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ses sind sämmtliche im auf Betreiben der Ortsvorstände einzusammeln und nach den Anordnun⸗
ungs⸗-Erllärungen, zu denen sie durch die usurpirte Gewalt ge⸗ 1 sind, 6 für nichtig und unverbindlich erklärt. In Betreff derjenigen Beamten, welche sich eines pflichtwidrigen Benehmens schuldig gemacht haben, sind von Seiten der zuständigen Behörden
die geeigneten geseßlichen Anordnungen zu treffen. ) Gegen alle Staalsdiener, so wie gegen alle mit irgend einer Function betrauten
Personen (Anwalte, Notare, Gerichts boten 2c.) wesche sich hinsicht· fich der Wiederaufnahme und Fortführung ihres Dienstes säumig erweisen sollten, ohne durch vorschrifismätigen Urlaub dazu ermächtigt zu sein, mer
den die gesetzlichen Maßregeln ergriffen werden. 5) Die Königlichen Ge richte weiden hiermit aufgefordert, gegen die Urheber und Theilnehmer an der hochverrätherischen Bewegung und an den begangenen befonderen Ver⸗
brechen und Vergehen der geseßzlichen Vorschrift gemäß einzuschreiten. 6)
Die Vollziehung der von der rebellischen Gewalt und ihren Agenten getrof⸗
fenen Verfügungen über öffentliches Eigenthum, insbesondere der Veräuße⸗ rungen und anderen Gegenstände, hört sofort auf, und die Behörden sind angewiesen, deshalb die geeigneten Vorkehrungen zu treffen. Alle hierauf gelei⸗
stelen oder noch zu leistenden Zahlungen an andere, als die gesetzlich befugten Behörden, sind nichtig. 7) Zur Sicherung der Gelder des Siaates, der Ge⸗
meinden und Körperschaften haben die vorgesetzten Behörden und in deren
Ermangelung die Ortsbehörden, bei Vermeidung persönlicher Haftung, so⸗
gleich bei allen Kassabeamten und Verwaltern den Kassasturz vorzunehmen und zur sicheren Aufbewahrung der Gelder in den bezüglichen Kassen die erforderlichen Anordunngen zu treffen. 8) In allen Gemeinden des Krei⸗ esitze der Ortseinwohner befindliche Waffen
gen der Militair⸗Kommandanten in sichere Verwahrung zu bringen. Hier⸗ bei ist für die entsprechende Bezeichnung derjenigen Waffen, welche
Privat- Eigenthum sind, Sorge zu tragen. Diejenigen, welche in
der für die Ablieferung zu verkündenden Frist der Aufforderung hier-
zu nicht Genüge leisten würden, haben sich die Unannehmlichkeiten selbst
zuzuschreiben, welche durch die Hinwegnahme mittelst militairischen Zwanges deranlaßt werden körnten. Wegen Verheimlichung von Waffen wird auf geeigneie Weise weiter eingeschrltten werden. Die Reorganisation der Bür⸗ gerwehr in den einzelnen Gemeinden bleibt späteren Anordnungen vorbe⸗ halten. 9 Während der Dauer des Kriegszustandes sind alle Versamm⸗ lungen zu polilischen Zwecken der vorgängigen Genehmigung der Königli⸗ chen Landkommissarigte im Benehmen mit dem Militairkommandanten un⸗ terworfen. Jeder Versuch der Zuwiderhandlung wird mit militairischer Gewalt unterdrückt und die Schuldigen werden zur gesetzlichen Be— strafung vor Gericht gestellt werden. 106) Die Militair- Kommandanten werden hiermit angewiesen, den ordentlichen Obrigkeiten zum Schutze ihrer Wirksamkeit auf ihr Ansuchen die erforderliche militairische Hülfe zur Ver⸗ fügung zu stellen. Ich werde in thunlichster Bälde zur gleichmäßigen Durchführung dieser Maßregeln die entsprechenden Truppen⸗-Dislocationen eintreten laffen. 11) Die durch Fahnenflüchtige oder andere Individuen entwendeten ärarischen Waffen und sonstigen Ausrüstungs-Gegenstände aller Art sind innerhalb der in meiner Bekanntmachung vom 16ten dieses ge= gebenen Frist bei der Königlichen Kommandantschaft Speyver einzuliefern, widrigenfalls gegen die Betroffenen gerichtlich eingeschritten werden wird. Ferner haben sich bei der genannten Mliitair-Behörde die zur Fahne f eiwillig Zurückfehrenden zu weiterer Verfügung zu melden! Pfälzer! Ihr habt die väter⸗ lichen Worte Eures Königs veinommen. Ihr werdet die eingeruͤckten Truppen als Euere Befreier von einem anarchischen Joche empfangen. Der Sinn sür Gesetzlichkeit und Ordnung, wodurch Ihr Euch früher so rühmlich ausge—= zeichnet habt, wird meine Aufgabe erleichtern, die Herrschast der Gesetze und der Staatsverfassung wieder herzustellen. Hierbei erwarte ich von allen Gutgesinnten, daß sie nach Kräften dazu mitwirken werden, den bisherigen gesetzlosen Zustand zu beseitigen und Lie Herrschaft des Gesetzes wieder herzustellen. Es ist unbedingt nöthig, daß alle braven Männer der Pfalz fest zusammenhasten, daß sie kräftig auftreten, daß sie die Gesetze, daß sie ihr Eigenthum, daß sie Hab und Gui und die höchsten Güter dés Lebens vor aller Gewaltthat schützen, denn was will eine Par— tei für eine Aussicht auf Erfolg erwerben, wenn jede Gemeinde, jedes Dorf, jede Stadt fest zusammensteht, und dem Gesetze durch ihr männliches Auftreten die wahre Kraft verleiht. Zu diesem Zwecke hat Se. Masjestät der König einem jeden Kreis des Reiches eine Anzahl von Waffen verliehen, die hinlänglich gewesen wäre, eine jede revolutionaire Be— wegung durch die eigene Kraft des Volles niederzuschlagen. Diese Waffen sind weder zum Schutze der Regierung noch zu Eurem eigenen Schutze ver= wendet worden, sondern Ihr seid einer Gewalt gewichen, die nichts als Euer Unglück wollte. Damit nun solches nicht wieder geschehe, ist meine Absicht, sobald als nur immer möglich, die Bürgerwehr neu zu errichten, und ich werde demnächst denjenigen Bürgern die Waffen wiedergeben, die bereit sind, sie für die ünveräußerlichen Rechte des Thrones, der Verfassung und zum Schutze ihrer Nechte und Freiheit zu führen. Speyer, am 22. Juni 1849. Der Kommandirende des westfränkischen Armee⸗Corps. Karl Theodor, Fürst von Thurn und Taxis, General-Lieutenant.
; II. Bekanntmachung.
Unter Beziehung auf die Bekanntmachung des unterzeichneten komman⸗ direnden Generals vom 16. Juni 1849 wird hiermit weiter zur Kenntniß gebracht, daß derselbe die ihm von Sr. Majestät dem König ertheilte Er- mächtigung, den eidbrüchig gewordenen Militairpersenen Verzeihung zuzu⸗ sagen, welche innerhalb der von ihm festgesetzten Frist sich unter seine Be⸗ fehle stellen, in dem Falle keine Anwendung finden lassen werde, wenn die⸗ selben nach der ihnen zur Kenntniß gekommenen Bekanntmachung vom 16ten laufenden Monats noch in den Reihen der Aufständischen fortgedient haben. Hauptquartier Speyer, den 22. Juni 1849. Das Kommando des Königl. bayerischen westfränkischen Armee Corps. Karl Theodor, Fürst von Thum und Taxis, Geueral-Lieutenant.
Ladenburg, 25. Juni. (Darmst. Ztg.) Von Mannheim
aus bietet sich Lem Auge ein schauerliches Bild der Verwüstung dar, nämlich Ludwigshafen. Ganz ohne allen Nutzen für die Ver⸗ theidigung Mannheims wurden die dortigen sehr bedeutenden und prächtig aufgebauten Lagerhäuser und Waarenschoppen in Brand geschossen, sämmtliche Waaren, die darin aufgesptichert waren, im Werth von ungefähr einer Million Gulden, sind in den Flammen vernichtet worden; noch jetzt glüht es fort und raucht es in den Trümmern. Wie Mannheimer selbst erzählen, soll Bosheit diesem Vandalismus zu Grunde liegen; man wollte dem aufblühenden Lud⸗ wigshafen, welches durch seine glückliche Lage den westlichen Handel Mannheims an sich gezogen, eine Wunde beibringen, welche die Le⸗ benskraft jener Stadt zum Vortheil Mannheims lähmen sollte. Wenn bdiese Operation eines zwölfstündigen Beschießens zur Ver⸗ nichtung einer festen Position der Preußen hätte dienen sollen, dann hätte ganz Ludwigshafen und der dortige Bahnhof der Erde gleichgemacht werden müssen; so aber ließ man die übrigen Häuser stehen und begnügte sich mit der Vernichtung des Handels in Lud⸗ wigshafen. Jedermann wußte auch, daß, von Ludwigshafen aus ein ernstlicher Angriff gegen Mannheim gar nicht beabsichtigt war und von dem Bataillon Preußen und 2 Sechspfünder⸗Kanonen gar nicht be—⸗ werkstelligt werden konnte. Ludwigshafen war gestern Morgen noch wie ausgestorben und nur durch das hier liegende bayerische Jäger⸗ Bataillon belcbt, das seine Rahrung von Männheim bezieht; Denn alle Einwohner sind mit ihren Habseligkeiten in die naͤchsten Orte ausgewandert, und erst gestern fingen einzelne Familien wieder an, ihre Mobilien zurückzubringen. Die Verbindung mit Mannheim, welche durch das Abbrennen der Schiffbrücke gänzlich gestört war, ist auch seit gestern durch eine fliegende Brücke, welche die bayeri⸗ schen Pontonniers mittelst Pontons sehr rasch anfertigten, wieder hergestellt, und eben so waren auch gestern die zwei ersten Dampf⸗ schiffe wieder bei Mannheim angelandet, welche einige Reisende mitbrachten.
Baden. Karlsruhe, 23. Juni, (Schwäb. Merk.) In der heutigen Sitzung der konstituirenden Landes-Versammlung sstellte und begründete Hoffmann folgenden Antrag: 1) Es sollen die Geistlichen, gleich den Staatsdienern, an ihrem Einkommen einen verhältnißmäßigen Abzug erleiden zu Gunsten der Staats kasse.
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2) Die Einkünste des Religions ⸗Fonds in Freiburg sollen in dieser außerordentlichen Zeit zur Verfügung des Staats gestellt und, in⸗ sofern dieselben nicht fuͤr ganz dringend nothwendige Zwecke bisher verwendet wurden, für die Staatokasse eingezogen werden. Der Antrag wird unterstützt und auf den Antrag von Leh bach an die Finanz Kommisslon gewiesen. Der Bericht über die Verhaftung Fickler's in Württemberg, der sofort erstattet werden soll, wurde auf die nächste Tages - Ordnung gesetzt, da der Bericht⸗ erstatter Müller abermals abwesend ist. Der, Antrag von Stay, den RNechenschafts- Bericht der provisorischen Re⸗ gierung betreffend, wird zum zweiten Male gelesen und angenom= men. Hierauf verliest der Präsident den Kommissions-Bexicht über den Antrag Hiltmann's, die Erweiterung des Gesetzes über die Bürgerwehr betreffend. Die Kommission macht zu den ilt⸗
mannschen Anträgen verschitdene Verbesserungs⸗Vorschläge, die Ver⸗ gien ge Freischärler⸗-Hauptmann Dietzsch ist unter Bedeckung von
sammlung beschließt aber nach kurzer Debatte, zur Tagesordnung überzugehen. Au stellt den dringlichen Antrag, einen Beschluß der Seekreis Regierung, die Zehntgelder zwangsweise zu erheben, zu sistiren. Der Antrag wird angenßmmen. Nachdem noch Stay den Antrag gestellt, alle von der früheren monarchischen Regierung ver⸗
liehenen Ordens⸗Medaillen zurückzuverlangen und in Geld umzu⸗ schmelzen, der angenommen wird, beschließt die Versanmmlung, daß
morgen keine Sitzung zu halten und die nächste durch den Präsi⸗ denten besonders zu bestimmen sei. Von 12 bis 1 Uhr und von 4 bis 5 Uhr war geheime Sitzung. Baden, 23. Juni. (Schwäb. Merk.) Die Namen Franz Raveaur's und der übrigen Mitglieder der Reichsregentschaft er⸗ scheinen unter den gestern dahier eingetroffenen Fremden. Theils schon früher, theils mit ihnen sind viele Mitglieder des aus Stutt— gart vertriebenen Parlaments hier angekommen, so daß deren An⸗ zahl sich über 40 belaufen mag.
Heidelberg, 25. Juni. (O. P. A. 3.) Der preußische Major von Welßien vom 31sten Regiment ist Kommandant der Stadt, die mit einer zahlreichen ee , Besatzung versehen ist, und in welcher der Belagerungszustand zwar mit möglichster Huma— nität, aber fonst mit größter Strenge gehandhabt wird. Die Nach⸗ forschungen nach versteckten Kämpfern und namentlich nach den An⸗ führern der Insurgenten Armee werden überall mit großem Eifer betrieben, und da besonders die zahlreiche badische Gendarmerie, die die gehörige Lokalkenntniß besitzt, sehr thätig dabei ist, so werden stündlich Gefangene in Menge eingebracht. Viele läßt man in ihre Wohnorte zurückgehen, nachdem man ihre Namen aufnotirt, die besonders Gravirten, aber werden strenge bewacht. Sehr trachtet man danach, Mitglieder des soge⸗ nannten „Schweizer⸗Freischaarencorps“ einzufangen, gegen welche sowohl Soldaten wie Bürger eine außerordentliche Erbitterung he⸗ gen; am Abend des 22sten sind diese noch, großentheils im hohen Grade betrunken, mit Pechkränzen in der Stadt herumgezogen und haben dieselbe anzünden wollen. Nur die entschlossene Haltung der Gendarmerie, der sich einige hundert Bürger beigesellten, und die die Stadt bis auf das Aeußerste vertheidigen wollten, hat dies frevelhafte Beginnen verhindert, Die badischen Sol⸗ daten, die sich zu Hunderten freiwillig einfinden, werden entwaffnet und dann mit einem Zwang spasse vorläufig in ihre Heimatsorte zurückgeschickt. Loben muß man übrigens die Humanitaͤt, mit der die preußischen Soldaten gegen die Gefan⸗ genen ohne Ausnahme verfahren. Mißhandlungen derselben kom⸗ men gar nicht vor, und ich habe im Gegentheil gesehen, daß zwei preußische Soldaten einen verwundeten Freischärler wirklich auf das
Sorgsamste pflegten und denselben, da ihm das Gehen schwer wurde, forttrugen. Von Mieroslawski mit seiner sehr zusammen⸗ geschmolzenen Schaar weiß man hier nichts. Wahrscheinlich hat er sich bei Karlsruhe in den Schwarzwald geworfen, um sich so nach der Schweiz oder Rastatt durchzuschlagen.
Heidelberg, 26. Juni, Vormittag. (D. 3) Die badischen Offiziere der Revolutions -Armee hielten am 22sten d. auf dem Rückzug gegen Sinsheim und Eppingen eine Berathung, was jetzt zu beginnen sei. Die Meinung der älteren Offiziere ging dahin, die württembergische Gränze zu erreichen und etwa württembergi⸗ schen Truppen die Waffen zu strecken, nicht aber sich solchen Trup⸗ pen zu ergeben, gegen welche man bis zur Stunde gefochlen. Die jüngeren und hefe en Offiziere dagegen stellten den Antrag, sich nach den Standquartieren durchzuschlägen, welche die einzelnen Ab⸗ theilungen vor der Revolution inne gehabt; auf diesem Wege solle man nicht angriffsweise verfahren, aber jeden Angriff mit äußerster Energie zurückzuweisen. 3. Antrag wurde augenommen. Mie⸗ roslawskl befand sich am genannten Tage noch bei den Trümmern der Revolutions⸗-Armee; ob und welchen Entschluß er gefaßt, ist nicht bekannt geworden.
Ein Heer von Civil-Kommissären und Abenteurern ist noch bei den badischen Truppen und sucht Gelegenheit zu weiterer Flucht. Schlöffel der Vater soll nach Württemberg entkommen sein; der Sohn wurde bei Waghäusel durch die Brust geschossen.
Darmstadt, 26. Juni. Die Darmst. Ztg. theilt nachste⸗ hendes Schreiben ihres Koxrespondenten vom Neckar-Corps aus Sinsheim vom 24. Juni Mittags mit:
„Heute Morgens 5 Uhr brachen wir von Waibstadt auf und . mit dem Gros um 7 Uhr in Sinsheim ein, das von Truppen unferer Vorhut besetzt war. Die Brigade Schäffer bezog ein Bi⸗ vouak jenseilts der Stadt. Diese ist in Bezug auf demokratisches Wüh⸗ len eine der berüchtigtesten, und würden die weißen Fahnen auf ih⸗ ren Thürmen sofort wieder mit rothen vertauscht werden, hätte man uns nicht zu fürchten. Die Orte herwärts, obwohl volkreich und wohl⸗ habend, waren fast wie ausgestorben, nirgends mehr eine Spur von Freischärlern, deren man übrigens gestern Vormittag noch einen Hau⸗ fen in Aglasterhausen gefangen eingebracht hatte. Mein Wirth, ein verständiger und unterrichteter Mann, gab mir folgende Notizen: Am Tage des philippsburger Treffens (2tsten) kamen noch starke Zuzüge, von der württembergischen Gränzr her, nach Heidelberg hier durch. Anderen Tages änderte sich die Scene; den ganzen Tag dauerte die ordnungslose Flucht der zwischen Philippsburg und Waghäusel Geschlagenen; Mittags traf das Geschütz ein, unter dem penslonirten badischen Rittmeister, jetzt Oberst, Beckert, mit einer Schwadron Dragoner. Im Ganzen sollen die Insurgenten hier 21 Geschütze gehabt haben. Abends um 8 Uhr trafen Mieroslawaki und Sigel mit ihrem Generalstab ein. Wie schön wäre es gewesen, wenn wir, um 4 bis 5 Stunden früher kommend, dem retirirenden Haupt⸗ corps der Insurgenten hier die Rückzugslinie abgeschnitten hätten. Die 21 Geschütze wären leicht zu nehmen gewesen, da sie fast gar keine Munitidn mehr hatten. Mieroslawski soll sogar noch bis zum 2ssten Morgens in Sinsheim gewesen sein. Struve traf am 23sten Morgens 8 Uhr mit seiner etwa 400 Mann starken Freischaar, aus Schweizern, Polen und Franzosen, den wüthendsten Demagogen, mit 4 Kanonen hier ein und blieb noch bis 11 Uhr Mittags. Mieroslawski soll' sich über Eppingen nach der württembergischen Gränze hin in der Richtung von Bretten, Struve über Weiler am Steinberg ebenfalls dahin gezogen haben und Becker aus Biel auch
dort sein. Gestern hörte man eine Kanonade. Die Freischärler sollen bei Stettfeld, zwischen Bruchsal und Langenbrücken, ein Ge⸗
fecht mit den Preußen bestanden haben. Der Haupttrupp, unter Mleroslawski, soll noch 5000 Mann zählen, darunter viel badisches Militair, besonders Kanoniere, am wenigsten Reiterei.
„Ich setze diesen Brief Abends 16 Ühr in Eppingen fort, wohin unsere Truppen gleich nach dem Einrücken in Sinsheim
wieder Marschordre erhalten hatten. Es war beschwerlich, da star⸗
ker Regen den bisher fast unerträglichen Staub in einen zähen Koth verwandelte; noch empfindlicher ist der C nge rer für das
heutige Bivouak vor der Stadt. General von Schäffer hat das Kom⸗
mando des Neckar-Corps heute übernommen, da General von Peucker zu dem Prinzen von Preußen abgereist ist. General von Schäffer wird in rascher Verfolgung des Feindes morgen früh nach
Bretten marschiren. Hier in Eppingen fanden wir die Freischaaren
nicht mehr, doch hatten sie es kaum verlassen, Einzelne wurden noch erwischt. Möglich, daß sie uns sofort bis nach Rastatt führen. Der
glasterhausen nach Mainz gebracht worden.“
Hessen und bei dthein. Darm stabt, 2b. Juni. (Darm st. Ztg.) Heute Vęrmittags 11 Uhr wird Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Weiber ei unserem Großherzoglichen Hofe zum Besuch erwartet.
Bas gestern erschienene Regierungsblatt enthält folgende
Bekanntmachung des Großherzoglichen Ministeriums des Innern,
die Verkündigung des Kriegsrechts betreffend. „Die durch höchste Verordnung vom 28. Mai erfolgte Verkündigung des Kriegsrechts in einigen Landgerichts⸗-Bezirken der Provinz Starkenburg auf vier Wochen endigt mit dem heutigen Tage. Ein Grund zu ihrer Ver⸗ längerung ist glücklicherweise nicht vorhanden; mit Vergnügen spricht die Großherzogliche Staats -Regierung ihre Zufriedenheit darüber aus, daß kein einziger Fall vorgekommen ist, welcher die Anwen⸗ dung diefer Verordnung veranlaßt hätte, .
Mainz, 25. Juni. Die regelmäßige Dampfschifffahrt zwi= schen hier und Mannheim hat seit gestern wieder begonnen. Zwei Compagnieen mecklenburgische Schützen sind mit, dem Dampf bote von Köln heute hier angekommen und bei den Bürgern einquartiert worden; dieselben marschiren morgen nach dem Badischen. Heute Morgen wurde ein gefesselter Freischärler von einem Großherzoglich hessischen Gendarmen hierhergebracht und dem Platz- Kommando überliefert, welches denselben in das Gefängniß ver Litadelle brin—
gen ließ.
Sachsen⸗Koburg⸗ Gotha; Gothaz, 26. Juni (Reich s= Anz. d. Deutschen.) Zu der hier abzuhaltenden Versammlung sind bis heute folgende Mitglieder eingetroffen: Albert aus Qued⸗ linburg; Backhaus aus Jena; Bassermann aus Mannheim; Becker aus Gotha; Becker aus Trier; von Beckerath aus Krefeld; Behnke aus Hannover; Bernhardi aus Kassel; Beseler aus Greifswalde; Böcking aus Trarbach; Brackebusch aus Hannover; von Breuning aus Anchen; Briegleb aus Koburg; Brons aus Emden; Cetto aus Trier; Eramer aus Cöthen; Dahlmann aus Bonn; Deeke aus Lü⸗ beck; Degenkolb aus Eilenburg; Dröge aus Bremen; Duckwitz aus Breinen; Dunker aus Halle; Eckert aus Bromberg; von Ende aus Waldenburg; Esmarch aus Schleswig; Fallati aus Tübingen; Fi⸗ scher aus Jena; Francke aus Schleswig; H. von Gagern aus Darm⸗ stadt; M. von Gagern aus Wiesbaden; Gevekoht aus Bremen; Graf Giech aus Thurnau; Jakob Grimm aus Berlin; Groß aus Leer; Grumbrecht aus Lüneburg; Hallbauer aus Meißen; Hergen⸗ hahn aus Wiesbaden; Hirschberg aus Sondershausen; Hofmann aus Friedberg; Hollandt aus Braunschweig; von der Horst aus Rothenburg; Johannes aus Meiningen; Br. Jordan aus Berlin; Graf Keller aus Erfurt; Koch aus Leipzig; Lang aus Verden; Lan⸗ gerfeldt aus Wolfenbüttel; Laube aus Leipzig; Leverkus aus Olden⸗ burg; Liebmann aus Meiningen; Löw, aus Magdeburg; Löw aus Posen; Mathy aus Karlsruhe; Matthies aus Greifswalde; Meier aus Bremen; Michelsen aus Jena; R. Mohl aus Heidelberg; von Mylius aus Jülich; Nerreter aus Fraustadt; Plaß aus Stade; Plathner aus Halberstadt; von Quintus aus Fallingbastel; Rahm aus Stettin; H. von Raumer aus Dünkelsbühl; F. von Raumer aus Berlin; Röben aus Dornum; Roß aus Hamburg; Maulkisch aus Dippolbswalde; Rümelin aus Nürtingen; Schlick aus Weißen⸗ see; Schlerenberg aus Detmold; Schneer aus Breslau; Schorn aus Essen; Schrader aus Brandenburg; Siemens aus Hannover; Simson aus Königsberg; von Soiron aus Mannheim; von Sta- venhagen aus Berlin; Steindorf aus Schleswig; Stedmann aus Besselich; von Thielau aus Braunschweig; Veit aus Berlin; Ver⸗ sen aus Nieheim; Wachsmuth aus Hannover; Waitz aus Göttin⸗ gen; Weißenborn aus Eisenach; Wiedemann aus Düsseldorf; Scholten aus Wardt; Wurm aus Hamburg; von Wydenbrugk aus Weimar; Zachariä aus Bernburg; Zell aus Trier; Schwarzen⸗
berg aus Kassel; Compes aus Köln; Dammers aus Nienburg; Jor⸗
dan' aus Gollnow; Sprengel aus Waren; Deeke aus Lübeck; Böcking aus Trarbach; Bürgers aus Köln; Jucho aus Frantfurt; Marcus aus Insterburg; Mevissen aus Köln, Ostendorf aus Soest; Dverweg aus Haus Ruhr; Böckler aus Schwerin; Bonardy aus Greiz; Ben ug aus Osnabrück; Falk gus Ottolangenburg; Freu= dentheil aus Stade; Göden aus Krotoszyn; Haym aus Halle; Jahn aus Freiburg a. d. U. Kratz aus Wintershagen; Rättig aus Potsdam; von Sänget aus Grabow; Schreiber aus Bielefeld; Hahn aus Brügleben; Schwarz aus Halle; Schwetschke aus Halle; Stahl aus Erlangen; Jacobi aus Hersfeld; Bandelow aus Kranz; Jiegert aus Minden Scholtz aus Neiße; Karl aus Berlin; Gier Rus Mühlhausen; Martens aus Danzig; von Vincke aus Hagen; Kerst aus Meseritz; Pinkert und Biedermann aus Sachsen.
Schwarzburg⸗ Sondershausen, Sondershausen, 24. Inn., (Le ipz. tg Eine besondere Denkschrift der schwarz⸗ burg fondershausenschen Regierung verbreitet sich über die jetzt dem Landtage vorliegende Frage über die Höhe der Civilliste. Der bis⸗ herige jährliche Aufwand des fürstlichen Hauses betrug in runder Summe 131,300 Rthlr., mit Berücksichtigung der neuerlich getrof— fenen Einschränkungen aber nur 121.30) Rthlr., wovon jedoch auf den Hofhaltungs⸗ Etat des regierenden Fürsten nur 6, 270 Rthlr. kommen. Der Fürst ist bereit, auch dies Summe noch herabzusetzen und sich für seinen Hofhalt mit ciner Ciollliste von s6 000 Rthlr. jährlich zu begnügen, welche aber unter Zuschlag der Apanagen und Hofhaltungs-Kosten der übrigen Glieder der Fürstlichen Famllie, des Etats der Hof Kapelle und der Hof⸗Diener-Pensionen auf 120, 000 Rthlr. festgestellt werden soll. Hierdurch erwächst dem Staate ein jährlicher reiner Gewinn von jetzt 20,916 Rthlr., künftig S0, 316 Rihlr.; rechnet, man zu diesen Abtretungen an den Staat noch die feinen Angehörigen in Folge, der Grundrechte zu erlassenden 6000 Rthlr. (wegen Wegfalls persönlicher Leistungen, die aus dem guts⸗ und schutzherrlichen Verbande fließen), so wie die seit März vori⸗ en Jahres schon gemachten Zugestäͤndnisse in Bezug auf Jagden hn e der 2c. zu einem ne fr fn jährlichen Werthe von 15,000 Rthlr., so erhellt, daß der
ürst eine jährliche Summe von jetzt 12Hböcj Rthlr., für die Zukunft 1011306 NRthlr. vzer, zu 148. kapitalistrt, jetz: mehr als 1 Million, für die Zukunft über 25 Mil- lionen opfert. ;
Auslaud.
Oesterreich. Preßburg. 25. Junt. (Lond.) Schon va ar cirfulirte das Gerücht, daß beide Lager in eines umwan—= delt' werden sollen. Dieses Gerücht scheint Thatsache zu werden. Unzählige Bagagewagen der Russen, die das jenseitige Donau- Ufer noch nicht betrelken haben, passirten schon . die Brücke.
Heute ziehen von der tyrnauer Straße her mächtige Truppen⸗ körper, Infanterie und Kavallerie, die über die Donaubrücke setzen und auf der Kitseer Haide und den weiten Feldern in der Nähe Lager schlagen. Den 6. 11 Uhr Vormittags beinahe vierthalb Stunden andauernden Marsch durch unsere Stadt eröffneten Avant⸗ garden der österreichischen Kavallerie und russische Infanterie. Ih⸗ nen folgten die Kürasster- und Chevauxlegers- Regimenter Auers—⸗ perg, Walmoden, Soultenau und Mengen mit einer ungemein gro⸗ ßen Menge Kanonen, Haubitzen und Raketen, zwei Musilhanden schritten der Mannschaft voraͤn. Jeder Reiter führt hinlänglich Proviant für sich und sein Pferd mit. Diesem sehr imponirenden Zuge folgte wieder viel russische Infanterie mit Kanonen vom schwersten Kaliber. Den Schluß bildeten vier Compagnieen Sap⸗ peurs, die auf vielen Wagen Brücken- Equipagen mit sich führen. Man schätzt die Zahl dieser Truppen auf dn fen 35, 000 Mann. In Tyrnau haben russische Hülfstruppen das österreichische Militair abgelbst, deffen Gegenwart anderswo erfordert wird. Eine große Heeressäule bewegt sich über Wieselburg gegen Raab, doppelte Re—⸗ serve⸗Truppen folgen mit Munition nach. Der 29ste d. M. wird als der Tag des Angriffs bestimmt. Von einigen Orten der Schütt haben sich die Ungarn nach Komorn zurückgezogen. Nach ihnen sind die österreichischen Truppen eingezogen.
Pesth, 15. Juni. (Lloyd.) Zuweilen bildet man sich hier doch ein, bie Intervention der Russen sei nur ein Traum. So bringen jetzt die Abendblätter und nach ihnen die Pe sth'er Zeitung die Nachricht, in einem der letzten Scharmützel seien drei Russen gefangen worden, die aber eigentlich keine Russen, son— dern verkleidete Oesterreicher gewesen. An dieser Erfindung können Sie sehen, was unsere Publizisten für Politiker sind. Wie sicher, und keine Gefahr ahnend, die Pesther in dieser Beziehung herum— gehen, beweist folgende Stelle, mit welcher die Pesther Zei—⸗ kung die Proclamation des Fürsten Paskewitsch begleitet: „Eben diese Proclamation aber ist der entsprechendste Beweis des⸗ sen, daß es mit der russischen Armee mehr darauf abgesehen, uns einzuschüchtern, als in Wirklichkeit durch sie zu besiegen, sonst hätte Herr Paskewitsch keine Proclamationen erlassen. Es ist dies nicht die Art Rußlands, mit den Völkern durch Proöelamationen zu spre—= chen. Es ist dies nicht gewohnt. Es macht sich seinen Völkern mit der Knute verständlich. Wenn er nur im Entferntesten geglaubt hätte, uns besiegen zu können, oder zu dürfen, wir würden bereits durch andere Mittel, als durch Proclamationen, etwas erfahren ha⸗ ben. So aber kann er höchstens Proclamationen erlassen und un— ser Görgey und unsere Soldaien können kämpfen.“
In der Pesther Zeitung wird, der Vorschlag gemacht, in Ungarn einen neuen Münzfuß einzuführen, welcher sich dem der großen Handelsstaaten nähere, denn mit der polltischen Ungbhän— gigkeit Ungarns würden auch seine Handelsverhältnisse wesentlich andere werden. Politische Gründe, wird weiter gesagt, erheischen es aber auch, daß das Münz- und Maßsystem sich von dem öster— reichischen unterscheide, damit die alten Erinnerungen um so leichter verdrängt würden.
Den Lesern der Pesther Zeitung wird weisgemacht, die Königin Victoria habe ihren Räthen aufgetragen, die Ungarn zu unterstützen, bevor diese noch Hülfe verlangen. Eine andere Lüge, welche die Pesther Zeitung enthält, ist folgende, welche wir hier buchstäblich nachschreiben: „Radetzky hat an das österreichische
Tinisterlum die Erklärung geschickt, daß er in dem Augenblicke, wo russische Truppen den Boden Ungarns betreten, aufgehört habe, Feldherr der lombardisch-venctianischen Armee zu sein.“
Die Pesther Zeitung vom 12. Juni enthält folgende, sehr wahrscheinlich erzwungene feierliche Erklärung der kronstädter Bür⸗ gerschaft. „In Folge der in der letzten Zeit durch böswillige Men⸗ schen in der hiesigen Stadt verbreiteten Gerüchte und hierdurch wi⸗ ber die hiesige Bürgerschaft entstandenen Verdächtigungen, sieht sich der Magistraͤt und Kommunität theils aus eigenem Antriebe, theils nach dem hinzugekommenen und durch eine Deputation an diesen Magistrat ausgesprochenen Wunsche der hiesigen Bürgerschaft selbst veranlaßt, hiermit öffentlich und unverholen zu erklären: daß die hiesige Bürgerschaft alle die in obgedachtem Sinne in Umlauf ge⸗ brachten Gerüchte und Verdächtigungen hiermit von sich abweist und beflisfen fein wird, ihre Ehre steks in der theils bei Annäherung der siegreichen ungarischen Armee deren hochherzigem Generale, der⸗ maligem Feldmarschall-Lieutenant Bem, theils durch ihre der hohen ungarischen Regierung aus reiner und innerer Ueber⸗ zeugung dargebrachte Huldigung bereits bewährten unerschüt⸗ terlichen Treue und Anhänglichkeit gegenüber der belobten Regierung emporzuhalten, demnach gegen jedartige Intervention fremder, so⸗ mit auch der russischen Macht hiermit förmlich und feierlich prote= stirt. Kronstadt, 2ß. Mai. Der Magistrat und die Kommunität ber Stadt Kronstadt im Namen der Buͤrgerschaft. Johann von Albrichsfeld, Oberrichter. Johann Georg Barbenius, Ora— tor. Friedrich Riemer, Vice⸗Notär.“
Die heutige Pesther Zeitung enthält folgende Verordnung:
„Gegenüber den kriegsgefangenen Offizieren wurde bisher ein Verfah= ren beobachtet, welches der Geist der Civilisation, die Großmüthigkeit und die Würde der Nation beanspruchte. Indessen . in mehreren Fällen ge— gen diese Milde der Nation Mißbräuche vorgekommen. Damit demnach aälso ein zu gleicher Zeit mit der Edelmüthigkeit der Nation vereinbarliches, und andererseits derlei Mißbräuchen steuerndes Verfahren festgestellt werde, wird verordnet, wie folgt: 1) In Betreff des Gagenbezugs der kriegsgefan= genen Offiziele ist das vom Ministerium festgestellte Gagen-⸗Reglement bis auf weitere Verfügung streng festzuhalten. 2) Ein jeder kriegsgefangene Offizier, der sich mittelst Revers verpflichtet, von dem durch die Regierung ihm angewiesenen Aufenthaltsorte ohne deren Wissen und Willen sich nicht zu entfernen, ist auf freien Fuß zu lassen, und kann derselbe von Morgens bis Abends neun Uhr außerhalb seiner Wohnung sich befinden, bann muß er dahin zurückkehren, und ist er außerdem verpflichtet, einmal des Tages beim Militair⸗Orts- Kommando oder, wenn dieses sich nicht in seinem Llufenthaltsorte befindet, bei der dasigen Civil-⸗Behörde zu erscheinen. 3) Alle von solchen kriegsgefangenen Offizieren ausgehende, der ungarischen Nation und Regierung und der gerechten Sache der Nation mißgünstige Aeuße⸗ rungen, die Verbreitung von wahren oder unwahren vagen Gerüchten und alle Reden, die auf eine Entfremdung von der ungarischen Sache und ein Ge— winnen für den Feind abzielen, werden als Aufwiegelung durch das Kriegs⸗ gericht nach der vollen Strenge der Kriegsgesetze bestraft werden. Budapest, 11. Juni. Siaatssectetair im Kriegs-PMlinisterlum: Em. Szabs, Oberst.“
In derselben Nummer wird Folgendes gemeldet: „Aus zu⸗ verlässiger Quelle erfahren wir, daß gestern Abend ein Courier aus Konstantinopel hier angekommen, welcher sehr wichtige englische und fee s sche epeschen an unsere Regierung mitgebracht. Der Courier 1 n. noch hier.“ Diefer Courier ist wahrscheinlich der verklei⸗ 4 ve , von welchem bereits die vorige Woche in mehreren Blät⸗ benen fi e ; war. Ferner: „Der Ministerpräsident B. Szemere, welcher auch sch erkrankt war, geht bereits der vollen Genesung entgegen. Er ist
n in Regierungsgeschäften thätig. Der bekannte Volks⸗
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Repräsenkant und Redner, Herr Beöthy, welcher mit einer wichtigen Mission ins Ausland betraut war, konnte sich derselben wegen Au⸗ genübels und anderer Hindernisse nicht entledigen und befindet sich
gegenwärtig hier. Dagegen ist, wie wir hören, mit der serbischen —ĩ , . in Belgrad bereits eine diplomatische Verbindung ange⸗ nüpft.“ .
Semlin, 19. Juni. (Lloyd.) Das in den Schleppböten des Dampfschiffes „Debreczin“ aufbewahrte, für das Lager des Ban bestimmte Kriegsmaterial gerieth heute in Flammen. Mehr als zweihundert Centner Schießpulver, n. in fertigen Patronen, theils in Kisten, flogen in die Luft, warfen große und kleine Kugeln um sich und schleuderten zertrümmerte Gliedmaßen hundert Schritte weit. Auf dem Holzplatze lagen viele Hände und Füße der dabei Verunglückten umher. Durch diese unglückliche Explosion sind un— gefähr 29 Menschen ums Leben gekommen und 13 tödtlich verwun⸗ det, darunter ein Artillerie Ober-Lieutenant. Die Schleppböte sind hin, das Dampfboot selbst ist stark beschädigt. Ein großer Mehl⸗ Vorrath ging zu Grunde, und der Schaden wird auf 200,000 Fl. C. M. angeschlagen. Das durch diese Explosion entstandene Getöse ver⸗ setzte die hiesigen Einwohner in unbeschreibliche Angst. Man glaubte Anfangs, der Feind sei auf der Donau von Pancsova hergekom⸗ men. Ueber die Veranlassung der Eyplosion konnte man noch nichts erfahren. Beim Löschen des entstandenen Feuers zeichnete sich be⸗ sonders der General Mayerhoffer aus, der alle Anwesenden ani— mirte, einen Kordon um die Brandstälte ziehen ließ, um zu ver— hüten, daß die Flammen nicht auch die naheliegenden Magazine ergreife, in welchen Pulver, Raketen c. sich befanden, und die Aerzte herbeischaffte.
Das Armee⸗General-Kommando von Mitrowitz wird nach Sem⸗ lin verlegt. Eine Abtheilung desselben, nämlich das Feldkriegs⸗ Sekretariat, ist bereits hier eingetroffen. Se. Excellenz der Ban hat gestern sein Hauptlager in Sove, unweit Verbasz, aufgeschla⸗ gen, wo er gegenwärtig mit Stratimirovich operirt.
Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 25. Juni. Herr Dupin präsidirt. Die verlangten Urlaube werden ertheilt. An der Tagesordnung ist eine Interpellation des Ministeriums über innere und auswärtige Politik. Die Kammer erkennt die Wahl des Generals Changarnier im Departement Seine und Oise an. Odilon Barrot, Conseils-Präsident: „Ich habe die Ehre, ein Preßgesetz vorzuschlagen. (Ah, Ah!) Der Minister liest die Begründung dieses organischen Gesetzes vor. Es zer⸗ fällt in drei Theile: Strafrechtliche Bestimmung, Reglement und Prozedur. Jede Schrift von weniger als 5 Blättern wird 24 Stunden vor ihrer Veröffentlichung revidirt. Kein Repräsentant kann Geschäftsführer eines Journals sein. Ab kürzung der Prozedur, damit die Strafe rasch der That folge. Der Praͤsident der Republik genießt eines besonderen Schutzes gegen die Presse. Der Minister verlangt, daß der Entwurf an die Abtheilun⸗ gen gewiesen werde, Er enthält 19 Artikel. Der Minister bean⸗ kragt auch die Dringlichkeit, welche bewilligt wird. Die Linke stimmt nicht mit. Mauguin und Savoye streiten sich nun um das Wort. Die Versammlung lacht und bewilligt es Herrn Mau⸗ guin. Dieser sagt: „Die Lage der fremden Staaten beunruhigt die Gemüther. Die Völker Europa's haben sich erhoben, ohne an einander zu 6 Seit der ersten Revolution existirt eine Coali- tion gegen Frankreich. Sie zeigte sich 1899, 1811, 1815, 1830 und 1840. Jetzt sollte sie sich gebrochen haben? Im Gegentheil. Der Russe will den Bosporus. Drei Mächte sind ihm hin⸗ derlich: Oesterreich, England und Frankreich. Der Redner verbreitet sich über die russische Politik und prüft, welche Stellung England in einer neuen orientalischen Frage einnehmen würde. Er verwirft die englische Allianz und vergleicht die des⸗ potische russische Politik und die liberale französische. Stehen die Prinzipien sich gegenüber, so stände ein Kampf bevor. Rußland vermehre die Anzahl seiner Truppen in Oesterreich. Preußen mache starke Rüstungen, Oesterreich gewöhne seine Truppen an den Krieg; eine gewaltig Macht wälze sich gegen Paris, um die Schlüssel von Konstantinopel zu holen. Man wolle die Karte Europa's umgestalten und Frankreich ifoliren, wo möglich zerstückeln. Der Redner will nicht, das Ministerium solle Krieg erklären, sondern es solle sich stark waffnen. Eine energische Demonstration, eine drohende sei erforderlich. (Un⸗ terbrechung. . „Wollt Ihr Frieden, so droht offen mit dem Kriege. (Unruhe.) Ihr kennt eure Bundesgenossen, es sind die Völker, die sich befreien wollen. Energie is. nöthig, man gebe Ungarn seine Nationalität, der Türkei ihre Sicherheit. Dies ist menschlich. Frank⸗ reich zeige, daß es Ordnung im Innern und dennoch Ruhm und Freiheit im Auslande erhalten kann.,“ Savoye interpellirt den Minister, was er gethan, um den Beschluß der konstituiren= den Versammlung vom 22. Mai, energische Maßregeln zur Beschützung der europäischen Freiheit zu ergreifen, aus⸗ zuführen. Er fährt fort: „Was hat das Ministerium zum Schutz der Gränzen gegen Preußen gethan? Was hat die Regierung in Rücksicht auf Baden und die Pfalz gethan? Zwei Abgesandte ka— men aus diesen Provinzen. Statt vom Präsidenten empfangen zu werden, wollte man sie gefangen nehmen. Jetzt sind sie flüchtig.“ Er erwähnt des Beschlags auf die Waffen, die nach der Pfalz be— stimmt waren, auch der weggenommenen Gelder. Tocqueville, Minister der auswärtig n Angelegenheiten: „Herr Savoye verthei⸗ digt Baden, weil er sich bei der Revolution betheiligt hat. Er versprach als Gesandter Ledru Rollin's, den deutschen Insurgenten Hülfe, Hülfe, von Seiten der Regierung.“ (Sehr gut! links.) Man habe die Gesandten nicht empfangen, weil die Republik die revolutionaire Regierung nicht anerkannt habe. Ein Agent sei nicht als solcher, sondern als Verschwörer verhaftet worden. Die Waffen seien weggenommen worden, weil man den Bürgerkrieg nicht be⸗ fördern wolle. Das in Beschlag genommene Geld gehöre dem Großherzog von Baden. Die Coalition, von welcher Herr Mau⸗ guin gesproͤchen, sei eine Chimäre. England sei Frankreichs Alliirter, und Rußland sei Frankreich nicht feindlich. Nur der Socialismus, wäre er am Ruder, würde eine Coalition hervorrufen. Die Demagogie in Deutsch⸗ land habe die deutschen Mächte gezwungen, reactionair zu werden. Herr Barrault bedauert, in dem Ministerium das Programm des letz— ten Kabinets der Monarchie und den Stempel Guizot's wiederzu— finden. (Sehr gut!) Er will keine Intervention in Deutschland, aber eben so wenig in Italien. Man werfe der Opposition vor, daß sie den Krieg wolle, und dieser Vorwurf komme von einer Ma— jorltät her, die selbst Krieg führe. Herr Savoye äußert sein Er— staunen, daß der Minister in seiner Antwort gar nicht der Tages⸗ Ordnung vom 22. Mai erwähnt habe, auf der doch die Interpellationen von ihm begründet worden; er wiederhole daher seine Interpellation; eben so erstaunt er, daß der Minister von aufständischen Bewegungen in Baden und der Pfalz gespro⸗— chen, und daß die französische Regierung sich nicht scheue, zu solchen
Maßregeln zu greifen, wie die Verhaftung eines der von dort nach
Paris geschickten Agenten. Er wird unterbrochen, und als er er— klärt, daß er noch gar nicht bei der eigentlichen Frage angelangt sei, erhebt sich allgemeines Gelächter. Am nächsten Tage will er noch Dokumente beibringen. Eine große Anzahl von Mitgliedern ver⸗ lassen den Saal, und die Sitzung wird gegen 7 Uhr aufgehoben.
Paris, 26. Juni. Heute wurde behguptet, die Regierung habe durch den Telegraphen aus Toulon die Nachricht erhalten, daß die Belagerungs- Operationen gegen Rom eingestellt worden seien, und daß diese Hauptstadt kapitulirt habe. Auch hieß es, Herr von Corcelles schreibe dem Minister, der Papst habe erklärt, er wolle frei und ungebunden handeln können, sonst würde er nicht nach Rom zurückkehren, sondern seinen Sitz unter der Protection von Spanien und Neapel in Bologna aufschlagen.
Großbritanien und Irland. London, 235. Juni. Das Gerücht vom Tode Karl Albert's wird abermals widerrufen; nach den neuesten Nachrichten aus Lissabon, die vom 191en sind, also zehn Tage später als die vorigen, besserte sich das Befinden Sr. Majestät zu Porto im Gegentheil zusehends. Portugal hat ein neues Ministerium erhalten; Conseils-Präsident und Minister des Innern ist Costa Cabral, Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten Graf Tojal, der Finanzen Herr Avila, der Ju . Felix . des Krieges Oberst Ferreri und der Marine Herr llorido.
Heute Vormittag landete die Königin der Belgier zu Dover und begab sich von da mit der Eisenbahn nach London, wo Ihre Majestdt im Buckingham-Palast zum Besuch bei der Königin Victo⸗ ria eingetroffen ist.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 22. Juni. Se, Majestät ber Kaiser hat dem österreichischen Feldmarschall Lieutenant von Heß, Chef des Stabes der in Italien stehenden Truppen, den St. Georgen⸗Orden zweiter Klasse und den österreichischen Generalmajors und General-Adjutanten Graf Grünne und Keller von Kellerstein 36 St. Annen Orden erster Klasse, dem Ersteren mit Brillanten, verliehen.
War sch au, 2s. Juni. Vorgestern wohnte Se, Majestät dem Gottesdienst in der Kapelle des Palastes Lazienki bei und begab sich dann nach Powonsk, um das dortige Lager zu besichtigen.
Italien. Turin, 20. Juni. (Lloyd.) Der gewesene Ober? Befehlshaber der piemontesischen Armee, General Chrza⸗ nowski, hat das Großkreuz des Mauritius-Ordens erhalten.
Da das aufgelöste Parlament die Einhebung der Steuern nur bis zum 1. Juli d. J. bewilligte, so fordert die Oppositions⸗Presse zur Wiedereinberufung der Kämmern auf. Sowohl englische als deutsche Banquierhäuser haben der Regierung Anträge zu Darlehen vorgelegt; bei dem sehr fühlbaren Mangel an Geld in den Staats⸗ Kasfen dürfte das Ministerium sich auch sehr bald dazu verstehen.
Alessandria, 18. Juni. (Lloyd.) Gestern eröffnete Ge⸗ neral Degenfeld, Befehlshaber der hiesigen piemontesischen Truppen, dem General Sonnaz, daß er, den Weisungen seiner Regierung gemäß, die Stadt und die Citadelle ungesäumt räumen werde. Noch am Abende wurden alle österreichischen Posten eingezogen, und heute um 6 Uhr früh erfolgte (wie schon gestern erwähnt) der Abzug der österreichischen Besatzung, nachdem das Offizier-Corps sich bei dem General Sonnaz freundlich verabschiedet haite. In Valenza bleibt einstweilen ein öͤstrreichisches Bataillon, um den Effekten⸗Transport zu eskortiren. Hier will man wissen, daß die Kriegs⸗Entschädigungs⸗ Summe auf volle 35 Millionen Gulden festgesetzt sei und daß die Oesterreicher die Provinz Lomellina bis zur vollen Abtragung des
obigen Betrages besetzt halten werden.
(Gazetta Piemonte se.) In Folge neuer zwischen der Regierung Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich und zwi— schen Sr. Majestät dem Könige von Sardinien gewechselter No⸗ ten ward übereingekommen, daß die Friedens -Unterhandlungen wie⸗ der angeknüpft werden, und zwar unter der Bedingung, daß die österreichischen Truppen die Stadt und die Citadelle von Alessandria räumen und die Bevollmächtigten der Königlich sardinischen Negie⸗ rung sich gleichzeitig nach Mailand begeben, wo sich der Kaiserlich österreichische Bevollmächtigte schon bese en General Dabormida und Ritter von Buoncampagni sind auch wirklich am 16ten in der Nacht von Turin abgegangen. Als Grundlage der Friedens⸗ Unterhandlungen nennt man folgende Punkte: 24 Millionen Gulden C. M. Kriegskosten⸗Entschädigung an Oesterreich, augenblickliche Räumung des piemontesischen Gebiets durch die Oesterreicher und provisorische Besetzung der Herzogthümer Parma und Piacenza durch sardinische Truppen.
Livorno, 19. Juni. (Lloyd.) Trotzdem, daß die Dampf⸗ schiffe den Weg von Civitavecchia nach unserem Hafen in weniger als neun Stunden zurücklegen können, ist weder gestern noch heute irgend eines von jenem Hafenorte hier angekommen. Man weiß nuͤr, daß am 16ten das Feuer der franzoͤsischen Batterieen gegen Rom fortdauerte, und daß in dem Maße, als sich die Bresche er⸗ weiterte, die Einwohner neue Schutzwerke dahinter aufführten. Die Villen um Rom fallen nach und nach in Trümmer. Wir erhielten eine Abschrift der von dem französischen Botschaftskanzler Degerando den Triumvirn übergebenen Schreibens des Abgeordn. von Courcelles aus dem Hauptquartier, Villa Santucci, vom 12. Juni datirt. Dieselbe erklärt, daß sowohl das frühere als auch das gegenwärtige franzö⸗ sische Ministerium die Convention Lessep's mit den Triumvirn ver⸗ worfen habe, und schließt mit folgender Bemerkung: „Bei diesem schmerzlichen Konflikt hat Frankreich nur Ein Ziel vor Augen, näm⸗ lich: die Freiheit des ehrwürdigen Kirchen-Oberhauptes, die Frei⸗ heit der römischen Staaten und den Frieden der Welt. Das mir anvertraute Mandat ist wesentlich freisinnig und für die zu solchen Extremen gebrachte Bevölkerung schutzbringend. Nach schrift. Meine Instructionen sind mit jenen des Generals Oudinot vollkommen gleich⸗ sautend.“ Am 16ten Nachmittags wurde ein französischer Offizier mit einer neuen Depesche an Mazzini nach Rom abgefertigt. Mitt⸗ lerweile war beiderseits ein kurzer Waffenstillstand zur Beerdigung der beiderseitigen Todten abgeschlossen worden. Am Abend wurde wieder Kanonendonner gehört. Nachmittag verbreitete sich das Ge⸗ rücht, daß die Franzosen die Villa Borghese besetzt haben, von wel⸗ cher unterirdische Gänge ins Innere der Stadt führen sollen, daher dort die Unruhe im Steigen war. Um 3 Uhr wurden die lombar⸗ dischen Compagnieen aus ihrer Stellung vor dem S. Pancrazio—⸗ Thore ins Innere der Stadt zur Vertheidigung der Bresche⸗Barri⸗ kaden gerufen. Gleichzeitig dekretirte die National Versammlung die Emission von Staats-Bons im Betrage von 4 Millionen Scudi, welche durch die National-Güter garantirt werden sollen.
Civitavecchia, 16. Juni. (Lloyd.) Die Römer benutzten die bis zum Morgen des 14ten um 6Uhr eingetretene Waffenstille, um gleich hinter dem zwischen den Porte S. Pancrazio und S. Por⸗ kese zusammengeschossenen Stadtwalle eine zweite Barrikade zu er⸗ richten. Ein von den Römern unternommener starker Ausfall ge⸗ lang nur theilweise. Da das Dach des jetzigen Nationalversanin⸗ lungs- Palastes einzuslürzen droht, so sollen die Zusammenkünfte vom 17. Juni an im Kapitole stattfinden. Die Franzosen errichten ein Fort mit zwei schweren Geschützen vor dem Ponte Molle; 3 Villa Massoni ist zerstört. Der Name Bonaparte erregt . großen Haß, daß man nicht nur jeden von Karl woman et I. ö RNational⸗Versammlung ausgehenden Vorschlag verwarf, son den *
stui ! ; von der Präsiden gar die Rekonstituirung erneuerte, um ihn nur vo