1849 / 153 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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sidenten der Kammer der Abgeordneten, beide für die Dauer des

* 9 s, zu ernennen. ese nr e g, 1 Bataillon des Aten Regiments und

bregiments von hier mittelst der Eisenbahn aus⸗ t . R . 3 Ville, edle Artillerie elfe. auf der Eisenbahn in's Lager bei Nürnberg ab. München, 31. Ya, . 3 Wie ö. rn , , = issiger Seite erfährt, sollen demnächst zur Herstellun ; 4 ae,. Kriegsfuß die vierten Bataillone errichtet und zugleich alle noch fehlenden Offiziersstellen in den dritten Bataillo. nen besetzt werden. Ein Restript, durch welches Beförderungen und Ernennungen in den einzelnen Zweigen der Militan Beamten bekannt gegeben werden, erwartet man ebenfalls in kürzester Zeit.

Nürnberg, 3. Juni. (N. K.) Eingetroffenem Befehle ge⸗

mäß sind seit heute Morgens 4 Uhr 8 Infanterie Bataillone und MEscadronen Chevauxlegers, so wie eine Zwölfpfünder und zwei Sechspfünder-Batterieen Artillerie von dem in hiesiger Gegend zu⸗ sammengezogenen Truppen Corps jeden Augenblick bereit, auszu⸗ marschiren. Das a4ugmarschirende Corps hat den Namen west- fränkisches Corps“, das in der Kantonnirung verbleibende „fränki= sches Observations Corps.“ Zu den obigen acht Infanterie= Bataillonen zählen das 1ste und 2te Bataillon des sten, das ( ste und 2te Bataillon des 16ten, das 1ste und 2te Bataillon des 2ten, ein Bataillon des ten oder 131en Regiments und das 1ste Jäger= Bataillon. Das 1ste und 2te ,, ,, , geben jedes 1 Schwadronen, das Hte Chevaurlegers⸗Regiment die übrige Kaval⸗ lerie zum westfränkischen Corps.

Kaiserslautern, 31. Mai. (Nürnb,. Korr.) Erbe aus Sachsen⸗ Altenburg ist Kommissär im Bezirk Germersheim gewor⸗ den, Der Kommandant von Landau, wie er früher die meuterischen Soldaten aus der Festung zu entfernen gewußt, sucht sich jetzt auch die unruhigen Bürger vom Halse zu schaffen. Vor der Hand hat er sieben ausgewiesen, vierzig anderen soll das nämliche Schicksal bevorstehen. Namentlich sind die Mitglieder des demokratischen Vereins mit der Verbannung bedroht. Um das von Germersheim aus bedrohte Speyer zu decken, ist die dortige pfälzische Garnison durch ein Bataillon badischer Infanterie, eine Abtheilung badischer Kavallerie und 2 Kanvnen verstärkt worden. Zur gemeinsamen Lei⸗ tung der militgirischen, finanziellen und allgemeinen politischen An⸗ gelegenheiten Badens und der Pfalz wird von beiden Ländern eine Central⸗ Regierung niedergesetzt, die in Mannheim ihren Sitz hat und aus drei Personen besteht. Pfalz stellt ein, Baden zwei Mit⸗ glieder zu diesem Triumvirat. .

Aus der bayerischen Pfalz, 28. Mai. (Darmst. Ztg.) Die im Anfang so schöne Erhebung der Pfalz hat eine traurige Wendung genommen und in jeder Beziehung sich analog mit der badischen gestellt. Unsere proövisorische Regierüng besteht aus Män⸗ nern, die gänzlich unfähig sind, eine Verwaltung zu leiten, oder eine allgemeine Bewaffnung zu organisiren. Man reißt täglich mehr ein, ohne etwas aufbauen zu können, an Geld fehlt es gänzlich, und die Leute können und wollen nicht bezahlen; bereits fängt es an, einen allgemeinen Nückschlag zu geben. Die Bauern von den Bezirken Geimersheim und Landau, sich auf die Festun⸗ gen stützend, versagen der provisorischen Regierung jeden Ge⸗ horsam. Jüngst haben sie deren Kommissär mit Erschießen be⸗ droht, wenn er es wagen sollte, die Kassen der bayerischen

Regierung anzugreifen. Doch haben die Provisorischen so viele

fremde Leute hierher gezogen, daß sich schon eine Zeit lang eine Art Schreckens⸗Regierung halten kann. Bereits haben schon will⸗ kürliche Verhaftungen begonnen; Beamten, die sich nicht fügen, Geistliche, die gegen sie predigen, werden verhaftet; Dörfer, die nicht folgen, bekommen Executions-Truppen 2c. Was die Festungen betrifft, so steht es noch nicht so schlimm, wie man in den gie e gen liest; ich weiß aus guter Quelle, daß Landau noch auf sichs Mo⸗ nate sich halten könnte. Die schlimmen Elemente sind entfernt und die übrigen halten jetzt treu zusammen, und Germersheim hat den Rhein; aber die Beamten sind in einer fürchterlichen Lage.

Hanndvver. Aurich, 31. Mai. (Hannov. 3tg.) In der gestrigen Sitzung der wiedereröffneten ostfriesischen Stände stat⸗ tete die von Hannover zurückgekehrte Deputation Bericht ab über den Erfolg ihrer Sendung. Die Antwort Sr. Majestät des Kö⸗ nigs wird gedruckt und veröffentlicht werden. Darauf wurden vom Advokaten Boyunga 10 Anträge in der deutschen Sache gestellt, de⸗ ren Druck beschlossen wurde, sodann vom Abgeordneten Ennen ein Antrag auf Mißbilligung des Austritts der ostfriesischen Abgeord⸗

neten zu Frankfurt, so wie der Abberufung der hannoverschen

Abgeordneten von Seiten der hannoverschen Regierung als

unzulässig und auf Bewilligung der Diäten für den zu Frankfurt

gebliebenen ostfriesischen Deputirten Röben aus der landschaftlichen Kasse. Syndikus Bueren unterstützte den von Ennen gestellten Antrag, stellte jedoch folgenden Verbesserungs-Antrag: „Stände

Kurie niederzusetzen, die der Versammlung Vorschläge zu machen habe, was in der deutschen Sache mit Bezug auf den Beschluß der ostfriesischen Landschaft vom 14. Mai d. J. ferner zu thun sei.“

mögen beschließen, eine Koömmission von drei ö aus jeder

Nachdem der Druck auch dieser beiden Anträge bewilligt war; wurde

beschlossen, dieselben in der nächsten Sitzung zur Verhandlung und Abstimmung zu bringen. . 1 .

In der heutigen Sitzung wurde der Buerensche Antrag, eine Kommisston zu wählen, die in der deutschen Sache Vorschläge und

Anträge zu machen hätte, angenommen und demzufolge ) Mitglie⸗ der in die Kommission gewähll. Außerdem wurde lber den Antrag

des Dr. Bueren vom vorigen Jahre, das Dreikurien System auf zuheben, zum zweitenmale abgestlmmt und derselbe angenommen und somit zum Beschluß erhoben. 2

Württemberg. Stu ttg art, 2 Juni. (Schw. M Gestern Nachmittag trafen der zweite Vice⸗Präsident der deulschen Nati al⸗ örsammtung, Cisenstutt, fo wie die Abgeorbneten Schover, n. Mohl, Nteeinwald, Tafck, Nagel, Nägele u. A, hier in. Sie Pas⸗ sirten theils die Straße durch zen Sdenwald, um hierher Mn ge= langen, da aller Verkehr auf der Bergstraße gehemmt ist, theils zu Zuß und auf Waggn Tie von den sirestenken hellen Löschte Gi

end. Der. Vice Prästdent Eisenstuc ist von der , ,

eanftragt, die a f Vorherejtungen zu treffen und hat bereite der Reglerung die o sizielle Anzeige hiervon gemacht. Die Stände⸗ Versammlung und bie hiesigen säptischen Behörden beabsichtigen eine Bewillkommnung der Versammlung. Als Vokal für die Sitzün⸗ gen wird theils der Sitzungs⸗Saal für die zweite Kammer, theils die Garnison⸗Kirche genannt. Die Sibßungen werden am Iten beginnen.

Ludwigsburg, 31. Mai. (Schw. M.) Die bürgerlichen Kollegien hier haben folgende Ansprache an die Gesammt⸗ 36. nerschaft von Ludwigsburg erlassen; In einer Zeit, wo die eig⸗

nisse mit ungewöhnlicher Eil sich drangen und nicht nuß die Exl⸗ stenz Einzelner, sondern der Staaten und ihrer ungen in Irgge eln, ist eg Pflicht, daß das Velf sich offen darüter aus- shricht, was es will, und was as nicht will. Wiän Cndwigäburgt= haben in großer Zahl längst erklärt, daß wir eine freisinnige, aber

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eordnete Reglerung wollen, daß wir unserem volksthümlichen und kee mn! Münisterium volles und unbedingtes Vertrauen schenken, und daß wir namentlich ihm im Vereine mit den gesetz lichen Vertretern des Landes die Durchführung der von Fürst und Volk anerkannten deutschen Reichsverfassung, so wie uberhaupt das Wohl unseres Vaterlandes, getrost in die Hände legen. Im Angesichte der neuesten Erlebnisse, namentlich der Beschlüsse der reuklinger Versammlung und der vielseitigen Mißtrauens - Kund⸗ gebungen gegen die g : t fernung von ihrem Posten wir unter den jetzigen Umständen ein

Unglück für unser Vaterland erblicken würden, erklären wir hiermit

aufs entschiedenste: daß wir einem gewaltsamen Versuche zum Sturze des Ministeriums und der Volkskammer, und somit einer gewaltsa men Aenderung unserer staatlichen Verhältnisse überhaupt mit allen uns zu Gebote steheuden Kräften entgegentreten werden, so wie wir aber auch unsererseits von der Regierung erwarten, daß sie durch raschere und kräftigere Durchführung der dem Volke zugesag⸗ ten Rechte und Freiheiten, so wie alle ihr sonst zu Gebot stehenden gesetzlichen Mittel, die unserem Vaterlande drohenden Gefahren ab⸗ wenden werde, um demselben neben der Freiheit die so nothwendige Ruhe und Ordnung zu erhalten. Stadtrath und Bürgerausschuß. „Vorstehender Ausprache schließen sich die heute versammelten Vor- steher von 290 Gemeinden des Oberamts an, nachdem bei weitem die meisten sich zuvor mit den beiden bürgerlichen Kollegien ihrer Gemeinden berathen und besprochen und deren Zustimmung zu die⸗ ser Erklärung eingeholt haben. Vorsteher von 20 Gemeinden.

Baden, Karlsruhe, 2. Juni. (Frankf. J.) Der Lan⸗ desausschuß hat in einer gestrigen Abendsitzung eine provisorische Regierung von fünf Mitgliedern an seine Slelle gesett und ssch selbst aufgelöst. Folgende Bekanntmachungen sind erschienen;

1) „An das Volt in Baden. Als vor nicht ganz drei Wechen der Großherzog und seine Minister aus dem Lande flohen, hielten wir es krafi der uns von der großen Landesversammlung zu Offenburg ertheilten Vollmacht und in Grmäßheit des deutlich ausgesprochenen Willens des Volles und des Heeres für unsere Pflicht, die Zügel der Negierung zu er. greifen. Es ist uns gelungen, das Land vor Angichie zu bewahren. Jetzt aber gilt es, den drohenden Kampf mit den verbündeten Feinden der Frei⸗ heit und Einheit Deuischlands aufzunehmen. Das Vaterland ist in Ge— fahr. Die Zeit drängt zu rascher That. Eine zahlreiche Versammlung, wie unser Landes- Ausschuß, ist nichl geeignet, den großen Kampf der Be— sreiung Deutschlands, dei uns bevorsteht, mit der erforderlichen Kraft durch zuführen. Darum haben wir einmüthig eine provisorische Regic⸗ rung erwählt, welche in sich die gesammie Gewalt des Landes-Ausschüsses und der PVollziehungsbehörde vereinigt. Unsere Wahl fiel auf die Bürger: Lorenz Breniano, Amand Goegg, Josef Fickler, Ignaz Pe= ter, Franz Sigel. Wir selbst haben unsere Kräfte zur Verfügung dieser provisorischen Reglerung gestellt. Wir werden die selbe mit voller Ueberzeugung und allem Nachdruck . und fordern zugleich das gesammte Voll in Baden auf, dem Nufe dieser wackeren Männer zu folgen, zu der proviso⸗ schen Negierung zu stehen und nicht zu wanken, bis der Sieg der Freiheit errungen sein wird. Hoch lebe das große, das einige, das sreie deutsche Vaterland! Kailsruhe, 3. 1. j . Der regierende Landes- Au sschuß. (Folgen die Unterschristen. 163

anf fe er! Durch den Landes · Ausschuß zu Mitgliedern der provisorischen Regierung erwählt, haben wir uns sogleich als solche lonstis

tuirt. Wir , die große Verantwortlichleit nicht, welche mit der

Uebernahme der höchsten Gewalt im Lande verbunden ist; wir werden die⸗ selbe 9 wo 66 bean, . die Freiheit und Einheit des Vaterlandes entbrannt ist, mit Kraft und Muth und nach unserer besten Ueberzeu⸗ gung zum Wohle des Ganzen und des Einzelnen auszuüben suchen, denn in dem Augenblicke der Gefahr ist es des Bürgers Pflicht, dem Ruse des Volkes zu folgen und seine Kräfte dem Allgemeinen nicht zu entziehen. Mitbürger! Gewährt uns Vertrauen, duldet nicht, daß

man Spaltungen zu erregen sucht, da wo Einigkeit Noth thut, unterstützt

uns in unseren Anorbnungen, wir werden Euren Vertretern, die am 109ten dieses Monats sich hier versammeln, Rechenschast ablegen von dem, was wir gethan; wir werden beweisen, daß wir uns die thatsächliche Durch füh- rung der Reichsverfassung und des Volkswillens nicht blos in Baden, sondern in allen deutschen Ländern zum Ziele gesetzt, und daß wir dem Kanipfe um Einheit und Freiheit des deutschen Vaterlandes ein l,, , , voranzistragen bestrebt sind. Mitbürger! Wir stehen und fallen mit Euch, die Ihr den Kampf gewagi für die heiligsten Güter des Menschen, die Ihr den Kampf gewagt gegen die Rebellen auf den Thronen, welche die Souvt⸗ rainetät des Volkes mit Füßen treten und dem tausend ährigen Unrechte ein dauerndes Bestehen sichern wollen! Mitbürger! Die Rebellen, der König von Preußen an der Spiße, welche die rohen Horden der Schnergesilde Rußlands in unser Vaterland rufen, um die Völker zu knechten, sie müssen vernichtet werden. Auf denn! Jagt sie zurück zu ihrem Freunde mit der Kuunte, damit nicht der Kesacke sein Pferd tränle in den Fluthen des Rheine, damit vielmehr ein Band der Einheit, Freiheit und Brüderlichfeit alle Deunschen umschlinge, vom Rhein bis zur Donau, von dem Metresstrande bis zu den Alpen! Karlsruhe, den 1. Juni 1849. Die provisorische Regierung für Baden. L. Brentano. A. Goegg. J. Fickler.

J. Peter. FJ. Sigel.

Frankfurt 4. M., 3. Juni. Das Großherzoglich badische Regierungs ⸗Blatt enthält nachstehende Proclamation des Großherzogs von Baden: .

Leopold, Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen.

Einer hochverrätherischen Partei in Unserem Großherzogthnm ist es in Verbindung mit menterischen Truppen und begünstigt durch den voraus— gegangenen Aufstand in der angräunzenden n, e,. an, die Re- gicrungsgewalt an sich zu reißen und durch ihr Schreckensspstem den Wi—⸗ derstand der großen Mehrheit guter Bürger, die ohne Halipunkt und Zu- sammenhang waren, für den Augenblick zu lähmen. . .

„Der sogenannte Landes - Ausschuß hat sich alle die Befugnisse auge⸗ maßt, welche die Versassung nur dem Großherzog einräumt, und er ist darin noch weiter gegangen, indem er sogar mit ständischer Zustimmung zu Stande gekommene Gesetze einseitig aufhob oder umging.

„Er hat willkürlich über Staatsgelder verfügt, treue Beamte eigen mächtig abgesetzt, andere ernannt, zur Beschränkung der Freiheit der Ver⸗ fassungstreuüen durch seine Agenten Verhastungen vornehmen oder ungesrtz⸗ liche Strafen androhen lassen, endlich sogar die Stände ⸗Versammlung auf⸗ 6 und eine andere Versammlung nach willtürlich ertheilten Wahlvor⸗

risten berufen.

a,, Wir diese und alle anderen ungesetzlichen Handlungen des sogenannten Landes- Ausschusses oder seiner Agenten hiermit für nichtig und wilkungslöos erklären, wiederholen Wir die in Unserer Proclamalion vom t7ten v. M. enthaltene Ermahnung an die Verirrken, daß sie zur Gesetz⸗ lichkeit und Ordnung zurückkehren, und an die Treugebliebenen, daß sie, eingedenk. der großen Interessen, um die es sich handelt, vereint und Jeder nach seinen Kräften und Verhälmissen 3 die Wiederherstellung des ver⸗ fassungsmäßigen Nechtszustandes thätig seien. ;

„Es haben jeßt aber die Empörer den effengn Kampf selbst gegen die Reichsgewalt, k die verfassungsmäßigen Zustände der einzelnen Länder zu schützen hat, begonnen, zu solchem unheilvollem Kampfe Fremde zur Hülfe genommen und die Söhne Badens gepreßt. .

„Indessen werden nun die Neichstruppen, denen sich die treu gebliebe nen badischen Truppen anschlleßen, in das Großherzogthum einrücken, und es ist zu n daß der Rechtszustand bald wieder hergestellt und das Land von feinen Drängern befreit werde,

Alm aber auch jeßt noch den Periprten oder Verführten Hie Gelegen heit zu geben, daß sie durch schnelle Besserung wegen ihres Fehltritis Nach⸗

cht erlgugen können, und um gegen die Anderen, vie auf ihrem verbreche= rischen Wege beharren, desto i. Maßregein eintreten lassen zu kön · nen, verordnen Wir wie folgt: z

= DMDensenigen Theilnehmem gn dem hoch errätherischen Untemehmen,

welche nicht zu den Anstiftern oder Rädrls führern gehören, und wesche, che sie

in einen stampf . en, und zwar, sobald es ihnen nach Ver⸗ kündigung dieser

änner unseres Vertrauens, in deren Ent⸗

erordnung überhaupt nur immer möglich ist, sich freiwillig

unterwerfen, und so viel an ihnen liegt, die Sache der verfassungsmäßi⸗ gen Regierung und der für die Wiederherstellung der Staats ordnung einschreitenden Truppen thaͤtig zu befördern fuchen, wird hiermit, ohne ie erh üne zwischen Militair- Personen und Anderen, Amnestie zuge= ichert. ; Gegeben in Unferem Staals - Ministerium zu Frankfurt a. M., den 2. Juni 1849. Leopold. ; Fr. Hoffmann. von Steng el.“ Der Präsident des Großherzoglichen Kriegs⸗Ministeriums hat folgende Ansprache an die badischen Soldaten gerichtet: „Soldaten! Euer Großherzog hat in einer Proclamation vom 17ten v. M. allen denen unter Euch . zugesichert, welche, nur verleitet von politischen Wühlern und Verführern oder eingeschüchtert durch die Ue—⸗ berzahl, die ihrem Fürsten und der Verfassung angelobte Treue gebrochen, wenn sie, sobald als ihnen möglich, zu ihrer Pflicht zurückkehren. Sol⸗ daten! Der Zeitpunkt ist gekommen, in dem Euch die ldeberzeugung ge⸗ worden sein muß, welches Ünheil Eure Pflichtvergessenheit über unser un= glückliches Vaterland gebracht hat und noch bringen wird. Eine Rotte einheimischer und ausländischer Abenteurer vergeuden die Güter des Staates und stürzen dadurch Eure Väter und Euch selbst in Verarmung auf lange Jahre. Soldaten! Ihr werdet fühlen, daß Ihr die badischen Waffen gebrandmarlt habt, daß Ihr entehrt vor allen braven Soldaten, or ganz Europa dasteht, wenn Ihr nicht durch schnelle und aufrichtige Neue zu Eurrr Psflichi zurückkehrt nid mithelst, ver Anarchie entgegenzutre— ten. Soldaten! Ihr müßt fühlen, daß durch die Entfernung Enrer erfah— renen Führer Cure Kraft gebrochen ist; daß nur, streng milltalrische Drb⸗ nung und das Bewußtsein gewissenhafter Pflichterfüllung eine Truppe starF macht. Ich wiederhöse daher die Versicherung des Groß— herzogs und sordere in Seinem Namen und aus Seinem Auf⸗ trag alle Soldaten und Unteroffiziere, welche, auf Pflicht und Ehre halten, auf sich mir anzuschließen und ver Reichsgewalt zur Verfü⸗

gung zu stellen. Soldaten! höret anf den Ruf der Ehre und der Pflicht,

öffnet Eure Augen über das Getriebe Eurer Verführer, stoßt sie von Euch und brnchet die schmählichen Bande, mit denen das Mißtrauen und die selbsisüch en Ränke dieser Menschen Euch umschlungen halten. ;. Sämmt⸗ liche Reichstruppen sind angewiesen, Euch aufzunehmen, wenn Ihr densel= ben Euch anrelhet. Soldaten! Ihr werdet nicht taub sein sür die Stimme Eures gütigen Großherzogs, der Euch Verzeihung anbietet, der Euch Ge⸗ legenheit giebt, Eure selbstbefleckte Ehre wieder herzustellen und Euer Ver= brechen zu sühnen. Frantfurt a. M., den 1. Juni 4849. Der Präsident des Großherzoglichen Kriegs-Ministeriums. Hoffmann.“

Hessen. Haugu, 2. Juni. (Frankf. J) So eben, 11 Uhr Abends, ist von hier das Turner und Freicorps, an deren Spitzen die Bürger Schaertner und Kawiecki (Letzterer ein seit 1833 hier lebender polnischer Lieutenant), theils auf Wagen, theils auf Dampfschiffen, in der Richtung nach Aschaffeuburg zu abgezogen, um an dem Kampfe in Baden und in der Rheinpfalz theilzunehmen. Der er⸗ wartete große Zuzug von den umliegenden Landgemeinden blieb aus, nur sechs Mann von Langenselbold sollen sich dem Zuge angeschlos⸗ sen haben, die übrigen Srtschaften haben es vorgezogen, sich nicht dabei zu betheiligen.

Sessen und bei Nhein. Darm stadt, 2. Juni. (Darmst. Ztg.) In einem vereinigten langen und festlichen Trauerzuge, an welchem sich Militair, Bürgerwehr und Publikum aus allen Stän⸗ den sehr zahlreich betheiligte, wurden heute, um die stebente Morgen⸗ stunde die bei Hemsbach gebliebenen Offiziere Zimmermann und Hoffmann ihrem frühen Grabe zugeführt. .

Der Schluß des Landtages und vie Beendigung der Wirksam⸗ keit der ersten Kammer in ihrer bisherigen Zusammensetzung haben den Mitgliedern derselben dringende Veranlassung ö, der hohen Verdienste Sr. Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Emil um das ständische Wesen und der edlen Selbstverleugnung, mit welcher derselbe bis ans Ende seinem Berufe als Präsident der ersten Kammer vorstand, in dankbarer Verehrung zu gedenken. Sämmtliche Mitglieder der Kammer in ihrem und in aller derer Namen, welche vom Jahre 1832 an unter dem Vorsitz Sr. Groß- herzoglichen Hoheit an den ständischen Geschäften theilgenmmen haben, überreichten beim Abschied demselben folgende von dem Frei⸗ herrn von Breidenstein verfaßte Adresse, nebst einer Denkmünze, welche der Anhänglichkeit der Geber an ihren verehrungswürdigen Praͤsidenten bleibenden Ausdruck verleihen soll: ;

„Durchlauchtigster Prinz, gnädigster Herr! Der Zeitraum der Jahre 1832 bis 1849, in welcher die ständische Wirlsamkeit der er⸗ slen Kammer von Ew. Großherzogl. Hoheit geleitet wurde, wird Allen unvergeßlich bleiben, die in dieser Periode an den Geschäften der Kammer Theil genommen haben. Unter den Auspizien Ew. Großherzogl. Hoheit erfreute sich die Kammer einer stärkeren inne— ren Her , und einer e Bedeutsamkeit nach außen, denn an ihrer Spitze stand ein Prinz des Großherzog. Hauses, in gei⸗

stiger Kraft, würdevoller Denkart, beharrlicher Thaͤtigkeit und zar⸗

ter Sitte. Diese trefflichen Eigenschasten sprechen wir freimüthig aus, denn aus ihnen entspringt die einmüthige Huldigung, welche wir unserem erhabenen Präsidenten verehrungsvoll darbringen, durchdrungen von so hohem Werthe, verbunden mit einer liebenswerthen Personlich—⸗ keit. Diese Empfindungen treten an dem Tage der Scheidung bei dem Endpunkte unserer ständischen Laufbahn und in einem Rück= blick auf dieselbe lebhaft hervor und führen zu Betrachtungen hin, denen man ohne schmerzliche Regung nicht nachhängen kann. Möge

Ew. Großherzogliche Hoheit die beifolgende Denkmünze als ein Er

ichen an das tiefe Dankgefühl einer Kammer hinneh— in nr el e he cler ef inniger Verehrung und Liebe er⸗ ö

dera Denkmünze, von Voigt in München, zeigt auf der Vor⸗ derseite das . Sr. Großherzoglichen Hoheit, auf der Rück⸗

ite die Inschrift: . . 3. durch Geist, Güte und Vaterlandsliebe verehrungs⸗ würdl en Präsidenten die Mitglieder der ersten Kammer 1832 1849.“

mstädt, 4. Juni. (D. 3.) Gestern wurden in und bei zende n arretirt und unter militgirischer Eskorte weiter ge⸗ bracht; unter Anderem Bürgermeister Keil von Fürth, gewesener Landstand, einer der 13, die am Schlusse des Landtages unter Anführung des Herrn Lehne, noch eine Erklärung gegen das Ministerium erließen. Die Arretirten, unter denen man noch einen Bürgermeister nennt, sollen heute hierhergebracht werden. Die Rückfahrt leerer Wagen heute Nacht veran= laßte das falsche Gerilcht, die Mecklenburger würden damit nach Frankfurt feht, dieselben werden dem Vernehmen nach über hier in der rn von Roßdorf in den Odenwald dirigirt. Aus Heppenheim haben wir von heute . Uhr Morgens die Nachricht, daß Alles ruhig und diesseits des Neckars frei von badischen Waf⸗ fen ist. Dem Gerüchte, welches auch durch ein hiestges Blatt ver⸗

breitet wurde, daß Prinz Emil das Ober- Kommando sämmtlicher

sen Baden operirenden Truppen übernommen, können wir auf . 1e r er n e e e, und scheint ein neulicher Privatbe; such des Prinzen in Heppenheim diese irrige Combination veranlaßt zu haben. .

Von der Bergstraße, 31. Mai. (Darmst. Ztg.) Heute ssnd auch einige unscrer in Heppenheim anstssigen Demokraten als Spione ertappt. worden, was im Kriegszustande keine tröstlichen Aussichten gewährt. Mehrere berüchtigte Schwätzer bei Volksver⸗ sammlungen sollen flüchtig sein. se acht Leichen unserer gefalle⸗

nen Soldaten werden heute Abend zur Erde bestattet. Die sen Morgen früh hörte man in südöstlicher Richtung, im Odenwald, und Nachmittags zwischen L und 6 Uhr gegen Mannheim hin Ka nonenschüsse, worüber noch keine weitere Nachricht hierher kam. Die Ankunft der stattlichen mecklenburger und bayerischen Jäger hat unsere Truppen und die Bürger freudig erregt; die Hochs an den Bahnhöfen in Bensheim und Heppenheim schallten welt in das Behirg hinein. Einen sehr freundlichen Empfang fanden unsere

Soldaten gestern in den badischen Gränzorte Unterlaudenbach.

Heute brachte man von dort sogar Wagen mit Brod und Jässer mit Wein für die Soldaten nuch Heppenheim.

Mainz, 31. Mai. (Darm st. Ztg.) Trotz des halben Be⸗ lagerungszustandes, in welchem stch unfere Stadt feit 14 Tagen be⸗ findet, hat unser unermüblicher demokrgtischer Verein gestern eine Sitzung a. in welcher eine Proclamation der Bürger Zitz und Bamberger vorgelesen wurde, welche heute auch, trotz des Verbots des Gouverneurs, an den Straßenelfen zu lefen ist. Gleichwie auf den Lettres de cachet unter Lou Xfv. unten die Worte standen: „car tel est notre bon plaisir“, so steht auf besagter Proclaniation oben an, mit fetter Schrift: „Diese Proclamation ist an allen Straßenecken anzuschlagen!“, und ist es daher nicht zu verwundern, wenn unsere blind gehorchenden Demokrgten par ordre de Moufti Folge geleistet haben. Un⸗ ser hiesiges Schmutzblatt, das Mainzer Tageblatt, hat gestern einen Artikel über die wormser Vorfälle, worin es das te hessische Infanterie⸗Regiment offen beschuldigt, die Stadt geplündert zu ha⸗ ben, und ist man hier nun gespannd, zu vernehmen, ob es wohl die Staats ⸗Prokuratur der Mühe werth halten wird, den sauberen Ver⸗ fasser dieses Artikels vor den Gerichten zu belangen, oder ob man rn ist, dergleichen Ausfälle auch ferner ruhig gewähren zu Uassen.

Mainz, 3. Juni. (Da um st. Ztg.) Die ausgezeichnete Bra⸗ vour, mit der sich unsere i , Truppen, trotz der fortwährend in Anwendung gebrachten Mittel der Rothrepublikaner, um ihre Treue zu erschüttern, bei Laudenbach, Heppenheim und Hemsbach k'schhgzen hat bei allen Wohldenkenden hier und in der Provinz, o wie bei der Garnison unserer Festung, die höchste Aner= kennung gefunden, und freudig erzählt man sich, wie unser Hessen die Vormauer war, an welchen zuerst die Pläne der Anarchisten gescheitert sind. Nach dem Beisplele, welches Darm⸗ stadt gegeben findet heute auch hier eine Sammlung für die ver⸗ wundeten hessischen Krieger statt, welche voraussichtlich bedeu⸗ tend ausfallen dürfte, nach den Männern zu urtheilen, die sich an die Spitze gestellt, und welche, wie wl? vernehmen, per— sönlich die Liste herumtragen. Der Umschlag in der öffentli⸗ chen Meinung giebt sich hier bereits mehrfach zu erkennen, und nach Berichten, die uns heute aus verschiedenen Theilen der Provinz zugekommen sind, dürfte die Bekehrung unter unseren Landleuten noch rascher eintreten. Von den jungen Leuten, welche, durch die hohlen Phrasen der Herren Löhr, Mohr, Zitz und Bam⸗ berger bestochen, als Freischärler nach der Pfalz ausmarschirt waren, kehren jeden Tag ganze Züge vollkommen enttäͤuscht zurück; in meh⸗ reren Orten sind alle en . und sonders heimge⸗ kommen und entwerfen ein nlchts wen ger als schmeichelhaftes Bild . 9. wilden Treiben, das in der ehemals so glücklichen Pfalz herrscht.

Worms, 30. Mal. Darm st. Ztg.) Wenn Sie über die seitherigen Tagesereiguisse keine Mittheilungen empfingen, so liegt die Ursäche in dem wiederholten Einfall der Freischaaren unter Blen— ker, in unsere Stadt, welche seildem ,. in Belagerungs⸗ zustand war. Es kann ein Despot in Felndesland nicht strenger auftreten, als unser Landeskind in seiner Vaterstadt aufgetreten ist. Nachdem Blenker mit seiner etwa 606 Mann starken Truppe, unter welcher eine Compagnie Bayern vom Hen Regiment sich befand, eingezogen war, wurden zunächst der Rhein und die Thore der Stadt Worms besetzt. Kein Post- oder Eilwagen konnte kommen oder abgehen, ohne genau visitirt zu werden. Hauptsaͤchlich wurde nach ärari= schem Gelde und verdächtigen Briefen gefahndet. Es durfte Niemand ohne schriftliche Erlaubniß des Herrn Blenker den Rhein passiren, und wer die Stadt zu Land verlassen wollte, war einer strengen Burch suchung aller seiner Effekten ausgesetz. Kam nun afl ein Schnurrbart, so konnte er gewiß sein, als ein Spion auf dle Komman⸗ dantur abgeführt zu werden. So brachte man täglich mehrere Per⸗ sonen, denen die neugierige Jugend bis zum Arrestlokale folgte. So xegierte Blenker hier, ünd nur dem energischen Auftreten unse= res Bürgermeisters (wie seiner beiden Adjunkten), dem wir viel zu verdanken haben, ist es zuzuschreiben, daß es nicht zu größeren Un⸗ gesetzlichkeiten gekommen ist. Als sich die Nachricht vom Einrücken des Blenkerschen Corps verbreitet hatte, 5 der Bürgermeister Eber⸗ stadt und Herr Zell dem Herrn Blenker entgegen. In Frankenthal trafen sie zusammen, und alle freundliche vernünftige Vorstellungen und Abmahnungen von diesem ungesetzlichen Einfall waren fruchtlos und tauben Ohren gepredigt. Blenker gab vor, Ordre vom Kriegs- Ministerium aus Baden haben, Worms, und Zitz, Oppenheim zu besetzen. Gewalt konnte ihm von der Etadt nicht entgegengesetzt werden, weil unser sämmtliches Militair uns verlassen und die Bür⸗ ger keine Waffen haben. Den Aeußerungen der Führer nach sollte man glauben, da es jeden Tag über den Rhein gehe, um die Hessen anzugreifen. , blieben sie ruhig bei den Bürgern einquartiert, waͤhrend die Abjutanten Blenker's das Postbüreau täg- lich und selbst Nachts visitirten, jedoch unter steter Protestation des Bürgermeisters, die Freischaaren in Wohnungen traten und Frauen unserer abwesenden Sfstziere bedrohten, ja, gestern so⸗ gar die Frau eines Hauptmanns mit ihren Kindern den Ku— geln der hessischen Soldaten aussetzen wollten!! Nach der Verfassung des deutschen Reichs, welche diese Herren aufrecht erhalten wollen, ist die Wohnung unverleßzlich, das Brie geheimniß gewährleistet, dennoch verletzen sie diese Artikel der Verfasffung und bewelsen da— durch, wie wenig Achtung sie vor dem Gesetze haben. Am Sonn abend Nachts 123 Uhr sies Blenker den Bürgermeister und saͤmmt⸗ liche Bürgerwehrofstzere hiesiger Stadt zu sich kommen und begehrte zur Schonung seiner . 200 Mann von der Bürgerwehr in Dienst. Der Bürgermeister bedeutete demselben, daf dies nicht geschehen könne, daß er schon lange nicht mehr als Oberst der hie⸗ igen Bürgerwehr betrachtet werde und die Bürgerwehr nur auf einen, des Bürgermeisters, Befehl ausrücken und Dienst leisten dürfe, welcher Ansicht dle Bürgerwehr⸗Offiziere sämmlich beitraten. (Rur Einer soll seine Stimme dagegen erhoben haben, aus Liebe zu seinem Freunde, Auf solchen Widerstand war Blenker nicht gefaßt; er drohte Generalmarsch schlagen und Sturm läuten zu lassen. „Auch dies werden sie unterlassen“, entgegnete ihm der Bürgermeister, ließ sich die Schlüssel von den Kirchthltrmen geben und persicherte sich derselben. So sehr auch früher Blenker drohend auftrat, so ug wurde er nach solchem Widerskand. Von diesem Tage an zogen alle bewaffnete Bürger mit Doppelslinten, Büchsen und Säbeln zun Schutz der Behörden und der Stadt auf das Stadthaus und besetzten die öffentlichen Gebände, Kassen und die besden Kasernen, aug welchen die wenige hier gebliebene Mannschaft am ersien Feiertag von bayerischen Soldaten, zu den Freischaaren zu gehen, gleichsam ge⸗

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zwungen worden ist. Alles dieses geschah, weil gedroht wurde, die Waffen und Vorräͤthe wegzunehmen, und wen zuletzt wirklich Viele glaubten, daß nicht alles Cigenthum sicher sei. Der erste Kanonen⸗ schuß am Rhein gab den Freischaaren, welche die Nacht über geschwelgt und sich größtentheils betrunken hatten, die Besinnung wieder und uns die Hoffnung, solche bald los zu werden. Es wurde in der Stadt Generalmarsch geschlagen, die Kirchenthüren mit Gewalt eingeschlagen, Sturm geläutek und den Freischharen Patronen ausgetheilt, die drei Kanonen mit Mannschaft bespannt und im Schnellschritk vorwärts mar- schirt. Jedermann dachte sich, daß dieselbe zur Unterstützung des Pi⸗ kets am Rhein und Abwehr des ülebergangs dahin marschiren wür= den; allein wie groß war unser Erstaunen, als sie die entgegenge⸗ setzte Richtung einschlugen und mit Rüclassung der Posten und zweier Pikets nach Frankenthal liefen. Viele warfen ihre Waffen hier schon weg, Andere ließen solche bei den Bürgern stehen, wie⸗ der Andere gingen wieder ihren eigenen Weg und waren froh, daß der Augenblick gekommen, wo sie erlöst wurden. So wit das Haupteorpé, zogen auch die Pikets rasch ab und leisteten unseren Pontonniers, welche von jenseits die diesseits stehende Brücke hol⸗ ten, wenigen Widerstand. Üinglücklicherweise muß ein Schuß die Kette gest ift haben, und die fllegende Brücke riß ab; lange währte deshalb der Uebergang unseres vierten Regiments; eben so war der Uebergang des ersten Regiments und der Württemberger

bei Gernsheim mit Schwierigkeiten verknüpft, und so kam es,

daß sämmtliche Freischaaren nicht von den Truppen, unb namentlich

den Chevauxlegers, gefangen genommen worden sind. Wir haben bei

der ganzen Affaire nur den Major Diery leicht verwundet, und

eben so sind einige Freischaaren verwundet; aber das Steinersche

Gasthaus am Rhein, aus welchem die ersten Schüsse gefallen sein

sollen, ist mit Kanonenkugeln durchlöchert, auch noch andere Ge—

bäude sind beschädigt und eine Frau durch einen abgefahrenen Split⸗

ter am Auge verwundet. Bis in den obersten Theil der Stadt

fuhren die Kugeln, eine Granate in das Kasino⸗-Gebäude. Einige

Anhänger der Freischaaren ließen am Mainzer- und Rheinthore

Barrikaden bauen, die jedoch auf Befehl der städtischen Behörde

alsbald zerstört wurden. Daß hierauf gekämpft oder überhaupt nur

ein Schuß darauf gefallen, ist unwahr. Die hessische Landes farbe

und die deutsche Fahne wehten den Truppen vom Stadthause die Ge—

sinnungen der Bürgerschaft zu, und um 6 Uhr zogen unsere Trup⸗

pen zur großen Freude der Einwohner ein.

Sachsen⸗Weimar. Weimar, 1. Juni. (Hann. Ztg.) In der heutigen Sitzung des Landtags ergriff der Staats⸗Minister von Watzdorf das Wort: Die Mitglieder des Landtages würden wohl sämmtlich Kenntniß genommen haben von dem Entwurf einer deutschen Reichs⸗Verfassung, welchen Preußen in Verbindung mti Hannover und Sachsen den übrigen deutschen Staaten zur Annahme vorlege. In einer gestern in Weimar stattgehabten Ministerial⸗Kon⸗ ferenz der thüringischen Staaten über die deutsche Frage sei dieser Entwurf, welchen die Staats-Regierung vorgestern amtlich erhalten, und zwar mit der Aufforderung der preußischen Regierung, sichlüber die Annahme zu erklären, einer Prüfung , worden, ohne daß man jedoch zu einem bestimmten Resultate gelangt sei. Die Wichtigkeit der Sache erfordere gründliche Prüfung, und man wollte auch mit den übrigen die Reichs-Verfassung anerken⸗ nenden Staaten gemeinschaftlich handeln. Vorher sei eine bestimmte Erklärung der Stgatsreglexung nicht möglich. Ein desinitiver Be— schluß in der deutschen Sache würde aber nur mit Zustimmung des Landtags gefaßt werden. Das dem Landtage versprochene Bekret über die dentsche Sache sei deshalb zurückgehalten worden, weil das Staatsministerium diese wichtige Frage in Anwesenheit sämmtlicher Glieder desselben, also auch des Geheimen Staatsraths von Wyden= brugk, welcher jetzt von Frankfurt angekommen sei, habe berathen, und auch die Ergebnisse der thüringer Ministerialkonferenz in der deutschen Sache habe abwarten wollen, welche indessen ohne Ein- fluß hlerbei geblieben wären. Der preußische Entwurf einer Reichs= verfassung würde dem Ausschusse für die deutsche Frage zugehen.

Schleswig⸗KHolstein. Altona, 4. Juni. (Alt. Merk.) Die neuesten auf dem Bahnhofe eingetroffenen Nachrichten sind, daß die Landes ⸗-Versammlüng am 7. Juni wieder zusammentreten wird und daß die Preußen zum zweitenmale mit e . Macht Aarhuus besetzt haben. Während es hier am Bahnhofe hieß, daß die Preußen die Stadt erst nach hartnäckigem Widerftande besetzt hätten, melden Briefe aus Hadersleben nichts von einem Wider= stande; beide Berichte aber erwähnen eines Unfalls, der die preu⸗ ßischen Vorposten jenseits der Stadt betroffen. Von Bahnhof wird berichtet, daß ein Offizier und mehr als 20 Mann von den Dänen gefangen genommen worden. Nach dem haderslebener Bericht wäre auch der Prinz von Salm⸗-Salm, ein anderer Offizier und 7 preu⸗ ßische Husaren schwer verwundet worden, in Folge eines Zusam⸗ mentreffens, das zwei Schwadronen preußischer Husaren auf den jenseitigen Höhen mit überlegener dänischer Kavallerie gehabt.

Eckernförde, 3. Juni. (Alt. Merk.) Als gestern Mor⸗ en etwas nach 9 Uhr das englische Kriegsdampfschiff „Hekate“ auf er. Reise zum Behuf der Inspizirung der danischen Blokade auch den hiesigen Hafen besuchte, mußte es auch hier von Seiten der Nordbatterie erst durch einen scharfen 6e n daran erinnert werden, daß es seine Flagge zu zeigen habe. om Salutiren war keine Rede. Die Stadt flaggte nichtsdestoweniger zur Feier seiner An— kunft, Als die „Hekate“ gegen 2 Uhr den Hafen verließ, blieb sie das Salutiren der Norderschanze wieder schuldig; als sie aber auf der Höhe den dänischen Blokadeschiffen begegnete, bezeigte man sich gegenseitig überaus fin und galant.

Heute Morgen überraschte uns das kieler Kriegsdampfschiff „Bonin“ das diesen Augenblick noch in unserem Hafen liegt. Ueber Zweck und Absicht kurstren nur vage Gerüchte. Das natürlichste n wenn man die von Lebenslust überschäumende Besatzungs⸗ Mannschaft sieht, daß es nur eine Lustpartie ist, freilich eine etwas gewagte, denn eine halbe Stunde nach seinem Eintreffen waren WDampfschifft und 2 Segelschiffe der Dunen auf der Höhe in Sicht. Das Schiff ist schmuck und führt 6 mächtige Kanonen.

, ,,. Frankfurt a. M., 2. Juni. (Frankf. J) Der Erzherzog Reichsverweser hat sich heute Morgen mitteist der Taunus Eisenbahn in Begleitung des Reichs-Krie Sministers von Wittgenstein und seines Generalstabes nach Mainz begeben, um die dort in Garnison stehenden Reichstruppen zu inspiztren.

Frankfurt a. M., 4. Juni. Frankf. J.) Daß der Prä⸗ sident des Reichsministeriums, Dr. Grävell, seine Entlassung ein⸗ gereicht, wird heute offiziell bestätigt. Der Reichsverweser Erzher⸗ zog Johann, fand 6h bewogen, diesen Rücktritt mit den Ausdrücken des wärmsten Dankes anzunehmen dafür, „daß er, der Minister= Präsident, ihn (den Reichsverweser) mit der unegennützigsten Selbst⸗ verleugnung nach dem Rügtritte des letzten Ministeriums in den Stand setzte, ein neues zu bilden und die Schwierigkeiten zu besie⸗ gen, welche sich damals darstellten. Der Reichsverweser bedauert in dem Schreiben sehr, „daß Verhältnisse Ihn bewogen, des Mi⸗ nisters Rücktritt anzunehmen.“ a, .

Frankfurt a. M., 4. Juni. Die Deutsche Zeitung ent— hält nachstehende Erklärung:

. „Die deutsche Reicht⸗Persammlung hat in ihrer Sitzung vom 30. Mal mit 71 gegen 64 Stimmen den Beschluß gefaßt, nach Stunigart überzusie⸗ deln und die Centralgewalt zur Nachfolge dahin aufzufordern. Die unter⸗ zeichneten Mitglieder der deutschen Reichs ⸗Versammsung haben nicht nur gegen diesen Beschluß gestimmt, sondern sie glaubten auch unter den jetzigen Verhältnissen nicht nach Stuttgart folgen zu därfen, weil sie voraus sehen, daß die Reichs- Versammlung in Stuttgart nicht in der Lage sein werde, ihre. Stellung über den Pareien zu bewahren und so der Rrennpunkt der Einheits und Freiheits⸗Bestrebungen des gesammten deutschen Volls zu verbleiben; daß demnach eine solche Uebersiedelung nicht nur die Existenz der Reichs ⸗Versammlung, sondern auch die heiligsten gan n Deutschlands und insbesondert die Wohlfahrt von Württemberg und Bab en schwer gefährden dürfte.

„Aher dieselbe Vaierlandsliebe und dasselbe Pflichtgefühl, welches die Unterzeichneten abhielt, der Reichs versammlung nach Stuttgart zu solgen, gebot ihnen auch, ihr Mandat als deutsche Abgeordnete nicht niederzult⸗ gens, sondern sich bereit zu halten, ihrem Vaterlande in jedem Augenblick zu dienen, so bald sie an den Berathungen der deutschen Reichsversamm— lung wieder Antheil nehmen können, ohne in eine Bahn gedrängt zu wer⸗ den, die sie als eine unheilvolle erkennen. Sie sind jedoch weit entfernt gegen die deutsche Reichsversammlung in eine hinderliche Stellung treten zu wollen; vielmehr sehen sie gerade in der Erhaltung der Kontinuität der jetzigen verfassunggebenden Reichsversammlung den einzigen legalen Aus⸗ gangepunkt, um aus den Wirren, in welche das deutsche Vaterland gestürzt 16 herauszukommen, ohne das Rechtsgefühl des Volks auf das tiesste zu verletzen.

Frankfurt 4. M., den 31. Mai 1849. ;

Zell von Trier. Eisenmann. Wichmann. Hollandt. Röben. von Reden. an Höfken. Werthmüller. Ahrens. Pinckert. Cnyrim,. Becker. Schröder. Nicol. Hirschberg. Jacobi aus Hersfeld. Groß aus Prag. Hofmann aus Friedberg. Makowiczka. G. F. Bracke busch. Jucho. Gravenhorst. Plaß. Backhaus. Henkel. Wedekind.“ .

„Mit Bezugnahme auf den Inhalt der vorstehenden Erklärung und im Auftrage der ÜUnjerzeichner derselben, fordern wir alle für jetzt nicht nach Stuttgart gehenden abwesenden Kollegen, welche mit den von uns ausge sprochenen Ansichten einverstanden sind, hierburch auf, ihr Mandat nicht niederzulegen und diesen Entschluß unter Adresse des Abgeordneten Jucho uns baldigst mitzutheilen. Frankfurt am Main, 31. Mai 1849. von Reden. u von Trier. Enyrim. Freudeniheil. Jucho. Eisenmann. Backhaus.

Samburg. Hamburg, 4. Juni. (H. C) Gestern Abend ist der Herzog von Nassau vom Norden hier angekommen.

Aus Cuxhaven meldet heute ver elektrische Telegraph: „5 Uhr Nachmittags: Man hört von hier seewärts schon seit einer Stunde eine sehr lebhafte Kanonade. 6z Uhr: Seit einer Viertel⸗ stunde hat die Kanonade in See aufgehört. 8 Uhr: Seit einer Stunde sind drei deutsche Kriegs⸗Dampfschiffe von hier aus see⸗ wärts in Sicht und können in einer halben Stunde hier eintreffen.“

Ausland.

Oesterreich. Preßburg, 3. Juni. (Lloyd.) Nun sind die Russen endlich da. Eine sehr große Anzahl russisch⸗ polnischer Truppen, Infanterie, Kavallerie mit sehr vielem Geschütz, von Tyrnau und Cziffer kommend, hat auf die . Sauhaide (eine Viertelstunde von der Stadt entfernt) ihr Lager aufgeschlagen. Viele Neugierige gehen hinaus, um die neuen Ankömmlinge zu be⸗ wundern; Marketenderinnen gehen zur Stadt, um ihre Flaschen und Fäßchen zu füllen, lange Wagenreihen befördern Provlant hinaus. Einzelne Soldaten zeigen sich schon, um Nöthiges einzukaufen, und wechseln Papier⸗ und Silberrubel für österreichische Scheidemünze ein. Weder die Zahl der Mannschaft, noch der Ort ihrer näch— sten Bestimmung kann genau angegeben werden, aber es ist wahr— scheinlich, daß sich dieser Truppenkörper dem im raaber Komitate zur Kriegsoperation bestimmten Heerestheile anschließen wird.

Treviso, 29. Mai. (Lloyd.) Malghera, Rizzardo, St. Giuliano und 300 Schritte der Eisenbahnbrücke sind unser. Die eben vollendete Batterie auf dem äußersten Punkte beginnt nun ihr Feuer auf Venedig selbst. Im Ganzen thaten wir nun beiläufig 70 80, 000 Schüsse, von denen 8096 als wirksam angesehen wer= den können. In Malghera ist auch nicht ein ellengroßer Raum unbeschossen geblieben; durch die öfteren Würfe der Bom⸗ ben auf, einen und denselben Platz sind sogar die festesten Ge⸗ wölbe eingestürzt, und die Rebellen konnten sich um so weniger halten, als auch ihr Geschütz meistens demontirt wurde. Unsere Artillerie war ausgezeichnet. Von den Truppen ist jeder einzelne Mann ein Held zu nennen, ganz besonders thaten sich die Freicorps hervor, die während der ganzen Belagerung unter dem heftigsten Feuer bei Tag und Nacht vie Festung beschlichen und aus kundschaf⸗ teten, und überall zuerst unsere Fahne aufpflanzten. Zwei Minen erwarteten unsere braven Truppen in Malghera. Eine wurde ent—⸗ deckt und von einem Korporale der Freiwilligen die brennende Lunte aus dem Pulver gerissen; die andere entzündete sich zu schnell und sprengte 4 Offiziere mit 40 Mann in die Luft. Die Rebellen vertheidigen sich, nun von Schiffen aus. Sie haben vier Bogen der Eisenbahnbrücke ganz zerstört und den übrigen Theil, wie den Damm unterminirt. Die Polen, unsere Ueberläͤufer und überhaupt das Gesindel will sich bis auf den letzten Mann vertheidigen. In Venedig ist die heftigste Bewegung und ununterbrochenes Sturm⸗ geläute; der wohlhabende Theil bereitet sich zur Flucht seewärts. Gegenwärlig leitet Radetzky persönlich die Operationen und bewil= ligte dem Truppenkörper, der aer in die Stadt dringt, auf zwei Jahre doppelte Löhnung. Unser Feuer wird immer heftiger und wird hoffentlich bald seinen Zweck erreichen. Der Geist unserer Truppen ist vortrefflich. Alle brennen vor Kampfbegierde und können kaum den Augenblick der Entscheidung erwarlen. Viele er— boten sich, hinüber zu schwimmen, was n aber nicht gestattet wurde. Kreuze, Gold- und Silber⸗Medaillen, auch preußische Or⸗ den, werden schon in Menge vertheilt. Der Marschall reicht den Soldaten freundlich die Hand, und ehrt jeden als Helden, und alle wetteifern, für ihren Vater Radetzky zu sterben. Unser Verlust bei Malghera ist ziemlich bedeutend. Venedigs Einnahme wird noch viele viele Opfer kosten. 30. Mai, Morgens. So eben stürzt ein Thurm in Venedig zusammen. Es brennt an vielen Punkten.

Sem lin, 30. Mai. (Lloyd.) Gestern Nachmittag traf Se. Excellenz der Ban Jellachich von Ruma hier ein.

Frankreich. Paris, 3. Juni. Der heutige Moniteur meldet, daß mittelst Dekrets des Präsidenten der Republik der Ge⸗ neral Perrot zum Divisions⸗General und zum Ober⸗Befehlshaber der Nationalgarde des Seine⸗Departements ernannt worden.

Morgen wird in der gesetzgebenden Versammlung zur Wahl eines neugn Vice⸗Präsidenten an Stelle des zum Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten ernannten Herrn von Tocqueville geschrit⸗ ten; die gemäßigte Partei stellt Herrn Daru, der bei der ersten Wahl dem Herrn von Tocqueville den Platz geräumt hatte, als Kandidaten auf. ;

Dufaure und seine Freunde sollen mit Odilon Barrot in der römischen Frage einig sein und sich für eine liberale Wiederein⸗ setzung des Papstes unter vollständiger Säfularistrung der . rung entschieden haben. Der Secretatr Mazzini's, Tallianti, , . Rollin für 8 e f r fn K in der Vers⸗ ung die nöthigen Aktenstücke überbracht. en

9 * sf mit der großen Masfe der Socialisten .

Hauptorganen so ziemlich zerfallen. Er wirft ihnen vor,