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nichtamtlicher Theil.
Dentschland.
Preußen. Berlin, 19. Mai. Das Ministerial⸗Blatt für die gesammte inn ere Verwaltung enthält außer anderen von uns bereits mitgetheilten Verordnungen der resp. Königlichen Be⸗ hörden noch: Cirkular-Verfügung vom 30. März e an sämmtliche Regierungen, betreffend die Vermeidung von Fremdwörtern in amt⸗ lichen Bekanntmachungen, Erlassen und Verfügungen; desgleichen an sämmtliche Ober-Präsidenten vom 11. März c., daß es zu ge⸗ genseitigen Parochial-Handlungen der evangelischen und katholischen Geistlichen der Staats-Erlaubniß nicht mehr bedürfe, desgleichen an sämmtliche Regierungen vom 6. Februar e., betreffend den Han⸗ del der Buchbinder mit gebundenen Schul- und Erbauungsbüchern, so wie mit gebundenen oder brochirten Hauskalendern; Erlaß an die Ober- Prasidien der Provinzen Preußen und Pommern, so wie an die General⸗Kommandos zu Königsberg und Stettin vom Sten Januar, betreffend die Militair⸗Dienstleistung bei der Marine.
Breslau, 8. Mai. Die hiefigen Zeitungen enthalten fol—
gende Bekanntmachung:
„In Folge der Verfügung des Königl. General⸗Kommandos ten Armee Corps und des Ober⸗Präsidiums der Provinz Schlesien vom Tten d. M., wodurch die Stadt Breslau und ihr zweimeiliger Umkreis in Belagerungs= zustand erklärt sind, sowie in Verfolg des mir durch das Königliche Gene⸗ ral-⸗Kornmando 6ten Armee-Corps übertragenen Ober -Befehls über die in dem gedachten Rayon dislozirten Truppen, beffimme ich hiermit was folgt:
In dem vorgedachten Napon sind
14) Alle Klubs und Vereine zu politischen Zwecken geschlossen. ;
2) Bei Tage darf keine Verfammlung von mehr als 20 Personen, bei Nacht keine von mehr als 10 Perfonen auf Straßen und öffentlichen Plätzen stattfinden. .
3) Alle Wirthshäuser sind um 10 Uhr Abends zu schließen.
4H Plakate, Zeitungen und andere Schriften dürfen nur dann gedruck,
oͤffentlich verkauft oder durch Anschlag verbreitet werden, nachdem die Erlaubniß dazu von dem zum Civil -Kommissarius ernannten interi= mistischen Polizei⸗Präsidenien Regierungsrath von Kehler ertheilt ist. 5) Alle Fremde, welche sich über den Zweck ihres Aufenthalts in dem in
Belagerungs-Zustand erklärten Bezirk nicht ausweisen können, haben
bei Vermeidung der Ausweisung binnen 24 Stunden den Bereich zu
verlassen. 6) Fremden, welche bewaffnet ankommen, werden die Waffen durch die danach angewiesenen Truppen abgenommen.
7) Während des Belagerungszustandes dürfen Civilpersonen nur dann Waffen tragen, wenn es ihnen von mir oder dem Herrn Civil-Kom—
ö missarius ausdrücklich gestattet worden ist, und sie eine Legit imations- karte darüber vorzuweisen im Stande sind. 36 sich außerdem mit Waffen treffen läßt, wird sofort ent— waffnet. ; Die Waffen der suspendirten Bürgerwehr werden abgenommen.
8) Alle, welche in dem in Belagerungszustand gesetzten Bezirk durch eine verrätherische Handlung den von mir befehligten Truppen Gefahr oder Nachtheil bereiten, werden auf Grund der, Vorschrist 8 18 Theil 2 des Militair⸗Strafgesetzbuches vom 3. April 1845 sofort vor ein hier niederzusetzendes Militair - Gericht gestellt.
9) Die gesetzlich bestehenden Behörden verbleiben in ihren Functionen und werden bei Ausführnng der von ihnen auszuführenden Maßre— geln, insofern sie den vorstehenden Bestimmungen entsprechen, auf das kräftigste unterstüßãzt werden. 2
10) Der Betrieb der bürgerlichen Geschäste, der Königlichen und Prival= arbeiten, des Handels und der Gewerbe wird durch Erklärung des Belagerungszustandes weiter nicht beschränkt. y
Breslau, den 8. Mai 1849. 36.
Das Königliche Gouvernement.
In Vertretung Graf von Monts, Oberst und Brigade Commandeur.“
Breslau, 9. Mai. Gestern Nachmittag erschien folgende Bekanntmachung des Gouvernements: ö
„Da die Waffen-Ablieferung der Bürgerwehr noch keinen be— friedigenden Erfolg gehabt hat, so wird von heute Nachmittag halb 5 Uhr an die bewaffnete Macht mit Wagen die Stadt durchziehen und durch Trommelschlag zur Abgabe der Waffen auffordern lassen. Ich hoffe, durch diese Maßregel Haussuchungen zu vermeiden und rechne dabei auf die Unterstüßung der wohlgesinnten Bürgerschaft, die ich recht gut von derjenigen Partei zu unterscheiden weiß, welche die traurigen Ereignisse der letzten Tage hervorgerufen hat.
In Vertretung: Graf Monts, Oberst und Brigade⸗Commandeur.“
Die Schles. Ztg. giebt nachstehende Uebersicht der letzten Ereignisse: .
„Um ein vollständiges Bild der jüngsten Ereignisse in unseren Mauern zu geben, tragen wir aus einem detaillirten Bericht, der gestern zurückge— halten werden mußte, die Hauptmomente, vom Sonntag anfangend, nach. Wie bekannt, wurde die nach dem Schleßwerder berufene Versammlung von der Polizei untersagt; gedruckte Anschlagezettel riefen dafür die Massen nach dem Gartensagl des deutschen Kaisers, welcher denn auch, so wie der Garten selbst, bald nach 4 Uhr von Hörern dicht ge⸗ füllt war. Es hatten sich deren mindestens drei Tauseud zusammen—⸗ gefunden. Da die, welche die Versammlung dorthin berufen, nicht erschienen und die dicht gedrängten Massen ungeduldig wurden, ver— tröstete sie erst Schlehan auf kurze. Zeit, dann aber eröffnete Pelz die Versammlung, worauf Stein, Semrau, Schlehau und Elsner ihrer Beredt⸗ samkeit freien Lauf ließen. Der eine Redner sagte es geradezu heraus, daß man wieder auf dem Boden der Revolution stehe, daß der Moment gekom⸗ mmen sei, wo man zur That schreiten müsse. Der andere fuhr in diesem Sinne fort und ließ die Versammlung schwören, daß sie für die Freiheit Gut und Blut einsetzen wolle. Der Schwur wurde aber etwas langsam geleistet, gleichsam, als wollte man sich erst besinnen.
Als nach dem Schluß der Volks⸗-Versammlung die Massen bald ein— zeln, bald gruppenweise nach der Stadt zogen, tauchte plötzlich eine blut⸗ rothe Fahne auf, die ein Mann, mit dem rothen Landwehrkreuz auf der Mütze, trotzigen Schrittes einhertrug. Bald hatte sich ein Hause hinter dem Banner det rothen Nepublik gesammelt, der stets größer anwuchs und, wir speechen die Wahrheit, ohne erhebliche Sförung, die Friedrich⸗Wilhelme⸗ und Reusche⸗Straße entlang, über den Ring bis vor das Nathhaus zog, auf dessen Treppe die Fahne unter lautem Hnrrahgeschrei aufgepflanzt wurde. Inzwischen strömten die Nachzügler herbei und der Platz vor dem Rath— hause füllte sich mit Menschen; da aber weder das Rathhaus geöffnet wurde, noch die Worte zweier Redner Wunder für die rothe Republst wirk— ten, so begannen sich die Umstehenden allgemach zu verlaufen. Rach einer Viertelstunde bemächtigte sich ein Bummler der Fahne und zog, begleitet von seinen Kollegen und einem Haufen Jungen, denen sich viele Reugierige a. schlossen, die Ohlauer Straße und die außere Promenade entlang zu Engelmann's Wohnung, der nun Rath schaffen sollie, wahrend ein anderer Haufen nach dem Hause des Bürgermeister Bartsch sich verfügte, um denselben zu einer so= fortigen Magistrats-Sitzung zu zwingen, und hier so lange rumorte, bis die Kuirassiere flach einhieben und den Haufen aus einandertrieben. Eine Deputation, welche die Menge mit der rothen Fahne an Dr. Engelmann abschickte, brachte die Antwort: der Herr Doltor sei im Schießwerder. Der Zuüg brach wieder auf und machte auf der Bischofsstraße Halt, wo er eine Trommel zu erlangen hoffte. Da dieser Versuch aber, so wie ein zweiter auf der Aibrechtsstraße, ohne den gewünschten Erfolg blieb, se setzte sich der Zug über den Neumarkt nach dem Ritterplatz bis in die Nähe des Polizei= Büreaus in Bewegung, wo er fein Ende fand. Drei Gensdarmen und ein Poli eibeamter sprangen hier auf den Fahnenträger los, nahmen die rothe Fahne ohne großen Widerstand in Beschlag und brachten sie in Si⸗
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cherheit. Die Menge lärmte noch einige Zeit; als aber Soldaten vom 111en Regiment anrückten und der Fahnenträger verhastet wurde, zerstob sie in wenigen Minuten. ;
Mit Einbruch der Dämmerung wogte die Menge, erre H. und erregend, auf den Hauptplätzen und den Hauptstraßen, und das Militair sah sich endlich genöthigt, Straßen und Plätze zu säubern. Ta sing man an Barrikaden zu bauen: auf der Ohlauerstraße, auf der Schmiedebrücke, am Hintermarkt, in der Stockgaffe; doch bevor dieselben fertig wurden, rückte das Militair mit gefälltem Bafonet au und jagte die unpewaffneten eifri⸗ gen Barrikadenbauer in die Flucht. Auf der Schmiedebrücke schoß das Militär zweimal. Ein Knabe fiel als Opfer; es ist ungewiß, ob in Folge dieser oder der Schüsse, die aus den anliegenden Häͤusern fielen. Noch mehr sind Säbelhiebe und Bajonetstiche vorgekommen. Ein Versuch zum Sturmläuten an den Magdalenen-Thürmen wurde zu rechter Zeit durch eine Militair⸗Patrouille verhindert; man wollte den Kirch endiener dazu zwin · gen und hattè schon die Hausthüren erbrochen, um ihm die Schlüssel mit
Gewalt zu nehmen. j (
Versuche, das Militair in seiner Pflicht schwankend zu machen, schei—= terten vollständig. Bereits am Sonnabend wurden deren vor dem Schweid⸗ nitzer Thore gewagt; die Versucher in Demokratenhüten sind übel angelgu, fen. Herrn Br. Engelmann soll im Schießwerder etwas Aehnliches passirt sein; nur mit Hülfe einiger Offiziere konnte er sich auf einem Kahne vor dem Schicksal, ins Wasser geworfen zu werden, retten.
Ser Montag sollte leider noch eine blutigere Fortsetzung jener Exzesse liefern. In der fechsten Abendstunde und später begann der Barrikadenbau an der Knpferschmiede⸗ und Albrechts ⸗ Straße, an der Schmiedebrücke, am Hintermarkt, in der Schweidnitzer⸗ und Ohlauer . Nikolai und Reuschen⸗ Straße, von denen die auf der Kupferschmiede - Straße, in der Ohlauer, Reuschen⸗ und Nilolai⸗ Straße hartnäckig vertheidigt wurden; namentlich gilt dies von letzterer, wo viele auf beiden Seiten gefallen sind. Um 10 ühr und später entbrannte ein heftiger Kampf am Siehdichfür, an der grü— nen Baumbrücke und auf der Ohlauer⸗Straße, der sich bis nach Mitternacht hinausdehnte. 3
An Offizieren sind Lieutenant Necker vom 11ten Regiment gefallen; Lieutenant von Köppel vom 22sten Regiment ist schwer verwundet und soll bereits gestorben sein. Von den Mannschaften sind 4 todt, darunter 2 Un- teroffiziere; 11 stnd schwer, 2 nicht unbedeutend verwundet. Vom Civil sind gegen 14 Mann gefallen, line Menge schwer und leicht verwundet.“
Posen, 7. Mai. Gestern sind hier folgende Bekanntmachun⸗ gen erschienen:
„In der Bekanntmachung vom 3. April v. J,, mittelst deren die Festung Posen als im Hen mn nf b. befindlich erklärt worden, hatte sich das General⸗Kommands die näheren Bestimniungen für den Fall vorbe- halten, wenn die Umstände es nöthig machen sollten, von den dem Kom— mandanten in dem Publikandum vom 30. September 1809 eingeräumten Befugnissen in größerer Ausdehnung Gebrauch zu machen. Die verschie⸗ denen Kundgebungen der Presse in den Tagesblättern der letz— ten Tage über die Ereignisse der leßten Zeit, insbesondere über die Beschlüsse der in Frankfurt a. M. tagenden National- Ver- sammlung, veranlassen mich nun, in Anwendung, des Artikels 110 der Verfassungs⸗ Urkunde vom 5. Dezember 1848, bis auf Weiteres zu bestimmen, wie folgt: 1) Die Bestimmung des Ariikels 24 der gedach— ten Verfassungs⸗ Urkunde wird hierdurch außer Kraft gesetwzt. 2) Sämmt— liche hier in Posen erscheinenden Zeitungen, sie haben Namen, und verfol= gen eint Tendenz, wie sie wollen, so wie Plakate jeder Art, dürfen bei Vermeidung sofortiger Confiscation und Schluß der Druckercien nicht eher ausgegeben, versendet, verkauft, oder durch Anschlag verbreitet werden, als bis das hiesige Polizei⸗Direktorium die Erlaubniß hierzu ertheilt hat. Posen, den 6. Mai 1849. Der interim. kommandirende General von Brünneck.“ .
2) „Durch Mauer⸗Anschläge und die Zeitungen hatten die Vertrauens Männer der deutschen Verbrüderung auf gestern Nachmittag eine Volks- Versammlung berufen, um, wie sie in der Bekanntmachung sagen, auch hier durch eine feierliche Erklärung die von der in Frankfurt a. M. tagenden Nationgl⸗Versammlung entworfene Verfassung als rechtsgültig anzuerken- nen. So lange seitens der Regierung Seiner Majestät des Königs ein Anerkeuntniß dieser Verfassung nicht erfolgt ist, müssen wir in der Beru— fung einer Volksversammlung zu dem gedachten Zwecke eine gegen die Re= gierung gerichtete Demonstration erblicken, welche bei der gegenwärtig herr⸗ schenden allgemeinen Aufregung der Gemüther zu den bedenklichsten Folgen führen könnte. Mit Rügsicht hierauf und auf die den gleichen Zweck verfolgenden Beschlüsse des demokratisch- constitutionellen Vereins ha⸗ ben wir zwar bereits gestern die Abhaltung der berufenen Volks- Versammlung verhindert, finden uns aber aus den angegebenen Gründen in Anwendung des Art. 110 der Verfassungs - Urkunde vom 5. Dezember 1848 und unter Berücksichtigung der Bekanntmachung vom 3. April v. J., wodurch die Festung und Stadt Posen in den Belagerungs-Zustand erklärt und die Verschärfung der damals getroffenen Maßregeln je nach den Um- ständen vorbehalten worden ist, zugleich bis auf Weileres zu folgenden Be—= stimmungen veranlaßt: 1) Die Bestimmung des Art. 27 der gedachten Verfassungs-⸗ Urkunde wird hiermit außer Kraft gesetzt. 2) Die Abhaltung aller und jeder Volksversammlung, so wie die Versammlungen aller und jeder politischen Vereine sind von heute ab in der Stadt und Festung Posen und deren Rayons verboten und werden solche unter keinen Umständen fer nerhin gestattet werden.
Posen, den 7. Mai 1849.
Der interimistische kommandirende General von Brünneck.
Oesterreich. Wien, 7. Mai. (Wanderer.) Die gestern Vormittags auf dem Glacis von Sr. Majestät dem Kaiser abge⸗ haltene Revue der hiesigen Garnison war von dem herrlichsten Wetter begünstigt und zog, wie es zu erwarten stand, eine unab⸗— sehbare Zuschauermenge an. Nach abgehaltener Feldmesse begann bas Deftlé unter Anführung unseres Herrn Kommandirenden und Civil⸗ und Militair-Gouverneurs⸗Stellvertreter Feldmarschall⸗ Lieutenant Böhm, nach dessen Beendigung Se. Majestät in Beglei⸗ tung einer glänzenden Suite beim Schottenthore in die Stadt, über die Freiung, Hof, Kohlenmarkt in die Hofburg zu Pferde und von da in Wagen nach Schönbrunn sich begaben.
Wien, 8. Mai. (Wien. Ztg.) Am 6. Mai Nachmittags um 1 Uhr wurde der Gemeinderath der Stadt Wien, gemeinschaft⸗ lich mit dem Magistrate und dem wiener Civil⸗Gerichte, von Sr. Majestät dem Kaiser im Lustschlosse zu Schönbrunn in feierlicher Audienz empfangen. Der Präͤsident des Gemeinderathes Dr. Seiller hielt bei dieser Gelegenheit an Se. Majestät den Kaiser folgende Anrede, deren Schluß mit begeistertem dreimaligen „Hoch!“ be⸗ gleitet wurde:
„Ew. Majestät! Inmitten des lauten Jubels, mit welchem die Haupt— stadt Oesterreichs ihren so sehnlichst erwarteten, geliebten Kaiser das erste= mal in ihren Mauern begrüßt, schätzen wir uns glücklich, dazu berufen zu sein, den Gefühlen von Tausenden und aber Tausenden unserer , . Worte zu leihen und den Ausdruck der unwandelbaren Treue und der be⸗ geisterten Liebe für Ew. Majestät und das angestammte Kaiserhaus an den Stufen Ihres Thrones niederzulegen. Empfangen Ew. Majestät in dieser feierlichen Stunde das erneuerte Gelöbniß, daß die Bevölkerung Wiens in freudiger Hingebung für Fürst und Vaterland mit Millionen treuer Bürger wetteifern und sich den glorreichen Beispielen ihrer Väter würdig anreihen werde — daß sie bereit ist, mit Gut und Leben für die heilige Sache des Rechts und der Freiheit einzustehen. ,
Im Bunde mit Ihren treuen Völkern wird es Ew. Majestät gelingen, Oesterreich wieder zu seinem alten Glanze em porzuheben, und mit Begeiste—⸗ rung rufen wir im Namen der gesammten Bevölkerung Wiens: Heil un⸗ serem geliebten Kaiser!“ . ;
Der General-Licutenant und erster Kommandant von Steinäcker.“
Se. Maseslät der Kaiser richtete hierauf an die Deputation
folgende Worte:
Der Ausdruck der lopalen und patriotischen Gesinnung, den Sie Mir im Namen der Bürger Meiner Nesidenz überbringen, hat Meinem Herzen wohlgethan. Bei der Lage des Kampfes, welcher leider in Ungarn noch fortdauert, habe Ich beschlossen, Mich in die Nähe des Kriegsschauplatzes
Enthusiasmus aufgenommen.“
hörig legitimiren kann.
überwunden.
zu begeben. Es (st Mir Bedürfniß, mit Meinen Völkern Gutes und Schlimmes zu theilen. Ich habe daher Meinen Sitz in der Hauptstadt Meines Reiches genommen, der Stadt, die Mir als Meine Vaterstadl dop.= pelt nahe steht. Zwar ist die Lage der Dinge ernst, doch werden alle Kräfte aufgeboten, um die Größe und Ehre des Vaterlandes fest zu begründen und den Bestrebungen jener 9 n. die den Untergang le, ern g un für immer ein Ziel zu setzen. Ich vertraue auf den Schuß des Himmels und den ann Beistand aller Meiner getreuen und wohlgesinnien Pürger. Bringen Sie der Residenz Meinen freundlichen Kaisenlichen Hin,
Der Lloyd meldet: „Eben eingehende Berichte aus Preß— .. von heute Morgen melden die Ankunft des kommandirenden Feldzeugmeisters von Welden. Gestern waren von denselben mit telst Tagesbefehls an die . Kaiserliche Armee die nahe Ankunft des Kaisers, der sich in Mitte seiner tapferen Armee begeben wolle, verkündet. Diese Nachricht wurde von den Truppen mit größtem
Aus Mestre wird, dem Wanderer zufolge, gemeldet, daß die Kaiserl. Truppen Bologna ohne Schwertstreich besetzt haben.
Bayern. München, 65. Mai. (A. 3.) Die vom Staats- Ministerium des Kriegs angeordnete Einberufung sämmtlicher Beur⸗ laubten, zum Zwecke der Herstellung der bayerischen Armee auf den Kriegsfuß, ist in Folge eines Beschlusses im jüngsten Ministerrath wieder zurückgenommen worden. ) ö
Fürst von Leiningen, der vor einigen Tagen hier eintraf, hat sein schönes Gut Hohenburg im bayerischen Gebirge verkauft und wird München dieser Tage verlassen, um sich nach London zu begeben.
Speyer, 6. Mai. (Frkf. J) Der wegen der neuesten Ereignisse in der Il von der provisorischen Centralgewalt hierher , . Bevollmächtigte, der derzeitige Vice⸗Präsibent der Na—⸗ tional⸗-Versammlung, Essenstuck, ist bereits diese Nacht hier einge⸗
troffen und begiebt sich heute früh nach Neustadt.
Sachsen. Dresden ⸗Neustadt, 8. Mai, Vormittags 11 Uhr. (D. A. Z.) Die provisorische Regierung führt jetzt nur noch den Kampf der Verzweiflung. eute früh sind wieder zwel Bataillone Preußen eingerückt. Die Kanonade dauert ununter— brochen fort; der Kreuzthurm jedoch ist noch nicht in den Händen der Truppen. Die Stadt ist von allen Seiten umzingelt, und es dürfte daher nur Wenigen die Flucht gelingen. Die Eisenbahnhöfe sind stark besetzt, und Niemand wird fortgelassen, der sich nicht ge⸗ Der Ober⸗Kommandant des Ausstandes, Oberst⸗ Lieutenant Heinze (gewesenes Mitglied der ersten Kammer, früher, wie schen erwähnt, in griechischem Diensten), ist diesen Mor— gen gefangen genommen worden. So eben wird er, unter Be⸗= deckung eines starken Detaschements Infanterie vorbeigeführt; er geht in Civilkleidern. Die Transporte der Gefangenen mehren ich, und das Militair hat daher wohl bedeutende Forischritte gemacht. Eine Unzahl Waffen sind von dem Militair erbeutet worden, Die⸗ sen Nachmittag wird wahrscheinlich die Passage über die Brücke ge— gen Passirscheine gestattet werden. Bürger und Interventions Truppen stehen im besten Vernehmen. An vielen Häusern der Alt stadt sieht man weiße Fahnen wehen, und einige Burger daselbst haben Schutzwachen erhalten. .
Nachmittags 45 Uhr. Außer dem Ober-Kommandanten Heinze sollen noch mehrere Leiter des Aufstandes die Leipziger Zeitung meldet die een, , des berüchtigten Fürth) gefangen worden sein. Das Gerücht, daß Heinze bereits standrecht⸗ lich verurtheilt und erschossen worden, ist sehr verbreitet, indeß nicht beglaubigt. Wahrscheinlich wird morgen der vollständige Belage⸗ rungszustand erklärt werden; der General von Schirnding soll mit der ie fen ng desselben begustragt worden sein. Der Au fsstand ist noch nicht bestegt, in diesem Augenblick rasseln zwei Geschütze rei⸗ tender Artillerle die Meißner Gasse hinab nach der Gegend des Leipzig Dresdner Bahnhofes.ů Diesen Mittag wurden in Stadt Leipzig zwei Polen verhaftet, die diesen Nachmittag mehreremale im
Verhöre gewesen sind. . ee sehr en; rüh 5 Uhr. Das Feuern hat seit einer
Den 9. Mai fr Stunde in der Altstadt wieder begonnen. Dresden ist in einem Erfolgt bis
Umkreise von zwei Stunden militakrisch umschlossen. heute Nachmittaxg 2 Uhr keine Unterwerfung, so soll das schwere Geschütz gebraucht werden.
Mittags 12 Uhr. Der Kampf ist beendet, der Aufstand Nach 10 Uhr wurde hier Generalmarsch geschlagen. Es entstand eine große und frohe Bewegung unter den in der Neu— stadt befindlichen Truppen. Es hieß: der Kreuzthurm hat sich er= geben; der noch nicht genommene Theil der Altstadt hat sich i. ben! Wirklich wehten auf dem Kreuzthurme die ersehnten weißen Zahnen. Dle fremden Vertheidiger hatten ihre Position verlassen und die Dresdner die weiße Fahne ausgesteckt. Im Sturmschritte zogen die Truppen aus der Neustadt über die Brücke, um die im Feuer gewesenen Kameraden abzulösen, welche um halb 42 Uhr fro⸗ hen Muthes zurückkamen und von der versammelten Menge freudig empfangen wurden. Viele Gefangene, eine Menge eroberte Waf⸗ fen, auch drei große Fässer Pulver werden herübergebracht. Von Abends 6 Uhr an tritt im Umkreise von drei Meilen um Dres den der Belagerungszustand ein. Gestern Abend ist der Bürgermeister Tzschucke aus Meißen mit 40 Mann Reiterei hierher abgeführt worden.
Der König hat dem seither im Ministerium des Innern ange⸗ stellten Regierüngsrath Richard Freiherrn von Friesen unter Ernen⸗ nung zum Staaksminister das Bepartement des Ministertums des Innern übertragen. ;
Berlin, 10. Mai. Unserer gestern zuletzt gegebenen Notiz
üher den Kampf in Dresden fügen wir noch folgende ergänzende
Nachrichten hinzu. Bei dem Sturme auf das Posthaus in welchem alle noch gegenwärtigen Insurgenten niedergemacht wurden, verlo⸗ ren die preußischen Truppen 3 Todte und 5 Verwundete, bie säch⸗ sischn 2 Tobte und 14 Verwundete. Das Füstlier⸗Bataillen des 24sten preußischen Infanterie⸗Regiments, welches vom Sten Mittags
an an dem Kampfe Theil nahm, war vorzüglich bei dem Sturm
ĩ ᷣ lls auf das Posthauꝛfs und die Kreuzkirche, welche gleichfa . Morgen genommen wurde, thätig. Nachdem diese e, wichtigen Punkte einmal in der Gewalt der Truppen waren, n, ten die Insurgenten verhältnißmäßig nur noch schwachen W ö. and. Bie nach dem Altmarkt zu fuͤhrenden Straßen, wie De eg ich die Wilsdruffer⸗ und Scheffelgasse, wurden chnell Denn, und schen um 9 Uhr hatten die Sturmkolonnen den Altmarkt, 4 Hauptquartier der Insurreckion, erreicht. Zu gleicher uf wurden? nun auch bie Thore und. Ausgänge der J ch mit Truppen besezu, so daß eing fernere Flucht der Insu
. i zalich war, wie neuer Zuzug von ,, führer und Anstifter des
außen. Indessen scheinen die Hauptradels f ; , andes, 1, auch die Mitglieder der . pre sorlschen Regierung, schon vorher das Weite gesucht zu ha . e. preußischen Truppen haben, so viel bis jetzt bekannt itz — . J BVerluste erlitten: Kaiser Alerander⸗Negiment an 9 . und!! Soldaten, an Verwundeten 24 Soldaten; das Paste
. Die kerle Regiment an Todten 2, an Verwundeten 0 Füsiliere. von 3. her erwarteten Truppen, unter General⸗Lieutenant von
Källeben, waren zum Theil berelte gegen 2 Uhr Nachmittags ein⸗ getroffen.
ipzig, 9. Mai. (D. A. 3) Wir erfreuen uns fortwäh⸗ e. e eiten Ruhe. Die städtischen Behörden haben gestern . die en. zielende gemeinsame und dußerorbentliche Mitwirkung
schaften öffentlich ihren Dank ausgesprochen, allein auch zugleich barauf
ei. ; 3 vig gen Nachmittag findet die feierliche Beerdigung der im eh⸗ renvollen Kampfe am. 7. Mai hier gefallenen belden Kommunal⸗ gar disten. Dietrich Müller vom zweiten und Friedrich Gontard vom vierten Bataillone statt. Die Särge werden von Mitgliedern der Compagnieen getragen, denen die Gebliebenen angehörten, und von
beiden , 6 n ö. . 3 . Lpzg. Ztg. rgermeister Klinger hat seine Entlassung ge—⸗ 4 1 die Stadt verlassen. ssung g
Württemberg. Stuttgart, 7. Mai. Der Schwäb. Merk. enthält nachstehendes Schreiben des Staatsraths Römer;
„Gestern Abend, wurde mir die Ulmer Kronik vom 5. Mai (Nr. od) zur Einsicht mitgetheilt. Mit Verwunderung finde ich darin einen vom 4. Mai aus Stuttgart datirten Artikel, worin die Behauptung aufge— sieilt wird, daß mir General-gieutenant von Miller über die vielbesprochene Dislocation der württembergischen Truppen in Baden einen Brief geschrie⸗ ben, daß ich den Inhalt dieses Briefes meinem Sohne, dem Nechts-Kon— sulenten Robert Rönier, eröffnet und daß dieser ihn seinen Bekannten hin⸗ ter dem Glase ausgeposaunt habe. Diese Behauptung ist von der ersten bis zur letzen Sylbe eine Lüge. Ich wechsle mit dem General-Lieutenant von Miller nie Briefe, derselbe hat mir über die Dislocation der württem⸗ bergeschen Truppen in Baden weder mündlich, noch schriftlich, weder mittel= kar, noch unmittelbar irgend eine Mittheilung gemacht, und ich habe über diese Dielocation mit meinem Sohne zu keiner Zeit irgend eine Unterbal- tung der erwähnten Art gepflogen. Um den Schreiber des Aufsatzes in der Ulmer Kronik bekümmere ich mich nicht, aber den intellektuellen Urheber desselben, wer er auch sei, fordere ich auf, sich zu nennen, um ihm 6 zu können, was ich von ihm halte. Wohl weiß ich, daß ich in gewissen viel vermögenden Personen der höheren Regionen sehr entschiedene Gegner habe, welche mir nicht verzeihen, daß ich reactionaire Pläne nicht begün= stige, eben so weiß ich, daß mir im Volke eine Partei enigegen steht, welche höchlich bedauert, daß der kaum geschlichteie Streit zwischen der Krane und bem Ministerium cine friedliche Lofung erhalten hat; wohl weiß ich endlich, daß der Sieg der einen oder anderen der eben bezeichneten Parteien die Beseitigung des gegenwärtigen Ministeriums zur Folge haben wird; die= senigen aber kennen meine chrenwerthen Kollegen und mich nicht, welche da meinen, Gefahren solcher Art werden uns bestimmen, den Weg unserer bis- herigen Politik zu verlassen und Len des Räckschritis oder der Revolution einzuschlagen. Wir besitzen den Muth und die Kraft, nach oben standhaft und nach unten vernünstig zu bleiben, und wenn wir vom öffentlichen Schau- plaße abtreten, so werden wir nicht gest ürzte Minister sein, sondern solche, die aufrecht von dannen gehen. F. Röm er
Ludwigsburg, 5. Mai. (Schwäb. Merk) Die hiesigen . Underoffizicre und Soldaten haben nachstehende Erklärung veröffentlicht: .
„Mit gewaltigem Schlage geht die Zeit an alles Bestehende. Wenn auch das Heer von ihrem Walten nicht unberührt geblieben, so stehen doch die Pfeiler seiner kriegerischen Thätigkeit: Treue, Gehorsam, Ordnung, fest und unerschütterlich. Tren dem i für König und Verfassung werden wir zum Schutze Beider Blut und Leben mit Freude dahin geben. Ge— horsam den Vefehlen der Oberen sind wir wie ein Mann bereit, überall mit der vollsten Kraft dem Feinde entgegenzutreten, möge derselbe von au⸗ ßen dem Vaterlande drohen, möge er im Innern den Thron oder die Ver- fassung zu erschüttern bestrebt sein. Ordnung zu handhaben, dem engeren wie dem weiteren Vaterlande Ruhe zu bringen, alle Störer des Gesetzes mit den Waffen zu betämpfen — darin schen wir unferen Stolz, unseren edelsten Beruf. Ferne von uns sind die Einflüsse aller Parteien, treu und standhaft bleiben wir bei unserem Eide, mit vollem Vertrauen folgen wir, wohin das Hesetz und unsere Führer uns rufen, mit unerschütterlicher Ehr= furcht und Liebe umfassen wir unseren Königlichen Feldherrn.
Die Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der Garnison Ludwigsburg, mit Einschluß des nach Stuttgart komman⸗ dirten Aten Bataillons des 7ten Infanterie⸗Regiments.“
Hannover. Hannover, 8. Mai. Die Hannov. Ztg. berichtet; „Der gestrige Tag mit seinen fir gerd Massen . monstrationen ist völlig ruhig vorübergegangen. Die Bekanntma—⸗ chung der hiesigen Polizei⸗-Direction mochte das Ihrige dazu beige— tragen haben, um massenhafte Zuzüge fernzuhalten. Wenigstens verdankt ihr eine nn, der hiesigen politischen Vereine ihre Entstehung „durch welche ebenfalls von Zuzügen abgemahnt wird, „um der überlegenen Militairmacht gegenüber nutzloses Blut- vergießen zu vermeiden“. So beschränkten sich denn die auf den Aufruf der hildesheimschen Volksvereine herbeigeeilten „friedlichen Schaaren“ auf, etwa 10 Personen aus Göttingen, vom Dr. Plathner geführt und angeblich auf dessen Kosten hergebracht, auf etwa 26 Mitglieder hildesheimscher Vereine, etwa 30 Per= sonen aus Osterode, einige Abgeordnete der osnabrückschen und der hamelnschen Volksvereine, und wenige andere minder zahlreiche De— , Außerdem hatte sich eine Deputation des göttinger
kagistrats eingefunden. Sechs Personen, aus Goslar bewaffnet dung sogen, sind auf dem lehrter Bahnhofe wieder umgekehrt, nach— em sie dort von der Obrigkeit zur Jurücklasfung der Waffen auf— gefordert waren. Die Abgeordneten der Vereine versammelten sich . im Lokale des Arbeiter⸗Vereins, dann im Remischen Hofe, und, wählten dort unter dem Vorsitze des Advokaten Freu—
denthal aus Lamspringe zur Deputation an' Se. Mehestẽ den König de ge 3 eputation an Se. Majestät Bueren 8. . selbrftn, den Syndikus Dr.
den Dr. Nolte aus Lüneburg, den Ihrer nen m gen aus Holle, den Advokaten . Hartz ides n n . den Kandidaten der Advokatur Dettmar aus liier ef. 3! jese Deputation begab sich in das Königliche Pa—= ben gef nrg . von der zahöreich erschienenen Bürgerwehr samn elten gu über besetzt waren. Sie ist von einem Theile der ver⸗ ber nig ee ne chauer mit einem 8 begrüßt, worin auch ein Theil den mit Len hr eingestimmt haben soll, die übrigens gleich darauf , ga un der militairischen Anordnungen beauftragen Ge= Heput c lt en gleicher Weise begrüßt hat. Im Palais ist der Biaͤttern n, ffnet, was sie berelts aus der In den fn er. machun ö. Tage, zuvor enthaltenen amtlichen Bekannt⸗ Majestaͤt k. mußte, daß sie zur Audienz bei Sr. einer! dem R önige nicht zugelassen werden könne. Mit derfehen iwes nige zu. überreichenden Petitien ist sie nicht entfernt. Im . ind hat sich somit unverrichleter Sache wieder han diungen ch Hofe sind dann lange, sehr stürmische Ver— Aufruf kan 33 9. Es soll endl ch ein Ausschuß zum Erlaß eines iche Au ö * annoversche Volk niedergesetzt sein. Die öffent⸗ kingsten gesthtt! tigens im Laufe des gangen Tages nicht im! Ge— ür auß 6. dennoch haben die gehegten Befürchtungen einen kehr des lgestus⸗ Berkckufer gleich ungünstigen Einfluß auf den Ver⸗ ß baer zefk lern gef statishndenzßen Jahrharties gehRöbt,! Und was aller dem 3 zin ige, wenn auch für Einzelne empfindliche Folge wird bei . n a e nen Agitationen gewesen und zige bleiben.“ gesunden, gesetzlichen Sinne unseres Volkes die ein⸗
Harburg, e hler zw ge 8. Mai. (H. C) Heute M . ire rtf ,, i . und i . 5. nd so , mpfboote von Hamb
sofort durchpassirt; sie gehen auf dem kö
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Sach sen⸗Weimar. Weimar, 8. Mai. (Weim. Ztg.) Das Ministerium hat nachstehende Bekanntmachung erlassen:
„Dem unterzeichneten Staats- Ministerium sind im Laufe der letzten Tage von verschiedenen Seiten Petitionen in Bezug auf das deuische Ver⸗ fassungswerk zugegangenen. Unter anderen Umständen würden diese Petitio- nen der bestehenden Regel gemäß, soweit darauf etwas nicht zu verfügen war, nur zu den Akten zu nehmen gewesen sein. Da indeß das Verlangen der Staatsangehörigen des Großherzogihums, von den Ansichten ihrer Regierung über biese wichtigste Angelegenheit der Gegenwart Kenntniß zu
erlangen, ein ganz berechtigtes ist, so wird auf höchsten Befehl hierdurch
Folgendes zur öffentlichen Kenntniß gebracht: . ᷣ
„Die Großherzogliche Staatsregierung hat die von der deutschen Na tional ⸗Versammlung in zweiter Lesung beschlossene Verfassung des deutschen Neiches als rechtsgültig anerkannt und die leßtere wird in einem der näch= sten Regierungsblätter in der gesetzlichen Form bekanut gemacht werden. Dagegen wird die Vereidung der Staatsdiener und des Militairs auf die Verfassung zur Zeit noch nicht angeordnet werden, nachdem auch ein hierauf gerichteter Äntrag in der dentschen National⸗Versammlung verworfen wor— den. Im Uebrigen wird die Großherzogliche Staatsregierung den auf Aus— führung der Verfassung gerichteten Berfügungen, insofern. sie von der verfassungsmäßig bestehenden oder verfassungsmäßig noch zu errichtenden Reichs⸗Central ⸗Behörde ausgehen, ungesäumt nachkommen. In Berückich⸗ tigung der großen Verbindlichkeiten, welche hieraus dem Großherzogthum und seinen Angehörigen erwachsen können, trägt jedoch das unterzeichnete Staats Ministerium Bedenken, die alleinige Verantwortung zu übernehmen und das- selbe hat daher bei St. Königl. Hoheit dem Großherzog den unterthänigsten An= trag auf baldigste Einberüfung des Landtags gestellt. Die Großherzogl. Staatsregierung wird den hier angedeuteten Grundsätzen, wie zeither, so auch ferner folgen. Sie ist sich vollkommen bewußt, daß sie auf diese Weise Alles thut, was in ihren Krä ten steht, um das denische Verfassungswerk wahrhaft zu fördern. Aber sie wird auch um so fester mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln den Bestrebungen derjenigen entgegentreten, welche die esstrebte Einigung des deutschen Volls nur zum Vorwand für andere , nr . Besonnenen sogleich einleuchtet, die Er=
8 h aufs Aeußerst ährden.
Weimar, am 8. Mai 1869. erste gefährden
Großherzogl. sächs. Staats⸗Ministerium. von Watz dorf.“
Brgunschweig. Braunschweig, ? i
nch n . hweig, 8. Mai. (Magdeb.
It . Eröffnung der heutigen Sih ung der . ,. ung ergriff der Vice-Präsident Grassau J. die Gelegen⸗
heit, ö. in der Stadt lursirendes, von irgend einem müßigen Kopfe
ö 36 9. beg mit den Ministern nicht im ö ö .und diese daher ihre Entlassung genomm
hätten, für durchaus unbegründet 5 3 ssung g en
Schleswig Holstein. Schleswi 7. Mai. (Alt Ner k Die . sind in Jütland ig ne ehe Prittwitz verlegte bereits am Iten sein Hauptquartier nach Kol⸗ ding; gestein Morgen haben sich die Reichetruppen in Bewegung gesetzt, die Preußen die jütische Gränze westlich von Kolding uͤber⸗ schritten. Die ersten Abtheilungen der preußischen Division standen gestern Mittag bei Harthe jenseits der Kolding⸗ Aue. Gleichzeitig rückten die Bayern von Hadersleben aus gen Norden und wurden von den nachrückenden Sachsen abgelöst. Man erwartete, daß heute
Morgen sämmtliche Truppen von Kolding und Umgegend aus vor⸗—
rücken würden.
Die Positionen im Sundewittschen sind von der . fehle des hessischen General- Lieutenants Bauer . i fe des 2ten Aufgebots eingenommen worden.
General von Prittwitz hat an die Jütländer eine Proclamation erlassen, in welcher er ihnen den bevorstehenden Emmarsch ver deut— chen Reichs Truppen in Jütland ankündigt, sie des Schutzes ihres
igenthums und ihrer Personen versichert und die bevorstehende Occupation von Jütland als eine Maßregel bezeichnet, welche dazu bestimmt sei, den Ersatz der von Dänemark aufgebrachten Schiffe und ihrer Ladungen zu sichern.
Der Präsident Bargum ist hier so eben durchgekommen und geht ins Hauptquartier, wie es heißt, auf den Wunsch des Gene— rals von Prittwitz wegen der Civil-Verwaltung des von Jütland zu okkupirenden Theiles.
„Erkern förde, 6. Mai. (Alt. Merk.) Vor dem eckern— förder Hafen kreuzen wieder täglich dänische Kriegsschiffe, bald mehr, bald weniger. Ver einigen Tagen konnte man von einer Anhöhe aus deutlich 6 zählen. Gestern waren nur zwei sichtbar, darunter ein Dampfschiff. Sie kommen, schauen aus weiter Ferne einen Au—⸗ genblick zu uns herüber und segeln dann ruhig weiter.
Musland.
Frankreich. National-Versammlung. Sitzung vom 7. Mai. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. 37 den . gen nehmen die neulich vergebens stattgefundenen Vice⸗Präsidenten— wahlen viel Zeit weg. Das Resultat ist ziemlich dasselbe. An der Tagesordnung sind zuvörderst mehrere Eisenbahnlinien. Ferner die dritte Lesung der Majoratsbill. Nach Erledigung derselben nimmt Jules Favre das Wort. „Neue Ereignisse in Italien“, sagt er, Zversetzen die Versammlung in große Spannung. Ich habe den Minister des Auswärtigen privalim bereits zur Rede gestellt und ihn gefragt, ob er keine Depeschen vom Schauplatz habe. Allein er hat mir erklärt, daß er noch keine Depeschen erhalten habe, welche amtlichen Charakter genug trügen, um die Verfammlung zu beru— higen. Ich war einer der Ersten, welche sich für die Intervention erheben; allein es geschah dies aus patriotischem Interesse; ich wollte nicht, daß Oesterreich zuerst seinen Fuß auf römisches Gebiet setze. Icht, sehe ich aber, daß gerade das Gegentheil geschieht, was die Minister im geheimen Ausschusse betheuerten. Die Mini⸗ ster gelobten ausdrücklich, daß die Expedition nicht gegen die römi— sche Republik gerichtet sei, obgleich sie dieselbe nicht offiziell aner⸗ kannten. Es war versprochen, der römischen Freiheit nichts zu Leide zu thun, sondern sie im Gegentheil zu beschüuͤtzen. Unsere Truppen, sagte man, sollten den römischen Boden nur betreten, um ein Ge— gengewicht gegen den reactionairen Einfluß Oesterreichs und Nea— pels zu bilden. Schon Oudinot wechselte aber in seiner ersten Procla— mation die . er redete vom Bekämpfen der Anarchie in Rom, und man sah aus jeder Zeile, daß es fich um Gewaltstreiche handele. Die französische Armee, mit Wohlwollen von jener Be— völkerung aufgenommen, ließ dieselbe nicht die Hand des Be— schützers, sondern die Hand des Stärkeren fühlen; die Streitkräfte von Civitavecchia wurden entwaffnet, die Forts besegzt, und wäh⸗ rend die eigentlichen Feinde Frankreichs im Norden und Süden ihre drohenden Truppenmassen sammelten, marschirte der General Qudinot gegen Rom. Die Folgen eines solchen Treubruchs konnten nicht ausbleiben. Was geschah? Statt der Sympathieen, auf welche er rechnen zu können glaubte, traf er auf ernstlichen Wider“ stand, auf organisirte Truppen und Barrikaden. Unsere Truppen sind mit den römischen Brüdern handgemein geworden, Blut ist ge⸗ flossen. Möge dieses Blut auf ö Unklugen (er zeigt auf die Ministerbank) fallen! (Bravos vom Berge.) Gensthigt, sich . indem er 130 Todte und 600 Verwundete auf dem Kampfplatze ließ, nahm General Oudinot am 30. April eine Stel⸗ lung außerhalb der Stadt ein, wo er Verstärkungen erwartet. Nun, das ist
eine Kriegserklärung; es ist eine mehr, es ist eine Mi ĩ ĩ
Wir sind getäuscht worden, wir wollen 1 i e, , , haben den Minister gestern gefragt, ob er teine Depe chen habe; er antwortete, daß er nur eine Depesche besitze, welche 9 bewei . ne. Oudinot von der römischen Bevölkerung gerufen , (Lärm.) Man sieht jetzt, welche Sympathie für uns in Rom li ö. man empfängt unsere Truppen mit Flintenschüssen. (Vom 3 ! Das sagten wir Euch ja bei der Kreditbewilligung im 6 Man wollte den Volkswillen respektiren, und jetzt sieht man a der Papst ist von Jesuiten umstrickt; er duldet die Intervention Frankreichs nur ungern; durch Oesterreicher und Neapolitaner nicht durch die Franzosen wollte er nach Rom zurückgeführt sein. Schon dies hätte das Kabinet bewegen sollen, seinem Lieutenaut die größte Milde zu befehlen, statt dessen verschreibt sich derselbe Belagerungs⸗ geschütze, um die Stadt Rom wahrscheinlich in inen Schutthaufen zusammenzuschießen. (Vom Berge: Das soll nicht geschehen ) Das Kabinet hängt sich an das Schlepptau der Papstherrschaft. (Links: Einer Jesuiten Regierung!) Ich rufe die Versammlung zum Zeu= gen, als sie den Kredit, bewilligte, dachte sie gewiß nicht daran ihre Hand zu solchem Kriege zu leihen. Sie muß, getäuscht und irregeführt vom Ministerium, wieder handelnd auftreten, die Initia- tive wieder ergreifen; sie . während der Sitzung eine Kom— misston ernennen und sie beauftragen, Kenntniß von den an die französischen Agenten abgefertigten Instructionen zu nehmen; sie muß sich von dieser Kommission sofort Bericht erstatten lassen; sie muß den General Oudinot desavouiren und abberufen.“ Odilon Barr ot: „Ich glaubte, diese Interpellation hätte Aufklärung der Thatsachen zum Zweck; aber ich sehe, sie klagen die Regierung an. Wir hätten vermuthet, daß unsere Ankläger erst die Depeschen abwarten würden. Ohne aber die Ankunft genauerer Depeschen abzuwarten, erheben sie bereits Klagen gegen uns und gegen die Männer, die wir an die Spitze der Unternehmung stellten. Sie sagen, wir hätten unser Wort gebrochen. Erinnern Sie sich nicht, daß wir Ihnen sagten, als wir den Kredit von Ihnen verlangten? Wir gehen, sagten wir, nach Italien, um, wenn nicht die roͤmische Republik, so doch die italienische Freiheit zu retten. Und was wollte die National— Versammlung? Wollte sie die; Politik des Herrn Ledru Rollin fort— setzen und eine enge Solidarität zwischen Frankreich und den römi— schen Revolutionairs knüpfen, oder nicht vielmehr die Sache einer weisen und würdigen Freiheit beschützen? Stellen Sie die Frage so, und die Antwort liegt schon darin. Uebrigens wünscht die Regierung nichts dringender, meine Herren, als einer von der Versammlung ernannten Kommission die Instructionen vorzulegen, welche sie ihren Agenten ertheilt hat. Benn diese Instructionen werden sie vollständig rechtfertigen. (Oh, oh!) Die angelangten Berichte lassen keinen Zweifel in die Loyalität Oudinot's zu. Das Ministerium war den Versprechungen treu, die es ihnen gegeben. Es kann diese Anklage gegen den braven General Oudinot, einen der tapfersten Krieger Frankreichs, in einem Augenblick nicht gestatten, wo derselbe unglücklich oder getäuscht ist.“ Lamoriciere: „Herr Favre verlangte bereits Mittheilnng der dem General Oudinot mitgegebenen Verhaltungsbefehle. Wir un— terstützen dies und tragen darauf an: 1) Die Regierung möge der National⸗Versammlung oder einer zu erwählenden Kommission den Text dieser Instruction mittheilen; 2) den Text der telegraphischen Depeschen vorlegen; 3) erklären, ob sie den Krieg gegen Rom fort⸗ zuführen entschlossen?“ General Lamoriciére erklärte, das Ministe⸗ rinm und die Kommission seien übereingekommen gewesen, daß die französischen Truppen, und sollte es selbst mit Gewalt ge⸗ schehen müssen, einen Punkt des römischen Gebiets besetzen ol. ten, um Frankreichs Einfluß daselbst zu repräsentiren, die Contre⸗ revolution zurückzuhalten und nöthigenfalls den Oesterreichern in Rom zuvorzukommen. Es frage sich also, ob diese Verpflichtungen überschritten worden. (Beifall. Flocon eilt auf die Tribüne und sagt: „Da die Regierung so schlecht unterrichtet ist, so will ich ihr Briefe aus Toulon vom 3. Mai und aus Marseille vom 4. Mai vorlesen.“ In diesem Brief heißt es, daß 120, nach anderen 509 Franzosen gefallen seien, daß Oudinot die Stadtzugänge fünfmal habe stürmen lassen und fünfmal zurückgeschlagen worden sei, daß die französischen Truppen sich nach San Paolo, 4 Lieues von Rom, auf dem linken Tiber⸗-Ufer, hätten zurückziehen müssen, daß die in Rom wohnenden Franzosen eine Legion gebildet hätten, die als Vortrab diene, und daß auf den zahlreichen Barrikaden der Artikel 5 der französischen Verfassung als Fahne wehe. Uebrigens las— sen diese Briefe dem Muth des Generals Oudinobt, des⸗ sen Adjutant neben ihm gefallen, Gerechtigkeit widerfahren. Drou yn de Lhuys: „Wir decken die Handlungen des General Oudinot und willigen in die Vorlage der Akten.“ (Aufregung.) Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten trat den von Gene— ral Lamoriciere gestellten Anträgen ohne Bedenken bei. Herr Jules Favre sah sich dadurch genöthigt, selbst etwas von seinen anfänglichen Beschuldigungen gegen die Regierung abzulassen und zuzugestehen, daß die Minister wohl loyal gehandelt haben könnten und vielleicht nur getäuscht worden seien. Ueberdies schwächten zwei Eingeständnisse in den von Flocon vorgelesenen Berichten die Wirkung ein wenig, die er sich von dieser Verlesung versprochen hatte: nämlich erstens der Umstand, daß eine Anzahl in Rom woh⸗ nender Franzosen sich anheischig gemacht, ihre Waffen gegen ihre eigenen Landsleute zu führen, und dann die Bemerkung, daß Rom gegenwärtig im Besitz eines Haufens von Abenteurern sei, die uͤberallhin zögen, wo es gelte, draufloszuschlagen. Die Versamm⸗ lung zog sich nun sofort in ihre Abtheilungssaͤle zurück, um einen Ausschuß zu ernennen. Dieser Ausschuß soll die Aktenstücke prüfen, und um 9 Uhr Abends soll die Sitzung wieder beginnen; also eine Nachtsitzung. Die Sitzung wird einstweilen um 53 Uhr geschlossen oder vielmehr suspendirt.
Paxis, 7. Mai. Die Patrie meldete gestern Abend: „Nach einer telegraphischen Depesche, welche der Regierung zuging, setzte sich der General Oudinot nach Rom in Marsch, wohin ihn, den Bexichten zufolge, der Wunsch der Bevölkerung rief. Es scheint jedoch, daß er von seiten der Fremden, die in Rom wohnen, auf einen hartnäckigeren Widerstand stieß, als er dies Anfangs vermuthet hatte. Er hat sich daher in einiger Entfernung der Stadt festgesetzt, wo er den Rest seiner Expeditions-Armet ab— wartet.“ „Obige Depesche“, sagt heute das Journal des Dée⸗ bats, „giebt weder Ort, noch Stunde an. Wir vermuthen, daß Oudinot am 28. April von Civitavecchia aufbrach und am 30sten vor Rom ankam, wo er zurückgeworfen wurde und sich zwischen der Stadt und dem Dorfe Castel gelido, drei Stunden von Rom, fesssetzte.“ Die Tribüne bemerkt, daß die Fremden in Rem, von benen die ministerielle Depesche spricht, Niemand anders seien, als die Fran⸗ zosen, welche sich seit Jahren in Rom niedergelassen. Die Re= publique und die Revolution sagen, man spreche davon, daß Dudinot selbst getödtet worden sei. Dies scheint jedoch ein leeres Gerücht zu sein In ver heute hier eingegangenen Sentinel! de Toukon vom . Mai finden sich folgende Nachrichten; Dr g den „Veloce“, der Civitavecchia am 1. Mai verließ, erfahren . daß fich Dudinot mit einem Theile seiner Armes am 235, 5 Hin- Kihitavechia gegen Rom in Marsch seßte. Ungeachtet