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für die zweite Kammer angenommen hat, Dr. Zach. Löwenthal mit großer und absoluter Majorität gestern erwählt worden.
Gießen, 10. Jan. (Frkf. J.) Das Interesse für die Reichstags ⸗Wahlen nimmt hier einen bedeutenden Aufschwung. Gestern Abend konstituirte sich der Reichstagswahl Verein unter dem provisorischen Vorsitz des Professor Dr. theol. Köllner dahier im Saale des Gasthauses zum Einhorn definitiv durch Wahl eines Ausschusses. Die Zusammensetzung zeigt so recht die verschiedenen Schattirungen des TConstitutionalismus in unserer Stadt und Ge⸗ gend. Der Saal war gefüllt, und was das Bedeutendste sein dürfte, es erschienen Depukationen von Landleuten, um die Bethei⸗ ligung der Gemeinde auszusprechen.
Frankfurt. Frankfurt a. M., 19. Jan, (8. P. A. 3.) Herr Baron von Holzhausen ist zum Bevollmächtigten für Lichtenstein, Reuß, Schaumburg Lippe, Lippe⸗-Detmold, Waldeck und Hessen⸗Homburg bei der Central Bundes Kommission ernannt worden und hat sein Kreditiv bereits überreicht. Derselbe vertrat die genannten Staa ten auch beim Bundestag und bei der provisorischen Centralgewalt.
Frankfurt a. M., 11. Jan. Die Herren Dr. Reinganum, Dr. Lomayer und Bolongaro-Crevenna haben ihren Anstritt aus der
ständigen Bürger-Repräsentation (Einund funfziger⸗Kollegium) ange⸗ zeigt.
Frankfurt a. M., 11. Jan. (D. 3.) Die Demokratie, wie sie das Montagskränzchen und die Majorität der aufgelösten Ver⸗ sammlung versteht, wird nicht wählen für den gesetzgebenden Kör⸗ ver, aber die Bürgerschaft betheiligt sich an den Wahlen in einer Zeit, wie noch in keiner früheren Zeit. Gestern, am ersten Tage der Abstimmung, sind bereits 1510 Stimmzettel, aus der ersten Abtheilung 328, aus der zweiten 668, aus der dritten 514, einge⸗ geben, und heute erwartet man eine noch stärkere Theilnahme.
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Ansland.
Oesterreich. Mantua, 30. Dez. (Ll.) Feldzeugmeister d'Aspre war einige Tage hier, und reiste sodann mit seinem Gene⸗ ralstabe nach Padua. In letzterer Zeit haben bedeutende Truppen⸗ durchmärsche sammt Artillerie von hier weiter stattgefunden. Gestern ging eine Husarendivision von hier weg, und heute sind bereits an⸗ dere einmarschirt, um hier in Garnison zu verbleiben.
Verona, 28. Dez. Der Gouverneur des lombardisch⸗ venetianischen Königreichs hat folgenden Erlaß an die betreffenden Behörden gerichtet:
„Hauptquartier Ve rona, 15. Dezember 1849. Nachdem sich seit dem Erlaffe meines Armeec-Befehls vom 6. Dezember 1848 die Verhältnisse des sombardisch-venetianischen Königreiches auch rücksichtlich seiner militairischen Besetzung bedeutend geändert haben, und nunmehr theilweise auch eine Aen= derung betreffs der Ausübung des Jus gladi6t er aggratiandi über Civilper- sonen eintreten muß, so finde ich die in dem oberwähnten Armee - Befehle gegebenen Anordnungen, insofern sie die Aburiheilung von Cipvil— personen durch Militair⸗ Gerichte und nach Militair - Gesetzen betreffen, folgendermaßen festzusetzen, resp. abzuändern: J. Da der Belagerungs⸗ zustand in dem ganzen Umfange des lombardisch ⸗venelianischen Königreiches noch fortbesteht, so bleiben auch noch die Bestimmungen des Proklams vom 10. März l. J. aufrecht und sämmtliche im Lande befindlichen Civilperso—= nen in den darin benannnten Verbrechen oder Vergehen der Militair⸗-Juris⸗ piction und somit den Militairgesetzen unterworfen. II. Das Straf- und Begnadigungsrecht über Civilpersonen in solchen Fällen wird nicht mehr von jenem Herrn Kommandanten eines Regiments ausgeübt, dessen Auditor
die Aburtheilung vornahm, sondern dasselbe übertrage ich von nun an auf nach- benannte Herren Kommandanten in der zugleich angedeuteten Ausdehnung: 1) Für die Stadt und Provinz Mailand dem jeweiligen Herrn Statthal= ter. 2) Für die Stadi und Provinz Venedig ebenfalls dem dortigen Herrn Statthalter. 3) Für die Stadt und Provinz Verona, mit Ausnahme der Festung Legnago, dem jeweiligen Herrn Festungs Kommandanten. 4) Für die Festung und Provinz Mantua, mit Ausnahme der Festung Pes chiera, dem Herrn Festungs - Gouverneuer daselbst. 5) Ferner in der Pro— vinz Brescia dem 7ten Armee⸗Corps- Kommando. 6) Für die Provinzen Komo, Bergamo, Kremona, Lodi, Vicenza, Treviso, Padua und Udine,
mit Ausnahme der Festung Palmanuova, dem jeweiligen in dem Hauptorte der Provinz befindlichen Herrn Militair- Stations- Kom⸗
manbanten, wenn derselbe ein Herr Feldmarschall-Lieutenant oder General- Major ist. 7 Die in den Provinzen Sondrio, Pavig und Belluno vorkommenden Eivil-AUrrestanten sind, so lange in deren Haupt= orten kein Herr General stationirt ist, folgendermaßen abzugeben, und zwar: Die von Sondrio an das Stations- Kommando von Bergamo, sene aus der Provinz Pavia nach Lodi, und die von Belluno nach Udine. 8) Für die Festungen Peschiera, Legnago und Palmanuova dem dortigen Herrn Festungs- Kommandanten. I) In den Festungen und Städten, wo sich eigene Garnisons⸗ oder besonders zu diesem Behufe zugetheilte Auditore befinden, haben diese die Untersuchung und Aburtheilung der Ci vil-Arrestanten vorzunehmen; bei dem 7ten Armee-Corps der demselben beigegebene Corps, Auditor. 10) In den übrigen Provinzen, in deren Hauplorte ein Regimentsstab liegt, übernimmt der beireffende Regiments Auditor dieses Geschäft. 11) Jene Heiren Militair-Stations⸗Kommandan⸗ ten in einer Provinz, in deren Hauptort sich kein Regimentsstab befindet, werden ermächtigt, den nächsten in die Brigade oder Division gehörigen Regiments-Auditor zu requiriren, und zu dem Behufe einer standrechtlichen Be⸗ handlung in ihre Station kommen zu lassen. 12) Dort wo die betreffenden Audi⸗ tore der italienischen Sprache nicht mächtig sind, haben die mit dem jus glacli versehenen Herren Stations-Kommandanten für die Bestimmung re— spektive Kommandirung eines geschickten und vertrauten Dolmetschers Sorge zu tragen, welchem nicht nur die mündliche Verdolmetschung bei den ge— richtlichen Vernehmungen, sondern auch die Ueberseßung der italienischen Altenstücke obliegen wird; daher derselbe jedenfalls hierzu eigens beeidet wer- den muß. Es versteht sich von selbst, daß, um diese zeitraubende jedoch un erläßliche Maßregel möglichst zu vermeiden, nach Thunlichkeit ein
der italienischen Sprache kundiger, wenn auch, entfernterer Audi= tor requirirt werden müsse. 13) Was nur die Anordnung einer stand⸗ oder kriegsrechtlichen oder überhaupt gerichtlichen Behandlung
anbelangt, so bleiben alle diesfalls bestehenden Reglements- und sonstigen Vorschristen aufrecht; und es ist hierbei von dem beireffenden Gerichtsherrn 2 zu beobachten, daß nicht vielleicht ein Standrecht zusammengesetzt , es dem requirirten Auditor möglich war, die Bezug nehmen . zu lesen, und die nöthige Thatbestands - Erhebung, zu pflegen. 89 , b, ü, die Akten jedesmal, bevor noch der Auditor in den u , . gehalten werden soll, berufen wird, ihm nicht nur e en, En ein auch seine Meldung abgewartet werden, daß den n, ie. Genüge ln er und der Akt zur Abur— Sitz der Halslhis 14) Slandrechie sind der Bestätigung wegen stels im gen und a hren abzuhalten. 15) Andere gerichtliche Untersuchun= sich besindet, . sind dort zu bewirken, wo der requirirte Muditor Hen e] fle . nicht ohne besondere Dringlichkeit seinen sonstigen jo co erheischenden . verde. Bei besonderen eine Exemplification in von dieser Dor schrisf ö. bleibt es jedech Lem Gerichtsherrn vorbehalten, ihre gesetzmäßigen ine d g, 16 Die requirirten Auditore haben auf
sch hruch, und rücksichtlich der Dolmeischer
überlasse es den benreffenden ; Donorate anzutragen. 17 Die r, . 4 au gem , ist wie bisher von den Civil — Behörden hatbestandes selbst
Stgtthalterschast wird diesen Befehl den Hie he rn run n i
theilen. 19) Wenn in jenen wenigen Provi
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leine Herren Generäle sind, ein solcher ie hie nn , * n r. selbe alsogleich in dieselben Rechte, wie die oberwähnten H e, 24 der Kommandanten, und die dem Militair⸗Gerichte zu nner bh, en Ir fr.
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sonen der Provinz werden dann nicht mehr an das Stations- Kommando einen anderen abzugeben sein. Wenn aber im Gegentheile in einem Provin- zial⸗Hauptorte, wo jetzt ein Herr General ist, durch nicht vorauszusehende Umstände eine solche Abänderung in der Dislocation geschehe, daß dieser Hauptort nicht mehr Station eines solchen bliebe, so ist sich we⸗ gen Uebertragung des jus gladii für diese Provinz bei mir anzufragen. 230) Dort wo lemporair ein derlei Stations? Kommando einem Herrn Obersten als Brigadier anvertraut wäre, hat dieser zeitlich das jus gladii für die Provinz. 21) Dle Delegationen sind wegen der weiteren nöthigen Verfügungen, so wie die Provinzial-Tribunale von dieser Anordnung, insoweit sie die Amtswirksamkeit derselben betrifft, zu verstän—= digen. 22) Ueber die in Untersuchung gezogenen Civil - Arrestanten sind Vormerkungen in Form der Amrrestanten- Protokolle zu füh— ren. 23. Jede standrechtlich oder kriegsrechtlich verhängte und vollzogene Todesstrafe ist mir anzuzeigen. Hierdurch wird zugleich der Bericht vom ten d. M., mit dem weiteren Beifügen erledigt, daß rücksichtlich der Mili⸗ tair-Arrestanten, die früher dem Militair-Gouvernement zustehend gewesenen Rechte auf den jeweiligen Herrn Milijgir-oommandanten von Mailand übergehen, und dieser das jus gladii in gleichem Maße wie vor dem Monat März 1848 auszuüben hat. Radetzky.“
Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 109. Januar. Der Kammer- Präsident verliest einen Bericht über die Arbeiten der Kammer- Abtheilungen und ihrer Kommissio— nen. Die Kommission nimmt zu dem Gesetzentwurf über die Ele⸗ mentarlehrer die beiden Amendements an: die Suspension der Ele⸗ mentarlehrer könne 5 Monate dauern, und sie dauere während der Berufung des Elementarlehrers an den Minister fort, und fügt hinzu, daß der Betroffene während der Suspension keinen Ge⸗ halt beziehe. Der Minister Parieu stimmt der Kommission bei. Die Versammlung schreitek zu der Berathung der einzel— nen Paragraphen des Art. 4. 5. 1: „Der abberufene Leh⸗ rer kann während der Untersuchung sein Amt nicht fortsetzen“, wird angenommen. Der 5§. 3 wird in folgender Fassung geneh⸗ migt: „Die Dauer der Suspension kann nicht 6 Monate über— schreiten.“ Der ganze Artikel wird hierauf mit 378 Stimmen ge⸗ gen 213 angenommen. Art. 5: „Der abgesetzte oder suspendirte Schullehrer kann weder in der Gemeinde, wo er sein Amt geübt, noch in irgend einer der Gemeinden desselben Departements eine Privatschule eröffnen.“ Ueber diesen Artikel entspinnt sich eine hef⸗ tige Debatte. Die einzelnen Theile des Artikels werden indeß an⸗ genommen und schließlich auch der ganze Artikel mit 338 gegen 255 Stimmen. Herr Bauchat hat den Antrag gestellt, daß alle jetzt im Dienste stehenden Gemeinde⸗-Lehrer ihr Amt nur dann fort⸗ setzen können, wenn sie von neuem eingesetzt werden.
Paris, 10. Jan. Der Justiz-Minister hatte vorgestern den Präsidenten der Republik zu Tisch geladen. Die Zahl der übrigen Gäste betrug 509, unter ihnen befanden sich die Minister, General Chaugarnier, der Kammer-Präsident Dupin und mehrere Deputirte der Majorität. Nach dem Mahl war großer Empfang. Der Prä sident der Republik zog sich erst sehr spät zurück, J
Der Moniteür' du Soir enthält die Nachricht, daß die nöthigen Ergänzungswahlen für die Kammer am 3. Februar statt⸗ finden sollen. .
Der Ministerrath hielt gestern eine zweistündige Sitzung, in der er sich, den Abend-Journalen nach, mit bedeutenden Abände⸗ rungen, die in der Erhebung der Steuern getroffen werden sollen, beschäftigte. Lord Normanby soll gestern eine lange Konferenz mit dem Präsidenten der Republik gehabt haben. 9
Herr von Rothschild vertheilt der Reihe nach in den verschie⸗ denen Arrondissements eine bedeutende Anzahl von Brodkarten; so ließ er gestern dem Wohlthätigkeits-Büreau des 6ten Departements 60 Brodkarten, jede zu 4 Pfund, zustellen.
Die Assemblee Nationale hat den Courrier frangais als Abendblatt angekauft.
Die französische Expedition nach Montevided soll vom Admiral Dubourdien, die Landungs-Truppen von dem Obersten Lannes de Montebello befehligt werden.
Herr Dupin soll nur auf dringendes Zureden Louis Bona parte's eingewilligt haben, sich mit seiner Wiedererwählung zufrie⸗
ben zu erklären. Es ist etwas aufgefallen, daß er weder beim Ver⸗ lassen, noch beim Wiederbesteigen des Präsidentenstuhles eine An— rede hielt, was angeblich auf Anrathen seiner Freunde unterblieb.
Ein Journal versichert, daß Fould und Desfossés bereits ihre Demission als Minister eingereicht hätten, dieselbe jedoch in dem vorgestern Mittags abgehaltenen Minister⸗Rathe zurücknahmen.
Dreihundert hiesigen polnischen Flüchtlingen ist angezeigt wor⸗ den, daß die ihnen bisher gewordene monatliche Unterstützung fortan aufhöre.
Der Gesandte von Montevideo, General Pacheco, ist von hier nach London abgereist.
In der neuen Wochenschrift Napoleon heißt es unter An⸗ derem: „Was der Präsident seit einem Jahre gethan und womit er sich beschäftigt hat, ist wenig; wenn man will; aber es ist doch wenigstens etwas inmitten der Schwierigkeiten, die von allen Sei⸗ ten her sich erhoben. Wir hoffen jedoch, daß er noch mehr thun, daß er alle Schwierigkeiten überwinden wird; denn die nie aufhörende Urfache seiner Stärke ist sein Ursprung. Auch wird er, und sollte er immer noch, wie am Tage seiner Wahl, alle alten und neuen Parteien, die ganze Presse und die ganze Verwallung gegen sich haben, die Gesellschast reiten, die Ordnung und den Wohistand wiederherstel⸗ len, mit einem Worte: seine Sendung vollenden, weil er die Masse des Volles immer für sich haben wird und weil er sich von dem Glauben, der begeistert, und dem Willen, der vollführt, beseelt fühlt. Die Feindseligkeiten der ehrgeizi⸗ gen Republikaner gegen den Präsidenten der Republik sind eben so viele politische Fehler und Verblendungen. Sie beklagen sich über die Reaction, die sie durch ihre Handlungen von gestern hervorgerufen haben, und ihre heutigen Handlungen rufen gleich⸗ sam irgend eine monarchische Restauration herbei. Louis Napoleon Bonaparte konnte sie allein gegen alte Erinnerungen und frische Befürchtungen schützen. Allein es liegt in der Leidenschaftlichkeit exkluslver Parteien, daß sie entweder Alles gewinnen oder Alles verlieren wollen. Washington und der ersse Konsul Bonaparte begegneten demselben eigennützigen Hasse. Die Tugend des Erste⸗ ren vernichtete ihn; der Ruhm ves Letzteren zerschmetterte, ihn. Die Verschiedenheit der Vereinigten Staaten und Frankreichs leitete das verschiedene Benehmen dieser beiden gleich sehr verkannten großen Manner. Wird Louis Napoleon die freie Wahl zwischen diesen beiden Vorbildern haben? Die Republikaner werden darüber entscheiden.“
Großbritanien und Irland. London, 10. Jan, Heute Vormittag soll die neue Expedition zur Aufsuchung des Eapitain Franklin, bestehend aus den Schiffen „Enterprise“ (Ca⸗ pitain Collinson) und „Investigator“ (Commodore Mac Clure), Woolwich verlassen.
Die irländischen Protectionisten lassen sich durch den schlechten . welcher ihre Berathungen bis jetzt begleitet hat, nicht ab⸗ schrecken, sondern arbeiten rüstig fort. Am 7Tten fand eine Ver⸗
sammlung in Donegal statt, am Sten in Tipperay, und gestern wollte Down seine Streitkräfte zeigen. Die Grafschaft Clare ] r
oll am Frei⸗
tag an die Reihe kommen. Populair ist die Bewegung keinesweges, und die große Masse des Volks verhält sich entweder gleichgültig zu derselben oder steht ihr feindlich gegenüber. Die Versammlung in Donegal soll eine vollkommen verunglückte gewesen sein; die Zahl derer, welche ihr beiwohnten, war nur gering; unter den An⸗ wesenden zeigte sich eine solche Verschiedenheit der Meinungen, selbst in den Reihen der Grundbesitzer, daß die Versammlung bald aus einander ging, ohne zu einem Beschluß gekommen zu sein, Etwas besser lief eine Versammlung, welche an demselben Tage in Tyrone ehalten wurde, ab, da man sich wenigstens uber eine an das Par⸗ nn zu richtende Petition einigte. Doch ging es auch dort sehr stürmisch zu, und an einer starken Opposition fehlte es nicht.
Die Jeitungen melden den vorgestern in London plötzlich erfolg— ten Tod des durch seine Werke fuͤr den Ueberland Weg nach In⸗ dien bekannten Lieutenants Waghorn. Der Verstorbene war erst am Weihnachtstage aus Malta, wo er sich einige Zeit seiner Ge⸗ sundheit wegen aufgehalten hatte, zurückgekehrt. Er hat nur das 49ste Jahr seines Alters erreicht. Seine ursprünglich eiserne Con⸗ stitution soll namentlich durch Sorgen, welche ihn in Folge von Geldverlegenheiten drückten, zu Grunde gerichtet worden sein. In der Anzeige seines Todes in der Times heißt es: „Obschon don den Hauptvorfällen seiner Lebensgeschichte, welche mit der in⸗ dischen Ueberland⸗Unternehmung, die seinen Namen als den eines der größten praktischen Wohlthäter der Menschheit in unserem Zeit⸗ alter unsterblich macht, zusammenhängen, wenig bekannt werden ist, war seine Laufbahn eine äußerst merkwürdige, voll der merkwürdig sten Wechselfälle und reich an Charakterzügen, welche in jeder Hin⸗ sicht ein dauerndes Andenken verdienen.“ ⸗ .
In Jamaica war am 17. Dezember die gesetzgebende Ver— sammlung noch in Thätigkeit und hatte eine Bill angenommen, welche das Gehalt des Gouverneurs auf 4500 Pfd. St. festsetzte. Eine andere Bill, welche auf einen Zusatz⸗Zoll für importirte Waaren antrug, war dem Hause vorgelegt worden.
Der Globe sagt: „Wir bemerken mit Leidwesen, daß die neueste indische Post keine Nachrichten aus China mitgebracht hat. So sind wir noch immer im Dunkeln hinsichtlich des Schicksals der britischen Kriegsschiffe, welche, wie die letzten Berichte meldeten, in Verfolgung der in den chinesischen Gewässern so frechen Piraten⸗ Flotte verschwunden waren. Man hat nur allzu viel Grund zu dem Verdacht, daß diese Seeräuber unter geheimer Sanction der chinesischen Behörden handeln. Diese Vermuthung und dazu die Gefahr unserer Seremacht, welche die Aufgabe hat, eine Freibeuter= macht zu vertilgen, deren Stärke und deren Schlupfwinkel gleich unbekannt sind, lassen diesen Gegenstand vielleicht als den wichtig- sten erscheinen, auf welchen die indische Post jetzt unser Augenmerk lenken kann.“ Nach einem neulichen Bericht der Times henahmen sich diese Seeräuber, ganz im Widerspruch mit dem Charakter, wel⸗ chen die Chinesen zu Lande zeigen, sehr herzhaft, so daß sie die auf sie Jagd machenden Engländer nicht selten zuerst angriffen; auch scheint ihr Geschütz gut bedient zu sein.
Dem Roman Catholie Directory zufolge, giebt es in England 674 römisch-katholische Kapellen, 880 Priester, 13 Klö ster, 41 Konvente, 11 Kollegien und 250 Schulen.
Das Brunswick-House in London, auf der Südseite, Belmont Terrace, Wandsworth-Road, wo vormals der Herzog von Braun⸗ schweig wohnte, ist am 3. Januar Morgens abgebrannt,
Bei dem General -Kommando der Armee sind Briefe vom Kap mit der Nachricht eingetroffen, daß der Gouverner, Sir Henry Smith, ernstlich erkrankt ist und wahrscheinlich seine Stelle nieder⸗ legen wird.
Italien. Von der italienischeu Gränze. (Wan— derer.) Das Gastmahl, welches der päpstliche Nuntius in Tu⸗ rin zur Feier der Ankunft des Grafen Appony gab, soll großartig gewesen sein. Das ganze diplomatische Corps war zu demselben geladen. Auch der Minister-Präsident und der Finanz-Minister nahmen Theil daran. Es mag hier und da befremdet haben, daß Marchese Pareto sein Mandat niederlegte; es mag dies Befrem— den dadurch noch gesteigert worden sein, daß Pareto offenbar die an seine Wähler gerichtete Ansprache etwas dunkel hielt und es jedem Einzelnen überließ, noch etwas zwischen den Zeilen zu
lesen. Ueber die dunklen Stellen jener Ansprache kömmt nun Licht. Pareto war oder schien wenigstens bei der Erhebung in
Genua nicht ganz unbetheiligt gewesen zu sein. Als ihn nun das frühere Parlament zu seinem Präsidenten machte, so sah das Ministerium in dieser Wahl das Hinwerfen des Fehdehand⸗ schuhes von Seiten der Kammer, und Parelo war so, wollend und nicht wollend, eine der Ursachen geworden, welche die Auflösung des Parlamentes herbeiführten. Der Mann zog indeß hieraus seine Moral. Er kandidirte bei den letzten Wahlen gar nicht mehr, um nicht wieder zum Mitveranlasser einer solchen Katastrophe zu werden, und gewählt, entsagte er der ihm zugedachten Würde. Vom Büreau der Deputirtenkammer gehören der Secretair Ca⸗ vallini und der Quästor Valvassori der Linken an. Sind diese beiden Posten auch nicht bedeutend, so ist es doch immer ein, wenn auch kleiner Beweis parlamentarischer Unparteilichkeit, daß man die Linke nicht ganz von den Büreauwahlen ausschloß.
Bei dem NUuß Befehl des österreichischen Kommandanten ver— hafteten und nach Ancona abgeführten Gouverneur von Jesi, Salmi, sollen sich verschiedene chiffrirte Schreiben gefunden haben, worunter auch Korrespondenzen mit den Malcontenten in den Mar⸗ ken, der Romagna und im Auslande. Unter den Waffen, die man entdeckte, war auch ein Dolch, der sich mit Gift füllen ließ. Auch Fahnen, Kokarden und verschiedene andere republikanische Abzeichen fanden sich vor. Seine Weigerung, die Kundmachungen der Oesterreich'r zu publiziren, war bekanntlich die Veranlassung zur Untersuchung und Verhaftung. Der militgirische Censurrath hat 54 Beamte vom Kriegsministerium won aller Anschuldigung frei⸗ gesprochen, und andere 24 wurden theils jubilirt, theils mit De⸗ gradirung wieder eingetheilt, theils einfach entlassen.
Dem Könige von Neapel und dem dortigen Volke zu Liebe hat der Papst für jenes Königreich die Commemoration von Mariä Opferung (21. November) zu einem lestum duplex erhoben. Lamhbruschini hat dem Papste in Portici seine Aufwartung gemacht. Die viel besprochene Amnestie erwartet man nun am 12. Januar, dem Geburtstage des Königs.
Turin, 6. Jan. (Fr. B.) Die Deputirten⸗Kammer hat vor⸗ gestern das auf die Prüfung der Maße und Gewichte bezügliche Gesetz mit einer Majorität von 112 gegen 3 Stimmen angenommen, Au⸗ ßerdem wurde beschlossen, daß die mit Prüfung des Budgets beauf⸗ lragte Kommission aus 21 Mitgliedern bestehen und die Ernennung e en durch die ganze Versammlung in öffentlicher Sitzung statt= sinden solle. In der gestrigen Sitzung wurde die Antwort auf die Thronrede in der Deputirten⸗Kammer verlesen und einstimmig ange⸗ nommen. Der Senat hat seinerseits die Antwort auf die Thron— rede mit 45 Stimmen gegen J angenemmen.
lleber die österreichische Oecupatjon Toscana's wird dem Ri—⸗ sorgimento geschrieben: „Glaubwürdige Briefe aus Toscana ver⸗ sichern, daß ein Vergleich abgeschlossen worden sei, kraft dessen die
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Truppen auf unbestimmte Zeit in Toscana bleiben würden jedoch unter der Verpflichtung, das Land auf Verlangen des Großherzogs sogleich zu räumen. Wie man sagt, ist die Stärke des , tiens-Corps auf 10000 Mann festgesetzt. Toscana bezahlt ö Kosten der Kasernirung und die außerordentlichen Fꝛiegofosten, Die Oesterreicher verhalten sich neutral zu den inneren Angelegenheiten des Landes. Livorno ist von dieser Verfügung ausgenommen. In Folge dieser Convention ist das toskanische Parlament sogleich ein⸗ berufen.“
Alessandria, 3. Jan. Seit dem 1sten d. Mts. wird der Eisenbahndienst regelmäßig betrieben. Die Züge befor dern jedesmal eine befriedigende Anzahl von Reisenden. Der Preis wird etwas hoch gefunden, und dürfte wahrscheinlich etwas ermä⸗ ßigt werden.
Florenz, 4. Jan. Der heutige Monitore T os cano wi⸗ derlegt das verbreitet gewesene Gerücht vom Rücktritt einiger Mi nister, mit der Versiche ung, daß im toscanischen Ministerium die vollkommenste Einigkeit herrsche.
Ancona, 265. Dez. (Lloyd.) Heute brach an Bord der im hiesigen Hafen vor Anker liegenden britischen Handelsbrigg „President“ eine Meuterei mehrerer Matrosen gegen ihren Capitain aus, welcher von ihnen verwundet wurde. Der Capitain bat bei der K. K. Kriegsbrigg „Pola“ um Hülfe, von wo sogleich ein be⸗ waffnetes Boot entsendet wurde. Als es sich der englischen Brigg näherte, wurde darauf gefeuert, ohne daß jedoch die Schüsse trafen. Nach kurzer Gegenwehr glückte es, die meuterischen Matrosen, sieben an der Zahl, zu bewältigen. Der Vorfall ward sogleich dem bri⸗ tischen Konsul angezeigt; die Arrestanten wurden ihm zur Dispo— sition gestellt. Auf sein Ansuchen wurden sie in das Kommunal— Gefängniß abgeführt und die Untersuchung gegen sie eingeleitet.
Neapel, 2. Jan. (LI.) Das päpstliche Anleihen ist noch nicht zum Abschluß gekommen, was die Rücklehr des Papstes noch verzögern dürfte. Der Papst selbst spricht indeß fortwährend von seiner na—⸗ hen Abreise.
Rom, 28. Dez. (Lloyd.) Das alte Jahr gewährt uns in reicher Fülle Schneemassen, wie sie seit Menschengedenken hier nicht gesehen wurden. Wir sind dadurch noch mehr der Verbindung mit der Außenwelt entrückt, als dies schon der Fall ist. In der gestri⸗ gen Nacht siel der Schnee fußhoch, und das Barometer sank auf 3 Grad unter Null. Mit den Karnevalsfreuden wird es nun auch im kommenden Jahre nicht viel heißen, denn es sind so eben ge— messene Befehle erschienen, welche den römischen Frohsinn in be⸗ scheidene Gränzen einengen. Vom Lande hören wir noch immer Berichte über gefährliche Diebstähle, und heute ist ebenfalls eine Verwarnung dagegen erschienen. Wir hegen hier bescheidene Zwei⸗ fel über die Wirksamkeit derselben, wenn sie nicht durch Bajonette kräftig unterstützt wird.
Rom, 31. bruschini ankommen werde,
(Lloyd.) Es heißt, daß Kardinal Lam⸗ um an der Stelle der drei Kardinäle die Verwaltung zu übernehmen. Der heilige Vater soll am 15. Januar sicher hier eintreffen. Ein Dampfschiff wurde bereits von Eivitavecchla abgeschickt, um das Gepäck des päpstlichen Haushal⸗ tes von Gaeta abzuholen. Cernuschi ist von Civitavecchia nach dem Fort St. Angelo transportirt worden.
Gestern Abend gingen vierzig der unter der revolutionairen Regierung verwendeten Militair⸗- und Civil⸗Beamten, welche ihrer Stelle enthoben worden waren, in die Verbannung. Morgen soll noch ein größerer Transport derselben abgehen.
Ein anderes Gerücht lautet, daß die Franzosen Rom räumen und in Civitavecchia 6010 Mann stark verbleiben werden. Die Garnison in Rom soll aus 16,000 Mann päpstlicher, spanischer und neapolitanischer Truppen bestehen. Heute ist wieder ein fran— zösisches Bataillon abmarschirt, um nach der Heimat zu ziehen.
Spanien. Nadrid, 4. Jan. (Fr. B.) Man glaubt allgemein, daß die Cortes-Sitzung sehr kurz sein werde. Der An— trag der Opposition gegen den neuen Provinzial⸗Gouverneur ist
C 5 8. Dez.
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mit 130 gegen 71 Slimmen verworfen worden. Zproz. 29.
Moldau und Walachei. Jassy, 18. Dez. (Wien. Ztg.) Nächstens tritt in Jassy eine Kommission zur Revision des Regle⸗ ments und zur Regulirung der bäuerlichen Verhältnisse zusammen. Nach den Vorschlägen zu urtheilen, welche die Bukowina kürz— lich n Betreff der letzteren machte, dürste wohl kaum in irgend einer Gegend Europa's der Feldbau durch die Rechtlosigkeit des Landmannes mehr verwahrlost sein, als gerade in der Moldau. So wünscht vie Bukowina, daß, nächst Aufhebung des Zehents, Ver— minderung der Frohnen, Verbot, selbe zur Branntweinbrennerei zu benützen, Beförderung der Obst- und Viehzucht durch Prämien, Unklagbarkeit der Trinkschulden u. s. w., vor Allem dem Bauer ein Eigenthums⸗- oder doch wenigstens emphyteutisches Pachtrecht auf den in seinen Händen befindlichen Boden ertheilt werden möge, Es ist also der Landmann in der Moldau noch nicht einmal zum Erb⸗ pächter geworden, wie der siebenbürger Wallache, und kann folglich nach jeweiligem Belieben des Bojaren weggejagt oder wo anders hin versetzt, ihm sein Haus weggenommen werden. Unter solchen Ver⸗ hältnissen ist es wohl nur natürlich, wenn leider der willenlose, be⸗ sitzlose Frohnknecht nicht an den Bau eines ordentlichen Wohnhau⸗— ez, an' die Anpflanzung von Bäumen denkt und wohl gar die Sorge um die Zukunft in Branntwein ertränkt. Ob übrigens die, so viel bekannt, nur aus Grundbesitzern zusammengesetzte Kommis⸗ sion ins eigene faule Fleisch schneiden und die betreffenden Uebel⸗ stände von der Wurzel ausheben wird, darüber wird man uns be— scheidene Zweifel wohl nicht, verargen. Und doch sollte der grund— besitzende Adel der Donaufürstenthümer sich die lehrreichen Erfah— rungen in anderen Ländern wohl zu nutze machen, ehe es auch für ihn zu spät wird. Denn jene Knechtschaft kann an der unterer Donau keinen Bestand haben, wenn ein freies kräftiges Bauern—⸗ thum in der ganzen österreichischen Monarchie sich begründet und entwickelt.
Vereinigte Staaten von NMord⸗Amerika. [ York, 26. Dez. Endlich, nachdem Herr Howell kim n e Majorität von 102 Stimmen gegen 100, welche auf Herrn Win— throp fielen, zum Sprecher des Repräsentantenhauses gewählt wor— den, hat die Botschaft des Präsidenten, wie so eben aus Washing⸗ ton gemeldet wird, dem Kongreß übergeben werden können. Die ganze Botschaft deg Präsidenten Taylor zerfällt, gleich denen seiner Vorgänger, denen sie an Ausdehnung ziemlich gleichkommt, in zwei Haupttheile, die auswärtige und die innere Politik betreffend. Eng⸗ land eröffnet den ersteren Theil. Mit Bezugnahme auf die gegen= seitigen Schifffahrts⸗Begünstigungen bezeichnet General Taylor die Dr n. zu England als die freundschaftlichsten. Der diplo— matische Streit mit Frankreich ist erledigt, der neue Gesandte der Schwesterrepublik wird auf das freundlichste empfangen werden. Rücksichtlich des von Dänemark reklamirten Einschreitens gegen die
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Ausrüstung eines deutschen Kriegs Dampfschiffes wird die Korre— spondenz mit dem deutschen Reichs-Minister dem Kongreß vorge— legt. Der in Frankfurt akkreditirte nordamerikanische Gesandte Donelson ist abberufen und der Befehl gegeben, die Gesandtschafts⸗ Archive in Frankfurt nach der nordamerikanischen Gesandtschaft in Berlin zu bringen. „Herr Donelson“, sagt der Präsident, „blieb mehrere Monate in Frankfurt, in der Exwartung, daß eine Union der deutschen Staaten unter einer Verfassung oder Regierungsform
endlich organisirt werden würde. Nach der Meinung derer, die mit
den bestehenden Verhältnissen zwischen Preußen und den deutschen Staa⸗ ten vertraut sind, kann ohne Preußens Mitwirkung keine solche Union dauernd gegründet werden. Im Fall eine solche Union gebildet und eine Centralgewalt in Deutschland gegründet wird, an der sich Preußen betheiligt, würde es nöthig sein, unseren Gesandten in Berlin abzuberufen; so lange Preußen als unabhängiges Königreich besteht und diplomatische Beziehungen mit ihm erhalten werden, liegt keine Nothwendigkeit für die Fortdauer der Gesandtschaft in Frankfurt vor.“ Für den Nationalkampf der Ungarn hat die Bot— schaft Worte lebendiger Sympathie; die Regierung hatte einem ihrer Agenten in Europa die Vollmacht ertheilt, ihre Bereitwilligkeit zur Anerkennung eines unabhängigen Ungarn zu erklären, sobald Ungarn im Stande sein werde, sich zu halten. Von der Cuba⸗-Expedition nimmt der Präsident Veranlassung, auf eine Lücke im Kriminalgesetzbuch auf
merksam zu machen, da dergleichen Unternehmungen zur Zeit nicht be⸗ straft werden könnten. Gegen Portugal sollen Entschädigungsforderun— gen, noch aus der Zeit des letzten Kriegs mit England, nachdrücklich gel⸗ kend gemacht werden. In Rom wird der nordamerikanische Geschäststrä
ger seine diplomatische Verbindung erst wieder aufnehmen, wenn dort eine hinlänglich permanente Regierung besteht. Die Beziehungen zu Mexiko sind freundschaftlich; die beiderseitigen Kommissare sind gegenwärtig an Ort und Stelle mit der Gränz-⸗Regulirung beschäf
tigt. Mit mehreren Staaten Central⸗Amerika's sind Freundschafts⸗ und Handelsverträge unterhandelt; den Konflikt zwischen den eng
lischen und nordamerikanischen Agenten erwähnt die Botschaft gar nicht, sichert aber der nordamerikanischen Compagnie für die Anle
gung des Schiffskanals in Nicaragua den Schutz der Regierung zu und erklärt sich für die unbedingte Nentralität des Gebiets, durch das die Straße führt. Aehnliche Erklärungen betreffen die Unabhängigkeit der Sandwichs⸗-Inseln, ohne daß indeß der neulich von den französischen Agenten dort ausgeübten Gewalt irgend eine Erwähnung geschieht. Von den beiden wichtigsten inneren Fragen, der Sklaven= und der Tariffrage, wird die erste nur indirekt berührt. Der Präsident em— pfiehlt, wie schon gesagt, eine Revision des bestehenden Tarifs und seine Feststellung auf einer Basis, welche die Revenüen vermehren könnte, be
zweifelt aber nicht das Recht des Kongresses, die einheimische Industrie zu ermuthigen, und glaubt, daß zu diesem Zwecke ein System spezisi⸗
scher Zölle am geeignetsten ist. Kalifornien wird, wie auch oben schon bemerkt, nächstens seine Zulassung als Staat in die Union fordern; der Präsident befürwortet dies Gesuch, im Fall die von den Kaliforniern beschlossene Verfassung der Constitution der Ver— einigten Staaten gemäß ist. Mehrere Maßregeln rücksichtlich Ka
liforniens werden empfohlen und die Aufmerksamkeit des Kongres
ses auf die Verbindungsstraßen zwischen Osten und Westen gelenkt. Rüchsichtlich der Armee und Flotte verweist die Botschaft auf die speziellen Berichte. Die Postverwaltung hält es für thunlich, eine Reduction des Briefporto's auf 5 Cents für alle Entfernungen vorzunehmen. Der New⸗JYJork Herald bemerkt über den Inhalt dieser ersten Botschaft des Generals Taylor, die vorgestern, am 24sten, im Kongreß verlesen wurde: „In manchen Bezie— hungen wird sie zu merkwürdigen Erörterungen Anlaß ge⸗
ben. Sie ist mit Einsicht abgefaßt und unterscheidet sich
von den Botschaften aller früheren Präsidenten seit Grün⸗ dung der Regierung. Die hervorspringenden Begebenhei— ten in der Geschichte der Nepublik während des letzten
Jahres werden kurz und ruhig berichtet, ohne besondere Kraft und Energie in Sprache und Ausdruck. Ueber die Mißgriffe des Herrn Clayton geht die Botschaft mit einer gewissen Geschick⸗ lichkeit leicht hinweg, aber in einer Weise, welche wie Verachtung 36 . 2 Zwist mit Frankreich wird wie ein ringfügiges Ereigniß behandelt. Die Beziehungen zu England mit Einschluß der Frage von Nicaragua, stellen an. . wickelungen in Aussicht; doch bedroht ver General Porlu al mit eine zweiten Botschaft, wenn es seine Schulden nicht bezahle n. vie . reichen Absetzungen und Ernennungen ist kein Wort gesogt . nicht der allgemeinen Erwartung entspricht. Kurz, die Botschaft ist eines der unschuldigsten Dokumente, welche veröffentlicht wor⸗ den sind. Ueber die Einführung der Sklaverei in den neuen Ter— ritorien spricht sich der General keinesweges klar oder bestimmt aus. In den Finanzen wird sich für dieses Jahr nur ein Defizit von 16 Millionen Dollars zeigen, und der General empfiehlt ohne Weiteres eine Anleihe. Der Schatz-Secretair, Herr Meredit, spricht sich in seinem Berichte für einen hohen Tarif und die Fortdauer des Unter-Schatzamtes aus und empfiehlt eine Erhöhung der Steuern. Die Botschaft und die mit denselben in Verbindung ste henden Dokumente werden wenig Einfluß auf die Gesetzgebung des diesjährigen Kongresses ausüben.“ n
Da bei der Sprecherwahl, trotz immer von neuem wiederhol— ter Abstimmungsversuche, keine absolute Majorität für einen der Kandidaten zu Stande gebracht werden konnte, hatte das Reprä⸗ sentantenhaus sich endlich entschlossen, durch ein Spezial⸗Votum den Kandidaten, der relativ die meisten Stimmen hatte, nämlich Herrn Howell Cobb, für gesetzlich erwählt zu erklären. .
Der englische Gesandte Sir H. Bulwer ist in Washington an⸗ gekommen und am 24sten d. dem Präsidenten Taylor vorgestellt worden.
General Caß hat im Kongreß den Antrag gestellt, mit Oester— reich, wegen seines Verfahrens in dem letzten Kampfe in Ungarn, alle diplomatischen Beziehungen abzubrechen.
Aus Kalifornien reichen die Nachrichten bis zum 15. Novem⸗— ber. Der Goldertrag wird als so reichlich wie je geschildert, aber die Regenzeit war eingetreten. Das Schiff „Empire City“ hat eine halbe Million Dollars nach New⸗Nork gebracht.
Das englische Schiff „Herald“ ist am 13ten Dezember in Ma⸗ zatlan angekommen, nachdem es bis 737 10 nördlicher Breite vor⸗ gedrungen war, ohne jedoch etwas über Sir John Franklin erfah⸗ ren zu haben. Der „Herald“ hatte das Kriegsschiff „Plover“ in der Behringsstraße zurückgelassen, wo dasselbe überwintern sollte; die Boote bes „Plover“ waren den Mackenzie-Fluß hinaufgeschickt worden, um Sir John Franklin aufzusuchen, und sollten auf der nächsten Statlon Überwintern. Es war die Ansicht des Komman- danten des „Herald“, daß Sir John Franklin noch am Leben sei; worauf sich diese Ueberzeugung gründet, weiß man nicht. Die Jacht „Nanch Dawson“, welche ebenfalls in Mazatlan angekommen war, hatte den „Herald“ auf seiner gefährlichen Reise begleitet.
Eisenbahn⸗ Verkehr.
Verein für Eisenbahnkunde. Nach einigen Verhandlungen über innere und Kassen-Angele⸗ genheiten des Vereins und Vorlegung eingegangener Mittheilun—⸗
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gen sprach Herr Grü ö ; fahren al hi rüson über das von ihm eingeschlagene Ver— solche Räder von Eisenb age ie bi ö ĩ ferne Achsen nbahnwagen, die bisher für starke ei⸗ Achsen benutzt worden war schwä Gußstahl mittelst aufgelegter Ri en, auf schwächeren Achsen von Svebrech t besprach e ut inge sicher zu befestigen. Herr Amerika gegenwärtig n,, . Staaten von Nord⸗ sich einige Bemerkungen über a , Kalifornier, m, zur Verbindung der beiden Oceane auf nn, . , anschlossen. Herr Gr üson machte Mittheilungen e Coal ; 3 Oel⸗Prämien und über verschiedene auf der . 86 i . *. uf der Berlin- Hamburger Eisenbahn hinsichtlich des Verbrauches von Coats zur Lokomoßtlv Heizung und von Del. zum Schmieren gemachte Erfahrungen . Hoffmann sprach über die Vorzüge von breitbasigen Eisenbãhn⸗ schienen und von Stuhlschienen, und erörterte einige Momente her Vergleichung der unter Anwendung dieser beiden Schienengrten hergestellten Constructionen des Eisenbahn-Oberbauts. An einer durch diese Erörterungen hervorgerufenen lebhaften Diskussion be— , , sich vorzugsweise die Herren Borsig, Hartwich, Henz und Dihm.
Berliner Börse.
. Berlin, 12. Januar. Die Lebendigkeit im Actien⸗ und Fonds Verkehr erfuhren wegen der Befürchtung eines Rück⸗ tritts unseres Ministeriums einen ziemlich erheblichen Rücgang. Man kann als unmlttelbare Folge der eingetretenen Besorgnisse zu keiner Zeit so sichtlich die Zurückhaltung der Kapitalien bemer⸗ ken, als beim Beginn eines neuen Jahres, wo in der Regel be⸗ deutende Geldanlagen gemacht werden. Seit einigen Tagen indeß fanden nur geringe Umsätze statt, und auch die Spekulanten à la hausse verhielten sich ziemlich passio. Von der Contremine wird dieser Stillstand benutzt, um auf alle nur erdenk, liche Weise die Course zu drücken; es fehlte deshalb auch nicht an der Verbreitung der übertriebensten Gerüchte. Durch die Aufregung, welche unsere Angelegenheiten erzeugten, blie⸗ ben die hohen Notirungen von Paris und London ganz unbe—⸗ rücksichtigt. Die Schwankungen der Course waren aber auch nur bei solchen Actien⸗Gattungen am beträchtlichsten, welche der Speculation angehören; so fielen Potsdam⸗Magdeburger Actien von 69 a 65646, stiegen wieder bis 66 und blieben 66 bez, und Bf. Man hatte das Gerücht verbreitet, daß der rückständige Divi—⸗ dendenschein von 1848 nicht werde bezahlt werdeu, während gerade umgekehrt mehr wie je darauf zu rechnen ist; ferner wollte man wissen, daß der Reinertrag vom vorigen Jahre nicht zur Vertheilung kommen werde, eine eben so unbegründete Annahme, welche eben durch vie Art und Weise der Verbreitung vielseitige Blanco Verkäufe veranlaßte, so daß auf fixe Lieferung bedeutend unter Cassa⸗Cours verkauft wurde. Indem wir von allen Eventualitäten in der finanziellen Lage des Potsdam-Magdeburger Unternehmens absehen, scheint es uns für ven Besitzer von größerer Wichtigkeit, zu erfahren, daß dit Einnahmen vom Monat Dezember abermals bedeutend gestiegen sind und die weiteren Verkehrsverhältnisse sich fortdauernd günstig ge⸗ stalten. Minder bedeutend waren die Schwankungen der anderen Eisenbohn-Actien, obwohl sich auch für diese auf fixe Lieferung große Verkaufslust zeigte und in Folge dessen die Course derselben wichen. Berlin-Anhalter hielten sich auf 90 bez. u. Br. Berlin⸗ Stettiner 108§, 7a * bezahlt. Oberschlesische Actien Litt. A. 107 5 bezahlt. Litt. B. i057 Br. Köln- Minden, in gro⸗ ßen Posten bis 96 bez, wurden heute a 955 R verkauft, wozu Käufer blieben. Posen-Stargard 853 a S5 „6 bez. NiederschlesischMärkische S55 am bezahlt. Berlin Hamburger 81 a3 S0 bez. und Br., 80 Glö. Rheinische Actien blieben heute a 46 3. gesucht. Bergisch⸗ Märkische 15 bez. u. Br. Halle-Thüringer in kleinen Posten bis 66 bezahlt. Krakau⸗Oberschlesische, fortdauernd mehr zu lassen, als zu haben, hielten sich auf 695 bez. u. Gld. In diesem Augenblick sinden die Unterhandlungen wegen des Verkaufs der Bahn an die 6sterreichische Regierung in Wien statt, und eine definitive Entschei⸗ dung darüber kann jeden Tag eintreffen. Bemerkenswerth sind die
täglichen bedeutenden Ankäufe, welche für wiener Rechnun hier aus⸗ geführt werden. Friedr.⸗Wilhelms⸗Nordbahn sind durch die fort⸗
dauernden Blanco-Verkäufe knapp geworden und hielten sich durch den täglichen Bedarf sehr fest. Heute schloß der Cours 43 Gld.
Von Prioritäts Obligationen wurden besonders Potsdam-⸗ Magdeburger Litt. D. höher bezahlt; die übrigen Gattungen weni⸗ ger begehrt und etwas niedriger begeben.
Unsere Staatsfonds hielten sich mit Rücksicht auf die allge⸗ meine Börsenbewegung ziemlich fest, nur freiwillige Anleihe war heute mehrseitig offerirt und fand nur schwer Abnehmer.
In ausländischen Effekten wenig Lebendigkeit, doch zeigte sich in Folge der auswärtigen Coursverbesserungen vielseitige Kauflust und die Course erfuhren meistentheils eine kleine Steigerung. In der neuen 41proz. lübecker Anleihe fanden zum Cours von 98 . bedeutende Umsätze statt.
Wechsel in den meisten Devisen machten sich heute knapp, und nur Hamburg k. S. blieb offerirt. Wien, London, Augsburg, Frankfurt a. M. und Petersburg zur Notiz ohne Abgeber.
Königliche Schauspiele.
Montag, 14. Jan. Im Schauspielhause. 9te Abonnements⸗ Vorstellung: Prinz Friedrich von Homburg, Schauspiel in 5 Ab⸗ theil., von H. von Kleist. Anfang halb 7 Uhr.
Dienstag, 15. Jan. Im Opernhause. Ste Abonnements Vorstellung: Die lustigen Weiber von Windsor, komisch-phantasti sche Oper in 3 Akten, mit Tanz, nach Shakespegre's gleichnamigem Lustspiel, gedichtet von H. S. Mosenthal. Musik vom Königlichen Kapellmeister Otto Nicolai. Tanz von Hoguet. Anfang halb
Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr. ꝛc.
Königsstädtisches Theater.
Montag, 14. Jan. (Italienische Opern⸗Vorstellung Zum erstenmale in dieser Saison 1 Puritani (Die . e in 3 . Musik von Bellini.
lenstag, 15. Jan. Berlin bei Nacht. Posse mit Gesang in 3 Akten von D. Kalisch. Mit neuen Ausstattungen. Die **
ration des zweiten Akts ist neu. Die Kalisch, Beta und Grobecker. Akt mit neuen Bildern. Mittwoch, 16. Jan. Italienische Opern-Vorstellung.. La Sonnambula (Die Nachtwandlerin). Oper in 2 Akten. Musik von Bellini. (Sga. Claudina Fiorentini: Amina, als Gastrolle.)
neuen Couplets von Der große Maskenzug im dritten