1849 / 144 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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lohn anrückten, um die Stadt zu umschließen und zur Ueber⸗ 2 9 —— mit Gewehrfeuer empfangen. d

Nunmehr erfolgte ein Angriff der Truppen auf die Stadt, un in einer Stunde waren die sämmilichen Barrikaden und die Häuser, uus denen geschoffen worden, in den Händen des Militairs, Der Ka . von ben Truppen mit großer Ra g geführt bis dahin, daß der Oberst Lieutenant Schrötter vom üsilier⸗Bataillon be. Wsten Infankerle Regiments, von zwei 3 aus einem Hause

inmisten der Staht und in anscheinend ganz friedlicher Umgebung, meuchlings getroffen, fiel. Bon diesem Augenblicke ab fochten die Soldaten, insbesondere die Füsiliere des 2lsten Regiments, welche mit wahrhaft kindlicher Liebe an ihrem Führer hingen, mit der größten Erbitterung. Das Militair hat außer dem Oberst⸗Lieute⸗ nank Schrötter noch einen Todten und fünf Verwundete, auf Sei⸗ ten der Insurgenten sind 34 Todte und 3 Verwundete ermittelt. Leider besinden sich darunter auch einige unschuldige Opfer.

Um die Herstellung der Ordnung und des Gesetzes im Inte⸗ resse aller gutgesinnten Einwohner um so schneller und kräftiger zu fördern, ist es für nothwendig erachtet worden, die sämmtlichen aufständischen Distrikte, nämlich die Stadt und den ganzen Kreis Iserlohn, so wie die Stadt Hagen, die Aemter Hagen, Böhle, En⸗ nepe, Enneperstraße, Langerfeld und Breckerfeld welche nunmehr gleichfalls bereits im Besitze der Militairmacht sind nach Maß⸗ 36 des Gesetzes vom 10ten d. M. in Belagerungszustand zu erklären. r

Die gerichtliche Untersuchung ist sofort auf Antrag des Staats⸗ Anpalts gegen eine große Zahl von Personen, welch sich bei dem Aufstande mehr oder minder hetheiligt haben, bei dem Königlichen Kreiggerichte zu Iserlohn eingeleitet und sind zahlreiche Verhaf⸗ tungen vorgenommen.

Hiermit sind Ordnung und Sicherheit, so wie Freiheit des Verkehrs, in allen Theilen des Regierungs-Bezirks, wenn auch un⸗ ter beklagenswerthen Opfern, wie derhergestellt. Mögen die vorge⸗ i traurigen Ereignisse allen denen, welche in freventlichem

eginnen die Grundpfeiler der staatlichen Ordnung zu unterwüh— len bestrebt sind, und dadurch nur sich und ihren Mitbürgern Ver⸗ derben bereiten, eine ernste Warnung sein!

Arnsberg, 21. Mai 1849.

Königlich n. Regierung. von Bardeleben.“

Koblenz, 23. Mai. (Düss. Ztg) Gestern Abend ist Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Baden in Thal Ehrenbreit— stein angekommen.

Oesterreich. Wien, 24. Mai. (Wien. Bl.) Der Ge⸗ meinderath der Haupt- und Residenzstadt Wien hat eine Deputa— tion an die Aeltern Sr. Majestät des Kaisers nach Olmütz gesendet, wo sie von Ihren Kaiserl. Hoheiten, dem Erzherzog Franz . und der Erzherzogin Sophie auf das Freundlichste empfangen wurde.

. Berichten aus Neapel vom 16. d. M. zufol ge, war daselbst die telegraphische Nachricht eingelaufen, daß der General, Fürst von Satrlano am 15. um 3 Uhr Nachmitttags seinen Einzug in Palermo gehalten hatte. Die Königlichen Truppen wurden von zen in,, von Palermo mit Jubelruf empfangen.

Der Bankier Sina erhielt am 13ten d. M. eine Zuschrift von der ungarischen Regierung, welche ungefähr folgenden Inhalts war: „Da die Gräfin Czaky sich um das Vaterland sehr verdient gemacht h so wolle ihr die ungarische Nation eine National -Belohnung übergeben, und da er Baron Sina sich gar nicht um Ungarn verdient gemacht, so sei dazu seine große Herrschaft Trentschin be⸗ stinmt und der Gräfin Czaky bereits übergeben worden,. Er solle ich daher nie mehr unterfangen, irgend einen Anspruch an diese Herrschaft geltend machen zu wollen, und sich im Uebrigen für die Zukunft besser verhalten, da er noch anderweitige Herrschaften in Ungarn besttze

Etwa soh0 Montenegriner ziehen nach dem Banat, um gegen die Insurgenten zu operkren, die in der dortigen Gegend große Verwüstungen anrichten.

Triest, 21. Mai. (Lloyd.) Gestern Nachmittag ging hier die englische Heir ag g lie vor Anker. Sie brachte Passa⸗ giere aus Ancona und Venedig. In ersterer Stadt wüthen alle Gräuel des Bürgerkrieges; ganze Familien wurden hingemordet. Häuser geplündert und in Brand gesteckt. Nur Kriegsschiffe unter englischer Flagge dürfen sich dem Hafen nähern. Durch das er⸗ y. or tn kommt auch die Nachricht, daß das römische Corps unter Garibaldi von den Neapolitanern geschlagen und gänz⸗ lich ef wurde. Aus Venedig hört man, daß die Beschie⸗ 61 alghera's ununterbrochen fortdauerte. Durch die strenge Blokade von der Seeseite werden dort die Voxräthe der Lebens—⸗ mittel dermaßen gelichtet, daß die Stadt sich keine vierzehn Tage mehr halten lann. Holz ist fast gar nicht mehr vorhanden, man behilft sich seit geraumer Zeit mit morschen Balken verfallener Häu⸗ ser. In diesem Augenblicke wird ein französisches Dampfschiff vom Leuchtthurm signalisirt; wahrscheinlich kommt es von Venedig. Zu⸗ folge „der vom Feldmarschall Lientenant Baron Haynau an den französischen und englischen Konful in Venedig gexichteten Nole mußten alle fremden Kriegsschiffe in der vergangenen Racht Vene⸗ dig verlassen, da von heute an keinem Fahrzeuge, ohne Unterschied der Flagge, das Einlaufen in Venedig gestattet wird.

Bayern. München, 23. Mai. Hier ist nachstehende Pro⸗ clamatlon an den Straßen- Ecken angeschlagen worden: Die politische Bewegung in der a ist nunmehr in eine über den deren reis ausgedchnte Empörung übergegangen. Der in Kaiserslautern gebildete Landes vertheldigungs Ausfchuß, schon in seiner Entstehung gesetz⸗ widrig, hat von den Beamten Eid und Gehorsam gefordert, eine bewaffnete . gebildet und Wahlen zu einer Vertretung der Pfal ausgeschrieben. if Wahlen sind vollzogen worden, die am 171en dieses Monals versam- melten n fe neten der Kantone haben eine provisorische Regierung ein= giebt und hierdurch das letze Band der geseßlichen , vernich⸗ 9 3 rechtlich gesinnten Einwohner der Pfalz empfinden bereits die f ichen Folgen dieses Justandeg. Ucberfluthet von sogenannlen 8 n fia g von allen Seiten herbeiströmen, um die Aufhebung ö ref esfriedens für ihre Zwecke guszubeuten, entbehrt die Pfalz den e n, (e. Personen und ei en un und ihre Lage wird von Tag * ö 8 unglücklicher, weil sich . is jene Klasse fremder Abenteurer einge= unden hat, welche bei jeder polinischen Bewegung in irgend einem europfi⸗

agt dit Fahnz des Aufruhrs v. ; wohnt ist. ts . . , er, , gewohnt ist. Angefich

kser ierung: 15 Die Rheinpfalz wird als eine im , Aufruhrs besind iche 6 3 6 Errich⸗ in der pröpisorischen Regierung ist ein Ait des Hochwverraths; 3) glle Per= sügüngen der sogenannten provssorischen g g. so wie alle Beschlüsse der Kantonalyertretung sind nichtig; alle Steuerentrichtungen an die pro- visorische Regierung ober deren Organe sind ungültig; 4) die Gemeinden der Pfalz werden darauf aufmerksam gemacht, daß sie nach dem Gesetze für allen vurch den Aufruhr verursachten Schaden ersatzpflichtig sind. Indem die Staatä-Regierung dieses zur öffentlichen Kenniniß bringt, vertränt sie zu ben Einwohnern der Landestheile dlesseits des Rheines, daß sie, im Hin- blic auf die Fage der aich jenen verbrecherischen Einflüsterungen, welche unzer zem vorgespiegelten Scheins einer Begeisterung für die Reichs verfgs⸗ sung ähnliches Verderben uch über die anderen Pro) , des Königreichs 9 gen möchten, kein Gehör geben, sondern an dem Ge

! etze unerschütterli festhalten werden. In der Pfalz hat das Peybrechen fuͤr den Augenbli

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esiegt: allein das Gesetz wird über das Verbrechen siegen und die rechtliche . wieder hergestellt werden. München, den 22. Mai 1849. Kö- nigliches Gesgmmt-⸗Staatz⸗Ministerium. von Lesuirt. von Kleinschrod. Dr. Aschenbrenner. von Forster. Dr. Ringel⸗ mann. von der Pfordten.“ .

Sachsen. Dresden, 21. Mai. (Leipz. Ztg.) Die ge⸗ sammte unter dem Befehle des General- Lieutenants von Holleben

nigreich denen zunächst das Ste (vHosensche) Landwehr⸗Regimen t übermorgen mittelst der schlesischen Eisenbahn hier eintreffen wird. Die Avantgarde der gegenwärtig in Sachsen stehenden preußischen Division (das 2te Bataillon des 20sten Linien⸗Infanterie⸗Regiments, das Zöste Reserve⸗Landwehr⸗-Bataillon und 2 Compagnieen der 5ten Jäger Abtheilung) hat heute früh bereits den Marsch angetreten

stehende 7 che mobile Dhyiston verläßt von heute ab das Kö⸗ hsen

und wird fürs erste . besetzen, während die erfurter Gaxnisen 4a

weiter nach Silddeutschland vorgeschoben wird. Von allen gegen⸗ wärtig hier stehenden preußischen Truppen bleibt wahrscheinlich nur das Füsilier⸗Bataillon vom Kaiser Alexander⸗Regiment in Dresden.

Leipzig, 24. Mai. Heute Mittag 12 Uhr trafen auf der leipzig⸗dresdener Eisenbahn 1 Bataillon Füsiliere vom, 20sten preu⸗ igen Linien⸗Infanterie⸗Regimente und 1 Bataillon vom Zösten

andwehr⸗Regimente, von Dresden kommend, hier ein, um nach kurzem Aufenthalte ihre Reise über Halle nach Erfurt fortzusetzen.

Württemberg. Stuttgart, 22. Mai. (Schwäb. M.) Der Reichstags⸗Abgeordnete Raveaux ist vorgestern Abend von hier wieder nach Frankfurt abgereist. .

Heute früh marschirte das 5te Infanterie-Regiment von hier aus. Seine Bestimmung ist die badische Gränze.

Hall, 20. Mai. (Schwäb. M.) Heute fand hier eine Vereidigung auf die Reichs Verfassung statt. Nach dem Vormit⸗ tags⸗ Gottesdienste rückte die Bürgerwehr zu Pferde und zu Fuß mit klingendem Spiel auf den Marktplatz. Sofort wurde vom Balkon des Rathhauses herab die Reichs⸗Verfassung verlesen. Nach der Verlesung schwuren sämmtliche Wehrmänner auf dieselbe den Eid der Treue und beurkundeten, getroffener Uebereinkunft gemäß, unterschriftlich ihre Eidesleistung.

Eßlingen, 20. Mai. (Schw. M.) Das Comité für Exrich⸗ tung eines Freicorps hat sich aufgelöst, das Cerps selbst ist als freiwillige Compagnie der Bürgerwehr zugetheilt worden. Der Verwaltungs- Rath der hiesigen Bürgerwehr hat die Errichtung einer Artillerie⸗Compagnie in Anregung gebracht, der Stadt⸗Rath hat sich erboten, die der Stadt gehörigen 2 Stück Geschütze für diesen Zweck in brauchbaren Stand stellen zu lassen; auch soll das Königliche Ministerium des Innern um Verwendung gebeten wer⸗ den, daß der hiesigen Bürgerwehr 4 Stück Kanonen aus dem Kö— niglichen Arsenale abgegeben werden. Heute wurde die deutsche Reichs-Verfassung durch den Stadtschultheißen der versammelten Einwohnerschaft von dem Balkon des Rathhauses herab verkündet, die Bürgerwehr rückte dabei sehr zahlreich aus.

Göppingen, 21. Mai. (Schw. M.) In einer am 19ten hier gehaltenen öffentlichen Sitzung der Amts⸗Versammlung wurde mit absoluter Stimmenmehrheit beschlossen, zur weiteren Organisa⸗ tion der Volksbewaffnung für Stadt und Amt die Summe von 40000 Fl. zu bewilligen. Als Anerkennung dieser Bereitwilligkeit wurde den Herren Schultheißen von der hiesigen Bürgerwehrmusik ein Ständchen gebracht.

Tübingen, 21. Mai. (Schw. M.) Gestern nach der Mor⸗ genkirche wurde die Reichs ⸗Verfassung von der Rathhaus⸗Kanzel verkündet, wobei die zur Feier des Aktes sehr zahlreich ausgexrückte Bürgerwehr nach vollendeter Verlesung den Eid auf die Verfassung leistete mit der Formel: „Ich schwöre Treue der deutschen Reichs⸗ Verfassung, so wahr mir Gott helfe.“ Am 18ten hat der akade⸗ mische Senat aus seiner Mitte eine Kommission gewählt, welche die Universität nöthigenfalls in politischen Fragen vertreten soll. Das vor einigen Tagen erschienene Studenten -Verzeichniß zeigt 755 Studirende, nur 8 weniger als voriges Semester. Dagegen be⸗ läuft sich die Zahl der Ausländer auf 8, ziemlich höher, als in den beiden vorhergehenden Semestern; die Zahl der hier studirenden Nichtwürttemberger ist seit einigen Jahren fortwährend im Steigen, die meisten sind aus der Schweiz, Baden, Rheinpreußen und Ol⸗ denburg; nach Fakultäten vertheilten sich die Ausländer , maßen: Die evangelisch⸗theologische zählt 49, die katholisch⸗theolo⸗ gische 26, die juridische 13, die medizinische 17, die philosophische 7, die staatswirthschaftliche keinen. Im Ganzen gehören der evange⸗ ni, ,, Fakultät an 169 Studirende, der katholisch⸗theo⸗ logischen 160, der juridischen 181, der medizinischen 92; Studirende der Philosophie sind es 98, der Staatswirthschaft 55. Neu ange⸗ kommen in diesem Semester sind 97. Das studentische Corps hat sich zwar seit dem letzten Semester etwas mehr gehoben, besonders durch zahlreichere Anschaffung von Musketen, allein im Verhäitniß zur ganzen Studentenschaft sind es immerhin noch Wenige, und eine Bitte an den akademischen Senat in Betreff von Maßregeln zur Erleichterung des Kaufs von Musketen für die Studenten wurde abgelehnt.

Baden. Karlsruhe, 22. Mai. Die Karlsr. Ztg. ent⸗ hält nachstehende Ansprache des General⸗Kommando's der Volks⸗ wehr an die Mannschaft:

„Wehrmänner! Unser Landesausschuß hat mir durch Dekret vom 19. Mai den Oberbefehl über sämmtliche Volkswehr übertragen, Ich werde dieses Zutrauen rechtfertigen durch die That. Ein Schatz edler Menschen⸗ kräfte ist mir anvertraut; ich fühle die heilige Pflicht, begreife die Verant- wortlichkeit, welche die Freiheit und das Vaterland mir auferlegte: ich werde haushalten mit Eurer Kraft, werthschätzen Euer Leben, aber quch kein Opfer scheuen zur Erreichung des hohen Zieles. Mein Vertrauen zu Euch, Euer Vertrauen zu mir ist die unerläßsiche Bedingung unseres Gelingens und Vollbringens,. Ich weiß, daß es nicht fehlt, und daß es wachsen wird mit unserer ekanntschaft. Was ich aber vor Allem fordere, das ist: Ge—⸗ horsam;z ohne völlige Unterordnung kein Kriegsheer, keine Kraft, kein Sieg! Aber die Strenge, die ich 6. will und muß, soll Hand in Hand gehen mit Gerechtigkeit, soll erheischt sein durch unseren Zweck, der da gilt der Wohlfahrt Aller. Es wäre gewissenlos, es anders zu wollen, Unfere Aufgabe ist klar: wir sollen schügen und erringen, Die Jüngeren werden muthig hinausziehen in die Schlacht, die Aelteren kräftig schirmen unseren Heerd. Wie wir Alle nur ganz Deutschland kennen, so soll auch unser Siegespreis nur die ganze Freiheit se n. Wir Alle kennen das große Fraßezeichen, das mahnend auf Europas Erde ssegt, das mit dem Losuͤne worte: „Entweder, oder', alle Völker zum . Kampfe ruft. O 6

oder losackisch bas ist die große Frage. Es wöre ein Verrath, sich nicht zu empbren, nicht Cache zu schwöͤren gegen den Verrath der Kosacken auf den Thro⸗ nen, im eigenen Hause, im eigenen Lande. Dank unseren hochherz igen Bridern in der Linie, die wie Ein Mann sich erhoben für die Bewegung die es uns möglich macht, zu organisiren, zu rüsen, bamit wir waffen! brüderlich zu ihrer Seite und in ihren vorbersten Linien ämpfen klönnen. Sie haben ung nicht verlassen, wit werden sie nicht verlassen. Wohlan denn, wackere Männer der Volkswehr, laßt ung unter allen Umständen sest zusammenhglten, unterstützt euch kräftig in jeder Art, von Ort zu Ort, von Vczirk zu Bezirk, haltet euch immer nur an das er , mr das Hhrat⸗ ist;

tische, und unterlasset Alles, was dem Iwelke nicht förderl⸗ vo . lich haben wir nicht alt a, nn,. zu , 3

gänzlich und wird durch neue Truppen ersetzt, von ent morgen und

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J exequiren, wir müssen ganz der That angehören, und ohne hre Vollendung an Detreten, und Proclamationen wenig Geschmack finden. Blicken wir auf die Freiheits-Armee des Ostens, auf die Ungarn;

se weniger dieselben von Freiheit reden, desto la dafür, darum That und That, und immer wieder That ö Hin nun an werde ich, Ihr Wehrmänner, durch Armee und Tagegbefehle mit

Euch reden. Die anisation der Polkswehr ss meine . Aufgabe, ein großes

dieselbe rasch zu vollenden, dringende Nothwendigkeit, aber au Stück Arbeit, darum z auf die thätigste Mitcirkung Aller, der rer, wie der Wehrmänner, der Behörden wle des Volkes, . wuß. Nach dem, was wir vollbringen, nach dem Werke unserer Aller, wird man uns richlen, uns segnen oder fluchen. Karlsruhe, den 21. Mai 1849. Der Ober⸗Befehlshaber der Volkswehr: Joh. Ph. Becker.“

Hessen, Kassel, 18. Mai. (K. A. 3.) Heute morgen ist eine mobile Kolonne, bestehend aus einer Jäger⸗Abtheilung und einem De⸗ taschement Husaren, nach Arolsen abmarschirt. Sicherem Vernehmen nach ist der Abmarsch auf den Antrag der Regierung des Fürsten⸗ thums Waldeck (dessen Kontingent bekanntlich ern srtig seine Ver⸗ wendung im Reichsdienste in Schleswig ⸗Holstein findet) in Folge einer von der provisorischen Centralgewalt ihr gewordenen Anwei⸗ fung angeordnet, um gesetzwidrige Störungen der öffentlichen Si⸗ cherheit und Ordnung in dem genannten; durch Anerkennung der Reichs⸗Verfassung mit Kurhessen verbundenen Staate zu unter⸗ i sie ist deshalb zur Disposition der dortigen Regierung gestellt. ;

Hessen und bei Nhein. Frankfurt a. M., 25. Mai. Abends halb 19 Uhr. Das Hauptquarfler der hessischen Division ist in Heppenheim. Die Truppen unter ihren tüchtigen Flührern sind vom besten Geiste beseelt. Gestern hatte im inn g Fränzborfe ki n er, eine Stunde von Heppenheim, eine 6— 80h Menschen starke Volks- Versammlung statt, zu welcher, wegen ihres beunruhigenden Cha⸗ rakters, ein hessischer Civil⸗Kommissär, der in,, . Prinz, ein entschlossener Beamter, und in seinem Gefolge drei Compagnieen des dritten hessischen Infanterie⸗Regiments unter der Führung des Regiments⸗Commandeurs abgeschickt worden waren. Nachdem der vergeblich zum Frieden ermahnende Kommissär meuchlings erschossen worden war, wurde die Versammlung durch einen entschlossenen Angriff der hessischen Infanterie auseinandergesprengt und verlor 50 Todte, eine große Anzahl Verwundeter und 123 ene, welche nach Mainz gebracht worden sind. Der Verlust der Truppen besteht in 3 Schwer- und einigen Leichtver wundeten. Das Exeig⸗ niß hat eine solche Wirkung hervorgebracht, daß die Vorposten der Aufrührer über eine Stunde zurücgegangen sind und die hessische Di⸗ vision ganz begeistert ist. Eine Bestimmung, die schon morgen er⸗ scheint, soll alle Volks Versammlungen bis auf Weiteres verbieten.

Die hessischen Kammern sind gestern Abend aufgelöst worden.

Darmstadt, 21. Mai. Die Darmst gr ir it un] sagt: „Die Verkündigung des Ministeriums des Innern vom 14ten d. bezeichnet die Stellung, welche die Großherzogliche Regierung im Verein mit vielen anderen Regierungen in Bezug auf, die deutsche Verfassung angenommen. Es ist hier nämlich erklärt, daß die Staats-Regierung mit allen ihr zu Gebote stehenden rechtlichen und zweckmäßigen Mitteln dahin streben werde, die Grundrechte und die Reichoͤverfassung und die Beschlüsse der Centzalgewalt zur allgemeinen Geltung gekangen zu lassen. Eine Bestätigung dieser n . finden wir einstweilen darin, daß nach sicherem Verneh⸗ men die Bevollmächtigten berjenigen Staaten, welche, die Reichs⸗ Verfassung anerkannt haben, damit beschäftigt sind, die Maßregeln zu verabreden, welche die genannten Regierungen, gegenüber den Staaten, in welchen die Reichs⸗-Verfassung noch nicht anerkannt ist, für zweckmäßig halten..

Schleswig⸗Halstein. Schleswig, 24. Mai. (H. C.) Gestern ging 6 e Nachricht ein, daß da Blockhaus bej Frle⸗ dericia von unseren schleswig⸗ holsteinschen Truppen, unter dem Hauptmann von Krohn, ohne Verlust von unserer Seite genommen worden ist, während zwölf Dänen zu Gefangenen gemacht sein sollen. Die Position soll für den weiteren Operationsplan von Wichtigkeit sein. Daß Friedericia von 3 bis 7 Uhr jeden Morgen beschossen wird, ist eine feststehende militairische Maßre gel.

Den neuesten Nachrichten aus Christiansfelde zufolge, ist Hoff⸗ nung vorhanden, daß der tapfere Oberst, Graf Otto von Baudissin, seinem Vaterlande erhalten werde.

Flensburg, 22. Mai. (H. C.) Man erwartet nächstens die Ausschreibung der gezwungenen Anleihe über die Kommunen der Herzogthümer, denn der Krieg kostet dem Lande ungeheure Summen Geldes. Das Fuhrwesen allein erfrrdert monatlich eine Summe von 400,000 Mark Ert. Dieser Anschlag ist nicht über⸗ trieben, denn es werden täglich cirea 2200 Fuhrwerke benutzt, deren jedes außer einer bestimmten Lieferung an Heu und Stroh pro Tag 5 Mark Ert. erhält.

Altona, 23. Mai. (H. C.) Von Prälaten und Gutsbe⸗ sitzern der Herzogthümer Schleswig⸗Holstein ist die nachstehende Er—

klärung an die Statthalterschaft eingesandt worden? „In Veran-

lassung der öffentlichen Erklärung der Statthalterschaft der Herzog= thümer Schleswig⸗Holstein fühlen die unterzeichneten . und Gutsbesitzer sich gedrungen, hierdurch öffentlich und feierlich zu er= klären, daß auch ihnen das von Seiten der Statthalterschaft ge⸗ wünschte Frieder swerk am Herzen liege, ba auch ihnen der von derselben vorgeschlagene Weg, um zu einer friedlichen Vereinigun

zu gelangen, der geeignetste erscheint. enn daher durch diest

kurze und bündige Erklärung Pralaten und Gütsbesitzer dem

schließlich in dem Erlasst vom * en d. auggesprechtnen Wunsche um Unterstützung ihrer Vorschläge gusdrücklich entsprochen haben wollen, so ergreifen sie zugleich mit Freuden die Gelegenheit, ciner hohen Statthalterschaft, . wie dem ganzen Vaterland gegenüber bie Versicherung zu erneuern, daß ste, Prälaten und Gutsbesitzer, stets bereit sind und bleiben werden, zur r fn, tines ehren- haften Friedens für bie Lande 29. n, n e des noch so große Spfer zu bringen! Dies ist der warme, Wunsch, der feste

ile, mit kem Prälaten und Gutsbesitzer diese ihre Erklärung enden und deg Allmächtigen ferneren Schuß über das theure Va⸗ terlgnd herabflehen! Kiel, den 19. Mai 1819. (Folgen die Unter⸗

schriften.

Nnusland.

desterreich. Preßburg, 20, Mat. (Band rer.). Der r . Baron . Welden hat nachstehende Ansprache an

die Bewohner Ungarns und Sie e ne, ne fn biter⸗⸗

Ungarns und Sieben

A j , ( „Se. Yin ga 6 Kaiser und König, i. pa dite. Htrr, heben

mich mit allerhbchstem Handschreiben vom 12 Apri! J. J. zum Ober- Be= hel, ler , . uggru kund Sieben sirgen zu ernennen, fo wie auch bie provisorische Leitung aller Civil · Angelegenheiten diestr Lan ber mir zu übertragen geruht. Durchbrungen von der Größe und Wichtigkeit dieser Sendung und . von der Chre, an die Spitze eincz so helben= müthigen Armee gestellt zu sein, werde ich Lösun dit ser Aufgabe meinen leßten Tropfen Blutes opfemn, und finde mich zugleich veranlaßt, hiermit an

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zölter Siebenhürgens! einige Worte zu richten. Könnt Lich, Völlet Ungarns and eee, Ihr es oi. der Zukunft und dem

welter ertragen und kännk ; j i 65 er . verantworten, daß in Ungarn wo die Treue und' das Vertrauen den schönsten Nuf sich erworben das Ansehen des Königs und der Gesebe noch ferner mit Füßen gelreten werde, daß Euere ehemals so schön blühenden Auen der blutige Sammelplatz jener zurswürflinge einer fremden Naiion seien, die durch die Strahlen der wahren Aufklärung aus allen Theilen Europa's hinausgetrieben, kie Schilderhebung als Gewinn beirach⸗ teten, damit sie den blutigen Sold der Nevolutionspropaganda verdienen, und ge= Zenwärtig das schöne Ungarland zum Schauplatze ihrer siuch beladenen und frevel= haften That machten, und auf diese Art durch ihr ekelhastes und verwerfli⸗ ches Treiben den Glanz Eures rühmvollen Namens besudeln. Der sein Vaterland liebt, kann mit diesen Niederträchtigen nicht halten? der soll der Kaiserl. Armee mächtig helfen. Der Verirrte kehre zurück, und für ihn wer= den die Gesetze mild sein; Jene dagegen, die des Verbrechens Bahn nicht verlassen, werden mit unerbitilicher Strenge vernichtet werden.

„Lasset daher ab von Eurem eitlen und vergeblichen Trachten, denn es möge was immer sür eine Macht und Opfer kosten, dieses schöne Land wird fer sich selbst und der Dynastie erhalten. Lasset auch ab von dem furchtsamen Wnhne, als wenn Eure eonstitutionelle Freiheit und Nationa⸗ lität in Gefahr wäre. Ungarn steht viel zu glänzend im Buche der Ge— schichte, die Verdienste der treuen Söhne Ungarns gegen das regierende Kaiserliche Haus sind viel zu groß, als daß die Schneide unserer Waffen gegen dessen Blüthe und Erhaltung gekehrt werden könnte. Ungarns und Siebenbürgens treue Völker! reichet mir und den durch mich befehligten Helden Eure Bruderhand zu Eurem eigenen und zum Wohle und Glück des allgemeinen Vaterlandes.

Preßburg, am 20. Mai 1849.

. . Welden, Feldzeugmeister.“

Ein Nundschreiben des magyarischen Kultus- Ministers Hor— vath verordnet, daß alle Bischöfe, Kapitel, Konsistorien, Kirchen— und Schulvorsteher und Corporationen aller Konfessionen binnen sechs Wochen ihre Huldigung und Auhänglichkeits⸗ Erklärung an die jetzige magyarische Regierung einsenden sollen.

In den , Komitaten sollen alle Beamten entlassen und an ihre Stelle republikanisch Gesinnte gewählt werden.

Lemberg, 19. Mai. Die Lemberger Zeitung bringt in ihrem offiziellen Theile folgende Kundmachung:

. Mit Bezug auf die Proclamation vom 10. Januar 1849 über den Kriegszustand des Königreichs Galizien mit Einschluß der Bukowina und des Großherzogthums Krakau wird hiermit nach—

träglich zur allgemeinen Kenniniß gebracht und mit Beziehung auf

das Hofdekret vom 10. Ottober 1821 3. 18608 der J. G. S. an= geordnet: daß der standrechtlichen oder nach Umständen der kriegs— rechtlichen Behandlung unterzogen und nach den Mititair⸗-Gesetzen bestraft werden wird:

a) wer einen K. K. oder Kaiserlich russischen Soldaten zum

Treubruch auch nur zu verleiten versucht;

b) wer sich Lästerungen Sr. Majestät des Kaisers von Oester— ö oder Sr. Majestät des Kaisers von Rußland erlaubt, un ;

c) wer in der Absicht, sich der revolutionairen Bewegung an⸗ zuschließen, Piken oder Sensen als Waffen herrichtek, oder in deren Besitz betreten wird.

Lemberg, den 17. Mai 1849. Hammerstein, Gencral der Kavallerie und kemmandirender General in Galizien.“

Frankreich. National-Versammlung. Sitzung vom 22. Mai. Anfang 26 Uhr. Präsident Marrast. In dem Gesetz⸗ gebungs⸗Ausschusse wurde der Antrag auf Anklage gegen Präsiven⸗ ten und Minister geprüft. Da die Umstände sich geändert, so spricht sich von 7 Mitgliedern nur 1 für Berücksichtigung aus; der Antrag fällt also durch. An der Tagesordnung sind zunächst mehrere Lokal⸗ Gesetzentwürfe. Sie werden erledigt. Millard, auf ein gestriges Komplott der Rechten bei Gelegenheit der Administrationsschulen hindeutend, schlägt eine andere Abstimmungsart vor. Taschereau bekämpft dieselbe als unpraktisch. Sie fällt durch. Nun kommen die Interpellationen über Italien, Deutschland und Ungarn an die Reihe. Sarrans, Liner der nicht wiedergewählten Republikaner don der Partei des National erhält das Wort. Der Minister Lacrosse habe, sagt er, seine gestrigen Ausdrücke „feige, heuchlerische Politik“ unparlamentarisch genannt; er, der Redner, sei aber im vollen Rechte, doch Persönlichkeiten seien ihm nicht eingefallen. (Ah, ah, er bittet ab) Bürger Vertreter! Sle faßten am 7. Mai einen Beschluß, welcher der römischen Expedition eine andere Rich⸗ tung gab. Was geschieht? Lesen Sie Oudinot's Proclamation vom 12Jten desselben Monats. Keine Spur von Gehorsam des Ka— binets für Ihren Beschluß. Freilich hat er nichts weiter gegen Rom unternommen; aber die Pläne der Contrerévolution richten sich zunächst nicht gegen Rom, sondern gegen Bologna. Vier Mächte haben sich gegen das Emporkommen der Freiheit auf der Halbinfel verschworen. Lesen Sie die Proclamation Wimpfen's. Es ist eine Schmach, daß die Soldaten der französischen Republik mit Oester⸗ reichern und den Neapelitanern zusammen marschiren sollen. Ich gehe jetzt zur russischen Einmischung in die deutschen und ungarischen Verhältnisse über. Wollen Sie wissen, gegen wen diese Interven⸗ tion in letzter Instanz gerichtet ist? Gegen Frankreich, gegen uns Republikaner., (Oh, oh!) Ja wohl, trägt diese Intervention einen europäischen Charakter. Sle ist ein Eingriff in alle europäische Prinzipien. Der, Redner zergliedert das neueste russische Manifest: Dasselbe sei eine übermüthige Kriegserklärung. Man reihe dieses Manifest an die Proclamationen des Königs von Preußen. Alle Volksmänner, alle Demokraten werden darin nicht anders als Demago⸗ gen und Anarchisten genannt. Der Redner fragt den Minister was er zur Abwendung dieser Gefahren gethan. (Beifall.) Er beantragt eine begründete Tagesordnung. Drouyn de Lhuys erwiedert, daß er den Beschlüssen der Rational-Versammlung nachgekommen sei in Bezug auf Italien. Lesseps sei als außerordentlicher Ge—⸗ sandter mit neuen Instructionen abgegangen. „Was Rußland be⸗ trifft, so stehe ich mit Petersburg, Wien und Berlin in Unterhand— lungen. Eine definitive Erklärung kann ich also nicht geben.“ 3 Oly hält einen Vortrag zu Gunsten der eurbpäischen Demokratie. Mau gußn theilt einen Theil der Bedenken des Vorredners. Doch sei das Mandat der Kammer abgelaufen. (Der Tumult erstickt den NVedner.) „Ich werde mich des Abstimmens über die vorgeschlagene Tagesordnung enthalten.“ Cavaignac erklärt, daß er sich dessen nicht enthalten, sondern gegen vieselbe stimmen werde. (Geräusch.) Er schlägt eine andere Redaction vor. Bürger Joly“, fährt er fort, „hat eine begründete Tagesordnung Überreicht, die ich in ihrer Fassung bekämpfe., Inmittelst hat er dleselbe geändert; aber sie ist immer noch eine förmliche Kriegserklärung gegen Oesterreich, eine Kriegserklärung, ausgesprochen durch die Naͤtional⸗Versammlung! Gestaãlten Sie, daß ich Ihnen eine andere Fassung vorlege. Will mir Bürger Joly fünf Minuten Unterredung mit hr gönnen, so zweifele ich nicht, daß wir uns derstndigen und die Tagesordnung er err attig überreichen können.“ (Ja, Jah Die Sitzung wird uspendirt. Greße Aufregung herrscht auf allen Bänken. Ca⸗

vaignas lehrt auf seinen Platz zurück und ledigirt eine Tagesord=

kung, deren Tert imnilder ist und also lautet: „Bie Nationah-Ver—= ammiung ferbert die Regierung auf, ernste Maßregeln zu ergrei—⸗ . die Freiheit nach innen ' und außen zu beschützen.“ Joly: y mn mich dieser Fassung nicht fügen“ Er besteht auf der

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seinigen. Odilon Barryt: Die Jolysche Fassung sei eine Kriegs—⸗ erklärung. Die Regierung wolle und könne keine solche Verantwort- lichkeit übernehmen. Lepru Rollin: „Sie nennen das eine Kriegserklärung! Aber lesen Sie doch das russische Manifest. Das ist eine Kriegserklärung.“ (Der Redner ärndtet links stürmischen Beifall. Odilon Barrot tritt noch einmal vermittelnd auf. Eremieux folgt ihm. Schluß, Schluß! Zur Abstimmung! erschallt es während seiner Rede. Zwanzig Mitglieder verlangen die ein⸗ fache Tagesordnung. Man schreitet zur, Abstimmung durch Stimmzettes. Die Rechte entfernt sich wieder in Masse. Die ein⸗ fache Tagesordnung wird mit 459 gegen 53 Stimmen verworfen. Die Versammlung beschließt dann, die verschiedenen motivirten Ta⸗ gesordnungs⸗Vorschläge der Herren Joly, Bastide und Cavaignac den Abtheilungen zur Erwägung zu uͤberweisen und die Diskussion morgen von neuem zu beginnen. ;

Vor der heutigen Abstimmung fand zuletzt noch folgende De—⸗ batte statt: Ledru Rollin sagte zum Ministerium, es stehe vor 1792 und Pilnitz; das famose Manifest des Herzogs von Braun— schweig, so wie dasjenige des damaligen Königs von Preußen, hät- ten mit dem Manifest, des Kaisers von Rußland vom Mai 1849 und der Proclamation des Königs von Preußen an sein Volk gleiche Bedeutung. Man solle die Geschichte bedenken. Was die Väter getroffen, könne auch die Söhne treffen. Man könne srinem Schick⸗ sal nur durch Ein Mittel entgehen: Um den Bürgerkrieg nach in⸗ nen am besten zu ersticken, müsse man den Despoten des Auslandes würdig autworten. Odilon Baxxrot erwiedert, daß der Vorredner die Geschichte schlecht verstehe. Rußland habe sich damals direkt an Frankreich gewandt, die französische Revolution direkt negirt, Frankreich direkt das Recht streilig gemacht, sich jede beliebige Regierungsform zu geben. Heute dagegen erkenne es ja die französische Republik feierlich an. Wie könne man also beide Epochen einander gleichstellen? Cremieux ergänzte, daß Rußland der französischen Republik die eine Hand nur reiche, um mit der anderen Hand desto freieres Spiel gegen Ungarn und Ita⸗ lien zu haben. Sei es mit diesen beiden Völkern fertig, dann komme die Reihe an die französische Republik, diesen Hauptheerd aller freisinnigen Ideen. Die so sehr gerühmte Anerkennung der französischen Republik durch Rußland sei also eine bloße Kriegslist, der man durch eine energische Beschützung aller bedrohten Nafiona— litäten entgegentreten müsse. Nan schritt nun zur Abstimmung. Während derselben rief Thiers alle Mitglieder der Rue de Poi⸗ tiers in die Nebensäle zusammen, und man entschied, sich der Ab⸗ stimmung in Massè zu enthalten. Dies sehend, rief Marrast seinerseits sämmtliche Büreau-Mitglieder um sich, und man be⸗ schloß, 20,9000 Mann Truppen unter dem Befehl eines zuver⸗— lässigen Generals sofort zu requiriren und sich permanent zu erklä⸗ ren, wenn die Rechte nicht voͤtire. Diese Erklärung verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den Nebensälen. Die nöthige Zahl der Rech⸗ ten votirte, und die von 20 Mitgliedern derselben verlangte ein⸗ fache Tagesordnung wurde, wie oben gesagt, mit 4650 gegen 53 Stimmen zurückgewiesen. Der Schluß der Sitzung erfolgte erst 20 Minuten nach 7 Uhr unter dem zahlreichen Rufe: „Es lebe die Republik! Es lebe die europäische Republik!“ Nach dem Schluß der Sitzung traten sämmtliche Minister beim Präsidenten Bonaparte im Elyste zusammen, um über die europälsche Lage zu berathen. Bugeaud und Changarnier wohnten dem Minister⸗ Nathe bei.

Sitzung vom 23. Mai. Anfang 1 Uhr. Starker Andrang, da die bevorstehende Debatte das höchste Interesse erregt. In den Gruppen der Seitengänge werden allerlei Gerüchte erzählt: neue Truppen, mit Feldlazarethen, seien in Marsch auf Paris; ein gro⸗ ßer Staatsstreich solle ausgeführt werden; Bugeaud, erst gestern Abend eingetroffen, habe die ganze Nacht bei Bonaparte und Chan— garnier zugebracht; dort sei ein Plan zur Vernichtung der Partei der rothen Republik ausgesonnen worden, und die Rothen hätten ihrerseits auf einem Bankett „der Todten und Lebendigen“ geschwo⸗ ren, mit der sozialen Republik zu siegen oder zu fallen; alle Klubs seien permanent erklärt und dergleichen mehr. Unter diesen und ähnlichen Gesprächen erklärt Marrast die Sitzung für eröffnet. Das Protokoll der gestrigen Sitzung wird verlesen; aber Niemand hört bei der allgemeinen Aufregung darauf. Marrast: „In Ge— mäßheit ihrer gestrigen Tagesordnung kehrt die Verfammlung zu den IJnuterpellationen über Italien und Rußland zurück. Mehrere begründete Tagesordnungen sind vorgelegt worden. Bürger Rondeau trägt jedoch darauf an, alle diese Tages⸗ ordnungen dem Gesetzgebungs⸗zusschusse zur Der e 6 ung zu über⸗ weisen, wodurch die Diskussion suspendirt würde. Die Versammlung hat zu entscheiden, ob sie die Rondeausche Proposition in Betracht zieht.“ Rondeau nimmt das Wort, um seinen Vorschlag zu be— gründen, aber der Ruf: Die vorläufige Frage! über-äubt ihn. Marra st bringt die vorläufige Frage zur Abstimmung. Sie wird angenommen. „Jetzt“, sagt der Präsident, „haben Sie über die Priexität zu entscheiden.!“ Die Cavpgignaesche Tagesordnung erhält die Prigrilät. Dieselbe lautet: „Die Nalional-Versammlung lenkt die ernste Aufmerksamkeit der Regierung auf die Ereignisse und Truppenbewegungen, die sich in Europa zutragen, und, von den Gefahren durchdrungen, welche diese Lage sowohl für die Zukunft der Freiheit, als für die inneren und äußeren Inkeressen der Re— publik haben, empfiehlt sie der Regierung, die Maßregeln zu ergrei⸗ fen, welche nöthig sind, um dieselben energisch zu beschützen, und geht zur Tagesordnung über.“ Flocon bekämpft diese Fassung. Bei dem Ernst der Umstände sei die Jassung Jolyhs und selbst die Fassung Bastide's besser. (Die von Joby vorgeschla⸗ gene Tagesordnung lautete: „Die National⸗Versammlung, in Er⸗ wägung des Manifestes des Kaisers von Rußland und ver zwi⸗ schen Oesterreich, Preußen und Rußland eingegangenen Verträge, als solcher, welche die durch die französische Revolution und durch ihre Tagesordnung vom Monat Mai i848 proklamirten Grund‘ sätze des öffentlichen Rechts angreifen; im Namen des französischen Volkes gegen diese neue, Coalition, welche die Freiheit Europa's bedroht, protestirend; trägt der Regierung auf, unverzüglich di

ö ö zuglich die energischsten , ,. zu treffen um dem Grundsatz der Unab⸗ hängigkeit und Nationalltät der Völker überall Achtung zu ver⸗ schaffen, wo er bedroht ist.“ Die von Bastide beantragté: „Die Natilongl-Versammlung, in Erwägung, daß der Grundsaß der Un— abhängigkeit der Nationen Eurbpa's und selbst die Sicherheit Frankreichs durch das Manifest und die Bewegungen der Truppen der fremden Mächte bedroht sind, fordert die Regierung auf, alle zum Schutz der Ehre und der Inleressen der Republik nothwendi= gen Maßregeln zu ergreifen, und geht zur Tagesordnung? über.“ Der Antrag Rondeau's endlich: „In Betracht, daß die motivir⸗ ten Tagesordnungen nicht ein bloßes Gutachten über die Beschlüsse des Ministeriums enthalten, sondern eine Resolution, welche ernsie ö vorschreibt und den Krieg nach sich ziehen kann; mut Hinsicht auf die Artikel 44 und 42 der Verfassung und den Artikel 5 des Geschäfts⸗Reglements der National ⸗Verfammlung, schlage ich vor, die motivirten Tagesordnungen den Abtheilungen zur Pr̊

; ; igen hcilungen zur Prüfung zu überweisen.) Um indessen volle Einigkeit unter allenRepublikanern her⸗ zustellen, wollen sich Joly und Vastide obiger Fasfung fügen, wenn man darin willige, ihr vor dem Schlusse folgende Worte einzuschalten:

und die Unabhängigkeit und Nationalität aller Völker zu wahren.“ (Aufregung.) Gustav von Beaumont findet es sehr erstaunenamerth, daß Leute, wie Joly und Flocon, die gestern Krieg und nichts als Krieg gewollt, sich plötzlich mit der Cavaignacschen Tagesordnung vereinbarten. Hier mußten wohl geheime Triebse gern zu Grunde liegen. Cavaignac: Um jeder Zweideutigkeit vorzubeugen, weise ich den Flocoönschen Zusatz zurück. (Lärm vom Berge. Ruf nach Abstimmung.,) Die von Cavaignac . agesordnung wird einhellig angenommen. Flocon, Ba stide und Joly dringen auf Abstimmüng über ihren Zusatz. Derselbe wird mit 346 gegen 269 Stimmen verworfen. Die gesammte Tagesordnung, die durch den beantragten obigen Zusatz in zwei Theile qe htte war, geht demnächst, ohne diesen . mit 4 ge- gen 181 Stimmen durch. Das Interesse der Sitzung ist vorüber. Während einer Pause cirkulirt folgende Minister⸗ liste im Saale: Bugeaud, Falloux, Baroche, Daru, Matthien de la Redorte, Buffet, von Corcelles und Jaucher. Die Versamm⸗ lung geht zu ihrem Hausbudget und den ie, , . über. Die Sitzung wird für eine geheime erklärt und die Sch ßung der Thüren verfügt. Nach Erledigung des Hausbudgets ver⸗ sucht Flocon die Frage wegen Anmestie für die 1210 Juni-Insur⸗ geuten auf die nächste Tagesordnung zu bringen. Wird verworfen. Ein Antrag, Carnot's Ueberreste aus Magdeburg holen lassen, wird, weil nicht mehr 500 Mitglieder anwesend sind, auf morgen verschoben. Cremieux erscheint auf der Tribüne und liest einen Artikel der heutigen Democratie pacifigue vor, in welcher ein angeblicher Schlaͤchtplan der Contre⸗Revolution enthüllt wird, laut welchem am 28sten oder 29sten d. M. ein allgemeines Blutbad erfolgen solle. Er fordert den Verfasser des Arttkels, Victor Considerant, auf, sich über die Quellen zu erklären. Considerant erklärt, daß die Quellen nicht richterlicher Natur wären, sonst würde er sie auf der Tribüne offenbart und nicht den Journalweg vorgezogen haben. Die 3 sei am b geeignet, das Komplott zu zertrümmern. timmen links: straßburger Komplott war auch verrathen und wurde doch durch- gesetzt. Con siderant erklärt, daß er den Conseils⸗Präsidenten in Kenntniß gesetzt habe. St. Romme liest einen Artikel der Presse vor, der eine ähnliche Enthüllung macht. Ledru Rollin ergänzt die Thatsachen durch die Angabe, daß Changarnier allen Militair⸗Chefs befohlen habe, nur ihm und nicht dem Prästdenten der National-Versammlung zu gehorchen. Er beantragt die Er⸗ nennung einer Untersuchüngs-Kommission. (Große Aufregung.) Ledru Rollin dringt auf sofortige Ernennung dieser Kommission, um über Changarnier das Urtheil zu sprechen. Odilon Barrot macht Miene, ihm auf die Tribüne zu folgen, Bedeau spricht vorher wenige Worte. Bei Abgang der Poöst, um halb 8 Uhr, dauerte die Debatte noch fort; nian glaubte indeß, daß Ledru Rol⸗ lin's Antrag nicht durchgehen werde.

Paris, 23. Mai. Che Marschall Bugeaud nach Paris reiste, richtete er folgende Proclamation an die Alpen Armee: „Hauptquartier Lyon, 19. Mai. Soldaten der Alpen⸗Armee! Ihr habt so eben Euer Recht als Bürger frei ausgeübt, indem Ihr Eure Zettel in die Urne warfet. Diese Bürger-Mission, welche Euch die Verfassung gewährt, ist nun für drei Jahre beendet. Eure Militair-Mission, die nicht weniger patriotisch ist, tritt wieder in ihre alte Gewalt. Ihr werdet nie vergessen, daß die Armer ein gerichtet ist, um über die Achtung für die Unabhängigkeit Frank⸗ reichs gegen äußere Feinde und der inneren Gesctze zu wachen. Eure Pflicht ist es, die Verfassung zu vertheidigen, welche die demokratische Republik gründete. Schon dieserhalb schul⸗ det Ihr Gehorsam dem Präsidenten der Republik, welcher der Erwählte des Volkes ist und welchem die Verfassung die Aus übung der Exekutivgewalt verleiht. Endlich müßt Ihr die drei⸗ farbige Fahne vertheidigen, die einzige, welche national ist; dieselbe, welche seit der allen Republik unsere Armeen zum Siege führte. Sie ist das Sinnbild des unvergänglichen Ruhmes, womtt sich die französische Natien durch Kriegsthaten bedeckte, welche die größten sind, deren die Geschichte erwähnt. Dirjenigen, welche andere Far⸗ ben aufpflanzen möchten, sind Verräther an der Verfassung, und Ihr wißt, was mit Verräthern zu machen! Die Disziplin, die Eure Stärke, Eure Würde bildet, ist auch eine der mächtigsten National-Garantieen, wie sie überhaupt der Aus- druck aller militairischen Tugend ist. Ihr werdet sie also sorgfältig unter Euch aufrechterhalten. Dies ist die Lebensbahn, die Euch Euer alter Waffenbruder vorzeichnet, Euer Waffenbruder, der eg sich bis zum Grabe zur Ehre anrechnen wird, gleich Euch gemeiner Soldat gewesen zu sein. Wie Ihr, trug ich den Tornister auf dem Rücken, und nur durch mein Gewehr und später durch meinen De—= gen bin ich nach einer Dienstzeit von 46 Jahren zu der Ehre ge⸗ langt, Euch zu befehligen.“

Der ungarische Abgesandte Graf Teleky richtet in den heutigen Morgen⸗-Journalen ein Schreiben an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten, worin er demselben im Namen Kossuth's und der unggrischen Exckutivgewalt anzeigt, daß sich Ungarn als freier selbstständiger Staat konstituire und in den (uropäischen Staaten Verband, namentlich von der französischen Republik, als Schwester⸗ Nation sich aufgenommen zu sehen wünsche.

Großbritanien und Irland. London, 23. Mai Gestern sind Ihre Majestät die Königin und Prinz Albrecht mit ihrer Familie wieder nach Osborne auf der Insel Wight abgereist. . Im, Oberhause erklärte gestern Marquis von TLansdowne quf eine an ihn gerichtete Interpellation, daß die Unterhandlungen über die Angelegenheiten am La Plata vorwärts schritten, aber zu einer Diskussion im Parlamente noch nicht reif seien. Im? Unter⸗ hause ging vorgestern die Bill, über die verschuldeten Güter durch den Ausschuß; die Bill über die irländischen Pachtverhältnisse rückte ein Stadium weiter und die Amendements des Oberhauses zu der irländischen Armen-Hülfssteuer Bill wurden angenommen. & e. erhielt Herr T. D'Eyncourt mit 46 gegen 41 Stimmen vom Unterhause die Erlaubniß zur Einbringung einer Bill, wodurch er die Parlaments Dauer von sieben auf fünf Jahre verkürzen will. Lord D. Stuart und Herr S. Crawford unkerstützten ef Antrag, der Minister Lord J. Russell aber trat demselben entge⸗ gen. Gegen die Bemerkung, daß längere Parlamenle leichter zu bestechen wären, als kürzere, äußerte der Premier⸗Minister: „Wenn ich die gegenwärtige Macht der öffentlichen Meinung in unserem Lande betrachte, so glaube ich nicht, daß der Einfluß der Krone in einer Weise ausgelibt zu werden vermöchte, der die Unabhän⸗ gigkeit des Parlaments gefährden könnte. (Hört! hört) Ich, für mein Theil, glaube übrigens, daß ein solcher Einfluß auf ein kür= zeres Parlament cher eine Wirkung ausüben könnte, als auf ein langes, denn die Mitglieder des letzteren müssen allmälig inne wer— den, welchen Enttäuschungen ein Vertrauen auf solche Gunsterweisung sie aussetzt.“ (Hört, hört! und Gelächter.)

Mit dem Dampfschiffe „Cambria“ hat man Nachrichten aus New - Nork vom Sten und aus Montreal vom Ften d. erhalten. Die Ruhe war in Kanada gänzlich hergestellt, und das dortige Parlament fuhr in seiner Thätigkeit fort. Eine Proclama⸗ tion des General Gouverneurs setzte eine Belohnung von