Maßregeln zu ihrer Genehmigung vorgelegt werden. Weitere Be—= stimmungen T bleiben einem Reichs Geseß vorbehalten. Für die Verkündigung des Belagerungszustandes in Festungen bleiben die bestehenden gesetzlichen Vorschriften in Kraft. Min oritätse rachten I. Diesem Paragraphen möge folgende Fassung gegeben werden: Im Falle des Krieges oder Aufruhrs können die Bestimmungen der Grundrechte über Verhaftung, Haussuchung und Versammlungsrecht nur von dem Gesammt⸗ Ministerium des Reiches oder des Einzelstaates für einzelne Bezirke zeit⸗ weise außer Krast gesetzt werden. In einem solchen Fall ist die Zustim—= mung des Reichstages oder gesetzgebenden Körpers des Einzelstaates ohne Verzug einzuholen. Erfolgt diese Zustimmung nicht, so ist die verhängte Maßregel aufzuheben. Weitere Bestimmungen bleiben einem Reichsgesetze vorbehalten. Für die Verkündigung des Belagerungszustandes in Festun— gen bleiben bis zur Erlassung dieses Gesetzes die bestehenden gesetzlichen Vorschriften in Kraft. (H. Simon. Zell. Wigard. Schüler. Gü—⸗ lich. Römer. Tellkampf. Rießer. Ahrens. Mittermaier. Schreiner) Minoritätserachten II. Zusatz. §. Ja. Bei dringender Gefahr im Falle eines Krieges oder Aufruhrs, wenn die regelmäßige Wirk⸗ samkeit der obrigkeitlichen Gewalten oder der Gerichte thatfächlich gehemmt ist, darf das Kriegsrecht für bestimmte Bezirke verkündigt werden. Die Verkündigung des Kriegsrechts geht von dem Gesammt-Ministerium des Reiches oder des Einzelstaates aus. Sie bedarf der Genehmigung des Reichstages, beziehungsweise Landtages. Ist der Reichstag, beziehungs⸗ weise Landtag, nicht versammelt, so muß die Berufung desselben zu sofor⸗ tigem Zusammentreten zugleich mit der Verkündigung des Kriegsrechts er⸗ folgen. Die Verkündigung des Kricgsrechts gewährt der in dem betreffen · den Bezirke fungirenden höchsten Militair-Behörde innerhalb dieses Bezirkes 1) die gesammte Exekutivgewalt; 2) das Recht, den gesetzlichen Gerichtsstand zu bestimmen; 3) das Recht, den Gerichten die Befügniß, Todesurtheile zu sällen, einzuräumen; 4) das Recht, die Bestimmungen der Grundrechte Über Verhastung, Haussuchung und Versammlungsrecht außer Kraft zu setzen. Die Dauer des kriegsrechtlichen Zustandes hängt von den durch den Reichstag, beziehungsweise Landtag, genehmigten Bestimmungen der Reichs oder Lan⸗ desregierung ab. Bestimmungen über die Formen der Verkündigung des Kriegsrechts und über das Verfahren bleiben der Reichsgefetzgebung vorbe— halten. Bis zum Erlaß dieser Gesetze bleiben die geltenden Borschristen in Kraft. (Bese ler. Soiron. Briegleb. Droßsen. Waitz. Dahl⸗ mann. Deilers. Jürgens.)
Frankfurt a. M., 30, Jan. (O. P. A. 3.) Bei dem Reichs ⸗Ministerium ist von der Fürstlich Waldeckschen Regierung nachstehende Erklärung der Fürstin Vormünderin und Regentin ein= gegangen:
„Eine Mehrzahl deutscher Fürsten hat, in richtiger Würdigung der Verhältnisse und von dem aufrichtigen Wunsche beseelt, jedes Hinderniß im voraus zu beseitigen, welches dem großen Werke der Neugestaltung eines einigen und kräftigen Deutschlands entgegenstehen möchten, bei der provisorischen Ceniralgewalt die Erklärung abgeben lassen, daß sie ein einziges und selbst erbliches, mächtiges Sberhaupt an die Spitze gestellt zu sehen wünsche. Im vollkommenen Einver— ständniß mit dieser Ansicht und durchdrungen von der Ueberzeugung, daß nur, auf jenem Wege das Ziel des gemeinsamen Stre? bens erreicht, nur auf ihm die Deutschland gebührende Stel lung nach außen gewonnen und die gesetzliche Freiheit im Innern gesichert werden könne, schließe Ich . den gedachten, an die Central-Gewalt gerichteten Erklärungen deutscher Fürsten in ihrem ganzen Umfange an, indem Ich nicht zweifle, hierdurch zugleich die Wünsche Meines Landes ausgesprochen und ganz in dessen Sinne gehandelt zu haben. Ich beauftrage Meine Regierung, die proviso—⸗ rische Central- Gewalt von dieser Erklärung in Kenntniß zu setzen. Arolsen, den 23. Januar 1849. (gez.) Emma.“
Auch von den Regierungen Schwarzburg⸗-Sondershausens und Rudolstadt sind Erklärungen eingelaufen, deren Wortlaut mit der Gesammt-AUdresse der thüringischen Fürsten an Se. Majestät den König von Preußen übereinstimmt.
Die O. P. A. Z. theilt nachstehenden Bericht des Generals von Bonin über die (bereits erwähnten) Vorfälle im nördlichen Schleswig mit: „Einem hohen Reichs-Ministersum des Krieges ver⸗ fehle ich nicht, über die neuerdings im nördlichen Schleswig vorge— fommenen Vorfälle, die zu einem blutigen Zusammentreffen der dies— seitigen Truppen mit bewaffneten Einwohnérschaaren geführt haben, ganz gehorsamst zu berichten. Durch die Aufforderungen der däni— schen Regierung an die Einwohner des Herzogthums Schleswig ver⸗ leitet, wollten viele derselben die an die Acmter zu zahlenden Steuern nicht entrichten, und mußten die Civil⸗-Beamten die militairische Un⸗ terstützung, die in den Herzogthümern überdies durch ein besont eres Gesetz angeordnet ist, in Anspruch nehmen. Namentlich war dies im nördlichsten Theil von Schleswig, vorzüglich aber im westlichen Theil des Amtes Hadersleben der Fall, wo die Einwohnerschast zum Theil nach Jütland (Amt Ripen), zum Theil nach Hadersleben steuert. Hier wurde überdies noch systematisch von den dänischen Behörden in der Stadt Ripen die Einwohner⸗ schaft zum Ungehorsam gegen die gemeinsame Regierung und deren Beamten aufgefordert. Vor kurzem nahm das Haders⸗ lebener Amthaus die Mitwirkung der Truppen im erhöhten Maße in Anspruch, um endlich diesen Theil des Landes zur Steuerzahlung anzuhalten. Stärkere Favallerie⸗Detaschements der in hadersleben stationirten beiden Eskadronen des 1. Dragoner-Regiments und der Jäger- Corps in Hadersleben und Tondern wurden daher in diese Gegend dirigirt. Dagegen aber bildeten die Kirchspiele des Wester⸗ amtes Hadersleben eine Art Landsturm, um sich mit bewaffueter Hand den Truppen⸗Abtheilungen, welche die Steuer-Beamten üntet? stützten, entgegenzustellen. Am Sonnabend den 20. d. M. erschien er in der Stärke von 100 Bewaffneten in Forballum, wo ein aus eirca 18 Jägern bestehendes Executions-Kommando sich befand, und veranlaßte dasselbe, sich nach Lygumkloster zurüchuziehen. Von For— ballum aus og er nach Skierbeck, wo er ein daselbst befind- liches aus Vragonern und Jägern bestehendes Kocnmando an— traf. Der kommandirende Offizier, eine Verstärkung hoffend, Jab, für diesen. Tag seine Absicht auf und zog sich auf Arrild zurück. Inzwischen kamen Unterstützungen an Jägern aus Ha— dersleben und Lygumkloster, und es wurden in Forballum am 22sten Vormittags die Steuern ohne Widerstand heag hz. N : mehr rückte der Rittmeister von Rumohr des ersten isch lm 6 Dragoner⸗Regiments von Skierbeck nach Bröns, als sich , am 22sten, 4 Uhr, von Reisby her der Tandslurm 2 3 0 . 18 stark, mit Bajonettgewehren bewaffnet, dem Dorfe nabrut· 6 Rittmeister von Rumohr, 30 Jäger und circa 56 pferd .
nnn, e,. J 6 ( stark, be⸗ setzte mit ersteren das Dorf am Eingange der Straße und schl
1 2 . den Landsturmhaufen mit den Dragonern zu beiden Seiten . Weges ein, denselben auffordernd, die Waffen niederzulegen; sen dessen aber siel aus der Mitte des Haufens ein St huß' einen Dragoner tödtete und der das Signal zum Angriff der Kavallerie wurde. Das Gefecht, an welchen Di Jäger Antheil nahmen, war, ein sehr kurzes; der Landsturm öh mit Zurücklassung dreier Todten und 29 efangenen, von denen 4 schwer Lgerwundet, nach allen Seiten. Von unserer Seite wurde außer dem genannten Dragoner noch ein Jä⸗ ger todtgeschossen und 3 Pferde verwundet. Am 2sten früh herrschte in der Umgegend von Bröns die größte Ruhe, und der Rittmeister von Rumohr hatte sich mit dem Commandeur des 2ten Jäger⸗Corps, welches auf die erste Nachricht von dem Auftreten des Landsturms von Tondein und Lygumkloster aus gegen Slierbeck vorgeschickt wor= den war, in Verbindung gesetzt. In diesem Theil des Westeramis
der
Hadersleben sind nunmehr 5 Jäger⸗Compagnieen, zusammen circa 600. Mann, und ein Kavallerie⸗BVetaschement von circa 55 Pferden dereinigt, un den Widerstand der Einwohner zu brechen. Nach der flüchtigen Meldung des Rittmeisters von Rumohr über diese Vor— fälle sind höchstwahrscheinlich permittirte dänische Soldaten, vielleicht sogar selbst verkleidete Soldaten der Garnison von Ripen, mit Bajo⸗ nettgewe hren bewaffnet, unter dem Landsturm befindlich gewesen. Durch Anzeigen in den dänischen Blättern wurden die Einwohner aufge⸗ fordert, an gewissen Orten Waffen und Munition in Empfang zu nehmen. Dle nähere Meldung und die Vernehmung der Gefange⸗ nen, welche hierhergebracht werden, wird herauestellen, in welchem Grade die dänischen Behörden bestrebt gewesen sind, eine Erhebung der Nord -Schleswiger gegen die Regierung hervorzurusen. Ich werde nicht unterlassen, die genauere Meldung zu machen, sobald die Vernehmung der Gefangenen stattgefunden hat. Um im östlichen Theil des Amtes Hadersieben jeder Schilderhebung der dämnischen Partei vorzubeugen, habe ich die Garns'son von Hadersleben durch die beiden in Flensburg stehenden Jäger-Eompagnieen verstärken und nach, Flensburg zwei Eompagnieen des 3ten Jäger⸗- Corps aus Schleswig rücken lassen. Auch nach Apenrade, wo Unruhen sei— tens der Matrosen zu befürchten sind, habe ich ein Jä— ger-Vetaschement von 50 Mann gelegt. Mit diesen Trup— pen hoffe ich die gestörte Ordnung und die Autorität der Ci— vilbeamten wieder berzustellen, wenn nicht etwa die ripener Garnison, was nicht ganz unmöglich ist, sich en dem Kampfe betheiligt. Damit dieses nicht provozirt wird, habe ich die strengen Befehle gegeben, daß die Enklave Ripen von keinen diesseitigen Truppen betreten wird, und haben diese die Weisung erhalten, sich vollständig wie dem Feinde gegenüber zu betrachten, die Einwohner des Westeramtes Hadersleben zu entwaffnen und successive durch starke mobile Ko— lonnen jeden Widerstand zu unterdrücken. Am 23sten und 24sten früh sind, so weit die eingegangenen Nachrichten gehen, keine weiteren Ruhestörungen vorgekommen. Als Beleg, wie die dänischen Versuche nicht aufhören, die schleswig - holsteinischen Soldaten gegen die ge— meinsame Negierung und gegen ihre Vorgesetzten aufzuwiegeln, füge ich die Anlage bei *), weiche in vielen Exeinplaren im Sundewitt verbreitet worden ist. Schleswig, den 24. Januar 1849. Der Ober⸗Befehlshaber der deutschen Reichstruppen in den Herzogthümern. (gez. von Bon in.“
Se. Kaiserl. Hoheit der Eizberzog Reichsverweser ist seit meh— reren Tagen von einer Unpäßlichkeit befallen. Nach dem heute aus— gegebenen Bülletin ist jegliche Gefahr beseitigt und der hohe Kranke auf dem Wege der Besserung.
Dest erreich. Prag, 29. Jan. (Con st. Bl. a. Böhmen) Heute früh acht Uhr langte ganz unerwartet Se. Masestät der Naiser Franz Joseph in Prag an. Bereits um 11 Uhr wohnte der—
selbe einer militgirischen Parade auf der Marienschanze bei, woselbst die ganze Garnison aufgestellt war. Das jugendlich kräftige Aus⸗ sehen des Kaisers machte eine erhebende Wirkung auf die zahllose
Menge der Zuschauer, die ihm ein mehrmaliges Vwat brachte.
n Triest, 25. Jan. (Prag. Ztg.) Gestern früh lief ein sar⸗ dinisches Danpfboot in unseren Hafen ein. Da seit reiniger Zeit Gerüchte einer Erneuerung der Feindseligkeiten mit Karl Abert in Umlauf sind, so wurde natürlich die Neugierde des Publikums durch das Erscheinen des Dampfschiffs, das ein Schreiben an unsere Re⸗— gierung mitbrachte, sehr gespannt, und es mangelte nicht an beun— ruhigenden Gerüchten, die sogleich in Umlauf gesetzt wurden. Diese Gerüchte wurden jedoch durch den Inhalt dieses Schreibens wider legt, den die Regierung sogleich veröffentlichte. Er betraf blos die Uebernghme der im Bagns in Venedig zurückgebliebenen Sträflinge, deren Ernährung der Stadt lästig zu werden anfängt. .
Bayern. München, 28. Jan. (N. K.) Das Staatsmi⸗ nisterium des Innern hat in Folge einer Beschwerde der hiesigen deutschkatholischen Gemeinde gegen das Stadt- Pfarramt von St. Ludwig erkannt, dast dieser Religionsgesellschaft die Führung des Na— mens „Deutschkatholiken“ unbedingt zustehe, und ihr derselbe weder von einer weltlichen, noch von einer geistlichen Behörde des König— reichs verweigert werden dürfe. Das Verfahren des Stadt. Pfart⸗ amts von St. Ludwig, welches in einem Austrittszeugnisse den' Aus— druck „zu der sogenannten deutschkatholischen Gemeinbe“ gebrauchte, könne nicht gebilligt, noch im Hinblick auf die zweite Beilage zur Verfassungs- Urkunde §§. S0 und 83 geduldet werden, wovol Las Königlicht Pfarramt zur Beachtung zu verständigen sei, damit das Ministerium des Innern für die Zukunft weiterer Einschreitungen über⸗ hoben werde.
. Sachsen. Dresden, 30. Jan. (D. A. 3.) Ju der heu— tigen Sitzung der zweiten Kammer enthielt die Registrande außer zwei Adressen, die Abstimmung der Kammer bei der deutschen Ober⸗ hauptsfrage betreffend, einen Antrag des Abgeordn. Benseler auf Nirdersetzung einer aus sieben Mitgliedern bestehenden außerordentli⸗ en Teputation sür Beseitigung der beim Bergwesen vorkommenden Mängel. Hierauf interpellirt Abgeordn. Schneider die Regierung darüber, daß es den Bergarbeitern bis jetzt noch nicht gestattet wor⸗ den sei, ihre Beschwerden und Bitten bei der Regierung einzureichen. Jene wären immer noch, trotzdem, daß das Ministerium cine Verei— nigung mit dem Ober-Bergamte hätte treffen wollen, gezwungen, ihre Eingabe blos an das Sber-Bergamt zu bringen. Es scheine, als ob neben einer constitutionellen Regierung noch eine absolute be⸗ stände, die jener nicht untergeordnet sein wolle. Abgeordn. Weh ner erstattete sodann mündlichen Bericht über das Dekret, die Grund— steuer-Entschädigung betreffend. Es stellte sich heraus, daß in Folge der von den früheren Ständen nachgelassenen nachträglichen Anmeél— dung von steuerfreien Grundstücken 187,140 Rthlr. bezahlt worden sind. Die Total-⸗Summe der Grundsteuer⸗Entschädigungen beläuft sich jetzt auf 4,915,494 Rthlr', und 20,000 Rthlr. sind etwa noch er— sorderlich. Auf den Antrag des Referenten faßt die Kammer bei dieser Mittheilung der Regierung Beruhigung.
Hessen. Kassel, 28. Jan. (Kass. Z.) In der heutigen außerordentlichen Sitzung der Ständeversammlung war die Tiibüne wieder gedrängt voll. Eine beträchtliche Menschenmenge war außer— halb des Hauses. Zugegen waren der Staatsrath Wippermann und der Landtagslommissar, Regierungsrath Wiegand. Als die Sitzung eröffnet war, verlas Herr von Sybel den Entwunf der gestern be—⸗ . Atresse an Seine Königliche Hoheit den Kurfürsten, wie
gt:
„Königliche Hoheit! Mit tiefem Bedauern hat dle Stände -Persamm— lung in ihrer gestrigen Sitzung vernommen, daß der Vorstand des Mini⸗ steriums des Innern seine Entlassung in die Hände Ew. Königl. Hoheit ,, hat, daß die übrigen Minister diesem Besspicle zu folgen ent. e nn ne, daß somit das gegenwärtige Staatsministerium in seiner Auf⸗ , , n . Wenn wir uns erinnern, welche Verbesserungen und 5 ! ö ich solche Krisis gestört und in Frage gestellt werden, so
ir schon in dem. angedrohten Rücktritt des Ministeriums ein tiefes
Jolgt eine Flugschrift, welche die Soldaten im schleswig⸗holsteini , ö ö. dig⸗ n schen Heere auffordert, zu den dänischen Fahnen zurückzukehren. . j 35
Unglück für das Vaterland erkennen. Wenn wir vollends die Erschütte⸗ jung aller Rechtszustände, die Aufregung aller Leidenschaften, die Unsicher= heit der großen deutschen Angelegenheiten erwägen, so erscheint uns die zwischen Ew. Königl. Hoheit“ und den Ministern eingetretene Trennung als eine dringende Gefahr des Vaterlandes. Das hessische Volk will keine gesetz und regierungslofe Freiheit, aber es verlangt eine Regierung durch Männer seines Vertrauens, es verlangt die Herrschäst allein der Gesetze und gerechter Gesetze; deshalb sieht es mit Freude und mit Stolz auf die jetzi⸗ gen Minister, es nennt sie die seinen und will nicht von ihnen lassen. Im An⸗ gesicht und im Namen diefes Volles, eingeden unserer heiligen Aufgabe, über die Wohlfahrt des Vaterlandes nach allen Richtungen zu wachen, — eingedenk des Ei⸗ des, der uns das Wohl des Landes fürsten als unzertrennlich von dem Wohl des Va- terlandes zeigt, fühlen wir uns zu der feierlichen Erklärung gedrungen, ö gegenwartige Ministerium das Vertrauen des gesammlen hessischen Hoh genießt, Daß jede. Abweichung von den Grundsätzen desselben eine esahr für das Recht, die Freiheit und das Wohl des Vaterlandes sein würde, daß wir in diesem Augenblicke keine gebieterischere Pflicht erkennen als den Ausdruck der ehrsurchisvollen und dringenden Bitte, Ew. Königlich Hoheit wolle die drohende Auflösung des gegenwãrtigen Hin isieriumẽ sich nicht vollenden lassen. Wir verharren in nmeurr Ehrerbietung 26“
Der Präsident äußerte, wenn Niemand das Wor verlange könne sofort abgestimmt werden. Herr Staatsrath Eberhard . in diesen Augenblicke ein und sagte, (wie bereits gemeldet) es freue ihn, der Versammlung mittheilen zu können, daß die Differenz, weiche sich zwischen Sr. Königl. Hoheit und dem dermaligen Vorstande des Ministeriums des Innern erhoben, vollständig beseitigt sei, und er könne hinzufügen, daß nach den stattgehabten Erörterungen das Mi⸗ nisterium die Zuversicht hegen dürfe, daß seinen Anträgen auch fer⸗ nerhin die Berlcksichtigung werde zu Theil werden, welche die verant— wortliche Stellung des Vorstandes erheische. Der Präsident: Diese Erklärung werde gewiß zu allgemeiner Befriedigung gereichen, so daß ein weiterer Beschluß nicht erforderlich sei; der Entwurf der Adresse werde zu den Akten zu nehmen und den Ministern die Theil⸗ nahme der Veisammlung daran, daß diese Sache in erfreulicher
Weise erledigt sei, auszubrücken fein. Dies wurde einstimmig ange⸗ nommen und die Sitzung sofort aufgehoben.
5 3 tas Latz d.
Oesterreich. Brody, 23. Jan. (Prag. 3.) Mit Esta— fette gelangte gestern die Nachricht hierher, daß der üngarische Agi— tator Kossuth in Klimetz, einem Dorfe des stryer Kreists, von den Deutschmeistern gefangen und sogleich nach Lemberg abgeführt wor— den sei. Man erwartet auch, des Generals Bem bald habhaft zu werden.
Frankreich. National-Versammlung. Sitzung vom 29. Januar. Die ganze Gegend gleicht einem Kriegslager. Alle öffentlichen Gärten und Ministerial-Gebäude sind geschlossen, die Wachen verdoppelt. Im Tuilerieenhofe lagern vier Infanterie-Ba⸗ taillone mit einem Artilleriepark. Ein Mobilgardist habe, erzählte man, auf Changarnier geschossen, ihn aber nur leicht an der Stirn verwundet; 7000 Mobilgarden hätten, hieß es ferner, ein Fort über⸗ rumpelt und es mit allem Geschütz eingenommen, von wo sie sich vertheidigen wollten. Gegen 2 Uhr eischeinen die ersten Deputirten auf ihren Plätzen. Die Aufregung ist außerordentlich. Beraid, der Secretair des Klubs der Poitiers -Straße, tritt eben in den Saal und wird von einigen Mitgliedern der Linken hart angefahren. Caus sidiere, Louis Blanc und Thoré, sagt man, seien in Paris betroffen und verhaftet worden. Um 2 Uhr nimmt Marrast den Präsiden= tenstuhl ein; er ist ungewöhnlich blaß und sieht sehr aufge— regt aus. Er hat, so erfährt man, mit Changarnier eine heftige Scene gehabt, weil dieser seine Amtsgewalt überschrltten habe. Ihm (Marrast), als Präsidenten der National- Persammlung, komme die Anordnung des militairischen Schutzes für den Sitz der National— Versammlung allein zu. General Lamoriciere sei, heißt es, mit dem Oberbefehl über alle Streitkräfte um den Sitzungssaal von Marrast beauftragt worden. Das Prokokoll der letzten Sitzung wirb vorge lesen. Lebreton, Quästor der National⸗Versammlung, erscheint in der Uniform eines General-Lieutenants auf seinem Platze. Buchez über⸗ reicht einen ganzen Stoß von Petitionen mit 66000 Unterschriften gegen die Auflösung der Versammlung. V. Grandin überreicht zwei Petitionen aus dem Nieder -Seine⸗-Departement mit 10,450 Unterschriften für baldige Auflösung. Blin de Bourdon, A. Rousseau, Degeorges, Sainte⸗Beuve, Mauguin und Grevy überreichen unter mannigfachen Ausrufungen eben— falls Petitionen für oder gegen die Auflösung. Odilon Barrot (tiefe Stillen: „Ich muß im Namen der Exekut'vgewalt über die Nepressivmaßregeln Rechenschaft ablegen, welche zur Aufrechthaltung der Ordnung in der Stadt Paris und zum Schutze der Nationals Versammlung ergriffen worden sind.“ Nach dieser Einleitung geht der Minister in eine Geschichte der Mobilgarde über. Es sei der Moment gekommen, dieses Corps zu reorganisiren; viele ihrer Offi= ziere seien von gewöhnlichen Unteroffizieren zu Hauptleuten u. s. w. gemacht worden; dies sei mit der militairischen Disziplin unverträg— lich und die Regierung daher zur Reorganisation genöthigt gewesen. Diejenigen, welche sich im vorigen Juni ausgezeichnet, würden beibe— halten u. s. w. Es scheine aber, als sei diese Maßregel von den ewigen Feinden des öffentlichen Friedens zu neuen Umwälzungsplänen ausgebeutet worden .. ..“. Stimmen links: Nen, vom Mini— steriwmn! Stimmen rechts: Schweigen Sie! Zur Ordnung! Odilon Barrot: „In voriger Nacht sind wir auf neue Umstürzungs- Projekte gestoßen. Hierin liegt der Grund zu den außerordentlichen Maßregeln. Jetzt ist es dem Präsidenten der Na— tional⸗-Versammlung überlassen, sich mit den militairischen Ober-⸗Be⸗ fehlshabern zu verständigen, damit die Sicherheit der Versammlung völlig gewährleistet bleibe. In einem Punkte sind Mehrheit und Minderheit einig, nämlich in der Aufrechterhaltung und Respektirung der Verfassung.“ (Zweideutiger Beifall. Degoussee, Quästor: „Ich war nicht wenig erstaunt, eine solche Truppenmacht um das Sitzungsgebäude entfaltet zu sehen, ohne daß die Quästur auch nur davon benachrichtigt worden wäre. Hierin liegt ein Mangel an AchQ— tung, gegen welchen die Versammlung gewiß protestiren wird.“ (Ja, ja!! Marrast: „Ich bin der Versammlung einige Ausklärungen schuldig. Ich vermuthe, daß schon im Laufe der vorigen Nacht die Truppen um das Gebäude gestellt worden. Ich wurde aber erst heute früh davon benachrichtigt. (Ah! Ah!! Shne Bw ifel wollte Herr, Changarnier mich nicht im Schlafe siören. (Ab! Ah!! Ich empfing, wie gesagt, erst heute früh ein Schreiben Caanggrnier's, worin er mir anzeigt, daß die Truppen zum Schutze, der National ⸗Versammlung aufgeboten seien. Ich habe hieyꝛuf den General Lebreton (also nicht Lamoriciere) ,, Be⸗ fehlshaber derselben ernannt.“ (Lärm. Eine Pause) Billault: „Ich übergebe hiermit den Bericht über das Wahlgesetz (Beifall) und trage bei dieser Gelegenheit darauf an, daß es der Versammlung efallen möge, am nächsten Mittwoch meinen Antrag, ricksichtlic des ke e de, Hege, zu berathen.“ (Ja! Jah In diesem Llugenblic hört man auf der Journalisten- Tribüne, kaß Clement Thomas in einem Degenkampfe gegen Coetlogon, Redacteur des Corsaire, lebensgefährlich verwundet worden und so eben geslorhen sei. Die Versammlung schreitet zur eigentlichen Tagesordnung, nämlich zu der
Debatte über Rateau's Antrag.
Alle Vorschläge zielen dar⸗ auf, das Dekret vom 15.
ĩ Dezember, welches die organi⸗ schen Gesetze feststellt, abzuändern und die neuen Kammer- Wahlen zu beschleunigen, mithin die National Versammlung so bald als möglich aufzulösen. Fresneau, ehemaliger Unterprä⸗ fekt unter Ludwig Philipp, erhält zuerst das Wort. Er vertheidigt die Auflösungs⸗Aniräge. Die Lage des Handels und der Industrie (Ah Ah!) erheischten, so rasch wie möglich in einen stabilen Stand hineinzukommen. (Ah! Ah!) Das Mandat, die Mission der Ver⸗ sammlung sei geendet, und man dürfe die Dauer derselben nicht ver⸗ ewigen. Das wäre Usurpation (Lärm); ja, Usurpation und Ty⸗ rannei der Minorität gegen die Majorität des Landes. (Tumult.) „Als Verfassungsgeber sind Sie unverletzlich; nicht so als Geber or ganischer Gesetze. (Oh! Oh!) Diese' könnten und würden wahr scheinlich von der legislativen Kammer verworfen werden.“ Dufaure, Malle ville, Grandin und Coquerel gerathen in diesem Augenblick un— ter der Jeurnalisten-Tribüne in solchen Wortstreit, daß man den Redner nicht weiter verstehen kann. Jules Favre spricht gegen die Auflösung und die darauf hinzielenden Petitionen. Ihm
zusolge solle die National⸗Versammlung den Aufforderungen der 173,009 Bittsteller nicht folgen, sondern zur Tagesordnung schreiten. Nachgeben hieße desertiren, vor dem Feinde desertiren. (Beifall links; rechts stürmische Unterbrechung. Die Dissidenz zwischen dem Kabi— binet und der Versammlung müsse diekutirt werden; das Kabinet sei nicht der Erwählte des Volks; ihm gegenüber sei volle Kritik erlaubt. Es habe das Vereinsrecht angetastet; dieser Angriff lasse andere be— fürchten. Ein anderes Faktum sei, daß der Finanz ⸗Minister ein De⸗ sizit von 600 Millionen Franken zugestanden habe, ohne die Quellen anzugeben, wie er es decken wolle und könne; wenigstens wolle er der Versammlung seine Pläne nicht enthüllen. (Lärm.) „Die Klub⸗ und Finanzfrage haben eine unbeschreibliche Gährung hervorgerufen und Leidenschaften wieder geweckt, welche bereits schliefen. (Oh, oh! Ja, ja! Wohlan, die Lage ist ernst, doch will die Versammlung dem Kabinet seine Unterstützung leihen, wenn es in die Verfassung, in de Majorität zurücktritt. (Unterbrechung,) Ich und gewiß wir Alle haben keinen persönlichen Haß gegen das Kabinet. (Lärm.) Wenn ich das Wort ergriff, so geschah es nur im Juteresse und zum Heil der Republik, in welchem ich die Konklustonen des Ausschußberichts un terstütze.« (Diese Rede fand großen Anklang und wurde durch häu— size Beifallsbezeigungen unterbrochen.. Vittor Hugo (der Dich- tec) folgt auf der Tribüne. Er verspricht, die Debatte nicht zu er⸗ hitzen, sondern zu beruhigen. 2 ber es scheine ihm doch, daß die Ver⸗= sammlung vom Volte nicht ein begränztes und unbegränztes Mandat zugleich erhalten haben könne. (Gelächter. Für die Ruhe des Lan—⸗ des, für Wiederbelebung des Handels und der Industrie sei es nöthig, daß die Persammlung nicht in denselben Fehler falle wie die prövisorische Regierung. (Lärm.) Er beschwört sie, sich aufzulösen. Stimmen rechts: Zum Schluß! Zum Schluß! Stimm en links: Nein! Nein! Flocon: Die Lage des Landes ist zu wichtig, als daß wir im Inttresse der Arbeit und Industrie diese Debatte auch nur einen Augenblick verschieben dürften. (Beifall. Unterstützt! Unterstützt! Es wird die Fortsetzung der Debatte beschlossen, un⸗ geachtet es bereits 6 Uhr schlägt. Combarel de Leyval spricht rasch und heftig gegen die Ausschuß Anträge, also für die Auflösung. Die Versammlung habe ein schlechtes Gewissen. (Lärm.) Sie er- neuere das Schauspiel der Restauration (Lärm), nehme zu gehei— men Kugel- Abstimmungen bei wichtigen Voten ihre Zuflucht. (Tumult) Charras schreit: Unverschät! Das verlangt Genugthuung. Andere: Zur Ordnung! Zur Ordnung! Cavaignac erhebt sich und sagt: „Ich höre von Besiegten und von Siegern sprechen. Für jeden echten Republikaner giebt es in Wahlfragen weder Sieger noch Besiegte.“ Er protestire daher gegen die Bezeichnung des 10. Dezember, die man ihm gebe. Gro⸗ ßer Beifall. Marrast will zur Abstimmung schreiten lassen. Durch— einanderrufen: Ja, ja! Nein, nein! Lamartine besteigt die Tri— büne und bekämpft zwar den Antrag Rateau's, spricht aber doch für eine baldige Auflösung. Es entspinnt sich nun eine äußerst verwor— rene und stürmische Bebatte darüber, ob in die Abstimmung über Rateau's Antrag andere die Auflösnng bezweckende Vorschläge mit eingeschlossen werden sollen. Man verlangt geheimes Skrutinium,
dagegen aber dringt die Forderung des Namensaufrufs durch, der sehr spät beginnt. Um 8 Uhr war das Resultat der Abstimmung noch nicht bekannt.
Paris, 29. Jan. Heute um 8 Uhr Morgens schlug man Rappell im ersten Stadt-Bezük ven Paris. Dies hatte indeß nichts weiter zu bedeuten, als daß die Mannschaften der ersten Legion sich versammeln sollten, um ihren neugewählten Obersten, General Gourgaud, in den elvysäischen Feldern anzuerkennen. Diese Förmlichkeit ging ruhig vorüber. Um 11 Uhr wurden die Sachen ernster. Der Rappell erschallte in allen Bez'rken. Die Boulevards füllten sich mit Menschen; man eilte an die Fenster und fragte sich, ob es losgehe. Die Aibeiter⸗Viertel von St, Denis, St. Martin u. s. w. waren fast unbefahrbar, so groß war das Gedränge. „Wir müssen die National Versammlung schüßen“, hörte man aus den Gruppen. Gegen 12 Uhr verbreitete sich das Gerücht, die Mobilgarde rücke heran, um ihre Bataillons-Chefs zu befreien, die der Afrikaner. Changarnier, wie diese Garde sich ausdrückt, in das Militairgefängniß ber Abbaye habe werfen lassen. Auch von der Linie wurden im Lause des ge⸗ strigen Tages, wie erwähnt, mehrere Sergeant⸗Majors in jenes Ge= fängniß gebracht. Der Andrang nach dem Konkordienplatz schien sehr stark zu sein. Da das Gerücht ging, die Aste, 't und . Legion wollten einen royalistischen 15. Mai gegen die National Ver⸗ sammlung wagen, so wollten Volk und andere Legionen ebenfalls zum Schutze der Versammlung dahin aufbrechen. Der Rappell dauerte auch nach 12 Uhr noch fort. Ordonnanz-Ofsizicre ritten durch die Straßen. Das Ministerium, hieß es, wolle allen Stürmen die Stirn bieten. Während die Trommel alle Legionen zu den Waffen rief brachte denn auch der Moniteur so0lgende Erklärung: „Der Minister⸗ Rath hat sich im Elysée National versammelt. Nach Anhörung. eines Berichts über die Ereignisse in der Sitzung der National Veisamm⸗ lung (vom Sonnabend) hat der Präsident erklärt, daß er darin kein Motiv sehe, seine Politik zu ändern, und daß das Kabinet auf seine feste und ausdauernde Unterstützung rechnen könne.“ Ferner enthält der Moniteur folgende offizielle Anzeige: „Der Justiz ; Minister (Odilon Barrot) wird am nächsten Dienstage, den 30. Ja— nuar, keinen Besuch, empfangen. Dagegen werden sich seine Säle an allen nächstfolgenden Dienstagen wieder öffnen.“ General Changarnier hat, einem Morgenblatte zufolge, seinem Ge— neralstabe folgenden strategischen Plan mitgetheilt; „Die beiden Seine: Ufer sollen vollständig isolirt werden. Jede Brücke wird in eine Art Festung umgewandelt. Von hier aus sollen die widersetzlichen Stadt⸗ theile mit Kanonen und Wurfgeschütz bestrichen und an den Eingän⸗ gen unterminirt werden.“ Auch soll zwischen Bugeaud und Changar⸗ nier der Plau sestgestellt worden sein: im Falle die rothen Nepubli— kaner die Oberhand gewonnen, einen Aufruf an die Departements zu erlassen und sämmtliche Nationalgarden um Lyon herum zu kon⸗ zentriren, um dann gegen Paris zu marschiren. Sämmtliche demo kratische Blätter, mit dem Peuple an ihrer Spitze, fahren fort,
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dazu aufrufen. In der Wohnung des Präsibenten Bonaparte geht es sehr lebhaft zu. Lamartine, Marrast, Dufaure, Molé, Thiers und andere Notabilitäten fahren seit gestern Mittag abwechselnd daselbst vor. Auch Bugeaud, der einen Ausflug in den Süden machte, ist heute zurückgekehrt und hatte eine Zusammenkunft mit dem Präsidenten. Die spätesten Nachrichten über den Zustand der Hauptstadt am heu⸗ tigen Tage bringt die Estafet te, „Um 2 Uhr“, berichtet dieselbe, „erließ der Präsident der Republik das Elysce in Begleitung eines Ordonnanz⸗ Offiziers und einiger Lanciers, Er begab sich auf den Revolutionsplatz, der mit Truppen und einigen Abtheilungen Mobil garde stark besetzt war und wo sich zugleich eine beträchtliche Volks⸗ menge angesammelt hatte. Er wurde mit dem Nuf: Es lebe Na— polcoͤn! Es lebe die Republik! Es leben die Mobilen! Es lebe die Naticnal-Versammlung! empfangen. Dantben hörte man auch von Einzelnen das Geschrei: Nieder mit den Weißen! Nieder mit den Royalisten! Nieder mit dem Ministerium! Nieder mit Changarnier! Der Präsident machte die Runde um den Revoluntionsplatz, nahm dann scinen Weg die Rivoli⸗ Straße entlang und lehrte wieder bis zu den Elysäischen Feldern zurück, stets von einer Menge begleitet, die nicht aufhörte zu schrtien: Es lebe die Republik! Nieder mit den Ministern! Er begab sich dann wieder nach dem Palast Elysc re. Um 3 Uhr verbreittte sich eine große Volksmenge über die Boule⸗ vards; ihre Haltung bekundete im Allgemeinen Opposition gegen das Ministerium und Sympathie für die National⸗Versammlung,. Man bemerkte eine große Anzabl Arbeiter unter den Neugierigen, welche Erkun⸗ digungen einholten. Um 4 Uhr besetzten noch 3 Infanterie⸗Regimenter,! Ka⸗ vallerie⸗Regiment und 3 Battericen Geschütz, von Versailles kom⸗ mend, die Elysäischen Felder und den Nevolutionsplatz. Einige Na⸗— tionalgarden verhafteten im Laufe des Tages einen gewissen Lecomte, der sich für einen ehemaligen Kausmann ausgab und in der Riche⸗ lie- Straße zu wohnen erklärte. Dieses Individuum behauptete, Personen zu kennen, die, wie er sich ausdrückte, den Präsidenten der Republik herunterbringen wollten. Er wurde vor die Polizei gebracht und sogleich ins Verhör genommen. Das verbreitete Gerücht, daß auf den General Changarnier von einem Mobilgardisten aus Er bitterung über die gegen einige der Cbefs dieses Corps er⸗ grfffenen Maßregeln mit einem P'stol geschossen, und daß der Gene⸗ ral am Kopf verwundet worden oder gar als Opfer die ses Mord⸗ versuchs gefallen sei, ist ganz ungegründet. Caussidie e soll heute früh verbaftet worden sein. Man fügt hinzu, daß seine Anwesenheit in Paris mit den Exeignissen in Beziehung stehe, welche rie heutige Truppen-Aufstellung veranlaßt,“ Um Sz Uhr, beim Abgang des Zuges der Nordbahn, war übrigens die Stadt Paris (wie die brüsse⸗ ler Independence meldet) vollkommen ruhig, und man fürchtete keine Störungen. . ö
Sämmtllche Bischöse und Erzbischöfe beabsichtigen, im Lause des
Februar ein Konzil abzuhalten, um die Religionsgefahr abzuwenden. Als Versammlungsort nennen die Blätter Toulouse.
Vorige Nacht schaffte man die Mai-Gefangenen aus Vincennes nach Bourges. . . .
In vielen Kaffeehäusern, so wie in allen demokratischen Jour nal-Büreaus, liegen Listen zur Unterschrist der Anklage gegen das Ministerium aus. . .
Chauvelot, Präsident eines Klubs, wurde vorgestern verhaftet und nach St. Pelagie gebracht. .
Die Mitglieder der Comité's des National und des Centtal⸗ Kongxesses der Demokraten, unter denen sich die Repräsentanten Joly und Mathieu befinden, haben einen Aufruf an die republikanisch-de⸗ mokratisch-sozialistischen Wähler erlassen, worin sie gegen den Gesetz⸗ Entwurf zu Verbietung der Klubs, als eine Verfassungsverletzung, protestiren.
Ueber die Gefangennehmung Les Bataillons-Chefs Aladenize von der Mobilgarde erzählt das Sicke: „Unterrichtet von einem Komplott, welches unter der Mobilgarde, vorbereitet wurde wegen der Modificationen in der Composttion dieses Corps hatte der Ge⸗ neral Changarnier allen Bataillons Chefs Befehl ertheilt, sich vor⸗ gestern früh beim Stabe einzufinden. Als der General den Df e- ren die Sachlage vorgelegt hatte, bat Herr Aladenize ums Wort. Derselbe war birich umd angegriffen und seine Züge verstört. . r General Ehangarnier empfabl ihm lebhaft, sich zu sammeln und seiner Herr zu bleiben, um seine Stellung nicht zu ge wer en, und . sich an das Interesse zu erinnern, welches . Prästdent der Mepul li n, sein General für ihn hegen. Nach kurzem Nachdenken, redete ö . . denize, verlor aber alles Maß, vergaß alle Schichlich eit ze 3 wie man sagt, den General und drohte dem , , . ber 63 blik selbst. Mit völliger Nihe und wahrer Würde läutete der 3. neral und ließ den dienstthuenden Offizier eintreten. 2 ie ser erschien sogleich, und es folgten ihm 25 ö , Thun . Pflicht““, sagte der General, aun Herr Aladenize werde . . nach der Abbaye geführt.“. Der Nationgl fügt hinzu, daß im Laufe des Abends auch die Bataillons ⸗Chefs Huseigneur Arrighi, Bassae Camuset und der Befehlshaber des 19ten Bataillons zu ihrem
Kameraden Aladenize in die Abbaye gebracht worden seien.
Großbritanien und Irland. London, 29. Jan. Ihre Masjestät die Königin und Prinz Albrecht werden ib morgen Schloß Windsor verlassen und sich nach dem Buckingham - Palast in London begeben. An demselben Tage soll hier eine Qeheimeraths Sitzung gehalten werden, und dann wird die Königin Audienzen er— thellen, bei welcher Gelegenbeit der neue Gesandte der französi chen Republik, Admiral Cecille, der am Donnerstag hier eintraf, und der mit einer außerordentlichen Sendung von Seiten Sardeniens beauf⸗ tragte Marquis von Santi ihre Beglaubigungsschreiben überreichen. Der Hof wird übrigens nur einige Tage in London bleiben und dann Wind sor zurückkehren.
ö Die , . Ludwig Philipp's hat Ni hmond ver⸗ lassen, um nach Claremont zurückzukehren, wo sie ibren , ben mn Aufenthalt nehmen wird. Das Befinden der Königin Amalie, welche so krank war, daß man ihr Ende nahe glaubte, hat sich seit einiger Zei ebessert. .
ö. ö Ielihandels. Bankett, welches nächstens in Manchester stattfindet, sind schon seit mehreren Tagen keine Einlaßkarten mehr
zaben. .
. pa Strecke der südwestlichen Eisenbahn, welche das Königliche Schloß von Hampton-Court mit London verbindet, ist jetzt fertig und wird am 1. Februar eröffnet. Man erwartet von dieser Zweig⸗ bahn einen reichlichen Ertrag, da schon jetzt jährlich etwa 200,00 Personen den Palast und seine Umgebung besuchten. . Aus News NYork hat man Nachrichten vom 13. Januar, um drei Tage neuer als die letzten, und nichts von wesentlichem Inter— esse bringend. Das Goldfieber war noch nicht im Abnehmen.
Italien. Rom, 21. Jan. (Franz. Bl. Ein Trupp Sol⸗ daten versuchte seinen gefangenen General Zamboni zu befreien, wurde aber von der berittenen Bürgerwehr arretirt und selbst ins Gefäng⸗
niß geworfen. . 6 35 sindet die Wahl zwölf Deputirter füt die italienische Na⸗
Modena, 15. Jan. (D. A. 3.) Der Herzog hat gegen das Comité der Herzogthümer Parma, Piacenza, Modena c, protestint und dem Polizei⸗Minister befohlen, bie nöthigen Maßregeln zu tref⸗ fen, um die Mitglieder des genannten Comité's, falls sie es wagen sollten, das modenesische Gebiet zu betreten, sogleich zu verhaften und sie als Verbrecher wegen Majestätsbeleidigung dem Kriminalge⸗ richte zu übergeben.
Spanien. Madrid, 23. Jan. Vor einigen Tagen ließ der Minister⸗Präsident, Herzog von Valencia, den König durch den In⸗ tendanten des Palastes, Grafen von Vistahermosa, einladen, eine ge⸗ wisse, ihm (24m Minister) sehr ergebene Person zum Verwalter des Königlichen Lustschlosses im Eskurial zu ernennen. Der König äu⸗ ßerte sein Bedauern, diesem Ansuchen nicht stattgeben zu können, in⸗ dem er selbst bereits einer anderen Person die betreffende Ernennung zugesagt habe. Da nun der Graf von Vistahermosa diese Befug⸗ niß dem Könige abzusprechen keinen Anstand nahm, so ent⸗ spann sich zwischen Beiden ein Wortwechsel, in dessen Folge der General Narvaez mit der Drohung, seine Entlassung einreichen zu wollen, hervortrat. Diese Drohung wiederholte der General nicht nur laut auf dem Balle, welcher am 20sten bei dem franzosischen Ge⸗ sandten stattfand, sondern er erklärte dort auch mit ganz besonderem Nachdruck, es diesmal nicht bei der bloßen Drohung bewenden lassen zu wollen. Noch größeres Aufsehen erregte die Aeußerung des Ge⸗ nerals Narvaez, daß er daran verzweifle, den König in den Augen seiner Gemahlin liebenswürdig zu machen. Indessen betrachteten alle mit den eigentlichen Gesinnungen des Generals Narvaez be⸗ kannten Personen seine, die Abdankung ankündigenden Drohungen nur als abermaliges, auf die Erreichung irgend eines politischen Zweckes berechnetes Trugbild. Man will nun behaupten, der französische Gesandte hätte erst neuerdings nochmals von sei⸗ ner Regierung die Vorschrift erhalten, den etwaigen — (dem englischen Kabinette freilich sehr erwünschten) Rücktritt des Ge⸗ nerals Narvaez von der Spitze der Verwaltung aus allen Fräften zu verhindern. Da aber gerade jetzt die französischen Gränzbehörden dem Eindringen einiger hundert bewaffneter spanischer Karlisten in Guipuzcoa und Navarra lein Hinderniß in den Weg legten, so trat die biesige ministerielle Presse mit sehr bitteren, gegen den neuen Präsidenten der benachbarten Republik gerichteten Ausfällen hervor, ünd der General Narvaez dürfte, so glaubt man, nur deshalb jene Drohungen im Salon des französischen Gesandten ausgestoßen haben, um diesen in Verlegenheit zu setzen und zu strengeren Maßregeln ge⸗ gen die noch in Frankreich besndlichen Karlisten zu veranlassen. Ge wiß ist, daß der General seine Entlassung nicht eingereicht hat. Zu gleicher Zeit vernahm man aus seinem Munde, daß er einer AÄussbhnung mit dem englischen Kabinette, den Weg gebabnt habe. Aber auch dieses Vorgeben dürfte in Paris seinen Zweck verfehlen, da man ohne Zweifel dort weiß, daß die englische Regierung ei⸗ nem dritten Hofe, der eine Vermittelung herbeizuführen, wünschte, ankündigte, auf keinerlei Unterhandlungen mit Spanien eingehen zu können, so lange der General Narvaez Mitglied der hiesigen Regie rung wäre. .
Bis jetzt ist keine Nachricht eingegangen, daß den Truppen und den in die baskischen Provinzen und eingedrungenen Karlisten zum Gefecht gekommen, wäre. T meisten der letzteren haben sich in die unzugänglichsten Gebirge Navarra's geworfen. Sie sind reichlich mit Waffen versehen und sollen auf Verstärkung warten. Weder Elio, noch Zara— tegui befanden sich bisher unter ihnen. Zwei bis dreitausend Mann sind mit ihrer Verfolgung beschäftigt. Die drei baskischen Provin—⸗ zen und Navarra wurden am 16ten in Belagerungszustand erklärt.
Die Einwohner verhalten sich bis jetzt ruhig, doch finden zahlreiche Verhaftungen statt. Allein in Burgos wurden am 19ten mehr als vierzig Personen verhaftet. Der karlistische Parteigänger „el Estu⸗ diante“ durchstreift mit seiner berittenen Bande nach wie vor die Um⸗ gend jener Stadt. . geg ö. General Concha hat sich in Catalonien bis her auf die De⸗ fensive beschränkt, so daß Cabrera mit 26000 Mann, Infanterie 109 Reitern, und 4 (vermuthlich hölzernen) Kanonen 24 Tage hindurch ungestört in Amer verweilen und Gerona blokiren konnte. Einige farlistische Offiziere haben sich in der Gegent von Tartagona gegen Zusicherung großer Vortheile den Generalen der Königin unter ö, . Prinz Adalbert von Bayern kann vorgestern von einem Augsfluge nach dem Eskurial zurück, und ist fortwährend der Gegen⸗ stand aller Aufmerksamkeit von Seiten der Königlichen Familie. Der österreichische Gesandte am hiesigen Hofe, Graf Georg von Esterhazy, ist diesen Morgen mit seiner Familie von Lissabon über Cadix hier eingetroffen. Der durch seine spanischen Anleihen bekannt genug gewordene
französische Banquier Ardoin befindet sich jetzt hier. Griechenland. Athen, 14. Jan. So eben wird der Mi⸗ nister des Aeußern, Th. s. Kolokotronis, begraben, der unerwartet an einem Brustübel gestorben ist. Kolokotronis war der jüngste Sohn des aus dem griechischen Freiheitskampf bekannten Generals dieses Namens und bei seinem Tode erst 38 Jahre alt.
Meteorologische Heobachtungen.
Nach einmaliger
Nachmittags Abends
z ö Beobacl ö 6 Uhr. 2 Ubr. Beobachtung.
1819. Morgens 31. Jan.
2 . j e, 2. 337.29“ z : 1uel m 337,39 Far. 54359, 5 ar. (Guell wä6rme
Luftdruck ‚. ! Luftwärme — 2,8 R. — 4,99 R.
7,7 Fluss wärme 60,2“ R. Thaupunkt Boden wärme
. Punstsättignung -
83 Ct. 7 pCt. Aus düunstung rrüb. Sehne. Niedersehlag 9,954 Rb. W. 9 Wärme wechsel -* 2. 14
85 pCi. W.
4 w.
Wolkenzusß ... — Tagesmittel: 335,9
8 . Ji per,. = 6,99 R.. 2,40 R..
Königliche Schauspielt.
Freitag, 2. Febr. Im Opernhause, 17te Abonnements. Vo stellung. Richard Löwenherz, Singspiel in 3 Abth;, l Gretry. (Einhundertste Vorstellung dieses Singspiels) Neues Divertissement, aus dem Ballet: Fiorita, don P.
(Irl. M. Taglioni: La Palermitana.), Anfang halb J Uhr. . Sonnabend, 3. Febr. Im Schauspielhause. 18te Abonnemente Vorstellung: Badekuren, Lustspiel in 1 Aft. von 6. , , Hierauf: Der Nasenstüber, Possenspiel in 3 Abth., von E. Rau— pach. Anfang halb 7 Uhr.
Königsstädtisches Theater. .
Freitag, 2. Febr. Die Töchter Lucifer's, . . stisches Zauberspiel mit Gesang in 5 Abtheil. 412 e , n W. Friedrich. Musik komponirt und grrangirt 34. k
Sonnabend, 3. Febr. talienische ,,, 8 erstenmale wiederholt in dieser Saison: . . 8 Komische Oper in 2 Akten. Musik von Cimarosa.
tional⸗Versammlung statt. Auch Toskana beschickt diese National=
das Volk zu beschwören, sich nicht früher zu erheben, als bis sie es
Versammlung. Im Neapolitanischen soll große Gährung herrschen.
Sonntag, 4. Febr. Die Töchter Lucifer's.