1849 / 173 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

.

kreich. Paris, 22. Juni, Die gesetzgebende Ver nf srirf gestern in ihren Abtheilungeun mit der Prüfung verschiedener Vorschlüge. Besonders reiflich wurde der Borschlaͤg zur Aufhebung der Naturalleistungen erörtert. Mitglieder bekämpften dieselbe im Prinzip und machten besonders ken Brund geltend, daß die Naturallfristung den ärmeren Klassen der Landbevoͤlkerung minder lästig falle, als, die Bezahlung der Zusatz⸗Centimen. Die Majorität war in allen Abtheilungen der Anficht, daß man in Steuersachen der Regierung die Initiative äberlassen solle, weil sie am besten die Aufhebung einer Steuer mit dem gesammten Finanzsystem in Einklang bringen könne. i Mehrzahl der ernannten Kommissare hat sich deshalb für Verlagung des Vorschlages ausgesprochen. Mit großer Mehr⸗ heit haben sich auch die Äbtheilungen gegen die chläge erklärt, welche die Verminderung der Biätengelder der Repräsentanten bezwecken; es wurden jedoch zu Gunsten mäßigung sehr bündige und kategorische Ansichten laut. scheint man allgemein zu bill geneigt, die nämlich, daß der Diätenbezug in allen Urlaubsfä— außer wenn Krankheit die Ursache des Urlaubs ist, dereintritte aufhören soll. Gegen den Vorschlag, ein zu ernennen, welche das Gefängnißsystem studiren und Verbesserun⸗ gen des Gefängnißwesens vorschlagen solle, wurden in den Abthei⸗ lungen besonders finanzielle Bedenken erhoben, weil eine durchgrei⸗ fende Reform dieser Art im ganzen Lande dem Schatze in k Zeit eine Ausgabe von 129 Millonen Fr. aufbürden würde. So⸗ wohl dieser als die Vorschläge wegen Organisation des Grundbesitz⸗ Kredits und wegen Hypotheken-Reform wurden an Kommissionen

einzige Bestimmung der Vorschläge

gewiesen.

Der Graf Mamiani, früherhin Minister des Papstes, ist in Paris angekommen; er soll mit einer auf die gegenw der Dingẽ in Rom bezüglichen Mission beauftragt sein. hatte an den Arbeiten der römischen Konstituanten und an der Ab⸗ setzung des Papstes theilzunehmen verweigert. In Toulon war das Schiff „Veloce“ mit Nachrichten aus Civst vecchia vom 16. Juni

4 Schlag gegen Rom geführt. Der Chef des Geniewesens, General Levaillant,

angelangt. Bis dahin war noch kein en

bis zum Wie⸗ e Kommission

ärtige Lage

zwei Tagen

1110

et war, in die Vorstadt eindringen solle, aber der Oberbefehlshaber udinot fand es angemessener, noch abzuwarten, ob nicht Magzini durch die Bevölkerung würde genöthigt wer den, die Stadt zu über= geben. Man glaubte, daß die für die Uebergabe stimmende Partei kei weitem die Mehrzahl bilde; Mazzini aber, obgleich alleinstehend in dem Triumvirat, stützte sich immer noch auf die Kampfgier Ga⸗ ribaldi's und auf die verzweifelte Lage, in der sich seine Schaaren, Lombarden, Genueser, Sicilianer, Polen und Franzosen, befinden, die keinen Ausweg für ihr Abenteurerleben mehr vor sich sehen. Um die Haupt⸗Kombattanten Roms über ihre Zukunft zu beruhigen, hatte man ihnen zwar den Eintritt in die afrikanische Fremdenlegion aͤngeboten, diesen Vorschlag aber wiesen sie zurück.

Der Quäi Malagquis soll den Namen Quai Bugeaud be⸗ kommen. 3

Die Cholera ist bedeutend im Abnehmen begriffen. Am 17ten starben daran 211 Personen, am 18ten nur noch 186.

Großbritanien und Irland. London, 21. Juni. Aus den letzten Berichten des Handelsamtes ergiebt sich eine merk⸗ liche e g des Verkehrs. Die Ausfuhren der vier ersten Mo⸗ nate diefes Jahres übersteigen die der vier ersten Monate des Jah⸗ res 1848 um 1, 6h0, 000 Pfd. St. Die Aufhebung der Getreide⸗ zölle macht sich sehr fühlbar. Es wurden in den vier ersten Mo⸗ naten 1819 2,059, 813 Quarter fremden Weizens für den inländi⸗ schen Verbrauch eingeführt, gegen 380,176 Quarters in der ent⸗ sprechenden Periode des vorigen Jahres. In Mehl ist die Zu⸗ nahme des Verbrauchs noch bedeutender. .

Die Kommission, welche die Frage zu prüfen hat, inwiefern die Handels⸗-Dampfmarine als Reserve der Kriegsmarine zur Na⸗ tionalvertheidigung benutzt werden könne, hat sich günstig für den Plan ausgesprochen, daß die Handels Dampfschiffe so stark und groß

ebaut werben möchten, daß sie Geschütze zu tragen im Stande ö Die Regierung hätte sich natürlich mit den Schiffsbauern und Rhedern in Betreff der dadurch verursachten Mehrkosten zu

verständigen.

London, 22. Juni. In der gestrigen Sitzung des Unter⸗ hauses schlug Herr Hamilton vor, eine Adresse an die Königin zu richten und Ihre Majestät um Abänderung des Unterrichts⸗Systems

in Irland zu bitten, weil die anglikanische Geistlichkeit dasselbe mit ihrem Gewissen nicht vereinigen könne.

Lord J. Russell bekämpften *

damit offenbar nichts Anderes bezweckt, als die Nöthigung, daß die katholischen Kinder die Bibel lesen sollten, was die Folge haben werde, daß deren Aeltern sie aus den Schulen, welche jetzt 5060, 000 Kinder von Katholiken zählten, entfernen würden. Der Antrag wurde schließlich mit 163 gegen 102 Stimmen verworfen. Dann ging die Bill über Gestattung der Heirathen zwischen verschwägerten Personen mit 59 gegen 24 Stimmen durch den Ausschuß.

Herr W. Sommerville und en Vorschlag, in dem sie erklärten, es werde

NRönigliche Schauspiele. Dienstag, 26. Juni. Im Opernhause. 7Sste Abonnements⸗

Vorstellung. (Neu einstudirt. Zampa, oder:; Die Marmorbraut, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz, von Melesville, von. C. Blum. Musik von Herold. Anfang halb 7 Uhr,

Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 20

Sgr. Erster Rang und erster Balkon daselbst 14 Rihlr. Parterre, drüter Rang und Balkon daselbst 15 Sgr. Amphitheater 77 Sgr.

Mittwoch, 27. Juni. Im Schauspieihause. 8ste Abennements-

Vorstellung: Valentlne, Schauspiel in 5 Abth. . von G. Freitag. (Fräul. Damböck: Valentine. Herr Wohlbrück: Benjamin.) Anfang

halb 7 Uhr.

Königs stãdtischts Theater. Dienstag, 26. Juni. Zuni erstenmale. Der Alexandriner,

oder: Unteroffizier Päffke in Dres den. Genrebild mit Gesang in 1 Akt, von R. Hahn. Hierauf: Der Frosch, ausgeführt von Herrn Klischnigg. Dann: Paris in Pommern, oder: Die seltsame Testaments-Klausel, Vaudeville in 1 Akt.

(Dlle. Borchers, vom Hoftheater zu Braunschweig: Miekchen,

als Gastrolle) Zum Schluß: Jocko, der brasilianische Affe. (Hr. Klischnigg: Jockb.) (Hr. Klischnigg wird nur noch zweimal, heute und am Freitag, den 29sten, hier auftreten.)

Mittwoch, 27. Juni. (Zum vorletztenmale vor dem zweimonat⸗

lichen Schluffe des Theaters.): Berlin bei Nacht. Posse mit Gesang in 3 Akten, von D. Kalisch. (Die neuen Arrangements im Zuge sind nach Zeichnungen des Herrn Wilhelm Scholz.)

wollte, daß man durch die starke Bresche, welche seit

Berliner Börse vom

25. Juni.

HMecSel- Course.

Amsterdam 265 'h Kurz do. ; ö 2 Mt. Ilanbur.. . . Kurz do. 1 ö 2 Mt. London 3 Mt. Paris 2 YlIt. Wien in 20 Xr. ... ...... 150 FI. 2 Mt. 150 FI. 2 Mt. 160 Thi ] 2 Mt.

8 Tage

Leipzig in Courant jm 14 Thlr. Fuss... 100 Tl. 2 mi

Fraulefurt a. M. südd. W 106 *FI. 2 Mt. Petersburg

100 sR. 3 Wochen! 1033

Inländisce Fonds, Pfaandßrigfs-, Kommunal Papiere und

Geld- Course.

Zt. Brief. Geld. Gem. 2f. *1

Preusea. Frer. Anl 5 102 1014 Pomm. Ffdbr. gt. Schuld. Ses. 3 S0 719 Seh. Präm. Seh. 1017 1015 H. u. Nm. Schuld v. 35 767

kerl. Stadt- Obl. 5

Schlesische do. do. Lt. B. gar. do. 3 Pr. Bk-Antkh.- Sch

do. do. 33

Wes tpr. Pfandbr. 3 Friedrichsdror.

Grossb. Posen do. 4 do. do. 3) Disconto.

Ostpr. Pfandbr.

Kur- u. Nm. do. 3 31

*

3.

2

And. Goldm. à . 1 .

Ausländische Fonds.

Poln. neue Pfdbe. do. Part. S00 FI. do. do. 300 EI. NHamb. Feuer- Cas. do. Staats-Pr. Anl Iloll. T3 o Iut.

Kur. Pr. O. 40th. Sardin. do. 36 Er. N. Bad. do. 35 FI.

Russ. Hamb. Cert. do. bei lope 3.4.8. do. do. 1. Anl. do. Stiegl. 2. 4. A.

do. do. 5: A. do. v. Rthsch. Lst. do. Poln. Schatz. do. do. Cert. L. A. do. do. L. B. 200. Pol. a. Pfabr. a. C.

. 38818111

e-: M= 2 SI SI 1111 8

11 17

2 0

1 0 C D CN

a

1

III gs

S- .

ö

Eis enkalln - Actienm.

Börsen- Lins - Rechnung Rein Friras 1848

Stamm - Actien. Kapital.

. . Cours. Der Reinertrag wird nach n Bekanntm. Tages in der daru bestimmten Rub'rik ausgefulli. Di- mit z pCt. ber. Actien sind v. Siast gar.

Prioritäts - Actien. Kapital.

Tages - Cours.

Zins fuss.

Säimmtliche Prioritüts-Actien werden durch jährliche Verloosung à 1 pCt. amortisirt.

SI ba.

643 6.

90 n S935 0 51 2 587 b. 11835 6.

Berl. Anh. Lit. A. B. 6. 00, 9000 do. Hambur 8. 000, 990 4,824, 000 4. 006, 000 1.700.000 2.3 h, 00 g, Mi. 069

13, 0000069 do. Aachen.. ..... 4. 590, 009].

Bonn · Cöõln? ...... 1.0651. 20

Düss eld. Elberfeld. . 1.400 999

Steele - Vohinkel .. 1.300. 90

Niederschl. Märkisch. 19, 000,009

do. Zweigbahn 1.590, 900

Oberschl. Lit. . ... 2, 253,109

do. Litt. B. 2, 400,000

Cosel - Oderberg .... 1.200.000

Breslau- , 1.700.000

Krakau. Oberschf.. .. 1,800, 909

Berg. Märk. .... 4, 000, 0990

Stargard - Posen 5, 0900, 000

Brieg - Neisse. . ...... 1, 106, 000

fas ger Werlteni. V.. 4,500, 000

51 baz. u. . 794 8. 4 6. 47 6

34 b. 743 n. 74 6. 33 be. 955 6. 957 G.

.

445 6. 45 R. 50 6. 7375 n. 73 6.

1 1118111111 SGI SX

. 443 br. u. G.

Quiitungs - Bogen. Aachen-Mastricht .. 2, 750, 000

Ausländ. Aclien.

Friedr. Wilh. Nordb. S, 00, 000 do. Prior. ..

Schluss- Course von Cöln-Minden 79 e

863 6.

913 6.

S47 a 4 ba. u. G. 91 k. . 105 ba. u. G.

Berl. Anhalt. .. ...... 1.411.800 do. Hamburg 5. 000. 000 do. do. II. Ser, 1.000, 006 do. Potsd. Magd... 2. 367, 200 do. do. . 3. 132. 800 do. Stettiner S0, 000

Magdeb. . eipzꝛiger .. 1.788, 109

Halle - Thüringer. ... 4, 100,009

Cõöln - Minden. . . ..... 3. 674.500

Rhein. v. Staat gar. 1.217, 0009

do. 1. Prioritt .. 2, 487, 250 do. Stamm-Prior. 1,250, 09 Düsseldorf - Elberfeld. 1, 90, 9090 Niederschl. Märkisch. 4. 175, 000 do. do. 3,500, 000

do. III. Serie. 2, 300, 0090

do. Zweigbahn 252, 000

do. do. 248, 000

Obersehlesische 370,300

Krakau - Oberschl. .. 360, 000

Cosel - Oderberg. ... 250, 000

Steele - Vohwinkel .. 325,000

do. do. II. Ser. 375,000

Breslau - Freiburg. .. 400,009

Berg. Märk. ..... S00, 000

L ö

S6 * bz. 93 br.

—*

S C é . . 2 2 r r 2

28 8 X

Bõrs en-

Zinsen. Reinertr.

1848

Ausl. Stamm- Acl. Leipzig - Dresden... 4,500, 009 . Tuckw. Bexbach 24 FI. S, 525, 09090 Kiel - Altona .. 2. 050, 000 Amsterd. Rotterd. Fl. 6, 500, 099 Mecklenburger Thlr. 4,300,000

Fa g9g6 bp. G.

bz. u. G.

9 . 11111

von Preussischen Bank-Antheilen S834 * br.

Durch vielseitige Avance - Verkäufe wurde die heute erwartete Steigerung zurückgehalten, und mit Ausnahme von

wenig Veränderung seit Sonnabend.

Potsdam Magdeburgern erfuhren die Course anderer Eisenbahn- Effekten

Auswärtige Börsen.

Wien, 23. Juni. Met. 5proz. 885, 87. A4proz; 705, 70. 2tproz. 463, 47. Anl. 34: 149, 50. 39: 91 z, 92. 161, 3, 164. Gloggn. 193, 10635. Mail. 733, 74. Livorno

703, 3. Pesth 6343, 64. B. A. 1955, 60. Wechsel⸗Course. Amsterd. 169. Augsb. 120. Frankf. 120. Hamb. 177. London 12. 4. Paris 142.

In Fonds und Actien bei stillem Geschäft wenig Fremde Valuten und Gold flau und mehr Geber als Ee hig 23. Juni. Leipz. Dr. P. Oblig. 1005 G. Leipz. r Sächsisch⸗Bayerische 83 G. Schlesische 57 G. Chemnitz Riesa 263 G. Löb Zittau 135 G. Magdeb. Leipzig 1755 G. Berl. Anh. bz G. Altona⸗Kicl 955 G. Deß. B. A. 102 G. Preuß. B.

B;. A. 1415 Br. L. Dresd. E. A. 953 G.

A. 895 G.

KVamburg, 23. Juni. 33proz. p. C. 80 Br. u. G. E. R. 1003 Br. u. G. Stiegi; 27 Br. 823 G. Dän, 646 Br. S 66 G. Ard. 10Br. pro 233 Br., 235 G. Hamb.⸗Berl. 636 Br., 6369 G. . Cor 4 G. Altona⸗Küel 6 Br., 9b G. Rendsb.

r. Mecklenburg 333 Br., 33 G. Fonds waren fast durchgängig angenehm; Actien zwar höher,

Neum. 110 doch das Geschäft nur gering.

Paris, 22. Juni. Iproz. 53. 30. 5proz. 86. 55. Nord⸗

bahn 427. 59. N. d. B. 5proz. S6, 70.

Die Börse unterlag heute denselben Schwankungen, als in den letzten ae Tagen; es wurden wenig Geschäfte gemacht. Fonds

und Eisenbahn⸗Actien matt.

London, 22. Juni. Zproz. Cons. a. 3. 915. Zzproz. 921.

Ard. 165. Int. 51. Aproz. 773. E. R. 103. Port. A4proz. 28.

Mex. 30) Conf. eröffneten zu 914, 4 und blieben so ohne Bewegung. Von ' fremben waren Ard. 17, 163. Zproz. 31, 335. Bras. 80, 78. Chili 94, 92. 2 Uhr. Cons. 914, 3.

Amsterdani, 22. Juni. Holl. Fonds waren bei ziemlich

lebhaftem Geschäft in Ini. gut preishaltend. Von fremden 4 angeboten; in den übrigen wenig

Fonds waren franz. etwas me Veränderung, auch im Handel kein besonderes Leben. Holl. In

Mex. 266, K.

Markt⸗Berichte.

Berliner Getraidebericht vom 26. Juni.

Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt:

Weizen nach Qualität 57 63 Rthlr.

Noggen loco und schwimmend 283330 Rthlr. pr. Juni / Juli 29 Rthlr. Br., 28 G. „Juli /MMlug. 29 Rthlr. Br., 280 3 28 bez. Aug. / Sept. 30 Rthlr. bez.˖

„Sept. /Oltbr. 31 Rtblr. Br., 30 30 bez. u. G.

Gerste, ffeß⸗ loco 22 24 Rthlr. n eine 19 21 Rthlr.

Hafer loco nach Qualität 16 173 Rthlr. pr. Juli 48pfd. 193 Rthlr. Br., 16 G. „Sept. Mkibr. 18 Rthlr. Br.

Erbsen, Kochwaare 28 = 30 Rthlr. „Futterwaare 27 28 Rthlr.

Rüböl loco 13 Rthlr. bez. u. Br.

„pr. Juni 15 Rihlr. gehalten.

tegr. 4913, r. Zproz. neue 58 3, *. Span. Ard. 115. Gr. Piecen 1115, z. Russen alte 1013. A4proz, 83, 4. Stiegl. 825. Oest. Met. 5proz. 69. 23proz. 373. Bras. 833.

Rübõl in n 39 uli Mug. o. Aug. MHEept. do. Sept. / Oktbr. 13 Rthlr. Br., 1244 13 bez. Oktbr. Novbr. 13 Rihlr. gehalten. Novbr. / Dezbr. do. Leinöl loco 10 Rthlr. Br. „Lieferung 10 Rthlr. Br., Ms G. Mohnöl 175 Rthlr. Br. Hanföl 13 2 12 Rthlr. Palmöl 135 a 13, Rthlr. Südsee⸗Thran 103 Rthlr. Br. Spiritus loco ohne Faß 166 Rthlr. bez. u. G. Y pr. Juni /s Juli 163 Rthlr. Br., 168 G. „Juli / Aug. 163, 163 u. 1636 Rthlr,. bez. „Aug. Sept. 17 Rthlr. Br. 163 G. „Scht. / Oktbr. 1775 Rthlr. Br., 17 G. Weizen fest bei wenigem Umgang. Roggen animirt. Rüböl anziehend. Spiritus loco unverändert, Termine mehr gefragt und

höher bezahlt.

Stralsund, 19. Juni. Das auf den diesjährigen hiesigen Wollmarkt am 11Iten und 12ten d. M. gebrachte Wollguantum hat 7ä4 Ctr, 73 Pfd. betragen, von welchem circa 60 Ctr. unver⸗ kauft geblieben sind.

Der diesjährige Preis der Wolle hat sich gegen den vorig⸗ er g Durchschnitt etwa um 18 Rthlr. für den Centner

öher gestellt.

6 gi hier bezahlten Preise betrugen für Wolle, die besonders gut gewaschen war, s5 bis 56 Rthlr, für den Centner, bei weniger guter Wäsche 50 bis 525 Rthlr. lr sehr kleine Partieen wur⸗ ben bei schlechter Wäsche mit 40 R hir. bezahlt.

Druck und Verlag der Deckerschen Geheiinen Ober⸗ Sofbuch druckerei. Beilage

Deuntschlan d.

Oesterreich. Wie n. Magyarische Dpposition een Kossuth und die Maßregeln seiner Regierung. Adresse des serbischen National Comi- ez an Banus Jellachich. Ernennung neuer Hospodare für die Mol⸗ daun und Wallachei. Vermischtes. Ol mütz. Empfang der öster⸗ reichischen Truppen aus Rastatt.

Württemberg. Stuttgart. Stände ⸗Verhandlungen. Ulm. Die Ereignisse. Vermischtes.

Schleswig⸗Holstein. Schleswig. Landes⸗Versammlung. Flens⸗ burg. Ber Herzog von Nassau. Vermischtes. z

Sachsen⸗ Weimar. Weimar. Landtags Verhandlungen.

Schwarzburg⸗ Sondershausen. Sondershausen. Eröffnung des Landtags.

Ausland.

Oesterreich. Preßburg. Zustände im Lager der Insurgenten. Lemberg. Kriminalunterfuchung gegen ruthenische Bauern.

Frankreich. Paris. Bericht Changarnier's.— Oueinot's Operatio- nen. Truppen nach dem Rhein. Ministerkrise und Manisest des Du aureschen constitutjonellen Vereins. Urtheile über Estancelin's Aeußerung. Die Votuntersuchung des letzten In surrections⸗Komplotts. KReclamation Frapolli's. Ankunft der Mutter Saffi's. Oester= reichisches Schiff mit kriegsgefangenen Polen in Toulon. Freilassung Cabrera's und Ametler's. Todesfälle an der Cholera. Vermischtes.

Rußland und Polen. St. Petersburg. Neue Kupfermünze.

Wissenschaft und Kunst. Schillers Brieswechsel mit Körner.

Börsen⸗ und Handels⸗Nachrichten.

nichtamtlicher Theil. Dent schland.

Oesterreich. Wien, 22, Juni. Nach dem Korre⸗ spon denten bildet sich in Pesth eine Opposition gegen die Regierungs-Maßregeln und gegen Kossuth, die in dem neuen Journal Der ker gente ffn wild, aber nicht ohne Ge⸗ schicklichkeit geführt wird. Ein Artikel, der die Aufschrift führt: „Ueber die Finanzwirthschaft , geht dem Ministerium besonders scharf zu Leibe. Es heißt dort: „Nicht immer werden einem frei⸗ gebigen Finanzminister willfährige Banknotenpressen zu Gebote ste= hen, die Zeiten der Ruhe werden kommen, wo man einen Blick auf das verschuldete Einkommen des Landes werfen wird, die Zeiten weiden kommen, wo man das bequeme Papiergeld gegen unbe⸗ Jueme Silbermünze wird vertauschen müssen, und dann werden die Eljen der Repräsentanten ein schlechtes Auskunftsmittel für den verzweifelnden Finanzminister sein.“ Auf diese allerdings sehr richtige Bemerkung scht der Korrespondent folgt ein heftiger Angriff auf den Gehalt des Präsidenten und der Mmnister, und es wird die Hoffnung ausgesprochen, daß Kossuth dies Alles beschränken werde, sowohl aus politischen, als ökonomischen Gründen. „Diese Besoldungen sind die Keime des Sturzes der jungen Repu⸗ össt“, so ruft das Blatt mitten in seinen Berechnungen aus. Aber nicht die Finanzen allein greift das erwähnte Journal an, So attakirt es heftig das Schweigen der Regierung über die äußeren Angelegenhelten: die Regierung soll sagen, was für Verhältnisse mit den auswärtigen Mächten bestehen; warum theilt die Regierung so wenig über die Kriegsoperationen mit? Werden die Rußen an= greifen oder nicht? In den unteren Gegenden sind Schlachten verloren gegangen, Major Czintola wurde bei Titel geschlagen, auch Perezel hat eine Niederlage erlitten; Puchner, Nu⸗ gent, Jellachich haben sich mit den Serben vereinigt, warum schweigt die Regierung?‘ Dann geht es über die Aemter-Besetzung los: es wird der Regierung vorgeworfen, daß sie lauter einstige Komitatenser anstellt, daß sie mit dem Adel kokettirt; es wird gefagt, „das Ministerium möge aufhören, sich an die Täblabiré'z anzuklammern, diese Race ist unverbesserlich, sie muß aussterben. Der vierzehnte April erklärt sich gegen jede Amne⸗ stie, „weil die Hauptschuldigen noch nicht gehenkt sind“, und wieder wirft das Blatt der Regierung Parteilichkeit vor; es heißt dort: „Jener verkrüppelte alte Pfarrer von Zercsö wurde erschossen, weil er zu in, des Kaisers gepredigt, und Hallasy sollte begnadigt werden? ie armseligen Verbrecher in Ofen wurden erschossen, und Almäsy sollte amnestlrt werden?“ Und in solcher Wuth geht es fort und fort. Ein Hauptsatz ist: „Die frommen Sitten der Moral und des Evangeliums sind für andere schöne Tage vorbehalten, wer aber eine siegreiche Revolution machen will, der zertrümmere den Feind, wie und wo er ihn trifft“, und zum Schluß: „Männer der Regierung, heißt Eure Herzen schweigen, das Volk ist kein Futter für die Großmuth; fragt nicht um Euer Gemüth, fragt um das Bedürfniß der Zeit.“

Der Wanderer berichtet: „Das serbische Volk hat durch dasselbe repräsentirende National⸗Comité eine Adresse an Se. Ex⸗

cellenz den Ban geln, worin es sein volles Zutrauen zum Ban ü

ausdrückt und, über das Unrscht, das dem serbischen Volke durch

die gleich wie an den Rebellen gehandhabte Militairherrschaft ge⸗

schehen, klagend, um Anerkennung der National⸗Verwaltung und

schleunige Einberufung der National⸗Versammlung um Abhülfe bit⸗

. Die Cholera hat Croatien ziemlich verlassen und sich nach Ser⸗ en gezogen.“

. Der Lloyd meldet: „Es scheint nun außer Zweifel zu sein, heißt es in einem Schreiben aus Jassy vom 11. Juni, daß der Hetman Gregor Ghyka von der hohen Pforte zu Sturdza's Nach- solger bestimmt worden ist. Seine Ernennung, erfolgte, gleichzeitig mit jener Stirbey's für die Walachei. Die Firmane für beide auf sieben Jahre ernannte Fürsten sind jedoch bisher weder in Bukarest, noch hier eingetroffen, da das zur gi kolaus gesendete ,. der Convention von Balta-Liman erst . Tage in Konstantinopel zurückgelangt ist. Die getroffene

ahl scheint allgemeine Billigung im Lande zu finden, da dieses

, Fähigkeiten 1. redlichem Willen das Beste er⸗

Am 19. Juni wurde in Olmütz, wie dieͤ * e Presse meldet, das Urtheil über den Feldmatschall Lieutenant et 56 publizirt und

atifizirung an den Kaiser Ni

lautete auf zehn Jahre Festung. Das dort stationirte Genie⸗Regi⸗ ment legte vorgestern den von Sr. Majestät sanctionirten verfas⸗ sungsmäßigen Eid ab.

Der Gemeinderath der Stadt Wien wurde, zufolge eines Er⸗ lasses des Ministeriums des Innern, aufgefordert, aus seiner Mitte

zwei Mitglieder abzuordnen, welche an der am 19. Juni d. J. bei der niederösterreichischen Regierung stattfindenden Berathung über die von den Vertrauensmännern der Provinz Niederösterreich auf Grundlage der Reichsverfassung vom 4. März d. J. verfaßten Ent= würfe der Landesverfassung und Wahlordnung theilzunehmen und sich vorläufig mit den beigeschlossenen Entwürfen vertraut zu machen haben. Zu dieser Berathung wurden die Gemeinderäthe Dr. Ze— linka und Dr. Rizy mit absoluter Stimmenmehrheit gewählt.

Olmütz, 17. Juni. (Br. Ztg.) Gestern wurde hier der

Treue unserer aus Rastatt angelangten Mineurs und Sappeurs eine Huldigung gebracht, die sowohl jenen, welchen sie zu Theil wurde, als auch jenen, welche sie spendeten, zur besonderen Ehre gereicht. Auf die Kunde von der Ankunft dieser braven Truppen begaben sich nämlich die Civil⸗- und Militair-Autoritäten unserer Stadt und eine große Menschenmenge in den Bahnhof, um die Ankommenden zu bewillkommnen. Wie belohnt mußten sich diese braven Soldaten, die man in Wien mit der größtmöglichen Aus⸗ zeichnung behandelt hat, und die nun auch hier unter dem lauten Jubel der ihrer Harrenden und unter dem fröhlichen Spiel zweier Musikbanden aus den Waggona stiegen, für ihre musterhafte Hal⸗ tung in Rastatt gefunden haben. Während vielleicht so mancher ihrer badischen Waffengefährten den Vorwürfen seines Gewissens wegen Meineides und des dadurch über das Vaterland heraufbeschwornen na⸗ menlosen Unglücks ein Ende macht, die Zeitungen haben bereits genug solche Beispiele angeführt, wird den edlen Söhnen unseres Vater⸗ landes, welche die österreichische Treue inmitten des Verraths zu bewahren wußten, der Dank des Vaterlandes durch unseren ritter⸗ lichen, Monarchen und der Beweis der Liebe und Achtung ihrer . von allen Seiten zu Theil, Der Empfang der Truppen war rührend. Aus dem Jubel der Bürger und aus den fröhlichen Weisen der Musik schienen die Worte zu sprechen, deren unwider⸗ legliche Wahrheit selbst der Tyrann von Syrakus anerkennen mußte: „Treue, sie ist doch kein leerer Wahn.“ Die edle Schaar zog hier—= auf in traulicher Begleitung der sie Empfangenden in die Stadt, deren Bewohner sie bei einem fröhlichen Mahle bewirtheten, bei welchem der geehrte Vorstand unseres Kommun-Ausschusses, Dr. Helm, die Honneurs machte. Sie können sich keine Vorstellung von dem Enthustasmus machen, mit welchem die von ihm angebrachten Toaste auf das Wohl Sr. Majestät und der Kaiserlichen Familie von Seiten dieser braven Soldaten aufgenommen wurde, welche ih⸗ rerseits wieder die Bürger von Olmütz hoch leben ließen. So en⸗ dete ein Fest, welches in den Tagen der Wirrnisse und Spaltung eine tiefe Bedeutung hat.

Württemberg. Stuttgart, 19. Juni. (Schwäb. Merk) Schluß der heutigen Sitzung der Stände Versammlung. CS. Preuß. St. Anz. Nr. 171.) Tagesordnung: Berathung des Be⸗ richts der Justiz-Gesetzgebun s⸗Kommission uber den Gesetzentwurf, die , einiger Bestimmungen des Strafgesetzbuchs und der Strafprozeßordnung betreffend. (Bexichterstatter Holzinger.)

Der vorliegende, aus 30 Ärtifeln bestehende Entwurf beschäftigt sich mit den nothwendigsten Veränderungen des Strafgesetzbuchs, welche die Einführung der Schwurgerichte bedingt; zugleich werden einige Be⸗ stimmungen über einzelne Verbrechen abgeändert, die sich seit 1839 als unzweckmäßig und zu hart gezeigi habenz auch wird nach den Beschlüssen der Reichs ⸗Versammlung die Todesstrafe entfernt. Die Kommission hatte verschiedent Aenderungs ⸗Anträge gestellt, mit denen sich der anwesende Regierungs⸗Kommissär, Sber⸗Tribunalsraih Hofacker, mit einer einzigen, hiernach zu erwähnenden Ausnahme einverstanden er- klärt hatte. Der ganze Gesetz- Entwurf wurde dann nach mehrstündiger Debatie, an der sich neben dem Regierungs⸗-Kommissär haupt⸗ sächlich Holzinger, Seeger, Schoder, auch Prälat von Mehring und Andere betheiligten, in dieser Sitzung erledigt. Die hauptsäch- lichsten Punkte sind: Die nach dem Strafgesetzbuchs mit Todes⸗ strafe bedrohten Verbrechen sind mit lebenslänglichem Zuchthause, die mit dieser Strafe bedrohten Verbrechen aber mit 20 30 Jahren Zuchthaus zu bestrafen. Da, wo das Strafgesetzbuch zeitliches Zuchthaus droht, darf diese Strafe nicht über 210 Jahre erkannt werden. Die Zuchihaus- und die Arbeitshausstrafe können auf einer Festung vollzogen werden, wenn sol⸗ ches nach sorgfältiger Erwägung der besonderen Umstände des Verbrechens und der bisherigen Ehrenhaftigkeit des Uebertreters begründet erscheint. Die Art. 13 und 15 des Sirafgesetzbuchs treten außer Kraft. Die förperliche Züchtigung bleibt abgeschafft., An ihre Stelle tritt entweder Erhöhung der Strafe, oder eine andere zulässige Schärfung, oder ein anderes Dis ʒiplinar⸗ strafmittel. Die Kreisgefängnißstrafe, welche neben dem Verluste der bür— gerlichen Ehren- und der Dienstrechte oder gegen einen Angeschnldigten zu erkennen ist, der diese Nechte bereits verloren hat, wird in dem Zuchtpoli— zeihause vollzogen. Die Artikel 54 60 des Strafgesetzbuchs, welche von den Bedingungen der Strafbarkeit, dem Vorsatze und der Fahrlässigkeit und ihren verschiedenen Graden handeln, fallen als gesetzliche Vorschristen aus weil Vorschristen dieser Art nicht für die Rechisprechung durch Schwurge⸗ richte passen. Wurden die bürgerlichen Ehren- und die Dienstrechte durch rechtkräftiges Erkenntniß entweder ausdrücklich oder durch die erkannte Festungsstrafe entzogen, so sind dieselben auf Bitte des Verurtheil⸗ fen durch das erkennende Gericht wieder herzustellen, wenn sich der Verurtheilte in den letzten vier Jahren nach Erstehung der Freiheitsstrafe oder falls die Entziehung für sich allein erkannt wurde, nach erlangter Rechtstraft des Erkenntnisses leines im Strafgesetzbuche oder im Polizei⸗ Strafgesetze verpönten, vorsätzlichen, nicht blos mit Bezirlsgefängniß oder Geldbuße zu ahndenden Vergehens schuldig gemacht hat. Trat ein sol⸗ cher Verlust in Folge der Aibeits, oder Zuchthausstrafe ein, so ist bei ersterer der Ablauf von sieben, bei letzterer der Ablauf von zehn Jah⸗ ren erforderlich. Hiernach ist Art. 129. Abs. 2 des Strafgesetzbuchs abgeändert. Die Artikel 74 88, von Urhebern, vom Komplott, von Get ülfen, Art. 93, Strafe der unterlassenen Verhinderung von Verbre⸗ chen oder Vergehen, Art. M4, Strafe der unterlassenen Anzeige von Verbie— chen oder Vergehen, sind aufgehoben. Nach dem Antrage der Kommission aber im Widerspruch mit dem Regierungs⸗Kommissär, wurde mit 57 gegen 16 Stimmen beschlossen, auch den Art. M3 des Strafgesetzbuchs auszuhe= ben, wonach jeder Ünteithan, der von einer hochverrätherischen Verschwö⸗ rung oder Unternehmung glaubhaste Kenniniß erhält, der Obrigkeit die An= zeige zu machen und die weitere Ausführung zu verhindern hat, bei Kreis- Gefängnißstrafe bis sechs Jahren. Endlich wurde noch beschlossen, daß diejenigen Preßwoergehen, welche nur auf Klage des Betheiligten zu verfolgen sind, dor die Bezirksgerichte gewiesen werden sollen, auch wegen Preßvergehen, welche mit Geld- und Gefängnißstrafen oder mit einer dieser Strafen allein be— droht sind, der Untersuchungsrichter, in dessen Bezirk dieselben verübt wor⸗ den sind, den Verdächtigen durch das Gericht seines Wohnorts oder zeit= lichen Aufenthalts soll vernehmen lassen dürfen, wofern der Verdächtige

solches verlangt und davon lein Nachtheil für die Untersuchung zu besor—

gen ist.

„Ulm, 18. Juni. Ueber die hiesigen (bereits erwähnten —⸗ fälle enthält der Schwäbische Merkur noch . u . ten: „Die gestrige Nacht war eine des Schreckens für Ulms gut⸗ Elmnti Einwohner. Bei einem Tanze entstanden Schlägereien.

er Tumult zog sich vom Gasthaus zum römischen Kaiser auf den

Judenhof herunter, und es wurde ein einschreitender Polizeidiener von der zügellosen Pöbelrotte körperlich mißhandelt, in ein Haus verfolgt und an diesem die Fenster zertrünimert. Während des hierbel stattfindenden Gedränges wurde ein Mann, wie es heißt, im Gewühl erdrückt, und plötzlich wußten einige Böswillige auszu⸗ streuen, der Mann sei vom Polizeidiener erstochen worden. Nun wüthendes Gebrüll der aufgeregten Masse: „Auf die Polizeiwache, Alle müssen hin sein.“ Der Menschenschwarm zog sich nun fort und fort wachsend nach 8 Uhr Abends auf den Marktplatz vor das Rathhaus. Man hörte Aufforderungen zum Aufreißen des Stra⸗ ßenpflasters, zur Stürmung des Rathhauses, um die dortigen Waffen zu erlangen u. dgl. Die Menge wurde immer tobender und wilder; sofort ward auf Anordnung der Behörden der Gene⸗ ralmarsch in allen Straßen der Stadt geschlagen. Die Bürger⸗ wehr erschien zahlreich auf ihren Sammelplätzen, eindrucksvoll aber und ganz unerwartet für die Aufruhrlüsternen war der Einmarsch unserer Nachbarn, der wackern Bayern aus Neu-Ulm. In ge⸗ schlossenen Kolonnen rückten sie im Sturmschritt über die Donau⸗ Brücke und die große Heerdbruckerstraße auf den Marktplatz. Da⸗ mit sank den Barrikadenhelden der Muth und es gelang nun den ver⸗ einten starken Patrouillen der Bürgerwehr und Linie, so wie den kräf⸗ tigen Chargen der Reiterei, unter Ober Lieutenant von Gumppen⸗ berg und der berittenen Bürgerwehr nach und nach die Straßen zu säubern; außer dem auf dem Judenhof ums Leben gekommenen Mann kostete die Nacht aber noch ein Opfer. Aus einem Hause in der Nähe der Oberen Stube ward man sagt, es habe dem in der Gegend bei Offizieren befindlichen Obersten von Hayn gegol⸗ ten ein scharfer Schuß abgefeuert, von wem, ist leider noch nicht ermittelt. Die Kugel, deren Gang von oben nach unten entschieden darthut, daß von oben herab geschossen wurde, traf einen unter der Masse stehenden Festungs Arbeiter, wie man hört, einen Familienvater von sechs Kindern. Auch noch an anderer Stelle wurden Schüsse gewechselt. Von einem Hause am Eingang in das sogenannte, Hafenbad (eine Straße) soll, wie man sagt, scharf gegen eine in der Kramgasse beim Sapperschen Laden un= weit des Krickschen Hauses aufgestellte Abtheilung Bayern gefeuert worden sein, worauf diese natürlich die Antwort nicht schuldig blie⸗ ben, ohne daß jedoch durch diese Schüsse Jemand verletzt wurde. Uebrigens sieht man am Wechslerschen Eckhaus noch die Spuren der eingeschlagenen Kugeln. Unter den Pöbelmassen trieben sich viele Bursche in Blusen und mit Sensen bewaffnet herum, deren auch mehrere zur Haft gebracht wurden. Die Haltung der Bürger— wehr war gestern eine sehr brave.“ ;

Ulm, 19. Juni. (Schwäb. Merk.) Der gestrige Tag ver⸗ lief ganz ruhig und jeder Gutdenkende athmet freier, doch waren hinreichend Maßregeln getroffen, um neuen Ausbrüchen auf das , durch Bürgerwehr und Garnison entgegentreten zu önnen.

Das sogenannte Freicorps ist aufgelöst. Die Untersuchungen gegen die vielen Verhafteten haben ungestörten Fortgang, wobei schon als wahrscheinlich sich herausgestellt hat, daß der einzige Ge⸗ bliebene durch einen meuchelmörderischen gegen die Bayern gerichte ten Schuß gefallen ist. . 3

Nach sicheren Nachrichten treffen heute zwischen Günzburg und Neu- Ulm einige Bataillone Infanterie nebst Geschützen ein, welche zu dem bayerischen Observallons-Corps in Donauwörth ge—= hören und jetzt an der Iller in hiesiger Gegend Kantonnirungen beziehen sollen. Von Ankunft österreichischer Truppen ist nichts . a, . 361

a unsere egierung, wie es bestimmt heißt, ins Mi ' treten ist, so ist von en nichl ter inf . wodurch mehrere tausend Menschen arbeitslos geworden wären vor der Hand keine Rede. Vorgestern Nacht sammelten sich freiwillig k , , 96 nöthigenfalls der bewaffneten Macht gegen dle Ruhestörer unter Anführung der J ieur⸗Offizier Beistand zu leisten. ; ,

Sch leswig⸗Holstein. Schleswig, 21. Juni. (B. H.) Nach einer ganz kurzen Berathung über den Beitrag des Herzogthums Lauen⸗ burg zu den Kosten des Ober-Appellationsgerichts motivirte in der heu⸗ tigen Sitzung der Landesversammlung der Abgeordnete Dr. Heiberg sei⸗ nen Antrag in Betreff der Personal-Union. Der Antrag bezweckt es zu veranlassen, daß bei den Friedens⸗Unterhandlungen auf die Aufhebung der Personal⸗Union, welche scither zwischen den Herzog⸗ thümern Schleswig-Holstein und dem Königreiche Dänemark recht⸗ lich bestanden, hingewirkt werde, stimmt mithin in seiner Modalität mit der großen Mehrzahl der bei der Landesversammlung einge⸗ gangenen, die Personal-Union betreffenden Petitionen überein. Schon zu Ende der vorigen Diät (Ausgangs April) war der Antrag ein⸗ gebracht, die Motivirung aber seit dem Anfang der gegenwärtigen Diät von dem Antragsteller selbst fortwährend verschoben worden. Hente begründete der Br. Heiberg nun den Antrag in einer länge⸗ ren Rede, welche mit historischer Gelehrsamkeit wohl aus⸗ gestattet war, eben deshalb aber mit geringer Aufmerksam⸗ keit angehört wurde. Die nachfolgende Diskussion war wie zu erwarten stand, sehr belebt. Die Partei des Herrn Th. Olshausen unlterstützte den Antrag mit großem Eifer ging dabei in ihren Aeußerungen über die Fürsten ze. aber mit unter so weit, daß der Präsident den Ordnungsruf ergehen ließ oder den Redner zu einer milderen Deutung der gebrauchten Aus drücke veranlaßte. Herr Th. Olshausen unterstützte den An⸗ trag auch selbst in einem eben so feurigen, als gediegenen Vor⸗ trage. Er suchte die Nothwendigkeit der Aufhebung der Personal⸗ Union namentlich daraus herzuleiten, daß die Aufrechthaltung der Real- Union zwischen Schleswig und Holstein dadurch bedingt sei, da Friedrich VII. niemals in die Aufnahme des Herzogthums Schleswig in das deutsche Reich willigen werde, Schleswig aber wenn es nicht Theil des deutschen Reiches sei, nach §. 2 der Reichsverfassung auch nicht mit Holstein in dem bisherigen Real⸗ Nexus verbleiben könne., Aus dieser Auffassung entspann sich eine interessante Debatte über die Frage, ob bei der Bestimmung des 5. 1 der Reichsverfassung: „Die Festsetzung der Verhältnisse

des Herzogthums Schleswig bleibt voibehalten“, blos an die

Möglichkeit gedacht sei, daß ein Theil von Schleswig durch den Friedensschluß in das deutsche Reich aufgenommen werde oder ob man es dabei auch als zulässig angesehen habe, daß Schles⸗ wig, abweichend von der Bestimmung des 8. 2, eine eigenthümliche Stellung zu Deutschland erhalte. Bei, der Erörterung dieser Con- troverse wurde nicht nur das Verhältniß der S8. 1 und 2 zu ein⸗ ander mit logischer Schärfe erörtert, sondern man berief sich auch auf die stenographischen Berichte, den bei der zweiten Lefnng der Reichs⸗Verfässung vorgelegten Entwurf, die Art, wie das Reichs⸗

Ministerium später den erwähnten Satz des 5. 1 aufgefaßt habe.

Als Gegner von Th. Olshausen trat in den staatsrechtlichen Fra⸗