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errn von Canitz dagegen bemerklich gemacht, daß der Verwal⸗ — als 22 * gewiß um so weniger Veranlassung habe, als jene Regierungen mit ihm in keine Berührung 44 sind und daher möglicherweise den Verwaltungs - Rath au gãnz⸗ lich ignoriren könnten. Wenn aber Preußen einen solchen Schritt im Rügßlick auf seine Cirkular-Note vom 12. Juni für nothwen⸗ dig und ersprießlich hält, so können wir dasselbe davon nicht ab— halten, jedoch habe ich geglaubt, Herrn von Canitz darauf aufmerk⸗ sam machen zu müssen, daß Preußen dann in den zu wählenden Formen sich sehr davor werde hüten müssen, daß jene Aufforde⸗ rung nicht den Charakter trage, als wolle man einen moralischen Zwang gegen die noch nicht Beigetretenen üben, und würde es jedenfalls zu wünschen sein, daß man dann diesen Staaten auch eine Zusammenstellung der Resultate der bisherigen Beitritts⸗-Ver— handlungen mittheile, wie ich eine solche hierneben ehrerbietigst an⸗ zulegen mir erlaube. (gez He von Wangenheim.
Zusammenstellung der Resultate der bisherigen Ver⸗ handlungen wegen des Beitritts zum Bündnisse vom 26. Mai 18439.
Dem Bündnisse vom 26. Mai 1849 sind beigetreten und die
Accessions⸗Urkunden sind eingegangen von:
Baden, Kurhessen, Nassau, Sachsen-Weimar, Mecklenburg— Strelitz, Anhalt-Bernburg. Beigetreten mit Vorbehalt der Ratification: Großherzogthum Hessen, Braunschweig, Mecklenburg⸗ Schwerin, Sachsen-Koburg⸗ Gotha, Sachsen⸗-Meiningen-Hildburghausen, Sachsen- Altenburg, Oldenburg, Schwarzburg⸗Rudolstadt, die Freistadt Bremen, Reuß ältere und jüngere Linie, und Hamburg. Die Bereitwilligkeit zum Beitritt haben vorläufig erklärt, jedoch
hat bis jetzt noch keine Verhandlung stattgefunden mit: . Luxemburg, Deßau und Cöthen, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Schaumburg-Lippe, Hessen⸗ Homburg, Lübeck.
Erklärungen sind noch nicht eingegangen von: Württemberg, Holstein und Lauenburg, Hohenzollern- Hechingen und Sigmaringen, Liechtenstein, Lippe Detmold, Frankfurt. Die Sachlage bezüglich Oesterreichs und Bayerns ist bekannt. Berlin, den 15. August 1849. Nr. 25. Vertraulich.
An das Königliche Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten
zu Hannover.
Bericht des Königlich hannoverschen Bevollmächtigten, Geheimen Legations-Raths von Wang enh eim. Ber lin, den 16. August 1849, betreffend die Verhältnisse des Ver waltungs Rathes und die Stellung Hannovers zum Bündnisse vom 26. Mai.
In meinem gestrigen Sitzungsberichte erwähnte ich bereits die vertraulichen Eröffnungen, welche Herr von Canitz in Beziehung auf die an die übrigen deutschen Staaten zu erlassende Aufforderung wegen Beitritts zum Bündnisse vom 26. Mai uns gestern gemacht hatte. Heute hatten wir uns wieder zur Feststellung und Ge nehmigung des gestrigen Protokolls verfammelt und hat darauf Herr von Canitz mir unter vier Augen mitgetheilt, daß es von Seiten der preußischen Regierung für höchst wünschenswerth er achtet werde, der jetzt versammelten preußischen Ständeversammlung gegenüber in die Möglichkeit versetzt zu sein, baldthunlichst derselben Mittheilung über den Zeitpunkt machen zu können, wann die Ein— berufung des zur Vereinbarung der Verfassung bestimmten Reichs- tags stattfinden und zur Ausschreibung der desfallsigen Wahlen geschritten werden könne. Ich habe darauf keinen Anstand nehmen können, Herrn von Canitz bemerklich zu smachen, daß mir dieser Zeitpunkt noch überall nicht gekommen zu sein schiene, und daß eine Uebereilung von Seiten des preußischen Gouvernements in dieser Beziehung, meiner Ansicht nach, geeignet sein würde, die ganze Wirksamkeit und Dauer des Bündniß⸗Vertrages vom 26. Maid. J. zum großen Schaden der Sache in Frage zu stellen, indem durch ein Aufnehmen dieser Frage von preußischer Seite ganz ohne Noth Hannover und Sachsen in die Lage gedrängt würden, sich darüber entscheiden zu müssen, ob der Fall eingetreten sei, wo ihre Vorbe— halte vom 26. Mai d. J. zur Geltung kommen oder nicht, und daß ich daraus nur eine Gefahr für die Einigung und eine Ma— nifestirung der Spaltung zwischen Süd- und Nord⸗Deutschland er— wachsen sähe, ohne irgend einen reellen Gewinn für Preußen, denn selbst für den Fall, daß Sachsen und Hannover, wie es nicht wahrscheinlich, von ihrem Vorbehalten keinen Gebrauch machen, würde die Bestimmung eines Zeitpunktes für den Zusammentritt des Reichstages doch nur dahin führen, daß eben der Reichstag, den doch nur die verbünde— ten Regierungen für ihre respektiven Länder ausschreiben könnten, nur ein Rumpfparlament der verbündeten deutschen Staaten dem übrigen Deutschland gegenüber darstellen würde; ein solches Rumpf— parlament würde aber nun, den eigenen preußischen Erklärungen zufolge, sich nicht anmaßen können, dem übrigen, dem Bündniß nicht beigetretenen Deutschland eine Reichsverfaffung zu obtrudiren; es würde daher einem solchen Rumpfparlamente auch der gegen⸗ wärtige Entwurf einer Reichs verfassung nicht ohne vorgängige Mo— disicationen vorgelegt werden können, und wenn die Regierungen sich nothwendig über diese Modificationen vorher erst verständigen müßten, so könne die Bestimmung eines Termins über den Zusam— mentritt des Reichstags nur dahin führen, daß die Sache selbst über's Knie gebrochen werden müsse, während dem Verwaltungs⸗ rathe noch eine Menge anderer Vorlagen für den Reichstag daneben zu erledigen oblägen, z. B. die Geschästs⸗Ordnung sür den Reichstag selbst, die Gerichts⸗Ordnung und die Exe— utions- Ordnung für das Reichsgericht, so wie dessen Forma⸗ tion u. s. w. Wenn Preußen Naber nun zu dem Reichs⸗ tage dränge, so würden Hannover und Sachsen in die Lage gesetzt, is zu einer Aeußerung ihrer Ständeversammlungen, welche jeden— falls nahe bevorständen, nothwendig auf ihre Reservationen vom 2b. Mal zurückzukommen, welche nicht sowohl gegen die durch das Bündniß übernommenen Verpflichtungen, als gegen den preußischen . einer Neichsverfassung gerichtet seien, für den dann vor⸗
'genden Fall, daß wirklich kein deutsches Reich, sondern nur ein r ce. Bund aus dem, Bünvdnisse vom 26. Mai erwüchse. 8. enge lf damit der Kreis der verbündeten Staaten bezüglich damit niche len, um so mehr gesprengt erscheinen und Preußen nern sct lr . haben, ehe noch Preußen selbst in seinem In⸗ birt habe. Ich ollendung der Revision seiner Verfassung konsolt⸗
⸗ habe dabei hervorgehoben, wie die Bedeutung des Verfassungs Entwurfs fi ö ö J für die übrigen deutschen Staaten um so
mehr sich alterire, je fläiner der Kreis werde, für den diese V fassung ins Leben ireten sell''t , .
dle und daß man in einem deutschen
, ,, . än wen h chlnd außer Oesterreich umfasse, aller⸗
nge dem kompakten Gewichte Preußens Auch in der Oberhauptsfrage Rechnung tragen könne, wenn Len 1achhg
; 3 ; aeltz Millionen Preußen im Staaten und Volkshause eine gleiche Seelen ahl des in Hie vi len Einzelstaaten zerspaltenen übrigen Der h n ul ! her und im Staatenhaus überwiegender Vertrekän ge nud ö. während, je geringer der Umfang des engeren ale r erat. falle, um so mehr das preußlssche Uebergewicht in eine her hn ft des preußischen Volkes über seine Verbündeten ausarte, und daß
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ein solches Verhältniß in seiner Unnatur kaum als Folge der Er— oberung mit gewaffneter Hand, niemals aber als Ergebniß freier Uebereinkunft gedacht werden könne.
Herr von Canitz hatte meiner Deduction nichts entgegenzusetzen, als die Nothwendigkeit, daß Preußen und die verbündeten Staaten zeigen müßten, daß es ihnen mit einer deutschen Reichsvvwerfassung Ernst sei und daß man darum auch in der Verfassungsfrage einen Schritt vorwärts thun müsse. Darin habe ich ihm vollkommen Recht geben müssen und ihm gesagt, daß ich es auch für Pflicht des Ver⸗ waltungs-Raths halte, alle Vorlagen für den Reichstag und die Wahlen für das Volkshaus zu präpariren und fertig zu machen, ohne sich durch die Renitenz von Süddeutschland darin irre machen zu lassen, und daß man die aus diesen Umständen entstehenden Schwierigkeiten fürs deutsche Einigungswerk eben durch möglichste Wirksamkeit unseres Bündnisses überwinden müsse, es aber gewiß nicht der rechte Weg sei, wenn man der ersten Schwierigkeit das Bündniß selbst und seine Wirksamkeit zum Opfer bringe.
Diese Unterredung mit Herrn von Canitz hat mich aber ver anlaßt, sowohl Herrn von Schleinitz als Herrn Grafen Bülow aufzusuchen und mit ihnen dasselbe Kapitel zu durchsprechen. Ich habe nun bei Herrn von Schleinitz dieselben Ideen, aber doch mehr Erkenntniß der Gefahr des Weges gefunden, weichen Preußen zu gehen anscheinend entschlossen ist, während Graf Bülow mir zu⸗ gestand, daß es durchaus unzeitig sei, jetzt schon an die Bestimmung eines Zeitpunkts für die Berufung eines Reichstags zu denken, während noch so viele andere Dinge vorher ihre Erledigung erwar—⸗ ten. Herr von Schleinitz gab mir nun zu, daß von jener Beru— fung eines Reichstags nicht eher die Rede sein könne, als bis sich der Umfang des Bündnisses selbst geographisch näher übersehen lasse, und daß bei der Renitenz von Bayern und Württemberg allerdings dann der Fall gekommen sei, wo es sich um die Geltend? machung der sächsischen und hannoverschen Vorbehalte handeln werde. Er meinte aber, daß es für Preußen nothwendig sei, dann übersehen zu können, ob und inwieweit diese beiden Staaten von ihren Vorbehalten Gebrauch machen.
Indem ich Königlichem Ministerium diesen Bericht erstatte, drängt sich mir die Nothwendigkeit auf, denselben durch mündliche Relation zu vervollständigen und mir zugleich die weiter nöthigen Instructionen nach Gestattung mündlicher Erörterung zu erbitten. Ich beabsichtige daher morgen Abend, nachdem ich vorher noch der Debatte der hiesigen ersten Kammer über den Eamphausenschen Antrag zu §. 111 der preußischen Verfassung beigewohnt habe, nach Hannover zu kommen, und mir meine weitere Instruction in dieser und einigen anderen Angelegenheiten zu erbitten.
(gez) H. von Wangenheim.
Nr. 26.
Die in den berichtlichen Vorträgen des Herrn Bevollmächtigten vom 15ten und 16ten d. M. aufgeworfene Frage über den Zeitpunkt der Einberufung des allgemeinen Reichstags, mit welchem die Ver fassung Deutschkands auf der Grundlage des Entwurfs vom 26. Mai d. J. zu vereinbanen sein wird, hat der Königlichen Regierung zunächst das Ergebniß derjenigen Unterhandlungen' in Erinnerung bringen müssen, die von Seiten des Verwaltungs-Raths der verbündeten Regierungen über den Beitritt der übrigen deutschen Staaten zu dem Vertrage vom 26. Mai d. J. geführt sind.
Die Königliche Regierung hat dabet sich nicht verhehlen kön nen, daß bislang der Beitritt zu dem Bündnisse von einer viel zu geringen Anzahl deutscher Regierungen erklärt worden ist, als daß der Zeitpunkt als vorhanden angenͤommen werden dürfte, wo dem
Verwaltungs-Rathe nach Artikel III. 8. 3 Nr. 2 des Vertrags ob⸗ liegen wird, auf Maßregeln zur Berufung des Reichstags Bedacht zu nehmen.
Bedingt, wie eine den Beitritt fördernde Thätigkeit des Ver— waltungs-Raths durch eine vorgängige freiwillige Erklärung der Betheiligten erscheint, wird der Verwaltungs-Rath kaum in der Lage sein, einen entsprechenden Einfluß nach den Seiten hin aus⸗ zuüben, wo es an einer solchen Erklärung bislang gänzlich gebricht.
Unter diesen Umständen hat aus der Sorge für eine möglichst baldige Erreichung der Vertragszwecke bei den dortigen vertraulichen Besprechungen allerdings die Erwägung der ferneren Frage hervor— gehen mögen, ob etwa von Seiten der verbündeten Regierungen, und namentlich des Königlich preußischen Kabinets, Schritte zu thun sein dürften, um die am Schlusse des Art. 1IV. des Vertrags vor⸗ behaltenen Festsetzungen zu ermöglichen. Eine entsprechende Auf forderung, welche von Preußen sowohl an die Regierungen erginge, welche zum Beitritt bereit, aber noch nicht in Unterhandlung ge treten, als an die, welche bislang mit jeder Erklärung im Rüͤck⸗ stande geblieben sind, würde an und für sich den hiesigen Absichten, wie kaum bemerkt zu werden braucht, um so weniger entgegen sein, da die Königliche Regierung bekanntlich gleich nach Abschluüß des Ver⸗ trags mit verschiedenen norddeutschen Staaten zu gleichem Behuf in Communication getreten und vor Allem fortwährend ernstlich bemüht gewesen ist, das Königlich bayerische Kabinet zu einer, für die nöthige Vervollständigung der Theilnahme am Verfassungswerke gedeihlichen Entschließung zu bestimmen.
Die Königliche Regierung darf aber daneben sich die Beden⸗ ken nicht verbergen, welche wider eine, abseiten Preußens etwa zu erlassende wiederholte Einladung zum Beitritt in der Gefahr her vortreten, daß eine solche Aufforderung unter den dermaligen Ver— hältnissen eine bestimmt ablehnende Erwiederung, vornehmlich bei den süddeutschen Regierungen zur Folge habe, und daß Hannover damit in die Nothwendigkeit versetzt werde, von demjenigen Vorbe— halt wegen diesseitiger Betheiligung an dem Verfassungswerke Ge— brauch zu machen, welcher in der Schluß-Konferenz vom 26. Mai d. J. ausgesprochen und in der gleichzeitigen besonderen Erklärung näher motivirt ist: eine Nothwendigkeit, welche, bei etwaigem Ein— gange ablehnender Erwiederungen vor dem bevorstehenden Zusam— mentritt der diesseitigen Stände selbstredend eine unerläßliche wer⸗ den würde. .
Die Königliche Regierung würde eine derartige Eventualität um, so lebhafter zu beklagen haben, je bestinmter ihre aufrichtigen Wünsche auf eine Ausbildung des Vertrags-Verhältnisses und auf einen Entwickelungsgang der Verfassungs⸗-Angelegenhett gerichtet sind, welche dem erwähnten Vorbehalt jede Beveutung nehmen.
Wie daher die Königliche Regierung, diesem Wunsche, ge⸗ mäß, ihrerseits nur in dem Falle unumgänglicher Nothwendigkeit von ihrem Vorbehalte Gebrauch machen wird, so muß von ihr ebenmäßig der Wunsch gehegt werden, daß auf Seiten der mit⸗ verbündeten Regierungen, insonderheit Preußens, Schritte vermie⸗ den bleiben, weiche zu einer rascheren Herbeiführung jenes Zeit— punkts geeignet sein könnten.
Nach hiesiger Ansicht wird dabei der demnächstige Zusammen—
tritt des Reichstags keinesweges aus den Augen zu lassen, vielmehr durch eine entsprechende Thätigkeit des Verwaltungs⸗ Raths na⸗ mentlich in der Beziehung vorzubereiten sein, daß von diesem solche Vorlagen zur Berathung und Beschlußnahme gebracht werden, deren es, auch nach Erledigung der äußeren Erfordernisse und Bedingun— gen des Zusammenttitts, bedürfen wird, um des Gegenstandes und
An den Herrn Geheimen
der Richtung der Berathungen des Reichstags im voraus versichert zu bleiben. Es gereicht Uns in dieser Rücksicht
zur besonderen Genug⸗ thuung, Üins zu einer ;
baldigen Mittheilung des dem Reichstage vorzulegenden Entwurfs einer Geschäftsordnung, deren Ausarbel— tung von dem Herrn Bevollmächtigten Namens der Königlichen Regierung übernommen ist, in den Stand gesetzt zu sehen.
Indem wir den Herren Bevollmächtigten anheimstellen, über die oben berührten Fragen im Sinne der vorstehenden Bemerkungen eintretendenfalls sich zu äußern, legen Wir jedoch besonderen Werth darauf, die desfallsigen Erklärungen im Einklange mit den Ansich⸗ ten der Königlich sächsischen Regierung zu wissen. Wir fügen da— her den Auftrag hinzu, den Inhalt der gegenwärtigen Mittheilung vorher zur Kenntniß des Königlich sächsischen Herrn Bevollmächtigten im Verwaltungs-Rathe zu bringen und würden im Falle etwalger Meinungsverschiedenheit eine berichtliche Anzeige gewärtigen. .
Hannover, 20. August 1849.
Königliches Miuisterium der auswärtigen Angelegenheiten. (gez) Bennigsen. Legations-Rath von Wangenheim, Kö— niglich hannoverschen Bevollmächtigten zu Berlin.
(Schluß folgt.)
Baden. Karlsruhe, 24. Dez. (Bad. Merk. ). Die unterzeichneten 22 Mitglieder der Majorität der zweiten Kammer haben folgende Ansprache an das badische Volk erlassen:
„Milbürger! In dem Augenblick, wo an Euch die Aufforderung er-
geht, die Wahlen zur zweiten Kammer der Landstände vorzunehmen, wen⸗ den wir uns an Euch, die Freunde und Gleichgesinnten, um mit einem kur— zen und offenen Worte Euch die Ansicht darzulegen, womit wir dem bevor- stehenden Landtage entgegenblicken. . „Wohl fühlen wir mit Euch, wie trüb und verworren die Zustände sind, die uns die jüngsten Erschütterungen hinterlassen haben; wir fühlen, wie schwer es Vielen unter Euch ankommen mag, mit sreudiger Zuversicht das Werk der Heilung und Wiederherstellung zu beginnen, wo die Wurzeln des Uebels sich so tief in den Boden der Gesellschaft eingegraben haben und so weit über die deutsche Erde verbreitet sind. Aber wir theilen die Hoffnungslosigkeit und Ermüdung nicht, womit viele der patriotischen Freunde den kemmenden Zeiten unthätig und leidend entgegensehen; wir würden vielmehr den ersten hoffnungsvollen Anfang der Wiederherstellung in dem freudigen und thatkräftigen Eifer erblicken, womit alle Gutgesinnten zusam⸗ menstehen, zu wetteifern in Thätigkeit und Aufopferung für das geliebte Land, dessen unglückliche Schicksale uns nicht so tief erschüttern dürfen, daß wir an der Möglichkeit einer glücklicheren Zukunst verzweifelten.
„Die bevorstehende Zusammenkunft der Landstände ist uns der er— wünschte Anlaß, aus diesen ersten Zeichen eines erneuerten öffentlichen Le- bens frische Hoffnungen zu schöpfen auf die Heilung unserer Zustände; in diesem Sinne wenden wir uns an diejenigen Alle, die sich die alte treue Liebe zu unserem Heimatlande und seinen? ewohnern, die sich die Anhäng⸗ lichkeit an die Verfassung, auch unter den Erschütterungen, Enttäuschungen und Leiden der letzten Zeit, jung und ungeschwächt erhalten haben. Wir klagen Niemanden als Üicheber der Schicksale an, die uns betroffen haben; in dem neu erweckten Antheil an Allem, was dem Vaterlande frommen kann, schen wir eine bessere Bürgschaft der Zukunft, als in Anklagen und Gegenanklagen, die nur altes Uebel aufrühren, ohne das gegenwärtige zu bessern. Feind sind wir nur der Gleisnerei und Lüge, deren Werke jetzt in erschreckender Klarheit vor unseren Augen stehen; Feind der unverbesserlichen Versslocktheit oben und unten, an welcher die Erfahrungen wie die Mah⸗ nungen spurlos vorübergehen. Aber allen denen, welchen es Ernst ist mit dem Wohle des Vaterlandes, die unter der Zügellosigkeit wie unter der Willkür den lebendigen Sinn für geordnetr politische Freiheit ungebeugt erhalten haben, allen denen, für welche die Erfahrungen der jüngsten Zeit nicht ganz verloren sind, und die der Irrthum einer sturmbewegten Zeit nicht für immer verblendet und verstockt hat gegen den unvergänglichen Werth verfassungsmäßiger Rechtszustände allen denen reichen wir die Freundeshand und erblicken in ihnen Verbündete zu dem patriotischen Werke unserer inneren Wiederherstellung.
„Vereinigen wir uns in dem patriotischen Streben, ein treues, sittliches und braves Volk heranzubilden, unbeirrt durch die schwarzsichtige Meinung derer, die über den traurigen Auswüchsen der jüngsten Zeit auch an dem Vorhandensein gesunder und lebensfähiger Keime haben verzweifeln wollen. Erhalten und pflegen wir die sittlichen und religibsen Grundlagen in der Familie und in der Gesellschaft, auf deren Truͤmmern der revolutionaire Aberwitz die Herrschaft, seine Selbstsucht und Despotie hat aufzurichten suchen.
„In allem diesem bedürfen unsere Zustände, bedarf auch unsere Ge— setzz bung der Nachhülfe und Veibesserung; kommen wir bereitwillig zu Hülfe, unbeirrt durch den Unverstand, der in der Schrankenlosigkeit die festeste Gewähr der politischen Freiheit sieht, aber auch ungestört durch die Ermüdung und Abspannung, die in dem politischen Scheintod allein die Garantieen der Ruhe und Ordnung eiblickt. ;
„An unserer Landesvertretung wird es sein, diese Fragen in ernste Er= wägung zu ziehen; sie wird aber auch die Prüfung ihres eigenen Verhält- nisses zu den Bedürfnissen des Landes und ihre künftige Zusammensetzung nicht umgehen können. Das Jahr 1848 hat in der Zusammensetzung der Volks-Repräsentation einen Umschwung vollendet, der lange Zeit vorauszu⸗ sehen war, und den selbst die jüngsten Erschütterungen in Deutschland nicht haben ungeschehen machen können. Die privilegirten Kammern, die auf Standesvorrechten beruhen, haben in allen deutschen Staaten entweder auf— gehört oder sind im Begriffe, einer Umgestaltung entgegenzugehen. Auch bei uns wird dieser Nothwendigkeit entsprochen werden muͤssen.
„Indessen wir fühlen recht wohl, daß dies Alles nicht genügt, wahre Freiheit und Ordnung in unser Land zurückzuführen, dem schwer erschütter⸗= ten Wohlstand neue Hülfsquellen zu eröffnen, das Vertrauen zur Dauer und Festigkeit unserer Zustände neu zu begründen. Vielmehr kann nur die feste Gestaltung der deutschen Verhältnisse auch unseren einheimischen eine neue, sichere Grundlage schaffen. Die deutsche Frage ist daher diejenige, vor deren Wichtigkeit alle anderen in diesem Augenblick zurücktreten. Die Krankheit, die Baden zerrüttet hat, ist kein eingeborenes Uebel, das nur unserem Lande angehörte; ihre Wurzeln reichen weit über den deutschen Boden und wollen durch eine gemeinsame Heilung der deutschen Zustände abgegraben sein. Begründen wir den deutschen Bundesstaat mit National- vertretung und einer festen Regierungsgewalt, den Bundesstaat mit dem Nechtsschutz für Alle, die Regierungen wie die Einzelnen, den Bundes staat mit allen Bedingungen eines großen und freien politischen Lebens im In—⸗ nern und nach Außen, mit freier Lebensluft für alle schlummernden und unbenutzten Kräste in der Nation — dann wird den schwer erschütterten Einzelstaaten Deutschlands die Lebenskraft und Festigkeit zurückkehren.
„Wie die Dinge jetzt liegen in Deutschland, sehen wir nur in dem Anschluß an das Bündniß vom 26. Mai und in der Verfassung vom 28. Mai, in der Beschickung des neuen Verfassungs-Reichstages zu Erfurt, die letzte Möglichkeit eröffnet, jenes Ziel friedlich zu erreichen. Wir werden um so bereimwilliger diesem Ziele zu Hülfe kommen, als wir darin allein die sichere Gewähr einer dauernden Wiederherstellung Badens erblicken. Ohne diese feste Gewähr besserer Zustände, die den Rückweg zu einer heillosen Vergangenheit ein- für allemal abschneidet und die ungeduldigen Gelüste einer unverbesserlichen Rückschrittspartei vereitelt, ohne diese feste Gewähr wird Baden — und Baden nicht allein unrettbar einer neuen Krisis als Opfer fallen, und alle andere Mittel werden nur Auskünfte kurzer Dauer sein; in jener Gewähr wird aber auch die revolutionaire Hoffnung ihr 6. finden, die schwankende Zuversicht der Patrioten neues Vertrauen schöpfen.
„Mitbürger, von Euch hängt es ab, in den jetzt bevorstehenden Wahlen zu diesem Ziele zu helfen; bedenkt, daß nur dem thatträftigen Entschluß und der entschlossenen That in allen öffentlichen Dingen der Sieg gehört. Bedenkt, daß es jetzt an Euch ist, in Eurem Kreise für die eigene Heilung zu thun, was keine andere Macht der Welt für Euch thun kann. Gelingt es Euch, auf diesem Wege den Durchgang zu finden zu einer besseren Zest, so habt ihr dem trüben Zweifel und dem feindlichen Hohne den besten Beweis dafür geliefert, daß Baden noch lebensfähig ist.
„Es bleibi Euch keine Wahl; wollt Ihr den Gefühlen des Schmerzes,
der Verbitterung, der Ermüdung unmännlich und unthätig nachhängen und durch den blinden Zufall künftiger Momente Euer Wohl und Wehe bestim= men lassen, so werdet Ihr der Willkür und dem Zufall für lange verfallen sein, und Eure Zustände sind dann wirklich so trüb und hoffnungslos, wie sie Manchem erscheinen. Denn die Freiheit und Glückseligkeit ziehen nur dem Muthe und der Thätigkeit nach; darum wollt Ihr sie auf festere Grundlagen neu besestigt sehen, die freie, glückliche und zufriedene Zeit, so sucht sie in Euch selber herzustellen, tretet einig zusammen, legt die Hände an zum unverdrossenen Aufbau, und die lohnenden Erfolge, der dankbare Segen der Nachkommen werden Euch nicht fehlen! Karlsruhe, im Dezember 1849. Bassermann. Baum. Bissing. Blankenh orn-Krafft. Den— nig. Häusser. Helmreich. Hildebrandt. Huber. Lamey. Malsch. Mathy. Meyer. Oster. Prestinari. Riesterer. Schmitt. Soiron. Stößer. Welcker. Weller. Zittel.“
Schleswig⸗Holstein. Schleswig, 23. Dez. (H. C.) Die drei von der Statthalterschaft ernannten Vertrauensmänner, Syndikus Prehn aus Altona, Obergerichtsrath Mommsen und Dr. Steindorff aus Schleswig, sind bereits vorgestern nach Kopenhagen abgereist.
Anhalt⸗Deßau. Deßau, 29. Dez. Heute Vormittag lag der nachste hende Bericht über das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Herzogin in dem Anfrage⸗Gemach zur Einsicht— nahme aus: —
„Gegen 19 Uhr Vormittags trat unerwartet ein so hoher Grad von Erschöpfung ein, daß der Athem schon röchelnd und die Hautwärme fast ganz geschwunden. Ein sehr reichlicher allgemeiner Schweiß scheint wenigstens die augenblickliche Gefahr noch einmal beseitigt zu haben.
Vormittags 11 Uhr.
Dr. Kurtz.“
Auf mündliche Erkundigungen im Herzoglichen Schlosse ver nimmt man gegen Abend, daß der Zustand noch immer der— selbe sei.
Frankfurt. Frankfurt a. M., 27. Dez. (O. P. A. 3)
Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Johann empsing gestern die re gierenden Bürgermeister und eine Deputation des Senats der freien Stadt Frankfurt, welche demselben die ihm zu Ehren geschlagene Denkmünze überreichten. Diese Herren erbaten sich die Erlaubniß, ein Gemälde anfertigen zu lassen, welches den Erzherzog im Augen blich der Uebernahme der Reichsverweserstelle in der Paulskfrche darstellt. Heute giebt der Erzherzog ein großes Gastmahl, zu wel⸗ chem die Bundes- Kommissarien, dle fremden Botschafter bei der Centralgewalt und die regierenden Bürgermeister der freien Stadt Frankfurt eingeladen sind. Der Tag der Abreise Sr. Kaiserl. Ho— heit und seiner Familie ist noch nicht bestimmt; eine Unpäßlichkeit des Grafen von Meran, seines Sohnes, verhindert dieselbe. . Deute gegen 11 Uhr Vormittags verabschiedeten sich sämmt— liche Offiziercorps der hier garnisonirenden Truppen, mit dem Feld— marschall- Lieutenant Baron von Schirnding an der Spitze, bei Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Erzherzog Johann.
Der Fackelzug, welchen die sammtlichen Offiziere der hiesigen Truppencorps dem Erzherzog Johann bringen wollten, ist auf den Wunsch Sr. Kaiserlichen Hoheit des ungünstigen Wetters wegen abbestellt worden.
(Journ. de Franef.) Die Bundes-Kommission hat ihre Geschäfts Ordnung folgendermaßen eingetheilt: Für das diploma⸗ tische Fach: Herr von Biegeleben; Inneres, Justiz und Handel: Herr Geh. Regierungs⸗Rath Matthis; Finanzen: Herr Ministerial⸗ Rath Baron von Nell; Marine: Herr Sberst Lieutenant von Wan— genheim. Das Kriegswesen ist in drei Sectionen getheilt, nämlich für die Bundestruppen: Herr Oberst-Lieutenant von Liel; für die Festungen: Herr General Eberle und für das Verproviantirungs⸗ wesen: Herr Intendantur-Rath Loos.
Ausland.
Oesterreich. Pe sth, 26. Dez. (Cl.) Heute früh von halb neun bis zehn Uhr geschah im großen Saale des pesther Rathhauses die öf fentliche feierliche Verkuͤndigung der Verfassung des Kaiserthums Oesterreich. Der Herr Distrikts- Ober- Konimissär von Szent⸗ Ivanyi konnte wegen Krankheit dem Akte nicht beiwohnen, daher der Bürgermeister und Kaiserliche Rath von Koller an der Spitze der heutigen großen Amtshandlung fungirte. Er hielt eine Rede, worin das große Kaiserliche Geschenk nach Gebühr gewürdigt wurde und alle Wohlthaten dieses Grund Reichsgesetzes, worauf das künftige Heil der in Eintracht verbundenen österreichischen Völker ruhen soll, eindringlich hervortraten. Hierauf wurde die Verfassung zuerst in unga⸗ rischer und sodann in deutscher Sprache verlesen. Als nun auch die slavische Uebersetzung an die Reihe kommen sollte, erscholl der Ruf von allen Seiten, daß dies wobl ühberflüssig wäre, da man bereits vollkommen und zur Genüge in der ganzen großen Versammlung unterrichtet sei. Die dritte Verlesung unter blieb daher, und jetzt machte sich durch allgemeine Acelamation der Wunsch geltend, daß eine Deputation aus dem Mittel der anwesenden Honoratioren erwählt werde, welche die Dank— gefühle der pesther Stadt zur Unterbreitung bei Sr. Al— lerh. Majestät dem Kaiser und König in einer Au dienz beim Armee⸗-Ober-Kommandanten verdolmetschen solle. Zu diesem Behufe wurden funfzehn Mitglieder, mit dem Bürgermeister von Koller an der Spitze, ernannt. In diesem Augenblicke, elf Uhr Vormittags, findet in der Stadt-Pfarrkirche das mit der heu— tigen Handlung verbundene Tedeum statt. Mittags drei Uhr wird beim Feldzeugmeister ße Tafel sein
große
Frankreich. Paris, 26. Dez., Morgens. Der Moni— teur bringt mehrere Ernennungen und Versetzungen von Proku— ratoren der Republik, so wie einige andere Anstellungen und Beför— derungen im Civil und Militair.
Die von der Regierung angeordneten öffentlichen Vorlesungen werden bereits nächster Tage im Palais National beginnen. Ven Anfang sollen Vorträge eines befannten Botanikers über die Na turwissenschaften in ihrer Anwendung auf die öffentliche Gesund⸗ heitslehre machen.
Aus Toulon wird unterm 2lsten geschrieben, daß die Nachricht on, der nahen Rückkehr der französischen Mittelmeer-Flotte sich be stätige, und daß man sogar vernehme, mehrere große Schiffe der— selben würden entwaffnet werden. Dem Toulonnais vom 22sten zufolge, melden die neuesten Berichte aus Malta dagegen noch nichts von dem Eintreffen oder der nahen Rückkehr bes englischen Gsschwaders, das sich noch am Eingange der Dardanellen! be—= finden soll. kö
In den Organen der Regierung wird die von Oppositions— Blättern gegebene Nachricht, daß in Folge des d'Hautpoulschen Rundschreibens mehrere Gendarmerie⸗Offiziere ihre Entlassung ein⸗ gereicht hätten, für unwahr erklärt.
. Der Dix Decembre rechtfertigt die Centralisationspläne der Regierung durch die Bemerkung, daß gegenwärtig der Sozialismus
2351 seine Hauptmacht unter dem Landvolke und nicht in den Städten habe, während früher gerade das Umgekehrte stattgefunden.
Das Journal ves Debats kündigt mehrere Veränderungen im Personal der General-Konsuln und Konsuln an.
Herr Niemkerke, ein ausgezeichneter Maler und Freund der Zürstin Demidoff, Tochter Jerome's, ist zum Direktor des pariser Museums ernannt worden.
Seit dem Votum der gesetzgebenden Versammlung, welches die Getränksteuer herstellt, steigen die öffentlichen Fonds fortwährend, was von der Estafette den Anstrengungen der kedeutendsten hie— sigen Banquiers zugeschrieben wird, welche angeblich für eine neue Anleihe einen günstigen Boden gewinnen wollen. Die Spekulan— ten auf Weichen sollen über diese Manöver sehr aufgebracht sein.
Die Polizei hat vorgestern den Saal der Brüderlichkelts-Kon— zerte und gestern ein lyrisches Estaminet, angeblich wegen eines dort vorgetragenen soziglistischen Liedes, schließen lassen.
Der Verkauf des Mobiliars der ehemaligen Civilliste hat vor— gestern begonnen.
Der Buchhandel hat durch die Lotterieen mit Prämien sehr gelitten. Die Provinz und Paris erheben sich dagegen. Die Buch drucker und Buchhändler von Mans haben dem Minister des In nern eine energische Protestation gegen diese Lotterieen überrescht. Die Buchhändler von Nantes haben sich dieser Protestation ange schlossen. Herr Theophile Barrot fordert seine Kollegen auf, einen Verein zu bilden, der den Titel „Vereinigte Buchhändler“ führen soll. Nur wirkliche Buchhändler sollen in denselben zugelassen wer⸗ den. Auch Herr Barrot spricht in seinem Rundschreiben gegen jenes Prämienwesen. Halb in Ernst, halb in Spaß, behandelt Herr Bru⸗ lon, ebenfalls Buchhändler, dieses Thema.
Die Abtheilungen begannen heute die Ernennungen der Kom— missäre für die Kommission, welche eine Untersuchung über die Ge tränksteuer anstellen soll.
Herr Goudcheaux soll die Reforme gekauft haben, Lamennais hat seine Entlassung als Haupt⸗-Redacteur gegeben, Marrast soll ihn ersetzen.
Heute erschienen wegen des Weihnachtsfestes nur etwa die Hälfte der Journale. Der Moniteur hat gleichfalls gefeiert.
Die Nachrichten aus den Antillen vom 28. November sind nach dem Journal des Débats nicht sehr günstig. Die Annulli rung der Wahl der Herren Schölcher und Perrinon wurde gut aufgenommen, dennoch fehlt das Vertrauen, und noch immer sinden Auswanderungen statt.
Der Almanach der Proskribirten ist gestern in einer Buch handlung mit Beschlag belegt worden. Ein gleiches Schicksal traf den republikanisch demokratischen A=manach. Herr Cremicux wird die Libert« in ihrem Preßprozesse vertheidigen.
Ein Journal von Montpellier klagt über die Zusammensetzung der Jury; man entferne alle Republikaner.
Dem IJIsurnal des Débats wird über das Resultat der Wahlen in Turin geschrieben, die Opposition sei ganz bestürzt und habe sich daher in den ersten Sitzungen sehr sparsam eingefunden; sie würde sich durch ein Manifest, das zwanzig Mitglieder der äu ßersten Rechte erlassen wollten, den Todesstoß geben. Das Sincle seinerseits besorgt, daß die jetzige große Majorität das sardinische Ministerium zu weit fortreißen werde. Herr Azeglio habe vor eini gen Monaten die Wahl des Herrn Mamiani zum Abgeordneten be günstigt, und jetzt zwinge ihn die Majorität, demselben Mamiani die Naturalisirung zu versagen.
Ein neues Journal, die Association genannt, beruht, wie schon der Titel anzeigt, auf dem Prinzip der Vergesellschaftung. Jedem der Autoren, die sich an dem Journal betheiligen, ist ein Minimum und ein Maximum, so wie eine gewisse Anzahl von Actien, ausgesetzt.
Herr von Corcelles, der eine besondere Mission von Seiten der französischen Republik beim Papste hatte, ist am 23sten d. M. wie der in Marseille angekommen.
Das Journal des Däbats meint, es sei Unrecht, wenn man von den Offizieren der Mobilgarde, die in die Armee eintre— ten wollten, dieselbe Prüfung fordere, wie von denen, welche die Militairschule von St. Cyr verlassen. Die meisten der jungen Leute, die dies treffe, seien nicht hierzu vorbereitet, und eine solche Strenge vertrage sich nicht gut mit einer Nationalbelohnung oder mache diefe illusorisch.
Ein Ball, der gestern im italienischen Theater stattfand, war sehr glänzend. Viele Offiziere der Garnison' hatten zu demselben unterschrieben. Im letzten Augenblick erhielten sie den Befehl, dem selben nicht in Uniform beizuwohnen.
Der Constitutionnel enthält einen statistischen Artikel über die Hunde. „Es giebt deren“, heißt es darin, „Z Millionen in Frankreich, sie kosten täglich 225,060 Fr. für Nahrung. Im Jahre 1832 zählte Paris 100,000 Hunde, sie verunreinigen die Luft in den engen Gassen und berauben den armen Menschen des wenigen Raumes, den er in seinen Wohnungen hat. Doch abgesehen von den 89 Millionen, welche die jährliche Ernährung der Hunde kostet, abgesehen von dem, daß sie den geringen Raum, der den Armen in den großen Städten bleibt, rauben, sind die Hunde weges ihres Bisses gefährlich und eine Hundesteuer wäre sehr heilsam.“ .
Die legitimistische Presse giebt ihr Mißvergnügen über die neuen diplomatischen Ernennungen kund. .
Die Verwaltung der indirekten Steuern hat an ihre Unter Beamten ein Rundschreiben erlassen, werin sie ihnen béi Eintrei— bung der Getränksteuer im nächsten Jahre höchste Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit, verbunden mit der nöthigen Mäßigung und billiger Rücksichtnahme, anempfiehlt. Sie verspricht den Beam ten, welche Eifer und Einsicht bekunden, Belohnung, und bedroht diejenigen, welche sich lässig oder böswillig zeigen, mit strenger Ahndung. ö — Die Anhänger Louis Bonaparte's lassen ihm zu Ehren silberne Denkmünzen von verschiedener Größe schlagen.
Zwischen Thiers und dem Präsidenten der Republik soll das gute Einvernehmen völlig hergestellt sein und Ersterer schon wäh rend seiner neulichen Krankheit vom Elysee her zahlreiche Beweise von Aufmerksamkeit empfangen haben.
ö Obgleich das Gesetz über die Volksschullehrer noch nicht er lassen ist, so setzt die Regierung doch ihr energisches Einschreiten gegen diejenigen Lehrer, welche der sozialistischen Propaganda an gehören. mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln fört. Aus vielen Orten wird die Suspension oder Absetzung solcher Lehrer gemeldet.
Der Handelsminister hat von dem Vorstande des Handelsge richts die Versicherung empfangen, daß alle Geschäftszweige sich bedeutend gehoben haben, mit Ausnahme jedoch der Bau Industrie, die noch sehr. leidend ist. Die Regierung beabsichtigt, derselben durch große Bauten aufzuhelfen, die zugleich den volkreichen Stadt vierteln von Paris großen Vortheil bringen sollen. Das Han dels⸗Ministerium soll, um es dem Mittelpunkte der Geschãfte mehr zu nähern, in das Palais National verlegt werden.
Der Co rsaire giebt die, zahlreichen freisprechenden Urtheile der Geschwornengerichte in politischen Prozessen den Drohungen der Ultra⸗Demokraten und ihrem terroristischen Einflusse an vielen
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Orten zu. Dasselbe Blatt sieht in den häufigen Brandstiftungen, die in letzter Zeit aus den Depatements des Westens und Ostens gemeldet wurden, Symptome der Aufregung unter dem Landvolke und Vorboten eines neuen Bauernkrieges. Zu Ceret, im Depar⸗ tement der Ost⸗Pyrenäen, ist es wegen erfolgter Absetzung des ot hren ublitanischen Unterpräfekts zu ziemlich argen Exzessen ge⸗ ommen.
große Gesellschaft Es hatte geheißen, daß Louis amtlichen Besuche der Behörden Nach der Estafette ist die⸗
Paris, 27. Dez. Gestern Abend war beim Präsidenten der Republik. Bonaparte am Neujahrstage die in den Tuilerieen empfangen werde. ser Plan aber aufgegeben worden, und der Empfang der Glück⸗ wünsche wird im Elysee stattfinden. Dasselbe Blatt meldet als ge⸗ wiß die Ersetzung des Ministers des Innern, F. Barrot, durch Herrn de Morny, der bereits die Gesandtenposten in London und St. Petersburg mit der Erklärung abgelehnt habe, daß er nur das Ministerium des In⸗ nern oder das der Finanzen übernehmen werde. Die Estafette theilt ferner mit, daß das Ministerium, welches zur Zurücknahme des Entwurfs, der den Präfekten die Ernennung der Gemeinde⸗ Beamten in den kleineren Gemeinden übertragen soll, entschlossen geschienen, auf seinem früheren Entschlusse beharren und den Gesetz⸗ Entwurf zur Diskussion bringen werde, wobei es von den beiden äußersten Seiten der Versammlung heftigen Widerstand zu gewär⸗ tigen habe. Während ein Journal die Abreise Persigny's nach Berlin bereits als vorgestern erfolgt ankündigte, behauptet die Est a⸗ fette wieder, der Posten in Berlin solle einem anderen Diplomaten übertragen werden, dessen Wahl aber noch nicht erfolgt sei. Im österreichischen Gesandtschafts Hotel wurden gestern den ganzen Vormittag hindurch diplomatische Konferenzen gehalten.
Der Prinz Georg von Preußen ist aus Spanien hier an⸗ gelangt.
Nach den neuesten Berichten vom Senegal hatten kürzlich un⸗ ternommene Expeditionen der französischen Truppen die Häuptlinge es Landes sehr friedlich und zuvorkommend gestimmt. König Balls hatte für sich und vier andere Negerfürsten' einen Handels ertrag nachgesucht, von dem man sich für Frankreich große Vor⸗ heile verspricht.
zie es heißt, wird General Baraguay d'Hilliers nächster Tage von Rom hier zurückerwartet; es soll die Rede davon sein, ihm einen Nachfolger zu geben.
Dem Journal des Débats zufolge waren am 18ten d. M. die Grafen Gabriel und Louis Mastai, Bruder und Neffe des Papstes, in Rom eingetroffen, woraus man auf die baldige Rück⸗ kehr Sr. Heiligkeit selbst schloß.
Großbritanien und Irland. London, 26. Dez. Das Kabinet hat die vom Lord Senman gewünschte Entlassung als Oberrichter der Queensbench angenommen und Lord Campbell als seinen Nachfolger ernannt. Es heißt, daß der Vorsteher der Münze, Herr Sheil, an Campbell's Stelle Kanzler des Herzogthums Lan⸗ caster werden und einen Sitz im Kabinet erhalten werde.
Zu Bradford fand am Donnerstag Abend unter dem Vorsitze
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Mayors eine Versammlung zur Beglückwünschung Cobden's
d des Obersten Thompson statt, wobei Cobden wieder eine Rede zu Gunsten des Freihandelsprinzips und gegen das bisherige Ko⸗ lonialsystem hielt. Zugleich nahm man eine Resolution an, wonach man auf Erweiterung des Wahlrechts hinarbeiten müsse, indem vom jetzigen Parlamente nicht die Durchführung jener Reformen zu er⸗ warten sei, die man für dringlich halte.
Der Bewahrer der Staats-Archive hat auf sein Gesuch die Bewilligung erhalten, einen Katalog der merkwürdigsten Dokumente, die sich in diesem großen Etablissement befinden, drucken zu lassen. Der Katalog wird für historische Forschungen vom größten Nutzen
sein, weil er zahlreiche Dokumente nachweisen wird, von deren Vorhandensein man bisher gar nichts wußte, und die in einer Art die reichen diplomatischen Sammlungen vervollständigen werden, die sich in dem Departement der Manuskripte in dem britischen Museum befinden.
Der Manchester Guardian giebt zu verstehen, daß die russischen Tarifveränderungen schon früher eingetreten sein würden, wenn nicht die ungarischen Kriegsereignisse dazwischengetreten wä⸗ ren. So viel man höre, hätte man ssich über Baumwollenwaaren und Baumwollengarne schon geeinigt, und würden die beabsich⸗ tigten Reductionen ins Leben treten, so würde die Garnausfuhr einen starken Impuls erhalten.
man vernimmt, wird zusammentreten.
Aus der Capstadt hat man Nachrichten bis zum 3. November. Die Stimmung der Kolonisten in Bezug auf die Aufnahme von Sträflingen hatte, wo möglich, noch einen entschiedeneren Charakter des Widerstandes angenommen. Die Zeitungen waren voll von den heftigsten Angriffen gegen den Gouverneur Sir H. Smith, und diesem hatte Aerger und Aufregung eine ernsthafte Erkrankung zu⸗ gezogen. Die Vereine gegen die Aufnahme von Sträflingen agi⸗ tirten mit großem Erfolge und verbreiteten unter dem Landvolke heftige Adressen, in welchen die britische Regierung geschmäht wurde. Am Abend des 1. November waren in der Capstadt alle männlichen Einwohner von einem gewissen Alter aufgefordert worden, sich im
ft um sich als Konstabler einschreiben zu
Wie
zs Parlament den 29. Januar
Stadthause einzufinden, lassen.
Niederlande. Aus dem Haa g, 21. Dez. Die zweite Kammer hat in ihrer gestrigen Sitzung mit 56 gegen 1 Stimme das Budget der Mittel und Wege für 1850 angenommen. Die Kammer nahm dann die Berathung über das Budget des Mini— steriums f, die wegen der Krankheit Thor—
des Innern wieder auf becke's vertagt worden war, und dessen Vertheidigung der Justiz⸗
minister übernahm.
Belgien. Brüssel, 28. Dez. Die Centralsection der Re⸗ zräsentanten⸗Kammer hat sich für Beibehaltung der jetzigen Ge⸗ traide⸗Gesetzgebung erklärt, will dabei aber die Eingangszölle auf die im Gesetze vom 31. Dezember 1818 angeführten? Getraide Ar ten verdoppelt wissen, d. h. 100 Kilogramme sollen statt 50 Ct. 1 Fr. zahlen, jedoch soll Gerste und Malz davon ausgenommen sein. Obgleich die Centralsection diesen neuen Vorschlag gebracht,
wird die Getraidefrage wohl erst in einigen Wochen zur Erledigung kommen, wie die Kammer in den letzten Tagen beschlossen hatte.
Bei der Prüfung des Budgets der öffentlichen Arbeiten hat die Centralsection lebhafte Reclamationen darüber laut werden lassen, daß viele Personen freies Fahrrecht auf den Staatsbahnen haben, die durchaus keinen Anspruch darauf hätten. Die Centralsection will diese Mißbräuche abgeschafft wissen und nur den Eisenbahn⸗ Beamten, die im Interesse des öffentlichen Dienstes reisen, Frei⸗ karten erhalten, ohne daß deren Familien gleiches Recht haben soll⸗ ten. Die Agenten der belgischen, wie ausländischen Bahnen sollen keine Freikarten mehr bekommen.
Spanien. Mad rid. 29. Dez. Die Arbeiten an der Eisen⸗ bahn von Madrid nach Aranjuez, die eine Zeit lang unterbrochen