oder wollte er uns nicht näher angeben, Man bemerkte ihm, der
„ck unseres Verfassungs⸗Vereins sei, für die Verfassung selbst mit gern fr. . dazu seien wir, so wie auch das Land⸗ volk, auf den ersten Ruf der National ⸗Versammlung und unserer Regierung bereit; zu allenfallsigen Mitschen geben wir uns nicht her; auch seien wir nicht so vernagelt, unsere Rheinprovinz durch die Herren von Baden zum Vorposten gegen Preußen machen zu lassen. Da er nach diesen Aeußerungen sah, daß sein Zweck ver⸗ fehlt war, zog er von dannen, nachdem er sich hatte bescheinigen
lassen, daß er dagewesen.
Ausland.
Frankreich. Gesetz gebende Versammlung. Sitzung vom 29. Mai. Alters⸗Präsident Keratry. Die Umgegend ist voll⸗ kommen frei, und die militairischen Vorsichtsmaßregeln, die der neue Kommandant, General Forey, angeordnet, n. sich als unns⸗ thig. Um 27 Uhr beginnt die Fern. Sitzung. Schriftführer von Coislin liest das gestrige Protokoll vor. König aus dem El⸗ saß: „Man hat heute jedem Deputirten ein Reglement vertheilt. Dieses Reglement ist das der National⸗Versammlung. In keinem Falle ist dasselbe für die legislative Kammer maßgebend, sondern höchstens fakultativ. Ich hätte gewünscht, daß man auch ein Exem— plar der Verfassung an jedes Mitglied vertheile.“ (Genug! genug! rechts. Landolfe: „Das Volk hatte sich gestern um das Gebäude der Kammer versammelt, weil es mit Recht hoffte, daß die neue Kammer ihre Session mit öffentlicher Acclamation für die demokratische Republik eröffnen würde. Es ist nicht nur getäuscht, sondern sogar durch Kavallerie ausein— ander gejagt worden. Dieser Anfang ist des legislativen Staats⸗ körpers unwürdig. Ich protestire hiergegen und schlage vor, daß das Haus seinen Fehler wieder gut mache, indem es der Republik ein Hoch ausbringe.“ Die Linke ruft in Masse: Es lebe die Re=— publik Die Rechte aber bleibt still. Segur d' Aguesseau: „Man spricht immer: Das Volk, das Volk. Wer ist denn eigent— lich das Volk? Sind es (zur Linken gewendet) nur Ihre Anhän— ger? Das Volk ist die Gesammtheit aller Franzosen, kein bloßer Bruchtheil. (Lärm.) Man will die Kammer in zwei Lager spalten, von denen nur das eine die Republik hoch leben lasse.“ Vom Berge: „Sie riefen nicht mit!“ Segur d'Aguesseau: „Viele meiner Kollegen riefen auch nicht mit.“ Vom Berge: „Es lebe die demokratisch⸗- soziale Republik!“ Keratry: „Wenn ich wüßte, wer diejenigen gewesen, welche dies geru— fen, würde ich sie zur Ordnung verweisen.“ (Oh! Oh!) Segur d' Aguesseau: „Ich errathe den Sinn dieses Rufs; er ist ungesetzlich. Ich werde nur stets rufen: Es lebe die Republik!“ Stimmen vom Berge: „Rufen Sie: Es lebe die anständige Re⸗
publik!“ Die ganze Rechte erhebt sich und ruft: Es lebe die Republik! Beaune will sprechen, aber der Tumult erstickt ihn. Stimme von der Journalisten⸗ Tribüne; „Vortrefflich! Die alte Kammer hörte mit Tumult auf, und die neue Kammer fängt mit Tumult an. Das wird schön werden!“ Die Versammlung iht zu ihrer Tagesordnung, den Vollmachtsprüfungen, über. ine Menge von 3 werden erledigt. Die Debatte bietet kein Interesse. Aine, Aisn, Cantal, Calvados, Doubs, Dreme, Eure, Correge u. s. w. gehen rasch hinter einander durch. Die beiden Departements Indre und Haute⸗Marne gaben die erste Veranlassung zur Anregung der telegraphischen Depeschen Leon Faucher's. In beiben Departements, namentlich Haute-Marne, werden den General-Conseils Influenzirungen vorgeworfen. Der Ausschuß trägt indessen auf Zulassung der Deputirten an. Mehrere Mitglieder der Linken bekämpfen dieselbe. Die Debatte wird ziem— lich verwirrt, weil die altersschwache Stimme Keratry's nicht durchdringt. Leon Faucher erklärt, daß er den General⸗ Conseils jede Influenzirung verboten habe. (Gelächter links.) Zahlreicher Ruf: Zur Abstimmung! Links: Durch Zettel! An⸗ dere Stimmen: Aber wir haben ja noch keine Zettel! Neue Stim— men: Was soll zur Abstimmung gebracht werden? Präsident: Die Konklusionen des Ausschusses. (Nein, nein! die Verschiebung!) Es wird zur Abstimmung über die Konklusion des Berichts des Ausschusses geschritten. Dieselbe ergiebt e, der, Resultat: Zahl der Stimmenden 6561, absolute Majorität 282, für die Gültigkeit der Wahlen 392, gegen dieselbe 179. Die Konklusionen des Aus⸗ schusses sind also angenommen und die Deputirten zugelassen. Die Sitzung schließt um 6 Uhr. Paris, 29. Mai. Der Moniteur bringt heute das Pro⸗ tokoll, das gestern bei der Uebergabe der Volks-Souverainetät von der einen Kammer an die andere en fn, wurde. „Das Büreau der konstituirenden National⸗-Versammlung“, sagte Marrast zu Kexatry, hielt es für seine Pflicht, so lange auf seinem Posten auszuharren, bis das neue Büreau vor ihm erschiene. Hierdurch will er konstatiren, daß es unter der Herrschaft unserer republikani⸗ schen Verfassung keine Unterbrechung in der gesetzgebenden Volks⸗ Vertretung geben darf. Mit Ihrem Erscheinen vor uns hört unser Mandat, hören unsere Rechte und Pflichten auf; unsere Lauf⸗ bahn ist geendet, die ihrige beginnt. Erwählte des Vol—⸗ kes, seid uns willkommen. Glücklicher als Eure Vorgän— er, möget Ihr wenigstens die Schrecknisse des Bürger⸗ rieges vermeiden. Schon bei der gestrigen Bildung der Abtheilungen konnte man eine scharfe Sonderung der Parteien wahrnehmen. Mols und Larcy, Panat und Berard, Bugeaud und Gaslonde, Bedeau und Victor Lefranc, Barvuche und Poujoulat, Dupin und Merode, Remusat und Emile Leroux, Gouin und Mor⸗
timer Ternaux, Broglie und Talhouet, Thiers und Fortoul, Bau⸗ chart und von Laboulie, Mauguin und Fresneau, Arago und Le⸗ verrier, Cavaignat und Payer sind die Präsidenten und Schrift⸗ führer det Abtheilungen. Ein Morgenblatt enthält Folgendes: „Die jüngere, entschlossenere Zahl der gemäßigten neuen Deputirten hat gestern dem Elysse wissen lassen, daß sie in Masse gegen dasselbe stimmen werden, wenn es sich einfallen lassen sollte, Maͤnner von zweideuti⸗ ger Gesinnung an das Regierungsruder zu stellen. Die Herrschaft der Männer mit den doppelten Achseln . jetzt vorbei. Entweder oder!“ Ledru Rollin hat die starke Schaar seiner Montagnards bereits organisirt. Aus ihren nächsten Voten, bei der Präsidenten⸗ wahl, wird man ihre Zahl näher kennen lernen.
Aus Rom enthält der Moniteur nichts; doch heißt es, die Regierung besitze wichtige Depeschen. Pescantini ist wieder in Pa- ris. Mit der gewöhnlichen Post wird aus Rom vom 20. Mai ge⸗ meldet, daß dle Siadt in der größten Spannung war. Lesseps reiste, sobals ihm die Antwort der Constituante notifizirt worden, sogleich zu Dudinot ab, und man sagte, dieser werde schon am 21sten die Stadt wieder angreifen. Lesseps war von Oudinot wieder zu⸗ rückgekehrt und hatte die Fahne vom franzoöͤsischen Gesandtschafts⸗ Palast abgenommen und sie vor seine Privatgasthoffenster gesteckt.
Rußland und Polen. War schau, 30. Mai. Gestern musterte der Kaiser das von Praga abmarschirende muselmännische Kavallerie⸗Regiment. Von Odessa ist der Kaiserliche General⸗Adju⸗ tant Grabbe hier eingetroffen.
Italien. Florenz, 21. Mai. (Lloyd.) So eben geht auf außerordentlichem Wege die Nachricht ein, daß in Folge einer Contrerevolution im constitutionellen Sinne die Franzosen in Rom eingerückt sind, und Joseph Mazzini in dem Augenblicke, als er die Flucht ergreifen wollte, vom Volke verhaftet worden ist.
Königliche Schauspiele. Sonnabend, 2. Juni. Im Schauspielhause. Söste Abonnements⸗ Vorstellung: Tartüffe, oder: Der Scheinheilige, Lustspiel in 5 Ab⸗ theilungen, nach Molière. (Herr A. Wohlbrück, Regisseur des
(GMReu einstudir) Der Lügner und sein Sohn, Posse in 4 Akt, nach . Französischen. (Herr A. Wohlbrück: Herr von Crack.)
Anfang halb 7 Uhr. Königsstad tisches Theater. Sonnabend, 2. , beiden Nachtwandler, oder: Das Nothwendige und das Ueberflüssige. Posse mit Gesang in 2 Akten,
v Nestroy. . . 3. Juni. Herr Rochus Pumpernickel. Posse mit
Gesang in 3 Akten, von Stegmayer.
Berliner Börse vom 1. Juni.
Mechsel- Course.
Brief. 69eld.
Amsterdam — 143 do. — . 1425
Hamburg . 150 do. . . 1497
6 25 803 S5 *
1017 3 . g9z 995 —
g9tz
56 22 — 1037 1027
1423
London
g6⸗ , 150 FI. 855 ⸗ 150 FI.
100 Thin. Leipzig in Courant im 14 Thlr. Fuss.. 100 Thlr.
Fraukfurt a. M. südd. W. 2 Mt. Petersburg 100 nn. 3 Woehen
Inländische Fonds, . Rommiunal Papiere und Geld- Course.
2f. Brief. Geld. Gem. Zf. Brief. Preuls. Frerꝶr. An 5 101 Pomm. Efdbr. 35 93 St. Schuld- Sch. 3 Kur- u. Rm. do.“ 933 Seeh Präm. Sch. — Schlesische do. — K. u. Nm. Schuldv. 3 do. Lt. B. gar. do. — Berl. Stadt- Obl. Pr. Bk Anth. Seh 88 do. do. Westpr. Pfandbr. h Grossh. Posen do. do. do. Ostpr. Pfandbr.
Breslau
Gem.
Friedrichsd'ror. 1 3* And. Goldm. à ßth. Disconto.
1 r
3 ——
Ausländische Fonds.
Poln. nene Pfdbr. do. Part. 500 FI. do. d0. 300 FI. Hamb. Feuer- Can. do. Staats- Pr. Anl IIoll. 23 M Int.
Kurk. Pr. O. 40th. Sardin. do. 3655 Er. N. Bad. do. 35 FI. —
Russ. HNamb. Cert. do. beillope 3.4.8. do. do. 1. Anl. do. Stiegl. 2. 4. A.
do. do. 5. A. do. v. Rthsch. Lst. do. Poln. Schatz O. do. do. Cert. L. A. do. do. L. B. 2001. Pol. a. Pfdbr. a. C.
133512 VII
—1— 90
11111818
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6 243
Eis enbann- Actien.
Stamm · Actien. Kapital. Tages - Cours.
Rein Trtrag. 1848.
Der RKeinertraß wird nach erfolgter Bekanntm.
in der dazu bestimmten Rubrik ausgesülli. taat gar.
Börsen- Zins- Rechnung
Die mit 33 pCt. ber. Actien sind v.
Prioritäts - Actien. Kapital.
Tages - Cours.
Zins fuss.
Sämmtliche Prioritäts-Actien werden durch jährliche Verloosung à 1 pCt. amortisirt.
78 a 774 br. u. . 59 B.
S8 bꝛ.
523 b.
117 B.
Berl. Anh. Lit. A. B. 6, O90, 000 do. Hamburg .. S0, 000 do. Stettin - Starg. . 4,824, 090 do. Eotsd. Magd... 0, O Magd. Halberstadt.. 1, 700, 0990 dg. Leipziger 2,366, 000 Halle Thüringer 9, 000, 00 Cöln - Minden 13, 000, 000 do. Aachen .. ...... 4, 500, 000 Bonn - Cöln 1,051, 200 Düss eld. Elberfeld... 1,400,000 Steele Vohwinkel... 1,300, 000 Niederschl. Märkisch. 10, 000, 000 do. Zweighahn 1, 500, 000 Oberschl. Lit. A.... 2, 253, 100 do. Litt. B. 2, 400, 000 Cosel · Oderberg... . 1, 200.000 Breslau - Freiburg... 1.700, 000 Krakau-Oberschs. . .. 1, 8o, 000 Berg. Märk. .... .... 4, 000, 000 Stargard - Posen 5, 000, 000 Brieg - Neisse. ..... .. 1, 100, 000
Mag deb. Wittenb. .. . 4,500, 000
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18 251 128171
16
Quittungs - Bogen.
Aachen-Mastricht .. 2, 750, 000
Ausländ. Actien.
Friedr. Wilh. -Nordb. do. Prior. ..
34 a 3335 bꝛ. n GC.
8, 000, 000 91 B. 91 bæ.
Schluss-Course von Cöln-Minden 76 n
Berl. Anhalt. .. ...... 1,411,800 Hamburg 5, 000, 0900
‚ do. 1,000, 000 Potsd. Magd... 2, 3867, 200 do. .. 3, 132, So00 Stettiner .... .. ö S0n, 000 Magdeb. Leipziger .. 1.788, 099 Halle - Thüringer. ... 4, 100, 999 Cöln - Minden. . ...... 3,674, 500 Rhein. v. Staat gar. 1ů217, 0090 do. 1. Prioritüt .. 2, 487, 250 do. Stamm -Prior. 1.250, 000 Düsseldorf- Elberfeld. 1,000, 000 Niederschl. Märkisch. 4, 175, 000 do. do. 3,500. 000
do. III. Serie. 2, 300, 000
do. Zweigbahn 2562, 000
do. do. 248, 000 Obers chlesische 370, 300 Krakau - Oberschl. .. 360, 000 Cosel - Oderberg. ... 250, 00 Steele - Vohwinkel .. 325, 000 do. do. II. Ser. 375, 000 Breslau - Freiburg. .. 400,000 Berg. Mãark. .. ...... S00, 000
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Ausl. Stamm- Act.
Börsen- Zinsen Reinertr. 1848
Leipzig - Dresden.. ud w. Bexbach 24 FI. Kiel Altona ö. Amster d. Rotterd. FI. Mecklenburger Thlr.
C = m 1
von Preussischen Bank- Antheilen S7 6.
Unsere Börse war heute wiederum sehr matt und geschäftslos, in Folge dessen sich ein Fallen
der Course bemerkbar machte.
Auswärtige Börsen.
Breslau, 30. Mai. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 97 Gld. Friedrichsd' or 1137 Br. Louisd'or 112. Gld. Polnisches Pa⸗ piergeld 9314 bez. u. G. Desterr. Banknoten 84 bez. u. Br. Staatsschuldscheine 77 Br. Seehandl. Prämienscheine 2 50 Rthlr. 1004 Gld. Pos. Pfandbriefe proz. 97 G., do. 35 proz. S0z u. bez. Schlesische do. Zz5proz. 89 4. Br., do. Litt. B. 4proz. 9 do. Jyproz. 827 Br. ⸗
Poln. Pfandbr. alte proz. 907 Br., do. neue 899 Br., do. Partial Loose a 300 Fl. 97 Gid., a' 500 Fl. 73 Br., do— , a 200 Fl. 137 Br. Rusf. polnische Schatz⸗Oblig.
a 4 36 67
Actien: Oberschlesische Litt. A. und Litt. B. 929 G. Bres⸗ lau Schweidnitz⸗ Freiburg. 79 Br. Niederschles. Märk. 717 Br., do. Prior. 99 Br., do. Ser. III. 937 Br. Ost⸗ Rhein. (Köln⸗ Mind. 7h bez. n. Br. Neisse Brieg 34 Br. Krakau - Sber⸗ 6 385 bez. u. Br. Frledrich ilhelms⸗Nordbahn 349 u.
Wien, 39. Mai. Met. 5proz. 897 — 3. 4 roz. 70 - 71. 2 proz. 16. 157. Anl. zt. 1 roh rg. 39: . Nordb. do 34. „ Gloggnitz 93 — 54. Mail. 70 — 7i. Livorno 6; bis 5 r i. ö. A. 1125 — 1128. K. G. 29. echsel: Amsterd. 170. Augsb. u. Frankf. 1215. Hamb. 2 London ö. 22. Paris 14d em, ger. onds und Actien bei mäßigem Umsatz ohne Veränderung. Fremde Devisen gut zu lassen. ; sas oh ;
Leipzig, 30. Mai. Leipz. Dr. P. Oblig. 99 G. Le B. A. 1427 Br. L. Dresd. E. A. 95 Br. Sächsisch⸗Bayerische 777 Br., 777 G. Schlesische 275 Br., 72 G. Chemnitz⸗ Niesa 19 Br. Löbau⸗Zittau 14 Br. Magdeb. - Leipz. 1685 G. Berl. Anh. A. u. B. 783 Br., 78 G. Altona⸗Kiel 92 Br., 91 G. Deß. B. A. 101 Br., 10) G. Pr. B. A. 89 Br., 88 G.
Frankfurt a. M., 30. Mai. Nur in einigen Fonds fan⸗ den an heutiger Börse mehrere Umsätze statt. 356 span., Integrale, 14576 württemb. und belg. Obligationen waren gefragter, und da⸗ für etwas bessere Course zu machen. Bad. Loose etwas flauer. Alle übrigen Fonds und Eisenbahn-Actien erlitten keine Verän⸗ derung. ⸗ Oesterr. sproz. Metall. 37 Br., 733 G. Bank⸗Actien 1090 Br., 1085 G. Baden Partialloose a 650 Fl. 47 Br, 163 G. do. a 35 Fl. 256 Br., 25 G. Kurhessen Partialloose 2 40 Rthlr. preuß. 277 Br., 265 G. Sardinien Partiallose 254 Br., 258 G. DBarmstadt Partialloose a 50 Fl. 65 Br., 683 G. do. a 25 Fl. 206 Br., 265 G. Spanien 3proz. 233 Br., 233 G. Polen 306 Fl. Loose 987 Br., do. Oblig. a 5060 Fl. 72 Br., 714 G. Fried. Wilh. Nordb. 34 Br., 335 G. dien; Bexbach 675 Br., 677 G. Köln⸗Minden 773 Br., 6 ö ö.
Samburg, 30. Mai. 33 proz. p. C. 795 Br. u. G.˖ St. Pr. N66 — Br. E. R. 1014 Br. Stiegl. 81 Br. Dän. 64 Br. Ard. 10 Br. 3Zproz. 225 Br., 2235 G. Hamb. Berl. 569 Br., 597 G. Bergedorf 74 Br. Altona =- Kiel 90 Br., 90 G. Rendsb.⸗Neum. 110 Br. Mecklenburg 315 Br.
Fonds und Actien bei einigem Umsatz gut zu lassen.
Leipz.
Paris, 29. Mai. Wenig Geschäft und etwas schwächere Schlußpreise als gestern. .
3proz. 53. 50 baar, 53. 45 Zeit.
5proz. 83. 40 baar, 83. 40 Zeit.
5proz. Anleihe 83. 35 baar.
Bank 2205. Span. Z3proz. 3345, 4. Innere 234 baar.
Nordb. 416.
London, 29. Mai. Z proz. Cons. p. C. 91, a. Z. 91. 3Zzproz. 905. Int. 49. A4proz. 755. Mex. 293.
Cons;, eröffsieten heute früh zu lz. 3 p. C; u, a. 3; und gingen später 3 zurück. Von fremden sind Ard. 163, 153. Z3proz. Z2t, 328. Chili 92, 90. Bras. 79, 78. Mex. 274, 27.
2 Uhr. Cons. p. C. u. a. Z. 914, 3.
Die übrigen Fonds blieben ganz unverändert.
Amsterdam, 29. Mat. Holl. Fonds waren bei einigen Geschäften in Int. gut preishaltend. Von fremden waren Span. sehr gesucht. Russ. alte etwas angenehmer, dagegen 4proz. mehr angeboten. Oesterr. lebhaft gefragt. In franz. Fonds war wenig Veränderung. Zproz. 495, 9, 4. ö.
Holl. Integr. 4835, 365. Zproz. neue 578. Span. Ard. 15, 6. Gr. Piecen 113. Coupons 73, 15. Russen alte 198, 3. proz. 80. Stiegl. 753. Oest. Met. 5 proz. 695, 70. 2 proz. 366, 373. Bras. 813.
Madrid, 24. Mai. Zproz. 243 Pap. Hproz. 103 Pap.
Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei. ; Beilage
Stadttheaters zu Leipzig, Tartuffe, als erste Gastrolle. Hierauf:
Zeilage zum Preußischen Staats-Anzeiger.
nhalt.
Deutschland.
Oesterreich. Wien. Stimmung in der magyarischen Armee. — Ver= ordnungen des magyarischen Kriegsministers. — Nachrichten aus Pesth.
Bayern. München. Rede des Ministers Dr. von der Pfordten. — Würzburg. Rückkehr der Studenten. — Speyer. Ansprache an die Bewohner der Pfalz. — Kaisers lautern. Rücklehr der Deputir⸗ ten aus München. — Zwangs-⸗Anleihe. — Vermischtes.
Sachsen. Dresden. die Kommunalgarde.
ö 3 Stuttgart. Ansprache an die Bewohner der Haupt-
adt.
Schleswig- Holstein. Altong. Widerlegung. — Schleswig. Be—⸗ schluß des Büreau's der Landes⸗Versammlung. — Angriff der Bänen auf das Bjockhaus bei Friedericia.
Frankfurt. Frankfurt . M. Truppen ⸗Bewegungen. — Die Frei= schaaren aus Worms vertrieben.
Ausland.
Frankreich. Paris. Vermischtes.
Großbritanien und Irland. London. Preußens Landwehr. — Nachrichten aus New⸗Nork und Kanada. — Das Auswanderungswesen.
Dänemark. Kopenhagen. Reichstags-Sitzung.
Italien. Turin. Vermischtes. — Krankheit des Königs. — Die Hin- richtung des Generals Romarino. — Florenz. Erklärung.
Spanien. Madrid. General Concha; — Karlisten in Toledo; — Gesetzentwurf in Betreff des Eingangszolltarifs.
Markt ⸗ Berichte.
Verordnungen. — Leipzig. Tagesbefehl an
—
NUichtamtlicher Theil. Dentschland.
Oesterreich. Wien, 27. Mai. Dem Oesterreich. Kor⸗ resp. wird von der ungarischen Gränze gemeldet: „Von ver— schiedenen Seiten kommende, aber im Ganzen übereinstimmende Ge— rüchte verkünden, daß in der magyarischen Armee eine sonderbare Stimmung herrscht, seit die Republik proklamirt ist. Man hat den Truppen nicht gesagt, daß der König abgesetzt ist, denn man fürch— tete das Erwachen des monarchischen Geistes in den alten Solda— ten, man beschränkte sich also darauf, einen neuen Eid zu fordern. Dies erweckte bei vielen Ausgedienten mancherlei Verdacht. Da nun der verlangte Eid anders lautete, als der bisherige Fahnen— Eid, da im Eid von keinem Kaiser mehr die Rede war, wuchs der Argwohn, daß da etwas Unheimliches stecke, und die Desernon fing an unter den Husaren einzureißen, so daß Kossuth sich gezwungen Lleben hat, alle Husaren⸗Regimenter von der Armee fort und nach
ebreczin zurückzuschicken. Auffallender ist noch, daß die Lehel Husaren, von den Jazygern und Kumanen errichtet, plötzlich auf— ebrochen und nach Hause gegangen sein sollen. Man sagt, in olge des Zerwürfnisses zwischen den Polen und Ungarn, welches, seit längerer Zeit bestehend, jetzt wachsend, bereits zu blutigen Rau—= fereien und Zusammenstoß geführt hat.“
Der substituirte Kriegs- Minister in Debreczin, General Klapka, hat nachstehende zwei Verordnungen erlassen:
„JI. Von den jetzt zu stellenden Rekruten wird ein Theil zur Ergänzung
der bereits bestehenden Bataillone, der andere aber zur Bildung zwölf neuer Honvéds Bataillone verwendet werden, und zwar werden diese Bataillone an folgenden Orten gebildet: Das 92ste in Kecskemeth, das 93ste in N. Körös, das 9aste in Czegléd, das göste in Erlau, das goöͤste in Miskolz, das 97ste in Tokai, das 95ste in Komorn, das 99ste in Tata, das 100ste in Leva, das 101ste in Theresionopel, das 102te in H. M. Vasarhely, das 103te in Szegedin. Die betreffenden Kommandanten dieser Bataillone werden dem— nach ihre amtlichen Akten und Korrespondenzen unter der angegebenen Num- mer zu . haben. Debreczin, 8. Mai 1849.“
„AII. Zur Vermeidung aller Wirrnisse und Mißbräuche hinsichtlich der Anweisung und Verabfolgung der Vorspänne werden die Behörden hiermit angewiesen, daß, nachdem in Nr. 18 und 19 des Közlöny l. J. die baare Bezahlung der Frachten während der jetzigen kriegerischen Zeiten angeord= net wurde, Niemanden gegen bloße Quittirung, fuͤr baares Geld aber nur
solchen Individuen der erforderliche Vorspann gegeben werde, die in dieser
Hinsicht eine von der betreffenden Behörde erhaltene Anweisung oder Er—Q mächtigung vorzeigen können, wenn diese aber etwa ungebührlich assignirt worden wäre, der betreffende Anweiser dafür verantwortlich sei. Debrerzin, 9. Mai 1849.“
Ein Reisender, welchem es gelang, auf Umwegen von Pesth hierher zu kommen, erzählt über die Erstürmung der Festung Ofen Folgendes: „Als die österreichische Armee Pesth geräumt hatte, zog Görgey in Eilmärschen heran, um den Mittelpuͤnkt seiner ein— zunehmenden Stellung in Ofen zu fassen. Die Zeit, welche den Kaiserlichen Truppen gegönnt blieb, war zu kurz, um kunstgerechte Vertheidigungswerke anzulegen; auch glaubte die Besatzung wohl an eine regelmäßige Belagerung, aber an keinen verheerenden Sturm. In Eil wurden indeß doch Klöster in Citadellen umge— schaffen, alte Mauern verstärkt, Schulterwehren neu angelegt, Schanzen gebaut, Umpfählungen gezogen, ein 15 Fuß tiefer und 21 Fuß breiter Graben hergestellt, um aus demselben Gegenminen zu ziehen. Zugleich ließ General Hentzi viele Häuser mit Schieß— scharten versehen und in den Straßen Zwerchwälle erbauen. Jede zusammenhängende Reihe von Häusern ward zu einer Schanze. Die Insurgenten lagen auf den nahen Gebirgshöhen, welche Ofen be— herrschten, bauten Soutinien, eröffneten 5 und schritten bald zum Graben verschiedener Minen, in Allem eine unglaubliche Thätig⸗ keit entwickelnd. Die Belagerung begann am Aten und war schreäͤ⸗ lich; der unterirdische Krieg fa, we gen da es den Insurgenten an
eschickten Minenarbeitern nicht fehlte. Das Bombardemenk dauerte einahe ununterbrochen. Bomben, glühende Kugeln und Karassen wurden in Unzahl in die Stadt geworfen. Der Ü9te war für Ofen der fürchterlichste Tag. Bis jetzt konnte der durch das Feuern ver⸗ 6 Brand wieder gelöscht werden; aber diesmal wehte ein hefliger Wind, der die Flammen von einem Orte zum anderen trug, wodurch mehrere Gebäude rettungslos in Asche gelegt wurden. Der entscheidende Sturm wurde am 2sten Abends von den Insurgenten gewagt. Zwei kleine Minen unter der Contrascarpe gingen um 8 Uhr in die Luft und zündeten eine größere, welche unter schrecklichem Gekrach den Hauptwall in zitternder wellenfbͤrmiger Bewegung in die
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Sonnabend d. Z. Juni.
Höhe hob. Dies schien der von den Insurgenten erwartete Moment. Zwei Sturm-⸗Kolonnen stürzten sogleich auf den geöffneten Punkt, während drei Massen im Sturmschritte nachfolgten. Die beiden ersten e nt drangen unter dem gekreuzten Kartätschenfeuer der Hen satzungsBatterieen in die Vorwerke, besetzten den Graben und nahmen die Brustwehr. Mehr als 300 Insurgenten lagen bereits todt auf dem Platze. Die hart gedrängten Kaiserlichen Truppen fochten mit Loöwenmuth und sahen sich in Kürze von den nachge⸗ rückten Sturm-⸗Kolonnen an allen Seiten angegriffen; denn um 12. Uhr Mittags waren zwei Basteien, die Katze des Hauptwalles und eine Schanze innerhalb der Ringmauern mit Uebermacht ge⸗ nommen und der blutige Kampf wälzte sich nun von Haus zu Hals. Die Kaiserlichen Truppen kämpften in beispielloser Todesverachtung um jede Scheidewand. Jede Treppe, jede Kammer, jedes Dach kostete mehrere Menschenleben. Man focht in den Höfen uünd in den Zimmern, Mann gegen Mann. Die Insurgenten gaben und nahmen keinen Pardon; ihr Feldgeschrei war Blut! Während des Straßenkam⸗ pfes ward geplündert. Noch immer waren die Kaiserlichen Soldaten und ein Theil der Einwohner zum Widerstande entschlossen, allein die magya⸗ rische Bevölkerung verlangte das Gegentheil und leistete den nach allen Richtungen vordringenden Insurgenten treulos jeden Vorschub. Je⸗ der, der die österreichische Üniform trug, wurde nun niedergemacht, und ein schreckbares Geinetzel — kein Kampf mehr — dauerte nun an vier Stunden. Wer jetzt fliehen konnte, floh. Am frühen Morgen erschien Görgey in Ofen. Er hielt strenge Manns zucht. Die Insurgenten lagerten auf den Plätzen mütten unter Leichen. Ein Kriegsrath wurde ernannt, welcher die österreichische Garntson zur Gefangenschaft verurtheilte, den Gefangenen aber den Ueber— tritt in die Insurgenten⸗ Armee freistellte. Niemand wählte das letztere. Görgey's Bericht an den Präsidenten nach Debreczin lau⸗ tete in drei Worten: „Hurrah! Buda! Görgey.“ Die Antwort war: „Den Dank der Republik! Herr Feldmarschall⸗Lieute⸗ nant,.“ Um Ofen zu bewachen, wird nur eine geringe Besatzung daselbst bleiben, Görgey wird mit seinen Truppen nach Komorn ziehen. Die Festungswerke in Ofen sollen geschleift werden. Um 12 Uhr Mittags am 22sten brannte Ofen noch an mehreren Punk— ten. Man rechnet, daß während der Belagerung an 10,000 Bom— ben in die Festung geschleudert wurden. Bas Hel hir bee, unter⸗ hielten die Insurgenten mit glühenden Kugeln.“
Bayern. München, 23. Mai. Die (in unserem gestrigen Blatte bereits erwähnte) Rede des Ministers der auswärtigen An⸗ gelegenheiten r. von der Pfordten lautet vollständig wie folgt:
Alle verehrten Herren Redner haben mit Ausnahme eines Einzigen (des Fürsten von Oettingen⸗Wallerstein) die Vorlage der Regierung nicht beanstandet, sondern ihre Zustimmung zu derselben erklärt.
an Wenn es der Regierung lediglich darum zu thun wäre, einen ihr
günstigen Beschluß hervorbringen zu sehen, so wäre es daher kaum noth⸗
wendig, die Vorlage noch besonders zu vertheidigen. Gleichwohl bitte ich
ö. . Kammer um Erlaubniß, dieses noch in gewohnter Weise thun zu fen.
„Es reizt dazu die geistige Kraft und beredte Stärke und der Aus— druck inniger Ueberzeugung, mit welcher der vorhin erwähnte einzige Angriff auf die Vorlage gemacht wurde; es treibt dazu auch das Bedürfniß der Regie⸗ rung, vor dem Volke auszusprechen, daß das, was sie gethan, auf der tief⸗ sten Ueberzeugung ruht, und daß sie dabei ebensowohl das Recht, als das, was dem Lande frommt, ins Auge gefaßt zu haben sich bewußt ist. Ueber⸗ zeugung gegen Ueberzeugung! Denn das kann nicht geleugnet werden, die Fragen, um die es sich handelt, sind von der Art, daß Männer und Cha⸗ raktere, die lange Zeit Hand in Hand gegangen sind, jetzt feindlich sich gegenübertreten. 8 ö. 8
„Die erste Frage ist die des Rechtes. Hat die National ⸗-Versamm⸗ lung das Recht, allein die Verfassung Deutschlands zu geben, und ist es wirklich, wie man es in wunderbarer Verkehrung der Begriffe genannt hat, — eine Rebellion der Regierungen, daß sie dfese Verfassung nicht als endgültig anerkannt haben?
„Aus tiefster Seele, — und ich bin mein Leben hindurch Jurist gewesen, man hat es mir immer während meiner kurzen Laufbahn ais Staatsmann zum Vorwurf gemacht, daß ich nie den Juristen hätte verleugnen können, welchen Vorwurf ich gern hinnehme, — ja, aus der tiefsten lůieberzeugung sage ich: nein, die National-Versammlung hat dieses Recht nicht. — J wurde nicht unternehmen, dies zu behaupten, wenn ich überzeugt wäre, daß sie es hätte. Man fasse zunächst die Bundesbeschlüsse vom 36. März und 7. April vorigen Jahres in das Auge. Darüber, glaube ich, sind Alle einig, — und auch der durchlauchtige Herr Redner haben das nicht bestrit⸗ ten, — daß nach dem Wortlaute dieser Bundesbeschlüsse das frag⸗ liche Recht nicht besteht, denn es ist da von einer Vereinbarung zwischen Fuͤrsten Und Volk die Rede. Aber man behauptet, dieses habe einen ande⸗= ren Sinn nach den Beschlüssen des Vorparlaments und des Funfziger⸗ Ausschusses. Darauf erwiedere ich einfach: das sogenannte Vorparlament war eine des gesetzlichen Fundamentes enibehrende freiwillige Versammlung von Patrioten, die über das beriethen und Beschluß faßten, wovon sie glaub⸗ ten, daß es dem Lande zum Heile gereiche, sie hatten keine gesetzgebende Gewalt und ihre Beschlüsse haben vor dem Forum des Richters, auch vor dem, der staatsrechtliche Aussprüche zu thun hat, keine weitere Geltung. Dadurch, daß Hunderte zusammentreten, die nicht berechtigt dazu sind, können sie nicht mehr Recht erlangen, als jeder Einzelne, der in die Versammlung getreten ist, mit hereingenommen hat. Dasselbe gilt von dem Funfziger · Ausschusse, welcher sein Mandat von jenen empfangen hatte, daher auch nicht mehr Rechte haben konnte, als jene selbst. Mögen beide gedacht haben, was sie wollen, es kann nicht maßgebend sein für den Sinn und vie Auslegung der Beschlüsse, welche die damals unbestreitbar bestehende oberste Bundes⸗ gewalt gefaßt hat. In welchem Sinn die se Versamm lung sie aufge⸗ faßt hat, das allein kann maßgebend sein, und sie hat kein Zeichen gegeben, daß sie das Recht der Regierungen vergeben habe. Wollte man dieses bezwei⸗ feln, so genügt es, den Gn anzuführen, welchen die Bundesversamm— lung damals gefaßt hat, als sie ihre Rechte auf den Erzherzog Reichsver⸗ weser übertragen hat.
„Es ist aber behauptet worden, man müsse nicht blos die Bundesbe— schlüsse an sich ins Auge fassen, sondern dieselben tiefer in ihrer geschicht⸗ lichen Bedeutung erfassen. Ich gebe das zu und glaube, daß dies die Aufgabe des Staatsmannes ist.
„Es sei mir erlaubt, dem durchlauchtigen Herrn Redner auf diesem Gebiete zu folgen, wenn es mir auch nicht gelingen sollte, dieses mit glei⸗ cher Gewandtheit und auf Grund gleich ausgedehnter Erfahrung zu thun.
„Man sagt: die Vorgänge von iso6 sind ohne die Zustimmung des Volkes geschehen, und deshalb ist das deutsche Volk berechtigt, das nach⸗ zuholen, was damals versäumt wurde. Politische Vorgänge müssen nach dem politischen Geist der Zeit beurtheilt werden, in welcher sie sich ereignet haben, und damals war der politische Geist nicht blos der Deuischen, son⸗ dern man kann sagen, aller europäischen Völker von der Art, daß sie die Beschlüsse als bindend anerkannt haben. Sie haben es thatsächlich dadurch bewiesen, daß sie sich ohne Weiteres darin fügten. Die Bewegung von 1815 war eine Protestation hiergegen, wird man einwenden; dort hat das deutsche Volk sein Recht in Anspruch genommen, dem Vaterlande eine andere Ge— stalt zu geben, und anzuknuͤpfen an die untergegangene Herrlichkeit des alten deutschen Reiches. Darin liegt Wahrheit; man ist in den Kampf. von 1813 4815 gezogen, nicht blos, um den fremden Dränger hinaus- zuwerfen, sondern um als Siegespreis ein einiges freies Vaterland zu gründen. Aber das Resultat jenes Kampfes und jener Bewegung war die Bundesakte von 1815, und sie ist ruhig und unwidersprochen vom ganzen an m n n K. /h hat 33 Jahre in , er gesetzlicher Wirksamkeit bestanden. es war der Schluß der egu des Jahres 1813. 2. n ans
„Die Bundesakte enthielt aber auch die Keime zur völligen Befriedi= gung dessen, was das deutsche Volk damals wolltt, was es jetzt will und was ihm werden muß, wenn eine Gerechtigkeit in der Geschichte ist.
„Mit Recht hat der durchlauchtige Herr Redner darauf hingewiesen und darin glaube ich mit ihm übereinzustimmen, daß diese Keime nicht entwickelt worden sind. ] J
„Die wahre Quelle unseres gegenwärtigen Elends ist die Verkümme⸗ rung der Bundesverfassung, die Passivität der Organe derselben, die Unbe⸗ weglichkeit in der Gesetzgebung und in der Handhabung der schon vorge— zeichneten Grundlagen.
„Es ist nicht söthig, genauer zu entwickeln, warum das so geschah, noch ist es meine Sache, eine Veriheidigung zu übernehmen für eine Zeit, in der ich allen Geschäften fern stand. Jene Periode, aus der unsere heu— tigen Zustände hervorgewachsen sind, hat mich nicht gesehen, als Jeman⸗ den, der den Thronen nahe stand, oder nur auf die Geschicke des Vaterlan— des irgend einen Einfluß üben konnte; — eher in entgegengesetzter Rich⸗ tung. — Es ist eine eigenthümliche Mission, daß ich gerade berufen wor- den bin, die Regierungen zu vertreten und die ihnen anvertraute Wahrung der Ordnung und Gesctze zu übernehmen. — In der jetzigen Zeit aber habe ich mich ihr nicht entzogen, weil die Fahne, die ich aufgepflanzt, mei⸗ ner innigsten Ueberzeugung entspricht. ⸗
„Folgendes wil ich nur kurz andeuten. Die Wendung der Dinge, von der der Herr Fürst von Wallerstein gesprochen dürfte wohl vorzüglich am Anfange der dreißiger Jahre eingetreien sein, und in den wiener Be schlüssen ihre Begründung finden, welche, lang verborgen und zum Unheil Deuischlands gefaßt, spaͤter, als sie bekannt wurden, den eigentlichen An⸗ stoß und die Ursache zu dem tiefgewurzelten Mißtrauen des Volkes gegeben haben. Wie es mit jenen Beschlüssen zugegangen, darüber zu reden, über⸗ lasse ich jenen Männern, welche damals an der Spitze des Staates standen.
„Ich glaube also, dadurch nachgewiesen zu haben, daß aus der frühe⸗ ren Geschichte keine Berechtigung hergenommen werden kann, für den Satz: durch die Beschlüsse vom 30. Marz und 7. April hätte die deutsche National- 9 das ausschließliche Recht übernommen, die Verfassung zu eben. ! „It aber nicht später etwas eingetreten, was dieses Recht begründete? „Ich glaube nicht darauf eingehen zu müssen, daß die Beschlüsse der National ⸗Versammlung selbst hierin keine Aenderung hervorbringen konnten, denn wer von Anderen eine Vollmacht übertragen erhält, kann die Gränzen derselben nicht selbst erweitern. Der Beschluß, welchen die National⸗-Ver⸗ sammlung auf den Raveauxschen Antrag über ihre Befugniß gefaßt hat, ist an und für sich zweideutig, übrigens aber unerheblich, denn der Nechtssatz steht fest: Der Mandatar kann die Gränzen seines Mandats nicht selbst erweitern.
„Geben also die Beschlüsse vom 30. März und 7. April der National⸗ Versammlung nicht jene Besugniß, so kann sie selbst sie nicht sich beilegen.
„Wäre in dieser Beziehung eine Aenderung eingetreten, so müßte sie von Seiten der Regierungen ausgegangen sein. Man hat dieses nun häufig inden wollen in der Auflösung der Bundes⸗Versammlung resp. in den Be—⸗ are derselben, wodurch sie ihre Befugniß dem Reichsverweser übertragen hat. — Darin liegt aber gerade das Gegentheil.
„Eben weil die Bundesversammlung beschlossen hat, ihre Befugniß dem Reichsverweser zu übertragen, hat sie noch im letzten Augenblicke anerkannt, daß die National-Versammlung allein jene Gewalt zu begründen nicht im Stande war. Hierauf beruht, die volle und ungetheilte Legalität des Reichsverwesers, welche die Regierung noch jetzt als solche vollkommen an— erkennt, daß sie auf der freien Wahl der Vertreter der Nation und freien Zustimmung aller deutschen Regierungen begründet ist.
„Ferner hat man sich berufen darauf, daß die Regierungen still ge⸗ schwiegen hätten zu den Erklärungen, durch welche die National-Versamm⸗ lung dieses Recht für sich beansprucht hat.
„Ich bekenne frei und offen, daß ich dieses Stillschweigen auch nicht billigen kann, und so viel an mir war, hierzu nicht beitrug; aber es besteht nicht in der Ausdehnung, in der man immer glaubt, denn fast jede deutsche Regierung, wenigstens die größeren, haben zu erkennen gegeben, daß sie das Recht der Mitwirkung in Anspruch nehmen; überdies kann man gewiß nicht fordern, daß sämmtliche Regierungen bei je der Gelegenheit mit einem Proteste hervortreten sollten, wo die National⸗-Versammlung sich in jenem Sinne geäußert hat.
„Dies würde einen sehr schlimmen Eindruck gemacht haben und man würde darin haben finden wollen, daß die Regierungen Schritt für Schritt die National-⸗Versammlung zu beobachten und Zank und Streit mit der National⸗Versammlung hervorzurufen suchten.
„Es lag darin auch der Wunsch, die Streitfrage auf praktischem Wege dadurch zu lösen, daß eine Verfassung beschlossen werden würde, welcher die Regierungen ihre Zustimmung würden geben können. Unmöglich aber kann aus diesen Vorgängen gefolgert werden, daß die Regierungen der National ⸗Versammlung gegenüber ihr Recht völlig aufgegeben.
„Endlich bleibt mir, noch übrig, darauf zu entgegnen, daß viele Ge— setze, welche von der National ⸗-Versammlung ausgegangen, von einzelnen Regierungen publizirt wurden. Allein entweder haben die einzelnen Re⸗ gierungen diese Gesetze geradezu ihren gesetzgebenden Organen zur Sanction vorgelegt und sie dann publizirt, wie die sächsische Regierung, oder sie haben sie nicht als förmliches Gesketz publizirt, sondern nur dem Lanbe . gemacht und die Frage über die Gesetzeskraft unentschie den gelassen.
. „Ausgenommen sind jene Regierungen, welche im Voraus be— n ,, hatten, daß sie sich den Beschlüssen der National Versamm⸗ ung fügen.
„Soviel über die Rechtsfrage.
„Mag man den Wortlaut der beiden Bundes ⸗Beschlüsse ins Auge fassen — oder die vorausgehenden politischen Vorgänge oder die später einget etenen Thatsachen, alles begründet die rechtliche Ueberzeugung, die National-Versammlung war ein Faktor, um die Verfassung zu begründen, und die Regierungen Deutschlands waren der andere.
„Das Wort konstituirende Versammlung steht damit nicht im Wi— derspruch. Denn, wie schon ein anderer hoher Sprecher richtig hervorgeho⸗ ben hat, kann das Wort konstituirend einen doppelten Sinn haben. — Kon⸗ stituirend nämlich im Gegensatz zur einfach gesetzgebenden, ist eine Ver= sammlung auch dann, wenn dieselbe eine neue Verfassung berathen und be= schließen muß, gleichviel, ob allein oder mit einem zweiten Faktor; in die— sem Sinne konnten auch die Regierungen die Versammlung konstituirend nennen. Den anderen Sinn hat man erst später in das Wort hineinge⸗ legt, konstituirend sei nämlich diejenige Versammlung, welche ganz allein die Verfassung zu diktiren hätte.
„Aus allen diesen Gründen glaubte die bayerische Regierung berechtigt zu sein, die Neichsverfassung zu prüfen und nach dem Resultate dieser Pruͤ⸗ fung ein Ja oder ein Nein über die Annahme auszusprechen. Sie hat unbedingt weder das eine noch das andere gethan, sie hat mehrere Punkte der Reichsverfassung hervorgehoben, gegen die sie entschieden Einspruch zu thun sich verpflichtet hält; sie hat endiich ausdrücklich ausgesprochen, daß, wenn diese Punkte durch Revision in geeigneter Weise abgeändert werden, sie die Verfassung im Ganzen anzuerkennen bereit ist.
„Dieses führt auf die zweile Frage: Hat die Regierung ihre Bedenken mit Grund erhoben oder find sie grundlos?
„Auf alle einzelnen Bedenken nochmals einzugehen, will ich unterlassen, um die Geduld der hohen Kammer nicht zu sehr zu ermüden, und nur auf einige der wichtigsten angegriffenen Punkte mich beschränken.
„Es wurde zuerst darauf hingewiesen, daß die Regierung mit Unrecht im §. 2Weine Gefahr für Oesterreichs Stellung finde.
„Die Regierung hat nicht mit Bestimmitheit behauptet, daß eine solche Gefahr entschleden vorliege — aber sie glaubte es der Zukunft Deutsch— lands, welche sie sich ohne Oesterreich nicht denken kann, schuldig zu sein, selbst die Möglichkeit einer solchen Gefahr anzudeuten. — Diese Mög- lichkeit wird mir der durchlauchtige Sprecher zugeben. ;
„Es kommt darauf an, in welchem Sinn man den 8§. 2 nimmt.
„Ganz einverstanden bin ich darin, daß die Stellung Oesterreichs zu
. j ich föde⸗ Deutschland dadurch bedingt ist, daß seine Verfassung einen wesentlich för ö ratjven Charakter habe; nur barin weiche ich von demfelbem ab, daß, wah