1849 / 219 p. 4 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

je Reichs ⸗Bersammlung einlegen können, nachdem es die selbe ange ger sie r ,, hat. Nach meiner früher schon ausgesprochenen An- sicht wäre der ganze Streit mit der Zerstörung des Sitzungssaales der so⸗ genannten Reichs Versammlung gar nicht vorgekommen, denn ich hätte sie ar nie hierher gelassen, ich hätte sie gar nie ihren Sißungssaal machen assen. Nachdem aber das geschehen ist, bin ich der Meinung, daß wir diesen letzten Gegenstand, inwiefern eine Beschädigung angerichtet wor- den ist und inwiefern er überhaupt zu unserer Cognition gekom- men ist, liegen lassen, um so mehr, als auch von dem Herrn Abgeord⸗ neten von Besigheim hier in der Kammer erklärt wurde, daß eine Civilklage dagegen anhängig sei; ich glaube, wir sollten diesen Gegenstand ganz ru= hen lassen, nicht, weil ich damit die Handlungsweise billigen will; ich bil⸗ lige, daß man die Reichs⸗Versammlung nie mehr hat Sitzungen halten las⸗ sen, aber nicht, daß man das Sitzungs⸗Lokal hat zusammenreißen lassen; es wäre gerade so gut gewesen, wenn man Truppen davor hingestellt und Niemand , n hätte. Das Resultat der Abstimmung, Annahme der Kommissions-Anträge, ist bereits mitgetheilt worden.

Baden. Rastatt, 3. Aug. Unter den zu Rastatt gefun⸗ denen Papieren befand sich auch nachfolgender Brief des Professors Tiedemann in Heidelberg an seinen Sohn, den ehemaligen Komman⸗ danten von Rastatt:

„Heidelberg, den 16. Juli 1849. Mein Sohn! Mit wahrer Betrüb⸗ niß, muß ich offen bekennen, habe ich Deine Zeilen vom 13. Juli erhalten, die mir leider die traurige Gewißheit brachten, daß Du Dich in Rastatt befindest. Bisher hielt mich das Vertrauen zu Deiner Ehrenhaftigkeit und Besonnenheit ab, der in öffentlichen Blättern verbreiteten Nachricht, daß Du Kommandant in Rastatt seiest, Glauben zu schenken. Sehr schmerzhaft hast Du mich aus dieser Täuschung gerissen.

„Gleich bei Deiner Ankunft aus Griechenland, da gewissenlose und durch Wahnsinn verblendete Demokraten Dich und Deine militairischen Kenntnisse in der revolutionairen Bewegung zu benutzen gedachten, habe ich Dich aufmerksam gemacht, daß es sich dabei nicht um die Aufrechthaltung und Vertheidigung der deutschen Reichsverfassung und um die Erlangung der Einheit und Macht des theuren deutschen Vaterlandes handle; es

elte vielmehr der Durchführung der rothen Republit. Im vorigen Jahre hattest Du den schändlichen Einflüsterungen des ehrgeizigen Hecker kräftig widerstanden; ich bestürmte Dich daher mil Bitten, auch jetzt Wider⸗ stand zu leisten und Deinen Namen und Deine Ehre nicht durch Theil⸗ nahme an einer schlechten Sache zu beflecken. Wenn meine Bitten und vorgebrachlen Gründe Dich nicht uͤberzeugt und auf dem rechten Wege zu erhalten värmochten, so wird die Bekanntmachung des kurzsichtigen Brentano, die ich zur Notiz beilege, Dir gewiß die Augen öffnen. Buben sind es, welche das große Unheil und die nie zu tilgende Schande über das schöne Baden i n haben. Du wirst nun die Ue—⸗ berzeugung gewinnen, daß Du nicht im Bunde mit ehrenhaften Männern, sondern mit niederträchtigen, ehrsüchtigen, geldgierigen, verblendeten Men= schen, mit einer wahren Räuberbande und dem Auswurfe aller Nationen Europa's eine schlechte und schändliche Sache vertheidigst.

„Du gehörst zu den wenigen edlen Gemüthern, die in neuester Zeit durch den glühenden Wunsch, dem deutschen Volke Einheit und Freiheit erringen zu helfen, vom rechten Weg abgelenkt und zum bedenklichen Aeu— ßersten hingerissen sind; das erkenne und bedenke.

„Ich beschwöre Dich nochmals bei Allem, was heilig ist, bei dem Glau⸗ ben an Gott, dem alles gerecht Vergeltenden, bei der Lehre von Christus, in der Du erzogen bist, bei der Liebe zu Deinen armen Aeltern und zum theuren Vaterlande, eine Bahn zu verlassen, die dem Namen, den Du trägst, nur ewige Schande bereiten und Dir unfehlbar den verdienten Tod eints Verbre- chers zuziehen wird. Habe Erbarmen mit Deinen atmen Aeltern, dit am Nande des Grabes stehen, schone Deine arme Frau und Dein Söhnchen und vor Allem gedenke Deiner guten zärtlichen Mutter, die Deinen Tod nicht über- leben wird. Hüte Dich, den Fluch der Mit- und Nachwelt und aller der Mitmenschen auf Dich zu ziehen, deren Lebensglück Du zu zerstören begon-

nen hast.

„Mache einen Versuch, wenn Du es vermagst, die irregeleiteten und verblendeten Soldaten, welche den Fahneneid gebrochen und im Rausche ihre Fahnen in den Komh getreten haben, unter denen Tausende gefochten, geblutet und gesiegt haben, und darunter auch Dein verstorbener Onkel, der brave Oberst von Hatzing, zur Besinnung und zur Pflicht gegen das Vat r land zurückzuführen. Vertraue auf die Gnade des Großherzogs, in dessen Brust ein edles Herz schlägt. Die im Mai erschienene Amnestie des Groß⸗ herzogs für die zu ihrer Pflicht zurückkehrenden Soldaten lege ich bei; theile sie ihnen mit, da ganz Baden von den Reichstruppen beseßt ist, so ist je der Versuch, Rastalt zu vertheidigen, nicht nur vergeblich und tollkuhn, son= dern er ist selbst ein ehrloses, schändliches Beginnen. Bedenke, daß der Tod jedes in oder vor Rastatt fallenden Kriegers ein Mord ist, und daß dieser Dir, als dem Kommandanten, zur Last sällt. Hüte Dich, Dein Gewissen zu belasten. Es giebt ein Jenseits, .

„Du bist verwundet, sieh die Wunde als einen Wink der Vorsehung an, damit nicht andere schon gegossene Kugeln Deinem Leben ein ehrloses Ende machen. Solltest Du taub gegen die Bitten Deines alten Vaters sein und gegen das Flehen Deiner bekümmerten Mutter, Deines Weibes und Deines Söhnchens, nun dann kann ich nur beklagen, daß die Kugel, die Dich verwundet, Dir nicht das Leben geraubt hat. Solltest Du, durch Gottes Gnade erleuchtet, zur Einsicht lommen, daß Du auf falschen Wegen wandelst, und solltest Du, meinen Bitten Gehör gebend, so glücklich sein, den Kampf um Rastatt zu beendigen, dann hoffe ich und wünsche ich, daß Du Gnade finden mögest. . 3

„Verlasfe alsdann Deutschland und Europa so schnell als möglich und gehe zu Deinem durch Hecker verführten jüngsten Bruder nach Amerika. Die Mittel zur Uebersahri werde ich Dir bei Deinem Onkel in Bremen anweisen, ernähre Dich als fleißiger Landmann. Es ist der einzige Weg, der Dir im glücklichsten Falle übrig bleibt. ̃ .

„Nochmals beschwöre ich Dich, Dein Ohr nicht den Bitten und dem Rath Deines alten Vaters, Deiner tiesbetrübten Mutter zu verschließen. Bedenke, daß alle die mangelhaften Widerwärtigkeiten, die Dich im Leben betroffen haben, vorzüglich daraus entsprangen, daß Du für guten Rath taub warst. Von Dir hängt es ab, ob dies die letzten Zeilen sind, die Du von der Hand Deines Vaters zu Gesicht bekommst. Gott erleuchte Dich, das ist jetzt der einzige Wunsch, den Dein treuer Vater hegt.

Tiedemann.“

Me sland.

Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 7. August. Präsident Dupin. Die Sitzung beginnt um 11 Uhr. Die Versammlung schreitet zur Ernennung einer Kommission von 26 Mitgliedern, die in Gemeinschaft mit dem Büreau der Kammer während der Vertagung beauftragt ist, nöthigenfalls die Kammer

zusammenzuberufen. Die Urnen werden in ein Nebenzimmer ge⸗ bracht. Tagesordnung: Interpellation über Rom. J. Favre: „Ich habe Ihnen gestern beweisen wollen, und ich glaube, es ge⸗ than zu haben, daß es stets die Absicht des französischen Gouver— nements, wenn wir ihm glauben dürfen, gewesen ist, die römische Republit zu schützen und nicht sie zu zerstören, und daß, wenn Dudinot den 30. April die Feindseligkeiten begonnen, er es ohne Erlaubniß des Gouvernements gethan. Die Befehle der Regierung waren stets, wie die Minister ea , dieser Absicht gemäß. Und dennoch sagt der General Bedeau, es sei unmöglich, daß Dudinot ohne Anweisung gehandelt, daß ein Armee-Chef einen Krieg ohne Erlaubniß beginne. Der Kriegs Minister erklärte in derselben Sitzung, er habe nie den Befehl gegeben, die römische Republik anzugreifen. Ich habe also das Recht, zu sagen, OSudinot hatte seine Vollmacht überschritten, wenn Sie nicht etwa zugeben wollten, vaß ein mächtiger Wille ihn dazu getrieben. Bie Constituante wurde darüber betroffen, sie stellte an vas Kabinet Anfragen in der Sitzung vom J. Mai. Es wurde festgestellt: Entweder habe Oudinot ohne Befehl gehandelt, und dann hätte er abgesetzt wer⸗

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den müssen, oder er hätte sefe g. Vorschriften erhalten, und dann wollte die Versammlung, ob solcher That unwillig, daß der Schleier elüftet würde. Sie erklärte, ihre Absicht sei gewesen, der römi⸗ fan Republik zur Hülfe zu kommen, und nicht, um das Kriegsrecht zu erklären. Diese Erklärung der Constituante geschah in so lebhaften Aus⸗ drücken, damit die Minister eine Partei ergreifen oder abdanken sollten.“ O. Barrot: „Ja, das war der Zweck.“ J. Favre: „Das war eine Folge der Debatte. Das Kabinet blieb; die Feindseligkeiten wurden nicht eingestellt. Die Handlungen straften den Worten der Minister . Woher diese Kraft, 2 Wille? Ich überlasse Ihnen die Beurtheilung. So viel steht fest, der Wille der souve⸗ rainen Versammlung wurde verkannt. Man hat immer den Ge⸗ danken der Constituante in dieser Angelegenheit entstellt und ver⸗ fälscht. Das Ministerium hat das Haupt vor dem Verweise am 7. Mai gebeugt, es ertrug ihn, um seinen Willen besser durchzu⸗ setzen. Nie hat man unrechtlicher das heiligste Recht der Völker, das Gesetz der Gerechtigkeit, das Grundgesetz, die bürgerliche Ehre verletzs. Und weshalb, in wessen Interesfe, nach welchem Prinzip? Etwa nach dem Prinzip der Größe, der Moralität, der Moralität der römischen Geistlichkeit?“ Herr von Montalem bert: „Was wissen Sie davon?“ Herr J. Favre: „Was ich davon weiß, mein Herr, ich weiß es, indem ich es gesehen, in der Nähe ge⸗ prüft habe. Kommt doch, Ihr Herren, die Ihr mich unterbricht, und verlangt von dieser Tribüne herab die Wohlthat einer Prie— sterherrschaft für Euer Land.“ Herr von Montalembert: „Ja.“ Herr J. Favre stellt eine Prüfung an und fragt, welchen Nutzen man von einer solchen Regierung ziehen könne. „Ich sah“, sagt er, „die Felder unbebaut, die Aecker verlassen. Das römische Volk will diese Priesterketten abschütteln, welche das Volk demora⸗ lisiren. Die Ansichten des Herrn Lesseps, daß der Widerstand der Römer ernst ist, weil er ein nationaler, waren also richtig, und der Minister wußte es und handelte dennoch dagegen. Man rückte nach Rom, fesselte die Patrioten, sprengte die Constituante, setzte die Kreaturen des Papstes Pius 1X. nicht allein wieder ein, sondern sucht auch die von Gregor XVI. auf; man Luldet sogar die von Pius IX. beschworene Constitution nicht; Mißbräuche und Inquisition werden wieder hergestellt. Es bleiben jetzt nur zwei Wege offen, Oesterreich zu bekriegen oder gegen den Papst das Schwerdt zu ziehen.“ Herr von Falloux: „Bas Ministerium muß auf solche Angriffe antworten. Ich theile diese Rede in drei Theile, die ich ungleich behandle: 1) Beleidigungen, 2) rückschauende Be⸗ weise, 3) Beweise aus den Begebenheiten seit dem Zusammentritt der gesetzgebenden Versammlung. Die Beleidigungen haben nur einen Werth im Vergleich der Höhe, von der sie kommen; Herrn Favre's Beleidigungen haben häufig ihre Richtung geändert; die Politik der Constituante und der gesetzgebenden Versammlung sind verschieden. Das Volk hatte durch seine Wahlen seine Ansichten ausgesprochen, indem es die nicht wieder hergeschickt, die früher hier saßen.“ Falloux entschuldigt Gudinyt, er habe den Umständen ge⸗ mäß gehandelt. „Was Oudinot später gethan, hat er nach dem Rechte, welchts vie Waffengewalt giebt, gethan. Man wirft uns vor, Frankreichs Degen an Oesterreich geliehen zu haben. Nein, wir haben ihn Mazzini entzogen.“ Herr Falloux verliest die De⸗ peschen von Corcelles. Der Widerstand in Rom rühre nur von den Ausländern her. „Der Feind der Franzosen war kein römi⸗ cher, sondern ein sozialer, die italienischen Provinzen, wo. keine

remden sind, blieben theilnahmlos. Der Einzug der französischen Armee wurde mit Beifall aufgenommen. Diese Thatsachen sind nicht zu widerlegen. Rom ist durch uns befreit worden, und es war dieser Befreiung würdig. Sie wollen eine römische Republik dem Einfluß der sie umgebenden Nationen unterwerfen, so wie der Staaten, die ihr gebieten, Sie wollen sie Piemont, Toscana, Nea⸗ pel, Oesterreich gegenüber, lassen, wir wollen, daß sie die Haupt⸗ stadt der allgemeinen und christlichen Republik sei.“ (Links: Und der jesuitischen. Herr von Fallourx: „Ihr habt aus Rom die Hauptstadt einer chimärischen Republik machen wollen, wir wol⸗ len ein zweites Vaterland Europa's daraus machen. Rom ist in Knechtschaft, wenn der Papst nicht daselbst ist. Die Abwesenheit des Papstes ist für Rom die babylonische Gefangenschaft. Als 1897 der Papst nach Frankreich geführt wurde, fiel Roms Ein⸗ wohnerschaft auf 68,00; nach seiner Rückkehr zählte es 168,000. (Gelächter. Frankreichs Aufgabe war es, den wieder auf den Thron zu setzen, der während zwei Jahre der Urheber der Freiheit gewesen, der allgemein gepriesen war.“ Herr von Falloux wirft den Regierungen, die sich unter der Republik folgten, vor, die ita⸗ lienische Frage nicht vom wahren Gesichtspunkte aus angesehen zu haben; man hätte Piemont fallen lassen, weil ein König es ver⸗ theidigte. „Die Prinzipien der Republiken sind unvercinbar mit de⸗ nen der Königreiche; die Republik wirft das Land in den Abgrund, indem sie Chimären verfolgt, die den Geist und die Wünsche be⸗ trügen. Das Gouvernement behält die Traditionen des Landes bei, und indem es die Allianzen beibehält und seine Hülfsmittel benutzt, will es den Fortschritt verbreiten und Licht ausstreuen.“ Viele Mitglieder umgeben Herrn von Falloux. Herr von Mon⸗ talembert beglückwünscht ihn wegen seines Sieges auf der Tri⸗ büne. Der Präsident verliest die Namen der Kommission der 26. Es sind Victor Lefranc, Bavaur, Bauchart, de Beaune, J. Lasteyrie, de Kermarec, Bocher, Gase, Berryer, Collas, Mathieu de la Redorte, General Husson, Pecoul, Béchard, Piscatory, Prud⸗ homme, General Changarnier, Molé, St. Priest, Lucien Murat, de Riancey, Collar, Chambolle, Boinvilliers de la Brugeri?re. J. Favre: „Der Minister muß durch die Oeffentlichkeit beweisen, was er über meine politische Führung gesagt, oder er hat nur ver⸗ leumdet. Ich habe mich nie geändert, ich habe stets die Freiheit vertreten. Herr Segur dzAguesseau: „Und das Bülletin vom 16. März?“ J. Favre: „Ich weiß, daß, während der Mi⸗ nister für die Restauration arbeitete, ich das Recht der freien Be⸗ sprechung vertheidigte; ich habe meine Ansichten nie einem Ministe⸗ rium untergeordnet, ich habe nie die Kokarde geändert, ich habe mich nie des heimlichen Vorbehalts bedient, um Dienste zu leisten.“ Herr von Falloux: „Ich habe nie die Ehre gehabt, der Legiti⸗ mität zu dienen. Ich bin zu jung dazu. Hätte ich es gethan, so würde ich es mir zur Ehre rechnen; der Vorwurf des Ehrgeizes ist nicht neu, er wurde stets den Ministern, von denen, die es nicht sind, gemacht.“ Herr Quinet vertheidigt die italienische Unab⸗ hängigkeit und sucht Herrn von Tocqueville und Herrn von Fal⸗ loux zu widerlegen. Der Schluß der Debatte wird ausgesprochen. Mehrere motivirte Tagesordnungen werden vorgeschlagen, aber die einfache mit 428 gegen 176 Stimmen angenommen.

Paris, 7. Aug. Die Repräsentanten des Seine⸗Departements waren gestern versammelt, um über die Theaterfrage definitiv zu beschlie⸗ ßen. Der von ihnen eingeladene Minister des Innern erklärte, daß er Bedenken trage, selbst die Zuschuß⸗Gewährung vorzuschlagen, welche die Schließung der pariser Theater verhindern solle; er halte aber diesen rn für nothwendig und völlig gerechtfertigt durch die gewichtigsten politischen ncht. Wenn daher der Vorschlag von den Repräsentanten gemacht werde, so sei auf seine Unter⸗ stützung zu rechnen. Mehrere Mitglieder äußerten die Befürch⸗ tung, daß die Majorität einem Subsidien⸗Vorschlage, wenn der⸗

selbe nicht von der Regierung ausgehe, ihre Zustimmung versagen werde; auf das kräftige . von V. Hugo, Ducos und Bac entschied sich die Versammlung für die Vorlegung des Dekretentwurfs, der den pariser Theatern den in Berücksichtigung der Finanzlage auf 600,000 Fr. ermäßigten Zuschuß bewilligen soll. Der Entwurf wird morgen zur Vorlage kommen und die Dringlichkeit beantragt werden. as der Rechten angenehmste n Maleville, wurde mit Auseinandersetzung der Motive eauftragt.

Der Moniteur meldet jetzt die Ernennung Blondel's zum Direktor der algerischen Angelegenheiten im Kriegsministerium, an Germain's Stelle.

Ein neues ultra- demokratisches Blatt zu Lyon ist nach dem Erscheinen der ersten Nummer suspendirt worden.

Zu Lyon hat General Gemeau kraft des Belagerungs-Zu⸗ standes die sofortige Schließung der von der Gesellschaft der ver- einigten Arbeiter eröffneten Magazine befohlen, die zu dem Zwecke begründet worden waren, den Vereins⸗Mitgliedern die nöthigsten Lebensbedürfnisse zu den billigsten Preisen zu liefern. Fünf sol⸗ cher Magazine hatte die Gesellschaft schon errichtet und verkaufte täglich für 1200 bis 13090 Fr. Brod, Wein, Fleisch und Spezerei⸗ Waaren. Der Cen eur tadelt die Maßregel des Generals, die er r nn auf Betreiben der konkurrirenden Gewerbsleute er⸗ olgt sei. =

Großbritanien und Irland. London, J. Aug. Lord Shaftesbury wird die einträgliche und einflußreiche Stelle als Präsident der Ausschuß⸗Sitzungen im Oberhause vor dem Wie⸗ derzusammentritt des Parlamentes aufgeben. Wahrscheinlich wird dieselbe Lord Beaumont übertragen werden.

In einem Rückblick auf die Arbeiten der jetzt geschlossenen Session bedauert die Tim es vor Allem, daß die Eisenbahnkontroll⸗ Bill noch nicht Gesetz geworden, eine Bill, die leicht durchgesetzt worden wäre, hätte die Regierung zeitig genug sie eingebracht. So aber hätten die Eisenbahn⸗-Direktoren und alle Betheiligte sie wie⸗ der hinzuziehen gewußt, wobei man sich schlimmer Gedanken nicht erwehren könne, erwäge man, daß vor zwei 2 der jetzt ge⸗ fallene Eisenbahn⸗König Hudson es gerade gewesen, der damals die Sache vereitelte, sonst hätte er gewiß nicht fortwirthschaften können, wie er es gethan. Ueber die äußeren Andeutungen der Schlußrede der Krone läßt sich die Times also aus; „Unsere aus- wärtige Politik bietet mehr als jemals mehr Anlaß zur Resigna⸗ tion, als zu Stolz. Wie Ihre Majestät uns erinnert, wir stehen im Frieden mit anderen Mächten, vielmehr steht Europa dem Frie⸗ den einen Schritt näher, als es gestanden, und wir haben das Vergnügen, zu denken, daß England etwas dafür gethan. Zwar sind unsere Interventionen und Vermittelungen nicht gleichmäßig erfolgreich gewesen, noch gleichmäßig verständig, lonsequent und klar. In diesem Momente steht es nicht in unserer Macht, in Ab⸗ rede zu stellen, daß die britische Regierung die Sicilianer in ihrer Empörung unterstützte und sie dann 3. ließ. Wir können nicht zur Befriedigung eines politischen Forschers beschreiben, welcher Art die Beziehungen sind, die mit dem deutschen Reiche eingeführt wurden, oder welche Stellung wir angeblich einnehmen in den Re⸗ volutionskämpfen, die jetzt das Innere des Kontinents zerreißen. Was wir gewiß wissen, ist nur, daß wir nicht im wirklichen Kriege uns befinden, und wir meinen, wir müßten unseren Regierenden, können wir es gewissenhafter oder möglicherweise, für diese Seg⸗ nungen so lange danken, als sie dauern und als sie reichen.“

In London fand am Zten, im Gebäude des literarischen In⸗ stituts, eine Versammlung italienischer „Patrioten“ statt, zu dem Zwecke, die Verdammung der Lehren und Gebräuche der katholi—⸗— schen Kirche auszusprechen und ihre Landsleute einzuladen, zum Protestantismus überzutreten. Folgender Beschluß wurde ange⸗ nommen: „Die Versammlung, welche die ruchlosen Handlungen Pius' 1IX. als tyrannisch, frevelhaft und unevangelisch verdammt, fordert alle Italiener auf, der wahren Hinterlassenschaft Christi zu folgen und die päpstliche Kirche zu verwerfen, die eine Falle und eine Verschwörung gegen die Freiheit der Völker ist.“ Herr Vig⸗ nati präsidirte, und Reden wurden gehalten von den Herren Ma— pei, Rossetti, Bucalossi, Lusanna und dem bekannten Geistlichen Pater Gavazzi. Im Ganzen herrschte große Einmüthigkeit; einer der Anwesenden jedoch, welcher sich erlaubte, von den Ansichten der Mehrheit abzuweichen, wurde, nachdem es ihm mit großer Mühe gelungen war, sich Gehör zu verschaffen, schmachvoll aus dem Ver— sammlungs⸗Lokal hinausgetreten.

Die Sklaven⸗-Frage der Westküste von Afrika ist ein Gegen⸗ stand, den die Times nicht fallen läßt. Lächerlichkeit dar, wie man an dem jetzigen Ueberwachungs-System hallen könne, nachdem doch die Erfahrung gezeigt, daß es nicht allein nicht genützt, sondern vielmehr dem Stlavenhandel nur Vor⸗ schub geleistet. Aus offiziellen Dokumenten gehe hervor, daß die Sklaven-Ausfuhr seit 1810 sich von Jahr zu Jahr gesteigert. Während sie im Jahre 1849 sich auf 64,0090 belaufen, habe sie 1847 etwa 8,000 und im Jahre 18481ungefähr 100,000 betragen, von denen höchstens 6—– 7009 von den Wachischiffen weggenommen worden. Rechne man nun dazu die ungeheuren Kosten, welche das afrikanische Geschwader verzehre, da es jährlich 656,000 Pfd. koste, so sei das Verlangen wohl gerechtfertigt, daß man das bisherige System aufgebe und andere Mittel zur Erreichung jenes philan⸗ thropischen Zweckes aufsuche.

Aus einem Berichte des Gouverneurs der von England in Besitz genommenen Falklands⸗Inseln ergiebt sich, daß dieselben für die Zukunft wichtig und selbst Ansiedlern sehr empfohlen zu werden verdienen. Ihre geographische Lage ist von Bedeutung und kann für den amerikanischen Kontinent die Wichtigkeit erlan⸗ gen, welche das Cap der guten Hoffnung für Afrika und Asien hat. Insbesondere werden die Inseln als Stationsort für die Handelsverbindung mit der Südsee sehr wichtig werden, besonders aber wird ihre Wichtigkeit sich um so fühlbarer machen, je mehr die australischen und neuseeländischen Kolonieen sich heben werden. Viehzucht und die Kultur von Vegetabilien aller Art scheinen vor⸗ nehmlich den topographischen und klimatischen Eigenschaften der Inseln zuzusagen. Auswanderer mit kleinen Kapitalien können fich vortheilhaft dort ansiedeln.

Schweiz. Bern, 2. Aug. (Deutsche Ztg.) In dem Bericht des Bundesraths, wo er von seinen Bemühungen spricht, den Flüchtlingen Amnestie auszuwirken, heißt es: „Un⸗ serer Bemühungen ungeachtet, ist die Angelegenheit der Am⸗ nestie noch wenig vorgerückt. Von hadischer Seile haben wir blos die Erklärung erhalten daß die Vollswehr jetzt schon ohne Gefahr zurückkehren könne, mit Ausnahme solcher Personen, welche in be⸗ fonderem Maße kompromittirt seien. Es soll dies wohl Bezug haben auf befondere Eyzesse und gemeine Verbrechen. Eine Am⸗ nestie für einen Theil der badischen Soldaten ist lediglich in Aus—⸗ sicht gestellt. Bei dieser Sachlage haben wir uns wiederholt an die er herz ogkic badische Reglerung gewendet mit besonderer Hinsicht auf die große Unbestimmtheit der gemachten Ausnahmen. Die Königl. bayerische Regierung hat uns in dieser Angelegenheit erwiedert, daß eine nr fr verfassungsgemäß nicht in ihrer Bea

Sie stellt es als eine

ugniß liege, sondern der Mitwirkung der Kammern bedürfe, wes⸗ ki tl D eilen unserem Gesuch gin entsprochen werden konne. Hinwieder macht die Königl. würltembergische Regierung die Mitthei= lung, daß, wenn unter den in der Schweiz besindlichen Flüchtlingen sich auch Angehörige des württembergischen Staats befin den sollen, die sen die Heimkehr in ihr Vaterland nicht verboten sei. Dagegen könne eine Am⸗ nestie in der Allgemeinheit, wie sie vom Bundesrath empfohlen worden sei, um so weniger in Aussicht gestellt werden, als zur Zeit noch gar nicht bekannt sei, welche württembergische Angehö⸗ rige sich in der Schweiz befinden. Die Regierung müsse es viel⸗ mehr den einzelnen Flüchtlingen überlassen, unter Darstellung der ihre Person betreffenden näheren Verhaͤltnisse die Gnade des Kö⸗ nigs anzurufen, worauf die Frage, welche Entschließung auf ein solches Gnadengesuch zu fassen sei, je von der Beschaffenheit der betreffenden näheren Umstände abhängen werde. Von den anderen Staaten, an die wir uns ebenfalls gewendet haben, ist noch keine Antwort eingegangen. Wir werden jedenfalls nicht ermangeln, unsere Thätigkeit in dieser Richtung fortzusetzen.“

In Neuenburg herrscht große Unzufriedenheit, weil keine Trup⸗ ben von Lorther für die Rhein⸗-Armee aufgeboten worden seien. Während sie dies als eine Hintansetzung betrachten, wollte der Bundesrath durch diese Maßregel jeder allfälligen Kollision mit Preußen vorbeugen.

Bern, 4. August. Die heutige Sitzung des National— rathes dauerte nur eine Stunde und wurde ausgefüllt durch die Verlesung des Berichtes des Bundesrathes über das den Flücht— lingen abgenommene Kriegsmaterial. Nach demselben setzen die Eigenthümer dieses Kriegsmaterials dessen Herausgabe als etwas sich von selbst verstehendes voraus und bereits sind verschiedene Reclamationen darüber eingegangen, nämlich von der bayerischen und der badischen Gesandtschaft, von einem besonderen Abgeordne⸗ ten des deutschen Reichs-Ministeriums, Herrn General- Major Eberle, ferner von einem mecklenburgischen Truppen-Kommando und endlich von der Stadt Hanau. Von badischer Seite war wie— derholt der Wunsch ausgesprochen worden, daß alles Kriegs-Ma⸗ terial ohne Unterschied der badischen Behörde möchte übergeben und ihr überlassen werden, die Ausscheidung des Ei—⸗ i . vorzunehmen. Auf die Bedenken des Bundes—

athes und nach Eingang der verschiedenen Reclamatio— Ren wird jedoch nach der neuesten Eröffnung der badi— schen Regierung auf diesem Begehren nicht beharrt. Der Bundesrath hat nun die nventarisirung des sämntlichen Ma⸗ terials angeordnet und keinen Anstand genommen, einem badischen Beamten auf sein Gesuch Einsicht in dessen Bestand zu gestatten. Eine besondere Verfügung ist bercits getroffen uber 35 Stlick ba— dische Eisenbahn-Obligationen, die der Apotheker Rehmann aus Offenburg dem eidgen Ischtn Kommissär Stehlin in Basel über⸗ geben halte, Die badische Regierung hat die Herausgabe derselben verlangt, und der Bundesrath hat beschlossen, diesem Verlangen zu ent⸗ sprechen. Der Bericht fährt fort; „Was nun die Frage der Herausgabe des Kriegsmaterials betrifft, so halten wir vor Allem aus dafür, i die Eidgenossenschaft erklären soll, keine Eigenthums-Ansprüche geltend zu machen und daß sie grundsätzlich die Bereitwilligkeit zur Aushingabe aussprechen soll. Dieser rechtliche Standpunkt muß die Grundlage der Entschließungen bilden und scheint auch bei den Berathungen der Tagsatzung vom 11. Septeniber 1848 über das sardinische Kriegsmaterial vorgewaltet zu haben. Hier— von ausgegangen, frägt sich im Weiteren, ob die Eidgenossenschaft aus zuläͤssigen, rechtlichen oder politischen Gründen dieses Kriegs— material zurückbehalten könne. Es ist die Ansicht vielfach ver— nommen worden, daß man dasselbe zur Deckung der großen Kosten, welche der Schweiz durch die Flüchtlinge erwachsen, in Anspruch nehmen solle. Allein diese Ansicht dürfte weder mit dem Rechte, noch mit der Ehre der Schweiz vereinbar sein. Wenn diese ven Flüchtlingen aus Rücksichten der Humanität ein Asyl gewährt und Unterstützung verabreicht, so kann sie sich unmöglich durch fremdes Eigenthum eigenmächtig bezahlt machen; sie kann nicht auf fremde Rechnung, und zwar gegen den Willen der Eigenthümer, Wohl⸗ thätigkeit ausüben; sie wurde den Letzteren rechtlich verantwortlich und gäbe zudem die ganze moralische Bedeutung des Asyls Preis. Der Bundesrath kann daher nicht beantragen, daß wegen der durch die Aufnahme der Flüchtlinge für die schweizerische Be⸗ völkerung entstehenden Lasten irgend ein Anspruch an das fremde Kriegsmaterial gemacht, oder deshalb, eine Retention ausgeübt werde. Mehr getheilt werden die Ansichten darüber sein, ob die Eidgenossenschaft gegen Auslieferung des Kriegs⸗ materials die Abnahme der Flüchilinge verlangen, oder mit an— dern Worten, ob sie die ungefährdete Rückkehr der Flüchtlinge, die Amnestirung derselben, als förmliche Bedingung der Ausliefe—⸗ rung erklären könne. Man kann einen gewissen inneren Zusam⸗ menhang beider Momente nicht in Abrede stellen. Die Flüchtlinge haben das Kriegsmaterial herübergebracht. Will man dieses zu⸗ rückhaben, so nehme man auch jene wieder in ihre Heimath auf und zwar ohne die große Masse derselben Verfolgungen auszusetzen, welche die öffentlichö Meinung als inhuman und zugleich als zweckwidrig verurtheilt. So spricht ein allgemeines Gefühl der Billigkeit, und diese Sprache wird dadurch noch viel populärer, daß der materielle Vortheil der Eidgenossenschaft damit einig geht. Man hegt nämlich die Besorgniß, daß die betreffenden Staaten noch lange zögern dürften, eine umfassendere Am— nestie zu ertheilen und daß inzwischen die Schweiz in der Lage bleiben würde, wenigstens eine sehr bedeutende Anzahl der Flüchtlinge bei sich zu behalten. Diese Besorgniß beruht nun freilich auf keiner sicheren Grundlage und es läßt sich dagegen die Vermuthung aussprechen, die eben so viel für sich hat, daß jene Staaten, und namentlich Baden, ein hohes Interesse haben, ihre Zustände zu ordnen, was nur durch die Beruhigung der Gemü⸗ ther möglich ist, daß viele hundert Familien an dem Schicksale der Flüchtlinge . sind, und daß eine Vollziehung irgend welcher schweren Strafe gegen Tausende nicht gedenkbar ist. Vom eigenen Interesse dieser Staaten ausgehend, darf man daher annehmen, daß beförderlich eine Amnestie oder eine derselben nahe kommende Maßregel wenigstens in einem gewissen Umfange dekretirt werde, wenn auch vielleicht einstweilen noch eine bedeutende Anzahl von Personen Davon ausgeschlossen wird.“ Auch die weiter entstehende Frage: Ist die Schweiz berechtigt, eine bestimmte Amnestie zu for— dern und, bis diese ertheilt ist, das fremde Eigenthum zurückzuhal⸗ ten? wird von dem Bundes-Rathe entschieden verneint, indem die Ertheilung einer Amnestie auf der Landeshoheit eines jeden Staa⸗ tes beruhe, ein freiwilliger Akt desselben fei. Dieses Recht, das lein Land entschiedener und durchgreifender vertheidige, als die Schweiz, müsse sie daher auch dem benachbarten Baden nicht schmälern wollen. Aus diesen Gründen kann der Bundes-Rath nicht beantragen, daß das badische Kriegs-Material bis zur Er⸗ lassung eines bestimmten Amnestie-Dekrets zurückbehalten werde. Ein drittes Bedenken gegen die sofortige Herausgabe des Kriegs⸗ materials hält dagegen ver Bundesrath für begründeter: „Das Großherzogthum 6 richtet verschiedene Begehren an uns, über deren Begründetheit uns ein rechtlicher Entscheid zusteht;

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auch wissen wir nicht, ob und welche weitere Begehren noch ge⸗ stellt werden. Dazu kommt, daß die badischen gr fn durch eine bedeutende deutsche Armee unterstützt werden, welche großen theils längs der Schweizergränze aufgestellt wurde, ohne daß uns hier⸗ über irgend welche Anzeige zukam. Ünter solchen Umständen kann uns wohl nicht zugemuthet werden, das Kriegsmaterial herauszugeben, ehe allfällige Anstände gelöst und Maßregeln getroffen werden, welche der Eidgenossenschaft genügende Beruhigung gewähren. Wir beantragen daher: Es sei das von den Behörden abgenom— mene fremde Kriegsmaterial und die übrigen damit in Verbindung stehenden Gegenstaͤnde unter der oben erwähnten Bedingung, nach vorgenommener Ausscheidung und gegen Entrichtung der darauf verwendeten Kosten, den betreffenden Staaten herauszugeben.“ Betreffend die Pferde, beantragt der Bundesrath: 1) Tie Sache als dringlich sogleich zu behandeln, da die Verpflegung der Pferde deren Werthe bereits gleichkomme, sodann 2) die Pferde nach Abzug der Kosten aushinzugeben. Aber auch dieser Gegenstand wird der Kommission überwiesen. Nächsten Montag werden die Debatten beginnen. Simon von Trier ist in Bern angekommen.

Bern, 4. Aug. (O. P. A. 3.) General Dufour hat heute Bern mit folgenden Offizieren seines Stabes verlassen und sich in sein Hauptquartier nach Aarau begeben: von Orelli, Kommandant der Artillerie; Oberst- Lieutenant Gatschet, Kommandant des Ge— nies; den Oberst-Lieutenants Pfander, Frei und Funk; den Ma— jors Herose und Aeschmann; den Hauptleuten F. und E. von Wattenwyl und den Ordonnanz-Offizieren Latz und Schärer.

Bern, 56. Aug. (D. Z.) Allgemein erwartete man, es werde der Bundesrath über die Gründe, welche ihn zur Aufstellung einer Armee an der Rheingränze vermocht, den Räthen vollständige und genügende Aufschlüsse ertheilen, da weder der büsinger Handel noch die Anhäufung deutscher Truppen an der Schweizergränze jene au— ßerordentliche Maßregel rechtfertigen konnte. Allein man täuschte sich. Der Bundesrath führte in seinem ziemlich kurz gehaltenen Berichte keine einzige neue Thatsache an, welche geeignet wäre, die Aufstellung einer Armee von mehr als 25, 000 Mann genügend zu begründen; im, Gegentheil ist seither noch das plausibelste Motiv, die Gränz - Verletzung bei Büsingen, so unbedeutend auch der Vorfall an sich war, auf eine Weise beseitigt worden, wie sie bei gutem Willen von beiden Seiten gleich von An— fang an, auch ohne. Aufstellung einer schweizerischen „Rhein-Armee“, beigelegt werden konnte, zumal da man diesseits auf der Entwaff— nung der Hessen nicht weiter bestand. Es ist daher nicht zu ver— wundern, wenn man jenes vom Bundesrathe angeordnete Truppen—⸗ Aufgebot mehr unseren inneren Zuständen beizumessen anfängt, als den äußeren Verhältnissen. In der That ist die Gefahr, welche dem Bundesrathe von Seiten der radikalen, durch die zahlreichen republikanischen Flüchtlinge verstärkten Partei bevorsteht, weit grö⸗ ßer als diejenige, welche ihm durch diplomatische Verwickelungen mit dem Auslande bereitet werden kann. Wirklich war die Auf— regung der Radiken über die vom Bundesrathe beschlossene Aus— weisung der Häupter des badischen Aufstandes solcher Art, daß man in der „Bundesstadt“ an allen Srten öffentlich sagen hörte, „man. müsse den Bundesrath ausjagen.“ Studenten und Volksvereine protestirten auf eine wirklich unerhörte Weise gegen den Beschluß des Bundesrathes, und gerade diejenigen Kan— tone, welche früher stets auf die Nothwendigkeit einer kräftigen Centralgewalt hingewiesen hatten, Zürich, Aargau, Bern u. s. w., waren jetzt die ersten, welche erklären, nur ungern oder gar nicht zur Vollziehung des Ausweisungsbeschlusses die Hand bieten zu

wollen. Auf diese Weise wurde der Bundesrath gerade bei dem ersten Anlaß, wo er seine Kraft entwickeln sollte, in seiner Wirk— samkeit gelähmt, ja in seiner Existenz gefährdet. Es liegt daher keinesweges außer dem Reiche der Möglichkeit, daß er das Trup— penaufgebot mit Rücksicht auf diese nichts weniger als beruhigen— den Zustände und zur Abwendung der drohenden Gefahr (iner neuen Bundes-Revolution beschlossen hat, jedenfalls wären wir ge— neigter, diesen Grund anzunehmen, als den von manchen vermu—⸗ theten, der Bundesrath habe damit der radikalen Partei eine Kon— zession machen wollen.

Bern, 6. Aug. (D. 3.) Nach der N. 3. 3. sollte bekannt lich der französische Gesandte dem Bundes-Praäͤsidenten von Seiten seiner Regierung eröffnet habe: 1) Er rathe zu einer schnellen Ausgleichung der Konflikte mit Deutschland, und zwar à tout prix. 2) Die Schweiz habe leinerlei Unterstützung von Frankreich zu er— warten. 3) Frankreich sehe die angeordnete Bewaffnung ungern, indem dieselbe nur unnöthig aufrege und dem esprit révolulion- naice neue Nahrung und Hoffnung gebe. Diese Nachricht wird nun vom Bundes⸗-Präsident Furrer als auf Entstellung beruhend und der vorgebliche Rath zur Ausgleichung à tout prix insbeson— dere als Erfindung bezeichnet. .

Italien. Von der italie nischen Gränze, 5. Aug. (Wan— derer.) Wie auf Kommando erheben die turiner Blätter gemeinschaft— lich mit dem genueser Corriere Mercantile wieder ihr altes Kriegsgeschrei. Voran schreitet Bianchi Giovini in einem Leitarti— kel seiner Opinione, der also beginnt: „Seit Piemont sich an die Spitze der italienischen Unabhängigkeit stellte, konnte die Streit— frage mit Oesterreich nur durch vollständigen Sieg entschieden wer— den; siegen oder unterliegen, einen Mittelweg konnte es nicht geben. Wenn die Majorität der Nation den Krieg wollte, so gab es eine Minorität, welche dagegen war, und da— her entstand die Katastrophe von Novara.“ Darauf wird auf die Unbilden hingewiesen, welche Italien und besonders Pie mont von den Oesterreichern, Franzosen und Spaniern zu dulden hatte, und weiter auf die gegenwärtige Stellung Oesterreichs, zu⸗ erst in Ungarn, dann in Italien aufnierksam gemacht. Die Armee des Feldmarschalls Radetzky sei nicht zahlreich, und die Truppen, meistens aus Rekruten und Ungarn bestehend, nicht verläß— lich. Trotz des Druckes, in dem sich das Land be— finde, sei es dennoch das Piedestal der italienischen Un— abhängigkeit. Waffen und Menschen seien noch genug vor— handen u. s. w. Zum Schlusse heißt es: In diesem Augenblicke kann man nicht mehr einlenken, oder sich allen Forderungen Oester⸗ reichs unterwerfen u. s. w. oder „ehrenvoll untergehen.“ Dies die Sprache der Opini one. Die Eoncordia geht diplomatischer zu Werke; sie stellt die europäische Bewegung als rein nationale hin und klassifizirt die Völker in zwei Parteien, die nationale und antinationale; zu ersterer gehören die Kämpfer in Ungarn, in Ve— nedig, in der Lombardei, Sicilien, Rom und Bologna, zur ande⸗ ren die Gegner derselben, welche die Fremdenherrschaft herzustellen beabsichtigen. Das genannte genueser Blatt betrachtet den Tag, an welchem die Opposition aus den Händen des PMiniste riums, als „einen der ganzen Nation gebotenen bitteren Kelch“, den Friedens⸗-Vertrag mit Oesterreich empfängt, als den unglücklichsten, als einen nationalen Trauertag. Und was sagt zu diesem Allen die offizielle Gazette Piemontese?

Sie schweigt. Wenn wir auch dem Lärmen der Oppositions Jour⸗

nale kein Gewicht beilegen wollen, so müssen wir es um so mehr diesem Schweigen des Regierungsblattes, in welchem die Rubrik „Interno“ gänzlich verschwunden ist. . Das sardinische Parlament war bis jetzt noch mit der Prü⸗ fung der Vollmachten beschäftigt. Es fehlen übrigens noch die Deputirten der Insel Sardinien überhaupt, der größte Theil aus Savoyen und mehrere aus Ligurien. Alters⸗Prästdent ist Advokat Fraschini. In der ersten Sitzung waren die Bänke der Linken so⸗ blen besetzt, einige Deputirte saßen im Centrum, wenige auf der echten.

Sehr auffallend ist eine Anzeige in der turiner Presse, welche sich bereis durch mehrere Tage wiederholt, nämlich jene von Gewaltthätigleiten, Räubereien und Diebstählen, welche theils auf öffentlicher Straße, theils heimlich verübt werden.

In Turin hatte man Nachrichten aus Genf, denen zufolge Mazzini sich mit einem englischen Passe 2 Tage daselbst aufgehal⸗ ten hätte, aber unter einem anderen Namen. In Genf soll er mit dem Konsul der Vereinigten Staaten zu Rom, der sich eben daselbst befand, eine Konferenz gehabt und dann nach Lausanne und Bern abgereist sein. Aber auch mit den Häuptern der Emigration soll er sich besprochen und mit den Revolutionsmännern der Schweiz in Verbindung getreten sein, und den Letzteren hätte er seine Hülfe angeboten, um den Bundesrath zu stürzen. Wie viel Wah⸗ res hieran, steht dahin. Befremdend ist nur, daß man so lange Zeit gar nichts von Mazzini hört.

Lucca, 31. Juli. (Fr. Bl.) Savelli, päpstlicher Kommissar zu Ancona, hat, ohne den Widerstand der österreichischen Behörden, die liberal sind, reactionaire Maßregeln ergriffen. Die Zeitung von Lucca meldet aus Ancona auch, die republikanischen Scheins verlören so sehr an Werth, daß sie bald Niemand selbst um den halben Preis kaufen werde.

Ein Brief aus Mailand vom 24. Juli zeigt der Zeitung von Lucca an, daß am 23sten der Friede zwischen Oesterreich und Pie⸗ mont geschlossen worden sei. Am 24sten ging der Baron von Mesburg nach Wien, um die Ratification zu erhalten.

Türkei. Von der bosnischen Gränze, 1. Aug. (Agr. Ztg.) Bihac ist noch immer von den ausständischen Türken um— geben, und der größte Theil hat sich bereits unter die Festungs⸗ mauern gelagert, von wo aus solche die Belagerten nicht fürchten. Leitern zum Stürmen werden bereits verfertigt, und falls in kur⸗ der Zeit die Bihacer den Pascha nicht ausliefern oder die Thore nicht öffnen, wird zum Sturm geschritten. In Bihae selbst unter zer Besatzung war ein Verrath; denn ein großer Theil der bihacer Türken, die mit einigen Arnauten das nördlich angebrachte kleine Thor beim Angriff der Insurgenten vertheidigten, hat auf die Belagerer blind geschossen. Als dies die alldort mitwirkenden Arnauten wahr— nahmen, sollen an 50 ihren Platz verlassen und beim kleinen Thor entflohen sein, wo sie dann uber die Unna setzten und sich gegen Travnik begaben. Zu den aufständischen Türken, die Bihac bela⸗ gern, sind auch viele Türken aus Banialuka und Sarajewo gekom— men, die sie zur Fortdauer, zur Gemeinschaft mit ihnen aufmun— tern, denn sie wollen eher alle untergehen, als die neue Steuer— einführung dulden. Wie Einige versichern, sollen von den Insur— genten bis jetzt schon 11 Mann todt sein, der Verlust in Bihac selbst ist jedoch noch nicht bekannt. Muteselim Arnautovich ist mit seinen Söhnen noch zu Buzim; den 28., 29. und 39. Juli hat derselbe mehrere Kanonen abfeuern lassen, ein Zeichen, daß er seinen Anhang zusammenrufe und dann in gehöriger Verfasfung

die Insurgenten erwarten werde. Wie einige Vertraute versichern, ist zwar noch nicht bekannt, zu welcher Partei der Muteselim Arnautovich sich wenden wird. Einige behaupten, daß er sich vertheidigen werde, doch der größere Theil will wissen, daß das Abfeuern der Kanonen nur ein Kunstgriff von ihm sei, weil Arnautovich einen persönlichen Haß gegen den Stadthalter von Bosnien hegt, Der ihm vor kur— zer Zeit wegen Bedrückungen eine Geldbuße von 50 Zwanziger auferlegte, die Arnautovich auch zahlen mußte. Aus dem Kapi—

tänate des Arnautovich sind neuerdings viele Türken nach Bihac

abgegangen, und wie bereits berichtet, werden nach der Aerndtezeit alle Waffenfähigen sich zu den Insurgenten begeben und Theil an diesem Kampfe nehmen. Der Anführer Kedich verspricht sich den besten Erfolg, und sollte er wider Verhoffen sammt seiner Partei einen schlimmen Ausgang voraussehen, so soll er sich erklärt haben, daß sich alle unter den Schutz unseres allgemein geliebten und hoch⸗ verehrten Ban begeben und gleich den Gränzern von jeder Haus- nummer einen Mann als Soldaten stellen werden, nur wolle man deren Religion dulden und solche zur Annahme einer andern Re= ligion nicht zwingen. Bis jetzt verpflegen sich die Insurgenten vom Hause, von wo ihnen die Lebensmittel zugeschickt werden.

Eisenbahn⸗Verkehr.

Wien-Gloggnitzer und Wien⸗Brucker Eisenbahn.

Betriebs-Ergebnisse des Jahres 1848 und Uebersicht derselben im ersten Semester 1849.

Daß die Betriebs-Ergebnisse dieser Bahnstrecken im Jahre 1848 keine zufriedenstellenden sein konnten, war vorauszusehen, da nicht nur die allgemeine Stockung der Geschäfte lähmend auf den Ver— kehr wirkten, sondern auch mehrfache Unterbrechungen des Betrie— bes stattgefunden haben. Der Betrieb auf der Wien-Gloggnitzer Bahn mußte am 12. Oktober von Wien bis Mödling, am 13. Sk⸗ tober bis Baden und am 14. Oktober durchgehends bis Gloggnitz eingestellt werden. Am 23. Oltober wurde die Strecke zwischen Mödling und Gloggnitz und erst am 15. November die ganze Bahn zwischen Wien und Gloggnitz wieder eröffnet. Die Seitenbahn von Mödling nach Laxenburg war vom 12. Oktober bis 15. November und jene von Neustadt nach Katzelsdorf vom 13. Oktober bis 28. Dezember gesperrt.

In dem Betriebsjahre 1848, d. h. vom 1. Dezember 1847 bis ult. November 1848 wurden befördert 1,022,322 Personen, gegen 1,128,953 Personen im Jahre 1848; es fuhren in erster Wagen⸗ klasse 27,367, in zweiter Klasse 221, 580 und in dritter Klasse 773,375 Personen. Es wurden sonach im Jahre 1818 weniger befördert 105,731 Personen. Zu der angeführten beförderten Anzahl kom⸗ men jedoch noch S5, 295 Mann Militair und 42,600 Personen, welche unentgeltlich auf der Bahn befördert wurden. Die Ge— sammtzahl der Personen war sonach 1B 150,127. Die größte Fre quenz in beiden Jahren war im Monat August und zwar 1848 mit 160,579 und im Jahre 1847 mit 198,300, die geringste im . und zwar 1848 mit 37,009 und 1847 mit 35,481 Per⸗

onen. Die Einnahmen vom Betrieb der Wien- Gloggnitzer und der Seitenbahnen von Laxenburg und Katzelsdorf betrugen: