1850 / 39 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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hier eingelaufenen Briefe über 2000 Rihlr. von hier führende Landstraße wälzen sich die unbändigen Wogen

so daß solche nicht zu passiren ist. Die Expedition der Mosel⸗Dampf⸗

Ueber die nach Mainz

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böte wurde heute Morgen mit dem gesammten Mobiliar von der

fluthenden Mosel fortgerissen. Das Eis, welches sich zuletzt noch vom Lurley bis Caub fest

gesetzt hatte, hat sich am Aten Abends 7 Uhr in Bewegung geseßzt und ist in der Nacht vom 2ten auf den 3ten von 11 bis 1 Uhr hier vorbeigetrieben. . Der Rhein, so wie alle Nebenflüsse, sind nun

frei vom Eis; blos die Landstraße zwischen St. Goar und Bin⸗ gen ist wegen des dort liegenden Eises noch nicht fahrbar. Bacha⸗ rach ist schon vom Wasser befreit, und beträgt die Nheinhöhe in Bacharach 17E, Oberwesel 19 4“, St. Goar 18 2“ und in Ko blenz 27! 5“. Der Rhein wächst noch kaum 1' Zoll auf die Stunde. Koblenz, den 4. Februar 1850. Gilgenberger, Brücken meister. . Seit Sonntag früh sind alle Befürchtungen verwirklicht, ni man zu Lüttich und Umgegend schon in vorigen Woche von dem plötzlich eingetretenen Thauwetter erwartete. Die Maas. Tie ö. die Ourthe und alle ihre Nebenflüsse sind, wie seit Menschengeden⸗ ken nicht der Fall war, aus ihren Ufern getreten,, und der ganze untere Theil der Stadt Lüttich stand Sonntag früh schon unter Wasser. Eben so die tieferen Theile des Quartiers d' Outremeuse. Die Boverie und die Insel Renoz bildeten unn noch einen weiten See, so weit das Auge blickt, von reißenden Fluthen auf und ab wogend. Das Wasser ist noch immer im Steigen begriffen, so daß man noch weit größeres Unglück zu befürchten hat.

Aus den Lütticher Lokalblättern sieht man, daß schon Sonn tag um 4 Uhr die Kirche St. Denis und der Platz gleichen Na— mens überfluthet waren und daß man nur noch durch die Rue de la vache zur Briefpost gelangen konnte, die auf dem St. Denis plate ist. Steigt die Maas noch höher, was bei der Raschheit pes Thauwetters und der Masse geschmolzenen Schnees unvermeid lich ist, so wird man nur noch mit Kähnen zur Post gelangen kön⸗ nen. Auch die St. Paulskirche kömmt unter Wasser, da die be⸗ nachbarte Gegend bereits unter Wasser steht. Der ganze Quai und die Promenade d'Avroy, so wie die Straßen, die nach dem Jardin botanique, nach dem Boulevard de la Sauviniere bis nach den Philippsbädern führen, stehen unter Wasser. Der ganze südliche Stadttheil steht fast mit allen Straßen überfluthet und die Ver bindung in denselben wird durch Nachen unterhalten.

Das Wasser war Sonntag Mittag noch im Steigen begriffen und stieg nach dem Theater durch die Straßen St. Jean, de la Casquetke und des Dominicains. Die Universitätsstraße stand schon bis zur Passage lemonier unter Wasser. Sonntag Nachmittag war der einzige Weg zur Briefpost schon überfluthet, und man konnte nur noch auf einem künstlichen Bretterweg hingelangen, den man auf einem Stuhlgerüste längs den Mauern der Place St. Denis und der Rue de la vache errichtet hatte. Sonntag Mittag stand die Universität, die Kirchen St. Paul, St. Jacque, St. Jean und St. Denis, ganz unter Wasser, so daß nicht an Gottesdienst zu den— ken war. .

„In der Stadt herrschte die größte Aufregung, und man fürch tete noch Schlimmeres. Man spräch von Personen, die das Wasser in der Nacht ereilt und sich nicht mehr retten konnten. So soll eine Frau mit ihren Kindern in ihrem Hause den Tod in den Fluthen gefunden haben. Auch die Vestre ist aus ihren Ufern ge treten und Ehaudfontajne und andere Punkte sind überschwemmt. Auf die Kunde, daß zwei Bogen der Chene-Brücke von den Flu then zer Vestre fortgerissen worden, sind der Direktor und einige Eisenbahnbeamte eiligst von Brüssel hingeeilt, um die durch die Umstände gebotenen Maßregeln zu treffen. .

Auch aus anderen Theilen Belgiens hört man von traurigen Ueberschwemmungen. Zu Charleroi hat die Samhre auch den un teren Stadttheil überfluthet, so daß die Briefpost kaum mehr zu⸗ gänglich ist. Auch das Thal der Dendre und Dyle ist überfluthet; das ganze Land zwischen Diest bis nach Mecheln, die Stadt Ar⸗ schot sammt Umgegend bilden nur ein Wassermeer. Nach Berichten aus Lüttich vom Montag früh schienen die Fluthen ihren Höhepunkt erreicht zu haben und das Wasser zu sinken.

Düsseldorf, 5. Febr. (K. Ztg.) Der größte Theil der älteren Straßen und damit die Zugänge zu manchen Kirchen sind nicht mehr zu Fuß zugänglich, da sie zum Theil mehrere Fuß hoch unter Wasser stehen. In vergangener Nacht ist plötzlich der Damm bei Büderich durchgebrochen, und hat anhaltendes Läuten und Bla— sen die Umgegend in Furcht und Schrecken gesetzt. In Niederkassel sind die Häuser dadurch auf einmal bis an die Dächer unter Wasser gesetzt worden, und die Leute haben sich nur mit Mühe nach Ober kassel und Heerdt flüchten können.

Aus Arnheim vom 3. Februar wird berichtet, daß in der vor herigen Nacht das Eis der ssel losgebrochen und abgetrieben ist. Das Wasser ist bald nachher gefallen. Zu Gorkum wuchs das Wasser am 3. Februar noch fortwährend, weil sowohl das Steur—

gat als die Westkille in der Noorderdiep noch festsaßen. In der vorherigen Nacht allein war das Wasser 53 Zoll gestiegen. Mor—

gens war wenig Treibeis im Strome, gegen Abend aber trieb er dicht mit Eis. Nach späteren Berichten war das Noorderdiep so— wohl als die hohe Kille und die Bockerschil offen. .

Die Schelde ist bereits von Treibeis gänzlich frei und die Schifffahrt wieder eröffnet.

Frankenberg, 5. Febr. (Schl. Ztg. Das plötzlich hereinbrechende Thauwetter erfüllte sämmtliche Bewohner unseres Dorfes mit Schrecken und Bangen. Die Neisse entledigte sich heute der Fesseln der Kälte. Krachend brach das Eis; Scholle an Scholle wälzte sich kurze Zeit friedlich fort, doch gegen Mittag thürmte es sich zu großen Felsen, ein Block zimmerte sich an den anderen und hemmte den Strom. Dieser ergoß sich mit all' seiner Gewalt über die, Felder und Wiesen, fast gänzlich das an Frankenberg gränzende Törschen Sand überschwemmend. Eilig flüchteten sich die Bewoh— ner, ergriffen ihre Habe, wenigstens zum Theil, und suchten dem n, Element zu entkommen. Das brüllende Rind eilte von 6 . sich scheu umblickend nach der alles verheerenden Fluth, 4 , . des Dorfes zu. Riesige Baumstämme wurden das in dug ker reißenden Wogen, Mehrere tausend Schritt ist „einige Neißbett mit den verschiedenartigsten Eisgestalten aus⸗ KJ , , ,, iw bicten werben Flühenden Strahlen der Sonne lange Zeit Möchte dieses traurige Schauspiel schnell en—

den, damit ein Jeder sei s e , . eine verlassene Stätte ieder betrete und im Kreise der Seinigen ir 1 ö ö

HBesterrei hat . k . , der, Kaiser . nge ge heiten und des . ., er n 5 ; , Rewer eren die Geheimerathswürde verliehen.

w

enthält folgende tel pesche des Statthalters in Trlest an ven! In elegraphische De⸗ sten Schwarzenberg, vom 4. Februar . n n an nn ö . dem so eben aus der Levante eingetroffenen gloyt . Cen er 6

ropa“ ist der griechische Minister Zografos hier angelangt. Er ist

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nach St. Petersburg bestimmt. Ein zweiter, Herr Trifupi⸗ garsigt sich nach Paris und etwa nach London. Zugleich erfährt man an Syhra vom 30. Januar: „„Der Gouverneur, in Syra . britischen Konsulate offizielle Mittheilung erhalten, 35 von . an die griechischen Schiffe den Hasen von Syra 3 lauge nich verlassen dürfen, bis die griechische Regierung den . erungen on England Genüge geleistet. Eine englische, Dampffregalte ankert seit heute Morgen am Eingange des Hafens. . Kaiserlichen Kon⸗ sul in Athen erfahre ich, daß . v. M. Ih englische Jn= barcationen sich in den Hasen des Piräeus verfügten und angedrd— net haben, daß sammtliche dort befindliche, griechische Schiffe die Anker lichten, um von 2 englischen Dampfschiffen nach Salamis bugsirt zu werden.

Der Lloyd meldet: Vom 1. Mai d. J. angefangen wird die deutsche Wechselordnung als Gesetz für die Monarchie in Wirk— samkeit treten. Für Ungarn, Croatien, Slavonien und die Woy⸗ wodina wird das gegenwärtig dort bestehende Wechselgesetz mit ei nigen Abänderungen aufrecht erhalten. Die Kundmachung der Wechselordnung, so wie des damit zusammenhängenden Verfahrens bei Wechselklagen, wird in allen zehn Sprachen gleichzeitig ersolgen, und dürfte aus diesem Anlasse vor Ablauf von vier Wochen kaum erfolgen können.“

Der Finanz⸗Minister hat in einem Vortrage das Ergebniß der Einzeichnungen auf das 43proz. Anlehen zur Kenntniß Sr. Majestät des Kaisers gebracht. Diesem Vortrage zufolge, haben die Einlagen im Inlande 67,403,800 Fl. erreicht. Das Ausland betheiligte sich unmittelbar mit 3,811,800 Fl. Die Gesammt Summe der Einzeichnungen stellte sich demnach auf 71,218,600 Fl. Keines der Kronländer, selbst nicht das schwer weimgesuchte Ungarn und Siebenbürgen, hat sich von der Theilnahme am Anlehen aus geschlossen.

Bayern. München, 1. Febr. (A. 3.) Die Kammer der Reichsräthe hatte heute zum drittenmal mit dem Jagdgesetze zu thun. Der Referent, Herr von Niethammer, beantragte Na mens des Ausschusses: sämmtlichen abweichenden Beschlüssen, mit Ausnahme des Wallersteinschen Zusatzes, ausnahmsweise Ausübung der Jagd ohne Jagdkarten, beizutreten. Die Kammer stimmte zu. Die Debatte ergab, neben einigen pikanten Zwischenfällen, als Hauptgesichtspunkt den, daß das Gesetz, insolange noch das Prinzip der Jagdkarten festgehalten werde, immerhin besser sei, als das vor jährige, und man daher, wenn auch mit widerstrebendem Herzen, nach⸗ geben müsse. Die Minorität, welche gegen die vom Ausschusse vorge— schlagene Einigung stimmte und, wie namentlich Herr von Aretin sich äußerte, das Gesetz selbst in Frage stellte, bildeten: der erste Präsident, die Prinzen Luitpold und Adalbert, die Fürsten Taxis und Wrede, die Grafen C. und A. Seinsheim, Arco⸗-Valley und Sandizell, dann die beiden Freiherren von Gumppenherg und Freiherr von Aretin. Für den Anschluß an die zweite Kammer auch bezüglich des Wallersteinschen Zusatzes stimmten nur sieben Reichsräthe: Graf Giech, Präsident Arnold, Freiherr von Lotz beck. Graf, Reigersberg, Graf Armansperg, von Maurer und Heintz. Die Majoꝛität machte hier geltend, daß der Zusatz das wichtige Prinzip der Jagdkarte umstoße und auch formell unzulässig sei, weil die Abgeordnetenkam⸗ men nicht bei einer dritten Berathung noch eine derartige Modißfi⸗ catlon einfügen dürfe. Die Abgeordneten werden lauf ihre vierte Berathung nicht lange warten lassen.

Sachsen. Dresden, 6. Febr. (C. Z.) Der Wasserstand der Elbe, welcher in der Nacht vom 4. zum 5. Februar plötzlich über 5 Ellen gestiegen war und gestern früh die gefahrdrohende Höhe von 7 El— sen über O erreicht hatte, ist seit gestern Mittag etwas zurückgegan gen; im gegenwärtigen Augenblicke (früh 6 Uhr) zeigt der Pegel sedoch immer noch 66 12“ über 0. Der in der vorigen Nacht eingetretene ziemlich starke Frost hat hier eine gute Wirkung aus geübt. Im Allgemeinen ist der Eisgang überaus schnell und glück⸗ lich von Statten gegangen; schon gestern Nachmittag war das Eis der Ober-Elbe sämmtlich an uns vorüber, und das der Moldau wird bei solchem Wasserstande gewiß ebenfalls nicht lange mehr warten lassen.

Baden. Karlsruhe, 4. Febr. Artillerie ist nun ebenfalls organisirt. Fuß- und einer reitenden Batterie bestehen. stelhlung der badischen Infanterie ist beschlossen. stehen aus einem Infanterie Kommando und 10 selbstständigen Bataillonen, das Bataillon zu 4 Compagnieen. Die Bataillone führen die Nummern von eins bis zehn. Zum Dienststand der Infanterie gehören: 1 Commandeur (Oberst, Generalmajor), 160 Bataillons Kommandanten (Oberst-Lieutenants oder Majore), 40 Hauptleute (27 erster, 13 zweiter Klasse), 51 Ober-Lieutenants, S0 Lieutenants, 40 Ober-Feldwebel, 61 Compagnie- Feldwebel, 80 Zug-Feldwebel, 40 Korporale, 19 Bataillons Tambours, 80 Spiel leute erster und 80 zweiter Klasse, Kapellmeister, 20 Hautboisten erster und 29 zweiter Klasse, 600 Gefreiten, Soldaten nach noch erfolgender Bestimmung. Das badische Gendarmerie Corps ist um 80 Mann vermehrt worden, deren Einberufung und Einklei⸗— dung in den letzten Tagen stattgefunden hat. Außerdem ist die Aufstellung des 1. Reiter Regiments mit 4 Schwadronen in den etaimäßigen Stand befohlen worden.

Mannheim, 5. Febr. Während die öffentlichen Blätter von den Verheerungen, welche die Ueberschwemmung des Rheines ver⸗ ursachte, berichten, sind wir so glücklich, nicht Gleiches vom Neckar sagen zu müssen. Das schon in der vorigen Woche eingetretene Thauwtter hatte einen großen Theil der Schneemassen, welche in unseren Gebirgen lagen, verzehrt. Es wuchs damals der Neckar etwas über vier Fuß und nahm die Eismassen mit. War er nun auch bei dem zuletzt eingetretenen Thauwetter um 1 bis 16 Fuß höher als er gewöhnlich ist, so war doch das Eis fort, wodurch in der Regel die Ueberschwemmung erst gefährlich zu werden pflegt. Es ist überhaupt das alte Sprichwort unserer Neckarschiffer zum Theil wenigstens eingetroffen: „Viel Schnee, wenig Wasser.“

Rastatt, 6. Febr. (K. Ztg.) Aus den Kasematten sind wiederum zwei Gefangene auf dle abenteuerlichste Art entwichen; dieselben entkamen in dunkler Nacht aus dem Reduit des Fort Leo— pold, indem sie sich mittelst Bettüchern herabließen, nachdem sie vor⸗ her das Mauerwerk an einer Kanonenscharte beseitigt hatten. Ei⸗ ner der Entwichenen ist der Schwager des berüchtigten Comlossy, ein Korporal der Artillerie Namens Hofstetter. Er war es. der die Festungs⸗-Arbeiter des Fort B aufwiegelte, und wenige Minu⸗ ten, nachbem der Rückzug durch die Poterne bei Ausbruch der Men terei gelungen war, mit den Meuterern zur Stelle kam. Zwei Unteroffiziere, die dem Oberlieutenant K. bei Oeffnung der Poterne zur Seite gestanden, wurden alsdann von Hofstetter sogleich „de⸗ gradirt“, er selbst aber übernahm die Stelle eines Oberwachtmei⸗ sters. Von Selz hat er bereits seine „glückliche Ankunft,“ gemel⸗ det; es ist unbegrelflich, daß trotz der starken Zollwache die Flüch⸗ tigen den Rhein passiren können.

Vom Oberrhein, 1. Febr.

(Frkf. J.) Die badische Sie wird künftig aus vier Auch die Wiederauf Diese hat zu be⸗—

(N. Fr. 3.) Zu den Ge⸗

meinden, welche sich inmitten der Stürme unserer jüngsten Revo⸗ lution des „In Treue fest“ auf eine nachahmungswürdige Weise bethätigt haben, gehört die Gemeinde Oberalpfen. Wenn die re volutiongiren Machthaber für ihre Gewaltmaßregeln da und dort bereitwillige Hände fanden, oder ihrem verbrecherischen Beginnen in feiger Thatlosigkeit zugesehen wurde, hat diese Gemeinde, voran der wackere Bürgermeister Flumm, alle Begehren der revolutionai— ren Behörde mit männlicher Entschlossenheik, ohne Furcht vor der Rache der Volks-Tyrannen, muthig zurückgewiesen. Dadurch zog sich die Bürgerschaft Executionsmannschaft und mancherlei andere Ver- folgungen zu, die jedoch zum Glücke bei dem bald darauf erfolgten jämmerlichen Ende der Revolution nicht lange andauerten.

Se. Königl. Hoheit der Großherzog, von der aufopsernden treuen Hingebung dieser Gemeinde an die Sache des rechtmäßigen Re— genten in Kenntniß gesetzt, haben in ehrenwerther Anerkennung derselben dem braven Vorstand der Gemeinde, Bürgermeister Flumm, die kleine goldene Civil-Verdienst-Medaille huldreichst ver liehen.

Freilburg, 4. Febr. (N. Fr. 3.) Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen, vorgestern Abend hier angekommen und mit einem militärischen Ständchen begrüßt, hat gestern die zur Aufnahme der Mannschaften und Pferde in unserer Stadt neu hergerichteten Räumlichkeiten inspizirt. Derselbe hat sich dem Vernehmen nach sehr befriedigt mit den Baulichkeiten und deren innerer Einrichtung ausgesprochen. Außer den hiesigen Behörden, Leitern des Bauwe sens, Innungen ze. hatte sich auch eine große Volksmenge an dem neuen Bezirksstrafgerichts Gebäude eingefunden, welche den hohen Gast mit lautem Hoch empfing. Am Abend erschien Se. Königl. Hoh im Theater und wurde ebenfalls mit einstimmigem Hoch begrüßt.

Hessen. Kassel, 1. Febr. (N. H. 3ts) Die Stände Versammlung beschäftigte sich heute wieder, nachdem einige Anträge und Eingaben erledigt waren, mit dem Forstverwerthungs Gesetze. Unter den Anträgen erregte ein Antrag des Abgeordneten von Fulda, die Pensionirungen der Staatsdiener künftig nur auf ein Jahr borzunchmen und vor der Verlängerung jedesmal eine Unter— suchung über den körperlichen und geistigen Zustand der Pensionaire in Hinsicht auf ihre Wiederverwendung im Staatsdienste anzustel len, einige Aufmerksamkeit. Der Antrag wurde in Erwägung ge zogen und dem Budget-⸗Ausschusse überwiesen. Von den Eingaben wurde ein Gesuch mehrerer israelitischer Lehrer wegen Berücksichtigung der Lehrer an den jüdischen Schulen bei der Vertheilung der früher zur Verbesserung des Einkommens der Volksschullehrer bewilltgten 238,000 Rthlr. mit besonderer Ausmerksamkeit behandelt. Der Bericht des Rechtspflege-Ausschusses soll gedruckt werden; die Berathung ist aus gesetzt. Eines der Hauptbedenken gegen das Forstgesetz, die Ver lheilung des Holzes durch die Orts- Vorstände zc., wurde durch ein Amendement des Abgeordneten Henkel dahin zu beseitigen gesucht, daß die Vertheilung durch die Ortsbehörde, die Erhebung des Forst geldes aber durch dte Rentereien fernerhin stattfinden soll. Der Antrag aurde in Erwägung gezogen und dem Budget-Ausschusse zur Begutachtung überwiesen. Es scheint alle, Aussicht vorhanden zu sein, daß hiernach das Gesetz zu Stande kömmt.

Hessen und bei Rhein. Mainz, 5. Febr., Nachmittags Uhr. (Fr. O. P. A. 3.) Der Rhein, welcher auch in der verflossenen Nacht noch gewachsen war, hat seit einer Stunde zu steigen aufgehört, weshalb man annehmen kann, daß er nun wieder fallen werde. Das nach Frank surt a. M. bestimmt gewesene K. K. österreichische Jägerbataillon wird dem neuesten Befehle zufolge nun hierher kommen, während von hier ein Bataillon des Regiments Erzherzog Rainer nach Frankfurt verlegt werden soll, um das noch in diesem Monat von dort abgehende Landwehr Bataillon des Regiments Palombini zu ersetzen. Auch die Schwadron K. K. österreichischer Dragoner wird nächstens von Frankfurt wieder hier einrücken.

Oldenburg. Oldenburg, 4. Febr. (W. Ztg.) Der sämmtlichen Hofdienerschaft, welche heute Vormittag eigens zu die sem Zwecke im Schlosse versammelt war, wurde ein höchstes Re skript mitgetheilt, ähnlich dem in diesen Tagen vom Ministerium an die Oberbehörden erlassenen. Es wird ihnen ausdrücklich darin vor gestellt, sich an keinen politischen Bestrebungen, die gegen das Mi nisterium gerichtet sind, zu betheiligen, da sie im entgegengesetzten Falle sofort entlassen würden ze.

Weimar, 6. Febr. (Weim. Ztg.)

Sachsen⸗ Weimar. 1 eim. haben Se. Königl. Hoheit

Se. Königl. Hoheit, der Großherzog, Hoh Friedrich August Albert, Königl. Prinzen und Herzog von Sachsen, bei Höchstdessen Anwesenheit allhier unter die Großkreuze Höchstihres Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken aufgenommen

Weimar, 3. Febr. (W. Ztg.) Der Geburtstag Sr. Kö⸗ niglichen Hoheit des Großherzogs ist in gewohnter, der Bedeutung des Tages angemessener Weise gefeiert worden. Zu demselben wa ren hier anwesend: Se. Königl. Hoheit der Prinz Albert von Sachsen, Se. Durchl. der Fürst von Sondershausen, Se. Durchl. der Prinz Ernst von Hessen⸗ Philippsthal, Se. Durchl. der Prinz Aeris von Hessen-Philippsthal; ferner: Kaiserl. Russ. Gesandter Minister v. Schröder, Königl. Preuß. Gesandter Minister Graf v. Galen, Königl. Preuß. General v. Hobe, Königl. Preuß. General v. Voß. Das Hoftheater hatte besondere Festlichkeiten vorberei tet. Im Gymnasium hielt Dr. Lothholz einen recht schön durch— gearbeiteten Vortrag über die Weltanschauung des Aristophanes, in welchem er den ethischen Charakter des großen Komikers, dem sittlich und politisch sinkenden Griechenthums gegenüber, schilderte und vom Standpunkte der Religion, der Kunst und der Politik aus die Beziehungen dieses Dichters zum Aeschylos und Euripides, so wie zum Aristoteles ausführlicher ins Licht setzte.

(3 tg. f. N. Dy Naͤch 8. 3 der einen Monat

Luxemburg. Luxemburg, 1. Febr. Die Kammer ist bis 19. 8. M. vertagt worden. Verfassung darf die Vertagung nicht länger als . dauern und ohne die Zustimmung der Kammer nicht . werden. Ueber den Grund der Vertagung weiß man nichts Be⸗ stimmtes. Es ist zu vermuthen, daß der jetzige Stand der deutschen Frage Anlaß dazu gegeben hat.

zivpve-⸗Detmold. Detmold, Zl. Jan. H. 3 R. Hur . ,, für das Polkshaus des erfurter Reichs⸗ tages waren die Wahlmänner des Zürstenthums auf, heute nach der Sfadt Lage zusammenberufen und hatten sich fat sämmtlich einge⸗ funden. Das Resultat der eben vollendeten, Wahl ist folgendes Der Geheime Justizrath Petri von hier, früher Vertrauensmann, dann Regierungs- Bevollmächtigter bei der Centralgewalt zu Frank⸗ surt, wurde mit eminenter Majorität zum Abgeordneten erwählt. Nächst ihm erhielt die meisten Stimmen der Gutsbesitzer von Stie— tencron auf Schötmar, ein geborener Hannoveraner, Unter den zersplitterten Stimmen wurde eine für Venedey und eine für Dahl⸗

mann abgegeben.

Aus dem Fürstenthume Lippe. (. Ztg.) Ende Jan. So ehen ist ein Gesetz vom 16. Januar publizirt worden, welches

den Staatsdienst neu regulirt. Die Aemter sind hiernach als auf Lebenszeit verliehen zu betrachten, insofern nicht sogleich bei der Ernennung selbst ein Zeitraum ausdrücklich bestimmt oder Kündi⸗ gung vorbehalten ist; letzteres ist jedoch bei richterlichen oder solchen Beamten, die eine wissenschaftliche Vorbildung bedürfen, stets un⸗ siatthaft. Mit Ausnahme der richterlichen (und der bereits auf Lebensdauer angestellten) Personen kann aber jedem Angestellten innerhalb der ersten 3 Jahre seiner Dienstzeit vierteljährig gekün digt werden. Alle Staatsbeamten, mit Ausnahme der Richter, kön⸗ nen, mit Beibehaltung ihres Gehalts, auf eine andere ihrem Range entsprechende Stelle versetzt werden; Richter können zur Annahme eines anderen richterlichen Postens auch bei gleichem Range und Gehalte nur genöthigt werden (Fälle organischer Veränderungen ausgenommen), wenn ein Mitglied eines richterlichen Kollegs durch seine Schuld das gute Verhältniß zu den übrigen Mitgliedern in dem Grade gestört hat, daß das Interesse des Staats darunter leivet; oder wenn in dem Verhiltnisse des Richters zu seinen bis⸗ berigen Gerichtseingesessenen eine derartige Störung eingetreten ist, daß die Versetzung zu einer anderen Stelle im Staatsinteresse nöthig erscheine; oder wenn aus der bisherigen Geschäftsführung eines richterlichen Beamten nachzuweisen ist, daß er den Obliegen⸗ heiten seines Amts entweder wegen des Geschäftsumfanges oder der besonderen Art der richterlichen Thätigkeit nicht gehörig ge⸗ wachsen war, während dieses in der neuen Stelle erwartet werden kann. Stellt der betreffende Richter in Abrede, daß einer dieser Fälle vorliege, so entscheidet darüber in einziger Instanz das Ober

Appellationsgericht, wobei der Staatsanwalt die Regierung vertritt.

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Ausland.

Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom J. Februar. Vorsitzender Daru, Vice⸗Präsident. Derselbe be⸗ nachrichtigt die Versammlung, daß Herr Rouveure, Repräsentant von Ardäche, seine Demission gegeben habe. Wird dem Minister des Innern zugewiesen. Der Tagesordnung gemäß schreitet man zur Diskussion über das Projekt der Prorogation des Dekrets vom 25. Oktober 1848 in Bezug auf die Liquidation der chemaligen Civil liste und der Privat⸗-Domainen. Der Finanz-Minister: „Die Regierung hätte gedacht, daß es geziemend wäre, diese Liquidation zu vertagen. Die Kommission hat diese Ansicht nicht getheilt. In Folge dieses Beschlusses lömmt das Prosekt zur Diskussion. Ob— schon wir unserer Ansicht nicht ungetreu werden, so schlagen wir

doch folgendes Amendement vor: „„Vom 1. August 1850 angefangen, wird die Liquidation der ehemaligen Civilliste stattfinden. Um diese Zeit wird das Sequester aufgeho ben werden. Alle Gesetze und Dekrete, welche dem gegen—

wärtigen Gesetz vorausgehen, sind abgeschafft.““ Herr Créton, Berichterstatter, legt ein anderes Amendement in Bezug auf die Gläubiger der ehemaligen Civilliste vor, in welcher dieselben autori-= sirt werden, auf diese Güter eine Anleihe - Summe aufzunehmen, welche sich bis auf 20 Millionen erheben kann. Ueber das Amende⸗ ment des Ministers wird abgestimmt und dasselbe in Berathung gezogen. Es wird der Kemmissien zur Berichterstattung zugewiesen. Das Amendement des Herrn Eréton hat das gleiche Schicksal. Die Fortsetzung der Tagesordnung ist die Diskusston über das Projekt

Organisation eines Tribunals für Streitfälle. Dasselbe wird mit 381 gegen 132 Stimmen angenommen. Hierauf wird ein Er— gänzungskredit für den Finanz-Minister bewilligt. Die Diskussion über einen Antrag Pascal Duprat's über Vicinalwege wird vertagt. Die Ver⸗ sammlung kehrt hierauf zur Fortsetzung der Diskussion über die Liquida⸗ lion der Civilliste zurück. Herr Cre kon stattet Bericht über die Berathun⸗ gen der Kommission ab. Die Kommission findet den Zeitraum bis zum 1. August 1850 zu entfernt; indessen will sie sich wegen des Zusatzartikel s, welcher den Gläubigern gestattet, eine Anleihe auf⸗ zunehmen, dem Regierungsprojekt anschließen. Herr Huguenin spricht gegen das neue Projekt: „Unter den 20 Millionen, die man als Anleihe vorschlägt, gehören zehn Millionen dem Staat. Die Versammlung kann diese Zurückzahlung nicht vertagen. Die Kom⸗ mission will, daß man die Güter des Herzogs von Aumale und des

der

Prinzen Joinville diesen Herren ganz einfach zurückerstatte. Rechts: „Nennt sie wenigstens Bürger.“ Andere Stim⸗ men: „Wollen Sie Ihre Güter behalten?“ Es wäre kein

man fle behielte.!“ Der erste Artikel wird

Raub, wenn = hierauf ohne Diskussion angenommen. Durch denselben wird das Dekret vom 25. Dezember 1848 bis zum 31. Dezember 1860 ver⸗ tagt. Der zweite Artikel hebt die Beschlagnahme der Güter des Herzogs von Aumale und des Prinzen von Joinville auf. Dieser Artikek wird mit 457 gegen 152 Stimmen angenommen. Ein zusatzantrag für die Anleihe von 20 Millionen und hierauf das ganze Gesetz wird angenommen. Man beginnt nun die zweite Debatte über das Unterrichtsgesetz. Coguerell spricht Einiges, wird aber nicht angehört, weil die Versammlung wegen Unruhen in der Rue St. Martin in Aufregung ist. General Lamoriciere erscheint in der Versammlung. Lagrange verlangt das Wort, um das Ministerium wegen der Unruhen, die in Paris stattfinden, zu interpelliren. Unter tiefem Stillschweigen der Versammlung sagte Lagrange: „Seit einigen Tagen haben Provocationen der Regierung stattgefunden. (Sensation.) Man hat alle, auch die lebendigen Freiheitsbäume fällen lassen. (Gcmurmel.) Man ver⸗ sichert, Blut solle heute geflossen sein.“ Der Ju stizminäister; Die Aufregung habe bereits aufgehört, der Minister des Innern Polizeipräfekt haben Maßregeln dagegen getroffen. Diese Erklärung sei ungenügend, die Polizei müsse Die Sitzung wird aufgehoben.

1 .

un der La steyrie: getadelt werden. Der Constitutionnel, seit einiger Zeit

P 41 ĩ 8, 3 Febr. er habe keinesweges, wie man

ein Srgan der Regierung, erklärt, J ihm vorgeworfen, das Publikum auf eine Intervention gegen die Schweiz von Seiten Frankreichs vorbereiten wollen. „Die Inter⸗ vention“ sagt das Blatt, „ist eine Eventualität, an die wir nicht im geringsten glauben. Nach unserer Ueberzeugung wird Niemand in der Schweiß interveniren, weil die Schweiz von selbst thun wird, was man von ihr verlangt, da das, was man verlangt, vollkom⸗ men gerecht ist. Sie kann in der That nicht selbst ihre eigene Neutralität verletzen wollen, indem sie aus ihrem Gebiete das Haupt⸗ Juartier der Feinde aller ihrer Nachbarn macht. Unsere Nachrich⸗ ten geben uns in dieser Hinsicht alle Sicherheit.“ Hierauf theilt per Constitutionnel einen Brief aus Lausanne mit, der ihm, wie er angiebt, aus sehr guter Quelle zugekommen und worin es heißt: „Der Bundesrath hat die besten Absichien in der Flüchtlings⸗ Angelegenheit. Er hat bereits Maßregeln zur Ausweisung oder Kaserntrung eines großen Theiles derselben angeordnet. Auf die Frage, ob der Bundesrath auch die Macht haben wird, seinen Willen in den von revolutionairen Regierungen beherrschten Kantonen burchzusetzen, giebt es nur eine Antwort: Der ehrenwerthe Ge⸗ neral, der so schnell mit dem Sonderbund fertig geworden ist, macht sich anheischig, nicht minder schnell mit den sozlalistischen Regierun⸗ gen fertig zu werden, welche die Ehre und die Neutralität der Schweiz kompromittiren.“ Der Napoleon sagt seinerseits: „Die

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Nachbarmächte der Schweiz sind von dem sehr natürlichen Wunsche beseelt, zu verhindern, daß die Flüchtlinge unter Benutzung der Nachbarschaft ihre eigenen Staaten revolutioniren, und sie haben das unbestreitbare Recht, Maßregeln zur Verhütung dieser Gefahr zu ergreifen. Allein Frankreich ist nicht geneigt, in irgend einem Falle die Rechte seines alten Verbündeten und die beide Nationen verbindende Freundschaft zu verkennen. Könnte überdies der Prä— sident der Republik die Gastfreundschaft vergessen, die er während so vieler Jahre in der Schweiz gesunden hat, so wie den Schutz, den ihm diese Macht gegen die, ungerechten Anforderungen der Re⸗ gierung Ludwig Philipp's gewährt hat?“

Ueber die neuesten Nachrichten aus Griechenland bemerkt der Napoleon: „Wir sind geneigt, zu glauben, daß der englische Gesandte zu Athen seine, Instructionen überschritten hat; denn wir würden nicht begreifen können, daß die Regierung von Großbrila— nien die französische Regierung von den ergriffenen gewaltsamen Maßregeln nicht im voraus in Kenntniß gesetzt haben sollte, be⸗ sonders nach dem imposanten Einvernehmen, das durch das gleich— zeitige Erscheinen der englischen und der französischen Flotte im Orient an den Tag gekommen war.“

Paris, 4. Febr. Die pariser Bevölkerung war schon seit einigen Tagen wegen des Umreißens und Fortschaffens der Frei heitsbäume in lebhafter Bewegung, Man wußte, daß das Volk ei⸗ nen derselben, welcher vom Erzbischof von Paris bei der Pflanzung geweiht worden war, aufrechterhalten wollte. Einige Tage, bevor der Baum gefällt werden sollte, hielten die Arbeiter, abwechselnd Wache bei demselben. Ein großer Theil derselben erklärte sich, trotz der Kälte einer Februar-Nacht, in Permanenz und vertrieb die Po⸗ lizei⸗Agenten, die ihn umhauen wollten. Später befestigte das Volk eine Tafel von Metall an der Pappel, welche diesen Freiheitsbaum dem Andenken des als Märtyrer gefallenen Erzbischofs weihte. Heute früh um 4 Uhr wurde auch dieser Baum gefällt., Um 9 Uhr sammelte ein Arbeiter die Splitter und verkaufte dieselben als Re— liquie des Märtyrers. Der Zudrang war so groß, daß die Deinzel— nen Stücke bis mit einem Franken bezahlt wurden und 100 Fr. ein gegangen sein sollen. Ein anderer Freiheitsbaum, der vor dem Observatorium zum Andenken des Marschall Ney errichtet worden war, fiel gleichfalls heute. Gestern während des Tages und des Abends bemerkten die Polizei⸗Agenten acht Individuen, welche bei jedem Baum, den man sällte, stille stäanden und die Hand wie zum Schwur aufhoben, was sich während des Tages zwölfmal wieder— holte. Heute Abend um halb 8 Uhr war die Haupt— stets in großer Aufregung. Auf dem Boulevard St. Denis wider⸗ setzte sich das Volk dem Fällen der Freiheitsbäume. General La⸗—⸗ morici6re, welcher um diese Zeit über den Boulevard ging, wurde an der Ecke der Rue Richelieu vom Volke erkannt und bis zum Boulevard St. Martin verfolgt. Dort ging er in ein Haus, eilte die Stiege bis zum vierten Stockwerk hinauf, von wo er sich über das Dach in ein benachbartes Haus begab. Daselbst erhielt er ein Pferd, auf dem er sich durch die Kue du Faubourg St. Martin auf die äußeren Boulevards rettete, über welche er im Galopp sich in . ie te nel Ber shnnlung begab. Inzwischen herrschte auf dem Von lepars St. Denis die Aufregung fort. Die Truppen erhielten . sich marschfertig zu halten. Einige Bataillone besetzten den Caroussel⸗Platz, das Arsenal und einige andere Punkte. So eben, 8 Uhr Abends, beim Abgang der Post, sind noch viele Gruppen auf den Straßen in Bewegung.

Gestern Abend war hier das Gerücht von Unruhen verbreitet, die in Lyon ausgebrochen sein sollen. Es scheint, daß dieses Ge⸗ rücht nur durch die Forderung des Generals Genteau unt Mili⸗ tair-Verstärkung veranlaßt worden sei, und man ist geneigt, dieses Begehren mit den schwierigen Zuständen in Verbindung zu bringen.

Der Gesandte der Schweiz in Paris richtet heute an das Journal des Débats eine Zuschrift, in der es unter anderem heißt: „Das Journal des Débats behauptet, die Schweiz sei . ö für Alle geworden, welche sich der Strenge z tze ihrer Heimat entziehen wellen. Das heißt ver⸗ gessen, daß Frankreich in diesem Augenblicke einer großen Anzahl . italienischen und deutschen Flüchtlingen Zuflucht gewährt, daß Piemont hundertmal mehr italienische Proskribirte enthält, als die Schweiz, daß es französische Flüchtlinge in Belgien und besonders in London giebt, daß Felix Pyat und Boichot die einzigen franzö⸗ sischen Flüchtlinge von Bedeutung sind, die in der Schweiz leben. Ju diesem Artikel ist vergessen worden, daß der Bundesrath frei⸗ willig die Ausweisung aller Flüchtlinge angeordnet, welche militairische und bürgerliche Anführer gewesen waren und das in der Schweiz empfangene Asyl mißbraucht hatten. In Folge dieser Verfügung wurben' die Herren Struve, Heinzen, Miroslawski, Raveaux, Sie⸗ gel, Willich, Blenker, Brentano, Doll, Metternich und mehrere An— dere, welche der Mehrzahl nach jetzt in Nordamerika sind, ausge⸗ wiesen. Von mehr als 11,000 Flüchtliugen giebt es jetzt nur noch 1500 in der Schweiz, die 15 Polen inbegriffen, welche Frankreich nicht aufnehmen wollte. Man will behaupten, daß diese Flüchtlinge es nöthig machen, eine Armee von 600,006 Oesterreichern und 190,006 Preußen auf den Kriegsfuß zu erhalten. Die Schweiz will nichts als den Frieden, sie vereinigt sich gern mit den Wünschen der Regierungen, die jede neue Jusurrection ver⸗ hindern wollen, denn dies ist für sie das sicherste Mittel, von der wenig angenehmen Last der Emigrirten aller Farben befreit zu werden. Die Schweiz ist übrigens geneigt, von ihrem Territorium alle die wegzuschicken, welche, die gefundene Gastfreundschaft miß⸗ brauchend, für die benachbarten Staaten ein Gegenstand gerechter Besorgnisse sind. Alle Bemerkungen in diesem Sinne würden ohne Zweifel günstig aufgenommen werden. Die Schweiz kennt die Rücksichten, welche die Staaten einander schuldig sind; sie kennt be— sonders diejenigen, welche sie Frankreich schuldig ist, aber mehr oder minder bittere Noten, Drohungen, die mehr oder weniger durch— schimmern, verfehlen oft die Wirkung, die man erwartet hat.“

Drouyn de' Lhuys ist gestern als außerordentlicher Gesandter am britischen Hofe nach London abgereist. Im russischen Gesandt⸗ schaftehotel macht man große Vorbereitungen für den Empfang des russischen Gesandten, der demnächst hier anlangen soll. ,

Die neue orleanistische Repräsentantenvereinigung, die von Piscatory und Broglie begründet worden, besteht bis jetzt aus 103 Mitgliedern. .

Die Seine ist fortwährend so sehr im Steigen begriffen, daß gestern Abend beide Ufer des Flusses erleuchtet wurden und Schiffe zur Rettung von Verunglückten bereit standen.

Ein legitimistisches Blatt erzählt heute, daß die Freunde der Regentschaft in England ein Werk unter dem Titel „La force“ drucken ließen, und daß es gestern zu Tausenden von Exemplaren in Paris verbreitet worden sei.

Ledru Rollin hat an einen seiner hiesigen Freunde geschrieben, daß er nach der Veröffentlichung seines Werkes über England, in welchem das britische Kabinkt heftig angegriffen wird, London ver⸗ lassen wolle.

Die Angeklagten von Albi sind von der Jury von Tarn und Garonne frelgesprochen worden.

Die Estaffette meldet, daß die Soldaten im Charente ⸗-De⸗

partement für den sozialistischen Kandi . ibi e, mn sozialistischen Kandidaten Babanud Laribizre ge⸗ Heute ist im Verlage 3 m Verlage von P Schriften des Herrn Cousin über schienen. Ein junger Barytonist, Namens Mei s . . un yton ens Meillet, hat bei seinem Debi in der großen Oper außerordentlich großen Beifall ö . ö Sentin elle de la Maxine, ein in Toulon erscheinen des Blatt, meldet die Ankunft des Dampfschiffes, kommandirt von bermn Lacapelle, das von Civitavecchia mit französischen Truppen . ö. v. Mis. abging und am Iisten v. Mts. in Toulon an angte. j

agnerre eine Sammlung von den öffentlichen Unterricht er⸗

Großbritanien und Irland. London, 4. Jebr

Sir C. Buxton hat im Unterhause eine Petition vieler Pflanzer von Jamaika vorgelegt, worin man erklärt, daß die Zucker- Probu— zenten der englischen Kolonieen nicht mehr mit den Sklavenlän

dern konkurriren könnten. Herr Hume hat angezeigt, er werde heute darauf antragen, daß die Dokumente in Betreff der Wei⸗ gerung des Gouverneurs von Malta, italienische Flüchtlinge aufzu⸗ nehmen, dem Hause vorgelegt würden. Auf eine im Unterhause an den Unter⸗Staats⸗Secretair Hawes gerichtete Frage hat derselbe erklärt, daß der Geheimeraths-Beschluß, kraft deffen Sträflinge nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung gesandt werden, zurück⸗ genommen sei, daß das Transportschiff „Neptun“ Befehl erhalten habe, sich mit seinen Sträflingen nach Vandiemensland zu begeben, und daß der Gouverneur Smith nicht abberufen worden sei, wie man glaubt. Unter den von den Ministern für die nächsten Sitzun⸗ gen angekündigten Maßregeln besindet sich für den 4. Februar eine Bill zur Verbesserung der Regierung von Australien, bei welcher Ge

legenheit Lord J. Russell die Absichten des Ministeriums rücksichtlich der Kolonieen überhaupt darlegen wird. Am hten wird der General⸗ Fiskal Bills wegen irländischer Gerichts- Reformen und der Land⸗ Registrirung in Irland vorlegen; am S8ten der Secretair für Ir⸗ land eine Bill wegen Beschränkung der irländischen Partei ⸗Pro⸗ zessionen, wie sie schon die Thron rede angekündigt hat, und der Kanzler der Schatzkammer eine Bill in Bezug auf die Kronland-Revenüen. Am Montag legt der Präsident des Handels⸗Amts eine Bill vor wegen Aenderung und Regulirung der bisherigen Bestimmungen rücksicht=

lich der Bemannung der Kauffahrteischiffe, eine Ergänzung der vor⸗ an demselben Tage wird Lord

jährigen Schifffahrts-Gesetzgebung; a ö

J. Russell seine Bill wegen Aenderung der irländischen Wähler⸗ Registrirung einbringen. Außerdem hat Lord J. Russell für den Lauf der nächsten Woche eine Motion wegen Verminderung der Ausgaben des Feldzeug⸗Amts und der Armee angezeigt. Unter den Anträgen von Privat-Mitgliedern ist noch einer Motion Lord Dudley Stuart's auf Vorlegung sämmtlicher wegen des ungarischen Krie⸗ ges und der ungarischen Flüchtlinge mit den Gesandtschaften von Oesterreich und Rußland gepflogenen Korrespondenzen zu erwähnen. Das Innere des Saales des neuen Oberhauses kann nun als vollendet angesehen werden. Die letzten Glasmalereien sind einge⸗ fügt, auch das prachtvolle Freskogemälde von Maclise, eine Dar⸗ stellung des Prinzen Heinrich, wie er sich dem Verhaftsbefehle des Richters Glascoigne fügt, ist beendet. Sehr gerühmt wird unter Anderem auch Tie Einrichtung der Gallerie für die Berichterstatter der Zeitungen.

Lord Gough wird mit dem nächsten Paketboot in England erwartet; desgleichen Major Edwards als Ueberbringer des berühm⸗ ten Diamants Koh-i-nur aus dem Schatze von Lahore für den der Königin Victoria.

Die Nachrichten aus Bombay gehen bis zum 3. Januar, aus

Kalkutta bis zum 22. Dezember. Der Oberst Lester hatte den Be⸗ fehl erhalten, mit einer Abtheilung leichter Infanterie gegen die Kuks, elnen an der Gränze des britischen Gebietes wohnenden Volks⸗ stamm, welcher Raubzüge in die Ebene gemacht hatte, zu marschi⸗ ren; wie man glaubte, hatten sie die Absicht, Gefangene mit sich wegzuführen, um dieselben ihrem verstorbenen Häuptlinge als Tod⸗ tenopfer darzubringen, da bei ihnen die Sitte herrscht, für jedes Lebensjahr des Häuptlings einen Menschen zu opfern. Der Sberst Bradshaw hatte mit 56090 Mann Peschawer verlassen, um einige Dörfer, die sich geweigert hatten, Tribut zu bezahlen, zu unterwerfen. Am 10. Dezember erreichten die englischen Trüppen das in einer tie⸗ fen Schlucht gelegene Dorf Sunghao, wo sie den Feind am fol⸗ genden Morgen angriffen, nach einem hartnäckigen Gefechte von un gefähr 5 Stunden zum Rückzuge zwangen und dann das Dorf an zündeten. Die Engländer hatten 5 Todte und 17 Verwundete. Dieser Verlust wurde hauptsächlich dadurch veranlaßt, daß ihre Gegner von den umliegenden Höhen mit großer Kraft und Ge⸗ schicklichkeit Steine auf sie warfen. Die Indier ollen an 100 Mann verloren haben. In Folge dieser Niederlage bezahlten sie den rück ständigen Tribut für das vergangene Jahr und versprachen gute Aufführung für die Zukunft. Am 13ten und 14ten rückten die Eng⸗ länder welter und griffen mehrere andere Dörfer an. Es gelang ihnen, den Feind aus denselben zu vertreiben, obgleich erst nach hef⸗ tigem Widerstande. Die Häuser wurden zerstört. Man erwartete, daß binnen kurzem eine allgemeine, Unterwerfung erfolgen werde. Der Radschah von Sikkim hatte die beiden gefangenen englischen Gelehrten r. Campbell und Dr. Hocker, in Freiheit gesetzt.

Rußland und Polen. Warxschau, 3. Febr. Der französische General-Lieutenant von Castelbajac, der sich als neu er nannter Gesandter Frankreichs am russischen Hofe nach St. Pe tersburg begiebt, ist vorgestern von Paris hier angekommen. Der selbe war zuletzt Commandeur der elften Militair Division in Bor deaux, welche die Departements der Gironde, Chgrante, Nieder Charante, Dordogne, Lot und Garonne umfaßt. Seine Gemahlin ist die Schwester des französischen Gesandten am tos canischen Hofe, Grafen Hippolyt von Larochefoucauld, die ihn nach St. Petersburg be gleitet. Zu seiner Gesandtschaft gehören der Graf von Vogus und Herr Fleuriau, als Legations-Secretaire, und der Capitain Karl von Verdy.

Belgien. Brüssel, 4. Febr. Der kürzlich zum spani⸗ schen Minister-Residenten bei der belgischen Regierung ernannte Ritter Jose de Nebiet ist in Brüssel angekommen und heute vom Minister der auswärtigen Angelegenheiten empfangen worden.

Italien. Turin, 31. Jan. (Fr. B.) Der König hat für 1850, 51, 52 den Ritter Bellono, Appellations⸗Rath, zum Maire von Turin und den Senator Profomo zum Maire von Genua er⸗ nannt.

Aus Rom vom 26. Januar erfährt man die Ankunft des Kardinals Castracane, der von Portiei kam.

Königliche Schauspiele. Sonnabend, 9. Febr. Im Schauspielhause. 23ste Abonnements= Vorstellung. Wegen eingetretener Hindernisse statt des Trauerspiels: „Struenser“, Maria Stuart, Trauerspiel in 5 Abth., von Schiller.

Anfang 6 Uhr. Sonntag, 10. Febr. Im Opernhause. 2l ste Abonnement s⸗