1849 / 209 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

ebende geistlich⸗ weltliche Fürst, wird indeß, wie es scheint, damit 9st 66 und zugeständlicher; man weiß nicht, ob es mehr Festigkeit oder mehr Hartnäckigkeit ist; gewisser scheint es aber, daß der Ausspruch der Geschichte von der Mitte des sech⸗ zehnten Jahrhunderts an in den darauf folgenden De⸗ cennien in den Niederlanden hier wieder Anwendung finde: als es dort damals einer festen Haltung und kräftigen Hand erforderte, stellte man ein Weib an das Steuer, und als es demnaͤchst der Milde, der Nachsicht und des klugpolitischen Nachgebens bedurfte, sandte man den blutdürstigsten, 2 und starrsten Militair⸗ Despoten mit seinem Henkergefolge dahin. Es giebt wenige Men⸗ schen, die in ähnlich hoher Stellung so liebreich, gütig und wohl⸗ wollend sind als Pius 1IX., und noch weit wenigere, die durch ihre bloße Persönlichkeit auf den ersten Blick so ungemein einnehmen und gewinnen. Kardinal A. kann kein vollkommeneres Gegenstück dazu (in letzterer Beziehung wenigstens), sein, so abstoßend und unangenehm 9 seine Erscheinung, aber die Kardinals und Prä—⸗ laten⸗Canigrilla ist überhaupt und durchschnittlich dem Papste wenig ähnlich. Man kann darauf ziemlich das anwenden, was die besse? ren Geister und klarere, erleuchtetere Staatsmänner und Schrift⸗ steller von den Legitimisten Frankreichs unter Ludwig XVIII. und Karl X. sagten: Sie wollen nichts vergessen und haben nichts ge⸗ lernt! Die Zeit hat für sie keine Aarfittige, sondern thönerne Beine! Daß es noch in Rom nicht geheuer ist, muß weniger auf⸗ fallen, als daß das auch noch in Sicllien, befonbers in Palermo, der Fall ist. von Kriegsgerichts-Sentenzen und Executionen in ihrem Gefolge, aber nicht minder authentisch privatim desto mehr davon und von der bedauernswürdigen Nothwendigkeit der Strenge, wie übrigens Jeder, der das Land kennt und in die Verhältnisse eingeweiht ist, eben so leicht begreiflich findet, als er sie voraussah. s ist nicht blos die Masse des Gesindels der unter der Umwälzung freigewor⸗ denen und so frei und ungestört sich getummelten Landstreicher und Gefangenen aller Art, vom kleinsten Dieb bis zum größten Ver⸗ brecher, bösesten Galeoten (noch immer Galeerensklaven ohne Ga⸗ leeren), welche unruhig und aufsässig ist, und der man schwer Herr

Offiziell hört man zwar gar nichts

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wird, sondern auch die Exaltirten und Galligern der Galantuo⸗

mini geben noch so manches Hinderniß ab. Mit der Ent⸗ waffnung geht es gerade so langsam und schwierig vor sich, wie man voraussehen konnte; täglich schleichen sich die Ersteren, in Galantuomini travestirt und sie recht gut kopirend, herein und heran, wohl bewaffnet und noch wohler befähigt und geneigt, Böses anzustiften und zu verrichten; täglich werden aber auch de⸗ ren ei 423

mögen und ersinnen können, aus. Vergiftungs⸗Versuche kommen nicht selten vor, aber selten gelingen sie. Dies ist Alles sehr be⸗ 86 für den, welcher dle Lage der Dinge und besonders die

ösartigkeit der Bevölkerung kennt; schwer wird es ihm aber, zu begreifen, wie die elenden Finanzen der Insel so viel Stoff

zum Rauben und Fortschleppen durch die Gewaltherrscher lie⸗

ferten, und noch schwerer wird es ihm, sich vorzustellen, wie die Schulden (Aweckmäßig zahlbar) mit all den Kecla⸗ mationen, die eingehen, auf dleselben bedrängten Geldquellen der Insel liquidirt werden können und sollen. Bie Unterschleife sind abscheullch, und von der Menge und Namhaftigkeit derselben kom⸗ men immer mehrere und größere ans Tageslicht. Die nach Eng⸗ land gesandten Bevollmächtigten haben blos in der letzteren Zeit 606,000 Unzen (circa 360, 0 Reichsgulden) für sich behalten, an⸗ statt damit die Dampfschiffe zu bezahlen, die dort gekauft und ge⸗ baut wurden; und nicht blos die Leute weiteren Gewissens, soön⸗ dern auch die für ehrenhafter gehaltenen, die besten, bis zur äußersten Spitze haben sich bei ihrem Abzug und in Vor⸗ aussicht desselben recht gut versehen, um auch noch in der Zukunft von der Revolution, die einen so traurigen Ausgang hatte, untraurig leben zu können. Die Regierung hat, um den Sachen mehr auf die Spur zu kommen, damit angefangen, die Nachweise der Inkassi einzufordern; aber es wird gewiß schwer halten, ö. reichendes Licht zu erhalten. Der Oberbefehlshaber General Filan⸗ gieri, der den Alterego in Sicilien macht, ist wieder zurück nach den Bädern von Ischia gegangen, um von seinen Beinschmerzen

, Die Letzteren dagegen lassen ihre nun ziemlich ohnmächtige Wuth an den niedrigen und hohen Vertretern der re⸗ staurirten Machthaber so gut und so hinterlistig, wie sie nur ver=

Abhülfe zu finden. Die letzte Hierherkunft des Königs bezo besonders auf die Besprechungen mit ihm, welcher n fol

weck auf einige Tage hierher gekommen war. Das ihm auf drei * schenalter verliehene Majorat, Ducato di Taormina, wirft noch eher mehr, denn weniger, als 12, 000 Ducati del Regno ab.

Bon der italienischen Gränze, 25. Juli. (Wanderer) In Livorno ist ein Waffendepot entdeütt worden. In der Nacht vom 17ten zum 18ten wurden auf der Piazza Voltone allerlei Papiere mit den Aufschriften „Morte al i . Tiva l'Ita- lia“„ ausgestreut. Am 19ten langte daselbst das Dampfschiff „Ma⸗ rig Antonietta“ an. Es kam von Neapel und Tivilavecchia und führte den vielbesprochenen Padre Gavazzi an Bord, welcher 3 mit dem Auswanderungsgelüste nach Amerika tragen foll. Au das Dampfschiff „Giglio“ war von Neapel dort eingetroffen.

Das neue toscanische Preßgesetz hat einen merkwürdigen Pas⸗— sus. Jeder verantwortliche Direktor irgend eines Journales oder einer sonstigen Schrift muß wenigstens den dritten Theil der er⸗ forderlichen Caution (von beziehungsweise 9000, 6000 und 3000 Lire) als eigenes Vermögen besitzen.

Nönigliche Schauspiele.

dr, 2. Aug. Im Opernhause. S9ste Abonnements⸗ Vorstellung: Catharina, oder: Die Tochter des Banditen, großes romantisches Ballet in 2 Aufzügen und 5. Tableaux, von J. Perrot für Fräulein Lucile Grahn gedichtet. In Scene gesetzt und arran⸗ girt von derselben. Musik von Deldevẽze. Vorher: Der Empfind⸗ liche, Lustspiel in 1 Aufzuge, aus dem Französischen, von Lebrun. Anfang halb 7 Uhr. Preise der Plätze: Sgr. Erster . erster Balkon daselb dritter Rang und Balkon daselbst 15 Sgr.

Parquet, Tribüne und zweiter Rang 20 1 Rthlr. Parterre, mphitheater 75 Sgr.

——

Berliner Börse vom 1. August.

HMechsel- Course.

REries. 1425 142.

1493

1497 149 6 256 24 807 855 S843 1914 997 98 g9i⸗ 856 is 1043

Inländische Fonds, Pfandbrigf-, Kommunal Papiere und Geld- Course.

zt. Nriet. ela. Gem. zt. Rriet. geld. Ereusa. Frerv. Anl H -. 1045 Pοw. Ptdbr. 3 93 St. Schuld. Sch. 3 * Kur- u. Nm. do. 3 935 Seeh Pram. Seb 1047 8chlesiache do. 3 92

do. I. t. B. gar. 0. 3 Pr. Rk- Auth. Seck - 912

Geld.

1423 145

Kurz

2 M.. Kurz

2 Mi. 3 Mt. 2 Mt. 2 M.. 2 Mt. 2 Mt. 8 Tatze 2 Mi. 2 Me. 3 Wochen

rn, , , 150 pi. Augsburg 160 FI. 100 Thir.

Leipzig in Courant im 14 Thlr. Huss... 100 TE.

Frankfurt a. M. südd. VW Petersburg

2

100 snbl.

Gen.

HK. u. N. Schuldv. 3 Berl. Stadt- Obl. 5 do. do. 35 Westpr. Pfandbr. 3) Grossbh. Posen do. 4 do. do. 3. Ostpr. Pfandbr. 3]

Friedriehsd'or. And. Goldm. à 6h. Dis conto.

Ausländliscke Eonds.

Poln. neue Pfdbr. 4 do. Part. 500 EFI. 4 do. do. 300 FI. Hamb. Feuer- Can. 3 do. Staats- Pr. Anl - Holl. 2346 Int. 24 Kurk. Pr. O. 40th. Sardin. do. t Er. N. Bad. do. 35 FI.

Russ. Hamb. Cert. do. beiflope 3.4.8. do. do. 1 Anl. do. Stiegl. 2. 4. A.

de. do. 85. A. do. v. Rthach. Lst. do. Poln. Schatz O. do. do. Cert. L. A. do. do. L. B. 200RFI. Pol. a. Pfdbr. a. C.

r 9 . D . . .

Der Reinertraß wird nach erfolgter Bekanntm.

Eisenbahn- Actien.

Stamm- Actien. Kapital.

Rein- Ertrag. 8

Tages - Cours.

Rechnung.

in der dazu bestimmten Rubrik ausgefülli. Die mit 35 pCi. bez. Actien sind v. Staat gar.

Bors en- Zins-

Prioritäts - Actien. Kapital.

Tages - Cours.

Simmiliche Prioritäts-Actien werden durch jührliche Verloozung à 1 pCt. amortisirt.

Zins fuss.

S2 h. SI bæ. 68 6. g47 4. 57 bz 132 6

Berl. Anh. Lit. A. B. 66, 000, 000 do. 4 .... 8, 000,000 do. Stettin - Starg.. 4, S2d, 000 do. Pots d. Magd... 4, 000, 000

Magd. Halberstadt .. 009

dG. Leipziger. ....

Halle Thüringer. ....

Cõln - Minden ö do. Aachen . . ......

Bonn - Cõln. .... ......

Düsseld. - Elberfeld. .

Steele Vohwinkel ..

Niederschl. Märkisch.

do. Zweigbahn

Oberschl. Lit. X;. 3

do. Litt. B.

Cosel Oderberg ....

Breslau - Freiburg. . .

Krakau Obers ch...

Berg. Märk. ..... ...

Stargard - Posen

Brieg - Neisse. . ... ...

Magdeb. Wittenb. . ..

2 E

553 6 S6 6 165 6

635 B

36 B.

774 6.

32 R.

100 G. 100 B. 100 . 1005 6.

* 3 2

S 8 R

=

233 3

S N RS - - 3 . 3553333 ; * 3333333 6 . . . . . . , , e . . .

ö. .

3 55

Eklil ll dell lll 8

CQuiiiungs - Rogen. Aachen Mastricht .. Aus länd. Actien.

Friedr. Wilh. Nordb. . do. Prior. .. ö.

Schluss-Course von Cöln-Minden S64

90 6. 953 B. 95 6.

S7 8.

1, 411, So d bb, C00 1, 0b, 000 2. 367. 200 3. 132. 800

bb, 000

, , .

C · .

; pot Mag .

o. . do. Litt. D. Stettiner ... . .. . Magdeb. · Leipziger .. Halle · Thüringer. ... Cöln . Minden.. ...... do. do. Rhein. v. Staat gar. do. 1. Priorität.. do. Stamm -Prior. Düsseldorf- Elberfeld. Niederschl. . 9. III. Serie. Iweigbahn do. do.

Oberschlesische Krakau- Oberschl. .. Cosel - Oderberg. ... Steele - Vohwinkel .. do. do. II. Ser. Breslau - Freiburg. .. Berg. - Märk. . . ......

S de, , = e, e.

.

3b0. O0 260. 066 326, 660 575, 000 100, 000 0b, 000

G GG g . m . en en , = =

Ausl. Stanim- Aci.

Börsen- Zinsen Reinertr.

1848,

2. 050, 000 6, 500, 10 4, 300, 000

Kiel - Altona.. 4 Amsterd. Rotterd. Fl. Mecklenburger Thlr.

0 111

31 B.

von Ereussischen Bank-Antheilen gz ba. u. 6G.

Ereufs. Eonds anhaltend begehrt und sreigsna, in Foisge dessch zue Fissmemmn T

ctien heute höhere Course bedangen. 5proz. freiw. Anleihe 104 pez. u. Gd.

Auswärtige Börsen.

Breslau, 31. Juli. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 96 Gld. Friedrichsd'or 113 Br. Louisd'or 1125 Br. Polnisches Papler⸗ 6 A4 4 bez. Oesterr. Banknoten Sb Br. Staatsfchuldscheine

345 bez. Seehandlungs⸗Prämienscheine 2 50 Rthlr. 9963 Gld. Vosener Pfandbriefe 4 proz. 987 Gld., do. 33 proz. S6 bez. Schlesische do. Zzproz. 92 4 bez. u. Br., do. Litt. B. 4proz. 95 bez., do. Zz proz. 877 Br.

Poln. Pfandbr. alte proz. 93 Gld., do. neue 4proz. 933 Br., do. Partial-⸗Loose a 300 Fl. 1093 Br., do. a 500 Fl. 75 Br., do. Bank ⸗Certif. a 200 Fl. 135 Gld.

Actien: Oberschlesische Litt. A. u. Litt. B. 1005 Br. Bres⸗ lau⸗Schweidnitz Freiburger 8, Br. Niederschlef. Märk. 77 Gld., do., Prior. 1015 Br., do. Ser. III. 987 Br. Ost⸗ Rhein. (KKöln⸗Mind.) 57 Gld. Sächs.⸗-Schles. (Dresden⸗ Görlitz) S5 z bez. Neisse⸗Brieg 347 Br. Krakau⸗Oberschl. 59 59 bez. Friedrich Wilh. Nordb. 39 bez.

Wien, 30. Juli. Met. proz. 933, , 4. 4proz. 74, 75. 2tKproz. 19, 197. Anl. 34: 154, 1545. 39: 56 z, 97. Nordb. 112, 1115, 112. Gloggn. 107, 108. Mail. 77, 775. Pesther 738, 74. B. A. 1060, 63, 65. Wechsel⸗Course. Amsterdam 167. Augsburg 119. Frankfurt 119. Hamburg 1763. London 12. ian . e, . 4 und Eisenbahnen beliebt und höher. und Gold zu . Preisen , .

Leipzig, 30. Juli. Leipz. Dr. P. Oblig. 102 G. Lei . 23. i k. . Dresd. *. A. 100 ng Ii , gn.

G. Schles. 7843 G. Chemnitz Riesa 22 G. Magdeb. Leipzig . ,, . r B mi, n, r., 81 G. Altona Kück 3. r 3 B. A. 1083 Br., 1077 G. Preuß. B. A.

Fremde Valuten

Augsburg 100 Fl. E. k. S. 11935 G.

Frankfurt a. M., 30. Juli. Von Fonds waren an heu⸗ tiger Börse die 3proz. Spanier, österr. Loose zu etwas besseren Preisen gefragter, österr. Actien, 5⸗ und 21 proz. Metalliques wur⸗ den unter der gestrigen Notirung abgegeben. Alle übrigen Fonds und Eisenbahn-Actien blieben unverändert, zum Theil etwas matter. Das Geschäft war im Ganzen wenig belebt.

Oesterr. sHproz. Metall. 777 Br., 775 G. Bank -⸗Actien 1076 Br., 1079 G. Baden Partialloose a 50 Fl. 507 Br., 56 Gld., a 35 Fl. 27 Br., 273 Gld. Hessen Partialloose a 46 Rthlr. 2835 Br., 283 G. Sardinen 275 Br., 27 G. Darmstadt Par⸗ tiallose a 50 Fl. 689 Br., 67 Gld.; do. a 25 Fl. 2235 Br., 223 Gld. Spanien Z3proz. 2 Br., 263 Gld. ;

Wechsel. ;

Amsterdam 190 Fl. C. k. S. 1003 Br., do. 2 M. 1003 Br. Berlin 60 Rthlr. C. k. S. 10565 Br,, 105; G. Bremen 560 Rthlr. in Ld. H. S. 985 G. Hamburg 109 M. B. k. S. 875 Br., do. 2 M. S875 Br. Leipzig 60 Rthlr. C. k. S. 1055 Br., 1655 G. London 10 Pfd. St. k. S. 1205 G., do. 2 M. 1205 Br. Lyon 200 Fr. k. S. 956 Br. Paris 200 Fr. k. S. 907 Br. Mailand 250 Lire k. S. 190 Br. Wien 160 Fl. C. M. 26 91. Fuß 991 Br., 997 G. Diskonto 15 Br. ö

SDamburg, 30. Juli. Z33proz. p. C. S1i7 Br., 81 G. E. R. 102 Br. Stiegl. 82x Br.R, 823 G. Dän. 68 Br. Atd. 1173 Br. Z3proz. 253 Br., 253 G. Hamburg-Berlin 687 Br., 68 G. Ber⸗ gedorf 89 Br. Magdeb. Wittenberge 51 Br., 503 G. Altona⸗ Kiel 97 Br., 9663 G. Mecklenburg 355 Br.

h . Course wenig verändert, und der Umsatz nur unbe⸗ eutend.

Paris, 29. Juli. An der kleinen Börse in der Passage⸗/ d' Opera wenig Geschäfte: 6J6 87. Ss 0. Gestern standen sie 87. 80. Die Erklärung des Finanzministers in der Kammer hat nicht den erwarteten ifo, in den Börsengeschäften gehabt.

Amsterdam, 29, Juli. Sonntag. Effekten- Sozietät. 45 Uhr. Bei geringem Geschäft wurden heute pan. 3 proz. in⸗ 1 che zu 266, , Franz. Zproz. zu 503 und Mex. zu 27, ge⸗

Madrid, 24. Juli. Zproz. 263. ——

Martt⸗ Berichte.

Berliner Getraidebericht vom 1. August. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt:

Weizen nach Qualität 57 - 62 Rthlr.

Roggen loco und schwimmend 273 a 293 Rthlr. bez. pr. Aug. Sept. 275 a 27 Rthlr. verk. Sept. /Oktbr. 2385 a 285 Rthlr. verk. pr. Frühjahr 31 Rthlr. bez. u. G.

Gerste, . loco 24 a 265 Rthlr.

. leine fehlt.

Hafer loco nach Qualität 175 -— 20 Rthlr. . Sept. Mktbr. 48pfd. 17 Rthlr. verk.

» 50 pfd. 18 Rthlr. Br., 177 G.

Erbsen, Kochwaare 30 32 Rthlr. Jutterwaare 28 30 Rthlr.

Rüböl loco 137 Rthlr. Br., 133 bez.

» pr. Aug. MSept. 137 Rthlr. Br., 135 G. Sept. en 133 Rthlr. b 1335 G. DOktbr. Novbr. 133 Rthlr. Br., 137 G.

» Novbr. /Dezbr. 137 Rthlr. Br., 135 G.

Leinöl loco 103 Rihlr. Br. pr. Aug. / Septbr. 105 Rthlr. Br.

Mohnöl 17 Rthlr.

Hanföl 13 Rthlr.

almöl 133 a 13 Rthlr. üdsee⸗Thran 115 Rihlr. Br.

Spiritus loco ohne Faß 163 Rthlr. verk. pr. Aug. Sept. 16 Rthlr. verk. u. G. Sept. / Oktbr. 169 Rthlr. Br., 165 G.

Mit allen Getraide⸗ Arten heute flauer. Rüböl etwas besser bezahlt. Spiritus unverändert.

*

Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei. ; Beilage

Frankreich.

Beilage zum Preußischen Staats-Anzeiger.

Inhalt. Deutschlan d

Oesterreich. Wien. Cirfular an die Landwirtheder Bukowina. Die

Mailand⸗Como- Bahn. Unterwerfung Haromszel's und der Csik. Ausland.

Oesterreich. Pesth. Stand der Dinge auf dem großen Kriegsschau⸗ platz. Czernowiez. Die romanischen Freischaaren. Von der Drave⸗Mündung. Kossuth und der Banus. Essegg. Erstür⸗ mung von Mohacs und Gefecht bei Bata. Berg amo. Landsturm gegen Räuber und Deserteurs⸗Banden. .

Paris. Bemerkungen über die in Hamm vom Präsi⸗

denten der Republik gehaltene Rede. Versammlung bei Cavaignac.

Wissenschaft und Kunst. Verein für mittelalterliche Kunst.

Auswärtige Börsen. Eisenbahn⸗Verkehr.

ö **

Uichtamtlicher Theil. Dent seh land.

Hesterreich. Wien, 29. Juli. Der provisorische Landes— Chef der Bukowina hat nachstehendes Cirkular an die Landwirthe dieses Kronlandes erlassen:

An sämmtliche Gemeinden! In den nächsten Tagen kommt die Zeit der Einfechsung aller Fruchtgattungen, die uns der Himmel im heutigen Jahre so reichlich geschenkt hat. Um jedoch Alles in der Hülle und Fulle einzubringen, die uns der gütige, Gott bescheert hat, ist es noth— wendig, die Hände zur rechten? Zeit und in gehöriger Zahl ans Werk zu legen. Die verflossenen zwei Jahre liegen noch zu nahe hinter uns, als daß alle jene Kalamitäten vergeffen sein?'könnten, welche hier und da der Mangel an Nahrungsmitteln herbeiführte. Hungersnoth, Krankhei⸗ ten und sonstiges Elend haben ausgedehnte Gegenden unserer sonst so ge— segneten Bukowina heimgesucht. Der Himmel lächelt uns diesmal, und ist auch die Heuschreckenbrut, die in den Gegenden zwischen dem Pruth und dem Dnister sich eingenistet, eine neue Plage, so wird man doch dei den im Werke befindlichen Maßregeln zu ihrer Vernichtung dieser Kalamität ohne bedeutenden Schaden Heir werden, und die übrigen Landstriche haben sich bis jetzt nur frohen Aerndtehoffnungen zu erfreuen? Eine Gefahr ist vorhan⸗ den, daß nämlich die ausgedehnten Fruchtfelder, welche im Besitze der ehe⸗ maligen Grundherrschaften sind, zur Aerndtezeit nicht genug Arbeiter finden werden, um das Geschenk Gottes einzubringen, weil hler und da die Land— leute aus Trägheit oder Uebelrathen die Arbeit gegen einen angemessenen Ta⸗ geslohn verweigern, oder so hohen Lohn fordern, daß damit der Werth der Früchte gauz verloren ginge. Die Landleute von solchem Handeln abzumahnen, das ihnen namhaften Erwerbsverdienst entzöge und gewissenlos dle Gabe Goltes der Zerstörung preisgäbe, ist der Zweck dieser wohlmeinenden Ansprache. Landleute! Ihr seid durch die Gnade unseres Kaifers von der drückenden Robot enthoben. Den Vortheil hierfür habt ihr in der Möglichkeit, eure eigenen Felder nun besser zu bebauen und eure Muße durch Lohnarbeit auszufüllen, die auch einen Nothpfennig sichert. Seid arbeitsam, und die Noth wird nie bei euch einkehren. Die ehemaligen Grundherrschaften, als Besitzer ausgedehnter Felder, brauchen eure Hände und bieten euch um einen billigen Taglohn einen reichlichen Erwerb. Ueberspannt eure Forderungen nicht, denkt, daß auch darin ein schändlicher Wucher liegt, wenn man für die Darleihnng seiner Arbeitskraft übermäßigen Preis forbert, und es wäre nur zu eurem eigenen Nachtheile. Man würde Arbeiter aus dem nahe be— völkerten Galizien beziehen, welche um billigeren Lohn sich verdingen, man würde die Zahl der eigenen Knechle vermehren, ihr würdet also den Verdienst eurer freien Stunden verlieren, und Andere würden die Früchte des Arbeits ver= dienstes gewinnen, der euch vorbehalten wäre. Denn denkt daran, daß Viele von euch Vorschüsse von den Grundherrschaften auf Abarbeitung genommen haben. Diese Vorschüsse müßt ihr tilgen, dies gebictet die Pflicht des ehrlichen Mannes. Wenn euch also die Grundhexrschaften mahnen, so sindet euch willig ein und arbeitet, denn jeder Tag Arbeit wird zu billigem Preis ver- anschlagt, eure Schuld mindern und, auch die größten Vorschuͤsse tilgen. Denkt, wie lohnend das Bewußtsein für euch ist, wenn ihr die Schuld zu⸗= rückgezahlt und noch einen Ueberschuß gewonnen habt. Die Gründherr= schaften werden euch nicht verkürzen. Ehrlich thun ist ihr Wahlspruch. Man wird euch den gewöhnlichen Taglohn zahlen nach sreiwilligem Ein- verständnisse mit euch, denn nicht Zwangsarbeit wird von euch gefordert. Beherziget diese Ansprache eures Kreishauptmannes der nur euer Wohl will und der überzeugt ist, daß ihr im eigenen und im Interesse des Ali— gemeinen seinem Rathe und seiner wohlmeinenden Erinnerung Gehör geben werdet. Tschernowitz, 29. Juni. Edu ard Bach, Kaiserlicher Kreishaupt— mann und prov. Landeschef des Herzogthums Bukowina.“ .

Hierzu bemerkt die Wiener Zeitung: „Die gleiche Er— scheinung von Arbeitsverweigerung, welche den vorstehenden Erlaß hervorgerufen, hat sich auch in Galizien bemerkbar gemacht und findet in den besonderen Verhältnissen des Landes ihre Erklärung. Eine durch Jahrhunderte zu übermäßiger Frohnarbeit angehaltene Landbevölkerung lernte die Arbeit nicht in freier Selbstbestimmung, als Mittel der, Verbessung ihrer Lage lieben. Tiefe soziale und politische Zerwürfnisse, geschärft durch Druck und Abhängigkeit, hat⸗ ten die Kluft zwischen Grundherrschaft und Unterihan immer mehr erweitert und dem letzteren einen hohen Grad von Abneigung und Mißtrauen eingeflößt. Die Bewegungen des vergangenen Jahres waren nicht dazu geeignet, mit der Aufhebung des Unterthansver⸗ bandes auch alle Spuren und Erinnerungen desselben aus den Ge— müthern verschwinden zu machen. .

Unter solchen Verhältnissen kann es nicht überraschen, daß freiwillige Verabredungen über Lohn und Arbeit zwischen der ehe— maligen Grundherrschaft und den Landwirthen nur schwer zu Stande kommen, da das Vertrauen fehlt, welches den Abschluß er⸗ leichtern sollte. Der befreite Landmann meidet im Gegentheil den Kontrakt mit dem früheren Herrn, und hegt die Besorgniß, daß selbst entgeltliche Leistungen zum Vorwande neuer Ansprüche und Verpflichtungen genommen werden könnten. Aus diesem Umstande kann für manchen größeren Grundbesitzer Verlegenheit entspringen, die erforderlichen Arbeitskräfte zur Einbringung der Aerndte auf⸗ zubringen, eine Verlegenheit, die vorzüglich diejenigen verschuldeten, die so geschäftig waren, den Bauer in Aufregung und Besorgnissen zu erhalten, die sich bemühten, die Zuversicht in das Kaiser—⸗

liche Wort zu untergraben, und die Wiederkehr der Ro⸗

bot, und Unterthänigkeit dem Landmann in Aussicht zu stellen. Unter solchen Verhältnissen wird es die Pflicht der Regierung, durch Belehrung vermittelnd einzuschreiten, und durch ihre Kraft und Redlichkeit den vormals Gebrücklen Verkrauen und Zuvensicht in seine neue bessere Lage einzuflößen.

Es versteht sich dabei von selbst, daß der Landmann eben zum Bewußtsein gebracht werden muß, daß die Arbeitsleistungen aus einem freiwilligen entgeltlichen Vertrage hervorgehen, daß es in

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Donnerstag d. 2. August.

Niemandes Recht liege, diese Natur der Leistung zu ändern, und daß daher von einem zwangsweisen Verhalten des Landmanns zu Aerndte⸗Arbeiten in keinem Falle und unter keinem Votwande vie Rede sein dürfe. Eine von dem galizischen Landes-Präsidium in wohlwollender Absicht erlassene Belehrung des Landvolkes über die⸗ sen Gegenstand kann jedoch ihrer Fassung nach die Besorgniß hervor⸗ rufen, als ob unter gewissen Fällen ein zwangsweises Verhallen des Land⸗ mannes zu entgeltlichen Arbeiten für die vormalige Grundherrschaft ein⸗ treten dürfte. Das Ministerium, die bedenklichen Folgen erwägend, die eine solche dem Gesetze nicht entsprechende Auffassung hervorzurn⸗ fen nicht verfehlen wuͤrde, hat sich beeilt, dem galizischen Landes⸗ Chef die bestimmte Weisung zukommen zu lassen, daß mit Rücksicht auf die von Sr. Majestät feierlich verbriefte Gleichstellung des Grund-

besitzes und aller Staatsbürger vor dem Gesetze, bei Aufbringung

der zur Einsammlung der Aerndte nöthigen Arbeiter lediglich das freiwillige Einverständniß zwischen Arbeltsuchenden und Arbeitge⸗ bern maßgebend sei und hierbei in keiner Weise und in keinem Falle ein Zwang stattfinden dürfe, und daß namentlich in diesem Sinne die geeignete Erläuterung der erlassenen Kundmachung ohne Verzug hinauszugcben sei.“

In der letzten Generalversammlung der Actionaire der Mai— land⸗Como⸗Bahn wurde die Abtretung dieser Bahn an den Staat mit großer Stimmenmehrheit beschlossen und eine Kommission er— nannt, welche diesseits in Unterhandlung mit den betreffenden Be— hörden treten sollte. „Die Bahn von Mailand nach Eomo,“ sagt die Prag. Ztg., „dürfte nach ihrer Vollendung eine der besuch— testen Bahnen des europäischen Festlandes werden; sie berührt das gewerbsthätige Monza, durchschneidet den südwestlichen Theil der äußerst dicht bevölkerten und reizenden Brianza und mündet an dem herrlichen Comerser, von welchem vier große Straßenzüge über den Stelvio nach Tyrol, dann über den Splügen, St. Bernhard— und den St. Gotthardsberg nach der Schweiz führen.“

Aus Bukarest vom 16. Jull wird dem Eonst. Bl. a. B. ge— schrieben: „In Haromszek, so lauten die Nachrichten, ist durch die Energie des kommandirenden Generals von Lüders Ruhe einge— treten. Schon am 9. d. M. hatte Se. Excellenz nach der Besetzung von St. György an die bewaffnete Macht von Csik, György und Haromszek, so wie an die gesanmte Bevölkerung des Szekler-Lan—⸗ des eine Proclamation erlassen und diese aufgefordert, binnen 14 Tagen alle ihre Waffen bei der in St. György aufgestellten Kom— mission niederzulegen, und in ihre Wohnörter zurückzukehren, wi⸗ drigens all' ihr Hab und Gut konfiszirt, und sie insbeson— dere bestraft werden würden. Wir erfahren nun aus ver— läßlicher Quelle, daß die, Csik ihre Unterwerfung angebo— ten und sich verpflichtet habe, ihre Anführer auszuliefern. Ueber den Aufenthalt Bem's weiß man mit Gewißheit nichts. Die Vermuthung, daß er bei Maros Vasarhely sich konzentrire, behält bis jetzt noch die Oberhand, und dahin soll General Lüders seinen Marsch zu richten gesonnen sein, während das gestern mit seiner letzten Kolonne vollstaͤndig in Kron⸗ stadt über den törzburger Paß aus der Walachei eingerückte Kaiserl. siebenbürgische Armee Corps unter Graf Clam-Ballas, seinen Rücken deckend, die vollständige Unterwerfung und Pacifizirung des Szekler-Landes u. s. w. bewirken wird. Heute eirkulirenden Ge— rüchten zufolge soll auch Herrmannstadt von den Ungarn bereits verlassen und vom General Engelhardtschen Corps besetzt worden sein. Offiziell ist jedoch hierüber noch nichts bekannt; dagegen sprengen die hiesigen zahlreichen Magyatomanen aus, daß Temes var die Waffen gestreckt habe. Graf Kinski und Graf Sternberg, Rittmeister in der Kaiserl. Armee a. D., haben sich als Freiwillige zur aktiven Armee unter Graf Clan- Gallas gestellt, und passiren eben diesen Augenblick in dieser Bestimmung hier durch.“

Uf us lea nnd.

Oesterreich. Pe sth, 25. Juli. (C. Bl. a. B.) Ueber den eigent⸗ lichen Stand der Dinge auf dem großen Kriegsschauplatz schweben wir zwar in Unwissenheit, doch scheint es sehr wahrscheinlich, daß die numerische Hauptmacht der Ungarn an der Theiß konzenttirt sei; und daß es daher in diesem Flußgebiete, vielleicht bei Szege⸗ din, zur letzten, entscheidenden, Gott gebe, für Oesterreich sieghaf—

ten Schlacht kommen werde und müsse. Görgey dürfte mit den magyarischen Kerntruppen sein altes Schachbrett in Nord-Ungarn betreten haben und Willens sein, seine früheren langbeinigen und künstlichen Märsche und Contremärsche aufs neue zu beginnen, falls nicht die russische Garde seinen Kreuzzügen als Mauer von Bajonnetten ein plötzliches Ende macht, was jedoch einstweilen noch unter die pia desideria gehört. (Ein preßburger Korrefpondent der Pre sse will von Flüchtlingen gehört haben, daß Görgey am 22sten in Kaschau eingerückt sei Die weiteren Bewegungen der Russen sind in noch dichteren Schleier gehüllt. Nach Einigen soll das Hauptquartier des Grafen von Eriwan in Gyöngyös sein und es kürzlich bei Tura ein Scharmützel abgesetzt haben. Gewiß ist es, daß einige Wagen mit Verwundeten aus jener Gegend kamen. Jedenfalls befindet sich der bei weitem größere Theil der ungarischen Kron— länder in österreichisch⸗russischen Händen, was schon in Anbetracht der dadurch unmöglich gewordenen Rekrutirung en gros als ein bedeutender Sieg zu betrachten könmt. Die Kaiserlichen Offiziere sind vortrefflichen Muthes, in der Armee herrscht ein schöner Geist, und allgemein theilt man die Hoffnung im Heere, daß die unga⸗ rische Tragödie bis Ende August ausgespielt sein werde. Desto mehr Kleinmuth regiert in Budapesth. Gestern wurde ein zweiter ertapp⸗ ter Honvéed erschossen. En diente vor den März- und Oktobertagen als Feldwebel in der Kaiserlichen Armee. Bruch seines Fahnenschwures und Desertion zur ungarischen Trikolore machten ihn dein Kriegsge⸗ richte verfallen. Viele Sensation erregte die in feierlichem, war— nenden Ton gehaltene Proclamation, welche Se. Excellenz der Feld—

zugmeister Haynau gestern Abends an die Bewohner von Pesth⸗

Ofen erließ. Der letzte Theil dieser Proelamation machte auf die hiesige Bevölkerung einen um so größeren Eindruck, als man nun aus dem Munde vieler durch Verkleidung der Gefangenschaft ent⸗ angenen Kaiserlichen Offiziere der ofener Mai⸗Garntson mit Be— en weiß, daß General Hentzi nur durch die fast kniefällige Bitte des gesammten Offizier-Corps jener Besatzung davon abge⸗ bracht werden konnte, das verrätherische Pesih durch vierundzwan⸗ zig Stunden zu bombardiren und mit Pechkränzen zu schmücken. Es ist daher kaum glaublich, daß irgend eine Emeute Platz grei⸗ fen werde, obgleich gewiß Emissaire der rothen ungarischen und zu⸗ künftigen polnischen Republik noch immer im En f die Gemüther bearbeiten. Heute ist das Hauptquartier abgegangen. Das Ar⸗ mee⸗Corps des tapferen General Schlick wird stuͤndlich erwartet. Bei der Affaire bei Vadkert soll eine große Menge Honved Offi⸗ ziere gefallen sein.

Czernowiz, 21. Juli. Die gestern wieder . Bu⸗ kowina enthält in einem Schreiben aus Bucharest olgende Nach⸗ richten über die romanischen Freischagren in Siebenbürgen: Die romanischen Freischaaren unter der Führung der tapferen Präfek⸗ ten Abraham Janku, Johann Butian, Peter Dobra (alle Drei ihres Berufes Advokaten) Axentius Sever (absolvirter Theology und Simeon Valint (Pfarrer und Familienvater), verstärkt durch alle wehrfähigen Romanen, denen es noch im März gelungen war, sich in das Gebirge zu flüchten, haben nicht nur zur Behauptung der Festungen Karlsburg und Deva wesentlich beigetragen, son⸗ dern schützen auch jetzt noch das ganze westliche Gebirge Sie⸗ benbürgens gegen jeden Einfall der Insurgenten. Bekannter⸗ maßen hat dieses Gebirge vom strategischen Gesichtspunkt aus große Bedeutung, und dies erklärt uns die häufigen Angriffe, welche die seit vier Monaten dem Schutze des Himmels überlassenen Romanen zu bestehen hatten. So wurden sie in den letzten Tagen abermals von den Ungarn, und zwar von zwei Bataillonen In⸗ fanterie, unterstützt durch etwas Kavallerie und einiges Geschütz, angegriffen, die jedoch von den aus den Engpässen zwischen den Städten Zalatna und Abrud hervorbrechenden Romanen plötzlich überfallen, gon allen Seiten umzingelt und derart aufgerieben wurden, daß von der feindlichen Truppe nur etwa 14 Mann in die Ebene entkommen konnten. Bei dieser Gelegenheit erbeuteten die Romanen 3 Kanonen und 1 Haubitze. Diese Erfolge mögen denjenigen, die weder diese Gegend, noch den Eharakter der Be⸗ völkerung kennen, fabelhaft erscheinen, und sie dürften es schwer begreifen, wie es den Romanen möglich geworden, sich so lange gegen die bedeutende Uebermacht der Ungarn zu behaupten. Es muß aber bemerkt werden, daß diese romanischen Guerillas nicht, wie der gewöhnliche Landsturm, blos mit Lanzen bewaffnet sind, vielmehr in ihren Reihen mehr als fünftausend wohlgeübte Schützen zählen, die ihren Mann selten verfehlen.“

Von der Drave⸗Münldung, 23. Juli. (Const. Bl. a.

B.) Während vielseitige Gerüchte wissen wollen, daß Feldmarschall⸗

Lieutenant Schlik gegen Mohacz zur Verstärkung der Süd⸗ Armee

anrücke, hält ein anderer wackerer „Schlik“, das Kriegsdampfschiff nämlich, mit 2 mächtigen Batterieen an unserer Drave-Mündung

die Wacht. In seiner Umgebung ankern 6 Dampfschiffe, welche

statt der bisherigen Seitengeländer mit Brustwehren aus Eichen⸗

stämmen und an jeder Seite mit 2 Kanonen versehen sind. Man mußte sie aus dem niederen Wasserstande der Drau bringen, weil sie eine größere Tiefe brauchen und bei etwaniger Kriegsgefahr bei Essegg nicht flott gemacht werden könnten. Die Dislocation hat keinen anderen Grund. Die Insurgenten haben am 19ten früh einen Sturm auf die Schanzen von Vilovo im Tschaikisten-⸗Bataillon und Nachmittags aus Perlaß auf Knikanin's Verschanzungen zwi— schen der Theiß und dem Bega⸗Kanal gemacht, wurden jedoch auf beiden Punkten mit großem Verluste zurückge⸗ worfen. Kossuth soll nach Einigen in Peterwardein, nach Anderen in Panesova gewesen sein, wovon keines verbürgt ist. Gewiß ist es jedoch, daß er mit dem Pascha in Belgrad in einem lebhaften Verkehr steht. Schläft denn unsere Diplomatie in Kon— stantinopel? Oder will man den Insurgenten das Thor in die Türkei öffnen? Das Letztere würde nur die gräßlichste Verwüstung Slavoniens zur Folge haben; denn wenn die Insurgenten aus ihrer Heimat hinausgedrängt werden sollen, so wird sich, so weit wir ihre Barbarei kennen, ihre Rache im Sengen und Brennen offenbaren. Zum wiederholten Male lauft die Privatnachricht ein, daß Se. Excellenz der Ban von Ruma nach Irek gegangen sei, um der Cerni— rungstruppe von Peterwardein näher zu sein. Uebrigens sind jetzt die Dislocationen einem großen Wechsel unterworfen, weil man nicht weiß, was der nächste Tag bringt. Aus Essegg ist ge⸗ stern eine Diviston Kavallerie gegen Warasdin zu abmarschirt. Alle Bo—⸗ nauübergänge sind stark besetzt. Zwischen der Linie und der Gränztruppe ist eine Spannung eingetreten, die jedoch vorübergehend sein wird. Die ersten und zweiten Gränz⸗Bataillone sind unstreilig brave Krieger,

einzelne Bataillone sogar ausgezeichnet, nur die anderen sind we⸗

niger dressirt und halten mit der Linie keinen Vergleich aus. Daß

bei der letzten Affaire unsere heldenmüthigen Küraͤssiere viel gelit?

ten haben, wird vielleicht durch andere Berichte schon bekannk ge⸗

worden sein. Sie haben die Armee dadurch, daß sie dieselbe deck⸗

ten und Ottinger den Uebergang über den Kanal leitete, während

Verwirrung über Verwirrung herrschte, von einem noch größeren

Verluste bewahrt. Heute erzählen Durchreisende abermals? von

einer nachmittägigen Kanonade, aber nicht in der Richtung gegen

Peterwardein, sondern auf einem nördlicheren Punkte. Urber die

wiener Aulisten, die, 16 an der Zahl, bei Wilhelm als Offiziere

dienen, hören wir vielseitig nur das Rühmlichste, und es bewährt

6 auch hier das Sprüchwort, daß der Rock den Mann

macht.

Essegg, 23. Juli. (Agram. Ztg.) Am l6ten d. hat der tapfere Major Henriquez vom Warasdiner-Kreutzer Regimente, der schon mehrere gelungene Streifzüge am rechten Donauufer zwischen Essegg und Mohaes ausgeführt, mit drei Compagnieen des Wa⸗ rasdiner-Kreutzer fünften Bataillons, einer Eskadron Banderial— Husaren, einem Flügel Max Ferdinand Chevauxlegers und vier sechspfündigen Kanonen den militairisch wichtigen Ort Mohaes mit Sturm genommen, wobei mehrere Gefangene gemacht wurden. Unser Verlust war unbedeutend, dagegen der des Feindes beträcht— lich, weil eine ganze Plätte mit Honveds, welche sich auf das link; Donauufer retten wollten, mitten auf der Donau un— terging und nicht ein Mann sich retten konnte. Am 22. d. sandte Major Henriquez ein Streif⸗Kommando unter Führung des Ritt— meisters Baron Fleisner vom Banderial-Husaren-Reglmente nach Bata an der Donau, um sich von der Stärke des dort angekom⸗ menen Feindes zu überzeugen. Dieser kühne Offizier stieß bei Bata auf den vorrückenden Feind, griff denselben mit Ungestüm an, warf die 700 Mann starke Infanterie, dann 60 tolnauer Husaren und 40 Czikosen über die Donau und besetzte Bata, welches während des Gefechtes an drei Orten in Brand gerieth, daher von unserem Streif⸗Kommando verlassen wurde, um bei der Haupttruppe zu Mohacs wieder einzurücken. Wir hatten zwei Todte und einen schwer Verwundeten.

Bergamo, 17. Juli. (Prag. 3.) Die Banden von Räu— bern und Deserteuren, welche unserẽ Provinz beunruhigen, sind so zahlreich und die von ihnen verübten Unthaten so häufig, daß der Kaiserliche Feldmarschall⸗Lieutenant Baron Appel, Kommandant des Zten Armee⸗-Corps, die Errichtung einer Art von Landsturm bewilligt hat. Es wurde nämlich gestattet, daß beim Erscheinen einer solchen Bande in der betroffenen Gemeinde vie Sturmglocken geläutet werden dürfen, um sowohl die schnelle Hülfe der bewaff⸗=

neten Macht zu erlangen, als auch die Bewohnerschaäft der w,, . gend aufzurufen, da es im Interesse Aller liegt, durch kräftige