1849 / 8 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

nen“, übergeben, welcher zufolge von jenem Handelsmaunne. resp. dessen Com- mis, welche sich dagegen standhaft weigerten, der Krug Terpenthingeist von den Garden erpreßt und die Brücke auch in der That angezündet ward. Nach Zurückdrängung seiner Truppe begab sich Raveaur mit derselben un- ter die Weißgerber, besetzte alldort bei dem Angriffe des Militairs eine Barrikade, flüchtete sich endlich nach fruchtlos gebliebenem Widerstande in die innere Stadt und befehligte auch noch daselbst und zwar auf der Bastei zwi⸗ schen dem Stuben und Karolinenthor seine Compagnie bis zum 31. Olto- ber. Diese Thatsachen sind sowohl von beeideten Zeugen, wie auch durch das eigene Geständniß des Raveaux, gesetzlich erwiesen. ;

Franz Leopold Schöninger, von Wien gebürtig, 58 Jahre alt, katho— lisch, verheirathet, bürgerl. Buchbinder und Hauptmann des ersten Bürger— Regiments, schon an den bekannten Unruhen des 15. Mai stark betheiligt, ist bei gefetzlich erhobenem Thatbestande sowohl durch beeidete Aussagen glaubwürdiger Männer, wie auch in der Hauptsache durch sein eigenes Ge— ständniß, Üüberwiesen, in den Oktobertagen, stets mit einem aus dem K. K. zeughause geholten und geladenen Pistol bewaffnet, friedfertig gesinnte Bürger und Garden aus ihren Wohnungen getrieben, am 28. Oktober an der feinen Linie eine Compagnie Garden kommandirt und ihre Wachtpo— sten fleißig inspizirt, von dort aber durch das eingedrungene K. K. Militair verdrängt, die Flüchtigen nahe an der Augustiner-Kirche unter terroristischem Andringen wieder aufgehalten und zur Fortsetzung des Widerstandes mit einer rasenden Wuth aufgefordert zu haben.

Louis von Alvensleben, aus Berlin gebürtig, 48 Jahre alt, evange— lisch, verheirathet, ehemals preußischer Lieutenant, im Jahre 1821 wegen eines an Se. Königliche Hoheit den Prinzen August von Preußen geschrie— benen Drohbriefes mit zweijährigem Festungs⸗Arreste bestraft, seit den letzten acht Jahren hier in Wien wohnhaft und theils Dichtkunst, Theil— nahme an Zeitungs⸗Redaction, und theils eine Theater⸗Geschäftskanzlei be— treibend, trat in der ersten Hälfte des letztverflossenen Monats Oktober als Lieutenant in das von dem Doktor Frank errichtete, zum bewaffneten Wi— derstande gegen die Kaiserl. Belagerungs-Armee bestimmte Mobil-⸗Corps, unterzog sich sehr eifrig und mit Erfolg der weiteren Anwerbung von Mobilgarden zu aufrührerischem Zwecke und befehligte seine Compagnie bis zum 25. Oktober an verschiedenen Linien; betheilte die Mannschaft mit den zur selben Zeit auf Befehl des Insurgenten⸗Chefs in der Alser-Kaserne geplünderten ärarischen Monturs⸗- und Munitions⸗Sachen, kommandirte in Erkrankung des Dr. Frank einige Tage hindurch dessen ganzes Corps und besetzte vertheidigend bis zum 31. Oftober bald die leopoldstädter Tabor⸗ straße und Kaffeehäuser, bald die Ferdinandsbrücke und auch zuletzt die Biberbastei. Auch diese Thatsachen sind sowohl durch glaubwürdige Zeugen— aussagen, wie durch Alvensleben's eigene Geständnisse, außer Zweifel gestellt.

Es haben sich sonach diese vorgenannten drei Individuen der thätigen Theilnahme an dem bewaffneten Widerstande gegen die Truppen Sr. Ma— jestät schuldig gemacht und sind von dem über sie am 11. und 15. Dezem ber v. J. zusammengesetzten Kriegsgerichte wegen Verbrechens des Aufruhrs, nach Anleitung der bestehenden Militairgesetze in Verbindung mit den Pro— clamationen Sr. Durchlaucht des K. K. General⸗Feldmarschalls Fürsten zu Windischgrätz vom 20. und 23. Oktober, einstimmig zur Todesstrafe durch den Strang verurtheilt worden. Diese kriegsrechtlichen Erkenntnisse sind jedoch aus besonderer Gnade und in Anbetracht, als die Verurtheilung noch in die Zeit der Wirksamkeit der Militairgesetze zurückfällt, mittlerweile aber in Folge Allerhöchster Entschließung Sr. Majestät vom 12. Dezember 1848 mildere Bestimmungen nach Grundlage der Civilgesetze angeordnet worden sind, gegen Ravegur das Verbrechen der Brandlegung nicht eiwiesen vor— liegt, die Thätigkeit des Ludwig von Alvensleben hingegen mit keinem erweis— lichen Schaden verbunden war, endlich in Berücksichtigung der sehr bedräng— ten Familienverhältnisse der Verurtheilten, bei Raveaux und Schöninger auf dreijährigen, bei Alvensleben aber auf einjährigen Festungs-Arrest ge⸗ mildert und demgemäß heute auch kundgemacht worden.

Bayern. München, 2. Jan. (A. 3.) Se. Majestät der König hat unterm 1sten d. den erblichen Reichsrath Grafen von Giech, zur Zeit Mitglied der National-Versammlung in Frankfurt, für die Dauer des bevorstehenden Landtags zum ersten Präsidenten der Kammer der Reichsräthe ernannt.

Hannover. Hannover, 5. Jan. (Hannov. 3.) Das Ministerium des Innern hat nachstehendes Ausschreiben an die dem⸗ selben untergebenen Obrigkeiten erlassen:

„Mehrfache Anfragen der Obrigkeiten wegen der denselben von der Gesetzsammlungs-Kommission zugesandten Exemplare des Reichsgesetz Blat— tes veranlassen Uns zu folgender Eröffnung:

„Jene Exemplare des Reichs-Gesetzblattes sind den Obrigkeiten zuge— gangen, damit dieselben an die Gemeinden vertheilt werden. Diese Ver— theilung beruht auf den vom Reichs-Ministerium gemachten Vorschlägen und hat in diesem Maße angeordnet werden müssen, weil die Bestimmungen des Landes⸗-Verfassungsgesetzes eine Publication der Reichsgesetze, wie solche bei hannoverschen Landesgesetzen stattfindet, zur Zeit nicht zulassen. Dem Urtheile der Gerichte des Landes muß es anheimgestellt bleiben, ob und wie weit die Reichsgesetze dennoch in hiesigen Landen schon gegenwärtig Gül— tigkeit erlangt haben. Sobald die bereits einberufene allgemeine Stände— Versammlung erschienen ist, wird es die Sorge der Regierung sein, sich mit derselben wegen Publication der Reichsgesetze zu benehmen und dabei namentlich auch mit dieser Stände -Versammlung das Nöthige wegen der von der National⸗Versammlung zu Frankfurt beschlossenen Grundrechte des deutschen Volkes zu ordnen. Diese Eröffnung wird genügen, um alle etwa erregte Besorgnisse wegen des von der Königlichen Regierung in dieser Sache eingeschlagenen Ganges vollständig zu beseitigen.

Hannover, den 5. Januar 1849.

Königlich hannoversches Ministerium des Innern. C. B. Stüve,“

Sach sen⸗Gotha. Gotha, 1. Jan. (D. A. 3. seither von den Stürmen der Zeit wenig ergriffen gewesene Stadt befindet sich gegenwärtig in einer bedenklichen Aufregung. Obgleich die sächsische Garnison in die Kaserne gelegt worden ist, verlangt der Bürger- und Proletarierstand dennoch, daß das ganze Militair aus der Stadt müsse, und um zum Ziele zu kommen, suchte man mit den einzelzen Soldaten Händel, verhöhnte die Offiziere und Gemeinen und reizte sie zur Gegenwehr. Mehrere Ungebührlichkeiten von Sei— ten des Militairs mußten die Glut nur noch schüren, und so kam es denn am 30. Dezember zu einigen blutigen Thätlichkeiten auf den Straßen. Die Folge war, daß der Bürgerwehr- Kommandant ge— zwungen wurde, Generalmarsch schlagen zu lassen; anfangs standen sich Bürgersoldaten und Militair einander gegenüber, lehteres zog sich aber bald, ohne den maßlosen Beschimpfungen und Berhöbnungen irgend einen Widerstand entgegenzusetzen, in die Kaserne zurück In größter Eil wurden noch zwei Compagnieen von Arnstadt hier der kommandirt, Die Regierung soll die unzweideutigsten Beweise in den Händen haben, daß man sobald das Militair die Stadt verlassen,

AUnsere

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zem Landtage „vor das Qunartier ill, wi si 1 age „vor das Quartier rücken will , wie man sich bei uns In Folge dieser Vorgänge sind folgende Bekanntmachungen er— gangen: ö ö I. „Die seit, mehreren Tagen stattgefundenen Reibu ivi personen und Militair sind gestern zu . sehr i n me, n. geschritten. Die eingeleitete Untersuchung wird die Schuldigen von belder Seiten aus Licht bringen und sie ihrer Bestrafung zuführen. Pon nen des Militair-Kommando's wird alles Mögliche geihan werden, um weitere Zusammenstöße zu verhindern, man wird es sich aber auch zu Pflicht ma⸗ chen, die Soldaten vor Beleidigungen aller Art, wie sie seit einigen Tagen stattfanden, kräftig zu schützen Und Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhal⸗ ten. Man spricht zugleich die feste Erwartung aus, daß auch von Seiten der Bürger Alles vermieden werde, was zu neuen Reibungen Veranlassung geben könnte. Da in verwichener Nacht sogar Schildwachen beleidigt und mit thätlichen Angriffen bedroht wurden, so sind die Wachen verstärkt wor= den und thun von nun an ihren Dienst mit geladenem Gewehr; sie haben den Befehl, mit vollem Gebrauch ihrer Waffen thätliche Beleidigungen

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„Auch den Stadtrath haben die in den letzten Tagen zwischen

II. hiesigen Einwohnern und den hier kasernirten Reichstruppen wiederholt vor-

gekommenen Exzesse mit dem tiefsten Bedauern erfüllt, und er darf voraus- setzen, daß sie denselben schmerzlichen Eindruck in allen Ruhe und Ordnung liebenden Bürgern hinterlassen haben werden. Mitbürger! Möchten wir uns insgesammt von jeglicher Theilnahme an diesen Ordnungswidrigkeiten frei= sprechen können; die Schuld und Verantwortlichkeit, die dadurch unserer so friedlich gesinnten Vaterstadt aufgebürdet worden, bleibt eine unermeß- liche. Alles, was wir in unseren Verhältnissen erstreben, kann einzig und allein auf ruhigem und gesetzlichem Wege erreicht werden, und die geringste Abweichung von diesem Lr gereicht zu nichts Anderem, als zu unserem Verderben. Während uns jetzt der billige Wunsch beseelt, daß wir in die- sen friedlichen Zeiten mit solchen Lasten, wie sie der Krieg in seinem Ge— felge zu haben pflegt, verschont bleiben möchten, sind jene bedauerlichen Erzesse am meisten dazu geeignet, das Maß aller Lasten nur noch voller zu machen. Darum wollen wir mit vereinten Kräften danach ringen, daß die Ruhe und Ordnung, deren segensreicher Wirkungen sich unsere Stadt so lange Jahre hindurch zu erfreuen gehabt hat, dergleichen beklagenswerthe Stö— rungen, wie sie die letzten Tage mit sich brachten, niemals wieder erfahren möchten. Indem sich der Stadtrath zu den hiesigen Einwohnern versieht, daß sie dieser Aufforderung mit aller Bereitwilligkeit entsprechen werden, findet er sich gleichzeitig veranlaßt, aus der von ihm unter dem 27. Sep— tember d. J. erlassenen Bekanntmachung die Bestimmung, wonach 1) Ael— tern, Erzieher, Lehrherren 2. vom Eintritt der Dunkelheit an ihre Kinder, so wie ihre Lehrlinge, bei eigener Verantwortlichkeit und Strafe zu Hause zu halten haben, und 2) das Durchziehen der Straßen und öffentlichen Plätze und der nächsten Umgebungen der Stadt, so wie das Zusammen— stehen von fünf und mehr Personen, die zu keinem der bewaffneten Schutzcorps gehören, bei Strafe verboten ist, hierdurch mit dem Bemerken von neuem einzuschärfen, daß über die Einhaltung dieser Vorschriften die strengste Auf⸗ sicht geführt werden wird. Gotha, den 31. Dezember 1848. Der Stadt⸗ rath daselbst: Th. Bieber.“

Der Landtag beschäftigt sich mit der Domainenfrage, das Ab— theilungsgutachten geht dahin, daß die Doma nen der Krone, aber nicht der Person des Herzogs gehören.

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Men s land.

National ⸗Versammlung. Sitzung vom 4. Januar. Anfang 23 Uhr. Präsident Marrast. An der Tages— ordnung sind eine Menge Gesetzvorschläge von untergeordnetem In— teresse. In erster Reihe steht ein Gesetzentwurf, welcher an das Be⸗ kret der provisorischen Regierung erinnert, das die Konkurrenz in den Gefängnissen abschaffte. Marcel Barthe lobt die Absicht des Ministeriums, die Arbeit wieder in den Gefängnissen einzuführen. Das Arbeiten mache den Verbrecher sittlich. Das Dekret der provi— sorischen Regierung vom 24 März habe Indisziplin und Verwirrung in den Gefängnissen hervorgerufen. (Oh! oh! Indessen solle man die Arbeit nicht nach dem alten Muster herstellen. Dieses habe der Privat⸗Industrie eine allzutöntliche Konkurrenz geleistet. Der Redner wünscht Vorsichtsmaßregeln. Unter diesem Vorbehalt ratifizirt er die Abschaffung des Mär:dekrets der provisorischen Regierung. Schließ⸗ lich weist er auf die deutschen Baugefangenen und das bernen Zucht⸗ haus als Musterbilder hin, welche nachzuahmen seien. Die dortigen Sträf⸗ linge würden zu Festungs- und Ackerarbeiten in freier Lust verwendet und thäten darum der Privatproduction keinen Schaden. Diejenigen aber, die in den Sälen arbeiteten, konsumirten ihre Produkte selber. (Bei—⸗ fall,. Roux Carbonnel legt der National⸗Versammlung einen neuen Plan vor, der darin besteht, nur solche Arbeiten in den Ge⸗ fängnissen auszuführen, welche die Handelskammer des Orts geneh— migt haben würde. Die Sträflinge sollten übrigens gleiche Lohnshöhe mit den freien Arbeitern beziehen. (Oh! oh! Diese Unterbrechung überrascht den Redner dergestalt, daß er der Versammlung versichert, länger als 30 Jahre an seinem Plane gefeilt zu haben. (Neue Unterbrechung. Falloux, Unterrichts⸗Minister, besteigt die Tribüne und sagt, er habe die Ehre, ein Dekret des Präsidenten der Repu— blik zu überreichen, welches die Carnotschen Gesetz- Entwürfe rücksicht— lich des Elementar- und Sekundär-Unterrichts zurückziehe. (Sensa— tion,. Der Minister geht in eine Kritik jener Vorschläge Carnot's ein. Barthelemy de St. Hilaire bekämpft die Einwendungen des Ministers im Namen der Akademie und sindet sie unparlamentarisch. Falloux rechtfertigt sich. Reppelin trägt auf Ueberweisung des De—⸗ krets an die Abtheilungen an. Odilon Barrot besteigt die Tribüne. Sehendl, daß man dem Kabinet das Recht bestreite, Gesetz-Ent— würfe organischer Natur, wie der Carnotsche, zurückzuziehen und durch andere zu ersetzen, vertheidigt er unter unzähligen Unterbrechun— gen das Recht der Initiative für die Exekutivgewalt. „Sie fragen mich“, sagt er unter Anderem, „warum und auf welche Gründe hin wir von dem Recht unserer Initiative Gebrauch machen. Wir ant— worten Ihnen: Von uns selbst und unserem Gewissen! (Agitation.) Ich bitte die Versammlung, zu glauben, daß ich nicht nach dem Re⸗ gierungs⸗-Antheil strebte, den ich einnehme. Aber da ich ihn einmal vertrete, so werde ich ihn ungeschwächt zu bewahren suchen.“ Das jetzige Ministerium könne unmöglich das Werk seiner Vorgänger mit sei⸗ ner Verautwortlichkeit decken. (Beifall zur Rechten.) Der Redner pro— testirt gegen den Repellinschen Antrag, eine Kommission zur Prüfung des Unterrichts-Gesetzes durch die Büreaus zu ernennen. Dupont (aus Bussach bezweifelt sehr, ob das Gewissen des Herrn Conseils⸗-Präsi⸗ denten wirklich so stark sei, und erklärt, daß, wenn die Versammlung Opposition zeige, dies weniger dem Präsidenten der Republik als dem Ministerium gelte. Falloux vertheidigt das Recht des Mini— st'riums zur Initiative für alle Gesetze. (Lärmen.) Er hoffe, die National-Versammlung werde das heutige billigen. Dupont (Bussach schlägt eine motivirte Tagesordnung vor, welche also lautet: „In Erwägung, daß die National-Versammlung allein das Recht habe, Unterrichtsgesetze zu entwerfen (mithin dem Ministerium ein desfallsiges Recht nicht zustehe), geht sie zur Tagesordnung über.“ Viele Stimmen: Einfache Tagesordnung. Die Versammlung verwirft denn auch die motivirte Tagesordnung und geht mit 442 gegen 302 Stimmen zur einfachen Tagesordnung über. Das Mi— nisterium hat also in dieser Frage eine Majorität von 140 Stimmen. Pascal Duprat trägt schließlich darauf an, morgen eine Kom⸗ mission zu ernennen, welche das organische Gesetz über den Unterricht auzarbeiten solle. Fallour hat nichts dagegen. Die Sitzung wird um g vor 5H. Uhr geschlossen.

Paris, 4. Jan. Mittelst Beschlusses vom 2. Januar ist, wie der heutige Monteur meldet, der Vice⸗Adm ral Cécille zum Bot— schafter der französischen Republik bei Ihrer Majestät der Königin des vereinigten Königreichs von Großbritanien und Irland und Herr don Lagrené zum Bevollmächtigten der französischen. Republik für die Uonferenzen ernannt, welche behufs Regelung der italienischen Frage , . eröffnet werden sollen. Hierdurch widerlegt sich auch die e Ber Patrie, daß dieser Kongreß wohl gar nicht stattfin=

Der Unterrichts- und Kultusminister Herr von Fallour setzt dur Delrete vom gestrigen Datum, . . der , . wei Kommissionen ein, von denen die eine das Elementar-Unterrichtis⸗ gesetz, die anders das Gesetz über den mittleren Unterricht ausarbei— ten soll. Die Kommissson für das Elementar-Unterrichtsge⸗

Frankreich.

zurückzuweisen. Gotha, den 31. Dezember 1848. Graf von Holtz en⸗ dorff, Generalmajor.“

setz besteht aus dem Unterrichts- Minister als Präslbenten, Poulain de Bossay, von der Universität, Cuvier, lulherischem Pastor, Michel,

Kollaborator des Pater Girard aus Freiburg in der Schweiz. At⸗ mand, de Melun, Präsident der mildthätigen ökonomischen Gesellschaft, Henri; (de Riancey, Mitglied dieser Gefellschast, Cochin, Mitglied der Lesflschsft ber Kiheerfreärte, Buchen, Cr. Präsident der National; Versammlung, Abbé. Sibour, Repräsentant, Rour Lavergne, desgleichen, von Montreuil, desgleichen Peupin Reprä⸗ want und. Uhemscher, S zilexün Ehevalier, Schreiber. Die Mitglieder der Kommission für das e kund qr 6 e g⸗ setz sind: der Unterrichtsminister als Prästdent Eousin von der Uni⸗ dersität, Saint Marc Girardin, desgleichen, Buboig, ebenfalls Pio⸗ fessor an der Universität, Dupanloup, Generalvikar am pariser Dom⸗ kapitel, Jar vir, Staatsrath, Laurentie, ehemaliger General⸗Inspek⸗ tor der Universität, Bellagurt, Vorsteher des Direktoren Vereins der Knaben- und Mätchen⸗-Pensionshäuser in und um Paris, Thiere, Exminister und Repräsentant, Freslon, Advokat, Exmuͤnister und Re= präsentant, Montalembert, Ex⸗Pair und Repräsentant, Corne, Advokat und Repräsentant, von Corcelles, Repräsentant, Freeneau, desgleichen. Ein dritter Erlaß desselben Unterrichts- Ministers setzt eine Kommis— sion nieder, welche die Bücher und Schriften zu prüfen hat, die ihr vom Ministerium des Unterrichts, als zum Schulgebrauch passend, zu⸗ geschickt worden. Ihre Mitglieder sind: Bourdon, Ober- Schul⸗In⸗ spektor, als Präsident; Peclet, Ober⸗Schul⸗Inspektor; Cayx, des⸗ gleichen; Laferriére, desgleichen; Abbé Daniel, Schul⸗-Rektor; Lorain, desgleichen; Ritt, Ober⸗Jnspekto sämmtlicher Eltmentarschulen; Lan— glois, Akademie⸗Inspektor; Bouchitté, desgleichen; Quicherat, Privat⸗ Docent; Rossignol, desgleichen; Faivre, Secretair dieser Kommission. Der Bildung dieser Kommissionen gehen zwei Berichte des Ministers an den Präsidenten der Republik voraus, welche die Functionen derselben be⸗ leuchten.

Die Arbeiterc-Assocationen haben ein Syndikat gebildet, das einer Arbeits Kammer vorsteht, welche sich ausschließlich mit Anstel⸗ lung der brodlosen Arbeiter beschäftigt und ihren Sitz in der Rue Coquillüre hat. Diese Arbeits⸗-Kammer hat außerdem zum Zweck, die Associationen unter einander zu verbinden und für den Absatz ihrer Produkte zu sorgen. In Paris sind dreißig Arbeiter-Associa⸗ tionen der Kammer beigetreten.

Unter dem Vorsitze Pierre Leroux's, Bernard's, Gamet's, Hervé's, Bareste's, Mieroslawski's und Anderer hat sich hier ein Central-Verein für mündliche und schriftliche Propaganda der sozia— listischdemokratischen Wissenschaft gebildet. Grundsatz desselben ist, daß das allgemeine Stimmrecht sortan die einzige Waffe des Volks zur Geltendmachung seiner Souverainetät sein solle. Der Sitz die⸗ ses Central-Ausschusses, dessen Statuten die demokratischen Blätter bringen, ist ebenfalls in demselben Hause der Rue Coquillère, wo das Arbeiter-Syndikat seinen Sitz genommen hat.

Die Patrie meint, daß die Regierung sich wohl bald in Stand gesetzt sehen werde, die Amnestie zu ertheilen, daß dies aber erst ge⸗ schehen könne, wenn der Feind den Sieg der Ordnung anerkenne und die Amnestie nicht als ein Recht fordere. „Die Theilnehmer am Auf— stande“, schließt das genannte Blatt, „müssen erst das Geständniß aussprechen, daß der Kriegszustand zu Ende ist, und daß sie, mit Ausnahme des friedlichen Wahlkampfes, entschlossen sind, den Gesetzen, die jetzt ihren seit zehn Monaten nur zu oft unterbrochenen Lauf wieder nehmen, und der ohne Aufhören bediohten Gesellschaft gehor— chen wollen. Der Zeitpunkt, das Maß der Amnestie, die Prüfung der Fälle, wo der Meuchelmord zur Insurrection tritt, alles dies hängt von der Gesellschaft allein ab, deren erstes Recht und deren erste Pflicht es ist, sich zu erhalten. Wir freuen uns, daß die Regierung die Sache so ansieht; der Tag, wo sich der Berg den Prinzipien fügt, die keine Meinungen, sondern über alle sozialen Verhältnisse und politische Zufälligkeiten erhabene Maximen sind, wird der Tag der Gnade sein.“

Heute früh traf die Post aus Mailand vom 30. Dezember pünktlich ein. Es ist also nicht wahr, daß die sardinischen Behörden allen Postverfehr zwischen der Lombardei und Piemont abgebrochen, wie dies die Patrie und nach ihnen das Journal des Dbats meldeten.

Rulhieres, Kriegsminister, arbeitet daran, die von der proviso⸗ rischen Regierung in Ruhestand versetzten Generale wieder in Dienst zu nehmen.

Gestern Vormittags um 11 Uhr stürzte ein Mann in der Rue St. Honeré, unweit des Vendémeplatzes todt nieder. Die Aerzte, die seinen Leichnam untersuchten, bescheinigten, daß Hunger und Kälte die Ursache des Todes gewesen. Und so etwas geschieht in der gu— ten Stadt Paris im Januar 1849. Daran ist die Republik schuld: rufen die reactiona ren Nachteulen. -

Die Arbeiter-Associationen besitzen seit vorgestern auch ihr eige— nes Journal, Le Travail Affranchi, Preis jährlich 5 Franken für Paris. Dasselbe wird von den sozialistischen Schriftstellern Fran Lois Vidal, Adolph Toussenel, Viktor Meunier, L. Goaffin und dem Vice-Präsidenten des Luxembourg-Parlaments, Pierre Vincard, ge— schrieben. Es ist ein Wochenblatt.

Die Fürstin Belgiojoso hatte kürzlich Louis Bonaparte um eine Unterredung ersucht. Er fuhr zu ihr und sie stellte ihm den Prãäsi⸗ denten der sozialistischen Bankette, den Ex-Pair d'Alton⸗-Shee, vor, der hierauf unter vier Augen eine längere Unterredung mit dem Prässdenten der Republik hatte. ; -

Cavaignac soll am Neujahrstage mehr Besuche von Repräsen= tanten empfangen haben, als Louis Bonaparte; auch Thiers war beim General. —̃ .

Bei der letzten Nevue soll Changarnier den Präsidenten der Republik mit Monseigneur angeredet haben und dieser Titel über⸗ haupt im Elysée schon ganz gebräuchlich sein.

Zu Badonviller, im Departement der Meurthe, zogen am Christ⸗ tage 4 509 Peisonen mit einer Büste des Kaisers unter Vipats für die rothe Republik im Dorfe umher, mißhandelten, den Maire und den Befehlshaber der Nationalgarde, welche einschr eiten wollten, errichteten eine Barrikade am Eingange des Ortes und trieben aller⸗ hand Unfug. Erst die Ankunft des Unter⸗Präfekten und des Proku⸗ rators von Luneville mit Truppen, welche man laden lassen mußte, stellte die Ruhe her. . ,

Ein bayenner Blatt meldet, daß Cabrera am 26. bei Vich mit 10000 Mann die Königliche Armee unter Concha, welche 14,000 Mann zählte, gänzlich geschlagen und zerstreut hebe; nach einem Blatte von Barcelona dagegen war Concha am 27. zu Vich ein— ö heißt, der Fürst von der Meskown. ei , Gesg dtn für Berlin, Herr Dubois de Saligny für Briissel, Herr a Montessuy für den Haag und Herr von Boissg für Neapel ; .

Der Gesetzgebungs- und der Justiz⸗Ausschuß n, sich heute mit Prüfung des Rateauschen Antrages 29 uflösung der National? Versammlung und Ausschreibung der Wahlen für die neue Kammer am 4. März. Er ist in beiden Ausschüssen (im ersten mit 19 gegen 18, im zweiten mit 15 gegen 15 Stimmen) verworfen nn, der Presse erklären die Journalt der Departements fast einmüthig, es liege im Interesse des Landes und der Februar⸗Rebo—= lution, daß die Rational⸗Versammlung auf die Votirung der meisten organischen Gesetze verzichte, welche man unüberlegterweise auf ihre Tagesorbnung gebracht habe. Die Presse fügt bei, daß dies Ge—

fühl der Feindschaft oder des Mißtrauens gegen die Versammlung durch die neuliche Abstimmung über die Salzstéuer nur noch gestie⸗ gen sei. U . Gestern Mittag zog eine Deputation alter Soldaten des Kaiser⸗ reichs in Uniform mit einem von sieben Mann getragenen kolossalen Blumenstrauße durch die Straßen, um sich nach dem Präsidentschafts⸗ Palaste zu begeben. General Jersme Bonaparte wurde vorgestern in sein Amt als Gouverneur der Invaliden eingesetzt. Der Gen— darmerie-Kommandant Thiboulon, welcher im Jahre 1836 als Gen— darmerie-Offizier den amnestirten Louis Bonaparte von Straßburg nach Rochefort geleitete, ist zum Gouverneur des Elysée ernannt worden.

Viele Bankoäuser nehmen ihre Geschäfte, obgleich noch ziemlich schüchtern, wieder auf. Das Haus Hottinger, seit dem 24. Februar geschlossen, scheint sich ebenfalls wieder öffnen zu wollen.

Großbritanien und Irland. London, 4. Jan. Ge⸗ stern waren die Herzoge von Nemours und von Aumale vom Prin— zen Albrecht zu einer Jagdpartie im Park von Windsor eingeladen.

Nach den neuesten Berichten aus Bombay, welche bis zum 3. Dezember reichen, schritten die Operationen gegen das Pendschab immer weiter vorwärts, und es scheint der Beschluß festzustehen, dasselbe dem britischen Gebiet einzuverleiben. Vom Kriegsschauplatz hatte man in Bombay Nachrichten bis zum 20. November. Damals hatten die britischen Truppen den Rawih überschritten und waren, 20,000 Mann stark mit 70 Geschützen, unter dem unmittelbaren Kommando Lord Gough's am Tschenab versammelt. Diese Armee sollte in zwei Abtheilungen nordwärts den Sikh's entgegenrücken. Etwas jenseits des Jelam stand angeblich ein Insurgenten-Coips von 12,000 Mann unter Schihr Sing, seinem Bruder und einem Bruder Mulradsch's. Von Tschuttur Sing hieß es, er stehe in der Nähe von Peschauer. Bei Multan hatten wieder einige Scharmützel zwischen den Sikh's und den britischen Truppen stattgefunden. .

Der heutige Globe sagt: „Die letzten Nachrichten aus dem neuen Kalifornien-Eldorado, welche das Schiff „Kanada“ mitge bracht, hestätigen die ersten Schätzungen des Goldreichthums jener ganzen Gegend eher, als daß sie die selben erschütterten. Lieutenant Loeser, der Depeschen vom Gouverneur Masen und auch 20,900 Dollars an Werth in Goldstaub nach Washington überbrachte, be⸗ ichtet: „„Die Goldregion ist sehr groß, und es ist hinreichendes Erz dort vorhanden, um auf Generationen hin 100,000 Menschen

inträglich zu beschäftigen. So weit die Entdeckungen bis jetzt rei⸗ indet sich das Gold auf einem Gebiet von 400 englische Meilen Länge und 150 Meilen Breite, und an Ertrag scheint kein Theil dieser Gegend der anderen voranzustehen. Im Flusse und auf dem ebenen Lande findet sich der Goldstaub; unter den Felsen aber und in den Hochlanden findet man das Goid in Klumpen von der Größe eines Schrotkorns bis zur Größe einer Faust, und durchaus gediegen. Dem Ansehen nach zu urtbeilen, es durch einen vulkanischen Ausbrach ausgeworfen zu sein.““ w”dieser auß erordentlichen Aerndte kömmt, wie durch eine des Himmels, ein Klima hi zu, welches der Gier des Men schen kein Hinderniß entgegensetzt und ihr Raum giebt, ganz allein dieses eine Ziel zu verfolgen und darüber den unentbehrlicheren Reich thum, welchen die Bebauung des Landes dem Boden abgewinnen zu vernachlässigen!“ Es sind Einladungen zu einem Kabinetsrathe ergangen, der am Aten stattfinden soll, bis wohin sämmtliche Minister, wie man erwar— tet, in der Hauptstadt eingetroffen sein werden.

Herr Grattan hat, als älteßer Vertreter Irlands im Parla—

mente, ein Rundschreiben an die irländischen Mitglieder erlassen, worin er ihnen anräth, vor dem Zusammentritte des Parlaments, etwa am 14. oder 15. Januar, eine allgemeine Versammlung zu hal⸗ ten und sich darin über ein einiges Wirken in der nächsten Session zu verständigen. Andererseits hat John O'Connell ein langes Mani— fest an das irländische Volk erlassen, worin er dasselbe einladet, an er Repealsache nicht zu verzweifeln, den heimtückischen Rathschlägen es Radikalismus aber kein Gehör zu geben. Zugleich zeigt er an, daß er im Unterhause nach Kräften dahin arbeiten werde, sür Irland die Beseitigung seiner gerechten Beschwerden und die Rückgabe seiner urch die Union konfiszirten Rechte zu erwirken. Aus der irländi⸗ schen Grafschaft Down wird eine ziemliche Anzahl Brandstiftungen gemeldet, durch welche bedeutende Kornvorräthe vernichtet wurden.

Die Zahl der Cholera⸗Erkrankten in England und Schottland beträgt bis jetzt 5012, der Todesfalle 2384; am stärksten grassirt die Seuche gegenwärtig zu Glasgow.

Die Gesellschaft der Handelsreisenden hielt gestern unter dem Vorsitz des Lordmayors ihr 49stes Jahresdiner. Der Bericht über den Stand und die Wirksamkeit der Gesellschaft lautete sehr beftie—⸗

wrde

digend.

Nächstens beginnt hier die etwa vier Wochen dauernde Verstei⸗ gerung der werthvollen Bobliothek des Herzogs von Buckingham. ie Auswanderungs-Komm ssare der Regierung werden bis zum 22sten nicht weniger als 15 Schiffe mit 3759 erwachsenen Auswan derern, wou noch die zahlreichen Kinder kommen, nach Australien und Neu-Sädwallis abgehen lassen.

Nach einem Journal von Ipswich läßt die französische Regie— rung bedeutende Pferdeaufkäufe in England machen.

Der Times wird geschrieben, daß wahrscheinlich Graf Dietrich⸗ stein wieder als österreichischer Gesandter nach London kommen werde.

Aus einer vergleichenden Uebersicht im Globe geht hervor, daß im Jahre 1804 die von der damaligen Bevölkerung des Ver— einigten Königreiches, welche wenig über 15 Millionen betrug, wäh⸗ rend sie jetzt auf nahe an 30 Millionen gestiegen ist, bezahlten Steuern dem im Jahre 1847 bezahlten Steuerbetrage nur wenig nachstanden, so daß mithin damals die Steuerlast noch weit drücken⸗ der war, als jetzt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 23. Dez. (Börs. H.) Die Gesellschaft der Reformfrennde in Stockholm for⸗ dert mittelst Rundschreibens alle Reform-Gesellschaften im ganzen Lande auf, an den König mit Petitionen zu gehen, behuss Berufung eines Ultima⸗-Reichstages im Laufe des Jahres 1849, zur Erledigung der wichtigsten Angelegenheiten des Landes, der Reform der Consti⸗ tution und Einführung einer wahren Volks-Vertretung durch Reprä— sentativ⸗Verfassung.

Christiania, 26. Dez. (Börs. H.) In Bergen ist die Cho— lera ausgebrochen. Ein Bericht des Stifts⸗Amtmannes und des Stadt- Physikus vom 19ten meldet dem Minister des Innern, daß sich seit dem 10. Dezember Krankheitszufälle zeigten, von denen man nicht mehr bezweifeln könnt, daß sie die asiatische Cholera seien. Bis zum 18ten waren 11 Personen erkrankt, von denen 3 gestorben. Es ist sogleich ein Lazareth für 40 Kranke eingerichtet und eine Ge⸗ sundheits⸗Kommission niedergesetzt. Das Wetter war ungewöhnlich mild und das Thermometer zeigte 14 Grad Wärme. Der Aus- bruch der Krankheit hat, nach Privatbriefen, viel Besorgniß und Un⸗ ruhe in der Stadt erregt. Man hofft, daß die Krankheit vor der Zeit der Frühlings⸗Heringefischerei ihren Höhepunkt überstanden habe.

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Eine Schmiebsfrau wurde zuerst befallen und starb auf dem Wege nach dem Krankenhause; darauf wurden ihr Mann und ihre Kinder

befallen, von denen eins starb.

Italien. Rom, 26. Dez. (Franz. Bl.) In der heu— tigen Sitzung empfingen die Kammern eine Botschaft von der Junta, worin sie ihnen erklärt, daß, wenn das Ministerium und die Kammern den Gesetzentwurf zur Einberufung der konstituirenden Versammlung nicht sofort ausarbeiten und proklamiren, sie selbst diese Versammlung proklamiren würde. Das Ministerium las hierauf den Gesetzentwurf zur Ausschreibung der Wahlen vor und stattete seinen Bericht as, der mit dem Antrage schloß, die Corstituante sofort einzubernéten Als die Kammer zur Abstimmung schreiten sollte, zögerte sie. Da schrie das Volk von den Gallerieen herab über Verrath und bedrohte bie Mitglieder der Majorität an der Freiheit. Diese stimmten aber trotz aller Drohungen gegen sofortige Proklamirung der Censti⸗ tuante. Großer Tumult. Um dieses Votum zu annulliren, schienen sich Mtglieder aus dem Saal gestohlen zu haben, denn die Kammer sei nicht mehr vollzählig, hieß es plötzlich, und das Votum gelte nicht. Das Volk pfiff, die Sitzung ging aus einander, und das Mi— nisterium versprach, jetzt ohne die Kammern zu hand ein. Der Papst hat jede Intervention ausgeschlagen.

Rom, 26. Dez. (A. 3.) Die Encyclica des Papstes, durch welche er seinen Protest vom 27. November bestätigt, die Ein setzung der Giunta für ein direktes Attentat auf die Sonverainetät erklärt und allen Aften des Gouvernements seit dem 16. No ember jede rechtliche Gültigkeit abspricht, auch feierlich wiederholt, daß er die weltlichen Rechte, die er von seinem Vorgänger übernommen, an seinen Nachfolger unverkürzt auehändigen wolle, hat das Schicksal der früheren Erlasse gleicher Art gehabt: sie ist überall abgerissen, beschmutzt und beseitigt worden. Indessen hat sich in Folge dieses Ereignisses aller Gemüther eine Bestürzung bemächtigt, welche die Parteiführer noch zu keinem Beschluß hat kommen lassen. Viele De⸗ putirte haben erklärt, daß sie nicht wieder in der Kammer erscheinen würden, bevor die gesetzliche Zahl wiederum vollzählig sei, und Gal⸗ liezo, der General der Bürgergarde, ist abgereist. Scildem er die Civica vor acht Tagen hinters Licht geführt und zur Vertreibung der Republikaner durch Generalmarsch zusammengerufen, dann aber für die Constituante hat petitioniren lassen, ist ihm auch ein Theil Civica feind, trotz der Süßigkeiten, welche er ibr mit jedem neuen Tagesb'fehl vorgesagt hat. Eine Krisis wird nach allen diesen Vorgän⸗ gen eintreten müssen, auch ohne bewaffnete Intervention. Heute sollte wiederum Generalmarsch geschlagen und eine Demonstration gemacht werden, die Veiöffenilichung obigen Protestes aber hat Alles ver— eitelt.

Die neuesten Turiner Blätter vom

30. Dezember stellen eine nahe Auflösung der piemontesischen Deputirten-Kammer in Aussicht, veil das Ministerium Gioberti, obgleich es bis jetzt in derselben eine Majorität hat, doch in die Länge nicht auf deren volle Unterstützung für seine demokratischen und kriegslustigen Entwürfe zählen zu kon— nen meint.

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Rom, I Dez nn durch die Junta zu Nom organisirt ist, ist so zusaumengesetzt: Herr Muz⸗ zarelli, Kultus und interimistisch Auswärtiges; Herr Galeotti, Inne⸗ res; Herr Mariani, Finanzen; Herr Sterbini, Handel und öffentliche Arbeiten; Herr Campello, Krieg. Es ist zu beklagen, daß Mamiani nicht auf der Liste steht, welcher die Bewegung mäßigte. Der ein— flußreichste Mann im Ministerium ist jetzt Herr Sterbini, einer der erklärtesten Feinde des Papstthums. Indessen scheint Rom nicht ge— neigt, seinen Doktrinen nachzugeben. Zu Nom herrscht eine ruhige Unordnung, eine Anarchie ohne Gewaltthätigkeit von der eigenthüm⸗ lichsten Art.

Genua, 25. Dez. (Journ. d. Db.) Der Zustand eines sortwährenden Aufstandes in der zweiten Stadt des Königreichs Sar— dinien hatte der Regierung und dem gesunden Theile der genuesischen Bevölkerung lebhaste Besorgnisse eingeflößt. Herr Gioberti hatte deshalb, als er Minister-Präsident geworden, einen seiner Kollegen, Herrn Buffa, Minister des Handels und einer der ausgezeichneten Renner der letzten Opposition, als außerordentlichen Königlichen Kom⸗ missar nach Genua geschickt. Alle möglichen Zugeständnisse und ver— züglich die Entfernung der Truppen, wodurch Herr Buffa die Leit en- schaften der Agitatoren berubigen zu können glaubte, genügten natin— lich den Feinden jeder Macht, Verschwörern von Natur, nicht. Man organisirte eine greße Volks ⸗Manifestation unter dem Vorwande, dem neuen Käͤbinet, dem d mokratischen Ministe⸗ rium zu huldigen, man rechnete aber darauf, durch das ungeheure Zusammenströmen des Volkes die binde Masse der Be völkerung zu Exzessen, zu mehr oder weniger revolutionairen Schritten, wenigstens aber zu dem Sturze aller Autoritäten fortzureißen. Allein die National-Garde machte zu Genua am 24. D d

Déb.) Das Ministerium, welches

ezember, wie die zu Rom am 19. Dezember, durch ihre, Haltung das Komplott zu nichte. Herr Buffa sprach mit Festigkeit die wahren Prinzipien der Freiheit und der constitutionellen Ordnung gegen die Volks Depu⸗ fation aus und warnte das Volk ver seinen Schmeichlern. Sicherlich hat diese gestrige Manifestation in Genua eine Reaction zu Gunsten der Ruhe und Gesetzmäßigkeit hervorgebracht, und die National-Garde, der man die Bewachung aller Forts anbot, hat selbst die Rückkehr der Truppen gewünscht.

18. Dez. (Risorgimento.) Der Protest des Papstes gegen die Errichtung einer römischen Junta lautet: „Pius IX., Papst. Trotz Unserer Unwürdigkeit durch eine göttliche Fügung und in fast wunderbarer Weise zum Papstthume berufen, war eine Unserer ersten Sorgen, die Eintracht unter den Unterthanen des weltlichen Kirchenstaates zu befördern, den Frieden in den Fa⸗— milien herzustellen, sie mit Wohlthaten zu überhäufen und den Stat, so viel es Uns möglich war, blühend und ruhig zu machen. Allein mit Schmerz müssen Wir bekennen, daß die über Unsere Un— terthanen ausgeschütteten Wohlthaten, so wie die ihrem Wunsche gemäß ihnen zugestandenen freieren Einrich ungen, weit davon ent— fernt, Uns ihrerseits die Dankbarkeit und Anerkennung zuzu⸗ ziehen, welche Wir zu erwarten berechtigt waren, Unserem Herzen nur Bitterkeit und Betrübniß gebracht haben von Seiten undankbarer Menschen, deren Zahl Unser väterliches Auge täglich möchte sich verringern sehen. Jedermann kann jetzt sa⸗ gen, wie Wir belohnt worden sind, welcher Mißbrauch mit Uneren Konzessionen getrieben worden, wie man deren Charakter entstellt, wie man den Sinn Unserer Worte verdreht hat, um die Menge itre zu führen, und wie man dieselben Wohlthaten zur Waffe gebraucht, um die gewaltsamsten Erzesse zu verüben gegen Unsere Autorität, so wie gegen die weltlichen Rechte der Kirche. Unser Herz versagt es, alle die Enzelheiten der Ereignisse zu wiederholen, welche seit dem 15. November vorgefallen sind, dem Tage, an welchem ein Minister, der Unser Zutrauen genoß, durch die Hand eines Mörders baibarisch gemeuchelt wurde unter dem noch barbarischeren Beifallsrufen einer Rotte wahnsinniger, Gott, den Menschen, allen gerechten politischen Einrichtungen feindlicher Männer. Dieses erste Verbrechen eröffnet eine Reihe am folgenden Tage mit ei⸗

Gaeta,

/

ner ruchlosen Frechheit verübter Verbrechen. Dieselben haben

bereits den Fluch jeder ehrlichen Seele in Unserem Staate, in Italien, in Europa, in der ganzen Welt auf sich geladen. Das ist der Grund, warum Wir Unserem Herzen den tiefen Schmerz er⸗

Wir wurden ge⸗

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97 .

Spanien. Madrid, 28. Dez. In der gestrigen Sitzung des Kongresses wurde der Entwurf der als Beantwortung der Thron⸗ rede dienenden Adresse verlesen. Er ist durchaus in denselben Aus⸗ drücken wie die Thronrede selbst abgefaßt und folglich den Wünschen der Minister citsprechend. Noch ehe die Adresse vorgelesen und deren Inhalt bekannt geworden, hatten die Herren Gonzalo Moron (Mo⸗ derirter, Cortina (Progressist)e und Benavides (Puritaner) das Wort gegen dieselbe verlangt, und nach einigen Debatten beschloß die Versammlung, daß ihnen zuerst das Wort zu ertheilen sein solle. Auch Herr Gonzalez Bravo ließ sich als Redner gegen den Adreß⸗ Entwurf einschreiben. Verschiedene Deputirte von der progressisti⸗ schen Partei verlangten, die Minister sollten die von der Regierung in Bezug auf die Ausweisung des englischen Gesandten geführte Korrespondenz dem Kongresse vorlegen, damit dieser bei den Dis⸗ kussionen über die Adresse sie benutzen könnte. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Marquis von Pidal, erklärte sich dazu bereit, obgleich ganz Europa von jenem Vorgange bereits hinlänglich . Morgen wird die Disfussion der Adresse be⸗

unterrichtet wäre. ginnen. ö . Die hiesigen ministeriellen Blätter, welche anfangs Herrn von Lamartine, dann den General Cavaignac als den Retter Frankreichs gepriesen hatten, erschẽpfen sich nunmehr . überschwänglichen Lobes erhebungen des definitiven Präsidenten der Republik, in welchem sie zugleich den aufrichtigsten Verbündeten der hier herrschenden Partei erblicken wollen. !

Der General Concha hatte am 21sten sein Hauptquartier in la Garriga. Am 23sten traf der General Lersundi in Barcelona ein und legte Krankheits halber den Befehl über seine Division nie⸗ der. Die Karlisten hielten noch am 22sten die Stadt Vich eng blokirt.

Dem Vernehmen nach wird der Marquis von Valdegamas (Donoso Cortes) sich demnächst auf seinen Gesandtschaftsposten nach Berlin begeben, und der würdige General Zarco del Valle zum Feld marschall erhoben werden.

Z3proz. 215. 5proz. 105 P.

Meteorologische Beobachtungen.

Abends

10 Uhr.

RKHachmittass Nach emmalisser

1849. Morgens 2 Uhr. ͤ

6. Jan. 6 Uhr. Beobachtunt.

335,02! Par. 335, 66 Par. 335, Os ar. Quellwü‚rme 6 R. Luftwärme 6, 67 R. 28 * . l, 0* R · Eluss wärme 0, o? R. Thaupunkt K . 4, o? R. ö. 5,7 R. Roden w srnie Dnustsättigunsg. 94 pCt. 90 pCt. 64 pCt. Aus düns tung

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Lufi druck

Taxe stuitiel: 335,25“ Par. .. 5.5 R. Königliche Schauspiele. Montag, 8. Jan. Im Opernhause. 5te. Abonnements⸗ Vorstellung. Zum erstenmale: Die Weiberkur, (le diable à quatre), pantomimisches Ballet in 2 Abth., von den Herren de Leuven und Mazelier, für die Königliche Bühne bearbeitet und in Scene gesetzt von P. Taglioni. Muslk von A. Adam. (Frl. Carlotte Grisi, vom Theater der großen Oper zu Paris: Mazurka, als erste Gastrolle.) Vorher: Doktor Robin, Lustspiel in 1 Akt. Anfang halb 7 Uhr. Dienstag, 9. Jan. Im Opernhause. 6te Abonnements Vor⸗ stellung. Die Zauberflöte, Oper in 2 Akten. Musik von Mozart. Anfang halb 7 Uhr. Rönigsstädtisches Theater. Montag, 8. Jan. Italienische Opern⸗Vorstellung.) Cristo saro Colombo. Große Oper in 4 Akten, von Felice Romani, Ins Deutsche übersrtzt von Emilie Seidel. Musik vom Kapellmeister der stalienischen Oper Sgr. Carlo Emanuele de Barbieri. Die nruen Decorationen des ersten, dritten und vierten Akts sind vom Decora ionsmaler Herrn Schwedler. 9 n, n 9. 3 Die Töchter Lucifer 's. Goßes phanta⸗ stisches Zauberspiel mit Gesang in 8 Abtheil. (12 . von W. Friedrich. Musik komponirt und arrangirt von Ed, e. . (Decorationen und Kostünie nen. Mit neuen scenischen Ausschmüt⸗

kungen und neuen Couplets.)