1849 / 158 p. 4 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

dem Ankaufe solchet Kunstwerke, der leicht nachtheilige olgen für den Käu⸗

fer haben könnte, noch besonders zu warnen.

Dresden, den 2. Juni 1849. ö ö Ministerium des Innern.

von Friesen.“

HGanndver, Hannover, 5. Juni. (D. A. 3.) Heute hat der König sein 78stes Lebensjahr vollendet. Zur Feier des Tages sollte ein großes Diner im Orangeriesaal zu Herrenhausen slalifindin, wurde indessen auf ein kleines Diner von 140 Persenen in der Stadt beschräntt. Mittags hielt der König zu Pferde Heerschau über die Garden und das Leibregiment. Der Herzog von Braunschweig war gegenwärtig.

(B. H.) Der König hat unter Anderen folgende Beförderun⸗ gen in der Armee verfügt: Zu General-Lieutenants: den General⸗ Major Victor Prott, Chef des Generalstabes und Vorstand des Kriegs-Ministeriums, und den General-Major Hans von Hattorf, Commandeur der Kavallerie⸗Division; zu General-Majors: die Ober⸗ sten Hartwig von Witzendorf, Commandeur der Landgendarmerie, Karl Jacobi vom Generalstab, Konrad Friedrich Lütgen, Coemman⸗ deur der vierten Infanterie⸗Brigade, Wilhelm Graf von Münster, Commandeur der dritten Kavallerie⸗-Brigade; zu Obersten: die

Oberst = Lientenants von Elern, Commandeur des 4ten Infanterie⸗ Regiments, von Landesberg, Chef der Kadetten-Anstalt, Poten, Commandeur des LeibRegiments, von Brandis, Commandeur des Iten leichten Bataillons; von Arentsschildt, Commandeur des Garde⸗ Kürasster⸗Regiments.

Emden, 3. Juni. (Hannov. Zeitung.) Die Ostsee⸗ Zeitung theilt die Anrede der durch die ostfriesischen Stände abgeordneten Deputation an Se. Majestät den König bei der am 270. Main d. J. erlangten Audienz zur Ueberreichung einer Petition, so wie die Antwort Sr. Majestät, mit. Der Sprecher der Depu⸗ tation begleitete die Ueberreichung der Petition mit folgenden Worten:

„Ew. Majestät wollen zunächst geruhen, den tiefgefühlten Dank dafür enfgegenzunehmen, daß den Abgeordneten der ostfriesischen Provinzialstände diese Audienz bewilligt worden. Ew. Majestät Throne nahen sich diese Ab= geordneten, indem sie die Träger eines Antrags sind, welcher in der jüngst stattgehabten Versammlung beschlessen und genehmigt worden, daher solcher den Ausdruck des Gesammtwunsches des ostfriesischen Volkes abgiebt. Ew. Majestät wollen geruhen, diese Petition einer gehörigen Würdigung zu un- na gn und uns huldreichst mit einem willfahrenden Bescheide zu be⸗ glücken.“ ö

Der König antwortete:

„Zunächst entschuldige ich mich bei Ihnen, meine Herren, Sie nicht früher vorgelassen zu haben; aber ich war krank und bin auch noch so, daß es mir schwer werden wird, Ihnen meine Meinung ausführlich mitzutheilen und deutlich zu machen. Dir Inhalt Ihrer Adresse ist derselbe, wie er sich in zahlreichen, wohl 500 Petitionen von vielen Vereinen ꝛc. findet, wie Sie das selbst wissen werden, nicht wahr? Er ist mir deshalb nicht neu, und ich habe diese Anträge schon oft und gründlichst erwogen. Sie scheinen zu Lauben, ich gehe darauf aus, dem Glücke des Landes entgegenzutreten. Ich hälte gehofft und glaube, mein Benehmen seit zwölf Jahren meines Hierseins sollte das Gegentheil bewiesen haben. Ich habe alle meine Kräfte angestrengt, das Glück, den Wohlstand und das Recht im Lande zu befördern. Daß mein Streben nicht ganz vergebens gewesen, beweist wohl auch der Wohlstand und die Ordnung, welche hier im Lande aufrecht er halten sind. Schon seit länger als voriges Jahr habe ich immer gestrebt, größere Einhrit und Macht des gesammten Deutschlands herbeizuführen. Jetzt behaupten Sie, ich hätte Ihnen schlechte Minister gegeben. Meine Herren, we Minister waren, welche Frankfurt Alles nachgegeben, da ist jetzt überall Mord und Todtschlag. Das einzige richtige Mittel, um die Einheit und Macht Deutsch= lands zu befördern, ist, daß dies mit Gesetz und Ordnung geschieht, nicht aber durch Uebergriffe, wie die frankfurter National-Versammlung sich hat zu Schulden kommen lassen, durch ein Gleichmachen der in den einzelnen

deutschen Ländern so verschiedenen Verhältnisse und durch Ueberschreitung

des ihr ertheilten Austrags. Für die Einheit Deutschlands will ich Alles thun, was irgend angeht; aber ich kann nicht Alles thun, was Ihr ver— langt, sonst wäre ich nicht Euer Freund, sondern Euer und des Landes Feind. Dies ist nicht eine flüchtige Meinung, sondern das Resultat der ge— wissenhaftesten Prüfung und Ueberlegung. Das Schlimmste für die Pro- vinz Ostfriesland ist der unselige dänische Krieg. Die Schuld aber, daß derselbe wieder ausgebrochen, kann mir nicht beigemessen werden. Ich wuünsche sehnlichst dessen baldigstes Ende. Ich habe Ostfries land stets sür einen gu— ten Landestheil gehalten, und die Ostfriesen für treu und besennen; blei⸗

ben sie ruhig, bis der dänische Krieg zu Ende ist, dann werden sich die dor⸗

tigen Verhältnisse wieder bessern, nicht durch unbedingte Anerkennung der Reichs-Verfassung, die von den einzelnen Ländern, unter Berücksichtigung ihrer verschiedenen Verhältnisse, geprüft werden muß, und ron Anfang an vereinbart werden sollte. Ich wiederhole, daß ich Alles thun werde für die Einigkeit und die Aufrechthaltung des Rechts; aber ich verspreche Ihnen nicht Alles, was Sie wollen, denn was ich verspreche, halte ich unverbrüchlich. Na⸗ mentlich was mein Ministerium angeht, so waren mir diese Herren, als ich sie annahm, ganz fremd. Ich habe sie sorgfältig beobachtet und geprüft, ich kenne sie jetzt genau, und ich bin überzeugt, daß in keinem Laude Män— ner an der Spitze stehen, die es so redlich ihrem Lande und mit Teutschland meinen als diese, und die so fähig sind, zu urtheilen, auf welche Weise man den gewünschten Zweck erreichen kann. Durch unbedingten Gehorsam gegen Frankfurt ist das nicht möglich. Ist denn, was jetzt in ankfurt geschieht, ausführbar und vernünstig? Der liebe Gott hat nicht Alles gleich gemacht, weder bei den einzelnen Menschen, noch in den ver— schiedenen Ländern, und so müssen auch die Menschen sich bei ihren Ein- richtungen nach den verschiedenen Verhältnissen richten. Die Einberufung der allgemeinen Stände anlangend, so wird solche erfolgen, sebald die be—⸗ reils augesangenen Vorlagen präparirt sind. Glauben Sie, meine Herren, daß ich Alles thun werde zum Vortheil von Ostfriesland und meines Lan— des; es ist die Sorge dafür meine einzige Beschäfrigung. Ich arbeite viel damit, und so, daß ich zu Zeiten davon sehr angegriffen werde und un⸗— webl bin; aber ich kann nun eines ausrichten, wenn Sie mir das Ver⸗ rauen zöllen, was ich glaube, zu verdienen. Sagen Sie das Alles zu Hause, und daß ich will, so lange ich kann, die Sache führen, und hoffe, wenn ö. tot, bin, Sie werden Alle sagen, daß ich habe redlich das Mei⸗ nige geihan.“

ö. Nach dieser Rede entließ der König, tief ergriffen, die Depu— ation.

Aurich, 2. Juni. (Haunov. Ztg.) In der heutigen Sibun der esifrie sischen Stände 36 die durch Beschluß 3. j , . ier ergesetzte Kommission ihren Äericht in der deutschen . he. Es war aus dieser Kommission ein Majoritäts⸗ und ein . hervorgegangen; das erstere lautet: an ihr , . beschließen, auf die Antwort Sr. Majestät . . 371 Jolgendes zu erwiedern: 1) daß sie schmerzlich betauern, Se. Majestät nicht haben bewegen zu können, ihre ge⸗ . 1 3 p gen, 2) daß sie, bei ihren früheren Be⸗

hlüssen nd, ihre durch die P an, , 1 . nen! ch die Deputation überbrachten drei

II. Stände mögen beschließen, zu erklären: ie i Frankfurt beschlossen? Reichs- Verfassung n ,, Bahlgessekee, se wie sies im Neichs - Gesetblatt bertündet worden sind, für rechtsgültiges Reichsgesetz auch für Hannover und Ost⸗ friesland anerkennen; daß sie den drei Regierungen von Preußen

; ;

Sachsen und Hannover, oder welche sonst noch zutreten mögen, kein

Recht einräumen können, ein Reichs-Wahlgeset, wie gesch

cetroviren; 3) daß sie keine Wahl zum K fh rechtsgültig anerkennen können, welche nicht nach dem vom frank⸗ furter Parlament rechtagültig bereits erlassenen Reichs⸗Wahlgese ze vom 12. April 1849 vorgenommen werden möchte; daß der han⸗

992 noverschen Regierung kein Recht zustehe, wie sie gethan, die han⸗

noverschen Reichstags⸗Abgeordneten von Frankfurt zurückzuberufen. IIl. Der Beschluß ad J. soll an Se. Majestät den König von

den Ständen in Form einer Petition gebracht werden; die Beschlüsse 2 II. werden zu Protokoll genommen, und wird davon der König Veutra berichten Reisende, daß dort die größte 3 n n, herrscht.

lichen Regierung Kenntniß gegeben.

Das Minorttäts⸗Erachten ist folgenden Inhalts:

J. Stände mögen beschließen, auf die Antwort Sr. Majestät des Königs an ihre Deputirten Folgendes zu erwiedern: 1) daß sie es schmerzlich bedauern, Se. Majestät nicht haben bewegen zu können, ihre gestellten Anträge zu bewilligen; 2) daß sie, bei ihren früheren Beschlüssen beharrend, ihre durch die Deputation über— brachten drei Anträge wiederholen müssen. e

II. Stände mögen beschließen, zu erklären:; 1) daß sie die in Frankfurt beschlossene Reichsverfassung, einschließlich des Reichswahl⸗ gesetzes, so wie sie im Reichsblatt verkündet worden sind, für rechts= gültiges Reichsgesetz (auch für Hannover und Ostfriesland) an⸗— erkennen; 2) daß sie den drei Regierungen Preußen, Sachsen und Hannover oder welche sonst noch hinzutreten mögen, kein Recht ein⸗ räumen können, ein Reichswahlgesetz, wie geschehen, zu octroyiren; 3) daß sle keine Wahl zum Reichstags⸗Abgeordneten für rechtsgül⸗ tig anerkennen können, welche nicht nach dem von dem frankfurter Par⸗ lamente rechtsgültig bereits erlassenen Reichswahlgesetz vom 12. April 1849 vorgenommen werden möchte; 4) daß der hannoverschen Re⸗ gierung kein Recht zustehe, wie sie gethan, die hannoverschen Reichs⸗ tags⸗Abgeordneten von Frankfurt zurückzuberufen.

III. Der Beschluß ad I. soll an Se. Majestät den König von den Ständen in Form einer Petition gebracht werden, die Be—⸗ schlüsse ad II. werden zu Protokoll genommen und wird davon der Königlichen Regierung Kenntniß gegeben. .

Nachdem die Berichterstatter, Syndikus Bueren für das Ma⸗ joritäts Erachten und Landsyndikus Telling für den Mingritäts Antrag das Wort genommen und ihre Motive gehörig auseinander gesetzt, wurde beschlossen, die Anträge drucken und unter die Stände—⸗ mitglieder vertheilen zu lassen, worauf dann die Sitzung der Stände bis zum Dienstag den 5ten d. M. vertagt wurde.

Aurich, 3. Juni. (H. 3.) Am gestrigen Abend wurde von einem theilweise aus Betrunkenen bestehenden Haufen der Versuch gemacht, zwei in hiesiger Wache verhaftele Unteroffiziere zu befreien. Die Zusammengerottefen ließen es jedoch beim n. einiger Fensterscheiben bewenden, als zu ernstem CEinschreiten sofort Anstalt gemacht wurde. Die Untersuchung ist eingeleitet, und befinden sich ein im schlechtesten Rufe stehender Handwerksgesell und ein Sol⸗ dat, als bei dem Vorfalle vorzugsweise betheillgt, bereits in Haft.

Schleswig-Hoölstein. Flensburg, 5. Juni. ÄAlt. n erk 2 9 , haben in der Eisengießerei der Herren Dittmann und Jensen hierselbst Platten zu zwei Denkmä⸗ lern, welche sie ihren in Sundewitt gefallenen Landsleuten auf dem Kirchhofe zu Düppel setzten, anfertigen lassen. Aus derselben Fabrik wird auch nächstens eine Platte nebst Ornamenten zu einem für die Ruhestätte der hier beerdigten, für Schleswig-Holstein ge= fallenen Krieger bestimmten Monumente hervorgehen. Die Erxrich⸗ tung eines groößartigeren Denkmals als dieses, an selbiger Stätte ist zwar längst vom Casino hierselbst beabsichtigt, und in Aussicht gestellt, doch wollten einzelne von thatkraftigem Eifer für jedes pa⸗ kriotische Wirken und von innigstem Danke gegen die Gebliebenen beseelte Patrioten den Ort, der freilich von Privathänden fleißig geschmückt wird, auch nicht bis zum Erscheinen jenes verheißenen

Denkmales ohne einen öffentlichen Liebesbeweis lassen. Sie be—⸗

schafften eine Sammlung im kleineren Kreise Gleichgesinnter und brachten ein nettes Sümmchen zusammen, und bald wird ein ein⸗ faches, aber geschmackvolles Denkmal nebst einer entsprechenden An⸗ lage jene Ruhestatt verschönern. Am Sonnabend wurden dert wie⸗ der drei an Wunden gestorbene Sachsen beerdigt.

Diesen Nachmittag sind hier 16 gefangene Dänen vom Norden angekommen.

Lauenburg. Mölln, 7. Juni. (Alt. Merk.) Den Mitgliedern der lanenburgischen Landes-Versammlung ist nach— stehendes Schreiben zugegangen:

„Wenn von dem Präsidium der Statthalterschaft in einem an das Präsidium der Landes⸗-Versammlung gerichteten Schreiben vom 2. Juni d. J., unter Mittheilung des nebst den Motiven hierbei an⸗ geschlossenen Entwurfs zu einem Wahlgesetze, die Aufforderung an uns ergangen ist, die Landes-Versammlung baldthunlichst zur Be⸗ rathung und Beschlußnahme über dieses Wahlgesetz zusammenzube⸗ rufen, so hat der unterzeichnete Ausschuß beschlossen, die hohe Lan⸗ des⸗-Versammlung zum Dienstag, den 12. Juni, einzuberufen. In⸗ dem wir uns daher beehren, unsere Herren Mitabgeordneten einzu⸗ laden, sich an dem benannten Tage, Morgens 19 Uhr, in dem Siz⸗ zungszimmer der Landes-Versammlung einzufinden, fügen wir hinzu, daß zunächst der angelegte Entwurf zu einem Wahlgesetze die Ta⸗ gesordnung bilden wird.

Mölln, den 4. Juni 184). ;

Der Ausschuß der Landes -Versammlung. Lewetzow. Kielmann. Hudemann. Bärens.“

Bremen. Bremen, 7. Juni. (Wes. Ztg.) Die Bürgerschaft hat gestern folgende Punkte beschlossen: ; „Beeidigung der bewaffneten Macht. Die Bürgerschaft glaubt ans der Erklärung des Senats die Versicherung entnehmen zu müssen, daß auch der Senat die Verwirklichung der deulschen Reichsver— sassung als einen Gegenstand seiner unausgesetzten Bestrebungen betrachte, und sieht sie geneigten Mittheilungen über die Eigebnisse dieser Bestrebun= gen, namentlich auch in Beziehung auf die Beeidigungsfrage, seiner Zeit entgegen. = 2 undes-Kontingent. Die Bürgerschaft ist damit einverstanden, daß dem unter dieser Rubrik der Mittheilungen gestellten Antrage des Senats zusolge die Militair⸗Deputation mit der Berathung und Bericht— erstattung beauftragt werde.

Wahl eines Ersatzmannes für die deutsche National— Versammlung. Es ist der Bürgerschaft genehm, daß dieser Gegenstand an die Deputation für die Beziehungen Bremens zur deutschen Reichsge⸗ walt zur Berathung und Berichterstattung, welche sie, wegen der Dringlich keit der Sache bis zu ihrer nächsten Sitzung mit Bestimmtheit entgegen sieht, verwiesen werde; sie hat jedoch die Zahl ihrer Mitglieder bei dieser Depu ation für diesen besonderen Fall um 6 vermehrt.

Erleichterung des Verkehrs während der dänischen Blo— kade. Mit den in diesem Antrage des Sengis zur Erleichterung des Ver— kehrs vorgeschlagenen Modificationen in den Speditions-Abgaben, Zollerhe— bungen ꝛc, ist die Bürgeischaft einverstanden und ersucht sie daher den Senat, die dieserhalb erforderlichen Anordnungen zu treffen.

Vn sland.

Oesterreich. Preßburg, 5. Juni. (Wien. Bl.) Die Trup⸗ penmärsche dauern ununterbrochen fort. Aus den umliegenden Dörfern

gehen große Militairmassen theils in die große Schütt und theils nach

Hochstraß. Heute früh marschirten auch einige Bataillone von Schönhals und Khevenhüller Infanterie nach der Gegend von Raab. Die Eisenbahnfahrten zwischen Preßburg, Tyrnau und

Szered werden nun wieder regelmäßig fortgesetzttz in letzterem

Orte ist, die Ruhe nicht weiter gestörk worden. Am jenseitigen Waag-llfer haben die Ungarn zwar auf einem Berge Kanonen auf— geführt, diese aber sind von f kleinem Kaliber und in so großer Entfernung, daß sie unseren Truppen ganz unschädlich bleiben. Aus

Jung und Alt ist fanatisirt. Schanzen und Pallisaden werden gebaut, Rekruten ausgehoben und Waffen gesammelt. Der hinter der Stadt liegende Berg Zombor wird mit Kanonen besetzt. Die Straßen von Freistadtl und Waag-Neustayt hierher sind sicher, da hier bereits von beiden Orten Reisende eingetroffen sind. Vom Armee -= Kommando wurde die Anstalt getroffen, daß die Truppen—⸗ märsche, wegen der drückenden Hitze, auch in den Nacht- und Früh⸗ stunden stattfinden. Von Wartberg ist so eben das Erzherzog Lud— wig-Infanterie⸗Regiment, nebst einigen Compagnieen Gränzer, an⸗ gekommen, die morgen wieder nach dem Kriegsschauplatze marschi⸗= ren. Baron Medjansky, zweiter Festungs⸗-Kommandant der ehema⸗ ligen ungarischen Besatzung in Leopoldstadt, die durch seine Veran⸗ lassung so hartnäckig Widerstand eheiste. ist heute durch den Strang hingerichtet worden. Das im Weichbilde unserer Stadt aufgeschla⸗ gene russische Lager fesselt hier das allgemeine Interesse. .

K Paris, 6. Juni. In den Vorsälen der Kammer cirkulirt das Gerücht von einer telegraphischen Depesche, die der Regierung den Beginn eines hartnäckigen Kampfes zwischen dem französischen Expeditiens- Corps und den Römern melde. Die Gazette de France läßt die franzö— sischen Truppen sogar schon in Rom einziehen. In Toulon dauern

die Einschiffungen von Mannschaften und Material fort. Nach dem

„Christophe Colomb“ und „Marsouin“ sind der „Erénoque“ und „Narval“ mit neuen Verstärkungen nach Civitavecchia abgegangen. In der Nacht vom 30. Mai ging außerdem das Dampfschiff „La Védette“ mit einer dringenden Depesche an Oudinot ab. An der Börse hieß es, diese Depesche habe dem General den Befehl zum sofortigen Sturm gegen Rom überbracht. Am 3. Juni wurde das 32ste Regiment von Marseille in Toulon erwartet, um sofort auf dem „Asmodée“ eingeschifft zu werden. Der nach Rom gesendete Herr Lesseps ist heuse Vormittag krank und von zwei Aerzten be— gleitet, in Paris angekommen und im Elysée empfangen worden. Er leidet, wie es heißt, am hitzigen Nervenfieber. Die Democratie pacifique fügt dieser Anzeige bei: „Wir erfahren aus guter Quelle, daß aus dem Kriegs⸗Ministerium in den letzten Tagen an Oudinot der Befehl abging, Rom mit Nachdruck anzugreifen. Die Desterreicher, bis in die Nähe von Ancona vorgerückt, haben sich plötzlich rechts, über Jesi hinaus, in der Richtung von Rom gewandt, offenbar, um in Gemeinschaft mit Oudinot zu handeln.“

. In Florenz stellte am 29. Mai der franzoöͤsische Gesandle Wa— lewski, natürlicher Sohn Napoleon's, das diplomatische Corps dem österreichischen Erzherzog Albert vor.

Herr André, Kabinets⸗Chef des Ex⸗Ministers Drouyn de Lhuys, ist zum Gesandten nach Dresden bestimmt, von wo Herr Reinhardt nach Bern geht, um den General Thiars zu ersetzen.

Da Lanjuinais, der neue Handels- und Ackerbau⸗-Minister, noch nicht in Paris eingetroffen, so überträgt ein Dekret vom 5. Juni dieses Portefeuille interimistisch dem Minister des Innern, Herrn Dufaure.

Der Kriegs⸗Minister Rulhidres ist noch krank.

Der Moniteur meldet, daß eine telegraphische Depesche aus Straßiburg der Regierung die Aufhebung des zu Mannheim auf ein mit französischen Waaren nach der Stadt Kehl bestimmtes Rhein⸗Dampfschiff gelegten Embargo's anzeige. Das Schiff habe am 2ten seine Fahrt ungehindert forte pen können.

Kersausie soll sich, der Tribune des Peuples zufolge, an die Spitze eines französischen Frei⸗Corps stellen wollen, das im El- saß zusammentritt. ;

Panat und Baze, Beide von der Rue de Poitiers, sind zu Quästoren der gesetzgebenden Versammlung ernannt. Semit besteht der gesammte Vorstand der Kammer, mit einziger Ausnahme des einen der Secretaire, welcher der Bergpartei angehört, aus lauter

sitgliedern der Rue de Poitiers und der Fraction Dufaure, wäh— rend derselbe in der konstituirenden National⸗Versammlung blos aus Mitgliedern der Fractionen Marrast und Cavaignac bestand.

Die Rue de Poitiers versammelte sich gestern Abend, um über den Weg zu berathen, auf welchem man Changarnier in sei⸗ nem Doppelkommando erhalten lönne. Es wurde beschlossen, daß ein Milglied der legislativen Versammlung den Antrag stellen solle, die betreffende Stelle im Bürgerwehrgesetz, welche die Vereinigung verschiedener Kommando's verbietet (Artikel 67) abzuschaffen.

Der Moniteur enthält ein Dekret, das die große Kunst⸗ und Gewerbschule zu Angers in Folge einer Revolte, die am 3Ztem d. unter den Zöglingen stattgefunden, bis auf Weiteres schließt.

Es ist im Werke, sämnitliche Arbeiter- Associgtionen unter eine gemeinschaftliche Rechnungsführung zu stellen. Bisher operirte jede Association für sich. Durch obige Neuerung will man es möglich machen, die Familienkosten für Kindererzichung u. s. w. gemein⸗ schaftlich zu decken und sozialistisch zu organisiren. Dieser Schritt geht von den Arbeitern selbst aus. !

Wolowski hat seine früheren Vorschläge zur Einführung eines Ackerbau⸗Papiergeldes erneuert. Sein System findet ubrigens we⸗ niger Beifall, als das Türksche vom vorigen Jahre.

Das Pays kündigt den Bruch im Schooße der Bergpartei ebenfalls an und fügt bei, daß die Ultras, an deren Spitze Greppo stehe und denen Ledru Rollin und Proudhon noch zu gemäßigt seien, unter dem Namen des „jungen Berges“ gesonderte Versamm⸗ kungen halten, und ein Manifest erlassen werden, dessen Abfassung die Herren Thors und Deleseluze sich streitig machten, die bei den Neuwahlen für das Seine-Departement als Kandidaten auftreten wollten. .

Die Offiziere der Besatzung von Metz haben an den Repu⸗— blicain de la Moselle ein Schreiben gerichtet, worin sie in Ausdrücken großer Entrüstung der Behauptung jenes Journals widersprechen, daß sie bei den letzten Wahlen einen ungebührlichen Einfluß auf die Soldaten ausgeübt hätten, und daß Letztere, so wie die Unteroffiziere, den Lehren der sozialistischen Demokraten entschie⸗ den zugethan seien. Die Offiziere erklären, daß bei sich darbieten⸗ der Gelegenheit die Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten mit Muth und Nachdruck für die Sache der Ordunng einstehen und dieselbe verfechten würden. Eine ähnliche Erklärung haben die Unteroffi= ziere der Besatzung dem vorgenannten sozialistischen Organ ein—

geschickt. Der Vater des Repräsentanten und Feldwebels Boichot war

Holzhauer; seine Mutter lebt noch, und seine Schwester hütet , Boichot trat früh in den Militairdienst und.

Schafe zu Armengay. i ; war zuvor Sänger auf öffentlichen Plätzen, wo er Wundbalsam und Lieder verkaufte.

Heute felern die Demokraten den Jahrestag des Kampfes vom 5. und 6. Juni 1832 bei St. Mery, wo Marschall Bugeaud an

der Spitze der Linientruppen und der Nationalgarde den ersten

siegreichen Kampf . den bewaffneten Socialismus führte. Die Sterblichkeit ist seit fünf Tagen in Paris so groß, daß

man die Leichen in Möbelwagen auf die Kirchhöfe schafft. Gestern allein sollen 1600 Personen gestorben sein, Tas Militair liefert dazu ein starkes Kontingent. Von den Mitgliedern der Kammer ist wieder eines, Herr Chapon von der Marnt, an der Cholera ge⸗ storben. Seit gestern liegen auch Bugeaud und Murat an dieser 3 . der ehemaligen R R

Der Redacteur der ehemaligen Neuen Rheinischen 1⸗ tung, Marx, befindet sich seit zwei Tagen in 2 ö

Aus Lissaben vom Ende Mai wird berichtet, daß Graf Tho⸗ mar von der Königin mit Bildung eines neuen Ministeriums be— auftragt sei.

Großbritanien und Irland. London, 6. Juni. lleber die dänische Blokade der deutschen Hafen hat neuerdings zwischen dem Parlaments-Mitgliede Herrn Geo. Sandars und dem auswärtigen Amte folgender Briefwechsel stattgefunden:

ö Auswärtiges Ami, 4. Mai 1839. . Ich, bin ferner angewiesen, Sie zu benachrichtigen, daß Ihrer Ma- jestät Minister in Kopenhagen bereits jnstruirt worden ist, von der dänifchen Regierung Erklärungen mit Bezug auf die angebliche Unzulänglichkeit der dänischen Blokade der Ostseehäfen einzufordern, und daß Ihrer Majestät Regierung andere Mittel ergreifen wird, um die Genauigkelt oder linge · n, , der durch die stettiner Kaufleute gemachten Angaben zu er⸗ mitteln.

„43 Eaton-square, 21. Mai 1849.“ „Myolord! Ich erlaube mir, Sie auf ben ah en Auszug aus Ihrem Briefe an mich vo¶m 4ten d. zu verweisen und um Auskunft zu bitten, ob Ihre Herrlichkeit eine Antwort von unserem Gesandten in Kopenhagen oder anderswoher über die dänische Blokade erhalten hat. Zugleich schließe ich Kopie eines ferneren Briefes von einem stettiner storrespondenten bei, datirt vom 17ten d. M., mit verschiedenen Certififaten von der Königl. Schiff⸗ sahrts - Lommission in Swinemünde, attestirt durch den Vice? onsul zu Swinemünde, daß die Blokade keine effektive ist, daß die Schiffe mit Ladun⸗= gen beständig ein- und ausgehen, ehne molestirt zu werden, und das Ge— such enthaltend, daß Ihrer Majestät Regierung wirlsame Schriste thun möchte, um britische Schiffe und buitischen Handel vor der Beeinträchtigung und den vexatoörischen Maßregeln der dänischen Negierung zu schützen, welche Häfen in Blo ade eiklärt, ohne die Macht oder en= Willen, diefe in Aus⸗ führung zu bringen. Auch erbitte ich die Aufmerksamkeit Ihrer Herrlichkeit ganz. befont ers für die beigeschlossene Bekanntmachung des dänsschen See⸗ Ministeriums, welche dem britischen Konsulat zu Steltin übersandt worden

ist und alle neutralen Schiffe vor dem Bruch der Blokade-Linie warnt.

G. D 1

An den sehr ehrenwerthen Loid Palmeiston, w

Secretair für die auswärtigen Angelegenheiten. Clopie) . „Auswärtiges Amt, 3. Mai 1849.“ Mein Hern Indem ich den beigeschlossenen hambnrger Brief relour- nire, welchen Sle gestern dem Viscount Palmerston mittheilten, habe ich Sie im Auftrage St. Henlichkkeit mit Bezug auf die darin enthaltenen An= gaben zu benachrichtigen, daß die Befehlshaber von Ihrer Majestät Dampf⸗ schiffen Herate“ und „Sphenr“ beide die Blokade der Elbe durch die dä⸗ nische Schwadron als eine thatsächliche Blokade gemeldet haben und daß der Gouverneur von Helgoland vLieser Meinung beipflichtet. Unter diesen Umständen wind jedes Schiff, welches versucht, die Blokade zu brechen, dies auf seine eigene Gefahr thun. Ich bin u. s. w. . H. U. Addington.“

Geo. Sandars, Esq. M. P. „Auswärtiges Amt, 23. Mai 1849.

Mein Her! Im Auftrage Viscount Palmerston's habe ich' den Empfang Ihres Bliefes vom 2isten d. zu bescheinigen, worin Sie um Auskunft bijten, ob eine Aniwort von Ihrer Majestät Gefandten in Kopen⸗ bagen mit Hinsicht auf die Vorstellungen eingelaufen, welche in Betreff der angeblichen Unzulänglichkeit der dänischen Blolade der Ostseehäfen zu machen er angewiesen worden ist. In Erwiederung habe ich Ihnen mit utheilen, daß eine Antwort von Sir Heniy Wynn eingegangen ist, mit der Hie e, daß die dänische Regierung ihm gesagt hat, daß die blokirende Seemacht vor Swinemünde gegenwärtig größer als voriges Jahr ist, und daß, wenn einige Schiffe der Blekade zum Trotz eingelaufen sind, dies in Folge der den dänischen Befehlshabern bisher ertheilten Ordres geschehen ist so lange als möglich extreme Maßregein zur strengeren Durch führung der Rechte einer blokirenden Macht zu vermeiden. Diefe Mäßigung, sagt der dänische Minister, muß nun aufhören, und er hat Sir Henry Wynn die Ihnen durch ihren Korrespondenten in Stettin übermachte Ankündigung mitgetheilt. Mit Hinsicht auf die Angaben der preußischen Schifffahrts⸗ Kommission in Swinemünde und der deutschen Kaufleute, welche als Vice= Konsuln Ihrer Majestät in jenem Hafen und in Stettin fungiren, über die Unzulänglichkeit der Blolade bin ich angewiesen, Ihnen zu bemerken, daß ts unrecht sein würde, einseitigen Angaben diefer Art unbedingten Glauben zu schenken, daß sedoch Ihrer Majestät Dampf⸗Schaluppe „Hekate“, che dies geschrieben wird, Swinemünde besucht haben dürste, und daß daher Ihrer Majestät Regierung binnen Karzem im Stande sein wird, zu be⸗ urtheilen, wieviel Glauben jenem Berichte beizumessen sst.

Ich bin m. H. Ihr ganz ergeébenster

H. U. Addington.“

Vorgestern erschien Herr Hume nach langer Krankheit zum ersten— male wieder im Unterhause; er nahm seinen gewöhnlichen Platz hinter der Ministerbank ein und wurde von beiden Seiten des Hau ses mit freundlichem Zuruf begrüßt. .

Ludwig Philipp, begab sich am Sonnabend von dem Badeort St. Leonard's auf einige Tage nach Tunbridge-Wells; seine Fami⸗ lie ist in St. Leonard's geblieben. Zu Bexhill, nicht weit von letztgenanntem Ort, hält sich jetzt Dom Miguel auf.

Der Graf von Montemolin ist gestern Abend in Begleitung

seines Bruders, des Infanten Don Juan, von London nach dem Kontinent gereist. Eben dahin hatte sich der Infant Don Fernando schon am Sonnabend begeben. Die Tim es bringt über die an— gebliche Heirath des Grafen von Montemolin zwei Briefe, einen don Herrn de Villafranea und den anderen von dem Grafen selbst. Beide protestiren gegen die Nachricht von der beabsichtigten Ver—⸗ heirathung und von mit der spanischen Regierung angeknuͤpften Un— terhaudlung wegen einer Thron-Entsagung. . In Bath starb vorigen Sonnabend in einem Alter von 91 Jahren General Thomas R. Charleton, einer der ältesten Offiziere im britischen Heere. Seine militairische Laufbahn hatte er im Jahre 1772 begonnen.

Aus Paxis wird der Tod der Freundin Byron's, Lady Bles⸗ sington, gemeldet, welche gestern Abend, nachdem sie bei der Herzo⸗

6 von Grammont gespeist hatte, plötzlich vom Schlagfluß getrof—

en wurde, In der vorigen Woche staͤrb ebendaselbst Lord Walls— court an der Cholera. Lady Normanby befindet sich auch sehr un= wohl und wollte sich heute von Paris nach Chantilly begeben, um der unerträglichen Hitze der Hauptstadt zu entfliehen. In 2Ostindien wurde, nach den Berichten aus Bombay vom 1. Mai, Sir Ch. Napier jeden Tag erwartet. Im Pendschab ist außer einem kleinen Scharmützel an der Gränze nichts vorgefallen. Die Truppen haben Kantonnirungen bezogen. Tschuttur- und Schihr— Singh sind in ihre Heimat entlassen und dürfen fi inner⸗ halb eines bestimmten Umkreises daraus entfernen. ie britische Herrschaft scheint fast überall mit Zufriedenheit angenommen zu werden. Die Times stellt über die Einverleibung des Pendschab folgende Betrachtungen an: ; so n den Tagen, deren unsere Großväter sich noch erinnern, würde ein ses ür. Erwerb, wie der des Fünfstromlandes, England in eine Er= . eff und der Freude gestürzt haben. Es iss kaum ein Jahr- n ß da deutete unsere alte Monarchie mit Stolz auf le,. zer⸗ a r j . Ansiedelungen und Festungen, die aus schwerem ampfe Lula nd 9 Fleiße gewonnen worden. Eroberung war in' sener Zeit von ch unversucht und daher hoffnungsreich, und man sah in dem

Entfernungen zusammenziehen.

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Zuwachse von Land und Leuten eben lnur das Wachsthum des btitischen Neiches. Die ruhmvoelle Zwischenzeit hat diese . zerstreut. 9 dem wir ein großes Segment der Erdkugel uns aneigneten, lernten wir ein= sehen, daß d: Herrschast leine wirkliche Einigung der Rationen, daß die Regierung frennder Völker nicht minder schwierig, als ihre Unterjochung ist, und daß, wo keine Stammsympathie, noch ein gemeinsames Band der In⸗ teressen besteht, der Sieger sein Werk steis von neuem anfangen muß. Der Anblick einer britischen Bevölkerung, die nachgerade an Zahl fast der unstigen gleichlommt, aber nun unserer Krone und unseren Gesetzen ent⸗ sremdet ist und das liebergewicht zur See mit uns zu theilen beginnt, hat uns die überseeische Herrschaft beinahe verleidet. Wer kümmern sich um Hindus und Muhamedaner, wenn wir uns Mitunterthanen nicht ethalten können, welche Vorältern, Sprache, Staataeinrichtungen und Gesetze mit uns gemein haben? Durch viele Widerwärtigfeiten geschult und gedrückt ven den Bürden der Macht, so wird unser Ohr von der Kunde, daß uns wieder eine Pfrovinz zugefallen, welche allen britischen Insesn' an Aus- dehnung gleichkomnit, nur kalt berührt. Wir nehmin sie hin als eine bloße polilische Thatsache, als ein renes Item unserer Natio- nalstatistii. In Wahrheit, die Einverleibnng des Pendschab ist ein noth⸗ wendiges lebel. Dirse Nothwendigkeit wurde befürchtet, seirdem Rundschit Singh ein zerrüttetes Reich, ein zahlreiches und buntzusammengesetztes Heer, einen verdorbenen Hof und einen erbenlosen Thron hinterlassen. Man' sah sie lar voraus, als dieses Heer, nachdem es das Pendschab ausgesaugt und ein Schrecken des Hofes von Lahore geworden, sich am Sutledsch sammelte und habgierige Augen auf den unberührten Reichthum der „Feringhies⸗n warf. Ihre Diohung an sich war ein casus belli und eine Verwirkung ihres Landes. Als sie ihre Drohung durch muthwilligen Einfall in unser Gebiet erfüllt hatten und über das ganze Pendschab zurücigeschlagen waren

da war Lie Einverleibung nur noch eine Frage der Zeit. Die Negierer VBritisch⸗Indiens schoben das Ereigniß so lange hinaus, als sie konnten, vielleicht allzu lange, und nur, weil sie jetzt finden, daß sie entweder das Pendschab besitzen oder dessen Eroberung alle zwei oder drei Jahre wieder—Q holen müssen, haben sie sich endlich zu dem peinlichen Akte der Einverlei=

bung antschlossen. So ist nun der Indus die Gränzmarnt Britisch⸗Indiens.

Die Mlindungen dieses Stromes waren unser geworden durch den Erwerb

der Provinz Sind; jetzt folgen stine Nebenströne. Nach der Erfahrung zu

urtheilen, konnten wir den unteren Indus nur dann mit Sicheiheit Und

Vortheil besitzen, wenn wir auch den oberen besaßen, und die Provinz Sind

deckte ihre Kosten so lange nicht, als sie gewaffnet und gefestet werden mußte

gegen den benachbarten Silh. Ob der Indus eine besfere Gränze sei, als

der Sutledsch, darüber sind die Militairbehörden Indiens getheilter Ansicht. Vor dier Jahren hatten wir eine Sandwüste zu unserer Gränze und dabei

eine trotzige, zahlreiche. wohlgeübte und fanatische Armee zur Nachbarin. Das war lein Stand der Dinge, der lange dauern konnte. Ter Feind brach auf einmal in unser Gebiet ein und wurde in seinem Vordringen gehemmt mehr durch Unkenntniß seiner Gelegenheiten, als durch wirkliche Hindernisse; wir andererseits mußten unser Kriegsheer durch foreirte Märsche aus weiten Wenn das Glück die verzweifelte Eil un= seres Angriffs und den Muth unserer Waffen begünstigte, so wäre es doch zu viel, wenn wir immer auf diese Gunst rechnen wollten. Jetzt ist unsere Lage beinahe die umgekehrte; wir haben die Gebirge zu unserer Gränze und Gebirgsstämme zu unseren Nachbarn. In der Besetzung des Pendschab sind uns die Mittel gegeben, ein Beobachtungs-⸗Heer zu unterhalten, das wir leicht an einem der wenigen Pässe, durch die uns der Feind angreifen kann, konzen- lriren mögen. In der That, wir können gegen die Afghanen nun diesel⸗ ben örtlichen Voctheile benutzen, welche die Sikhs gegen uns benutzt ha—⸗ ben. Ein Blick auf die Karte des Pendschab zeigt seine Befähigung zu einer Gränzprovinz. Seine fünf Ströme sind fünf natürliche Eireumwalla- tions Linien, welche unsere Ueberlegenheit in den Kriegskünsten für den britischen Vertheidiger nützlicher als für den angreifenden Afghanen machen wird. Indische Publizisten äußern sich mit einiger Besorgniß über die muthmaßlichen Kosten unseres neuen Landerwerbs, und diese sind wirklich nicht ungegründet. Wird den jetzigen Anforderungen an den indischen Stagatsschaßz kein Ziel gesetzt, so sind wir von Bauferoit und Nuin be— droht. Indien verlangt eine Berringerung seiner Staatsschuld, eine Er⸗ leichterung der Lasten, welche jetzt seinen Gewerbesleiß drücken und lähmen, die Anlegung von Eisenbahnen und die Entwickelung aller seiner Hülfsquel- len; aber seine jetzige ruinitende Kriegseinrichtung benimmt ihin alle Hoff—

nung auf ökonomische und soziale Verbesserungen. Die Civil- und Mili-= tairstatistik des Pendschab, wie sie sich in der indischen Prefse findet,

bietet wenig Aussicht auf unmittelbare Ausgaben-Beschränkung dar. Das Land umfaßt 160,909 englische Quadratmeilen Flächenraum, mit einem Rein- Einkommen von ungefähr 1 Million Pfd. St. und einer Bevölfe— lung von 37 Millionen Menschen. Visher ist, wie sich denken läßt, sein Einkommen weit hinter seinen Militair- Ausgaben zurückgeblieben, und das Land war nicht im Stande, weder unsere ihm gemachten Voischilsse zu li— quidiren, noch seine Quota zum Unterhalt der Deeupations- und Schutz⸗ Armee zu bezahlen; 33,0090 Mann sind nun beordert, das Fün sstromland fürs riste zu besetzen, und 38, 00090 Mann werden in der Nähe stthen. So wird ein Heer von 70,990 Mann verwendet, ein dünnbevölkertes Gebiet zu vertheidigen, das in Allem nicht mehr als 1,000, 000 Pfd. St. Revenüen liefert. Auf den ersten Blick wäre das also eine schlechte Speculation. Die Sache ist indessen nicht so schlimm, als sie scheint; denn die Zwecke der Vertheidigung lassen sich großentheils durch eine neue Armer vertheilung erreichen. Die Mühen des letzten Feldzugs sind zumeist der bengalischen Armee zugefallen, wie jener ganze Theil Indiens, der sich als das Hanges⸗ Becken bezeichnen läßt, zur Präsidenischaft Bengalen gehört. Die Bombay Truppen sind weniger benutzt, und die Madras Armee ist sest lange (seit dem chinesischen Kriege) fast ganz unbeschäfrtigt geblieben. Da ein Ergeb⸗ niß unserer Siege im Norden war, daß sie alle sonstigen Rebellionsgelüste dämpften, und da Mittel- und Süd-Indien jetzt tiefe Ruhe genießen, so können diese einen Theil ihrer überflüssigen Streitkräfte auf die gefährlichen Posten im Norden abgeben. Demgemäß sollen, wie wir hören, 15 Regi⸗ menter aus der Präsidentschaft Madras eine gleiche Anzahl bengalischer Truppen im Sangor⸗ und Nerbudda-Gebiet ablösen, womit man eine Vermehrung des Heeres ersparen wird. Zugleich wird man einen Theil der jetzigen Besatzung Sinds entbehren können. Glücklicherweise wird Sir Charles Napier, der nachgerade in Kalkutta angekommen sein muß (an- sangs hieß es, er werde in Kuratschi landen), die ganze Indusgränze unter seiner Kontrole haben, und der Schrecken seines Namens mag? zehn Regi⸗ menter ersetzen. Jedenfalls muß er die Gränzmarf sichern und die Truͤm— mer der Siths so wohlfeil als möglich daniederhalten, sonst tritt eine Kri⸗ sis ein, schlimmer als der Einbruch des Khalsa⸗ Fanatismus, der Verrath der Sirdare und die Anngßung der Emire. Schulden sind der natürliche Ted der Neiche; an Schulden wird eines Tagis Britisch- Indien zu Grunde ehen. Sie sind der Feind, gegen welchen sosort aller Muth' und alle , der m . . gerichtet werden muß. Jetzt ist die Zeit azu, denn eine Friedensperiode liegt vor uns. Wie lange si

kann freilich kein Mensch w k

Die Ranih Tschunda Kumvur von Lahore, welche in der Fe— lan Tschunar gefangen saß, ist am 18. April ihren . 2 ommen.

Die offizielle Anzeige der Aufhebung der Blokade von Palermo, welche nach der Einnahme der Stadt und der Pacification Siciliens unnöthig wurde, ist hier eingetroffen.

In Kanada hatte, nach den neuesten Berichten aus New-Jork, die bis zum 22sten v. M. reichen, die Aufregung sehr nachgelassen, und man schien entschlossen, die Streitigkeiten fürs erste ruhen zu lassen, bis eine Entscheidung der schwebenden Frage über die mehr⸗ erwähnte Entschädigungsbill aus England eingegangen sein würde. Sir A. Maenab ist von Kanada in London eingetroffen.

Der Schauspieler Macready, dessen Anwesenheit in New⸗NJork zu den berichteten Tumulten daselbst Veranlassung gegeben, ist von dort hierher zurückgekehrt. Er hat für die Famsten, welche durch jene Unruhen gelitten, 1000 Dollars hinterlassen. ;

Der Obferver widerlegt das Gerücht, daß an der Stelle des erkrankten Lord⸗Kanzlers eine Kommission fungiren werde. Der Lord-Kanzler sei so weit hergestellt, daß er nächste Woche seinen Sitz im Kanzleigericht wieder einnehmen werde.

In Jamaika ruhten, den letzten Nachrichten vom 8. Mai zu⸗ folge, die politischen Geschäfte, da der Gouverneur, Sir Charles Grey, die Legislatur von neuem bis zum 5. Juni vertagt hatte. Santang, der sich auf Jamaika aufhält, bemühte sich von dort aus sich in Mexiko als lebeuslänglicher Diktator ausrufen zu lassen. Er

schickte bedeutende Geldsummen nach Mexiko, um die Truppen zu gewinnen, und hegle den Plan einer Landung in Tampico.

Das Geschick der vier irländischen Staatsgefangenen Smith

O'Brien, Meagher, M Manus und O' Donoghue ist nun entschie= den. Der Urtheilsspruch lautet auf lebenslängliche Trans portation. Vandiemensland wird als Bestimmungsort ver Verurtheilten ge⸗ nannt. ;

An die Stelle Smith O'Brien's ist Herr Samuel Dickson zum

Repräsentanten von Limerick gewählt worden.

Während die Einzahlungen auf Eisenbahnen in England im

Juni vorigen Jahres sich auf 2,277, 90 Pfd. St. beliefen, betra⸗ gen sie für denselben Monat in diesem Jahre nur 527,000 Pfd.

Belgien. Brüssel, 6. Juni. Vorgestern sandte der König

seinen Adjutanten, den Grafen Goblet d'Alviella nach Namur, um im Namen Ihrer Majestäten die Großherzegin von Baden, welche dort angekommen war, zu bekomplimentiren. Königl. Hoheit von Namur in Brüssel ein; sie wurde auf dem Ei⸗ senbahnhofe von dem deutschen Reichs⸗-Gesandten, Herrn von Dra⸗ chenfels, empfangen und im britischen Hotel, wo sie ihr Absteige⸗ Quartier nahm, von dem Königl. Haus-Minister, Herrn van Praet, im Namen Sr. Majestät bewillkommnet.

Abends traf Ihre

Ungeachtet der tropischen Hitze, welche seit einigen Tagen

herrscht, ist der Gesundheitszustand der Hauptstadt sehr befriedigend. In den umliegenden Ortschaften aber ist dies leider nicht der Fall; in Molenbeck St. Jean z. B., welches jedoch sehr ungünstig gebaut ist, kommen täglich mehrere Erkrankungen an der Cholera vor.

So eben ist ein Ministerial-Beschluß in Betreff der Durchreise

fremder Auswanderer erschienen, dessen Bestimmungen im Wesent⸗ lichen folgende sind: will, um sich in einem belgischen Hafen einzuschiffen, muß an der Gränze eine Summe von 250 Frs. in Geld oder Papier vorzei⸗ gen. Für Auswanderer zwischen 12 und 16 Jahren genügt eine Summe von 200 Frs. Für jedes Kind unter 12 Jahren ist eine Summe von 100 Frs. festgestelt Für Kinder unter 2 Jahren aber wird nichts erfordert. 2) B

welcher eine Erklärung eines Einwohners des Königreichs Belgien, die vom Gouverneur der Provinz visirt ist, vorzeigen kann, kraft deren der Unterzeichner sich verpflichtet, für den Unterhalt des Aus⸗ wanderers, so lange er sich auf belgischem Boden aufhält, Sorge zu tragen. Diese Maßregel ist im Interesse der belgischen Aus⸗ wanderungs⸗Agenten getroffen. Der belgische Bürge ist dann für alle Ausgaben verantwortlich, welche möglichenfalls der Aufenthalt jener Auswanderer veranlassen könnte.

1) Jeder Auswanderer, der durch Belgien

efreit von diesem Beweise ist der Auswanderer,

Brüssel, 7. Juni. Der König und die Königin mach⸗ ten vorgestern Abend, von zwei Adjutanten begleitet, der Großherzogin von Baden einen Besuch im britischen Hotel und luden Ihre Königl. Hoheit zum Diner bei Hofe ein, welchem auch der Prinz und die Prinzessin von Sachsen-Koburg-Kohary, welche an diesem Tage von England hier angelangt waren, der Erbgroß— herzog von Baden und der deutsche Reichsgesandte, General Dra⸗ chenfels, beiwohnen. Um halb 9 Uhr Abends kehrten Ihre Ma— jestäten nach Laeken zurück.

Spanien. Madrid, 31. Mai. Die spanische Regierung beschäftigt sich gegenwärtig mit dem Plane einer mit dem Kabinette von Lissabon anzuknüpfenden Unterhandlung, welche die Errichtung eines beiden Ländern gemeinschaftlichen, die ganze pyrenäische Halb⸗ insel als ein Ganzes umfassenden Zollspstems, mit anderen Worten einen spanischsportugiesischen Zollverein, zum Ziele hat. Der spanische Vice⸗Direktor des Zollwesens, Herr Barzanallana, soll, wie es heißt, zu diesem Behufe im Laufe des Sommers sich nach Lissaben begeben. Der Heraldo sagt bei dieser Veranlassung: Die, beiden Ländern so ersprießliche Zollvereinigung wird dereinst

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die festeste Bürgschaft unserer Unabhängigkeit und der wirksamste Hebel der Entwickelung unserer materiellen Interessen sein, während durch dieselbe zugleich zur Unmöglichkeit wird, daß eine oder die andere der beiden Nationen zur Kolonie Macht herabsinke.“

irgend einer fremden Zproz. 245 Gld.; 5proz. 10 Br. ; Bericht über den gurt a nd der Berliner Sher . am Schlusse des Jahres 1848. Nach der unterm 8. Juli 1848 veröffentlichten Uebersicht betrug das

Guthaben der Interessenten bei der Sparkasse am Schlusse des Jahres 1817

1,239, 260 Rthlr. 23 Sgr. 7 Pf.

Im Jahre 1848 sind theils auf neue Bücher

eingezahlt, theils auf dergleichen alte zu⸗ gezahlt 453,429 9 23 89 An Zinsen sind den Interessenten theils bei Nücknahme ihrer Einlagen gezahlt, theils am Schlusse des Jahres 1848 auf die einzelnen Contos zugeschrieben 2636692 2325 sind 1,7 19, 2733 Rihir. 5 Sgr. F ff. Im Laufe des Jahres 1848 sind dagegen zurückgezahlt S95, 503 13 * so daß am Schlusse des genannten Jah⸗ res das Guthaben der Interessenien bei der Sparkasse S23, 789 Rthlr. 13 Sgr. 6 Pf. betrug und dieses sich daher gegen das Jahr 1847 um 415,471 Rihlr. 16 Sgr. 1 Pf. vermindert hat. Im Bestande der Kasse walen am Schlusse des Jahres 1848: sö8, 450 Rihlr. Sgr. Pf. Stadt⸗Obligationen, wel- che nach Kommunal-⸗Be- schluß konvertirt sind und vom 1. Januar 1849 ab 5 pCt. Zinsen tragen. 242,625 Staatsschuldscheine, Kur- u. Neumärtische Schuld- Verschreibungen u. Kur- märkische Pfandbriefe. und 35,100 Rihlr. Sgr. Pf. Hypotheken⸗Bokumente; (die Dokumente über die belegten Kapitalien wer- den in das Magistrats-= Depo sitorium verwahrlich niedergelegt: so wie 32,642 Rihlr. 25 Sgr. 1 Pf. baares Geld, von dem 25,54 Rthlr. 11 Sgr. 6 Pf. bei der Seehandlung a contodi tempo à 2p6t. belegt sind;

also in Summa Ss, 57 Rihlr. Z5 Sgr. I

823,789 Rihlr. 13 Sgr. 6 3 beträgt nur, wie vorstehend ; 9 *. e, das Guthaben der

e Firn geen am Schlusse des Jahres 1848;

Dasselbe Blatt zeigt an, daß Lord Gou zur Belohnung fit Sieg bei Guserat zum Viscbunt werde , . .

so bleiben alf T drs nit ĩ7 Sz. -F. als Reser ve · Sonde.