Erreichung der wesentlichen Bedingungen des Bundesstaates
nothwendig ist.
„Eine Centralisation, welche über den Bundesstaat hinaus in den Einheitsstaat führen würde, muß nach der Ueberzeugung 2 Königlichen Regierung als weder nothwendig, noch den wahren de. dürfnissen Deutschlands entsprechend, dem Werke der Einigung. . hinderlich und gefährlich, durchaus vermieden werden, Hingegen J. die Königliche Regierung aber auch der Ansicht, daß Rin ing m Fürsten und Staaten nicht zugemuthet werden lön nt ein , Theil ihrer Selbstständigkeit zu entsagen, anders als n, F einer wirklich starlen Centralgewalt, welche durch kräftigen Schutz die
Opfer erzielt, welche sie fordert. K ; 6. Si zönigliche Regierung hofft, daß die Erklärungen und Vor⸗ 2 P 91 es 3
schläge, welche Ew. Ergellen; diernach in . Namen abgeben
werden, sowohl bei den Regierungen, als bei der National⸗ Versamm—-
lung eine günstige Aufnahme und eingehende Erwägung sinden, und daß sie das Werk der Verständigung fördern werden. ;
„In llebereinstimmung mit dem Eingangs ausgesprochenen Grund-
satze enthält die Königliche Regierung sich bestimmter Vorschläge über
ss. 1—2 des ersten Abschnittes, welcher den Titel „das Reich“
ie glaubt, daß die Bestimmung darüber, welche Territorien
bilden, erst dann formulirt werden könne, wenn fest—
welche Länder Deutschlands dem Bundesstaat bei
wollen. Eben so glaubt sie, daß das Verhältniß derjenigen
deren bestehende Verbindung mit außerdeutschen Staats-
körpern besondere Modalitäten erfordere, erst dann geregelt werden
könne, wenn die besonderen Bedingungen ihres Beitritts, welche Ge
genstand weiterer Verhandlungen bleiben müssen, festgestellt sein wer—
n. ie hält für durchaus nothwendig, daß keine präjudiziellen Be—
schlüsse gefaßt werden, welche diese Einigung erschweren oder aus—
„In Betreff des Abschni welchersvon der Gestaltung der sten Exekutiv Behörde des Titel Reichsoberhaupt“ führt, muß sich die Königliche Regierung (benfal bestimmter Erklärungen für jetzt noch enthalten, und zwar um mehr, als auch di se der National-Versammlung in diescer Punkte nicht zu einem vollständigen Resaltat geführt baben. Sie betrachtet diesen Theil Verfassung insbesondere als abhängig von
35 welche von den mitverbündeten noch nicht geäußert haben, zu erwarten
bin Beschlüs
ll den Erklärungen und Vorschlägen, Regierungen, die sich hierüber sind.
„Die Gesichtspunkte, von denen die Königliche Regierung aus⸗— geht, hat sie bereits in der Cirkular⸗Depesche vom 23. v. M. an— gedeutet.
„Indem nun die Königliche Regierung sich über die übrigen Verfassungs⸗Abschnitte ausspricht und ihre Abänderungs-Vorschläge vorlegt, bezeichnet sie damit die Bedingungen und Gränzen, inner halb deren sie selbst von ihren Standpunkte aus den Bundes staat für realisirbar erachtet und ihm beizutreten bereit ist. Sie ver kennt dabei nicht, daß die noch vorbebaltenen Erklärungen der übri gen Regierungen die Nothwendigkeit herbe führen können, das Ver— fassungswerk in wesentlichen Punkten umz gestalten.
„Insofern die serneren Verhandlungen eine solche Nothwendig keit ergeben sollten, hat die Königliche Regierung Ew. Excellenz nur noch darauf ausmerksam zu machen, daß sie ihre Erklärungen über den Entwurf als über ein Ganzes abgegeben, und daß, falls we sentliche Voraussetzungen, auf denen dieses Ganze beruht, inweg genommen oder modifizirt werden sollten, danach auch ihre schließ⸗ lichen Erklärungen sich ändern und vorbehalten bleiben müssen.
„Ew. Exceller zollen diese Instruetion den von Ihnen über die Verfassungsfrage abzugebenden Erklärungen zum Grunde legen,
ichtige ich Sie, dieselbe dem Präsicenten des Reichsministe⸗
und
werden
ind ermächti riums mitzutheilen. zerlin, den 16. Februar 1849. (Gez.) Bülow. öniglichen Bevollmächtigten bei der provisorischen Central⸗ Herrn Staatsminister Camphausen Excellenz, zu Frank
. 6.
bas Befinden Sr. Kaiserlichen Hoheit des Reichsverwesers folgendes Bülletin ausgegeben:
Ze. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog-Reichsverweser hatten
Abend kaum noch eine Spur von Fieber. Die Nacht war
b durch Husten gestört, allein der Schlaf war erquickend
ind stärkend, thrilweise Krisen stellen sich ein. Wir sehen daher nit größerer Zuversicht ei er vollkommenen Genesung entgegen.
Frankfurt, den 22. Februar 1849. Dr. Taubes, Kaiserlicher Rath.“
/
Oesterreich. Die Wien. Ztg. enthält Nachstehendes: Durch einen heute Morgen hier eingetroffenen Courier hat die Kaiser—
2 X Reg erung wichtige Nachrichten von dem Kriegsschauplatze in Sieben—
liche bürgen erhalten, deren wesentlichen Inhalt wir in Folgendem zusammen— fassen: „Seit dem blutigen Siege, den der kommandirende General, Freiherr von Pachner, am 21. Januar über den dreimal stärkeren Feind bei Her mannstadt erfochten hatte, konnten die zum Schutze dieser Stadt daselbst festgehaltenen Truppen leider nicht verhindern, daß ihre Verbindung mit dem Banate und Carlsburg durch den Feind unterbrochen wurde, welcher in der ganzen Umgegend nach Vandalenart hauste, alle Vorräthe an Lebens- mitteln und Schlachtvieh aufgriff und nebst den sonst geraubten Gegenstän— den dem Sammelplatze Klausenburg zuführen ließ. ! „Bei dem hierdurch auf unserer Seite entstehenden Mangel wurden die Vagen und Vitten der blühenden Hauptstädte des treuen Sachsenlandes, 6 und Hermannstadt, immer lauter und dringender. Schon srüher ) ? — e z ö 8 * . — 6 , . Ten räuberischen und treulosen Szeklerhorden be sschen Ge ö 2 ahgniß an den in der Wallachei kommandirenden rus — snerg! von Liders das Ansuchen um eventuelle Hülfe gestellt. Als nun durch die Unterbrechung aller Verbi 18 ,,,, are, , mn, ge, ig aller Verbindungen mit der Kaiserlichen in Ungarn operirenden Hauptarmee jede Aussicht f . ,, von Verstärkungen schwand, als der Fei t g4uf, das baldige Eintreffen ch . 1 3. 9 6 ie n täglich neue Nebellenhaufen an zo d als es seinen trügerischen Vorspi . ; gume Gathllerpolt von nene Fetrshen Vorspiegelungen gelungen war, das ganze Sze d neuem zum Treubruche und zum bewaffneten Auf . ure? 6 ö n zu ö ele 2 * stande n, , , . FJeldmarschall. Lientenant von Puchwer von allen (Seite 1 Mitte 9 . . 667 5 6 MU ẽ 0 . Seiten mit Bitten bestürmt, die russische Un ; ö . ] . sische Unterstützung herbeizurufen, damit Verder⸗
ben und der blinden Zerstörungswuth blutdürstiger Raub
nicht auch der wohlhabendste Theil des treuen Sachsenlande3s dem eihorden preis⸗
gegeben werde. . „Von der Nothwendigkeit durchdrungen, den Rebellen-Chef Bem an u greifen, ehe er durch die ihm von mehreren Seiten zuziehen en deb J haufen zu übermächtig würde, andercntheils in die Unmöglichkeit verseßzt an seinen schwachen Streitkräften zugleich dem Feinde die Spitze zu bieten n bas Sachsenland vor den Verhecrungen der Szeller zu schüzen, glaubte Feld marschall-Lieutenant von Puchner, der Stimme der Menschlichteit Ge— hör geben und die vereinten Bitten der romanischen und sächsischen Nation um Herbeirusung russischer Hülse, obgleich er hierzu von der Kaiserlichen Regierung nicht ermächtigt war, in Berathung ziehen zu müssen. Zu Lie— sem Ende versammelte er am J. Februar in Hermannstadt, einen Kriegs= rath. Gerade am Schlusse dieser Versammlung überbrachte ein Courier von Kronstadt die amtliche Nachricht, daß die bewaffneten Szeklerhorden, 15, 0h0 an der Zahl, die Gränzen ihres Landes überschritten hälten, und daß dem—
314
nach für das zunächst durch diese Banden mit dem gewissen Untergange be- drohte reiche Handelsemporium Kronstadt die höchste Gefahr im Verzuge sei.
„Dieser Umstand wirkte entscheidend auf den Beschluß des Kriegsraths, welcher dahin ausfiel, die russische Hülfe zum Schutze von Hermannstadt und Kronstadt herbeizurufen. In Folge des sohin vom Feldmarschall⸗ Lieutenant von Puchner gestellten Ansuchens sind am . Februar 6990 Mann Kaiserlich russische Truppen in Kronstadt, am 4. Februar aber 4000 Mann in Hermannstadt für die Zeit der drohenden Gefahr eingerückt.
„Außer den in der oben dargestellten Sachlage begründeten Motiven hat Feldmarschall - Lieutenant von Puchner zu seiner Rechtfertigung über den ohne Ermächtigung der Kaiserlichen Regierung gethanen Schritt auch noch angeführt, daß die Hülfeleistung der russischen Truppen nur auf den momentanen Schutz der sächsischen Städte berechnet ist, und daß von einer aktiven Theilnahme dieser Truppen an der weiteren Bekämpfung der Re⸗ bellion keine Rede sein kann.
„Nachdem für den Schutz der sächsischen Hauptstädte gesorgt war, konnte Feldmarschall- Lieutenant Puchner mit den ihm zu Gebote stehenden Streitkräften die Offensive wieder ergreifen. Ueber seine mit dem glänzend- sten Erfolge gekrönten Operationen (siehe das gestrige Blatt des Preuß. Staats- Anz.) geben die beiden nachfolgenden Armee ⸗Bülletins Nach⸗ richt:
„Nach der bei Hermannstadt verlorenen Schlacht hat sich der Feind zuerst in Stolzenburg festgesetzt, sodann nach Salzburg gezogen, um dort die Zuzüge der von neuen revoltirten Szekler von einer Seite, einer durch das zarander Komitat aus Ungarn eingebrochenen Insurgenten - Kolonne auf der anderen Seite abzuwarten, um sodann mit wenigstens vierfacher Uebermacht an Geschütz und Mannschaft Hermannstadt von drei Seiten zu⸗ gleich anzugreifen.
„Der kommandirende General beschloß daher, die feindliche Hauptmacht unter Bem in seiner sehr festen Position zu Salzburg anzugreifen, ehe er noch die Vereinigung mit den beiden benannten Kolonnen würde bewerk-— stelligen können.
„Am 4. Februar früh 3 Uhr brach unsere kleine tapfere Schaar von Hermannstadt auf, um halb 8 Uhr erfolgte der Angriff auf die seste mit 28 gedeckt aufgestellten Kanonen vertheidigte Stellung des Feindes.
„Mörderisch war der Kampf, eine kurze Zeit lang blieb das Ergebniß zweifelhaft, aber das nur selten besiegte bsterreichische Bajonett gab auch hier den Ausschlag, der Feind wurde geworfen, entfloh in wilder Flucht; is Kanonen, darunter eine ganze Kavallerie-Batterie, die Kasse, viele Mu nitions Karren, Bagagen aller Art, die Equipage des Rebellen Bem selbst, mit interessanten Briefschaften und dem Dienstsiegel des Nebellenführers (den polnischen Adler im ungarischen Wap— pen darstellend), waren die Trophäen dieses entscheidenden Sieges. Der Feind nahm seinen Rückzug mit der Hauptmacht gegen Mühlbach und wird nnablässig verfolgt. Unser Verlust war bedeutend; Hauptmann d'Or von E. H. Carl Ferdinand Inf., Hauptmann Binder von den sächsischen Jägern, Lieutenant Nahlik von Bianchi Inf. starben den Heldentod, außerdem ha— ben wir 60 Todte, 50 Verwundete; der Verlust des Feindes aber war sehr groß, denn die erbitterten Truppen machten nur wenig Gefangene.
Hermannstadt, am 5. Februar 1849.
Vom Kaiserlichen General-Kommando.
„Der nach der Niederlage bei Salzburg unabläßlich verfolgte fliehende Feind wollte sich am 6ten d. M. in Mühlbach festsetzen, hat dort Raub, Mord, Brandlegung, Schandthaten aller Art verübt, aber den Angriff der nachrückenden siegreichen Truppen nicht abgewartet, sondern auch Mühlbach in wilder Flucht verlassen und sich nach Szäszoäros gewendet, wohin er weiter verfolgt wird.
„Bei Kellnek wurde bei dieser Gelegenheit ein Honved⸗— Bataillon um ringt und entwaffnet, 700 Mann und 14 Offiziere gefangen genommen, noch zwei Kanonen erobert, der größte Theil der feindlichen Bagage fiel dem Sieger in die Hände.
Hermannstadt, am 7.
.
Februar 1849. Vom Kaiserl. General-⸗Kommando.“
Bayern. München, 21. Febr. Die Neue Münch. Ztg. berichtigt die Angabe eines anderen Blattes, welches sagte, Se. Kö— nigl. Hoheit der Prinz Luitpold habe vor der Abstimmung über den Antrag des Grafen von Arco⸗Valley die Sitzung verlassen und, wie die genannte Zeitung bemerkt, diesem Umstande eine Teutung gab, welche jedenfalls unzulässig sei. „Se. Königl. Hoheit“, sagt die N. M. Ztg. dann, „hatte allerdings die Sitzung verlassen, aber schon als Herr Graf Karl von Seinsheim zur Vertheidigung seiner frühe ren Amtsführung als Minister sprach, und noch ehe die deutsche Frage vom Herrn Grafen von Arco⸗Valley angeregt worden war. Wie wir guser Quelle vernehmen, wußte der Prinz gar nicht, daß überhaupt ein derartiger An rag in dieser Sitzung vorkommen
13 L werde.
35. 2118
Hannover. Hannover, 22. Febr. Tie Hannover
sche Zeitung theilt in ihrem heutigen Blatte das Entlassungsgesuch Minister und die darauf ersolgte Antwort des Königs mit; das lautet: An des Königs Maje stät!
29 * „Allerdurchlauchtigster 2c.
„Ew. Königlichen Majestät fühlen wir uns verpflichtet, die folgenden Umstände zu Allerhöchster Entschließung unterthänigst vorzutragen:
„Die von Ew. Königlichen Majestät genehmigten Erklärungen über die „Grundrechte des deutschen Volks“ sind von uns der Allgemeinen Stände⸗ versammlung vorgelegt und von derselben am 16ten und 17ten d. M. in Berathung gezogen. Die erste Kammer hat zwar mit 36 gegen 23 und resp. mit 35 gegen 20 Stimmen beschlossen, dieselben einer näheren Prü— fung durch eine Kommission beider Kammern unterziehen zu lassen. Dage— gen hat die zweite Kammer mit einer Mehrheit von 53 gegen 27 Stimmen beschlossen, ohne alle ins Einzelne gehende Prüfung der so tief greifenden und so viele einzelne Punkte von der höchsten Wichtigkeit mit sich führenden Angelegenheit zu beantragen:
1) Zur Beseitigung aller etwaigen Zweifel die Grundrechte, so wie die Reichs-Gesetze überhaupt, durch die Gesetzsammlung zur allgemeinen Kennt— niß zu bringen und für deren örtliche Veröffentlichung Sorge zu tragen, so weit dies noch nicht geschehen sein sollte.
2) Die Gesetze, die zur weiteren Ausführung der Grundrechte den Ein zelstaaten überlassen sind, den Ständen alsbald vorzulegen.
„Es ist min zwar eine zweite Abstimmung noch übrig; da indeß bei einer so großen Mehrheit sür diesen Antrag selbst die gegen denselben stimmende Minorität großentheils den Grundsätzen desselben beigestimmt und auch in erster Kammer sich eine solche grundsätzliche Uebereinstimmung bei vielen Mitgliedern der für eine Kommission stimmenden Mehrheit aus⸗— gesprochen hat, so können wir keine wesentliche Aenderung erwarten.
„Wir müssen demnach annehmen, daß eine ganz entschiedene Mehrheit der Kammein sich mit uns in grundsätzlichem Widerspruche befindet, und fühlen uns unter diesen Verhältnissen außer Stande, die Regierung des Landes auf eine gedeihliche Weise fortzuführen.
„Zwar ist es mehrfach ausgesprochen, daß man zu unserer inneren Verwaltung volles Verfrauen hege und nur unsere Grundsätze in Ansehung der deutschen Verfassungsfrage bekämpfe, allein wir dürfen darauf, kein ent— scheidendes Gewicht legen und keine Hoffnung für die Möglichkeit fernerer Regierung des Landes stützen; denn
1) hat man uns die ins Einzelne gehende Prüfung unserer Ansichten und Vorschläge in einer Kardinalfrage geweigert, obwohl weder innere Nothwendigkeit noch Dringlichkeit jenes Verfahren genügend erklären; da die wohlthätigen und sofort wirksamen Bestimmungen der Grundrechte dem Lande durch Lie von Eurer Königlichen Majestät erlassenen oder doch schon vorbereiteten Gesetze gesichert sind und die unbedingte Anerkennung jener ven den gößeren Staaten Deutschlands noch nicht anerkannten Grund⸗
ö Verwirklichung der Rechtseinheit Deutschlands eher hemmt als *
. e gr gn r ,dann mn, der deutschen Verfassungsfrage durchaus
lonnen irn G ätzen, wie die Führung der inneren Geschäfte, und es
rundsätze nicht hier aufrecht erhalten und dort verworfen
werden, ohne die Führ ier in bisheri ise fü moll i . hrung der Regierung in bisheriger Weise für uns un—
Diese Grundsätze bestehen aber darin:
daß niemals der verfassungsmäßige Weg verlassen und ein beste⸗ hendes Gesetz vernichtet werden dürfe, ohne Entsprechendes an die Stelle zu setzen: daß jedes Gesetz vollständig zur Geltung gebracht und kein Ver— sprechen gegeben werde, das nicht in vollstem Maße gehalten wer— den soll und kann. . Nun aber enthalten jene Grundrechte die Bestimmung: daß keine Gesetzgebung der Einzelstaaten dieselbem je aufheben oder beschränken könne. Mehrere Bestimmungen derselben sind inzwischen als unzweckmäßlg ja, als gefährlich von uns bezeichnet, noch mehrere halten wir fur so man gelhaft oder so allgemein ausgedrückt, daß deren Durchführung ohne be— schränkende Ausführung in den Gesetzen uns unmöglich scheint.
„Zwar hat die National -⸗Versammlung selbst Beschlüsse gefaßt, welche
den Regierungen eine theilweise Beschränkung in die Hand legen sollen. So lange, aber nicht das ganze Verfassungswerk feststeht, haben diese Be schlüsse keine Gültigkeit. Auch reichen dieselben nicht aus. Die Anerkennung der Grundrechte würde mühin einen Theil der Ge— setzgebungsgewalt des Königreichs, und zwar einen unentbehrlichen Theil derselben, vernichten, ohne bis zur Vollendung der Reichsverfassung etwas Entsprechendes an die Stelle zu setzen. ⸗ .
„Hieraus folgt zugleich für uns die Unmöglichkeit, den zweiten unse— rer obersten Grundsätze, den der Wahrheit in Ausführung der Gesetze und Zusagen, mit der Anerkennung der Grundrechte zu vereinigen. ;
„In der gewissenhaftesten Befolgung dieses Grundsatzes scheint uns
die einzige Nettung der Staaten in gegenwärtiger Zeit zu liegen und nichts sorgfältiger vermieden werden zu müssen, als Versuche, sich von einem ge— gebenen Worte duich zweifelhaste Deutungen zu befreien. „Je tiefer aber die Grundrechte überall in die inneren Verhältunisse des Königreichs eingreifen, um desto häufiger würden wir uns, namentlich in der inneren Verwaltung, in der Nothwendigkeit glauben, durch bloße Deu⸗ tungen den auf die Grundrechte gestützten Erwartungen auszuweichen. Wir werden also auch diesen Theil unserer Geschäfte nicht mehr in der bisheri— gen Weise führen können.
„Unter diesen Umständen fühlen wir uns außer Stande, die Regierung des Landes in bisheriger Weise ferner zu führen.
„Wir hoffen, daß Andere, die eine günstigere Ansicht von den Grund— rechten hegen, sich dazu im Stande befinden werden, und glauben demzu folge Eurer Königl. Majestät und dem Lande leinen besseren Dienst leisten zu können, als indem wir unterthänigst bitten, daß Ew. Königl. Maj. allergnä digst geruhen wollen, uns von den bisher von uns verwalteten Ministerpo sten zu entlassen, indem wir uns zugleich bereit erklären, die laufenden Ge schäste unserer Ministerien bis zur Bildung einer neuen Veiwaltung pflicht— mäßig weiter zu führen.
Wir ersterben ꝛc.
Bennigsen. Prott. ö
2
Die Antwort des Königs, der die Entlassung angenommen, ist fol⸗ gende: „Meine Herren! .
„Aus Ihrem Schreiben vom 19ten d, M. habe Ich gesehen, welche Abstimmiung in der zweiten Kammer Sie hat veranlaßt, Ihre Entlassung einzugeben. Ihre Gründe kann Ich nur richtig halten; aber Ich beklage die Sache sehr, weil Ich nicht glaube finden zu können ein Ministerium von patriotischen Männern, welche mehr Mein Vertrauen und das des Landes verdienen.
„Bevor Ich kann Ihre Entlassung annehmen, Ich werde erwarten müssen, das Schreiben der Stände, und wenn dasselbe so ist, wie Sie glau— ben, es wird sein, muß Ich versuchen, ob Ich kann ein Ministerium finden von ehrlichen Männern, welche ein Programm haben, womit eine Regie scung für Hannover kann überhaupt bestehen, was Ich einsehe als sehr schwierig.
„Sie haben, meine Herren, in Ihrer Verwaltung mit großer Umsicht und Redlichkeit die Grundsätze aufgestellt für die künftige Verfassung und Verwaltung, und Ich beklage das Land, daß es die Ausführung nicht soll von Ihrer Hand bekommen, denn kein Mann kann eine Sache ganz so ausführen, wie sie ein Anderer hat erdacht.
„Ich danke Ihnen, meine Herren, für Ihre bisherigen Dienste, kann es nicht anders sein, als daß Sie die Verwaltung fortführen, bis Ich kann übersehen, welches neue Ministerium Ich kann einsetzen, und erst dann kann Ich Sie entlassen.
„Auch wenn Wir müssen Uns trennen, behalten trauen Ihres Königs.
Hannover, den 20. Februar 1849. .
(gez Ernst Augu st.“ ; .
In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer stellte E)llissen den Antrag, die Geschäfte weiter fortzuführen und den ersten Gegen stand der Tagesordnung in Angriff zu nehmen. Es gelangte unter dessen die Mttheilun; des Beschlusses der ersten Kammer auf eine Konferenz wegen des Ministerial⸗ Schreibens, das Verfassungswerk u. s. w. betreffend, hierher. Die Konferenz wurde auch hier gewählt, die Eröffnung der Zettel aber verschoben. wandte man sich
das volle
Sie
— Larauf zur Fortsetzung der zweiten Berathung des Gesetz⸗Entwurss, provi⸗ sorische Einführung des mündlich-öffentlichen Verfahrens mit Ge schworenen betreffend, welche wahrscheinlich heute noch beendet wird Minister waren nicht anwesend, wohl aber zwei Regierungs⸗-Kom
missarien.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 17. Febr. (Alt. Merk.) In der heurigen Sitzung der mecklenburgischen Kammer war die Cifenbahn-Unterstützungs⸗Sache auf der Tagesordnung. Nach⸗ dem der vollswirthschaftliche Ausschuß in seinem Berichte gegen die Vorschläge des Eisenbahn Ausschusses mehrere Modificatio en hatte eintreten lassen, z. B. ein Heruntersetzen der Ziesen der zu bewilli genden Anleihe von 5 auf 43 Ib einschließlich ? 5 zur Amortisation, wurde auf Grund desselben die allgemeine Debatte eröffnet. Die linke Seite der Kammer opponirte im gegenwärtigen Augenblicke ge⸗ gen jede Unterstützung. Pohle eröffnete seine Opposition mit der Ertlärung, wie er, so wie seine Partei, dem Unternehmen aus voller Ueberzeugung Freund scien, er als solcher dasselbe daher auch nach allen? Kräften! usterstützen würde; allein die Regierung sei bis jetzt vergebens darum angegangen, eine Vorlage des Staatshaushalts zu machen, aus der eine genügende Trennung des Dominiums von dem anderweiten Staatsvermögen ersichtlich; bevor derartige Schulden kontrahirt werden könnten, müßte eist feststehen, was der Krone und was dem Lande gehöre. Es wurde daher ?“ Antrag gestellt, die qu. Trennung von der Regierung zu sordern, . dieses aber geschehen, die Eisenbahn⸗ Sache zu vertagen. Die . genpartei schloß sich dem Wunsche über die beantragte Trennung 3. Staatsvermögens an, wollte aber die Eisenbahnfrage davon ich b. hängig machen, indem sie einerseits auf die so günstige ifi . hinwies und andererseits die große Wichtigkeit der Eisenbahn , Land, so wie die Billigkeit hervorhob, die der Gesellschaftz J gelten müßte. Sie stellte den Antrag, über den , Ber n n Marcus und Pohle hinweg zur Tagesordnung in ö e ,. 9 der Eisenbahn-Angelegenheit überzugehen. Tieser . , , großer Masorität zum Beschlusse erhoben, edoch g; Horisctzmig ö. aufgehoben werden, weil es bereits Uhr war. . Berathung findet am nächsten Mittwoch statt· ꝛ 2
s Jr., 22. Febr. (O. P. A. Z. . Frankfurt. Frankfunt ein s, Bla tes öh. . Die heute ausgegebene Nr. 23 2e e bie bürgerliche und staats! Stadt Frankfurt enthält das Gese hin ehörigen, es zerfällt in 6 Ar bürgerliche Gleichheit der Staats⸗Ang ! = tisel und lautet: ö. Rath ber freien Stadt Frankfurt er—
„Wir Bürgermeister 6. der, konssituirenden Versammlung gon klären hierdurch auf Besch ln c ßheit der Grundrechte bes rentschen 25. Januar 1849, in Ge s dentschen Volkes:
Art. J. Die bisher noch bestandenen Beschränkungen der bür⸗ gerlichen und staatsbürgerlichen Rechte der hiesigen Bürger des israe⸗ sitischen Religions⸗-Bekenntnisses und der hiesigen Beisassen, fo wie der staatsbürgerlichen Rechte der Gemeindeglieder der Dorfschasten, sind aufgehoben.
Art. 2. Die vorhandenen Beisassen und deren Kinder sind kraft dieses Gesetzes in das hiesige Bürgerrecht aufgenommen.
Art. 3. Die Annahme von Beisassen findet künftig nicht mehr statt.
Art. 4. Alle Mitglieder der frankfurter Stadtgemeinde werden frankfurter Bürger genannt, die Mitglieder der Landgemeinden als Bürger ihrer Gemeinde bezeichnet.
Art. 5. Die öffentlichen Aemter sind gleich zugänglich.
Art. 6. Die den vorstehenden Grundsätzen widerstreitenden Bestimmungen des älteren Rechtes sind sämmtlich außer Kraft ge treten.
Beschlossen in unserer großen Rathsversammlung den 20. Fe— bruar 1849.“ ö
Ferner enthält das Amtsblatt das Gesetz zum Schutze der sönlichen Freiheit.
für alle Staatsbürger
pPer⸗
Frankreich. National-Versammlung. Sitzung vom 21. Febr. Anfang 17 Uhr. Präsident Marrast. An der Tages ordnung ist Fortsetzung der Wahlgesetz-Debatte. Artikel 58, vom Votum der Soldaten handelnd, war an den Ausschuß zurückgewiesen worden, weil Charras, der Freund Cavaignac's, beantragt hatte, man solle bei dem unter der provisorischen Regierung befolgten Systeme bleiben. Billault besteigt deshalb zuerst die Tribüne, um als B richterstatter zu erklären, daß der Ausschuß dem Charrasschen An— trage beitrete. Demnach laute der Artikel 58 jetzt folgendermaßen: „Alle unter den Fahnen befindlichen Land und Seesoldaten üben ihr Stimmrecht auf dem Platze aus, auf dem sie sich gerade befinden. Sie werden departementsweise abgetheilt und die hierdurch ent stehenden Sectionen von den ältesten Offizieren unter Bei ziehung einer aus vier Gemeinen bestehenden Skrutatoren-Kommission präsidirt u. s. w.“ Brunet, Dahirel, Hannoye Callet und einige An dere streiten sich lange über diese Rückkehr zu einer Maßregel der provisorischen Regierung. Endlich geht der Artikel 58 durch. Mit ziemlicher Schnelligkeit folgen ihm die Artikel 59 bis 73. Die De— batte, meist örtliche Details berührend, bietet für das Ausland kein besonderes Interesse. Die, Bänke sind ziemlich spärlich besetzt und Niemand wiemet der Diskussion die gebührende Aufmerk'amkeit. Artikel 73 lautet ursprünglich: „Zu Volksvertretern können nicht ge⸗ wählt werden! 1) Die nach Artikel 28, 34, 42 und 335 des Straf— gesetzbuchs und 1092 des gegenwärtigen Wahlgesetzes zu entehrenden Strafen verurtheilten Individuen. 2) Die Judividuen, welche we gen Diebstahls, Prellerei, Mißbrauch des Vertrauens und Wucher verurtheilt worden.“ Pierre Leroux trägt darauf an, den Zwi— schensatz: „und wegen Ehebruches“ einzuschalten. Er sagt, man müsse vor Ällem konsequent sein. Die Versammlung, ein Ausfluß der Volkssouverainetät, schließe einen Bürger von der Volksvertretung aus, der wegen Diebstahl verurtheilt worden. Gut; aber wenn die— ser Bürger seine Strafe erlitten habe und der Gesellschaft zurückge⸗ geben sel und das Volk, der Souverain, ihn seines Vertrauens werth inden mit welchem Recht wolle man sich dann herausnehmen, den Ge— wählten von dieser Tribüne zurückzustoßen? Das sei eine Beleidi— gung des Souverains, Es müßte Verzeihung eintreten und vollstän— diges Auslöschen der Schuld. Mit demselben Recht, mit welchem man sich also anmaßen wollte, einen bestraften Dieb auszuschließen, müßte man auch den Ehebrecher ausstoßen, denn Ehebruch sei vor Allem ein Eingriff in die Eigenthumsrechte. Thue man dies nicht, so breche man bie Volkssonverainetät. (Sturm rechts und Beifall links unterbrach den Redner sehr häufig Billault, Berichterstat ter, bekämpft den Zwischensatz und sagt, Pierre Leroux habe nur auf Art. 73 (§. 7) ein Epigramm machen wollen. Pierre Leroux protestirt gegen diese Deutung. Dies sei persönlich. Billault solle auf bem prinzipiellen Felde bleiben. (Zur Abstimmung! Es herrscht große Aufregung im Saale. Zwei Abstimmungen durch Aufstehen und Sitzenbleiben sind zweifelhaft. Endlich wird um 6 Uhr der Antrag mit 286 gegen 229 Stimmen angenommen. (Links Bravo's.) Es war dies der erste Erfolg, welchen der Sozialist Pierre Leroux mit einem Antrage auf der Tribüne hatte. Schluß 6 Uhr.
Paris, 21. Febr. Dem Journal des Déhats ist aus Brüssel die Nachricht zugegangen, Colloredo habe bei Eröffnung der brüsseler Konferenzen erklärt, daß Oesterreich sich sofort zurückziehen würde, weun nicht sämmtliche Theilnehmer im Namen ihrer Kabi nette die Erklärung abgäben, daß sie die wiener Verträge von 1815 als Grundlage der Verhandlungen annähmen. Oesterreich und seine Bundesgenosfen seien fest entschlossen, jene Verträge in ihrem gan zen Umfange aufrecht zu erhalten.
In Bezug auf die gestrigen Interpellationen Ledru Rollin's über Italien sagt die Republique; „Bürger Ledru Rollin hat ben Schleier dufgehoben, den das Ministerium über seine Pläne in Bezug auf Italien gern decken möchte. Diese Pläne beständen zu—⸗ nächst darin, weder die Alpenarmee vorrücken, noch in Civitavecchia eine Interventions-Armere an's Land steigen zu lassen, welche die römische Constituante mit Bajonetten aus einander treiben könnte: sie beständen vielmehr in einem ganz anderen Plane. Karl Albert habe es nämlich übernommen, seinen unglücklichen Feldzug vom vorigen Jahre an der Adda durch einen Kreuzzug gegen die Römer gut zu machen und Se. Heiligkeit wieder auf den weltlichen Thron zu setzen. Karl Albert habe aber den Kabinetten vorgestellt, daß er sich außer halb seiner Staaten nicht wagen dürfe; daß es den Genuesen leicht einfallen könnte, auch eine piemontesische Republik zu proklamiren u. s. w. Worauf denn ven dem Bunde der Mächte beschlossen wor— den sei, Karl Albert durch ein französisch-englisches Geschwader mit starker Artillerie den Rücken zu decken, welches vor Genua kreuzen würde.“
Das Proudhonsche Journal Le Peuple meldet, daß man in Lyon so (ben eine Jweigbank zur großen pariser Volksbank einrichte. Wie in Paris, so sind auch dort an die Straßen Zettel angeschlagen worden, welche zur Theilnahme einladen, und auf denen man liest: „Zweck der Volksbank. I) Allen Theilnehmern zinslosen Kredit zu verschaffen, der die Arbeiter, Handelsleute und Konsumenten aus dem Joche des Wuchers befreien soll, das sie jetzt drückt. 2) Direkten und gegenseitigen Austausch aller Produkte solchergestalt einzurichten, daß die gierigen Zwischenhändler wegfallen, die bisher von einem Theil des Waarenpreises leblen, der natürlich den Arbeiter trifft, i dem er seinen Lohn schmälert. 3) Durch Ersparung von fünf Milliarden Franken, welche die Production Frankreichs allein jährlich an jene Parasiten zahlt, die Möglichkeit zu finden, diese 5 Milliarden der Consumtion zuzu⸗ wenden, und dadurch die allgemeinen Arbeits ⸗Verhaltnisse dergestalt u fiehren, daß der Lohn des Arbeiters viermal höher, steigt. Um siefen Zweck zu erreichen, erwartet die Volksbank einzig und allein ben sofortigen Beitritt ber Arbeiter. Beitreten kann Jeder, ohne einen Sou in dje Kasse zu zahlen. Actionair wird man, indem man
315
während 10 Monaten monatlich 50 Centimen abliefert. Man erhält über diese 5 Franken eine Actie, welche sich die Volksbank, jedoch ohne Dividende und Zinsen, von dem Augenblicke an zurückzuzahlen verpflichtet, wo die Bank ein Guthaben (über ihr Betriebskapitah besitzt, das stark genug ist, um damit auskommen zu können. Dieses Guthaben wird durch einen Abzug von 2 56 auf alle Eskomtirungen gebildet.“
Auf die Berichte über die Entdeckung von Goldsand in unseren afrikanischen Kolonien am Atlas und Senegal hat die Regierung beschlossen, amtliche Nachforschungen anstellen zu lassen. ̃
Piäsident Bonaparte, an den die Vertheidiger der wegen der Ermordung des General Brea Verurtheilten zuletzt rekurrirten, bat erklärt, er wolle vorher die Akten genau durchlesen, ehe er sein letztes Wort spreche.
Ein neues Journal mit dem Titel: Tribune des Peuples wird in diesen Tagen erscheinen. Gründer ist ein Pole, der hier in Paris als Flüchtling lebt. Haupt⸗Rebacteure sollen Michelet und Cyprian Robert sein.
Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus-Sitzung vom 19. Februar. Heute wurden die Bills zur Ver— hütung von Wahlbestechungen und zur Veibesserung des Heirathsge—
in Schottland nach einigen Erörterungen zum zweitenmale ver
Unterhaus-⸗Sitzung vom 19. Februar. Auf der Tagesord⸗ nung stand die dritte Verlesung der irländischen Habeas-Corpus⸗-Sus⸗ pensionsbill. J. O'Connell hielt seine angekündigte Rede gegen die Maßregel. Das Schreiben Lord Clarendon's als eine Anklage behandelnd, suchte er zu beweisen, daß jeder Punkt desselben durch Eingeständnisse der Regierung oder durch offenkundige Thatsachen wi— derlegt werde. Zum Schlusse erklärte er, daß er sich, so viel er könne, der Bill widersetzen werde, weil die Sache Irlands die Sache der Gerechtigkeit sei. Sir G. Grey rügte, daß J. O'Connell viel gesagt habe, was gar nicht zur Sache geröre. Herr Crawford beantragte die Verwerfung der Bill, deren dritte Verle⸗ sung jedoch mit 117 gegen 23 Stimmen genehmigt wurde. Ein nachträglicher Abänderungsvorschlag Lord Nugent's, die Dauer der Bill auf drei Monate zu beschränken, wurde verworfen und die Bill angenommen. — Lord J. Russell beantragte sodann einen Ausschuß des ganzen Hauses zur Berathung des von den Mitglie⸗ dern beider Parlamentshäuser zu leistenden Eides. Das Oberhaus habe die im vorigen Jahre von ihm eingebrachte Bill verworfen, und er schlage nun vor, daß das Haus diese Eide revidire, die keinesweges bloße Meinungs-Erklärungen seien, sondern Mittel zu dem Zwecke, die gehörige Erfüllung der den Mitgliedern des Hauses obliegenden Pflichten zu sichern. Wenn sie jedoch Punkte enthielten, welche ungöthig oder zweideutig seien eder irgend einem Unterthan ungebührliche Beschrän⸗ kungen auferlegten, so bedürften diese Eide der Erwägung des Hau— ses zum Zwecke ihrer Abänderung. Der Minister verlas nun und erläuterte die verschiedenen Eidesformeln, deren letzte, der Abschwö⸗ rungseid, die Person, welche ihn leistet, verpflichtet, daß er dies „auf den wahren Glauben eines Christen“ thue. Er behauptete, wie er schon voriges Jahr gethan, daß man kein Recht habe, irgend einen Unterthan auszuschließen, ausgenommen aus dem Grunde, daß der— selbe Meinungen hege, welche ihn unfähig, ein Mitglied dieses Hau ses zu sein, oder inkompetent, seine Pflichten als solches zu erfüllen, machen würden, wie denn allerdings von den Mitgliedern zu verlangen sei, daß sie dem Souverain treue Unterthä⸗ nigkeit und die Bereitwilligkeit, die Feststellungen in Bezug auf die Krone zu unterstützen, gelobten. Jede Ausschließung aus anderen Gründen sei eine grausame Verfolgung, und nach Zulassung der Katholiken ins Parlament würde sie gegen die jüdischen Mitunterthanen eine arge Gehässigkeit sein. Der Minister schlug sodann vor, daß die Worte „auf den wahren Glauben eines Christen“ aus der Formel des einem Mitgliede jüdischer Religion abzunehmenden Eides weggelassen werden sollten, Herr Goulburn erklärte, daß er sich dem Antrage, in einen Ausschuß überzugehen, nicht widersetze, wohl aber dem Grundsatze des Russellschen Vorschla— ges, weil er die Zulassung von Juden ins Parlament als gefährlich für die christliche Religion betrachte. und gegen gesprochen hatten, wurde der Antrag Lord J. Russell's mit
214 gegen 111 Stimmen genehmigt. Das Haus saß demgemäß
als Ausschuß, und der Premier- Minister übergab seinen Vorschlag Kommissionen,
dem Vorsitzenden. Die weitere Berathung wurde auf Freitag fest gesetzt.
London, 20. Febr. Gestern batte eine Deputation der Für⸗ sorge-Anstalt von St. Martin's Place, an deren Spitze Herr Col qubhoun stand, Audienz bei dem Prinzen Albrecht, um ihn zu ersu⸗ chen, daß er Präsident dieses Instituts werden möchte. Der Prinz nahm das Amt an. Abends besuchten die Königin und ihr Gemahl eine Vorstellung der französischen Schauspieler. Der Herzog von Cambridge war an diesem Tage zum Besuch im Buckingham⸗-Palast.
Sobald Napier's Geschwader nach Spithead zurückgekehrt ist, soll, we die Times berichtet, das Admiralschiff „St. Vincent“ von 120 Kanonen abgelohnt und die Mannschaft entlassen, die anderen Schiffe aber sollen zur Ablösung der heimbeorderten Kriegsschiffe auf sremde Stationen vertheilt werden.
Der apostolische Vikar des londoner Bezirks und Bischof von Kambysopolis, Dr. Walsh, ist vorgestern Abend gestorben.
Die neuesten aus NewYork angelangten Handelsberichte gelten nicht für günstig, weil viel weniger Neigung zu Bestellungen in England sich dort zeigt, als man erwartet hatte. Tie englischen Fonds sind heute abermals etwas gewichen. Dirser Tage wurden für 500,000 Pfo. St. Consols verkauft; das Geld soll sämmtlich zum Ankaufe französischer Fonds verwendet werden, die verhältniß mäßig niedrig stehen. .
Italien. Rom, 12. Febr. (O. P. A. 3.) Die Costituente hat bis zur Vällendung der Verfassung die Exekutivgewalt in ihre Hände genommen und (wie bereils erwähnt) deren Ausübung einem Comitato executivo von drei verantwortlichen und nach dem Wil len der Versamnmlung entfernbaren „Italienern“ übertragen. G wählt sind: Armellini, Saliceti, der frühere Führer der neapolita nischen Radikalen, und Montecchi, b'sher Mitglied des Sicherheits Ausschusses. Die Gerichte sind angewiesen, „im Namen der römi— schen Republik“ Recht zu sprechen. Das Militair vertauscht die päpstliche mit der italienischen Kokarde und gestern wehte zum ersten— male vom Kastell S. Angelo die dreifarbige Fahne, überragt von der Freiheitsmütze. Auf dem Kapitol praugt ein Abguß der alten Bronzewölfin mit den Zwillingen, an der Stelle der früheren päpst⸗ lichen Insignien. Mare Aurel ist diesmal verschont geblieben. Die Konsuln und Agenten sind beauftragt, bei den fremden Regie rungen auf die Anerkennung der Republik hinzuwirken. Nach Paris ist sogar eine besondere Gesandtschaft abgeschickt, mit Masi an der Spitze. Von der Aufnahme der Republik beim Volke läßt sich sehr wenig sagen. Selbst den von der Regierung veranstalteten Illumi⸗ nationen wird kaum noch Aufmerksamkeit geschenkt. Zu dem Tedeum in St. Peter mag die Neugier eine ziemliche Menschenmasse hinge⸗ zogen haben; alle übrige Bewegung verschwimmt mit der des Kar—
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Nachdem noch mehrere Redner für enthält eine
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der Gewalt tionellen Rechten.“ wieder zu allgemeinen Betrachtungen über.
ist Lodovico Frazzolli ernannt. Am Florenz der neuen Regierung, mit Ausnahme weniger, die sich wider— srtzten .
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nevals. Es fehlt der Nervus rerum gerendarum: Geld. Des- halb war der Beginn des Festes äußerst matt, obwohl der Polizei⸗ Präfekt in höchst pomphafter Proclamation ganz besonders zur Theil⸗ nahme aufgefordert hatte. Von nun an werden auch Sonntags Posten abgehen und ankommen.
Rom, 11. Febr. (Franz. Bl.) Heute, Sonntag, wurde zu Ehren der neuen römischen Republik in der Peterskirche ein Te Deum gesungen. Die Geistlichen des Vatikan hatten sich geweigert, den Aftardienst zu verrichten. Ein Garnisonpriester übernahm ihn. Der⸗ selbe fand ohne die geringste Störung statt; einige Reiben der nen organisirten Yiliz trugen Fackeln; alle Glieder der Constituante wa⸗ ren anwesend.
Turin, 11. Febr. (A. 3.) In dem (gestern bereits theilweise mitgetheilten) Minister⸗Programme heißt es ferner:
„Die eben auseinandergesetzten Ideen baben wir denen, die aus ihnen Nutzen ziehen konnten, mitgetheilt. In Florenz und Rom ha⸗ ben wir gesagt, daß, wenn nicht die constitutionelle Monarchie gesichert bleibt, wenn nicht der Papst auf seinen höchsten Sitz zurückkehrt, die fremde Dazwischenkunft schwer zu vermeiden sein wird. In Gaeta haben wir gesagt, daß der Statthalter Christi auf würdige Weise weder seinen Sitz mit der Hülfe fremder Waffen wiedererlangen, noch unter seine Kinder zurückkehren könne, ohne daß er zuvor alle Wege der Milde und Mäßigung ver ucht hat. Wir hegen das lebendige Vertrauen, daß diese väterlichen und evangelischen Ansichten im Gemüthe Pius IX. dem Triumph nahe sind. Darauf allein aber hat sich unsere Sorgfalt nicht beschränkt. Wir haben vielmehr alle in unserer Hand befindlichen Mittel benutzt, um die fremde Dazwischenkunft zu verhindern, und haben Rom und dem heiligen Vater die wohlwollenden versöhnenden Dienste Piemonts angeboten. Ohne der Zukunft vorzugreifen, dürfen wir bemerken: wir haben einigen Grund, zu glauben, daß die persönlichen Gesinnungen des heiligen Vaters und der römischen Regierung der Versöhnung günstig sind; beide verabscheuen den profanen Gebrauch und sind voll Ehrfurcht vor den gegenseitigen constitu— Von diesen Einzelangaben geht das Programm Die Männer, welche in Rom an der Spitze ständen, seien wohl von den Factiosen zu unter⸗
scheiden; sie hätten ihr schweres Amt angenommen, um zu verhindern, daß bei der Abwesenheit des Hauptes die Zügel der Regierung in
schlimme Hände geriethen, indeß sei es in Zeiten der Revolution nicht un⸗ möglich, daß die Bösen Herr über die Guten würden, und darum müsse Sardinien so lange eine abwartende Stellung einnehmen als, der Aus⸗ gang der in Mittel-Italien berufenen Versammlung ungewiß sei. Nicht sein sei die Schuld, daß die begonnenen Berathungen über den föderativen Reichstag jetzt suspendirt würden. Ueber die Verhält⸗ nisse zu Oesterreich sindet sich in dem Aktenstücke außer der (schon mitgetheilten Stelle) über das oberitalienische Königreich noch Fol gendes: „In den Unterhandlungen über die Constituante bemerkten wir dem toscanischen Ministerium;: auf eine italienische Constituante, welche die inneren Verhältnisse der Einzelstaaten ändere, könnten wir uns um so weniger einlassen, da die Subalpiner sich verpflichtet ha⸗ ben, nach dem Ende des Krieges eine eigene Constituante einzube rufen, um die constitutionell-monarchische Verfassung, weiche das ober italienische Reich regieren soll, festzustellen.“ Dann an einer anderen Stelle: „Wir haben äußere Feinde und bewaff⸗ nete; wir haben innere Feinde, wenige an der Zahl, aber kühne und verwegene. Der Tag nähert sich, an den den Waffen eilen müssen, und diejenigen Gründe, welche ihn kurz vorher verschoben, beschleunigen ihn jetzt. Wie nun werden wir den Feinden dieser bei- den Art anders die Stirn bieten können, anders als durch die Einig keit? Einigkeit der Regierung mit dem Parlament, Einigkeit der verschiedenen Provinzen unter sich und mit der Hauptstadt.“ Am Schluß ihres Programms erklären die ie sich für die De— mokratie und die Ordnung, für die versöhnende Demokratie aus sprechen, daß, wenn ihre politischen Grundsätze den T eputirten falsch oder unpassend erscheinen, sie ihre Stellun scher aufgeben, als sie
sie angenommen haben.
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Florenz, 15. Febr. (A. 3.7 Der tescanische Moniteur Menge Verordnungen, auch in Bezug auf das Kriegs⸗ wesen, welches die Regierung durch Eintheilung der Nationalgarde in stabile und mobile, durch Belohnung der Offiziere, Ernennung von Aufruf von Freiwilligen u. s. w. in achtunggebietenden
Stand zu setzen bemüht ist.
Zum bevollmächtigten Minister Toscana's beim brüsseler Kongreß l2ten schworen die Truppen in
. Wöderstand scheint die neue Regierung bis jetzt nur in Por⸗
oferrajo, Empoli, Castelfranco und einigen anderen kleinen Orten
Meteorologische Geobachtungen. 1819. 23. Feb 6
Abends 19 Uhr.
Nachuiittakgs Uhr. 2 Ubr.
Morgens Nach eiumaliger
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Üönigliche Schauspiele. Sonntag, 25. Febr. Im Opernhause. 28ste Abonnements⸗ Vorstellung: Der Maurer, Oper in 3 Abtheil., Musik von Auber. i
2
Hierauf: Thea, oder: Die Blumenfee, Ballet in 3 Bildern, von P. Taglioni. Musik von Pugny. (Frl. M. Taglioni wird hierin vor ihrer Urlaubsrecise zum letztenmale auftreten, Anfang 6 Uhr.
Im Schauspielhause. Z31ste Abonnements-Vorstellung. Die Karlsschüler, Schauspiel in 5 Abth., von H. Laube. Anfang halb 7 Uhr. .
Montag, 26. Febr. Im Schauspielhause. Vorstellung. Zum erstenmale wiederholt: Francis nal - Lustspiel in 5 Akten, von Ch. Birch ⸗Pfeiffer. 7 Uhr.
32ste Abonnements Johnston, Origi⸗ Anfang halb
Königsstädtisches Theater. . Sonntag, 25. Febr. Zum 6 stenmale; Die Töchter Lucifer's. Großes phantastisches Zauberspiel mit, Gesang in 5. Abthe⸗ lungen. (12 Tableaux), von W. Friedrich. Musik komponirt und arrangirt von Ed. Stiegmann. Montag, 26. Febr. (Italienische Opern⸗ erstenmale wiederholt: Il Flauto magics, Dienstag, 27. Febr. Zum h2stenmale:
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