1850 / 163 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

In der Vorstadt Nikolsdorf war vorgestern Abends ein bedeu—⸗ tender Volksauflauf. Ein Pferdeknecht, welcher verhaftet werden sollte, widersetzte sich der Arretirung und beschimpfte die Wache, was den Andrang der Menschen derart vermehrte, daß eine Gasse abgesperrt werden mußte. Die endlich erfolgte Verhaftung des Excedenten zerstreute die Neugierigen wieder.

Unter der Garnisonsmannschaft Lembergs herrscht die angeb— lich kontagiöse sogenannte ägyptische Augenentzündung. An 10060 Augenkranke befinden sich in den Militalrspitälern und leiden nicht nur durch die Krankheit selbst, aber auch durch die Kurart qual⸗ volle Schmerzen. Viele bleiben unkurabel, manche erblinden sogar.

Dem Wan derer zufolge, bildet sich hier ein Verein zur Erzielung eines wohlfeilen Brotes durch Gründung einer großen Vereinsbäckerei. Der Kostenaufwand der Unternehmung wird durch verzinsliche Einla⸗ gen bestritten. Der reine Ertrag der Unternehmung wird zur eckung der Zinsen, welche 5 pCt. nicht übersteigen sollen, und zur verhältniß mäßigen Zurückerstattung der Einlagen verwendet. Nach Zurück erstattung der Einlagen soll das Institut ohne Entgelt in das Eigenthum der Gemeinde Wien übergehen. Zur Sicherstellung des Gelingens der Unternehmung wird in Vorschlag gebracht, daß die nach den bestehenden Verordnungen stattfindenden Armenbetheilun⸗ gen zum Theile in Naturalien geleistet werden sollen, und daß die diesfälligen Brotlieferungen dem bezeichneten Vereine übertragen werden möchten.

Die Schul-Inspektoren haben die Weisung erhalten, periodische Schulberichte einzusenden, welche dem Ministerium die gehörigen Anhaltspunkte für Regelung und Hebung des Volksschulwesens bil— den sollen.

Das Polizeiwach-Corps wird gleichfalls Pickelhauben statt ihrer Czakos erhalten.

Der gewesene Präsident der ehemaligen Polizei-Hofstelle, Graf Joseph Sedlnitzky, ist vorgestern von Troppau hier angekommen und wird sich hier kurze Zeit aufhalten.

Der hiesige Schriftsteller Herr W. G. Dunder hat seine kost⸗ spielige, für die Zeitgeschichte wichtige und reichhaltige Sammlung von Proclamationen, Manifesten, Erlassen, Plakaten, Fluaschriften aller Art, welche in der Periode des Jahres 1848 in Wien und in den Kronländern gedruckt worden sind, der wiener Hofbibliothek unentgeltlich gewidmet.

In der Wien-Gloggnitzer Maschinenfabrik werden gegenwärtig zwei Personenwagen für die Staats⸗-Eisenbahn gebaut, bei deren einem man versuchsweise die Adamschen Bogenfedern am Unterge—

stell in Anwendung bringt. Diese Federn, so wie die nöthigen Achsen, Räder und Büchsen, sollen aus Deutschland bezogen werden. Bei dem Bau des zweiten Waggons beabsichtigt man alle jene Verbesserungen der neuesten Zeit zu benutzen, welche der Maschinen Direktor Haswell bei einer jüngst vorgenommenen Bereisung des kontinentalen und britischen Eisenbahnnetzes zu beobachten Gelegen heit hatte.

Der brasilianische Gesandte Chevalier Barboza de Sylva ist von hier nach Hamburg, der belgische Konsul Welessen und der englische Kabinets⸗-Kourier Ridgway nach Berlin gereist.

Die Restaurirung des durch den Brand am 31. Oktober 1848 beschädigten Kuppelgemäldes in der Hof-Bibliothek, welche am 18. März begonnen hat, dauert noch immer fort; es ist geringe Hoff nung vorhanden, die Lesesäle vor Winter-Anfaäng eröffnen zu können.

Das Gesuch der hiesigen Oberlehrer an den Gemeinderath um Personal⸗Entschädigung, höhere Besoldung, Pensions-Bestimmung und Erlaß der für Januar und Februar angeordneten Rückzahlun— gen ist abschlägig befchieden worden.

Man erzählt sich, daß die Trennung des Ministerlums des Unterrichts von dem des Kultus beschlossen sei, und daß das Kul tus Ministerium aus einem Rathe aller vom Stagte anerkannten . mit einem Kultus⸗Minister als Präsidenten bestehen werde.

Bayern. München, 11. Juni. (N. K.) Abstimmung der Ab— geordneten⸗Kammer in der deutschen Frage: Die Anträge der Lin⸗— fen werden zuh 1 und 2 verworfen. Fur Ziff. 1 stimmte nur die Linke, für Ziff. 2 auch das linke Centrum mit Ausnahme des Ab— geordneten Schnizlein. Bei dem Lang⸗Kirchgeßnerschen Antrag ver⸗ langt Dr. Arnheim Abstimmung durch Namensaufruf; der Präsident läßt über diesen Antrag abstimmen, die Majorität verwirft ihn. (Mit derselben stimmte vom linken Centrum: Schnizlein. Fürst Wallerstein: Das ist sehr traurig Der Lang⸗Kirchgeßnersche Antrag wird ebenfalls verworfen. Für denselben stimmten die Linke und das linke Centrum (Schnizlein ausgenommen), dann der zweite Präsident Weis und Dr. Jäger. Der Antrag des Dr. Heine wird gleichfalls verworfen, worauf der Ausschuß⸗Antrag angenommen wird. (Hier stimmte auch Dr. Paur mit der Minorität.)

München, 11. Juni. (Neue Münchener Ztg.) In öf fentlichen Blättern ist eine Ermäßigung des dermalen für die baye— rischen Telegraphen bestehenden provisorischen Gebühren-Tarifs wie— derholt in Anregung gekommen und unter Hindeutung auf die in DOesterreich eingeführten Tarifs-Moderationen das Bedauern aus⸗ gesprochen worden, daß in dieser Hinsicht von Seiten der bayerischen Regierung, ungeachtet der von ihr bereits erklärten Bereitwilligkeit hierzu, noch immer nichts geschehen sei. Wir haben inzwischen über die Sachlage Erkundigung eingezogen und sind unterrichtet worden, daß nach getroffenen Einleitungen schon für die nächste Zukunft eine Vereinbarung mit den benachbarten Staaten, insbesondere Oester⸗ reich, Preußen und Sachsen, in Aussicht stehe, wonach die Telegra— phen-Tarife überall auf ganz gleichmäßiger, dabei möglichst einfa— cher und billiger Grundlage festgesetzt werden sollen. Unter diesen Umständen und da es sich nur um ein neues Provisorium von kurzer Dauer handeln könnte, wird eine einseitige neue Regulirung 1 Telegraphen-Tarifs dermalen nicht als angemessen achtet.

BVereint irh ugs Crlaß die Auflösung lh, Central ⸗Schullehrer⸗ ö . . „Nachdem die 21

hastniß 63 W n derz hte hate Lehrer? Versammlung 6 . ben in den Kellnche ztaate, zur Kirche und zu den Gemein— Vereine, welche an 5 Thängtell zeg und demnach jene Lehrer= ge , Art. 13 ves i er m an l genommen haben, nungen über . Vereine ,,, . 36 Art. 17 des Gesetzes solchen Vereinen nicht estattet i t den ö ren in der Art in Verbindung 6 ,,

; u treten, daß entwed i Beschlüssen und Organen des anderen , r n,.

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solche Vereine unter einem gemeinsamen Organe zu einem gegliederten Ganzen vereinigt werden, dessenungeachtet aber die Lehrervereine zu Nürnberg, Altdorf. Ansbach, Burghaslach, Feuchtwangen, Fürth, Hersbruck, Lauf, Neunkirchen bei Sulzbach, Neustadt a. d. A. und Uffenheim durch ihre Abgeordneten in eine solche Verbindung unter dem Vororte Nürnberg getreten sind, so wurde die Versainmlung dieser Vereine vom Stadtmagistrat Nürnberg auf den Grund des Gesetzes Art. 19 Ziff. 4 als geschlossen erklärt und hiernächst diese Schließung auch auf die einzelnen Lehrervereine erstreckt, was hier— mit gemäß Ziff. 39 und 40 der Vollzugs-Vorschriften den bethei⸗ ligten Distrikts Polizeibehörden zur gleichmäßigen Verfügung be— kannt gegeben und durch das Kreis-Intelligenzblatt veröffentlicht wird. Ansbach, den 11. Juni 1850. Kaͤnigl. Regierung von Mitielfranken, Kammer des Innern. von Voltz.“

Hannover. Hannover, 12. Juni. (H. 3.) Erste Kammer. Nachdem die Berathung der noch übrigen Paragraphen der Städte Ordnung vollendet und das Gesetz zum zweitenmale angenommen war, wurde eine eingegangene Erwiederung Sr. Majestat des Königs auf die ständische Glückwunsch-Adresse verlesen. Das Anwortschrei⸗ ben lautet wörtlich so: „Ernst August, von Gottes Gnaden, König von Hannover, Königlicher Prinz von Großbritanien und Irland, Herzog von Cumberland, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg ꝛc. ꝛc. Mit lebhafter Befriedigung haben Wir die Uns zu Unserem dies— jährigen Geburtstage von Unserer getreuen allgemeinen Ständever sammlung gewidmeten herzlichen Glückwünsche empsangen. Wir danken der göttlichen Vorsehung, daß sie es hat gelingen lassen, während der letztverflossenen schweren und prüfungsreichen Jahre in Unserem Lande Recht, Gesetz und Ordnung zu erhalten. Wir ha ben fest vertraut auf die Treue und Anhänglichkeit Unseres theu ren Volkes, und dieses Vertraueu ist nicht getäuscht worden. Unter dem ferneren gnädigen Schutze des Allmächtigen, dessen Hand so sichtbar über Unserem und Unseres Landes Geschick ge waltet hat; unter dem bewährten Beistande Unserer getreuen Stände; unter der redlichen Mitwirkung aller derer, die für des Volkes Wohlfahrt zu berufen sind, dürfen Wir hof— fen, die große Aufgabe der Zeit würdig zu vollbringen. Möge das begonnene Werk zu glücklichem Ende gedeihen! möge es für Unsere Lande ein Werk des Segens und des Friedens werden! Das ist der heißeste Wunsch Unseres landesväterlichen Herzens. Wir verbleiben Unserer getreuen allgemeinen Stände⸗-Versammlung huldvoll gewogen. Hannover, 12. Juni 1850. Ernst August. Bennigsen. An die allgemeine Stände⸗Versammlung des König⸗ reichs.“ Sodann referirle der General-Syndikus Vezin über das Ergebniß der verstärkten Konferenz in Betreff der noch übrigen 7 Differenzpunkte hinsichtlich der Grundzüge für Regelung der Ver hälknisse der Landgemeinden. Sämmtliche Konferenz- Vorschläge wurden angenommen, und ist damit, da auch die zweite Kammer dieselben genehmigt hat, diese Vorlage erledigt. Der heute auf, der Tagesordnung stehende Urantrag Braun's in Betreff des Gesetzes über Kirchen- und Schulvorstände, dahin lautend, die Regierung zu folgender Zusatzbestimmung zu den §§. 26 und 27 des gedachten Gesetzes vom 14. Oktober 1848 zu ermächtigen: „In den zu Schulvorstän den erklärten Kirchenvorständen soll, so weit sie als Schulvorstände thätig werden, der Schullehrer der betreffenden Schulgemeinde stimm berechtigtes Mitglied sein. Sind mehrere Lehrer in derselben Schul gemeinde angestellt, so bleibt die Bestimmung darüber, ob sie sämmt⸗ lich Mitglieder des Vorstandes sein sollen, oder wer von ihnen in den Vorstand eintreten solle, den Vorgesetzten vorbehalten“, wurde

nach kurzer Berathung einstimmig angenommen. Schließlich ging man zur Berathung der Anlage 6 des Budgets, den Voranschlag der Einnahmen und Ausgaben der Steuer-Verwaltung enthaltend, über, und wurden die Positionen der Rubrik A. „direkte Steuern“ zur einnahmlichen Gesammtsumme von 2,410,400 Thalern, mit den dazu von der Kommission gestellten Bemerkungen, genehmigt, dar— auf aber die Berathung wegen vorgerückter Tageszeit abgebrochen.

Zweite Kammer. Die heute verlesenen 10 Paragraphen (330 bis 340) der Civil-Prozeß-Ordnung wurden wiederum, mit Aus nahme einiger durch die Kommission vorgeschlagenen Verbesserun— gen, fast sämmtlich ohne Diskussion einstimmig angenommen. Die Vorschläge der verstärkten Konferenz wegen der Landgemeinde-Ord nung fanden von keiner Seite Widerspruch und wurden sämmllich ohne Diskussion einstimmig gebilligt. Desgleichen trat die Kammer dem Vorschlage der verstärklen Konferenz in Betreff des Gesetzes über den Verkehr mit inländischem Salze gegen 24 Stimmen bei, sedoch erst nach längerer Debatte, bei welcher Lindemann, von Gumbrecht und Klee unterstützt, vergeblich darzuthun suchte, daß der Konferenz-Vorschlag eine Benachtheiligung der Provinz Lüneburg enthalte. Für die Fortsetzung der ersten Berathung des Budgets der Einnahmen und Ausgaben der Steuerverwaltung blieb nur gegen das Ende der Sitzung ein kurzer Zeitraum übrig. Man erledigte deshalb auch nur die Besoldungsposition für die Mitglieder des Ober-Steuer-Kollegiums ad 15, 400 Rthlr., hin—⸗ sichtlich deren in Gemäßheit des Ausschuß-Antrages beschlossen wurde, für diesmal die geforderte Summe zu genehmigen, daneben aber die Regierung, unter Bezugnahme auf verschiedene frühere ständische Schreiben, zu ersuchen, über die auch von der Re gierung als nothwendig anerkannte Umgestaltung des Ober Steuer Kollegiums und der General Directionen den Ständen baldthunlichst eine Vorlage zu machen. Ellissen inter pellirt wegen des Verfassungsbruchs im Königreich Sachsen, ohne jedoch eine Erwiederung hervorzurufen. Die speziell an Stüve ge richtete Anfrage Ellissen's wegen der letzten Verordnungen im nigreich Sachsen lautet folgendermaßen: „Kann und wird die han noversche Regierung einen Einfluß geltend machen, um dem Ver fassungsbruch im Königreich Sachsen zu steuern? Hält sie, ohne dahin zielende Maßregeln zu ergreifen, das eigene Land vor einem ähnlichen Attentate hinreichend gesichert? Endlich: Wird ihr eine Anregung und Mitwirkung der Stände in dieser Angelegenheit er— wünscht und förderlich sein?!“ Die Antwort Sr. Majestät des Königs auf die ständische Gratulations-Adresse wird verlesen.

Baden. Mannheim, 9. Juni. (M. Ztg.) Der hiesigen deutsch katholischen Gemeinde ist seder Mitgebrauch einer evangeli schen Kirche entschieden abgeschlagen worden.

Mannheim, 10. Juni. (F. O. P. A. 3.) Morgen wird die Kreiskasse zu Speyer den Bewohnern von Ludwigshafen, welche durch das Bombardement dieser neuen Stadt von hier aus beschädigt wurden, die bereits beanspruchten oder erweislich mit Recht zu beanspruchenden Entschädigungs⸗Summen ausbezahlen. Vorbehaltlich der Regressiv⸗Klage gegen die zu ermittelnden Urhe— ber des Schadens, beschloß nämlich die bayrische Regierung seiner Zeit mit den Kammern im Interesse des Kredits dieser jungen Handelsstadt, ausnahmsweise von den übrigen Plätzen Rheinbayerns, einen Schadenersatz für die durch das Bombardement zu Grunde bf gen smannsgützr und sonstige Benachtheiligungen des . enn. und gründete zu diesem Zweck Partial-Obliga⸗

J öh und 109 Fi. Dle Totalsumme des zu lei⸗

stenden Schaden- Ersatßes beläust' sich auf 286,009 Fl. und ist

bereits vor 14 Tagen von dem Finanz⸗Ministerium in den gedachten Obligationen zur Auszahlung überwiesen, letztere aber einiger eingetretenen Differenzen halber bisher noch verschoben wor— den. Obiger Kostenüberschlag von 286,000 Fl. würde sich, die Be schädigungen an Staatsgebäulichkeiten, wie dem Freihafen in Lud⸗ wigshafen, und Staatseigenthum überhaupt mit eingerechnet, auf beinahe Mill. Gulden belaufen, wenn der Staat für diesen wei teren Schaden nicht theilweise wenigstens an die Brand - Assekuran⸗ zen ꝛc. regressiren könnte. Die Enischädigungs summe von 286, 000 Fl. würde außerdem noch bedeutend vergrößert worden sein, wenn nicht verschiedene Häuser in der Schweiz der unruhigen Zeiten hal ber ihre aufgehäuften Baumwollenvorräthe rechtzeitig aus dem Ha fengebäude in Ludwigshafen zurückgezogen hätten.

Breisach, 10. Juni. (Frb. 3.) Heute Morgen 10 Minuten vor 8 Uhr ward dahier ein Erdbeben verspürt, das einige Augen⸗ blicke anhielt. Die in den Wohnzimmern besindlichen Möbel wur⸗ den so stark erschüttert, daß manche Leute schleunigst auf⸗die Straße eilten. Der Himmel war ganz heiter und keine Wolke sichtbar.

Hessen. Kassel, 12. Juni. (Kass. 3.) Versammlung der Stände. Die Berathung des Grundsteuer-Gesetzes wurde sortge setzt, zu Ende geführt und die Revision für die nächste Sitzung bestimmt. Der Landtag s-Kommissar erinnerte den Budget Ausschuß an sein gestriges Versprechen wegen der Berichterstattung über das provisorische Finanzgesetz. Herr Oetker: Den Vorstand des Budget⸗-Ausschusses (Herr Nebelthau), der den Bericht zu er statten habe, werde im Augenblick anwesend sein. Herr Oetker berichtete für den Rechts-Ausschuß über die Anfrage der Herren Röding und Hartmann und eine Eingabe der Gemeinden Unhaufen und Holzhausen, die anderweite Regulirung der Kosten zum Bau neuer und zur Unterhaltung vorhandener kirchlicher und Schulgebäude betreffend. Die Versammlung beschloß auf den Antrag des Ausschusses: die Regierung unter Mitthei lung der Eingaben um Vorlage gesetzlicher Bestimmungen über anderweite Regulirung der Beitragspflicht zu den kirchlichen und Schulbauten zu ersuchen. Herr Oetker wünschte zu wissen, wann seine Interpellation wegen des Anwalt⸗Gesetzes beantwortet werden würde. Der Landtags-Kommissar: Vas. werde wohl auf diesem Landtage nicht mehr geschehen. Herr Hildebrand gab hierauf in Abwesenheit des Berichterstatters, Herrn Nebelthau, fol gende Auskunst über den Stand der Berathung des provisorischen Jinanzgesetzes: Es habe im Ausschuß eine Konferenz stattgehabt, unt sei darin der Beschluß gefaßt worden, die Ablehnung des Gesetzes zu be antragen. Der anwesende Regierungs-Kommissar habe erklärt, für die sen Fall über das Verfahren der Regierung nicht instruirt zu sein, und Nachricht zu geben versprochen. Letztere sei indessen bis jetzt nicht erfolgt. Herr Nebelthau trat ein und erklärte, daß der Bericht alsbald vorgetragen werden könne. Herr Pfeiffer bean tragt den Druck und Berathung desselben in einer auf morgen Vor mittag anzuberaumenden Sitzung. Herr Gr äfe stimmt dem bei; nach dem so eben vernommenen Ausschuß-Antrage sei die Sache so wichtig, daß nichts übereilt werden dürfe. Der Landtags-Kom mifsär sprach wiederholt ven Wunsch aus, daß die Berathung so bald als möglich stattfinde; es würde der Regierung sehr angenehm gewesen sein, wenn dieselke noch heute stattfände. Der Druck des Berichts wurde beschlossen und die nächste Sitzung auf morgen

Vormittag anberaumt.

Auf Ansuchen des Landtags- Kommissars hatte der Präsident die Stände-Mitglieder Nachmittags 5 Uhr zu einer weiteren, je doch vertraulichen Sitzung berufen. In dieser erklärte der Exstere, daß die Auflösung der Stände-Versammlung noch heute erfolgen werde und müsse, weshalb er auffordern solle, alsbald zur Bera thung des auf die morgende Tagesordnung gesetzten Berichts über das provisorische Finanzgesetz zu schreiten. Nach längerer Diskus sion, in welcher der Landtags-Kommissar auf die bedenklichen Zu stände hinwies, welche eine Nichtbewilligung der Steuern im Gefolge haben würde, und von vorn herein jede Verantwortlichkeit der Re gierung ablehnen zu müssen erklärte, beschloß die Versammlung, auf die Berathung des Finanzgesetzes heute nicht einzugehen, worauf der Landtags-Kommissar unter Vorlegung seiner Vollmacht ein aller höchstes Reskript verlas, durch welches die Versammlung für auf gelöst erklärt und die Einleitung neuer Wahlen verordnet wird Die Versammlung ging hierauf aus einander.

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Hessen und bei Rhein. Worms, 11. Juni. (O. P. A. 3.) Die Landtagswahlen sind vor der Thür. Da die constitutionelle Partei des Großherzogthums allenthalben entschlossen ist, bei einer Wahl mit dem gegenwärtigen Wahlgesetze sich nicht mehr zu be theiligen, so hat deshalb der Bürgerverein in seiner gestrigen Siz zung eine Eingabe an das Großherzoglich hessische Staats-Ministe— rium in Darmstadt, die Abänderung des Wahlgesetzes betreffend, gerichtet, welche mit den Worten schlleßt: „Es wolle Großherzogl. Staats-Ministerium gefallen, für die bevorstehenden Landtagswah len einen provisorischen Wahlgesetz⸗-Entwurf zu publiziren, in wel— chem 1) der indirekte Wahlmodus für die Wahlen zu beiden Kam— mern festgehalten, 27) bei der Wahl zur zweiten Kammer die Stimm berechtigung der Urwähler mindestens nach den Beschränkungen von Artikel 4 und 6 des Wahlgesetzes für den Reichstag in Erfurt ge regelt, und 3) bei der Wahl zur ersten Kammer die Stimmberech tigung der Urwähler nicht ausschließlich durch den Geldeensus be dingt, sondern auch der durch Staatsprüfungen nachgewiesenen In telligenz die gebührende Berechtigung eingeräumt ist.“

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 12. Juni. (H. C.) Heute ist den Militairs der hiesigen Garnison, welche den Feldzug nach Baden mitgemacht haben, die Verleihungs - Urkunde über die vom Großherzoge von Baden für das Befreiungsheer gestiftete Gedächtnißmedaille eingehändigt worden. Dieselbe trägt lithogra— phirt oben das badische Wappen mit dem Avers und Revers der Denkmünze, zu den Seiten in Arabesken die Kopfbedeckungen der verschiedenen Truppentheile, welche dem Feldzuge beigewohnt haben, und unten, nebst anderen kriegerischen Emblemen, die Fahnen der resp. Truppen Corps. Die lUirkundsworte lauten folgendermaßen: „Nachdem Se. Königliche Hoheit der Großherzog als dankbare An erkennung der Verdienste, welche die zur Niederkämpfung des Auf standes in das Großherzogthum eingerückten verbündeten Truppen sich erworben haben und zum bleibenden Gedächtniß an die von denselben bethätigten kriegerischen Tugenden unter dem 29. August 1849 Allergnädigst geruht haben, für alle diejenigen, welche den Feldzug gegen die Rebellen tadellos mitgemacht haben, eine Ge— dächtniß⸗-Medaille zu stiften und dieselbe dem zu verleihen, so wird zur Bestätigung dessen gegenwärtige Verleihungs Urkunde hiermit ausgestellt. Karlsruhe, ant 29. August 1819. Großher— zoglich badisches Kriegs⸗Ministerium. (gez.) A. von Rog⸗ genbach.“

Lübeck. Lübeck, 12. Juni. (H. C) Unser Hafen war heute festlich geschmwückt, sämmtliche Schiffe hatten, zu Ehren der Prinzessin der Riederlande, welche heute, von Hamburg lommend, hier durch nach ihrer neuen Heimat reiste, geflaggt. Gegen 4 Uhr kam die Prinzessin nebst Gefolge hier an, reiste aber gleich,

ohne auszusteigen, nachdem vor dem Hotel du Nord die Pferde ge⸗ wechselt waren, weiter nach Travemünde, wo das schwedische Ge⸗ schwader unter dem Befehl des Admirals Freiherrn von Gyllengra— nat sie erwartet, um noch heute in See zu gehen. Auch die in der Rähe des Hotel du Nord gelegenen Gebäude waren mit schwe— dischen und lübeckischen Flaggen geschmückt.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 13. Juni. (O. P. 3.) Die bisher in hiesiger Gegend garnisonirende halbe Escadron Königlich preußischer Kürasstere wird morgen früh Frankfurt ver⸗ lassen und statt derselben eine Escadron Königl. preußischer Husa— ren vom 12ten Husaren-Regiment nebst Königl. preußischer Ar— tillerie von Koblenz hier einrücken. Der Ober-Befehlshaber der Gesammt-Garnison, der Kaiserl. österreichische General von Schirn⸗ ding, wird, wie üblich, mit dem ganzen Stabe den Abziehenden das Geleite geben und die Einrückenden empfangen.

Hamburg. Hamburg, 13. Juni. (H. C.) Der Her⸗ zoglich sachsen-meiningische Konful, Herr Kerst, hat dem Senate das Notifications Schreiben über die Vermählung Sr. Hoheit des Erbprinzen Georg mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Friederike Luise Wilhelmine Marianne Charlotte von Preußen zu— gestellt.

Ausland.

Oesterreich. Mailand, 8. Juni. (Gaz. di Mil.) Der Feldmarschall Radetzky ist heute in Mailand eingetroffen, um die vorzüglichsten zu Vertheidigungswerken sich eignenden Punkte zu bestimmen. Die betreffenden Arbeiten sollen sofort in Angriff ge nommen werden.

Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 12. Juni. Fortsetzung der zweiten Lesung des Pensions- und Unterstützungskassen⸗-Gesetzes. Ladoulette, Bouhier de l'E— cluse und Andere stellen das Amendement, Artikel 12 durch fol⸗ gende Fassung zu ersetzen: „Es werden 4000 Sparkassenbücher, jedes zu 25 Fr. Leibrente, gegründet, welche binnen 3 Jahren von den General-Departements Conseils an Ackerbau- und Industrie— Arbeiter vertheilt werden, die nach Stand, Alter und Aufführung dieser Unterstützung würdig sind. Beim Ableben des Besitzers fällt das Buch an das Departement zurück, und zwar zur nämlichen Bestimmung. Der Berichterstatter Benoist d' Azy bemerkt, die Fommission nehme es an, da man das Prämiensystem derselben verworfen habe. Der Handels- und Ackerbau-Mini⸗ ster erklärt sich gleichfalls damit einverstanden. Heurtier weist auf die Schwierigkeiten der Ausführung hin. Der Bericht⸗ erstatter will vorerst über den ersten Theil abgestimmt haben.

Baze bekämpft das ganze Amendement. Dasselbe wird verworfen. diese Kassen unter Obhut von

Ein Amendement Morellet's: 5 Repräsentanten zu stellen, wird als untauglich verworfen. Ar— tikel 13: „Die Geschäftsführung liegt der Depot- und Consigna⸗ tionskasse ob, wird angenommen. Ch. Lagrange will den Mi⸗ nister des Innern und der öffentlichen Arbeiten wegen der Nach⸗ theile interpelliren, welche den Kaufleuten der Boulevards durch deren Macadamisirung erwachsen. Wird unter dem Gelächter der Masorität auf 3 Monate vertagt. Art. 14: „Im Handels⸗ und Ackerbau-Ministerium wird eine Kommission zur Prüfung aller be⸗ züglichen Fragen niedergesetzt. Sie besteht aus 4 Repräsentanten, 2 Staatsräthen, 2 Räthen des Cassationshofes, 2 solchen vom Rechnungshofe, 2 Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften, 2 Mitgliedern der moralisch⸗politischen Akademie, dem Komptablilitäts⸗ Direktor des Finanz⸗Ministeriums, 2 Priestern, 2 Aerzten, 2 Arheiterschiedsrichtern, einem Landmann, einem Handwerker und einem Handelsmann. Die letzten werden alle von der Regierung ernannt.“ Mathieu de la Dröme, vom Berge, protestirt gegen die Einmi⸗ schung der Geistlichkeit. Man strenge in neuester Zeit diese Herren zu oft an. Der Berichterstatter beharrt darauf. Der Artikel wird angenommen. Letzter und 14. Art.: „Der National Versammlung wird jährlich Rechuung gelegt. Angenommen.“ Eine dritte Lesung wird beschlofssen. Kreditforderung zum Ausbau des Grabes Napo⸗ tons. Ber Kredit wird ohne Diskussion mit 542,694 Fr. bewil

ligt. General Pelet verlangt dessen Vermehrung um 200, 000 Fr. behufs Ausführung einer Reiterstatue auf der Invaliden Esplanade. Wird verworfen und das Gesetz mit 443 gegen 166 Stimmen an⸗ genommen. Gesetz-Entwurf, betreffend die Opfer des Februar, die Verwundeten vom Juni 1848, die Pension der Wittwe des Generals Regnault und der nicht aus der aktiven Armee genommenen Offi⸗ ziere der Mobilgarde. Der Präsident will zuerst den Entwurf iiber die Opfer des Februar zur Abstimmung bringen. Der Mi

nister rechtfertigt, warum er Ein Projekt für die Februarkämpfer, die Mobilgarden vom Juni, die verwundeten Soldaten und ihre Familten entworfen. Dle Kommission habe den Kredit für die Fe

ruarkämpfer verworfen und wolle solchen nur für die Soldaten und im Juni verwundeten Nationalgarden bewilligen. Die Re

gierung behält sich vor, später einen Kredit für die Ausgeschlossenen zu verlangen. Sonst tritt sie der Ansicht der Kommission bei. (Bravo rechts,. P. Duprat erstaunt, daß man denjenigen Pensionen verweigere, welche die Republik gegründet und Herrn Bonaparte's Emporkommen möglich gemacht. Es sei ein Skandal, unter der Republik die Gründer derselben von der National-Belohnung aus— zuschließen. Der Regierungs-Entwurf habe Alle vermengt, aber Niemanden ausgeschlossen. Die Kommission dagegen wolle diejenigen, welche die Monarchie gestürzt, brandmarken. Man werde ihnen höchstens ein Almosen geben. Die National- Belohnung werde für die Besiegten sein. Er erinnert Keratry, ein Majoritäts- und Kommissions Mitglied, an dessen Worte über die Juli-Helden. Restauration und Juli-Regierung hätten diejenigen geehrt, denen sie ihr Dasein verdankten. Die Restaura⸗ tion habe sogar den eines gemeinen Verbrechens wegen verurtheil⸗ ten Cadoudal belohnt. Das Volk, welches noch immer die Pen— sionen der Monarchie zahle, begreife dies System, die Söhne zu verleugnen, um die Mutter zu entehren. Callet begreift nicht, wie man Rebellen vertheidigen könne, die frech sich gegen die Ge setze auflehnten. (Lärm links.) Es sei gar kein Unterschied zwi— schen Revolution und Emeute, als das Glück. Moralisch müsse man beide brandmarken. (Links: Sie haben doch die letzte Revolution in Gedichten gepriesen! Lärm rechts.) Er wolle Cremieux, dem ersten Minister der Rebellen, antworten. (Lärm links. Zur Ordnung! Der Präsident weigert sich, den Redner zur Ordnung zu rufen. Der Redner endet, wie er angefangen. F. de Lasteyrie bemerkt, wenn man sich der Republik unterwor⸗ fen, sie feierlich anerkannt habe, zieme sich eine solche Sprache nicht. Berichterstatter Monnet sagt, er kenne keine Republik des Fe⸗ bruars, der Rebellen, er kenne nur die vom 4. Mai. (Lärm links. Bravo rechts.) Die Versammlung beschließt zuletzt mit 372 gegen 226 Stimmen, nicht zur Diskussion der Artikel des Gesetzentwurfs zu Gunsten der Februarkämpfer überzugehen. Derselbe ist also verworfen.

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Paris, 11. Juni. Die Rekrutirungs-ommission hat Berry zum Präsidenten, Rocher zum Secretair gewählt.

Proudhon's Prozeß ist auf übermorgen vertagt. .

Der frühere Kanzler Pasquier und Herr Guizot begeben sich ebenfalls zu Ludwig Philipp; ob auch Molé, ist noch zweifelhaft.

Das Regenwetter verhindert telegraphische Mittheilungen über die Wahl im Departement Niederrhein. ö

Dabaud's Antrag, das neue Wahlgesetz auch auf Munizipal= und Departemental⸗Wahlen auszudehnen, ist von der 11ten Ini⸗ tiatlv⸗Kommission verworfen worden. Chassaigne Goyon ist Be⸗ richterstatter. .

Wallon, Mitglied des Tiers parti, hat wegen der Wahlre form seine Demission gegeben. ö

Es soll sich bestätigen, daß das dem Drucker des Peuple, Herrn Boulé, entzogene Patent von der Regierung an Herrn De— lamarre, Banquier und Eigenthümer der Patrie, verliehen wird, was diesem bedeutenden finanziellen Vortheil brächte.

Die Voix du Peuple wird unter dem Titel: de 1850, wieder erscheinen.

Für die austretenden 4 von den 17 Präsidenten der Partei— versammlung im Staatsrathsgebäude wurden einstimmig gewählt: Falloux, General St. Priest (Legitimisten), Leon de Malleville (alte Opposition) und Vitet (alter Konservativer).

Le Peuple

Paris, 12. Juni. Zwischen dem Präsidenten persönlich und Lord Normanby soll ein Vergleich in der britisch-französischen Dif⸗ ferenz abgeschlossen sein. Nur um dessen Ratification einzuholen, wird sich Lord Normanby nach England begeben.

Obwohl die Dotations-KKommission das größte Geheimniß beobachtet, verlautet doch, sie habe sich mit 9 gegen 6 Stimmen ge— gen Bewilligung der geforderten 3 Millionen ausgesprochen. Fol gende Summen bezieht der Präsident gegenwärtig aus dem Staats— schatze: 600,000 Fr. an Gehalt nach der Constitution, 600,099 Fr. Repräsentationskosten, 100,000 Fr. für Erhaltung des Elysee, Bedienung, Beleuchtung, Heizung, Wäsche; ungefähr 19.000 Fr. monatlich aus dem Ministerium des Innern für Unterstützungen, zusammen 15,720,000 Franken. Einige Mitglieder der National Versammlung, welche für eine Vermittelung in der Dotationsfrage sind, wollen dem Präsidenten Fontainebleau als Sommer-Residenz und die Einkünfte aus den dortigen Wäldern angewiesen wissen. Dieselben betragen 2 Millionen Franken.

Der Minister des Innern wird morgen einen Gesetzentwurf über Theaterpolizei einbringen.

Großbritanien und Irland. London, 12. Juni. Der Premier⸗Minister Lord John Russell begiebt sich morgen nach Osborne auf der Insel Wight, der gegenwärtigen Residenz Ihrer Majestät der Königin.

Der mittlere Theil des Gebäudes, welches zur großen Indu— strie⸗Ausstellung 1851 bestimmt ist, wird ein Kuppeldach aus Eisen— blech bekommen, dessen Durchmesser 200 Fuß zählt. Der Durch messer der Kuppel der Paulskirche in London beträgt nur 112, der Peterskirche in Rom 139 und des Pantheons in Paris 142 Fuß. Das Mittelgebäude, das diese Kuppel tragen wird, soll die Ger stalt eines Sechzehnecks und ohne Kuppel eine Höhe von 60 Fuß haben.

Der ministerielle Globe meldet: „Ein unter russischem Schutze stehender Armenier, der den russischen Konsul zu Tabris beleidigt hatte, war gewaltsamer und ungesetzlicherweise vor den Wesir von Aderbedschan gebracht worden und hatte auf das Andringen des Russen eine Bastonade erhalten, welche ihm die Füße im eigentlichen Sinne verstümmelt hatte. Der von einer Reise zurückgekehrte bri— tische Konful that vergebens Einspruch, bis es endlich dem englischen Gesandten in Teheran gelang, die entgegengesetzten Bemühungen des russischen zu hintertreiben und vom persischen Ministerium aus⸗ zuwirken, daß 1) der Armenier eine Entschädigungssumme erhielt, 2) der Wesir von Aderbedschan kassirt, 3) der britische Konsul offi— ziell um Verzeihung gebeten wurde.“

Der berühmte englische Bildhauer Wyatt ist in Rom, wo er seit 20 Jahren sich aufhielt, gestorben.

Halevy hat eine neue Oper: „La Tempesta“, komponirt, wozu Scribe nach dem Shakspeareschen „Sturm“ das Libretto geschrieben hat. Diese Oper ging am Sonnabend hier zum erstenmale mit großem Applaus über die Bühne.

Nach dem Berichte vom La Plata wüthete auch dort das gelbe Fieber, und die englischen Kriegsschiffe hatten mehrere Opfer zu beklagen. ,

Der jüngste Sohn von O'Connell ist eben zum Konsul zu Para in Brasilien ernannt worden. .

Bekanntlich steht es jetzt fest, daß die Regierung den Entschluß gefaßt hat, die zwei von dem Lordkanzler verwalteten Aemter, näm sich das Amt eines Lordkanzlers in seiner richterlichen Qualität und das Präsidium des Sberhauses, vollkommen zu scheiden, eine Maßregel, welche für die höhere Justiz von unbe— rechenbarer Wichtigkeit ist. Es hatte sich immer als nach theilig erwiesen, daß der Lordkanzler als Vorsitzender des Kanzleihofes je nach der Partei, die vom Ruder trat, auch wechseln mußte, während ein solcher Oberrichter nicht von den wechselnden Einflüssen der Politik bedingt sein sollte. Die Unzuständigkeiten der bisherigen Einrichtung hatten sich längst fühlbar gemacht, und so benutzte die Regierung den durch Krankheits -Ursachen bedingten Rücktritt des Lord Eottenham, um diese Reform durchzuführen. Die nächste Folge dieser Reform wird die sein, daß die Prozesse vor dem Kanzleihofe rascher vorwärts gehen, wodurch die Justiz Verwaltung nur gewinnen kann.

Dänemark. Kopenhagen, 11. Juni. (H.. C.) Der Ober- Hofmarschall Lewetzau ist zu den Vermählungsfeierlichkeiten in Stockholm mit Glückwünschen vom hiesigen Hofe abgegangen.

Der Ober -Landgestütmeister Bardenfleth, Bruder des Justiz Ministers, ist, 43 Jahre alt, gestorben.

Kopenhagen, 11. Juni. Die Berlingsche Zeitung wiederholt, vaß die von den schleswig, holsteinischen Vertrauens⸗ männern gemachten schriftlichen Vorschläge von der dänischen Re gierung zurückgewiesen, und setzt hinzu, daß sowohl Herr Heinzel⸗ mann, wie Herr Prehn, bereits abgereist sind, während Graf Reventlow-Farve sich noch hier aufhält, doch erwartet sie, daß auch er sich entfernen wird. Die Regierung würde ohne Zweifel die gemachten Vorschläge veröffentlichen und daraus beweisen, wie wenig man auf schleswig-holsteinischer Seite zur Annäherung an einen Frieden geneigt sei.

Italien. Rom, 4. Juni. (El.) Der Präsident der römischen Bank fordert in einer öffentlichen Kundmachung die Besitzer von Bank noten auf, binnen 20 Tagen, vom Tage der Kundmachung ab ge— rechnet, ihre Noten zur neuen Einregistrirung und darauf zu be gruͤndenden verhältnißmäßigen späteren Einlösung derselben gegen klingende Münze dem Bank⸗Kassirer vorzulegen. Personen, welche dieser Aufforderung nicht nachkommen, verlieren ihr Anrecht auf die mit denselben verbundenen Vortheile.

; , . Allai ist zum Secretair der für die Organisation er päpstlichen Miliz (auma dei veli i) bestimnmiten Kommission ge⸗ wählt worden. Diese Miliz wird, dem Vernehmen nach, aus vier Escadrons bestehen. .

Das Treiben der Demagogen in Rom wird immer toller. In die Buchhandlung des Herrn Bonifazi, welcher konservative Schriften zum Verkaufe ausbot, warfen sie eine mit Pulver ge⸗ füllte Glaskugel, welche vier Personen verwundete, und eben so schleuderten sie in den Buchladen des Herrn Spithover eine mit Schießmaterial gefüllte blecherne Büchse, welche beim Platzen viele Druckschriften zerstörte. .

Die französischen Generale Guesviller und Morris sind von Rom nach Frankreich zurückgekehrt. Graf Colonna-⸗Walewski ist auf seiner Reise nach Neapel in Rom eingetroffen.

Die Gemeinde-Kommission von Rom hat in Anerkennung der Verdienste, welche sich der Pro⸗Staats-Secretair Kardinal Anto nelli um den heiligen Stuhl erworben, dessen Brüdern Gregorio, Filippo, Angelo und Lu i für sie und ihre Nachkommenschaft das römische Bürger- und Adelsrecht verliehen.

Neapel, 1. Juni. (Lloyd.) Durch Dekret des Königs von Neapel wurde der bekannte Geschichtsforscher Don Ferdinando Malwina zum Historiographen von Sicilien ernannt.

In Neapel hat heute der Riesen-Prozeß über die Sekte der Unitarier begonnen; 24 Advokaten sind zur Vertheidigung der Im putirten ernannt.

Spanien. Madrid, 6. Juni. (Fr. B.) Der Herzog von Gor, früher Gesandter in Wien, ist zum Vice-Präsidenten des Staatsrathes ernannt.

Die Gaceta veröffentlicht die Einsetzung einer Prüfungs⸗ Kommission für pensionirte frühere Beamte des Finanz-Departe⸗ ments.

Zproz. 33.

Der zoologische Garten ist in den letzten Tagen wiederum mit mehreren neuen Thieren, namentlich mit seltenen Raubvögeln und Papagaien bereichert worden, zu deren Betrachtung die Herren Actionaire, so wie alle Gönner der Anstalt, hiermit eingeladen werden.

Meteorologische Beobachtungen.

1850. Morgens Nachmittags Abends Nach einmalitger

II. Juni. 6 Ubr. 2 Ubr. 10 Uhr. Beobachtung. Luftdruck . 333,91“ Par. 334,51“ bar. 333,79 Par. Quell wärme 777 R. Luftwüärme ..... 4 11,29 KR. * 15.67 n. * 11.2“ R. Flusswärme 16,07 HX. Thaupunkt .... 4 7 w 8,9 n. = 6,99 R. Bodenwärme Dunstsättigung 72 pCt. 58 pCt. 70 pt. Aus dünstung ,, trübe. balbheiter. heiter. Niedersehlag O, 262!“ Rb. Wind W. W. W. Wärme wechsel 4 16,29 Wolken zug ... W. 4 10,1

Tagesmittei: 339,07“ Par. ö 1 12,70 R... * ö , pCt. ,

Königliche Schauspielt.

Sonntag, 16. Juni. Im Opernhause. Mit aufgehobenem Abonnement: Der Prophet. Oper in 5 Akten, nach dem Fran zösischen ves Eugene Scribe, deutsch bearbeitet von L. Rellstab. Musik von Meyerbeer. Ballet vom Königlichen Balletmeister Ho⸗ guet. (Herr Ander: Johann von Leyden; Frau Berend⸗Brand: Fides.“ Anfang 6 Uhr.

Preise der Plätze: Ein Billet zu den Logen des Prosceniums, des ersten Ranges und im ersten Balkon 2 Rthlr.; zum Parquet und zur Tribune 1 Rthlr. 15 Sgr. Ein Billet zu den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr. 19 Sgr.; zu den Logen des dritten Ran-— ges, im Balkon und zum Parterre 20 Sgr.; zum Amphitheater 10 Sgr.; zur Fremdenloge 3 Rthlr.

Montag, 17. Juni. Im Schauspielhause. 101st Abonnements Vorstellung: Der Weg durch's Fenster, Lustspiel in 1 Akt, nach Scribe, von W. Friedrich. Hierauf: Doktor Robin, Lustspiel nach dem Französischen, von W. Friedrich. Und: Der Verschwiegene wider Willen, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. Anfang halb 7 Uhr.

Dienstag, 18. Juni. Im Opernhause. Mit Allerhöchster Ge nehmigung. Zum Besten des Unterstützungs-Vereins von Berg und Mark und zur Erbauung des National⸗Krieger⸗Denkmals: 13 Fest⸗ marsch, von Spontini. 2) Prolog, gedichtet und gesprochen von C. Stawineky. 3) Borussia, Volkslied, von Spontini. 4) Tableau. 5) Ouvertüre und der zweite Akt der Oper: Ein Feldlager in Schlesien, von L. Rellstab, Musik von G. Meyerbeer. 6) Das Lied

—w——

von der Majestät, von W. Taubert. 7) Großes allegorisches Schluß * Tableau. Anfang halb 7 Uhr. . Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rthlr. . Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 40 Sgr. . Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater . 36 10 Sgr. ( f .

Tie resp. Inhaber von abonnirten und reservirten Plätzen .

welche gewünscht haben, solche für diese Vorstellung beizubehalten

werden ersucht, Sonntag, den 16ten d. M., die Billets von 11 bis

1 Uhr Mittags im Billet-Verkaufs-Büreau des Opernhauses ab 33

holen zu lassen, widrigenfalls solche anderweit verkauft werden ; Der Billet-Verkauf selbst beginnt erst, und zwar im Billet

Verkaufs-Büreau des Opernhauses, Montag, den 17. Juni, Me gens 9 Uhr. . . Die Abonnements und freien Entreen sind ohne Ausnah nicht gültig. Rönigsstädtisches Theater. Sonntag, 16. Juni. Ein Prophet, oder:; Johannes Leiden und Freuden. Parodirende Zauberposse mit Gesängen, Tänzen

und Gruppirungen (mit theilweiser Benutzung eines älteren

Sujets), in 3 Affen, von Gustav Räder. Die neuen Maschinerieen und

Decorationen im ersten Akte: Gegend mit Windmühlen; im zweiten

Afte: der innere Vorhof eines indischen Tempels mit der Seiten

ansicht des Palastes; im dritten Akte: Explosion⸗ und Einsturz⸗ 2 Pavillon, Ansich!i von St. Petersburg mit der Eisfläche der . Newa ꝛc., sind vom Maschinenmeister und Decorationsmaler Herrn Köhn 26

* l

Montag, 17. Juni. Ein Proßhet, oder: Johannes Leiden und Freuden. . 9 Dienstag, 18. Juni. Ein Prophet, oder: Johannes Leiden K

und Freuden.

Montag, den 17. Juni, Nachmittags 4 Uhr, mit Aller höchster Genehmigung, in der Garnisonkirche;: Elias, Orato rium von F. Mendelssohn⸗-Bartholdy unter Leitung des Königl. Kapellmeisters Herrn W. Taubert und unter gefälliger Mitwirkung 3 geehrter Mitglieder der Sing- Akademie, der Königlichen Kapelle, des Dom-Chors und des Musik⸗Direktors Herrn Grell, welcher den