1850 / 41 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Der gewesene Reichstags-Deputirte Herr Tomek erhielt vom Ministerium den Auftrag, die vorzüglicheren Universitäten Europa's zu bereisen und die an denselben bestehenden Institute für Natio⸗ nalgeschichte zu studiren. Die gesammelten Erfahrungen Herrn To⸗ mek's benutzend, gedenkt das Ministerium eine ähnliche Anstalt für Böhmen in Prag zu gründen.

Zur Erhebung der Ursachen der bei den Truppen in Böhmen herrschenden Krankheiten und den entsprechenden Verfügungen zur Hebung derselben ist auf Befehl des Kaisers der General⸗Adjutant Sr. Majestät, Genergk-Major von Kellner, und der Ober⸗Feldarzt Dr. Kotmayer dahin abgereist.

Nach Berichten aus Prag haben sich in der dortigen Umge— bung Spuren der Rinderpest gezeigt. In einem Meierhofe fielen 19 Stück Rindvieh ein Opfer der Seuche. ;

Die Auflösung des Magistrats der Stadt Wien soll nach ver⸗ schiedenen Gerüchten von dem Minister des Innern in den letzten Tagen beschlossen worden sein. „Sollte sich diese Nachricht bestäti⸗ gen“, sagt der Wanderer, „und wir besitzen nach verschiedenen Antecedentien nicht Ursache, zu zweifeln, so haben wir eine entschie⸗ dene Umgestaltung unserer Gemeindeverhältnisse zu erwarten. Venn es dürftè dann der Wirkungekreis der politischen Behörden nicht mehr dem künftigen Bürgermeister der Stadt Wien übertragen,

sondern in rein büreaukratische Hände gelegt werden.“

Die Bestimmungen des am 14. Juli 9. J. zwischen Oesterreich und Rußland zur Erleichterung des Korrespondenz⸗Verkehrs abge⸗ schlossenen Vertrages werden am 1. März d. J. in Wirksamkeit treten. Von diesem Tage an hört der Frankirungszwang auf, die gemeinschaftliche Portogebühr ist auf 20 Kr. resp. eben so viel Ko peken festgesetzt und wird für die Gränzbezirke um die Hälfte er— mäßigt. Für das Königreich Polen findet dieser Vertrag keine An⸗ wendung.

Säaͤmmtliche für den Fall einer Ueberschwemmung vorgenomme— nen Sicherheitsanstalten sind bereits außer Wirksamkeit gesetzt wor⸗ den, da die Wassergefahr beseitigt ist. Gestern Mittags wurde die durch Beschädigung der Kaiferwasserbrücke unterbrochene Communi— cation durch mne Ueberfnhr wiederhergestellt. Die Reparatur der Eisenbahnbrücke konnte wegen des zu hohen Wasserstandes noch nicht in Angriff genommen werden. Die Nordbahn übernimmt von morgen an wieder Güter für die Lastzüge zur Beförderung. Die Perfonenzüge verkehren auf der Hauptbahn, werden jedoch um eine halbe Stunde früher expedirt.

Bayern. München, 5. Febr. Das Gesetz über die Ver⸗ pflichtung zum Ersatz des bei Aufläufen diesseits des Rheins verur⸗ sachten Schadens wurde heute von den Abgeordneten zu Ende be rathen. Die Bestimmungen desselben enthalten nichts Besonderes. Den Gemeinden oder dem Staate, wenn diese einen Schadenersatz zahlen müssen, steht der Regreß an diejenigen zu, welche den Scha⸗ den verursacht oder durch Vernachlässigung ihrer Pflicht nicht ver— hindert haben. Die Entschädigungs-Summe ist nach Maßgabe der Besteuerung der Gemeindeglieder von diesen zusammenzubringen. Die Enischeidung über die Verpflichtung zur Entschädigung und deren Größe geschieht mit öffentlicher Verhandlung und findet blos eine Berufung gegen das erste Erkenntniß des Kreis- und Stadt— gerichts statt. Bei der Gesammt-Abstimmung über das ganze Gesetz stimmten 118 für und 12 Abgeordnete gegen dasselbe.

Passau, 4. Febr. (D. Ztg.) In Folge schnell eingetrete nen Thauwetters stieg vorgestern und gestern der Inn bedeutend und der Eisstoß ist bereits abgegangen. Wild tosen die Wogen, Schiffe, Baumstämme, Bretter, Scheiter und dergleichen mit sich führend. Die Brücke in Schärding war wegen Höhe des Wassers nicht mehr passirbar. Heute ist der Inn im Fallen. Die Donau hat gleichfalls einen großen Theil des Eisstoßes vorübergeführt und geht noch sehr hoch.

Bamberg, 6. Febr. (B. Ztg.) Künftigen Sonntag wird eine größere österreichische Truppenabtheilung von verschiedenen Waf fengattungen auf dem Marsche von Pilsen nach Frankfurt und Mainz hier eintreffen und einquartiert werden.

Sachsen. Dres den, 7. Febr. (D. A. Z.) Die Volks zählung hat nach authentischen Mittheilungen in hiesiger Stadt folgende Ergebnisse geliefert. Die gesammte Einwohnerzahl Dres⸗ bens belief sich am 3. Dezember v. J, mit Einschluß des in der Stadt einquartterten Militairs, auf S9, 975 (41,317 männliche und 18, 65s weibliche) Personen, welche in 22,421 Haushaltungen ver— theilt waren. Die in ben Kasernen und in sonstigen Militair-Ge⸗ bäuden untergebrachten Militairpersonen sind hierin nicht mitinbe⸗ griffen. Im Jahre 1846 betrug die gesammte Einwohnerzahl Dresdens ohne das Militair 85,707 Personen, sie ist also in den letzten drei Jahren blos um 4268 gewachsen, während sie in der vorhergehenden dreijährigen Periode um 6712 Köpfe gewachsen war. Das Verhältniß der männlichen zur weiblichen Bevölkerung ist aber fast dasselbe geblieben; im Jahre 1846 waren 7251 und vergangenes Jabr an demselben Tage 7341 weibliche Individuen mehr, als männliche. Unter der oben genann— ten Summe von 89,975 Personen zählt man 13,340 Ehepaare, 1467 männliche und 54659 weibliche Verwittwete, 116 männliche und 419 weibliche geschiedene Personen, 418 männliche und 551 weib— liche getrennt lebende, aber nicht geschiedene Individuen und end— lich 25,76 männliche und 28,889 weibliche Unverheirathete. Nach dem Konfessions- und Religionsverhältnisse vertheilt sich die ge⸗ nannte Summe von 89,975 Einwohnern also: Lutheraner S4, 268 Personen (mithin 4548 mehr als 1846 und 11,225 mehr als im Jahre 1843); Reformirte: 536 (7 mehr als im Jahre 1846 und s3 weniger als 1843); Katholiken: 14235 (273 weniger als 1846 und 401 weniger als im Jahr 1843); Deutsch- Katholiken: 232 (14 weniger als 1846); Griechen: 37 (17 weniger als 1846); Israellten: 667 (17 mehr als 1846 und 41 mehr als 1843). Un⸗ ter der mehrerwähnten Einwohnerzahl befanden sich ferner: 109 Taubstumme, 149 Blinde und 127 Blödsinnige. Die Zahl der hier wohnenden Wenden beträgt 285 (106 männliche und 179 . Individuen. Ausländische Handwerksgesellen zählte man n 6.

Württemberg. Stuttgart, 5. Febr. (Fr. O. P. A. 3.) 5. 39. ler ke n scholen in Hohenheim, Ellwangen und Ochsenhau— ie, , . des Bauernstandes bisher so erfolgreich sich gegründet . eine solche jetzt auch in bem Schwarzwaldkreise hältn isse we 3 . seiner eigenthümlichen Klima- und Bodenver— er h hat . ö. rationell betriebene Unterrichts- und Muster⸗ berarf. Diese estens ten so wie die übrigen Theile des Landes main Kirchleg dl 533 solläauf der sb Morgen großen Do— ,, 3 am Neckar bis zum 1. November d. J.

Auf der württembergischen Staatsei / ,,, , , , 634752 Fl. Die ganze Bahnstrecke, von Heilbronn br 26 rug Friedrichshafen, 66] geographische Wegstunden sie. ö ) nach dem Verkehr übergeben werden. g, soll am 1. Juli

212 k i lassen, in welchem er den Mißbr aud Detgne ein Send scheiben er ss en der dermaligen bedauerlichen

der Presse als eine der Hauptursachen d H . . und Moral bedrohenden Zustände 1 . namhaft gemacht wird der unheilvolle Einfluß, 7. 5 ö 2. presse auf unselbstständige Leser ausübt. um * 266 44 Gegengift zu neutralistren, wird bemerklich gen ,,. 2 außerhalb des Berufs des Standes der , anarchischen, irreligiösen, unsittlichen, die schlech 66 . . * heraufbeschwörenden Inhalt dieses Theils der press ö durch Aufsütze, welche den Bürger über , , . n aufklären, welche die Sache der Ordnung , , . a. delt ligion und Moral mit den Waffen des Geistes und det Wahrhei verfechten. ;

Um den in der Nähe unserer gekommenen Waldverwüstungen zu steuern, genöthigt gesehen, zu verfügen, daß inner Händler mit Kleinholz besondere Ursprungszeu haben.

Stadt neuerdings häufig vor⸗ hat sich das Ministerium halb des Stadtbezirks die gnisse beizubringen

Baden. Freiburg, 5. Febr. (N. Fr. 3. War aug nn,, lige Anwesenheit Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von P reußen nur von kurzer Dauer, so knüpfen sich an dieselbe doch mannigfache erfreuliche Erinnerungen. Gestern schon wurde der Besichtigung derjenigen Baulichkeiten durch den preußischen berfeldherrn gedacht, welche fortan zu militairischen Zwecken dienen sollen; zugleich wurde bemerkt, daß Höchstderselbe seine volle Zufriedenheit mit den neu hergerichteten Räumen und deren innerer Ausstattung ausgesprochen hat. Vor der Besichtigung hatte bereits eine Vorstellung der hiesigen Militair⸗ und Civil-Behörden in der Wohnung des Divisionschefs, Generals von Webern, stattgesunden, bei welchem Se. Königl. Hoheit abgestiegen war. Daselbst fand später auch ein Mahl statt, zu welchem die, höheren Militairchargen, die Vorstände der Großherzoglichen Behörden und mehrere Mitglieder des grundherrlichen Adels und der Bürgerschaf zugezogen wurden. Den sinnigen, mit tiefem Gefühle vorgetrage⸗ nen Toast des Geh. Raths Freiherrn von Falkenstein auf den Kö⸗ niglichen Prinzen erwiederte Höchstderselbe in den gnädigsten Aus⸗ drücken und schloß mit einem Hoch auf unseren allverehrten Groß— herzog. Nach der Tafel begab sich der Prinz ins Theater und beehrke nach demselben eine Soiré bei dem Großherzoglichen Landes Commissair und Regierungs-Direktor Freiherrn von Marschall mit seiner Gegenwart.

Gestern Morgen ist Se. Königliche Hoheit wieder von hier abgereist, um sich nach Offenburg und Baden, und von da nach Karlsruhe zurückzubegeben.

Hessen. Hanau, 6. Febr. (Fr. J.) Zu Anfang kom⸗ menden Monats wird der Prozeß wegen Ermordung Lichnowski's und Auerswald's, so wie der gleichzeitig in Bockenheim begangenen Excesse, vor das hiesige Schwurgericht gebracht. Die Zahl der An— geklagten beläuft sich auf siebzehn, von denen etwa sechs, sämmtlich bockenheimer Turner, am Morde betheiligt sind. Von den Ange⸗ klagten hat sich einer, und zwar, wie verlautet, der am meisten

Der Kultusminister Freiherr von Wächter-Spittler hat an bie

Gravirte, freiwillig gestellt; die übrigen sollen nicht zu den Rädels führern gehö3ren. Die Voruntersuchung war sehr schwierig, weil die Angeklagten sich hartnäckig auf das Leugnen legten und ande⸗ rerseits bei der allgemeinen Verwirrung in jenen Tagen die ärzt⸗ liche Untersuchung so geführt worden ist, daß sie einer Revision unterworfen werden müßte. Uebrigens übertrifft die schauderhafte Art der Ermordung alle Beschreibungen, welche zur Zeit des Ge— schehens in den Zeitungen gelesen wurden. Dieser Umstand wird auf das Urtheil der Geschworenen sicherlich sehr stark einwirken. Die Stimme aller Parteien heart sich hier dahin gewendet, daß an eine Freisprechung der Angeklagten nicht zu denken ist und von Seiten der Vertheidiger höchstens eine Milderung der Strafe er zielt werden kann.

Hessen und bei Nhein. Darm stadt, . Febr. (8 r. J.) In diesem Augenblicke (gegen 5 Uhr Abends) zieht in der Ferne tin Gewitter an unserer Stadt vorüber und zu wiederholten Ma⸗ len wurde das dumpfe Rollen des Donners vernommen. Dasselbe wurde auch in Frankfurt während eines heftigen Schneesturmes und bes Leuchten des Blitzes vernommen.

Mainz, 5. Febr. (N. K.) In Bezug auf die Bischofswahl ist die Mehrzahl des Domkapitels nun doch darüber einig geworden, dem päpstlichen Stuhl eine Liste von drei Kandidaten vorzulegen, vorausgesetzt, daß unsere Staatsbehörde nichts dagegen einzuwenden habe. Folgendes sind die Namen der jenigen Geistlichen, aus de— nen der Papst einen Bischof zu ernennen ersucht werden soll: die Herren Propst von Ketteler in Berlin, Domkapitular Förster in Breslau und Domkapitular Oehler in Rotenburg. Einer von den sieben Domherren, nämlich Herr Fell, ist dieser Einigung nicht beigetreten; die übrigen sechs Domkapitularen haben sich über die genannten Kandidaten gestern geeinigt.

Schleswig⸗-Holstein. Kiel, 7. Febr. (H. C.) Unse rer Armee ist nachstehender, unterm 31sten v. M. erlassener Corps— befehl mitgetheilt worden: „Dem General-Kommando ist von der hohen Statthalterschaft durch das Departement des Kriegswesens eine von 576 Einwohnern des nördlichen Schleswigs und Mitglie⸗— dern des patriotischen Vereins zu Hadersleben an dieselbe gerichtete Adresse mitgetheilt worden, die sich in so anerkennender und ehren— der Weise über die Armee ausspricht, daß es mir zur besonderen Freude und Genugthuung gereicht, sie hiermit zur Kunde derselben bringen zu können. Indem ich jenen Patrioten im Namen der Armee meinen Dank sage, spreche ich zu gleicher Zeit die bestimmte Ueberzeu— gung aus, daß die Armee auch in Zukunft gewiß den von ihr ge⸗ hegten Erwartungen in jeder Beziehung entsprechen wird: „„Der durch die öffentlichen Blätter zu unserer Kunde gekommene Bericht des Kammerherrn Tillisch an den dänischen Minister des Innern vom 24. November d. J. enthält eine böswillige Verleumdung un⸗ serer braven Armee, welcher mit aller Entschledenheit entgegenzu— treten die unterzeichneten Mitglieder des haderslebener schleswig⸗ holsteinischen patriotischen Vereins sich lebhaft gedrungen fühlen. Wenn der Kammerherr Tillisch es sich herausnimmt, von unserer braven und wackeren Armee in jenem Berichte zu sagen: „Die ganze Bevölkerung von Schleswig werde der grausamsten Be⸗ handlung preisgegeben sein, wenn die schleswig- holsteinische Armee in das Herzogthum einfiele“, so müssen wir gegen eine solche gänzlich unwahre Behauptung feierlichst protestiren. Un⸗ sere brave Armee, der Stolz und Ruhm unseres Landes, hat neben bewundernswürdigem Heldenmuthe stets die schönste Manns⸗ zucht gezeigt, und mit aller Inbrunst sehnen wir den Augenblick herbei, wo es unseren wackeren Vaterlandsvertheidigern wieder ver⸗ stattet werden möge, das Herzogthum Schleswig wiederum zu be⸗ setzen, um Recht und Gerechtigkeit in einem Lande wiederherzustellen, in dem zur Stunde leider nur Gewalt und Willkür herrschen. Die Unterzeichneten bitten eine hohe Statthalterschaft, falls hochdieselbe es für passend erachten sollte, diese unsere Erklärung auch zur Kunde des hohen General-Kommando's der schleswig-⸗holsteinischen Armee, die stets mit offenen Armen von uns aufgenommen werden

wird, gefälligst gelangen lassen zu wollen. Stadt und Amt Ha⸗ dersleben, im Dezember 18495.““ (Folgen die Unterschristen. Der kommandirende General. (gez) von Bonin.“

Altona, 7. Febr. (N. F. P.) Heute Morgen 2 Uhr wurden circa 750 Mann Rekruten des Königlich preußischen Tten Infanterie⸗ Regiments von Altona nach Rendsburg per Eisenbahn transportirt. Ein ähnlicher Transport Ersatz⸗Mannschaften des 12ten Infanterie⸗ Regiments wird nächstens nachfolgen, wogegen wieder die entspre⸗ chende Anzahl der zur Entlassung kommenden Reserven beider Re⸗ , . von Rendsburg nach Altona zurück werden befördert werden.

Nassau. Wiesbaden, 3. Febr. (Schw. M.) Nach der nassauischen Gemeinde-Ordnung vom Jahre 1848 ist die Ver waltung der Ortspolizei den Gemeinden ganz in die Hände gege ben. Dies hat sich in Wiesbaden bereits dermaßen unzuträglich erwiesen, daß das Ministerium im Einverständniß mit dem Ge— meinderath wieper auf die Ernennung eines eigenen, dem Kreis Amt untergeordneten Herzoglichen Polizei⸗Kommissärs zurückgekom⸗ men ist.

Braunschweig. Braunschweig, J. Febr. (D. R. Ztg.) Am 1. Februar sind hier zwei Schreiben unseres Ehrenbürgers H. von Gagern eingelaufen. Das eine ist an den Magistrat und die Stadtverordneten der Stadt Braunschweig, das andere an dieje nigen gerichtet, welche das Geschenk des Ehrenbürgerrechts mit ei nem Zelchen ihrer innigen Verehrung, ihres immer gleichen Ver⸗ trauens begleitet hatten. Sie lauten beide folgendermaßen:

1) „Hochgeehrte Herren des Magistrats und der Stadtverordneten der Stadt Braunschweig! Am Christabend des abgelaufenen Jahres von hier in den Kreis meiner Familie nach Monsheim zurückgekehrt, fand ich dort den mir von der Stadt Braunschweig verliehenen Ehrenburgerbrief in seiner sinnigen, kunstreichen, prächtigen Hülle vor; ein mich hochehrendes, mir sehr werth volles Christgeschenk. Nur mit Befangenheit kann ich meinen Dank für diese reiche Gabe 'aussprechen und ich kleide meine Entschuldigung für den verspäleten Aus- druck desselben in die Worte des Dichters: „Denn dieser letzten Tage Qual war groß.“ Sie haben mir, meine Herren, das Ehrenbürgerrecht verliehen am 12. April 1849. Damals war zwar schon die verhängnißvolle Antwort in Berlin erfolgt, die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben, daß andere Entschlüsse reifen könnten und die Reichs⸗ Verfassung dennoch zur Geltung kommen werde. Als ich die erste Benachrichtigung von Ihrer, meine poli- lische Wirksamkeit anerkennenden Entschließung eihielt, war auch diese Hoff⸗ nung geschwunden. Seitdem sind neue Wege zur Einigung des Vater landes unter einer, neben wahrer Volksvertretung zu errichtenden starken Bundescentralgewalt eingeschlagen worden und ich habe vielleicht dazu beigetragen, daß die Hoffnung auf den Ersolg gestiegen ist. Und abermals stehen wir vor einer . niederschlagenden Erfah rung und in einer neuen Krisis! Wo sind, so lann man mit Recht fragen, die Früchte der Leistungen, um derentwillen Sie mich belohnen wollten? Dlese Früchte sind allerdings noch nicht gereift, Deutschland wird weitere Prüfungen zu bestehen haben. Meine Ueberzeugung aber bleibt die⸗ selbe, daß diejenige Lösung der großen Aufgabe der Reform der deutschen Bundes verfaffung die den Verhältnissen am meisten entsprechende sei, deren Grundgedanke von der deutschen Einheitspartei in den, Entwurf der 17 Ver— trauensmänner niedergelegt, die in dem Entwurf des Verfassungs⸗Ausschuf ses der Nati.dnal-Versammlung in Verbindung mit dem Programm des Reichs- Ministeriums vom 18. Dezember 18418 durchgekämpft, in die Reichs —Verfassung vom 28. März 1849 mit Mühe gerettet worden und welche in der berliner Aufstellung vom 28. Mai 1849 so weit erhalten ist, daß die deutsche Einheits -Partei ohne Verletzung dieser Grundgedanken den Weg des Bündnisses vom 26. Mai 1849 unterstützen und mitgehen konnte. In der Auszeichnnng, die Sie mir, meine Herren! gewährt? haben, darf ich die Bethätigung der gleichen Ueberzeugung von Ihrer Seite erkennen. Wir sind mit der Verwirklichung der Reform auf den Weg der allmäligen Eniwickelung verwiesen und auch das war vielleicht nöthig, damit nach weiteren fruchtlosen Versuchen, eine andere befriedigende

Lösung der deutschen Verfassungsfrage zu finden, wie solche auch jetzt

wieder herumgetragen werden, auch für die zähesten Zweifler der Beweis geführt sei, es gebe eine solche nicht. Wäre das Ziel leicht zu erreichen, es wäre vor Jahrhunderten erreicht wor— ben; daß aber die Hindernisse keine unübersteiglichen seien, das liegt jetzt zu Tage. Eben die von uns angestrebte Lösung der Ver— fassungsfrage ist, wie ungünstig auch die Constellation des flüchtigen Augen blicks erscheinen mag, die durch das Gewicht der Thatsachen, durch das wirkliche Machtverhältniß bedingte. Wenn zunächst für den größten Theil der Nation ein Gesammtorgan der nationalen Bestrebungen in einem Neichstage neben der Reichsgewalt bestehen wird, dann kann die Wirkung solcher Anziehungskraft so gewiß nicht ausbleiben, als der nationale Wunsch und das Bedürfniß der Einheit und der durch die Einheit zugleich gesicherten und gemäßigten Freiheit in Wirklichkeit bestehen.

Haben Sie daher, meine verehrten Mitbürger! meinen guten Willen anerkennen, meiner Beharrlichkeit sich versichern wollen, so ist es wohl der geringste Grad von Dankbarkeit, die ich dem Vaterlande und Ihnen schulde, wenn ich meine Kräfte, so weit sie reichen, ferner an das hohe Ziel setze: die Größe durch Einheit und Freiheit im parlamentarisch regierten Bundesstaate für das Vaterland anzustreben. So, verehrte Mitbürger! hoffe ich ein nützlicher Ehrenbürger Braunschweig's zu sein. Darmstadt, 28. Januar 1859. H. von Gagern.

2) Geehrte Herren und liebe Freunde! Welche Gedanken mich beim Empfang des Diploms eines Ehrenbürgers von Braunschweig in seiner herrlichen Hülle erfüllten, das habe in dem Danksagungsschreiben ausge— drückt, welches ich heute an den Magistrat und die Stadtverordneten Braunschweigs abgehen lasse, und wovon ich mir erlaube, eine Abschrift hier beizulegen. Den befreundeten Mitbürgern in Braunschweig aber, die mir als sichtbares, sinnbildliches Zeugniß Ihres Vertrauens auf meine Beharr— lichkeit im Kampfe um die höchsten Güter, die prachtvolle Truhe geschenkt haben, worin dies Ehren⸗-Diplom aufbewahrt ist, Ihnen fühle ich mich zu besonderem Danke verpflichtet. Meine Aufnahme in eine sehr ehrenwerthe, mir aber bisher fremde Corporation ist mir durch Sie zum Eintrittt in et— nen Kreis von Freunden und Gesinnungsgenossen geworden. Ich werde der Auszeichnung, die mir weit über mein Vendienst geworden, eingedenk sein und meinen Söhnen sei das kostbare Geschenk, das ich ihnen hinterlasse, Mahnung und Sporn. Wir haben begonnen, wir arbeiten unverdrossen fort: den Nachkommen wird noch Vieles zu thun übrig bleiben. Es ist ein Kunstwerk, das Sie mir verehrt haben; ich erachte mich daher verpflichtet, es zur Ehre der braunschweiger Künstler in weiteren Kreisen zur Anschauung zu bringen. Die Rücksichten der Bescheidenheit, die mir das verbieten könn⸗ ten, habe ich dabei als untergeordnet betrachtet. Es wird mir, vielleicht in nicht sehr ferner Zeit, vergönnt sein, meinen neuen Mitbürgern mich per sönlich bekannt zu machen und dann den Dank zu erneuern, den Sie als eine ernste Schuld mir auferlegt haben. Darmstadt, den 28. Januar 1850. Heinrich von Gagern.

Neuß. Schleiz, 2. Febr. (Fr. O. P. A. 3t g. Die jungst hier verstorbene Fürstin Mutter hat auch nach ihrem Tode Zeugniß ihres vortrefflichen Charakters abgelegt und ihre ganze Dienerschaft durch testamentarische Verfügung zeitlebens versorgt. Das Palals der Fürftin soll für das im Laufe dieses Jahres in Wirksamkeit tretende Finanz-Kollegium für das Fürstenthum jün⸗ gerer Linie bestimmt sein. J ö

Die hiesige Gelehrtenschule soll aufgehoben und mit dem Gym⸗ nasium zu Gera verschmolzen, vagegen das, hiesige Schullehrer— Seminar, aus welchem schon viel brauchbare Männer hervorgegangen, die meistentheils in Sachsen und Bayern angestellt sind, zu einer Anstalt f für das ganze Land, so wie das unter der Leitung tüch⸗ tiger Männer in fortschreitender Ausbildung begriffene Taubstum—= men⸗-Institut gleichfalls zu einer Landesanstalt erhoben und aus dem Dorfe Oberböhmsdorf, eine halbe Stunde von hier, in die

Stadt verlegt werden.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 7. Febr. (D. 3.) Nach einem frühlingsartigen Sonnenscheine trat heute Nachmittag plötz⸗ liches winkerliches Schneewetter ein, worauf gegen 5 Uhr ein ziem⸗ lich siarker und anhaltender Donner erfolgte, welcher sich über die ganze gegen Osten abziehende Schneewolke ausdehnte.

Frankfurt, 8. Febr. Auf den gestrigen Blitz und Donner schlag ist ein leichter Frost eingetreten und die Landschaft heute mit dünnem Schnee bedeckr. Der Main ist auf 13 Fuß gefallen.

Mn sland.

Frankreich. Paris, 7. Febr. Gestern fanden keine Zu⸗ sammenrottungen auf den Straßen mehr statt, und heute war auch nicht di geringste Spur von weiterer Aufregung zu bemerken. Die Patrie fagt, die Zahl der am Montag und Dienstag vorgenom— menen Verhaftungen belaufe sich auf 350, und es seien 35 Stadt⸗ Sergeanten bei Pen letzten Unruhen ernstlich verwundet worden. Die Regierung hat mit Hinsicht auf die herannahende Jahresfeier des 24. Februar die energischsten Weisungen an alle öffentliche Beamte gerichtet und sie aufgefordert, alle in ihrer Macht stehenden Mittel anzuwenden, um Manlfestationen zu ver⸗— hüten, welche die öffentliche Ruhe stören könnten. Vorgestern Abend hatten sich gegen 8 Uhr noch zahlreiche Volksmassen um die zwei Freiheitsbäume auf dem Platze und am Thore St. Maitin gebildet, und lärmten wo möglich noch ärger, als am Abend zuvor. Lieder wurden gesungen und diesmal statt der „Republik“ öfter der „sozialen Republik“ Vivats gebracht. Gemäß der Drohung des Ministers des Innern in seiner vielfach von den Straßenccken ab⸗ gerissenen Procklamation forderte der Polizei-Präfekt, die Hülfe der bewaffneten Macht, ließ Platz und Straße säubern und sodann militairisch besetzen, ohne daß das Volk wider⸗ stand. Beide Freiheitsbäume wurden nun unter dem Schutze und der Mitwirkung eines Bataillons der Jäger von Vin⸗ cennes umgehauen und fortgeschafft. Die Truppen blieben noch eine Zeit lang an Ort und Stelle; ein Theil derselben blieb sogar die ganze Nacht hindurch in der nahen Gewerbeschule; die Volksmassen hatten sich jedoch, da es stark regnete, ziemlich schnell verlausen, und

11 Uhr bot der Schauplatz der Unruhen wieder den gewöhn—

n Anblick dar. Vormittag 11 Uhr haben sich wieder Gruppen

Thore St. Martin gebildet, da viele Arbeiter ihre Beschäfti⸗ gung verlassen haben, und es mögen sich gegen Abend vielleicht zahlreiche Haufen zusammenrotten⸗ Die Polizei-Sergeanten waren gestern in der Straße St. Marlin massenweise aufgestellt, die Ge⸗ werbeschule wurde zur Vorsicht mit Truppen angefüllt, so wie auch die Befatzung in den Kasernen konsignirt und jeden Augenblick marschbereit gehalten. Für jetzt wird indeß die ohnehin durch die sen Straßeunfug nicht ernstlich gefährdete Ruhe als völlig wieder⸗ hergestellt betrachtet. Die verhafteten Personen wurden zuerst auf der Polizei-Präfektur und dann in der Conciergerie verhört, wor— auf man mehrere in Freiheit setzte. Etwa 690 der Verhafteten sind Mit glieder eines demokratischen Klubs; in vielen hat man begnadigte Juni Insurg , in einigen schon früher bestrafte Verbrecher erkannt. Der Rest besteht, wie der Constitutionnel sagt, aus Tagedieben und Straßenjungen. Einer der verwundeten Polizei- Sergeanten wird schwerkich wieder aufkommen. Der Arbeiter dagegen, den man todt sagte, soll außer Gefahr sein. Die Zahl der gering Verwun len auf beiden Seiten ist ziemlich beträchtlich. Es stellt sich eraus, daß die Polizeimannschaft erst im dringendsten Nothfalle ch ihrer Waffen zur Abwehr bedient hat. Eten so, wie Lamoriciere,

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1 war am Montag auch der Prokurator der Republik, Foucher, in

Martin persönlich in Gefahr und wurde nur mit Mühe von befreundeten Männern in Sicherheit gebracht. Der Pöbel wollte sich seiner bemächtigen und ihn als Geisel behalten.

Der 68 onstit u tio nnel meldet heute: „Es wird uns ver ert, daß die Regierung Nachrichten von London erhalten hat, che hoffen lassen, daß die Mißhelligkeit, welche zwischen England

der griechischen Regierung entstanden ist, auf freundschaflichem Zgeglichen werden wird.“

der Straße St.

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Ege al Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ ius. Sitzung vom 4. Febr. Lord Stanley bemerkte in der srüiner Interpellation über die an Griechenland ge— gen namentlich auch, daß es ihm scheine, man gegen diesen Staat wegen seiner eigenthümlichen Stellung zu anderen Nalionen mit Bedacht und Mäßigung handeln sollen, nicht

Begründung machten Forderunk

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mit Hast und Uebereilung. Die Expedition nach den Dardanellen

eichnete er gelegentlich ebenfalls als eine unüberlegte Maßregel. Worte: „die Forderungen müßten befriedigt werden, sie möchten nicht“, und sprach die Hoffnung aus, daß dies nicht wirklich die , 2 . ‚. sein möchten, eben so wie die rohung, daß, wenn die ü wären, er Herr Wyse) sich auf ein britisches Kriegsschiff zurückziehen usid Repressalien anordnen würde; und das Alles um bloßer Pri— und Repre festgestellt gewesen, zum Theil noch den gewöhnlichen Tribunalen zur Enischeidung vorgelegen hätten,. Dann auf das zurückgewiesene Vermittelungs⸗ 2 en ?) t eig zergehend, saate Lord Stanley: „Erwäge ich das eigenthümliche Verhältniß ö. Fiden Mächte zu Griechenland, zu Europa und zu uns selbst, zeiß ich kaum, ob Englands ̃ e durch die zurückweisung oder durch die Annahme eines solchen Ver— 1s Anerbietens erlitten haben würden.“ Der Präsident des Heheimenraths, Marquis von Lansdowne— antwortete außer dem nestern' Mitgetheilten hierauf noch Folgendes: „Was die presse über Es war jedoch, als vie Thronrede berathen wurde, der Regierung Ihrer Majestät noch keine Nachricht davon zugegangen. Ich ver— freundschaftlichen und friedlichen Verhältnisse, in denen hoffentlich bie Reglerung frrnerhin mit allen Staaten Europa's verbleiben gegenwärtige Schritt durch den Antheil, welchen Admiral Sir W. Parker daran genommen, einen gewissen feindlichen Charakter er handlungen ist, und daß man nur erst nach Erschöpfung jedes an⸗ heren Mittels dazu seine Zuflucht genommen. Nachdem alle Be⸗ den zu erlangen, die aus unbhestreitbaren Handlungen herrührten; nachdem die griechische Regierung durch immer neue Aus⸗ nachdem wir von ihr Versprechungen erhalten hatten, die nie erfüllt zuletzt die Genügeleistung, welche wir zu verlangen berechtigt wa⸗ seren Repräsentanten in Athen, Sir W. Parker aufzufordern, sich nach den Gewässern Griechenlands zu begeben, jedoch auf eine

af die Noten des Herrn Wyfe in Athen hinweisend, rügte er die gerecht sein oder 6 J. ; gu von einem britischen Gesandten gebrauchten Worle Forderungen nicht binnen 24 Stunden befriedigt vatforderungen britischer Unterthanen willen, die zum Theil schon Anerdieten Rußlands und Frankreichs übergehend, e Interessen einen größeren Nachtheil mittelung« bereits ge . 7 2961 Y h ; ; diese Sache veröffentlicht hat, ist im Wesentlichen richtig. fraue auch fest, daß dies nur eine vorübergehende Störung jener wird.! Mein 'edler Freund scheint nicht zu wissen, daß, obwohl der halten hat, dieser Schritt doch nur die Folge mehrjähriger Ver mühungen der Minister Ihrer Majestät, Abstellung von Beschwer⸗ flüchte eine Frist über die andere hatte verstreichen lassen; wurden oder die man nie zu erfüllen gedachte; und nachdem uns ren, geradezu abgeschlagen wurde, ermächtigten wir allerdings un⸗ Weise, die der Würde der griechischen Regierung nicht im gering⸗

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sten zu nahe getreten wäre, hätte sie aus eigener Bewegung uns gerecht werden wollen. Sir W. Parker kehrte von einer Expedition nach den Dardanellen zurück, die keines weges unüberlegt war, wie ich bei einer anderen Gelegenheit darthun werde. (Hört Als er zu Athen anlangte, benahm er sich aufs allerehrerbietigste gegen die griechische Regierung. Er machte nach seiner Landung dem Könige von Griechenland seine Reverenz und dann dem Minister desselben; und erst als der griechische Minister unse⸗ rem Gesandten mündlich eine höchst unbefriedigende Antwort in Betreff jener Forderungen gegeben und sodann, als man ihm ge⸗ sagt, er müsse am nächsten Tage eine schriftliche Erklärung geben, an diesem Tage eine Abweisung jener Forderungen überreicht hatte, schritt Sir W. Parker zu dem mildesten Verfahren, welches unter solchen Umständen eingeschlagen werden konnte, denn es ist nicht wahr, daß er eine Blokade des Piräeus angeordnet. (Härt, hört!! Er benachrichtigte nur ein griechisches Kriegsschiff, welches damals in jenem Hafen lag, daß man es nicht aus dem Hafen werde auslaufen lassen, bis unsere Forderungen bewilligt wären. So weit nur weisen die Nachrichten, welche die Regierung Ihrer Majestät erhalten hat. Was das Vermittelungsanerbieten des französischen und russischen Gesaudten in Athen betrifft, so scheint es mir nur gemacht worden zu sein, um lästige Verzögerungen zu verursachen, und ich glaube, unser Gesandter hat sehr umsichtig und verständig gehandelt, daß er die ihm so angebotene Vermittelung nicht angenommen.“

Unterhaus. Sitzung vom 4. Februar, Auf eine Anfrage Gibfon's, ob die Regierung über Lie griechischen Vorgänge naͤ⸗ here Mittheilungen zu machen im Stande sei, erwiederte Lord Palmerston: „Dle britische Regierung hat wiederholt Genug⸗ thuung für mehrfaches, englischen und joönischen Unterthanen in Grie⸗ chenland zugefügtes Unrecht gefordert. Nachdem sich alle Bemü⸗ hungen in vieser Hinsicht fruchtlos zeigten, hat Sir W. Parker die Weisung erhalten, nach Athen zu gehen, sich mit Sir Th. Wyse in Verbindung zu setzen und die Wiederholung der Forderungen zu unterstützen. Nach unseren letzten Berichten waren die mit dem grlechischen Minister begonnenen Unterhandlungen nicht he— sriedigend ausgefallen, und Sir Thoms Wyse hat sich am Bord des Flaggenschiffes Sir W. Parker's begeben. Hier schließen un— sere Nachrichten ab. Gegen die Vorlegung der betreffenden Pa— piere habe ich nichts einzuwenden.“ Herr , . Antwort des Staatssecretairs erinnert mich an die dem Hause in der Thronrede gegebene Versicherung, Ihre Majestät befinde sich glücklicher Weise in Frieden und Freundschaft mit den fremden Mächten. In den früheren Thronreden pflegte Ihre Majestät zu sagen, daß sie fortwährend von allen Mächten und Staaten Ver— sicherungen ihrer freundschaftlichen Gesinnung empsange, Erst in der vorigen Thronrede ward hiervon eine Ausnahme gemacht, und der gegenwärtige Paragraph lautet noch magerer; er sagh nur, daß Ihre Majestät mit den fremden Mächten nicht im Krieg ist. Da England mit den anderen Mächten im Frieden ist, so dürfte der Staatssecretair es passend finden, uns zu unterrichten, ob Ihrer Majestät Gesandter vom madrider Hof schon empfangen und ob Aussicht vorhanden ist, daß der wiener Hof einen Gesandten nach St. James sendet. e. Paragraph über die türkischen Differenzen bedarf einer Erklärung. Wenn dieselben, wie die Thronrede sagt, durch Erör⸗ terungen zwischen der türkischen und den Kaiserlichen Regierungen erledigt und die daraus zu besorgenden Gefahren dadurch beseitigt wurden, so ist es unlogisch, hinterdrein der guten Dienste Englands und Frankreichs zu erwähnen. Wozu brauchten England und Frank⸗ reich zu vermitteln, wenn nichts mehr zu vermitteln war? Endlich wünschte ich von dem edlen Lord zu erfahren, ob die dänische Frage nun erledigt ist.“ Herr Roebuck: „Die griechische Frage ist eine doppelte. Zunächst alte Ansprüche britischer und jonischer Un⸗ terthanen, welche die griechische Regierung nicht befriedigt hat; so⸗ dann die viel wichtigere Forderung in Bezug auf gewisse Inseln, welche die britische Regierung in Anspruch nimmt. Die Frage, die von wahrhaft nationaler Bedeutung geworden, ist die, daß die Regierungen . und Rußlands die Integrität Griechenlands garantirt haben, daß daher, wenn wir irgend welchen Theil von Griechenland in An— spruch nehmen, Frankreich und Rußland in dieser Sache betheiligt werden und ein solcher Schritt unsererseits zu einer vielleicht feind⸗ lichen Intervention beider Mächte führen kann. Hat man sich mit ihnen näher verständigt und, wenn dies nicht geschehen, sind wir bereit, ihnen entgegenzutreten, wenn sie intervenlren? Ich wünsche, daß der edle Lord die öffentliche Stimmung über diese zarte Frage beruhigen kann. Was Spanien betrifft, so hoffe ich, daß der edle Lord sagen könne, es sei nicht die mindeste Aussicht zu einer Ver⸗ ständigung vorhanden, da unsere Angelegenheiten ohne einen Ge⸗ sandten in Madrid ganz vortrefflich stehen und wir das Diploma⸗ tengehalt füglich ersparen können.“ Herr Anstey: „Zu der edlen Haltung der englischen Regierung in der türkischen Differenz kann ich dem Lord nur Glück wünschen, obgleich ich gewünscht hätte, daß wir den Sultan vollständig von dem üblen Einfluß Rußlands emanzipirt hätten. Wie steht es aber mit der Angelegenheit der Donaufürstenthümer? Kein einziger russischer Soldat ist von dort zurückgezogen, die russischen Occupationstruppen sind vielmehr ver— stärkt, und die türkische Regierung hat in ihren Rüstungen nicht eingehalten, in Erwartung, ja fast in, der Gewißheit, daß, wenn das Frühjahr die Balkanpässe öffnet, diese Frage den Vorwand zu einem Angriffskriege hergeben wird.“ Lord Palmer ön Ich antworte zunächst auf die Frage rücksichtlich Griechenlands. Unsere Beschwerden sind dort folgende: Zunächst die Angelegenheit des Herrn Finlay, dem sein Eigenthum (in der Nähe Athens) gewalt⸗ sam fortgenommen wurde, um es für die Königlichen Gärten zu benutzen. Herr Finlay hat vergebens eine Geldentschädigung ge⸗ fordert. Dann die Sache des Herrn Pacifico, dessen Haus in Athen bei hellem Tage von einem Pöbelhaufen geplündert wurde, unter dem sich griechische Soldaten befanden und der von dem Sohn eines Ministers angeführt wurde. Diese. so wie andere Genugthuungsforderungen für britische und joönische Unterthanen, die maͤn beraubt oder körperlich mißhandelt hat, sind bisher erfolg- los gewesen. Der Stand der Frage rücksichtlich der Inseln ist fol gender: Nach dem Vertrage zwischen Rußland und der Pforte vom Jahre 1800 sollten gewisse Inseln den jonischen Inseln zugehören. BHemäß diesem Vertrage wurden die Inseln. Sapienza und Elapho⸗ nist zwei größeren jonischen Inseln angeschlossen. Seitdem sind sie stets als Theil dieser betrachtet worden. In dem, Vertrage, der die Unabängigkeit Griechenlands konstituirt, wurden sämmtliche Gebiets⸗ theile und Inseln des neuen Staats aufgeführt. Die Namen der beiden Inseln befinden sich nicht darunter. Es kann also keinem Zweifel unterliegen, daß sie zu den jonischen Inseln gehören. In Bezug auf unsere Beziehungen zu Spanien ist noch kein Arrange⸗ ment? wegen Herstellung des diplomatischen Verkehrs erfolgt. Mittheilungen, jedoch nicht offizielle, haben siattgefunden. Unsere Beziehungen zu Oesterreich, d. h. unsere diplomatischen, sind be—⸗ kannt, Desterreich hat gegenwärtig keinen Gesandten in London, da der bisherige aus Privat- und persönlichen Gründen zurückge⸗ treten ist. Als ein Beweis der freundschaftlichen Gesinnung unserer Regierung ist der englische Gesandte in Wien geblieben, sollte indeß

die österreichi s m ö 1 permanent ihren Botschafterposten in e. w, . un sie nicht erwarten, daß die britische Re⸗ gierung einen Agenten von höherem Ra ls österreichis in Wien akkrexitiren wird. Eg ist Fe , . 'S re, dee, e. ist bekannt, daß zwischen beiden gierungen in den beiden letzten Jahren Differ über Fr von dem größten Interesse für Otsterreich hohen solche Tiffe renzen sind aber zu erwarten, wenn Reglerungen verschiedene Ansichten über denselben Gegenstand hab Rücksi lich Dänemarks erinnere ich mich nicht, die 8 , , . . 5 * die Hoffnung gegeben zu haben, daß die schleswig⸗holsteinische Frage in einer Woche erledigt . den würde. Im vorigen Sommer wurde ein Präliminar K zeichnet, und die britischeRegierung that alles Mögliche, die Drage der erf zu erledigen. Ich kann indeß nicht sagen, daß bis jetzt große Fortschritte gemacht sind. Die deutsche Centralgewalt ist erst seit kurzem re⸗ konstituirt. Preußen, nicht als solches, sondern als Repräsentant Deutschlands, war der vornehmste Negociator, es war daher nöthig daß Preußens Vollmacht durch die neuen Autoritäten in Frankfuri erneuert wurde. Dies ist geschehen, und zwischen den dänischen und deutschen Bevollmächtigten sind in Berlin unter den Auspizien des Lord Westmoreland, als Repräsentanten der Vermittelungsmacht, Unterhandlungen eröffnet. Von Seiten der britischen Regierung werden keine Bemühungen gespart werden, die Parteien zu einem Ver⸗ gleich zu hestimmen, indeß sind s wierige Fragen, namentlich die dänische Kronerbfolgefrage und die zukünftige Constitution Schleswigs, zu lösen. Was endlich die Donaufürstenthümer betrifft, so ist es allerdings wahr, daß die dort befindlichen russischen Truppen jetzt bei wei⸗ tem die vertragsmäßige Zahl übersteigen; man muß indeß den mancherlei schwierigen Umständen Rechnung tragen und darf nicht folgern, daß, weil die Truppenzahl jetzt noch nicht reduzirt ist, sie es auch für die nächste Zeit nicht werden wird. Ich hege keine Besorgnisse wegen eines Angriffs Rußlands auf die Türkei im näch⸗ sten Frühjahr. Ich bin vielmehr überzeugt, und meine Ueberzeu⸗ gungen gründen sich auf die Versicherungen Rußlands, daß Ruß⸗ land nur freundschaftliche Gesinnungen gegen die Türkei hegt, und daß, sobald es die Lokalverhältnisse erlauben, die Truppenzahl auf die stipulirten 10,000 Mann reduzirt werden wird. Von Seiten der Pforte sei dies bereits geschehen.“ Sir R. In glis bemerkte, Lord Palmerston habe die wichtigste Frage, ob die griechische Blo⸗ kade mit Zustimmung Rußlands und Frankreichs unternommen, un⸗ beantworteẽt gelassen. Lord Palmerston erwiederte, die eng⸗ lische Regierung sei nicht gewohnt, die Zustimmung der Agenten anderer Mächte einzuholen, wenn sie Abhülfe für die Beschwerden britischer Unterthanen fordere.

London, 5. Febr. Die Adresse des Unterhauses, über welche

göstern Bericht erstattet wurde, ist wiederholt genehmigt worden und wird nun der Königin mit dem üblichen Ceremoniell überreicht werden. Aus dem Sun ersieht man, daß das Parlaments⸗ Mitglied Berkeley dieser Tage seine Motion auf Einführung des geheimen Stimmrechts bei den Parlamentswahlen stellen will; Lord Dudley Stuart wird den Antrag unterstützen. . 3

Auf eine Anfrage des Herrn Hume im Unter hause hat Lord John Russell erklärt, es sei nicht die Absicht der Regierung, in die⸗ sem Jahre einen Gesetzvorschlag zur Ausdehnung Tes Wahlrechts vor das Haus zu bringen., Sollte es zu einer, Diskussion kommen, so werde er bereit sein, seine Ansichten über diesen Gegenstand zu vertreten.

Die Tim es spricht, wie Lord Stanley und Herr Disraeli im Parlament, ihre Verwunderung und ihr Bedauern darüber aus, daß in dem Augenblicke, wo die Thron-Rede dem Parlamente die Versicherung gegeben, daß England mit allen auswärtigen Nationen in Frieden und Freundschaft stehe, die Flotte unter Admiral Parker eine drohende Stellung gegen die griechische Regierung angenom⸗ men habe, was um so auffallender sei, als kein Zeichen der Feind⸗ seligkeit diesem Akte vorhergegangen sei, denn König Otto habe kurz vorher den Offizieren der britischen Flotte einen Ball in sei⸗ nem Schlosse gegeben, und der Admiral selbst sei zu einem Besuche in Athen erwartet worden, um die Kunst-Denkmäler der Stadt in Augenschein zu nehmen. Da sei am 16. Januar plötzlich die Erkiärung des britischen Gesandten erfolgt, daß binnen 24 Stunden die englische Regierung für alle erhobenen Be⸗ schwerden Genugthung verlange. Die Vermittelung des russischen und griechischen Gesandten sei von der Hand gewiesen und nach Verlauf der 24stündigen Frist sei von Parker die Blokade der grie= chischen Häfen erklärt mit der Drohung, daß alle griechischen Kriegs— schiffe, denen er begegnen würde, gefangen genommen werden foñ⸗ ten. Die Gründe, auf welche das feindliche Einschreiten Großbri⸗ taniens sich stützt, hält die Times für höchst frivol und verächt⸗ lich; auch meint ste, daß der Augenblick zur Ergreifung gewalt⸗ thätiger Maßregeln im höchsten Grade auffallend gewählt sei. Denn vor kaum drei Wochen habe sich in Griechenland ein neues Mini⸗ sterium unter Leitung der Herren Kriesis, Notaras und Balbis ge⸗ bildet, welches das Vertrauen der der Verbindung mit Großbrita⸗ nien zugethanenen Partei, sich erworben und den festen Ent⸗ schluß gezeigt habe, die Schulden der griechischen Regie⸗ rung zu bezahlen. „Das Erscheinen feindlicher britischer Schiffe im Piräeus“, sagt die Times, „hat alle Parteien gegen uns vereinigt, alles Verkrauen zu England ausgelöscht, und die Gefühle der Gereiztheit, die durch das Verfahren des Gouverneurs der Jonischen Inseln unter den Griechen gegen uns erweckt waren, bis zur Erbitterung gesteigert. Solche Vorfälle können in Bezug auf den öffentlichen Charakter und die Handels Interessen Englands nicht genug bedauert werden; und wenn die Männer, die an der Spitze unferes Staates stehen, ihren Gleichmuth oft so weit ge⸗ trieben haben, daß sie sich Beschimpfungen und Beeinträch⸗ ligungen von Großmächten gefallen ließen, so sind sie dop⸗— pelt verpflichtet, sich einer trotzigen Ausübung ihrer Macht ge⸗ gen die Armen und Schwachen zu enthalten.“ Die Times ver⸗ gleicht schließlich die Zeit, wo in Großbritanien sich Alles für die Befreiung von Hellas vom türkischen Despotismus begeisterte, mit der jetzigen, wo die Engländer als die Widersacher und die Russen als die Beschützer der griechischen Unabhängigkeit gelten. „Wenn dieser Streit“, setzt sie hinzu, „wegen einer bloßen Geldfrage ent⸗ . * 2 . . X 1 standen ist, so wäre eine solche Ursache noch mehr als verächtlich. Die Kosten der Expedition des Admirals Parker werden das Geld und die Ehre, die er einsammeln mag, wahrscheinlich übersteigen; und sollten Maßregeln überhaupt ergriffen werden, so hätten sie von allen Schutzmächten insgesammt ausgehen müssen. Frank⸗ reich und Rußland, werden daher eine solche. Gelegenheit sich nicht entgehen lassen; sie werden erforderlichenfalls Grie⸗ chenland vertheidigen und die Einstellung der absurden Blokade verlangen; und wir sind neugierig, zu erfahren, welche Rechenschaft dem Parlamente und Europa über dieses seltsame und beispiellose Ereigniß gegeben wird.“ Nachdem nun gestern diese Erklärungen erfolgt sind, findet die Times sich nicht wieder veranlaßt, die Re⸗ gierung wiederholt wegen ihrer griechischen Politik zu tadeln, und befürchtet selbst eine Kollision mit der französsschen Flotte, die eiligst von Smyrna nach dem Piräeus abgesegelt war. „Wir glauben

fest“, sagt sie, „daß es in unserem Lande nur ein Gefühl über die