1850 / 159 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

versuch stattgehabt. die Garnison ihr entgegen. die Emeute gänzlich niedergeschlagen.

. Königliche Schauspiele. Mittwoch, 12. Juni. Im Schauspielhause. Abonnement: —; Mosenthal.

Eine bewaffnete Schaar zog gegen die Stadt, Nach einem mehrstündigen Gefechte

1 Mit aufgehobenem Deborah, Volksschauspiel in 4 Abth., von S. H. Anfang halb 7 Uhr. Wegen Unpäßlichkeit der Mittwoch, den 12ten d. M. ; Prophet, erst Donnerstag, de Donnerstag, 13. Juni. 30 Der Prophet. zösischen des Eugene Scribe, Musik von Meyerbeer.

Frau Köster kann die für heute, angekündigt gewesene Oper: n 13ten d. M., gegeben werden. Im Opernhause.

Oper in 5 Akten,

deutsch bearbeitet von L. Rellstab. ö Ballet vom Königlichen Balletmeister Ho⸗ (Herr Ander, vom K. K. Hof⸗Operntheater zu Wien: Jo⸗ Frl. Johanna Wagner:

böste Abonnements⸗

i Mittwoch, 12. Juni. nach dem Fran⸗

Vorstellung: 1 Akt, nach Scribe.

Donnerstag, 13. Juni. und Freuden. Gruppirungen

erste Gastrolle; Anfang 6 Uhr.

Bides, als letzte Gastrolle. )

Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits gelösten, mit Mitt⸗ woch bezeichneten Opernhaus-Billets gültig; auch werden die dazu noch zu verkaufenden Billets ebenfalls mit Mittwoch bezeichnet sein.

Preise der Plätze: Ein Billet zu den Logen des Prosceniums, des ersten Ranges und im ersten Balkon 2 Rthlr.; und zur Tribüne 1 Rthlr. 15 Sgr. zweiten Ranges 1 Rihlr. 10 Sgr.; zu den Logen des dritten Ran⸗ ges, im Balkon und zum Parterre 20 Sgr.; zum Amphitheater 10 Sgr.; zur Fremdenloge 3 Rthlr.

Köönigsstädtisches Theater.

Der Weg durchs Fenster. Lustspiel in 1 Hierauf: Ein Herr und eine Dame. spiel in 1 Akt, von C. Blum. Zum Schluß: Der Hofmeister in tausend Aengsten. Lustspiel in 1 Akt, nach dem Franz., von Th. Hell. Ein Prophet, oder: Johannes Leiden Parodirende Zauberposse mit Gesängen, Benutzung eines älteren

zum Parquet Ein Billet zu den Logen des

Sujets), in 3 Akten, von Gustav Räder. Die neuen Maschinerleen und Decorationen im ersten Akte: Gegend mit Windmühlen; im zweiten Akte: der innere Vorhof eines indischen Tempels mit der Seiten⸗ ansicht des Palastes; im dritten Akte: Explosion ; Pavlllon, Ansicht von St. Petersburg mit der Eisfläche der Newa ꝛc., sind vom Maschinenmeister und Decorationsmaler Herrn Köhn.

und Einsturz⸗

Meteolorogische Veobachtungen.

Lust⸗

Tänzen

Nachmittags Abends

I0. Juni. 2 Uhr. 10 Ubr. EBeobachtuung. Luftdruck 339, 569 bar. 338, 93“ bar. 338, 07“ Far. Quellwärme , n Luftwärie -..... * 11,8“ R. 4 18,57 E 12,8 R. Flusswärme 16, Thaupunkt 4 10,0 R. 8,5 R HKD den v rme PDunstsättigunt;.- 51 pot. 71 pet. Aus duns tuntz Wetter. beiter. heiter. Pte ders ehlasz 0 Rh. Wind ; ; / VW. W. Würme wechsel Wolken zug .... . W. ö.

0 Tagesmittel: 339, 16 Par... * 118 4 87 .

Berliner Börse vom 11. Juni.

II ech el - Course.

Es enkba hn -- ACtien.

Börsen- Zins-

Stamm- Actien.

A apital.

Der Reinertrag wird nach erfolgter Bekanntm. in der dazu bestimmten Rubri

Uie mit 335 pCt. bez. Actien sind v. StƷaat gar

Rechnung. Rein- Ertrag 1849.

Tages- Cours.

Prioritäts - Act ien.

Simmtliche Prioritäts-Act jührliche Verloosung 1 pet

AK apitel. /c

jen werden durch

amortisirt

Zins su 8

Jag es- C Hun s.

Anh. Litt. A. B-

D D

D ,,

.

d

Stettin - Starg. . Pots d. Magd. .. Magd. Halberstadt ..

82

ͤ

C B

Leipzig in Courant inn 14 TI

* d= ö

Ddẽ rd

Halle - Thüringer. . . . .

——

3 dẽ

100 sR.

w ,,, Bonn. Cöln Düsseld. Elberfeld. . Steele - Vohwinkel .. Niederschl. Märkisch. zweighahn Oberschl. Lit. A.

Inländische Fonds,

E fandhr i

; fe, Kommunal- Papiere umd! eld - ou.

W 2

ö

Preuls. Freim Aul 5 1053 St. Schuld- Seb. Se eh. Pram. - Sch. - K. u. Nm. Sehuldv. 3 Berl. Stadt- Obl.

Pomm. Pfandbr.

ö

ö

do. Lt. B. gar. do. ö Pr. Bk. Auth. Sch.

Breslau -Freihurg. . . Krakau - Oberschfl. . . .

Westpr. Pfandbr. 3

Grolsh. Posen do. 4

Friedrichsd' or. And. Goldm. à 5. -

Stargard- Posen ..... Brieg Neisse. ...... Magdeb. Witten. . . .

L d 2

Ostpr. Pfandbr. 35

Ausländische

Quiiiungs - Bogen.

Russ. IIamb. Cert. do. Hope 1. Aul. do. Stiegl. 2. 4. A.

Poln, neue Pfabr.

do. Part. Soo EFI.

Lachen -Mastricht

llamb. Feuer- K. 3 Ausländ. Actien.

do. v. Rthsch. LSt * do. Staats- Pr. Anl.

do. Eugl. Anleihe 19 9535 do. Poln. Schatz O. 43679 do. do Cert. L. A. 5 922 do. do. L. E. 2001 * . Poln a. Pfdhr. a. C. 1 ö

Friedr. Wilh. -Nordb.

Kurb. Pr O0. 40 th. . 321 N. Rad. do. a5 EI.

88 bz

S2 bz. u. B. 1027 B. 595 B.

138 bæ.

62 G.

947 ba

39 bæ.

78 R

83 2 5 bæ. 10335 bæ.

102 B. 101 6. 70 B.

382 1 3 bæ. 985 R.

Schluss-Course von Cöln-Minden 94 bæ.

Berl. Anhalt. .. . ... .. do. do. do. do. do. do. Magdeb. Leipziger .. Halle Thüringer. ... , ,, do. Rhein. v. do. do.

do.

Ausl. Stamm- Act.

Kiel Altona Amster d. Rotterd. Mecklenburger

Potsd Magd. ..

o 6.

Staat gar. 1 riorit st Stamm -Prior. Düsseldorf- Elberfeld. Niederschl. Märkisch.

1,411,800 5, 000, 000 1,000, 000 2, 367, 200 3,132, 800 1.000, 000

800, 000 1.788, 000 4, 000, 000 3, 6714, 500 3,500, 000 1,217, 000 2, 487, 250 1.250, 000 1,000,000 4, 175, 000

3,500, 000 2.300, 000 Jweighahn Magdeb. Wittenb. . . . Oberschlesische Krakau Cosel- Oderberg. .. Steele Vohwinkel do. II. Ser Breslau - Freiburg ... Berg. Märk....

252, 000 2.000.000 370.300 360. 000 250, 000 325, 000 375, 000 400, 000 1. 100,000

2.050, 000

s. 500, 900

.

.

-

5

4 4 1 4 5 5 5 1 4 1 5 3 4 41 4 4 5 5 4 5 1 1 5 5 5 1 5

95 k. 943 1004 bz.

977 G. 913 6

1017 6. 98 1043 bæ.

99 6 97 bz. 1007 6

10635 B.

76 B. S8 b. 935 6

1035 6.

10625 bz. 1 2

99 b

100 B. 96 Bk.

100 Bk.

Die abermals niedrigere Rente von Paris blieb ohne rkung auf unsere Börse,

meist auf ihrem gestrigen Standpunkt.

ourse behaupteten sich, obgleich das Geschäft weniger

ümfangreieh

Auswärtige Börsen. Brestatn, 10. Juni. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 957 Gld. ; Loulsd'or 1127 bez. Oesterr. Banknoten S6! Seehandlungs

Poln. PVaptergeld Staats schuld⸗ 50 Rthlr.

Frievrichsb'or 971 Gld.

scheine S5 Friedrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn

Bexbach 807 Br., 80 Gld. Paris, 8. Juni.

bahn 447 . 50. Nach der Börse. Gold al marco

Prämienscheine Pos. Pfandbrlefe proz. 1007 Br., do. Z33proz. 90 bez. Schlesische do. 35 proz. 95 Gld., do. Litt. B. 4proz. 100 bez. u. Br., do. proz. 925 Br.

Poln. Pfandbr. alte 4proz. 36 bez. u. Gld., Vo. neut 4prez. 96 Gld., do. Partialloose 2 300 Fl. 126 Gld., do. a 500 Fl. S0 bez, do. Bank⸗Certif. a 20 Fl. 173 Br. nische Schatz⸗Obligationen 24 pCt. 29 Br. Oberschlesische Litt. A. 104 Br., do. Litt. B. 102 Schweldn. Freib. 72 bez. III. 1024 Gld. Brieg 355 Br.

Zproz. 56. 10.

9 ; ö Fonds sind etwas zurückgegangen.

Wechsel⸗Course

Niederschlesisch Amsterd. 210.

Ost⸗Rhein. (Köln⸗

Krakau ⸗Oherschlesische

Frievrich⸗Wilhelms⸗Nordbahn 395 u. 39 bez.

Glö. , do. Mind.) 94 Br. 68 bez. u. Gld.

Berlin 367.

Frankf. 2103.

Wien 2083.

Petersb. 398. London, 8. 3 pröz, Men, *.

Wechsel⸗Course. Amsterdam 2 M. 141 Gld. Hamburg a vista 150 Gld. 2M. 1499 Gld. London 1 Pfd. St. 3 M. 6. 233 Gld. Berlin 2 vista 100 Br. do. 2 M. 995 Gld. Wien, 9. Juni. Met. Hproz. 94) 4 proz. 82 Nordbahn 107 Pesth 4proz. 88 ; In Metalliques war bedeutender Umsatz. Leipzig, 10. Juni. Lelpz. B. A. 1657 Gld. Sächsisch-Bayerische 857 Br. Chemnitz-Riesa 25 Gld. Leipzig 211 Br. Friedrich- Wilhelms Deß. B. A. A. 1437 Glid

sproz. Sb,

45proz. 6, 955. Gold al Marco Cons. blieben unverändert.

In fremden Fonds mehr Geschäft. Eisenbahn-Actien unverändert. Con, . d ö, , a. 3.

Wech sel⸗Course. Amsterdam 1 Hamburg 13. Paris 3 Frankfurt 121.

Leipzig⸗-Dresdener Part. Oblig. 107 Leipzig⸗Dresd. Schlesische 927 Br., Löbau⸗Zittau Berlin-Anhalt. S8 Br. Nordbahn 39 Gld.

do. B. 117 Gld.

Magdbeburg⸗

Krakauer 687 Gld. Altona⸗Kiel 94 Br. Vrenß. B. A.

Petersburg 373, Amsterdam, 8. Juni.

Frankfurt a. Dt., 9. Juni. (In der Effekten sozie⸗ sich heute wegen ihres Rückgangs

Es fanden darin viele Verkäufe sterreich. Actien, 5. und 43proz. Metalliq. bei sehr beschräuktem Geschäft niedriger gen Fonds und Eisenbahn⸗-Actien ohne Um—

. Br., 797 Gld. aden Obligationen v. J. 1845 n 1 lol cel 97

Zproz. neue 664.

zproz. Spanier hielte . 3 ; , . Oesterr. Met. 5proz. 767, 1,

aris um S pCt. Auch blieben die . sard. Oblig.

satz und Verä Desterr. vyroʒ.

1, 11090 Gi. Partial⸗Loose a 35 Fl. temberg. zproz. Oblig. do. do. 82. Br., Sz Gd. Br., 743 Gld., do. 2 25 Fi. Partial ⸗Loose 2 40 Rihir. pr.

2h proz. 412.

Bank ⸗Actien 807 Br., 804 Gld., Br., 311 Gld. Br., 64 Gld., 3 siadt Partial⸗Loose a2 Br., 26. Glv.

Re Br., 32

50 Fl. 75 Kurhess. Preuß.

Partial-Loose à 36 Fr. bei Gebr. Bethmann 337 Br., 333 Gld., 5proz. Obligationen bei Rothschild 85 Br., 855 Gld. Spanien 3Zproz. inländ. 317 Br., 31 5 Gld. Obligationen 40 Gld.

Poln. 300 Fl. Loose 127 S807 Br., 805 Gld. Ludwigshafen = Köln Minden 943 Br., 94 Gld.

5proz. 93. 45. Nord⸗

, 6

Zproz. 38, 373. PVass. 4,

Russ. 5proz. 109, 107.

J 73, 97.

„Fonds waren heute bei sehr geringem Geschäft etwas flauer. In fremden Fonds war der Martt im Allgemeinen sehr ruhig; die Stimmung darin war ebenfalls etwas minder günstig.

Holl. Int. 56 . Russen alte

Span. Ard. 12. Gr.

Markt⸗Berichte.

Berliner Getraidebericht vom 11. Juni. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt:

Weizen nach Qualität 49 64 Rthlr.

n, loco 7. 29 Rthlr.

oggen vr. Juni 9*1 . 9 Jäand Jän] An Rthlr. Br, 26 bey, 2 G.

Juli / Aug. 27 Rthlr. Br., 275 G. Sept. / Oktbr. 25 a Rthlr. verk., 285 Br., 28 G.

Zu Lande:

Zu Wasser:

11 Sgr.

Das Schock Stroh 8 Rthlr. Der Centner Heu Stettin, 10. Juni. Roggen flau, 29, Herbst 283.

Rüböl pr. Juni 105, pr. Dezbr. 103.

Geeste, große loco 21—22 Rthlr. 19 Rthlr. o nach Qualität 15 32 Rthlr. Rüböl loco 10 Rthlr. bez. pr. Juni 105 Rthlr. Br., 103 Juni / Juli 10 Juli Aug.) ö. Aug. / Sept Sept. / Okt. 10 Rthlr. Okt. / Nov. 105 Rthlr Leinöl loco . Jun, 3a 13 Rthlr. Palmöl 12 a 11 Rthlr. z Rthlr. Thran 117 Rthlr. Spiritus loco ohne Faß 147 Rthlr. bez. mit Faß pr. Juni) Juni / Juli Juli Aug. Aug. / Sept. 145 Rthlr. Br., 145 G Sept. / Okt. 165 Rthlr. nominell. Marktpreise Berlin,

Sgr., geringere Weizen fest.

,

243

Spiritus 26, pr. August 24

323. Minden 94.

Paris, 9. Juni. 92. 85.

—— . . Berlin, Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober-Hofbu

3 ühr.

105 Rthlr Br

103

vom

10. Juni. 34

as in den

17 Rthlr.

Rthlr. Br., . 8 . 10

06 w 58e i , d,

14 * Rthlr. Br., 145 bez.,

Getraide. den 10. Juni. Weizen 2 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf., auch 2 Sgr. 6 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthl— Sgr. 3 Pf.; Hafer 28 Sgr. 9 Pf., auch 26 Sgr. 3 Pf. Weißer Weizen 2 Rthlr. 8 Sgr. 9 Pf., auch Rthlr. 5 Sgr. und 2 Rthlr.; Roggen 1 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf., ch 1 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf.; große Gerste 1 Rthlr.; kleine Gerste 25 Sgr.; Hafer 25 Sgr., auch 21 Sgr. 3 Pf.; Erbsen 1 Rthlr 3 Pf, auch 1 Rthlr. 5 Sgr. (schl. Sorte).

Sonnabend, den 8. Juni. 20 Sgr., auch 7 Rthlr. 20 Sgr.; Sorte auch 22 Sgr.

.

*

Aug. 105, pr. Septbr.

Telegraphische Notizen. Frankfurt a. M., . Met. 15proz. 69, sproz. 7935. Span.

1005. ö ö 10. Juni. 23 Uhr. Berl. Hamburg 80. Köln⸗ Magd. Witt. . e , n. gag

oggen still. Bei beiden rungen zu hoch. ö, (Pass. de l' Opéra.)

23 Uhr.

Nordbahn 383.

letzten Tagen

Nordbahn 40. Bad. 313.

M 159.

1005

1

Deu tschlan d. Bayern. München. Kammer der Abgeordneten: Ablehnung des von Koch beantragten Armengesetz-Entwurfs. Wissenschaft und Kunst. Königliches Opernhaus. (Don Juan.) Kunst-Ausstellung in der Kö— niglichen Akademie der Künste. Zur Gefängnißkunde.

nichtamtlicher Theil.

De n t schland.

Bayern. München, 65. Juni. (N. K.) Sitzung der Kammer der Abgeordneten. Heute wurde über den Armen— gesetzentwurf des Abg. von Koch in Berathung getreten. Freiherr von Lerchenfeld stellt den präjudiziellen Antrag: Man möge den fraglichen Gesetzentwurf an einen besonders hierfür zu wählenden Ausschuß zur Berathung und Begutachtung verweisen, eventuell die Berathung auf vier Wochen vertagen. Diesen Antrag motivirt der Antragsteller durch den Zusammenhang, in welchem derselbe mit dem vorher noch zu berathenden Gemeinde⸗-Edikt stehe. Ru⸗— land wünscht sofortige Berathung; er habe in der S2sten Sitzung denselben Vorschlag, welchen der erste Theil des Antrags des Vor redners enthält, gemacht, sei jedoch damals überstimmt worden. on Koch entwickelt nun, indem er den präjudiziellen Antrag des Freiherrn von Lerchenfeld bekämpft, die Motive, welche seinem Ent wurfe zu Grunde liegen. Unter mehrfacher Heiterkeit des Audito— riums zeiht er den Ausschuß einer leichtfertigen Behandlung, vor— nehmer Ignorirung und großartiger Verirrung und bezeichnet das Gutachten desselben als das merkwürdigste Aktenstück, welches ihm je vorgekommen. Der Nedner sucht dann nachzuwei— en, daß der Referent sich nicht ordentlich orientirt habe. r. Heine erklärt, daß er gegen den Antrag des Abgeordn. von Koch sich ausspreche; demselben sei nicht auf die Beine zu helfen, da er gar keine Beine habe. Man müßte diese hochwichtige Frage ganz anders anpacken, allein dazu reichten auch keine 4 Wochen, wie Herr von Lerchenfeld meinte, hin; Lieselben wären so unnütz, als 4 Jahre. J orndran spricht sich gleichfalls gegen den präju— diziellen Antrag Freiherrn von Lerchenfeld's aus. Referent Ab— zeordn. Ruland erhält nun das Wort und verbreitet sich sehr aus— führlich über die Vorwürfe, welche Herr von Koch ihm und dem Ausschusse gemacht. In einer äußerst lebhaften Rede kritisirt er den Kochschen Gesetzentwurf Punkt für Punlt und sucht dessen Un stichhaltigkeit nachzuweisen, obwohl er dessen edle Motive nicht ver— kenne. „Lassen Sie“, schließt der Redner, „die Brüderlichkeit wie⸗ derkehren, mit welcher die Stifter eines Julius-Hospitals in Würz⸗ burg 2c. mit den Armen verkehrten; lernen wir die Armen,

die wir mehr oder minder denn doch verachten, wieder

lieben, dann wird auch die Furcht vor dem Proletariat verschwin⸗ den. Unsere Armen-Gesetzgebung, wenn sie gehörig entwickelt und durchgeführt wird, ist gut, lassen Sie uns daran festhalten.“ (Schluß⸗ ruf.) Sepp spricht gegen den Schluß. Es sei nicht an der Zeit, über derartige Anträge hinwegzugehen, denn diese Frage stelle sich gebieterisch in den Vordergrund. Nur mit Zugrundelegung der christlichen Prinzipien lasse sich das Proletariat sammt dem Pau— perismus uud dem um sich greifenden Kommunismus abhalten. Auch von Koch spricht gegen den Schluß. Die Kammer gestattet jedoch, nachdem die vier eingeschriebenen Redner (Fürst Waller⸗ stein, Forndran, Sepp und Boos) auf das Wort verzichtet, nur noch dem Antragsteller das Wort. Dieser sucht nun wiederholt in höchst ausführlicher Rede die Einwendungen des Referenten zu entkräften und deutet darauf hin, daß die ii 1h

ren werde, daß seine Idee die richtige ö Der Mi

nn, Auch die Reglerung sei von der Wichtigkeit der vorliegenden Frage überzeugt, so wie sie auch die jute Absicht des Herrn Antragstellers nicht verkenne. Zie glaube

aber, daß unsere Armen-Gesetzgebung auf richtigen Grundlagen basirt sei und daß, wenn dieselbe kräftig und konsequent und mit Liebe durchgeführt werde, das erstrebte Ziel erreicht werden könne, obei die Regierung nicht verabsäumem werde, die Vorschläge der Kammer und deren Mitwirkung zu Rathe zu ziehen. Gegen den Gesetz-Entwurf jedoch, wie er vorliegt, müsse sich dieselbe aus drei Hauptaründen aussprechen, aus rechtlichen, national⸗-ökonomischen und sittlichen. Durch den fraglichen Vorschlag werde der Bestand der eigent⸗

lichen Armen- und Lokalstiftungen gefährdet; es werde auch auf eine nie zu billigende Art in Familien Verhältnisse eingegriffen. Zugleich würde purch denselben das Institut der berüchtigten National-Werlstätten eingeführt, wie auch der sittliche Zustand aufs äußerste gefährdet werden. Man erwäge nur das proponirte Zusammensein von ab—

sraften Verbrechern, verdächtigen Personen, Vagabunden, Ar

beitsscheuen, älternlosen und verwahrlosten Kindern und frage sich,

diese so verschiedenen Kategorieen in eine Gemeinschaft paßten? Es wird nunmehr zur Abstimmung geschritten und der Ausschuß— Antrag auf Ablehnung des Kochschen Gesetz-Vorschlages ange—

nommen.

Der von der Kammer abgelehnte Armengesetz-Entwurf des Herrn von Koch enthält im Wesentlichen folgende Bestimmungen: le Renten jener Kapitalien, welche zum Besten der Armen im lgemeinen fundirt sind, sind zu centralisiren und von einer durch die Königliche Staats-Regierung ernannten Kommission zu verein— nahmen und zu verausgaben; diese Renten sind zum Unterhalt von Armen-Anstalten zu verwenden. In jeder großen Stadt und in je⸗

He Al Al

8

dem Polizei-Distrikte sind Armen-Anstalten zu errichten. In diesen findet jeder erwerbsunfähige bayerische Staatsbürger unentgeltliches Unterkommen. Das Gleiche gilt auch von theilweise Erwerbsunfähi⸗ zen, welche jedoch in der Anstalt sich ihren Kräften entsprechenden Arbeiten zu unterziehen haben. Arbeitsfähige Individuen beiderlei Geschlechts sind berechtigt, in diesen Anstalten Aufnahme und Un— terhalt zu fordern; jedoch haben sie sich gegen entsprechendes Tag⸗ lohn der ihnen übertragenen Arbeit zu unterziehen, in der Anstalt zu wohnen und sich der Hausordnung zu unterwerfen. Sie sind zu jeder Zeit berechtigt, aus der Anstalt zu treten. Zwangsweise werden in diese Anstalten eingewiesen: 1) erwachsene Söhne und Töchter, wo der Vater, und wenn die Mutter dem Haushalte vor⸗ steht, die Mutter die Einweisung verlangt; 2) dienstlose Bursche und Dirnen, bei denen die Gemeinde ihres Wohnortes die Ein— weisung begehrt; 3) entlassene und entlaufene Dienstboten; 4) Beitler und Vaganten; S) alle wegen Verdacht gemeiner Ver= gehen und Verbrechen unter Polizei-AUufsicht gestellten Individuen;

6) entlassene Sträflinge. Jedes zwangsweise eingewiesene Indivi⸗ duum hat in der Anstalt so lange zu verbleiben, bis es in einem Privatdienste Unterkommen findet. Die Personen der 4 letzten Ka⸗ tegorieen können, insofern sie verheirathet sind, gegen Caution für ihr Wohlverhalten zu ihrer Familie entlassen werden. Ferner sind in diese Anstalten zwangsweise einzuweisen alle auf dem Bettel er— griffenen Kinder, so wie Kinder, bei welchen die Gemeinde durch Beschluß die Hinwegnahme von den Aeltern verfügt. Deren Aeltern haben nach Maßgabe ihres Vermögens die Kosten zu tragen. Die Einrichtung in den Anstalten ist eine kasernenartige. Die Freistunden können von den Eingewiesenen außer der Anstalt zugebracht werden. In der Regel besteht die Arbeit der vollkommen Arbeitsfähigen in Taglohns-Arbeiten außer der Anstalt, womit noch einige Stunden häusliche Arbeit in Verbindung zu bringen sind. Das Ueberver— dienst nach Abzug der der Anstalt verursachten Kosten wird jedem Betheillgten behändigt. Theilweise Erwerbsunfähige werden in der Anstalt beschäftigt. Diese Anstalten sind unter die Aufsicht der be⸗ treffenden Orts⸗-Magistrate gestellt; sie mitteln aus und vertheilen die Arbeit, bestimmen die Strafen, legen jährlich Rechnung an die Central-Armen-Behörde des Landes. Der Geld-Ausfall, welcher sich jährlich bei jeder Anstalt ergiebt, wird aus den Central-Armen— Renten, nöthigenfalls vom Staate bestritten. Bleiben Renten übrig, so werden selbe zur Aussteuer und Ansässigmachung jener zwangs⸗ weise eingewiesenen Bursche und Weibspersonen verwendet, welche sich in den Anstalten durch Fleiß, Sparsamkeit und Sittlichkeit aus— gezeichnet haben.

Wissenschaft und Kunst. Königliches Opernhaus.

Don Juan. Frau Berend-Brand: Donna Anna. (Den 9. Juni.)

Frau Berend-⸗Brand, vom Stadttheater zu Frankfurt a. M., trat am Sonntag als Donna Anna auf und hatte in dieser schwierigen Rolle einen um so ungünstigeren Stand, als kurz zuvor erst Fräulein Wagner dem Publikum in hoher Vollendung darin entgegengetreten war. Doch muß anerkannt werden, daß auch Frau Berend-Brand eine im Ganzen recht ehrenwerthe Leistung hinstellte, wenngleich schon die Stimmmittel der Sängerin nicht ausreichend erschienen, um den Charakter zu voller Geltung zu bringen. Ihre Stimme ist zwar ein hoher Sopran und in dieser Beziehung irefflich geeignet für die Durchführung der Partie, um so mehr, als sie eine leichte Ansprache und Biegsamkeit mit dem nöthigen Umfange verbindet; was ihr indeß mangelt, ist Fülle und ausreichende Kraft, so daß es der Sängerin z. B. nicht ohne bedeutende Anstrengung möglich wird, die Stimme zum Ausdruck der Leidenschast zu erheben. Außerdem ist aber auch die Ausbildung der Stimme mangelhaft und der Gesangsvortrag nicht ohne Manier. Namentlich lassen Portament und Koloratur zu wünschen, und jenes der neu-italienischen Schule entlehnte dramatische Zittern wird nicht selten von der Sängerin angewendet. Im Uebrigen und so weit ihre Individualität der Aufgabe überhaupt gewachsen erschien, leistete sie indeß angedeutetermaßen ganz Schätzenswerthes, nicht nur im Gesange, sondern auch im Spiel, das besonders einzelne ganz an⸗ erkennungswerthe dramatische Momente bot. So namentlich in der reeita⸗ tivischen Erzählung des Ueberfalles, in welcher es der Künstlerin gelang, die zu vergegenwärtigenden Situationen mit vieler Lebendigkeit und Wir- kung zur Anschauung zu bringen. Hier war es auch, wo der Sängerin von Publikum mehrmals verdiente Anerfennung zu Theil wurde, während wir in den ihrem Vortrage der Brief-Arie gespendeten Beifall nicht mit einstimmen können. Nicht nur, daß die Stimme hier schon übermäßig an⸗ gegriffen und noch dünner und spitzer, wie zuvor, klang, auch Auffassung und Ausführung des Musikstücks ließen zu wünschen, indem namentlich in dem Vortrage der Koloraturen sowohl Deutlichkeit, als Leichtigkeit und Grazie vermißt wurden. Der Totalwirkung der Leistung geschah dadurch um so mehr Eintrag, als die Rolle der Donng Anna mit dem bezeichneten Tonstücke ihren Ab— schluß findet und die Sängerin somit den hier erzeugten ungünstigen Ein⸗ druck später zu verwischen nicht vermochte. Um schließlich ein Resüm« über den Gast zu geben, können wir nur wiederholen, daß Frau Berend Brand, sieht man von den höchsten Kunstforderungen ab, als Donna Auna im Ganzen Achtungswerthes leistete; die gespannten Forderungen des berliner Opern-Publikums zu erfüllen, dürste ihr jedoch, schon ihrer nicht bedeutenden Stimmmittel und wenig imponirenden Persönlichkeit wegen, stets nur in geringem Grade gelingen. Am allerwenigsten möchte die Künst⸗ lerin aber als Repräsentantin der Fides im „Propheten“ die hiesigen Ansprüche zu realisiren geeignet sein, indem ihr dazu in rein musikfalischer Hinsicht schon der Stimmumsang nach der Tiese gebricht, der übrigen man⸗— gelnden Eigenschasten gar nicht zu gedenken.

Kunstausstellung in der Königlichen Akademie der Künste

(Vergl. Preußischen Staats-Anzeiger Nr. 113 Beil., 122 Beil., 128 Beil., 142 Beil. 146 Beil., 151 Beil.)

VII

Thiermalerei: Steffeck. Raden Saleh. Blumen und Früchte: 8 3 A. Blankenburg. H. Lo o⸗ schen Gurlitt. L. Holthausen. Elise Wagner.

Minna Gemmel. Ed. Schultz. Stillleben: Charles Hoguet. H. Weißs. Zeichnungen: L. Löffler. C.

lb Allem and. L. Burger. Louis Grand. J. Ray— mond de Baux. A. Behrendsen.— C. Becker. Stiche: Eichens. Jako by. Trossin. Witthöft. Weber. Jättnig. P. Habelmann. Holzschnitt: Gubitz. Unzelmann u. A. Lithographieen: Fisch er. Feckert u. A. Architeltonische Entwürfe: Hitzig u. A.

Die Thiere sind nun einmal salonfähig bei den Menschen. Mehr als das: Sie haben Zutritt zu dem ganzen äußerlichen und geistigen Le- ben. Täglich beschäftigt der Mensch sich mit ihnen und wenn er auch nichts weiter thäte, als daß er sie sich assimilirt, indem er sie aufißt. Es gab und giebt noch Menschen, die sie anbeten, es giebt auch welche, die sie lie- ben, wie Schooßkinder; es giebt nichts so Hohes und nichts so Niederes, was den Thieren nicht vom Menschen widerfahren wäre. Laßt er sie nicht nach Kräften Weisheit reden in den Fabeln, wurden sie nicht von den Aegyptern mumisirt und werden ihnen von manchen Christen nicht Marmor denkmale gesetzt? Giebt es eine Tugend, die der Mensch üben kann, die er nicht auch bereitwillig irgend einem Thiere beigelegt hätte? Nennen wir doch den Löwen großmüthig und den Hund treuz ja sogar unsere Existenz, so macht man uns glauben so lange wir noch Kinder sind, verdanken wir jenem batryophagischen Vogel, der schon den Aeggptern heilig war und bei uns auf den Strohdächern des Dorfes nistet. Welche wichtige Rolle die Thiere in der Kunst spielen, das beweisen die Kunstwerke aller Zeiten und Völker, beweisen gelehrte Bucher und Thierspmbolit, beweist die immer noch gültige Repräsentantin des heiligen Geistes und endlich jede Kunstausstellung. Also auch die diesjährige bei uns. Steffeck, der auch mit Erfolg als Historienmaler aufgetreten ist und den wir gern diese Bahn verfolgen sähen, sst ein anerkannter Meister in der Thiermalerei. Pferde, die er mit Vor= liebe zu malen scheint, machten. auch diesmal den Haupigegenstand seiner Leistungen aus. Unter Nr. 727 war ein „Pferdestall“ dargestellt, in wel⸗

chem ein Knecht die Toilette eines vortrefflich gemalten Schimmels besorgte; zwei struppige Hunde schienen derwe le einen kleinen Zank mit einan⸗—

Beilage zum PpPreußischen Staats-Anzeiger. Mittwoch d. 12. Juni.

*. r e ere, , .

der auszumachen, Nicht minder gelungen war das „Portrait eines arabi= schen Hengstes“ (Nr. 729), Ueberall an Lem edlen Thiere volles straffes Muskelleben. Die Farben Steffeck's zeichnen sich durch Klarheit und han aus. Aber am anziehendsten war doch von ihm jenes Genrebilt (Rm 9 mit den beiden Wachtelhündchen. Diese, ungefähr lebens groß . Lieblinge irgend einer Dame sind in einen heißen Strauß gerathen Es gilt den Besitz eines grünseidenen Sonnenschirmes, eines sogenannien' Knik- fers, der von jenem Lehnstuhl, auf welchem Hut und Shawl liegt, herun⸗ tergeglitten zu sein scheint. Der arme Schirm! Wie sicher hat ihn der braun und weß gefleckte gepackt, aber wie rollt das glühende Auge des schwärzlichen von Kampflust und die weitab fliegenden seidenbehaarten Ohren zeigen, wie einsthaft er es meint. Das Bild ist in Zeichnung und Farbe vortrefflich. Wir können auch den wißbegierigen Leserinnen etwas vom Ausgang dieser Angelegenheit verrathen. Wir sahen in des Künstlers Atelier einen Pendant zu dieser Scene als Skizze, einen zweiten Att zu dieser Tragikomödie. Der Mement ist gedacht, in welchem die Herrin plötzlich wieder ins Zimmer getreten ist. Vor Schreck haben beide Schuldbewußten den Gegenstand ihres Streites fahren lassen, der nun in sehr bemitleidens⸗ werthem Zustande am Boden liegt. Der eine der kleinen Sünder, offen⸗ bar erdrückt durch das Schuldbewußtsein, zieht beschämt den Schwanz, die⸗ sen untrüglichen Barometer der Stimmungen einer Hundeseele, ein und senkt demüͤthig den Kopf mit den hangenden Ohren. Dies ist ohne Zweifel das weichere Gemüth von den Beiden, das in sich geht und sein mea culpa murmelt. Der andere aber ist schon ein wenig härter gesotten. Halb trotzig, halb verzagt duckt er sich mit abwehrender Pfote zuruck und blickt wahr⸗— scheinlich zu der Eintretenden auf, als ob er auf Alles gefaßt wäre, was da kommen mag. Hätte die Dame nur das lustige Turnier gesehen, so würde sie wohl vor Lachen nicht zum Zürnen kommen.

Eine tüchtige Leistung ganz anderer Art begegnete uns in dem größeren Bilde von dem in Dresden weilenden javanischen Prinzen Raden Saleh, eine javanische Stiersagd (Nr. 547). In der Mitte des Bildes ist das gejagte Thier. Aus mehreren Wunden blutend, wird es von seinen braunen Verfolgern, die, in ihrer malerischen Landestracht gekleidet, auf schnaubenden Rossen her- angesprengt sind, hart bedrängt. Dem prächtigen Schimmel des einen ist das lange Horn des Stiers in den Bauch gedrungen, so daß der Reiter in der augenscheinlichsten Lebensgefahr schwebt und sich kaum noch im Sattel des sich bäumenden Thieres hält. Aber die Gefährten umher, deren Einer mit der nervig geschwungenen Lanze ausholt, leisten wackere Hülfe. In der Zeichnung sind die ungewöhnlichsten und schwierigsten Stellungen gewagt, doch nicht ohne Glück durchgeführt, das Kolorit ist in den Tönen trockener Sonnengluth gehalten, wie sie dem Klima entsprechend sein mag.

Hunde, Pferde, das staffagenfähige Rind, das opfergewohnte Schaaf, das sind die Thiere, die sich der besonderen Gunst der Thiermaler erfreuen; doch hatte Adolf Blankenburg diesmal auch eine „Kaninchenfamilie“ (Nr. 77) in den Daistellungskreis hineingeführt und die Eigenthümlichkeit dieser sauberen Thierchen in ihrer Wirthschaft unter den Kohlköpfen recht artig wiedergegeben.

So war im Ganzen das Gebiet der Thiermalerei nur spärlich vertre= ten. Sehen wir uns also noch um, was Feld und Flur und Garten an Blumen und Früchten gebracht hatte. Die glänzendste Leistung war da wohl das Blumenstück von St. Jean, Blumenmaler in Lyon: „Ein Gefäß von gebrannter Erde mit Blumen, Rosen und eine Mohnblume sind herabgesallen“ (Rr. 311). Eine höchst geschmackvolle Anordnung, und doch als wäre diese Ueberfülle farbiger Pracht nur so nachlässig hineingebauscht in das Gefäß. Die brillante Ausführung verleugnet in keinem Blattchen bie Naturtreue, da sind z. B. eine tiefrothe Georgine und eine Mohnblume von derselben Farbe, aber das Stoffliche der Blätter, dort wie weicher Sammet, hier wie glatte Seide, ist meisterhaft unterschieden. Kurz, es war ein Prachtstück, an dem auch kein Eigensinn der Anordnung, der oft das Künstlerische der Virtuosität zum Opfer bringt, den harmonischen Eindruck des Ganzen störte. J. W. Preyer brachte diesmal Feldblumen, die in reicher Mannigfaltigkeit sich in einer Vase zusammengefunden haben, als hätte eine feine Frauenhand sie draußen gesammelt. Das Stück ist bis auf die zierlichen Reliefs an dem Geschirr mit miniatumhafter Sauberkeit ausgeführt. Nur was die Nose anbetrifft, so glauben wir diese Königin der Blumen an Form und Farbe gelungener von des Künstlers Hand zu kennen. Zwei sehr gute Arbeiten hatte Adolf Blankenburg geliefert, ein Blumen. (Nr. 74 und ein Fruchtstück (Nr. 75). Das erstere, düͤster gehalten in der Beleuchtung, so daß das freundliche, farbenglühende Leben der zart und geschickt gemalten Blumen wie gebämpft, mit einem Schleier überdeckt schien; das Fruchtstück dagegen lacht in wärmster Gluth und ist besonders in den Pfirsichen gelungen zu nennen. Auch dem „Fruchtstück nach der Natur“ von H. Looschen (Nr. 390) können wir in Bezug auf die naturwahre Ausführung der Früchte in dem Korbe unsere vollste Aner= kennung nicht versagen; doch trifft bei diesem Bilde ein, worau wir so eben schon hindenteten. Die Lust an der Virtuosität der Darstellung hat der Anordnung geschadet. Wenn wir schon das leere Champagner, das leere Bierglas, den Bierkrug von Thon und die so einzeln quer über den Tisch liegende reife Kornähre nicht recht in Einklang bringen können mit dem duftigen Fruchtkorbe, so können wir das noch viel weniger, ja durchaus nicht, mit dem Bierglas halb voll abgestandenen Gerstensaftes. Bereiiwillig erkennen wir an, daß auch diese Dinge sehr naturgetreu und vortrefflich gemalt sind, aber wir dürsen fordern, daß der Darsteller solcher Sachen nicht die einzige Gelegenheit, Schöpfungen wir diesen ein höheres Interesse, als das der gelungenen Najurnachahmung zu verleihen, aus der Hand gebe. In der Anordnung solcher Gegenstände und ihrer Aus-— wahl zu einander liegt hier das höhere fünstlerische Moment. Ein Restchen schaales Bier und saftige, dustige Früchte haben aber niemals ne⸗ ben neben einander auf einem Tische Platz. Wie ganz anders ist das bei Gurlitt, der uns mit einem Blumenstücke (Nr. 1306) überraschte. Auf einem Stück Marmortisch, der vermuthlich in einem Park steht, denn der Hintergrund wird durch Laubgruppen gebildet, steht ein Glaskörbchen, worin und wo neben Rosen, dunkle, erglühende, weißblühende und gelbe; ein perl— mutterschaaliges Messer liegt dabei, als wäre die Straußordnerin eben nur auf eine Weile fortgegangen. Nicht nur, daß das anmuthige Bild von der überzeugendsten Naturwahrheit durchhaucht wird, sondern es zeigte auch diese poetische Anordnung, zu deren Haupteigenschasten wir die Vermeidung des Scheines der Absicht rechnen müssen. Das waren nicht etwa lauter Musterexemplare von Rosen oder gar solche, die der Natur mißrathen wa— ren und woran oft die Virtuosität ihr Gerathen so gein zu zeigen pfleg

es waren keine ausgesuchte, es waren gefundene Blumen. Somit war das ganze Bild von der schönsten Wirkung. Auch das recht hübsch gedachte Bild von Ludwig Halthausen in Düsseldorf: Maiwein ir Walde“ (Nr. 1207), war nicht ganz probehaltig in Bezug auf die Anort nung oder Composition, wie man bei historischen Bildern sagen würde.

geben gern zu, daß jenes Maiweinfest, zu dem die dort aus der Ferne auf

Waldespfaden nahenden fröhlichen Menschen sich einigten, ein solches Ar—

iangement dargeboten habe, wie es hier gemalt ist. Man braucht aber bei

dergleichen Gelegenheiten das „ländlich, sittlich“ nicht ganz obenan zu stel—

len, sondern kann sich jener unschuldigen Raffinerie des Genusses hingeben,

die in einem geschmackvollen Anordnen des zum Genusse Gebotenen eine Erhöhung desselben, ein Behagen findet. Darin handelt Jeder nach seiner subjektiven Neigung. Vom Maler aber verlangen wir durchaus, daß er fünstlerisch, mit feinem Takte für das Geschmackvolle, Malerische anordne. Was ich siechen soll, muß duftig, was ich essen soll, appetitlich angeordnet sein. Andere mögen nun anders empfinden, für uns aber hat Papier im Grünen etwas Abstoßendes. Und da liegt nun mit auf der sehr gelunge⸗ nen gemalten Damastdecke, neben der Kiystallbowle voll des herrlichsten Maiweins und all' den übrigen Ingredienzien, so ein Stück Zuckerhut in seinem blauen Papierkleide und mit Band da herum; wie ungesellig und unwirthlich sieht das aus. Wenn man sich nun hingestreckt hat, um das Maiweinlied von Wolfgang Müller zu singen, das da ein wenig pretensiös hin= gebreitet ist, was soll man nun machen, wenn man noch Zucker braucht? D muß man ja erst nach einem Stein suchen, um den ungastlichen weißen Zuckerfelsen zu zertrümmern. Außer diesem ist Alles gut geordnet und die Aus führung durchweg lobenswerth. Mit beachtungswerthen und tüchtigen Leistungen nennen wir noch die Damen Elise Wagner und Minna Gemmel, welche letztere einen gut arrangirten Brauttisch ausgestellt hatte. Endlich dürfen wir Ed. Schult