1849 / 41 p. 1 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

ĩ ĩ icht heraus, so ist eine bei einer Wahl eine absolute . r ,. zweite Wah banzlung . ĩ Mal nur unter den zwei Stimmenmehrheit nicht erreich, so ist zum dritten an m. 2 Kandieren? u wählen, welch in der zweiten Wahlhandlung die mei Stimmen erhalten haben. Bei Stimmengleichheit entscheidei das Loos. 5. I5. Stellvertteter der Abgeordneten sind nicht zu wählen. S. 16. Die Zöaßlen find im Umfang des ganzen Re ches an einem und demselben Tage vorzunehmen, den die Reichsregierung bestimmt. Die Wahlen, welche spä⸗ ter erforderlich werden, sind von den Regierungen der Einzelstagten auszu— schreiben. S. 17. Die Wahlkreise und Wahlbezirke, die Wahldirektoren und das Wahlverfahren, insoweit dieses nicht durch das gegenwärtige Gesetz festgestellt worden ist, werden von den Regierungen der Einzelstaaten bestimmt. , , 4 , von den Regie rungen der Einzelstaaten bestimmt“, möge gesagt werden: werden von i , angeordnet.“ (G. C. Schüler. H. Simon. Fr.

igard. Reh.)

a,. Reichswahlmatrikel. Zum Zweck der Wahlen der Abgeordneten zum Volkshaus werden zusammengelegt: 1) Liechtenstein mit Oeserreich. 2) Hessen⸗ Homburg mit Großherzogthum Hessen. 3) Schaum— burg⸗Lippe mit Hessen⸗Kassel. 4) Hohenzollern Hechingen mit Hohenzollern= Sigmaringen. 6) Reuß älterer Linie mit Reuß jüngerer Linie. 6) Anhalt Cölhen mit Anhalt⸗ Bernburg. 7) Lauenburg mit Schleswig- Holstein. s) Lübeck mit Mecklenburg⸗Schwerin. Minoritätserachten J. s. zu s. 7. Minoritätserachten II. s. zu §. 9.

Reich sgesetz über die Tagegelder der Abgeordneten zum Reichstag. Die Mitglieder des Staatenhauses und des Volkshauses er— halten ein Tagegeld von 7 Gulden rheinisch und eine Reisekosten Entschä—= y von 1 Gulden für die Meile, sowohl der Hinreise als der Rück=— resse.

Frankfurt a. M., 8. Febr. Die O. P. A. Z. enthält über das Befinden Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs-Reichsver— wesers das nachstehende Bülletin: .

„Se, Kaiserl. Hoheit der Erzherzog⸗Reichsverweser hat die Nacht nicht ruhig zugebracht; heftiger Husten beunruhigte Höchstdieselben von 12 bis 2 Uhr, dann aber schlief Se. Kaiserl. Hoheit durch drei Stunden ruhig fort. Jetzt ist das Befinden beruhigender.

Franffurt a. M., 8. Februar 1845.

Dr. Taubes,

Faiserlicher Rath.“

Musland.

Italien. Turin, 1. Febr. (1. 3.) Die (bereits erwähnte) Thronrede, womit der König heute die Kammern eröffnete, lautet folgendermaßen:

„Herren Senatoren und Deputirte! Angenehmer und süßer Trost ist es meinem Herzen, mich unter Euch zu finden, die Ihr so würdig die Na— tion vertretet, und Euch bei dieser feierlichen Eröffnung des Parlaments zu begrüßen. Als dieses zum erstenmal eingeweiht wurde, war unser Ge— schick ein anderes, aber nicht größer unsere Hoffnung; ja, diese ist sogar in den Tapfern gewachsen, well zu der Kraft unserer alien Ansprüche die Lehre der Erfahrung, das Verdienst der Erprobung, der Muth und die Standhaftigkeit im Unglück hinzutritt. Die Geschäfte, denen Ihr in die⸗ ser zweiten Session Ener Augenmerk werdet zuwenden müssen, sind viel= fältig, verschiedener Art, schwierig, und Eurer um so würdiger. Hin— sichtlich unserer inneren Zustände wird es unsere Sorge sein müssen, die Institutionen, welche wir besitzen, zu entwickeln, sie in vollkommenen Ein- klang mit dem Geist, mit den Erfordernissen des Jahrhunderts zu brin- gen und die Aufgabe, welche die konstituirende Versammlung Ober- Ita⸗— liens zu erfüllen haben wird, lebhaft zu verfolgen. Die constitutionelle Regierung dreht sich um zwei Angeln: den König und das Volk. Aus ersterem entspringt die Einheit und die Kraft, aus dem zweiten die Freiheit und der Fortschritt der Nation. Ich that und thue das Meinige, indem ich unter meinen Völkern freisinnige Institutionen anordne, die Aemter und Ehren dem Verdienst und nicht dem Glück verleihe, meinen Hof nach der Wahl des Staats einrichie, mein Leben und das meiner Söhne dem Wohl und der Unabhängigkeit des Vaterlands weihte und weihe. Ihr habt mich in dem schwierigen Unternehmen würdig unterstützt. Fahrt fort, es zu thun, und überzeugt Euch, daß aus der innigen Einigung unse⸗ rer Anstrengungen das gemeinsame Glück und Heil entspringen muß. Auf dieser edlen Lausbahn wird uns die Liebe und Achtung der gebildeisten und berühmtesten Völker Europa's, namentlich der uns durch die gemein— samen Bande der Nationalität und des Vaterlandes verbundenen, helfend zur Seite gehen. Diese brüderlichen Bande noch weit fester zu knüpfen, darauf waren unsere Anstrengungen gerichtet, und wenn die letzten Ereig⸗ nisse Mittel-Italiens die Wirkung unserer Bemühungen unterbrochen haben, so hegen wir das Vertrauen, daß sie dieselbe nicht lange hindern werden. Die Conföderation der Fürsten und Völker Italiens ist einer der liebsten Wünsche unseres Herzens, und wir werden alle Kraft aufbieten, um sie schnell zur Ausführung zu bringen. Meine Minister werden Euch des Näheren erklären, was die Polini der Regierung hinsichtlich der Fragen ist, welche die Halbinsel bewegen, und ich vertraue, daß Ihr sie als weise, edel⸗ müthig und national beurtheilen werdet. Von mir erwartet man, daß ich zu Euch von unseren Waffen und von unserer Unabhängigkeit, dem höchsten Ziele aller unserer Sorge, rede. Die Schaaren des Heeres sind wiederher= gestellt, vermehrt, blühend, und sie wetteisern an Schönheit, an Heldenmuth mit unserer Flotte; und als ich unlängst sie besuchte, konnte ich aus ihren Mienen und ihrem Zuruf entnehmen, welche Vaterlandsliebe sie befeuert. Alles dies läßt uns hoffen, daß die uns von zwei edelmüthigen und be— sreundeten Potentaten angebotene Vermittelung schnell ein Ziel erreichen werde. Und wenn unser Hern men getäuscht werden sollte, so würde dies uns nicht hindern, den Krieg mit fester Siegeshoffnung wieder aufzuneh— men. Aber um zu siegen, thut es noth, daß mil dem Heer die Nation zu— sammenwirke, und dies, meine Herren, steht bei Euch. Dies liegt in der Dand jener Provinzen, die einen so kostbaren Theil unseres Reiches und unseres Herzens bilden; der Provinzen, bie mit den allgemeinen Tugenden den ihnen eigenen Nuhm der Standhastigkrit und des Martyrthums ver— binden. Geiröstet Euch der Opfer, die Ihr werdet bringen müssen, denn diese werden kurz und ihre Frucht wird bleibend sein. Klugheit und Muth 6. einander verbunden, werden uns retten. Dies, meine Herren, ist mein n ist Eure Pflicht, bei deren Erfüllung Ihr siet das Beispiel

ärsten vor Euch haben werdet.“

wWissenschaft und Kunst.

Königliches Opernhaus. Fidelio. (Den 7. Februar.)

Mit welcher Freude das nunmehr auf längere Zeit erf ; lautet, dreijährige) Engagement der Frau 3 ae de 7 bewies die ungeheuchelte Theilnahme, mit welcher die geschaͤtzte ie e. lt bei, Gelegenhen der letzten Aufführung von Ber th o vendg Hwk er Mittwoch) aufgenommen wurde, Der Gewinn, welcher kamen ich . deutschen Oper durch die Acquisition dieser mit fo herrlichen Gesangs⸗ krästen i Künstlerin erwächst, ist doppelt hoch anzuschlagen, wenn

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man erwägt, daß Frau Köster vermöge ihres Kunsisttebens und i . eine noch immer höhere Stufe im e c i n tischen

esanges einzunehmen berufen ist. Mit wie wachsendem Erfolge di Künstlerin bemüht 9 auch im Spiel (und namentlich im . 2. mehr den Kunstforderungen nachzukommen, dafür legte ihre heutige Leistung als Fidelio, im Vergleich zu ihren früheren Vorführungen, dieser Rolle, schlagendeg sr ab. Sie brachte den Charakter des liebenden hoch herzigen Welbes in jeder Hinsicht aufs glücklichste zur Geltung und sang

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und spielte mit einer solchen Hingebung, Junigkeit und Wärme, daß der Eindruck ein allgemein fesselnder und nachhaltiger war. Den Höhepunkt erreichte sie in der berühmten Kerkerscene des zweiten Aktes, die, mit so rührendem und wahren Ausdruck wiedergegeben, tief ergreifend wirkle. Durch Hervorruf und fortdauernden Beifall während der ganzen Vorstellung suãchte das Publikum der treff lichen Künstlerin den Tribut seines Dankes sowohl für die heutige Leistung, als auch die Freude über ihr dauerndes Hierblei= ben an den Tag zu legen.

Zweite Konzert⸗Soiree der „Euterpe“. (Den 8. Februar.)

Die Tendenz des Vereins der „Euteme“ geht bekanntlich dahin, durch ihre Konzerte jüngeren und weniger bekaunten Tonlünstlern den Weg in die Oeffentlichkeit zu bahnen und das Publikum sowohllmit den pro dultiven, als ne produktiven Bestrebungen der letzteren vertraut zu machen, Herrn Musif-Direktor Wieprecht gebührt das Verdienst, zur Erreichung dieses Ziels ein Orche— ster gebildet zu haben, das wie die Productionen des heutigen Abends wieder bewiesen wahrhaft Tüchtiges zu leisten vermag und bei seinem lebhaften Interesse und sichtlichen Eifer für die Sache noch immer Besseres und Vollendeteres erwarten läßt. Die Ouvertüre zu „Oberon“ von We⸗— ber, mit welcher die Soiree eröffnet wurde, kam zwar nicht durchweg in vollendeter Feinheit, doch mit einer Präzision zur Ausführung, die das gün— stigste Zeugniß für die wackeren Kräfte, aus welchen das Orchester zusam— mengesetzt ist, abzulegen geeignet war. An die Ausführung dieser Ouver—= türe schloß sich eine Gesangsnummer: die große Sopran Scene aus Spohr's „Jessonda“, gesungen von Fräulein 3schiesche. Die Sängerin, bereits aus der Mitwirkung in hiesigen Kirchen⸗Konzerten dem musikalischen Publikum vortheilhast bekannt, schreitet, nach ihrer heutigen Leistung zu ur= sheilen, auf der Bahn der Kunst erfolgreich weiter. Sie trug das bezeich- nete Musikstück mit Sicherheit und überhaupt recht dankenswerth vor und erwarb sich lauten Beifall. Ein Hauptaugenmerk hätte Fräulein 3Zschiesche indeß, unseres Erachtens, darauf zu richten, eine gewisse Schärfe des Ton⸗Ansatzes zu beseitigen, die besonders bei Anwendung der höheren Stimm-Region zu- weilen bemerkban wird und die übrigen schätzbaren Eigenschaften ihrer Stimme und ihres Gesanges theilweise in der Wirkung beeinträchtigt. Dieser Ge— sangs-Nummer folgte ein Flöten⸗Solo des Herrn Gantenberg, der in einer Phantasie (über Thema's aus der Oper „der Schwur“, von Bric— cialdi eine bedeutende Fertigkeit auf seinem Instrumente und schönen Ton entwickelte. Er überwand die Schwierigkeiten mit Sicherheit und Leichtigkeit und zeigte im Vortrage der Cantilene ein gutes Portament, Geschmack und Ausdruck. Verdiente Anerkennung sehlte dem talentvollen jungen Künstler nicht. Die folgende Nummer brachte wieder einen Gesangs-Vortrag des Fräulein Zschiesche. Er bestand in der großen Scene und Arie: „ah persido“ von Beethoven und fand ebenfalls lebhaften Anklang im Pu⸗= blikum. Desgleichen einen Pianoforte-Vortrag des Herrn Seidel, der das C-moll-Konzert von Mendelssohn dazu gewählt hatte. Die Com- posilion wird allgemein als eine der besten Arbeiten ihres Verfassers bezeichnet und darf auch obgleich sie (vielleicht auch weil sie) die eigenthümliche Schreibweise Mendels sohn's in weniger ausgeprägtem Maße, als seine übrigen Werke zur Schau trägt in der That diesen Ruhm beanspruchen. Jedenfalls ist sie eine an schönen Zügen reiche, ein— heitsvolle und anziehende Schöpfung. In der Ausführung dieses Konzer ies bethätigte sich Herr Seidel, wie neulich in einer Soiree des Ton- künstler⸗Vereins, als einen Spieler von trefflicher Begabung, indem er nicht nur viel technisches Geschick an den Tag legte, sondern auch mit Verständ⸗ niß und Geist vortrug.

Den Schluß des Abends bildete die vielbesprochene Symphonie in A-cmoll von Aug. Conradi, vornehmlich bekannt durch die Schicksale, die sie dadurch erlebte, daß sie ein gewisser Löffler vor mehreren Jahren bereits in Wien als eigene Arbeit ausgab und als solche sogar öffentlich produzirte. Seit= dem ist das Werk wiederholt in Wien unter des wahren Komponisten Na— men, und später in Leipzig, auch hier in Berlin in Gungl's Konzer⸗ ten, zu Gehör gebracht worden. Wir hörten es jedoch bei letzterer Gele= genheit nicht, und erst heute steht uns ein eigenes Urtheil darüber zu. Wir müssen übrigens sogleich unumwunden aussprechen, daß die Arbeit, obgleich sie offenbar von Talent zeugt und viel Gelungenes und Löbliches enthält, unseren davon gehegten Erwartungen nicht entsprochen hat, ohne daß wir etwa irgendwie präoffupirt beim Anhören waren. Namentlich fanden wir in den drei letzten Sätzen ein Suchen nach Neuheit und Originalität in Form und Instru⸗= mentirung, das keinesweges wohlthuend berührte. Der gelungenste, in formeller Beziehung abgerundetste und innerlich vollendetste Satz ist, nach unserer Ansicht, das erste Ällegro, das edle Gedanken in geschickter Verarbeitung und natürlicher und wirksamer Instrumentirung vorführt und in seiner elegischen Färbung von sehr schöner poetischer Wirkung ist. Ganz Heterogenes fördern die fol⸗ genden Sätze ans Licht, die entschieden einer anderen Richtung huldigen und ostmals das Haschen nach Instrumental-Effekten (2 la Meyerbeejr) erkennen lassen. So das Adagio, das, bei anfangs natürlicher Gedanken Entwickelung, später viel Unmotivirtes bringt (besonders in dem Uebermaß der Anwendung der Blech⸗Instrumente) und außerdem viel zu weit ausge⸗ sponnen erscheint. Der dritte Satz bringt Estatt des Scherzo) ein Musik— stück von so balletartigem Gepräge, daß wir bei der Ausführung desselben unwillkürlich an die graziösen Pas einer hübschen Tänzerin erinnert wur— den, eine Illusion, die durch die Art und Weise der Benutzung der Ventil⸗ Trompeten, der Harfe u. s. b. noch ihren Stützpunkt fand. Das Figale basirt ebenfalls überwiegend auf gesuchten äußeren Effekten und steht, eben— sowohl wie Adagio und Scherzo, mit dem eisten Satz weiter in keiner Be⸗ ziehung, als allenfalls äußerlich durch den Schluß, indem hier der Kom— ponist den elegischen Grundgedanken des Hauptsatzes noch einmal auf— tauchen läßt. Zugeben wollen wir indeß sehr gern, daß auch die letzten Sätze nicht arm an interessanten Einzelheiten sind und überhaupt an und für sich mannigfaches Interesse gewähren; einen befriedigenden Total -Ein— druck vermochte die Symphonie jedoch nicht auf uns hervorzurufen, und verweisen wir Herrn Conradi, was Maß, Abrundung, Einheit des Cha— rakters u. s. w. betrifft, auf die Werke der älteren Meister, die ihm fünftig⸗ hin in diesen Beziehungen zum Vorbild dienen mögen. Bei dem Talente des Komponisten steht dann, wenn er sich von den modernen Verirrungen fein hält, wahrhast Erfreuliches zu erwarten. In der Ausführung dieser Sym⸗— phonie löste das Orchester der „Euterpe“ eine sehr schwierige Aufgabe, unter Wiepnecht's Leitung, in höchst anerkennungswürdiger Weise.

Eisenbahn⸗Verkehr. Breslau⸗Schweidnitz⸗Freiburger Eisenbahn. Auf der Breslau⸗Schweidnitz⸗ Freiburger Eisenbahn wurden im Monat Januar cr. S410 Personen befördert. Die Einnahme betrug:

, a 3,696 Rthlr. 24 Sgr. 6 Pf. 2) für Vieh⸗,Equipagen⸗ und Güter⸗ Transport (96,704 Ctr. 76 Pfd.) 6203 10 5—

Summa 9, 96 Rthir. 4 Sgr. 11 Pf.

Markt ⸗Berichte.

Stettin, 9. Fbr. (Ostscen3ztg. (Wochenbericht.) Der Frost, mit welchem diese Woche begann, hat seit einigen Tagen wieder einer milden und nebligten Witterung Platz gemacht; da die 1 jedech ruhig war, so ist die Wikung auf das im Haff noch an. . i. 3 den letzten Nachrichten keine entscheidende ge—= ! un ir können di ie ß ĩ ; nne . ie Wiedereröffnung der Schifffahrt noch

. Von den schlesischen Abladungen ist noch nichts eingetroffen, da , inen ,,. nun, nachdem das Wasser rasch gefallen, nicht schwim—=

Getraide. Von Weizen ist in dieser Woche Mehreres zum Ex—

port gekauft worden, und zwar in Folge der Besserung am Londons;

Markt, zu höheren Preisen. Von Umsätzen seit Montag bis gestern vor der Börse sind uns bekannt geworden: 200 Wspl. gelb. schles. Weizen 90pfd., bald abzuladen, gegen Connoiss., zu 57 Rthlr., 190 Wspl. desgl.,, ebenfalls laut Connoiss., zu 58 Rthlr., 100 Wspl. 90pfd. gelb schles, bei Ankunft zu bezahlen, zu 59 Rthlr., ca. 60 Wspl. I0z 9 ipfd. gelb. schles. loco zu 59 Rthlr. und ca. 80 Wspl. weiß 90 9gipfd. loco zu 60 Rthlr., 20 Wspl. 87 88pfd. weiß in loco

zu 58 Rthlr. und 10 Wspl. S8pfd. gelb in loco zu Fb Rthlr., 110 Wspl. 90 9gipfd. gelb schlesischer schwimmend, bei Ankunft laut Connoissement zu empfangen und dann zu bezahlen, zu 59 Rthlr. ca. 35 Wspl. 88 S9 pfd. desgl. loco zu 57 Rthlr. Nach An⸗ kunft der Post wurden seit gestern gehandelt: 200 Wspl. weißbun— ter polnischer Weizen 89 9öpfd. ab Bromberg abzuladen, gegen Connoissement baar zu bezahlen, zu 57 Rthlr. Jetzt hält man 89 bis 90pfd. uckermärk. Weizen in loco auf 60 a 61 Rthlr., 90pfd. gelb. schles. loco auf 60 Rihlr., 90pfd. gelb. schles. schwimmend laut Connoiss. auf 59 Rthlr.; Käufer sind indeß im Allgemeinen nicht geneigt, diese Preise anzulegen, da sie besorgen, daß bei einer frü— hen Eröffnung der Schffffahrt sofort von allen Seiten beträchtliche Zufuhren in die englischen Häfen strömen und die Preise drücken werden, eine Besorgniß, die von englischen Häusern getheilt wird, wenngleich diese die Ansicht aussprechen, daß eine solche Flaue, falls sie eintritt, eine vorübergehende sein wird.

Roggen findet seit einigen Tagen wieder etwas mehr Beach— tung und man scheint ziemlich allgemein anzunehmen, daß er seinen niedrigsten Stand erreicht habe; in Folge dessen zeigen sich Abgeber pr. Frühjahr nur selten. Am Platze ist schwerere Waare mit 253 2 26 Rthlr. bezahlt, pr. Frühjahr 82pfd. mit 27 Rthlr. bezahlt und zu haben, aber auch Geld; für 8S6pfd. ist 273 Rthlr. zu bedingen, pr. April / Mai 28 Rthlr.

Große Gerste ist in loco bei kleinen Partieen mit 25 a 253 und 26 Rthlr. bezahlt worden; p. Frühjahr ist dieser Artikel noch unbeachtet und 74 / 76pfd. schlesische zu 26 Rthlr. vergebens offerirt; von kleiner 70pfd. sind 1090 Wspl. zu 22 Rthlr. gehanselt. Hafer, pommerscher in loco mit 163 Rthlr. bezahlt; p. Frühjahr bleibt es angenehm damit und 18 Rihlr. für 52pfd., wozu zuletzt 250 Ws gekauft wurden, ferner zu bedingen.

Heutiger Landmarkt:

Weizen. Roggen. Gerste. Hafer. Eibsen. 58 a 59 24 a 26 22 a 26 165 2 16 28 a 34 Rihlr. Saamen. Das Geschäft in Leinsaamen fast ohne Handel, man

fordert für neuen rigaer 644 Rthlr., für pernauer 87 Rthlr., für Thymothee wurde nach Qual. 4 a 45 Rthlr. bezahlt, rother Klee⸗ saamen 97 a 109 Rthlr., weißer 7 a9 Rthlr. Schlag- Leinsaamen ist bis auf 100 Wspl. geräumt und mit 477 2 48 Rthlr. in gerin⸗ ger Waare bezahlt; Winter⸗Rapps ist zu 86 Rthlr. da, doch sind die Bestände von wenig Belang.

Rappkuchen pr. Frühjahr 327 Sgr. Br.

Spiritus hat schon seit einiger Zeit an Begehr verloren un nur zu allmälig weichenden Preisen anzubringen gewesen; in loc 24 95 mit Faß bez., pr. Frühjahr 22 56 gefordert, mehr wie wohl kaum zu machen, pr. Juni/Juli 21 X bez.

Metalle. Roheisen wurde mit 1 Rtolr. 165 Sgr. bez.; auf 1 Nthlr. 1775 Sgr. serner gehalten. Zinn 295 RNthlr. Danziger Stahl 85 Rthlr. Zink ohne Umsatz, pr. Frühjahr 4 Rthlr. 15 Sgr. Brief.

Fettwaaren.

Baumöl, Malaga etwas williger gelassen und wurde zuletzt mit 155 2 , Rthlr. unverst. bezahlt, für Gallipoli fordert man 16 Rthlr. Kokusnußöl ist mit 16 a 17 Rthlr. käuflich. Für Palmöl auf Lieferung wurde 13 Rthlr., in loco 138 a 13 Rthlr. bez. Südseethran auf 107 Rthlr. gehalten und bezahlt. Leinöl wurde zuletzt mit 953 Rthlr. verkauft, pr. Frühjahr inkl. Faß wurde 95 Rthlr. gemacht. Seifentalg ist mit 143 Rthlr. unverst. käuflich. Br. Berger Leberthran ist mit 21 Rihlr. bezahlt worden, blanker do. 235 a 24 Rthlr. bezahlt. Schott. Thran 19 Rthlr., 3 Kronenthran 30 Rthlr., kopenhagener Wallfischthran 21 Rthlr. pr. To.

Das Geschäst in Rüböl ist in dieser Woche ein sehr lebhaftes gewesen, und die Preise sür die meisten Termine haben etwas ange— zogen; in loco mit Faß 139 Rthlr. Brf., Februar 12 Rthlr. Gld., Febr. / März 125 Rthlr. Brf., März /April 1235 Rihlr. Brf., 12 Rthlr. geboten, April Mai 12 Rthlr. bez, Mai / Juni 12 Rthlr. Brf., 114 Rthlr. zu machen; Juni Inli 117 Rthlr. Brf. 113 Rthlr. Gld., Juli TAugust 115 Rthlr. Brf. und Gid., September Oktober 115 Rihlr. Bif, 11 Rthlr. bez.

Nach der Börse. In Weizen, 90 /901pfd. uckermärker ist a 60 Rthlr. etwas umgegangen. Hafer, 5ipfd. per Frühjahr mit 18 Rthlr. bezahlt. Roggen 82pfd. per Frühjahr 27 Rthlr. bezahlt

zu 59

und Br., 88pfd. 28 Rthlr. bez., 8SHpfd. per April/Mai 28 Rthlr. bez.

Rüböl loco 124 Rthlr. inkl. Faß bez., pr. Febr. 124 Rthlr., pr. Febr. März 123 Rthlr. bez., pr. März/April 125 Rthlr. bez. und Gld., April / Mal 127, 129, 1211 RNthsir. bezaklt, 125 Rthlr. wieder Geld, Mai/Juni 1143 Rthlr. bez., Juni Juli 11 Nthlr. bez., Juli / August 115, 115, 11 Rihlr. bez, Sept. / Ott. 117 a 11 Rthlr. bezahlt.

Spiritus aus erster Hand zur Stelle 243 6 bez., aus zweiter Hand ohne und mit Faß 24 a 24 6 bez., ohne Faß 24 3 Geld, geblieben, Frühjahr 23 6 be]. und Br.

Ein preußisches Schiff von 2600 Qrs. wurde zu 3 Sh. Qr. Weizen nach Southampton und eines zu 8 Pfd. pr. Keel von Firth of Forth hierher befrachtet.

Das gestrige Blatt der Berlinischen Nachrichten (Spe— nersche Zeitung Nr. 35) enthält unter der Ueberschrift: „Zur Kunstgeschichte“, folgende Anzeige:

„Ein hiesiger wohlgesinnter Kunstfreund und Kunstkenner habe, im Gefühl der Bedrängniß der Kunstwelt, sich erboten, zwei von ihm erworbene große historische Bilder der berühmten Künstler de Keyser und Gallait zum Besten der Kasse des jüngeren Künstler⸗Vereins im Lokale der hiesigen Königlichen Kunst-Akade— mie auszustellen und zugleich die Ausgabe für die Heizung des Raumes zu übernehnen; auf sein deswegen an den Senat der Königlichen Akademie der Künste gethanes Eibieten habe indeß derselbe, ungeachtet wiederholter Applicationen, seit zwi Monaten keine Antwort erhalten.“

Der Einsender dieses „Beitrages zur Kunstgeschichte“ wird hierdurch aufgefordert, anzuzeigen, von wem und wann Anträge solcher Art an den Senat der Akademie gerichtet worden, indem der Unterzeichnete amtlich versichert, daß ihm weder der ursprüngliche Antrag, noch die angeblichen „wiederholten Applicationen“ an den Senat zu Gesicht gekommen sind. ö Eine von dem hiesigen Künstler-Unterstützungs-Verein beabsich⸗ tigte Weihnachts-Ausstellung im Akademie-Gebäunde wurde von dem Senate der Akademie, wie in früheren, auch im vorigen Jahre be⸗— reitwilligst genehmigt, allein von dem genannten Verein selbst, laut schreftllcher Erklärung des Vorstandes desselben,

wieder aufgegeben. ieder aufgeg Dr. E. H. Tölken,

Mitglied des Senats und geschäfts führender Steretair der Königlichen Akademie der

Künste.

Das Abonnem ent beträgt: 2 Athlr. für 4 Jahr. 4 Rthlr.« * Jahr. 8 Rthlr. 1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preis⸗Erhöhung. Bei einzelnen Nummern wird der Bogen mit 25 Sgr. berechnet.

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ö . Amtlicher Theil. Deutschland.

Preußen. Berlin. Die Wahlen der Abgeordneten zur zweiten Kammer. Bayern. München. Adreßdebatte. Die Minister nehmen ihre . Entlassung. Hannover. Hannover. Zustimmungserklärung des Kronprinzen zur Verfassung. Ausland.

Frankreich. National -Versammlung. Zweite Lesung und An— nahme des amendirten Dekret-Entwurfs über die Auflösung und die vor derselben noch zu erledigenden Gesetze. Die algierische Colonisa- tion. Erste Berathung des Wahlgesetzes. Paris. Das Votum in

Bezug auf das Budget. Großbritanien und Irland. London. ten und im ostindischen Ober-Kommando. Auswärtige Börsen.

Wechsel in Gesandtschaf⸗

Beilage.

0 0. a m .

2 98 Amtlicher Amtlicher Theil. Se; Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

Den Kammergerichts⸗Rath von Alvensleben und den Ober⸗ Landesgerichts-Rath von Bernuth zu Geheimen Justiz⸗ und vor⸗ tragenden Räthen im Justiz⸗Ministerium; so wie

Den bisherigen Regierungs-Vice⸗-Präsidenten von Westpha— len zu Stettin zum Präsidenten der Regierung in Liegnitz zu er— nennen.

Der bisherige Ober -Landesgerichts-Assessor Roßmy ist zum Justiz⸗-Kommissarius bei dem Land- und Stadtgerichte zu Gostyn und zugleich zum Notarius im Departement des Königlichen Ober⸗ Landesgerichts zu Posen, vom 1. März d. J. ab, ernannt worden.

Abgereist: Se. Durchlaucht der Königlich hannoversche Ge— neral-⸗Lieutenant, Prinz Bernhard zu Solms-Braunfels, nach Hannover.

nichtamtlicher Theil.

Dent sehland.

Preußen. Berlin, 10. Febr. Zu Abgeordneten für die zweite Kammer sind ferner gewählt worden:

Fro JJ a. Regierungs-Bezirk Gumbinnen: Gutsbesitzer von Saucken (Julienfelde), Regierungs⸗-Präsident von Saltzwedel in binnen, Ober ⸗Landesgerichts⸗Assessor Muttray (Marggra⸗ bowa). Regierung s⸗-Bezirk Königsberg. Subregens Menzel (Braunsberg), Landgeschworener Krause in Schönwiese.

Bayern. München, 5. Febr. (A. 3.) Am Miinistertische sitzen die Staats⸗Minister: Beisler, Lesuire, Heintz, Weigand; Mi— nister Graf Bray ist als Abgeordneter anwesend. Die Königlichen Kommissäre Bezold, Habel, Ringelmann, Hänlein, Aschenbrenner, Wanner, Molitor.

Der Berichterstatter über die Adresse (Stockinger) erklärt, es habe sich in der Kommission blos Ein Gefühl offenbart: für das Wohl ganz Deutschlands, und blos eine Stimme (Direktor Stautner von der Rechten) habe sich dagegen ausgesprochen, daß die Gesetze der National-Versammlung, besonders die Grundrechte, an die Spitze zu stellen seien. Er (Stockinger), Willich und von Scheuerl seien in eine engere Kommission gewählt worden. Die beiden ersteren haben sich nun zu einer Adresse geeinigt, von Scheuerl dagegen eine eigene entworfen. Die Vereinigung beider Entwürfe scheiterte an dem Prin⸗ zip, daß die von der Masorität sich zuerst als Deutsche erkannten und daher unbedingte Unterordnung unter die National ⸗Ver⸗ sammlung als nothwendig obenan setzten. Scheuerl hingegen habe sich auf das Vereinbarungs-System, welches auch das des Ministe⸗ riums sei, gestellt. Was unser engeres Vaterland betreffe, stimmen beide Adressen so ziemlich überein. von Scheuerl: Sein Entwurf sei der Ausdruck einer Anzahl Gleichgesinnter in der Kammer. Er erkenne die Macht des Umschwunges, welche den alten Bundestag gestürzt, welche dem Deutschen eine Heimat gegeben; allein die Früchte dieses Umschwunges sollen gesetzmãßig eingeführt werden; wir wollen die Früchte dieser Revolution, aber sie sollen Gesetz wer⸗ den, und der Zustand der Revolution soll aufhören. Sie seslen nach den Bestimmungen unserer Verfassung eingeführt werden. Nicht eine abermalige Berathung des von der Majorität von eutschlands Vertre⸗ tern Angenommenen wolle er, blos eine Form wolle er ersüllt wissen. Es seien einige Punkte der Grundrechte, welche gewiß nicht der Aus⸗ druck des Gesammtwillens Deutschlands seien und besonders Bayern sehr hart treffen würden, aber dennoch rolle er unbedingte Einfüh— rung der Grundrechte in die bayerische Verfassung. Er verstehe, was die Vereinbarung betreffe, eigentlich nur eine Verständigung in der Art, daß vor der zweiten Lesung der deutschen Verfassung die Einzel⸗ staaten ihren Willen dem Parlament offen kundgeben sollen. Bayern sei zu jedem Opfer bereit, ohne seine Individualität in dem alles eigene Leben verschlingenden Centralstaate verlieren zu wollen. Was unser engeres Vaterland betreffe, so seien die Wünsche in beiden Ent⸗ würfen ziemlich dieselben, nur sei im Minoritäts⸗Entwurf das Prinzip des Umbaues, das ist der Reform im Gegensatz zum Neubau, so wie die Erhaltung des constitutionell⸗monarchischen Prinzips, deutlich aus—⸗ gesprochen, während der Entwurf der Majorität diese Fragen offen lasse.

Der Präsident will die Dehatte in eine allgemeine und spezielle

Gum⸗

Preusßischer

Staats- Anzeiger.

getrennt wissen, wogegen Willich blos eine Debatte vorschlägt, in Rücksicht auf die Geschäftsordnung und auf Zeitersparniß. Nach einiger Diskussion wird durch Namensaufruf mit 69 gegen 614 Stim— men die Trennung bejaht; die Linke und die Hälfte des linken Cen⸗ trums bildeten die Minorität. Die allgemeine Debatte beginnt Bin⸗ der mit einer Betrachtung über die Schalheit und Unterwürfigkeit der früheren Adressen, die nur Echo der Ministerweisheit waren. Wie weit man damit komme, habe die Zeit seit 1831 gezeigt; Fürst Metternich und seine Schüler, die ihn noch übertroffen, haben bald darauf jene schmachvolle Zeit der zehnjährigen Finsterniß und Ver⸗ dummung heraufbeschworen. (Gelächter, in das Herr von Abel, auf den sich die Augen richten, mit einstimmt.) Er empfiehlt den Majori⸗ täts-Entwurf. Föckerer von Vilshofen erklärt sich in gleichem Sinne und schließt mit den Worten: nur in einem glücklichen Deutsch— land ein glückliches Bahern. Kolb aus Speyer. Er erwarte von den Ministern Erklärungen über die Personal⸗-Veränderungen in den Ministerien seit dem letzten Landtag, und ob wir ein Gesammt⸗ Ministerium oder einzelne Minister haben? Die Thronrede sei auf⸗ fallend leer, und statt der uns wichtigsten Punkte, statt der Einigung Deutschlands, die nur nebenbei erwähnt sei, spreche man von Anar— chie; er fürchte nicht die Anarchie, die, wie die Thronrede selbst am Schluß sagt, in Bayern nicht vorhanden sei, und welche die Freunde der Freiheit als deren Grab auch dann fürchten würden, wenn sie sonst nichts zu verlieren hätten. Er fürchte die Reaction. Er frage das Ministerium, warum die Kammern nicht früher ein⸗ berufen, warum der Noth nicht erwähnt, deren Schuld freilich nicht der gegenwärtigen Verwaltung, sondern jenem gerichteten verdammten System beizumessen sei, das so lange zur Schmach Bayerns geherrscht. von Beisler: Von jeher sei die Thronrede vom König gemacht worden. Die Minister können dafür stehen, daß sie Alles, was darin enthalten ist, verantworten. Minister Heintz: Die Herren von Lerchenfeld und Weishaupt seien ausgetreten nicht aus Meinungs-Verschiedenheit im Ministerium, sondern weil diese Herren speziell ihre Entlassung verlangt haben. In prinzipiellen Fragen seien die Ausgetretenen und er heute noch so einig, als da— mals, wo sie mit einander die Portefeuilles übernommen. Bei Ler— chenfeld's Austritt habe das ganze Ministerium austreten wol⸗— len, aber auf die Zusage des Königs, daß kein Systems⸗ wechsel beabsichtigt werde, seien die übrigen geblieben. Wegen dieser Austritts-Krisis habe der Landtag nicht einberufen wer— den können, um so mehr, als die Gesetzgebungs-A1Ausschüsse erst zu der Zeit fertig geworden. Vie Herren von Thon⸗Dittmer und Beisler seien blos wegen der damaligen Aenderungen in der Einthei⸗ lung der Ministerien ausgetreten. Dr. Greiner sindet die Minister⸗ erklärungen nicht genügend. Wolle man 38 verschiedene Grundrechte? Bayern solle als kräftiger Staat in das kräftige Deutschland eintre⸗ ten. Unsere Verfassung trage noch immer den Stempel des Geschenkes des Absolutismus an die unterthänigsten Unterthanen und müsse darum in zweifelhaften Fällen immer zu Gunsten des Gebers ausgelegt wer⸗ den, wie es unter jener finsteren Herrschaft geschehen. Er verweist auf die Verwendung der Erübrigungen unter Abel. Was die Freiheit der Person betreffe, führe er als Beispiel den Fall auf, wo eine Ansässig⸗ machung ohne Grund von oben herab aufgehoben worden sei und der Staatsrath erklärt habe, nur über constitutionelle Gesetze habe die Kammer die Ueberwachung, über die Anderen der König. Unsere Verfassung spreche in drei Viertheilen von privilegirten Ständen und blos in einem Viertheil von dem Volke. Die Proclamation vom 20. März sage selbst, eine andere Richtung habe begonnen, als die in der Verfassung vorgezeichnete. Er widerlegt die Ministerial-Aeuße⸗ rung, als wären in Bayern die Grundrechte schon größtentheils eine Wahrheit. Wir erblicken noch immer in den Ministerien die alten Referenten und die Reaction bei Civil und Militair. In Bezug auf die Minister-Verantwortlichkeit: es haben jetzt die angeklagten Mini⸗ ster keinen Gerichtshof, denn der versprochene oberste Staatsgerichts

hof sei noch nicht errichtet, und ein Gesetz darüber könne man nur erwarten, wenn man es etwa unter den „minder be— deutenden“ Gesetz⸗ Entwürfen suche, welche die Thron-Rede verspreche. Das Königthum Bayern wurde im Jahre 1806

mit Hülfe fremder Macht als absoluter Staat usurpirt. Früher hin⸗ derte der Bund, die Versprechungen in den Verfassungen zu erfüllen, jetzt ist die Taktik umgekehrt; die einzelnen Verfassungen sollen jetzt im Wege stehen, daß dem lieben Volke das gewährt werde, was ihm vom Gesammtdeutschland aus zugesprochen wird. Berkmann: Nur die Sprache der Wahrheit, der unumwundenen Wahrheit, zieme sich den Vertretern des Volks gegenüber den selten von Wahrheit umgebenen Fürsten; nur durch Freimüthigkeit können die Throne ge— schützt werden. Und mit einer Stimme, welche Throne erschüttern kann, spricht der Redner für den Majoritäts⸗ Entwurf, ohne etwas, Neues vorzubringen. Forndran: Wir brauchen Gesetze, welche die März⸗-Errungenschasten und März ⸗Verheißungen verwirklichen. Die constitutionelle Monarchie sei für Deutschland und Bayern die beste. Er sei entschieden für unbedingte Annahme der Grundrechte, unbeschadet der Form. Sie lassen noch Gesetze von großer Wichtig⸗ keit erwarten: über Gewerbefreiheit und Freizügigkeit, welche der Lan—⸗ desgesetzgebung überlassen bleiben müssen, denn die National-Versamm⸗ lung könne nicht wollen, daß Gesetze eingeführt werden, die einem Einzelstaate den Todesstoß geben würden. In Bezug auf die deutsche Verfassung wünsche er, obwohl er Oesterreichs Gelüsten kenne, im Bunde mit Preußen aber nicht fürchte, durchaus keinen Ausschluß eines Staates, dessen Beziehung für die materiellen Interessen schon uner⸗ läßlich sei, und in dieser Beziehung möge auch unsere Regierung wir⸗ ken. Er stimme für den Minoritäts- Entwurf; er sei von Herzen für constitutionelle Monarchie. Waibel: Flößen ihm die Worte des Ministeriums wenig Vertrauen ein, so sei dies noch mehr mit dessen Handlungen der Fall. Er erinnert an die Ueberschwemmung des ru⸗ higen Kreises Schwaben und Neuburg mit Militair, an die Huldi⸗ gung vom 6. August. Die Erklärung bezüglich der Minister⸗Verän⸗ derungen gebe kein Licht über die Gründe des Austritts Lerchenfeld's, und was aus jenen Gesetz⸗- Entwürfen geworden, mit denen Lerchen feld, glaubwürdigen Nachrichten zufolge, gescheitert? Welcher Einfluß

Berlin, Montag den 1. Februar

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Expedition des Preuß. Staats⸗ Anzeigers:

Behren⸗Straße nr. 57.

1849.

dabei mitgewirkt, zeige sich doch wohl daraus, daß man, ehe man sei⸗ nen Nachfolger im hiesigen Oberst⸗Rechnungshof holte, den Boten nach Frankfurt schickte, um von der äußersten Rechten ein Mitglied des Abelschen Ministeriums, das Bayern zum Spott des Auslandes her⸗ abwürdigte, zu berufen. Er stimmt für den Majoritäts- Entwurf. Graf Hegnenberg will näher auf die Differenzpunkte beider Adressen eingehen. Er stimme für die Minoritäts-Adresse, aber er verwerfe die Vereinbarung gänzlich. Er erkenne der National-Ver⸗ sammlung das unbedingte Recht zu, eine Verfassung für Deutschland zu bestimmen, und vertraue zu ihr, daß sie weisen Gebrauch von ihrem Rechte machen werde. Sie beruhe auf der ihr vom Volle unterbreiteten moralischen Macht, sie müsse daher in der nächsten Berührung mit dem Volke bleiben. Wir müssen der National ⸗Ver⸗ sammlung und der Regierung einen Fingerzeig geben, sich im Verfassungswerke und den noch zu erlassenden Gesetzen ganz an den Willen des Volkes zu halten. Die Grund⸗ rechte seien bindend, eben so das Einführungsgesetz, daher müsse nach 8. 3 des letzteren Gesetzes die verfassungsmä⸗ ßige Form eingehalten werden. Die Verfassung soll nach den deutschen Grundgesetzen umgestaltet, der Widersprüch der bayerischen Verfassung mit der deutschen müsse gehoben, das alte Gute aber bei⸗ behalten werden. Der Richter sei an die Befolgung der bayerischen Gesetze gebunden, darum bedürfe es eines verfassungsmäßigen Aktes, der die deutschen Gesetze in die bayerischen förmlich aufnehme. Ein dritter Differenzpunkt sei die unumwundene und entschiedene Anerken⸗ nung des constitutionell - monarchischen Prinzips, die er im Majori—⸗ tätserachten vermisse; er ehre jede Ueberzeugung, aber er dringe darauf, daß man sie auch bekenne. Reinhardt: Durch alle diese Debatten sei er über Vereinbarung oder Nichtvereinbarung und Verständigung um nichts klarer geworden; es sei Zeit, an die spezielle Debatte zu gehen. Nachdem der Schluß verlangt worden, erhielt der Berichterstatter Stockinger das Wort. Die Verfassungsänderung müsse nach den Bestimmungen des Einführungsgesetzes geschehen, nicht nach unserer Verfassung; denn nach derselben stände der Krone das Veto zu, und wir brauchten zwei Drittheile Majorität in beiden Kammern. Nach unserer Verfassung gehe alle Gewalt vom König aus, nach den Grundrechten vom Volke. Unsere Verfassung sei oktroyirt; er ehre den Geber, aber nur die der Verfassung vorausgeschickten Worte seien seine eigenen, die Verfassung selbst sei nicht so, wie er sie habe geben wollen. Man habe dem Majoritäts⸗Entwurf den Vorwurf gemacht, daß er das monarchische Prinzip ignorire: indem aber in der Adresse der König immer constitutioneller Fürst genannt werde, während der König das monarchische Prinzip aufrecht erhalte, sei gewiß die Anerkennung des constitutionell⸗monarchischen Prinzips auch ausgesprochen. „Nehmen wir die Grundrechte an, sie beschäftigen sich noch nicht mit der Sache, blos mit den Rechten. 1791 erhielten

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wir in der Pfalz die Menschenrechte, und selbst der Despotismus Napoleon's konnte sie nicht ganz zerstören; so werden wir die Grund⸗ rechte erhalten.“ Minister Heintz bedauert, gegen zwei Männer (Willich und Stockinger), mit denen er immer sonst gestimmt, jetzt, wenn auch nur der Form nach, sprechen zu müssen. Schon 1817 habe er in der damaligen Adresse, die von ihm redigirt sei, sich für Deutschlands Einheit ausgesprochen; er habe seine Meinung nicht geändert. Das Ministerium habe Herrn Willich seine eigene poli⸗ tische Meinung, die Willich selbst zu Papier gebracht, als Instruction sür seine Gesandtenstelle in Frankfurt mitgegeben. Die Regierung habe keine Sonderbestrebungen, sie wolle aber ein ganzes, kein halbes Deutschland, und trete hiermit anderen Sonderbestrebungen entgegen. Die sogenannten Grundrechte haben gar nichts, was den dynastischen Interessen entgegenstehe, und was die angeregten Widersprüche der Landesgesetze mit ihrem Inhalte betreffe, so werden diese entweder durch die zugesagten bayerischen Gesetze oder durch die zu erwarten

den Reichsgesetze beseitigt. So werde z. B. die Todesstrafe, für deren Abschaffung er persönlich nicht sei, die neue Strafgesetzgebung nicht enthalten. Die Regierung denke nicht im entferntesten daran, irgend etwas von dem zurückhalten zu wollen, was die Grundrechte und die neue Zeit verlangen und anderwärts gewährt sei. Das Gesetz über den Staatsgerichtshof sei schon der vorigen Kam⸗ mer vorgelegt, und daher nicht als neues Gesetz in der Thronrede angeführt, werde aber unverweilt zur Berathung wiederholt einge— bracht werden. Er huldige der Gewerbsfreiheit, aber er stimme nicht dafür, sie Knall und Fall einzuführen. Was würden z. B. die münchener Bürger dazu sagen, wenn das ihre Märzerrungenschaften wären, daß sie ihr halbes Vermögen einbüßten? Dies sei es, was die Minister in Betreff der Grundrechte zu bemerken hätten; sie müssen wenigstens die Verständigung beibehalten. In Bayern sei man auf dem Wege der Reform, nicht der Revolution; man habe im März, als die Krone Vieles versprochen, sogleich verlangt, daß die Kammern, zu denen man nicht einmal Vertrauen gehabt, diese Verheißungen gesetzlich einführen, so müssen auch die neuen Rechte gesetzlich ein

geführt werden. Möge man überhaupt die Bahn der Gefetzmäßig keit nie verlassen. Der Minister liest einen Brief des Appellations⸗ raths Hilgard vor, der dies Halten an der Gesetzmäßigkeit als ein⸗ zigen Rettungsanker erklärt, und dem seine pfälzer Landsleute um so mehr Gewicht beilegen sollten, da sie dessen republikanische Gesin⸗ nung kennen. Willich: Er gehöre seit 1831 dieser Kammer an und habe nie seine Ueberzeugung geändert. Seine behufs des Ge— sandtschaftspostens in einerlInstruction niedergelegten Grundsätze seien noch dieselben; was auch Heintz bestätigt, mit dem Bemerken, sie seien auch heute nur in der Form verschiedener Meinung. Da zum Schluß gerufen worden, wird die spezielle Debatte mit Zugrunde⸗ legung des Majoritäts-Erachtens auf morgen 9 Uhr vertagt. von Scheuerl kündigt an, daß er seinen Entwurf als eine Reihe von Modificationen einzubringen gesonnen sei.

München, 6. Febr. Um 9 Uhr wird die Sitzung, welche der speziellen Diskussion der Adresse bestimmt ist, begonnen. Am Minister—= tische sind sämmtliche Minister und Königliche Kommissäre.

Der Eingang, §. 1, der Adresse wird ohne Diskussion nach dem Majoritätsentwurf angenommen; es ist somit zum erstenmale statt der