1849 / 161 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

ort und aͤußerten in Betreff der Durchführung der . abweichende Ansichten. Staatsrath Duvernoy ant wortete und schloß mit versöhnlichen Worten. Nachdem er unter dem anerkennenden Zurufe der Versammlung aus deren Mitte ge— schieden war, stellte unter dem Offiziercorps dle Meinungsverschieden= heit in den politischen Ansichten sich mehr heraus, aber die Ansicht des Ober- Konimandanten und vieler Offiziere, daß es unpassend sei, durch politische Erörterungen unnöthig und voreilig Zwiespalt in die Reihen der Kameraden zu werfen, fand alsbald allgemeinen Anklang. . Heute früh hatte eine Anzahl hiesiger Bürger und Einwohner mit Staatsrath Duvernoy Besprechung in Beziehung auf die ge—⸗ genwärtige dringende Lage. Die Stadt ist zwar lebendig, wie namentlich gestern Abend während der Sitzung der National -Ver— sammlung; doch herrschte gesetzliche Ruhe und Ordnung durchaus. In der Versammlung des vaterländischen Vereins ist gestern folgende Erklärung p e fen worden: „Die am 6. Juni von den hier versammelten Mitgliedern der Natio- nal-Versammlung gefaßten unheilvollen Beschlüsse verankassen uns, folgende Erklärung abzugeben: 1) Wir stellen in Abrede, daß die der ganzen Ra— tional⸗Versammlung von dem deutschen Volk übertragene Machtvollkommen- heit von einem kleinen Bruchtheil derselben, welcher fast gang nur einer Partei angehört, ausgeübt werden könne. 2) Ueberdies müssen wir dieser Versgmmlung das Recht bestreiten, unter Verletzung eines von der vol⸗ len National-⸗Versammlung im Juni 1848 gegebenen Gesetzes den Reichs- verweser abzusetzen und eine provisorische Regentschaft von fünf Män⸗ nern zu bestellen. 3) Wir danken unseren Ministern sür die öffentlich

ausgesprochene Erklärung, daß sie dieser sogenannten Regentschaft das Recht nicht zugestehen, für Württemberg gültige Beschlüsse zu

fassen. 4 Wir erwarten ferner von unserer pflichigetreuen ¶Regie⸗ rung, daß sie jeder weiteren Anmaßung jener Versammlung und ihrer Regentschaft mit den entschiedensten Maßregeln entgegentreten? werde. 5) Hierbei wollen wir der Regierung mit allen Kräften zur Seite stehen und sind überzeugt, daß der weilaus größte Theil des württembergischen Volkes hierin eines Sinnes mit uns ist. 69 Wir wollen nach wie vor die Einheit und Freiheit Deutschlauds, wie sie in der deutschen Reichs verfassung begrün- det ist, aher wir wollen sie nicht durch die Schrecken eines Bürgerkrieges und anarchische Zustände, wie sie in unserem Nachbarlande bereits einge⸗ treten sind, sondein durch Anwendung der verfassungsmäßigen Mittel 'in den einzelnen Stagten und durch die Macht der öffentlichen Meinung er— reicht wissen. 7) Wir fordern in diesem ernsten Augenblick alle unsere Mit- bürger auf, sich an uns mit Wort und That unverzüglich anzuschließen.“ Folgende Adresse, mit zahlreichen Unterschriften bedeckt, ist von 3. Deputation stattgarter Bürger dem Ministerium übergeben worden: „Königliches Gesammt -Ministerium! Die in Stuttgart zusammenge⸗ tretenen 104 Mitglieder der konstituirenden National- Versammlung haben in ihrer ersten Sitzung hier am 6. Juni sofort den Beschluß gefaßt, an die Stelle der von ihnen für entsetzh erklärten Reichs Centralgewalt eine prorisorische Regentschaft von fünf Personen zu ernennen, und alsbald diese fünf Personen gewählt. Wir, die Unterzeichneten, sehen durch diese hastigen Beschlüsse und deren unausbleibliche Folgen nicht nur das Wohl, den Frieden unseres engeren Vaterlandes, sondern auch die Zukunft des gesammten Deutschlands schwer bedroht, das Zustandelommen der deutschen Einheit und der deutschen Verfassung unendlich erschwert. Diese Beschlüsse haben, so viel wir zu beobachten Gelegenheit gehabt, wegen ihres die Nuhe und mdnung Württembergs und den Bestand seiner Regierung be— drohenden Tharakters, im Allgemeinen nur Erstannen und Mißbilligung erregt. Dieser Eindruck ist für fetzt vorwaltend und entscheidend, während die Mehrzahl zur Prüfung der rechtlichen Gültigkeit jener Beschlüsse, na⸗ mentlich der Entsetzung der bisherigen Centralgewalt und der Zuständigkeit eines so kleinen Bruchtheils der Reichs⸗Versammlung zu exekutiven Beschlüs⸗ sen, von unberechenbarer Wichtigkeit, noch nicht Zeit gefunden hat. In die- ser Beziehung der öffentlichen Meinung einen sicheren Halt und eine feste Richtung zu geben, betrachten wir als heilige Pflicht einer Regierung, welche ihre Stärke und die unerläßlich Bedingung einer heilsamen Tha—= tigkeit in einem lebendigen Wechselverkehre mit der vernünftigen Ansicht und Gesinnung des Volkes sucht und suchen muß, und welche von dem un- geschwächten Vertrauen des Volkes vor einigen Tagen so glänzenden Be— weis erhalten hat. Wir glauben uns daher so verpflichtet wie berechtigt, das Ministerium ungesäumt mit der dringenden Bitte anzugehen, das würt⸗ tembergische Volk keinen Augenblick darüber in Zweifel zu lassen, in wel⸗ chem Licht ihm diese Beschlüsse sich darstellen; und wenn, wie wir glauben, das Ministerium unsere Ansichten theilt, unverweilt, ehe durch eine keine Mittel scheuende Agitation das gesunde Urtheil bestochen und verkehrt, durch einen Meinungsterrorismus die Stimmen der Besonnenheit, der Vernunft und des Rechis unterdrückt werden, sämmtliche Staatsbürger darüber ins Klare zu setzen, sie über ihre Pflicht in diesen ernsten Zeiten so wie über die Gefahren zu belehren, welche durch Pflichttreue, Muth und Entschlos⸗ senheit abzuwenden sind, ja die Bahn des Rechts und der Verfassungstreue zu bezeichnen und in diesem Sinne rasch und energisch zu handeln. Dann darf es nach unserer festen Ueberzeugung auf die freudige Zustimmung und kräftige Unterstützung der weitaus größeren Mehrzahl des Volks zählen.

Baden. Karlsruhe, 9. Juni. (O. P. A. 3.) Wie die gestrige Freiburger Zeitung berichtete, soll Brentano Willens sein, den Großherzog zurückzurufen oder falls dieser nicht in seine Residenz zurückkehren wolle, den Prinzen Friedrich als Landesstatt⸗ halter einzusetzen, überhaupt Alles zu thun, um dem Lande die Fortsetzung des Bürgerkrieges und eine feindliche Besetzung zu er— sparen. Die hiesige Zeitung schweigt auch in ihrer heutigen Num— mer über die Vorfälle vom ten und die zwischen Struve und Brentano entstandenen Konflikte. Die Karlsruher Zeitung neigt sich bekanntlich der ultrarothen Struveschen Richtung zu, in ihren Augen ist Brentano Reactionair.

Es sind bis diesen Abend schon viele Abgeordnete zur konsti⸗ tuirenden Landesversammlung hier eingetroffen. Morgen ist vorbe⸗ reitende Sitzung, worauf die Eröffnung stattfindet. Das Gen⸗ darmerie-Corps ist einberufen und hat sich gestern und heute zahl⸗ reich hier eingefunden. Es zählt im Ganzen 300 Mann. Gestern und heute sind in einen benachbarten kleinen Ort Executionstruppen (Dragoner und Volkswehr) abgegangen, da sich das erste Aufgebot weigert, abzuziehen.

Die Abgeordneten Fehrenbach und Metz sind von der proviso⸗ rischen Regentschaft für Deutschland zu Reichs⸗-Kommissären für Kan n ernannt n und bereits hier eingetroffen. ö Die provisorische Regie ür olgende = nach ir inc gierung für Baden hat folgende Bekannt . Anbetracht, daß nach eingegangenen Mittheilungen in ein— zelnen Gemeinden des Landes, auf Veranlaffung reactiongtrer Be— , . Bürgermeister, die Durchführung der Volksbewaffnung ersten. Aufgebots hänfig anf Widerstand stoͤßt, und man dadurch en ns ist, Executions⸗ Truppen anzuwenden, sieht sich die provi⸗ 8 9 drische Regierung eranlaßt, zu vercrdnen;. ) Jeder Widerstand sh n die Durchführung der Volksbewaffnung, insofern er nicht chen den Charakter der Widersetzlichteit augenzummen 39 und des⸗ halb unter die Bestimmungen des Kriegsgesetzes fällt ; wird mit Executions-Truppen bestrast. 2) Die *r der Erxecutions Trup- pen bezahlt die Gemeinde in der Art, daß die Truppen außer un⸗ entgeltdlicher Verpflegung noch pro Mann dreißig Kreuzer täglich erhalten, Der, betreffenden Gemeinde biebt das Hecht. wie Keck. auf die Widerspenstigen auszuschlagen. Brentano *“

Ma nnheim, 8. Juni. (O. P. A. 3.) Die seither in un⸗ serer Stadt gelegenen Truppen haben uns gestern fast größtentheils verlassen, eben so das erste Aufgebot unserer Polkswehr, we es

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haben unsere Stadt verlassen und sind nach der badisch⸗ hessischen Grãnze ogg In vergangener Nacht wurde über den Reckar, an derselben Stelle, wo früher die alte Neckarbrücke stand, eine Fleßbrücke geschlagen. Von Karlsruhe sind heute Morgen viele Pontons mit einer zahlreichen Mannschaft von Pionieren eingetrrf⸗ fen. Heute Vormittag hörten wie hier eine halbstündige Kanonabe in der Richtung der Bergstraße.

Hessen und bei Rhein. Darmstadbt, 11. Juni. Die Da rmst. Ztg. bringt folgende Widerlegungen: „Das Frankf. Journ. enthält in einer mainzer Korrespondenz die Nachricht, daß Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen am 9ten d. M. um 2 Uhr in Mainz angekommen ist, um mit dem dort anwesenden Großherzoge von Baden und dem angeblich auch eingetroffenen Her⸗ zoge von Nassau Berathungen zu pflegen. Wir können auf das Bestimmteste versichern, daß dies gänzlich unrichtig ist. Seine Kö⸗ nigliche Hoheit unser Großherzog haben an Ihrem Geburtstage un⸗ sere Stadt nicht verlassen. Weiter berichtet dasselbe Blatt, daß General⸗Major von Bechtold, Befehlshaber der in und um Frank⸗ furt konzentrirten 7 zum Kommandanten von Worms er⸗ nannt worden sei, welches gleichfalls falsch und nichts Anderes ist, als eine schlecht maskirte Kundgebung gewisser Antipathieen gegen diesen energischen und wackeren Befehlshaber.“

Gestern verfügte sich Se. Königliche Hoheit der Großherzog nach Bickenbach und Zwingenberg nnd insꝑizirte dort das 2te In= fanterie⸗Regiment, bei welchem Anlaß der r jubelnd empfangen wurde und Gelegenheit fand, seine Zufriedenheit mit der braven Haltung dieser Truppen zu erkennen zu geben. Der heutige Tag ist bestimmt, das Zte und te Regiment in Bensheim und Heppen“ heim einer gleichen Inspection zu unterziehen.

Aus Worms erfährt man, daß die Freischärler gestern Nach— mittag um 3 Uhr, 3 100 Mann stark, daselbst wieder erschie⸗

nen sind.

Bensheim, 9. Juni. (O. P. A. 3.) Die letzten Tage vergingen sehr still; nur gestern Morgen wurde es in Heppenheim lebendiger. Gegen vier Uhr schlugs Allarm, da die Nachricht ein- gelaufen war, daß sich bei Weinheim wieder Freischärler gesammelt hätten. Unsere Chevauxlegers saßen auf, ein Bataillon Infanterie rückte . doch die übliche Flucht fehlte auch diesmal nicht, und zwar, als die Schaaren unsere Reiter kaum von fern erblickten. Ein paar Schüsse, welche man ihnen nachsandte, waren Alles, was übrig blieb. Die Infanterie han in geschlossenen Kolonnen vor dem Dorfe Sulzbach, aber sie kam nicht einmal zum Schuß.

Der Geburtstag unseres Großherzogs wurde heute gefeiert. Beim Verlesen am Morgen brachten die hessischen Truppen ihrem Fürsten ein begeistertes Hoch; eben bereiten sie Alles zur morgen⸗ den Heerschau vor, die Se. Königliche Hoheit hier abhalten wird und die das Signal zum Aufbrauch scheint. Reisende berichten von bedeutenden Spaltungen der Parteien in Baden und wie man nur durch die seltsamsten Lügen und die äußersten Schreckmittel die Leute noch zum Stehen bringen könne. Diesen Morgen hörte man starken Kanonendonner von der Pfalz her.

Ein Brief aus Heidelberg meldet, daß Sigel am ten einen langen Kriegsrath hielt, worin vom einstweiligen Vorrücken abge⸗ sehen wurde, da man von Weinheim und aus den Gebirgen des Odenwaldes Angriffe fürchtet.

Zwingenberg. 10. Juni. Heute Morgen hielt Se. König— liche Hoheit der Großherzog hier eine Truppenschau vorzüglich der bei dem Gefecht bei Hemsbach Betheiligten. Der Großherzog wurde mit wiederholtem begeisterten Hurrah empfangen, und lleß sich dann

ricia“ vom 7. Juni gemeldet: „Eben hat die schleswig⸗holsteinische

Stenderup und Düppel nach Sonderburg eskortirt worden. Dä—

nach Weinheim vorgerückt ist. Auch die auswärtigen reischaaren

die Soldaten vorstellen, die irgend welche Wunden erhalten hatten. Diesen, wie den Unteroffizieren und Offizieren dankte er in herz licher Weise für die . Tapferkeit und bat sie, ihren Kame⸗ raden denselben Dank auszusprechen. Ein schallendes Hoch! war die Antwort der Soldaten, die darauf in der trefflichsten Haltung am Fürsten vorbeidefilirten. Reichs⸗General von Schäffer mit sei⸗ nem Stabe, worunter viele badische Offiziere, hielt an der Seite des Großherzogs.

Schleswig⸗ Holstein. Altona, 11. Juni. tonaer Merkur wird aus Hadersleben geschrieben: „So eben aus dem Lager vor Friedericia zurückgekehrt, beeile ich; mich, da möglicherweise das Ge⸗ rücht von General von Bonin's Krankheit oder Verwundung auch zu Ihnen gedrungen sein kann, die Mittheilung zu machen, daß die Erzählungen von seiner e , durchaus unwahr sind, daß er zwar etwas erkältet ist, allein im Gespräche die vollste Lebendigkeit und Kraft seines Geistes in unverkürzester Weise zeigte.“

Ueber den (bereits erwähnten) Tod des Obersten St Paul wird dem Hamb. Corr. aus der „Mörser⸗Batterie vor Friede⸗

Dem Al⸗ vom 10. Juni

Armer einen unersetzlichen Verlust erlitten. Der Oberst St. Paul hatte sich nach der neuen Batterie auf dem rechten Flügel begeben, die von dem Lieutenant Christiansen kommandirt wird. Nachdem er etwa eine Viertelstunde unter heftigem Kugel- und Bombenregen sich aufgehalten hatte und sich wieder fortbegeben wollte, wurde er in dem Augenblicke, als er dem Lieutenant Christiansen zum Ab⸗ schiede die Hand drückte, von einer Bombe fast mitten durchgerissen. Der tapfere Oberst, zuletzt Commandeur der gesammten Infanterie, ist nicht mehr. Augenblicklicher Tod war natürlich sein Loos, so daß er auch kein Wort, keinen Seufzer mehr hören lassen konnte.“ Aus dem Sundewitt, 9. Juni. (Alt. Merk.) Heute Morgen in aller Frühe ist Orla Lehmann über Gravenstein, Nübel,

nischerseits hat man den bei Aarhuus gefangenen Prinzen von Salm-⸗Salm, der nach Kopenhagen gebracht war und dessen Wunde doch nicht gefährlich zu sein scheint, ausgewechselt.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 11. Juni. Die O. P. A. 3. enthält in ihrem amtlichen Theile folgenden Aufruf des Erz— herzogs⸗Reichsverwesers an das badische Volk:

„Zur r inf des Aufruhrs, welcher in Baden gegen die verfas⸗ sungsmäßige Landesregierung und gegen die Neichsgewalt in Waffen steht, ist die erforderliche Streitmacht zusammengezogen worden, und steht im Be= griffe, in das Großherzogthum einzurücken. Die Maßregeln der Strenge, welche den Einmarsch der Truppen begleiten müssen, werden von den zu⸗ ständigen Behörden verkündigt und unnachsichtlich vollzogen werden. Ein⸗ wohner Badens! Meiner Pflicht, dem Gesetze Kraft zu verleihen, werde ich genügen. Aber als Hüter des Friedens und Freund des Vaterlandes hege, ich zugleich den sehnlichen Wunsch, für eine friedliche Mahnung Gehör bei Euch zu finden. Das öffentliche Urtheil hat sich bereits so entschieden gegen die Bewegung in Baden und der Rheinpfalz ausge— sprochen, daß, ich, wenn ich die im badischen Volke verbreitete Ge= sittung und Bildung mit dem offenkundigen Charakter dieser verwerflichen und halslosen Bewegung vergleiche, die Hoffnung nicht aufgeben kann, durch eine Berufung an das Gefühl und die Einsicht der Bürger Badens zur Verhütung unermeßlichen Unglücks beizutragen. Es bedarf, nur einer Erstarkung der eigenen edleren Kräfte Badens, um dem bevorstehenden un- natürlichen Kampfe zuvorzukommen, oder doch die Reihen der Empörung auf die Wenigen zu beschränken, die auf dem Boden Deutschlands nichi heimisch sind oder sich die Bahn' des Rechtes und der Ehre ohne Rückkehr verschlsssen haben. Badener! Ihr lönnt nicht vergessen haben, daß nicht

zusammengerasster Vollshaufen den un lückseligen Zustand verschuldet, in welchen Baden und die Rheinpfalz vn en sind. Euer Glück hüngt davon ab, daß dem Ruin eures Wohlstandes ungesäumt Einhalt geschehe z eure Ebre fordert, daß euer sonst so freies und gesegnei⸗s Land den Völkern „NDrutschlands nicht länger ein drohendes Bild dis Perfallg und der Zer— rüttung vor Augen stelle. Der Ursprung des badischen Aufstan des entbebrt eben so sehr jedes sittlichen Grundes, mie die Handlungen seiner Füh⸗ ret. Keine bürgerliche Freiheit, lein vaterlänbisches Ruteresse wal in Baden bedroht. Die Bewegung bedurste der heuchlerischen Larve des Kampfes für die Reichsverfassung, damit sie nicht als sinnlos und verbre⸗= cherisch selbst von den Verblendeisten durchschaut werde. Statt aber die Reichs vertassung zu fördern, bilden im Gegentheile die maßlosen Uebertrei- bungen in Baden und der Rheinpfalz das gefährlichste der Hindernisse, welche gegenwärtig noch, zum gerechten Schmerze aller Vater landsfreunde, dem großen Ziele einer des deutschen Volkes würdigen Neu gestaltung Deutschlands entgegenstehen. Mit Scham und Trauer muß jeder Deutsche, der ein Herz für sein Volk hat, sich von der Erfahrung abwenden, daß nicht äußere Feinde, sondern deuische Volksstämme am Untergange der theuersten Hoffnungen des Vaterlandes arbeiten. Vicle eurer jetzigen Ge—= walthaber, die das Wort Freiheit im Munde führen, kennen freilich kein Vaterland. Aber das bessere Bewußtsein des Volkes trennt das Vaterland nicht von der Freiheit, und die Söhne Badens werden fühlen, daß es schmählich ist, einer Schaar anzugehören, deren Führer sich nicht scheuen, in, einem inneren Verfassungsstreite die Hülse der Fremden anzurufen. Nie und nimmer darf eine solche Schaar es wagen, sich ein Freiheitsheer zu nennen; die allgemeine Entrüstung wird dieser Lüge ihr Recht wider- fahren lassen. Badener! Ich vertraue fest darauf, daß das Volksgewissen wohl übertäubt, aber nicht auf lange unterdrückt merden kann. seine Stimme mehr, als auf den Ruf ehrgeiziger Voltsschmeichler! Ganz Deutschland erwartet von euch die Rückkehr zu den politischen Tugenden der Mäßigung und des Rechtssinnes, ohne welche kein Forischritt gelingen und der Preis der Anstrengungen und Leiden des letzten Jahres nicht ge- wonnen werden kann. Dag deutsche Heer, das euren Boden betritt, wird die Sicherheit des Reiches schirmen und euch die verfassungsmäßige Herr- schaft eures gütigen Fürsten, die Wohlthaten des Friedens und der echten Freiheit wiederbringen. Ich beschwöre euch, fördert die unblutige Erreichung dieses Zweckes, vereinigt eure Kräfte, um das Unglück und die Schmach des Bürgerkrieges von eurer Heimat abiuwenden. ;

Gegeben zu Frankfurt, 10. Juni 1849. Der Neichsverweser:; Erz- 6 Johann. Der Präsident des Reichsministeriums: Wittgen⸗ tein.“

Dasselbe Blatt sagt ferner: „Wie wir aus guter Quelle ver⸗ nehmen, hat der 6 des Reichs⸗Ministerrathes in Betreff

der Verlegung der National⸗Versammlung nach Stuttgart und des von derselben dort wegen Einsetzung einer Regentschaft für Deutsch⸗ land gefaßten Beschlusses eine Note an das Königlich württember⸗ gische Gesammt-Ministerium erlassen, welche wir im Stande sind dem Wortlaute nach hiermit folgen zu lassen: „Gelegentlich einer von den Bevollmächtigten mehrerer Regierungen an das Reichs-Ministerium gerichteten Anfrage hatte der unterzeichnete Präsident des Reichs -Ministeriums die Ehre, zu erklären, daß das Reichs-

der gesetzlich ausgesprochene Wille der Mehrheit, sondern' das Machtgebot

Ministerium die Befugniß der National ⸗Versammlung zur Verlegung nach Stuttgart nicht anerkennen könne, da in den Bundes-Beschlüssen vom 30. Miärz und 7. April v. J. Frankfurt ausdrücklich als Sitz der National- Versammlung bezeichnet ist, und eben deshalb, weil aus diesen Beschlüssen die legalen Befugnisse derselben entspringen, diese nicht über ihre Quelle hinausgehen und dahin führen können, letztere selbst zu alteriren.

IInzwischen ist die Sache in ein neües Stadium getreten: ein Theil der ehemaligen National ⸗Versammlung hat nicht nur jene , aus- Ile e sondern auch unterm Cten d. Mts. in Stuttgart eine Regent⸗ chaft eingesetzt, welche die Reichsverfassung mit Waffengewalt durchfüh- ren, die Beschlüsse vollziehen und im Uebrigen die durch das Gesetz vom 28. Juni v. J. der provisorischen Centralgewalt übertragenen Befugnisse ausüben soll.

„Wie man auch über die Befugnisse der ehemaligen National-Ver⸗= sammlung urtheilen mag, darüber kann nicht der mindeste Zweifel obwal- ien, daß jener nach Stuttgart übergesiedelte Theil hiermit den gesetzlichen Boden völlig verlassen und den der offenen Anarchie betreten; und die

Regierung Sr. Kaiserlichen Hoheit des Reichsverwesers erfüllt, wenn auch mit dem tiefsten Schmerze uur ine ih obliegende P fii-ν, Sic 04 Ver⸗ halten jenes Theiles der ehemaligen National ⸗Versammlung geradezu für ungesetzlich und aufrührerisch gegen die verfassungsmäßige Centralgewalt zu erklären. . .

„Die Centralgewalt selbst, berufen, die vollziehende Gewalt in allen die allgemeine Sicherheit und Wohlfahrt Deutschlauds betreffenden Angele= genheiten zu üben, kann nicht zugeben, daß neben ihr ein Organ entstehe, welches mit frevelhafter Hand in ihre Befugnisse eingreift. Ihre Pflicht ge= bietet ihr, jedem derartigen verbrecherischen Bestreben, mag es ausgehen, von wem es wolle, auf das enischiedenste mit allen ihr zu Gebote stehen= den Mitteln entgegenzutreten; sie ist hierbei der Mimwirkung aller deutschen Regierungen im voraus versichert und zählt insbesondere auf die Königlich württembergische Regierung / innerhalb deren Gebiet jene aufrührerischen Bestrebungen durch Einsetzung jener sogenannten Regenischaft zunächst ans Licht getreten. ö z . ö

„Die Königlich württembergische Regierung wird, dies zweifelt der Un= terꝛeichnete nicht, schon vor Empfang dieses die geeigneten Maßregeln ge⸗ troffen haben, um jedes Auftreten jener sogenannten Regentschaft im ver— aus zu vereiteln. Auf alle Fälle aber richtet er Namens der provisorischen Centralgewalt das desfallsige ausdrückliche Ansinnen an dieselbe und ver= bindet damit die ausdrückliche Erklärung, daß die Centralgewalt, falls die dorligen Mittel zur Ausjührung dieses Ansinnens nicht hinreichen sollten,

ofort das Erforderliche anordnen wird. n „Einer möglichst beschleunigten Nückäußerung glaubt der Unterzeichnet

bei der Dringlichkeit der Lage entzegensehen zu dürfen. 2 Frankfurt, den 9. Juni 1849. (gez. ) Wittg en stze in. Heute Vormittag um 11 Uhr sind ein preußisches Kürassier⸗

Regiment, das 31ste preußische Ländwehr⸗Regiment und eine Zwölf

pfunder-Batterie hier eingeruckt. Diese Truppen bleiben vorläufig

hier und sind, so weit die Kasernen nicht ausreichten, bei den Ein

wohnern einquartiert worden.

amburg. Cuxhaven, 11. Juni. (H. C.. Nach Aus⸗ sage J. n tern, sind seit dem Tage, wo sich unsere drei Kriegs- Dampfschiffe den Dänen gegenüber auf der See gezeigt haben, keine dänische Kriegsschiffe wieder in, der Mündung der Elbe esehen worden, während man dieselben bis dahin fast täglich von gelernt aus dort unten wahrnehmen konnte.

Ausland. 6 esterreich. Preßburg. 8. Juni. (Preß b. 3) Auf, der .. 2 bis Trentschin fallen fortwährend bald kleinere, bald größere Scharmützel 6 den Kaiserlichen Trup⸗ pen und den Insurgenten vor, ohne daß auf der einen oder anderen Seite bedeutende. Vortheile errungen würden. Am heftigsten scheint es in der Schütt herzugehen, wo die Kaiserlichen Truppen dieser Tage Nyarod eingenommen, mithin einen Schritt der komorner Festung näher gemacht haben. Die Kriegsoperationen von Trent- schin gegen die Bergstädte zu scheinen in ein mystisches Dunkel ge= hüllt zu sein, denn man erfährt darüber so viel wie gar nichts, und das, was man darüber erfährt, ist fürchterlich entstellt. Wir wollen hier bei⸗ spielsweise nur die von einigen Blättern gemeldete und auch von uns als Gerücht mitgetheilte Beschießung der Stadt Kaschau von Katserlich russischen Truppen anführen. Alle Korraspondenten der Zeitungen in Galizien und Mähren beschäftigt der Einmarsch der russischen Corps, und während der Eine fagt, daß bereits alle nach Ungarn bestimmten Truppen die österreichische Gränze überschritten hätken, meldet der Andere noch immer fernere Zuzüge. Alle grö- ßeren Stationen in Galizien, als Tarnow', Bochnia, Rzeßow,

*

Hört auf

aslo, Dulla, sind unb bleiben mit starken russischen Re⸗ ,, Ble 3 Truppen sollen bereits 176,300 Mann stark auf österreichischem Gebiet stehen, eine Million Kugeln und Bomben mitführen und alle Transperte durch eigenes Ge⸗ soann besorgen. Zu ihrer Alimentation führten sie 150,000 Kor⸗ zez Getraide ein, und jedes Corrs führt 129, 000 Silber⸗Rubel zur Löhnung mit. In Siebenbürgen hat sich bis jetzt gar nichts geändert. Aus den pesther Zeitungen geht hervor, daß die Ma⸗ gyaren eine bedeutende Anzahl Rekruten pressen und die Romanen nicht beschwichtigen können. Die Wahl des Feldmarschall⸗Lieute⸗ nants Grafen Clam zum Kommandirenden in Siebenbürgen bezeichnet man als eine glückliche. Erwägt man, daß nach neueren Nachrichten b, 000 Mann russischer Truppen aus Bukarest nach Siebenbürgen marschiren sollen, so wird man begreifen, daß die Herrschaft der Magyaren hier bald ihr Ende erreicht haben wird. Auf dem südlichen Kriegs⸗ schauplatz sieht es noch immer traurig aus. Die Ankunft des Ba⸗ nus erhöhte zwar das Nationalgefühl der Serben gewaltig, doch sind die bis jetzt errungenen Vortheile derselben über die Mäagyaren noch zu unbedeutend, als daß sie einen großen Ausschlag geben könnten; denn die Kriegsberichte sprechen vorläufig noch immer von Vorbereitun⸗ gen, die allerdings in großem Maßstabe getroffen werden und günstige Er⸗ folge außer Zweifel n. Vom Falle Arad's verlautet glückl icher⸗= weise nichts, wir geben daher der Hoffnung Raum, daß sich die Festung eben so wacker halte, wie Temesvar, deren Besatzung erst dieser Tage einen glücklichen Ausfall machte. Dagegen wurde die Besetzung Orsova's von Bem's Truppen zur traurigen Gewißheit. Den Gränzern scheint ein größerer Feind zu drohen, als die Ma⸗ gyaren sind. Es ist der Zwiespalt, den einige Wühler unter den— selben hervorzurufen bemüht sind.

Frankreich. Paris, 10. Juni. Die Zurückberufung des Herrn von Lesseps von Rom erfährt in den Zeitungen eine sehr verschiedenartige Beleuchtung. Der Constitutionnel findet, daß der Gesandte seinen Instructionen zuwidergehandelt habe, wodurch feine Zurückberufung vollkommen gerechtfertigt sei, und weist jede Solidarität der franzö⸗ sischen und römischen Republik auf das entschiedenste zurück. Die Presse stützt sich dagegen auf, das Votum der konstituirenden National⸗Versamnilung, die auf die Nachricht von dem nachtheiligen Gefechte, welches die französischen Truppen vor Rom gehabt, die Regierung aufgefordert habe, Maßregeln zu treffen, damit die Expedition nach Italien nicht länger in Zweck entfremdet werde. Mit diesem Votum stehe ein neuer Angri haupt äußern sich sämmtliche sozialistische und demokratische Blätter, zu welchen letzteren jetzt auch Nattonal und Presse gehören, mit leidenschaftlichster Erbitterung über die Politik der französischen Regierung in Rom; mehrere verlangen die Absetzung des Präͤsi⸗ denten und der Minister, und der Berg richtet heute in Folge des neuesten Berichts des General Oudinot an den Kriegsminister, worin ihm derselbe den wiedereröffneten Angriff gegen Rom anzeigt, nach⸗ stehenden Aufruf an das Volk: „Im Angesicht jener Depesche ist es jetzt aufs klarste bewiesen: daß Louis Bonaparte und seine Mi⸗ nister die Verfassung in der kecksten Weise verletzt und dem Be— schlusse der National⸗-Versammlung vom 7. Mai zuwidergehandelt haben. Der Berg kann jetzt nichts als hiergegen energisch protestiren. Bleibe das Volk ruhig. Es kann auf den Berg zählen, der sich des Ver⸗ trauens, welches er beim Volke genießt, würdig zeigen wird. Er wird seine Pflicht erfüllen.“ Aus der erwähnten Depesche des General Oudinot geht hervor, daß derselbe am 3. Juni Nachts um 2 Uhr die Stadt Rom von neuem angriff, aber bis 7 Uhr Abends kein anderes Resultat erreichte, als eine unbedeutende Brücke und einige Landhäuser zu stürmen. Die Blätter aus Marseille und

Lyon vom 8. und 9. Juni wollen wissen, daß Rom nach einem dreitägigen Bombardement und fürchterlichen Bluthade in vie Hände

Oudinot's gefallen sei. Der Moniteur erklärt heute die Anga⸗ ben des Credit über die erwähnten Gespräche, welche auf Soireen im Elysée und beim Minister Falloux zwischen Herrn von Lesseps, Herrn von Falloux und dem Nepräsentanten Oesterreichs Htg fin pen haben sellten, in allen wesentlichen Details für falsch. Der Credit fragt darauf, ob die Einladung Falloux's an Lesseps im Elysäe auch falsch und ob es falsch sei, daß Falloux in einem Nebensaale vor vierzig Personen Herrn von Lesseps gefragt, ob Frankreich die römische Republik an⸗ erkennen müsse; endlich, ob es falsch sei, daß der österreichische Spezial-Gesandte, Herr von Hübner, dem Herrn von Lesseps die Hand mit Wärme gedrückt, als dieser nach einigem Zögern mit Ja geantwortet. Alle diese Thatsachen will der Credit durch Zeugen erhärten lassen. Die Patrie meldet: „Von dem Rechte Gebrauch machend, das ihm Artikel 9) der Verfassung zugesteht, hat der Prä⸗ sident der Republik den Gesandten, Herrn von Lesseps, vor die Schranken des Staats-Raths gefordert.“ Dasselbe Blatt theilt heute die Instruction vollständig mit, welche Herr von Lesseps un— term 8. Mai vom Minister der auswärtigen Angelegenheiten er— hielt; sie lautet: „Da die Vergänge, welche das erste Auftreten der nach Civitavecchia gerichteten französischen Expedition be— zeichnet haben, der Art sind, daß sie eine Frage, welche sich anfangs unter einer einfachen Form darstellte, leicht verwickeln könnten, se hat die Regierung der Republik es für pas— send gehalten, dem mit der Leitung der nach Italien gesandten Sitreikräfte beauftragten militairischen Führer einen diplomatischen Agenten zur Seite zu stellen, der sich ausschließlich den Verhand— lungen und den mit den Behörden und der Bevölkerung Roms einzuleitenden Beziehungen zu widmen hätte, um alle seine Auf— merksamkeit, alle erforderliche Sorgfalt auf Gegenstände von solcher Wichtigkeit wenden zu können. Ihr erprobter Eifer, Ihre Erfah— rung, die Festigkeit und der versoͤhnliche Geist, den Sie bei mehr als Einer Gelegenheit bewiesen haben, haben die Regierung dazu bewogen, Sie für diese delikate Sendung auszuersehen. Ich habe Ihnen die Lage der Frage, in welche Sie thätig eingreifen wer—⸗ den, und das Ziel, welches wir dabei im Auge haben, auseinander- gesetzt. Es besteht darin, einestheils den Kirchenstaat der Anarchie zu entreißen, welche ihn verheert, und andererseils zu verhindern, daß die Wiederherstellung einer regelmäßigen Gewalt durch eine blinde Reaction getrübt und selbst gefährdet werde. Alles, was das Ende einer Re⸗ gierung beschleunigt, welche durch die Gewalt der Umstände zum Untergange verdammt ist, Alles, was, indem es der Entwickelung der Intervention entgegenarbeitet, welche durch andere, von weniger e . Gesinnungen beseelte Mächte ausgeübt wird, unserem esonderen und unmittelbaren Einflusse mehr Kaum gestattet, wird die Erreichung des eben angedeuteten . erleichtern. Sie wer⸗ den also alle Sorgfalt anwenden, ein solches Resultat so schnell als möglich herbeizuführen. Aber in allen Ihren Bemühungen zu die⸗ sem Zwecke haben Sie zwei Klippen zu vermeiden, die Ich Ihnen bezeichnen will. Sie haben Alles zu vermeiden, was den in die sem Augenblick mit der Ausübung der Gewalt in den römischen Staaten bekleideten Männern Veranlassung geben könnte, zu glauben, . den Glauben zu erregen, baß wir sie als eine regelmäßige Re—= er r Betrachten. Dies würde ihnen eine Kraft leihen, die ihnen bis⸗= . iel. hat. Sollten Sie Vergleiche mit ihnen schlleßen, so haben 9 len Wort zu vermeiden, jede Bedingung, welche gerignet . e nta, die Gefühle des heiligen Stuhles und der Konferenz

zu verletzen, die beide nur zu geneigt find, bet uns ein?

in offenem Widerspruche. Ueber⸗

1015 Nichtachtung der Autorität und der Interessen des römischen Hofes

voraus zusetzen. Auf dem Boden, auf welchem Sie den Männern, mit denen Sie zu thun haben, gegenüberstehen werden, ist die Form nicht weniger wichtig, als die Sache, oder vielmehr: Beides

fließt fast ganz zusammen. Das sind die einzigen Weisungen,

welche ich Ihnen gegenwärtig geben kann. Um sie bistimmter und

ausführlicher zu machen, wüßten wir uber die Vorgänge der letzten

Tage in den römischen Staaten besser unterrichtet sein, als dies

der Fall ist. Ihr richtiges und klares Urtheil wird Ihnen angeben, was Sie nach den Umständen zu thun haben. ÜUebri—

gens werden Sie mit den Herren d'Harcourt und Rayneval in Al⸗

lem von einiger Wichtigkeit im Einverständniß handeln, in Allem,

was nicht eine durchaus unumgängliche Lösung erfordert. Ich

habe nicht nöthig, Ihnen zu empfehlen, genaue und vertraute Be—

ziehungen mit General Oudinot zu unterhalten, die für den Erfolg

des Unternehmens, zu dem Sie Beide mitzuwirken haben, durchaus

nöthig sind.“ Ferner liest man in der heutigen Patrie: „Man

versichert, daß zwei in den beiden letzten Tagen angelangte tele—

graphische Depeschen von einem ernsten Treffen melden, welches,

nachdem die Villa Pamsili von unseren Truppen ohne Kampf

besetzt worden, zwischen den Römern und der französischen Armee

stattgefunden. Die Römer machten, bei Annäherung unserer Trup—

pen, einen Ausfall in Masse, geschützt durch das Gewehrfeuer von den

Wällen und durch die Artillerie. Der Kampfeseifer unserer Solda—⸗

ten war so groß, daß sie sich mit dem Bajonett auf die Römer

stürzten, denen 800 der Ihrigen kampfunfähig gemacht wurden.

Die Bewegung ging mit so reißender Schnelligkeit von Statten,

daß 300 der Haupt⸗Insurgenten, die nicht mehr Zeit behielten, nach

Rom zurückzukehren, in Gefangenschaft geriethen. Eine telegraphi=

sche Depesche meldet, daß diese Gefangenen sofort nach dem Schiff

„La Corse“ abgeführt wurden. Man glaubt, daß am 4. oder 6.

Juni die Laufgräben werden eröffnet worden sein, und daß man

morgen die Nachricht von der vollständigen Einnahme Roms haben

wird. In diesem letzten Gefecht wurden 1560 unserer Soldaten kampf⸗

unfähig. Unsere Truppen sollen bereits im Besitz eines argen Stadt⸗

viertels von Rom sich befinden. Ehe sie weiter vorgehen, hat der Ober

befehlshaber noch der römischen Bevölkerung einige Stunden Frist für

unbedingte Unterwerfung eingeräumt. Kurz vor dem Schlusse

ihres Blattes ist der Patrie auch noch die obenbesagte Depesche

des Generals Oudinot an den Kriegs-Minister, datirt aus der

Villa Pamfili vom 4. Juli 5 Uhr Morgens, zugegangen. Sie be⸗

ginnt: „Die von Herrn von Lesseps angeknüpften diplomatischen

Unterhandlungen haben, wie Sie wissen, seit dem 17. Mai die ak⸗ tiven Operationen der Expeditions⸗-Armee des Mittelmeers verzögert.

Doch sind die Arbeiten niemals ganz unterbrochen worden. Genie— Corps und Artillerie, von zahlreichen Infanterie -A Arbeitern un⸗ terstützt, verfertigten Schanzkörbe und Faschinen. Eine vor dem Ankerplatz von San Paolo geschlagene Brücke hat uns gestattet, uns in der Basilika dieses Namens festzusetzen, welche, indem sie uns mit der Straße nach Albano verbindet, uns möglich macht, jedem fremden Truppencorps dort zuvorzukommen. Unsere dortige Stellung ist um so stärker, als unsere Soldaten an dem Brücken⸗ kopf ein Sägewerk gebaut haben, welches ein Bataillon aufzuneh⸗ men vermag. Die unablässige Hingebung der Offiziere, Unteroffsi⸗ ziere und Soldaten der Marine hat uns in den Stand gesetzt, all— mälig die Lebensmittelmagazine und den großen Artilleriepark, dessen letzte Geschütze am 1. Juni eintrafen, mit Vorräthen auszustatten. Un⸗ sere Truppen hatten den Monte Mario oder heiligen Berg besetzt, der zugleich die obere Tiber, den Vatikan, das Fort St. Angelo und die Straße nach Ancona und Florenz beherrschte. Der Feind, der seit mehreren Wochen dort thätig , er hatte, verließ ihn plötzlich, und einige Stunden varauf besetzten ihn das 13te leichte und das 13te Linien⸗ Regiment ohne Schwertstreich. Am 13. Mai hatte Herr von Lesseps mit den römischen Behörden eine Convention abgeschlossen, für die er meine Unterschrift zu erhalten wünschte. Aber die militairische Ehre, so wie meine Instruction, verboten mir, meinen Namen unter eine Akte zu setzen, welche unserem Einzug in Rom entgegen war. In meiner letzten Depesche hatte ich die Ehre, Ihnen zu sagen, daß ich am 1. Juni dem Triumvirat hatte anzeigen lassen, der Waffen—⸗ stillstͤnd, in welchen Herr von Lesseps mündlich gewilligt, werde 24 Stunden nach meiner Notification sein Ende haben. Ich ließ alle feindliche Vokꝗpesten direkt hierven benachrichtigen. Auf das Gesuch

unseres Gesand schafts-Kanzlers, Herrn von Gerando, willigte ich in

einen Aufschub des direksen Angriffs auf den Platz bis wenigstens

zum Montag, den 4. Juni. Dieser di lomatische Agent wurde benach—

richtigt, daß digenigen unserer Landsleute, welche Rom zu verlassen

wünschten, in San Paolo eine sichere Zuflucht finden würden. In—

deß wurde die strengere Einschlirßung des Platzes unverzüglich neth—

wendig, um die ersten Laufgräben- Operationen zu unternehmen.

Der Divisions-General Vaillant, Befehlshaber Les Geniewesens

der Armee, konnte seine Arbeiten nicht ernstlich beginnen, so lange

der Feind im Stande war, sie durch den Besitz der Villa Pamfili,

der Kirche San Pancrazio, der Villa Corsini und der Villa Valen—

tini zu hindern. Wenn man aber eine dieser Positionen nahm,

so war man genöthigt, der Reihe nach auch die anderen zu neh— men, und dies ist geschehen.“ Der weitere Bericht schildert nun die Einnahme dieser verschiedenen Positionen und meldet schließlich,

daß in der Nacht vom Iten zum Aten die römischen Truppen einen neuen Ausfall gemacht hatten, daß aber die gute Haltung der fran— ä . Truppen sie genöthigt, sich ohne Erfolg wieder zurück— zuziehen.

Beulay, Vice Präsident der französischen Republik, hat in der ,, Versammlung den Antrag gestellt, diejenigen zwanzig Mitglieder des Staatsraths zu wählen, welche von ihr laut der Verfassung erneuert werden müuͤssen.

Marschall Bugeaud ist heute früh 6Uhr, nicht gestern Mittag, gestorben. Im Elysée und in der Rue de Poitiers herrscht große Trauer. Die konservative Partei wird von diesem Verlust schwer getroffen. Bugeaud war 1784 geboren.

Großbritanien und Irland. London, 9. Juni.

Die Morning-Chroniele bemerkt über den Antrag Hume's auf Parlamentsreform: „Die Tendenz eines sehr demokratischen Wahl⸗ rechts mit großen und gleichförmigen Wahldistrikten, eine erhitzte und ungesunde politische Atmosphäre zu erzeugen, ruhige und ge⸗ mäßigte Männer von allem Äntheil an den Staatsgeschäften aus= zuschlleßen, ein parteisüchtiges Unterhaus, zusammengesetzt aus Män- nern von extremen und sich feindlich entgegenstehenden Meinungen, man denke sich ein Parlament von lauter Wr und Newdegates Tie beiden Aeußersten links und rechts im Unterhause) zu schaffen und so den intellektuellen Ton des Volkshaufes herabzubrin⸗ gen und seinen moralischen Einfluß zu schwächen: das ist etwas, was der Beachtung unserer Reformer wohl werth ist. Wir halten es ar nicht für unmöglich, daß ein paar Jahre praklischer Wirksam⸗

eit der von Herrn Hume und der von Herrn O'Connor vorge⸗

schlagenen Charte zeigen würden, daß das Unterhaus tief in der Achtung des Volks gesunken wäre und die Intelligenz des Landes sich um das Oberhaus gesammelt hätte.“ Das genannte Blatt billigt übrigens Lord J. Russell's Plan, eine allmälige Abschaffung

der Wahlmißbräuche und Erweiterung des Wahlrechts und fruit den Wunsch aus, daß für den weger Bestechung seines Wahlrechts beraubten Wahlflecken Sudbury eine andere volkreiche und reiche Gemeinde das Recht der Vertretung erhalte. j

In England lebten im vorigen Jahre 34,279 Familien mit ei⸗ nem Einkommen unter 150 Pf. St., 38,825 mit einem Einkommen von 150 2090 Pf. St. (die zahlreichste Klasse)— Von 10 50, 000 Pf. St. jährliches Einkommen hatten 371, über 50,000 Pf. St. 22 Sin en. Das Gesammteinkémmen der letzteren war 1,720,593

f. Et.

Zu Carlow in Irland war vorgestern eine Versammlung von kleinen Pächtern und Grundbesitzern. Man beschloß die Begrün= dung einer Auswanderungsgesellschaft, welche eine systematische und . Uebersiedelung nach Amerika vorbereiten soll.

Aus dem Berichte der Kommission, welche den Betrag des durch die Unruhen in Kanada in den Jahren 1837 und 1838 ver— ursachten Schadens zu untersuchen hat, ersteht man, daß im Gan—⸗ zen die Summe von 241,965 Pfd. 10 Sh. 6 Pee, als Schaden⸗ Ersatz verlangt wird. Derer, welche Anspruch auf Entschädigung machen, sind 2176. In einer pariser Korrespondenz der Times heißt es: „Die geheimen Gesellschaften in Paris zählen einen Kein von etwa 20 bis 30, 9)00 Mann, die Alle bewaffnet sind und einen zahlreichen Generalstab zu Chefs haben. Das leiseste Signal genügt, um die⸗ ses Heer auf die Straßen zu locken. Das Ministerium kennt die Organisation desselben; es besitzt die Namen aller Führer und wird wohl zahlreiche Verhaftungen vornehmen lassen. Es herrscht viel Entmuthigung unter den Rothen, denn sie wissen, daß Bugeaud und Changarnier sich verabredeten, bei dem nächsten Kampf zwischen Proletariat und Bourgedisie keinen Pardon zu geben.“

Rußland und Polen. Warsch au, 11. Juni. Vorge⸗ stern ist der Fürst Gortschakoff, General- Adjutant Sr. Majestät des Kaisers, General⸗Militair-Gouverneur von Warschau und Chef des Generalstabs der aktiven Armee, von hier nach Oesterreich abgereist. An seiner Stelle hat heute der Generallieutenant Okunew, Kurator des warschauer Lehrbezirks, die Functionen als Militair⸗ Gouverneur der Stadt Warschau übernommen.

Belgien. Brüssel, 11. Juni. Der König und die Kö⸗ nigliche Familie sind vorgestern nach Lüttich abgereist, wo sie drei Tage verweilen werden. Am ersten Tage wollte der König dort ein großes Diner geben; ein zweites soll heute stattfinden. Zu Löwen hielt er Heerschau über die Nationalgarde.

Die von ihrem Sohne begleitete Großherzogin von Baden, welche sich seit mehreren Tagen hier aufhielt und bedeutende Ein— käufe machte, ist vorgestern nach Namur abgereist.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat nach der Inde⸗ pendance den nahen Rücktritt von seinem Posten angekündigt.

Die belgische Regierung hat unlängst an der Westkuste von Afrika einen etwa vier Meilen langen und eine halbe Meile breiten Streifen Landes angekauft, um von dort aus im Interesse des Handels wirksam sein zu können, und in vergangener Woche von der Repräsentanten⸗Kammer 1 Million Frances namentlich zu die— sem Zwecke begehrt. Die belgische Kriegsbrigg „Marie Louise“ war hingesandt worden, um Besitz von dem Lande zu nehmen. Jetzt wird nun mit Bestimmtheit versichert, daß das Schiff bei den Eingebornen auf lebhaften Widerstand gestoßen sei, einen Kampf dort habe bestehen müssen, und erst, nachdem mehrere von seiner , getödtet, andere verwundet worden, habe Besitz nehmen

nnen.

Wahrscheinlich in Folge der übergroßen Hitze der letzten Tage,

zeigt sich die Cholera an einigen Orten Belgiens heftiger; in der Gegend von Mons rafft sie bereits zahlreiche Opfer fort, und star— ben, wie die Nation meldet, in einem nicht großen Dorfe an ei— nem Tage 10 Menschen. Auch hier herrscht ste, wie man behaup— tet, namentlich in der Vorstadt Schaerbeck.

Dänemark. Kopenhagen, 10. Juni. (H. C.) Ein russisches Schiff, „Superb', ist heute Morgen auf der Rhede an⸗— gekemmen; am Bord sind Soldaten vom Garde⸗-Regimenk. Im Laufe des Tages kann man mehrere Schiffe erwarten.

Assens auf Fünen, 8. Juni. (H. C.) Gestern Abend kam ein russisches Dampfschiff von 300 Pferdekraft hier an und einige Stunden später ging der Adjutant des Admirals Lasarew nebst noch einem russischen Offizier und dem Befehlshaber des Dampf⸗ schiffes „Hella“ nach Strib ab. Auf dem russischen Schiffe war Vormittags eine Art Kriegsrath, woran General Bülow, Oberst . Commandeur Garde und mehrere höhere Offiziere theil⸗ nahmen.

Italien. Neapel, 25. Mai. (D. A. 3.) Das Gior— nale Constituzionale enthält folgende Erkläruͤng über den Rück= zug der Neapolitaner vom römischen Gebiet: „Kraft der Aufforde⸗ rung Sr. Heiligkeit an die vier Mächte Frankreich, Oesterreich, Spanien und beide Sicilien, durch bewaffnetes Einschreiten sein e zeitliche Oberherrlichkeit wieder herzustellen, rückte Se. Majestät am 29. April mit einer Division seiner Truppen ins römische Gebiet ein, während ein spanisches Geschwader an demselben Tage an ver⸗

schiedenen Punkten des päpstlichen Küstenlandes Truppen ausschiffte,

wo überall die Autorität Sr. Heiligkeit wiederhergestellt wurde. Da das unumgängliche Einverständniß in den militairischen Opera- tionen zwischen den Königl. Truppen und den französischen Streit- kräften, welche bereits einen Theil des römischen Gebiets besetzt hatten, nicht mehr vorhanden ist, in Folge der Haltung, welche die Regierung der französischen Republik gegenüber der römischen Frage eingenommen hat, wodurch Frankreich sich vorbehält, selbstständig zu handeln, angesichts ferner der Thatlosigkeit der anderen Mächte in der Umgebung Remz, hat Se. Majestät es ihrer Würde gemäß gehalten, in die Gränzen Ihres Staats zurückzukehren.“

Spanien. Madrid, 5. Juni. In der gestrigen Sitzung des Kongresses legte die zur Begutachtung des von dem Finanz⸗Minister vorgelegten neuen Tarif⸗Entwurfes niedergesetze Kommission ihr Gutachten vor. Es ist von sämmtlichen Mitgliedern derselben unterzeichnet, und das erwartete Privatvotum ist nicht erfolgt. Das Gutachten der Kommission ist in einem freisinnigeren Geiste abge⸗ faßt, als der von der Regierung vorgelegte Entwurf, wenn es gleich im Ganzen diesem letzteren entspricht. Als Zoll-Abgabe für solche ausländische Artikel, welche die Bedürfnisse des Verbrauches nothwendig erheischen und der einheimische Kunstfleiß nicht liefert, stellt das Gutachten der Kommission 15 pCt. als Maximum auf, das nur in äußerst wenigen Fällen auf 20 erhöht werden dürfe. Ausländische Manufaktur-Artikel, welche mit einheimischen gleicher Art konkurriren können, sollen 25 bis 50 Prozent bezahlen. Die meisten Abweichungen von dem Entwurfe der Regierung finden in dem Tarife der Baumwollenwaaren statt. Sowohl für Daum mps⸗ lengarn, als auch für mehrere Klassen von Stoffen beantragt . Kommission einen auf nirdrigerer Veranschlagung des Werthe 96 ruhenden mäßigeren Zollsatz als der irg er un , Ce nn epi

Grundlage ihrer Arbeit hat die Kommisslon den Saß au