission hat bis jetzt kein öffentliches Zeichen ihres Daseins von sich gegeben, und der Staat würde der größten Ver- wärrung preisgegeben gewesen sein, wenn nicht die liberale Partei, Tie dadurch frübere Vergehen ihrer Anhänger gesühnt hat, sich der Ordnung und Sicherheit mit Energie angenommen hätte.
Republikanische Demonstrationen, die gestern Abend statifanden und bei deren man das Governo provisorio leben ließ, sind nicht der Rede werth. Ernstere Störungen der Ruhe sind nicht vorge⸗ kemmen.
Die Oesterreicher sollen wirklich auf zwei Punkten über den 4 und zugleich mit Macht gegen Malghera (Venedig) ge⸗ rückt sein.
Eisenbahn Verkehr. ;
Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahn.
Die Frequenz im November d. J. betrug: — 58, 8001 Personen. . Einnahme 32,250 Rthlr. 10 Sgr. 4 Pf. 104,901 Ctnr. Eil- und Frachtgut, wofür, so wie für Equipagen, Viehlransporte und Gepäck⸗Ueber— fracht Einnahme It n 6 mn Far Rin T Sr TTF.
Im November 1847 betrug die Einnahme . . ....
JR A6, 800 * 9 * 7 0. Mehreinnahme im November 1818
8, 807 *) 13 1 1 .
Personen - Frequenz der Magdeburg ⸗Leipziger Eisenbahn.
Bis inkl. 9. Dezember c. wurden befördert
vom 10. Dezemben bis inkl. 16. Dezember e, inkl.
795 Personen aus dem Zwischen-Verkebr
Summa
645, 339 Personen,
8, 411 . bh,. 75 Personen.
- Niederschlesische Zweigbahn. Auf der Niederschlesischen Zweigbadn sind im Monat November d. J. befördert worden: 6242 Personen für 8153 Pfd. Gepäck⸗Ueberfracht und 1 Equipage für 105 Stück Vieh und 1 Ctr. Ge—
2749 Rthlr. 3
18,114 Ctr. Güter für . ; Dazu an Extraordinarien ..... 39 y — 4 * mithin betrug die Einnahme 1395 Fh. Sgr. 3 Pf.
Meteorolagische Beobachtungen.
Abends 10 br.
1846. 23 Dez
Morgens 6 Uhr.
Nachmittags 2 Ubr
Voach einmaliger fte obachtung.
Luftdruck
Luftwüäürme .....
Thaupunkt ... — 2, 6 KR. — 4, 2 R.˖
Huus tnũttium S4 pci. 79 pCi. 67 pCt. Ausdunatung
Wette Nebel trüb trũh oi. a erl. 0, 0 Wal 0 0. 0. Warme wecheel = 0, W alkenzug. 09. ö — 3,97
— 1.87 a.. — 4M R... 77 ICν0 O.
Takesmittel: 34 1, 14“ Par. ..
Rönigtiche chauspiele. Montag, 25. Dez. Im Opernhause. 147ste Abonnementa. Vorßellung: Die Zauberflöte, Oper in 2 Abth., von E. Schikaneder. Musik von Mozart. Anfang halb 7 Uhr.
Im Schauspielhause. 2llte Abonnements⸗Vorstellung: Dorf und Stadt, Schauspiel in 2 Abth. und 5 Akten, mit freier Se⸗ nutzung, der Auerbachschen Erzählung: „Die Frau Professorin“ von Ch. Birch Pfeiffer. (Frl. Malv. Erck: Lorle, als Gastrolle. ) An- fang halb 7 Uhr.
Dienstag, 26. Dez. Im Opernhause. 148ste Abonnemente= Vorstellung: Marie, oder: Die Tochter des Regiments, komische Oper in 2 Abth.,. Musif ven Donizetti. Hierauf: Paul und Vir= ginie, pantomimisches Ballet in 1 Akt, nach Gardel, von Hoguet. Anfang 6 Uhr.
Im Schauspielhause. 212te Abonnements -Vorstellung. Die Narlsschüler, Schauspiel in 5 Abth., von H. Laube. Anfang halb 7 Uhr. ;
Königsstädtisches Theater.
Montag, 25. Dez. Die Töchter Lucifer's. Großes phanta—= stisches Zauberspiel mit Gesang in 5 Abtheil. (12 Tableauñ), von W. Friedrich. Musik komponirt und arrangirt von Ed. Stiegmann.
Dienstag, 23. Dez. Die Töchter Lucifer's.
Mittwoch, 27. Dez. (Italienische Dpern-Vorstellung.) Cristoforo Colombo. Große Oper in 4 Aften, von Felice Romani. Ins Deutsche übersetzt von Emilie Seidel. Musik vom Kapellmesster der italienischen Oper, Sgr. Carlo Emanuele de Barbieri. Die neuen Decorationen des ersten, dritten und vierten Akts sind vom Decorationemaler Herrn Schwedler.