3 G / , o w , 2
2
S SSS G2
K ei 6 d V s U C 1. ei ir ir w A 5 m C C gů w
daß die eigenthümlichen mit dem Falle ver⸗ ke e gene. Haus rechtfertigten, die Petition entgegen⸗ zunehmen. Herr Bright bemerkte, da kein Porgang vorhanden sei, so müsse das Recht Fes Hauses so weit wie möglich ausgedehnt werden. Lord John Russell gab in Anbetracht der im Hause herr= schenden Stimmung seine Zustimmung zur Lesung der Petition, lde daruf stattfand. Es folgte nun die Debatte überz die zweite Lefung der Bill über die Deportation der irländischen Hochverräther. Nachbem Sir G. Grey den Charakter der Bill auseinandergesetzt halte und das Amendement Napier's, so wie ein Antrag auf Ver- iagung der Debatte, verworfen worden waren, nahm dieselbe einen sehr scürmischen Charakter an, und es kam zwischen mehreren Red⸗ nern zu einem heftigen Wortwechsel, der das Einschreiten des Sprechers nöthig machte. Als es jedoch zur Abstimmung kam, wurde die zweite Lesung mit der Majorität von 156 Stimmen be⸗ schlossen. Das Urtheil der Deportation ist am Morgen des 17ten an den irländischen Staatsgefangenen Martin und O' Doherty, ersterer Redacteur des Felon, letzterer der Tribune, Beide wegen Auffor⸗ derung zum Aufruhr bei Gelegenheit des vorjährigen irländischen Aufstandes zu zehnjähriger Deportation verurtheilt, vollzogen worden. Ein Kriegsdampfschiff erwartete sie zu Kingstown, um sie von dort vorläufig nach Spike⸗Island im Hafen von Cork zu be⸗
fördern.
Gestern hatte der bisherige sardinische Gesandte, Marquis von Sault, feine Abschieds⸗Audienz bei der Königin, und der mit einer besonderen Mission des Königs von Sardinien beauftragte Graf Gallina überreichte Ihrer Majestät seine Kreditive, Dann wurden Viscount Ponsonby, der britische Gesandte in Wien, der im Be⸗ griff ist, wieder auf seinen Posten abzugehen, und Sir Hamilton Seymour, der britische Gesandte in Lissabon, der so eben von dort hier ,. der Königin durch Lord Palmerston zu Audienzen zugeführt.
ö Man hält den Tod Karl Albert's noch nicht für gewiß. Als das letzte Dampfschiff Lissabon verließ, war nur das Gerücht da⸗ von in der Stadt verbreitet. Gewiß ist, daß er bedenklich krank daniederlag. ö
Die Times theilt eine Note des Grafen Teleky, Abgesandten der gegenwärtigen ungarischen Regierung, an den französischen Mi⸗ nister der auswärtigen Angelegenheiten, mit. Er setzt in derselben die verfassungsZsmäßigen Rechte Ungarns zum Widerstande gegen Desterreich aus einander und stützt diese Rechte auf die gesetz- und verfassungsmäßige Unabhängigkeit Ungarns, auf das Verfahren des Hauses Sesterreich, die offene Verletzung der ungarischen Verfassung n nn die Rolle Ungarns als Vorkämpfer der Civilisation gegen Rußland.
Einem industriellen Journale zufolge, befindet sich ein Abge⸗ sandter der ungarischen Regierung hier, welcher beauftragt ist, einen Handelsvertrag mit, England abzuschließen. Man hält es jedoch für sehr unwahrscheinlich, daß seine Anerbietungen hier jetzt Berück⸗ sichtigung finden werden.
Rach Berichten aus New -Nork vom 5. Juni ist das Parla⸗ ment von Kanada am 30sten v. M. durch den Vice Gouverneur,
General Rowan, bis zum 5. Juli prorogirt worden. In New⸗Or⸗
leans war die Ueberschwemmung noch immer im Steigen.
Eine Deputation der allgenieinen Rheder⸗-Gesellschaft hatte die⸗ ser Tage eine Unterredung mit Sir George Grey, dem Staats⸗ Secretair des Innern, über die Schifffahrtsgesetze. Die Morning Ehrontele sagt: „Wie wir hören, hat der nordamerikanische Ge⸗ sandte in Londoõn die Weisung erhalten, seine Korrespondenz mit der britischen Regierung über die beabsichtigten Aenderungen in den englischen Schifffahrtsgesetzen einzustellen. Das washingtoner Ka⸗ binet will, ehe es weitere Schritte thut, die Ankunft Sir Henry Bulwers (des neuernannten britischen Gesandten) abwarten. Was die Freigebung des Küstenhandels anlangt, wird, so versichert man uns, Amerika jedenfalls keine Gegenseitigfeit üben.“
Ber Times zufolge wären in den letzten Tagen 80,000 Pfd. in Gold aus Rußland hier eingetroffen, und man erwartet noch sehr bedeutende Goldsendungen von dorther.
Am 12. Juni starb in London Henry Tufton, elfter Graf von Thanet, erblicher Ober-Sheriff von Westmoreland, aus einem der ältesten englischen Adelsgeschlechter. Er stammte angeblich von Rollo, Herzog von der Normandie und Großvater Wilhelms des Froberers. Er ist unvermählt gestorben und die Pairie, wie es scheint, mit ihm erloschen.
Schweiz. Bern, 15. Juni. (Köln. Ztg.) Endlich ha⸗ ben die Vorgänge in Baden, mehr noch die im benachbarten Würt⸗ temberg, den schweizerischen Bundesrath vermocht, Maßnahmen zu treffen. Folgendes ist das Ofsizielle in dieser Beziehung: „Die gegenwärtige Krisis, die in den an die nördliche Schweizergränze anstoßenden Ländern obwaltet, veranlaßte den Bundesrath, die Lage in Erwägung zu ziehen, ob nicht gegen allfällige Eventualitäten hin etwaige Vorsichtsmaßregeln zu treffen seien. Die Regierung von Vasclstadt machte gleichzeitig mit Zuschrift vom 13tten d. M. darauf aufmerksam, es möchte angemessen sein, ein eidgenössisches Kommando an der dortigen Gränze aufzustellen, welches die zum Schutze der nördlichen Schweizergraͤnze erforderlichen Maßregeln anordnen könnte. Es faßte daher der Bundesrath unterm 14. Juni (Abends) folgen ven Vischluß: 1) Es soll die Aufstellung eines eidgenössischen Obersten in der Eigenschaft eines Brigade⸗Kommandanten in Basel siatl finden, zum Zwecke der Ueberwachung dieses Platzes und der nördlichen Schweißzergränze gegenüber dem allfälligen Andrange von bewaffneten und unbewaffneten Flüchtlingen und anderen möglichen Eventualitäten. 2) Im Falle der Noth oder Dringlichkeit ist der selbe angewiesen, zur Sicherstellung der nördlichen Gränze vorläu⸗ sig ein Aufgebot an die zunächst gelegenen Truppen zu erlassen, unter gleichzeitiger Anzeige an das schweizerische Militair⸗Departe⸗ ment, damit je nach der längeren Fortdauer eines solchen die Kan⸗ tone näher bezeichnet werden können, die einem längeren Aufgebote Folge zu leisten hätten. 3) Den Ständen Vein, Solothurn, Basel und Aargau wird von gegenwärtigem Beschlusse Kenntniß gegeben mit der Einladung, einem bezüglichen Begehren des eidgenössischen Brigade⸗Kommandanten eintretenfalls zu entsprechen und gleichzeitig gegen die Regierung von Baselstadt die Erwartung auszusprechen, daß sie ihre Bundestruppen nöthigenfalls zur Disposition desselben stelle, ohne daß dieselben als im eidgenössischen Dienst stehend be⸗= trachtet werden sollen.“ Zum Brigade⸗Kommandanten wurde hier⸗ auf ernannt der eidg. Oberst A. Kurz von Bern, ein der konser—⸗ vativen Partei angehörender Vorkämpfer.
Der Nationalraih hat bereits zwei Hauptsätze in der Zollfrage entschieden: einmal sollen alle Zölle mit wenigen Ausnahmen ein⸗ gelöst, die noch zu beziehenden an die Gränze verlegt und die Kan⸗ lone im Verhältniß der bigherigen Einnahmen . werden; sodann ist die durch die Zölle zu beziehende Summe auf 3,200, 000 Fr. angesetzt worden.
Bern, 17. Juni, (Frankf. J Dr. Buß aug Frankfurt hat an den Ständerath das Gesuch gestellt, daß 6. alle . Win vesverfassung betreffenden Protokolle und Akten zugestellt werden
1096
möchten. Es wurde, wie natürlich, über diese originelle Zumuthung zur Tagesordnung geschritten.
Italien. Modena, 11. Juni. (Lloyd.) Sonnabends wurde die Kdnigliche Prinzesstn, Tochter unseres Herzogs, in der Schloßkapelle von unserem Hischofe getauft. Sie erhielt die Namen Anna, Bea⸗ trice, Theresa, Maria.! Die Oberhofmeisterin der regierenden Erz⸗ herzogin, Marquise Bangoni⸗Carcano, vertrat dabei Ihre Majestät . Marianne, Tante der jungen Prinzessin, als Tauf⸗ pathin.
Die Nationalgarden sind aufgelöst, und die Uebergabe der Waffen ist unter Androhung schwerer Strafen anbefohlen.
Florenz, 10. Juni. (Lloyd.) Die Regierung widerlegt das Gerücht, als wäre eine außerordentliche Militair Aus hebung im Anzuge. —
Die Bürgergarden von Greve und, Grosetto sind aufgelöst.
Feldmarschall⸗ Lieutenant Graf Wimpfen hat während seiner Anwesenheit in Perugia die dortige Munizipalität mit der Aeuße⸗ rung beruhigt, daß der Papst, nach Rom zurückgekehrt, nur in der Wesse wie die Königin Victoria in England, regieren werde.
Civitavecchia, 11. Juni. (Lloyd. Wenn man den aus dem französischen Hauptquartier hier so eben eingetrof⸗ fenen Nachrichten trauen darf, so wäre heute früh, in Folge der von Herrn von Courcelles dem General Oudinot überbrachten Wei⸗ sungen und, der dem Herrn von Hercourt vom heiligen Vater er= theilten Vollmachten, ein achttägiger Waffenstillstand mit den Rö⸗ mern abgeschlossen worden. Gestern soll noch ein heftiger Kampf zwischen beiden Heeren stattgefunden haben, wobei es Garibaldi bei einem plötzlichen Ausfall gelungen sein soll, den Feind zurückzuwer⸗ fen. Oudinot hat am Tten, um die Frohnleichnams⸗Prozession nicht zu stören, mit dem Kanoniren inne gehalten. Am 9gten erfolgte wieder der Angriff, und die Franzosen blieben definitiv im Besitze der Punkte Vascello, Villa Valentini, Pamfili und Villa dei Venti, welch letzterer Platz viel Blut kostete. In den Umgebungen der Stadt lagen Leichen unbeerdigt, welche die Luft verpesteten; zum Schnitte der reifenden Saaten‘ finden sich keine Landleute, da sie die An⸗= nahme von Papiergeld verweigern. Die schönen Villen Patrizi und Borghese rxistiren nicht mehr. Ueber den von fünfhundert Freiwil⸗ ligen am gten Morgens bewerkstelligten Ausfall verlautet nichts Un⸗ gunstiges für die Römer. Die Franzosen arbeiteten fleißig an ihren Laufgkäben, gegen deren Mannschaft die Belagerten ihr Pulver fruchllos verschoffen. Es cirkulirten in Rem Abdrücke einer „Ansprache Pius 1X. an fein Volk“, ohne daß man den Ursprung dieser Publica⸗ ionen erfahren konnte. Gegen die Verbreitung entmuthigender Rachrichten wurden Strafen festgesetzt. Die Trasteveriner machen sich in den Palästen der abwesenden Herrschaften sehr bequem. Alle Besitzer von Wagen und Pferden sind bei schwerer Strafe gehal⸗ ten, sich mit ihren Fuhrwerken des Nachts an einem bezeichneten Hauptplatze einzufinden, damit das Kriegs⸗Ministexium sich nöthi⸗ genfalls ihrer bedienen könne. Die aktive Nationalgarde beläuft sich, nach amtlichen Nachrichten, auf nicht mehr als achttausend Mann. Da schon seit dem Zten d. Qberst Panciani mit seiner nach Osten abgegangenen Schaar vermißt wird, so fürchtet man, daß ihn die , von Rom abgeschnitten hätten. Im fran— zösischen Lager soll man häufig den Ruf: „Es lebe Ludwig Phi⸗ lipp!“ gehört haben.
Spanien. Madrid, 14. Juni. Mehrere Blätter melden, daß der spanische Gesandte am wiener Hofe, Herzog von Gor, von seinem Posten abberufen worden wäre. Es heißt, er würde dort durch Herrn Olozaga ersetzt werden.
Im Senate gab der Minister der auswärtigen Angelegenhei⸗
ten, Marquis von Pidal, gestern folgende Erklärung ab: „Wir sind die einzige Macht, welche bei der Intervention im Kirchenstaat ein rein religiöses Interesse verfolgt. Daraus folgt, daß, wenn die Begebenheiten dieser Frage einen anderen Charakter verleihen, und di? polltischen Interessen über die religiösen gestellt werden sollten, Spanien sagen würde: Diese , fn sind nicht die mei⸗ nigen: mein Prinzip ist das religiöse. Da es sich um andere Fra⸗ gen handelt, so ziehe ich mich in mein Zelt zurück, denn jenes geht mich nichts an. Dies erkläre ich gleich jetzt.“
Die Ratificationen des zwischen den Regierungen Spaniens und Frankreichs abgeschlossenen Postvertrages wurden am Hten hier zwischen dem Minister Pidal und dem französischen Geschäftsträger ausgewechselt. Die Vollziehung des Vertrages tritt mit dem 15. Juli ein.
In der gestrigen Sitzung des Kongresses wurde die Dis kussion des über den Tarif⸗Entwurf abgegebenen Kommissions-Gutachtens eröffnet. Zuerst wurden einige leichte Abänderungen verlesen, welche die Kommission auf den Wunsch der catalonischen Deputir⸗ ten an ihrem ursprünglichen Gutachten getroffen hat. Sie betref⸗ fen nur ein ge Baummwollenstoffe. Außerdem wurden zwölf, mei⸗ stens von Eatalonien beantragte Amendements vorgelegt. Dann trat Herr Madoz (Progressist, Deputirter für Catalonien) als Redner gegen den Tarif-⸗Entwurf auf, der, ihm zufolge, nur den völligen Ruin der Fabrikanten Cataloniens herbeiführen werde. Er bestand darauf, daß die Kommission des Kongresses nicht hinlänglich unterrichtet wäre, und die Erörterung der Frage bis auf die nächste Legislatur verschoben werden müsse.
Zproz. 2675 P. 5proz. 103 P.
Griechenland. Athen, 8. Junt. (Wan derer.) Noch immer klagt man über die Unthätigkeit des Ministeriums und glaubt nun die Ursache hiervon darin suchen zu müssen, weil man bei der Bildung desselben keine Prinzipienfrage sich aufgestellt hat, die Mi⸗ nister sonach vereinzelt nach eigenem Gu dünken, ohne gemeinschaft⸗ liches Interesse, ohne allgemeinen Plan arbeiten, Herrn Kristides ist es indeß gelungen, in Syra von 2070 Wählern unter 2236 zum Deputirten erkeren zu werden. Er war indeß der einzige Kan⸗ didat und nun will die Wahlkörperschaft hintendrein . etwas Ungesetzliches an der Geschichte finden und Protest einlegen. Der Justiz-Minister hat den Vorschlag gemacht, in Patras einen neuen Berichtshof zu errichten, unter welchem die, Jurisdictionen von Missolunghi und Kalamas stehen würden, die bisher von Athen und Nauplia abhingen. Die Auslagen würden sich auf einige 10,000 Drachmen belaufen. Die Frage wegen der Pensionen für die bayerischen Militairs läßt man fallen, wie es scheint, und ein ähnliches Schicksal soll sogar der berühmten Klosterherstellungs⸗Ange⸗ legenheit bevorstehen, obwohl sie schon zur Senatsberathung ediehen ist. Die Kammer zupft am Bud get herum, ohne aber n f etwas zu thun, denn sie bewilligt alle Posttionen, so wie solche angesprochen werden. Herr Kristides, der Minister des Innern, hat einen Kredit von I5, 005 Drachmen zur Unterstützung der politischen Flüchtlinge aus den benachbarten Provinzen in Anspruch genommen.
Gestern ist in Athen Herr Wyse, der englische Bevollmãchtigte an Bord des Dampfschiffs „Tartarus“ angekömmen. Am 1. Juni feierte man den Jahrestag der Thronbesteigung des Königs, welche mit seiner Volljährigkeit stattfand. König Otto ist nun Jahre alt. Am nämlichen Tage feierte die Universität und vier Tage spä⸗ ter die archäologische Gesellschaft ihr Gründungsfest.
Die Raͤubervertilgung dürfte nun bald rasch vor sich gehen. Während vie Briganten sich bereits hier und da bemühen, die Gränze zu erreichen, um ihren Verfolgern zu entgehen, werden sie von den lauernden Türken nicht minder streng daselbst empfangen. Viele sind bereits getödtet worden, andere haben sich unterworfen.
Moldau und Walachei. Bucharest, 7. Juni. (Wan⸗ derer.) Am 4ten d. M. kamen bedeutende Abtheilungen Kaiserl. türkischer Truppen, aus Infanterie, Kavallerie und Artillerie beste= hend, von Giurgewo vor der Barriere an, wo Se. Excellenz der kommandirende General Omer Pascha sie Lesichtigte. Dann mar- schirten sie in Parade mit klingendem Spiel durch die Stadt, um vor der Barriere Podomogoschoge ins Lager zu rücken, wo Se. Excellenz Fuad Efendi sie ebenfalls vorbeidefiliren ließ.
Jonische Inseln. Korfu, 9. Juni. (Lloyd.) Der neue englifche Lord⸗Ober⸗Kommissär, Herr Ward, hat am Aten die le⸗ gielative Versammlung mit einer Rede geschlossen, die Grundsäßze seines Vorgängers, Lord Seaton, billigend, sich mit den vom gesetz⸗ gebenden Körper unlängst vorgeschlagenen Grundreformen einver= standen erklärt und den Anwesenden versichert, daß, sobald die Kö⸗ nigin Victoria den im Geiste der Verwaltung angesuchten Ver⸗ änderungen ihre Genehmigung ertheilt, auch der Gouverneur sich bemühen wird, durch Förderung zum Wohlergehen des jonischen Volkes nach Kräften mitzuwirken.
Türkei. Konstantinopel, 4. Juni. (Wanderer.) Am 27. Mai war Ministerrath bei der hohen Pforte unter dem Vorhsitze des Großwesirs Reschid Pascha. Dieser hat vom Sultan einen reich mit Brillanten verzierten Ehrensäbel erhalten. Zarif Mustafa wurde Gouverneur von Koniah und Würdenträger erster Klasse. Jussuf Pascha, bisher Gouverneur von Marach, ist zum Gouver⸗ neut bon Harburun ernannt worden. Die Stelle des verstorbenen Direktors der Kaiserlichen Druckerei, Said Bey, ist durch Redschaj Efendi, welcher den offiziellen Theil des Moniteur Ottoman redigirte, besetzt worden. Zugleich wurde Redschaj Efendi zum Ge⸗ schichtschreiber des Kaiserthumes ernannt. ⸗
Am 2östen feierte man in Konstantinopel das Fest Kandil- Gedschessi, welches ungefähr auf den 5osten Tag vor dem Ramasan fällt. Alle öffentlichen Monumente waren illuminirt und die Tür- ken brachten bie Nacht vom 24 — 6sten im Gebete zu. Alle Wür⸗ denträger bekomplimentiren sich bei dieser Gelegenheit gegenseitig und dirsmal begaben sie sich in corpore nach Balta⸗Liman, um dem Großwesir die Aufwartung zu machen. Während dieser Visite nahm auch Riza Pascha, welcher nach seinem Gouvernement Brusa ab⸗ ging, von Keschid Pascha Abschied. .
Graf Stürmer hatte am 29. v. M. eine Konferenz mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten und Sir Stratford⸗ Canning am 6. d. It. Beim griechischen Gesandischafts= Personale in Konstantinopel sind Veränderungen vor sich ge—⸗ gangen. Kanaris, der Sohn des griechischen Ministerpräsiden⸗ ken, bisher Attachs, ist Legations-Secretair geworden und Fo⸗ topulo zweiter Dolmetsch. Herr Titoff, der außerordentliche Ge⸗ sandte und Bevollmächtigte Rußlands, hat seine Residenz in Bu⸗ jukdere aufgeschlagen. Am Tten hatte er eine Konferenz mit dem Großwesir und Minister des Aeußern in Balta-Liman. Nechet Bey, der Direktor des Paßbüreau' s, welcher bereits seit einiger Zeit die Geschäfte der Legation von Toscana besorgt hatte, übergab. nun dieselben an Herrn Serafini. Nachrichten aus Bagdad zufolge, war daselbst die englische Kommission für die türkisch - persischen Gränzstreitigkeiten angelangt, und auch der persische Kommissär Mirza Dschaffer Chan hatte sich bereits daselbst eingefunden. Ueber Smyrna wird berichtet, daß die Türkei nochmals einen russischen Diplomatenbesuch durch Herrn Brunow erhalten soll, welcher die Bestimmung hat, einige von General Grabbe außer Acht gelassene Punkte nachträglich zu behandeln.
Im Gebieke von Salonichi haben Truppenbewegungen stattge— funden, wie dies denn auch überhaupt in der Türkei noch immer der Fall ist; die Ruhe ist aber nicht im Geringsten gestört.
In Beirut war am 30sten Ethem Bey, der neue Gouverneur von Jerusalem, eingetroffen und am 29sten Emer Efendi, der neue Präsident des Munizipaltribunals, dessen Ankunft Jedermann mit Sehnsucht entgegensah, weil man von ihm eine gründliche Reform des Gerichtswesens erwartet. Der Ey⸗Präsident Said Abd - el⸗ Fettah Hamdi, welcher sich nicht nur eine maßlose Unterdrückung der Christen, sondern auch eine freche Willkür im Allgemeinen erlaubt hatte, wurde abgesetzt, und wegen Corruption und ungebührlichem öffentlichen Auftreten gegen den Gouverneur Vamik-Pascha sogar ins Gefängniß abgeführt.
Konstantinopel, 7. Juni. (Presse.) Der englische Bot- schafter Sir Stratford Canning, der in den letzten Wochen an einer schweren Krankheit daniederlag, hat sich so erholt, daß er- einen Theil seiner Arbeiten wieder übernehmen konnte; ex hatte bereits mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Alt Pascha, eine lange Konferenz in dessen Landhause Bojadgi Keusj.
Mit dem letzten französischen Dampfboote ist der neue belgische Gesandte bei der Pforte, Herr Blondel van Kollenbruck, hier ange= kommen; er löst Herrn von Kerkhoven ab, der in einigen Tagen ,,, verlassen wird, um sich nach Belgien zurückzu—
egeben.
. Die kleine Flotille, die Freitag den Hafen mit dem Auftrage verlassen hat, neuerdings im Archipel auf Piraten zu kreuzen, . aus zwei Fregatten, einer Drig und zwei Schoonern, und steht unter dem Kommando Ismatl Bey's. Das in Rhodus liegende türkische Dampfboot hat ebenfalls den Auftrag bekommen, die se Expedition zu verstärken.
Aegypten. Alexandrien, 6. Juni. , Abbas Pascha lebt fortwährend in Kahira, von allen Staatsgeschäften entfernt. Mit Artim Bey, dem Minister des Innern, ist der russische General⸗ Konful de Fock von Kahira in Alexandrien eingetroffen, so daß der⸗ malen in Kahira nur noch der britische General ⸗Konsul verbleibt. Abermals ist von Alexandrien ein Linienschiff nach Konstantinopel abgesendet worden, und es heißt, daß ein zweites zu der nämlichen Bestimmung bereit liege. :
Aus Aden wurde nach Suez geschrieben, daß der Krieg in Yemen eine dem Sultan Abdul Medschid günstige Wendung nehme. Der Scheriff von Mekka und Tossiel Pascha hatten nämlich mit neun großen und vierzig kleineren Fahrzeugen Truppen ans Land gesezs und Hadeida, Mekka, sammt der ganzen Provinz Jemen ohne Widerstand besetzt. ⸗
(Wanderer.) Herr Fresnel, der französische Konsul in Jedda, wurde auf ver Straße von einem türlischen Soldaten beleidigt, ja es heißt sogar, daß der Letztere auf ihn gefeuert, aber schlecht ge- zielt habe, so daß Herr. Fresnel unbeschädigt blieb. Er verlangte Genugthuung vom Pascha, der sie zwar versprach, aber darauf warten ließ. Herr Fresnel drohte, die Flagge abzunehmen und sich zu entfernen. Dies wirkte und der Konsul erhielt, was er ver— langte.
Zweite Beilage
M 171.
e — T— — —— — 1 — d — —
Inhalt.
Ausland. Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New ⸗ York. Die Eholera. — Das Projekt einer Isthmus - Eisenbahn.
Adressen. . Wissenschaft und Kunst. Königliches Opernhaus. (Don Juan. Fräulein Ischiesche: Donna Anna.)
Eisenbahn⸗Verkehr. Markt ⸗Berichte.
Aichtamtlicher Theil. Ausland.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗ ork, 6. Juni. (Schnellpost Im Westen tritt die Cholera chlimmer auf, als man bisher hier glauben mochte. Telegraphische Berichte von Baltimore sagen, daß die Cholera auf dem Steamer „Monroe“, von St. Louls nach Jeffersonville gehend, ausbrach. Bevor berfelbe an seinem Bestimmungsorte ankam, hatte er 53 Todte an Bord. In St. Louis starben am 22. Mai 24 Personen an der Cholera und 13 an anderen Krankheiten. Die Gesundheits-Kom⸗ misston in Cincinnati berichtet am 23. Mai 17 Cholerafälle und davon 8 Todesfälle, welche von Montag bis Dienstag, und 4 Fälle und 4 Todte, welche von da bis Mittwoch den 23sten Mittags vor⸗ gekommen sind. Die Wuth der Seuche soll daselbst im Ab⸗ nehmen sein. Von Philadelphia wurden 8 Cholerafälle ge⸗ meldet, doch wird dem von der dortigen Sanitäts- Kom⸗ mission widersprochen. Von Baltimore werden auch mehrere Cholerafälle berichtet, die nicht wenig Schrecken unter den Leuten verbreitet haben. In New-Nork ist bis dahin die Seuche nur sehr vereinzelt aufgetreten. Personen, welche aus den Missouri⸗ Ebenen in St. Louis ankamen, bringen die Nachricht, daß die Cho— lera unter den berittenen Büchsenschüßen und den Auswanderern ausgebrochen sei. Eine Partie New-NJorker von 30 Mann, welche auf, dem Wege nach Kalifornien waren, mußte 25 ihrer Mitglieder zurücklassen. Ihre Wagen waren zerbrochen und die Maulthiere und Pferde unbrauchbar geworden.
In den südlichen und westlichen Staaten der Union gewinnt das Projekt einer Eisenbahn über den Isthmus von Panama, um den Mississipppi mit dem Stillen Occan zu verbinden, immer mehr Anhänger und Freunde. Die Möglichkeit der Ausführung und der daraus für die westlichen Staaten erwachsende Vortheil bewog die Bürger von Arkansas, in einer Versammlung den Entschluß zu fassen, auf den 4. Juli d. J. einen Konvent nach Memphis, Ten= nessee, zu berufen. Die Angelegenheit soll dort genau in Betracht gezogen werden. .
Ew; Majestät haben ein Königliches Wort zu Ihrem Volke geredet, und so lön⸗ nen wir dem Brange nicht widerstehen, aus der Fülle unserer treuen Herzen zu antworten. f Wir beklagen es tief, daß die deutsche Kaiserkrone Ew. Majestät unter Bedingungen angetragen ist, welche die Annahme unmöglich machten, noch tiefer schmerzt es uns, daß es der Umsturz⸗Partei gelungen ist, unter dem Deckmantel der Freiheit und Einheit Beutschlands die Flammen des Bürgerkrieges anzuschüren; aber eben in dieser Betrübniß, welche Ew. Majestaͤt mit uns theilen, und im unwandelbaren Vertrauen auf Ihr Königliches Wort, die wahre Freiheit und Einheit des großen gemeinsamen Vaterlandes fest be⸗ ründen und gegen innere und äußere Feinde mit starkem Arme e, zu wollen, stehen wir nur um so fester zu unserem Könige und leben der Zuversicht, daß vor dem in alter wie in neuer Zeit so herrlich bewährten Waffenruhme der. Preußen, wie vor dem ge= funden Sinne und, der Treue des Volkes das Werk der Lüge und bes Ümsturzes aller gesetzlichen Ordnung bald — vielleicht ohne ferneren Bruderkampf — in Trümmer zerfallen wird. Heil und Sieg unserem Könige, Heil unserem deutschen, wie unserem preußischen Vaterlande! ͤ Rügen, im Mai 1819. Unterschriften. Aus Putbus 95 Granitz, Laucken, Gobbin, Garflitz, Sellin, Mönchgut 57 Garz, Zudar, Swantow, Gustow . ... ..... .. 41 Bergen, Gingst, Rambin 54 Rappin, Trent, Schaprode, Patzig nebst Umge⸗ ö 8
Königliche Majestät!
Ew. Königl. Majestät deutsches und landesväterliches Wort an das preußische Volk vom 15. Mai d. J. ist, wie es von Herzen gekommen, auch Vielen zu Herzen gegangen.
„Es drängt uns, gegen Ew. Königl. Majestät unseren Dank dafür und zugleich unsere feste Entschließung, mit unerschütterlicher Treue zu Ew. Königl. Majestät zu stehen und Gut und Blut dafür zu opfern, auszusprechen.
„Wir vertrauen Ew. Majestät Wort, Alles aufbieten zu wollen für Herstellung eines wahrhaften und lebenskräftigen deutschen Bundesstaats, für deutsche Einheit und Kraft und Bestegung aller partikularistischen, die Einheit gefährdenden Interessen.
„Wir vertrauen der Welsheit Allerhöchstihrer Entschließungen über die dazu führenden Mittel und Wege und versprechen, nach
unseren Kräften sie zu unterstützen und zu fördern.
Wir getrösten uns aber auch der Zuversicht, daß die göttliche Vorsehung diese vereinten Bestrebungen von Fürst und Volk zu dem vom ganzen deutschen Volke ersehnten Ziele einer auf Recht, Gesetz 16 Ordnung begründeten deutschen Einheit und Freiheit führen
ird.
Gott erhalte Ew. Königl. Majestät theures Leben dem preußi⸗ chen und dem gesammten deutschen Vaterlande.
Ew. Königl. Majestät ᷓ allergetreueste. Die Mitglieder des magdeburger Vereins für Ausbildung der politischen und sozialen Verhältnisse. Magdeburg, den 31. Mai 1849. (420 Unterschriften. )
Zweite Beilage zum P
1097
— —— .
Se. Majestät unser König und Herr hat unterm 15. Mai a znr Aufruf an sein Volk erlassen, worin Allerhöchstderselbe e agt: „Steht Mein Volk zu Mir, wie Ich zu ihm in Treue und Vertrauen e , . so wird uns Gottes Segen und damit ein herrlicher Sieg nicht fehlen.“ Demgemäß sprechen wir hierdurch unseren festen Entschluß aus: in wahrer Treue mit Gut und Blut zu unserem König zu halten. Der Wahlspruch: „Mit Gott für König und Vaterland!“ bleibt uns heilig. Westhavelland, im Juni 1849. aus den Ortschaften Unterschriften 1. Bagow .. ...... ...... . 33 2. Barnewitz... ; 3. Behnitz, Groß⸗ 4. Behnitz, Klein⸗ 5. Briesen ; b. Berge ꝛc. ... ...... ..... ...... 7. Braedikow
13. 96 ö . j 14. Gröningen
15. Görne .... ... . . 16.
17.
18.
19.
20.
21. Kriele
22. Lietzow ..... , 23.
24. ;
25. Marzahne. . .. ...... ...... ..... ö 26. Möthlow
27. Niebede
28. Pessin
29.
30.
33. Stechow .. ..... w 34. Sulensdorf ...... . 2.
35. Wachow
36. Warsow ...... , . 37. Zachow ... .... ... J 38. Zootzen
39. Stölln
40. Bamme. . ..... 26
Allerdurchlauchtigster König! Allergnädigster König und Herr!
Wenn auch in manchen Theilen des deutschen Vaterlandes die Treue und die Liebe zum angestammten Herrscherhause verschwun⸗ den zu sein scheint; wenn selbst ein Theil des preußischen Vater= landes, aufgereizt durch falschen Wahn und Lehre, aufgereizt durch künstliche, verbrecherisch: Mittel, angefangen hat, nicht mit, der alt⸗ bewährten Treue dem Hause Hohenzollern anzuhängen, so haben die hohen, offenherzigen Worte Ew. Majestät an Ihr Volk doch gewiß alle Schwankenden gestärkt, alle treuen Anhänger des Thrones von neuem gekräftigt und ermuthigt. Alle Gauen unseres preußischen Vaterlandes beeilen sich, diese ihre heiligsten Empfindungen an den Thron Ew. Majestät gelangen zu lassen und von neuem zu be⸗— schwören: wie wir stolz sind auf die ruhmreiche Geschichte unseres Vaterlandes und die unseres erhabenen Herrscher⸗Geschlechts; stolz sind, gleich unseren Vorältern Gelegenheit zu finden, die schönsten und schwersten Opfer auch dem Vaterlande weihen und sich in die⸗ ser altbewährten Hingebung ebenfalls bethätigen zu dürfen.
Ein neues festes Band schlingen diese Worte um Thron und Volk, und mag von außen Gefahr, von innen Aufruhr drohen: Preußens Volk hält fest an seinen Thron und steht, des Rufs gewärtig, Gut und Blut zu opfern für Ord⸗ nung und Gesetz! „Der König ruft sein Volk!“ so rufen alle Treuen, und tausendfältig schallt es auch aus unser Aller Mund, Bewohner einer Stadt, die seit fünf Jahrhunderten schon den Na—m men die Treue“ führt. ;
Ja, Königliche Majestät, die Treue führt zur Einheit, und die⸗ sen unseren von unseren Vorfahren ererbten und nicht geänderten Sinn vor Ew. Majestät froh und freudig aussprechen zu dürfen, fühlt sich der unterzeichnete Verein, als Vertreter eines sehr großen Theiles der Stadt, gedrungen. Wir glauben, mit voller Ueberzeu⸗ gung versichern zu können, daß die an vielen Orten erhobene Fahne des Aufruhrs hier alle Herzen tief bewegt und geschmerzt hat, daß aber, je größer die Gefahr für Thron und Vaterland, für Preußen und fur Deutschland, wird, wir um so fester zusammen—⸗ ö und uns um den Thron Ew. Majestät enger schaaren werden.
Und Gottes Segen wird der Treue den Sieg bewahren!
ö Ew. Majestät allerunterthänigster Verein für constitutionelles Königthum in Treuenbrietzen und Umgegend.
Treuenbrietzen, den 1. Juni 1849.
Königliche Majestät! .
Akte von der höchsten Wichtigkeit sind in den verflossenen Ta— gen von Ew. Königlichen Majestät ausgegangen: der Entwurf einer deutschen Reichs⸗Verfassung nebst einer Verordnung über die Wah- len zum deutschen Volkshause und einer anderen uber die proviso⸗ rische Errichtung eines Bundes-Schiedsgerichtes, nicht minder die Verordnung über den veränderten Wahlmodus für unsere preußische int , .
Es drängt uns, Ew. Königliche Majestät für diese Entschlie= ßungen unseren wärmsten, ehrfurchtvollsten .
Wer, der es treu meint mit Preußen, mit Deutschland, ver⸗— möchte es, zu verkennen, daß in diesen wahrhaft Königlichen Maß- nahmen das Morgenroth einer besseren . uns aufgeht?
Wer stieht es nicht, daß allein auf dem Wege, welchen Ew. Königliche Majestät vorgezeichnet, und welcher — sorgsam schonend, was das frankfurter Parlament irgend Gutes geschaffen — weise die Keime des Berderbens ausscheidet, welche die Leidenschaften der
reußisch en Staats- Anzeiger.
Sonntag d. v4. Juni ˖
—— — —
Parteien nur zu reichlich in die deutsche Verfassung gepflanzt hat⸗ ien — bas Ziel, was allen Besseren im deutschen Vol ke vorschwebt, erreicht werden kann: seine Kraft und Würde nach außen — im Innern die Freiheit seiner Stämme, ihre kräftige, materielle wie deistige Fortentwickclung durch gemeinsame, heilbringende Institu fionen, ihre möglichst innige Vereinigung endlich ohne Aufopferung ihrer im Laufe der Jahrhunderte sich ausgebildeten Eigenthümlich⸗ keit und Selbstständigkeit, so weit nicht Jene höheren Zwecke eine Aufopferung an letzterer unerläßlich erfordern, und ohne Zerstörung der Thron — dieser Pfeiler des Rechtes und der Ordnung. = deren dauernde Erhaltung jeder Bessere, das Volk in seiner uͤber⸗ großen Mehrheit, aufrichtig will? . .
Wer sieht es nicht, daß die Volksvertretung, wie Ew. König⸗ liche Majestät dieselbe durch den veränderten Wahlmodus für Deutsch⸗ land wie für Preußen schaffen, geeignet ist, die besonnensten, edel- sten Elemente dauernd in sich aufzunehmen, welche bis jetzt, bei dem Ueberwiegen der minder geistig entwickelten, der Täuschung und Ver⸗ führung nur zu sehr preisgegebenen Massen, viel zu spaͤrlich, fast nur durch Zufall, Aufnahme in die Versammlungen fanden, von deren Weisheit, deren Befonnenheit das Wohl und Wehe des theu⸗ ren Vaterlandes wie seine Ehre abhängt? . !
Ew. Königliche Majestät haben diese Aufgaben in einer Weise geloͤst, welche zugleich Ihre Gerechtigkeit, Ihre Uneigennützigkeit . ö. wie für Preußen auch dem befangensten Auge klar machen muß.
Auf solchen edlen, sittlichen Grundlagen kann nur Gutes er⸗ fen Einem solchen Werke kann der Segen Gottes nicht ehlen! ; Mit vollstem Vertrauen, mit freudigem Stolze blicken wir auf unseren König, auf unser theures Preußen, Wie der König und sein Volk in den ruhmvollen Jahren von 1813 und 1815 Deutsch⸗ land aus Schmach und Knechtschaft gerettet, so wird auch diesmal, mit Gottes Hülfe, beiden vereint es gelingen, Deutschland aus Anarchie, Entzweiung und Erniedrigung zu retten und mehr und mehr feiner hohen weltgeschichtlichen Bestimmung entgegenzuführen.
Unter dem alten Wahlspruche, der Preußen schon einmal ge⸗ rettet und groß gemacht:
„Mit Gott für König und Vaterland, werden Tausende und Abertausende freudig und begeistert zum Kampfe für die gute Sache um ihren König sich schaaren und Eu; ropa zeigen, kes der alte preußische Geist, zugleich ein wahrhaft deutscher, der Geist von 1813 und 1815, noch eben so lebt, wie wir in unferem Könige den echten Geist des edlen ruhmvollen Geschlechts der Hohenzollern leben sehen!
In tiefster Ehrfurcht
Ew. Königlichen Majestät treugehor samste. Die 152 Mitglieder des constitutionellen Vereins für Gesetz und Ordnung. Lähn in Schlesien, den 12. Junt 1849.
Königliche Majestät!
Du hast Dein Volk gerufen! Dein Volk giebt Antwort! Du bist ein echter deutscher Mann, laß uns auf gut altdeuisch treuher= zig, fest und einfach zu Dir reden!
Du hast recht gethan, daß Du die frankfurter Kaiserkrone nicht angenommen hast. Denn das war keine echte goldene Krone, wie die alten großen Kaiser sie getragen haben, sondern eine papierne Krone, die wohl Nachts beim Lampenlichte schillert, aber am ande⸗ ren Morgen ein Kinderspott ist; höchstens eine Dornenkrone, und eine solche sollst Du nicht tragen! Deutschland will und soll ein mächtiges Land in Europa werden! Das willst Du auch. Du hast's zuerst von allen deutschen Fürsten verkündet, Du hast's feierlich gelobt, Du wirst es halten und hinauszuführen wissen!
Aber Preußen soll Preußen bleiben!
Den soll das Verderben treffen, der am Throne des großen Kurfürsten, des großen Friedrich's und Deines Vaters, des enn ten, rüttelt!
Halt fest an Deinem Rechte! Dein Recht ist unser Recht! Dein Volk wird mit Deinen Widersachern ins Gericht gehen!
Und wenn Alle wider Dich ständen, die der Wahnsinn dieser Zeit abwendig gemacht hat von Recht und Vernunft und treulos gegen ihre Fürsten, — in Deinem Volke lebt noch die Tugend der Vaͤter, die Religion aus guter alter Zeit, an der die Lüge abprallt und die Verführung zu Schanden wird!
Du hast uns Freiheit gegeben mit reichen Maß; über freie Männer follst Du aber auch als freier König herrschen!
Schmach und Fluch über die Elenden unter uns und ander⸗ wärts, die ihre giftige Zunge und freche Hand wider Dich erheben!
Strecke Delnen Arm aus und laß Dein Banner, das Banner des Rechts und der Freiheit, hoch flattern! Dir folgt Dein altes treues muthiges Volk! füh . mit Gott! Es sind des Herren Kriege, die Du ührst!
Sandkrug, den 3. Juni 1849. Der patriotische Verein des Westhavellandes zu Friesack.
Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster! Allergnädigster König und Herr!
Ew. Majestät Äufruf an Ihr Volk hat uns, die treuen Be⸗ wohner Ihrer jerichowschen Lande, nicht unbereit getroffen. Wir haben lange Zeit dieses Königlichen Kriegsrufes in tiefer Sehn sucht und mit Zuversucht geharrt. Unser ungebrochener Glaube, daß es dem Herrn der Welt gefallen werde, aus all dem schweren Wirrsal dieser Zeit in Ew. Majestät geweihter Person uns den er⸗ wählten Retter erstehen zu lassen, hat sich unter mancherlei herber Anfechtung nun doppelt bewährt, und was wir immer auch ohne Hoffnung und mit gebrochenem Herzen gethan haben würden, näm⸗ Üch für Ew. Majestät zu stehen und zu sterben, das dürfen wir jetzt mit Danken und Frohlocken in J thun.
Es geziemt uns nicht, unsere Treue zu betheuern, wohl aber dürfen wir wünschen, dieselbe erprobt zu sehen.
Gott aber, der Herr, der Ew. Majestät Königliches Herz zum offenen Kampf gegen den Gräuel dieser Zeit erweckt hat, der Gott der Kraft, der Wahrheit und der Gerechtigkeit sei ferner mit Ew.
Majestät Ew. Majestãt allerunterthänigste treugehorsamste Mitglieder des Vereins für König und Vaterland in den jerichowschen Kreisen. (461 Unterschriften.)
— —