üst: überall sind sie mit dem Ernste, den die Lage der Verhält⸗ ß ted n 2. Een einer Milde und Schonung aufgetreten, die hien gerechte Anerkennung erwarb. An der von den Leitern des hochverrätherischen Aufruhrs in der Neuen Frei⸗ burger Zeikung verbreiteten Nachricht, daß der Stadt Karlsruhe eine Kriegssteuer von 500, 900 Fl. und der Stadt Mannheim eine solche von 1,509 00031. auferlegt worden sei, ist kein wahres Wort. Die gutgesinnten Bewohner des Großherzogthums werden sich durch biese und ähnliche Unwahrheiten eben so wenig entmuthigen lassen, als durch die weitere falsche Nachricht, daß Frankreich dem frevel⸗ haften Beginnen der Aufrührer seine Unterstüͤtzung zugesichert habe. Die franzoͤsische Regierung und die gesetzgebende Versammlung ha⸗ ben bekanntlich mit Entrüstung jede solche Zumuthung zurückgewie⸗ sen. Das vereinigte Königlich preußische und Reichsheer haben nach siegreichen Gefechten nun die Reichsfestung Rastatt eingeschlossen. In kur⸗ zer Zeit wird das Land von seinen gefährlichsten Feinden gesäubert und Recht und Ordnung wieder hergestellt sein. Karlsruhe, 1. Juli 1849. Großherzogliches Ministerium des Innern. von Marschall.“
Karlsruhe, 2. Juli. (O. P. A. 3.) Die Belagerung Ra⸗ statts hat heute begonnen. Es wird indeß hierin mit großer Scho⸗ nung verfahren und die Beschießung so eingerichtet werden, daß sie mehr imponiren und die Belagerten zur Uebergabe der Festung be⸗ stimmen, als zu wirklicher Zerstörung dienen wird. Während dessen rücken die Truppen immer weiter vor; heute eingetroffenen Nach⸗ richten zufolge, sind sie bereits über Bühl hinaus. In Freiburg und den von der provisorischen Regierung besetzten Gegenden des Oberlandes wird unterdeß das Maß des Unsinns bis zur Neige geleert. Struve hat dort die Zügel der Reglerung, wenn man anders die Dikta⸗ tur des Terrorismus so nennen kann, in Händen und läßt auf Brentano, Thibaut und Ziegler — die Männer der Reaction vom Struve'schen Gesichtspunkt aus — fahnden. Daß er nebenbei gegen diejenigen, welche nicht Lust haben, seinen Befehlen sich zu fügen, mit der größten Willkür verfährt und ihnen das Glück seiner Theorieen praktisch beizubringen sucht, versteht sich von selbst. Die Bürger⸗ wehr von Lahr, welche den Versuch machte, der Besetzung ihres Orts durch Freischaaren entgegenzutreten, hat auf seine Anordnung so viel Einquartierung bekommen und muß eine solch immense Summe an Contribution zahlen, daß sie sobald nicht die Struvesche Dik⸗ tatur vergessen wird. Und dennoch wollen auf der anderen Seite selbst in den Gegenden, in welchen die Komödie der, Re⸗ publik bereits ausgesplelt hat, die unverbesserlichen Wühler nicht aufhören, Unruhen zu erregen und in Folge dessen nur sich selbst Unannehmlichkeiten zu bereiten. In Bruchsal sind von Eini⸗ gen Versuche gemacht worden, Insurgenten und Freischaaren aus Käßlau zu befreien, und auch in Durlach hat sichs wieder, wie man hier zu sagen pflegt, zu regen angefangen. Die Konsequenzen kön⸗ nen natürlich nicht ausbleiben, es ist nach beiden Städten so viel Militair beordert worden, daß die dortigen Republikaner genug ha⸗ ben werden und ihnen nicht sobald wieder die Lust zu abermaligen Versuchen kommen wird. Morgen marschiren die Mecklenburger von hier ab. Von Seiten der Eisenbahn⸗ Direction wird so eben bekannt gemacht, daß von morgen an die Eisenbahn für den Perso⸗ nenverkehr wieder bis Muggensturm eröffnet ist.
Abends 5 Uhr. In einer Stunde ist die der Festung Rastatt zur Uebergabe gestellte Bedenkzeit abgelaufen. Erfolgt bls dahin die Unterwerfung nicht, so wird um 6 Uhr das Bombardement be⸗ ginnen. Die neuesten Berichte aus der Festung sind von heute Mittag 1135 Uhr, wo die Uebergabe noch nicht erfolgt war. Die⸗ selbe ist auch leider nicht zu erwarten, denn die Insurgenten haben wiederholt erklärt: Siegen oder Sterben.
Karlsruhe, 3. Juli. (O. P. A. 3.) Die mecklenburgische Infanteriebrigade, welche hier 5 Tage in Besatzung gewesen war und sich durch ihre gute Mannszucht allgemeines Lob erworben hatte, ist heute Morgen nach Pforzheim abmarschirt, um von dort in star⸗ ken Märschen durch den württembergischen Schwarzwald nach Do⸗ naueschingen zu gehen. Ihr Zweck ist, die äußerste linke Flanke der Insurgenten zu umgehen und diese wo möglich von der Schweiz ab— uschneiden. Später dürften die, Mecklenburger wohl längere Zeit zur , ne. des badischen Seekreises verwandt werden, da außer den Preußen auch noch andere norddeutsche Reichstruppen hier die nächsten Jahre in Baden ihre Garnison behalten sollen. Hier werden nassauische und hohenzollernsche Truppen für die nächste Zeit die Garnison bilden. Preußisches schwereres Festungsgeschütz kam gestern Abend von Koblenz hier an und ist heute Morgen wieder weiter gegen Rastatt zu abgegangen. Die Festung ist jetzt ganz von den Truppen cernirt, so daß der Be⸗ satzung derselben nur die Wahl zwischen Ergebung oder Aushun⸗ gerung bleibt. Mieroslawski, dessen Schaar schon stark zusammen⸗ geschmolzen ist, jetzt aber aus lauter verzweifelten Menschen besteht, die bereit sind, das Aeußerste zu wagen, ist unweit Offenburg in festen Stellungen an der Kintzig. Die preußischen Truppen stehen schon in Renchen und sind fortwährend im beständigen Vorrücken begriffen. Wahrscheinlich dürfte es in den nächsten Tagen schon zu enkscheidenden Gefechten kommen, die zwar noch sehr viel Blut kosten werden, deren Ausgang aber nicht mehr zweifelhaft sein kann. Gefangene und Ueberläufer kommen täglich in Menge hier an.
Baden⸗Baden, 1. Juli. (Darmst. Ztg.) Es scheint gegründet, daß der Feind nach dem Versuste der Murglinie die Kinziglinie bei Offenburg und zuletzt die Linie der Dreisam und Hölle bei Freiburg vertheidigen will. An der Murg scheint er uns eben wieder glücklich entschluͤpft, wie am Neckar. Mieroslawski mit seinem Stabe wäre um ein Haar bei Kuppenheim in die Gewalt der Preußen gefallen. General Wachter, der wieder genesen mit seinem Adjutanten Hauptmann Weitzel von Ettlingen hierher kam, um heute das Kommando seiner Brigade zu übernehmen, stieß dort fast auf ihn. Kuppenheim ist übrigens nicht in Asche gelegt, sondern nur ein paar Häuser abgebrannt. Die Amazone Frau Oberst Blenker, die eigentlich das Kommando zu führen scheint, hat das schöne Großherzogliche Schloß Eberstein durch das „pfäl⸗ zische Volksheer“ plündern lassen und mehrere dem Großherzog be⸗ sonders werihe Sachen dort geraubt. Zu dem baldigen Abzug die⸗ ser Freischaaren aus Gernsbach soll vorzugsweise beigetragen haben, daß sie Württemberger und Altbayern gegen sich kämpfen sahen und, entweder die sichere Hoffnung auf das Üebergehen kieser Truppen aufgebend oder neue militairische Verstärkung don dort vermuthend, diesen wichtigen Punkt an der Murg so schnell preisgaben. Heute Morgens ist das Bataillon des Zten Infanterie⸗Regiments hier an⸗
gekommen von Gernsbach; auch die Reserven haben sich mit uns vereinigt. 63 ang s heben fich
Baden-Baden, 14. Juli. (O. P. A. 3.) Der Prinz von Preußen hat sich bei der Parade, die er heute Mittag den Reichs— truppen abgenemmen, mit großer Anerkennung über die Haltung dieser braven Soldaten ausgesprochen. Gegen die ihn Umgebenden soll der Königliche Prinz geäußert haben, daß er mit Zuversicht nach den neuesten Entwickelungen der Verhältnisse in Deutschland auf eine bessere Gestaltung der Dinge hoffe. In Bezug auf die hessischen Truppen sagte er, daß ihre Treue und Stanphaftigkeit Deutschland vor weiterer Anarchie gerettet habe und der Großherzog
1188 sich freuen müsse, so brave Truppen zu besitzen. Den badischen Of⸗ fizleren sprach er anerkennend und ermuthigend zu.
Baden⸗Baden, 1. Juli, Morgens. (D. 3.) Gestern gegen Mittag wurde von Gernsbach mit dem ganzen Corps aufge⸗ brochen, und zwar ging die Avantgarde unter General von Bech— told auf der fogenannten alten Straße nach Baden, eine Brigade folgte ihr auf ,, Wege, eine andere 7 mehr rechts und die letzte links auf der neuen Straße vor. Als die , . in Baden ankam, traf von Oos her die Meldung ein, baß dle rechts marschirende Brigade unter dem nassanischen Sberst⸗Liöeutenant von Murnhofer in ein Gefecht verwickelt sei, daß schon eines ihrer Ge⸗ schütze, ein mecklenburgisches, ihr genommen, und daß die Trup⸗ pen, Nassauer und Hohenzollern, nicht recht Stand halten woll⸗ ten. Sogleich rückte die Avantgarde vor, aber leider kam sie zu spät. Das Geschütz war fort. Die Freischärler hatten es mit den Händen fortgezogen, und trotz alles theilweise sehr thätigen Antrei⸗ bens durch die . Offiziere und Dragoner war die dem Geschütz beigegebene Deckungsmannschaft, aus Nassauern und Hohenzollern besiehend, nicht mehr ins Gefecht zu bringen. Als General von Bechtold in Oos ankam, fand er Mannschaften dieser Truppen plündernd. Sie haben dabei ihren Muth dadurch ge⸗ zeigt, daß sie einen Einwohner von Oos erschossen haben. Wie anders steht das bei der preußischen Armee! Die Hessen⸗ Darmstädter, Preußen und Mecklenburger haben noch ihren gu⸗ ten Geist bewahrt. In Oos traf die Avantgarde des Reichscorps auf die der ,, Armee. Letztere läßt ein Corps unter Ge⸗ neral Graf von der Gröben vor Rastatt und geht mit dem anderen Corps unter General von Hirschfeld in der Rheinebene aufwärts. Das Reichscorps wird wieder den linken Flügel halten und den Schwarzwald absuchen müssen, eine anstrengende und wenig loh⸗ nende Partie.
2 Uhr. So eben ist der Prinz von Preußen hier angekommen und nimmt die Parade des Reichscorps ab. Das Hauptquartier des Generals von Peucker wird gleichzeitig von Oos hierher verlegt.
Abends 8 Uhr, Eben ist der Befehl gegeben, daß das zweite nassauische und das hohenzollern⸗lichtensteinsche Bataillon vom Corps weg nach Karlsruhe marschirt. Das Reichs-Corps bricht morgen früh nach Forbach auf und wird über die Höhe des Schwarzwaldes weiter marschiren. —
Appenweier, 1. Juli. (Frkf. J). Gestern gegen Abend gingen die Trümmer der badischen Armee in gänzlicher Auflösung hier durch. Mieroslawski gelangte schon Nachmittags an und ging nach Freiburg. Um den Rückzug selbst bekümmert er sich nicht, sondern sein gegebener Befehl, daß sich das Heer in Offen⸗ burg wieder zu 5 habe, scheint ihm genügend zu sein. Leichtfertigkeit war stets in allen seinen Handlungen emerkbar, da⸗ her konnte er beim Heer nie ein rechtes Vertrauen erlangen oder Begeisterung erwecken. Die Soldaten laufen in völliger, Auflösung einher; alle sagen, daß sie von ihren ausländischen Führern ver⸗ rätherisch verlassen wurden. Sznayde i förmlich entflohen, Qborski mit anderen zwei polnischen Obersten chon gestern früh in Straß⸗ burg angekommen. Diese Herren haben jetzt Equipirung, Pferde und' volle Taschen, womit sie sich aus dem Staube machen. Auf diese Fremdlinge richtete man ein besonderes Augenmerk, man be⸗ zahlte sie besser als die Deutschen; jetzt laufen sie schimpflich davon, während die deutschen Führer, wie Doll, Becker, Mercy, insbe⸗ sondere aber Sigel und Willich, bis zum letzten Stumpf aushar— ren und stets die Ersten beim Angriff und die Letzten vom Schlacht⸗ felde sind.
Offenburg, 29. Juni. (Schwäb. M.) Fortwährend tref⸗ fen Schaaren flüchtiger Soldaten und Wehrmänner, öfters in Trup⸗ pen von 80 bis 106 Mann, hier ein, worunter namentlich lahrer und waldkircher Auszüger, welche sich, wie alle Flüchtlinge, von Bretten her über das Gebirge von dem „Sieg an allen Orten“ unter sechstägigem Hunger hierher retteten. Offenburgs Bürger⸗ schaft eniwaffnete die lahrer Flüchtlinge, während die offenburger angeblich „zersprengte“ Schaar von der Stadt regalirt wurde. Die einzelnen Soldaten der Linie werden dagegen von den gleichen Menschen, welche diese Unglücklichen nur vor Kurzem zum Bruch des Fahneneides verleiteten, beschimpft und von den Maulhelden verfolgt. Bereits hat der hier weilende Kriegs⸗Kommissär Schlöffel den Wein auf dem Stauffenberg, Privat⸗Eigenthum des Großher⸗ zogs, abzuführen befohlen. Ünsere Zustände sind schauderhaft. Gränzenloses Elend ist unsere Zukunft, die Staatskassen und der Schulbentilgungsfonds sind gepluͤndert, die Aerndte an vielen Orten zernichtet, die Gemeinden durch Anschaffungen, Lieferungen und Ausrüstungen ruinirt und das Kriegs- und Ausrüstungs⸗-Material des Staats zu Grunde gerichtet, und Las Alles mußte geschehen, um dem Ehrgeiz und der Habsucht Einzelner zu fröhnen.
Freiburg, 28. Juni, Abends. (O. P. A. 3.) Heute hielt die Landes-Versammlung seit ihrer Anwesenheit die erste öffentliche Sitzung, welcher vier geheime Sitzungen vorangegangen waren. Anwesend waren 46 Mitglieder, worunter Gustav Struve. Der Präsident Damm hob in einer kurzen Anrede die Nothwendigkeit der Revolution und die Verlegung der konstituirenden Versammlung von Karlsruhe hierher hervor. Im Verlaufe der Sitzung stellte Hoff einen dringlichen Antrag, dahin gehend, die Diktatoren soll⸗ ten an einem Ort mit einander wirken. Der Antrag wurde an⸗
enommen. Lehlbach brachte den dringlichen Antrag ein; Die Ver⸗ . wolle dahin wirken, daß die Diktatoren die Zweige der einzelnen Ministerien mit besonderen Männern besetzen sollten, da⸗ mit sie selbst den Geschäften der Diktatur in dieser so wichtigen Zeit sich besser widmen könnten. Dieser Antrag wurde angenommen. Abgeordneter Struve stellte unter allgemeiner Spannung den
Ankrag, die Versammlung möge beschließen, daß der Krieg mit dem
Feinde fortgesetzt und jede Unkterhandlung mit ihm als Vaterlands⸗ Verrath angesehen werde. Um den Krieg führen zu können, schlägt er vor: Schaffung von Papiergeld, Verwerthung der Staats⸗Mo⸗ . Entfernung aller verdächtigen Beamten, Strenge des Stand⸗ rechts. Lehlbach und Brentano dagegen, Stay und Andere dafür gesprochen, bei namentlicher Abstimmung angenommen und zwar ver erstere Theil desselben mit großer Mehrheit, der zweite mit 28 gegen 16 Stimmen. Brentano findet hierin ein Mißtrauensvotum und legt seine Stelle als Diktator nieder. Struve erklärt, es sei dies kein Mißtrauensvotum. Nach diesem Schrilte Brentanpo's herrschte große Bewegung in der Versammlung, worauf die Sitzung in eine ge⸗ heime verwandelt wurde. (Frkf. J)
Freiburg, 30. Juni. An die sämmtlichen Civil⸗Kommissäüre wurde Folgendes erlassen: „Ministerium des Innern an den Civil⸗Kommissr N. N. Sie sind angewiesen, un⸗ verzüglich bei allen herrschaftlichen Besitzungen, so wie bei den Standesherren und Grundherren, unverzüglich alle Früchte, Vieh, Pferde, Tuchvorräthe, Weine, so wie Alles, was zur Verpflegung einer Armee gehört, gegen Schein, auf dem der Werth bemerft ist, in Empfang zu nehmen und diese Gegenstände unverzüglich hierher
zu dirigiren. Es ist diese Maßregel aller Orten an ein und dem⸗
selben Tage in Ausführung zu bringen, und da, wo die Zeit für
Der Antrag wird als dringlich anerkannt und, nachdem
sie nicht hinreicht, haben Sie zuverlässtge, en f, . Männer mit der Durchführung dieser Maßregel zu beauftragen. Es ist an jedem Orte ein Protokoll über die Handlung selbst zu führen. Alle Behörden sind angewiesen, Sie bei eige⸗ ner Verantwortlichkeit unbedingt zu unterstützen. An den Orten, wo die Grundherren abwesend sind, ist Fürsorge zu treffen, daß in solcher Zeit das baare Geld nicht aus dem Kande gehe. Es sind deshalb die Bücher auf den Rentämtern ab⸗ e ese, „ das baare Geld hierher nach Freiburg zur Aufbewah⸗
rung einzusenden und die Rentämter r n , alles eingehende
Geld gleichfalls 6 abzuliefern. Diese Maßregel bleibt so lange in Kraft, bis die Abwesenden sich stellen und Sicherheit stellen, daß sie im Lande bleiben. Freiburg, 26. Juni. Florian Mördes.“
Mannheim, 29. Juni. (Frkf. 3.) Es sind Briefe von Hecker angekommen, die weit entfernt sind, an ein Zurückkehren des⸗ selben nach Deuschland glauben zu lassen. Trotz des Zuredens sei⸗ nes Vaters und seiner Frau hat er ganz bestimmt erklärt, daß er zu den Bewegungen in Baden kein Zutrauen habe und ihr baldiges Ende voraussehe.
Frankfurt a. M., 4. Juli. Die O. P. A. Z. enthält nach⸗ stehende Mittheilungen ihres Korrespondenten vom Kriegsschauplatze:
Am 28. Juni früh verließen wir Durlach. Die erste Diviston des Gros der Armee unter General von Schäffer-Bernstein ging nach Rothensol am Berge Dobel, ein ärmliches Dorf, auf einer Höhe, in der weder ein ordentliches Lager, noch Wasser zu finden war, letzteres mußte stundenweit geholt werden. Ein anderer Theil der Division lag im Orte Dobel, auf der Spitze des gleichnamigen Berges, die Reiterei in Neusatz. Das Ober⸗-Kommando des Ge⸗ nerals von Peucker mit der Vorhut marschirte nach dem württem⸗ bergischen Orte Herrenalb, in einem romantischen Thale des Schwarz⸗ waldes gelegen.
Am 25. Juni, 6 Uhr früh, brach man aus allen Stand⸗ quartieren auf und zog von Herrenalb nach Loffenau zu. Wenn man auf den Ricken der Schwarzwald⸗— Berge hinter Herrenalb konmt, so breitet sich vor den Blicken das schöne Murg⸗ thal aus, rechts sieht man den Rhein mit Rastatt, links die Murg, links seitwärts am jenseitigen Ufer der Murg ragt auf felsigem Ge= stein zwischen majestätischen Tannen Schloß Eberstein hervor, wo sich in jüngster Zeit Frau „Oberst“ Blenker die Taschen uͤnd Kof⸗ fer mit Kostbarkeiten gespickt hat! Eine kleine Erhöhung hinter Loffenau führt erst in das eigentliche Murgthal. Vor dieser Er= höhung stellte sich das Gros der Reichs⸗Armee auf, weil diefelbe auf der Chaussee mit Verhguen versehen, mit Ka⸗ nonen besetzt, von den Feinden unpassirbar gemacht war. Die Avantgarde unter General von Bechtold war zu den Operationen bestimmt. Auf dem linken Flügel stand der Oberst Weiß mit einem bayerischen und nassauer Bataillon und einem Zug mecklenburger Jäger. Im Centrum 2 Compagnieen Kurhessen und 2 Schwadro⸗ nen hessischer Chevaurlegers. Am rechten Flügel das 38er Bataillon Preußen und 8 hessische und mecklenburger Geschütze. Von den Hö— hen konnten wir genau beobachten, wie der Feind alle seine Kräfte darauf verwandt hatte, hinter Loffenau die Chaussee zu halten und die Wege nach Gernsbach zu versperren. Die Verhaue waren jedesmal aus 30 bis 40 starken, an der Stelle umgehaucnen Baum⸗ stämmen, die quer über den Weg gelegt waren, gebildet und vor denselben Gräben angelegt. Unfere Truppen ließen den Feind jedoch ruhig dort stehen, machten Diversionen rechts und links und singen schon an, ihn zu umzingeln, als er sich eilig, ohne einen Kanonen— schuß zu thun, hinter den Chaussee⸗ und Wegschanzen fort und in die Vorderstadt von Gernsbach zog. Alsbald räumten die Sappeurs die Verhaue fort, und der Feind wurde nun in Vorder-Gernsbach im Centrum und auf beiden Flanken zugleich angegriffen. Durch Gernsbach fließt die Murg. In der Häuserreihe diesseits der Murg setzten sich die Freischaaren, die 5 Bataillone, an 5000 Mann und 6 Geschütze zählten, fest und schossen hartnäckig auf die Unseren. Die Jnsurgenten hatten zu diesem Zwecke die Ziegeln von den Dächern genommen, und jede Oeffnung spie von da oben herab ihre Kugeln aus. Dagegen wirkten nun unsere Granaten, die mecklenburgischen und hessischen Geschütze warfen ihre Kugeln mit solcher Wirkung, daß die Feinde die Dächer aufgeben . da dieselben in Flammen aufgingen. Die Aufständischen selbst verbreiteten das Feuer noch weiter, und so standen bald 24 Häuser in lichterlohem Brand, dessen größere Verheerungen erst durch das von dem General von Peucker befohlene Herbeiholen aller Spritzen der Umgegend entgegengewirkt wurde. Die Arbeit des Löschens mußten die nicht beim Kampfe betheiligten Soldaten übernehmen, da die Gernsbacher kaum mit Gewalt zum Beistand zu bewegen waren. Wir waren nunmehr im Besitz des diesseinigen Stadt⸗ theiles, die Aufständischen zogen über die Murg urück, und es galt nun, den Uebergang über die Murg zu erzwingen. echks führt über die Murg eine Brücke in die innere Stadt, links unterhalb des Ebersteins liegt rine Häuserreihe, namentlich die Mühle. Diese, wie die übri⸗ gen Häuser und das ganze Ufer, vorzugsweise die Brückenbarrikade, hatten die Badenser besetzt; zugleich war am diesseitigen Ufer das erste Brückenjoch von ihnen abgebrochen. In diesen Stellungen entwickelte sich der Kampf weiter. Von den Dächern wurde auf das diesseitige Ufer scharf gefeuert, und die mecklenburger Jäger und Hesfen erhielten dabei mehrfach FZußwunden. Ein Kampf diesseits mit der Mühle jenseits, so wie diesseits und jenseits der Brücke war sehr heftig. An ihm und dem Uebergange betheiligten sich mehrere Stabsoffiziere persönlich durch das thätigste Eingreifen. Den Ma⸗ jor Bobdien 6 man Tirailleure leiten. Der Generalstabsoffizier Major Quebnow führte 2 Compagnieen Preußen (38. und 1 Com- pagule mecklenburger ir, rechts jenseits der Brücke durch bie' Murg, um den hartnäckigen Feind in seiner linken Flanke zu fassen, und brachte sie, am jenfeitigen Ufer angekommen, durch ver⸗ schiedene Häuser unbemerkt in die vortheilhafteste Stellung gegen ben Feind. Hier fanden sie im Vorrücken Mieroslawski's Hut auf der Straße von drei Kugeln durchschossen, sein Name stand darin, worauf ein mecklenburger Jäger, der ihn reiten sah, ihn verfolgte und ihm das Pferd unter dem Leibe erschoß. Der Lieutenant von Matzdorf von den 38ern erschoß einen Hauptmann von einem rhein⸗ bayerischen Freischaaren- Corps, der über den Fluß hinweg an der Brücken ⸗-Barrikade stand, in einer Entfernung von 150 Gängen. Auf der linken Seite, dem Eberstein und der Mühle gegenüber, drang ein Theil der hessischen Brigade Weitershausen mit den Württembergern und wenigen Mecklenburgern unter Oberst von Reinhard über den Fluß, und fuchte dem Feind den Rückzug nach Baden-Baden abzuschnei= den, worauf die Rlufständischen ihre rechte Flanke ginzogen, die Häu⸗ ser am Ufer verlicßen und sich an der Brilcken⸗Barrikade sammel⸗ len, da sie durch Major Quednow auf ihrer linken Flanke Ebenfalls zu vieser Diversten gezwungen waren, um nun auf der Chansse⸗ einen geordneten Rückzug antreten zu können. = Vom Brückenkopf
aus entspann sich das letzte hartnäckige Gefecht, Kugel um Kugel
wurde gewechselt, und das war der ugenblick, wo namentlich die
Offiziere mit der Büchse sich am Kampfe 6 vortheilhaft betheiligten.
Ruf ein verabredetes Zeichen rückten plötzlich die Mecklenburger und Achtunddreißlger mit dem Ingenieur- Lieutenant Bock an der Spipe unter Sturmschritt äber die Balken, die statt des abge=
* 4 ö. . 26.
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eine konstituir
ührten Brückenjoches gelegt waren, und so wichen denn die letzten ien, von dem ren en Brückenkopfe. Als der General von Peucker, der mit dem Stabe im dichtesten Kugelregen thätig gewesen, an der Spitze der Truppen in die Stadt einzog und ihm eben ein Hurrah gebracht wurde, fiel gegen ihn ein Schuß aus einem Hause. Die Soldaten, von denen der General eben so hoch geehrt als geliebt ist, waren nicht abzuhalten, den Thäter aus dem Hause zu reißen und ihn sofort zu erschießen. General von Schäffer wurde von den Truppen ebenfalls mit einem Hurrah begrüßt. Am Tage nach dem Treffen wurden an 290 Todte in der Stadt und dem näch⸗ sten Thal gefunden, unter denselben 5 Hemsbacher, die Hauptführer gewesen waren! Unter den Todten war auch ein bayerischer Soldat. Die mit blauen Blousen mit rothen Steppsäumen bekleideten Freischärler hatten, wenn sie zu der rheinbayerischen Freischaar ge⸗
hörten, auf der linken Brustselte der Blouse ein rothes R und auf
der rechten ein rothes B. Wir haben 3 Soldaten verloren. Der Kampf währte von Nachmittags 15 Uhr bis gegen Abend. Wenn mau von den Bergen herabblickte und den Jammer der Einwohner, das Elend der Verwundeten nicht sah, so bot sich ein großartiges Schauspiel dar. Unter dem Bogen der flammenden Granaten schlängelte sich die silberklare Murg durch das schöne Thal; aus dem üppigen Korn blitzten die Helme und Bajonette der mecklen⸗ burger Schützen, die gegen Eberstein vorrückten. Ueber uns dunk⸗ ler Himmel, von Kanonenfeuer dann und wann erleuchtet, in der Luft brennende Stoffe umherfliegend, begleitet von knitterndem Sparrenfeuer, während das Echo den Donner der Geschütze ver⸗ zehnfacht wiedergab. Eine weitere Expedition der hessischen Bri⸗ gade Weitershausen nach Ottenau, um die Verbindung mit der Di- vision Niesewand herzustellen, endete den Tag.
Heidelberg, 3. Juli. (D. 3.) Mieroslawski war bei dem Trupp Reiter, welche man nach dem hitzigen Treffen bei Kuppen⸗ heim (29. Juni) an Rastatt vorbei in der Richtung nach Kehl auf der Rheinstraße fliehen sah. Er hat seitdem seine Stelle als Ober⸗ Befehlshaber niedergelegt.
Frankfurt., Frankfurt a. M., 4. Juli. Die Deutsche Ztg, theilt nachstehende Note mehrerer Bevollmächtigten an das Reichs-Ministerium mit und bemerkt, daß dieselbe bisher unbeant⸗ wortet geblieben sei:
„Durch die gefälligen Erlasse vom 161en und 191en d. M. hat das Neichs⸗Ministerium der Finanzen die Matrikular⸗-Beiträge für die Festungen Mainz und Luxemburg und die von einzelnen Staaten noch nicht berichtigte zweite Rate der zweiten Hälfte der Marine -Umlagen in Anspruch genonimen. So wenig es irgend in der Absicht der unterzeichneten Bevollmächtigten liegen kann, der Erfüllung der Bundespflichten der von ihnen vertretenen Staa⸗ ten hinderlich zu werden, so sehr scheint ihnen eine zulängliche Kenntniß von der Lage der Reichskasse und der eiatsmäßigen Verwendung der Fonds im Interesse dieser Staaten zu liegen uud eine unerläßliche Vorbedingung zur prompten Erfüllung jener Pflichten zu sein. Wenn während des Be⸗ stehens der Bundesversammlung die einzelnen Staaten eine solche Kennmiß durch öftere, meistens monatliche Vorlage von Uebersichten erhielten, so scheint jetzt, wo die Anforderung, so wie die Verwendung der Beiträge in die Reichskasse nicht von den eigenen Bevollmächtigten der Staaten ausgeht, eine solche Vorlage noch weit unerläßlicher. Das veröffentlichte Budget der Centralgewalt umfaßt nur den Zeitraum bis zum Schlusse des Jahres i848, und seit dieser Zeit befinden sich die einzelnen Regierungen ohne Kenniniß von der finanziellen Lage. Die oben erwähnten Erlasse geben den unterzeichneten Bevollmächtigten daher Gelegenheit, um einen Aufschluß in dieser Beziehung zu bitten. Es würde ihnen erwünscht sein, eine Vorlage über den befolgten Finanzplan, die veranschlagten Ausgaben und Einnah—= men, die wirklich erfolgten Ausgaben und Einnahmen mit namentlicher Be⸗ zeichnung der an den einzelnen Matrikular⸗Beiträgen noch fehlenden Ein- Elumen und über den gegenwärtigen Stand der Reichskasse zu erhalten. Sie erlauben sich, diesen ihren Wunsch dem Reichs⸗Ministerium zur gefälli⸗ gen Berücksichtigung vorzutragen.
Frankfurt a. M., den 21. Juni 1849. ; von Sternenfels. Jordan. Francke. Liebe. Mo sle,. Seebeck.
ᷣ Cruciger. Oeder.“
In Bezug auf diese Note enthält die O. P. A. Z. in ihrem heutigen Blatte folgenden Artikel. „Die Deutsche Zeitung bringt in der Nummer vom heutigen Tage die von mehreren Be⸗ vollmächtigten an das Reichs⸗Ministerium der Finanzen gerichtete, aber bisher unbeantwortet gebliebene Note, die Finanzlage der Cen⸗ tralgewalt betreffend. In dem Abdrucke dieser Note und der hin⸗ zugefügten Bemerkung, daß noch keine Antwort erfolgt sei, liegt gewissermaßen der Vorwurf der Verzögerung, und eine Mahnung zur schleunigen Erledigung. Es bedurfte dessen aber durchaus nicht, denn wir sind ermächtigt, zu erklären, daß das Finanz⸗Ministerium sich schon seit längerer Zeit mit einer ausführlichen Vorlage be⸗ schäftigt und daß dasselbe noch auch in den nächsten Ta⸗ gen nicht in der Lage sein würde, den Herren Bevollmäch⸗ ligten mehr als eine oberflächliche Auskunft zu bieten, wenn die nothwendigen Vorarbeiten und namentlich die Einholung der Spe⸗ zialbudgets der verschiedenen Ministerien, welche wegen der plötz⸗ lichen Ausscheidung des früheren Ministers Herrn von Beckerath und der längeren Abwesenheit des Herrn Unter⸗Staats⸗Secretairs Mathy unterblieben war, nicht bereits lange vor Empfang des Schreibens vom 21sten v. M. angeordnet und lebhaft betrieben wor⸗ den wären. Wenn wir recht unterrichtet sind, so wird der dem⸗ nächst zu erwartende Bericht genaue Aufschlüsse geben, und die Her⸗ ren Bevollmächtigten würden den Grund der verzögerten Antwort durch eine direkte Anfrage viel leichter und schneller haben in Er⸗ fahrung bringen können, als auf dem jetzt in der Deutschen Zeitung eingeschlagenen Wege.“
Hamburg. Hamburg, 4. Juli. (H. C.) Die heutige Sitzung der konstituirenden Versammlung währte nur eine ha. Stunde und beschränkte sich auf die Annahme des Antrages des für die Grundrechie und die Grundbestimmungen der Verfassung niedergesetzten Ausschusses, in Betreff des vom Abgeordneten H. A. Meier gestellten Antrages, auf Aufnahme des Satzes: „Jeder hamburgische Gemeinde⸗Bürger hat das Recht, in Hamburg jeden Erwerbszweig zu betreiben. Die durch die jetzigen Zunftverhälmisse a nolhwendigen, so wie im offentlichen Interesse unerläß⸗ lichen Beschränkungen bestimmt das Gesetz“, in die Grundrechte, zur Tagesordnung überzugehen.
Auf die Tagesordnung der auf Montag, den 9ten d, anbe⸗ raumten nächsten Sitzung wurde gesetzt: die Diskussion über das Wahlgesetz und den Bericht des Fünfer⸗Ausschusses über folgenden unter die Mitglieder der Versammlung vertheilten aber nicht verle—⸗ senen Erlaß des Senats: j
„„ Extractus Protocolli Senatus Hamburgensis. Lunae d. 2. Julii 1849. Conclusum: Der konstituirenden Versammlung, in Veran⸗ lassung des Schreibens ihres Herrn Präsidenten vom 27. Juni d. J., eine Erläuterung des Senats⸗Conclusi vom 23. Juni d. J. betreffend, ferner Witzutheilen: Der Senat sei der Ansicht, daß Sein Conclusüm vom 23. . keiner näheren Erläuterung bedürfe. Das Conclusum beziehe sich , einzelne in dem zwölften Abschnitte des Verfassungs - Enswurfs 1 . Verfügungen, sondern bezeichne alle Verfügungen, welche den . 8 * von der bisherigen Verfassung in eine neue Verfassung betreffen, 6 Kir er e. eine Beschlußnahme nicht zur Kompetenz der konstitni-= Bur gers , n, gehöre. Dies entspreche durchaus dem Rath - und wird nen, 9 dom 7. September 1848, welcher wörtlich so laute: „„Es
aßgabe der in hem Subadjuncto enthaltenen Anordnüngen ende Versammlung zu dem Zwecke, um die künstige hamburgische
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Verfassung unabhängig von Rath und Bürgerschaft festzustellen, zusammen⸗ berufen. Bis das von der konstituirenden Versammlung abzufassende neue Staatsgrundgesetz vollständig und definitiv festgestellt und ins Leben getre= ten sein wird, bleiben die enn bestehenden Gewalten und alle sonstigen Behörden und Einrichtungen in ihrer verfassungsmäßigen Wirksamkeit.““ Nach dem klaren Wortlaute dieses Rath ⸗ und Bürgerschlusses, welcher die Gränzen der Kompetenz der konstituirenden Versammlung, so wie die Dauer der verfassungsmäßigen Wirksamkeit der jetzt bestehenden gesetzgebenden Ge- walten und sonstigen Behörden feststelle, könne es nicht zweifelhaft sein, daß eine Beschlußnahme über die zur Vermittelung des Uebergangs der Wirk⸗ samkeit der bestehenden Verfassung in diejenige der künftigen neuen Verfas⸗ sung erforderlichen Anordnungen nicht zur Kompetenz der konstituirenden Versammlung gehö3re. Der Senat werde übrigens nach Vollendung des neuen Verfassungswerkes nicht ermangeln, die erforderlichen Anträge an erbges. Bürgerschaft gelangen zu lassen. (gez.) Ed. Schlüter, Dr.“
Ausland.
Oesterreich. Preßburg, 2. Juli. (Lloyd.) Ueber den Stand der Armee verlautet nichts Gewisses. Gestern wollte man dieselbe, nachdem sie bei Babolna ein siegreiches Gefecht mit den Magyaren bestanden und, wenn auch mit einigem Verluste den Kampfplatz behauptet hatte, bereits in der Gegend Moors und im unaufhaltsamen Vorrücken gegen Pesth begriffen wissen. Andere hingegen behaupten, die Armee verfolge die Richtung Komorns, und bei Acs wäre es zu einem blutigen Zusammenstoße gekommen. Un⸗ terdeß stehen die Magyaren in der Schütt noch immer in Aranyos, während die österreichischen Truppen Nyarosd fortwährend besetzt und sich in defensiver Stellung halten. Es sollen jedoch circa 20, 000 Mann vom jenseitigen Lager die Ordre erhalten haben, in die Schütt⸗Insel zu marschlren, um auch da eine offensive Haltung anzunehmen. Die Communication in den slavischen und namentlich in den hohen Gebirgsgegenden ist noch nicht hergestellt. Die Besitz nahme von Trentschin dürfte jedoch diesem Uebel abhelfen.
Ein Befehl vom hohen Armee⸗Ober⸗Kommando vom 14ten v. M. in deutscher und russischer Sprache lautet folgendermaßen: „Da die Post, besonders in dem jetzigen Kriegszustande, dem Staate wichtige Dienste leistet, so darf derselben auch nichts Hinderliches in den Weg gelegt werden. Es wird demnach angeordnet, daß die nöthigen Lokalitäten der Post weder von dem Kaiserl. österreichischen noch von dem Kaiserl. russischen Militair in Anspruch genommen werden dürfen.“
Die in wiener Blättern cirkulirenden Gerüchte, daß schon meh⸗ reremale der Versuch gemacht worden, die preßburger Schiffbrücke in Brand zu stecken, ferner daß Feldmarschall Lieutenant Kempen zur Armee abberufen worden sei und General⸗Major Paternau die Stelle eines Militair⸗Distrilts-Kommandanten in Preßburg über— nommen habe, sind ungegründet.
Se. Majestät der Kaiser haben die Errichtung einer Landes- Sicherheitswache (Gendarmerie) für das Kronland Ungarn nach jenen Grundsätzen, welche Allerhöchstdieselben für die Gendarmerie in den übrigen Kronländern sanctionirt haben, zu genehmigen geruht.
Von den Lagunen, 30. Juni. (Lloyd.) Was unsere Truppen am Tage än den Befestigungswerken der Venetianer zer⸗ stören, wird von diesen während der Nacht wieder hergestellt. Der Befehi, daß am Asten die Eisenbahn⸗-Brücke gestürmt werden soll, wurde von unseren Truppen mit Jubel aufgenommen. Die Ver⸗ suche mit den Ballons sollen vorerst von der Seeseite her gemacht werden, der „Vulcan“ allein hat deren 100 aufgenommen. Das Corps unter Feldmarschall⸗Lieutenant Wimpffen ist im Anzuge gegen Venedig.
Frankreich. Gesetz geben de Ber sam mlung. Sitzung vom 53. Juli. Präsident Dupin. Die Sitzung beginnt um 13 Uhr. Das Protokoll wird verlesen und angenommen. Die Tagesordnung beginnt mit der Ernennung eines Mitglieds des Staatsraths, Die Stimmzettel werden in einen benachbarten Saal getragen. Lh e r⸗ bette wünscht zu wissen, woran man mit dem Gesetz Entwurf über das Unterrichtswesen fei. Fallo ux, Minister des öffentlichen Un⸗ terrichts: „Das Gesetz ist dem Staatsrath vorgelegt. Neue Schwierigkeiten, die sich über die wesentlichsten Punkte erhoben, ha⸗— ben mich verhindert, die Dringlichkeit zu verlangen.“ Lherbette: „Der . spricht von Schwierigkeiten. Nichts natürlicher. Das Gesetz über die Erziehung ist sehr wichtig, die Dring— lichkeit nothwendig. Man hat es zurückgezogen, um es zu ändern. Ich fürchte wohl, daß die Abänderungen darin bestehen, daß man den Jesuitismus statt des Freisinns einführen will. Falloux: „Das Gesetz über den öffentlichen Unterricht wurde von Grund aus durchdacht, fünf Monate lang wurde es studirt. Das Wort „Je⸗ are, ist dem Herrn Lherbette entfallen. Dieses Wort ist un erer Zeit und dieses Saales unwürdig. Es kann nicht auf ein Gesetz angewendet werden, bei dem sich Cousin und Montalembert betheiligt haben.“ Pascal Duprat: „Ich hätte jeden Gesetz⸗ vorschlag, das Unterrichtswesen betreffend, welcher die Freiheit ge⸗ sichert, unterstützt, aber ich begriff wohl die Absichten“ Präsi⸗ dent: „Bleiben Sie beim Gegenstande. Es handelt sich darum, ob die Kammer den Entwurf dem Staatsrath überschicken will.“ Rechts: Zur Tagesordnung! Pascal Duprat verläßt die Rednerbühne. Der Conseilspräsident: „Ich beeile mich, die Lersammlung von folgender Depesche in Kenntniß zu setzen, die uns der Hoffnung hingiebt, daß der Konflikt, der sich zwischen unseren und den römischen Truppen erhoben hat, eine sofortige Ausgleichung erhalten kann.“ (Bewe⸗ gung.) Odilon Barrot liest eine Depesche, der zufolge die rö⸗ mische Constituante das Triumvirat beauftragt hat, eine Suspen⸗ sion der Feindseligkeiten von Oudinot zu verlangen. Außerdem wurde eine Deputation des Stadtraths erwartet. Allgemeine Auf⸗ regung thut sich kund. Die Tagesordnung, das Reglement betref⸗ fend, wird wieder aufgenommen. Das hte Kapitel handelt von den Gesetzvorschlägen, die der Versammlung vorgelegt werden. Dasselbe wird angenommen. Kapitel 7 handelt von Vorschlägen und Interpellationen. Angenommen. Kapitel 8& über die Dringlichkeit, , über Petitionen, desgleichen. Kapitel 10, über den Urlaub. Eine Kommisston soll nieder efetzt werden, welche über jeden verlangten Urlaub Bericht zu erstatten fal Es wird viel und dawider gesprochen. Die Erfahrung habe bewiesen, daß die Arbeiten durch unerlaubte Entfernungen gestört werden können. Das 19te Kapitel wird auch angenommen, nur der §. 191, die Entschädigung betreffend, ist der Kommission wieder zugeschickt. Das 11te Kapitel, über die Rech⸗ nungsführung, wird angenommen. Der Präsident zeigt an, daß die Abstimmung über den noch zu wählenden Staatsrath zu keinem Resultat geführt hat, da Niemand die absolute Majorität erhalten. Das 12te Kapitel, über die innere und äußere Polizei der Ver— sammlung, ward ebenfalls angenommen. Die Diskussion über die Disziplin beginnt. Ein Redner bekämpft dieses Kapitel; es sei unwürdig, die Deputirten mit halbem Sold und mit Arrest zu bestrafen. Für lärmende regeln gut. Herr von Vertigny bemerkt, die Geschäftsordnung sei gegen die Moralität gemacht. Die Strafen würden aber die nicht irre machen, die unterbrechen und lärmen wollten. Es gebe Gefühle, die sich nicht unterdrücken ließen, die Härte der Strafe wäre für den, der seine Empfindungen an den Tag legen wolle,
gerade ein Reiz. Corne, der Berichterstatter, erklärt, die Kom⸗ mission wäre sich der Härte der Strafen bewußt gewesen, sie hätte
unterbricht den Redner mit Heftigkeit. Der Präsident: Sie sprechen durch ihr Beispiel für die Strenge. Der Schluß der Dis⸗ kussiöon wird verlangt. Herr Lestibou dos wünscht, daß die Straf⸗ bestimmungen auf die Ausweisung aus dem Sitzungssaale beschränkt würden. 5. 113, der Tadel und die einstweilige Ausschl ießung, wird angenommen. Lagrange: „Möge dieser Artikel mit gleicher Strenge gegen die Rechke und Linke ausgeführt werden. Die Siz⸗ zung schließt 64 Uhr.
Paris, 3. Juli. In der Stellung der Franzosen innerhalb der Mauern Roms hatte sich bis zum 25. Juni noch nichts geän⸗ dert. Ein französischer Offizier im Expeditions-Heere, von welchem der National einen Brief mittheilt, beklagt sich über den Mangel an Belagerungs-Geschütz; nach dem Urtheile Sachverständiger, ver= sichert er, brauche man noch 25 bis 30 Stück, außerdem ein Dutzend Mörser, um das feindliche Feuer theilweise zum Schweigen zu brin⸗ gen. Die Art, wie die Römer ihr Geschütz handhaben, so wie die Geschicklichkeit und Einsicht, welche sie bei Aufstellung ihrer Bailterieen zeigen, wird gelobt. Die Verluste, der Fran⸗ zosen sollen weit bedeutenber sein, als sie in den offi⸗ ziellen Berichten angegeben worden. So wären bei dem Sturm am 2lsten etwa 100 Mann kampfunfähig geworden, darunter über 260 Todte. Hätten die Römer hinter den angegriffenen Basteien Verschanzungen angelegt, so wäre der Verlust noch weit größer gewesen. Im Ganzen sollen die Franzosen bis zum 24sten wenig⸗ stens 1200 Todte und Verwundete gehabt haben. Am 23sten wurde das Belagerungs-Material durch 6 Mörser verstärkt. Die fremden Konsuln in Rom hatten am 24sten ein Schreiben an Ge⸗ neral Oudinot gerichtet, in welchem sie gegen die Fortsetzung des Bombardements der Stadt, welches schon mehrere Tage uud Nächte gedauert habe, protestirt. In seiner Antwort wies Dudinot auf die Instructionen seiner Regierung hin, welche es ihm zur gebiete⸗ rischen Pflicht machten, die energischsten Maßregeln zur Bezwingung Roms anzuwenden; so sehr er daher ein Bombardement bedauere, so werde, wenn er zum äußersten zu schreiten genöthigt sei, die Verantwortlichkeit nicht auf die Franzosen, sondern auf die Römer fallen. Der französische Abgeordnete erklärte in einer Depesche, es seien überhaupt keine Bomben in die Stadt geworfen worden. Die Triumvirn hatten am 22sten folgende Proclamation erlassen: „Rö⸗ mer! Im Schutze der Finsterniß und nur wie Vexräther hat der Feind auf der Bresche Fuß gefaßt. Rom erhebe sich, das Volk er⸗ hebe sich in seiner Kraft! Es schließe die Bresche mit den Leichen seiner Feinde! Verflucht von Gott ist, wer den heiligen Boden Roms als Feind betritt! Während Oudinot eine letzte Anstrengung macht, ist Frankreich in unmuthiger Bewegung und verleugnet diesen Haufen Invasions Truppen, welche es entehren. Eine letzte Anstrengung, Römer, unsererseits, und das Vaterland ist für immer gerettet. Rom wird durch seine Stand⸗ haftigkeit das Signal zu einer neuen Erhebung Europa's gegeben haben. Im Namen Eurer Väter, Eurer Zukunft erhebt Euch zum Kampfe, zum Siege! Ein Gebet zum Gott der Starken, ein Ge⸗ danke der Treue für Eure Brüder, und dann zu den Waffen! Je⸗ der muß heute ein Held sein! Dieser Tag enischeidet das Geschick Roms und der Republik!“ Gestern Abend interpellirte in der ge⸗ setzgebenden Versammlung am Schluß derselben Herr von Versigny noch den Conseils⸗Präsidenten über eine angeblich aus Rom einge⸗ gangene Nachricht, daß Oudinot, müde, der langen Belage— rung, entschlossen sei, Rom zu bombardiren und zu verbren⸗ nen. Odilon Barrot antwortete: „In der Constituante hatte man die Gewohnheit, Privatkorrespondenzen vorzulesen; dies ist aber gegen die Würde der jetzigen Versammlung.“ Der Minister wie⸗ derholte dann seine frühere Erklärung, die Römer seien von den Fremden unterdrückt. Lagrange nahm die Interpellation auf und verlangte ein kategorisches Ja oder Nein. Odilon Barrot ver⸗ harrte aber bei seinem Schweigen. Heute verlas derselbe aber in der gesetzgebenden Versammlung folgende telegraphische De⸗ pesche aus Rom: „Am 30. Juni hat, die Constituante fol⸗ gendes Dekret ergehen lassen: Die Versammlung läßt von ei⸗ ner Vertheidigung ab, die fortan unmöglich ist. Sie bleibt auf ihrem Posten und übergiebt dem Triumvirat die Aus⸗ führung gegenwärtigen Dekrets. Zugleich verlangte der Chef, der römischen Armee um 7 Uhr Morgens eine Einstellung der Feind⸗ seligkeiten und kündigte die Ankunft einer Deputation des Stadt⸗ raths im französischen Hauptquartier an. Herr von Corcelles zeigt noch an, daß letztere im Hauptquartier angelangt sei. Man hält diese Thatsache für einen hinreichenden Beweis, daß die Belagerung Roms als beendigt angesehen werden könne und daß eine sehr bal⸗ dige Ausgleichung des Konflikts mit Frankreich zu erwarten sei. (Vergl. die telegraphische Nachricht unter Berlin im gestrigen Blatt. Odilon Barrot selbst sprach diese Ueberzeugung in der heutigen Sitzung aus. Gleich nach dieser Mittheilung zogen sich alle Minister in eines der Büreau⸗Zimmer der gesetzgebenden Ver⸗ sammlung zurück, um sich, wie es heißt, über die nunmehr an den gestern nach Italien abgeschickten General Bedeau zu ertheilenden neuen Instructionen zu berathen. Man sagt, es sei beschlossen worden, dem General Oudinot den Befehl zugehen zu lassen, daß er nur in unbedingte Uebergabe willigen solle. Doch ist dies ein bloßes Gerücht. Es ist aufgefallen, daß der oben erwähnte Pro⸗ test der fremden Konsuln in Rom gegen ein Bombardement und die Antwort des General Oudinot nicht vom Moni⸗ teur mitgetheilt wird, und man schließt daraus, daß das Kabinet aus diesem Protest keine diplomatische Angelegenheit machen wolle. Uebrigens scheint es, daß die Konsuln, nachdem sie die Antwort des Generals empfangen, sich sofort zu dem Triumvirat begeben hatten, um es zu Unterhandlungen mit den Franzosen zu vermögen, und daß sie demselben erklärten, sie würden, wenn es sich dazu nicht be⸗ reit zeige, mit ihren Landsleuten die Stadt verlassen. Dies, glaubt man, dürfte auf das Capitulations⸗-Gesuch hingewirkt haben. Der Eindruck dieser neuesten Nachrichten aus Rom war für den Erfolg der gemäßigten Partei in Paris bei den hier bevorstehenden Er—⸗ gänzungs⸗Wahlen sehr günstig.
In der gesetzgebenden Versammlung hieß es gestern, daß Nachts zuvor mehrere Regimenter der hiesigen Besatzung nach der Nord⸗ gränze abgeschickt worden seien. Das Evenement erklärt diese Angabe fuͤr unrichtig, setzt aber hinzu, daß die Regierung binnen kurzem eine Verstärkung der Besatzungen im Elsaß beabsichtige, um alle Meutereiversuche unterdrücken zu können.
Kinder seien ar Maß ⸗
Großbritanien und Irland. London, 3. Juli. Im Dberhause fragte gestern Lord. Brougham, ob Schritte geschehen seien, die ungarische Regierung anzuerkennen; 3 KLanédowne antwortete, die Regierung hat keinen efftiellen 1 sandten von Ungarn empfangen. Im Unterhau se ver . Herr d'Jsraelt, das Haus möge sich in einen Ausschuß Ig. wandeln, um sich mit der Lage der Nation zu besch ft gen n . vie innere und äußere Politit des Kabinets habe diese 4 schlimmsten Zustand gebracht. Der Kanzler der , . Erhal- theidigte das Ministerium, dessen Bestrebungen übera
jedoch die Würde der Versammlung schützen wollen. Ein Mitglied