egen halb 4 Uhr Morgens bei der Porta S. Paolo in drei Ko⸗ vnnen wirklich ausrückten, um verabredetermaßen die dortige Schiffsbrücke in Brand zu stecken. Gegen alles Erwarten aber waren die Franzosen von dem beabsichtigten Ausfalle schön unterrichtet, daher die Römer sich nach einem kleinen Plänkler⸗ Gefechte zurückzogen. Daß den Franzosen die Erlasse der Triumvirn genau bekannt waren, beweist ferner der Umstand, daß ihre Vorposten ebenfalls Hemden über ihren Uniformen trugen. Nach dem vereitelten Ausfalle besetzten die Bür⸗— gergarden die Wälle. Im Laufe des 11. wurde das Feuer der rö⸗ mischen Batterieen kaum beantwortet, und die französischen Schützen nahmen von der Solaro⸗Brücke Besitz. Außerhalb der Porta del Popolo auf den Panioli⸗Anhöhen entspann sich zwischen dem römi⸗ schen Studentencorps und den feindlichen Vorposten ein Gewehrfreuer, wobei Erstere den Kürzeren zogen. Die Wasserleitung von Paola ist abgeschnitten; Fleisch war in Rom auf sieben, Mehl auf nur noch vier Tage vorräthig. Der römische Oberst Panciani, welcher mit dem Postcourier nach Genua gehen wollte, wurde von den Franzosen efangen genommen; bei dem Gefechte am 11. blieben der Major . und zwei Hauptleute des 20. Bataillons der Römer todt. Am 12. unternahm die Unions⸗Legion einen Ausfall, wobei ihr Ma⸗ jor getödtet und acht Offiziere verwundet wurden. Nach vierstündi⸗ gem Kampfe mußte sie sich aus Mangel an Munition zurückziehen. Abends um halb sechs Ühr traf ein französischer Stabsoffizier mit den nachfolgenden Zuschriften Oudinot's in Rom ein.
1) „Generalquartier Villa Pamfili, 12 Juni, fünf Uhr Abends. Herr Präsident der National-Versammlung! Die Kriegsereignisse haben, wie Ihnen bekannt ist, das französifche Heer zu den Thoren Roms geführt. Sollte uns der Eintritt in die Stadt andauernd verwehrt werden, würde ich mich genöthigt sehen, um einzudringen, ohne Säumniß jene wirksamen Mittel anzuwenden, welche Frankreich in meine Hand gelegt hat. Bevor ich zu dieser furchtbaren Nothwendigkeit schreite, halte ich es für meine Pflicht, einen letzten Aufruf an die Völker zu erlassen, welche gegen Frank⸗ reich keine Gefühle der Feindschast hegen können. Die National⸗Versamm- lung wird ohne Zweifel, gleich mir, der Hauptstadt der christlichen Welt blutige Drangsale ersparen wollen. In dieser Ueberzeugung ersuche ich Sie, Herr Präsident, der beigeschlossenen Proclamation die schleunigste Vermit⸗ telung geben zu wollen. Sollte zwölf Stunden nach Empfang der gegen wärtigen Depesche mir eine den Absichten und der Ehre Frankreichs ange- messene Antwort nicht zukommen, so werde ich mich genöihigt sehen, den Platz mit Gewalt anzugreifen. Genehmigen Sie u. s. w. Der Befehls- haber der französischen Expedition, Oudinot de Reggio. Für die gleichlautende Abschrift: C. Oudinoi, Ordonnanz-Capitain.“
2) „Villa Pamfili, 12. Juni, 5 Ur Nachmittags. Bewohner Noms! Wir kommen nicht, um Euch den Krieg zu bringen; unser Zweck ist, die Ordnung und die Freiheit in Eurem Vaterlande zu befestigen. Die Ab⸗ sichten unserer Regierung sind verkannt worden. Die Belagerungs-⸗Arbeiten haben uns zu Euren Rane geführt. Bisher haben wir nur selten das Feuer Eurer Batterieen erwiederi. Nun aber sind wir zu dem letzten Au— genblicke gelangt, wo die Nothwendigkeit des Krieges zu schrecklichen Kala mitäten führt. Ersparet sie einer mit so vielen ruhmwürdigen Erinnerungen gefüllten Stadt. Der Ober -Befehlshaber Oudinot de Reggio. Für die gleichlautende Abschrift C. Oudinot, Ordonnanz Capitain.“
Um 11 Uhr Abends trat die National⸗-Versammlung zusammen und entschied, daß nur die mit Lesseps abgeschlossene Convention Geltung haben könne, deshalb Oudinots Vr hf. nicht angenom⸗ men werden. Die Nacht verging ruhig, aber am 13ten Morgens um 9 Uhr wurde das Feuer aus den Bresche⸗-Batterieen eröffnet und zeitweise durch Raketen und Granaten unterstützt, welche außer dem Quartieres Trastevere nur die Gegend des National⸗Versamm⸗ lungs⸗Palastes zum Ziele hatten.
Heute (den 14ten) wurde hier folgende Proclamation veröffent⸗ licht: „Das Triumvirat ist gegen alle unsere Vorschläge taub ge⸗ blieben. Der Ober-Befehlshaber hat, wider seinen Lil den Angriff gegen die Stadt am 13. Juni um neun Uhr Vormittags eröffnen muͤssen. Auf Befehl. Der Ober⸗Kommandant von Civita⸗ vecchia C von Vaudrimey. Da vou st.“
Da die Nachrichten über das Ergebniß des gestrigen Bom⸗ bardements nichts Näheres brachten, so glaubt man heute, daß die Römer widerstanden und daß die Franzosen werden Bresche schießen müssen. Am 13. Morgens hatten die Römer gegen die im Süden des St. Paulusthores befindliche und mit dem jenseitigen Ufer kom⸗ munizirende Brücke einen Brander hinabgelassen; die französischen Batterieen schossen ihn aber in den Grund, bevor er das Ziel er⸗ reichte. Der römische Postcourier ist vor Civitavecchia zurückgewie⸗ sen worden; selbst dem Ersuchen der fremden Konsuln, rücksichtlich ihrer Depeschen eine Ausnahme eintreten zu lassen, konnte nicht will⸗ ö werden, da Oudinot's Befehl für Alle ohne Ausnahme autete.
Civitavecchia, 15. Juni. (Indep. Belge.) Die letzte Aufforderung des General Oudinot wurde von dem römischen Trium virat mittelst folgenden Schreibens beantwortet: „General! Wir haben die Ehre, Ihnen die Antwort der außerordentlich einberufenen National⸗Versammlung auf Ihre Mittheilung vom 12ten d. M. zu übersenden. Wir werden niemals unseren Verpflichtungen untreu werden. Wir haben die Verpflichtung übernommen, in Vollziehung der Befehle der Versammlung und des römischen Volks die Fahne
1102
der Republik, die Ehre des Landes und die Heiligkeit der Haupt⸗ stadt der christlichen Welt zu vertheidigen, und wir werden sie er⸗ füllen. Genehmigen Sie, General, die Versicherung unserer aus⸗ gezeichneten Hochachtung. Die Triumvirn. (gez.) J. Mazzini. A. Saffi. Ch. Armellini.“
befehl gn seine Truppen erlassen:
„Soldaten! Schon gestern hatte eure Tapferkeit und Ausdauer euch in Stand gesetzt, eure Baiterieen auf 00 Metres von den Wällen Roms aufzustellen. Len ich mich zum direkten Angriff auf den Platz entschloß, habe ich folgende n, ,,, erlassen: (Hier folgt der Aufruf an die Römer.) Dieser Aufruf zur Versoöhnun ist nicht an seine Adresse gelangt. Die Regierung, welche die Bewohner Roms bedrückt, hat auf Worte des Friedens durch eine förmliche Weigerung geantwortet, eine so gemäßigte Sprache anzuhören. Soldaten! Wenige Wochen sind vergangen, und schon . eure Bresch-Batterieen den feindlichen Batterieen bedeutenden Schaden zugefügt. Da wir gezwungen werden, Rom zu belagern, so wer den wir unsere Pflicht in vollem Maße thun, und der Erfolg kann keinen Augenblick zweifelhaft sein. Frankreich hat seine Blicke auf euch gerichtet. Ihr werdet seine Erwartung rechtfertigen.“ .
Am Morgen des 13ten um 9 Uhr eröffneten die Bresch-Bat⸗ terieen ihr Feuer; in wenigen Stunden war die Bresche schon für ein halbes Bataillon offen gelegt; doch versuchte man (wie bereits erwähnt) an diesem Tage noch nicht durch dieselbe einzudringen, weil man fürchtete, es möchten dort Minen gelegt sein und Barri⸗ kaden möchten die Zugänge zu beiden Seiten versperren. Gestern, am 14ten, soll das Feuer der Römer fast auf der ganzen Linie zum Schweigen gebracht und mehrere Ausfälle mit Erfolg zurückgewiesen worden sein. Am 13ten soll im Innern der Stadt auch eine gegen Garibaldi gerichtete reactiongire Bewe⸗
ung stattgefunden haben, durch wesche dieser jedoch nicht zur gin gerli n der Waffen vermocht werden konnte, Es fehlte, wie versicherk wurde, in Rom bereils sehr an Munition und Lebens- mitteln, da die fliegenden Kolonnen der Franzosen alle Zufuhr auf der Tiber abschnltten. Am 11. hat Garibaldi bei einem Ausfalle eine Schlappe erlitten. In Gemeinschaft mit Manara griff er in der Nacht, welche sehr finster war, die Vorposten des 20, 365. und 68. Linien⸗ Regiments an. Der Kampf war sehr heftig; erst focht man mit dem Schießgewehr, dann mit der Seitenwaffe, zuletzt wurden die Römer je⸗ doch zurückgeworfen. Die Spanier und Neapolitaner unter Cordova haben sich gegen Rom in Bewegung gesetzt und schneiden die Communi⸗ cation auf der Seite der Thore Salare und San Giovanni ab, welche von den Franzosen frei gelassen worden war. Die Herren Latour d'Auvergne und von Coͤrcelles überbringen an Oudinot In⸗ structionen, welche vollkommen mit seinen Anordnungen überein⸗ stimmen. Die französische Regierung befiehlt dem General, um je⸗ den Preis Roms sich zu bemächtigen. Der Marschall Radetzky hat zum Könige von Neapel einen Adjutanten geschickt, um eine Ver⸗ einigung der österreichischen und neapolitanischen Truppen zu veran- lassen. Herr von Falloux, Bruder des französischen Ministers, der mit vieler Mühe aus Rom entkam, ist in Neapel, angelangt. Ou⸗ dinot hat die Kanonengießerei von Porte d' Anzio zerstören lassen; drei Stücke wurden vernagelt, und mehr als 800 Bomben, 1206 Kilogramme Pulver und zwei Kisten Pulver weggenommen.
(Patrie.) Garibaldi hat einen neuen Ausfall mit 1400 Mann gemacht, welche vernichtet wurden. Die französische Armee schlägt sich mit unvergleichlicher Tapferkeit. Die Bresche ist offen, und in diesem Augenblick (den 15ten) findet vielleicht die Erstürmung statt.
Genua, 13. Juni. (Lloyd.) Seit dem 10. kommen uns von der südwestlichen Seite Roms keine Nachrichten mehr zu, da die Franzosen alle Verbindungen abgeschnitten haben. Die Berichte aus Civitavecchia vom 11. beruhen auf mündlichen und zum Theil wider⸗ sprechenden Aussagen der dahin gebrachten französsschen Verwunde⸗ ten. Als Thatsache erscheint übrigens, daß der Antrag des spani=
schen Generals Cordova, mit seinen bei Terracina lagernden 7500 Mann zum Corps Oudinots zu stoßen, von Letzterem abgelehnt wurde, und daß die Herren Harcourt und de Corcelles eine Aufschiebung des bereits auf den 10. festgesetzten allgemeinen Sturmes auf Rom bewirkt haben. Die in verschiedenen Intervallen vorgenommene Be⸗
arme Vorstadt Trastevere. Am 19. kamen etwa funfzig Spanier, meistens Künstler, Gelehrte und Reisende, welche auf die Auffor⸗ derung des Herrn Martinez de la Rosa Rom verlassen hatten, in Civitavecchia an. Der französische Feldherr hat nun vor Rom 25,000 Mann beisammen. Die gesammte Streitmacht der Römer dagegen zählt kaum 20,000 Bewaffnete, von denen ein Theil in Ancona, ein anderer an der Gränze und ein dritter in den kleinen Ortschaften Umbriens vertheilt ist, woraus deutlich hervorgeht, daß Oudinot erst alle Mittel der Einschüchterung versuchen will, bevor er sich zu einem großartigen Schlage entschließt. Das Gebiet Roms dehnt sich in einem UÜmkreise von achtzehn italienischen Miglien aus, so daß eine Besetzung aller wichtigeren Punkte jetzt unmöglich ist, und daraus erklärt sich, wie von der Nordostseite, und namentlich durch die Porta Salara, die Korrespondenzen der Römer in die Provinzen gelangen können. Oudinot hatte am 9. sein Hauptquar⸗ w 2 28 *
Am 13. Juni hat General Oudinot hierauf folgenden Tages⸗
schießung der Stadt beschränkte sich auf die an Kunstdenkmälern
tier von der Villa Santucci nach jener von Magliatella, in der Nähe von Trastevere, verlegt. Die e g Berichte aus Rom be⸗ sagen, daß das Triumvirat sogenannte Volksprediger ausgesucht hat welche die Aufgabe haben, die Menge durch Wort und That fü den heiligen Krieg zu entflammen.
Pi sa, 10. Juni. (Lloyd.) In unserer Stadt sind keine fremden Truppen mehr. Die Munizipalität hat von Florenz aus die Ermächtigung zur Reorganistrung ihrer Bürgergarde erhalten.
Schweiz. Basel, 17. Juni. (A. 3.) Gestern Abend ent⸗ chlief zu besserem Leben Wilhelm Martin Leberecht de Wett r. und Professor der Theologie, seit 2 Jahren Lehrer der letzte⸗= ren an der Universität Basel, in einem Aller von 69 Jahren. Bis auf die letzte Zeit rüstig und in seinem Beruf unermüdlich them ig unterlag er nach einem kurzen Krankenlager von kaum mehr acht Tagen einem rheumatischen Fieber, das ins Nervöse übers. gangen war.
Basel, 19. Juni. (Frankf. Jon rn.) Seit vorgestern Abend befindet sich der bekannte Dr. Zitz von Mainz in unjerer Stadt. Er logirt in einem Gasthause zweiten Ranges und scheint sehr niedergeschlagen. Man versichert, er habe seine Vorkehrungen zur Uebersiedelung nach Amerika längst getroffen und erwarte jetzt nur die zur Reise erforderlichen Geldinittel, um dieselbe ohne Verzug anzutreten. Sein vor kurzem erworbenes Eigenthum in Mainz, den Butterhof, soll er zu obigem Zweck unter der Hand schnell veräußert haben.
St. Gallen, 17. Juni. (Fr kf. J.). In Folge der acht⸗ tägigen starken Regengüsse ist der Rhein auf eine solche Höhe an⸗ gewächsen, daß er die hinter ihm liegenden Straßen, Häuser und Felder überschwemmt. In St. Margarethen, Monstein, Au, Widnau, Schmitter, Dieboldsau, Kriesern, Montlingen, auch in Rorschach 2c. steht das Wasser 2 bis 6 Schuh hoch auf den Stra. ßen und Feldern und dringt in die Häuser.
Meteorologische Beobachtungen.
Nach einmaliger Beobachtung.
1849.
23. Juni.
Nachinĩttags 2 Uhr.
Morgens 6 Uhr.
335, 17. 335, ia πα. 331, 8d Par. uellvirme 7, 9 R. 4 9,00 R. 4 12,59 R. 10,27 R. Fluss wärme 14,8? R. 4 5,37 R. 4 S, 0 R. 73 pot. 73 pet. S4 pCt. Ausdünstung trüb. trũb. trüb. Niedersehlag O0, 21 6 Rb. W. W. W. Warme wechsel 13,1 Wolkenzug .. . — W. . * 7, 1 Tagesmittel: 334, 79“ Par... 4 10,7 R... 7,27 R. .. 77 pCt. W.
Abends 10 Uhr.
Luftdruck Luftwirme Thaupunkt ... Dunstsãättigung .
4 d, o? R. Bodenwrme
Königliche Schauspiele.
Montag, 25. Juni. Im Schauspielhause. Nste Abonnements⸗ Vorstellung: Der Essighändler, Drama in 2 Abth., aus dem Fran— zösischen. (Herr Wohlbrück: Den alten Dominique.) Hierauf: Der beste Ton, Lustspiel in 4 Abth., von Dr. Karl Töpfer. (Herr Wohlbrück: Den Ober⸗Jägermeister.) Anfang halb 7 Uhr.
Dienstag, 26. Juni. Im Opernhause. 78ste Abonnements⸗ Vorstellung. (Neu einstudirt. Zampa, oder: Die Marmorbraut, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz, von Melesville, von C. Blum. Musik von Herold. Anfang halb 7 Uhr.
Der Billet⸗Verkauf zu den Vorstellungen der Königlichen Thea⸗ ter, sowohl für das Opernhaus als für das Schauspielhaus, findet in dem früheren Verkaufs-Lokale des Schauspielhau⸗ ses statt Der Eingang dazu ist durch die Thür von der Seite der Jägerstraße, der Ausgang nach der Taubenstraße.
Königsstäd tisches Theater.
Montag, 25. Juni. (Zum vorletztenmale vor dem zweimonat⸗ lichen Schlusse des Theaters.): Die Töchter Lucifer's. Großes phantastisches Zauberspiel mit e n. in 5 Abtheilungen (12 Tableaux), von W. Friedrich. Musik komponirt und arrangirt von Ed. Stiegmann.
Dienstag, 26. Juni. Zum erstenmale. Der Alexandriner, oder: Korporal Pöffke in Dresden. Genrebild mit Gesang in 1 Akt, von R. Hahn. Hierauf: Der Frosch, ausgeführt von Herrn Klischnigg. Dann, zum erstenmale wiederholt: Versuche. Musikalische Proberollen in 1 Akt, von L. Schneider. Musik von mehreren Komponisten.
(Dlle. Borchers, vom Hoftheater zu Braunschweig: Karoline, als Gastrolle Zum Schluß: Jocko, der brasilianische Affe. (Hr. Klischnigg: Jocko.) (Hr. Klischnigg wird nur noch zweimal, heute und am Freitag, den 29sten, hier auftreten.)
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Auswärtige Börsen.
Breslau, 23. Juni. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 97 Gld. Friedrichsd'or 1135 Br. Louisd'or 1125 Gld. Polnisches Papier⸗ eld 93 bez. Oesterr. Banknoten 83 bez. u. Br. Staatsschuld⸗ cheine 7975 Br. Seehandlungs-Prämienscheine a 60 Rthlr. 1013 Gld. Posener Pfandbriefe proz. 98 Br., do. 33proz. S0 bez. und Br. Schlesische do. 3 proz. 90 bez., do. Litt. B. 4proz. 92 Br., do. 31 proz. 835 Gld.
Poln. Pfandbr. neue 4 proz. 914 Br., do. Partial ⸗Loose a 300 Fl. 985 Gld., do. Bank⸗Lertif. a 200 Fl. 133 Br., Russ.⸗ Poln.⸗Schatz⸗Oblig. a 4proz. 69 Gld.
Actien: Oberschlesische Litt. A. u. Liit. B. 95 Gld. Bres⸗ lau⸗Schweidnitz⸗ Freiburger 80 bez. u. Gld. Niederschles. Märk. 74 Br., do. Prior. 993 Gld. , do. Ser. III. 93 Gld. Ost⸗Rhein. Köln⸗Mind.) 795 Gld., Neisse⸗Brieg 335 Gld. Krakau ⸗Ober⸗ schlessche 435 Glö., 44 Br., Friedr. Wilh. Nordb. 374 etw. bez.
und Br. Wechsel.
Amsterdam 2 M. 1425 Gld. Hamburg a vista 151955 Br.
do. 2M. 14944 Br., London 1 Pfd. St. 3 M. 6. 2445 Gld. Berlin a vista 10904 Br. —
do. 2 M. 997 Glov.
Wien, 22. Juni. Met. 5proz. 833— 3, J. Aproz. 70, 3 Slprer, zor, 3, C. i. ur , 36 , oz Nordb. 194, . 3. Gloggn. 1035, 3, 4. Mali. 33 — 74. L- vorno 70, z, . B. A. 1059, 55, 66. Kais. Gold 29. Wechsel⸗Eourse.
Amsterd. 169.
Augsb. 1213.
Frankf. 1215.
Hamb. 178.
London 12.5. Paris 143. Fonds beliebt und höher, Gold und fremde Valuten, besonders London und Paris, auch Amsterdam häufig und sehr offerirt; deut
sche Plätze fehlend. Leipz. Dr. P. ah g 1007 G. Leipz. z
Leipzig, 22. Juni. — B. A. 1415 Br. L. Dresd. E. A. 953 G. ächsisch⸗Bayerische
I7ISz Br., 785 G. Schlesische 755 Br., 75 G. Chemnitz⸗Riesa
20 G. Löbau⸗Zittau 135 G. Magdeb. Leipzig 1755 G. Berl.⸗ Anh. A. u. B. 79 G. Altona⸗Kiel 955 G. Deß. B. A. 101 G. Preuß. B. A. 897 Br., 899 G.
Frankfurt a. M., 21. Juni. Met. 5proz. 735 Br., 73 Gld. B. A. 1950 Br., 1045 Glo. D. L. 26 JI. 223 Br., 22 Gld. Raff. 21 Br., 215 G. Hope sig Gid. Stiegl. S1 Gsd. Int. 6603 Br., 503 Gld. Span. Z3proz. 24 Br., 245 Gld. Poln. 30 Il. 974 Br., 974 Gld., 500 Ji. 73 Br., 725 Gld. Kurhessen 273 Br., 273 Gld. Sard. 245 Br., 245 Gld. Bad. 265 Br., 266 Gld. Taunus 292 Br., 289 Gld. Bexbach 73 Br., 725 Gld. Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 365 Br., 566 Gld. Köln⸗Minden 795 Br., 799 Gld. Amsterdam k. S. 1015 Br., 2 M. 1005 Gld. Berlin k. S. 106 Br., 106 Gld. Hamburg k. S. 885 Br., 2 M. 8775 G. London 2 M. 121 Gld.
N. d. B. Met. 5proz. I3§. Span. Z3proz. 245. Bexbach 723. F. W. Nordb. 363. Bad. 263 G.
Die Stimmung der Börse war heute günstig. Die meisten Fonds und Actien höher und begehrt.
SGamburg, 22. Juni. 3 proz. p. C. 80 Br., 80 G. E. R. 100 Br., 100 G. Stiegl. 825 Br., 82 G. Dän. 644 Br., 64 G. Ard. 108 Br. Zproz. 235 Br., 233 G. Hamb.⸗Berl. 64 Br., b3z G. Bergedorf 745 Br., 74 G. Altona⸗Kiel 955 Br. 965 G. Glückst. Elmsh. 25 Br. Rendsb. ⸗Neum. 110 Br. Mecklenburg
34 Br., 333 G. . Wechsel⸗Course. Paris 188. Petersb. 325. London 13. 93. Amsterdam 35. 40.
Frankf. 883. Wien 184. Breslau 1514. Louisd'or 11. 4. Gold al Marco 1385. Preuß. Thaler 50.
Der Umsatz in Wechseln war unbedeutend. Fonds und Eisen⸗ bahn⸗Actien bei theilweise höheren Coursen fest.
Paris, 21. Juni. Zproz. 653. 40. 5proz. 86. 95. Belg. 3proz. 348. . Vers. r. U. 200, 195. do. l. U. 75, 470. Straß⸗ burg 100. Nordbahn 452. 59, 430.
N. d. B. 5proz. S6, 856.
Die Börse eröffnete mit einer steigenden Tendenz, welche sich jedoch nicht behaupten konnte.
London, 21. Juni. Zproz. Cons. a. 3. 913. 34 proz. 225. Ard. 163. Holl. 4proz. 773. E. R. 1035. Peru 4proz. 52. Mex. 283 ex div. Port. proz. 28.
Cons. eröffneten heute früh zu 91, und blieben 9143, J. Von fremden Fonds blieben Ard. 17, 165. Z3Zproz. 333,
2 Uhr. Cons. a. 3. 914, 3 ex div.
Amsterdam, 21. Juni. Holl. Fonds waren heute unverän⸗ dert; auch der Handel darin zeigte wenig Leben. Span. etwas fester; von den übrigen fremden Fonds ist Nichts besonders zu be⸗ merken.
Holl. Integr. 4935. Zproz. neue 585, R. Span. Ard. 11. Gr. Piecen 117. Z3proz. do. 333. Russen alte 1013. A4proz. 83. Stiegl. 823. Oest. Met. 5proz. 693, 3. 24 proz. 37.
Wechsel⸗Course. Paris 569 G. Wien 287 Br. Frankfurt 987 G. London 2 M. 11. 95 G., k. S. 12 G. Hamb. 343 G. Petersburg 179 2 180 G. ö Letzte Course vom 20sten: Int. 493. Ard. gr. Piecen 113.
Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober⸗ Hofbuchdruckerei. Beilage
Seil age zum Pr eu ßischen Staats- Anzeiger.
1103
Montag d. 2. Juni.
Deutschlan d.
Westerreich. Wien. Landesversassungs⸗ Entwurf für das Erzherzog= thum unter der Enns. — Kossuthsche Leibgarde. — Die Streitkräfte der Magyaren und die Zustände in Pesth. — Nachrichten aus Komorn. —
esRarlsburg und Hermannstadt. — Verherrung des Klosters Kovilj— Ver⸗
nischtes. — Vorschläge der Finanz⸗Kommission. — Banknoten⸗Umtausch.
n — Handelskammer⸗Mission zur pariser Industrie⸗Ausstellung. — Die Friedens ⸗ Unterhandlungen mit Piemont. — Innsbruck. Die nach Vorarlberg bestimmten Truppen. — Wasserstand des Inn und Dammdurch⸗ brüche der Etsch.
Württemberg. Stuttgart. Abendsitzung des Rumpsparlaments. — Ulm. Unruhen in Reidlingen und Ulm.
Schleswig⸗Holstein. Erritsoe. Stand der Dinge vor Friederieia.
ö Frankfurt a. M. Aufforderung der großdeuischen Ab—⸗ geordneten.
Hamburg. Ham burg. Die Verfassung.
Ausland.
Oesterreich. Pe th. Oeffentliche Aktenstücke. — Czernowitz. Russi⸗ sche Truppen nach Siebenbürgen. — Sem lin. Die Magyaren in Or- sova. — Mailand. Rückkehr Radetzky's.
Frankreich. Paris. Sardinischer Gesandtschastswechsel. — Diploma—⸗ tische Verhandlungen in Konstantinopel. — Die Maßregeln in Bezug auf das In surrections- Komplott. — Antrag auf Verbesserung der Justiz⸗Or⸗ Zanisation. — Unterrichts ⸗Kommission. — Leichenbegängniß Bugeaud's. — Vermischtes. — Straß burg. Vermischtes.
Großbritauien und Irland. London. Waterloo -⸗Diner. — Diplo⸗ matische Ernennungen fur die Vereinigten Staaten. — Die englische Dampfmarine. .
Schweiz. Benn. Schreiben des Dr Buß an den Nationalrath. — Aarau. Bundeskontingent aufs Piket gestellt.
nichtamtlicher Theil. Deutschland.
Oesterreich. Wien, 21. Juni. Die Ostdeutsche Post bringt den vollständigen Text des Entwurfes der Landesverfassung für das Erzherzogthum unter der Enns, welcher lautet:
„Wir Franz Joseph ꝛc. ꝛc. haben beschlossen, im Einklange mit den allgemeinen Bestimmungen der Reichsverfassung, folgende Landesverfaffung für das Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns
zu erlassen und bis zu etwa folgenden Abänderungen auf dem näch—⸗
sten Reichstag in Wirksamkeit zu setzen. Bis zu dem Zeitpunkte, wo der i. Landtag, nach den Bestimmungen dieser Landesverfassung, versammelt werden wird, haben die besteh enden ständischen Kollegien, das ber Verordneten und das der en, n, die ihnen bisher obliegen⸗ den Geschäfte unverändert in der üblichen Weise fortzuführen. Ins⸗— besondere aber tragen Wir diesen Kollegien auf, die Aufnahme des ständischen Vermögens und der ständischen Schulden zu besorgen und über die Ir fc hun jenes Vermögens, welches als Privat⸗ Eigenthum der früheren Landstände anzusehen ist, ihre Anträge zu verfassen. Diese Anträge sind dem nächsten Landtage zur Schluß- fassung vorzulegen. Nach der von Uns erwirkten Genehmigung des Beschlusses hat die Auseinandersetzung des Vermögens und die Zuweisung an die Eigenthümer zu eschehen. Rücksicht⸗ lich der Besetzung von Pfründen und Stiftplätzen tritt, der Landtag in die Rechte ein, welche früher der ständischen Corporation zukommen. Der vom Landtage zu erwählende Landes⸗-Ausschuß hat seiner Zeit alle Geschäfte von dem ständischen Kollegium zu übernehmen und wie bisher fortzuführen, bis darüber anders verfügt werden wird. Alle früheren auf die Landes⸗Verfas⸗ sung der el chen Anordnungen und Privilegien treten, insofern sie mit' der Reichs- oder der genauen Landes-Verfassung im Wider⸗
spruch sind, hiermit außer Wirksamkeit. 5. 1. Das Erzherzegthum
Besterelch unter der Enns ist ein Kronland des Kaiserthums Sester— reich. 5. 2. Die Gränzen desselben können nur durch ein Ge⸗ setz verändert werden. 5. 3. Das Verhältniß dieses Kron landes zum Reiche ist durch die Reichs- Perfassung be⸗ stimmt. §. 4. Das Kronland wird in den Angelegenheiten, welche die Reichs ⸗Verfassung oder die Reichs -Gesetze als Landes-Angelegenheiten erklären, von dem Landtage vertreten. §. 5. Der Landtag besteht: 1) Aus den Abgeordneten der Städte und größten Märkte, 2) aus Abgeordneten aller übrigen Gemeinden und 3) aus den Abgeordneten der Höchstbesteuerten. Die sämmtlichen Abgeordneten bilden nur Eine Versammlung. S. 6. Der Landtag wird vom Kaiser alljährlich in der Regel im Novem- ber und auf die Dauer von sechs Wochen berufen. Auf begründe⸗ ten Antrag des Landtages kann der Kaiser die Session verlängern. Der Landtag hält seine Sitzung im Landtage zu Wien. S. 7. Die Zahl der , für die Städte und größten Märkte wird auf 30 festgesetzt und in folgender Weise vertheilt: Auf die Haupt⸗ und Residenzstadt Wien 16, auf Wiener ⸗Neustadt und Neunkirchen zusammen mit 145500 Einwohnern 2, auf Ba⸗ den und Mödling zusammen mit 7100 Einwohnern 1, auf Kloster⸗ neuburg und Perchtoldsdorf mit 6300 Einw. 1; auf Schwechat und Pottendorf zusammen mit 8000 Einw. 13 auf Hainburg und Bruch a. d. Leitha mit 6900 Einw. 1; auf St. Pölten und Tuln mit 7200 Einw. 1; auf Mauthern, Mölk, Pöchlarn, Ibbs, Gresten und Scheibbs, Waidhofen a. d. Abbs zusammen mit 6400 Einw. 13 auf Stockerau, Kornenburg und Großenzersdorf zusammen 7000 Einw. 1; auf Marchegg, gu erf Poisdorf und Feldberg zusam— men 7100 Einw. 1; auf Mistelbach, Laa, Meißau, Rötz und Schrat⸗ tenthal zusammen mit 6200 Einw. 1; auf Krems, Stein und Dürnstein zusammen mit 7500 Einw. 1; auf Langenlois, Eggeburg, Horm, Hardek und Drohendorf zusammen 7260 Einw. 1; auf Waidhofen an der Thaya, Weitra, Zwoettel, Litschau, Altensteig und Gmund zusammen mit 7500 Einw. 1. §. 8. Die Zahl der Abge⸗ ordneten aller übrigen Gemeinden beträgt ebenfalls 341. Zu ber Wahl dieser , . werden die Gemeinden in 30 Wahlbe⸗ zirke geth eilt. Die Theilung soll in der Hauptsache nach der Volks⸗ zahl vorgenommen werden. 5. 9. Die Höchstbesteuerten wählen ebenfalls 30 Abgeordnete, und zwar in der Haupt- und Residenz⸗
adt Wien und auf dem Lande 20. Die Hoͤchstbesteuerten der Stadt
ien nehmen die Wahl in einer Versammlung vor. Das Land wird zu diesem Behufe in 5 Wahl-⸗-Bezirke getheilt, so daß in jedem
Massen;ʒ
derselben 4 Abgeordnete gewählt werden. S. 19. Die Bedingun⸗ geu der Wahlberechtigung bei den . der Stadt⸗, Markt⸗ und Landesgemeinde sind genau dieselben, welche das Gemeind e⸗ Eh für die Wahlen der Gemeinde⸗Repräsentanten festsetzt. 8. 11.
ie Zahl der Höchstbesteuerten wird in der Haupt- und Residenz⸗
stadt und in jedem der 5 Wahlbezirke des Landes besonders ermit⸗ telt und dadurch bestimmt, daß die Beträge, welche die Höchstbe⸗ steuerten jährlich an direkter Steuer entrichten, den dritten Theil der ganzen direkten Steuer des ganzen Wahlbezirkes erreichen müssen. Die mindeste Zahl der Wähler muß für jeden zu erwählenden Abgeordneten 25 betragen. Bei der Ausmittelung ist daher auf die in der Zahlung von direkter Steuer zunächst stehenden in so lange überzugehen, bis diese Zahl von Wählern erreicht ist. Auch die Wahlberechtigung der
Höchstbesteuerten ist an die Bestimmung geknüpft, welche das Ge⸗
meindegesetz für die Wahlen der Gemeinde⸗Repräsentanten festsetzt.
§. 12. Wählbar, gleichviel ob als Abgeordneter der Stadt⸗, Markt-
und Landesgemeinden, oder als Abgeordneter der Höchslbesteuerten,
ist Jeder, welcher im Vollgenusse der bürgerlichen und politischen Rechte, österreichischer Reichsbürger wenigstens seit fünf Jahren,
mindestens 30 Jahre alt ist und in einer Gemeinde des Kronlandes
das aktive Wahlrecht besitzt. 8. 126. Jeder Wahlberechtigte kann
sein Wahlrecht nur in einer Wahlversammlung des Kronlandes
ausüben. 5. 13. Jede Stimmgebung bei den Wahlen sämmtlicher
Abgeordneten ist mündlich und öffentlich. 8. 14. Die vier Abgeord⸗
neten werden auf die Dauer von drei aufeinanderfolgenden Jahren
gewählt. Sie sind nach Ablauf ihres Mandats wieder wählbar.
§. 15. Die Abgeordneten der Höchstbesteuerten empfangen keine Ent⸗
schädigung; jene der Stadt-, Markt- und Land⸗Gemeinden er—
halten dann, wenn sie nicht in Wien ansässig sind, eine angemessene
Entschädigung für die Kosten der Reise und Wohnung. Die Höhe
dieser Entschädigung bestimmt der Landtag; der Aufwand dafür ist
aus den Landesmitteln zu bestreiten. 5. 16. Von jedem Abgeordneten
wird bei seinem Eintritte in den Landtag der Eid dem Kaiser und so⸗
wohl auf die Reichs-, als auf die Landes⸗Verfassung geleistet.
§. 17. Die Abgeordneten dürfen keine Instruction annehmen und
nur persönlich ihr Stimmrecht ausüben. 5. 18. Dem Landtage
steht das Recht zu, die Wahlmandate seiner Mitglieder zu prüfen
und über deren Hi tig zu entscheiden. 5. 19. Der Landtag er⸗
nennt durch absolute Stimmenmehrheit seinen Präsidenten und Vice⸗
Präsidenten für die Dauer der Session. §. 20. Der Statthalter
des Erzherzogthums Oesterreich und die von ihm abgeordneten Kom⸗
missäre haben das Recht, an der Verhandlung des Landes theilzunehmen. Sie können zu jeder Zeit das Wort neh⸗— men und Anträge stellen; an den Abstlmmungen aber dür⸗ fen sie sich nur dann betheiligen, wenn sie auch Abgeordnete sind. §. 21. Der Landtag kann keinen Beschluß fassen, wenn nicht die Mehrheit der verfassungsmäßigen Zahl seiner Mitglieder versam— melt ist. S. 22. Geheime Stimmgebung, mit Ausnahme der vor⸗ zunehmenden Wahlen, findet in dem Landtage nicht statt. S. 23. Ein Beschluß kann nur durch absolute Stimmenmehrheit zu Stande kommen. Bei Stimmengleichheit ist der in Berathung gezogene Antrag als verworfen anzusehen. 58. 24. Die Landtags⸗ Sitzungen sind öffentlich; doch hat der Landtag das Recht, unter den von dem Prästdenten oder wenigstens von 10 Mit⸗ gliedern gestellten Antrag, vertrauliche Sitzungen zu halten. §. 25. Nur Abgeordnete können in dem Landtage Bittschriften ein⸗ bringen. §. 26. Deputationen dürfen in dem Landtage nicht zuge⸗ lassen werden. 5. 27. Kein Abgeordneter darf außerhalb des Land⸗ tages wegen Aeußerungen in der Sitzung zur Rechenschaft gezogen werben, noch auch gerichtlich verfolgt werden. §. 28. Der Landtag hat seine & n fl Kinn n innerhalb der durch diese Verfassung bestimmten Grundsätze selbst festzustellen. 8. 29. Der Kaiser ver⸗ tagt und schließt den Landtag, kann auch zu jeder Zeit die Auf⸗— lösung des Landtages anordnen. Die Wiederberufung des Land— tages muß im Falle der Auflösung innerhalb 6 Wochen nach der— selben erfolgen. (Schluß folgt.) ;
In Pesth wird, wie die Presse erzählt, eine Kossuthsche Leib garde von 400 Mann errichtet. Die Säbel für diese Garde wurden in Konstantinopel aufgekauft, und sollen von großem, besonders in ihrer Leich . und guten Abwägung bestehendem Werthe sein. Demselben Blatte zufolge wurde am 1sten der Finger, welchen Bem im Treffen bei Mühlenbach in Siebenbürgen durch den Säbelhieb eines österreichischen Dragoners verlor, feierlich zur Erde bestattet. Kossuth hielt bei dieser Gelegenheit eine Leichenrede, die Garnison war ausgerückt, und feuerte drei Salven ab.
Dem Constitut. Blatt wird geschrieben: „Reisende, welche Pesth Donnerstag Abends verließen und den 17. Juni Morgens in Wien angekommen sind, haben auf ihrer Route über Stuhlweißen⸗ burg und Weßprim wenig ungarische Truppen gesehen; in der Ge⸗ gend von Stein am Anger jedoch konzentrirte sich ein starkes Corps, und zu diesem sollen mehrere hundert der entwichenen Palatinal— Husaren gestoßen sein. Sie schildern den Enthusiasmus und die Kampflust im ganzen Lande auf eine wirklich fabelhafte Weise. In Pesth selbst ist es sehr still. Kaum daß man einen jungen Mann in den Straßen sieht; Alles, was eine Waffe tragen kann, ist zur Armee gegangen. Dies hindert aber nicht, daß der Verkehr in Pesth ungemein lebhaft ist. Englische Waaren von allen Sorten füllen den Markt, es fehlen nur die Hände in den Magazinen und Kaufläden, um die große Nachfrage zu befriedigen. Auch an Kolonialwaaren ist kein Mangel und ihre Preise, wenn auch höher als bei uns, keinesweges übertrieben hoch. Die Wälle von Ofen werden noch immer demolirt, und ein . Theil der Werke soll schon zerstört sein. Kossuth war am Mittwoch (13ten) noch in Pesth, er wohnt in seiner früheren Wohnung, vor dem Hause stehen zwei Jäger Wache. Pesth hat, eine unbedeutende Besatzung, darunter ungarische Jäger, welche beinahe wie die unserigen adjustirt sein sollen, grau mit grünen Kragen und Aufschlägen, die Kopfbedeckung jedoch von veränderter Form. Vor dem Hause Kossuths ist immer , , Leben, und Massen von Neugierigen, die ihn sehen wollen. Er trägt den Verdienst-Orden der Tapferkeit letzter Klasse, oder eine Huldigung der Mode, denn Alles trägt die Nationalfarben, Damen wie Herren. Es ist wirklich ein Tapferkeits-Orden ge⸗ gründet worden, von dem die Insignien auf drei Abstufungen weisen. Der Orden erster Klasse besteht aus dem ungarischen Lan⸗ deswappen ohne Krone, umgeben von einem Lorbeerzweige. Der Orden zweiter Klasse aus einer National⸗Kokarde mit dem Lorbeer⸗ zweige als Einfassung. Beide Decorationen aus Metall und auf der Brust zu tragen. Die dritte Abstufung ist eine einfache Band Kokarde. An den zerstörten Häusern wird fleißig gebaut. Im Neugebäude werden Artillerie⸗Vorräthe fabrizirt, der Sage nach auch kongrevsche Raketen. Gemünztes Geld aller Sorten cirkulirt in seltener sind österreichische Banknoten, theils weil sie für Waaren nach Wien, dann auch, weil sie die Regierung wahrschein⸗
Auch Görgey war die ganze vorige Woche in Pesth.
lich allenthalben gegen ungarisches Papier einzuwechseln bemüht ist. In Pesth wußte man schon von der Niederlage Perczel's; sein Ver⸗ lust wurde unten auf 1500 Mann und vierzehn Kanonen angege⸗ n. Die Erstürmung von Neusatz war in Pesth noch nicht be— annt.“
Der Oe sterreichische Korrespondent meldet aus Komorn vom 8. Juni, daß man dem baldigen Ende des Prozesses, welcher über Mack eingeleitet worden war, entgegensah. Die vierzehn Tage, während welcher es jedem Offizier freistand, gegründete Klagen ge⸗
en Mack zu erheben, waren abgelaufen, 33. daß wichtigere That⸗ i. für die Anklage vorgebracht werden konnten. General Guyon verließ ungern Komorn, weil er bereits seine Familie hatte dahin kommen lassen. Görgey war am Tten, Klapka noch am Sten in Komorn; indessen war General Assermann noch der stellvertretende Festungs⸗Kommandant. Die aus drei Eskadronen bestehenden Atlila⸗-Husaren sollten am 16ten nach Keecskemet abgehen.
Briefe aus Jassp, heißt es im Lloyd, wollen wissen, daß es dem Anführer des omanischen Landsturmes, Janku Hora, nach einem hitzigen Gefechte mit den Ungarn gelungen sei, die Festung Karls⸗ burg zu entsetzen und die österreichische Besatzung zu verprovianti⸗ ren. Jenen Briefen zufolge, zog Janku jetzt gegen Hermannstadt.
Der Soldatenfreund theilt folgendes Resultat der gegen
die Palatinal⸗Husaren unternommenen Affaire mit; „Die erste Ab⸗ theilung, aus 98 Mann und 110 Pferden bestehend, schlug sich mit einem Verluste von zwei Gefangenen und achtzehn Pferden durch. Von der zweiten, 108 Mann starken Abtheilung wurden dreizehn Mann gelödtet, die übrigen, darunter 19 Blessirte, gefangen ge⸗ nommen. Die dritte Abtheilung, 69 Mann stark, wurde mit einem Verluste von 7 Todten gleichfalls gefangen, nachdem außerdem zehn Mann verwundet worden sind.“ Gestern früh wurden im Schönbrunner Garten sechs Indivi⸗ duen verhaftet, die im Vorbeifahren vor Dommayers Kasino in Hitzing, vor welchem mehrere Kaiserliche Offiziere saßen, laut und herausfordernd ein Lebehoch dem Kossuth darbrachten.
Heute wurde die hiesige Druckerei des Vjestnik und Na⸗ redak unter militairischer Bewachung geschlossen und die Re⸗ acteure derselben, Bogdarovich und Medakovich, sind verhaftet.
Ueber die bisherigen Resultate der Berathungen, welche hier so eben über die Finanz ⸗-Angelegenheiten stattfinden, berichtet der heutige Lloyd: „Die Finanz⸗Kommissien zur Berathung über die Mittel, durch welche unserer Finanzkrisis und zunächst unserem im⸗ mer drohenderen Valutazustande, diesem offenbaren Krebsschaden alles Verkehrs, am zweckmäßigsten abgeholfen werden soll, hat in der heutigen Sitzung dem Herrn Finanz⸗Minister einen schriftlichen Vorschlag überreicht. Sicherem Vernehmen nach wurden in dem— selben folgende Hauptmaßregeln empfohlen: „„1J) Die Emission eines freiwilligen Anlehens vorläufig im Betrage von 60 Millionen. 2) Die gleichzeitige Hinausgabe der 49,370 Reserve-Actien der ner ahi Nationalbank, um den Bankfond zu vermehren. 3) Die Aufhebung des Verbots der Geldausfuhr. 4) Die von Sei-— ten der Staatsverwaltung zu erlassende ausdrückliche Erklärung, 9 sie die von Piemont zu gewärtigende Kriegsentschädigung un⸗ geschmälert der Bank auf Abschlag und als Abzahlung der ihr bis jetzt entnommenen Vorschüsse überlasse, und unter einem, daß der Staat in der Folge den Bank-Kredit nicht in der Weise und in dem Maße wie bisher in Anspruch nehmen werde.““ Gewiß sind diese Maßregeln durchgehends eben so zweckmäßig als loyal, ohne im geringsten an gewisse Nothmaßregeln zu streifen, die als solche oft odiös erscheinen. Es handelt sich daher nur darum, daß unser Herr Finanz- Minister nach geschehener Prüfung der Verhält— nisse seinerseits sogleich die näheren Modalitäten zur Emis— sion des Anlehens bestimme, und jene Männer, die zunächst dazu berufen sind, dem Staate auch als echte Staatsbürger zur Seite zu zsein, um ihm die Herbeischaffung der nöthigen Quellen und Weittel zu erleichtern. Wer den unumstößlichen Grundsatz anerkennt, daß der Staat, was er braucht, auch haben und bekommen müsse, wird auch anerkennen, daß man den Staat nicht muthwillig in die Lage ver= setzen dürfe, zu Nothmaßregeln zu greifen. Wir zweifeln jedoch nicht im Geringsten, ja, wir sprechen es mit inniger Ueberzeugung aus, es darf Oesterreich nicht bangen, bei seinen reichen Müteln, bei den vielen bisher noch unbenutzten großen Hülféquellen im In—= lande, ein Anlehen abzuschließen, welches eben so . seinem Kre⸗ dite im Auslande als dem Patriotismus der Oesterreicher zur Ehre gereichen soll.“
Nachdem bei der Emission der im Umlaufe befindlichen Bank⸗ noten zu ein und zwei Gulden, wie eine heute veröffentlichte Be⸗ kanntmachung besagt, die erforderliche Zeit nicht zu Gebote stand, um sie in wünschenswerther technischer Volllommenheit anzufertigen, so hat die Bank-Direction schon am 1. Juli 18348 den Beschluß gefaßt, diese Banknoten gegen eine neue, mit entsprechender höherer Kunstleistung ausgestattete Banknoten-Auflage zu vertauschen, somit die alte Auflage einzuziehen. Nach am 17. Mai 1849 erfolgter allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät zum Umtausche und zur Einziehung der im Umlaufe befindlichen Banknoten zu ein und zwei Gulden, haben folgende Bestimmungen zu gelten: Der Umtausch der Banknoten-Kategorie zu zwei Gulden wird mit dem 1. Juli 1849 beginnen. Die Kategorie der neuen Banknoten zu einem Gul— den, wird später ausgegeben werden, und die Kundmachung über den Zeitpunkt des beginnenden Umtausches und die Beschreibung dieser Noten werden seiner Zeit erfolgen. ö
Die Handels⸗-Kammer in Wien hat beschlossen, den Handels— mann Otto Schumann, den Kustos des Kaisoerlich technischen Kabi⸗ nets, Jakob Reuter, den Architekten zu Prag, Hermann Bergmann, und den Ingenieur-Assistenten Karl Hornbostel als ihre Abgeord⸗ neten zur Industrie⸗Ausstellung nach Paris zu senden, um nebst der schon angekündigten Ministerial-Kommission nützliche Kenntnisse und Aufklärungen zu sammeln und jene Kommission in ihrer um— fassenden Aufgabe zu unterstützen.
Unter den neuesten Nachrichten liest man im heutigen Lloyd: „An der Börse war allgemein die Nachricht verbreitet, daß die Friedens-Unterhandlungen mit Piemont wirklich abgeschlossen sind, und daß der General Bormida sich bereits auch schon von Mailand nach Turin begeben hat, um die Unterschrift des Königs einzuholen. Gerüchtsweise hieß es auch an der Boöͤrse, Peterwardein habe sich ergeben.“
Der Oberst und Brigade⸗Kommandant Puffer hat an das Kreis-Comité zu Karlowitz nachstehendes Schreiben gerichtet:
„Durch Ueberbringer dieses sende ich zwei Heiligenbilder, die aus dem Brande des Klosters Kovilj gerettet worden sind. Eines derselben soll zum ewigen Andenken in der karlowitzer Domkirche, das andere aber in . Kirche zu Mitroviz, im Hauptorte meines Regiments, als ein lebendes . mal der Rohheit eines barbarischen Voltes, das unter dem ,. !. Freiheit unfere Fluren verwüstet, Häuser in Asche legt, unser , . und die Kirchen entheiligt, aufkewahrt werden. Ob es wohl Jem
Verlauf wines Jahrhßunbärts glauben wird, daß das, was gegenwärtig ge=