1849 / 175 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

er letzteren Eigenschaft für verlustig zu erklären. Nach kur⸗ en len h. ker fr in der Schlatter und Lehlbach sich dem An⸗ frag der Majorltät anschließen, wird der Antrag der Masorität an⸗ nommen. Heunisch war der Ansicht, man hätte hierüber gar nicht nöthig gehabt, zu berathen, indem die National⸗Versammlung in Stuttgart ja aufgelöst worden sei.

Karlsruhe, 22. Juni. Mittags. (Schwäb. Merk.) Es wird so eben eine Bekanntmachung der Diktatoren Brentano, Goegg und Werner angeschlagen, worin es heißt, man sehe sich durch die neuesten Vorgänge veranlaßt, zu verordnen, daß der Verkauf von Waffen und Monturstücken bei Todesstrafe verboten sei, der An⸗ kauf solcher Waffen bei Vermeidung einer Strafe von 100 Il. pro Stück und Confiscation derselben. Eine Bekanntmachung des Mi⸗ nisteriums des Innern verfügt, daß Niemanden in der Stadt Karls⸗ ruhe und deren Umgegend der Aufenthalt zu gestatten sei, der sich nicht über den Zweck seines Aufenthaltes ausweisen kann. Die Strafen der Zuwiderhandelnden sind sehr scharf. Ein Befehl des Sberkommandanten der Volkswehr, Fr. Doll, verordnet die Abgabe aller Waffen, ob Privat- oder Staats ⸗Eigenthum, an das erste Aufgebot. Die Zuwiderhandelnden werden standrechtlich behandelt.

Ueber die Verhaftung des Abgeordneten Junghanns vernimmt man Folgendes: Er war gestern in Stuttgart und wurde auf der Rückreise hierher in Illingen verhaftet, weil er Proclamationen an die württembergischen Soldaten vertheilte während der Fahrt. Er wurde jedoch alsbald der Haft wieder entlassen und eilte hierher, wo er heute in der konstituirenden Versammlung anwesend war. Man spricht von Verlegung der hiesigen konstituirenden Landes⸗ Versammlung nach Freiburg. Sämmtliche Kassen der provisori⸗ schen Regierung sind nach Rastatt gebracht worden. Viele Leute haben ihre Koffer gepackt, daß, wenn die Preußen, diese so sehr ge= fürchteten Leute, kommen, sie gleich durchgehen können. Seit 10 Tagen fehlen alle direkten Nachrichten aus dem Norden. Der Oberst Mniewski wurde gestern gefänglich hier eingebracht und so— gleich in Untersuchung genommen. Er wird des Verraths bei Philippsburg beschuldigt.

Mannheim, 24. Juni. (O. P. A. 3.) Die Stadt ist ruhig, obschon die Preußen heute nach Schwetzingen abmarschirt sind und nur ein Bataillon zurückgelassen haben. an sagt, baye⸗ rische Truppen würden von Ludwigshafen herüberkommen. Die Verbindung mit diesem Ort muß durch eine fliegende Brücke her⸗ gestellt werden, weil unsere früheren Machthaber aus Furcht vor den Preußen, die damals in Ludwigshafen standen, die Rhrin⸗ brücke verbrannt haben. Flüchtige Soldaten und Wehrmänner des ersten Aufgebots erzählen von einem Treffen in der Ge⸗ gend von Philippsburg; die Vorhut der Preußen stand in Waghäusel, wurde dort am L2lsten von Mieroslawski ange⸗ griffen und wich zurück. Die Badener drangen um so be⸗ herzter vor, bis fie plötzlich von den Kartätschen aus 16 Kanonen empfangen wurden. Da löste sich das erse Aufgebot in wilder Flucht auf; aber Mieroslawski ließ sie durch die Dragoner, welche im Hintertreffen standen, wieder ins Feuer trei⸗ ben. Die Verluste der Badenser sollen sehr groß sein; die Felder seien mit Leichen bedeckt, 50 bis 60 Wagen mit Verwundeten weg⸗ gebracht worden. Mieroslawski habe sich gegen das Gebirge ge⸗ wendet und bei Bruchsal ein zweites Treffen bestanden, worin er abermals geschlagen worden, und dann nach Sinsheim hin entflo⸗ hen sei. Bei Philippsburg soll der junge Schlöffel gefallen sein; ein Adjutant von Mieroslawski wurde von den Bauern in Hecken⸗ heim erschossen. Trützschler, von hiesigen Bürgerwehrmännern arre⸗— tirt, wurde heute der größeren Sicherheit wegen nach Schwetzingen gebracht. Ünsere Hauptdemokraten haben sich in aller Stille ent⸗ fernt. Der Belagerungszustand ist erklärt, das Kriegsgesetz verkün⸗ ket. Man sagt, heute sei der Prinz von Preußen auf Karlsruhe marschirt, wo kaum ein Widerstand zu erwarten ist. Die Landes⸗ Verfammlung tagte dort noch am 22sten d., wird aber wohl schon gestern auseinandergegangen sein.

Frankfurt a. M., 25. Juni. Die O. P. A. 3. sagt: Der heutige Frühzug der Main-Neckarbahn hat uns eine Reihe von Briefen gebracht, welche über die, Bewegungen und Operationen des von Peuckerschen Corps Aufschlüsse geben. Wir lassen sie der Reihe nach folgen:

Eberbach am Neckar, 21. Juni. Als gestern, am 20sten, der Oberst Weiß mit 1 Bataillon bayerischer Jäger und 1 kurhes⸗ sischen Bataillon Hirschhorn besetzte, zeigte sich auf der Höhe ge⸗ genüber, auf dem steilen Neckarufer, dem sogenannten Hungerberge, ein Freischaarentrupp. Andere Haufen wurden in dem dort ausmün⸗ denden Thale des Lachsbaches sichtbar, welcher von Waldmichelbach herunter kommt, so wie im Neckarthal von Neckarsteinach an auf⸗ wärts und Eberbach abwärts. Diese Freischärler sollen unter dem Kommando Metternich's gestanden haben. Der Oberst, der mit seinen Truppen hier ruhte, wurde alsbald von den Freischaaren angegriffen, und es entspann sich zwischen den beider⸗ seitigen Ufern ein mehrstündiges Gefecht, welches erst gegen Abend ruhte. Die Kugeln pfiffen auf den Straßen in Hirschhorn, wie Erbsen, mit Händen ausgestreut, thaten uns aber keinen Schaden. Einige Kartätschenschüsse wurden von uns hinübergesandt. Im Dunkelwerden zogen die Freischaaren mit Geschützen auf die Spitze des Berges und beschossen das hirschhorner Schloß mehrere Stun⸗ den lang wechselsweise mit Granaten, Vellkugeln und Kartätschen, aber ohne Erfolg. Anfangs wurde das Feuer nicht erwiedert, als aber die Feinde in Haufen abzogen, wurden ihnen einige Schüsse nachgesendet. Wir haben einige durch Streifschüsse Verwundete bei den Unseren, der Feind hat 20 bis 25 Todte. In Eberbach sind außer den zwei drelpfündigen Kanonen, die mit vorzüglicher Muni⸗ tion ausgestattet, in einer Scheuer versteckt standen, noch ein Frei⸗ schaaren-Transportwagen erbeutet.

Aglasterhausen, 22. Juni. Als wir am Dienstag Nach⸗ mittag das Hauptquartier verließen, war den Truppen das Ziel unserer Wanderung nicht belannt, einer Wanderung, die eben so schön und taktisch erfolgreich ausgedacht, wie romantisch in ihrer, Ausführung und friedlich in ihrer Vollendung war. Von Weinheim marschirte das Gros der Armee desselben Tages nach Fürth, von Fürth gings ununterbrochen nach Eberbach und kam am Donnerstag bei Zwin—⸗ genberg am Neckarübergange an. Von Beerfelden begann die ei⸗ gentliche Gebirgswanderung. Hier war es, wo die Größe der nun vereinten Armee die Einquartierung nicht mehr thunlich machte und die ersten Lager geschlagen wurden. Aus diesem Lager zogen sich die hessischen, die nassauischen und die mecklenburgischen Truppen aller Gattungen, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, in herrlicher Haltung durch das gammelsbacher Thal, vielleicht einem der rauhe⸗

en Punkte des Odenwaldes, gegen Eberbach zu. Die Ordnung und die Ruhe, in der sich Alles fortbewegte, der freudige Geist der Truppen, das Blitzen von Helm und Waffen, deren Glanz durch das frische Grün in einer unabsehbaren Linie weithin leuchtete, machten einen überraschenden, herrlichen Eindruck.

des gammelsbacher Thals liegt Eberbach, vor ihm ein großes, präch⸗ tiges Lager, das die Bagern und Kurhessen unter Oberst Weiß auf⸗ geschlagen hatten. Den Offizieren waren von der Mannschaft Hüt⸗

Am Ausgang

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ten aus grünen Zweigen und Laubwerk gebaut worden. Abends leuchteten die Pechpfannen weit ins Gebirge 6 Eine Heiterkeit, ein Singen und ein Jubel herrschte hier, der ein neuer Beweis der Einigkeit ber verschiedenen Truppentheile war. Mit einem von dem Echo der Berge beantworteten Hurrah wurde jeder neue Truppen-Einzug empfangen. Auf dem Markte der Stadt a Württemberger, Been Von Eberbach zogen wir in das reizend romantische Neckarthal, und gelangten nach 4 Stun⸗ den nach Zwingenberg am Neckar. Hier beherrscht die sch e Ge⸗ end die Burg gleichen Namens, jetzt ein Besitzthum der Markgra⸗ 8 Max und Ludwig von Baden. In der Burg selbst liegen im Augenblick Mecklenburger. Ueber die 110 Fuß lange Brücke, von den hessischen Pontoniers in drei Stunden erbaut, begann der Ueber— gang über den Neckar um 3 Uhr am Donnerstag Nachmittag. Die

sndlosen Züge auf das jenseitige Ufer währten bis in den späten

Abend, begannen wieder heute am frühen Morgen und endigten heute Mittaͤg. Der Anblick dieses Ueberganges war um so eindrucks⸗ voller, als er ohne alle Hindernisse vor sich ging. Die Brücke ruhte auf Schiffen und war von einem Biragoschen Bock unterstützt. Am jenseitigen Ufer mußte die Armee das badische Odenwaldsgebirge in einer Höhe von 1357 Fuß ersteigen, die Chaussee geht hier in Schnek⸗ kenwindungen über das Gebirge. Der Weg eröffnet eine herrliche Aussicht über das herrliche Neckarthal. Stundenlang brachte der Zug bergaufwärts zu, ohne daß Truppen, Munition und Bagage dabei gelitten hätten, und Alles kam endlich heute Abend 5 Uhr in der Hochebene von Neunkirchen an, wo ein unabsehbares Lager eschlagen war. Jetzt sind wir in Aglasterhausen. Das strategische eisterstück ist vollkommen gelungen. Aglasterhausen, 23. Juni. Bei einer Rekognoszirung ge⸗ gen Sinsheim gestern Abend hat der Major von Boddien den be⸗ kannten Freischaaren-Hauptmann Dietzsch aus Sachsen mit anderen

Freischärlern gefangen genommen, auch eine kleine Kriegskasse der

Aufständischen erbeutet. Es hat darauf ein für uns erfolgreiches Gefecht bis spät in die Nacht stattgefunden. Dietzsch war verwun⸗ det und wurde geschlossen hier eingebracht.

Sinsheim, 24. Juni. Als der Major von Boddien mit 10 Mann Kavallerie heute Abend eine Rekognoszirung von unserem Lager in Aglasterhausen nach Sinsheim zu machte und den be— kannten Führer der Aufständischen Dietzsch aus Sachsen, vor Waib⸗ stadt mit seiner Chaise und Bedeckung gefangen nahm, sagte dieser aus, daß sich in Sinsheim nur einige hundert Mann der Aufstän⸗ dischen befänden, wogegen uns von anderen Seiten die Kunde wurde, daß Tausende von Finven auf dem Rückzuge von Heidelberg und Waghäusel in Sinsheim versammelt feien. Sogleich schickte Major von Boddien einen Adjutanten zum General von Bechtold, um Verstär⸗ kung zu erbitten, und zog sich mittlerweile mit den wenigen Trup⸗ pen und den von ihm gemachten Gefangenen in ein waldiges Versteck. Als darauf der General von Bechtold nach wenigen Stunden selbst mit einigen Bataillonen und 6 Geschützen anrückte, sprengte Boddien mit Kavallerie, die auf drei Punkten in die Stadt rücken wollte, heran, wurde aber von einem so lebhaften Feuer empfangen, daß er Kehrt machte, und die Infanterie und Artillerie des General von Bechtold eröffnete darauf den Kampf. Sofort wurden auf der alten Straße T hessische Geschütze unter Lieutenant von Lyncker und 1 Compagnie 38er Preußen, auf der neuen Chaus⸗ see 2 Compagnien 33er uͤnd 4 hesstsche Geschütze, sämmtliche Ar—⸗ lillerie unter dem Kommando des tüchtigen Hauptmanns Becker, be⸗ kannt vom 18. September. in Frankfurt, vorgeschoben. Chevaux⸗ legers und 1 Compagnie 38er unterhielten die Verbindung. Ein Tirailleurgefecht begann, und bei der Dunkelheit konnte man nur auf den de.. Höhen die Bewegungen unter⸗ scheiden. Hauptmann Becker richtete einige Schüsse dorthin, die keine Erwiederung fanden. Jetzt drangen wir bis zu einer Entfernung auf Kartätschenschußweite an jene Höhen vor, in welcher Distance uns ein wirksames Geschützfeuer empfing. Darauf ent— spann sich ein anderthalb Stunden langes beiderseitig heftiges Ka⸗ nonenfeuer, während auf dem linken Flügel ein Tirailleurgefecht statthatte. In die Stadt fielen einige Granaten, der Feind schoß mit Shrapnells, Granaten, Paßkugeln und Kartätschen. Zu der⸗ selben Zeit, da dieses Gefecht auf der einen Seite der Stadt war, zogen 2 Compagnieen nassauer Jäger auf der entgegengesetzten Seite der Stadt auf und bekämpften von dort die feindlichen Ti⸗ railleure und Geschütze. Als bei der einbrechenden Nacht unser Feuer nicht mehr beantwortet wurde, stellten wir solches ein. In der Nacht zog sich der Feind aus der Stadt nach Epping, auf der rastätter Straße zurück. Als wir die Stadt am Z3sten be— setzten, hingen aller Orten weiße Fahnen aus. Wir haben 5 Ver⸗ wundete, unter ihnen die Offiziere von Hüllesheim, dessen Bru⸗ der am 18. September in ö fiel, und von Pannowitz, der schon wegen seiner Tapferkeit am 18. September dekorirt wurde. Hier in Sinsheim reichten sich das Reichs⸗Corps und die Schack⸗ schen Kolonnen die Hand, das strategische, vom Generalstab beab— sichtigte Meisterstück, den Feind zu umgehen, ist glänzend vollendet. Ladenburg, Mannheim, Heidelberg, Sinsheim in unseren Händen. Heute am 24sten sind die Truppen aus Aglasterhausen hier einge⸗ zogen. Der preußische Major von Boddien rühmt die Haltung der hessischen Chevauxlegers außerordentlich. Einer derselben, der ba⸗ densche Flüchtlinge verfolgte, die sich in den Schwarzbach stürzten, eilt ihnen nach, schwinimt durch und nimmt sie am jenseitigen Ufer gefangen. Die gestern mit Dietzsch erbeutete Kasse enthält 322 F1., die an die Chevauxlegers, die den Dietzsch gefangen nahmen, ver⸗ theilt sind.

Das Hauptquartier Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen ist am 25sten nach Karlsruher verlegt worden. Die Einschließung von Rastatt wird am 2bsten erfolgt sein.

Die heute hier ausgegebene Nummer des Großherzoglich Ba⸗ dischen Regierungsblattes enthält nachstehende Bekanntmachung des Kriegszustandes und Standrechts: „Leopold, von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen. Unter Bezug auf das provisorische Gesch vom 9ten d. M., den Kriegszustand und das Standrecht betreffend, erklären Wir, so weit solches nicht schon auf den Grund des §. 1 jenes Gesetzes durch die Militair⸗ Kommandanten geschehen ist, andurch das ganze Großherzogthum in den Kriegszustand, und zwar mit allen in den 58. 1—6 des er⸗ wähnten Gesetzes aufgeführten Wirkungen. Gegeben in Unserem Staats⸗Ministerium zu Mainz, den 23. Juni 1849. Leopold.

A. von Roggenbach. Stabel.“

Hohenzollern⸗ Sigmaringen. Sigmaringen, 22. Juni. (Schwäb. Merk.) Das Gerücht, daß die provisorische Regentschaft hier ihre Thätigkeit fortzusetzen beabsichtige, scheint nicht unbegründet gewesen zu sein; wenigstens kamen die Mitglieder der⸗ selben hier an, setzten jedoch nach kurzem Aufenthalt die Reise nach Baden fort. Von hier bis Möskirch hatten sie bürgerliche Ehren⸗ Begleitung. Von , . hat sich eine Anzahl der bei den letz⸗ ten Unruhen am meisten Betheiligten hierher geflüchtet.

Lippe⸗ Detmold. Detmold, 23. Juni. (Hann ov. Ztg.) Die landständischen Verhandlungen in der detmolder Pauls⸗ kirche betrafen in diesen Tagen die deutsche Frage. Der von der

Regierung proponirte Anschluß an Preußen, Hannover und Sach- sen ward abgelehnt. Die zur Begutachtung dieser Frage niederge= setzte Kommission, welcher die mit dem preußischen Gouvernement hierüber bisher gepflogenen Unterhandlungen vollständig mitge⸗ theilt waren, hatte einen Kommissionsbericht erstattet, der dahin

ging:

Fürstliche Regierung wolle sich 1) der einseitigen Un⸗ terhandlungen mit Königlich preußischer Neßierung enthalten, vielmehr 2) nur in Gemeinschaft und lrehel r fm, mit den übrigen 28 Regierungen, welche die Reichs -Verfas⸗ sung angenommen, weltere Schritte vornehmen; 3) eine Ver⸗ einigung und näheren Anschluß jener Regierungen nach Kräften her⸗ beizuführen suchen; 4) zu jeder desinitiven Entschließung aber, welche eine Abänderung des bisherigen verfassungsmäßigen Zustandes be— zweckt, zuvor der Zustimmung des Landtags sich versichern.

Dleser Kommissstonsbericht ist von der Versammlung mit großer Majorität angenommen.

Der Abgeordnete Pastor Culemann von Lemgo fand den Kom— missions Antrag nicht radikal genug; er stellte dagegen folgenden Verbesserungs⸗Antrag:

Fürstliche Regierung wolle sich 1) der Unterhandlungen mit Königlich preußischer Regierung enthalten, 2) auf der Grundlage der Reichs⸗-Verfassung und zur Durchführung derselben eine Verei⸗ nigung und näheren Anschluß der sie anerkannt habenden Regie⸗ rungen nach Kräften herbeizuführen suchen, 3) von der bisherigen provisorischen Centralgewal? sich entschieden lossagen, die Neuwahl eines Abgeordneten zur stuttgarter National⸗Versammlung veran⸗ stalten und einen Bevollmächtigten an die von der gesetzlich gülti⸗ gen Reichs-Versammlung gewaͤhlte Regentschaft absenden, 4) das in Schleswig- Holstein gegenwärtig unter preußischem Kommando stehende, zu preußischen Zwecken verwandte Militair augenblicklich

zurückberufen und es der stuttgarter Regentschaft zur Disposition

stellen.

Der Abgeordnete von Stietencron erklärte sich gegen den Kem⸗ misstons Antrag aus entgegengesetzten Gründen und stellte folgenden Gegenantrag: Der Landtag wolle beschließen, das bisherige von der Regierung in der deutschen Verfassungs⸗Angelegenheit beobach= tete Verfahren zu billigen und derselben anheimzugeben, den von Preußen untergebreiteten Entwurf einer deutschen Reichsverfassung zur Zeit nicht abzulehnen, vielmehr den in Vorschlag gebrachten Reichstag zu beschicken, endliche Entscheidung über Annahme oder Ablehnung der also revidirten Reichsverfassung für unser Staats⸗ gebiet aber dem Landtage vorzubehalten. Er halte diesen Weg für den einzig richtigen, koͤnne sich aber auf eine weitere Erörterung nicht einlassen, da er einen Streit über blos politische Prinzipien vermeiden wolle.

Lübeck. Lübeck, 23. Juni. (H. C.) In der letzten Siz⸗ zung des Bürger -Ausschusses hat auch unser Senat sich über die don ihm dem Verfassungs⸗Entwurf der drei Königlichen Regierun⸗ gen Preußen, Sachsen und Hannover gegenüber eingenommene Stellung ausgesprochen, indem er an die im nächsten Monat wie⸗ der zusammentretende Bürgerschaft folgende Anträge zu richten ge⸗ denkt: 1) daß auch Lübeck dem von den Regierungen der genann⸗ ten drei r g, abgeschlossenen Bündnisse beitrete und dem provisorischen Bundes⸗-Schiedsgerichte sich unterwerfe; 2) daß Lü⸗ beck dem neu zu bildenden deutschen Reiche sich anschließe und dem⸗ nach sich damit einverstanden erkläre, daß der obgedachte Entwurf einer Reichs-Verfassung einem demnächst zu berufenden Reichs— tage zur Berathung und Zustimmung vorzulegen sei, da⸗ bel jedoch diesseits zur Bedingung gemacht werde, daß der erste Absatz des 5. 33 jenes Can; („das deutsche Reich soll ein Zoll⸗ und Handelsgebiet bilden“ u. s. w.), auf den Lübeckischen Freistaat erst dann anzuwenden sei, wenn die Herzogthümer Holstein und Lauenburg dem deutschen Reiche gleichfalls beigetreten seien; 3) daß eintretenden Falles das auf diesen . von Lübeck abzuord⸗ nende Mitglied des Volkshauses nach den Bestimmungen des von dem Königlich preußischen Staats-Ministerium eingesandten vorläu— figen Wahlgesetzes ernannt, der Senat aber ermächtigt werde, etwa erreichbaren Modificationen dieses Gesetzes, wodurch dasselte den hie⸗ sigen Verhältnissen mehr entsprechen würde, ohne Weiteres bei— zustimmen.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 24. Juni. (Frankf. J.) Zur Feier des Namensfestes Sr. Kaiserlichen Hoheit des Erzher⸗ zogs Reichsverwesers wurde demselben gestern Abend von einem österreichischen Musik-Corps, welches von Mainz eigends dazu be⸗ ordert wurde, eine mehrstündige große Serenade dargebracht. Die auf heute angesagte große Parade mußte des eingetretenen Regen⸗ wetters wegen unterbleiben.

Hamburg. Ham burg, 25. Juni. (H. C) In dem heutigen Konvente der Erbgesessenen Bürgerschaft kamen folgende Propositionen des Staats zur Berathung;

J. Indem E. E. Nath sich auf die in der Anlage enthaltene nähere Auseinandersetzung bezieht, so ersucht er Erbgesessene Bürgerschaft es mit- genehmigen zu wollen: daß für die Kosten der konstituirenden Versamm— lung bis zum 13. Janugr d. J. 2400 Mk., uud seitdem wöchentlich im Dunchschnit? 400 Ml. pro Maximum für die Woche, als Entschädigung für wirkliche Auslagen an diejenigen Mitglieder der konstituirenden Versamm⸗ lung, welche zu deren Verausgabung durch ihre Wohnung in Ritzebüttel oder in sonstigen entfernteren Gebietstheilen genöthigt sind, zur Dis position der konstituirenden Versammlung zu stellen.

JI. E. E. Rath ersucht Erbges. Bürgerschaft, unter Beziehung auf die in der Anlage entwickelten Motive, um Mitgenehmigung der in der Neben⸗ Anlage enthaltenen Verordnung über die Aufhebung und Ablösbgrkeit der in den Paragraphen 35 und 36 der Grundrechte des deutschen Volks er⸗ wähnten Abgaben und Leistungen, so wie um ihre Zustimmung dazu, daß das sür Ablösungen nach Maßgabe dieser Verordnung eingehende Geld

lediglich zur Amoitisation von hamburgischen Staatepapieren, und zwar in

ber? Weike verwandt werde, daß, die, dafür anzutaufenden Staatzschuld= Dokumente kassirt und mithin die Zinsen derselben nicht ferner für den Tilgungs⸗Fonds verwandt werden, . .

II. E. E. Rath trägt bei Erbges. Bürgerschaft, unter Beziehung auf die Anlage um Mitbeliebung der, als Neben Anlage beigefügten Jagd- Verordnung, so wie darauf an, Ehrb. Oberalten zu bevollmächtigen, einige durch Lolal⸗Verhältnisse nöthig werdende Modificationen dieser Verordnung für das Amt Ritzebüttel mit E. E, Rgths zu konzertiren; .

1V. Unter Beziehung auf die Motive in der Aulage ersucht E. E. Rath Erbges. Bürgerschaft um Mitgenehmigung der in der Neben Anlage enthaltenen Verordnung über das Verfahren bel der Abnahme von Eiden.

V. Die veränderten Verhältnisse in Betreff der öffentlichen Blätter veranlassen E. E. Nath, indem er auf die weitere Motivirung in der An= lage Bezug nimmt, das Ersuchen an Erbges. Vürgerschaft zu richten, es lag ereh n gen zu wollen: Daß, unter Aufhebung der von den privilegir⸗ ten Zeitungsblänern bisher erhobenen Recognitionen und des Stempels Son densciben, eine Abgabe von bezahlten Inseraten nach Maßgabe der anlie⸗ genden Verordnung, vorgängig zum Verfuch bis zum Schlusse des Jahres 1850 erhoben werde.

Vi. Unter Bezugnahme auf die in der Anlage enthaltene Auseinan= dersetzung trägt E. E. Rath bei Erbges. Bürgerschaft darauf gn. die der unler- Anlage beigefügte Verordnung, betreffend die Bürger Militairsteuer und namentlich die in derselben aufgestellte Skala, mitzugenehmigen.

VII. Die dringende Rothwendigkeit, die Gehalte ünd sonstigen Ver- hältnifff des Beamien-Perfonals für die direlten Steuern anderweitig zu reguliten, veranlaßt E. E. Rath, über diesen Gegenstand, den, in der An

lage näher motivirlen, erneuerten Antrag, unter Hinzufügung eines Tempe— 27 an Erbges. Bürgerschast zu en und dieselbe zi ersuchen, die in der Anlage unter Nr. 1 5 enthaltenen abändernden Verfügungen in Betreff der Gehalte und der sonstigen Verhältnisse der Angestellten der Steutr⸗Deputation mitgenehmigen zu wollen.

Hierauf beschloß die Erbgesessene Bürgerschaft:

Erbgesessene Bürgerschaft genehmigt angetragenermaßen ad I. den Er- satz von Auslagen an Mitglieder, der konstituirenden Versammlung und siebt sich veranlaßt, in Uebereinstimmung mit der von E. E. Rathe am 23sten d. M. der konstituirenden Versammlung gemachten Eröffnung, ihre Rechte hinsichtlich der, bei Abänderung der bisherigen Verfassung zu tref— fenden UÜebergangs-Bestimmungen ausdrücklich zu wahren; ad II. die Ver- ordnung über die Aufhebung und Ablösbarkeit der in den 858. 35 und 36 der Grundrechte des deutschen Volks erwähnten Abgaben und Leistungen; ad III. die Jagd⸗Verordnung; ad IV. die Verordnung über das Verfahren bei der Abnahme von Eiden; ad V. die Einsührung einer Inseraten-Ab-⸗ gabe, jedoch ohne Beschränkung auf die bezahlten ill ef, und potestivirt E. Oberalten und Verordnete Löbl. Kämmerei, die desfallsigen Abänderun⸗ gen mit E. E. Rathe zu konzertiren; ad VI. die Verordnung, die Bürger- Militair⸗Steuer betreffend, und ad VII. die abändernden Verfügungen . der Gehalte und sonstigen Verhälinisse der Angestellten der Steuer=

eputalion.

Nrnsland.

Frankreich. Paris, 24. Juni. Die Regierung hat wieder eine Rrihe von Depeschen des General Oudinot, vom 15. bis 18. Juni, erhal⸗ ten. Sie sind aus der Villa Santucci, dem Hauptquartier dessel= ben, datirt. Vom 13. bis zum 14. Juni wurde an der zweiten Parallele weiter gearbeitet, so wie an dem Wafrfenplatze zur Linken. Die Gänge nach vorn wurden erweitert und Stufen zum Zweck des Gewehrfeners errichtet. Die Batterie Nr. 5 wurde wiederhergestellt; der Feind unterhielt ein ununterbrochenes Gewehrfeuer, in welchem ihn selbst mehrere Kartätschenschüsse nicht zu stören vermochten. Die Batterie Nr., 4 versuchte Bresche zu schießen; sie verschoß im Gan⸗ zen 77 24pfündige und 70 16pfündige Kugeln. Die Mörser⸗-Baiterie warf während der Nacht stündlich 4 Bomben gegen die Basteien 6 und 7; doch reichte dies Feuer nicht hin, die Belagerten am Aus⸗ bessern der beschädigten Stellen zu verhindern. Die Batterie Nr. 2 hat 40 Schüsse gegen die feindlichen Batterieen auf dem Testacclo, die von San Alessio und die dazwischenliegenden gethan. Die te Batterie schoß während des Tages Bresche gegen den vorspringenden Theil der Bastion 7, doch ohne viel Erfolg. Vom 14ten auf den 151en, wäh⸗ rend der Nacht, war das Feuer von der Stadt aus sehr lebhaft. Die Arbeiten an den Bresch⸗Batterieen wurden fortgesetzt. Um die Villa Corsini wurde eine Art rechtwinkliger Redouten zur Aufstellung von Haubitzen erbaut. Man hoffte, am Morgen des 16ten damit fertig zu sein. In der Nacht feuerten die Belagerer wenig, um die Arbeiter, welche vorn in den Gängen arbeiteten, nicht zu stöͤren; die Batterien 1 und 2 schwiegen auch während des Tages fast ganz. Die Mörser waren dagegen um so töätiger; die Batterie Rr. 4 zerstörte einen großen Theil der Bastei Nr. H, und die Bat⸗ terie Nr. 6 vollständig den Vorsprung der Bastei Nr. 7. Die Zahl der Verwundeten betrug etwa 32, darunter 2 Offiziere, die der Getödteten 6, darunter ein Capitain des 53sten Linien-Regiments. Unterm 17ten berichtet Oudinot an den Kriegs⸗-Minister: „Ich habe die Ehre gehabt, Ihnen anzuzeigen, daß wir seit dem 3. Juni den Ponte - Molle besetzt hielten, welchen der Feind abgebrochen hatte, wir aber wiederherstellten, und daß drei Cempagnieen auf dem lin—⸗ ken Tiber⸗Ufer aufgestellt wurden. Am 15. Juni dachte der Feind, uns den Besitz jener Brücke streitig zu machen und unsere Truppen auf, das rechte Tiber-Ufer zurückzudrängen; er stellte mehrere Ge⸗ schütze auf den Höhen des Monte⸗Pariolo auf und wendete sich ge⸗ gen den Ponte ⸗-Molle.! Der Divisions-General Gueswiller ging dem Feinde mit der Brigade Sauvan (dem 13ten leichten und 15ten Linien Regiment) energisch entgegen. Unsere Soldaten griffen mit dem Bajonnet an und trieben die römischen Truppen bis zu ihren Geschützen zurück. Sechs Offiziere, worunter ein Adjutant des Ober Befehlshabers Roselli, wurden gefangen genommen. Auch 40 römische Unteroffiziere und Gemeine blieben in unserer Gewalt. Der Feind ließ etwa hundert Todte auf dem Schlachtfelde zurück. Am folgenden Abend beschloß der General Gueswiller, den Feind völlig aus seiner Stellung zu ver⸗ treiben, und umzingelte alle Höhen des Monte Pariolo, aber sie waren schon verlassen, und nur einige Mann wurden gefangen ge⸗ nommen. Unsere Truppen rückten nun, ohne Widerstand zu finden, bis unter die Mauern der Villa Borghese vor, wohin die römischen Soldaten sich geflüchtet hatten. Diese Waffenthat ehrt die Trup— pen, welche daran theilgenommen, sie giebt uns ganz freie Bewe⸗ gung an der oberen Tiber und hat auf den Feind einen mächtigen moralischen Eindruck gemacht.“ In der letzten Depesche, vom 18. Juni, nimmt General Oudinot seinen täglichen Bericht über die Velagerungs-Arbeiten wieder auf und führt denselben vom 15ten bis zum 17ten fort. Der Verlust, den die Franzosen bei den Fort⸗ schrikten in diesen Operationen am 15ten und 16ten erlitten, schätzt der General auf ungefähr 16 Verwundete und 2 Todte. Dem Capitain Mathieu vom 20. Linien⸗Regiment wurde von einer Kanonenkugel der rechte Arm weggerissen, und der Capitain Renaud vom 32. Grenadier⸗Regiment erhielt zwei Flintenschüsse in die Hüfte. Endlich ist aus Toulon vom 23. Juni, 75 Uhr Abends, noch fol— gende telegraphische Depesche in Paris eingegangen: „Cisitavecchia, 22. Juni. Der Admiral Trehouart an den Marineminister. Der General Oudinot berichtet: Im Laufgraben, den 22sten, um 2 Uhr Morgens. Gestern Abend um 11 Uhr ging es zum Sturm. Drei Kolonnen erstiegen die in den Bastionen Nr. 6 und Tgeschossenen Breschen und die dieselben verbindende Courtine. Die Truppen gingen entschiossen vor und nahmen die Positionen ohne großen Verlust. Bis jetzt hat das Feldlazareth erst zwei Capitaine und acht bis zehn Gemeine empfangen. Die in der Heff⸗ nung der beiden Bastionen angebrachte Schanzkorb⸗Ausfüllung ist schon sehr vorgeschritten, und vor Tagesanbruch werden die Stellungen darin gesichert sein. Ueberhaupt sind die ganzen Operationen im höchsten Grade befriedigend.“ Der Cou—

rier de Lyon bringt Nachrichten aus Civitavecchia vom 17ten,

die, den 16ten, S Uhr Abends, vom Hauptquartier abgingen. Die Römer wurden danach in mehreren Ausfällen, deren letzterer mit

2000 Mann stattfand, zurückgeschlagen. Der Toulonnais spricht

von einem Versuch, den Carcelles machen wollte, um den Franzosen einen friedlichen Eingang zu verschaffen. Hierdurch will man das Zögern Oudinot's, die Stadt zu stürmen, erklären. Aus Rom wird vom 14. Juni geschrieben: „Dié konstituirende Versammlung ist immer noch kriegerisch gesinnt. Die Mehrheit fußt auf die mit desseps getroffene Uebereinkunft, welche von der französischen Re⸗ gige unz nicht widerrufen worden. Die Versammlung antwortet 3 auf einer Depesche des General Oudinot, daß sie nicht von ö. neh reinkunft die am 31. März 1849 von beiden Seiten

,, abgehen könne. Jede Feindseligkeit wird daher als reichs . etzung des Vertrages angesehen. Die Ehre Frank— 8 . e, daß es innehalte mit der schreienden Verletzung römisqh? . Was auch die Folge davon sein möge, das Nun ln . könne nicht zur Verantwortung gezogen werden. hgedrungen weist es jeden ungerechten Angriff zurück. Die

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römische Bürgerwehr erwartet von dem General Oudinot, daß man die Gutheißung des Vertrages abwarte, und daß sie indeß die Ordnung anfrecht halte und den Beschluß der Regierung unter⸗ stütze. Rur der angreifende Theil sei Rechenschaft schuldig für die Unfälle, welche der denkwürdigen Weltstadt zustoßen könnten. Der Ober⸗Befehlshaber Roselli erwiederte dem General Oudinot: Ein Verhängniß stelle die Heere zweier republikanischen Völker einander gegenüber, welche ein besseres Geschick hätte gegen den gemeinsamen Felnd vereinigen sollen. Die Feinde der Einen könnten nur die Feinde der Anderen sein. Man gebe sich keiner ,. hin, man werde sich mit allen Mitteln dem widersetzen, der die Staats⸗

Einrichtungen der römischen Republik niederreißen wolle. Besser

sterben, als die Unterdrückung und das Elend des Vaterlandes mit ansehen. Die Antwort des Triumvirats an den General Oudinot ist schon bekannt. Es haben 127 Abgeordnete der Sitzung beige⸗

wohnt, welche die Vorschläge Frankreichs zurückwies. Wie es scheint,

zielen die Franzosen gerade auf das Stadtviertel, wo die konstitui⸗

rende Versammlung ihre Sitzungen hält.“ In Civitavecchia war in

der Nacht vom 15ten zum 16ten Feuer in einer der engsten und

bevölkertsten Straßen ausgebrochen. Der französische Admiral und

die Chefs der Landtruppen eilten sofort an Ort und Stelle, und

durch ihre Anordnungen und die schnell geleistete Hülfe gelang es,

sich der Feuersbrunst in wenigen Stunden zu bemeistern. Von

Toulon gehen noch fortwährend Verstärkungen an Offizieren und

Artillerie zum Expeditions-Heere ab. Noch am 19ten erhielten 4

Batterieen den Befehl, sich in Toulon einzuschiffen.

Eine telegraphische Depesche, welche in Bayonne eingegangen ist und die der in dieser Stadt erscheinende International pu— blizirt, bestätigt nun doch die Nachricht vom Tode Karl Albert's.

Aus Alessandria wird durch die Gazeta Piemonte se mit Bestimmtheit gemeldet, daß die österreichische Besatzung diese Stadt am 18ten um 4 Uhr Nachmittags verlassen habe. Man führt un⸗ ter den Friedens-Bedingungen eine bewaffnete Neutralität von Sei⸗ ten Sardiniens an. Roch ist die Rede von einem Zusatz⸗Artikel, der aber indeß geheim bleibe. Von den Oesterreichern, die in Ales⸗ sandria gestanden, kommen 1000 nach Valenza, das die Piemonte⸗ sen geräumt haben.

Dem Evenement wird aus Bern vom 21. Juni geschrieben: „Gestern Abend ist Herr Ledru Rollin, in Begleitung von zwei anderen Personen mit der Deligence von Basel in Bern angelangt. Heute Mittag reiste er von hier nach Genf. Als das Gerücht von seiner Anwesenheit in der Bundesstadt sich verbreitet hatte, sam—⸗ melten sich an 1500 Menschen jedes Geschlechts und Ranges vor dem Postgebäude. Ledru Rollin aber, der sich der öffentlichen Neu gier entziehen wollte, war dem Postwagen vorausgeeilt und stieg erst dor dem Murtener Thore ein. Dessenungeachtet hatte er einen gro— ßen fr Volks hinter sich. General Thiard ist in Genf ein— getroffen.“

Herr Pouillet, der sich angeblich bei den Vorgängen in der Gewerbschule komprimitirt haben sollte und deshalb in seiner Stelle als , derselben suspendirt war, ist in dieselbe wieder eingesetzt worden.

In der gestrigen Sitzung der gesetzgebenden Versammlung wurde auf RMolé's Äntrag den Truppen und der Nationalgarde von Lyon ein Dank votirt, worauf die Verlesung der 390 von der Kommission präsentirten Kandidaten für den Staatsrath folgte, aus denen nach dem vorschriftsmäßigen Austritt von 21 Mitgliedern der Staats⸗ rath , werden soll. Die Liste ist überwiegend konservativ ausgefallen und meist aus Staatsräthen der Zeit vor der Februar— Revolution, Mitgliedern der ehemaligen Deputirten Kammer und der National⸗-Verfammlung und früheren Präfekten zusammengesetzt. Der austretende Herr Cormenin ist nicht wieder vorgeschlagen.

Der Courrier frangais erklärt die Angabe eines Jour⸗

nals, daß Changarnier bei Unterdrückung des letzten Aufstandes S0. 0h0 Mann Linien ⸗Truppen zur Verfügung gehabt habe, für starke Uebertreibung, indem die gesammte Militairmacht, welche . ö. 13. Juni besetzt gehalten, nur 12,900 Mann betra— en habe. ö Vor einigen Tagen hat man in einem Hause der Vorstadt St. Antoine Papiere entdeckt, die wichtige Aufschlüsse über die Ereignisse des 13. Juni geben. Die ganze Korrespondenz der Häupter der pariser geheimen Gesellschaften und der römischen Triumvirn ist darunter; ferner sechs Briefe Laviron's, der am 15. Mai v. J. eine Artillerie⸗ Compagnie in Paris kommandirte und jetzt an der Spitze eines Frei-Corps in Rom steht, an die revolutionairen Co— mités in Parls. Der bewaffnete Widerstand sollte nicht am 13. Juni stattfinden. Am Abend des 12. Juni war eine Zusammen— kunft des Ausschusses der Fünfundzwanzig unter dem Vorsitze Ledru Nollin's. Dieser wollte nichts vom Kampfe wissen, da die Armee nicht unzufrieden genug und das Volk nicht geneigt sei, sich zu schlagen. Ein Anderer las aber Briefe aus Lyon und den Pro⸗ vinzen vor, welche die pariser Demagogen des Zauderns und der Zaghaftigkeit anklagten und ankündigten, wenn Paris noch län— ger zögerte, würden die Provinzen aufstehen. Hierauf ent⸗ schloeß man sich für die Demonstration, verabredete aber für den nächsten Morgen noch eine Versammlung, während die Sectionen Befehl erhielten, sich auf das erste Signal bereit zu halten. In dieser Morgensitzung wurde trotz Ledru Rollin's Widerspruch be— schlossen, die Demonstration um 10 Uhr stattfinden zu lassen, aher ohne Waffen. Im Fall eines Angriffs von den Truppen wollte man sich, ohne Widerstand zu leisten, in die Vorstädte zurückziehen, hier das Volk zu den Waffen rufen und wo möglich die Truppen verhindern, über den Boulevard Montmartre vorzudringen. Die Nacht des 13. Juni wollte man zum Barrikadenbau benutzen und den eigentlichen Kampf erst am 14. Juni beginnen. Das rasche Einschreiten General Changarnier's verhinderte die Ausführung dieses Plans.

Das Evaänement sagt, die Verheerungen in den Druckereien von Proux und Boulé seien viel bedeutender gewesen, als man anfangs glaubte; besonders gelte dies von der Offizin Boulé's, wo die Nationalgardisten arg gehaust und fast Alles zertrümmert hät—= ten. Die Untersuchung werde ergeben, daß der angerichtete Scha— den sehr bedeutend fei; bei den mechanischen Pressen habe man sich zwar auf Durchschneidung der Riemen und einzelne Beschä— digungen beschränkt; vier Handpressen aber seien gänzlich zer— schlagen, und sämmtliche Lettern durcheinander geworfen wor— den, so daß sie, weil das Sortiren zu viel kosten würde, durch neue ersetzt werden müßten. Das Evenement zählt nun die übrigen Verwüstungen auf, welche in den Offizinen ange richtet wurden, und behauptet sodann, daß die Nationalgardisten keines⸗ weges ohne Befehl so gehandelt hätten; ein Polizei⸗Kommissär sei, als sie in Boulé's Druckerei mit dem Zerstörungswerke eingehalten hätten, zu ihnen gekommen und habe gesagt: „Alles muß hier zertrümmert wer⸗ den.“ Darauf hätten sie in anderen Theilen der Offizin ihre Ver— heerungen sortgesetzt, zu denen sie sich um so mehr berechtigt ge⸗ wähnt, weil die Behörde den Befehl ertheilt, daß das Forterschei⸗ nen der rothen Journale um jeden Preis verhindert werden solle.

Der Justiz⸗Minister Odilon Barrot hat an die General⸗Pro⸗ kuratoren ein Rundschreiben erlassen, worin er sie zur unerbittlichen Verfolgung der geheimen Verbreiter sozialistischer Schriftrn ermahnt

und den Ruf: „Es lebe die soziale Republik!“ so wie die Auf⸗ pflanzung der rothen Fahne, welche man früher der Umstände hal⸗ ber geduldet hatte, für Vergehen erklärt, welche gerichtlich zu be⸗ strafen seien.

Bei einem jungen Deutschen hat die Polizei, wie die Patrie berichtet, eine bedeutende Geldsumme, 163,000 Fr., weggenommen, d, . badische provisorische Regierung nach Paris geschickt ha—⸗ en soll.

Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus. Sitzung vom 22. Juni. Lord Campbell legte den Be richt der Kommission vor, die zur Prüfung der Bill wegen Erleich= terung des Verkaufs überschuldeter Grundstücke in Irland ernannt ist. Der Bericht empfiehlt mehrere wichtige Amendements, über die sich Lord Lans downe beifällig aussprach. Sie sollen gedruckt und bermorgen berathen werden. Die Bill, welche das Vorrecht, den Eid durch eine einfache Bejahung zu ersetzen, auch auf Dissen⸗ ters, die nicht Quäker oder mährische Brüder sind, ausdehnt, wurde mit 34 gegen 10 Stimmen verworfen.

Unterhaus. Sitzung vom 22. Juni. Der Kanzler der Schatzkammer legte, wie schon erwähnt, dem Unterhause den Finanzbericht vor. Die Total- Einnahme des Staates belief sich nach demselben im letzten Jahre auf 53,017,732 Pfund Sterling, die Ausgabe auf 53,287,119 Pfund, was ein Defizit von 269,373 * Pfund ergiebt. Dies Defizit wird auf das Elend in Irland, auf die Auswanderungen nach Kanada und die übermäßigen Ausgaben für die Flotte in früheren Jahren ge⸗ schoben. Wenn man die laufende Ausgabe mit der Einnahme des vorigen Jahres vergleicht, so stellt sich das allerdings gün⸗ stige Verhältniß heraus, daß letztere um 414,329 Pfund die erstere übersteigt. Bei einer Abschätzung der Einnahmen und Aus⸗

aben des nächsten Jahres wurden erstere auf 52, 262,000 Pfund, etztere auf 52,157, 696 angegeben, wobei sich ein Plus von 94, 304 Pfund ergiebt. In dem Verzeichniß der Ausgaben stehen die In⸗ ieressen und die Verwaltung der Staatsschulden allein mit 27,763, 527 Pfund aufgeführt. Der Kanzler der Schatzkammer veranschlagt die wahrscheinlichen Einnahmen des gegenwärtigen Jahres wie folgt: Zölle 20, 220, 000 Pfd. St., Getraide⸗Zoll 230, 000, Accise 13,710,090, Stempel 6,750, 006, Steuern 4,300, 9000, Einkommensteuer 5,275,000, Post 800, 000, Kronländereien 186,006, Verschiedenes 222,000, alte Vorräthe 185,000, Sporteln 2c. 0, 000, zusammen 52, 262,000 Pf. St. Die Ausgaben sind: Staatsschuld 27,763,527 Pfd. St,, Zin⸗ sen der Schatzlammerscheine 480, 006, Civilliste und andere Lasten des konsolidirten Fonds 2,781,556, Unterstützung für Irland 50,009, Marine 6, 266,740, Paketdienst 748,296, Nordpol Expedition 12,688, Armee 6,142,214, Kommissariat 53 1,872, Miliz 113,000, Zeug⸗-Departement 2,657, 270, Verschiedenes 3,924,731, Rückerstat⸗ kung heimgefallenen Eigenthums 52.173, Ueberschreitungen des vor⸗ jährigen Budgets der Armee, der Marine, des Zeug-Departements und des Kommissariats 642,632, zusammen 52,157,696 Pfd. St., also ein Ueberschuß von 94,304 Pfd. St. Der Minister war nicht der Meinung, daß man jetzt diesen Ueberschuß zur Verminderung von Steuern verwende, sondern wünschte ihn zum Kern eines grö— ßeren Ueberschusses zu machen, um alsdann ohne Gefahr eine fühl bare Steuer-Erleichterung eintreten lassen zu können. Er beantragte hierauf eine formelle Verwilligung von 3 Millionen Pfund Sterling. Herr Hume war mit dem Budget nicht zu⸗ frieden und erbot sich, eine Möglichkeit, 109 Millionen Steuern abzuschaffen, zu zeigen. Eine Anzahl Mitglieder sprachen für die Herabsetzung oder Abschaffung verschiedener Steuern, und Herr Sandars brachte gelegentlich die dänische Blo⸗ kade zur Sprache, die nur nominell und gegen alle anderen Schiffe milder als gegen die englischen sei. Die verlangten Summen wur⸗ den schließlich verwilligt. Die Bill wegen der Deportation der ir⸗ ländischen Staatsverbrecher gelangte noch zur Berathung im Aus— schusse. Eine Minorität von 20 und einigen Mitgliedern, Herr Ansley an ihrer Spitze, wollte die Verhandlung aufhalten und stellte nach einander mehrere Amendements, die zu zeitranbenden Ab⸗ stimmungen führten. Eine Erklärung Lord J. Russell' s, daß das Verzögern dieser Bill nur dazu dienen wurde, die Vertagung anderer für das materielle Gedeihen Irlands wichtiger Bills zu hin⸗ dern, machte dieser Taktik endlich ein Ende, und die Bill ging durch den Ausschuß, um übermorgen zum dritten Male gelesen zu werden.

London, 23. Juni. Es ist schon erwähnt, daß der Kaiser von China, nach den neuesten Berichten aus Hongkong vom 24sten April, den Engländern den Eintritt in Canton, der ihnen durch den Vertrag von 1847 vom 6. April d. J. an zugesichert war, verwei⸗ gert hat. Den englischen Commissair sollen Instructionen von Lord Palmerston abhalten, vor der Hand etwas gegen diesen Vertrags⸗ bruch zu thun. Er soll darüber blos nach England berichten. Die durch die Weigerung der Chinesen anfangs erregte Besorgniß scheint völlig beschwichtigt, und die Geschäfte hatten ihren Fortgang. Dr. Bowring hat sein Amt als englischer Konsul in Canton angetreten. Der Kalserliche Commissair Seu, den er um eine feierliche Antritts⸗ Audienz hatte ersuchen lassen, hat dies Begehren, um keinen unbe⸗ quemen Präzedenzfall zu erzeugen, abgelehnt.

Den neuesten Nachrichten aus Ostindien vom 12. Mai zufolge, hat die aus ihrer Haft im Fort Dschunar entflohene Rani, die Mutter des ehemaligen Maharadscha von Pendschab, sich frei⸗ willig in Nepal gestellt und nur gebeten sie frei wohnen zu lassen. Sie hat den Weg von Dschunar nach Nepel, 3900 englische Mei⸗ len, durch den belebtesten Theil Bengalens, unerkannt in der Ver— kleidung einer Pilgerin zurückgelegt. Die Einverleibung von Sat⸗ tara war in Indien noch nicht offiziell bekannt gemacht worden, doch wurde dies täglich erwartet. Es scheint nicht die Absicht der Regierung zu sein, die Armee am Pendschab zu verstärken. Der von Appa Sahib, Prätendenten des Thrones von Nagpor, an der Spitze von 600 Rohilla's gemachte Raubzug war durch eine Niederlage, welche Brigadier Osborne demselben beibrachte, am Z0sten beendigt. Der englische Anführer kam jedoch dabei um, indem sein Pferd aus⸗ glitt unb mit ihm in einen Abgrund stürzte.

Der neu ernannte Befehlshaber der Truppen im niederländi⸗ schen Ostindien, der Herzog Bernhard von Sachsen⸗Weimar, ist am 25. April in Singapore angekommen und hat am 2bsten seine Reise nach Batavia fortgesetzt. Die gegen Bali abgesendete Expedition unter General Machiels war am 28. März auf der Rhede von Baliling angekommen, sogleich gelandet und hatte sich in den Besitz von Singa? Kadscha gesetzt. Von den Balinesen waren darauf Unterhandlungen angeknuͤpft worden, welche mehrere Tage dauerten. Als man indeß endlich bemerkte, daß es nur auf Zeitgewinn abgesehen war, rückten die Hollaͤnder wie⸗ der vor und eroberten nach dreizehnstündigem Kampfe am 13. April Dschagaraga, den Ort, vor welchem sie im vorigen Jahre ihre Riederlage erlitten hatten. Der Widerstand der Balinesen scheint ein fehr heftiger gewesen zu sein, denn das . hältnißmäßig sehr kleine Expeditions- Corps verlar an Todten u Verwundelen 2. Oberst- Lleutenants, J Major, 4 Hauptleute,

113 Unteroffiziere und Soldeten. Der eroberte Ort, der von ö

Vertheidigern vor der Einnahme gänzlich geräumt worden uz

U Zurbe mit einem Bataillon besetzt, und der Rest des Corps zog