; mna niedergesetzte Verfassungs - Ausschuß eingenommen e. , . 6 im In en ehen bezeichneten Stand- darm ab. Der von dem Ansschusse vorgelegte Entwurf erscheint als das Produkt einer abstrakten Auffassung. deren Konsequenzen den. Be- sand der Monarchie gefährden. Der Grundgedanke, als sei Mecklenburgs ganze Vergangenheit mit einemmale beseitigt, als sei die Neorganisation des neuen Staatslebens bereits zur vollen Entwickelung gediehen und liege nach allen Seiten hin völlig freie Bahn vor — dieser Grundgedanke ist durch · weg vorherrschend, und während namentlich auf der einen Seite, in An= sehang der Rechte des Großherzogs und des Großherzoglichen Hauses, die Annahme grundleglich gemacht zu sein scheint, als handle es sich um eine ganz neue und willkürliche Bewidmung, so giebt sich auf der anderen Seite ie Absicht kund, jene Rechte und insonderheit die Regierungsgewalt, so viel nur möglich, abzuschwächen. Wenn nun auch Kommissarien es nicht verkennen, daß der fragliche Entwurf bei seiner ersten Lesung in manchen und zum Theil wesentlichen Beziehungen angemessene Abänderungen erfah⸗ ren bat, so ist dieses doch in anderen wesentlichen Punkten nicht der Fall gewesen und können Kommissarien im Allgemeinen ihr Urtheil über den Verfassungs⸗ Entwurf, wie derselbe aus der ersten Lesung hervorgegangen ist, nur dahin anssprechen, daß sie denselben zur Annahme nicht geeignet hal⸗ ten. Sie sind vielmehr im Hinblick auf die Verhältnisse und Be⸗ dürfnisse Mecklenburgs, worauf nicht oft genug aufmerksam ge⸗ macht werden kann, nach wie vor der Ueberzeugung, daß über das in dem kommissarischen Entwurse aufgestellte Maß im We— fentlichen nicht wird hinausgegangen werden dürfen. Daß da— durch jedoch zweckmäßige Abänderüngen uud Vervollständigungen in ein— zelnen Bestimmungen in keiner Weise ausgeschlossen, sondern, so viel irgend fhunlich, eine bereitwillige Berücksichtigung finden werden, ist von ihnen schon früher erklärt worden, und lassen sie numehr verschiedene Einzelbemerfungen folgen, wobel sie sich vorbehalten, bei und nach der zweiten Lesung in An⸗ sehung des von ihnen speziell nicht Berührten die weiter erforderlichen Er⸗ klaͤrungen abzugeben, um von ihrer Seite nichts zu versäumen, was das Verfassungswerk zu fördern vermag.“
Folgen 565 Bedenken zu verschiedenen Paragraphen des Verfassungs⸗ Entwurfs. „Auch — heißt es am Schlusse — werden diejenigen Bestim= mungen der zu vereinbarenden Verfassung, welche wegen Mangels der ihre Anwendung bedingenden Einrichtungen und Voraussetzungen nicht sofort in Kraft treten können, näher zu bezeichnen und dem Einfuͤhrungsgesetze vor= zubehalten sein, damit das Staats Regiment seinen ungestörten Fortgang zu nehmen vermag und nicht durch allgemeine Satzungen, welche ohne or= ganische Gesetze ganz unpraktisch sind, gehemmt werde.“ (Die Verlesung dieser Erklärungen wird mit ziemlicher Ruhe angehört und giebt nur der zu mitlen der Verlesung von links erschallende Ruf: Schluß! ein heiteres Zwischenspiel.)
Dringllcher, vor Uebergang zur Tagesordnung zu berathender Antrag Bolten: „die Regierungs-Vorlage, betreffend den Verfas⸗ sunge Entwurf, drucken Und an die Kanimer vertheilen zu lassen, sich aber die weiteren Beschlüsse darüber vorzubehalten.“ Dle Dring⸗ lichkeit wird ohne Debatte anerkannt und bemerkt darauf Bolten, daß nach dem §. 33 der Geschäftsordnung die Vorlage, nachdem sie gedruckt, eigentlich an den Ausschuß gehen müsse. Es erscheine aber der Wichtigkeit der Sache angemessener, daß die Kammer sich vorbe⸗
halte, ob nach dem Drucke die Vorlage an den Ausschuß gelangen solle oder nicht. Ein Amendement Mussehl: „die Regierungs⸗ Erklärung in einigen 10090 Exemplaren drucken zu lassen.“ Der Amendementssteller bemerkt, daß er den Zusatz wünsche, um die Exemplare an die Wähler vertheilen zu können, damit sie sähen, daß das Octroyiren auch hier bald in Aussicht sei! (Allgemeine Heiterkeit, Der Antrag Bolten wird nach Verwerfung des Amen— dements Mussehl angenommen.
Frankfurt. Frankfurt, 18. Juni. (D. 3 Die Unterzeichner der Einladung zu der Versammlung in Gotha am 26. d. M. sind ver⸗ anlaßt, zu erklären: daß nur diejenigen an der Versammlung theil⸗ nehmen können, welchen die von uns unterzeichnete Einladung brief⸗ lich und persönlich zugekommen ist, und welche sich in Gotha damit als Eingeladene ausweisen. Ohne diese, oder auf eine durch dritte Hand, wenn auch von Einem der Theilnehmer ergangene Einla— dung, wird Nienianden der Zutritt zu der Besprechung gestattet, und Ausnahmen könnten nur durch Beschluß der Versammlung stattfinden. Der Zweck der Versammlung und frühere Erfahrungen werden es den eingeladenen Freunden, so wie uns, räthlich erschei⸗ nen lassen, daß auf diesem Wege Mißverständnisse und Unannehm⸗ lichkeiten vermieden werden.
Dahlmann. Francke. H. von Gagern. M. von Gagern.
Graf Giech. Mathy. Rümelin. von Soiron.
Wiedenmann.
Musland.
Oesterreich. Pf eßb ur g, 17. Juni. Eloy d.) Graf Zichy, der bisher als Königlicher Kommissär hier fungirte, ist dem Fürstmarschall Paskewitsch als Attachs beigegeben worden und befindet sich jetzt mit seinem Secretair in Warschau. Da nun der Graf seines frü⸗ heren Amtes enthoben ist, wird an seiner Statt ein Kreisbeamter ein gesetzt, der die Civilgerichte in den fünf nachbarlichen Komitaten zu überwachen und zu leiten hat.
Auf die Nachricht, daß es bei Csorns zu einem zweiten Ge⸗ fechte gekommen sein soll, fuhr gestern General Feldzeugmeister Haynau mit Separattrain nach Tyrnau, in welcher Stadt eine sehr große Truppenmacht konzentrirt ist. Wie verlautet, war dies zweite Gefecht bei Csorné nicht bedeutend Weit und breit in der Runde sind die Vorposten aufgestellt, die jede Bewegung des Feindes mit größter Schnelligkeit mittheilen. Kom⸗ mandanten dieses Truppen Corps sind die Generale Wohlgemuth und Lederer. Es werden fortwährend die zweckmäßigsten Anstalten zur Heilung der eingebrachten verwundeten Kritger von Seiten der energischen Platz- Kommandanten getroffen. So ist dieser Tage der Theaͤter-Saal zu einem Spitale uümgewandelt worden, und es wer⸗ den geschickte Feldärzte engagirt. Aus dem Invalidenhause in Tyr⸗ nau find mehrere Individuen neuerdings in aktiven Dienst getreten. Im hiesigen Schlosse ist eine seoße Brodbäckerei immerfort in Thä⸗ ligkeit; gestern Nachmittag allein wurden von oben 21 Wagen mit 2 ins Lager geführt; es befinden sich daselbst große Mehl—
orräthe.
Seit acht Tagen ist ein ungarisches Freicorps, das dem gräf⸗ lich Szirmayschen nachgebildet wurde, in unserer Stadt stationirt; dieses Corps ist wohl noch nicht sehr zahlreich, aber gut adjustirt und armirt.
In, Audorf und auf der Kusier Haide stehen 102 Kanonen vom größten bis zum kleinsten Kaliber. Man spricht davon, daß sie im Falle der Nothwendigkeit über die Brücke befördert und zum Schutze und zur Vertheidigung unserer Stadt dienen werden. Ein Mineur- und Sappeur⸗Corps, welches gegenwärtig noch hier liegt, 9j die ie n ehe Schlosses aufs neue begonnen. Um st
esonders vor Einfällen aus dem nahen Gebirgspasse zu sichern, i ein Wall aufgeworfen worden, worauf Kanonen stehen, deren Mün⸗ dung nach dem sogenannten „Hohlwege“ gerichtet ist.
Die aus Wieselburg zurügkehrenden Soldaten erzählen, daß so⸗ gar viele Frauenzimmer mit Messern bewaffnet auf Dörfern gefün⸗ den wurden, die sich entschlossen hatten, die Kaiserlichen Truppen meuchlings anzufallen. .
Morgen früh wird der evangelische Geistliche Razga wegen Aufruf zuͤr Bewaffnung und zum gewaltsamen Widerstände gegen
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die Kaiserlichen Truppen im hiesigen Schlosse durch Pulver und Blei hingerichtet.
Es verwendeten sich viele der hiesigen Einwohner kj ihn, aber die Gesetze des Kriegsgerichtes kennen keine Aus⸗ nahme.
Preßburg, 18. Juni. (Lloyd.) In Bösing, Modern und Grünau sind an 8000 Russen mit 1600 Pferden einquartirt, mor⸗ gen marschiren sie nach Sarfö, um sich mit unseren Truppen in Verbindung zu setzen. Seit gestern kömmt wieder sehr viel Mili⸗ tair hier durch, um nach dem Kriegsschauplatz zu ziehen. Auf der wiener Eisenbahn kam aus Böhmen eine sehr bedeutende Truppen⸗ menge, die am Barmherzigenplatz in vierfachen Reihen sich aufstellte, und den großen Platz der ganzen Länge nach bedeckte. Feldmar= schall Graf Haynau hielt in Begleitung seines ganzen Stabes große Revue und wurde mit dem lebhaftestn Vivatrufe von der Mann⸗ schaft empfangen; er hielt eine kurze Ansprache an die Neugekom⸗ menenen, und ertheilte dann nebst Marschordre die weiteren Befehle.
Raab, 15. Juni. (Preßb. Ztg.) Es befinden sich blos 10,09 Mann in Raab, von denen ein Drittel nicht einmal ordent⸗ lich bewaffnet und exerzirt ist; besonders die Artilleristen sollen lau= ter junge, blutjunge Leute sein, denen man es ansehe, daß sie noch wenig Pulver gerbchen; im Ganzen haben sie bei Raab vierzig Kanonen, von denen zwanzig auf der Straße nach Preßburg stehen. Ein Beweis jedoch, daß Raab gehalten werden soll, ist, daß sie das auf der Promenade befindliche Theater, so wie das hart am wiener Thore stehende Fruchtmagazin, dann das wiener Thor selbst in groß⸗ artigen Vertheidigungszuͤstand gesetzt haben. Die Brücke vor dem Thore ist zum Wegnehmen eingerichtet. Von der Hauptmacht der Magyaren steht ein Theil zwischen Brückl und Hochstraß unter Poͤltenberg, der andere bei Gönyö und Komorn unter Klapka. Die bewaffneten Raaber, besonders die neu organisirte National- garde, liegen meist in Komorn; in Raab selbst sind wiener Legio⸗ naire, Csilose und Honved. Es wird auffallend viel deutsch gespro⸗ chen, und selbst die, welche im Geruche „kaiserlicher“ Gesinnung stehen, werden rücksichtsvoll behandelt., Lukacs ist mürbe geworden, und dies ist besonders dem raaber Magistrate zu verdanken, der sich oft in heftige Opposition gegen ihn setzt. Von Willkürlichkeiten hört man nichts, es wäre denn im Punkte der Rekrutirung; da war aber jede Besorgniß überflüssig, denn es sind wohl nicht zwei junge Leute in Raab, die, selbst von den allerdeutschesten Aeltern geboren, nicht per succum et sanguinem „Magyaren“, wären. Das hat man vorzugsweise der raaber Akademie zu verdanken, aus der jede Denkweise, die nicht mit der magyarischen sympathisirte, geächtet wurde.
Kossuth begab sich nach feiner Ankunft in Pesth nach Raab, dem Geburtsort seiner Frau. Dort hielt er eine wahnsinnige An⸗ rede an das Publikum. Er sorach vorzugsweise der deuschredenden Einwohnerschaft zu Herzen und deutete darauf hin, „daß es weder
eine isolirt magyarische, noch deutsche Gesinnung geben könne, son⸗ dern eine völkerrechtliche, die von Gott eingepragte Gesinnung näm⸗ lich, durch rastloses Streben nach Humanität, als der Freiheit höchste Potenz, nicht egoistisch die eigene, sondern die Wohlfahrt der großen Völkerfamilie zu fördern. Wie die europäischen Fürsten aber die Humani⸗ tät zu kultiviren im Sinne führen, das erfahre jetzt das betrogene Europa mit gerechtester Entrüstung, indem russische Horden, Angesichts der west⸗ europäischen Civilisation, die blutige Knute, den handgreiflichsten Dolmetsch des Absolutismus, schwingen. Aber noch wache der Gott der Magharen! Sie haben den „gewaltigen“ Adler gerupft? daß er aus seiner Sonnenhöhe herabgesunken sei vor den Marken Oester⸗ reichs, ste werden mit eben dieses Gottes Hülfe auch dem Bären das Fell über die Ohren ziehen.“ (Tausendstimmiger Eljenruf)
Bei Kroatisch⸗Kimmling ist es zu einem hitzigen Gefechte ge⸗ kommen, das etliche Stunden angehalten hat. Nach Ungarisch⸗ Altenburg wurden Verwundete gebracht; jedoch sollen die Unsrigen den Platz behauptet haben.
Semlin, 14. Juni. (Lloyd.) Unser Ban schreitet in sei—⸗ nem Slegesmarsche rasch vorwärks. Am 9ten säuberte der Ban mit seinen braven Truppen die Czaikisten-Bataillonsgegend von den Pagharen. Am 11Iten stand er vor ben Thoren von Reusatz, wäh= rend er Stratimirovich mit beiläufig 2560 Mann nach Ker in Bacska entsendete. Am 12ten wurde auf seinen Befehl ven den Distrikts-Freischaaren die erste Verschanzung von Neusatz erstürmt, und der Feind verlor dabei fünf Kanonen. Unsere Truppen zogen, da sie von allen Seiten durch weiße Fahnen und sonstige Friedens= zeichen dazu eingeladen wurden, in diese Freistadt ein. Auch der Ban folgte ihnen. Aber kaum waren sie dort ang langt, als man auf die verrä⸗ therischste Weise aus den Häusern mit Keartätschen, Raketen und Geweh⸗ ren zu feuern begann. Der Ban kommandirte trotz des Kugelregens um ihn her, vorwärts, und seine Vorposten erreichten bereits das sogenannte Bruchschanzel, welches siebenmal gestürmt wurde. Das tapfere Regiment Piret litt dabei am meisten. Siebzig Mann und vier Offiziere blieben todt auf dem Platze. Als Rauch und Flam⸗ men so überhandnahmen, daß man die Operationen nicht mehr fort setzen konnte, ließ der Banus, um nicht vergeblich die Mannschaft in den Tod zu führen, seinen Truppen das Zeichen zum Rückzuge geben, indem er gleichzeitig ausrief: „Wenn es mein eigenes Leben und meinen letzten Mann kosten sollte, muß Peterwardein eingenommen werden.“ Die schöne Freistadt Neusatz steht nun in Flammen. Die breiten Gassen sind mit Leichen bedeckt, die Häuser zerstört, die wohlhabenden Handelsleute irren obdach⸗ los und halbnackt herum. Jene Unglücklichen, die in tiefen Kellern
ihre Reltung suchten, wurden theils durch Dampf erstickt, theils
kamen sie durch den Einsturz der Wölbung um. Die solidesten Häuser, aus denen ein Schuß fiel, wurden demolirt. Tausende von serbischen Familien, welche der Banus mit, Fuhrwesenwagen aus der Stadt schaffen ließ, haben ihm das Leben zu verdanken. In dem Bruchschanzel liegen viele Magyaren, die aber, von Peterwar- dein durch Verbrennung der Brücken abgeschnitten, gar keine Aus⸗ sicht zum Entkommen haben, und sich gewiß ergeben werden.
Die Cholera hat zwar die hiesigen Einwohner bisher ziemlich verschont, aber leider desto mehr das Militair mitgenommen. Heute sind von der hier kasernirten Mannschaft vom Regimente Fr. D'Este vierzehn Gemeine und ein Feldwebel gestorben. Um dem Uebel zu steuern, fand man für rathsam, diese Mannschaft in die Vorstädte von Semlin, wo eine reinere Luft ist, zu dislociren. In Belgrad und Grotzka grassirt die Krankheit viel heftiger als hier. An einem Tage starben dort 40 bis 59 Personen,
General Feldmarschall⸗Lieutenant Clam⸗Gallas, der zum Kom- mandanten des Puchnerschen Corps bestimmt ist, war gestern mit dem Patriarchen in Belgrad und wird sich übermorgen nach dem Orte seiner Bestimmung begeben.
Frankreich. Paris, 18. Juni, Vorgestern besuchte der Präsident der Republik die bedeutendsten Hospitäler von Pa⸗ ris, das Hotel Dieu, Val de Grace und die Salpetrtsre, in denen die Cholera am heftigsten aufgetreten ist. Die Epi⸗ demie scheint jedoch nun im Abnehmen zu sein. Louis Bo⸗ naparte war bei die sem Besuch von den Ministern des Unterricht⸗ und der öffentlichen Arbeiten Und von zwet Ordonnanz⸗Offizieres
begleitet. Er ging, wie der Moniteur berichtet, durch alle Chon
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lerakrankensäle, trat an die Betten der unglücklichen Leidenden, um sie zu trösten und ihnen Muth zuzusprechen, erkundigte sich nach ihren Verhaͤltnissen und versprach, sich ihrer Familien anzunehmen. Beim Heraustreten wurde er von dem Volk auf den Straßen mit lautem Zuruf begrüßt. . ;
„Der Monikeur bringt einen Bericht des Justiz-Ministers über die Nothwendigkeit unentgeltlicher Rechtspflege für die Armen in ganz Frankreich. Es heißt darin, die gegenwärtige Handhabung
men oft unmöglich falle, sich die Hülfe des Gerichts zu verschaffen. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, musse man entweder besondere Gerichte für die Armen einsetzen oder für Letztere alle Gerichts⸗ sporteln aufheben. Der Bericht schlägt zur Prüfung dieser wichti⸗ gen Frage die Ernennung einer Kommission vor, welche auch vom Präsidenten der Republik genehmigt worden ist. Derselbe hat fer⸗ ner die vom Justiz⸗-Minister beantragte Niedersetzung einer Kommis⸗ sion genehmigt, welche die schwierige Frage des Hypotheken⸗Systems ihrer Prüfung unterziehen soll.
Sieben Üntersuchungs-Richter sind nebst Schrift⸗ und Pro— tokoll führern mit der Insurrectionsprozeß-Einleitung beschäf⸗ tigt. In einem Landhause Ledru Rollins bei Fonteney aux Roͤses foll man große Waffen und. Pulvervorräthe gefunden haben. Gestern versicherte man, Ledru Rollin habe sich mit Boichot und Rattier und einigen anderen Gefährten in Ant- werpen nach London eingeschifft. In der Assemblée nationale heißt es, daß eine ungewöhnliche Thätigkeit unter den Mai- und Juni⸗Flüchtlingen in London herrsche. Ruge und Blind sitzen, wie versichert wird, in der Conciergerie. Blind ist unwohl und man hat ihm gestattet, seinen Arzt rufen zu lassen. Uebrigens meint man, daß ihre Haft nicht lange dauern werde; man wolle sich nur überzeugen, inwieweit die deutschen rothen Republikaner mit den französischen Montagnards zusammenhingen. Prondhon, bisher in einer Heilanstalt bei Paris, ist auf sein ausdrückliches Verlangen in die Conciergerie zurückgebracht werden. Ein Journal will wissen, daß bei den Besprechungen, welche dem Aufstandsversuche vom 13ten vorhergingen, Ledru Rollin und die Unteroffiziere Boichot und Rattier lange Zeit dem Vorschlage, sofort mit bewaffneter Hand loszubrechen, sich entschieden widersetzt und nur zuletzt fast ge⸗ zwungen ihre Zustimmung gegeben hätten, Man behauptet, daß jetzt Th. Bac verfuchen werde, sich zum Führer des Berges empor⸗ zuschwingen. . ;
Nach Berichten der lyoner Blätter herrschte schon am 14. Juni große Aufregung in Lyon, hervorgebracht durch absichtlich verbreitete falsche Nachrichten aus Paris über den angeblichen Sieg der Revolution. Der Kampf begann am 15. Juni um 107 Uhr früh in dem Stadttheil Croix ⸗Rousse. Die Klubs zwangen die Zöglinge der Thierarznei⸗ Schule, ssch ihnen, anzuschließen und entwaffneten einen 1560 Mann starken Posten Infanterie. Die Aufrührer bauten alsdann Barri⸗ kaden, die nach mehrstündigem Kampfe von den Trußpen unter An⸗ führung der Generaͤle Magnan und d'Arbouville genommen wurden. Ein Polizei-Agent wurde im Laufe des- Vormittags auf dem Prä⸗ fekturplatze mit Dolchstichen ermordet. Der Courrier de Lyon dem 15ten erzählt den Beginn des Aufstandes auf folgende Weise: „Am 14ten Junt Abends begaben sich mehrere Individuen von der demokratisch-socialistischen Partei zu dem Präfekten Teurangin und verlangten von ihm Mittheilung der telegraphischen Depesche, die er aus Paris erhalten haben müsse, und die er nicht ver— öffentlicht habe. Der 2. erwiederte unter Vorbehalt des ihm zustehenden Rechtes, telegraphische Depeschen zu veröffentlichen oder auch für sich zu behalten, wenn er es fur gut finde, daß er keine Mittheilung erhalten habe, was sich auch durch den Zustand der Atmosphäre genügend erkläre. Die Fragesteller, von dieser Antwort nicht befriedigt, behaupteten, daß die eingetroffenen Nach= richten der Regierung ungünstig sein müßten, da der Präfekt sie nicht veröffentlichen wollte, und bald verbreitete sich die Nachricht,
Ministern zu Vincennes seien. Dieselbe brachte die größte Aufre⸗ gung unter den Arbeitern hervor, und umsonst . es der Präfekt, die vorgebliche Depesche durch inen Anschlagzettel zu wi= derlegen. Zahlreiche Gruppen bildeten sich in der Eroix-Nousse, der Guillotlüre und der Perrache. Gegen 7 Uhr kam eine Bande von etwa 60 Personen an der Croix⸗Rousse auf den Platz des Terreaux herab, wo sich eine bedeutende Menschenmenge befand. Vor dem Stadthause standen dichte Gruppen. Um 85 Uhr näherte sich die Menge der großen Treppe desselben und zeigte die Absicht, in dasselbe einzudringen. Zwei Aufforderungen unter Trommel- wirbel reichten hin, sle zurückzuhallen. Nichtsdestoweniger blieb ein Volkshaufe auf der Treppe und fast in Berührung mit den Sol- daten. Mehrere Individuen lasen beim Scheine herbeigebrachter Kerzen gedruckte oder geschriebene Manifeste ab. Man versuchte es, die demokratisch⸗- sezlalistische Republik zu proklamiren. Dieser Zustand der Dinge dauerte bis gegen 11 Uhr Abends. In diesem Augenblick stiegen die Soldaten von der Treppe herab, bildeten ei⸗ nen Kreis und schlossen so die Gruppen ein, wobei 150 Personen verhaftet wurden. Die Nacht ging in der größten Aufregung vor⸗ über. Bedeutende Gruppen waren in Permanenz auf den Plätzen Bellecour und Ludwig's XVIII. und in der Erbix⸗-Rousse. Lärmende Umzüge fanden in verschiedenen Stadtvierteln statt. Am Morgen des 15. Inni von 5 Uhr ab schlug der Apell an der Croix-Rousse; 2 — 30 Personen sammelten sich um eine rothe Fahne und be⸗ gaben sich aufs Land nach Caluire zu, in der Absicht, ihre Genossen zu sammeln. Die Aufregung ist bedeutend. Die Präfektur und das Stadthaus strotzen von Truppen. Man glaubt jedoch, daß die Rachrichten aus Paris den Ausbruch verhindern werden, Nach⸗ schr ift. Heute Morgen gegen 10 Uhr hat sich der Wachtposten an der Thierarzneischule durch eine Bande von 7 — 800 Personen überrumpeln und entwaffnen lassen. Dieselbe marschirte hierauf nach Croisse⸗Rousse. Der Anblick der Stavt ist düsten, und drohend. Im Augenblicke, wo wir unter die Presse gehen, erfährt man, daß ein 4 Konflikt an dem Thore St. Laurent oder an dem Thore per Bernardines stattgefunden hat. Man wollte einen Posten ent- waffnen, dieser gab Feuer, und mehrere der Angreifenden wurden getödtet und verwundet; Der Posten der Thierarzneischule ist von ben Truppen wieder besetzt worden.“ Die lyoner Blätter vom 16. Jun bringen noch weitere Details über den Kampf, Ter zwt⸗ schen dem Proletariat und dem Militair stattfand. Die Na⸗ tlonalgarde von Lyon ist bekanntlich aufgelöst. Magnan rückte mit 4300 Mann persönlich gegen das Stabkviertel Eroir Rousse wäh⸗ rend er mit dem Rest seiner 2, 00 Mann starken Armee die gäh⸗ rende Hauptstadt im Zaume hielt. Im Ganzen spricht man von 150 Toͤdten und 800 Gefangenen. ᷣ i,.
Alle Eisenbahnhöfe, fo wie auch vie Lagerplätze für die Waa⸗ ren in Paris, werden fortwährend von Infanterie ⸗Abtheilungen milttairisch bewacht. .
General Lamoriciere, der seit vier Tagen von hier abwesend war, sst nach Paris zurückgekehrt.
Die Konfuln der auswärtigen Mächte sollen in Rom gegen jede fernere Beschießung protestirk haben.
In Toulon wird, das Spital St. Mandrien zur Aufnahme von
Verwundeten des italienischen Heeres in Stand geseßt.
der Justiz sei mit so vielen Förmlichkeiten begleitet, daß es den Ar⸗
daß Ledru Rollin Herr von Paris und Louis Bonaparte nebst den
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Zu Algier soll dem Marschall Bugeaud eine Bildsäule errichtet deren 34ster Jahrestag heute gefeiert wird, zählt die britische Ar⸗
werden unde die Armee sich durch Subscriptionen dabei detheiligen, Im Tuilerieen⸗Palaste wurde vorgestern die Gemälde⸗Ausstel⸗
lung eröffnet.
Straßburg, 14. Juni, Abende. (stöln. Ztg.) Seit der
Februar Nevolution hatten wir wohl keinen so politisch stürmischen
Tag, als der heutige war. Schon des Morgens hieß es, telegra— phische Meldungen seien aus Paris angekommen, welche den Aus⸗ bruch einer neuen Umwälzung anzeigten. Der Präfekt zögerte mit der Veröffentlichung, wahrscheinlich aus dem Grunde, weil er eine Depesche über die Unterdrückung des Aufstandes abwarten wollte. Mittags endlich lamen die telegraphischen Berichte ins Pu⸗ blikum, und alsbald strömten Tausende nach dem Stadt⸗ hause, um den Zufammenruf der Nationalgarde zu begeh⸗ ren. „Zu den Waffen!“ ertönte es in den Straßen, „Es lebe die Republik! Nieder mit den Weißen!“ u. s. w. Der Maire suchte die Menge zu beschwichtigen, und da ein großer Theil der Bürgerwehr geradezu erklärte, man werde nach Paris marschieren, um nöthigenfalls die Republik vertheidigen zu helfen, so wurde endlich gegen 4 Uhr Generalmarsch geschlagen, und die National⸗Garde versammelte sich. Sämmtliche Bataillone ließen die Constitution hoch leben und ergingen sich in Verwünschungen gegen die „Weißen.“ Um 6 Uhr marschirte die ganze Legion auf den Kleber-Platz, wo sich der Maire mit dem Gemeinderathe ver einigte und die Bürgerwehr musterte. Mittlerweile wurde eine telegraphische Depesche veröffentlicht, welche die Unterdrückung der Infürrectien in Paris ankündigte. Diese Nachricht beruhigte die ganze Bevölkerung, und man ließ von dem Ansinnen, daß die Titadelle nicht nur von Militair, sondern auch von der National⸗Garde besetzt werden solle, ab. Sehr viele Bürger verlangten Kanonen, Pul⸗ ver, Absetzung dieses oder jenes Beamten; der social⸗demokratische Klub hatte einen Aufruf an die Armee an allen Straßenecken anschlagen lassen. Bei dem Defiliren der Nationalgarde vor dem Maire vernahm man den allgemeinen Ruf: „Es lebe die Constitution!“ Die Stimmen, welche sich für die social⸗demokratische Republik hören ließen, waren nicht sehr viele; dagegen wurde der Ruf: „Es lebe der Berg!“ sehr häufig laut. Erst nach sieben Uhr ging die Nationalgarde aus einander, nachdem von dem Kommandanten zum Schlusse noch er⸗ klärt worden: Bürger! Die Republik und die Constitution sind in Gefahr. Es steht zu hoffen, daß Ihr Euch bei dem ersten Rufe, wo er sich um deren Vertheidigung handeln wird, eben so all⸗ gemein einfinden werdet, wie dies heute der Fall war.“ Es sind zwar außerordentliche militatrische Vorkehrungen getroffen, allein dieselben sind unnöthig, da überall die größte Ruhe und Ordnung herrscht. Man ist hier und im Elsaß überhaupt zu den größten Opfern und dem äußersten Kampfe bereit, um die Februar⸗ Errungenschaften aufrecht zu erhalten und nicht antasten zu lassen. Auch die letzten Spuren eines bonapartistischen Anhanges sind ver⸗
schwunden.
Straßburg, 17. Juni. (Fr kf. Journ.) Hier, wie im Elsaß überhaupt, herrscht die größte Ruhe. Die Aufregung, welche sich in den letzten Tagen kundgegeben, hat sich gänzlich gelegt. Un— zufriedene giebt es hier, wie überall, und die Zahl derer, welche die Politik der Regierung nicht billigen, ist groß; allein unsere Bevöl— kerung im Allgemeinen wird sich nie zum Werkzeuge von Gesetzlosig⸗ keten gebrauchen lassen.
Herr Struve ist gestern, mit seiner Gattin aus der bayeri⸗ schen Pfalz kommend, hier angelangt. Er wird sich, wie es heißt, nach der Schweiz begeben. Aus dem badischen Unterlande lauten die Nachrichten betrübend. Wer kann und Mittel dazu hat, flüch⸗ tet sich auf französischen Boden. Gestern im Laufe des Tages und wahrend der ganzen Nacht kamen zahlreiche Familien hier an, um eine Zufluchtsstätte bei uns zu suchen. An der benachbarten badi⸗ schen Gränze herrscht fortwährend Ordnung, und die Eisenbahn— Verbindung ist nicht gestört. Der Postenlauf zwischen hier und Frankfurt ist sehr unregelmäßig. ᷣ
London, 18. Juni. Der Königlich preußische Gesandte, Ritter Bunsen, hatte vorgestern eine Konferenz mit dem Premier -Minister Lord John gn sn dessen Amtslokal und war an demselben Tage auch im Ministerium
Großbritanien und Irland.
der auswärtigen Angelegenheiten beschäftigt. Der belgische Ge⸗ sandte, Herr Vandeweyer, konferirte am Sonnabend mit dem Kanz ler der Schatzkammer.
In der Times liest man: „Die fortgesetzte dänische Blokade der deutschen Häfen ist von großem und nachtheiligem Einfluß auf dem Einfuhrhandel von Hull, indem der Verkehr mit Hamburg einer der wichtigsten Handelszweige dieses blühenden Hafens ist. Die huller Listen der eingelaufenen Schiffe der vorigen Woche füh— ren kein einziges Fahrzeug aus den Hansestädten auf, und die ge— wöhnlich nach Hamburg und Bremen gehenden huller Dampfschiffe, welche Vieh und Lebensmittel von dort holen, muß man daher in anderen Richtungen zu beschäftigen suchen. So eben kommt eines dieser Schiffe von Antwerpen mit Vieh, Getraide und anderen, Waaren, lauter belgischen Erzeugnissen.“
Den neuesten Nachrichten aus New-Nork vom 6. Juni zufolge, war in Kanada Alles ruhig und die Legislatur vertagt. Die Times, die, wie die ganze Presse, mit Ausnahme der entschiedenen toryistischen, in der kanadischen Angelegenheit auf Seiten des Mi— nisteriums steht, bemerkt über die letzte Abstimmung im Uinterhause: „Eine Majorität, die fast doppelt 14 groß, wie die Minorität in einem vollen Hause ist, wird der kanadischen Legislatur beweisen, daß wir in England ihrer Loyalität vertrauen und ihre Unabhän— gigkeit achten. Wir sind bereit, ihr die besten und aufrichtigsten Absichten zuzuschreiben, und denken jedenfalls nicht daran, eine kor⸗ rupte und tyrannische Minorität in der Kolonie zu hätscheln, damit sie die britische Herrschaft vertrete und die Freiheit der Kolonie un= terdrücke. Wir hoffen, das Unterhaus ist fertig mit dieser Angele⸗ genheit. Obgleich die Strafe groß ist, ist doch etwas dabei ge⸗ wonnen. Es war eine plötzliche Aufklärung, wo sie gewiß nokh— wendig war, über die wahre Natur und die Rechte einer verant—⸗ wortlichen Regierung und die Stellung eines freien Staats zu freien Kolonien. Das Versammlungshaus der Kolonie ist einer sehr strengen Prüfung unterworfen worden und hat sie mit Ehren be⸗ standen. Sein Gesetz (die Entschädigungs-Bill), zu einem heiligen Zweck und unter besonderen Schwierlgkeiten erlassen, ist allerdings von dänen getadelt worden, welche ihre Kenntniß von; Gesetze da⸗ durch zeigen, daß sie von der Exekutivgewalt eine willkürliche In⸗ terpretatlon desselben verlangen; aber es hat das Glück gehabt, die Billigung weniger zweifelhafter Autoritäten gefunden zu haben, und eine derselben hat es nicht faltiös geprüft, sonbern ernst untersucht, welche andere Fassung möglicherweise dem Gesetze hätte gegeben werden können.“
Dieser Tage starb Sir C. R. Vaughan, ein Diplomat, der sich in früheren Jeülen einen geschätzten Namen erworben. Er war in den Jahren is15 bis 1816 bevollmächtigter Minister zu Madrid a h späteren Jahren Gesandter in der Schweiz und Nord⸗
Von noch lebenden Mitkämpfern der Schlacht bei Waterloo,
mee unter ihren Offizleren 525, worunter 2 Feldmarschälle, 6 Ge⸗ nerale, 270 General- Lieutenants, 43 General⸗Majore, 64 Obersten, 79 Oberst⸗Lieutenants, 31 Majore, 61 Capitaine, 117 Lieutenants, 10 Zahlmeister, 44 Quartiermeister, 41 Militair⸗ Aerzte und 2 Thierärzte.
Die Times bringt eine Korrespondenz aus Nord-Amerika, wonach die Ueberschwemmungen des Mississippi in Folge der Damm⸗ Durchbrüche wohl den vierten Theil der Zucker-Aerndte zu Grunde gerichtet haben. .
Die London Gazette enthält in ihrem amtlichen Theile die Notification der Blokade Ancona's von Seiten Oesterreichs.
Rußland und Polen. Warschau , 20. Juni. Der Platzmajor von Warschau, Kavallerie⸗Oberst Strogonoff, ist dem Oberbefehlshaber der aktiven Armee, General- Feldmarschall Fürst Paskewitsch, für besondere Aufträge beigegeben worden, und der Major Bulgarin vom Ulanen⸗Regimente des General-Adjutanten
Fürsten Tschernitscheff zum ältesten Adjutanten im Generalstabe der aktiven Armee ernannt.
Auf Grund eines Reskripts des Fürsten Statthalters vom 16ten v. M. ist den Zoll-Aemtern an der österreichischen Gränze aufgetragen, folgende Ärtikel, wenn sie aus dem Königreich Polen in die österreichischen Lande eingeführt werden, nämlich Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, Erbsen, Mehl und Grütze, bis auf weiteren Befehl ohne Erhebung von Ausfuhrzoll, Wege⸗Geld und Expedi— tionskosten durchzulassen, jedoch mit strenger Beobachtung aller po⸗ lizeilichen Paß und Gränzverkehrs⸗Vorschriften.
Der Kaiserliche Leibarzt Dr. Gregor Hoppe ist von St. Pe— tersburg hier angekommen und der Oberst und Flügel- Adjutant Sr. Majestät des Kaisers, Fürst Leo Radziwill, ist von hier dort— hin abgereist.
Niederlande. Aus dem Haag, 17. Juni. Der König hat das von dem Kolonial-Minister Herrn Baud eingereichte Ent⸗ lassungsgesuch angenommen und den Contre-Admiral van den Bosch, ehemaligen Commandeur der niederländischen Seemacht in Indien, zu dessen Nachfolger ernannt.
Schweiz. Basel, 15. Juni. (Frankf. Journ.) Der Bundesrath hat sowohl unser gamres Kontingent, als auch einige Bataillone aus angränzenden Kanonen aufs Piket gestellt, wahr— scheinlich um etwaigen Eventualitäten bei der nun bald zum Ent⸗— scheid kommenden badisch-pfälzischen Bewegung begegnen zu können. Unsere Regierung hat überdles noch vom Bundesrath für hiesige Stadt die Aufstellung eines eidgenössischen Platz-⸗Kommandanten verlangt.
Basel, 16. Juni. Dieser Tage sind etwa hundert Ungarn und Polen in kleinen Abtheilungen von vier bis acht Mann un bewaffnet durch Klein⸗Hüningen ins Badische gereist.
Tessin. Die Schwyzer 3tg. meldet: „Durch einen neuen Brief aus Faido vom 9gten d. werden uns die gegebenen Berichte über einen neuen Einfall in die Lombardei wiederholt als wahr be⸗ stätigt. Ich bin versichert, heißt es, daß gegenwärtig über 1000 Mann im Marobbiothal sind, die sich auf die bezeichneten Opera— tionspunkte der neuen Insurrection ins Veltlin, Comaskische und Bergamaskische wenden werden. Es sollen dies hauptsächlich die aus Piemont kommenden Lombarden sein, welche in der Nacht zu 30 über Bellinzona kommen, hier Sold und Weisung erhalten und so für 6 Tage mit Polenta 3c. verproviantirt an ihren Bestimmungs⸗ ort abgehen. Ich kann versichern, daß dies reine Wahrheit ist.“
Italien. Turin, 13. Juni. (Lloyd.) Man versichert mit Bestimmtheit, daß das Uebungslager bei S. Maurizio aufge—
ruppen konzentrirt. Einzelne Artillerie- Abtheilungen der Alpen⸗
Armee unternahmen von Grenoble aus häufige Promenaden mit ihren Geschützen, um die Haltbarkeit ihrer Lafetten auf Berg— irren g erproben. Unlängst fuhr ein Zug mit Mörsern und kleinerem Geschütze bis in die Nähe von Claviens. Römische Emis⸗— säre bearbeiten unsere Bevölkerung in ihrem Sinne, andererseits setzt die hiesige demokratische Partei Alles in Bewegung, um bei den eber e e ner Wahlen Deputirte ihrer Farbe in die Kammer zu bringen. Vorgestern sind General Dabormida und der Minister Pinelli nach Mailand abgereist.
Florenz, 10. Juni,. (Lloyd.) Das Staatsministerium macht in einem, an die Provinzialvorstände gerichteten Rundschrei⸗ ben die Grundsätze der neuen Regierung bekannt. „Die Regie—= rungsform von Toscana ist eine constitutivnell -monarchische, und der seinem Versprechen getreue Landesfürst ist fest entschlossen, das am 15. Februar 1848 von ihm gewährte Statut aufrecht zu erhal⸗ ten.“ Jede Ueberschreitung der Gränzen dieser Verfassung soll von der Verwaltung energisch bekämpft werden. Heer und National- garde sollen auf neuen Grundlagen reerganisirt werden. Vorgestern hielt Feldmarschall Graf Radetty auf den Wiesen der Cascinen Heerschau über die etwa 9000 Mann starke österreichische Besatzung, welche den verchrten Feldherrn mit den Acußerungen der ehrerbie— tigsten Anhänglichkeit begrußte.
Lucca, 9. Juni. (Eloyd.) Se. Exellenz der Feldmarschall Graf, von Radetzky ist heute, von Livorno 3 i. . und im Gasthofe S. Marco abgestiegen. Bald danach hielt er Musterung über die hiesige tausend Mann zählende österreichische Besatzung. . Civitavecchia, 11. Janni. (Lloyd.) Die Franzosen über— wachen alle nach Rom führenden Straßen, und ö ir fr. laviren längs der römischen Küste. Das Militair-Kommando hat für nothwendig befunden, alle ein- und auslaufenden Briefe zu er⸗ öffnen. Gestern hat das Feuer der Belagerungsgeschütze gegen Rom begonnen; gleichzeitig war der französische Botschaftér d'Har— court sammt Herrn von Rayneval aus Gacta im Lager Dudinot's eingetroffen, und so eben setzt ein französisches Dampfbbot den außer— ordentlichen französischen Kommissär de Courcelles hier ans Land. Reisende aus dem Hauptquartier berichten, daß Oudinot einen von Gaeta aus an ihn abgefertigten spanischen Dampfboots⸗ Komman— danten sehr unfreundlich empfangen habe. Ueber die Operationen der früheren Tage erfährt man, daß am Sten mehrere Granaten ins Innere der Stadt gefallen waren; die römische Artillerie konnte den feindlichen Batterieen wegen der bereits aufgerichteten Schutz- werke keinen Schaden zufügen. Die Wasservorstadt Trastevere ist fast leer, da ihre Bewohner die in der Mitte der Stadt liegenden öffentlichen Gebäude bezogen haben. Die Regierung zieht die dis— poniblen Streitkräfte in das Innere der Sladt zurück. So sind die nach Umbrien abgeordneten 4000 Mann mit vier Kanonen schon am 8, wieder zurückgekehrt. Der durch seine Abenteuer in Piemont und Sieilien berüchtigt gewordene Oberst Masi, so wie Sterbini sind auch wieder zurückgekommen. Die Triumvirn haben befohlen, daß alle eine Miglia von den Stadtmauern liegenden Gibäude ohne Ausnahme demolirt werden; in Folge dessen sah man schon
am 9. viele zur Linken der Tiber, von der Engelsburg bis parmesanischen Bogen stehende Häuser, har g f 69 n
eben werden soll. Zwischen Novi, Tortona und Castellazzo werden
Apollo⸗Theater, theilweise niederreißen. Die Franzosen arbeiten indessen fleißig an ihren Parallelen, und Alles deutet auf ein all ge⸗ meines Bombardement, welches schon morgen stattsinden soll. Die Spanier lagern ruhig in Terracinag; die Neapolitaner rückten bis Frosinone vor. Auf die Crklaͤrung der römischen Bürgergarde, sich bei Angriffen außerhalb der Mauern nicht betheiligen zu können, ließ die Regierung ihre Entwaffnung vornehmen, was Alles mit Bestürzung erfüllte, da man besorgke, die Regierung könnte die auf diese Art erlangten Waffen dem Pöbel in die Hand geben. Ein Regierungs Dekret verordnet die Einlieferung von Gold und Silber an die Slaats⸗ kassen; die Sträflinge von Termini werden bei den Befestigunge⸗ Arbeiten verwendet. Wiewohl die Gesammtsumme der Bewaffneten etwa sich auf 30, 000 Mann belaufen dürfte, so beträgt die Ziffer der regulairen Soldaten dennoch kaum 9000 aus allen Waffengat⸗ tungen. Daß übrigens Oudinot die Stadt möglichst zu verschonen sucht, beweist die Spärlichkeit und die Richtung seines Kanonen⸗ feuers, dann die Wahl seiner Geschosse. Man behauptet, daß die Ralional-Versammlung, falls Rom eingenommen würde, ihr Schick⸗ sal im Berathungssaale ruhig abwarten wolle. Nach übereinst im⸗ menden Nachrichten dürfte das Schicksal Roms morgen entschie den werden.
Palermo, 4. Juni. (Lloyd) Seit diese Stadt von den Königlichen Truppen besetzt ist, weht die alte bourbonische Fahne wieder auf den Forts, welche der Insurgenten-Anfuhrer Scordato, der übernemmencn Verpflichtung getreu, dem General Filangieri übergeben hat. Zwischen dem im Besitze der Waffen belassenen Theile der Nationalgarde und einem Schweizer-Bataillone war es, aus Anlaß einer von letzteren versuchten Plünderung, zu einem Handgemenge gekommen, wobei mehrere Personen beiderseits ver⸗ wundet oder getödtet wurden. Das fortwährende Ausbleiben der in der Unterwerfungs-Convention versprochenen Dekrete erregt hier Mißtrauen und Verstimmung. General Filangieri hat sich auf ei⸗
nigé Tage von dieser Stadt entfernt.
Gi senbahn⸗Verkehr. Thüringische Sisenbahn. Jahres⸗Bericht.
Das Jahr 1848 ist das erste, in welchem die Thüringische Ei⸗ senbahn von Halle bis Eisenach im ununterbrochenen Betriebe ge⸗ wesen ist. Wenn die Betriebs-Ergebnisse des Jahres 1847, obgleich in demselben die Bahn nur in der zweiten Haͤlfte in ihrer Ausdeh⸗ nung von Halle bis Eisenach dem Betriebe geöffnet werden konnte, zu schönen Hoffnungen und Erwartungen für das Jahr 1818 be⸗ rechtigten, so sind diese doch wegen der politischen Ereignisse dieses Jahres nicht in Erfüllung gegangen, Wenn man aber bedenkt, daß trotz dieser so ungünstigen Verhältnisse die Erträge des Betrie⸗ bes dennoch die Vertheilung einer Dividende von zwei Prozent mög⸗ lich machten, so kann man sich mit vollem Rechte der Hoffnung hin⸗ geben, daß der Betrieb der Thüringischen Eisenbahn, sobald dieselbe sfhren Anschluß an die Main⸗ Weser Bahn — von Kassel bis Frankfurt a. M. — durch die Friedrich Wilhelm's Nord⸗ bahn, und an die Köln Mindener Bahn durch die west⸗ fällsche — Haueder-Lippstadt. — erhalten haben wird, was, wenn nicht besondere politische Ereignisse hindernd eintreten, im nächsten Jahre zu erwarten steht, eine das Interesse der Actio⸗ naire befriedigende Zukunft zu erwarten hat. In Bezug hierauf sei zu erwähnen, daß der Bau der Friedrich⸗Wilhelms— Nordbahn von Kassel bis zu dem vertragsmaäͤßig bestimmten Anschlußpunkte an die Thüringische Eisenbahn längstens bis zum 1. Oktober dieses Jahres dem Betrieb wird eröffnet werden, und daß auch zu hoffen steht, daß die von der Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft bis Ger⸗ slungen zu bauende Bahnstrecke ebenfalls noch im Laufe dieses Jah⸗ res vollendet werden wird. Der Betrieb auf der Main⸗Weser⸗ Bahn — Kassel⸗- Frankfurt a. M. — wird, laut eingegangenen Nachrichten, mit Ausnahme der Strecke zwischen Butzbach und Fried⸗ berg, ebenfalls in diesem Jahre noch eröffnet werden, und zur Vollendung der westfälischen Bahn (Königlich preußische Staatsbahn von Haueda bis Lippstadt) im nächsten Jahre um so mehr Hoffnung vor⸗ handen ist, als di selbe schon in diesem Jahre von Haueda bis Warburg und von Lippstadt bis Hamm dem Betriebe wird Lröffnet werden kön⸗ nen, so daß, da die Friedrich⸗Wilhelms Nordbahn von Kassel bis Haueda gleichfalls in diesem Jahre noch befahren werden wird, alsdann schon, nur mit Ausnahme der Strecke von Warburg bis
2 ; . 46 ö. . hir ö 1. *. Hamm, eine Schienenverhbindung der ö uin in. * III . ö
hergestellt sein würde. Rechnet man „ner; en, zwischen Weißenfels und Leipzig herzustellende un, ö nenverbindung ins Leben treten wird, wodurch der Verkehr vc Nieder -⸗Rheins nach Sachsen, Schlesien und Böhmen, bezüglich Oesterreich, der Thüringer Bahn zufallen muß, so dürfte die oben ausgesprochene Hoffnung einer guͤnstigen Zukunft für das Unter⸗ nehmen der Thüringischen Eisenbahn⸗Gesellschaft wohl als vollkom⸗ men gerechtfertigt erscheinen. .
So wie die politischen Verhältnisse einen nachtheiligen Einfluß auf die Frequenz der Bahn übten, so konnte es naturlich nicht sehlen, daß dieselben auch auf den Weiterbau der Bahn ungünstig gewirkt haben, das heißt, dessen Förderung in mehr als einer Hin— sicht erschwerten. Nach dem Rechnungs⸗-Abschluß der Bau⸗-Rech⸗ nung am 15. April 1849 gestalten sich die Ausgaben den Einnah— men gegenüber wie folgt: Einnahme 1) an Stamm-Kapital 9,00 5, 000 Rthlr.; 2) an verkauften 43proz. Prioritäts⸗ Obligatio⸗ nen 2,952,800 Rihlr.; 3) Einnahmen zu Gunsten der Bau-Rech⸗ nung, als Ueberschuß aus dem Betriebsjahre 1846 — 47, wieder veräußerte Grundstücke ꝛc. 419,975 Rthlr. 5 Sgr. 1 Pf.; an schwebenden Anleihen: 1,183,149 Rthlr. 29 Sgr. 9 Pf.; 5 Ucber— schuß aus dem Betriebsjahre 1818 zu Gunsten des Reserve-Fonds 1627 Rtolr. 14 Sgr. 1 Pf.; 6). Guthaben des laufenden Betriebs⸗ jahres 69,797 Rthlr. 265 Sgr. 4 Pf.; 7) Kreditoren in laufender Rechnung 115,709 Rthlr. 26 Sgr. 8 Pf.; in Summa 13,746,069 Rthlr. 11 Sgr. 11 Pf. Ausgaben 1) Baukosten, 1 2. für Ko— sten der Bahnstrecke von Halle bis Eisenach, einschließlich des zwei— ten Geleises: A. Erdarbeiten 2,465,965 Rthlr. 24 Sgr. 6 Pf.; B. Grunderwerb 989,864 Rthlr. 19 Sgr. 11 Pf.; C. Bauwerke 2,819,576 Rthlr. 2 Pf.; D. Oberbau, 1) Geleis 1,41, sI12 Rthir. 7 Sgr. 6 Pf.; E. Einfriedigungen, Telegraphen ꝛc. 195, 187 Rthlr. 6 Sgr. 19 Pf.; F. Bahnhöfe 845,547 Rthlr. 11 Sgr. 11 Pf.; G. Bauverwaltung 157,835 Rihlr. 14 Sgr. 3 Pf.; HI. Betriebs⸗ mittel ꝛc. 1,005,951 Rthlr. 27 Sgr. 7 Pf.; J. technische Ober⸗ leitung 29,971 Rthlr. 25 Sgr. 16 Pf.; K. Directions Verwaltung 59,8238 Rthlr. 29 Sgr. 4 Pf.; L. Zinsen und Extraordinaria
954,823 Rthlr. 11 Sgr. 2 Pf. und Conto für ein zweites Vahn⸗
geleis Sis, 270 Rthlr. 14 Sgr. 10 Pf, zusammen 12ů353, 1435 * hn. 13 Sgr. 16 Pf.; nachträgliche Ausgaben auf dieselbe Strecke 19,936 Rthsr? 29 Sgr. 6 Pf. In Summa 1232773, 372 Rthlr, 13 Sg, 4 Pf. ; c) . der Bahnstrecke von Eisenach bis Gerstungen 296, 122 Rthlr. 13 Sgr. 6 Pf.; d) für Bestände an en . Materialien 313,557 Rthlr. 21 Sgr. 4 Pf.; e) für Inventariu