daher die Wah . in dürften; daß sie au vollsiehen . die . von Frankfurt
ĩ estehe ö ; ; . Graf von Wedel-Gödens. Telting. Schwers. .
ich, 5. Juni. (3tg. f. N.) Das Majoritäts-Erachten der a ,, ständischen Kommission in der deutschen Sache (siehe unser gestriges Blatt) ist heute angenommen worden.
Württemberg. Stuttgart, 7. Juni, Der Schwäb. Beob. enthält Folgendes: „Das Präsidium der Ständekammer hat so eben dem Präsidenten der National⸗Versammlung angezeigt, daß ver Ständesaal zu ferneren Sitzungen der National-Versammlung vorläufig nicht mehr geöffnet werde.
Nachdem in der gestrigen Sitzung der deutschen National⸗Ver⸗ sammlung der Präsident Löwe die provisorische Regentschaft Deutsch⸗ lands proklamirt hatte, betrat Franz Raveaux die Rednerbühne und richtete folgende Worte an die Versammlung: „Mit Freude und willig nehmen wir das Amt an, das Sie uns übertragen ha⸗ ben; wir werden muthig und entschlossen die Zügel der Regierung ergreifen; unser ganzes Bestreben soll dahin gehen, daß endlich einmal das Versprechen zur Wahrheit werde, daß ein einiges, freies und großes Deutschland geschaffen werde. Wir haben zwar nicht die Mittel, welche anderen Regierungen dargeboten sind, aber wenn Sie uns zur Seite stehen, so haben wir den Muth, unser großes Werk zu beginnen, denn in Ihnen und in dem Kern der dentschen Nation haben wir eine kräftige Stütze. Wir werden mit Ihnen stehen und fallen!“
Baden. Karlsruhe, 5. Juni. (Deutsche 3.) Die pro⸗ visorische Regierung hat die Einhaltung eines Theils der Gehalt⸗ und Pensionsbezüge der Civilstaatsdiener, ferner die Forterhebun der bisherigen Steuern für Juni und Juli verfügt. Das Leer,, der gestrigen Wahl zur konstituirenden Versammlung ist: 1) Bren⸗ tano 1644 Stimmen, 2) Ehrist 1153 Stimmen, 3) Thiebaut 970 Stimmen, 4) Peter 603 Stimmen.
Karlsruhe, 6. Juni. (Schwäb. Merk.) Heute Nacht war es sehr unruhig; es heißt (wie bereits gemeldet), Struve habe mit Hülfe der eingetroffenen Schweizer die rothe Republik proklamiren und Brentano stürzen wollen. Dieser mußte sich unter den Schutz der Bürgerwehr begeben, die, 80 Mann stark, das Ständehaus be⸗ setzte. Morgens früh 5 — 6 Uhr Generalmarsch; die ganze Bür⸗ gerwehr ll, sich auf dem Schloßplatz, die , hier liegende Volkswehr in Blusen c., so wie die durchlacher und ettlinger Bürgerwehr und eine Schwadron Dragoner schließen sich ihr an. Der Heerschaar-Befehlshaber Oberst Gerber stellt das Ganze in Schlachtordnung auf; es werden 6 Kanonen von der Bürgerwehr und zwei vom Militair vor dem Schloßhof aufgefahren; Alles hat scharf geladen, und ist auf den Kampf bereit. Die Schweizer, welche von hier fort sollen und nicht gehen wollen, rücken lang sam an und stellen sich auf dem gegen die Stadt liegenden Theil des Schloßplatzes auf. Nach langem Abwarten gehen sie, angeblich mit dem Versprechen, heute Nachmittag 3 Uhr fortziehen zu wollen, in die Kaserne. Die Bürgerwehr trennt sich hierauf bis auf ein Bataillon, welches das Schloß besetzt hält und zahlreiche Posten in der Stadt. Es kommen zwei Compagnieen Infanterie von Bruchsal, und desgleichen zwei von Rastatt an. Der Tag ist in jeder Beziehung sehr schwül. Die Robert⸗Blum-Com⸗ pagnie zieht nach 3 Uhr zur Stadt hinaus. Nachmittags wird Becker, der Landesheerschaar⸗-Befehlshaber, verhaftet, worauf die Schweizer unter Hin- und Herrennen Lärm und Tumult anfangen; nach 1 Uhr ziehen sie aus der Kaserne, sie halten in der langen Straße vor derselben, man hört sie oft „Hoch“ rufen. Es schlägt und bläst Bürgerwehr Generalmarsch, Alles, das Militair, das sehr kampflustig ist, eingeschlossen, sammelt sich. Läden sind den ganzen Tag geschlossen. ;
Nachschrift. Nach langem Parlamentiren brachte Brentano,
der eine Rede hielt, die Schweizer dahin, daß sie unter dem Ver⸗
sprechen, daß Becker freigegeben werde, um 5H Uhr abzogen, um mit der Eisenbahn diesen Abend nach Heidelberg zu gehen. Auch Bön⸗ ning, einer ihrer Führer, wurde wieder h lin, Struve geht mit. Die Mannschaft begiebt sich größtentheils nach Hause, doch bleibt Alles gerüstet.
Der O. P. A. Z. wird „aus Baden“ vom 7. Juni geschrie— ben: „Außer Struve ist auch der bekannte Becker von Biel, der sogar mit dem Ober⸗Kommando unserer gesammten Bürgerwehren betraut war, verhaftet worden. Sind auch die näheren Gründe im Publikum nicht bekannt, oder durch Gerüchte entstellt, so ist doch die Verhaftung wahr.“
Karlsruhe, 7. Juni. (D. 3.) Gestern Mergen war das Gerücht verbreitet, die republikanische Partei beabsichtige einen Ge⸗ waltstreich, den Sturz der provisorischen Regierung und die Pro⸗ klamirung der badischen Republik unter Struve's Präsidentschaft. Nächsten Anlaß zu diesem Gerücht hatte die Weigerung der deutsch⸗ schweizerischen Legion gegeben, dem erhaltenen Befehl der Regierun zufolge nach der hessischen Gränze zu marschiren. Diese Legion ö ungemein „roth“ gesinnt und besteht zum Theil aus politischen Flüchtlingen, welche unter Struve und Hecker gekämpft, zum Theil
auch aus wilden verwegenen Abenteurern, deren Gesichtszüge nichts
Gutes weissagen und den tollkecksten Sinn verrathen. Eine ziem⸗ liche Anzahl davon trägt noch die rothen Hosen der algierer Fremdenlegien. Die fortdauernde Anwesenheit dieser ultra⸗dema⸗ sogischen Biousenmänner machte nicht nur dem karlsruher Bour⸗ geois, sondern selbst den Herren von der provisorischen Regierung angst und bange, und diese Angst steigerte sich, als man erfuhr, daß ein halb hundert Individuen, von dieser Legion in der Nacht dom 5ten auf den Hten den Versuch gemacht habe, des Pulver⸗ Magazins sich zu bemächtigen. Hierzu kam noch das ziemlich dro— hende Auftreten des „Klubs für den entschiedenen Fortschritt“, der, aus Struve's Anhängern bestehend, an die provisorische Negierun eine Reihe von Fragen gestellt halte. Schon mit g wirbelte der Generalmarsch der Bürgerwehr durch die Straßen,
und Brentand ließ bekannt machen, daß man die Kaufläden schlie⸗
ßen und die Kinder
fe orte n nicht auf die Gasse lassen möge. Alle
schienen auf den Ausbruch eines bö⸗ sen Unwelters zu deuten. gif Bürgerwehr ga. ihre mit Chrapnels geladenen Kanonen vor dem Großherzog⸗ lichen. Schlosse auf., Dorthin warschirte ungerufen auch vie dentsch-schweizerische Legion unter dem Kommando ihres Obersten Bönning von Wiesbaden. Dieser alte Mann, dei mik seinem langen grauen Bart, herabwallenden Haaren und edlem chnitt des Hesichts Eine sehr malerische Figur macht, lebte früher lange im Kanton Bern Und ist, durch Phantastetei und republikanisch́ Exaltation gleich sehr bekannt. Um 11 Uhr Vormittags erschien Struve mit einem Theil seiner Anhänger auf dem Platz und redete die Offiziere der Bürgerwehr beruhigend an. Als diese ihm geradezu den Vorwurf ins Gesicht warfen: er wolle die Republik proklamiren und mit jener Rotte fremder Abenteurer die Stavt plündern, antwortete Struve gegen seine Gewohnheit ungemein ruhig, daß dieser Vorwurf durchaus ungerecht sei, daß er we der
len zum neuen Reichstage nach jenem Wahlgesetze zu;
den Regierungen das Recht und seiner Freunde durchaus ehrliche und offene Absichten nichts
5 Uhr Abends. Alle g
99ß die Regierung stürzen, noch die Republik einführen wolle, daß seine
Anderes bezwecken, als ver begonnenen Revolution mehr Nachdruck, der provisorischen Regierung mehr „revolutionaire Thatkrafi“ zu geben. Der Ton seiner Stimme war dabei ganz sanft. Er trug ein schwarzes Hütchen mit breitem Rand und die Trikolorschärpe um die Brust, kein rothes Abzeichen wie seine Freunde, die ihn umgaben. Von der Bürgerwehr schied er scheinbar freundschaftlich. Man drückte sich die Hände. Bönning's Legion, die sich in drohender Haltung den Bürgern gegenüber aufgestellt hatte, räumte wie diese um Mittag den Platz. Die provisorische Regierung sandte gegen 1 Uhr an den Ober- kommandanten Becker aus Biel, der das militairische Haupt der Demago⸗ genpartei ist, wie Struve der politische Führer, den wiederholten Be⸗ fehl, an der Spitze der deutsch⸗schweizerischen Legion nach Heidelberg abzugehen. Ihn, den Oberbefehlshaber der Volkswehr, fürchtete man am meistẽn, denn sein Name ist von außerordentlicher Popu⸗ larität bei den Freischaaren. Viele Flüchtlinge hatten in der Schweiz bel ihm gastfrele Aufnahme gefunden. Diesen gefährlichen Mann wollte Brentano um jeden Preis entfernen. Als Becker dem erhaltenen Befehl abermals keine Folge leistete, wurde er um 3 Uhr Nachmittags durch die Bürgerwehr verhaftet. Der „Klub des entschie denen Fortschritts“ hielt um dieselbe Stunde Sitzung, um hinsichtlich der Antwort der provisorischen Regierung auf fernere Anfragen zu debattiren. Struve war Präsident, Tzschinrer Vice⸗ Präsident. Versammlungsort des Klubs war der fee. Saal im Rathhause. Es waren höchstens 150 Personen anwesend, und als Struve erklärte, daß nur diejenigen, welche dem Klub als Mitglieder anzugehören wünschten, im Saale zu verbleiben hätten, leerte sich derselbe noch beträchtlich. Der erste Gegenstand der Berathung betraf den projektirten bewaffneten Ein⸗ fall in Württemberg. Die Ansichten der Redner waren getheilt. Inmitten dieser Debatte kam „Bürger Tiedemann“ hastig in den Saal gestürzt mit der Meldung, daß Becker verhaftet sei. Es er⸗ folgte ein Ausbruch des Schreckens und der Wuth. Die Mehrzahl stürzte aus dem Rathhause; einige schrieen zu den Waffen, wurden aber sogleich von der anrückenden Bürgerwehr verhaftet. Brentano hatte inzwischen aus Rastatt mittelst der Eisenbahn Truppen kom⸗ men lassen, 1 Schwadron Dragoner und 4 Compagnieen vom 2ten Regiment. Dieselben besetzten mit der Bürgerwehr den Platz vor dem Rathhause. Struve, Tzschirner und Genossen wurden verhaftet, obwohl Ersterer seine Anhänger, welche über Becker's Verhaftung wüthend waren, von Gewaltmaßregeln abzubringen versucht hatte. Oberst Bönning wurde auf der Straße verhaftet. Mehrere Soldaten rannten aus den Gliedern, um den alten Mann, den sie den „republikanischen Räuberhauptmann“ nannten, mit Ba⸗ jonetten zu durchbohren. Die Stimmung der Bürgerwehr, wie der Truppen, schien gegen den Republikaner höchst erbittert. Feldwebel vom 2ten Infanterie⸗ Regiment zeichnete sich durch die Leidenschaft aus, womit er alle vorübergehenden Blousenmänner, die rothe Kokarden trugen, insultirte. Inzwischen hatte auch die Legion der Flüchtlinge zu den Waffen gegriffen, die Freilassung ihrer An⸗
führer begehrend. Sie stellte sich auf dem Kasernenplatz in Schlacht⸗
ordnung auf und schob ihre Vorposten bis in die „lange Straße“ vor, Dieses Corps zählte höchstens 600 Mann, kaum das Drittheil von der Stärke der Bürgerwehr. Wer aber diese bärtigen Blou⸗ senmänner genau betrachtete, wer ihre athletischen Körper, ihre marlialische Haltung, die wilde Kechỹrit und die Kampfbegierde auf ihren sounegebräunlen Gesichtern sah, der mochte schwerlich mit voller Zuversicht an den Sieg der Regierung glauben. Wehe dem „Bürger Brentano“, wehe dem armen Karlsruher Bourgeois, wenn jene ver⸗ zweifelten Menschen im Kampfe die Oberhand behalten hätten! Zum Glück wurde das Aeußerste vermieden, die provisorische Regierung gab nach. Brentano erschien selbst im Raihhause, um die verhafteten Mit- lieder des Struveschen Klubs in Freihest zu setzen, vermied es indessen, mit Struve persönlich zu verkehren. Die Bürger und die Truppen begrüß⸗
ten Brentano mit vonnerndem Hoch! Goegg war inzwischen zur Ka⸗
serne der Legion gegangen und hatte in einer Rede voll süßlicher Worte, wobei es ihm schwer wurde, die innere Herzensangst zu verbergen, die Soldaten gebeten, gehorsam und ruhig zu sein. Ihre Anführer Becker und Bönning sollten ihnen an der Eisen⸗ bahn ausgeliefert werden, sobald die Legion dorthin ziehen wolle. Dies geschah auch endlich auf die Mahnung der Offiziere hin. Becker und Bönning wurden in Freiheit gesetzt und von ihren Soldaten mit donnerndem Hoch empfangen. Peter drückte dem Becker unzähligemal die Hand zur Versöhnung. Die Miene des letzteren verhehlte schlecht den inneren Grimm. Nun ist die Legion nach der hessischen Gränze abgegangen. Unsere bestürzten Burger, die sich jetzt selbst den Teufel als Herrscher gefallen ließen, wenn er ihnen nur Ruhe und Schutz des Eigenthums brächte, athmen wieder freier. Aber welche Schreckensscenen stehen der Stadt Karlsruhe, stehen dem Lande noch bevor, wenn im Falle einer Niederlage all die wilden Banden der Blousenmänner durch das Land sich wäl⸗ zen und über Verrath brüllen werden, wie es jederzeit nach einer
Niederlage geschieht!
Hessen und bei Rhein. Darmstadt, 9. Juni. Das
Verordnungsblatt des Kricgs-Ministeriums enthält Folgendes: „Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben an Ihrem heu⸗
tigen Geburtsfeste gnädigst beschlossen: 15 den vor dem heutigen
Tage von den Militair-Gerichten zur Festungsstrafe rechtskräftig Verurtheilten cinen Theil ihrer Strafen, und zwar
b) wenn sie in weniger als sechs Monaten besteht: die Hälfte, —
sodann 2) den vor dem heutigen Tage von den Militair⸗Ge⸗ richten zur Arreststrafe rechtskräftig Verurtheilten die Hälfte dieser
Strafe zu erlassen, und es sollen diejenigen, welche nicht mehr so viel zu verbüßen haben, als der ihnen erlassene Theil der Strafe beträgt, alsbald in Freiheit gesetz; werden. Se.
Königliche Hoheit sind durch das brave Benehmen der Greß⸗ bisherigen Kämpfen, wodurch dieselben der Geschichte der hessischen Kriegertreue und g Tapferkeit ein neues Blatt beigefügt haben, zu dieser Gnadenerwei⸗ sung bewogen worden, und Sie wollen dadurch eben so sehr eine s ehrende Anerkennung dieses Benehmens aussprechen, als denjeni⸗
in den
herzoglichen hessischen Truppen
gen, welche die gedachten Strafen zu verbüßen haben, Gelegenheit eben, an der Freude über die neue Verherrlichung des hessischen hlan ns durch ihre braven Kameraden, welchen sie jene Gnaden⸗
crweisung verzugsweise zu verdanken haben sollen, Theil zu nehmen. Seine Königliche Hoheit erwarten, daß dieselben in diesem erheben ⸗ den Gefühle einen mächtigen Antrieb finden werden, durch ihr künf⸗
tiges Betragen die begangenen Fehler gut zu machen und nach Endigung ihrer Sttafzeit dem Beispiel ihrer Kameraden nachzu⸗ eifern. Die vorstehende Allerhöchste Entschließung ist in allen Re⸗ imentern und Corps, so wie in der Militair⸗Strafanstalt, alsbald 66. zu machen und zu vollziehen. Graf Lehrbach.“ Die Darmst. Ztg. meldet in ihrem heutigen Blatte: „Gestern
Abend eingegangene Nachrichten von der Dperations-Armee melden
nichts als eine Allarmirung unserer Truppen durch die Badener; Letztere wurden ohne Gefecht bis nach Hemsbach zurückgetrieben,
Ein alter
a) wenn die erkannte Strafe in sechs Monaten oder mehr besteht: drei Monate,
worauf Erstere nach Heppenheim zurückkehrten. Das Frankfur⸗ ter Journal erzaͤhlt wieder ein Gerücht von der Niederlage, welche die Reichstruppen an der Bergstraße am Tten erlitten haben sollen, an welchem Tage dort gar nichts vorfiel, indem der Geschützdonner, den man Morgens in Heppenheim vernommen haben wollte, wenig⸗ stens mit einer Bewegung der Reichstruppen nicht zusammenhing, noch vom hessischen Gebiete kam. Die Mainzer Ztg. hat aber noch bessere Kunde; sie läßt am 7ten Abends „Flüchtlinge aus Darmstadt“ in Mainz ankommen und erzählen, „daß die Fürstentruppen bei Wein⸗ heim blutig geschlagen worden, daß gleichzeitig eine andere Kolonne der badischen Schaaren bis auf drittehalb Stunden von Darmstadt vorgedrungen und daß den ganzen Tag Verwundete und Todte auf der Eisenbahn nach Darmstadt gebracht worden seien. In Offen bach, erzählt ein von dort kommender Reisender, könnten keine Ver⸗ wundeten mehr aufgenommen werden, weil das dortige Lazareth überfüllt sei.“ Unsere darmstädter Leser werden diese Gerüchte und Berichte am besten zu würdigen im Stande sein! — Durch Fried⸗ berg waren vorgestern 6906 Mann Preußen gekommen, die sich gestern bereits in Vilbel befanden und ihre QGuartiermacher nach Frankfurt entsendeten.“
Mainz, 7. Juni. (D. 3) So eben ist der Großherzog von Baden nebst dem Markgrafen Maximilian und Gefolge auf dem e ft ol „Elberfeld“ von Thal -Ehrenbreitstein hier ein⸗ getroffen. ;
Schleswig⸗Holstein. Schleswig, 8. Juni. (Börs. H.) Nachdem in der heutigen Sitzung der Landes-Versammlung zuvör⸗ derst ein Bericht des Petitions-Ausschusses über verschiedene früher eingegangene Sachen angehört und zu den gestellten Anträgen Be—⸗ schluß gefaßt war, wurde zur Wahl eines Secretairs an die Stelle des wegen Annahme eines besoldeten Staatsamts gestern aus der Versammlung ausgetretenen Advokat Matthiesen geschritten. Die Wahl fiel auf den Ober-Auditeur von Brackel. .
Hierauf motivirte der Bürgermeister Balemgnn den Antrag, daß ein Ausschuß erwählt werden möge, um die gestrige Miltheilung der Statthal⸗ terschaft einer näheren Prüfung zu unterziehen und diejenigen Antyäge ein- zubringen, zu welchen die Prüfung etwa Veranlassung gebe. Dieser An trag, dem waͤhrscheinlich die Absicht nicht ganz fremd war, spezielle Anträge hin⸗ sichllich der in der Mittheilung der Statthalterschaft berührten Gegenstände möglichst abzuschneiden, wurde zuvörderst von dem Landvogt Lempfert bekaͤmpft, welcher namentlich hervorhob, daß wenn auch der Krieg gegen Dä⸗ nematt und die innere Entwickelung Deutschlands mit einander in Verbin= dung stehen möchten, wie die Statthalterschaft zu zeigen gesucht habe, doch nicht einzusehen sei, in welchem Zusammenhang damit die von der Statthal⸗ terschaft gleichfalls berührte Frage wegen Aufhebung der Personal⸗ Union stände. Mit den der Piintheilung der Stattnalterschaft zu G unde liegenden Ansichten war gleichfalls der Eisenbahn Direktor Olshausen nicht einverstanden. Er bemerfte namentlich, daß das durch zahlreiche Petitionen beurkundete Ver- langen nach Aufhebung der Persona ' Union jedenfalls alsdann lein Hin⸗ auefschreiten über das Recht des Landes involvire, wenn dasselbe zunãchst nur dahin gerichtet sei, daß bei den Friedens- Unteihandlungen auf Beseiti- gung der Personal - Union hingewirkt werde, so wie ferner, daß wir uns nicht in der Lage befänden, zwischen zwei Neichsverfassungen fei wählen zu können, nachdem wir bereits die von der National · Versammlung beschlossene Verfassurg anerkannt hätten. Er erklärte sich ubrigens für die Erwählung des beantragten Ausschusses, nur müsse es unverwehrt sein, solche Gegen= stände, welche eine baldmöglichste Eiledigung erheischten, wie z. B. die Er⸗ gänzungs- und Neuwahlen, separat in Behandlung zu nehmen.
Auf einem ganz entgegengesetzten Standpunkte stehend, erregte der Amtmann von Liliencron durch seine Aeußerungen das Mißfallen we⸗ nigstens eines Theiles der Versammlnng. Sine nicht mit Vorsicht gewähl⸗ ten Worte mußten oder konnten wenigstens sehr leicht so verstanden werden, als ob er nicht blos die Ausführbarkeit, sondern zugleich auch die Nechts⸗ gültigkeit der franffurter Reichsverfassung durch den Widerspruch der grö⸗ ßeren' deutschen Staaten für ausgehoben erachte. Auch reizte er durch die Andeutung, als ob es in den Plänen derjenigen, welche jetzt noch für unbe⸗ dingtes Festhalten an der frankfurter Verfassung sprächen, liegen möchte, unser Land zu einem Bündniß mit Baden und der Pfalz zu veranlassen, indem er nämlich ein solches Bündniß als das allein möglig e Mittel zur Durchführung der ungeänderten frankfurter Verfassung bezeichnete. Die nachfolgenden Redner wandten denn auch vorzugsweise ihre Angriffe gegen ihn. Ol shausen: Es sei weder mit der Ehrt noch mit der Moral verträglich, sofort vom Recht lassen zu wollen, weil der Durchführung desselben sich Hindernisse enigegengestellt hätten. Die Reichsverfassung sei bei uns als Gesetz publizirt und gelte als solches, bis auf gesetzlichen; Wege eine Aenderung ersolgt sei. Lem= pfert: Nicht deutsche Staaten hätten der Reichsverfassung die Anerken= nung versagt, sondern nur Staatsgewalten, welche sichꝰ der ueben ihnen stehenden gleichberechtigten anderen Stagtsgewalten auf revolutiongirem Wege entledigt hätten. Ste indorff: Das sei der große Zwiespalt in der Paulskirche gewesen, daß ein Theil die Verfassung aus schließlich duich ge⸗ setzliche Mitfel habe ins Leben rufen wollen, der andere Theil durch jedes Mittel. Wie könne man danach die Annahme hinstellen, daß kein anderes Miitel der Durchführung möglich sei, als die Revolution? Das Resultat Fer Debatte war die Annahme des Balemannschen Antrags. Diese erfolgte
mit 67 gegen 24 Stimmen.
Flensburg, 8. Juni. (B. H.) Ein Schreiben, welches heute früh eine an die Statthalterschaft abgefertigte Staffette an einen hiesigen Einwohner mitbrachte, enthielt die Nachricht, daß
der Oberst St. Paul gestern Abend gegen sieben Uhr vor Friede⸗
ricia durch eine Kugel niedergestreckt worden sei. Der Verlust die⸗ . . Eff. wird hier von allen Deutschen beklagt.
Aus dem Sundewitt, 8. Juni. (Alt. Merk,) Heute Morgen um 190 Uhr fand in Atzbüll bei Gravenstein die Beerdi⸗ gung der im Gefechte vor Sonderburg am 6ten d. M. gefallenen und in Folge der in demfelben erhaltenen Wunden später verschie⸗ denen deutschen Krieger: der Füsillere Heinrich Haase, Jakob Her- bener, Johann Dege und Karl Kempner, vom Bataillon Waldeck, ferner des Korporals Albrecht Krieger vom Bataillon Braunschweig Rr. 1, so wie eines aus Augustenburg gebürtigen und bei Gele⸗
enhelt des Gefechts auf den düppeler Höhen durch einen Bomben⸗ plitter getödteten Schiffers, Namens Wilhelm Petersen, statt. Der Generalstab der Reserve⸗Division, so wie Militair pen sonen jeden Grades von den im Sundewitt stehenden deutschen Kontingenten, betheiligten sich an dieser Begräbnißfeierlichkeit. Die Zahl der in (bacht'm Gefechte Verwundeten beträgt deutscherseits 15, wovon auf das Bataillon Nassau Nr. 1, 8 auf das Bataillon Braun- chweig Nr. 1, worunter der Ober⸗Lieutenant Rittmeyer (nicht Falkenberg), und 5 auf das Bataillon Waldeck kommen.
Das grobe Geschützfeuer aus den Redouten vom böten d. M. dauerte nicht bis 13 Uhr, sondern bis 3 Uhr Nachmittags unun= terbrochen und mit größeren Unterbrechungen bis Abends 8 Uhr fort. Besonders zeichnete sich bei dieser r, die in der lin- ken Flügel- Redoute auf den düppeler Höhen stationirte dritte schleswig⸗holsteinische Festungs⸗Batterie aus. Dieselbe that nicht nur durch ihre Bomben den am Alssunde gelegenen feindlichen Schanzen großen Schaden, sondern jagte auch die aus dem Brük⸗- kopf in geschlossenen Kolonnen und mit einer Espignolen⸗-Batterie, von angeblich 3 Läufen, vorgerückten Dänen durch zwei Kartätschen⸗ Schüsse wie Spreu aus einander. Auch der nassauische Oberst Gerau, Commandeur des im Sundewitt stehenden zweiten Infante⸗ rie- Regiments und der Vorposten, that sich bei dem Gefecht vor Sonderburg am hten durch Entschlossenheit und kluge Anordnungen hervor. Großen Ruhm erwarben fich bei gedachter Affaire die an
demselben Tagk auf Vorposten und im Bivouak stehenden Batail=
lone Nassau Nr. 1, Braunschweig Nr. 1 und Waldeck durch ihren Muth, ihre Tapferkeit und staunenswerthe Ausdauer. Ganz gewiß ist, daß ber Brückenkopf vor Sonderburg durch die deutschen 2 ben sehr gelitten hat. Heute Morgen vernehmen wir starken Ka— nonendonner von Norden, vielleicht von Friedericia, her.
Nassau. Wies baden, 8. Juni. (O. P. A. 3.) Beim Beginn der heutigen Kammer⸗Sitzung eröffnete . missär Reichmann, daß Se. Hoheit der Herzog die Entlassung, welche Minister-Präsident Hergenhahn eingereicht, angenommen, daß er ferner, im af. mit der Bildung eines neuen Kabinets beschäftigt, beschlossen habe, die Kammer ö. acht Tage zu vertagen. Bis ein neues Ministerium ernannt sei, werde Herr Hergenhahn die Geschäfte provisorisch fortführen. Der Akg. Braun las hier⸗ gegen in seinem und vieler anderen Abgeordneten Namen eine Er— klärung vor, des Inhaltes, daß die Unterzeichner gegen eine solche Vertagung protestiren, da die Kammer eine konstituirende sei, und der Regierung also, und obendrein im gegenwärtigen kritischen Au—= genblicke, das Recht einer Vertagung nicht zustehe. Präsident
irth erklärte jedoch sofort die Sitzung für geschlosfen.
Sach sen⸗Koburg⸗Gotha. Gotha, 3. Juni. (D. A. Z.) Die Abgeordneten⸗Versammlung hat folgende Anträge des Abgeordneten Henneberg zu Beschlüssen erhoben? I Die Herzog⸗ liche Staatsregierung moge in der deutschen Sache eine Politik befolgen, welche nicht blos nichts gegen die Reichsverfassnng unter— nimmt und zu deren Beseitigung keine Art von Unterstützung bie—⸗ tet, sondern auch ausdrücklich alle Mittel anwendet, welche die Durchführung der Reichsverfassung fördern; insbesondere möge sie schleunigst und kräftigst auf ein gemeinschaftliches Handeln aller verfassungstreuen Regierungen, so wie auf sofortige Herstellung ei⸗ nes geeigneten Organs derselben zur Berathung der gemeinschaft⸗ lich n ergreisenden Maßnahmen hinwirken, namentlich aber eine Kollektiv⸗ Erklärung aller verfassungstreuen Regierungen dahin ver⸗ anlassen, daß den widerstrebenden Regierungen (selbst nach Art. VI. der Bundesakte) das Recht zur Begründung eines neuen dentschen Bundes nicht zustehe und jede in diesem Sinne von ihnen zu ge⸗ bende Verfassung im voraus als rechksungültig und unverbindlich für das deutsche Volk erklärt werde. Y) Die Herzogliche Staats⸗ Regierung möge den gesammten Zustand der Wehrhaftigkeit des Landes umständlich ermitteln, um die Landesbewohner, so weit mög⸗ lich, wehrhaft zu organisiren. Dagegen wurde abgelehnt, daß die Staatsregierung zur sofortigen Durchführung der Beschlüsse der , vom 4. 12. und 19. Mai aufgefordert wer⸗ en solle.
Frankfurt. Frankfurt 4. M., 8. Juni. Die O. P. A. 3. irn nachstehende, ihr zur Veröffentlichung zugegangene Akten⸗
ücke:
„Sr, Durchlaucht dem Herrn Minister-Präsidenten
Fürsten von Sayn⸗-Wittgenstein⸗Berleburg.
„Die letzten Ereignisse müssen die unterzeichneten Regicrungs- Bevollmächtigten veranlassen, über verschiedene Fragen von der höchsten Bedeutung eine offene Verständigung mit dem Ministerium der Centralgewalt herbeigeführt zu sehen. Sie hatten gehofft, bei zwei mit dem Ministerium bevorstehenden Konferenzen Gelegenheit zu den deshalb nöthigen Erörterungen zu finden. Diese Hoffnung ist indeß durch das Absagen der anberaumten Konferenzen fehlge⸗ schlagen, und so bleibt es ihnen nur übrig, ihren Wunsch einer mundlichen Besprechung schriftlich vorzutragen und zugleich die Gegenstände dieser Besprechung anzudeuten.
„Es ist bekannt, daß die Centralgewalt durch die Entfernung der National-Versammlung ven Frankfurt des in dieser Versamm= lung liegenden moralischen Gewichts beraubt ist, und daß ihr von den größeren deutschen Staaten die wünschenswerthe Unterstützung nicht zu Theil wird. Jetzt haben außerdem Preußen, Sachsen und Hannover ein besonderes Bündniß geschlossen, dessen gemeinsame Angelegenheiten von Preußen geleitet werden sollen, und es ist end⸗ lich bekannt, daß Verhandlungen verschiedener Art über Veränberun⸗ gen in der Centralgewalt stattgefunden haben. Es muß sich bei der bedrohten Lage Deutschlands somit die Frage aufwerfen, ob die Centralgewalt unter diesen Umstäͤnden die Mittel zu einer genügen⸗ den Wahrnehmung ihrer Functionen besitze, und die unterzeichneten Bevollmächtigten müssen diese Frage mit einer um so ernsteren Auf— merksamkeit ins Auge fassen, als ihnen über alle im Augenblicke schwebenden, so unendlich wichtigen gemeinsamen Angelegenheiten nicht die mindeste offizielle Kunde gegeben und die nach dem 96 53 28. Juni v. J. nöthige Verständigung mit ihnen un⸗ terlassen ist.
„Die einzelnen Regierungen sind, wie keines weiteren Nach— weises bedarf, nicht nur befugt, sondern auch verpflichtet, sich be— stimmte Aufllärung über die gegenwärtige Lage der Centralgewalt zu verschaffen. Sie müssen wünschen, zu erfahren, wie sich dieselbe dem besonderen Bündnisse von Preußen, Sachsen und Hannover gegenüber zu verhalten denkt, was sie den im Innern und von außen drohenden Gefahren , zu thun gesonnen und im Stande ist, ob und welche Mittel sie überhaupt zur erfolgreichen Wahrnehmung ihrer Functionen besitzt, und wie sie endlich ihre Stellung zu der National⸗Versammlung nach dem Beschlusse über die Verlegung derselben nach Stuttgart ansieht. ;
„Die Unterzeichneten richten daher an den Herrn Minister-Präsi-= denten die eben so dringende als gehorsamste Bitte, ihnen in einer mit dem Reichs⸗Minister f schleunig als irgend möglich zu veranstal⸗
tenden Konferenz über die angedeuteten Punkte offenen Aufschluß,
zu geben. Frankfurt, den 3. Juni 1849. (gez) Sternenfels. Dusch. Jordan. Eigenbrodt. Liebe. Francke. Karsten. Mosle, für Weimar und Oldenburg. Cruciger. Frei⸗ herr von Holzhausen. Kohlschütter, für beide Schwarzbürg. Vier—= thaler, für Deßau und Cöthen. Elder. Smidt, für Bremen. Kirchenpauer.“
Der Präsident ves Reichs-Minister-Rathes an die Herren Bevollmächtigten bei der provisorischen Centralgewalt, Freiherrn von Sternenfels, Dusch, Jor⸗ dan, Eigenbrodt, Liebe, Francke, Karsten, Mosle, Cruciger, Freiherrn von Holzhausen, Kohlschütter, Vierthaler, Elder, Smidt und Kirchenpauer.
Zu Handen des Herrn Frhrn. von Sternenfels hier.
Von den Herren Bevollmächtigten derjenigen deutschen Staa⸗— ten, welche die von der National⸗Versammtung beschlossene Reichs- Verfassung anerkannt haben, ist in ihrer an den Unterzeichneten ge⸗ richteten Note vom Zten d. M. der Wunsch ausgesprochen, daß das Reichs ⸗-Ministerium die in dieser Note bezeichneten Fragen einer gemeinschaftlichen Besprechung mit ihnen unterzlehe.
Je angenehmer bdieser Wunsch dem Reichs-Ministerium ge⸗ . ist, um so lebhafter bedauert es, daneben eine Andeutung zu ie, welche ihm rückhsichtlich jener Fragen eine Säumniß in der . der durch das Reichs- Gefetz vom 28. Juni v. J. len gur La erstãndigun mit den Regierungen der deutschen Staa⸗ zuncschst 6 zu legen scheint. Der Unterzeichnete erlaubt sich daher
e ergebenste Bemerkung, daß das Reichs- Ministerium
997
jede bestimmte Maßregel, welche nach der Absicht jenes Gesetzes der gemeinschaftlichen Berathunug mit den deuischen Regierun⸗ gen bedarf, dieser in dem Augenblicke, wo sie dazu genügend vor— bereitet ist, unmangelhaft unterziehen wird, da dasselbe von der leb⸗ haften Ueberzeugung durchdrungen ist, daß nur ein bereitwilliges Zusammenwirken der Einzelregierungen mit der Centralgewalt das Wohl des Ganzen zu sichern und zu fördern vermag. In dieser Ueberzeugung wird auch das Reichs⸗Ministerium in allen anderen Fällen dem Wunsche nach einer Mittheilung seiner Ansichten mit dem größten Vergnügen entsprechen, und der Unterzeichnete beeilt sich, dies zu bethätigen, indem er fofort über die in der gefälligen Note vom Zten d. M. bezeichneten Fragen sich äußert.
Die erste derselben betrifft das Verhalten, welches die Central⸗ gewalt den neuesten Schritten der Kronen Preußen, Sachsen und Hannover gegenüber zu beobachten gedenkt. Ihre Beantwortung dürfte sich aus den bestehenden staatsrechtlichen Normen ohne we⸗—
sentlicht Schwierigkeit ergeben. Die drei genannten Regierungen haben einestheils, veranlaßt durch die gegenwärtigen Zeitverhält= nisse, ein vorläufiges Schutzbündniß geschlossen, anderentheils den übrigen deutschen Regierungen den Entwurf einer Reichs Verfassung mit der Absicht vorgelegt, darüber eine Einigung zu Stande zu bringen. Die Befugniß zu jenem Bündnisse ist aus dem Artikel 114 der Bundesakte abgeleitet und kann von der pro— visorischen Centralgewalt, welche an Stelle des Bundes⸗ tags getreten ist, eben so wenig angefochten werden, als von dem letzteren, da erst mit ihrem Aufhören das neue deutsche Staatsrecht in Wirksamkeit tritt und bis dahin noth— wendig das bisherige gelten muß, wenn nicht inzwischen jedes rechtliche Band zwischen den deutschen Staaten wegfallen soll. Was aber die erwähnten Vorschläge in Beziehung auf die künf— tige Reicheverfassung betrifft, so bedarf es rücksichtlich derselben wohl nur der Bemerkung, daß die Centralgewalt nach dem Gesetze vom 8. Juni vorigen Jahres der Errichtung dieser Verfassung voͤllig fremd ist und daher auch durch jene Vorschläge nur insofern be— rührt wird, als sie zu einem Definitivum und damit zum Aufhören ihrer Functionen führen. Ob aber dieses der Fall sein wird, hängt von dem Verhalten ab, welches die übrigen deutschen Staaten auf die Anträge der drei genannten Königreiche beobachten, weshalb der Unterzeichnete sich die ergebenste Bitte erlauben muß, daß die Herren Unterzeichner der Note von 3ten d. M. ihn von den Ab— sichten, welche ihre Regierungen in der fraglichen Beziehung hegen, u. vorgängiger Anfrage bei denselben geneigtest in Kenntniß setzen wollen.
Eine zweite Frage richtet die eben erwähnte Note auf das Verfahren, wozu die Centralgewalt durch die Verlegung der Na tional⸗-Versammlung nach Stuttgart sich veranlaßt sehen wird. Hierauf kann der Ünterzeichnete die sofortige Erklärung ertheilen, daß das Reichs-Ministerium die Befugniß der National⸗Versamm— lung zu der fraglichen Maßregel nicht anerkennen kann, da in den Bundenbeschlüssen vom 30. März und 7. April v. J. Frankfurt ausdrücklich als der Sitz der National⸗Versammlung bezeichnet ist und eben deshalb, weil aus diesen Beschlüssen die legalen Befug⸗ nisse derselben enispringen, diese nicht über ihre Quelle hinausgehen und dahin führen können, letztere selbst zu alteriren.
Indem der Unterzeichnete kein Bedenken trägt, diese Erklärung abzugeben, verbindet er damit den Wunsch, über die Ansichten der hohen Regierungen Ew. Hochwohlgeboren auch über diese Frage in Kenntniß gesetzt zu werden, und zwar um so mehr, als bis jetzt nur die anderen, die Verfassung vom 28. März nicht anerkennen⸗ den Regierungen sich über ihre Stellung zur National⸗Versammlung ausgesprochen haben. . ,
Wenn endlich aber noch eine Auskunft darüber gewünscht wird, ob die Centralgewalt gesonnen und im Stande sei, die ihr über⸗ tragenen Functionen auszuüben, so glaubt das Reichsministerium, daß die Centralgewalt zu keiner Zeit eine Veranlassung gegeben habe, den festen Willen zu Erfüllung ihrer Pflichten in Zweifel zu ziehen. Auch die Mittel dazu hat sie bisher stets gefunden, und es liegt bis jetzt kein Grund zu der Annahme vor, daß dies künftig nicht mehr der Fall sein werde. Diejenigen Staaten nämlich, welche die von der National-Versammlung beschlossene Neichsverfassung anerkannt haben, werden, ohne sich mit ihrem ganzen bisherigen Verhalten in Widerspruch zu setzen, jene Mittel nicht versagen kön⸗ nen, und von den übrigen Staaten haben Oesterreich und Bayern neuerdings bedeutende militairische Streitkräfte zugesichert, Preußen aber, welches vollständig gerüstet dasteht, hat noch nie seinen Bun— despflichten sich entzogen, und als ungerecht würde daher auch der Verdacht erscheinen müssen, daß seine Regierung ihre Unterstützung der Stelle versagen könnte, auf welche unabhängig von dem Ge— setze vom 28. Juni v. J. die Befugnisse des Bundestages von we selbst wie von allen übrigen deutschen Staaten Übertra— gen sind.
Frankfurt a. M., den 5. Juni 1849.
(gez Wittgenstein.
P. S. Das Reichs-Ministerium erlaubt sich hinsichtlich der Unterzeichnung der Note vom Zten d. M. folgende Anfrage: Zwi⸗ schen dem Namen des Herrn von Sternenfels als Bevollmächtigter der Königlich württembergischen Regierung und dem des Herrn Jordan als KurfCürstlich hessischer Bevollmächtigter findet sich der Name Dusch. Sollte, wie das Reichs⸗Ministerium vermuthet, die⸗ ser Name die Greßherzoglich badische Regierung repräsentiren, so muß der Unterzeichnete sich die Bemerkung erlauben, daß für diesen Herrn eine Vollmacht bei der provisorischen Centralgewalt bislang
nicht eingegangen ist. Der Obige.
Frankfurt, 7. Juni. (Frkf. Journ.) Seit der Zeit, wo unser Rumpf⸗Parlament nach Siuttgart auswanderte, hat un⸗= sere Stadt eine etwas zuhigere Physiognomie angenommen. Die
außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln, welche von ünserem Militair—⸗ Kommando bei Tag und Nacht getroffen wurden, sind auch vermin—
dert worden. Trotzdem daß kein Parlament in Frankfurt mehr tagt, kommen doch täglich viele Fremde hier an und sämmtliche Gasthoöͤfe sind überfüllt. Die Minorität der Reichsversammlung, von welcher
menkünfte unter dem Vorsitze ihres letzten Präsidenten. Das Sa— rasinsche und das Waydsche Haus, welche von der verfassunggeben⸗ den Reichsversammlung gemiethet waren, wurde ersteres bis auf einige und letzteres bis auf ein Zimmer geräumt, da deren Miethe mit diesem Monat zu Ende geht. Die Summe, welche das Rumpf⸗ Parlament mit nach Stuttgart nahm, war klein, denn es befanden sich nur noch circa 3800 Fl. in der Kasse.
Das Armeecorps, welches an der hessisch⸗badischen Gränze auf⸗ gestellt und bestimmt ist, gegen Baden zu operiren, wird durch 8— 10, 9000 Mann bayerische, welche heute und morgen daselbst ein⸗ treffen, und durch einige Tausend preußische Trüppen von allen Waffengattungen auf den Zahlenbelauf von 25— 36, 00) Mann ge—= bracht werden, um dann desto sicherer und mit einem Schlage der Revolution, wenigstens in diesem Theile unseres Vaterlandes, ein
kommen,
Ende machen zu können. Reisende, welche aus der Rheinpfal n . daß die Besatzung der Festung .
aus 8 — 900 Mann besteht, worunter beinahe 200 Offiziere sich befinden.
Bremen. Bremen, b. Juni. (Wes. 3.) Die heutige Sitzung der Bürgerschaft brachte die Erneuerung der Debatte über die in vori⸗ ger Sitzung von Seiten der Bürgerschaft beschlossene Neuwahl eines Abgeordneten nach Frankfurt, oder vielmehr jetzt nach Stuttgart. Der Senat beantwortete jenen Beschluß in seiner heutigen Mitthei⸗ lung unter Hinweisung auf die seit acht Tagen so bedeutend ver- änderten politischen Verhältnisse dahin, „daß er der Bürgerschaft dringend empfehle, sich dahin mit ihm zu vereinigen, daß der be⸗ regtè Gegenstand vorab von einer Deputation fördersamst in Bera- thung gezogen und darüber berichtet werde, wozu sich die für die Beziehungen Bremens zur deutschen Reichsgewalt bereits bestehende Deputation vorzugsweise eignen möchte.“ Der Antrag des Senats wurde schließlich mit einem von Herrn Kotzenberg bei Beginn der Debatte eventuell gestellten Amendement: Daß die betreffende De⸗ putation innerhalb acht Tagen berichten möge, angenommen und auf Vorschlag des Herrn H. H. Meier der Deputation ausnahmsweise zur Beraͤthung für den vorliegenden Gegenstand noch weitere sechs Mitglieder aus der Bürgerschaft zugesellt. Die Wahl fiel auf die Herren: W. Brandt, Wischmann, Kötzenberg, Pastor Dulon, Eisen⸗
hardt und C. D. Seemann.
Ausland.
Frankreich. Paris, 8. Juni. Den beiden Abgesandten, welche die Pfalz und Baden nach Paris geschickt haben, ist vom Präsidenten der Republik keine Audienz bewilligt worden. Eben so wenig hat sie der Minister der auswärtigen Angelegenheiten empfan-= gen. Aus Metz wird berichtet, daß sämmtliche preußische Flucht- linge, welche sich an der Gränze aufhielten, aus Frankreich ver⸗ wiesen worden seien, worauf sich dieselben nach dem benachbarten Belgien begeben haben sollen. ;
Die gesetzgebende Versammlung hält heute keine Sitzung. Morgen wird sie die Loire-Wahlen vornehmen, wobei Martin Bernard den Kriegsminister wegen Versetzung des Unteroffiziers Henri, der dem General von Grammont gegenüber als Wahlkandi⸗ dat auftrat, von St. Etienne nach Afrika in die dortigen Diszipli⸗ nar⸗Compagnieen, zur Rede zu stellen beabsichtigt. .
Der Moniteur de l' Arm ée veröffentlicht folgendes Schrei⸗ ben des Kriegs-Ministers vom 30. Mai an die Generale der Di⸗ vifsionen und Unter⸗-Divisionen:
„General! Die Wahlbewegung hat ihren Einfluß sogar auf die Armee fühlbar gemacht. Durch die Ausübung ihres ihnen noch neuen Stimm- rechts sind die Soldaten, ohne ihrer Pflichten zu vergessen, mehrere Tage lang von ihren Gewohnheiten der Ruhe und Regelmäßigkeit abgekommen. Sie werden alle Ihre Bemühungen aufbieten, um zu bewirken, daß sie zu denselben zurückkehren. Sie werden ihnen sagen, daß, nachdem sie gleich den anderen Bürgern ihre Stimmen abgegeben haben, ihr politischer Beruf zu Ende ist, und daß sie jetzt gänzlich zur Vollführung ihres nicht minder heiligen militairischen Berufes zurückzukehren haben, die Ehre und die Interessen des e nach außen aufrecht zu halten, daheim aber, allen Streitigkeiten sremd bleibend, im Namen des Gesetzes den öffentlichen Frieden gegen alle Nuhestörer, wer sie auch seien, und unter was immer für einer Fahne sie sich bergen mögen, zu wahren und so die Freiheit Aller gegen Jeden zu schützen; denn dies sind die Pflichten, welche das Land seinen bewaffneten Söhnen auferlegt hat. Diese Pflichten können in zwei Worte zusammenge⸗— faßt werden. Gehorsam und Hingebung an die Verfassung, Gehorsam und Hingebung an den Präsidenten der Republik, welcher das Haupt der voll— ziehenden Gewalt ist, und an die von ihm krast der Gesetze eingesetzten Militair⸗Befehlshaber. Der beste Patriot ist, wer dieses Gebot am meisten achten wird. Diejenigen, welche dasselbe verletzen, begehen ein Vergehen gegen ihr Land und werden gerechte Strenge auf sich herabrufen; sie werden
viele Mitglieder hier noch weilen, hält wöchentlich mehrere Zusam⸗
ihre Uniform entehren, und ich, der ich meinen Ruhm darein setze, dieselbe 42 Jahre lang, alle Grade durchgehend, getragen zu haben, werde dies nicht dulden. Nur dadurch, daß sie mit unerschütterlicher Beharrlichkeit auf dem von mir bezeichneten Pfade fortschreitet, wird die Armee im Frieden, wie im Kriege, ihren glorreichen Ruf in seiner Reinheit bewahren und die Stellung behaupten, welche sie durch die Erinnerungen ihrer Geschichte in den Augen Frankreichs und der Welt einnimmt.“
Nach dem heute ausgegebenen Bankbülletin ist der pariser Wechselverkehr in der letzten Woche von 535 Millionen auf 47, 680, 34 Franken 90 Centimen gefallen. Eben so der Departements⸗Verkehr um 2 Millionen. Die Baarvorräthe sind dagegen in Paris um 2 Millionen und in den Departements um 3 Millionen gestiegen.
Man versichert, daß die Errichtung eines Lagers von 25,000 Mann zu St. Maur bei Vincennes beschlossen sei und ohne Ver⸗ zug vor sich gehen solle.
Guizot un hier sein, um ein Journal, Die Regierung, zu gründen. .
Dufaure und Cavaignac, die, außer hier, auch in Departe—⸗ ments gewählt wurden, haben für letztere angenommen, so daß demnach für Paris bereits zwei Neuwahlen bevorstehen.
Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus-Sitzung vom 5. Juni. Die Bill zur Verbesserung der Bankerott⸗Gesetze wurde, nachdem Lord Brougham die darin auf Anrathen des Lordkanzlers vorgenommenen Akänderungen aus— einandergesetzt, von neuem an den Ausschuß verwiesen. Lord Brougham interpellirte auch über den dänischen Krieg. Er habe immer gehört, daß das Verhalten des Königs von Preußen in dieser Sache sich mehr nach den Ansichten der frankfurter Versamm— lung richte als nach seinen eigenen Wünschen. Er hoffe, daß der König sich jetzt von seinem gesunden Urtheile leiten lassen und die Feindseligkeiten einstellen werde. Jedenfalls wünsche er, daß Eng- lands und seiner Verbündeten Einfluß in diesem Sinn angewendet werde. Lord Lansdowne erwiderte, er habe Hoffnungen in die- ser Sache, sehe sich aber außer Stand, eine bestimmte Antwort zu geben. England habe sich mit seinen Verbündeten unablässig be⸗ müht, einen Frieden herbeizuführen, und thue es noch. .
Unterhaus-Sitzung vom 5. Juni. Herr Hume stellte, wie bereits erwähnt, heute seinen Antrag auf Ausdehnung des Wahl- rechts auf Alle, die einen eigenen Har han haben, geheime Ab— stimmung, dreijährige Parlamente und gleichmäßigere Eintheilung der Wahlbezirke. Er erklärte, die Reformbill sei nicht weit genug gegangen, weshalb er eine Erweiterung der Volksvertretung' vor? schlage. Früher habe England an der Spitze der freien Länder
gestanden, seit den Umwälzungen des letzen Jahres stehe es zuletzt,
und doch zeige das Beispiel des Festlandes, daß auch mit allgemei⸗ nem Wahlrechte die nöthigen konservativen Elemente in die Volks⸗ vertretung kämen. Wenn man das gerechte Verlangen des Volks nicht befriedige, so werde man sich auf Zwangsmaßtegeln und die bewaffnete Macht stützen müssen, wie dies zum Theil auch schon geschehen. Bis jetzt sei das Parlament eine Klassen-Vertretung, und bevor es sich nicht mehr aus der großen Majorität des Volks rekrutire, sei auf eine Durchführung der so noth⸗ wendigen Finanz- Reform nicht zu rechnen. Jetzt, wo un⸗— ter 8 Milllonen männlicher Bevölkerung im mündigen Alter nur
S20, 000 Wähler seien, könne man nicht an eine Vertretun .
ganzen Staats Gemeinde denken. Er kam auch auf die e . heit ver Wahlbezirke zu sprechen, zeigte, daß von den 6