1849 / 136 p. 4 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

ĩ r lachen dürften. Beifall links.) Bei Baden wird . *. Bewegung wird weiter gehen, und Sie wer⸗ ten vor ihren Folgen erschrecken. Sie werfen uns vor, daß wir die Exekutive in die Hand nehmen wollen. Ja, wir wollen die Exeku⸗ tie in die Hand nehmen, aber nicht blos wir. Nehmen Sie sie in pie Hand, wir treten sie Ihnen gern ab, aber retten Sie das Va⸗

ü Beifall. Bringen Sie ein Gesetz ein, daß, wie in . . deifg shen der Versammlung über die Garnison zu dann wollen wir uns eher beruhigen, aber handeln

ü abe, 6 i. (Großer Beifall links.)

Der interimistische Reichs Kriegsminister von Peucker erklärt in

i einige Aeußerungen des Vorredners und auf die Beziehung auf einig :

Borgaͤngé in Baden, daß die Centralgewalt ihre Pflicht gethan habe unb' ferner zu thun gesonnen sei.

Der Schluß der Debatte wird angenommen. Der Vorsihende stellt die Unterstüͤtzungsfrage zu den Anträgen. Die Berichterstatter erhalten das Wort. Zuerst derjenige der Minorität, Abgeordneter Stedmann, welcher in kurzen Worten den Antrag zur motivir⸗ ten Tagesordnung überzugehen begründet und auf einige Bemer⸗ kungen des Vorredners erwiedert. Er will die „alte Treue“, welche zu bethätigen der Tagesbefehl die Truppen auffordert. Er macht darauf aufmerksam daß in Baden der Aufstand ausgebrochen sei, trotzbem, daß die Verfassung daselbst anerkannt gewesen, bestätigt die vom Abgeordn. Plathner ausgesprochene Ansicht über die Iden⸗ tität des preußischen Volks mit dem preußischen Heere, und erklärt sich zuletzt dahin, daß man die ausübende Gewalt denjenigen lassen müsse, denen ste gebühre.

Der Berichterstatter der Majorität, Backhaus, tritt das Wort ab für den Abg. Simon von Trier. Dieser kommt auf den Aus—⸗ spruch des Abg. Plathner zuerst zu reden. Er fragt: Ist das preu⸗ ßische Volk und das Ministerium Brandenburg, welches die Solda⸗ ten gegen die Bürger in den Kampf schickt, identisch? Beantworten Sie mir diese Frage bejahend, können Sie das bejahen, so will ich zugeben, daß das preußische Volk identisch sei mit der preußischen Armee,. Die Truppen sollen ihr früher gegebenes Wort halten. Die Fürsten aber, die sich nach der März-Revolution für consti⸗ tutionell erklärten, die dieser Versammlung alle Berechti⸗ n zuerkannten, sie brechen jetzt ihr Wort, aber der Soldat soll es halten. (Beifall links. Es giebt eine Politik des Vertrauens und des Mißtrauens. Sie haben immer die Po⸗ litik des Vertrauens nach oben befolgt. Sie werden wohl Alle darin übereinstimmen, daß diese Politik gescheitert ist. Der Redner kommt auf die Centralgewalt zu sprechen, nachdem er ezeigt, wie man in Berlin nichts von Volkes, sondern nur von Gottes Gna— den wolle, und ruft aus: Wenn derjenige, der aus unserem Schoße hervorgegangen ist, den Speer gegen die eigene Mutter kehren könnte, dann appellire ich an das sittliche Gefühl der Nation. (Großer Beifall links, und oben.) Sollen wir uns nicht in die Exekutive einmischen, so thue die Centralgewalt ihre Pflicht. Die Durchführung der Verfassung gehört ihr ei⸗ gentlich nicht an; wenn sie dieselbe nicht durchführen hel⸗ fen will, so führen Sie sie durch, denen es zukommt, thun Sie es nicht, so werden sie Andere durchführen, vamit nicht jene Lawine, die sich herabwälzt von Norden nach Westen, die sich hin⸗ wälzen will über die Trümmer der Städte und über die Leiber der deutschen Stämme, ihr Ziel erreiche. (Da dieses Bild in Bezie= hung zu einem ähnlichen neulich von Herrn Wernher aus Nierstein

ebrauchten steht, so wendet der Redner die letzten Worte an den⸗ fan Wo ist der Sitz der Anarchie? 45 Millionen waren für die Verfassung disponirt, nur 4 Königsfamilien waren es nicht. Daher die Anarchie. Der Redner berührt hierauf den Umstand, daß Herr von. Gagern versprochen habe, an der Verfas⸗— sung unwandelbar festzuhalten, und stellt es in Abrede, daß er sein Versprechen gehalten. Ueber die Bemerkung des Abgeordn. Stedmann meint er; Aus glaubwürdiger Quelle kommt mir die Nachricht, daß das Militair in Baden, welches noch nicht auf die Verfassung vereidigt ist, sich nun für dieselbe erklärt habe. (Zur Rechten.. Wenn sich Extreme herausbilden, so sind nur Sie daran schuld, und Sie selbst haben es sich zuzuschreiben, wenn Sie durch die Extreme von Norden und Westen zerquetscht werden. Ich betrachte die Konflikte als den Ausdruck unferer gan—⸗ en Situation. Daß in dem Heere ein widerstrebender Geist ist, 9 Herr Raveaux schon gesagt. Ich könnte Ihnen Beispiele hin⸗ zufügen, allein ich will es jetzt nicht. Der Redner sieht Gefahren in der Nähe. Als die Centralgewalt unter Glockengeläut in Frank— furt einzog, da brauchte sie keine Leibgarde, aber jetzt, wo fie den

esetzlchen Boden verläßt, wo das interimistische Mini⸗ . als der Ausdruck der Krise zwischen ihr und der Versammlung zu betrachten ist, braucht sie eine solche. (Bei⸗

fall Die verfassungsfreundlichen württembergischen Soldaten hat man heute einige Meilen von Frankfurt entfernt, man entwaffnet den Freund, den Feind bewaffnet man, und dann sehen Sie, was aus der Versammlung wird. In Bockenheim hat der Major des 2ten Bataillons vom Zösten Infanterie- Regiment der Bürgerwehr das Exerzieren auf ihrem gewöhnlichen Platze ver boten, mit Entwaffnung gedroht und einlge Bürgerwehrmänner, welche sich zu ihrem Exerzierplatze trotzdem begeben wollten, ent waffnen lassen. (Hört) Wenn Sie denn so kreu an den Grund— rechten halten, so stimmen Sie mit uns. Wenn Sie keine anderen Farben dulden wollen, als die schwarz-roth⸗goldene, nun, so dulden Sie auch keine schwarz-weißen und schwarz⸗gelben. Man lese die Proclamation des Montagskränzchens und daneben die des Herrn Kriegs⸗Ministers. (Der Redner verlie letztere.) Von jener Par⸗ tei, welche nach rechts liegt, und die die Verfassung auch nicht will, ist in letzterer nicht die Ride. Das Plakat will Ordnung. Wir wollen auch die Ordnung, aber unter der Reichs- Verfaffung. Bald follte man nach jenem Plakate glauben, als ob jene nach rechts liegende Partei, welche die Verfassung auch nicht will, an jenem Plakate mitgearbeitet hätte. Eine Ordnung in ihrem Sinne wollen wit nicht. (Beifall. Wollen Sie warten, bis die Cernirung der Versammlung vollendet, wollen Sie warten, bis die Instructionen von Berlin angekommen, bis alle Fäden gesponnen sind, Sie zu umschlingen, bis man kommen wird und vor Sig treten und Ihnen Gesetze diltiren wird? Dann wer= den sich die Abgeordneten nach Haufe begeben, sie werden erzählen, wie man sie betrogen, es wird (ine Aufregung entstehen, aber da“ gegen ist man schoön gexrüstet. Man kennt es ja das „das wird sich finden!“ (Beifall) Temporisiren Sie nicht länger, sehen Sie nicht die nahe Gefahr? Wir werden nicht weichen, wir werden aus⸗ harren! Es ist ja ein. Kleines, ein Lebengflämmchen auszubiasen! Der Redner schließt mit den Worten: „Wenn wir uns auch in die Bajonette werden stürzen müssen, so werden wir es thun und uns der Worte Luther's erinnern; Gott helfe mir, ich kann nicht anders,.“ (Großer anhaltender Beifall im Hause und auf den Gallerien.) 4 z Der interimistische Herr Reichsminister⸗-Präsident von Ga— gern: Meine Herren, ich muß bitten, meine ,,, zu be⸗ rücksichtigen. Ein Standpunkt ist mir . meine Stellung gebo⸗ ten, meine Pflicht gebietet mir, ihn einzuhalten. Ich glaube be⸗ rechtigt zu sein, Sie um Schonung in Ihrem Urtheile zu ersuchen, und um so mehr, als Sie heute erfahren haben, daß ich in dieser

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Lage nicht mehr lange bleiben werde. Ich habe erklärt, an der Verfassung festzuhalten, und ich werde es. (Beifall.) Bin ich aus meiner Doppelstellung heraus, dann werde ich meinen Platz wieder einzunehmen wissen. Wir wissen, die Phantasie des Herrn Simon ist heiß und lebendig, er sieht Gefahren, wo ich Sie versichern kann, daß keine sind. Ich versichere Sie, es sst in der Absicht des Inhabers der Centralgewalt nichts der Versammlung Feindliches. Er äußerte sich selbst gegen mich: Ich bin mit dem Oelzweige hierher gekommen. Ich werde niemals meine Unterstützung dazu bieten, daß man die National⸗Versammlung trete, aber auch nicht, daß man die Regierung trete. Ehe Se. Kaiserliche Hoheit etwas gegen die Versammlung unternähme, würde er abtreten. Der Reichsverweser ist seines Amtes müde und wird es, glaube ich, bald niederlegen. Doch überstürzen wir nicht die jetzt vorhandene gefährliche Krisis. Wir wollen bewaffnet sein, und ich werde meine Unterstützung jeder Maßregel bieten, welche gegen einen Angriff auf die Verfassung gerichtet ist. (Beifall.) Hier ist keine Gefahr. Die wenigen Truppen in Frankfurt, die nicht einmal hinreichend wären, wenn die ganze Bevölkerung sich er⸗ höbe, haben lediglich die ehrenvolle Bestimmung, die öffentliche Srdnung aufrecht zu erhalten; sie sind aber nicht der Ansicht, daß die Ordnung von oben gestört werden dürfe. In Beziehung auf die Hindernisse, welche sich der Durchführung der Verfassung entgegensetzen, glaube ich, aussprechen zu dürfen, daß da, wo wir glaubten, die größten Hindernisse zu finden, sie mir jetzt viel geringer scheinen. Die Durchführung der Perfassung wird auf andere Weise auch ohne solche Beschlüsse vollführt werden. Nicht jene Kräfte brauchen da⸗ zu heraufbeschworen zu werden, welche, wenn einmal aufgeboten, nicht so leicht zu beschwichtigen sind. Der Redner ersucht die Ver⸗ sammlung, auf politischem Wege und nicht auf dem ,. Gewalt vorzuschreiten, die ohnehin große Aufregung der Bevölke⸗ rung zu berücksichtigen. Wenn auch augenblicklich eine Spannung zwischen Volksstämmen sich zeigt, sie wird schwinden. Was die er⸗ wähnte Proclamation betrifft, so beginnt ste mit der Reichsverfas⸗ sung, und der Wunsch, daß sie durchgeführt werde, spricht deutlich aus ihr. Das aber versichere ich Sie, meine Herren, daß der Kriegsminister, der mein Freund ist (Lärm und Zeichen von Hei⸗ terkeit auf der Linken und den Gallerieen). Der Redner, zu den Gallerieen aufblickend: Meine Herren, diejenigen, welche da ge— lacht haben, wissen nicht, was sie thun, oder nicht von was die Rede ist! Der Kriegsminister will aufrichtig die Durchführung der Verfassung, er sieht in ihr das einzige Heil Preußens, das Deutsch⸗ lands. (Großer anhaltender Beifall. Der Vorsitzende schreitet hierauf zur Abstimmung. Der zuerst zur Abstimmung gelangende Antrag der Minorität auf motivirte Tagesordnung wird mit 189 gegen 124 Stimmen angenommen. Schluß der Sitzung 745 Uhr.

Ausland.

Oesterreich. Krakau, 12. Mai. Die Gazeta Krakows ka enthält folgende Bekanntmachungen: 1) Vom Kaiserl. österreichischen Unter⸗Kriegskommando wird unterm 10ten d. M. angezeigt, daß Albert Brzowski, aus dem Dorfe Cienzkowice im Großfürstenthum Krakau gebürtig, 34 Jahr alt, nachdem er vor dem Kriegsgerichte gestan⸗ den, und durch Zeugen . worden, an einer zu aufruͤhreri⸗ schen Zwecken versammelten Bande theilgenommen, mit einer Anzahl von Genossen am 14. und 15ten April die Wohnung zweier Kal⸗ serlicher Forstbeamten im Distrikt Faworzno bewaffnet überfallen und jedem derselben eine Doppelflinte geraubt zu haben, worauf er am 18. April bei Zersprengung dieser Bande durch die Kaiserlichen Truppen ergriffen wurde, in Folge kriegsgerichtlichen Urtheilsspruchs erschossen worden ist. 2) Dieselbe Behörde macht unterm sten d. M. bekannt, es sei zu ihrer Kenntniß gelangt, daß Einwohner Krakau's, uneingedenk des verkündeten Bela⸗ gerungszustandes, die russischen Truppen durch Ueberredung zur Untreue zu verleiten und für die Feinde des Landes zu gewin—= nen suchen; sie finde sich daher genöthigt, diese Einwohner auf die Strenge der Kriegsgerichte in solchen Fällen aufmerksam zu machen, mit dem Bemerken, daß dem Angeber eine Geldbelohnung zuge⸗ sichert sei der Angeschuldigte aber vor die Kriegsgerichte gestellt werde. 3 Der Präsident des Administrations Raths von Krakau, S. Michalowski, bringt ein Rundschreiben des Landes-Gouver⸗ neurs von Galizien, Grafen Goluchowski, vom 1. Mai, welches die in Ungarn und Siebenbürgen befindlichen Einwohner Galiziens und Krakau's auffordert, bis zum 1. Juni in ihren Wohnort zu⸗ rückzukehren oder sich über die Unverdächtigkeit oder Nothwendigkeit ihres gegenwärtigen Verweilens in Ungarn oder Siebenbürgen aus⸗ zuweisen, widrigenfalls sie als Theilnehmer an dem dortigen be⸗ waffneten Aufstande würden angesehen und vor die Kriegsgerichte zur Verantwortung gezogen werden, unterm 109ten d. zu allgemei⸗ ner Kenntniß.

Frankreich. Paris, 14. Mai. Der Moniteur bringt folgende Erklärung in Bezug auf den Streit zwischen Mar— rast und, Changarnier: „Der Conseils - Präsident hatte auf der Tribüne der National -Versammlung angrkzeigt, daß er über den fraglichen Tagesbefehl des Jench if Changarnier Erläuterungen fordern werde,. Der ehrenwerthe eneral . sich beeilt, dem Conseils Präsidenten zu erklären, daß aus An⸗ des Briefes des Herrn Präsidenten der Republik gar kein Ta⸗ gesbefehl an die Armee erlassen worden sei. In seiner Eigenschaft als kommandirender General der ersten Militalr-Division habe er sich darauf beschränkt, diesen Ausdruck der Sympathie des Präst⸗ denten der Republik für unsere braven Soldaten zur Kenntniß der einzelnen Chefs dieses Armee⸗Corps zu bringen. Er that dies aber dor den Debatten, die sich über den Brief in der National- Ver—⸗ ammlung entspannen, und an dem Tage selbst, an welchem die

bendblätter die öffentliche Aufmerksamkeit auf ihn lenkten. Der ehrenwerthe, General fügte bei, vaß er nicht begreifen könne, wie man in diesem Begleitbriefe eine Beleidigung der National⸗ Versammlung habe erblicken können, deren Rechte und Prä⸗ rogativen als einer der großen Staatsgewalten er respektire und welcher anzugehören er ja selbst die Ehre habe.“ Vor⸗ . soll, dieses nun beigelegten Streites wegen, eine Minister⸗

isis gedroht haben. Odilon Barrot und Marrast waren nämlich, wie berichtet wird, ühereingekommen, daß der Moniteur an diesem Tage eine kadelnde Erklärung über das Benehmen Changarnier's enthal⸗ ten solle. Die Note wurde auch wirkich eingeschickt, stand aber dorgestern früh nicht im Moni teur. Auf Befragen erfuhr der Con⸗ seils Präsidenk, die Note sei auf Befehl des aten, Bonaparte nicht eingerückt und diesem zurückgegeben worden! Hierüber entrü⸗ stet, reichte Odilon Barrot sogleich feine Entlassung ein, nahm die⸗ selbe aber nach längeren Unterredungen mit Louis Bonaparte, der ihn sofort zu sich bitten ließ, und Marrast wieder zurück nachdem man übereingekommen war, daß die Erklärung gesterrn in etwas ge⸗ milderten Ausdrücken im Moniteur erscheinen folle. In mehreren Legionen der Nationalgarde wird übrigens eine ganz vleselben Geä=

sinnungen, wie das Schreiben des Präsidenten Bönapart brückende Adresse an Dubinot unterzeichnet. General 23 2

ahr 1819 em

Bestrafung Marrast beantragte, weil er seinen Befehlen nicht Folge , ist zum Commandeur der ö , 6 e g

ein Verhalten liegt noch den Abtheilungen der National⸗Versamm⸗ lung zur Prüfung vor. General Changarnier musterte dieser Tage zwei Reiter⸗Regimenter. Die Soldaten empfingen ihn mit Vivals und die Volksmassen mit dem Rufe: Es lebe die Energie!

Vorgestern Nacht hat die Polizei Nachsuchungen nach Waffen anstellen lassen und in einem Hause, wo sich ein sozialistischer e, zu versammeln pflegt, eine nicht unbedeutende Anzahl ge⸗ unden.

Der französische Oberst Ducvuret, welcher durch frühere Rei= sen in Persien, Arabien, Aegypten bekannt und zum Islam übergetreten ist, hat von unserem Ministe⸗ rium Unterstützung erhalten, um eine neue Reise in Afrika zu un⸗ ternehmen, die 5 bis 6 Jahre dauern soll. Nach seinem giebt lun wird er sich von Algier über Tombultu nach dem Senegal und dem Vorgebirge der guten Hoffnung begeben, aber den Rückweg gan Algier in gerader Linie durch das afrikanische Binnenland nehmen.

Obgleich seit einigen Tagen hier vortreffliches Wetter ist, so beträgt doch die Zahl der Cholerakranken über 5000. Unter den letzten Opfern der Cholera melden die Blätter auch den Tod der durch ihre Verbindungen mit Frau von Stasl, Chateaubriand, Bal⸗ lanche und anderen Berühmtheiten so bekannten Frau von Recamier.

Spanien. Madrid, 9. Mai. Vorgestern traf ein Attache der spanischen Botschaft am päpstlichen Stuhle von Gaeta hier ein. Er hatte die Reise von dort hierher zur See und Über Barcelona

in sechs Tagen zurückgelegt und überbrachte wichtige Depeschen von So viel verlautet, zeigt dieser Di⸗ plomat der Regierung an, daß der Papst, in der Ungewißheit über

Herrn Marktinez de la Rosa. die eigentliche Bestimmung des franzosischen in Civitavecchia gelan⸗

deten Armee⸗Corps, auf der schleunigen Absendung eines spanischen

Hülfs - Corps nach dem Kirchenstaate bestehe. Die Regie⸗ rung, deren eigenen Wünschen das Ansuchen des Pap— stes in jeder Hinsicht nur entspricht, hat demzufolge be— reits gestern den Befehl nach Barcelona geschickt, drei dort befindliche Infanterie⸗Regimenter, zusammen 4000 Mann, 6 Kano⸗ nen und eine Schwadron Kavallerie auf dem von Gaeta herüber⸗ gekommenen spanischen Geschwader nach dem Kirchenstaate einzu⸗ schiffen. Sämmtliche Truppen werden unter dem Ober⸗Befehle des Generals Cordova stehen, dem der (vor kurzem aus Catalonien als unfähig abberufene) General Lersundi und einige zwanzig andere Generale untergeordnet sein werden. Der General Cordova ist be⸗ reits in voriger Nacht nach Barcelona abgegangen. Einem mini⸗ steriellen Blatte zufolge wird D. Serafin Calderon, . des höchsten Kriegsgerichtshofes, das Truppen⸗Corps „als Geschichtschrei⸗ ber des Feldzuges“ begleiten.

wissenschaft und Kunst.

Die Finanzen der österreichischen Monarchie.

Oesterreichs Finanzlage und seine Hülfsgquellen. Von Otto Hübner, früherem Bevollmächtigten des öster⸗ reichischen Lloyd ꝛc. Wien 1849, Jasper, Hügel und Manz. Aus der Kaiserlichen Hofbuchdruckerei.

(Fortsetzun g. Vergl. Preuß. Staats-Anzeiger Nr. 135 Beilage.)

Aus der dein konstitnirenden Reichstage vorgelegten Darstellung der Finanz ⸗Ergebnisse in den Verwaltungs Jahren 1851 bis 18317 heben wir nur noch Lie wichtigsten Resultate des Jahres 1837 in folgender gedrängter

Uebersicht heraus: / A. Laufende Einnahmen.

Fl. C. M. . n MN. 97 2, 934 Mit wbb ,,,, . 9 0oisõ, 393 Sihnslige Einnahmen.. ..... .. .. 9557, 234

Hauptsumme der Einnahmẽ 5 5 s ss B. Laufende Ausgaben.

ö Fl. C. M. Zinsen der Staatsschuld: a) ber (nn dim! ,, w, gen... , , e., 32, 288, 873 h) er schwebrnd en , mr . d,, d, , , . 1,441, 497 ne,, e n re,, gen, ,, mne, ,. 5, 203, 689 Ministerium des Aeußern ...... .. ...... ...... .. 2, 305,738 I bi, 238,766 Allgemeine Verwaltungs-⸗Auslagen ...... ...... ...... ...... .. 23,612, 299 Kameral⸗Gefäll⸗ und Bezirks⸗Verwaltungen ..... ..... ...... 2.553, 110 . ,, 5,721, 821 Politische onds und Anstalten .... ..... .... ...... .... ..... 17,86 t, 836 oa rr, r, n, ,denn gin, mne, 2429, 500 ataster, Verzehrungssteuer Entschädigungen und verschiedene n, , 2, 49g4, 507

; Hauptsumme der Ausgabe pf ir ons

Aus diesen beiden Hauptpositionen ergiebt sich für das Jahr 1847 ein Defizit von 5, 696,085 Fl. Durch dieses Defizit verminderte sich der durch die außerordentlichen gufliss (s. oben) disponible Beirag von 4319, 006 Fl. auf 384,7 12, 915 JI. C. Außerordentliche Verwendung.

l. C. M. Zur Einlösung verlooster Obligationen in Wiener Währung ö zu 6, 5 und 47 pCt.. ...... ..... ...... ...... I, O92, 98 Zur vertragsmäßigen Einlösung der für die Einziehung des älteren Papiergeldes an die Bank ausgestelllen Obliga⸗ tionen Cheils zu 4 pCt. verzinslich, kleinereutheils unver- zins lich) ,, , ,,,, ,, , 6 . 2, 3 16, 165 Zur börsenmäßigen Einlösung der verzinslichen Staatsschuld durch den Tilgungsfonds ..... ...... ..... ..... ..... ..... 663 71 Zur Einlösung der Siaatsschuld durch den lombardisch-vene= : nnen Monts , . ,, 749,474 ur Abtragung der Lotterie⸗Anleihen (Kapital und Gewinnste) 2969, 190 ö. Einlösung proz. Central - Keassen⸗Anweisungen ...... 3359, 900 , d Tris Zur Auszahlung von Taz-Entschädigungs-Kapitalien ...... S873, 81 Jum Bau von Staats- Eisenbahnen .. ..... .... ...... ...... 9g. 9b i, 125 Jum Ankaufe von Privat - Eisenbahn⸗Actien ..... ...... .... 24 200, 990

Haupt- Summe der außerordentlichen Verwendunz DT Tse, pr

Bei Vergleichung dieser letzteren Haupt- Summe mit dem vorhin ge= dachten noch disponiblen Betrage ergiebt sich schließlich für 1817 e Mehrz-Ausgabe von 8, 463,2 Gulden, welche aus den KnsfenVor= rähen früherer Perioben gedeckt wurde.

Die Finanzmänner der Periode von 1811 bis 1816 halten, durch die Bewegungen jener Zeit aus dem Gange ihrer Reformen getrieben, eine neue Schuld von 500 Millignen, influsivt des Papiergeldes, gemacht; wäh= rend 30 Jahre haben ihre Nachfolger bie Passioa um weilere 500 Milliv=

nen vermehrt. Nicht an den Gehen Auslagen des Staats liegt der Feh⸗

ler auch im absoluten Staat haben die Herren von der Finanz ein Recht, dagegen aufzutreten; nicht an den kleinen Steuern: warum wurden 3 nicht erhöht? Eine Verwaltung aber, die in einem so reichen und kräftigen Staate wie dem österreichlschen hicht einmal in ag, riebensjahren die , ,,. und Einnahmen ins Gleichgewicht zu bringen vermochte, kann mit, Gewißheit mindestens eine solche Jenannt werden, welcher die eigentfsche po litische Oekonomie ein ,, Gebiet ist. ̃ K 4

Der Vem] ha eh, aendern Gele, Boran sur das ende .

und einem Theile von Afrika

Erfordernisse: ; Total (mit Lombardei, Für die auf b. Reichs- Venedig, Ungarn, Sie⸗ jage vertreten gewese⸗

benbürgen). nen Länder allein. Sia atsschuld ... 5 Ms, 135 2, 105 338 Hosstaat ...... 4,046, iq8 4, 046, 148 Ministerrath ...... ...... ..... 110,300 110,300 Ministerium bes Aeußern. ... 2, 346, 794 1, ñ52 2, 185 ö des Innern.... 3. 839, 268 10,525, 150 2 des Krieges. Si. 221,339 5g, 090, 538 * der Finanzen... 12,413, 374 9, 920,077 yx der Justiz ...... 2, 66 1,560 2, 66 l, 560 9 des Unterrichts.. 2, 642, 175 1, 325, 16 9 der öffentlichen Bauten ...... 23, 637,737 19,8 18, 258 * sür Landeskultur, J Handel und Ge⸗ werbe ...... 268, 245 268 245 Kontrol Behörden. .... ...... 1, 693, 286 1,693, 286 Allgemeine Verwaltungs Ans ,,, 2300412935 Zusammen G7, d 7 qõs 163, 107,561 Der nämliche Vor - Anschlag . . enthält als Einnahme die hier nicht näher zu detaillirende Gesammtsumme von...... ...... 160,967. 032 191. 269.4103 Es ergiebt sich daraus also n Dei von Ted df 7. fi va Jahr 18489 allein! Dabei sind die Lombardei, Venedig, Ungarn und

Siebenbürgen, über welche der Finanz⸗Minister dem Reichstage, bei wel= chem diese Provinzen nicht vertreten waren, nicht Rechnung abzulegen hatte, nach dem Ergebnisse des Jahres 1847 veranschlagt, und zwar mit 44,213, ios Fl. Erfordernissen und 59, 697, 629 Fl. Einnahmen. Läßt man die gedach⸗ ten Landegtheile weg, so ergiebt sich sogar ein Defizit von 61, 835,396 Fl.!

Wenn man die Steuer- Erhebung in gleichen Maße für die Gesammt · Bevölkerung der Monarchie von 36 Millionen Seelen schätzt, so ergiebt sich eine Steuer- Quote von 4 Fl. 8 Kr. C. M. auf den Kopf (in Preußen beträgt sie 8 Fl. 18 Kr., in Frankreich 16 Fl. 24 Kr., in England 18 Fl: 35 Kr. C. M.. auf, den Kopf, nach Maßgabè der betreffenden Bude 6h für 1849). Bei Prüfung der einzelnen Posten des Budgets findet

ch, wenn man das Veihältniß zwischen der so großen Anzahl der Beam

ten und den Ausgaben dafür in Beiracht zieht, eine große Oekonomie; nach den zuletzt publizirten statistischen Tafeln (vom Jahre 1844) zählt die Ver⸗= waltung 132 806 Beamte, Praktikanten, Diurnssten, Aufseher und Amts⸗ diener, mit einem Gesammt- Gehalte von 37,751,920 Fl. oder durchschnitt⸗ lich 284 Fl. C. M. auf den Kopf, eine Bezahlung, welche in keinem an— deren Lande Europa's 6 gering ist. In Bezug auf die Finanzen dürfte eine Verringerung der Zahl der Beamten, keinesweges aber eine Verminde⸗

rung des desfallsigen Budgets zu befürworten fein, tüchtigere Leute wollen

und müssen auch besser bezahlt' sein. Eine Verminderung der Zahl läßt sich daher nur aus national ökonomischen Rücksichten und aus der Rück— wirkung auf die Erhöhung dir Einnahmen befürworten.

Wenn wir die wichtigsten einzelnen Positionen des Ausgabe - Budgets für 1849 ins Auge fassen, so begegnen wir zunächst den Bedürfnissen füt die Staats schuld, welche nach denen des Kriegs -Minisleriums den größten Betrag erheischen. Es sei vergönnt, die vom Finanz -⸗Minister Kraus dem lonstituirenden Reichstage vorgelegte Uebersicht der österreichischen Staatsschulden zu Ende des Monats Juni 1648 hier in sehr gedrängter Fassung wiederzugeben, da sie vom höchsten Interesse ist.

J. Schuld in Conventions ⸗- Münze. z A. Fundirte Schuld. Sämmtlich auf 5 proz. Schuld redu zirt. a) Verzinsliche Obligationen. Gulden C. M.

Neuere Schulden in verschiedenem Zinsfuße.. ...... ...... 655,970, 699

Aeltere y x y , '.. 34, 159, 690 . P) Unverzinsliche Obligationen.

Verzest ungen net; , ...... .. 32,572

Gänzlich unverzinslich.... ...... ...... ..... ...... ..... 207

Verzinsliche an die Bank zu 4 pCt. .... ...... ..... ...... 40, o, t ist Unverzinsliche an die Bank... .. ..... ...... ...... ...... 40 1474, 033 b) Schwebende Schuld. Central⸗Kassen⸗Anweisungen zu 3 und A pCt. .... ..... gg, joꝛ, 00 Partial -⸗Hypothekar⸗Anweisungen zu 5, 53 und 6 pCt. . .... 4,131,950 Vorschüsse von der Bank zu A pCt. für die noch auszuge= benden Hypothekar⸗Anweisungen. ..... ...... ...... .. 13,718, 0ã50 c) Lotto Anleihe Kapitale. (Die Gewinnste vertreten die Stelle der Interessen.) Von der Lotto- Anleihe des Jahres 1834... ...... ...... .. 5, S50, O00 ö 1 1 * ,,,, 27,060,000 IIl. Schuld in Wiener Währung. Sämmtlich auf 5pCt. C.- M. Schuld reduzirt. A. Fundirte Schuld. 2. In Verloosung begriffene Obligationen. 1 3 144, 485, 984 Derzeit unverzinsliche. ... .... ...... ..... ..... ...... 4 2471, 856 E. In der Verloosung nicht begriffene ältere Staatsschuld. 1 . 538, 875 Un verzinsliche mit Rückzahlung ...... ...... . ...... .... .... 7og, 533 ; B. Wiener Wäh rung-⸗Papiergeld. Einlösungs und Anticipationsschein? (nominell 9, 12,8 38 Gulden nach dem Course von 250 pCt.) ..... ...... .. 3885. 135 Zusammen. .... T o bis 75

Beiläufig sei unsererseits hierzu bemerkt, daß seit Ende Juni 1848 bis jetzt die Summe der Central Kassen · Anweifungen wieder um I9 Millio- nen Gulden (14 Millionen 5 pCt. und 25 n finn! 3 pCt.) vermehrt, und die Summe der Partial ⸗-Hypothekar- Anweisungen auf die beabsichtigte Döhr von 30 Milligüen Gulden gebracht worden? ist. Die Schuld' des Staates an die Nationalbank belief sich am 1. Mai 1849 auf überhaupt 201902302 Gulden 29 Kr. C.- M.. Der Betrag der noch umlaufenden Wiener Währung ist neuerdings wieder vermindert worden und war am 3. Dezember 1848 nur noch 7,050, 088 Gulden Nennwerth, d. i. zum Course von 250 pCt. 2, 820, 6035 Gulden 12 Kr. Conv. M.

Der Tilgungs fonds, welcher seine Juflüss' aus der Staatskasse pf und dessen Dotation und Organisation mehrfach verändert wurde, erfährt sehr harte, aber begründete Ängrifft des Verfassers, die an dieje= nigen, erinnern welche ihm früher durch Tebeldi zu Theil wurden. Seine Operationen können allerdings auch ohne eine eigene Fondsverwaltung stausinden, welche allein jährlich 16 006 Gulden kostet. In den Jahren 1617 (in welchem der n, gegiündet wurde) bis 1844 kaufte er 248 Millionen Gulden (nämlich 305 Millionen auf 5 pCt. reduzirt) zum Durchschnittgpreise von f an, während in den gleichen Jahren der durch 1 Cours, zu welchem der Siaat sein Anleihen abschloß, 88 , war, daß also 85 pCt. am Preise oder cirka 25 Millionen Gulben auf di=

eingelbsten Summen verloren gingen. Beispielsweise kaufte der Tilgung fonds i. J. i841 zum Durchschnittgpreise von 116 35, während gleichzeltig die Re⸗

gierung anlieh zu 102, woraus eine Differen; zum Nachtheil jener Operation Fon rund 15 pCt., sich ergiebt. Bei solchen Verhälmnissen kann als die eigent= liche Aufgabe des , kaum eiwas Anderes bezeichnet werden, als der influß auf bie Börfe, um im Moment neuer Staats Anleihen oder n e cn Ursachen, durch Hebung der Course, den öffentlichen Kredit in 9 lünsttiches dicht zu stellen. Wär nur die Tilgung fein Zweck gewesen, , . lein leichtfertigeres und unzwecmäßigeres der Rüchzahlung 69 . werden. Die Riushebung der Tilgungsfonds ist in der That' öfter

on in Antrag gebracht worden, es te sich aber das Hindernsß entge-

e , bei ringegangenen Unieihen die Gidubiger fein Bestchen als

Millionen gl.

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ilgungsfonds befanden sich von der Staatsschul?d Ende Juni us, e orf rf , ee Gulden C-M. Wenn man diese

umme in Abzug bringt, so verbleiben von der auf 5 pCt. berechneten , nge eng 913, 872775 Gulden C-M. Hierunter sind aber 146, 957, 810 Gulden zu 23 pCt. Wiener Währung begriffen, wovon der Tilgungssonds 232,624 Gulden besitzt, während davon 146,725, 216 Gul= den C. M. im Umlauf sind. Wird angenommen, daß der Tilgungsfonds diese im Verhältniß zu ihren Chancen mit 414 pCt. sehr hoch bezahlten Papiere (wie sie der Tilgungsfonds 1817 bis 1844 kaufte) einkaust, so be⸗ iragen sie zu diesem Course 64, s59, 095 Gulden C.-M., nach deren Abrech= nung von der vorigen Summe 82,166,424 Gulden C.- M. von der obigen Schuld in Abrechnung kämen, welche Schuld, auf 5 pCt. berechnet, dann noch 836,706, 654 Gulden C. M. betrüge. Diese Summe ergiebt auf den Kopf von Oesterreichs (nach dessen bisherigem Bestande) ganzer Bevölkerung von 363 Millionen: 22 Gulden 473 Krenzer C.- M. . . Die Staatsschuld überhaupt betrüge hiernach, zu 5 pCt. kapitalisirt abzüglich des im Tilgungsfonds befindlichen Theils, etwa Sztz Millionen Gulden C-M; Dagegen betragen die Baarschaften, rückständigen Forderungen, das Material bei den Hauptkassen, den Provinzial-⸗Zahlämtern, den Filial⸗ und Gefällskassen, die Staatsgüter, Eisenbahnen (Stagts-Eisenbahnen), Salinen (die letzteren drei Positionen mit zusammen 30 Millionen Gulden Rente à 5 pCt.) und das Inventar der Militair-Verwaltung, also die, Staats- Altiva (nach O. Hübner's Berechnung), zusammen 850 Millionen Gulden, Hier⸗ nach wäre zwar die österreichische Regierung bisher keine Verbindlichkeiten eingegangen, welche das Vermögen überschreiten, dessen Verwaltung unmit⸗ telbar in ihren Händen liegt, allein es stehen sich beide Theile schon jetzt ziemlich gleich. Bei Ermittelung der Aktiosummen, welche in den Kräften Desterreichs überhaupt dem Kredit der Monarchie zu Grunde gelegt wer— den könnten, findet sich (nach Hübner's Berechnung) eine Rente von 3300 Millionen Gulden, mit den Zinsen der Staatsschuld von 41 Millionen Gulden oder circa 9 Prozent belastet, und ergiebt Beides zu 5 pCt. kapitalisirt ein Vermögen des öͤsterreichischen Volkes von 6ö6, 0900 Millionen Gulden, gegenüber einer Staatsschuld von 8315 Millionen Gulden. Bei der An⸗ nahme dieser Letzteren ist jedoch die Ergänzung der Anleihe von 1847 (mit noch circa 683 Millionen Gulden, s. oben) und die neu beschlossene An- leihe von 1849 (von 80 Millionen Gulden) nicht in Anschlag gebracht, nach deren Realisirung und Hinzurechnung die Staatsschuld circa 1006 Millionen Gulden C. M. betragen wird. ; In Frankreich beträgt die Staatsschuld, auf 5 6 reduzirt, 3000 Millionen Gulden C-M., d. i. auf den Kopf 37 Gulden, in England

S000 Millionen Gulden, d. i. auf den Kopf 285 Gulden.

In Betieff der österreichischen Staatsschuld sind in neuerer Zeit häufig Besorgnisse aufgetreten, ob sie nicht zu schwer für das Land werden, ob sie nicht ihre Ausgleichung schließlich in einem Staats⸗Bankerotte finden dürfte. Es ist schon darauf hingewiesen, nie, den Schulden mancher anderen Staaten gegenüber, diejenigen Oesterreichs gering sind. „Die Monarchie könnte drei Viertel ihrer Länder verlieren und die Summe der Schuld würde nech lange mit einem geringeren Betrage als in England dem Ein- zelnen belasten, selbst die große Verschiedenartigkeit der Verhältnisse in Be⸗ tracht gezogen. Der falsche Begriff, über die Größe der österreichischen Schuld, wie er, eine Folge des Gehrimthuns der früheren Regierung, sich verbreitet hatte, der Leichtsinn, mit welchem im Jahre 1816 der Bankerott dekretirt wurde, die Unbekanntschaft mit den Hülfsquellen des Landes, gaben zu jenen Befürchtungen Anlaß.“ Freilich würde das Finanz: System der lezten 30 Jahre die Staatskräfte endlich erschöpfen, es darf aber nicht übersehen werden, daß Lie seit den Märztagen 1848 eingegange— nen Verbindlichkeiten mit jenem Systeme nichts gemein haben, daß sie „im Gegentheil nur durch außerordentliche Ereignisse erzwun⸗ gen und statt zum Nachtheil der Gläubiger Oesterreichs, vie smehr darum gemacht worden sind, die Garantieen zu erhalten, welche diese Gläu-— biger in der Integrität der Gesammtmonarchse genießen.“ Der Verfasser sucht nun den Krieg in Italien und Ungarn vorzüglich aus dem Gesichis— punkte der finanziellen Verpflichtungen seitens dieser Länder zu betrachten und zu rechtferligen. Er stellt den Nutzen eines Mangels aller Staate⸗ schuld, wesche den Bürger mit dem Schicksale des Staats enger verbinde und für dessen Existenz auch im Auslande Sympathieen erwecke, in Frage; er weist andererseits den Nachtheil der fruchtlosen Börsenspeculationen bei den schwachen Kapitalien, welche sich in Oesterreich den industriellen Unter- nehmungen zuwenden, nach, während er in der Anlage entlehnter Kapita · lien auf gemeinnützige Bauten und zur Förderung der Industrie keine Be⸗ lastung, vielmehr eine Veistärkung des Staate kredits erblickt. Unter die⸗ ser Voraussetzung mag er willig eine doppelt so große Staatsschuld als die setzige gutheißen, die dann leichter zu tragen, leichter zu verzinsen wäre, als die gegenwärtige nicht zu beträchtliche Summe, deren Hälfte lediglich den Irrthümern früherer Finanzmänner zugeschrieben werden muß. „Es ist das große Geheimniß des Kredits Großbritaniens, daß seine Staats schuld, wenn auch in den Kriegszeiten am meisten gewachsen, doch für die Geschäfte des Friedens jene schwimmende Straße erbaut hat, welche das Mutterland mit seinen Kolonieen verbindet!“ (

Wird die allmälige Abtragung der österreichischen Staatsschuld in Betracht gezogen, so zeigt sich bei der eigenthümlichen Lage des Staates, jede feste Berechnung schwierig. Der Verfasser schlägt eine jährliche Amor⸗ tisation von 1 pCt. der Schuld vor, welche jährlich einen Aufwand von etwa 8 Millionen Fl. erfordern würde. Es läge dann in der Macht des Tilgungsfonds, partieenweise die Herabsetzung des Zinsfußes zu bewirken; die Reduction um 1 pCt. würde jene 8 Millionen liefern, ohne die gegen⸗ wärtigen Staatslasten zu erhöhen. Weiter proponirt der Verfasser die Uebernahme der Papiergeld⸗Ausgabe, welche jetzt die Bank inne hat, durch den Staat, womit das Papiergeld selbst an Kredit gewinnen würde, weil dann seine Nichteinlösbarkeit als Sache des Prinzips und nicht, wie jetzt, als Sache der Noth erschiene, der Staat aber für die Gesammtheit 5 Mil⸗= lionen erspare, welche jetzt einigen Actienhändlern zu Gute kommen. „200 apiergeld sind für Oesterreich eine sehr geringe Summe; durch sie würde die verzinsliche Schuldenlast und ein Viertel (oder doch um ein Fünftel) erleichtert, und das schlechte Finanzmittel der papiernen Valuta doch nicht noch mit Bank⸗Tividenden bezahlt werden.“

Nach der besonderen Betrachtung der Staatsschuld geht der Verfasser auf eine Beleuchtung der übrigen Positionen des neuen Budgets über, bei welcher wir ihm nur in allgemeinen Zügen folgen wollen. Ein Vergleich der belangreichsten Theile zeigt, daß das Ministerium des Krieges die größte Summe in unf ch nimmt, nämlich 3 des ganzen Budgets; demnächst folgt die Staatsschuld mit fast 3, dann das Ministerium der öfsentlichen Bautzen mit beinahe z, hierauf das Ministerium des Innern mit K, sodann das Ministerium der Finanzen mit gleichfalls fast . Nächst dem Ministerrathe ist der kleinste Posten des ganzen Budgeis das Ministerium für Landeskultur, Handel und Ge⸗ werbe mit g Das Ministerium des Aeuß ern weist einen nicht eben bedeutenden Aufwand nach (i, 522, 185 Gulden), von welchem der größte Theil (1,160,759 Gulden) auf die diplomatischen Ausgaben fällt.

Das Ministerium des Innern hat, namentlich von einer selbststän= digeren Olganisation des Gemeindewesens, eine Verminderung zu erwarten. In seinen Berich fällt auch das Paßwesen. In einer Denkschrist, welche Hübner im Januar 18438 der preußisch en Regierung bezüglich der den Reisenden des österreichischen Lloyd zu gewährenden Erleichierungen einreichte, trug er auch auf Nachlaß der Pässe an, und die preußische Regierung genehmigte die— sen Antrag. Der die meiste Aufmerksamkeit verdienende Zweig' des gedach⸗= ten Ministeriums ist das Armenwesen. Das besonders ij. J. 1848 hervor- getretene Proletariat wird sich vergrößern, wenn man unheimische In- dustrieen durch künstliche Mittel, durch Schutzzölle u. dgl. ferner hervorruft; bis jetzt ist es nicht unheilbar, weil die heimische Industrie Alle reichlich beschäftigen und ernähren kann, die jetzt bei der Bearbeitung fremder Roh⸗ stoffe ein Brod essen, welches ein Rückgang der Wechselcourse von heute auf morgen ihnen nehmen kann. Es ist am Ministerium des Junern, die= jenigen fi die Noth der Arbeiter verantwortlich zu machen, die aus dieser Noth ihren Ueberfluß schöpfen, und in der Correction der national-= ökonomischen Fehler seiner Vorgänger hat das neue Ministerium eine schwierige, aber dankbare Aufgabe.

Im Budget des Kriegs-Ministeriums, welches die größten Summen des Gesammt - Etats konsumirt, betrage sämmtliche Gage, Löhnung und Zulagen der Armee 37,626, nos Gulden, oder Et— was über 60 Gulden auf den Kopf. Dieses System der Ocekono- mie im Heerwesen hat bis jetzt jene Rücksichten verdrängt, welche im In- teresse der intelleftuellen und moralischen Hebung des Militgirs eine bessere Bezahlung desselben mit eintretendem Frieden wünschen lassen.

Der Ge⸗

and der österreichischen Armee war Ende Juni 1848 überhaupt e,. Mann 26 Eo, 295 Pferde; der Friedensstand derselben ist 495,519 Mann, also 15 pCt. der Bevölkerung und 10 pCt. des kräftigsten Theils der österreichischen Jugend. In Frankreich beträgt der Fricdensstand der Ar mer (Algier ausgeschlossen) 280, 000 Mann, d. i. pCt., in England mit der Marmne 170, 5900 Mann oder ca. Z pCt., in Preußen 260, 000 Mann der 13 pCt. der Bevölkerung. ? . Finanz -⸗Ministerium hat sehr große Kosten der Ver⸗ waltung und Erhebung, die das constitutionelle Oesterreich mit dem alten Steuerfystem vom absoluten geerbt hat. Der Finanz- minister selbst bezeichnet ein anderes Steuersystem als nothwendig; das bisherige und die Ferm der Erhebung sind äußerst weitlãuñg und unange- nehm. Von den aus der Siaatskasse bezahlten Individuen treffen üer 102,090 die Finanzverwaltung, wovon jedoch die Haiste bei der Salz und Tabacksfabrication und im Bergbau als Arbeiter erscheinen.— Das Budget des Ju stiz⸗-Ministeriums wird mit der wirklichen Einführung der Oes⸗ fentlichkeit und Mündlichkeit und dem Aufhören der Patrimonialgerichtsbar= keit ganz andere Zahlen darbieten, die vielen Instanzen werden vermieden und mit der Staatsfasse die Gerechtigkeit nicht verlieren. Das Unter; richts⸗Ministerium erscheint sehr gering dotirt, was zum Theil die fast eben so großen Erträge der Schulfonds und Schulgelder erklären. Mit der Lehr- und Lernfreiheit geht ubrigens das österreichische Schul⸗ und Stu⸗ dienwesen einer gänzlichen Umgestaltung entgegen. Im Jahre 1843 wur den die österreichifchen Lehranstalten, Ausnahme der ungarischen Volks⸗ schulen, deren Stand nicht bekannt war, von 2, bbs, s68 Schülern und Schülerinnen besucht. Oesterreich hat 9 Universitäten, 1608 andere höhere und Privat⸗Lehranstalten. ; .

* J der Bauten ist seit Anfertigung des Budgets mit dem Ministerium für Handel und Gewerbe vereinigt und hat auch die Post übernommen. Das Budget für die Bau ten ist namhaft, zumal eine außerordentliche Summe von 19 Millionen gl. für Eisenbahnbau und über 8 Millionen für Straßen und Wasserbau darin aufgenommen sind. Die so ganz belanglose Dotirung des Budgels für Handel, Gewerbe und Landeskultur zusammen mit nur 2608. 245 Fl. geben eine schlagende Erklärung der langsamen Entwickelung bes Vösterreichischen Handels; 58, 80. Fl. fallen. davon auf die Centralleitung, nur 192,163 Fl. auf das Konsulatwesen, der Rest auf die Landwirthschaft. Die preußische Regierung bei ihrem kleineren Territorium und ihrer geringeren Menschenzahl, hat zur Förderung von ge— werblichen und Handelezwecken die Säamme von 308,479 Thalern, also über 450,00 Gulden C. M., ausgeworfen, ganz abgesehen von den Konsulaten, welche in Preußen unter den Ausgaben für Legationen begriffen sind. Die österreichischen bezahlten Konsulate sind bei= nahe nar in der Levante zu suchen. Sie scheinen nicht glüclich besetzt. Nicht besser steht es mit den unbezahlten Konsuln an anderen Weltmärkten. Der Handel erobert Länder und erobert sie friedlich, das hat das alte Re⸗ gime übersehen. „Wir haben sagt Hübner so viel Stoff zum Han— del, daß uns Erstickung droht. Ein tüchtiges Budget für Konsuln ist un= sere Hoffnung. Mit dem gegenwärtigen Budget kann der Handelsminister nichts ausrichten.“ Jene köstliche Quelle des allgemeinen Wohlstandes hat man, wie so vielfach anderwärts, mißachtet, man hielt es für mindestens überflüssig, ihrem gehemmten natürlichen Lauf sein breites Bett wiederzuge⸗ ben; so befruchtete sie eine kleine Strecke, um sich dann im Sande zu verlieren. Zur Förderung der Land wirthschaft und Vieh zucht sind im Agrilultur⸗Staat Oesterreich 16,2802 Fl. ausgeworfen. Es blieb

leichgültig, diese Summe vollends zu streichen. Der Handels · Minister er, dies gefühlt zu ö indem er e n. verzichtete, ein Portefeuille en Kräften zu dem seinigen zu legen. ö 1 .

Markt⸗Berichte. Breslau, 15. Mai. Weizen weißer, 60, 64, 68 Sgr. gelber 56, 61, 65 Sgr. Roggen 31, 33, 35 Sgr. Gerste 20, 22, 24 Sgr. Hafer 16, 17, 185 Sgr. . Kleesaat sehr fest und Preise unverändert. Spiritus 714, bis 74 Rthlr. bez. und Gld. . 154 . Br. ink loco a 45 bez. ; 56 war unser Markt stiller, und Preise behaupteten sich nur mühsam.

Stettin, 14. Mai, (Ost see⸗3Ztg. (Wochenbericht) Wir haben jetzt sehr schöne und warme Witterung, welche von Dauer zu sein verspricht. Die zu Felde stehenden Saaten sollen in der letzten Zeit ein besseres Aussehen gewonnen haben.

Was die Blokade des Hafens betrifft, so scheint dieselbe jetzt strenger aufrecht erhalten zu werden, was freilich nicht hindert, daß ab und zu ein englisches Schiff in den Hafen gelangt. Die neue— sten Erklärungen des Foreign Office zu London lassen es in⸗ deß vor der Hand bedenklich erscheinen, Schiffe, welche die Blokade gebrochen haben, zu beladen. ‚.

Weizen ist seit Freitag nichts gehandelt, und nur fürs Inland zeigt sich etwas Frage, da die Vorräthe überall im Innern, Schle⸗ sien nicht ausgenommen, sehr zusammengegangen sein dürften. An der londoner Kornbörse ist man, allem err nach, nicht sehr be⸗ gierig, die Blekade der Ostseehäfen aufhören zu sehen, weil schon jetzt trotz derselben der Rückgang der Preise nicht aufzuhalten ist. Hier wird nach Qualität auf 52 a 58 Rthlr. gehalten; für gopfb. dürfte 53 a 54 Rthlr. fürs Inland zu machen sein.

Roggen ist wenig beachtet, wenngleich es in Schlesien damit lebhafter wird und durch die Anhäufung starker Truppenmassen in Galizien und Oberschlesien ein starker Abzug dorthin bedingt zu sein scheint. In loco sind die Anstellungen nicht zahlreich; man fordert für S6pfd. 255 Rthlr., 25 Rthlr. ist dafür zu bedingen; pro Juni/Juli 82pfd. wird 255 Rthlr. gefordert, 25 Rthlr. wurde zuletzt bezahlt, pro Juli /August S2pfd. 25 Rthlr. bezahlt, S6pfd. 263 Rthlr. bezahlt, pro September /Yktober 27 Rthlr. Br. u. Gld.

Gerste nach Qualltät zu 20 24 Rihlr. da, mehr wie 21 Rthlr für 75pfd. ist wohl nicht zu machen. Hafer auf 15 15 Rthlr. gehalten, 152 Rthlr. für pommerschen bezahlt.

Schlagleinsamen zu 46 50 Rthlr. da.

Rüböl auf nahe Termine ist matt und seit Freitag zum Theil niedriger. Man hält in loco noch auf 145 Rthlr., pr. Mai dage⸗ gen ist am Sonnabend 135, 133 Rthlr. bezahlt, pr. Juni, Jult 1245 Rihlr. bezahlt, 12 Br. geblieben, pr. Juli, August 12 Rthlr., pr. Septhr., Okt. 1243 Rthlr. bezahlt.

Leinöl loco 107 105 Rthlr. bez.

Spiritus schloß flau, loco 245 2 E bezahlt, Juni Juli 24 26 Br., Juli Aug. 2335 65, Aug. 225 Br.

Zink loco 47 Rthlr, stark offersrt, Eisen 45 Sgr. Br.

Rappkuchen zu 1 Rthlr. zu haben.

Nach der Börse. Roggen pr. Juli / Aug. S2pfd. 265 Rthlr., Sbpfd. 263 Rthlr. bezahlt.

Rüböl pr. Mai 137 Rthlr., zuletzt 135 Rthlr. bez., Juni / Juli 1233 Rthlr., Juli / August 123 a 5 Rthlr., Sept. / Sit. 127 1213 Rthlr. bezahlt.

Leinöl 105 Rthlr. gefordert.

Südseethran 1135 Rthlr. gefordert.

Spiritus aus erster Hand nichts da, aus zweiter Hand ohne Faß 243 * 956 bez., mit Fässern 245 265 . bez., pr. Juli Mu- gust 233 7,

Amerikanische Steinasche 137 Rthlr. gefordert, Casansche Pott⸗ asche 10 Rthlr. auf Lief. bez. ü

Hering. Berger Vaar⸗ verst. 5z a z Rthlr., unverst. 44 à 45 Rthlr. gefordert.