1849 / 190 p. 4 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Reparatur erhalten werden lann 7 6 eint ene Herstellune aus erforderlich wird. ; diefer vom . i. Dauer und den Zeitraum, welcher

) Mit Rücksicht au Daue ui 3

i Aufbau verflossen ist, ist zu ermitteln, nach wie vie

ge 26 fen, f! der Alblõ fung an gerechnet, die Noth⸗ ndendigkeit des Neubaues eintreten werde.

ĩ ird gefunden: - . . n, ern. der Verpflichtete durch die nächsten oben nach e

e zu bezahlen hat, indem die Tilgungsquote berechnet wird, , eines sprozentigen Zinsfußes innerhalb der sub ermittelten Jahre das sub a berechnete Baukapital tilgt; : A) die Rente, welche der Verpflichtete von dem angenommenen Zeit⸗ punkte des nächsten Neubaues ab für immerwährende Zeiten zu bezahlen hat, jndem die Tilgungequote berechnet wird, welche unter Voraussetzung eines prozentigen unf innerhalb der sub b ermittelten normalen Dauer das Sub a berechneie Baukapital tilgt. Diese beiden Renten bilden die

Entschädigung für den Berechtigten.

Die zu dieser Berechnung dienlichen Tabellen werden ehestens hinaus-

ben. ; ; ; 6 denselben wird zugleich das Kapital zu berechnen sein, mit wel⸗

chem der Verpflichtete die eine und andere Rente entweder alsogleich oder im Verlaufe der Zeit für immer ablösen kann.

B. Last der Reparatur.

Wenn weder aus glaubwürdigen Aufzeichnungen, noch in anderer Weise dargelhan werden kann, wie viel der Reparatur-Aüfwand innerhalb der sub b ermittelten normalen Dauer durchschnittlich wirklich betragen hat, noch ein Vergleich hierüber erzielt werden kann, so ist auszumitteln, wie viel inner— halb der ganzen ad b angenommenen Dauer des Bau⸗Objeltes zu den Re⸗ paraturen, die nach sachgemäßen Zeiträumen von mehr oder weniger Jah⸗ ren in Anschlag zu bringen sind, an Geldauswand erforderlich sein wird. Dieser letztee, durch die Zahl der Jahre der ad b angenommenen Dauer dividirt, giebt die Jahresrente zur Ablösung der Reparaturlast.

Die ad à und B ermittelten Renten geben die gesammte Entschädi— gungsrente, mittelst welcher die Baulast abzulösen ist.

Auf Neubaue oder Reparaturen, die durch Elementar- Zufälle und Bös— willigkeit veranlaßt werden, ist nur dann Rücksicht zu nehmen, wenn hier über ausdrückliche Bestimmungen zu Gunsten des Berechtigten bestehen.

Wenn der Baugegenstand, für dessen Neubau oder Reparatur eine Jahresrente im Wege der Ablösung festgesetzt wurde, in der Folge zu Grunde geht oder völlig aufgegeben wird, so erlischt das Bezugsrecht auf

die stipulirte Jahresrente insosange, als der Bau nicht wieder hergestellt wird, und wenn deiselbe durch 30 Jahre unterbleibt, für immer.

S. 71. Die Wasserbezugsrechte bleiben bis zur Erlassung eines das Eigenthum und die Benußung der Wässer regelnden Gesetzes aufrecht und bilden daher vorläufig keinen Gegenstand dieser Ablösungs-⸗Verhandlung.

(Fortsetzung folgt.)

——

usland.

Oesterreich. Vor Venedig. 5. Juli. (LI.) Gestern Abends um neun Uhr beiläufig gerieth das Dampfschiff „Vulcano“ durch die Nachlässigkeit seines Lootsen auf den Grund südlich vor der Küste von Malamocco, so daß es trotz aller Bemühungen während der ganzen Nacht nicht flott werden und sich aus der Schußweite des Forts Manfrin entfernen konnte. Die ganze Nacht hindurch fruerte die Festung auf das Dampschiff, das auf das leichteste bei dem Dämmer⸗ lichte des Mondes getroffen und in den Grund hätte geschossen werden können,; wenn der Kommandant, Capitain Preu, nicht so vorsichtig gewesen wäre, das Feuer nicht zu erwiedern, wodurch die Venetianer in dem Glauben bestärkt wurden, daß er sich auf einer größeren Entfernung von der Küste befinde, als es wirklich der Fall war, und somit alle Kugeln der Festung das Dampfschiff überschossen. Erst gegen Tagesanbruch, als der Kommandant deutlich ausnehmen konnte, wo und wie er stand, eröffnete er mit seinen sämmtlichen Geschützen ein lebhaftes Feuer gegen die Strandbatterie, und es gelang ihm, dieselbe gegen acht ühr Morgens zum Schweigen zu bringen, nachdem sämmtliche Bedienungs⸗Mannschaft die Stücke ver⸗ lassen und sich in das Innere zurückgezogen hatte. Bei dieser Ge⸗ legenheit erhielt der „Vulcano“ einige Schüsse, von denen einer den Rauchfang durchbohrte und ein anderer den Räderkasten traf, ohne jedoch weiteren Schaden zu verursachen. Ein Matrofe wurde durch eine Kugel, die ihm mitten durch den Leib fuhr, getödtet, ein an' derer wurde verwundet, der Kommandant seibst durch Splitterschläge am Fuße blessirt. Das Dampfschiff, Custozza“ wurde dem Vulcand“ zur Hülfe beordert, langte aber erst kurz vor Beendigung des Kampfes an, warf einige wohlgezielte Granaten nach der Festung, erhielt selbst aber keinen Schuß. Während dieser Action schienen die Venctia⸗ ner bei Malamocco einen Wink erhalten zu haben, daß die beiden Dampfschiffe Custozza“ und „Vulcano“ bei Forte Manfrin beschäf⸗ tigt seien. Sie faßten daher Muth, heizten alle ihre Dampfschiffe und wollten diese Gelegenheit eines leicht zu erkaufenden Sieges oder wenigstens einer glorreichen Demonstration benutzen, um irgend ein großsprecherisches Bülletin dem Volke hinwerfen und neue Hoff⸗ nungen erwecken zu können. Gegen 190 Ühr erschienen wirklich die Dampfschiffe der Venetianer an der Hafenmündung von Malambocco. Jedes derselben hatte einige Trabakeln im Schlepptau, und von dem Kriegs-Dampfschiff „Marlanna“ angeführt, wagten sich einige der⸗— selben (immer im Schußbereiche ihrer Strand⸗-Batterieen) Hor den Hafen. Das Dampfschiff „Curtatone“ (Capitain Fautz) erwartete ruhig das Nähertücken der kühnen Gäste, machte nicht die geringste Miene zum Angriff, bis er sie plötzlich mit dem wohlgezielten Feuer , ganzen Batterie begrüßte und dadurch sogleich neun Traba— eln und die drei Dampfschiffe zum eiligsten Rückzuge zwang. Die Brigg „Montecuccoli“, welche, von dem Dampfschiff „Borotea“ ge⸗ schlepyt, auch in die Schranken treten wollte, beschleunigte den Ruͤck⸗ zug durch ihr bloßes Erscheinen, und die kurz darauf erfolgte An⸗ kunft des Dampfschiffes „Custozza“ paralysirte die weiteren Bewe⸗ Zungen einer venctianischen Brigg, die man herausschleppen wollte. So endete das großartige Unternehmen und scheiterte wieder, trotz der un⸗ günstigen Verhältniss en in denen sich der, Vulcano“ befand, an der Kampf⸗ lust unserer jungen Marine, die im Bewußtsein ihres Rechtes bei jeder Gelegenheit den alten Matrosen und jenen schlauen Verräthern mu⸗ thig die Stirn zu bieten weiß. Die Seelenruhe und das reine 8 die Liebe und Anhänglichkeit an den Kaiserthron; die Lust, die Sehnsucht, sich auszuzeichnen, machen die kaum geworbe⸗ ken Matrosen und die jungen Sffiziere kräftig und unbesiegbar, ö geFenüber, die im Bewußtsein ihrer schändlichen That, ohne

. 9. ihter Kraft, sich der unerlaubtesten Mittel bebienen, um wenigstens die Blüthen jenes chimärischen Baumes zu sehen, dessen Früchte ohnedies nie zur Reife kommen. Bald steht Venedig noch allein da, inmitten der bezwungenen Horste der Anarchie; man sönnt: es beinghs feinen Spital bericht unt! ssn nh , Tn . n . müßte fallen, elend zu Grunde

ĩ sich bst verzehren. A ö. fe Flotte wollen sich diesen letzten . die unbezwingbare Dogenstadt, die nie eroberte, soll durch di Oesterreicher in ihren Geschichtabüchern den Titel: Unerobert ver⸗ lieren. Einstweilen verdanken wir der glorreichen Do ö Manches. Sie rettete unsere Marine vor dem Untergche! sie girl? die ersten Elemente der neu zu gründenden Seemacht sie bildete durch ihren Starrsinn unsere junge Marine, ihr verdanken wir die neuartigen Luftbomben, die wie Bienen um die Blumen summen und sich bald hier bald dort niederlassen, um den Thron daheim

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zu befestigen, ihr verdanken wir dies Alles, und unserer Land- und See⸗Armee muß daher der unpatriotische Ruf erlaubt bleiben: Viva Venezia! viva S. Marco!

Fraukreich. Paris, S8. Juli. E. ven Girardin wird in seinem Journale aufgefordert, sich als Kandidat zu stellen. Er antwortet: Ich bin Kandidat, ohne es zu wollen, ich werde nicht gewählt werden, ich wünsche es nicht. Die beiden extremen Parteien wollen mich nicht; gewählt, würde ich mich bei einer Opposition befinden, mit der ich in den meisten Fragen nicht übereinstimme. Ich kaun kein Programm veröffent- lichen, denn ich habe keins. Im Juni 1815 stinmie ich gegen eine Lonstitution, Wozu nützt sie jetzt, sie beschützt nicht die Minorität; die Majorität erklärt, über der Eonstitution zu stehen. Ich bekämpfte auch die Wahl eines Präsidenten. Ich will keine unveränderliche Constitution, noch einen unabsetzbaren Präsidenten, sondern einen einfachen verantwortlichen Präsidenten. Die Constitutlon müßte so . sein; „Die Repräsentanten des französischen Volks erklären:

ie Republik ist die neue Regierungsform. Alle Rechte, die in den früheren Verfassungen proklamirt sind, bestehen fort. Alle legislative und exekutive Macht sind einem verantwortlichen Prästdenten an— vertraut, der von der National-Versammlung gewählt wird. Er ernennt seine Minister und setzt sie ab. Die Bauer seines Amtes hängt vom Vertrauen der Versammlung ab, welches durch die jähr⸗ liche Bewilligung des Budgets ausgedrückt wird. Die Majorität des Landes ist durch die Majorität der Repräsentanten, die durch das allgemeine und direkte Stimmrecht gewählt sind, repräsentirt.““ Entweder absolute Monarchie oder rationelle Republik. Die Fahne der letzteren ist; ungetheilte Macht, volle Freiheit. Die exekutive Gewalt muß die legislative absorbiren. Man werfe mir nicht vor, daß dies die absolute Monarchie ist, denn diese existirt jetzt: Bela— gerungszustand, keine Versammlungen, Unterdrückung der Journale, Verletzung des Briefgeheimnisses u. s. w. Die Vereinigung der beiden Gewalten ist nicht gefährlich, denn die garen ar n n bewilligt das Budget.“ Endlich wiederholt Girardin seine admini⸗ strativen Reform⸗Pläne.

Die Presse, welche, „ihren Antecedentien treu“, keine Kandi— datenliste aufgestellt hat, druckt in ihrer heutigen Nummer sämmt— liche vorgeschlagene Kandidatenlisten der Reihe nach ab, um den Wählern durch diese Zusammenstellung die Entscheidung für diese oder jene Liste zu erleichtern. Es sind dieser Listen nicht weniger als sieben; die erste ist die der Wahl-Union vom Constitution—⸗ nel, Journal des Débats, Assemblee Nationale, Union und anderen Organen der Ordnung vertreten; die übrigen sechs Listen gehören sämmitlich mehr oder minder entschieden der demokratisch⸗ fel gf rr Opposition an; es sind, 1) die Liste der vom Natio⸗ nal und der Republique unterstützten Comiké's, des Berges und des größeren Theiles der demokratisch-sozialistischen Presse, die Haupt⸗ liste der Partei; 2) die Liste der republikanischen Union oder des Journals Liberté; 3) die von Proudhon vorgeschlagene Liste; ) die Liste des Sitel e; 5) die Liste dis Credit; 6) die Liste der Freunde des Fortschritts. Auf den drei letzten Listen befindet sich Lamartine.

Lamartine wird bei den bevorstehenden Wahlen in fünf Depar— tements als Kandidat aufgestellt weiden; in der unteren Charente ist er neben Bussare der Kandidat der vereinigten Montagnards und Sozialisten; in Eure⸗et⸗Loire ist er ebenfalls ein Kandidat der So⸗ zialisten, während in den anderen Departements die gemäßigte Par⸗ tei ihn zum Kandidaten gewählt hat.

Der durch die Ernennung von zwanzig neuen Mitgliedern jetzt vollzählig gewordene Staats- Rath hielt vorgestern eine Sitzung, worin er seine Mitglieder auf die drei Seetionen seines Geschäfts⸗ kreises vertheilte, deren jede sodann ihren Präsidenten wählte. Zum Präsidenten der Gesetzgebungs⸗Section wurde Herr Vivien ernannt. Es folgte hierauf die Vertheilung der Nequetenmeister auf die ver— schiedenen Sectionen. Zur vollständigen Organisation des Staats Rathes, dessen Arbeiten von heute an wieber ihren regelmäßigen Gang nehmen, ist nur noch die nächstens erfolgende Ernennung der Auditeure übrig.

Unter dem Vorsitze Lucian Murat's hat sich ein Comité von National-Gardisten des Seine-Departements gebildet, um durch Subscription die Mittel zum Ankaufe eines prächtigen Ehrendegens für Changarnier aufzubringen.

Die mit Prüfung des Gesetz-Entwurfs für Vollendung des Louvre und Verlängerung der Straße Rivoli beauftragte Kommission genehmigte vorgestern zwei Beschlüsse, die nach ihrer Entscheidung bis zur Verlesung des Berichts geheim bleiben sollen. Nach der . hat die Mehrheit der Kommission den Entwurf nicht gut⸗ geheißen.

Der Constitutionnel versichert, daß der zum Tode verur— theilte Capitain Kleber nicht im entferntesten mit dem berühmten General gleichen Namens verwandt sei.

Die Spital-Zeitung zeigt an, daß die Cholera ihrem Er— löschen nahe sei, indem vorgestern sämmtliche Spitäler nur 16 neue Kranke aufgenommen hätten.

Die Octroi⸗Gebühren haben hier während des ersten Semesters dieses Jahres 15,709,689 Fr., das heißt 4, 287,038 Fr. mehr auf⸗ gebracht, als während des nämlichen Semesters von 1848.

Die Lyoner Zeitung meldet: „In der Nacht vom 2. auf den 3. Juli griffen etwa 106 bewaffnete Individuen den Posten des Polygons an. Dieser Posten, überrumpelt und zu wenig zahlreich, um zu widerstehen, zog sich auf den Artillerieposten zurück. Die Artilleristen stiegen zu Pferde und verfolgten die Angreifenden, ohne sie jedoch, wegen der Bunkelheit der Nacht, erreichen zu können. Am 2. Juli hat ein Dampfschiff 50 Soldaten vom 2ten leichten Regiment von, Macon hierher gebracht; sie sollen wegen ihres 3 bei den Juni⸗Ereignissen vor ein Kriegsgericht gestellt werden.

Ein touloner Blatt macht, die Behörden darauf aufmerksam, daß gegenwärtig aus vielen Städten eine Menge Arbeiter, sänimt-— lich ohne Pässe, nach Paris auswandern; aus Toulon sei ebenfalls schon eine Anzahl dahin abgegangen.

. Der Minister des Innern hat entschieden, daß die unter Poli— zei⸗Aufsicht stehenden freigelassenen pelitischen Verurtheilten fortan im Bezirke von Chalons-sur-Saone nicht wohnen dürfen.

In diesem Augenblick giebt es ungefähr 120 Associationen von Arbeitern in allen Industriezweigen.

Der Constitutionnel bemerkt, Herr Blind habe keinen offi⸗ ziellen Charakter gehabt, die Verhaftung von Franzosen in Baden könne also nicht als Entgeltung der Verhaftung Blind's angesehen werden. Blind erwiedert hierauf im National, als Setretair, er habe zur Gesandtschaft gehört, die von Baden und der Pfalz nach Paris geschickt worden, don einer Regierung, die ebenfalls aus der allgemeinen Wahl hervorgegangen sei. : Großbritanien und Irland. London, 8. Juli. Lord Ellenborough beantragte in einer der letzten Sitzungen

des Oberhauses die Vorlegung der Aktenstücke, welche sich auf die im letzten Kriege im Pendschab gemachte Beute, worunter der be=

rühmte Diamant Koinuhr, bezichen, und suchte nachzuweisen, daß der General⸗Gouverneur dieselbe widergesetzlicher Weise für die

ostindische Compagnie in Anspruch genommen habe, während es sei⸗ ner Meinung nach der Krone zustehen würde, im Interesse f Heeres über dieselbe zu verfügen. Der Marquis von Lansdowne wies dagegen nach, daß es sich hier nicht um Beute im eigentlichen Sinne, sondern um Staats vermögen handle, das dem Sieger durch den Friedens Vertrag zur Deckung der Kriegskosten cedirt worden sei, und daß in dieser Beziehung die Ansprüche der ostindischen Compagnie als kriegführender Partei nicht bestritten werben können. Auch der Herzog von Wellington erklärte sich gegen die Ansicht Lord Ellenborough's, der darauf seinen Antrag zurücknahm.

Lord Brougham beantragte vorgestern im Oberhause mehrere Resolutionen gegen das in einigen Gefängnissen einreißende System mißverstandener Menschlichkeit gegen die Gefangenen und führte namentlich das Zuchthaus von Reading an, wo die Sträflinge es besser hätten als ehrliche Leute, die von ihrer Hände Arbeit lebten, Nach einer längeren Debatte, in welcher der Bischof von Oxford sich des Zuchthauses von Reading annahm und den Erfolg der dortigen Bemlihungen um Besserung der Verbrecher rühmte, zog Lord Broüg— ham seinen Antrag zurück und empfahl die Angelegenheit der Sorg⸗ falt der Regierung.

Als Answeg aus dem Dilemma, in dem sich das Oberhaus durch die abermalige Wahl des Barons Rothschild befindet, . die Tim es dem Untexhause, dasselbe Verfahren wie früher bei dem Eintritte von Quäkern einzuschlagen. „Die Wählbarkeit eines Ju⸗ den in das Unterhaus“, sagt das genannte Blatt, „ist der streitige Punkt. Blos das Unterhaus ist davon berührt. Der Jude kann schon Wähler, Alderman, Sheriff und Lordmayor sein. Alles dies ist ihm gestattet. Seine Ausschließung aus dem Unterhause kann als ein reiner casus omissus in der Aufzählung seiner bürgerlichen Eigenschaften betrachtet werden. Sicherlich kann sich das Haus in dieser Krisis über das aussprechen, was sich auf eine reine Form—= frage zurückführen läßt. Eine Präzedenz für das Recht des Ünter⸗ hauses, seine Mitglieder auf seine oder auf ihre Weise zuzulassen, ist schon vorhanden. Es erkannte die einfache Bejahung des Quä⸗ kers in dem Falle des Herrn Pease für ausreichend an; warum soll es nicht dasselbe mit dem Eid eines Juden bei Herrn Rothschild thun? Herr von Rothschild könnte im Unterhause denselben Eid leisten, den er in Westminsterhall leisten würde, und dann kann das Unterhaus beschließen, daß der so geleistete Eid rechtskräftig und ausreichend sei. Dadurch sähen sich die Lords aus einer sehr un— angenehmen Lage befreit, und da der historische Werth der Worte:

„Bei dem wahren Glauben eines Christen“, jetzt bekannt ist, so

würde sich wohl felbst das zarteste Gewissen in England nicht ver= letzt fühlen.“

Auf der Tagesordnung des Unterhauses stand vorgestern die am 2. Juli abgebrochene Debatte über, D'Israeli's Antrag auf Niedersetzung einer Kommission zur Prüfung des Zustandes der Nation, ein Antrag, der nichts als ein An ä auf das Freihandels⸗ System war. Herr Hume sprach gegen Herrn B' Israeli und sah das Unglück des Landes nicht in dem Kufhören der Schutzzölle, son= dern in übermäßiger und ungleich vertheilter Besteuerung. Sir R. Peel beleuchtete blos die handelspolitische Seite der Frage und zeigte, wie der freie Kornhandel die Uebel, über welche Herr D' Is⸗ raeli klagte, nicht herbeigeführt, sondern vielmehr gemildert habe. Er wies nach, wie die Vermehrung der Einfuhren keine Verminde rung, sondern cine Vermehrung des baaren Geldes zur Folge ge⸗ habt, und daß die Zollverminderung vermehrte Einfuhr und größere Wohlfeilheit in Wolle, Baumwolle, Färbestoffen und anderen Roh⸗ stoffen die einheimische Industrie fördere und die Lebensgenüsse der arbeitenden Klassen vermehre. Er ging ausführlich auf die Lage der arbeitenden Klassen ein, brachte aus den vornehmsten Fabrik gegenden des, Reichs Belege über das Steigen der Arbeitslöhne bei und vertheidigte die Grundsätze des Freihandels⸗- Systems, dessen Gegensatz dem Kapitale Fesseln anlege und die Produktivkraft und mit, ihr den Neichthum des Landes vermindere. Rur durch die 1812 angenommene Politik habe die Legislatur sich die Zuneigung und Unterstützung zahlreicher und mächtiger Klasfen gewoönnen? unb es dadurch möglich gemacht, daß England von den politischen Stür= men des letzten Jahres frelgeblieben. Schließlich sprach er sich noch gegen, jede Wiedereinführung des Getraidezolles aus, welcher für den Ackerbau selbst nicht weniger gefährlich sei als für die Indu⸗ strie. Nachdem noch, Lord J. Russell die Politik der Regierung im Allgemeinen vertheidigt und Herr D Israeli zum Schlusse 3 en, wurde sein Antrag, wie schon erwähnt? mit 256 gegen! 156 Stimmen ö t

Herr Herries hat für den nächsten allgemeinen Unterhauses über die Mittel und . . rung eines festen Getraidezolles angekuͤndigt. ;

Nachdem die römische Frage ihrer Schlichtung näher getreten, befürchtet die Times, daß jetzt erst die Schwierigkeiten der Fest⸗ stellung einer neuen Regierung zu Rom hervortreten würden, und daß Frankreich mit Pius IX, in Konflikt gerathen werde. Uebri— gens hält sie es auch für dringend geboten, daß das geistliche Re⸗ giment in weltlichen Dingen in Rom eine Umgestaltung erleide, und hofft, daß die Kollision vermieden wäre, welche durch die Anwesen⸗ heit eines französischen Heeres in Mittei-Italien so leicht hervorge⸗ rufen werden könnte.

Nach Berichten vom La Plata bis zum 24. April war Oribe mit den vorläufigen Bedingungen einverstanden, welche Rosas mit den französischen und englischen Repräsentanten vereinbarte. Es fragt sich nur noch, auf welche Weise den Feindseligkeiten in der Banda Oriental ein Ende gemacht und die Fremdenlegion in Mon⸗ tevideo entwaffnet werden kann.

Die Berichte, welche das Dampfschiff „Hermann“ aus Neu— NYork vom 20. Juni bringt, betreffen vornehmlich die kalifornischen Zustände. Während der Goldreichthum des Landes unerschöpflich scheint, hat das Leben dort auch seine großen Mühen, indem Lebens“ mittel und alle Lebensbedürfnisse in der Goldgegend fast unerschwing⸗ lich theuer sind. Die Bodenkultur liegt noch ganz danieder, und so ist es natürlich, daß alle Lebensbedürfnisse weit hergebracht wer— den müssen und ein großer Theil des gewonnenen Goldes eben so rasch ausgegeben werden muß. In Folge des unregelmäßigen Le— bens und der Mühseligkeiten der Arbeiten herrschen auch viele Krankheiten unter den Goldgräbern. Einen Monal dort krank zu sein, kostet 600 bis 1909 Dollars. In einem Briefe aus San Francisco heißt es: „Wasser⸗ oder Gasröhren in den Straßen von New⸗Nork legen, ist nicht halb so mühsam, als das Gold heraus⸗ arbeiten; die Arbeit geschiecht meistens in Wasser, indem der Gold⸗ sand in Körben heraufgeholt werden muß.“ Auch mit den India⸗ nern hat man sich herumzuschlagen, obgleich die Lage der Dinge sich bessert und die gesteigerte Einwanderung größere Sicherheit verleiht. San Francisco war buchstäblich mit Waaren aller Art überschwemmt, und manche Exporteure werden ihre Rechnung durch die Ueberfül⸗

lung keinesweges finden. Nur Lebensmittel aller Art und fertige

Kleidungestücke gehen reißend ab. Commis und Handwerker können zu San Francisco verdienen, was sie wollen, wäre nur nicht das

Leben zu theuer; 3—= 4000 Dollars Gehalt findet ein Commis dort

für zu gering. Ein Tischler verdient 15 Dollars den Tag; ein Feldarbeiter 5 bis 10 Dollars; ein Kellner 150 Dollars monatlich. Wohnung und Kost ist aber in gleichem Verhältnisse hoch. Ein

Beefsteak und eine Tasse Kaffee kosten 11 Dollars in einer Restau⸗ e. In der Bai von San Francisco lagen 44 Schiffe. .

als die Hälfte derselben war von ihrer Mannschaft verlassen. Ein

etwas geordneter Zustand begann sich zu entwickeln; ein Brief be— richtet, Pferdestehlen und Scalpiren hätten beinahe aufgehört, als Tugenden zu gelten. Man glaubte, die Stadt Bonicla, etwa 40 englische Meilen von San Francisco, werde in Zukunft wegen ihrer günstigeren Lage zum Ausladen von Waaren gewählt werden. Die Privat ⸗Korrespondenz der Times bemerkt alle Zweifel an den Metallschätzen Kaliforniens seien beseitigt, seitdem ein paar Millionen Dollars in Gold und die gewissesten Nachrichten über den unerschöpflichen Reichthum des Landes eingetroffen. Nach einem new⸗yorker Blatte seien gegen 5 Milllonen Vollars Gold bereits von St. Francisco aus verschifft worden, abgerechnet das Gold, was noch in den Händen der Gräber sich 53

Summe, wenn man erwäge, daß im vorigen Jahre nur drei Mo—

nate lang nur einige tausend Menschen dort beschäftigt waren. Nach einem geringen Durchschnitts ⸗Anschlage sammele ein Arbelter den Tag eine Unze Gold, und da nach ungefährer Berechnung im Som mer dieses Jahres gegen 80 000 Eingewanderte in der Goldgegend

sein würden, so werde die Goldförderung ungeheuer sein. Rechne man nur, daß in diesem Jahre 30,000 Menschen 200 Tage lang Gold herausholen, so würde der Ertrag in diesem Jahre auf 96 Millionen Dollars sich Anschlag halte. Thatsächlich sei der Goldvorrath unerschöpflich, und der Ertrag hänge blos von der Zahl der Hände ab. Nehme die

Einwanderung, wie zu erwarten, unendlich zu, und steige die Gold⸗ förderung in den naͤchsten Jahren im gleichen Verhaͤltniß, so werde

in der Goldcirculation eine wirkliche Revolution stattsinden und das Papiergeld nothwendig in der Welt verschwinden, abgesehen von der nothwendigen Veränderung des Metallwerths. Die selbe Korre⸗ spondenz spricht die Ansicht aus, daß die Whigs und Fabrikanten des Norden nicht auf hohe Schutzzölle dringen und eln mäßiges Schutzsystem festzuhalten suchen würden. Den jetzigen Zoll halten sie fast für hoch genug, nur wollen sie Betrug verhüten und darum den ad valorem -Zoll abschaffen und feste Zölle eingeführt sehen. Der neue Präsident Taylor wolle strenge Reutralitaͤt nach allen Seiten befolgt wissen, und darum habe er amerikanische Schiffe und Marine⸗Offizlere nur unter der Bedingung Deutschland überlassen wol⸗ len, daß sie nicht gegen Dänemark verwandt würden. Seine Vor— gänger hätten es nicht so genau genommen.

In New⸗Nork waren am 19. Juni 41 Cholerafälle vorgekom— men, darunter 10 tödtliche; in St. Louis waren in der am 19. Juni endenden Woche 503 Menschen an der Cholera gestorben.

Die Journale von Halifar geben Berichte von großen Wald— bränden; in der Stadt St. John herrschte in Folge derselben ein so starker Rauch, daß die Sonne beinahe unsichtbar war und die Gerxichtshöfe sich wegen der Finsterniß vertagen mußten. Die Schiffe in dem Hafen von ge deen, in Neu⸗-Braunschweig waren nicht im Stande, sich zu bewegen. .

Herr Drouyn de Lhuys wird als Gesandter der französischen Republik hier erwartet.

Das londoner Kriminalgericht verhandelt jetzt über eine An⸗ klage gegen den Lieutenant Moody und zwei Sicillaner, Fürst Gra= natelli und Herrn Scealia, wegen Ausrüstung des Dampfers „Bom⸗ bay“ für die sicilianischen Insurgenten. Das Gericht , ,. auf Antrag des sicilianischen Gesandten in London, Fürsten Castelcicala. Unter den Zeugen für die Anklage erschien auch Lord Palmerston.

Die Bank hatte am 30. Juni einen Baarvorrath von 15,120,811 Pfund Sterl. und einen Notenumlauf von 17,934,395 Pfund Sterl., bei ersterem also eine Verminderung von 67,8 12 Pfund Sterl., bei letzterem eine Vermehrung von 67,160 Pfund Sterl. gegen vorige Abrechnung.

Das Hatetboot „Crane“ ist von Brasilien in Falmouth an⸗ gekommen. Es überbringt 26,000 Pfd. St. an Gold und Dia⸗ manten.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 5. Juli Der Russische Invalide enthält nachstehendes viertes Armee— Bülletin:

In dem ersten Armee⸗Bülletin ist gemeldet worden, daß der General der Infanterie Lüders und der General-Adjutant Groten— hjelm mit den unter ihrem Kommando stehenden Truppen gleichzei⸗ tig in Siebenbürgen einrücken sollten. Von General Lüders ist jetzt die Nachricht eingegangen, 2 er den Paß von Temisch nach einem Kampfe genommen und Kronstadt besetzt hat. Die Einzelnheiten dieser Affaire sind in nachstehendem Bericht des Generals der In⸗ fanterie, Lüders, an den Ober⸗Befehlshaber enthalten: j

„Ich beehre mich, Ew. Durchlaucht zu melden, daß ich am 17. Juni im Kloster Sinai eingetroffen bin, und daß die Truppen nach der gegebenen Marschroute weiter vorrückten. Am 18. Juni wurde die Vorhut, aus 8 Bataillonen In— fanterie, 8 Escadrons Reiterei, 20 Geschützen und 8 Soitnien stosaken bestehend, auf die Hälfte des Weges nach dem Klo⸗ ster Predialo vorgeschoben; die Kosaken stellten ihre Vorposten ganz nahe bei diesem von den Ungarn besetzten Kloster auf. Um 7 Uhr Abends entsandte der Feind, wahrscheinlich um zu rekognosziren, eine 150 Mann starke Reiter⸗ Kolonne nebst einer Kanone und einer Compagnie Fußvolk. Die Kosaken⸗-Vorposten zogen sich auf ihre Reserve zurück; als aber das ganze Kosaken⸗Regiment ausrückte, wichen die Ungarn zum Kloster zurück. Mittlerweile konzentrirte sich die Haupt⸗ macht meines Heerestheiles beim Kloster Sinai. Der sehr beschwer⸗ liche Marsch durch den Paß von Prachow verzögerte etwas das Heranziehen der Truppen und namentlich der Lastfuhren. Ich ließ einen Theil der Truppen ohne Aufenthalt vorrücken, und so waren am 18. Juni am späten Abend die Hauptmacht und die leichten Packwagen beim Kloster Sinai angekommen. Am 19ten, um 5 Uhr Morgens, ließ ich die Vorhut unter dem Kommando des General⸗Majors Dieck gegen das Kloster Predialo vorgehen, 7 Bataillone der 2ten Brigade der 14ten Infanterie⸗ Division nebst 16 Kanonen, die von Sinai um 3 Uhr Morgens ausrückten, bildeten die Reserve. Die Truppen führten nur Patron⸗ taschen und Munitionskasten mit sich, die ganze Bagage war hinten geblieben. Die ungarischen . die von den Kosaken beob— achtet wurden, hatten sich 2 Werst vor dem Kloster Pridialo auf⸗ gestellt. Als ich mich dieser Stelle näherte, entsandte ich 2 Sotnien Kosaken in Front und ließ das pragasche Regiment und die 6te leichte Batterie der 15ten Artillerie⸗Brigade vorgehen, 2 Bataillone nebst einer Batterie beorderte ich gegen den Engpaß und je ein Ba⸗ taillon auf die Höhen zu beiden Seiten desselben. Ber Commandeur des pragaschen Infanterie Regiments, der tapfere Oberst Wranken, führte dieses Regiment. Die Oerilichkeit beim Eg Vredialo ist ziemlich offen; der Bergpaß wird hier auf einige Werst weiter, und ein leichter Aufgang führt zur Bergscheibe, von wo sodann sich ein steiler Alb= hang zur osterreichischen Guarantaine Ober⸗Temisch hinabzieht. Das Gebirge ist meistens mit Wald besetzt. Bei der Annäherung meiner Infanterie eröffneten die Ungarn das Feuer mit ihren Kanonen. Von vorn und von der Seite bedrängt, wichen ste fortwährend feuernd zurück und nahmen hinter Prebiaio Stellung, hinter einer Verschanzung und einer auf einem mehr geeigneten Platze errichte=

diesem befestigten Platze suchten sie sich zu halten,

Eine große hatten die Ungarn 3000 Mann und 3 Geschütze im Kampfe; das

belaufen, was man noch für einen geringen

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ten Redoute; auf der Frontenlinie wirkten drei Geschütze. Auf indem sie ihre Schützen auf die waldigen Höhen vertheil ten. Doch wurden sie zu⸗ rückgedrängt. Hinter einer Brustwehr auf dem Kamme des Berges kamen sie noch einmal zum Stehen, aber nur auf kurze Zeit, da sie auch von hier geworfen wurden. Die Kosaken verfolgten die Fliehen⸗ den bis Ober⸗Femisch. Die Infanterie ließ ich auf der Bergscheide Halt machen, da es seine Schwierigkeiten hatte, den Kampf gegen den Paß von Temisch noch an diesem Tage zu beginnen und die Truppen der Ruhe bedurften. Die Affaire hatte um 75 Uhr Mor— gens begonnen und bis 2 Uhr Mittags gewährt. Auf unserer Seite fielen an diesem Tage der Kommandirende des 1sten donischen Kosaken-Regiments, Oberst⸗Lieutenant Kostin, ein fehr tüchtiger Stabs⸗Offizier, und 12 Gemeine; verwundet wurden 1 Ober Offizier und 31 Gemeine. Nach den später erhaltenen Berichten

durchbrochene Terrain war ihnen günstig; 10 Mann sind gefangen worden. Als sie Ober⸗Temisch aufgaben, steckten sie die Suaran⸗ taine in Brand. ;

Aus der Hartnäckigkeit, mit welcher die Ungarn widerstan— den, erwartete ich, daß sie die stark befestigte Stellung in dem Engpaß von Temisch, die sie für uneinnehmbar hielten, tapfer ver⸗ theidigen würden, und beschloß daher, am folgenden Tage auf den Eingang nach Siebenbürgen einen Angriff in zwei Kolonnen aus— zuführen, und zwar mit der Haupt- Kolonne gegen den Engpaß Temisch und mit der Seiten Kolonne auf dem Wege, der vom Klo— ster Predialo links über die Bergscheide in das Dorf Rosenau führt. Diese Kolonne hatte die Aufgabe, den Marsch der Kolonne des General⸗Majors Engelhardt nach Törzburg zu unterstützen. Zur Seiten⸗Kolonne wurden beordert: das 1ste und 2te Bataillon des podolischen Jäger⸗Regiments nebst zwei Geschützen der Zten leichten Batterie der 14ten Artillerie⸗Brigade und zwei Sotnien des Isten donschen Kosaken⸗-Regiments. Das Kommando über dieselbe ver— traute ich dem Commandeur des podolischen Jäger-Regiments, Ober— sten Lowtschew, an. Um 3 Uhr Morgens verließ sie Predialo. Die Haupt -⸗-Kolonne bestand aus 145 Bataillonen Infanterie,

S Eskadronen Kavallerie, 364 Kanonen und sechs Sjotnien Kosaken,

Sie machte sich um 4 Uhr Morgens auf den Weg. Hinter dem zur Quarantaine hinabgehenden steilen Abhang beginnt der Paß von Temisch, der hier ziemlich offen ist und von einer guten Chaussee durchschnitten wird. Die Vorhut konzentrirte sich bei Ober-Temisch und marschirte in zwei Linien: auf der ersten zog das pragasche Infanterie⸗Regiment, zwei Bataillone und 4 Geschütze rückten auf der Straße und ein Bataillon zu beiden Seiten desselben vor und auf der zweiten Linie das lublinsche Jäger-Regiment in der— selben Ordnung, nebst der Tten leichten Batterie. Zwischen den Regimentern marschirte die 6te leichte Batterie. Die Kosaken bil delen den Schluß. Nach einem Marsche von 2 Werst stieß man auf den Feind, der 3000 Mann zählte und Geschütz mit sich führte. Nach einigen Kanonenschüssen zog er sich auf die befestigte Position zurück. Der Weg von Temisch geht anfänglich durch ein ziemlich weites und offenes Thal, nach 6 Werst wird dies Thal enger, indem die Berge näher rücken. Auf der rechten Seite der feindlichen Stellung erhob sich ein beinahe unzugängliche Felsen; der Kamm des gegenüberstehen⸗ den Berges war sehr stark, mit geschickter Benutzung der Oertlich— keit, a t und überdies noch zur Linken durch eine waldige, schwer ersteigbare Höhe gedeckt. Diese Befestigung, auf deren Plattform 5 Kanonen aufgefahren waren, beherrschte die ganze vorliegende Ge⸗ gend und verstärkte diese schon durch die Natur sehr geschützte Lage noch mehr. Als unsere Truppen sich der Stellung näherten, wurden sie von einem heftigen Kanonenfeuer empfangen. Das Terrain ge— stattete nur die Aufstellung dreier Kanonen auf dem Kamme einer kleinen Höhe; da diese Höhe steil abfiel, konnte man von hinter dem Kamme hervor nicht schießen, und jedes Mal, wenn man von oben schoß, mußte das Geschütz heraufgezogen werden. Später gelang es, 4 Geschütze daselbst aufzustellen. Oberst Wranken, der mit dem pragaschen Regimente voranschritt, entsandte links und rechts ein Bataillon auf einem äußerst steilen und weiten Umwege; zwei Ba⸗ taillone blieben bei den Geschützen. Das Äste Bataillon des lublin— schen Jäger⸗Regiments deckte das pragasche Bataillon von der Rechten, und drei Bataillone standen zur Reserve. Damit das Um— gehen der rechten Flanke der Stellung noch sicherer ausgeführt würde, entsandte der General⸗Major Dieck noch zwei Bataillone des pragaschen Regiments, und zwei Bataillone des lublinschen Re—⸗ iments wurden zu der Batterie beordert. Die Anstrengungen die— 2. Truppentheile, gegen die sich ein heftiges, ziemlich gut gezieltes Ge— schütz⸗ und Gewehrfeuer richtete, waren anfänglich vergeblich, ungeachtet der tapfere Commandeur der 3ten Batterie, Oberst Ostrogradski, seine Division dem Gewehrfeuer entgegenführte. General⸗Major Dieck wurde schwer verwundet; die Batterie hatte viel Leute und Pferde verloren, und auch der Verlust der Bataillone war schon beträchtlich. Da ließ ich das letzte Bataillon des lublinschen Jäger— Regiments, unter dem Kommando des Regiments-Commandeurs, Obersten Lipski, gegen die linke Flanke der Stellung rücken und im Verein mit den hier kämpfenden 3 Bataillonen des pragaschen Regiments und dem ersten Bataillone des lublinschen Regiments, die der Oberst Wranken führte, wurde ein entschiedener Angriff ausgeführt, der die Ungarn aus der Verschanzung trieb. Sie wandten sich mit einer solchen Eil zur Flucht, daß die in der Nähe sich befindenden Kosaken sie kaum erreichen konnten. Ich beorderte alsbald das Ulanen⸗-Regiment „Herzog von Nassau“ nebst einer Division von der Batterie zu Pferde zur Verfolgung des Feindes, der indessen nirgend Stand hielt und die Richtung nach St. Georgi einschlug. Ich setzte meinen Marsch fort und traf um 1 Uhr Mittags in Kronstadt ein. Unsererseits wurden in diesem Treffen 1 Ober-Of⸗ sizier und 11 Gemeine getödtet. Dem General -Major Dieck ist eine Kugel durch den . Fuß gegangen, und außerdem hat er durch eine Kartätschenkugel eine heftige Kontusion erhalten; ferner sind 6 Ober- Offiziere und 192 Gemeine verwundet, und Kon— tusionen haben erhalten; Oberst Wranken durch eine Kartätschen⸗ kugel, 1 Stabs⸗-Offizier, 1 Ober -Offizier und 39 Gemeine. Der Feind war gegen 40900 Mann stark und hatte 6 Kanonen. Der Verlust desselben muß sehr bedeutend sein, da er etwa 200 Todte auf dem Platze ließ. Bei der raschen Verfolgung nahmen die Kosaken den ungarischen Ober-Anführer Kisch, der verwundet war, nebst einem anderen verwundeten Offizier gefangen; 5 Geschütze wurden erbeutet, zwei davon mit Angespann, die anderen waren in der Verschanzung gelassen. Auch eine Fahne haben wir erobert. Die Stadt Kronstadt fand ich bei meiner Ankunft unbe— setzt, aber die Citadelle, die auf einem hohen und steilen Berge liegt, befand sich in den Händen der Ungarn. Sie war mit 6 Ka—= nonen besetzt, und hatte eine 200 Mann starke Garnison. Ich ließ den Anführer derselben zur Uebergabe auffordern, erhielt aber eine abschlägige Antwort. Um ihn zu zwingen, das Gewehr zu recken, und mir dadurch die Möglichkeit in die Hand zu geben, in der Stadt und ihrem -Kreise die gesetzliche Regierung wieder herzustellen, ließ ich auf einer geeigneten Stelle eine Batterie auf⸗ fahren und stellte an gebeckten er gne Schützen auf. Die während

die

des fare. E en Tages (8d. 21. Juni) andauernde Kanonade und ĩ

cheren Schüsse der Scharfschützen haben der Garnison viel ge⸗

schabet und sie gezwungen, bas Gewehr zu strecken. Die Citadelle hat sich am 22. Juni um 5 Uhr Morgens ergeben. Die Kolonne des Obersten Lowtschew hatte wegen des schlechten Weges einen sehr beschwerlichen Marsch; der Feind, auf den sie stieß, floh nach weni⸗ gen Schüssen. Da die Stellung von Temisch eingenommen mar und ich aus den Berichten des Obersten Lowtschew sah, wie schwer ihm der Weitermarsch werde, befahl ich ihm, nach Predialo zurüchzu— kehren und sich mit dem Heerestheile zu vereinigen.

Die Kolonne des General⸗Majors Engelhardt hatte sich am 19. Juni im Dorfe Rukalo konzentrirt und marschirte am 20sten nach Siebenbürgen au feiner sehr schlechten und beschwer—= lichen Straße. An der Gränze leisteten die Ungarn einigen Wider- stand, verließen jedoch, als sie von meinem Eintreffen in Kronstadt Kunde erhielten, die von ihnen befestigte starke Stellung bei der Quarantaine und wichen eilig, 3000 Mann stark mit 6 Kanonen, hinter den Fluß Olta zurück. Hierdurch wurde es dem General Engelhardt möglich, seinen Marsch ohne Hindernisse fortzusetzen und am 21sten im Dorfe Rosenau einzutreffen. Von da beorderte ich ihn in das Dorf Zeiden, auf der Straße nach Hermannstadt, nach⸗ dem ich ihn noch mit einer Division Ulanen verstärkt hatte. Diese Truppentheile: 4 Bataillone, 2 Escadrons, 8 Kanonen und 2 Sot⸗ nien Kosaken, bilden meine Vorhut.

Nach meiner Ankunft in Kronstadt habe ich nach allen Haupt⸗ Richtungen Patrouillen ausgesandt, die indessen nirgends auf den Feind gestoßen sind. Am Abend sah man eine Kolonne nach St. Georgi ziehen, wahrscheinlich hat sie Törzburg verlassen.“

Aus den vom General-Lieutenant Grotenhjelm eingegangenen Berichten ersieht man, daß dessen Heerestheil anf dem Marsch von Watra⸗Dorna nach Bystriz am 19. Juni in Pojani⸗Stamp ein- traf, am, 20sten in Maroscheni und am 2lsten in Ticha. Beim Marsche in dieses Dorf waren die Truppen genöthigt, in einer Schlucht Straßen und Brücken unter feindlichen Feuern zu bessern, und als sie es erreichten, drohten die Aufständischen, den linken

Flügel der Vorhut zu umgehen; um sie aus der eingenommenen

Stellung zu vertreiben, wurde 1 Bataillon des tomskischen Regi= ments beordert, das sie auch zwang, nach Borgo⸗-Grund zurückzu- weichen. Als am 22. Juni unsere Truppen bei diesem befestigten Dorfe ankamen, wurden alsbald 2 Batterieen auf den Höhen auf⸗ gestellt, um gegen dasselbe ein Kreuzfeuer zu eröffnen, und die Truppen in drei Linien geordnet. Nach einer zweistündigen Kano⸗ nade trieb die erste Schlachtlinie, auf welcher die österreichischen Truppen, und 1 Bataillon des tomskischen Regiments standen, den Feind aus Borgo-Grund, worauf die Kosaken und die österreichische Kavallerie ihn bis Aldorf, verfolgten. Unsere Vorhut machte zwischen den Dörfern Kitsch und Jad Halt; die Hauptmacht in Borgo⸗Grund. 1 ist eine Ko⸗ lonne unter dem Kommando des General-Majors Pawloff, zum Schutze unseres rechten Flügels, in Ilowomik aufgestellt und beob— achtet die nach Feldro und St. Georgi führende Straße. Uuser Verlust ist nicht bedeutend; doch wurde bei der Einnahme der Be— festigung von Borgo⸗-Grund der Divisions-Qunartiermeister der 2ten Ulanen-Divislon, Capitain Rogalew, von einer Kugel ge— tödtet. Vom Ober⸗Befehlshaber der aktiven Armee sind folgende Nach— richten eingegangen: . .

„Nach der Einnahme von Eperies rückten unsere zur Ver— folgung des zurückweichenden Feindes beorderten Truppen nach Samos; 5 Sotnien des 46sten Kosaken-Regiments, die den vor— deren Theil der Vorhut bildeten, stießen in der Nähe dieses Dor— fes auf den Feind, der 3 Bataillone Infanterie, 1 Bataillon Jäger, 300 Mann Kavallerie und 6 Geschutze hatte. Die von ihm vorgeschobenen 2 Bataillone Infanterie, die ganze Kaöallerie und 2 Geschütze zwangen die Kosaken zum Weichen. General-Major Bag⸗ gowut, der vor der Avantgarde den übrigen Truppen mit dem Hu— saren⸗Regimente Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin Olga Nikolajewna und der Aten leichten reitenden Batterie vorauszog, eröffnete auf der Chaussee das Feuer mit 2 Geschützen, ließ das Husaren⸗Regiment links von demselben sich aufstellen und entfandte die Kosaken, den Feind auf dem rechten Flügel zu umgehen. Die erfolgreiche Wirkung unserer Artillerie, die beim zweiten Schuß einen feindlichen Munitionskasten zersprengte, und die Flanken= Bewegung der Kosaken nöthigte die Ungarn zum Rückzuge. Üm seine Niederlage vollständig zu machen, schickte General⸗Major Baggowut die erste Eskadron des Husaren-Regiments in den Kampf, welche, nachdem sie die feindliche Kavallerie geworfen, in die Reihen der dahinter stehenden Infanterie einhieb. Der Feind wurde bis zur Brücke über den Fluß Tarcza verfolgt, hinter welcher seine Reserve stand. Der Verlust, den der Feind in dieser Affaire gehabt, läßt sich mit Sicherheit nicht angeben; er hat 65 Todte auf dem Platze gelas⸗ sen und 113 Mann sind gefangen. Wir haben 6 Todte und 30 Verwundete; der Major vom Regiment Ihrer Kaiserl. Hoheit der Großfürstin Olga Nikolajewna, Holdstein, ist am Fuße durch eine Kugel, Rittmeister von Rahden durch ein Bajonett verwundet wor— den Beide blieben ihrer Wunden ungeachtet in der Linie; außerdem sind verwundet der Lieutenant Mikulski und ein Offizier des 4hsten Kosaken⸗Regiments; 32 Pferde sind theils getödtet, theils schwer verwundet. Rittmeister von Rahden, unter dem 3 Pferde erschossen wurden, erschlug eigenhändig einen Offizier, wie man cht den Chef des Stabes des in Kaschau konzentrirten feind⸗ lichen Corps.

In der Nacht vom 23sten auf den 24. Juni übernachteten die Truppen auf folgenden Punkten: die Kavallerie bei Samos; die 4te Infanterie⸗-Division auf der großen Straße bei Moscharmani; die 5te Infanterie⸗Division auf dem rechten Ufer der Tarcza, auf beiden Seiten der alten Straße und auf einer Höhe mit der 4ten Infanterie⸗Division; die 12te Infanterie⸗Division beim Dorfe Pe⸗ ter; die Reserve (die 1ste Brigade der 11ten Infanterie-Division) vor Eperies; das Zte Infanterie⸗Corps in der Nähe von Nagi⸗— Saros, eine Abtheilung davon in Berthotfo.

In der Nacht vom 23sten auf den 24. Juni ging die Nach— richt ein, daß der Feind eine starke Stellung bei Budamer einnehme. Zu deren Angriff vollführten die Truppen nachstehende Bewegungen: Die 4te Infanterie⸗Division, von 7 Bataillonen der 11ten . terie⸗Division unterstützt, marschirte von Samos auf der Chaussee nach Kaschau. Die abgebrochene Brücke bei Samos wurde rasch für die Infanterie wieder hergestellt, die Artillerie setzte durch eine Furth. Die 12te Infanterie⸗Diviston zog mit einem Kavallerie-Regiment auf einem Nebenwege über Bogdani und Wankotsch nach Bester. Die 5te Infanterie⸗-Division marschirte über Lemes gerade gegen die budamerschen Berge, wo der Feind stehen sollte. Die Kavallerie zog zwischen der Iten und 5ten Infanterie-Division. Den Trup— pen, die auf dem rechten Ufer der Tarcza zogen, war befohlen, sich in Reserve⸗ Ordnung zu stellen, so daß der Feind in der , bei Budamer sie nicht bemerkte, damit die Ate Infan grit Dir 2 und die Reserve über Schenik, die ste Diviston über Kis Jalu ge=

r g. terte⸗ rade auf die Stellung losmarschtren könnten. Die 121 Infan 1 setzte ihre ö zum Umgehen n ,,, 5 linken Ufer der Tarcza fort. u der Zeit kam die Unfere Erup⸗ der Feind eilig . Kaschau. zurückweiche,

ein: pen besetzten diese Stadt und uahmen folgende Stellungen